den Gerichtsassessor Schuster in Neustadt a. Rübenberge zum Amtsrichter in Rotenburg i. Hannover,
den Gerichtsassessor Vaaßen in Mülheim a. Rhein zum Amtsrichter in Gemünd (Eifel) und
den Gerichtsassessor Scheffers in Barmen zum Amts⸗ richter in Elberfeld zu ernennen,
dem Amtsgerichtssekretär Wahrendorff in Strasburg (Westpr.) den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen, ferner
zu genehmigen, daß der Landgerichtsdirektor Suchsland in Torgau an das Landgericht in Naumburg a. S. und
der Erste Staatsanwalt Friedheim in Lyck an das Landgericht in Dortmund versetzt werde.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Direktor des mit Realgymnasium ver⸗ bundenen Schillergymnasiums in Groß⸗Lichterfelde b. Berlin Dr. Julius Waßner zum Provinzialschulrat zu ernennen, dem Schiffbaudirektor, Baurat Zimmermann in Stettin und dem Maschinenbaudirektor, Baurat Flohr ebenda den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Veisse getroffenen Wahl den Ersten Bürgermeister dieser Stadt, Oberbürgermeister Warmbrunn in gleicher Amtseigenschaft auf Lebenszeit zu bestätigen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Domänenpächtern, Oberamtmann Holst zu Groß— Cordshagen, Oberamtmann Wegener zu Hermannshagen, Oberamimann Modrow zu Gustebin im Regierungsbezirk Stralsund und Oberamtmann Schallehn zu Leubus im Regierungsbezirk Breslau den Charakter als Amtsrat zu ver⸗ leihen.
Seine Majestät der König haben den Anschluß der deutschen evangelischen Kirchengemeinden zu Neu—⸗— Württemberg und zu Montalverne, beide im Staate Rio Grande do Sul (Brasilien), an die evangelische Landes— kirche der älteren Provinzen der preußischen Monarchie Aller⸗ gnädigst zu genehmigen geruht.
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreis— kasse in Allenstein, Regierungsbezirk Allenstein, ist zu besetzen.
Justizministerium.
Dem Notar Wolff in Montjoie ist der Amtssitz in Gemünd angewiesen.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Oberförster Arendt in Berlin und der Forstassessor enrion in Bonn sind auf ihren Antrag aus dem Staats⸗ hire entlassen worden, letzterer unter Verleihung des Charakters als Oberförster. . . Dem Domänenpächter Kinder zu Nochau im Regierungs⸗ bezirk Posen ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Der Provinzialschulrat Dr. Waß ner ist dem Provinzial⸗ schulkollegium in Cassel überwiesen worden.
n der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungs⸗ urkunde, betreffend die Ausgabe von Schuld⸗ verschreibungen auf den Inhaber durch die Stadt Aachen, veröffentlicht.
Aichlamtliches. Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 23. Juli.
Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
Der Königliche Gesandte beim Päpstlichen Stuhle, Wirk— liche Geheime Rat Dr von Mühlberg hat einen ihm Aller⸗ höchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesen⸗ heit werden die Geschäfte der Königlichen Gesandtschaft von dem Legationsrat Dr. von Bergen geführt.
Laut Meldung des ‚W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltis“ vorgestern in Amoy eingetroffen und geht am A. Juli von dork nach Tsingtau in See. .
Each 7 „Bussard“ geht heute von Nossi Bs auf Madagaskar nach Majunga auf Madagaskar in See.
Mecklenburg⸗Strelitz.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog Adolf Friedrich hat gestern sein 61. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Landesherrn wurde in Stadt und Land in der üblichen Weise gefeiert.
Großbritannien und Irland.
Der Staatssekretär der Kolonien Earl of Crewe hat gestern die Vorlage, betreffend den Zusammenschluß der südafrikanischen Kolonien, im Oberhause eingebracht.
— Im Unterhause stand gestern die Beratung des Etats des Auswärtigen auf der Tagesordnung.
Nach dem Bericht des W. T. B.“ übte der liberale Abgeordnete Dilke 3 an der Balkanpolitik Englands und erklärte, daß England, indem es in Verbindung mit Rußland den Standpunkt vertreten habe, daß die Okkupation Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich⸗Ungarn vorübergehender Natur sei, sich in Gegen—⸗ satz gesetzt habe zu der allgemeinen Auffassung, daß diese Okkupation nicht eine temporäre sein solle. England habe zu sehr auf der Doktrin von der Heiligkelt des Berliner Vertrages bestanden, der doch von der Türkei ebenso sehr verletzt worden sei, als von den anderen Mächten. — Der Abg. 6 (Aibeiterpartei) sprach sich gegen den beabsich tigten Besuch des Kaisers von Rußland aus und erklärte, der Kaiser und die russische Regierung seien un⸗ trennbar von der Verantwortung für die beklagenswerten Zustände in den russischen Gefängnissen und für die zahlreichen Hinrichtungen. Da die feüheren offliiellen Höflichkeitz bezeugungen keinen Einfluß auf die russische Politik auigeübt hätten, solle die britische Regierung sagen, sie halte ie mit ihrer Gastfreundschaft zurück, bis Rußland Ordnung in seinem Innern geschaffen habe, es sei denn, daß die britische Re⸗ gierung die Beschuldigungen, die gegen die russische Politik erhoben worden seien, vollständig widerlegen könne. Die Arbeiterpartei werde darauf bestehen, daß über ihren Protest abgestimmt werde.
Hierauf, besprach der Staatssekretär des Aeußern Grey ver—⸗ schiedene während der Debatte aufgeworfene Fragen und erklärte: „Wir haben Spezialabkommen, die aller Welt bekannt sind, mit gewissen europätschen Mächten, aber wir betrachten diese Abkommen nicht als eine Schranke zwischen uns und anderen Mächten; wir sehen darin kein Hindernis für uns, mit anderen Mächten in guten Be— ziehungen zu leben. Mit anderen Worten: Die Interpretation, die wir diesen Abkommen geben, ist die, daß kein Grund vorhanden ist, weshalb wir oder eine andere Macht, die an diesen Abkommen be— telligt ist, wegen dieser Vereinbarungen in schlechten Beiiehungen steben sollten zu irgend einer anderen Macht; und wenn wir sehen, daß europäische Maͤchte Fragen unter sich in freundschaftlicher Weise erledigen, so sehen wir das mit aufrichtigem Wohlwollen. Wir wollen an diesen Abkommen festhalten, da sie stets ein höchst schätzenwertes Mittel gewesen sind, Reibungen zwischen uns und den Mächten, mit denen wir Abkommen getroffen haben, ju beseitigen. Wir erwarten, daß diese Abkommen mit der gleichen freundschaftlichen Gesinnung von den anderen europäischen Mächten aufgefaßt werden. In Verteidigung der englischen Politik auf dem Balkan sagte Sir Edward Grey: Als im nahen Osten die Schwierigkeiten aufstiegen, haben wir uns durch nichts anderes als durch die Abmachungen des Berliner Ver⸗ trages verpflichtet gehalten. Nach Abschluß dieses Vertrages waren alle früheren Abkommen hinfällig. Wir sind Rußland nicht in allen Stücken gefolgt und haben unsere eigenen Ansichten gewahrt. Waß unser Verhältnis jur österreichisch, ungarischen Regicrung betraf, so hatten wir dieser gegenüber keinerlei moralische Verpflichtungen, auch ist von dieser während des ganzen Verlaufes der Verhandlungen eine solche Behauptung nicht erhoben worden. Seit der Rede von Dilke be⸗ schäftigen sich meine Gedanken mit den Versicherungen, die im Jahre 1880 Gladstone gegeben wurden und in einem von ihm veröffentlichten Briefe an den österreichisch ungarischen Botschaster enthalten sind. Es heißt dort: Eure Exzellenz sind so liebenswürdig, mir zu versichern, daß Ihre Regierung nicht den Wunsch begt, die im Berliner Vertrage er— worbenen Rechte in irgend einer Weise auszudehnen, oder ihnen irgend etwas hinzuzufügen, und daß irgend solche Erweiterungen für Oester⸗ reich⸗Ungarn durchaus nachteilig sein würden. In Beantwortung der Versicherung des österreichisch⸗ungarischen Botschafters gab Gladstone ihm dann gewisse Erklärungen. Ich bringe dies jetzt hier nicht etwa deswegen vor, weil ich es für ein Moment halte, in dem eine Ver— pfliü tung zwischen den beiden Mächten für die gegenwärtige Zeit enthalten sei, sondern weil es eine gute Antwort für Dilke ist, wenn er sagt, daß in irgend etwas, was vor dem Berliner Ver— trage gesprochen sei, eine moralische Verpflichtung enthalten sei. Dilke hat versucht, die Bedeutung des Berliner Vertrages abzu—⸗ schwächen; mein Wunsch ist, die Unverletzlichkeit solcher inter⸗ nationalen Verträge aufrecht zu erhalten. Ute jagte, der Berliner Vertrag sei berests früher verletzt worden. Qéer wir haben auch schon früher gegen Verletzung⸗ * Hes Vertrages Einspruch erhoben, und wir sind im Falle , mic Vertrages, der verletzt wurde, im Jahle 1871 mit anderen Mächten Übereingekommen, daß, obgleich internationale Verträge nicht unabänderlich seien, ein⸗ zelne Teile derselben durch die Handlungen einer Macht ohne vor— heriges Befragen der anderen Vertragsmächte nicht geändert werden dürfen. In diesem Fall ist die Aenderung des Berliner Vertrages obne vorheriges Befragen der anderen Mächte mitgeteilt worden. Obgleich die Aenderung eine solche sein 1. daß sie anerkannt werden kann und gegen die nicht bedingungslos Einspruch zu er⸗ heben ist, so wäre sie doch nicht anzuerkennen, ehe nicht ein Be⸗ fragen der anderen Mächte stattgefunden hat. Hieran halten wir uns in erster Linie gebunden. Eine Angelegenheit, die uns be— rührte, war unzweifelhaft die Tatsache, daß die Aenderung des Berliner Vertrages ein ernster Schlag war gegen das Prestige der Türkei, die im Begriff war, in eine höchst kritische, aber hoff nungsvolle Lage einzutreten, und daß die Aenderung zu einer Zeit geschah, die für die türkische Regierung nachteilig sein mußte und in der sie bedeutende Schwierigkeiten ju überwinden hatte; aber nichts desto weniger war sie voller Hoffnung, sich zu besseren Verhältnissen durchjzuringen. Die Greignisse des letzten Herbstes und Winters haben bald der einen, bald der anderen Macht große Be⸗ sorgnis verursacht. Ich sage nicht: Besorgnis mit Bezug auf ung. Wir haben keine gemeinsame Grenze, die von einer dieser Fragen berührt wird, aber für den allgemeinen europälschen Frieden und die Stellung gewisser Mächte, bald der einen, bald einer anderen Macht, und besonders für die Türkel selbst, gab es Zeiten großer Be⸗ sorgnitz. Alle diese Gefahren sind glücklich vorübergegangen. Sie müssen diese Dinge nach den Resultaten beurteilen, und das Resultat war, daß — ich sage nicht, nur dank unserem Vorgehen — unter An⸗ wendung von vieler Geduld und Zurückbaltung der gesunde Menschenverstand in Europa in vollem Maße siegte und daß sich eine friedliche Regelung ergab. Ich meine, daß jetzt, wo eine friedliche Regelung, erzielt ist, niemand irgend welchen Mächten, die sehr schwierige Verhandlungen ju führen hatten, Vorwürfe wird machen wollen. Ich denke, daß unsere Haltung jetzt besser verstanden wird, und es ist unser Wunsch, daß die Reibungen borübergehen mögen und, daß die Besserung in den diplomatischen Beziehungen, die durch die Tatsache ernelt worden ist, daß das Resultat ein friedliches war, anhalten möge. Was Kreta anbetrifft, so ist die Insel den vier Mächten anvertraut geblieben, die auch weiter der Verpflichtung nachkommen, die Hoheitsrechte der Türkei zu wahren. Der Redner verbreitete sich sodann ein gehend über die Congofrage und stellte eg in Abrede, daß
England in letzter Zeit eine weniger feste Haltung in der Frage bewahrt habe. England Wunsch sei gewesen, daß Belgien freie Hand baben solle, und er erkläre jetzt, daß Belgien mehr Zeit haben solle, seine Absichten kund zu tun, und daß England keine besonderen Maßregeln angeben könne, die es befolgen werde, bevor der belgische Kolonialminister von seiner Reise nach dem Kongo im September zurückgekehrt sei. Wenn aber am Schluß des Jahres die Lage noch dieselbe sein sollte, werde die Reglerung sich zu überlegen haben, welche Schritte sie unternehmen solle, um ihre unjweifelhaften Ver⸗
daß der Besuch des Königs in Reval im vorigen Jahre auf ß inneren Angelegenheiten Rußlands von wohltätigem Einfluß ge— wesen sei. Wenn dies der Fall gewesen wäre, würde ich nicht so sprechen. Ich würde nicht zulassen, daß solche Besuche irgend einen Einfluß auf innere Angelegenheiten hätten. Es würden viele 6 verständnisse vermieden werden, wenn Sie hier im Hause, ehe Sie Anfragen stellen oder etwas in die Debatte ziehen, sich überlegen, wag ähnliche Fragen oder Debatten in einem fremden Parlament hier für einen Eindruck hervorrufen würden. Wenn irgend ein Grund für die Annahme vorhanden wäre, daß die jetzig! oder irgend eine englische Regierung Einfluß ausühe auf die inneren Angelegenheiten irgend einer anderen Macht in irgend einem Teile der Welt zur Unterdrückung der Tyrannei und Ungerechtigkeit, dann würde das Haus das Recht haben, das zur Sprache zu bringen und es zu tadeln. Das Haus hat aber nicht das Recht, von irgend einer englischen Regierung zu verlangen, daß sie den Beweis erb einge, daß das Verhalten der englischen Regierung, und noch weniger, daß dag Verhalten unseres Herrschers Einfluß genommen oder beabsichtigt hat, Einfluß zu nehmen auf die inneren Angelegenheiten eines anderen Landeg. Ich behaupte, daß es nicht unsere Sache ist, Einfluß auf die inneren Angelegenheiten fremder Laͤnder auszuüben, und wenn ich elne andere Stellung zu dieser Frage nehmen würde, so würde, die Wirkung, wenn eine solche überhaupt einträte, unzweifelhaft dem Stand der Dinge in unserem Landt nachteilig sein. Im weiteren Verlauf seiner Darlegungen erklärte dann Grey, er könne die von Henderson an⸗ geführten statistischen Angaben nicht gelten lassen; Henderson sollte in Betracht ziehen, daß in den Jahren, auf die er Being genommen, eine große Zahl terroristischer Gewalttaten in Rußland verübt worden seien. Das Haus sollte begreifen“, fuhr Grey fort, „daß Henderson von ung verlangt, die Begrüßungzhöflichkeiten, die von allen unseren Nachbarn in Europa geübt werden, i unterlafsen. Ich appelllere an den gefunden und praktischen Menschenverstand des Hauses und bitte die Mitglieder desselben, zu bedenken, daß der Kaiser von Rußland in der Geschichte un— zweifelhaft ala der Herrscher bezeichnet werden wird, unter dessen Re— gierung dem Lande die Konstitution gewährt wurde. Im Namen der Regierung erkläre ich, wir heißen den Kaiser willkommen als dat Haupt einer Großmacht (3Zwischenrufe der Nationalisten und der Mit glieder der Arbeiterpartei, mit dessen Regierung und Volk wir in freundschaftlichen Beziehungen zu stehen wünschen., (Beifall bei den Ministeriellen und der Opposition) Zum Schluß seiner Aus— führungen wies Grey darauf hin, was die Regierung getan habe, um politische Differenzen jwischen den beiden Regierungen zu be— seitigen, und erklärte, sie habe bereits den Beweis, daß das, wag die beiden Regierungen getan hätten, der Beginn dazu sei, einen höchst segensreichen Einfluß auf die Gefühle der beiden Völ ker auszuüben. Er sei sicher, das Haus werde nicht durch einen Alt von Unhöflichkeit gegen das Haupt des russischen Staates das gute Werk zerstzten, das getan sei, und eine Trennung berbeiführen, nicht allein zwischen den Regierungen, sondern auch jwischen den Völkern.
Das Haus lehnte den von der Arbeiterpartei eingebrachten Antrag auf Kürzung des Budgets als Proötest gegen den Besuch des Kaisers von Rußland mit 187 gegen 79 Stimmen ab.
Frankreich.
Der Präsident Fallières hat nach einer Meldung deg „W. T. B.“ gestern nachmittag den Justizminister Briand im Elysée empfangen und ihm die Mission zur Bildung des neuen Kabinetts angeboten. Briand erklärte, er werde dem Präsidenten heute eine endgültige Antwort geben.
Italien.
Gestern vormittag hat, „W. T. B.“ zufolge, in Varese die Trauerfeier für den spanischen Kronpräten— denten Don Carlos im Beisein der Herzogin von Madrid, Don Jaimes, einiger spanischer und franzoͤsischer Persönlich⸗ keiten sowie von Vertretern der Behörden in Varese statt⸗ gefunden. Der Erzbischof von Mailand zelebrierte die Messe. Der Leichnam ist am Nachmittag nach Triest übergeführt
worden. Türkei.
Die Antwort der Pforte auf die Kretanote ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, den Vertretern der Schutzmächte gestern zugestellt worden. .
— Aus Anlaß der heutigen Nationalfeier hat der Sultan eine Amnestie erlassen für alle an den Exeignissen vom 13. April beteiligten und bisher kriegsgerichtlich nicht verfolgten Personen. Ferner find fünf zum Tode verurteilte Personen, unter ihnen ein Armenier, begnadigt worden.
— Nach einer Meldung der „Jeni Gazeta“ hat die Pforte an die Wilajets Van und Bagdad Befehl ergehen lassen, alle türkischen Truppen aus Persien mit Aus— nahme der Abteilungen zum Schutz der Konsulgte in Urmia, Salmas und Choi zurückzuziehen und keine Truppen mehr dorthin zu entsenden.
Norwegen.
Die Jacht „Hohenzollern! mit dem Deutschen Kaiser an Bord il 3. ef gan gestern um A /g Uhr mit den Begleitschiffen in Aalesund eingetroffen. Um His Uhr ging der Kaiser mit gettin an Land, um die neue Kirche, insbesondere die von ihm gestifteten Kirchenfenster zu besichtigen, und kehrte danach auf die „Hohenzollern“ zurück.
Amerika.
Nach einer dem Staatsdepartement in Washington zu— gegangenen amtlichen Mitteilung sind Bolivia und Peru üͤbereingekommen, direkte Verhandlungen mit einander ohne Einmischung einer anderen Nation zu eröffnen. Sie hoffen, eine Aenderung in dem Schiedsspruch Argentiniens herbeizuführen, die alle Beteiligten befriedigt.
A ien. Die englische und die russische Gesandtschaft in Teheran haben dem Ministerium des Auswärtigen nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ amtlich mitgeteilt, daß ihre Regierungen den neuen Schah anerkennen. Beide Gesandtschaften bemühen sich eifrigst für eine baldige Abreise des früheren Schahs. Afrika. Nach Meldungen des „W. T. B.“ hat El Guebbas, der beauftragt war, im Namen des Sultans Mulay Hafid— gegen die kriegerische Aktion Spaniens im Rif
tragörechte zu wabren. Zu den von Henderson angeführten Statistiken über Einkerkerungen sagte Grey Es ist nicht unsere Sache, das zu kennen, was die inneren Angelegenheiten anderer wo wir keine Vertragsrechte haben, betrifft; es ißst sicherlich nicht unsere Sache, amtsiche Erkundigungen einzuziehen, und selbst wenn wir etwas wissen, können wir darüber nicht in Ver⸗ handlungen eintreten.
Beisplel anführen.
mit einem Angisff auf das betreffende Land, und wenn das fremder Länder zu⸗ unmögliche
Ich möcht' In Abend des 20. Juli 20 Tote, in der Nacht zum JI. Juli
innere Angelegenheiten ez die Regierung in Einfluß zeistzren. bat mich,
über so würde unseren Henderson
Haus Debatten lassen würde, Lage bringen und
eine
ihm ju bestätigen,
und Hinrichtungen in Rußland genau Länder,
auch
ebiet Einspruch zu erheben, auf den Rat der fran⸗ en und einiger anderer Gesandtschaften diesen Schritt
unterlassen.
Der General Marina ist mit seinem Stabe vom Ge— fechtsfelde nach Melilla zurückgekehrt. Der General erklärte,
der 20. Juli und die Nacht zum 21. seien die härtesten ge⸗ Die innere Verwaltung eines fremden Landes kritisteren oder diese Verwaltung rechtfertigen, ist fast gleichbedeutend
wesen seit Beginn der Operationen. Er glaube, der gegen⸗ wärtige Konflikt werde länger dauern, als man angenommen habe. Der „Correspondencia de Espanña“ zufolge betrugen auf spanischer Seite die Verluste während des Kampfes am
30 Tote un * Verwundete. 4
— Der Negus Menelik ist nach einem Telegramm der „Kölnischen Zeitung“ schwer erkrankt. Die Kaiserin Taitu hat die Regierung übernommen und die dem Kaiser ergebenen Großen aus iner Umgebung entfernt. Im Norden ist es, der obigen Quelle zufolge, zu einem Gefecht der An⸗ hänger des Negus gegen die Parteigänger der Kaiserin ge— kommen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbelterbewegung.
In einer kffentlichen Versemmlung ber in der Damenkonfektion beschäftigten Schneidergehilsen und ⸗gehilfinnen Leipzigs wurde, wie die Lpzg. Ztg. mitteilt, der vom Verband der Arbeitgeber ar das Schneidergewerbe ausgearbeitete neue Tarif, der im Herbst zur Gin⸗ führung gelangen soll, namentlich wegen der darin vorgesehenen Zeit- und Stücklöhne als unannehmbar bezeichnet, weil die Arbeiten schon jetzt befser bezahlt und weil in anderen Orten, wie in Berlin, Ham— burg, München usw., erheblich bessere Lohne gezahlt würbken. In einer Resolutson kam die Forderung der Zeitlöhne noch zu besonderem Ausdrucke. Die Versammlung beauftragte eine besondere Kommisston mit entsprechenden Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband.
Infolge einer Herabsetzung des Lohnes haben, wie die Köln. Ztg.“ erfährt, die Nie ter der Flensburger Schiffswerft die Ärbeit niedergelegt. Da Verhandlungen ergebnislos geblieben sind, wird eine allgemeine Aussperrung befürchtet.
Die schottischen Kohlenbergwerksbesitzer und die Grubenarbeiter sind, wie W. T. B. meldet, übereingekommen, die Lohnkürjungen und den Ausstand, die am 26. d. M. erfolgen sollten, um eine Woche ju verschieben zur Weiterführung der Ver— handlungen.
2600 beim Geschwaderneubau beschäftigte Werftarbeiter des spanischen Kriegshafens Ferrol sind, wie der ‚Fekf. Ztg.“ aut Madrid telegraphiert wird, in den Ausstand getreten, weil die eng— lische Unternehmerfirma Vickers bei der Uebernahme der Werke viele ältere Arbeiter entlafsen und die Arbelterlöhne unter die früher vom spanischen Staat bezahlten Sätze herabgesetzt hat.
Kunst und Wissenschaft.
Die Königlich preußische Akademie der Wissenschaften bielt am 15. Juli unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Auwers eine Gesamtsitzung, in der Herr Hertwig über den Einfluß von Radiumstrahlen auf embiyonale tierische Zellen“ las. Im Winter und Sommer 1909 wurden verschiedenariig variierte Experimente an jungen Axolotlarven, an befruchteten Froscheiern während vier verschiedener Anfangsstadien ihrer Ontogenese sowie an den Geschlechtsprodukten von Echlnodermen (Strongylocentrotus) und von Rana viridis angestellt. Die Ergebnisse werden in einem der folgenden Hefle der Sitzungsberichte noch im Laufe des Jahres ver— öffentlicht werden. Hr. Hertwig legte ferner eine mit Ünterstützung der Akademie ausgeführte Untersuchung von Herrn Professor Poll, Erstem Assistenten des Anatomisch⸗Biologischen Institutt, vor: „Ueber Nebennieren bei Wirbellosen: die chrombraunen Zellen im Zentral⸗ nervensystem der Ringelwürmer?. — Hr. Lenz überreichte eine Mit⸗ tellung des Herrn Dr. Paul Ritter: „Drei neue Briefe von Leibniz“. — Hr. Engler legte eine Mitteilung des Herrn Dr. J. Mildbraed vor, der mit akademischer Beihilfe die Expedition Seiner Hoheit deg Herzogs Adolf Friedrich u Mecklenburg 19567 — 1908 als Botaniker be⸗ gleitet hat: Die Vegetationsverhältnisse der zentralafrikanischen See⸗ jone vom Victoriasee bis zu den Kiwuvulkanen“. (Ersch. später.) Es werden geschildert die Vegetation der Kageraniederung, von Süd—⸗ mpororo, des Hochplateaug von Ruanda, des Rugegeberglandes, des Bugoier Waldis und der Vulkane am nördlichen Grabenrand. Von besonderem Interesse sind die an den Vulkanen beobachteten For⸗ mationen: die Bambusbestände, der Hageniawald, die Ericaceen⸗ formation und die Senecioformation. — Herr Braneg segte die Arbeit des Herrn Professors Dr. Tornquist in Königsberg vor: Ueber die auß: ralpine Trias auf den Balearen und in Eatalonien“. Die vom Verfasser auf Sardinien nachgewiesene außeralpine Triasfacies ist in ganz ähnlicher Weise auch auf den Balearen ausgebildet und findet sich in gleicher Ausbildung in Cata⸗ lonlien. Der bisher behauptete Gegensatz zwischen der ver—⸗ meintlichen alpinen Facies auf Menorca und der ganz richtig er— kannten außeralpinen in Catalonien besteht also nicht. Es werden jedoch auf Menorca vom Verfasser jwei Horizonte nachgewiesen, in denen diese außeralpine Trias an die alpine anklingt. Daz ist einmal der obere Muschelkalk mit seiner jwar außeralpinen Gesteinz⸗ autbildung, aber doch alpinen Ammonitenfauna. Zweitens aber erinnert der Steinmergelkeuper petrographisch an den alpinen Haupt- dolomit. Daraug ergibt sich das interessante palaeogeographische Bild: Das deutsche Binnenmeer der Triaszeit erstreckte sich weit gen Süd— weft in das Gebiet des heutigen Mittelmeers hinein, das heutige Sardinien, die Balearen und Catalonien in sich schliehend. In der eit des oberen Muschellalkes erweiterte sich die Verbindung diesez
innenmeereg mit dem offenen Ozean; und zur Steinmergelkeuperzeit erfolgte der Einbruch des Ojeans in das Binnenmeer.
Von eingegangenen Drudcschriften wurden vorgelegt Band I Teil L der akademischen Ausgabe des Ibn Saad: „Bie Feldzüge Muhammedg“, herausgegeben bon J. Horovitz, Leiden 19659, und Werke korrespondierender Mitglieder: J. Gywater, „Aristotie on the Art of Poetry“, Oxford 1909, und Griffith und H. Thompson, The Demotic Magical Paꝑyrus of London and Leiden“, Vol. III. London 1909; ferner durch Herrn Waldeyer zwel Veröffentlichungen des Neurologischen Institutz in Frankfurt a. M.: Riechbahnen, Septum und Thalamus bei Didelphys marsupialis“, und „Unter- uchungen am Zentralnervensystem von mit AÄrsacetin behandelten
käusen', von Br. Paul Röoöthig.
In der Galerie Eduard Schulte ist für kurze Zeit eine monumentale Kreuzigung ‚Consummatum est“ von dem Bildhauer J. Weirich⸗Rom e . Das von der Firma Gladenbeck in Bronze gegossene Werk ist für die neuaufgebaute Berliner Garnison⸗ kirche e Der Künstler ist in Berlin bereits vorteilhaft be— kannt durch seine Gruppe „Der tote Abel“, die 1901 in der Großen Berliner Kunstausstellung ausgestellt war.
Literatur.
Detlev Freiherr von Liljeneron ist, wie gemeldet, gestern in Alt⸗Rahlstedt bei Hamburg, wo er seit Jahren seinen Wohnsitz hatte, verstorben. In ihm verliert die deutsche Literatur Einen Bichter von ursprünglichster Eigenart, einen Lyriker, dessen soldatisch knappe, dabei doch farben und bilderreiche Sprache, deffen hinreißender Schwung Deutschland im Sturme eroberten. Ver⸗ hältnismäßig spät widmete sich Lilieneron, der am 3. Juni 1844 in Kiel geboren wurde, der Literatur. Er trat zunächst in die Armee ein und machte als Offijer die Feldzüge von 1866 und 1870 mit, wurde in beiden berwundet und nahm dann seinen Abschied. Er bildeie sich darauf im Eckernförder Landratgamt für den Verwaltungsdienst, aus, wurde Hardegpvogt in Pellworm, später Kirchspielvogt in Kellinghusen, gab aber diesen Posten 1387 auf und ging nach München, um seinen schriftstellerischen Neigungen zu leben. Später siedelte er nach Alt- Rahlstedt über, Er trat gleich mit seinen ersten Gedichten (Ad. jutantenritte! 1884; Gedichte 1889; „Der Heidegänger“ 1891 usw.) und Slkizjen (Unter flatternden Fahnen“ 1858, ‚Krieg und Frieden“ 1891) als ein echter Lyriker und Stimmungsbildner von urwüchsiger Kraft und Frische auf, dem alle Süßlichkeit fernliegt und der die Herjen in seinen Bann zwingt. Seine Dramen: „Knut der Herr“ (1885), „Vie Rantzowg und die Pogwisch“ (1886; im vergangenen Jahre im hiefsigen Friedrich Wilhelmstädtischen Schauspiel hause aufgeführt), ‚ Die Trifels
und Palermo“ (1886), Die Merowinger (1887) und seine Romane und
rößeren Novellen (. Breide Hummelsbüttel! 1886; ‚Gine Sommer- ei nr, 1887; äh dem linken Ellenbogen‘) leiden an einer ge⸗ wissen Zerfahrenhelt der Komposition und zerfallen in Einzelbilder, sind aber dennoch stets intereffante Dokumente einetz durchaus origi⸗ nalen Dichters. Die meisten Vorzüge hat sein kunterbuntes“ sub. jektipet Epos Poggfred“ (Berlin 1896, 5. Aufl. 19065. Liliencrong sämtliche Werke erschienen in Berlin 19304105 in 14 Bänden. Im Jahre 1904 erfuhr der Dichter zahlrelche Auszeichnungen an seinem 60. Geburtgtage.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand in Oesterreich für die erste Hälfte des Monats Juli 1909.
Die Witterung, die nach den Niederschlägen anfangs Juni mit den darauf folgenden schönen, warmen Tagen einen günstigen Verlauf zu nehmen schien, kennzeichnete sich laut Bericht des 8. K. Ackerbau— ministeriums hauptsächlich durch Nässe und förmliche Kälte und stand mit den wiederholten Schneefäͤllen, einigen Nachtfrösten und Reff in einem wahren Kontraste zur sommerlichen Jahreszeit. Schon Ende der zweiten Junidekade leiteten Schneefälle in ben Hoch— alpen und im Karpathenhochlande der Bukowina nebst Wolkenbräͤchen mit Hagelschlägen einen abnormen Temperatursturz ein, welcher in den Hochlagen der Alpen sowie vereinzelt in jenen der Sudelen leichte Nachtfröste im Gebirge und Reif im Tale zur Folge hatte, sodaß von Mitte Juni an fast uberall eine bedeutende Wärmeabnahme, befonders in den Nächten, zu konstatieren war. Die in der jweiten Monatshälfte sehr zahlreichen, meist in Form von heftigen Gewitterregen, mitunter auch als Hagelschloßen auftretenden Niederschläge waren indes ungleich verteilt und es herrschte in einzelnen Gegenden Nieder. und Oberßsterreichs, in den südlichen Alpenländern (Unterstelermark, Kärnten und Krain), sowie in Dalmatien in der dritten Juniwoche bereits sommerliche Trockenheit, während sonst überall regnerische und sonnige Tage häufig miteinander wechselten. Am ausgiebigsten waren die Niederschläge Ende Juni in den Alpen,, Süd“ und Sudetenlaͤndern, in welchen heftige Gewitter, verhunden mit Hagel, Sturm und Schneefaͤllen in den Hochalpen, sonst Landregen und anfangs Juli wolken⸗ bruchartige Regengüsse in den Karpathenkaͤndern sich ein stellten. Die Schneefälle reichten bis 1800 m Seehöhe herab und führten im Vereine mit den tagelang anhaltenden Regen wieder eine tief unter dem Normale stehende Temperatur— erniedrigung herbei. Durch diese ungünstigen Witterungsverhältniffe wurden besonderg hart die Alpenweiden und die noch nicht ganz ein- gebrachte oder im Zuge befindliche Heuernte betroffen, welche dielfach dem Verderben preizgegeben ist, in erheblichem Grade aber auch in Tieflagen das zum großen Teile gelagerte Getreide sowte die Hack früchte, welche unter Nässe leiden und in Gefahr sind, auszufanlen. Zudem wird in fast allen Ländern über Hagelschäden' am Winter getreide, an Wein⸗ und Obstkulturen, desgleichen über verheerende , , von Wolkenbrüchen, beziehungsweise Ueberschwemmungen geklagt.
Den Wintersaaten haben die vielen Niederschläge in den Ge— hirgslagen noch eine kleine Besserung gebracht, im Übrigen aber Hel Lagerung verursacht und die Blüte bei Roggen sowie bel Weizen ge— stört, beziehungswelse verzögert, wodurch die ohnehin verspätete Ernte noch weiter hinausgeschoben wurde. Die Aehren sind überall ziemlich gut ausgebildet, die Halmlängen melst normal bis auf diejenigen der in trockenen Lagen, namentlich in den Alpen, und Südländern, schütter und kurz gebliebenen Spätsaaten. Das Augsehen deg an manchen
Sturm jerjausten Getreides, in welchem stellenweise schartige oder taube Aehren vielfach vorkommen und das in Flußniederungen durch Nässe bereits gelitten hat, bietet bei dem derzelt ungünstigen Ernte— wetter keine Gewähr für die Verwirklichung der bisherigen Aussichten auf ziemlich gute Korn, und Stroherträge. Es dürfte somit sowohl Quantität als auch Qualität vielfach nicht befriedigen.
Die Roggenernte im Küstenlande und in Balmatien ergab in Korn mittlere“, in Stroh ‚schwach mittlere! Erträge. In ebenen Lagen oder an sonnigen Hängen in Kärnten, Krain und in Südtirol sowie im Wiener Becken ist der Roggen bereits geschnitten, die Ernte aber nur zum Teile geborgen. In den Mittellagen der Alpen, sowie in den wärmeren Lagen der Sudetenländer nähert sich das Korn der Gelbreife und wird der Schnitt voraussichtlich Mitte Juli, hingegen im Flachlande der Karpathenländer und teilweise auch in Schkeslen eine Woche später erfolgen. Die in fast allen Ländern durchwegs iiemlich guten bit guten“ Aussichten betreffs des Korn, und die mittleren? Aussichten hinsichtlich des Strohertrags werden in Berück— sichtigung der schütteren Spätsaaten, der ffarken Lagerung und der jetzt
erfahren müssen.
Bei Weizen, der im allgemeinen noch mehr Lagerung aufweist als Roggen, ist die Ernte in Balmatien auf besseren Böden ziemlich gut“, auf mageren schwach mittel und im Küstenlande mittel“ auggefallen. Die Kornqualität ließ nichts zu wünschen übrig, Stroh
begonnen, sonst aber noch sehr im Rückstande, nachdem bie Einkörnung bei dem feuchten Wetter jwar gut, aber langsam vor sich geht. In den Hochlagen der Alpen, und Sudetenlander und in rauheren Lagen der Karpathenländer ist der Weszen erst in letzt er Zeit jur Blüte gelangt. Bie Ernte wird sehr ungleiche Resultate aufjuweisen haben, da Früh. und Spaätsaaten je nach Lage und . mehr oder weniger stark von ein⸗ ander abweichen, ferner Roft und Steinbrand in den Alpenländern, Stein und Flugbrand in Böhmen und Mähren, ferner Rost sowie Larpen der Weijenfliege in Schlesien und Galizien die Qualstät, teil. weise auch die Quantität beeinflufsen dürften. Hinsichtlich des Er= trages wird in Krain, Böhmen, Schlesien und in den Karpathen⸗ ländern auf eine mittlere‘, in den übrigen Ländern auf eine mittlere“ bis „ziemlich gute! Ernte in Körnern und auf eine „mittlere“ big schwach mittlere! in Stroh gerechnet. Der Raps hat bei sehr schütterem Stande in einigen Gebieten Böhmeng nur ausnahmgweise reich⸗ liche Schoten angesetzt, sonst ist überall der Besatz sehr ungleich und werden auch die Körner von kaum besserer als mittlerer Qualität sein. Die Ernte, welche in Niederösterreich sowie in den Sudeten und Karpathenländern zum Teil eingebracht ist, kann daher im Durch- schnitt nur als schwach mittel angenommen werden.
Die Sommersagten (Weljen, Roggen), die früher in der Ent⸗ wicklung nicht vorwärts kamen, haben sich infolge der reichlichen Nieder⸗ schläge fast durchwegs gut erholt und kräftig bestockt. Auf besseren Bzden und in Tieflagen sind sie in Halm und 3 gut entwickelt, manchmal sehr üppig, dabei leider guch stark gelagert und verunkrautet, und haben besonderg in den Niederungen der Sudeten. und Karpathen⸗ länder durch Nässe bereits gelitten. Roggen steht auch bei den , überwiegend besser als Weijen, welcher Überdies in feuchten Lagen häufig von Rost befallen und von den Larben der Wehzenfllege bedroht wird. In Westböhmen ist das Auftreten der Fritfliege und in Mittelböhmen die Zwergzikade beobachtet worden. Die Erntegussichten lauten in Oberösterreich, Saljburg, Tirol und Mien r, ,n, „gut“, in allen übrigen Ländern durchschnittlich ziem ut
Gerste hat sich auf besseren Böden und in nicht zu feuchten Lagen in Halm und Aehre gut entwickelt und sind üppige Saaten durch die andauernden Niederschläge jur Lagerung gekommen. In höheren Lagen der Alpen, und Sudetenländer ist die Gerfte kurz und schütter, von Unkraut durchwuchert und zeigt in Nord. und Sst—
böhmen, in Ostmähren, ferner in Schlesien und in den Karpathen⸗
ländern gelbliches Ausehen, welche Erscheinung auch bei den Gersten⸗
saaten in Flußniederungen auf bindigen Böden hi. und da zu finden ist. Im großen und ganzen sind die Ernteausichten jedoch noch fast überall befriedigend, in Kärnten, Südtirol, Schlesien und in den
in Nieder und Oberösterreich sowie in Steiermark ziemlich gut“ big
Orten verhagelten, gelagerten, mitunter ganz niedergedrückten oder vom —
gab es jedoch sehr wenig. In Südstelermark und in Krasn ist der Schnitt im Flachlande im Zuge und in warmen Lagen Südttrols
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gut“ und sonst durchschnittlich ziemlich gut“. Aus Süd und West⸗ böhmen und aus Nordwestmähren wird uber Vorkommen von Flug⸗ brand nebst schädigendem Auftreten von Drahtwürmern berichtet.
Hafer bat das naßkalte Wetter noch am besten vertragen, außer in Tleflagen, wo er auf bündigen Böden durch Räffe gelb geworden und von Unkraut überwuchert ist, sowie in einigen a, Gebirgs⸗ lagen der nördlichen Alpenländer, von Nordwest und Sstbzhmen und hon Nordmähren, wo er durch leichte Nachtfröste geschädigt wurde. Solche im Wachgztum zurückgebliebene, oft kaum spannhohe, schüttere Saaten dürften jedoch bei Eintritt fonniger, warmer Witterung noch viel gewinnen. In günstigeren Lagen und auf befferen Böden sst der Hafer kräftig entwickelt, hat nahezu normale Halmlaͤnge und zeigt bereits Rispen, nicht selten aber bel üppigem Stande guch Lagerung, welcht in Niederungen bäufig anzutreffen sst und wo Rosf und Flug⸗ brand günstige Bedingungen zu ihrer Ausbreitung finden. Der Stand ist somtt ein sehr ungleicher, zum Tell nur schwachmittel / bis fehr gut-; die Ernteaussichten können jedoch im Durchschnitt für die Sudeten⸗ und Karpathenländer als „iiemlich gut“, für die Alpenländer und das Küstenland teils als „ziemlich gur und „gut“ und für Dalmatien als mittel“ angenommen werden.
Maig, der früher in trockenen Lagen tellweise infolge mangelnder, später in Tieflagen infolge überschüssiger Feuchtigkeit und wegen Kälte im Wachgtum zurückblieb, hat sich in der letzten Zeit rasch gebessert und entwickelt sich nach der jweiten Hacke, die in den Anbaugebieten von Mähren . in Galijien und in der Bukowina zum größten Teile durchgeführt wurde, Überaus schön und läßt nur in den Niederungen der letztgenannten Länder auf schweren Böden zu wünschen übrig, ingbesondere bei syät. oder nachgebautem Mals, wo bie erste Hacke noch nicht vorüber ist. In wärmeren Tieflagen beginnt der frühgehaute Mals bereits ju blühen. Die Ernteaussichten sind derzeit durchschnittlich als fast gut‘ anzusprechen.
Kartoffeln zeigen nach den ausgiebigen Regen, besondert auf leichteren Böden und in trockenen Lagen prächtiges Gedeihen, besitzen noch frischeg, gesundes Kraut und stehen im Flach, sowie im Hügel ⸗ lande der Alpenländer in schönster Blüte. Dle übermäßige Feuchte, welche sich in Tieflagen auf undurchlässigem Boden ansammelte und die rechtzeitige Bearbeitung erschwerte, in vielen Fällen bei spät⸗ gebauten Kartoffeln in den Sudeten⸗ und Karpathenläͤndern unmöglich machte, hatte zur Folge, 9 das Unkraut außergewöhnlich stark zu⸗ nahm und die Gefahr der Naßfäule bei den noch unentwickelten Knollen immer größer wurde. Das Auftreten der Blattrollkrankheit (Kräusel⸗ krankheit) wurde in Nieder- und Oberösterreich sowie in den Sudeten ländern hie und da bereits konstatlert. Frühkartoffeln haben bei guter Bearbeitung schöne und zahlreiche, gut entwickelte Knollen angesetzt und wurden teilweise in warmen Tallagen Südtirols, ferner in den Südländern für den Verbrauch schon ausgegraben. Zeitig gebaute Spätkartoffeln haben in kräftigen, nicht zu schweren, sowle in leschteren Böden iahlreiche, jedoch der verfpäteten Vegetation entsprechend, nur kleine Knollen. Insofern sich die Witterungeverhältnisse in allernächster Zeit günstiger gestalten und dieselben den Kartoffelkrankheiten keinen Vor— schub leisten, ist in allen Ländern bei Früb⸗ und Spätsorten eine durchwegs „gute. bis „sehr gute“, in den schweren Nlederungsböden eine mittlere. Knollenernte ju gewärtigen.
Den Zuckerrühen ist die hinlängliche Feuchtigkeit zwar sehr justatten gekommen, sie entwickeln sich tellweise sehr schön und bedecken, wo rechtzeitig bearbeitet, mit ihrem Blattwerk ben Boden, doch haben die häufigen, allju reichlichen Niederschläge das Hacken sehr behindert und damit auch die Vermehrung des Unkrautes gefördert. Auf schweren Böden in Tieflagen sind die Rübenfelder stark vergrast, da die jweite Hacke nicht möglich war. Die Pflanjen litten unter Nässe, wurden stellenweise ganz ruiniert und sind in West., Süd⸗ und Ostböhmen, in Nord. und Mittelmähren auch von Wurzelbrand befallen. In. den Niederungen von Schlesien und den Karpathen⸗ ländern ist bei den spät. und nachgebauten Rübenfaaten das Vereinzeln erst beendet, während die zweite Hacke in Niederßsterreich sowie in den meisten Anbaugebieten von Böhmen und Mähren in letzter Zeit abgeschlossen wurde. Die in Tieflagen auf schweren Böden laum mittelmäßig“ stehenden Rüben dürften sich bei schöner, warmer Witterung und bel fleißigem Behacken beziehungsweise Jäten voraus- sichtlich noch bessern. Im allgemeinen ist der Stand „mittel“ und „niemlich gut', in Niederösterreich, Böhmen und Mähren hin und wieder auch „sehr gut“, und können die Ernteaussichten in Berück. sichtigung der vorerwähnten Schäden derzeit nur als „mittel gelten.
Die Kleeheuernte hat in den Gebirgslagen der Alpenländer wenig befriedigt, da die frühere Kälte und Trockenheit die schwachen und *r, Kleebestände in der Vegetation jurückhielten und die Regen in der zweiten Junthälfte selbst dort, wo der Schnitt später stattfand, nur wenig zu helfen vermochten. Dazu kam noch, daß das Trocknen sowie das Einbringen nur von wenigen schönen Tagen be—
günstigt war und unberegnetes, ganz trockenes Heu sehr selten ein- noch so unheständigen Witterung möglicherweise eine Einschränkung ; ; ö ᷣ
geführt werden konnte, wodurch die ohnedies meist nur mittlere Quan⸗ sität auch noch an Qualität Einbuße erlitt. In den Sudeten, und Karpathenländern hat der sehr verspaͤtete Schnitt auf kräftigen Bzden in Mittellagen noch eine memlich gute“, in Gebirgslagen der erftge— nannten Länder eine mittlere bis „schwach mittlere“ und in jenen ber letzteren eine mittlere! bis nemlich gute⸗ Heuernte von wenig wertvoller Futterqualität ergeben, welche durch wiederholtes Beregnen noch weiter verschlechtert wurde. In höheren Lagen ist das Heu jetzt noch nicht ganz eingeführt und der Auglaugung und dem Verderben preisgegeben. Die Kleeheuernte kann somit im großen und ganzen bejüglich der Quantität als mittel“, hinsichtlich der Qualitat als mittel bis schlecht! bejeichnet werden. Der Nachwuchg für den jweiten Schnitt zeigt sich bei den früher gemähten Kleeschlägen kräftig und läßt eine gute Grummeternte erhoffen. In den Südländern hat
der jweite Schnitt von Luzerne und Rotklee auf Pefferen Böden
ig. gute“ bis „gute“, auf leichteren mittlere! Grummeternte ergeben.
Die Wiesenheuernte, die in viel höherem Grade durch die Witterunggungunst benachteiligt wurde wie die Kleeheuernte, ist zum großen Teile noch nicht eingebracht. Auf den Berg. und Waldwiesen der höheren Lagen in den Alpen, sowie in den Sudeten und Kar—⸗ , , n ist die Mahd noch im Zuge. Immer wiederkehrende
iederschläge verjögern das Trocknen und Ginheimsen des ohnebin wenig gehaltvollen, Üüberständigen Futter.
In Tal⸗ und Niederungs⸗ wiesen ist ein erhebliches Quantum halbtrockenen Heus bereitz u fi; berdorben. Die mitunter ziemlich guten big guten“ Ertraͤge der Tal n und Nlederungswiesen, ebenso der einmähdigen und Waldwiefen können in Berücksichtigung der in höheren Lagen der Alpenländer
nur mittel! big schwachmittel! und in den Sudeten, und Karpathenländern bloß mittel“ ausfallenden Heuernte nicht mehr augschlaggebend sein, da . in den Sudeten⸗ und Karpathen⸗ ländern sowohl die Qualität als auch die Quantität durch Wetter- schäden bedeutende Verminderung erlitten. Der Ausfall bel der dieg⸗ jährigen, erst zum Teile unter Dach gebrachten Ernte wird in den Alpenländern auf 25 — b0, in den Sudetenländern auf 50 o geschätzt und dürfte auch in den Karpathenlandern nicht geringer sein. Die Gesamternte kann daher im besten Falle als schwach mittel“ bis mittel“ bezeichnet werden. Die Entwicklung der Grummetgrasnarbe hat auf zeitig r, . Wiesen recht gute Fortschritte gemacht, da. gegen sind die Aussichten auf günstige Grummeternten auf den spät gemähten Wiesen schon jetzt b nr geringere.
Für die Weinrebe war die naßkalte Witterung im Junt von sehr ungünstiger Wirkung. Die Vegetation derselben, beziehungsweise die Entfaltung der Blüte wurde in den Weinbaugebieten pon Böhmen und Mähren um Wochen verzögert, der Verlauf der Blüte in Nieder. osterreich, Steiermark und Südtirol teilweise gehemmt. Geschädigt hierdurch sind besonders einige Weinbaugebiete in Niederösterreich, in Mittelsteiermark sowie teilweise auch in Sidsteiermart und in erster Linie aber Weinbaugeblete in Südtirol. Die früher reich⸗ lich vorhandenen Trauben begannen sich in ebenen Lagen bedeutend ju lichten und sind in Südtirol fast zur Hälfte vernichtet. Eben so ist auch die Entwicklung der Beeren wegen ungenügender Wärme
Anfang Jult zurückgeblieben, und jeigen sich die Trauben, besonders
Karpathenländern mittel! bis jiemlich gut“, in Valmatien mittel‘,
bei einigen Rotweinsorten, bereits schütter.
udem hat die feuchte Witterung das Auftreten von Olidium und
eronospora in Nieder⸗