1909 / 196 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Aug 1909 18:00:01 GMT) scan diff

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nach Maßgabe des Abs. 4 diejenige Summe zu zahlen, dle der Minister der öffentlichen Arbeiten nach Abschluß der ausführlichen Vorarbeiten als auf den einzelnen Gemeindeverband entfallenden Teilbetrag der Pauschsumme festsetzen wird. .

B. Die Mütbenutzung der Chausseen und öffentlichen Wege ist, soweit dies bie Aufsichkebehörde für zulässig erachtet, von den daran beteiligten Interessenten unentgeltlich und ohne besondere Entschädigung an . Dauer des Bestehenz und Betriebes der Eisenbahnen ju gestatten.

§ 2. Die Ausführung der im 51 unter II Nr. 11 und 13 und III Nr. 1 vorgesehenen Bauten wird davon abhängig Je, daß seitens der Beteiligten ju den Baukosten ein unverzinglicher, nicht rückzahl⸗

b Bar geleistet wird, und jwar: 2 g, 6 f (jweites Gleig Geestemünde Speckenbüttel

einschließlich Umgestaltung der Bahnanlagen in und bel Geeste⸗

münde)o in Höhe von.. . 80 000 4K, b. bei II Nr. 13 (jweites Gleis Hagen. Eckesey Her⸗

decke Vorhalle = Löttringhausen) in Höhe von.. 4000 , C. bei III Nr. 1 (Ausbau der Nebenbahnen Striegau—

Meridorf und Jauer —Rohnstock ju Hauptbahnen)

n , l,, 000 „.

§ 3. Die Staatgreglerung wird ermächtigt, zur Deckung der zu den im 51 unter Nr. IL w und III vorgesehenen Bauaugführungen er— forderlichen Mittel von bo 487 000 4

die Barzuschüsse der Interessenten gemäß 5 9

zusammen .. 39 000

ju verwenden.

Für den alsdann noch zu deckenden Resibetrag im §5 1 Nr. IL und III von.. 50 448 000 , sowle jur Deckung der für die im 8 1 unter J und 17 bis VI vor-

esehenen Gar fn dem rn. und Beschaffungen usw. erforderlichen gin im Betrage von 174 427 000 sind Staatsschuldver— schrelbungen ausjugeben. ;

An Stelle der Schuldverschreibungen können vorübergehend Schatzanweisungen ausgegeben werden. Der Faͤlligkeitztermin ist in den Schatzanweisungen anzugeben. Die Staatsregierung wird er— mächtigt, die Mittel zur Ginlösung dieser Schatzanweisungen durch Ausgabe von neuen Schatzanweisungen und von Schul dverschrelbungen in dem erforderlichen Nennbetrage zu beschaffen. Die Schatzanweisungen können wiederholt auggegeben werden.

Schatzanweisungen oder Schuldverschreibungen, dle jur Einlösung von fällig werdenden ng bestimmt sind, bat die Haupt⸗ verwaltung der Staatsschulden auf Anordnung des Finanimlnisters vierzehn Tage vor dem Fälligkeitstermine zur Verfügung zu halten. Die Verzinsung der neuen Schuldpapiere darf nicht vor dem Zeit punkte beginnen, mit dem die Verzinsung der einzulösenden Schatz⸗ anweisungen aufhört.

Wird von den Beteiligten von der ihnen im § 1 unter A Abs. 4 und 5 eingeräumten Befugnis, statt der unentgeltlichen Bereitstellung des Grund und Bodens die Zahlung einer Pauschsumme ju wählen, Gebrauch gemacht, so erhöht sich die von der Staateregierung nach 81 Nr. Ib für den Bau der bitteffenden Gisenbahn zu brrwendende Summe sowie die Gesamtsumme dez 5 1 um die im § 1 unter A Abs. 4 bei den einzelnen Linien angegebenen Beträge beiiehungswesse um die nach Abs. 5 von dem Minister der öffentlichen Arbeiten fest⸗· gesetzten Teilbeträge dergestalt, daß die von den Beteiligten hiernach zu zahlenden Pauschsummen beztehungsweise Teilbeträge einer Pausch⸗ summe den vorstehenden Deckungsmitteln hinzutreten.

Wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, ju welchem Zinsfuße, zu welchen Bedingungen der Kündigung und ju welchen Kursen die Schatzanwelsungen und die Schul dverschreibungen ver⸗ ausgabt werden sollen (5 3), bestimmt der Finanzminifter.

Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der An— leibe die Voischriften des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, be⸗ treffend, die Konsolidation preußischer Staatsanleihen (Gesetzsamml. S. 1197), des Gesetzes vom 8. März 1897, betreffend die Tilgung von Staatsschulden (Gesetzsamml. S. 43), und des Gesetzes vom 3. Mal 1803, betreffend die Bildung eines Ausaleichsfondz für die Eisenbahnverwaltung o , S. 1565), zur Anwendung.

Jede Verfügung der Staatsregierung über die im § 1 unter Ne. L bis 1V bezeichneten Eisenbahnen und Eisenbahnteile durch Ver= äußerung bedarf ju ihrer Rechtagültigkeit der Zustimmung beider Häuser des Landtags. ö

Diese Bestimmung beziebt sich nicht auf die beweglichen Bestand⸗ teile und Zubehörungen dieser Eisenbahnen und Eisenbahnteile und auf die unbeweglichen insoweit nicht, als sie nach der Erklarung des Ministers der öffentlichen Arbeiten für den Betrieb der betreffen den Eisenbahnen enibehrlich sind.

§ 6. Dieses Gesetz tritt am Tage seiner Verkündung in Kraft.

Urkundlich unter Unserer 8 n nwdtgen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Molde, an Bord M. J. „Hohenzollern“, den 28. Juli 1909. (L. S.) Wilhelm R.

von Bethmann Hollweg. Freiherr von Rheinbaben. von Einem. Delbrück. Beseler. von Breitenbach. von Arnim. von Moltke. von Trott zu Solz.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Zum 1. Qttober d. J. sind die Gewerbeassessoren Fri von Halle a. S. nach Koblenz, Appelius von Ratibor L. Solingen, Winkler von Bochum nach Aurich, Tretrop von Wesel nach Bochum, Frahm von Görlitz nach Wesel, 5ütte— mann von Schweidnitz nach M⸗Gladbach, Schmidt von Dortmund nach Vohwinkel, Wehlmann von 8 nach Bonn, Caesar von Hirschberg nach Lennep, üller von Reichenbach nach Cassel und Mosler von Koblenz nach Neisse in der bisherigen Amtseigenschaft versetzt worden.

Minister ium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Königliche Akademie der Künste.

Winterkursus der Lehranstalten für Musik.

A. Akademische Meisterschulen für musikalische Kom position in Berlin. Vorsteher: die Professoren Tr. Bruch, Humperdinck und Gernsheim.

Die Meisterschulen haben den Zweck, den in ste aufgenommenen Schülern Gelegenheit zur weitsren Ausbildung in der Komposition unter unmittelbarer Leilung eineg Messters zu geben. Genügend vor bereitete Aspiranten, welche einem der vorgenannten Meister sich an⸗ zuschließen wünschen, haben sich bei demselben in den ersten Wochen deg Monats Oktober persönlich zu melden und ihre Kompositionen und Zeugnisse (insbesondere auch den Nachwels einer untadelhaften sitt⸗ lichen Führung) vorzulegen. .

Ueber die praktische Befähigung der Bewerber zur Aufnahme in die Meisterschule entscheidet der betreffende Meister. Der Unterricht ist bis auf weitere Bestimmung unentgeltlich.

Näheres auch im Bureau der Akademle der Künste, Berlin W. 64, Parlser Platz 4.

BE. Akademische Hochschule für Musik in Berlin. Direktorium: die Prosessoren Ad. Schul je, Dr. Bruch und Ru dorff.

Dle Ausnahmebedingungen sind aus dem Prospekt eisichtlich, welcher im Bureau der Anstalt unentgeltlich ju haben ist.

Dle Anmeldung ist schriftlich und portofrei unter Beifügung der unter Nr. VIII deg Prospekts angegebenen Nachweise, aus denen dag zu studierende Hauptfach ersichilich sein muß, spätestens bis zum 25. September 1999 an das Direktorium der König2— lichen akademischen Hoöchschule für Musiz, Charlottenburg, Fafanen= straße 1, ju richten. Auch muß aus der Meldung hervor gehen, daß dem Aspiranten der Prüfungttag bekannt ist.

Die Aufnahmeprüfungen finden stast:

I) für Kompositlon, Klavier und Orgel, Violoncell, Harfe, i. und Blasinstrumente den 1. Oktober, Morgen r. 2) für Gesang den 1. Oktober, Nachmittags 4 Uhr, 3) für Violine den 2. Oktober, Morgeng 5 Uhr, 4 nd hu und Chor den 11. Oktober, Vormlttags r.

Die Aspiranten haben sich ohne weitere Benachrichtigungen zu den Prüfungen einzufinden.

Berlin, den 15. August 1909.

Der Voisitzende des Sengls, Sektion für Musik: Friedrich Gerntzbeim.

Wettbewerb um den Preis der Giacomo Meyerbeerschen Stiftung für Tonkünstler für das Jahr 1910.

Der Wetthewerb um den Preig der Giacomo Meyerbeerschen Stiftung für Tonkünstler wird mit Grmaäͤchtigung des Stiftunqke⸗ kuratoriumz für das Jahr 1910 eröffnet.

J. Um zu demselben zugelassen zu werden, muß der Konkurrent:

1) in Deutschland geboren und erjogen sein und darf das 28. Jahr nicht überschritten haben,

2) seine Studien in elner der zur Königlichen Akademie der Künste ebörigen Lehranstalten für Musik (Akademische Meisterschulen 6er musikalische Komposition, Atademische Hochschule für Musik, Alademisches Instttut für Kirchenmustk) oder in dem Sternschen, dem Klindworth⸗Scharwenkaschen Konservatorium für Mustk in Berlin oder in dem Konservatorium für Musik in Cöln emacht haben,

3) sich über seine Befähigung und selne Studien durch Zeugnisse einer Lehrer ausweisen.

II. Die Preisaufgaben bestehen:

a. in einer achtstimmigen e, d, ,, deren Hauptthema mit dem Text von den Preisrichtern gegeben wird,

b. in einer Ouvertüre für großes Orchester,

. in einer durch ein entsprechendes Instrumentalvorspiel ein⸗ zuleitenden dramatischen Kantate für drei Stimmen mit Drchesterbegleitung, deren Text den Bewerbern mitgeteilt wird.

III. Die Bewerber haben ihre Anmeldung nebst den betreffenden Zeugnissen fad 1. I, 2 und 3) mit gegauer Angabe ihrer Wohnung der Königlichen Akademie der Künste, Berlin W. 64, Pariser Platz 4. bis zum 1. Oktober 1909 auf ihre Kosten einjusenden. Pie Zu— sendung des Themas der Vokaldoppelfuge sowie des Textes der Kanlate an die den gestellten Bedingungen entsprechenden Bewerber erfolgt im Monat November 1909.

LT. Die Arbeiten müssen bis jum 16. September 1910 in eigenhändiger, sauberer und leserlicher Schrift versiegelt an die König⸗ liche Akademie der Künste kostenfrei abgeliefert werden. Den Arbeiten ist ein den Namen des Bewerberg enthalten der verstegelter Umschlag beizufügen, dessen Außenseite mit einem ebenfalls auf dem Titel der Arbeiten befindlichen Motto zu versehen ist. Das Manufkript der preisgekrönten Arbeiten verbleibt Eigentum der Königlichen Akademie der Künste. Die Zuerkennung deg Preises und die Verkündigung des Siegers erfolgt im Dejember 1910 Die uneröffneten Umschläge nebst den betreffenden Arbeiten werden dem sich persönlich oder schriftlich legitimierenden Eigentümer durch den Inspektor der Königlichen Aka— demie der Künste zurückgegeben werden.

T. Der Preig bestebt für den diesmaligen Wettbewerb in einem auf 4500 ½ erhöhten Stipendium, welches der Sieger zum Zwecke weiterer musikalischer Ausbildung, insbesondere für eine Studsenreise nach Maßgabe später erfolgender besonderer Anordnungen ju ver. wenden hat.

Der Sieger ist verpflichtet, als Beweis seiner fortgesetzten känst— lerischen Tätigleit nach gewissen vorzuschreibenden Zeiträumen an die unterzeichnete Sektion der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin jwei eigene größere Compositionen einzusenden. Die eine muß eine Ouvertüre oder ein Sinfoniesatz, die andere das Fragment einer Oper oder eines Oratoriums (Ppsalms oder einer Messe) sein, dessen Aug⸗ führung elwa eine Viertelstunde dauern würde.

NI. Die Zahlung des Stipendiums erfolgt auf Anweisung des Vorsitzenden des Stistungskuratoriums und zwar in drei Raten, deren erste heim Antritt der Studien reise, deren zweite und dritte aber erft 23 Einsendung je einer der unter V geforderten Arbeiten fällig werden.

VII. Das Kollegium der Preisrichter besteht statutenmäßig aus den in Berlin wobnhaften Ordentlichen Mitgliedern der Mustkfektion der Königlichen Akademie der Künste, den Kapellmeistern der hiesigen Königlichen Oper und dem Direktor des Sternschen Konservatoriumgß.

Berlin, den 1. August 1909.

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für Musik. Gernsheim.

Kriegsministeri um.

Die Obermilitärintendantursekretäre Hoffmann (Otto) und inen von den Intendanturen des V. bezw. XVIII. Armeekorps sind zu Geheimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren im Kriegsministerium,

der Intendanturregistrator Hartfuß von der Intendantur des VI. Armeekorps ist zum Geheimen Registrator im Kriegs⸗ ministerium ernannt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 27 der Preußischen Gesetzsam mlung enthalt unter

Nr. 10985 das Gesetz, betreffend die Verpflichtung der Gemeinden in der Provinz Hessen-⸗Nassau zur Haltung ' von Ziegenböcken, vom 13. Juni 1909, und unter

Nr. 10986 das Gesetz, betreffend die Abänderung des

Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1. und 14. Juli

1905, vom 28. Juli 1909. Berlin W. 9, den 20. August 1909. Königliches Gesetzsammlungsamt. Krü er.

Nichlamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. August.

Der 6. Gesandte Matte hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationssekretär * Puelma Besa die Geschäfte der Gesandischaft.

Der Unterstaatssekretär im Reichsschatzamt, Wirkliche . Rat Twele ist vom Urlaub nach Berlin zurück—= gekehrt.

Laut Meldung des, W. T. B. ist S. M. S. „Cormoran“ auf der Ausreise a der australischen Station am 18. August in Batavia eingetroffen und setzt am 24. August die Reise nach Amboing (Molukken) fort.

S. M. S. „Bussard“ ist am 18. August in Cast London (Capland) eingetroffen. .

S. M. S. „Loreley“ ist gestern in Varna angekommen und geht morgen nach Konstantinopel.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des Reichs- und Staalsanzeigers“ wird die vom Reichs⸗ eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Juli 1999 veröffentlicht, auf die am Mittwoch an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Mainz, 19. August. Gegen 1 Uhr zog Seine Ma⸗ jestät der Kaiser und König mit Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog in die reich geschmückte und ge⸗ flaggte Stadt Mainz ein, unter dem Jubel der Bevölkerung , dem Läuten der Glocken sämtlicher Kirchen. Vor dem Großherzoglichen Schloß ließ Seine Majestät die Fahnen⸗ kompagnie und die Standarteneskadron vorbeimarschieren. Im Vestibül wurde der Kaiser vom Oberbürgermeister von Mainz, Göttelmann, im Namen der Stadt begrüßt. Seine Majestät o n,. den Oberbürgermeister, der Bürgerschaft Seinen allerherzlichsten Dank und Seine Freude über die Begrüßung durch die Bevölkerung zu übermitteln. Um 1 Uhr fand beim Großherzogs paar Frühstückstafel statt, an der Seine Majestät und die anderen hier weilenden die,, ,. teilnahmen. Nachmittags um 25 Uhr 6 eine Majestät der Kaiser, Seine Königliche Hoheit der Prinz Oskar von Preußen, Seine Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Hessen und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Friedrich Karl und die Kronprinzessin von Griechenland nebst deren Söhnen in Autsmobilen über Cronberg nach Schloß Friedrichshof, woselbst auch Ihre Majestät die Kaiserin und . von Frankfurt a. M. im Laufe des Nachmittags eintraf. .

Oefsterreich⸗Ungarn.

Der Flügeladjutant des Kaisers Franz Joseph, Oberst— leutnant Freiherr von Bronn, ist, W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag in Marienbad eingetroffen, um dem König Eduard ein Handschreiben des Kaisers zu überreichen. Zum Empfange des Freiherrn von Bronn, der als Gast König Eduards im Hotel Weimar abgestiegen ist, war der Oberst Pon sonby auf dem Bahnhof erschienen

Großbritannien und Irland.

Im Unterhaus wurde gestern die Gesetz vorlage, betreffend die südafrikanische Union, in dritter Lesung einstimmig angenommen. An der Vorlage sind seit ihrer Ein— bringung keinerlei Aenderungen vorgenommen worden.

Tüůrtei.

Die dem Minister des Aeußern vorgestern abend über— reichte gemeinsame Note der Schutzmächte erklärt, wie W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, in entschiedenem Tone, für die Lösung der Kretafrage seien allein die Schutzmächte zuständig. Diese seien 3 den Frieden unbedingt auf⸗ recht zu erhalten, sie würden daher weder das Erscheinen der türkischen Flotte in den kretischen Gewässern, noch irgend eine kriegexische Unternehmung gegen Griechenland nue fn! Die Note schließt mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die Pforte alles tun werde, um die Bemühungen ber Mächte für die Erhaltung des Friedens zu unterstützen.

Die Antwortnote der griechischen Regierung, die vorgestern dem türkischen Gesandten in Athen überreicht worden war, ist gestern nachmittag bei der Pforte eingegangen. In der Note wird, derselben Quelle zufolge, erklärt, daß die griechische Regierung über das Verhalten ihrer Offiziere und Konsuln innerhalb des Ottomanenreiches nochmals eine Unter⸗ suchung eingeleitet habe. Diese habe aber ergeben, daß keine Vergehen vorgekommen seien, die so schwerwiegend wären, daß hierdurch die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern gestört werden könnten. Die griechische Regierung werde ihre Freundschaft und Loyalität gegenüber der Türtei auch weiter— hin durch die Tat beweisen. Die Kretafrage selbst wird, wie verlautet, in der Note nicht berührt. .

Die türkische Kammer beriet gestern in einer überaus stürmischen Sitzung die Gesetzesvorlage über die strittigen mazedonischen Kirchen und Schulen.

Die vom Kultusminister vorgeschlagene Abänderung wurde im Sinne der Anerlennung des bisherigen Besitzaueweiscs unter un— beschreiblichem Lärm der Griechen angenommen. Die Griechen beab— ee. durch Obstruktion die Durchberatung der Gesetzesporlage ju verhindern. ;

Amtlichen Informationen der Pforte zufolge haben die Konsuln in Kanea vom Exekutivkomitee bie schriftliche Verpflichtung verlangt, dafür zu sorgen, daß die griechische Fahne nicht mehr gu er Festung gehlßt wird. Eine amt⸗ liche Mitteilung der Pforte weist nachdrücklich die Nachrichten von der Aufwerfung der Dardanellenfrage als unrichtig zurück.

Wie das . Bureau“ aus Canea von gestern meldet, gab die kretische Regierung den Konsuln 3. Schußmächte mündlich die Versicherung, daß es ihre Absich sei, die Entscheidung ber Mächte zu beachten, und fügte hinzu,

; erde die amtliche schriftliche Erklärung abgeben, sobald sie f Hehe in Kandia wiederhergestellt haben werde. Dort hatten die Behörden den Flaggenstock mit der griechischen ahne entfernt, worauf ein bewaffneter Volkshaufe ihn mit ewalt wiederaufrichtete. Eine Milizabteilung stand dabei, ohne daß es ihr möglich war, den Vorgang zu ver⸗ hindern. Bewaffnete i en tee f bewacht noch diese Flagge. In Canea herrscht weiter vollkommene Ruhe.

A sien.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Teheran tele⸗ graphiert: Die Wahlen sind beendet. Es wurden zwei Geistliche gewählt, ebenso Tagisadeh. Alle Gewählten ge⸗ hören der Fortschrittspartei an. Ueber den Ausgang der Wahlen in den Provinzen liegen noch keine Meldungen vor.

Afrika. .

Die Scherifische Mission aus Fes, die sich ins Rif begibt, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern in Tanger an⸗ gekommen. Die Deputation aus dem Rif ist wieder h. ekehrt. Sie trägt Briefe des Scherifen an 44 Stämme mit sich, denen der Sultan den Hefehl erteilt, den Kampf bis zur Ankunft der Scherifischen Mission einzustellen.

Der Roghi ist, nach einer Meldung des „Matin“, in der Gegend von Nezzau angekommen, wo er mit den Trümmern seiner Armee mit dem Stamm der Beni Messara zusammenstieß, der ihn gefangen zu nehmen drohte. 12 An⸗ gehörige des Stammes wurden getötet. Jetzt wird der Scherif von Nezzau die Gefangennahme des Roghi versuchen. Die neulichen Meldungen, nach denen der Roghi bereits gefangen n,. sein lh, scheinen demnach verfrüht gewesen zu sein.

Nr. 33 der Versffentlichungen des Katserlichen Ge—⸗ sundheitsamttz“ vom 18. August 1909 hat folgenden Inhalt: Gesundheitestand und Gang der Volkzkrankheiten. Zeitwell ige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Sanitãͤts⸗ verwaltung in Bayern, 1905 und 1806. Sterbefälle ꝛc. in Oesserreich, 1906. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich. Kiautschou.) Morphium 2c. (Bayern.) Apotheker. Abwasseranlagen. ( Desterreich.) Lebens mittelerperten. Zündwaren. Genickstarre. = (Schwe. Kanton Zürich. Aerzlliche, zahnärztliche ꝛc. Gehilfen. (Frankreich) Chininsglje. Seeschiffahrt. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau. Tier⸗ seuchen im Auslande. Desgl. in Oesterrelch, 2. Vierteljahr. Maul und Klauenseuche in der Schwel. Zeitweilige Maßregeln egen Tierseuchen. (Preuß. Reg.-Bej. Königsberg.) Vermischtes. . en.) Sanitätsbericht des Oberschlesischen Knappschaftzvereing, 199665, COesterreich Böhmen.) Lebengmittelunterfuchung, I507 und 19808. (Spanien) Sterblichkeitgverhältniffe, 19065. (Nica⸗ 1agug.) Untersuchung von Nahrungzmitteln ꝛc. Geschenklifte. Wachentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 600 und mehr Einwohnern. Deggleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstäbtt. Pes. gleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbenrken. Witterung.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Säuglingssterblichkeit in Berlin und den Vororten 1904 big 1906.

Nach den vom Statistischen Amt der Stadt Berlin kürzlich herausgegebenen ‚Uehersichten aus der Berliner Statistsk‘, denen eine die Säuglingssterblichkeit veranschaulichende Rarte beigegeben ist, zeigt die auf je 100 Lebendgeborene errechnete Ziffer der Säauglingesterblich⸗ leit während des dreijährigen Zeitraums von 1904 big 1506 nicht nur in den einzelnen Stadtbezirken, sondern namentlich auch in den ein— jelnen Vororten Berlins sehr erhebliche Verschiedenheiten; denn die

für die Jahre 1904 bis 1966 festgestellte Ziffer der Sãäuglingesterblich . un serer Erde reichen? behandelt der Professor A. Binz in seiner

leit schwankte zwischen 6,57 in Da blem und 31, 90 in Weißensee. Die höch ste Säuglingssterblichkeit für den eiwähnten drei sährigen Jein. raum hatten nächst Weißensee die Vororte Britz (29, 34), Maren;

dem Durchschnit noch Rixdorf E173), Heinersdorf (2157 und Bexhagen⸗Rumm elsburg El, ich; demgegenüber zeschneten sich

nächst Dahlem durch eine niedrige Sä4uglingssterblichkeit, d. 5.

unter 16, 90, aus: die Vororte Schmargendorf (1,08), Grune wald (11,3), WilUmersdorf (II46), Friedenau (12.22),

Stralau (1349), Steglitz und Niederschöne weide (ie 13,7656), Tegel (13,85), Tempelhof (1421), Scöneberz (14,38),

Zehlendorf (1452), Charlottenburg (is,26) und unter 1300 noch Lankwitz (1608), Treptow (16,55) und Pankow (154), während eine dem Nittel für Groß⸗Berlin (i9, 67) sehr nahe kommende Säuglingesterblichkeit in Reinickendorf und Ober Schöneweide festgestellt wurde.

Innerhalb der e , Stadt Berlin hatten eine besonders

niedrige Sauglingssterblichkeit unter 15,3 der Stande gamtz- bentk 16. d. i. dse im Jentrum gelegene Friedrichstadt (11,69), und die im Nordwesten gelegene Friedrich⸗Wilhelmftadt nebst dem Tier⸗ sarten und dem östlichen Teil von Moabit (Bez. TILa), ferner die im Westen gelegene Friedrichs. und Schöneberger Vorstadt (Ber II), die Friedrichs⸗ und die gane Tempelhofer Vorstadt (Bez. a und IVb), sowie das Spandauer Viertel (Bez. IX). Anbererseits war,. die Saͤuglingssterblichkeit am höchsten (25.68 und

in den Standesamtsbezirken XIiia und XlIIlb, . Gesundbrunnen und Wedding, demnächst, und jwar zwischen 20 und 2210, in der Luffenstadt diesseits und jenseits deg Ranaig (Bejj. VI, Va und Vb), im Stralauer Viertel (VꝰIIa und IIb), auch in der nördlichen Rosentkaler Vorftabt (Xb und Xeo) und in der Oranienburger Vorstadt (h; eine mittkere Saͤuglingt⸗ terblichkelt von 17.29 bis 1921 war in dem eigentlichen Zentrum Berlins, 5. h. in Alt Berlin, Alt-⸗Kölln, Friedrichswerder und Dorotheenstadt (Bez. I), ferner im südlichen Teile der Rosenthaler Vorstadt (Bez. Ta), im westlichen Teile von Moabit (XIIb) und im Königs vsertel (VIII) vorhanden.

Im ganzen starhen in Groß-Berlin wahrend der 4 Jahre 1304 bis Ig90 nacheinander von je 1000 ehelich geborenen Kindern 150 217, 065 182, io 174. 86, von 4. 4590 au ßere be, lich geborenen Kindern zrß, s 365 3, 339, is 369 335. Pie

aͤuglingesterblichkeit hat also in letzter Zelt beträchtlich abge—

nommen.

Zur Arbeiterbewegung.

Auch der Ausstand der Geldschrankarbeiter Berlins ist, wie die Voss. Ztg.“ mitteilt, mit dem gestrigen Tage beendigt worden. ( Vgl. Nr. 195 d. Bl)

Die Streiklommission der städtischen Arbeiter Kiels bac Nr. 1943 d. Bi) hat, der . Köln. Zig.“ zufolge, dem Magistrat

formelle Mitteilung gemacht, daß der Ausstand beendet sei. Bis Aätthochghentd. Falten fich falt särntliche an. Auetand, beselliglen ĩ eiter bel den flädtischen Beiriebaleitern gemeldes. Die von augwärtt ker mnmfnen Arbeitswilligen, die noch nicht fest angenommen sind 3 en in ii, Tagen entlaffen und die freiwerdenden Stellen mil n früheren stäbtlschen Arbeitern besetzt werden. Durch dieses Ent⸗

He mn men des Magistratg erhalten annähernd 300 alte Leute wieder

eschaftigung.

In Lübeck sind nach demselben Blatte trotz dem zehnwöchigen autsichtelosen Ausstand der Flußschiffer jetzt die organisi:rten See⸗ leute in elne Lohnbewegung eingetreten.

Zum allgemeinen Außstand in Schweden berichtet W. T. Be, daß im Departement des Innern in Stockholm in den letzten Tagen zahlreiche Nachrichten über eine ganze oder teilwelse Wiederaufnahme der Arbeit in den verschiedensten Betrieben eingingen. Uater diesen befinden sich Gisenwerke, Sägemühlen, auch eine mit organisierten Arbeitern, Holissoff. und Paplerfabriken, Ziegeleien und Baumwoll, und Kleideifabriken in vielen Teilen des Landeg. An mehreren Plätzen sind die Hafen⸗ arbeiter jur Arbelt zurückgekebrt, in Üpsala und Göteborg die Straßenbahnbeamten und in vielen Städten die städtischen Arbeiter; auch in der Pulverfabrik von Bjoerkborn wird weiter! gearbeitet. Ungefähr tauserd Ackerbauarbester find autständig, doch melden sich mehr Freiwillige als nötig sind, um die * Ernse einzubringen. Die Anjahl der Arbeits losen in ganz Schweden war nach offizteller Mitteilung am 18. d. M. 284 418 Bei der vorigen Zählung war die Zahl auf 2865 767 angegeben. Viese Zabl war aber ungenau, da man an verschledenen Orten nicht genügend Zeit zur Zählung hatte. Seit der vorigen Zählung haben die Typographen und eine Anjahl Landarbeiter sich dem Streik angeschlofsen. Die für den 18. d. M. angegebene obige

ahl ist genau und richtig. Der Vorstand dez nich k⸗ ozialistischen schwedischen Arbeiterverbandes sandte an eine Mitglieder ein Rundschreiben, in dem es beißt, daß der Generalstrelk jetzt eine solche Entwicklung erfahren habe, daß der Vorstand den Streik nicht mehr billigen könne. Er fordere daher seine Mit⸗ glieder auf, wo es möglich sei, am 23. d. M. die Arbeit wieder auf⸗ zune bm en. Wie die Zeitung Dagen“ meldet, strengten sämt⸗ liche bürgerlichen Zeitungen einen Prozeß gegen den schwedischen Typographenverband an, well er das leberelnkommen mit den Zeitungen gebrochen und diesen dadurch Schaden zugefügt habe. Die Zeitungen fordern die Erstattung des Schadens, den sie bisher durch den Streik erlitten haben und noch erleiden werden. Die großen Buchdruckereien Stockholmg werden sich voraug⸗ sichtlich dem Vorgehen der Zeitungsverleger anschließen und den Typographenverband auf Schadenersatz verklagen. Die Verleger und Druckereibesitzer in der Provinz dürften sich in den nächsten Tagen zu dem gleichen Schritte ent— schließen. der Massenstreik auf den Bahnverkehr gewirkt hat, erhellt aus folgenden Ziffern: Von den 351 fahrplanmäßigen Personenzügen der Staatsbahnen sind 15 Züge nicht im Verkehr. von 270 Güterzügen der Staattzbabnen sind 96 außer Betrieb. Die 142 Privatbahnen Schwedens haben insgesamt nur 97 Züge dem Verkehr entzogen.

Was den gesamten Streik anbetrifft, so ist die Lage fast un⸗ verändert. Doch macht sich in Arbeiterkreisen bereits Mangel be⸗ merkbar. In Stockholm und in der Näbe von Göteborg kam es gestern zu Kundgebungen gegen Arbeitewillige, die Ordnung wurde aber kaum gestört.

Wohlfahrtspflege.

Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hält, einer Cinladung des Magistcats von Bortmund folgend, ihre dieglährige Hauptversammlung voin 2.—4. Oktober in Dortmund ab. Auf der Tagesordnung steben Verhandlungen über den Kampf gegen die Schundllteratur. Referate über den Gegenstand werden erstatten: Der Schriftsteller Dr. Heinrich Spiero. Hamburg (.Das Volk und die Literatur), der Rektor ee. Berlin (. Die literarische Er⸗ ziehung der Jugend in Schule und Haus ), Br. Jaeschke, Direktor der Stadtbücherei in Elberfeld (. Die Verbreitung guter Literatur im Volke“), und der Professor Br. Brunner, Pforzheim (.Die Be⸗ kämpfung der Schundliteratur“). Außerdem werden in Neben versammlungen der Dozent Franz Fürstenberg, Berlin, über Licht- bil dervorträge, Demonstrationgapparate, Rinematographen“ und ver Sekretär Th. H. Jansen, Berlin, üker die Werbetätigkeit der Gesell⸗

schaft für Verbreilung von Volkebildung referieren. Anfragen und

Anmeldungen sind an den Direktor der Wilhelm, Au guste⸗Viktocja— bibliothek Dr. Grich Schulz in Dortmund zu richten.

Kunst und Wissenschaft.

Die für das gesamte Dasein der Kulturmenschheit auf der Erde hochwichtige Frage: Wie lange werden die Kohlenvorräte

Schrift „Kohle und Eisen“, die in der Sammlung Wissenschaft und

; Bildung! (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig) eischienen ist. dorf (26, 09) Adlers ho (5 48), Lichtenberg (ö, 11), Fredrich felde (24 36), Hoh en⸗Schön hausen (23,27), ferner eine bohe über

Wir entnehmen seinen Ausführungen mit Erlaubnis dez Verlegers das Folgende: Wieviel Koble und wieviel Eifenerz noch jur Ber— fügung stehen, hängt einmal von der Ausdehnung der Bodenschãtze ab, die sich geologlsch ermitteln läßt. und jweiteng davon, biz zu welcher Tiefe man sie ausbeuten kinn. Da die Temperatur nach dem Erdinnern ju um eiwa

steigt, so wird dag Arbelten um

2 1hlen . dvlien:

Zentralfrankrelch . . 1 64900 86 6 Provinz und Königreich Sachsen.. . , 1 Die übrigen englischen Kohlen felder 91 Waldenburg ˖Schatzlarer Revier (De Nordfrankreich. w I 11 r ner Meyer... . 600 = 800 Jahre Ruhrgebiet . kJ P Nordamerika 561 Oberschlesien ö 3 mehr als 1000 Jahre.

Die Vorräte an Eisenerjen haben Törnebobm und Stzrgen

geschätzty: k. Millionen t

11, 2200

2 300 Jahre

England

Die Gesamtmenge der erreichbaren Elsenerzworräte der Erde dürfte etwa 9009 Millionen Tonnen betragen, wobon für eine jähr⸗ liche Gisenproduktion von 50 Millionen Tonnen 106 bis 150 Millionen verbraucht werden. Nach den genannten Autoren müßte also der Vorrat schon vor Ende des 20. Jahrhunderts ju Ende gehen. Diese Schlußsolgerung dürfte aber insofern allzu pessimiftisch fein, als sie nicht mit der Henle rechnet, daß man im Bedarfsfall auch Mine⸗ ralien mit einem sehr niedrigen Eisengebalt verbütten wird, die heute

ar nicht alg Eisenerje zählen. An solchen Gesteinen ist kein Mangel. Nach elner Schaͤtzung von F. W. Clarke enthalt die Erde big ju einer Tiefe von 18 km unter dem Meeregspiegef 5, 10/ Eisen. Bei der riesenhaften Ausdehnung der Erdkrusle ist das eine sehr beträchtliche Menge. Allerdings wird der Uebergang der Eisenindustrie wie auch der Kohlen, industrie von den setzigen reichen Erz. und Koblelagern zu ärmeren mit gewaltigen örtlichen Erschütterungen des Volkswohlstandes be⸗ gleitet sein, wie solche auf anderem Gebtete schon da waren. Bie

Engländer haben derartiges in der Textilindustrie durchmachen müssen, als im nordamerikanischen Bürgerkrieg (1861 = 54) die Sübstaaten bie Hilfe Britanniens dadurch eriwingen wollten, daß sie ihm keine Baumwolle mehr lieferten. Sofort stockte fast die ganze, auf Spinnen. Weben, Drucken und Färben beruhende Industrie von Lancashire. Gleich zu Anfang waren 439 000 Arbeiter auf fremde Unterstützung angewiesen= 9l6 000 Pfund Sterling wurden aus den Sparkassen gezogen. 1862 betrug die Zahl der Unkerstützten 500 000, die der vollkommen Brot⸗ losen 247 060. In Manchester allein fallierten 1193 Firmen. Der Gesamtverlust von Arbeitern und Unternehmern wird auf L300 000000 geschätzt. Denkt man sich analoge Zustände dur

Eisen.! oder Kohleknaypheit hervorgerufen, so ergibt sich ein no

biel schrecklicheres Bild, denn sie sind wichtiger alz Baumwolse Man kann sich vorstellen, daß in einer sehr fernen Zukunft einmal nicht mehr Mars die Weltgeschichte beflimmen wird, sondern Minerva, zu der bilfeflehend die Völker wallen. Wag wird ihre Weisheit porautsichtlich bieten können? Vlese Frage hat man betreffs des Eisens bisher nur in Schweden aufgeworfen und einstweilen damit zu erledigen gesucht, daß man vorschlug, die Ausfuhr schwedischer Erje solle werboten werden. Betreff der Kohle dagegen hat man' bereiis ernsthafte Versuche zur Beantwortung jener Frage , da hier die Natur selber Augkunft gibt, indem sie auf die Wärme ber Sonne und die Kraft der Wasserläufe als Ersatzquellen für die Wirkungen der Koble hinweist. Bie Sonne hat die Bäume wachsen 4 aus denen die Kohle geworden ist. Man kömnte darum denken, sie werde ung aufg neue damit beschenken. Dag ist leider nicht der 6 denn wir verbrauchen an einem Tage so viel Kohle, wie sich nur in Aeonen bilden kann. Die Zeit, die zur Entstehung der Kohlelager notwendig war, läßt sich abschätzen. Einmal gus der Hauer terreftrischer Vorgänge überhaupt. Man weiß, wiepiel Salz im Meere ist, und wiepiel die Flüsse jährlich hinzuführen. Demnach waren etwa 199 Millionen Jahre nötig, um den Oscan auf seinen jetzigen Saligehalt ju bringen. Iech alter erscheint die Erde, wenn man die Dicke sedimentärer Gesteintlager mißt und die Langsamkeit verfolgt, mit der sie sich fortdauernd neu 'bilden. Man kommt dann dazu, der Erde ein Alter bis zu 600 Millionen Jahren ju geben. Wenn diese Zahlen auch weit autgeinandergehen, so slimmen sie doch insofern überein, als eg sich stets um Millionen von Jahren handelt. Das Gleiche gilt für den speziellen Fall der Steinkohlebildung. Nach Ochsenlus wurde aus cinem 'in 100 Jahren gewachsenen Hochwald kaum eine 3 em dicke Kohleschicht entstehen. Ein einigermaßen mächtiges Kohlelager kann sich demnach nur in einem Zeitraum gebildet haben, den Graßmann auf 24 Millionen Jahre veranschlagt. Die neueste Berechnung ist an Mineralien an— gestellt worden, die mit Kohle jzusammen' vorkommen und einen analpsierbaren Gehalt an Uran und Helium haben. Da die Ge— schwindigkeit der Bildung von Hellum aus Uranerz bekannt ist, so läßt die gefundene Heliummenge einen Rückschluß auf dasz Alter des Ge— steins zu. Es ergab sich in dem spejlellen Fall ein Minimum bon 141 Millionen Jahren, sodaß Graßmanns Schätzung biel zu niedrig erscheint. Die Sonnenwärme wird den Menschen 'also keinesfalls in Form von hinreichend rascher Koblebisdung jugute kommen, una soweniger, als die besonderen geoloaischen Bedingungen nicht mehr bestehen, unter denen die vorgeschichtlichen Wälder verwest sind. Sollte aber ein Mittel gefunden werden, um die Sonnen wärme in irgendwelcher anderer Form auszunutzen, so würde ihre Menge vollauf genügen. Die Grde empfängt auf ] qem Ober- fläche in 1 Minute 3 Gramm Kalorien Sonnenwärme, entsprechend

. kg mittelguter Steinkohle, von der 1 kg beim Verbrennen

600 Kilogramm Kalorien liefert. Da die Erdoberflache eine Aus— dehnung von 5i9 Millignen Quadratkilometer hat und zur Hälfte beschienen wird, so berechnet sich daraus und aus der Annahme einer jährlichen Weltförderung von 900 Millonen Tonnen Kohle, daß die Sonne in einem Jahre 584 000 mal mehr Wärme liefert, als durch Verbrennung jener Tohlenmenge erhalten wird. Kznnte man also nur enen kleinen Bruchteil der Sonnenwärme aufspeschern, so wäre die Kohle entbehrlich.

Die Kraft der Wasserfälle nützt man bereits zum Treiben bon Dyngmomaschinen. In der Schwetz allein stehen nach Aron etwa 750 009 PS (Pferdestärken) zur Verfügung, wovon 250 000 in Be trieb sind. O. von Miller schätzt die disponiblen Wasser kräfte in Schweden auf. 2 Millionen, in Frankrelch, in den Alpen und dem Niagara guf je 10 Millionen E8. Gine PS nennt man diejenige Kraft, welche 5 kg in einer Sekunde um ein Meter hebt. Sie

75 ist aͤquibalent S] Kalorie und somit der Verbrennungswärme von

19 2. ö Töss Eg mittelguter Steinkohle in der Sekunde, entsprechend 66 kg im Jahre. 32 Millionen PS8 wären demnach entsprechend 24 512 000 * Kohle jährlich. Das ist etwa 2,7 60 dez Weltbedarft und demnach eine geringe Menge, die sich aber durch die volle Ausnußung der Wasserkräfte in allen Erdteilen in unabfehbarer Weise würde steigern lassen.

Sind somit die Aussichten für die Weiterentwicklung nicht gerade ungünstig, so ist ein gewisser Optimismug gerade in unferer Zeit um so berechtigter, als das Jahr 1898 eine ungeheure Ueberraschung ge⸗ bracht hat, die weitere große Erfindungen und Entdeckungen ahnen läßt. Eine uns gänzlich neue Naturkraft hat man gefunden, obgleich man voraugsttzen durste, die irdischen Kräfte seien lange bekannt, da man sie als Schwere, Gewitter, Wind und Feuer scheinbar not- wendigerweise verspüren muß. Trotzdem blieb die Kraft dez Radiums bis zu seiner Entdeckung durch daß Ghepaar Gurte verborgen, weil der Kubikmeter Erdkruste an den melssen Stellen nur 8 Millionftei Milligramm dieser Substanz enthält, und weil die Kraftentfaltung nur langsam vonstatten geht. Erst als in der Pechblende der Joachimtthaler Hütte ein Mineral gefunden wurde, aus dem sich jwar auch nur sehr geringe, aber doch wägbare Mengen Radium fabrikmäßig gewinnen lassen, wurden die Eigenschaften dieses Stoffes der Begbachtung jugänglich. Und dabes zeigte sich das über alle Maßen Erstaunliche, daß das Radium in an— dauernder Umwandlung begriffen ist, als deren Folge ein Gramm Radlum so viel Wärme entwickelt wie 709 kg Steinkohle bei der Verbrennung. Die Umwandlungggeschwindigkest hat sich messen lassen. Sie beträgt etwa 3700 Jabre. Würde die Umwandlung plötzlich erfolgen, so müßte sie von den furchtbarsten Explosiong⸗ wirkungen begleitet sein; wäre sie hingegen beliebig regulierbar, so würde 1 kg Pechblende genügen, um einen großen Schnelldampfer über den atlantischen Osean ju führen.“

Somit ist ein Stein der Weisen gefunden, dem hob 000 mal so vlel Kraft innewohnt wie der gleichen Gewichtzmenge Kohle. Aller= dings äußert sich diese Kraft derartig langsam, daß sie im Vergleich zu der der Kohle einstweilen nur eine wissenschaftliche Kuriofttät ist. Immerhin aber ist sie ein Wunder, und eine Zeit, die solch . entdeckt hat, braucht an der Zukunft nicht zu ver— jweifeln.

Literatur.

Daß Hauptinteresse auf technischem Gebiet bat sich in den letzten Jahren unstreitig der Eroberung der Luft zugewendet. Große, dor einem Jahrjehnt auch von Fachmännern kaum geboffte Erfolge sind auf ihm erzielt worden, an deren Auskan und Erwelterung in allen Kulturländern mit angestrengtem Cifer gearbeltet wird. Ez liegt in der Natur dieser epochemachenden Gifiadungen. daß auch die weitesten Lalenkreise sich mit ibnen lebbaft beschaftigen; so durfen auftlärende Schriften bon Fachleuten auf diesem Gediet auf dag Interesse zablreicher Leser rechnen. Gs ie en. n de les ten Wochen erschienen, drei Schriften dor, die alz gute Ginfübrrns ia das Problem der Groberung der Luft durch den Menschen gelten können und die jugleich über den gegenwärtigen Stand der Gr. findungen auf dem Gedsete der Lustsch drt dene. Flagteheick a- derlãssig unterrichten.

Im Verlage don Otto Salle in Berlia det der Dderñleatnant J. D. Moedebeck eine Schrift Fliegende Wen schen er herren

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