Ministe rium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Die Stelle des e, Kreisarztes und Vor⸗ stehers des Medizinaluntersuchungsamts in Gum— binnen ist zu besetzen.
Bekanntmachung.
Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das steuerpflichtige Reineinkommen der Königsberg-Cranzer , für das Rechnungssahr 1908.9 120 000 6 beträgt.
Königsberg, den 7. Oktober 1909. 2.
Ber Königliche Eisenbahnkommissar.
Reisewitz.
Angekommen:
Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der a n, Arbeiten von Breitenbach, von Dienstreisen aus estpreußen und Posen.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 8. Oktober.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich sächsische Geheime Rat Härtig ist in Berlin angekommen.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause richtete gestern der Abg. Dillon 8 n,, an die Regierung Anfragen über die Aktion Spaniens in Marokko. ;
Nach dem Bericht des W. T. B.“ fragte Dillon zunächst, ob die britische Regierung der spanischen irgend welche Ve e,, be⸗ züglich der umfassenderen Operationen in Marokko gegeben habe, ferner ob irgend eine Tatsache zu der Annahme , könnte, daß Spanien eine Besetzung Tetuans oder eines bedeutenderen maurischen Gebietsteiles plane, und ob bei der britischen Regierun von der spanischen sondiert worden sei, wie sie ö zu derartigen Unternehmungen stellen würde. Der , untersekretär Me Kinnon Wood erwiderte, er müsse alle drei Fragen im verneinenden Sinne beantworten. Als hierauf Dillon weiter anfragte, ob das Parlament in Kenntnis gesetzt werden würde, bevor die britische Regierung irgend einen Schritt zugunsten einer weiteren oder erweiterten Aktion in Marokko tun werde, antwortete Me Kinnon Wood: Wir wissen von keiner Absicht Spaniens, die den vertraglichen Verpflichtungen zuwiderliefe, oder die sich in irgend einer Weise mit den Interessen Großbritanniens kreuzen könnte.
Frankreich.
Wie die „Agence Havas“ meldet, hat Spanien einen Tag bevor es einige seiner Vertreter im Auslande beauftragte, das Festhalten an dem vorher festgesetzten Programm für sein Vor⸗ gehen in Marokko zu . durch seinen Botschafter in Paris denselben Schritt im Ministerium des Aeußern tun lassen.
Rußland.
Das amtliche Informationsbureau macht, wie das „W. T. B.“ meldet, anläßlich des von den Vertretern einiger Mächte, die in China Handelsinteressen haben, sowohl in Peking wie in St. Petersburg geäußerten Zweifels über das Verfügungsrecht, das von seiten der Stadtverwaltung in Charbin ausgeübt wird, folgende Mitteilung:
In Noten an die chinesische und die russische Regierung sowohl
wie in mündlichen Mitteilungen haben die Vertreter einiger Mächte festzustellen versucht, daß einzelne Paragraphen des am 10. Mai d. J. in Peking unterzeichneten Vertrags den ihren Reichsangehörigen durch die Traktate mit China eingeräumten Exterritorialrechten Ab⸗ bruch tun, daß ferner einige von der Verwaltung Charbins getroffene Maßregeln sich in Widerspruch befinden mit der Ordnung der inter—⸗ nationalen Konzession, die ihrer Meinung nach in der letzten Zeit in Charbin festgestellt sei. Es ist leicht nachzuweisen, daß ein derartiger Standpunkt auf einem Mißverständnis beruht. Die Exterritorial⸗ rechte, soweit sie durch Traktate gesichert sind, begreifen ausschließlich das Recht jedes Ausländers in sich, von seinem eigenen Konsul ge⸗ richtet zu werden, befreien ihn aber keineswegs von der Verpflichtung, städtische und andere Gebühren zu entrichten und sich der eingeführten Ordnung zu fügen. Der Unterschied J rein chinesischen offenen Häfen, wo es keine ausländischen Konzessionen gibt, und den Orten, die auf dem Territorium der Chinaostbahn liegen und dem ausländischen Handel geöffnet sind, be⸗ steht lediglich darin, daß es in den ersteren der chinesischen Obrigkeit freisteht, nach eigenem Ermessen Verwaltungs⸗ normen aufzustellen, während in den auf dem Territorium der Ostbahn befindlichen Orten die chinesische Regierun durch Konzessionsvertrag vom 28. August 1896 und 5 Nebereinkommen vom 10. Mai 1909 der China⸗Ostbahn⸗Gesellschaft Verwaltungsrechte als Privatkonzessionär übertragen hat, sodaß die Gesellschaft bei der Ueberwachung der Verwaltung Charbins und anderer Punkte als Organ der chinesischen Regierung handelt. Ein anderes Mißverständnis gab augenscheinlich , , . zu der Behauptung, Charbin sei unlängst in eine internationale Kon⸗ zession umgewandelt worden. Die vertragschließenden Par⸗ teien hatten jedenfalls niemals eine derartige Absicht. Auf Grund der juridischen Akte sowie der Traditionen und hältnisse lokalen Charakters, unter denen Charbin entstand, stellt es einen besonderen Typus einer Konzession dar, der sich durch einen ausnahms⸗ weise liberalen und hinsichtlich der Ausländer äußerst gastfreien DOrdnungsmodus von anderen Konzessionen unterscheidet. Die infolge einer Unklarheit des sechsten Paragraphen des Bahn⸗ kontraktes entstandenen Mißverständnisse haben auf dem Territorium der Vic e hn eine äußerst unstabile Lage ge⸗ schaffen, welche die russische ebenso wie die ausländische Be⸗ völkerung hinderte, sich daselbst fest niederzulassen und ernste kommerzlelle Interessen anzubahnen. Infolgedessen liegt es im Interesse der auswärtigen Mächte selbst, zum allerschleunigsten Abschlusse der zwischen Rußland und China schwebenden Ver⸗ handlungen beizutragen und deren 237 ten Lauf nicht zu 1 was gleichbedeutend damit ist, ö je dem Einreißen voll⸗ ommener Unordnung in den an der Bahnlinie entstandenen Ort⸗ schaften entgegenarbeiten. Andernfalls würde auch die Bahngesellschaft unter solchen Verhältnissen Ausgaben für eine befriedigende Organi⸗ sation der Ortschaften vermeiden.
Spanien. Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Erklärung des Ministerpräsidenten Maura könne er die konstitutionellen Garantien in Katalonien nicht wiederherstellen, da es seine erste Pflicht sei, für die öffentliche Sicherheit zu . Der Ministerpraͤsident hat jedoch ,, . gegeben, bei der Wahlkampagne das Versammlungsrecht li eral zu handhaben.
Griechenland.
Die Deputiertenkammer hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, den Justizminister Roma mit 119 von 161 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten gewählt. Roma sprach dem Hause für seine Wahl den Dank aus und hob hervor, daß der ,, . der Deputierten der Krise. welche durch das
and gehe, Rechnung tragen und seine Pflicht zu tun wissen werde. Amerika.
Wie die re öůè in Ottawa mitteilt, ist sie von der Regierung zu der lärung ermächtigt worden, daß dem Parlament in der nächsten Session eine Gesetzesvorlage auf Bewilligung von 20 Millionen Dollars zur Schaffung einer canadischen Flotte und weiterer 3 Millionen jährlich zu ihrer Weiterentwicklung und Erhaltung vorgelegt werden würde.
Nach amtlichen Nachrichten, die, W. T. B.“ zufolge, in Buenos Aires aus Paraguay eingetroffen sind, haben die Truppen von Paraguay die , chen in mehreren Gefechten geschlagen. Die revolutionäre Bewegung wird für beendet angesehen.
Afsien.
Wie das „W. T. B.“ aus Peking meldet, ist die An⸗ gelegenheit der , . und der Hankau⸗ Szechuan⸗Bahn durch ein Kaiserliches Edikt dem Juchuanpu Verkehrsministerium) übertragen worden. Der Verkehrs⸗ minister Hsuschitschang wird dem entsprechend die Verhandlungen über die Bahnanleihe führen.
Afrika.
Nach Meldungen des W. T. B.“ aus Melilla sind vorgestern abend durch den Scheinwerfer des Leuchtturms von Lancellos im Gebiete der Beni Sitar mehrere Trupps von Eingeborenen entdeckt worden, die sich hinter Gestrüpp ver⸗ borgen hielten. Sobald sie sich bemerkt sahen, eröffneten sie ein Feuer gegen die Vorposten von Melilla. Die Spanier re,. das Feuer und ließen eine Kompagnie einen Ausfall unternehmen. Das Gefecht währte 11 / Stunden.
Depeschen aus Seluan zufolge errichten die Spanier dort um die Kasbah Verteidigungswerke, auch Geschütze schweren Kalibers sollen dorthin geschickt werden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Hopfenernte in Bayern 1909.
Im laufenden Jahre war die Hopfenernte in Bayern quantitativ schlecht, qualitativ gut. Es stellt sich nämlich nach den Berechnungen des Königlichen Sin Landes gmts die n , nur auf 44 627 dz gegen 142 255 4 im Vorjahre. Die Ernte von 1909 war die geringste während der a. . Jahre; am nächsten kommt ihr in dieser Zeit die Hopfenernte des Jahres 1901 mit 49 463 dæ. Verursacht ist der geringe Hopfenertrag des Jahres 1909 durch Feuchtigkeit, Un 38 und Schwarzbrand. Unter den bayerischen Hopfengebieten hat Mittelfranken mit 9866 42 (im Vorjahre 51 441 dz) am schlechtesten abgeschnitten, Oberbayern und Nieder⸗ bayern erreichten gegen das Vorjahr die halbe Ernte. Im Durch⸗ schnitt ergab sich für das Königreich ein Ertrag von 2,4 dz (im Vor⸗ jahre 6,2 dz) auf 1 ha. Die Qualität wird mit Note II bewertet.
Zur Arbeiterbewegung.
In Hanau erklärte sich, der Frkf. Ztg.“ zufolge, der Ober⸗ bürgermeister Dr. Gebeschus auf Ersuchen der „Vereinigung von Arbeitgebern der deutschen Edelmetallindustrie“ bereit, behufs Bei⸗ legung des Streits in der dortigen Edelmetallindustrie Einigungsverhandlungen zwischen vorgenannter Arbeitgeber⸗ vereinigung und dem Vorstande des Deutschen Metallarbeiterverbandes zu veranlassen. e,, für diese Verhandlungen ist, daß die Hanauer Arbeiter der Edelmetallindustrie ihre Kündigung zurück⸗ nehmen. (Vgl. Nr. 234 d. Bl)
Aus Elberfeld meldet die Köln. Itg.““ Der Verein von Seidenbandfabrikanten des Bergischen Industriebezirks erklärt in einem Rundschreiben, daß, wenn die Kündigung der Ge⸗ hilfen nicht zurückgezogen würde, eine Verständigung, zu der der Verein auch heute noch bereit sei, ohne seine Schuld unmöglich ge⸗ macht würde, und daß er genötigt sein werde, alle seine Betriebe still⸗ zusetzen, weil nicht geduldet werden könne, daß die von der Kündigung betroffenen Vereinsmitglieder in dem ihnen ohne Not aufgezwungenen Kampf allein stehen. Vgl. Nr. 234 d. Bl.)
Der Bergarbeiterausstand bei der Mansfelder Ge— werkschaft (9gl. Nr. 237 d. Bl.) hat, wie die „Köln. Itg. erfährt, auch auf den Eduardschacht und den Freies⸗Leben⸗Schacht über⸗ gegriffen, . ist die Gesamtzahl der Ausständigen nicht gewachsen. Die Gewerkschaft hofft auf ein baldiges Abflauen der Ausstands—⸗ bewegung.
(Weitere Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Landesversicherungsanstalten und Volkswohlfahrts— bestrebungen.
Die auf Grund des Inpalidenversicherungsgesetzes errichteten Landesversicherungsanstalten haben fa mehr und mehr zu den wichtigsten Trägern der Volkswohlfahrt im Deutschen Reich entwickelt. Dies ergibt auch eine Durchsicht des kürzlich erschienenen Jahres— berichts der w , talt für Mittelfranken, deren Sitz sich in Ans befindet. Die Anstalt, gehört zu den kleineren ihrer Art; sie erstreckt sich auf ein Gebiet, das nach der Berufszählung von 1907 eine Bevölkerungsziffer von 880 780 Ein— wohnern aufweist. Von ihnen werden 205 000 als versicherungs⸗ pflichtige Personen 1 Sie bleibt ihrer Größe nach hinter samtlichen preußis ndesversicherungsanstalten, von denen die kleinste — Schleswig⸗Holstein — reichlich 309 000 Versicherte umfaßt, weit zurück. Wir wollen nur nebenbei erwähnen, daß die Anstalt Mittel. franken am letzten e , Tf 10 268 Invalidenrentenempfänger und 890 Altersrentenempfänger hatte, und daß an jene für das letzte Jahr rund 15418 000 4 und an diese rund 136 000 4 in 8 von Renten zur Auszahlung gelangt waren, ferner daß die Anstalt im 4 des Jahres 14134 Personen — darunter 898 Lungenkranke — in Heilbehandlung genommen und an Heilkosten insgesamt 310760 4 gegen 173 927 M im 36 uvor aufgewendet hat.
e
Was uns noch m d die erheblichen
; 9 chten 3 gibt, Aufwendungen, die die Versicherungsanstalt für Mittelfranken frei⸗
auf sich genommen hat und mit denen sie namentlich im Verhältnis zur Zahl ihrer Versicherten die meisten anderen Anstalten im Süden wie im Norden unseres Vaterlandes weit hinter sich läßt. Die Anstalt darf das Verdienst für sich beanspruchen, ein kleines Netz von Fürsorgestellen zur Bekämpfung der Tuberkulose ins Leben gerufen zu haben und sie w nm, finanziell zu unterstützen. So sind im Voriahr in den Städten Georgsmünd, Uffenheim, Schwabach und Weißen⸗ burg i. B. derartige Einrichtungen neu entstanden, und folgende Summen wurden als Zuschüsse an Fürsorgestellen für Lungenkranke überwiesen: 400 ½ nach Uffenheim, 12090 M nach Weißenburg, 1200 nach Schwabach, 1200 M nach Ansbach, 10 000 4 zu den Betriebs⸗ kosten der Fürsorgestelle in Nürnberg. 4 kommen 5000 M als Zuschuß zu den Betriebskosten des Walderholungsheims zu Rückersdorf und 5600 M als außerordentliche Beihilfe zu den Einrichtungs⸗ kosten dieser Anlage, 12 000 M zu den Baukosten der Walderholungs⸗ staͤtte bei Fürth und 1000 M zu den Betriebskosten der gleichen Ver⸗ anstaltung. Dann findet man in der Uebersicht der Ausgaben: 1500 4 Zuschuß zur Exrichtung eines Wöchnerinnenheims in Fürth, 1000 an die Stadt Fürth fuͤr die Mutterberatungsstelle, 1600 S für ein Wöchnerinnenhẽim in Nürnberg, 300 ½ an die Mutterberatungs- und Säuglingsfürsorgestelle in Eichstätt, 200 an die Säuglingsfürsorge⸗ stelle in Schwabach, 200 M an den Verein „Frauenwohl' zu Nürn⸗ berg zur Förderung der Hauspflege, 300 6 an den bayerischen Verein vom get. Kreuz in . 400 S an den Verein für öffentliche Gesundheitspflege in Nürnberg zu einer Ausstellung, betreffend die Bekämpfung der Trunksucht, 172 460 acht zur Ermöglichung gleicher Ausstellungen in den Städten Lauf, Roth a. S. und Schwabach, 50 6 ,,. an den Deutschen Verein zur Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke in Berlin, 130 1 zur Beschaffung von Abbildungen, Tafeln und Druckschriften über den Alkoholmißbrauch zur Verteilung, 240 S Zuschüsse zur Errichtung und zum Unterhalt von Landkrankenstationen. Zu alledem treten noch einzelne kleinere Ver⸗ einsbeiträge und damit ergibt sich die Summe von im ganzen 43 909 , die diese Versicherungsanstalt für Bestrebungen der Volkswohlfahrt im Interesse der Krankheitsbekämpfung in einem Jahre zur Verfügung gestellt hat. Es ist offenbar ein ganz richtiger Grundsatz, der dabei seine Betätigung findet, daß die Ver—⸗ waltung der Anstalt nicht alles selbst in die Hand nimmt und nur ihre eigenen Einrichtungen zu fördern sucht, sondern daß sie gerade die anderweit vorhandenen oder in Angriff zu , Veranstaltungen finanziell unterstützt und für ihre Zwecke verwertet. Zu empfehlen ist das Vorgehen der Versicherungsanstalt für Mittelfranken auch insofern, als sie die Tätigkeit der Frauen auf gemeinnützigem Gebiet in mehrfacher Weise anfacht. Endlich heben wir ihre Leistungen deshalb rühmend hervor, weil in ihnen neben der Bekämpfung der Tuberkulose und der Fürsorge für das jüngste Lebens- alter die Zurückdrängung des Alkoholismus einen breiten Platz ein⸗ nimmt, eine Tatsache, die gerade bei einer süddeutschen Versicherungs⸗ anstalt hoch zu bewerten ist. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß in der Weise, wie Mittelfranken die Wege zeigt, sich die Heilfürsorge einer Landesversicherungsanstalt am besten bewähren wird. Das Heil⸗ verfahren bei der einzelnen Person, wie es eigentlich im Gesetze vor⸗ gesehen ist, berührt eben immer nur den Einzelnen und setzt überdies vielfach erst ein, wenn der Erfolg zweifelhaft geworden ist. Die mittelbare“, vorbeugende Heilfürsorge aber greift viel tiefer: sie wendet sich an die . amtheit und sucht durch Belehrung und Unterweisung der Entstehung von Krankhgit und Siechtum im Keime entgegenzuwirken. Die Versicherungsanstalten erfüllen eine wichtige Pflicht zum Besten des deutschen Volkes, wenn sie unausgesetzt an einer weiteren verständigen Anwendung der ihnen nach dieser Richtung gewährten Befugnis, den gemeinnützigen Bestrebungen im Interesse der unbemittelten Volksklassen wirksam und ohne Engherzigkeit zu dienen, arbeiten.
61 im Interesse der mittelbaren“, der 6 Heilfürsorge
Kunst und Wissenschaft.
Ein hiesiges Blatt brachte gestern eine den Londoner Times“ entnommene Notiz vom Ankauf einer Wachs büste des Leonardo durch Geheimrat Dr. Bode in London für die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museum s. Dazu sei folgendes be⸗ merkt: Generaldirektor Bode erwarb gelegentlich seines letzten Aufenthalts in London tatsächlich eine lebensgroße farbige Wachsbüste, die höchstwahrscheinlich ein Originalwerk Leonardos ist. Die Büste stellt das Idealbildnis einer jungen Frau dar, deren Brust das blaue draperieartige Gewand freiläßt. Der liebliche Kopf mit halb aufgelöstem, gescheiteltem Haar, mit einer er⸗ blühenden Rose geschmückt, ist leicht zur Seite geneigt, und das be⸗ rückende Lächeln der Mong Lisa umspielt auch die Lippen dieser Frau. Ein im Winter dieses Jahres in Mailand entdecktes Bild der Sammlung Settala, das als Original Leonardos gepriesen wurde und viel Aufsehen erregte, stellt wahrscheinlich dieselbe Frau in ganz ähnlicher Auffassung dar und wurde als eine der zahlreichen Repliken dieses Porträts erkannt, die insgesamt auf eine Handzeichnung Leonardos in Chantilly zurück— zugehen scheinen. Alle diese Repliken stehen an künstlerischer Vollen⸗ dung und bezwingender Anmut weit hinter der Wachsbüste zurück, deren Bestimmung als eigenhändiges Werk Leonardos dadurch um so mehr gesichert ist. Vasari spricht denn auch in seiner Biogra⸗ phie des Künstlers von Wachsbüsten, die er angefertigt habe. Von solchen kannte man bisher nur die berühmte kleine Buͤste eines jungen Mädchens in Lille, die von verschiedenen Seiten auf Leonardo zurückgeführt wurde. Das demnächst erscheinende Heft des Jahrbuchs der Kgl. preuß. Kunstsammlungen wird eine erschöpfende kunsthistorische Abhandlung und Würdigung über diese unschätzhare Bereicherung unserer Kunstschätze aus der Feder des Geheimrats Bode bringen. Die Aufstellung der Büste in der Galerie des Kaiser Friedrich⸗Museums steht bevor. D.
Im Architektenverein zu Berlin, Wilhelmstraße H 93, wird am Mittwoch der Direktor des Kaiserlichen Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo, Professor Dr. Borchardt einen . halten (mit Lichtbildern) über die Entwicklung der An⸗ schauungen über die ägyptischen Pyramiden in den letzten 20 Jahren.
Ueber seine Expedition nach dem Südpol“! berichtet Leutnant Shackleton in der neusten Nummer der Um schau“ erm, a. M.). Der Weg nach dem Nordpol über treibende Eis⸗ . mit offenen Spalten und Rinnen bietet sicher größte Schwierig⸗ keiten und Gefahren, doch der nach dem fernsten Süden über den großen Gletscher bis 3509 m Höhe gibt ihm in dieser Beziehung nichts nach. „So brauchten wir von 8 Uhr Morgens bis 2 Uhr Mittags“, schreibt Leutnant Shackleton, um nur 500 m zurück⸗ zulegen, denn die Oberfläche war mit Gletscherspalten wie besät, manche im Schnee versteckt, andre offen daliegend, und alle gefährlich. Die blauschwarzen Tiefen waren grundlos, und ein falscher Tritt konnte Verderben bringen. — Wie Leutnant Shackleton und seine drei Gefährten unter größten Anstrengungen und Entbehrungen diesen Gefahren entgingen und wie sie schließlich, keine 0 Km vom Pole mehr entfernt, durch Nahrungsmangel zur Umkehr gezwungen wurden, darüber bringt die Umschau“ (Frankfurt a. M.) in ihren neuesten Nummern als einziges deutsches Blatt die authentischen, durch zahl⸗ reiche Photographien illustrierten Berichte.
Literatur.
— For schungen zur Brandenburgischen und 2 . schen Geschich te. Neue File der Märkischen Forschungen“ des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg. In Verbindung mit G. Schmoller , von Ot to Hintze.
Band. erste Hãlfte. Je0 S. 6 X.
n , . ipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. 1
J.
erlangte entwickelte
29. August 1685 mußte z. B. den refugierten Franzosen das Bürgerrecht in Königsberg und was dazu gehörte, unent— geltlich verliehen werden. Unter der neuen Regierung kam es zunächst zu einer Reaktion gegen die Begünstigung der Fremden, dann wurde eine entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, und schließlich auf eine durchgreifende Lösung der Frage verzichtet. * Schluß betrachtet der Verfasser, der sich vor allem auf das im Beh. Staatsarchiv zu Berlin und im Staatsarchiv zu Königsberg gesammelte Material gestützt hat, den Streit um die Art des Salz⸗ andels und die Handelspolitik Memels. Das Thema des dritten Aufsatzes lautet: Die preußische Münzpolitik im 18. Jahr⸗ hundert, von Dr. Friedrich Frhr. v. Schrötter, Wilmers— dorf. Es ist ein Vortrag, der im August 1908 auf dem Inter⸗ nationalen Kongreß für historische Wissenschaften zu Berlin gehalten wurde. Der Verfasser unterscheidet drei Perioden: die erste, bis zur Mitte des Jahrhunderts reichende, nennt er eine abwartende, passive; die zweite bezeichnet er als die merkantilistische, sie ist die der größten Aktivität, in sie fällt die Gründung des preußischen Münzspstems, sie endet mit dem Jahre 1785. Die dritte ist die freihändlerische Münz⸗ periode. Friedrich Wilhelm J. wartete wie andere deutsche Fürsten auf das Zustandekommen der deutschen Münzeinheit durch die Verhandlungen am Reichstag zu Regensburg. Friedrich IJ. begann die Reform damit, daß er 17560 den braunschweigischen Handels- und Münzkommissar Graumann, der im Jahre vorher eine Aufsehen erregende Broschüre verfaßt hatte, zu seinem Generalmünzdirektor ernannte. Es gelang Graumann, einen durchführbaren Münzfuß für Goldgeld und Silberkurant auf— zustellen und die fremden Münzen entbehrlich zu machen. Was hier eleistet wurde, war die wichtigste deutsche Münzreform seit Ein⸗ ührung des Talers, also seit 25 Jahrhunderten. Das große Ziel, das Graumann vorschwebte, die Gewinnung des Welthandels durch das preußische Geld, wurde freilich nicht erreicht. Was das Geld des Siebenjãhrigen Krieges betrifft, so geht der Verfasser auch kurz auf die . ein, weshalb der König kick nur die Münzen des preußischen
epräges verschlechtert, sondern auch große Massen minderwertiger Münzen mit fremdem Stempel geprägt habe. Seit 1786 war der maßgebende Mann im Münzwesen der Geheimrat, dann Minister von Struensee, der Vorgänger Steins. Da er zu viel Scheidemünzen prägte, mußte der Staat diese Massen nach dem Frieden von Tilsit erst auf z, dann auf * ihres Nennwerts herabsetzen und dadurch un—⸗ geheuere Verluste über die Bevölkerung verhängen. Struensee war sich ebenso wie Hardenberg bereits . über den Begriff der einfachen und doppelten Währung. Er wünschte den einfachen Fuß, d. h. die reine Silberwährung, allgemein zu machen. An die Möglichkeit einer Goldwährung aber dachte man damals in Preußen nicht. Hessen und Preußen im Frühjahr 1787 ist der Gegenstand des vierten Aufsatzes, vom Geheimen Regierungsrat Dr. Hartwig in n,, Landgraf Wilhelm von Hessen⸗Cassel hatte am 17. Februar 1787 die 8 aft Schaumburg ⸗Lippe 36 vorhergegangene Ankündigung und ohne Vowissen seiner Minister als eröffnetes hessisches Lehen mit etwa 3000 Mann besetzt, weil er den Sohn des vier Tage zuvor verstorbenen Grafen Philipp Ernst trotz egenteiligen . der Reichsgerichte nicht r sukzessionsfãhig sielt. Er hatte gehofft, seine Gewalttat werde bei den freundschaft⸗ lichen Beziehungen zwischen den Fürstenhäusern Hessen⸗Cassel und Hohenzollern die Unterstützung Preußens finden. Es wird nun aus einandergesetzt, durch welche Verhandlungen der Landgraf dazu gebracht wurde, seine Truppen wieder zurüchzuziehen und 3. den angemaßten Besitz zu in,. Die Quellen hierfür sind die zahleichen Berichte, die der 23 erlin gesandte Vertrauensmann des Fürsten, der Geheime Rat von Veltheim in dieser Angelegenheit erstattet hat. In dem fünften und letzten Aufsatz erörtert 86 von Gruner, Berlin, die Ordens⸗ verleihung an den Geheimen Rat, Professor Schmalz
1815. Im Oktober des Jahres 1815 wurde dem preußischen Geheimen Rat, Professor Schmalz von König Friedrich Wilhelm III. der Rote Adlerorden 11I. Klasse verliehen. Diese Auszeichnung erregte schon bei den Zeitgenossen berechtigtes Aufsehen, weil . erst im August eine Schmähschrift gegen die Patrioten veröffentlicht hatte. Ueber die Frage nach dem Grund der Ordensverleihung ist bisher viel gestritten worden, ohne daß sich eine Verständigung ergeben hätte. Der Verfasser sucht nun auf Grund der ausführlichen Erzählung Varnhagens von Ense im siebenten Band seiner Denkwürdigkeiten und Vermischten Schriften den Nachweis zu führen, daß die Ordens⸗ verleihung an Schmalz vorschriftswidrig mit Umgehung des Staats⸗ kanzlers Hardenberg erfolgt und auf eine Intrige des Fürsten Wittgenstein zurückzuführen sei. Auf die Aufsätze folgen die üblichen Kleinen Mitteilungen“, die Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin sowie die Uebersicht über neue Erscheinungen und eine Reihe eingehender Besprechungen historischer Schriften.
Kurze Anzeigen
Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelmstraße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Von Anderen und mir. Erinnerungen aller Art von Helene Ra cowitza (Frau von Schewitsch). Mit 2 Bildern im Lichtdruck. 7 4. Berlin W. 35. Lützowstr. J. Gebrüder Paetel.
Kerstorf. Roman von Wilhelm Schaer. 4 S. Bremen, Gustav Winter. . .
Bibliothek der Gesamtliteratur. Nr. 2140 bis 2152: Der Bankdirektor. Roman von Frans Hedberg. Aus dem Schwedischen übersetzt von O. Lengning. O50 1M. — Hilde und andere Novellen von Olga Cordes. O50 46. — Die vom Roten Haus. Ein Künstlerroman von Paul Burg. 1 (6. — Familie Polonius. Die hellen Nächte. Zwei Fopcller von Thomasine Christine Gyllembourg-Ehrensvärd. Aus dem Dänischen von E. Glawe. O. 75 S6. — Aus einem stillen Winkel. Neue Skizzen vom Niederrhein von Josef Buchhorn. O, 50 14. Halle a. S., Otto Hendel.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Ernteergebnisse in Frankreich.
Das Kaiserliche Konsulat in Paris berichtet unterm 1. d. M.: Das französische Landwirtschaftsministerium hat im Journal Officiel“ vom 28. v. M. eine auf die Berichte der Departementslandwirtschafts⸗ lehrer gegründete vorläufige Uebersicht über den Ausfall der dies⸗ jährigen Weizen, Roggen und Mengkornernte in Frankreich ver⸗ öffentlicht. Die amtliche Schätzung kommt zu folgendem Ergebnis: Durchschnitts⸗
gewicht für den Hektoliter ha hl dz kg oro oo] 125 655 goo g9 os 7o900 7351 Regzen . ... 1211 569 I9 51 Co 15381 156 77506 NMengkorn .. 143 9000 2520 700 1872505 — —
Die Tabelle des Landwirtschaftsministeriums gibt die endgültigen Ziffern für das Jahr 1908 an, wie folgt:
Bestellte Fläche Ertrag a hl 42
6 564 370 111979680 386 188 050 Roggen 1244320 18 220 160 13 130 280 Mengkorn 142 870 2278140 1687 960.
Beim Weizen kommt die amtliche Schätzung auch in diesem Jahre wieder zu einem günstigeren Ergebnis als die des Bulletin des Halles. (Vergl. R. Anz. vom 5. 8. M., Nr. 235.) Der Unter⸗ schied bezügl. des Ertrags beträgt etwa 5 Millionen Hektoliter, bezügl. des Durchschnittsgewichts 101 Kg. Beim Roggen und Mengkorn ist die Differenz zwischen den beiden Schätzungen nur unbedeutend.
Bestellte Flache Ertrag
Weizen....
Weizen
Antwerpener Getreidemarkt im Monat September 1909.
Der Weizen markt begann zu Anfang des Monats September sehr still; es herrschte nur ganz beschränkte Nachfrage für den Ver— brauch. Gegen Mitte des Monats trat eine festere Haltung und eine regere Nachfrage seitens der Mühlen ein, wodurch ein guter Teil der Vorräte geräumt wurde. Es wurde vorzugsweise russischer und deut⸗ scher Weizen gehandelt, jedoch fand russischer Weizen infolge seiner geringeren Qualität weniger willige Aufnahme. Der Monat schloß in fester Haltung ab. Das Mehl geschäft war in der ersten Hälfte September ebenfalls sehr still. Infolgedessen waren die Verkäufer genötigt, Opfer im Preise zu bringen. Später mit dem Anziehen des Weizens wurden auch die Mehlpreise fester. Immerhin war der Markt aber nicht sehr lebhaft.
Die Vorräte wurden Ende September ungefähr, wie folgt,
geschätzt: ö Weizen. 175 000 42 Gerste. 190000 Mals... . 266 660 Noggen 14009 (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Antwerpen vom 2.8. M.)
Ernteergebnisse in Rumänien.
Nach einem amtlichen Bericht vom 27. v. M. hat die rumänische Weizenernte, die sich im letzten Moment noch zu einer guten Mittelernte gestaltete, infolge der sehr günstigen Weizenpreise sehr viel Geld in das Land gebracht. Die Maisernte ist infolge der großen Trockenheit in manchen Bezirken fast ganz ausgefallen und. in den meisten stark unter Mittel geblieben; in einigen Bezirken war sie trotzdem ergiebig. ach den offiziellen Schätzungen wird der Ertrag an Mais bei Ausgleichung unter den verschiedenen Bezirken für den Inlandsbedarf ausreichen und sogar noch eine Ausfuhr in bescheidenen Grenzen gestatten. Der fa st im ganzen Lande gefallene . . Regen hatte auf den Mais keinen Einfluß mehr, hat dem Viehfutter aber noch einigen Nutzen gebracht und besonders die Neubestellung sehr begünstigt.
Bericht über die Ernte in den Vereinigten Staaten von Amerika mit besonderer Berücksichtigung des Amtsbezirks von St. Louis, Mo.
Nach der Weltweizenstatistik von Beerbohm in London, die von der Anfang September 1909 veröffentlichten Schätzung des ungarischen r l gsf e. nur wenig abweicht, hat die Welter ern im Durchschnitt der Jahre 1907. 1998 und (geschätzt) 1909 geringere Erträgnisse aufgewiesen als im Durchschnitt der drei vorhergehenden Jahre 1964 bis 1906; die sichtbaren Weizenbestände (visible supph') in der ganzen Welt haben 1909 einen auf 55 Millionen Bushels ge⸗ schätzten Rückgang gegen 1907 erfahren, während die Bevölkerung und damit die Nachfrage nach Weizen in den Ländern mit Weizeneinfuhr und beziehungsweise . gewachsen sind.
Die Ernüchterung, die dem Bericht des amerikanischen Landwirt⸗ schaftsministers vom 8. d. M. über den Stand der Feldfrüchte am 1. September 1909 gefolgt ist, hat die ele auf den führenden amerikanischen Weizenmärkten anziehen lassen. Dabei ist fur St. Louis, dem drittgrößten Getreidemarkt der Union, noch besonders die Verstimmung von Einfluß gewesen, die der Bericht des Ackerbauamts des Staates Missouri bom 4. d, Me. üer Tie Grnke des Äcker. und Gartenbaus erzeugt hatte, zumal er bereits für die Winterweizenernte 1910 minder günstige Aussichten eröffnete,
Die amt ngen der russischen Weizenernte wurden in
ichen ö. s — Amerika am 9. d. M. bekannt, enttäuschten die Baisse und ver⸗
neu erschienener Schriften, deren , , bleibt ˖
anlaßten ein weiteres Steigen der Weizenpreise. Besonders aber hat die amtliche Meldung über die fast zwölf Prozent betragenden Augustschäden im amerikanischen Mais die an den Getreidebörsen schon vorhandenen Befürchtungen bei weitem überboten und die Sorge hervorgerufen, die auf dem Maismarkte icht befriedigten Käufer von Getreide möchten den nicht gerade überfahrenen Wetzen⸗ markt bedrängen. Dies müßte die Weizenpreise weiter in die Höhe treiben, zumal Hafer, der auch für den Ausfall in Mais aufzukommen hätte, neuerdings vom Markt zurückgehalten zu werden scheint. So sind denn die Preise für die sämtlichen leitenden Getreidesorten in der zweiten Septemberwoche neuerdings gestiegen und zeigen wenig Neigung zu einer beachtenswerten und dauernden Abschwächung in absehbarer Zeit. .
Die Gesamternte der Vereinigten Staaten in Feld⸗ und Gartenfrüchten kann heute gewiß nicht als eine glänzende, aber immer⸗ hin als eine mäßig gute bezeichnet bezw. veranschlagt werden. Zu beachten aber ist, daß in den Vereinigten Staaten die Ernteergebnisse mit der Bevölkerungszunahme nicht Schritt halten. Der Zensus für 1910 dürfte etwa 895 Millionen Einwohner und bei einem Verbrauche von etwa 54 Bushels per Kopf und Jahr (Crop Reporter, August 1909 Seite 5 Spalte 2) einen Weizenkonsum von rund 490 Millionen Bushels — abgesehen vom Saatgut — ergeben. Mais spielt in der
gekannte Rolle, muß aber daneben noch als Futtermittel für das Vieh herhalten und beeinflußt daher mittelbar auch den Fleischmarkt, die andere große Quelle der Volksernährung. . .
Im einzelnen kann das Folgende gesagt werden: Weizen: Das Gedeihen des Sommerweizens ist in den Vereinigten Staaten günstig verlaufen. Die Ernte darf reich genannt werden. Heute wird das Ergebnis auf etwas mehr als 40 Millionen höher geschãtzt als im Vorjahre. Dieser Ueberschuß wird durch die notwendige Wiederauffüllung der vollständig erschöpften Weizenvorräte bei Farmern und Hill wohl restlos aufgebraucht werden. Dies zeigt sich schon jetzt. Denn trotz der beträchtlichen Zufuhren von Winter⸗ weizen auf die a er en Märkte sind die sichtbaren Bestände (visible supply) in stetem Rückgang verblieben und betrugen am 1, September 1909 nur etwa 8 Millionen Bushels gegen ekwa das Doppelte am 1. September 1908. Schon damals waren sie bedenklich unter den als normal angesehenen Stand gesunken. Sie hatten am 1. September 1907. 47, 1906: 30 und im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 1907: 27 Millionen Bushels betragen. Die Er⸗ gänzung der Bestände dürfte daher noch manche Sorge bereiten. Aus dieser Schwäche der Vorräte erklärt sich auch die ungewöhnlich große Menge neuen Winterweizens, die auf den inneren Markt geworfen worden ist. Zu der starken Befahrung namentlich der südwestlichen Märkte haben aber auch noch andere Gründe mitgewirkt. Die Frucht war im Amtsbezirk infolge der tropischen Regenzeit im Juni und Juli und der lange andauernden schweren Hitze im August mehr oder weniger klamm geworden und vertrug daher keine langere Lagerung in den meist primitiven Speichern der Bauern, denen Ueberschwemmung und Blitzschläge teilweise großen Schaden zugefügt hatten. Man schätzt den durchschnittlichen Verlust am Gewicht des Winterweizens auf 2 bis 3 Pfund vom Bushel. Hiermit hängen auch die in diesem Jahre stark hervorgetretenen Schwierigkeiten zusammen, die sich der Gradierung des Winterweizens auf den englischen und Kontinentmärkten entgegen-
estellt haben. Tadellose, lagerfähige Ware steht um so höher im Fin Kasseweizen hat troßz der reichlichen Anfuhr bis jetzt außer⸗ gewöhnlich hohe Prämien über den Terminablieferungen behauptet. So notierte er am 7. d. M. auf den westlichen Märkten ungefähr 8 Cents für das Bushel höher als späte Septemberlieferung und etwa 12 Cents höher als Dezemberlieferung. Die Spannung hat sich auch an den folgenden, für die Preisbildung wichtig gewesenen Tagen ziemlich unverändert erhalten. Die Spekulation verhält sich zurzeit abwartend in der Voraussicht eines Anpralls der Zufuhren von Sommerweizen im Nordwesten. Man rechnet dort mit starken Zufuhren in den zwei letzten Dritteln September und im Oktober. Da indes die Sommer⸗ fruͤcht, von örtlichen Schäden ass Hagel und Rost abgesehen, im all⸗ gemeinen e,, . beschaffen und lagerfähig ist, und da auch dort die Speicher und Mühlen so ziemlich leer gestanden hatten, so wird der Farmer voraussichtlich zunächst größere Mengen Sommerweizen ein⸗ lagern lassen, als der südwestliche Bauer Winterweizen festhalten konnte. .
Solange Kasseweizen solche Prämien behauptet und bis die üblichen Herbstlieferungen von Sommerweizen durchgeführt sind, ist eine beachtenswerte Erhöhung der Weizenpreise nicht zu erwarten. Die Gesamtweizenernte ist aber nicht ergiebig genug, um die Groß⸗ spekulanten zu verhindern, in der zweiten Hälfte der Kampagne wieder Herr des Marktes zu werden und dann die Preise nach Gukdünken zu diktieren. Die Lage ist derart, daß spekulative Transaktionen im amerikanischen Markt für spätere Monate nicht einladend erscheinen. — Mais. Andauernde Dürre mit hoher Temperatur und heißen Winden während fast des ganzen Monats August hat die Aussichten der Maisernte nicht nur im Amtsbezirke ö. beeinträchtigt. Die Qualitätszahlen, die in einzelnen Staaten über alle Maßen, so in Missouri um ein volles Viertel zurückgingen, weisen in der ganzen Union einen um 9g8 Punkte oder um 11,62 59 geminderten Stand nach. Das nach der neuen Methode berechnete Ergebnis würde auf einen Betrag lauten, der gegen die endgültige Erntezahl von 2668 651 000 Bushels für 1908 zurückstünde, wenn auch nur um ein Geringes. Die Aussicht auf eine Rekordernte noch über dem Erträgnis von 1906 (2 927 416 900) ist aber geschwunden. — Hafer. Die Verschlechte⸗ rung des Standes im August war gering: 17 Punkte oder noch nicht 2 0so. Es, wird daher immer noch auf eine Rekordernte von über einer Milliarde Bushels in der Union gerechnet. Der Andrang der neuen Ware auf den Märkten hat nachgelassen und es gewinnk den Anschein, als ob der Farmer höhere Preisangebote seitens der ersten Hand abwartet. — Roggen. Die Hitzeschden im Auguft waren nicht viel größer 7 beim Hafer. — Gerste, Tabak und Buchweizen haben im August in dieser Reihenfolge stärkere Rückgänge gegen den vorigen Herbst erfahren. — Kar⸗ toffeln haben dagegen im Vergleich zum Vorjahr eine Besse⸗ rung der O fits um 72 Punkte und um beinahe 10 0½ zu verzeichnen. — Klee steht gut bis sehr gut. — Heu wird einen Ertrag ergeben, der an Menge um ein geringes hinter der vorig— jährigen Rekordernte m udn. — Vieh sowie Fleischwaren und Tierfette werden teurer, da Futtermittel, namentlich Mais, im Preise steigen und Wasser in einzelnen Teilen des Amtsbezirks infolge der mörderischen Augusthitze vertrocknet ist.
Während so alles in allem die Ernte der Vereinigten Staaten keine Veranlassung zu Jubel oder Trauer bietet, ist die Ausfuhr der Bodenerzeugnisse nach Europa bis jetzt zu einem regen Leben nicht gelangt. G ht des Kaiserlichen Konsuls in St. Louis, Mo., vom 10. September 1909.)
Verkehrsanstalten.
Wie das W. T. B.“ meldet, hat der Norddeutsche Lloyd mit Sir Jehn B. Ellerman Bart, dem Eigentümer der Ellermann Lines of Stegmers, City and Hall Lines, einen Verband— verkehr von Europa nach Indien eingerichtet, d. h. beide Linien 66 von jetzt an ermäßigte Durchfahrkarten aus, die einerseits zur Benutzung der , , . von Bremen, Hamburg, Rotterdam, Antwerpen, Gibraltar, Algier, Genua oder Neapel nach Port Said oder Suez oder von Marseille oder Neapel nach Alexandrien, andererseits zur Benutzung der Dampfer der Ellerman,Linie von Port Said oder Suez nach Bombay, Karachi, Colombo Madras und Kalkutta und umgekehrt berechtigen. Die Hin- und Rückfahrkarten, bei denen eine Unterbrechung der Reise und Uebergang von der einen Linie auf die andere in Aegypten vorgesehen ist, haben zweijährige Gültigkeit. Auf Grund einer Hin⸗ und Rückfahrkarte kann indes auch die ganze Reise von Europa nach Indien mit einem Reichspost⸗ dampfer des Norddeutschen Lloyd und die ganze Rückreise mit einem Dampfer der Ellerman⸗Linie und umgekehrt unter Nachzahlung bezw.
Rückvergütung der jeweiligen Preisdifferenz ausgeführt werden.
Ernährung der amerikanischen Bevölkerung eine in Nordeuropa nicht
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