1909 / 254 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Oct 1909 18:00:01 GMT) scan diff

der Beschlüsse der Generalversammlung der Landschaft vom hiermit Landesherrlich ge⸗

11 Mn und 9 li n, nehmigen. Die überreichten Anlagen folgen anbei zurück. Wilhelmshöhe, den 25. August 1909. Wilhelm R. Zugleich für den Justizminister: von Arnim.

An den Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und den Justizminister.

III. Nachtrag zu den Neuen Satzungen der Landschaft der Provinz Sachsen.

Abschnitt VI. F Z8 erhält folgende Fassung: Der Darlehnsempfänger ist verpflichtet, bis zur gänzlichen Tilgun der Schuld die auf dem beliehenen Grundstücke . 3 9 errichtenden Gebäude bei einer öffentlichen Feuerversicherungsgesell⸗ aan mit der höchsten zulässigen Summe gegen Brandschaden zu ersichern. ̃ 3 Direktion ist ermächtigt, denjenigen Grundbesitzern, welche mit ihren Gebäuden bei einer Privatfeuerversicherungsgesellschaft ver⸗ sichert sind, eine angemessene Frist zu gewähren, um unter Auflösung des bestehenden Versicherungẽ verhalt nisses ihre Gebäude vorschrifts— mäßig bei einer öffentlichen Feuerversicherungsgesellschaft zu versichern. Auch wegen Versicherung der Inventarienstuͤcke, Feldfrüchte und Vor— räte hat sich der Darlehnssucher allem dem zu unterwerfen, was ihm ö r tkin zur Sicherung der Landschaft vorzuschreiben für gut hält.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Fer Der bisherige Oberlehrer am Progymnasium zu Gold⸗ berg i. Schl. Georg Renner ist zum Kreisschulinspektor in Gnesen ernannt worden.

Dem Rektor Hugo Fiebig in Breslau ist der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen worden.

Oberrechnungskammer.

Die bisherigen Regierungssekretäre Riedel aus Stade und Hell mund aus Magdeburg sind zu Geheimen Rechnungs⸗ bei der Königlichen Oberrechnungskammer ernannt worden.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des

Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen⸗ . von Trott zu Solz und des Chefs des Zivilkabinetts, lichen Geheimen Rats von Valentini entgegen.

.

Der Unterstaatssekretär im Reichskolonialamt Dr. von Lindeguist ist mit Urlaub bis einschließlich 3. November d. J. abgereist. Die Geschäfte des Reichskolonialamts führt während dieser Zeit der Direktor Dr. Conze. t

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Jaguar“ am 24. Oktober in Amoy eingetroffen und vorgestern von dort in See gegangen.

Sachsen.

Der Minister des Innern Graf Vitzthum von Eckstädt hat gestern in Dresden eine Vertretung des Ausschusses nationaler Arbeiter⸗ und Gehilfenorganisationen empfangen. Wie das „W. T. B.“ meldet, erörterte der Minister die einzelnen ihm vorgetragenen Wünsche, drückte seine Freude aus über die Fortschritte, welche die auf nationalem Boden stehenden Arbeitervereinigungen in den letzten Jahren gemacht hätten, und kam sodann auf die gegen⸗ wärtige Unzufriedenheit des Arbeiterstandes zu sprechen. Er wies dabei auf die durch die Kaiserliche Botschaft inaugurierte soziale Gesetzgebung hin und betonte, daß ein schrittweises Vor⸗ gehen schneller zum Ziele führen werde, als die Aufstellung radikaler Forderungen. Daß ein großer Teil der Arbeiter⸗ schaft dies erkannt habe, sei ein Zeichen der Gesundung der Verhältnisse.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der gestern dem österreichischen Abgeordneten— hause vorgelegte Staatsporanschlag für 1910 weist, „W. T. B.“ zufolge, ein Gesamterfordernis von 2 691 499 477 Kronen, eine Gesamtbedeckung von 2 649 456741 Kronen, mithin einen Abgang von 42 042 736 Kronen auf, der gegenüber einem Abgang im Jahre 19069 im Betrage von 190 061 Kronen um 40135 675 Kronen höher ist.

Für die Tilgung der allgemeinen Staatsschuld und für die außer⸗ ordentlichen Aufwendungen, baulichen Herstellungen und Barbetriebs⸗ mittel der Staatseisenbahnen und außerordentlichen Ausrüstungen der Landwehr wird die Regierung ermächtigt, 109 616305 Kronen durch Kreditoperationen zu beschaffen. Zur Deckung des Fehlbetrages von 42042 736 Kronen sind Mehreinnahmen an direkten Steuern und indirekten Abgaben heranzuziehen, die mit den Gesetzen, be⸗ treffend die Abänderung der Bestimmungen über die Branntwein⸗ besteuerung und des Personalsteuergesetzes, ferner mit den Gesetzen, betreffend die Neuregelung der Ueberweisungen an die Landesfonds und Herabsetzung der Realsteuern, weiter betreffend Erbschafts- und Schenkungssteuer, die Besteuerung des natürlichen Mineralwassers sowie die Erhebung einer Verbrauchsabgabe von Sodawasser und diesen ähnlichen künstlichen Getränken in Anspruch genommen werden.

In seinem Finanzexposé führte der Finanzminister aus:

Der Fehlbetrag im Staatsbudget betrage etatsmäßig 42 Millionen Kronen, der jedoch unter Hinzurechnung des Anleihebedürfnisses von 109.6 Millionen und unter Berücksichtigung der auf 47 Millionen veranschlagten Einnahmen aus den erhöhten Staatsbahntarifen

die Verschlechterung der . liege in der sinkenden Kon⸗ junktur, wofür der beste Beweis sei, daß sich bei den indirekten Steuern bis Ende August ein Ausfall von 127 Millionen ergeben habe. Der Minister betonte das Anwachsen der Forderungen aller a und hob inabesondere den Zinsbedarf für das in den Staatsbahnen investierte Kapital hervor. Angesichts der entschiedenen Ablehnung der Biersteuererhöhung könne die Regierung nicht mehr an eine Sanierung der Landesfinanzen denken und den Ländern nur die allerdringendsten Mittel gewähren. Sie beabsichtige ihnen noch weitere 20 Millionen aus der Erhöhung der Branntweinsteuer zur Verfügung zu, stellen, und werde nunmehr auch gegen eine Er— höhung der Bierumlagen durch die Länder keine Einwendungen mehr

erheben. Großszbritannien und Irland.

Das Oberhaus hat gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, in dritter Lesung das Landeskulturgefetz angenommen. Das Haus hat zu der Vorlage mehrere gaht gemacht, doch wird nicht erwartet, daß deswegen ernste Schwierigkeiten zwischen den beiden Häusern . werden. Das Oberhaus hat sich darauf bis zum 8. November vertagt, an welchem Tage die erste Lesung der Finanzbill stattfindet. Die zweite, ent— scheidende Lesung soll am 15. oder 22. November beginnen. Das Unterhaus berät inzwischen noch die Finanzbill, deren dritte Lesung wahrscheinlich am 5. November beschlossen

werden wird. Frankreich.

Der Minister des Aeußern Pichon hat, „W. T. B.“ ö gestern dem Präsidenten Falliéres über seine Zu⸗ ammenkunft mit dem Kaiser von Rußland Bericht erstatket.

Der Kriegsminister Pieguart und der Kolonial⸗ minister Lacroix haben im Ministerrat Mitteilungen über die Versuche einer Organisation schwarzer, in Westafrika aus— gehobener Truppen für Algier gemacht.

Der Senat hat 6 wie das „W. T. B.“ meldet, den Gesetzentwurf, betreffend die Unterstützung der Arbeiter⸗ frauen während des Wochenbetts, angenommen und für die Verhandlungen über die Altersversicherung der Arbeiter den 4. November bestimmt.

In der Deputiertenkam mer, wo zurzeit der Gesetz— entwurf über die Wahlreform durchberaten wird, erklärte der Berichterstatter Varenne (Sozialist) ein Proportionalwahl— system für möglich. Außerdem sei dies System das einzige, das die Wahlergebnisse in gerechter Weise zum Ausdruck bringe.

Belgien.

In der Deputiertenkammer wandte sich der Führer der Altklerikalen Woeste bei der gestrigen Generaldebatte über das von der Regierung eingebrachte Heeresgesetz, W. T. B.“ zufolge, heftig gegen das Ministerium und wies jede Reform zurück. Die Rede wurde von der Mehrheit mit Stillschweigen aufgenommen.

Türkei.

Der Minister der Zivilliste Nury Bey hat, wie das „W. T. B.“ meldet, seine Entlassung genommen.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der peruanische Minister des Aeußern Porras seine Entlassung eingereicht.

1 Asien. ;

Die Nachricht von der Ermordung des Fürsten Ito wurde dem Kaiser von Japan durch den Minister des Aeußern Grafen Kom ura mitgeteilt. Der Kaiser war aufs tiefste erschüttert. Die Botschafter und die diplomatischen Ver⸗ treter in Tokio sprachen, „W. T. B.“ zufolge, im Auswärtigen Amt vor, um ihre Teilnahme auszudrücken. Der russische Finanzminister Kokowzow hat der japanischen Regierung durch den russischen Gesandten in Tokio sein Beileid aus— sprechen lassen. Ein Kriegsschiff hat Befehl zur Abfahrt nach Dalny erhalten, um die Leiche des Fürsten von dort nach Yokohama zu bringen.

Die Verhaftung der verdächtigen Koreaner auf der Station Tsaitsagou erfolgte nicht vorgestern, sondern gestern vormittag, und zwar erst nach der Ermordung des Fürsten Ito. Wie das „W. T. B.“ berichtet, hatten in Tsaitsagou die drei mit Re⸗ volvern bewaffneten Koreaner vorgestern die Aufmerksamkeit eines Gendarmen erregt, doch war man zu einer Festnahme nicht geschritten. Als nun gestern früh die Nachricht von der Er— mordung dort eintraf, wurden zwei der Verdächtigen verhaftet, der dritte war verschwunden. Dieser war, wie der nach Charbin beorderte Gendarm bei der Gegenüberstellung fest— stellte, der Mörder. Die in Tsaitsagou verhafteten beiden Koreaner leugneten beim Verhör zunächst ihre Zuge⸗ hörigkeit zum Komplott, wurden jedoch dadurch überführt, daß sich auf den zu ihren Revolvern passenden Kugeln die gleichen Einschnitte befanden, wie auf den Kugeln, durch die Fürst Ito getötet wurde, und gestanden nunmehr ein, daß sie nach Tsaitsagou gekommen seien, um die Ermordung Itos zu organisieren. Der Mörder des Fürsten erklärte im Verhör, er habe sein Vaterland an Ito rächen wollen, der auch während seines Aufenthalts in Korea einige ihm nahestehende Personen hätte hinrichten lassen.

Afrika.

Der General Marina hat die in Melilla eingetroffene marokkanische Gesandtschaft empfangen, die ihm genauere Erklärungen über den Zweck ihrer Entsendung abgegeben hat. Wie das „W. T. B.“ meldet, haben sich die Marokkaner mit den Rifkabylen zur Vermittelung des Friedens in Verbindung gesetzt; diese jedoch scheinen wenig geneigt, sich den Befehlen des Sultans zu unterwerfen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Reichstagsersatzstichwahl im Wahl—⸗ kreise 1 Sachsen-Coburg-Gotha am 22. Oktober sind nach amtlichen Ermittelungen insgesamt 13722 Stimmen ab⸗ gegeben worden. Davon hat der Redakteur Zietsch-Char⸗ lottenburg (Soz.) 7078 und der Regierungsrat Dr. Quarck— Coburg (nl. ) 6644 Stimmen erhalten. Ersterer ist somit gewählt.

Koloniales.

Baumwollbau in den deutschen Kolonien. Ueber den gegenwärtigen Stand des Baumwollbaues in den deutschen Kolonien berichtet der Vorsitzende des kolonialwirtschaftlichen

auf 198,6 Millionen zu berechnen ist. Die Hauptursache für

bedingungen für einen rationellen Baumwollbau in unseren afrikanis Kolonien haben sich wesentlich geb ert. Der fn e, gen ist en pßig und in größerem Stile in Angriff genommen worden.

den Ausbau der Zentralbahn und der Usambgrabahn in Deutsch⸗ Ostafrika, der Togo⸗Innenlandbahnen und der Kameruner Nordbahn werden weite. für den Baumwollbau geeignete Gebiete dem Weltverkehr angeschlossen werden. Die See frachttarife für Baumwolle bewegen sich in angemessenen Grenzen. Der Wasser⸗ wirtschaft wird erhöhtes Interesse zugewendet, u. 4. durch Schaffung eines Wasserrechts. Zur Bekämpfung der Viehseuchen eine Vor bedingung für die Einführung der Pflugkultur wird das tierärzt— liche Personal fortgesetzt vermehrt. Der Motorpflug als Ersatz des Gespannpfluges hat neuerdings erhebliche Fortschritte zu ver eichnen. Zur Bekämpfung von Baumwollschädlingen ist ein Sachver tändiger der Regierung in Ostafrika tätig. Baumwollkultur⸗ und Ernte— bereitungsmaschinen, die bisher aus Amerika und England bezogen werden mußten, werden neuerdings in Deutschland selbst her— gestellt. Auch die Reise des Staatssekretärs des Reichskolonialamts nach, Amerika bezweckt bekanntlich die Förderung der kolonialen Pro⸗ duktion. An diesen den kolonialen Baumwollbau vorbereitenden Aufgaben hat das Kolonialwirtschaftliche Komitee nach seinen Kräften, mitgewirkt, u. a4. durch wirtschaftliche und toechnische Eisenbahnerkundungen, durch wasserwirtschaftliche und pflanzenpatho— logische Expeditionen, durch die Einführung der Baumwoll-Ernte— bereitungsmaschinen-Industrie in Deutschland, durch Eingaben an Reichsregierung und Reichstag, durch aufklärende Volksschriften, wie: Unsere Kolonialwirtschaft in ihrer Bedeutung für Industrie und Arheiterschaft“, sowie durch finanzielle Beihilfen an das Reichskolonial— amt an wissenschaftliche Institute, an Forscher und Reisende. Mittel der Baumwollbaukommission sind für diese Zwecke nicht in Anspruch enommen worden. Die Baumwollkultur in den Kolonien hat sich hinsichtlich der Qualität der Baumwolle in Togo zufriedenstellend und in Deutsch⸗Ostafrika günstig, hinsichtlich der Produktion langfam weiter entwickelt. Die Produktion ist von 0 Ballen im Jahre 1901 auf rund 3009 Ballen zu 509 Pfund im Jahre 1908 gestiegen. Ein Vergleich mit den älteren Kolonialländern England und Frankreich ergibt folgendes Zahlenbild: ö g

1908

1907

England. 18 000 16600 Ballen zu

Deutschland. 2700 3100 . ‚. '

Frankreich 660 w Gegenüber England sind zu berücksichtigen 1) der in englischen Kolonien weiter vorgeschrittene Bahnbau, 2) die Produktion des alten Baumwollandes Lagos mit seiner besonders dichten Bevölkerung, 3) die größeren Mittel der englischen Baumwollbaugesellschaft. Eng— land begründet den vorübergehenden Rückgang der Produktion im Jahre [908 mit der außergewöhnlichen Trockenheit in Westafrika. Der Durchschnittspreis fuͤr Togobaumwolle betrug in den Jahren 1906–- 98 57 3, für ostafrikanische Baumwolle im gleichen Zeit⸗ raum 77 J. Togobaumwolle klassifiziert bekanntlich ungefähr gleich . amerikanisch“, ostafrikanische Baumwolle ungefähr gleich zägyptisch fully good fair. Bei Beurteilung der Produktionsmenge sind namentlich zu berücksichtigen die bisher mangelnden Verkehrs— und Transportverhältnisse sowie die Inanspruchnahme der eingeborenen Bevölkerung zum Eisenbahnbau, die dem Ackerbau erhebliche Arbeits⸗ kräfte entzieht. In Deutsch⸗Ostasrika bestehen jetzt etwa 17 mittlere und kleinere Europäerpflanzungen, die 2000 ha mit Baumwolle, ferner 24 Plantagen, die in Zwischenkultur etwa 3300 ha mit Baumwolle bepflanzt haben. In der Entwicklung begriffen sind 12 Baum— wollplantagengesellschaften mit einem belegten Areal von un⸗ gefähr 85 C090 ha. Die letzteren rücken erst im Laufe der Jahre in ihre volle Ertragsfähigkeit ein, da den Kulturbestimmungen ent— sprechend im allgemeinen jährlich nur ein Zehntel Land unter Kultur enommen wird. Sieben Dampfpflüge sind in Tätigkeit. Die

aumwollproduktion der Eingeborenen Et sich in Togo und Deutsch⸗

Ostafrika allmählich gesteigert. Die Anbaufläche auch nur schätzungs⸗ weise anzugeben, ist bei den vielen, verstreuten kleinen Feldern nicht möglich. ur in den ostafrikanischen Bezirken Kilwa und Mo— horro ist die Produktion in diesem Jahre infolge zu niedriger Aufkaufpreise der Händler zurückgegangen. Zur Wiederbelebung hat die Baumwollbaukommission dort zwei Aufkaufstellen eingerichtet und die Aufkaufpreise bis auf weiteres auf 9 H. für J. Qualität per Pfund unentkörnte Baumwolle 55 * per fm entkörnte Baumwolle loko Hamburg und 8 H. für II. Qualität 50 festgestellt. Die nördlichen Bezirke der Togokolonie mit etwa z der Gesamtbevölkerung sind aus politischen Gründen seit 1907 ge⸗ sperrt. Süd und Mittel⸗Togo allein haben im Jahre 190607 1200 B. und 1908/09 (nach der Deutschen Togogesellschaft) 2000 bis 2209 B. gebracht. Bezüglich der Einführung des Baumwollbaues in Kamerun ist mit dem Kaiserlichen Gouverneur vereinbart, daß er die zunächst in Betracht kommenden Gebiete Bamum und Bali persönlich bereist und der Baumwollbaukommission seine dort ange⸗ stellten Erhebungen mitteilt; eventuell soll dann im Frühjahr eine Baumwollexrpedition dorthin entsandt und mit Verteilung von aus— gesuchtem Saatgut und Aufstellung einer Entkörnungsanlage plan— mäßig vorgegangen werden. Eine e ,,,, im Norden Deutsch-Südwestafrikas, für die der Baumwollbaukommission bereits im Jahre 1907 109000 ½ zur Verfügung gestellt wurden, ist vorgesehen, sobald nach Ansicht des Kaiserlichen Gouverneurs die politischen Verhältnisse des Ambolandes so weit geklärt sind, daß eine wirtschaftliche Aktion einsetzen kann. Der Baumwollanbau in Neu⸗Guineg ist aus dem ersten Versuchsstadium noch nicht heraus— getreten. Die dortigen klimatischen und Arbeiterverhältnisse ermutigen auch nach Ansicht des Kaisetlichen Gouverneurs vorläufig nicht zu rößeren Anbauversuchen. Von dem Reichsamt des Innern, dem Reichs⸗ olonialamt und der Wohlfahrtelotterie sind dem Kolonialwirtschaftlichen Komitee für gemeinnützige Baumwollunternehmungen im laufenden Jahre bereits Beihilfen von insgesamt 125 000 ½ zur Verfügung gestell und Beiträge für den gleichen Zweck für weitere Jahre in Aussicht gestellt worden. Seitens der Industrie ist bei der Baumwoll⸗ konferenz im Reichsamt des Innern am 19. Oktober der einstimmige Beschluß gefaßt worden: „Entsprechend dem Vorgange bei der Kon⸗ feren; vom 6. März 1907, erklären sich die Vertreter der Textil⸗ industrie bereit, in ihren Vereinigungen und Verbänden dahin zu wirken, daß ihre Mitglieder zur Fortführung der Baumwollbau⸗ unternehmungen der Baumwollbaukommission des Kolonialwirtschaft— lichen Komitees für die folgenden 3 Jahre 1910191151912 Beiträge leisten, welche dem Saße von 10, der Beiträge zur Berufsgenossenschaft entsprechen. Den Optimisten gegenüber, die eine rapide Steigerung der Baumwollkultur in den deutschen Kolonien schon in den ersten Jahren erwartet haben und dabei auf das Beispiel Amerikas hin— weisen, muß immer wieder betont werden, daß unsere gesamte Kolonial⸗ wirtschaft in ihren Anfängen steckt und voraussichtlich auch ferner noch Lehrzeit und Lehrgeld erfordern wird. Das Kolonialwirtschaftliche Komitee und die Baumwollbaukommission sind bei ihrer Pionierarbeit zugleich bestrebt, , ,. zu verhüten. Uebrigens hat auch das gegen unsere Kolonien kulturell weiter vorgeschrittene Amerika zehn Jahre gebraucht, um eine nennenswerte Menge Baumwolle in den Welthandel zu bringen. Nur zähe Arbeit führt zu dem Ziele, der nordamerikanischen Monopolstellung dadurch ein Gegengewicht zu bieten, daß auch die deutschen Kolonien jährlich eine gewisse Baum⸗ wollmenge auf den Markt werfen.

500 Pfund 500

Nr. 85 des ‚Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus—⸗ in im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 23. Oktober, at folgenden Inhalt: Amtliches: Runderlaß vom 11. Oktober 1909, betreffend Baupolizeiverordnungen für das platte Land. Dienst⸗ nachrichten. Nichtamtliches: Die Neuanlagen in Bad Nauheim.

(Fortsetzung; Hermann Solf 4. Die Eisenbahnen im Buren⸗

kriege. (Schluß Alte Holzhäuser aus der Rheinpfalz. Ver⸗ mischtes: Ausschuß zur Aufstellung einer Schäferbüste im Lichthofe der

Komitees Karl Supf an die Baumwollbaukommission: Die Vor⸗

Technischen Hochschule in Berlin. Wettbewerb für Pläne zu einem

Durch

ĩ dagen i. Westf. Preisbewerbung, betreffend Rathaus ben, Ausdruck Winkler? für Zimmermann. Balken mit Lrabejlast. Lokomgtiven der Eisenbahnen Rußlands. Sicher⸗ eitẽvorrichtung bei Schiffshebewerken und beim Fördern sonstiger

Lasten.

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Statistik und Volkswirtschaft.

Die häufigsten Preiße für Fleisch im 111. Viertel— jahr 1509

ugen im Durchschnitt der 50 bedeutendsten prenßischen Markt⸗ . 6 der „Stat. Korr.“ im , für 100 Kg Rind- fle isch in allen drei Monaten Juli, August und September 122 w, im Kleinhandel für 1 kg Rindfleisch von der Keule (Schwanz⸗ stück, Blume, . Nuß, Oberschale) im Juli 168, im August 169 und im September 170 , vom Bug Schulterblatt, Schulter⸗ rück, Schuft) in allen drei Monaten 156 8, vom Bauch im Full 139, im August 136 und im Septemher 133 8, im Fesamtdurchschnitt im Juli und August 156 und im September 157 3, Kalbfleisch von der Keule Schlägel) im Jull 179, im August 180 und im September 181 45, Lom Bug TSchulter, Blatt) im Juli 162, im Auguft 164 und im September 166 , im Gesamtdurchschnitt im Juli 172, im August 1j und im September 175. 3, Ham mel fleisch von der Keule (Schlägel) im Juli 174, im August und September 173. *, vom Bug (Schulter, Blatt) im Juli 160, im August und September 16 3, im Gesamtdurchschnitt im Juli 168, im August. nnd September 170 3, Schweinefleisch von der Keule (Hinter⸗ schinken) im Juli 177 im Augnst 180 und im Sep⸗ tember 184 3, vom Bug Schuft, Schulterstück, Vorder⸗ schinken) im Juli 165, im August 170 und im September 173 , Kopf und Beine im Juli 82, im 1 n S9, im September 90 , Rückenfett ffrisch im Juli 156, im August 162 und im September 155 , Schweinefleisch im Gesamtdurchschnitt im Juli 159, im August 163 und im September 167 3, Roßfleisch in allen drei Monaten 75 3. . ö

Der vom Juni auf den Juli im Durchschnitt der Berichtsorte von T0 auf 123 6 für 100 Kg gestiegene Rindfleischpreis im Großhandel hat sich unverändert auf dieser Höhe bis zum Schlusse des III. Vierteljahres gehalten. ö

Bei den Kleinhandelspreisen macht sich im Berichtszeit⸗ raume fast durchweg eine Aufwärtsbewegung bemerkbar. Am meisten trifft dies für das Schweinefleisch zu, dessen Einheits (Gesamt⸗ durchschnitts- Preis bei der Gesamtheit der Berichtsorte vom Juni auf den Juli um 4 und vom Juli bis zum September weiter um s8 Z für das Kilogramm in die Höhe ging. Infolge dieser nicht un⸗ bedenklichen und für weite Kreise der Bevölkerung sehr fühlbaren hreissteigerung stellt sich jetzt im Gegensatze zu den vorangegangenen 3 Vierteljahren der Preis für Schweinefleisch im allgemeinen wesentlich höher als der für Rindfleisth. .

Des weiteren ist während des dritten Viertels des laufenden Jahres der Einheitspreis für Kalbfleisch von 172 auf 175 G, also um 3 3 gestiegen, damit aber nicht höher gewesen, als im II. Quartal, in dem er von 171 bis 176 3 schwankte. .

Sodann betrug beim Hammelfleisch in der Berichts zeit die Preisverschiebung nach oben im ganzen 2 und beim Ri ndflei sch 3 für das Kilogramm, während das Kilogramm Roßfleisch in allen drei Monaten durchschnittlich 5 3 kostete; außerdem war im Anfange des III. Quartals gegen das Ende des II. der Preis für Rind⸗ 3 für Roßfleisch je um 1 3, für Hammelfleisch dagegen nicht in die Höhe gegangen. .

Im . war im III. Vierteljahre der Einbeitspreis im Kleinhandel für Rindfleisch in Magdeburg im September mit 179 3 und ebendaselbst sowie in Potsdam im Juli und August mit

175 3 am höchsten, in Memel in allen drei Monaten mit 115 bis

118 3 am niedrigsten. —ᷓ ;

. Höchststand des Kalbfleischpreises findet schon im vorigen Quarta in Allenstein im Juli mit Memel im September mit 126 5.

man

Hammelfleifch wurde in allen drei Monaten em höchsten in

Potsdam, Altona und, Koblenz mit 192 S bezahlt; am billigsten stellte es sich wie bereits im vorigen Vierteljahr in Memel

mit 126 *. (. . . Das Schwei nefleisch war am tenersten im Jul mit 196 8

in Aachen, im August mit 1957 3 in Frankfurt a. M. und Cöln, im

September mit 264 5 in Frankfurt 4. M. am billigsten im Juli und August mit 135 bezw. 138 3 in Memel, im September mit 1398 3 in Münster. Im. III. Vierteliahr. überholte hiernach der höchste Einheitspreis für Schweinefleisch sowohl den höchsten Rind wie den höchsten Hammelfleischpreis und blieb im September nur noch um 8 hinter dem höchsten Kalbfleischpreise zurück. deutendsten vährend de

zeitraums die Steigerung des Schweinefleischpreises in Sigmaringen lum 165 s), demnächst in Liegnitz, Gleiwitz und Frankfurt a. M. um 15 I) und hierauf in Alsit, Posen, Breslau und Koblenz (um 14 3). J . ö

Beim Roßflei sch nimmt, wie in den vorigen beiden Viertel⸗ jahren, Altona mit 1360 33 für bas Kilogramm die erste. Königsberg hingegen mit 30 3 die letzte Stelle ein; hierbei sei moch die verhältnismäßig recht bedeutende Preissteigerung in Flensburg von 6 3 im Jull auf 100 3 im Seytember hervorgehoben.

Was Die einzelnen Fleischgualttäten betrifft, so tritt im Durch⸗ schnitt der Berichtsorte auch bei ihnen überall, ausgenommen beim Rindfleisch vom Bug, dessen Preis in allen drei Monaten 15356 3 ausmachte, eine Preiserhöhung hervor; diese war am heträchtlichsten bei dem unter dem Schweinefleisch nitberücksichtigten frischen Rücken⸗ fette mit 10 , fodann beim Bugfleisch sowie bei Kopf und Beinen vom Schwein mit je 8 auf das Kilogramm. Jm einzelnen haben die häufigsten Preise für frisches Rückenfett mehrfach um 20 3 und darüber angezogen, so in Posen um 26 ), in Erfurt (um 22 ), in Liegnitz, Hildesheim und Franksurt a. M. (um 20 J) . ..

etreffs des Roßfleisches ist noch zu bemerken, daß bei ihm in Kiel bis zum August d. J. irrtümlich Pfundpreise notiert wurden; die bisher von uns veröffentlichten Preise sind demnach von 40 auf 80 3 zu berichtigen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Zahl der ausständigen Bergarbeiter der Mans⸗ feldsr Gewerkschaft ist, wie die „Köln. Ztg. erfährt, gestern um 365 zurückgegangen. Der angedrohte allgemeine Ausstand ist mangels einer straffen Organisation unmöglich. Sämtliche Hütten und Schächte sind entgegen anders lautenden Nachrichten im Ye trieb. Fünf Personen sind bei . wegen Belästigung der Militär⸗ zatrouillen verhaftet worden.

, , n, ,,, in Kob len- Neuendorf hat, der „Köln. Itg.“ zufolge, 150 Arbeitern und Arbeiterinnen ihres Stanz! und Emaillierwerkes gekündigt.

Wohlfahrtspflege. Konferenz für Trinkerfürsorgestellen.

Am 26. d. M. tagte im Abgeordnetenhaus zu Berlin unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats, Senats⸗ präsidenten Dr. von Strauß und Torney eine von etwa jb Riännern und Frauen aus gan; Dentschland besuchte Konferenz zur Förderung der organisierten e, d,, Vertreten waren das Reichsamt des Innern, das Reichs gesund heitsamt, das Reichs⸗ versicherungsamt, mehrere Ministerien, kirchliche Oberbehörden und Landesversicherungsanstalten, sodann zahlreiche Stadtverwaltungen, Berufsgenossenschaften, Krankenkassen, Strafanstalten, Trinkerheil⸗

wie l in Altona mit 212 3, den Tiefstand 125, im August mit 124 und zugleich mit

Am bedeutendsten war während des Berichts⸗

med. der Elberfeld, Stadtrat Dr. jur. Merten⸗ Posen, Wilhelmine Lohmann-Bielefeld und Rud. Burckhardt⸗Berlin über die Themata: „Der Arzt der Verwaltungsheamte die rau die Vereine sind zur Mitarbeit an der Trinkerfürsorgestelle hingen. und einer umfangreichen Debatte, in welcher hauptsächlich Mitarbeiter ö * Trinkerfuͤrsorge zu Wort kamen, wurde folgender Beschluß gefaßt: . ch ke dem Deutschen Verein gegen den Mißbrauch heilt ger Getränke in Verbindung mit einem größeren Komitee ein erufene Konferenz für 2 nern tellmn beschließt: . I Die Trinkerfürsorgestellen entsprechen einem namentlich in größeren Gemeinwesen lebhaft empfundenen Bedürfnis. Die durch den Alkoholismus verursachten gesundheitlichen, wirtschaft⸗ sichen und sittlichen Notstände sind so schwer, daß eine planmäßige und zielbewußte Abhilfe dringend geboten ist. Wie die Erfahrungen in den Trinkerberatungs- und fürsorgestellen beweisen, bieten sie in Ergänzung aller übrigen, namentlich der vorbeugenden Bestrebungen egen den Alkohoßismus durch die Znsammenfassung der hierzu efähigten und berufenen Stellen eine Gewähr dafür, daß der . erreicht wird, Gefährdete zu bewahren, Verlorene zu retten, ranke zu heilen, Unheilbare zu versorgen, Familiennot zu heben und damit die Volkswohlfahrt zu fördern. Es ist erfreulich und dankens⸗ wert, daß amtliche Organe und alkoholgegnerische Organisationen der Schaffung und Förderung der Trinkerfürsorgestellen steigendes Interesse zuwenden. 2) Die bisherigen Versuche haben gezeigt, daß für Einrichtung und Betrieb der Fürsergestellen unter Be⸗ rücksichtigung der örtlichen Verhältnisse sich als zweckmäßig empfiehlt: a. Einsetzung einer Kemmission, in der Vertreter amtlicher Stellen (Candesverscherungsanstalten, Stadt- verwaltungen, Berufsgenossenschaften, Krankenkassen usw.) und der den Kampf gegen den Alkoholismus führenden Ver⸗ eine fowie befonders geeignete Privatpersonen Männer und Frauen zusammenwirken; b. Abhaltung bestimmter Sprech⸗ Ftunden unter tunlichster Zuziehung eines Fürsorgers und Einrichtung regelmäßiger Hausbesuche zum, Zweck einer individualisierenden Behandlung der einzelnen Fälle im Sinne der Erziehung zu einer alkoholfreien Lebensführung 1Trinkerrettungs vereine und Trinkerheil⸗ ftätten; c. Färforge für das äußere Fortkommen der Trinker und ihrer Familien; d. im Notfall Herbeiführung von be hörd⸗ lichen Maßnahmen (wie Entmündigung, Zwang versorgung. Entziehung der väterlichen Gewalt), wo solche zum Schutze des Trinkers, seiner Angehörigen und der Allgemeinheit geboten sind; e. Ueberweisung von Trinkern und Trinkerfamilien bei Orts⸗ veränderung an die Fürsorgestelle des neuen Wohnortes; f. Samm⸗ kung von Material zum Zweck der Verbesserung der gesetzlichen Bestimmungen für die Bekämpfung der Trunkfucht und füuͤr die Förderung der Volkswohlfahrt (Wöhnungsfrage, Erholungs- und Bildungsstätten ohne inn, 3). Es ist sofort und nach⸗ haltig anzustreben, daß in möglichst vielen Städten eine solche organisierle Trinkerfürsorge eingerichtet wird. 4) Es er⸗ scheint zweckmäßig, bei den Vorständen der Landesversicherungs⸗ anstalten vorstellig zu werden, daß im Interess einer tatkräftigen und schnellen Hilfe für Trinker den Fürsorge⸗ stellen die einstweilige Einleitung des Heilverfahrens auf Kosten bes 2. V. A. Übertragen werde. 5) Zum Zweck des Austausches von Erfahrungen und der gegenseitigen Anregung sollen die Vertreter der Trinkerfürsorgestellen zu periodischen Konferenzen ein— berufen werden. 6) Der Vorsitzende des Denschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke wird ersucht, in Verbindung mit dem die Konferenz einberufenden Komitee die zur Verwirklichung von Punkt 2 bis 5 nötigen Schritte zu tun und das Kesultat der heutigen Konferenz Lunlichst zu verbreiten.

Kunst und Wissenschaft.

Die Kokosnuß als Radium speicher. Vor etwa zwei Jahren hat Rutherford die 8 ure, daß die aus der Kokosnuß Hergestellte Kohle die Eigenschaft besitzt, die gesförmige Emanation des Radium, Thorium oder Actiniurt aufzuschlucken und durch längere Zeit festzuhalten. Diese Absorption fand bei gewöhn— licher Temperatur statt. Nach den allgemeinen wissenschaftlichen Berichten von Dr. E. Tiessen hat, wie in der ‚Umschau“ Heraus—⸗ geber Dr. Bechtold in Frankfurt a. M.) mitgeteilt wird. Dr. Shober

Referaten von Dr.

in Philadelphia auf Grund bieser Beobachtung den Versuch gemacht, das

Aufsaugungsvermögen der Kokosnußkohle praktisch zu ver— werten und jur Aufspeicherung der Emanation zu ärzt— lichen Zwecken zu verwenden. Er versprach sich davon namentlich für die innere Anwendung, bei der bisher eine auch nur annähernde Dosierung des Mittels nicht zu erzielen war, erhebliche Vorteile. Die Verfuche, zu derartigem Gebrauch das Wasser als Träger der Radium— emannation zu verwenden, waren fehlgeschlagen, da es seine radivaktiven Eigenschaften außerordentlich schnell verliert. Die qualitativen und quantitativen Versuche mit Kokosnußkohle haben nun durchaus zu⸗ friedenstellende Ergebnisse geliefert. Sie ist ein vollkommen neutraler, unberänderlicher Stoff, der bei der innerlichen Darreichung natur—

emäß vollkommen harmlos ist. Sie vermag zwei bis drei⸗ . mehr Radiumstrahlung aufzunehmen als Wasser. Die der Radiumkokoskohle ift sehr einfach und wenig Ueberdies geht nichts von den kostbaren Radiumpräparaten verloren. Die e d afä in, bleibt zum mindesten zwei Wochen lang erhalten. Die Anwendung des neuen Präparats ist überaus bequem und bietet die Möglichkeit, alle jene Wirkungen, die den Radium ent⸗ haltenden natürlichen Mineralwässern zukommen, in gleicher Weise, wenn nicht in erhöhtem Maße hervorzurufen. Der Amwendung dieser Befunde auf die praktische Heilkunde darf man nach dieser Dar⸗ stelung mit Spanaung entgegensehen, da sie berufen erscheint, die Nariumtherapie auf eine neue Stufe zu heben.

Herste ll ung ostspielig.

Literatur.

Die geuen Prozeßgesetze vom 1. Juni 1999. Anleitung zu ihrer Anwendung von Rechtsanwalt Dr. E. Rieß. Karl Heymanns Verlag, Berlin. Preis 11S. de gibt in diesem Buche eine knappe, überfichtliche und lleicht faßliche Darstellung der durch die Novellen vom 1. Juni 1969 im Gerig teh f f ng geseß im Zivil⸗ prozeß und üm Kostenwesen angeordneten Neuerungen, die in erster Linie dazu bestimmt ist, den Angestellten der Rechtsanwälte die Hand⸗ habung der neuen Prozeßgesetze zu erleichtern. Sie wird aher auch allen denen eine willkommene Einführung in das Verständnis der neuen Gesetze sein, die ihre Prozesse, namenklich vor den Amtsgerichten, selbst zu führen wünschen. Dem Buche sind Formulare und Kosten⸗ tabellen in hinreichender Zahl beigegeben, sodaß der Uebergang ig das neue, am 1. April 1910 in Geltung tretende Recht in jeder Weise zereinfacht wird.

254 hin gewerbliche Unternehmertum, seine Be— deutung für Volkswirtschaft und Staat. Von Dr, jur. Tänzler. Berlin, Verlagsbuchhandlung Fr. Zillessen. Preis O75 c. Die volkswirtschaftlichen Anschauungen weiter Kreise sind noch heute vielfach durch die marxistischen Ideengänge beeinflußt, die auf eine Ueber⸗ schaͤtzung der Tätigkeit des Handarbeiters hinauslaufen und zu einer Richtachtung der Ärbeit des Unternehmers führen. Gegenüber diesen Anschauungen weist die hier angezeigte Schrift die große volkswirt⸗ schaftliche Bedeutung der Tätigkeit des gewerblichen Arbeitgebers und die großen Kulturdienste nach, die das Unternehmertum dem Volke und dem Staate leistet. Die gemeinverständliche Darstellung macht sie zur welteften Verbreitung in allen Schichten des Volkes, ing besondere auch in den Kreisen einer vorurteilslosen Arbeiterschaft eeignet. ;

; 6. Ein Jahrhundert deutscher Malerei liegt nunmehr in hundert schönen, auserlesenen Bildern in einem neuen farbigen Reproduktions⸗ werke beschlossen vor, das der Verlag von E. A. Seemann in Leipzig unternommen hat. Wir meinen die „Deutsche Malerei des J19. Fahrhunderts“, die seit Anfang vorigen Jahres erscheint und auf Tie wir an dieser Stelle schon mehrfach empfehlend hingewiesen

stätten, Fürsorgestellen, Krankenhäuser, endlich pile Vereine allgemein sozialethischer und besonders alkoholgegnerischer Richtung. Nach den

haben. Es war die Absscht dieser sorgfältig vorbereiteten wohlfeilen

Publikation (jede Lieferung mit fünf farbigen Kunstblättern und 26 2), ohne Einseitigkeit eine Auswahl markanter Schöpfungen aus dem ab⸗ elaufenen Säkulum zu bringen, die in ihrer Gesamtheit ein ausreichendes i von dem Auf und Ab in der Entwicklung der Malerei des 19. Jahr hunderts geben sollen. Von Chodawiecki bis auf Klinger, Kalckreuth und Leistikow zieht die Reihe der Schaffenden an uns vorüber. Im besonderen greift die Sammlung auf die uns werten und lieben älteren Melster zurück, die der Kunst der ersten drei Viertel des vorigen Jahrhunderts angehören, über die bis in die jüngste Zeit hineln eine merkwürdige und beschämende Unkenntnis herrschte. Und doch wieviel Gemüt, Herz und Idealismus liegt in den Bildern von Achenbach, Defregger, Knaus, Schwind und Rettmann ganz zu schweigen von der großen Kunst Thomas, Lenbachs, Menzels und der Meister religiöͤser Malerei Gebhardt und Uhde! Vielfach kennt man diese Bilder aus schwarzen Drucken, aber hier werden fie in voller farbiger Pracht der Originale dargeboten; und erst die Farbe gibt und vollendet den . Eindruck. Neben der bildlichen Vorführung geht die textliche Belehrung nebenher. In einer den Schlußlieferungen beigegebenen, etwa zehn Bogen starken kunsthistorischen Üebersichk zeichnet Dr. Franz Dülberg das Kunst⸗ schaffen des berflossenen Jahrhunderts; außerdem ist jedes Bild von einem Tert begleitet, der unter Vermeidung leichter und seichter hrasen das Verständnis des Kunstwerks zu vertiefen sucht. So haben wir ein Werk vor uns, das für die künstlerische Bildung außer⸗ ordentlich förderlich sein muß. Dabei steht die Technik der farbigen Wiedergabe in den Heften auf einer sehr bemerkenswerten Höhe. Ein würdigeres n n ent als dieses Sammelwerk dürfte sich nicht leicht finden lassen. . n . Landwirtschaftlicher Notizkalender (Verlag Trowitzsch u. Sohn, Berlin sW., in Leinwand geb. mit Beiheft 150 6, in Leder 2 M) liegt für das Jahr 1910 wieder in sblichem bewährten Inhalt vor. Der erste Teil ist um wichtige und notwendige Tabellen und Zusammenstellungen erweitert, insbesondere ist eine kabellarische Uebersicht über die Gewährsmängel, eingefügt. Der zweite Teil enthält eine umfangreiche Arbeit über die Grund- lagen der Bodenbearbeitung“ von Privatdozent Dr. Quante. Im Uh schnitt über „Düngung“ sind Tabellen über Bodenerschöpfung und Düngungsbedarf der Kulturpflanzen eingefügt und die „Fütterung ift durch Beispiele von verschiedenen Futktermischungen erganzt.

Mit der Ausgabe für 1910 erscheint Trowitzschs Volks⸗ kalen der (geb. 1 6 zum 83. Male. Im Mittelpunkt des Buchs steht ein Lebensbild der Königin Luise, zum Gedächtnis ihres Todes⸗ tages vor 109 Jahren. Zu den Erinnerungen an 1810 stimmen eine Episode aus dem Kriege von 1879: Eilmarsch auf Sedan von Fred Vincent und E. von Wildenbruchs „letztes Wort“, sein Vermächtnis ans deutsche Volk, dem er kurz vor seinem Tode in einem Gedicht: „Wo ihr mich suchen sollt“, Ausdruck gab. Neben zwei Erzählungen, Gedichten und Sinnsprüchen, einer Plauderei über „Geben und Nehmen“, kommt der Humor in heiteren Geschichten und in Anekdoten zu Wort. Der Nachschlageteil enthält außer dem eigent⸗ lichen Kalendarium mit Notizblättern allerhand Wissenswertes, so Garten! und Blumenkalender, Jagdkalender, Invaliditäts- und Altersversicherung u. a. m., außerdem Ratgeber bei ansteckenden Krankheiten und für Unglücksfälle und praktische Ratschläge fürs Daus. Auch der beliebte Trowitzsche Damenkalender für 1910 (1,50 M) ist wieder erschienen.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Weizeneinfuhr in Marseille. Nach den Wochenberichten der in Marseille erscheinenden Zeitung „Le Sémaphore“ hat die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem See⸗ wege betragen: in der Zeit vom 26. September bis 1. Oktober , . K in der Zeit vom 3. bis 8. Oktober.. . davon aus Rußland? 96 295 in der Zeit vom 10. bis 15. Oktober... 18845690 davon aus Rußland . 137 185 in der Zeit vom 17. bis 22. Oktober . 1 , 9 6 In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am 20. Oktober 18 520 dæ.

251 408 da 199 583 145 479

Saatenstand und Ernteaussichten in Belgien Anfang September 1909.

In der ersten Hälfte des Monats August war das Wetter sowohl den Kulturen als auch den Erntearbeiten sehr günstig. In der zweiten Hälfte August traten häufig Niederschläge ein, die das Einbringen des Getreides beeinträchtigten.

Die Roggen ernte ist zum größten Teil beendet. Ihr Ertrag ist im allgemeinen sowohl an Quantität wie an Qualität gut zu nennen und stellt sich nach den bisher vorliegenden Meldungen etwa wie folgt:

Bezirk Rethy⸗Turnhout Limburgische Kampinen. Bezirk Tirlemont ... Courtrai .. „Gent k Lüttich (Hesbaye): durchschnittlich . . . 2600-2700 gute Felder .. . . 3400-3600 K Sichen (Bezirk Tongern) , 2800 , Bezirke Dinant und Namur . 3000 kg u. mehr Bezirk Cineyy ... . 1800-3000 kg, ö

Der Weizen war zwar fast überall geschnitten, konnte aber erst an wenigen Stellen eingebracht werden. Im allgemeinen wurde die Ernte durch den Regen in der zweiten Hälfte August verzögert, sodaß der größte Teil des Weizens am Ende des Monats noch auf den Feldern war. Das Ernteergebnis wird voraussichtlich sehr ver⸗ schieden sein. .

Die Ernte der Gerste hat sich unter etwas besseren Verhält— nissen vollzogen. Der Ertrag ist, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, verschieden; auch läßt die Qualität hier und da zu wünschen übrig. Ueber den Ertrag sind einstweilen nachstehende Zahlen bekannt:

Bezirk Thuin nicht mehr als 3000 kg pro Hektar, auf gutem Boden jedoch 3500 „„ Lüttich (Hesbaye). 3500– 4000 Namur 2700-3800 Ciney ... . 2500 4000 . durchschnittlich 6a, .

Die Haferernte ist in vollem Gange. Sie vperspricht, sowohl in Körnern wie an Stroh, größtenteils gut, in einigen Bezirken nur mittelmäßig auszufallen. Im Bezirk Courtrai, wo der Hafer durch Regen Schaden gelitten hatte, wurde bei den ersten Dreschergebnissen ein Ertrag von 3000— 3500 kg auf den Hektar festgestellt. n sandigen Landesteile des Bezirks Gent wurden 2500 = 39000 kg auf den Hektar erzielt.

Die Kartoffeln stehen nicht überall gut. Stellenweise sind sie verdorben oder verfault. Die Kartoffelkrankheit tritt, besonders seit Mitte August, fast überall mehr oder weniger auf. In den Poldern des Bezirks Bpern werden die Kartoffeln von der Peronospora an⸗ gegriffen. Im allgemeinen wird die Kartoffelernte immerhin gute Erträge liefern. .

Die Zucker- und die Futterrüben haben sich gut entwickelt. Nur in einzelnen Gegenden stehen sie nicht ganz J,,

Der zweite Schnitt des Kldes hat sich vorzüglich entwickelt.

Wiesen und Weiden. Das Grummet wächst gut und auf den Weiden mit Ausnahme im Bezirk Ypern ist reichlich Futter vorhanden. Das in der Gegend von Libramont Anfang August unter günstigen Bedingungen , Heu ist von sehr guter Qualität,

Der Hopfen steht bei Poperinghe sehr ungleichmäßig. Bei

2100-2200 kg pro Hektar, 1800-2000 2600-3200 2500-3400 2500-3000

etwa 2000

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Alost wird er kaum ein Drittel einer guten Durchschnittsernte ergeben.