des Ritterkreuzes des Königlich Italienischen St. Mauritius- und Lazarusordens:
dem Oberleutnant Freiherrn von Nor deck zur Raben au in der Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika; sowie
der Chilenischen Verdienstmedaille in Silber:
dem Major Stud im 1. Lothringischen Infanterie⸗ regiment Nr. 1530.
Deutsches Reich.
. Altona wird am 6. Dezember 1909 mit einer Prüfung zum Schiffer auf großer Fahrt und am 15. Dezember 1909 mit einer Seesteuermannsprüfung begonnen werden.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Großherzoglich oldenburgischen Geheimen Kirchenrat, . tor Valentiner in Eutin zum Propst der Propstei usum⸗Bredstedt, Regierungsbezirk Schleswig, zu ernennen.
Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.
Die Oberförsterstelle Liebenwalde im Regierungs⸗ bezirk Potsdam ist voraussichtlich zum 1. Januar 1910 zu be⸗ setzen. Bewerbungen müssen bis zum 5. Dezember d. J. ein⸗
gehen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Dem Observator am Königlichen , , chen Observatorium bei Potsdam Dr. Hans Luden gef und dem Oberlehrer an der städtischen Studienanstalt in Berlin 9a Priewe ist der Charakter als Professor verliehen worden.
Evangelischer Oberkirchenrat.
Zum Pfarrer der neu fh, evangelischen Gemeinde in Turnu⸗Severin (Rumänien) ist der Hilfsprediger Hans Petri aus Luckenwalde und
zum Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Pommerode im Staate Santa Catharina (Brasilien) der 8 prediger Johannes Bürger in Wolgast (Pommern) berufen worden.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 23. Novem ber.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Rechnungs⸗ wesen, für das Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Ei bahn, Post und Telegraphen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen, für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen sowie die vereinigten Aus⸗ chüsse für Rechnungswesen und für das Landheer und die Festungen Sitzungen.
Der Regierungsrat Dr. Adolf Meyer in Hildesheim ist der Königlichen Regierung in Marienwerder zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „ Arcona am 20. November in San Diego (California) eingetroffen und geht morgen von dort wieder in See.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt . Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten im Deutschen , um die Mitte des Monats November 1969 veröffentlicht.
Sig maringen, 23. November. Seine Majestät der Kaiser und König ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern mittag von Donaueschingen hier eingetroffen und von Seiner Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern und Seiner König⸗ lichen Hoheit dem Kronprinzen von Rumänien sowie den Hofstaaten empfangen worden. Abends um 9 Uhr reiste Seine Majestät über Tuttlingen nach Radzionkau in Ober⸗ schlesien zum Besuche des Fürsten Henckel von Donnersmarck ab.
Baden.
Der Landtag ist heute mittag 12 Uhr von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog mit einer Thron⸗ rede eröffnet worden.
In der Thronrede wird, W. T. B.“ zufolge, zunä st die so⸗ fortige Einbringung des Staagtshaushalts angekündigt; dieser schließt mit einem namhaften Fehlbetrage ab, der eine Vermehrung der Staatgeinnahmen durch Steuererhöhungen bedingt. Die Verwaltung der Cisenbahnen verlangt zur Verzinsung und Tilgung der Eisen⸗ bahnschuld einen Zuschuß aus der allgemeinen Staatsverwaltung. Die Einnahmen aus dem Personenverkehr sind gegenüber dem Vor⸗ jahre zwar gsticgn auch die Einnahmen aus dem Güterverkehr aben in den letzten Monaten ein langsames Steigen gezeigt in weit höherem Maße aber haben die Ausgaben, namentlich durch Erhöhung der Gehälter und. Löhne zugenommen. Es werden daher Maßnahmen vorgeschlagen, um die Eisenbahn⸗ finanzen so zu gestalten, daß nicht dauernd zu ihren Here, allgemeine Staatsmittel in höherem Maße auf Kosten anderer stagtlicher Ausgaben verwendet werden müssen. Weiter kündigt die Thronrede einen Gesetzentwurf zur Erhöhung der Bier⸗ steuer an und einen solchen wegen Aenderung der. Ein⸗ kommen! und Vermögenssteuer. Ferner wird angekündigt die Einbringung eines a,, es, eine ovelle zum Wassergesetz, ein Irrengesetz, eine Aenderung der Gemeinde⸗ und
Städteordnung, ein Gesetz, betreffend das Hinterlegungswesen, und schließlich eine Vorlage wegen Aenderung des Gesetzes über den Elementarunterricht. ö letzterem ist eine Erhöhung der Bezüge der Volksschullehrer und lehrerinnen und die Neugestaltung der Vor⸗ schriften über die Schulaufsicht vorgesehen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der ungarische Handelsminister Kossuth hat gestern in Budapest eine Deputation seiner Czegleder Wähler empfangen, vor denen er seine Haltung in der Bankfrage eingehend be⸗ . Nach elner Meldung des „W. T. B.“ sagte Kossuth:
Er habe stets für eine selbständige Bank gekämpft, er werde diesen Kampf auch künftighin fortsetzen. Ein Hindernis für die Er— richtung einer selbständigen Bank bilde der Wille des Königs, der sich egen eine selbständige Bank en habe. Das Vetorecht der 3 bilde einen Bestandteil der Verfassung. Seine Anerkennung 3 Rechts, welches einen zeitweiligen Aufschub der Errichtung einer sel 3 Bank bedeute, könne nicht derart gedeutet werden, daß er den Absolutismus anerkenne.
Kossuth erklärte zum Schluß, er werde stets für die Un⸗ abhängigkeit des Landes kämpfen. Falls er in dieser Beziehung leine Konzessionen von der Krone erlangen könne, werde er zur Opposition übergehen.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause stand gestern die Finanzreform vor⸗ lage zur Beratung. Nach Verlesung der Tagesordnung unter⸗ breitete der Großsiegelbewahrer Earl of Crewe dem Hause die zweite Lesung der Finanzreformvorlage, ohne zu é. Erklärung oder Verteidigung zu sprechen. Sodann erhob sich Lord Lans⸗ downe unter dem Beifall der Opposition, um seine bereits an⸗ gekündigte Resolution zu begründen,
Wie das W. T. B.“ berichtet, erklärte Lansdowne, das Schweigen des Earl of Crewe zeige, daß die Regierung der Meinung sei, daß die Peers mit der wichtigen Frage der Finanzreform nichts zu tun hätten. Fuͤr die Opposition Üiege die Sache einfach. Es sei eine schwerwiegende Gese esporlage ohne Präzedenzfall, wie sie niemals dem englischen Volke vorgelegt worden sei. Sie erfordere die Zu⸗ stimmung des Oberhauses, und dieses . die Verantworlichkeit seiner Zustimmung nicht auf sich nehmen, ohne daß es sich vergewissert hätte, daß das Volk wünsche, die Vorlage solle Gesetz werden. Im weiteren Verlaufe feiner Rede sagte der Redner, die Peers hätten das Recht, Finanzvorlagen abzulehnen. Wenn die Schankkonzessions⸗ vorlage und die Vorlage über die Besteuerung des Grundeigentums der Finanzvorlage hätten einverleibt werden können, so sei kein Ende für die daraus entspringenden . abzusehen. Es sei unwahr, daß die Peers bezüglich der Besteuerung des Grundeigentums von ah sffichtigen Motiven geleitet würden. Diese Steuern seien leicht zu rechtfertigen, wenn angenommen würde, daß der Grund und Boden Staatseigentum sei, und daß es die Bestimmung des Par⸗ saments sein müsse, den Grund und Boden zu verstagtlichen. Die Spposition widersetze sich diesen Steuern, weil sie eine einzelne Klasse für eine besondere, drückende und auf sozialistischem Trugschluß beruhende Inanspruchnahme herausgriffen. Wenn die Vorlage Gesetzeskraft erlange, würde die Nation gezwungen sein, ihre jährlichen Verbindlichkeiten aus ihrem Kapital zu bezahlen. Der Wert der englischen Staatspapjere sei im Sinken, und die Eng⸗ länder wendeten, um ihr Kapital anzulegen, ihre Aufmerksamkeit . und mehr dem Auslande zu. Ironisch fragte Lord Lansdowne, wa aus des „armen Mannes Budget“ werden würde, wenn es das Kapital aus dem Lande vertreibe. Der Redner ging sodann auf die Tarifreform⸗ bewegung ein und sagte, man frage 96. ob die Zeit nicht gekommen fei für eine erneute Prüfung der Grundlage des englischen Finanz⸗ systems, und ob man noch länger über ein Finanzsystem lachen könne, unter dem andere Länder mächtig emporblühten. Die Opposition habe nicht das Gefühl, daß sie das Recht habe, dem Volke die neuen und ungeheuerlichen Lasten, die die Bill bringe, aufzuhalsen, bis sie wisse, daß dies die Richtung sei, die das Volk einzuschlagen wünsche. Die Opposition habe die Folgen einer Ablehnung der Bill ins Auge gefaßt und sei bereit, ihnen zu begegnen. Die politische Stockung brauche nicht lange zu dauern. Die Regierung habe ja beständig erklärt, daß sie wünsche, diese Fragen einer Probe auszufetzen. Das Budget sei so hinfällig, daß es nicht sechs Wochen durchhalten würde. Wenn die Regierung es nicht wünschte, gäbe es keine Gelegenheit für ein finanzielles Chaos. Lansdowne ht die Unterstützung der Opposition bei, der Bekämpfung aller Schwierig⸗ keiten an, die sich möglicherweise ergeben könnten, und erklärte, er ziehe eine zeitweilige Verwirrung dem dauernden Chaos vor, das sich aus der Annahme, der Bill ergeben würde. Durch die Drohungen gegen, die konstitutionellen Rechte der Peers sei er nicht sonderlich berührt. Diese Drohungen feien fchon ausgestoßen worden, bevor man von diesem Budget noch etwas geträumt habe. Dieser Kampf habe kommen müssen, und er mahne die Peers, ihrer Verantwortung nicht auszuweichen. Das Schädlichste, was die Peers tun könnten, würde sein, die zu ent⸗ chen die auf sie als die . ihres größten Verfassungs⸗ rechts blickten, nämlich des Rechts, befragt zu werden, wenn von der Regierung eine fundamentale politische Aenderung in Vorschlag ge⸗ bracht werde.
Der Lordkanzler sagte in seiner Antwort, der vorgeschlagene Schritt stürze alle parlamentarische Tradition um und wenn er auch vielleicht zulässig und gesetzlich sei, so sei er doch vom konstitutionellen Standpunkt aus aneh! Die Ablehnung des Budgets bedeute die Ablehnung des Jahresbedarfs, aber Lord Lansdowne eine zu meinen, auf ein kleines Chaos komme es nicht an. Die Ablehnung würde ein direkter Eingriff in die Prärogative der Krone und die Privilegien des Unterhauses sein. Man verlange, daß eine i, , n. umgestürzt werde, die der Gegenstand des Neides für alle Nationen der Welt sei, und daß dem Oberhause solche Machtbefugnisse verliehen würden, daß das Unterhaus und die Re⸗
erung auf die Gnade der Lords angewiesen wären. Kein kluger Mensch könne das wünschen, und kein Mann von Geist würde sich dem unterwerfen. Was Lansdowne vorschlage, sei ein Schritt zur konstitutionellen Revolution. Der ,,. wies auf die sechs⸗ jährige Dauer des Parlaments hin und meinte, es blieben somit noch zwei Jahre, um die Steuern ohne Verletzung der Verfassung rück⸗ igis zu machen oder zu ändern, wenn das Volk . verurteile. lber die offenbare n ,. des Landes sei, daß das Budget anzu⸗ nehmen sei, und bei den allgemeinen Wahlen werde das . weit wichtigere Fragen erwägen, als nur die eine Frage, ob das Budget angenommen werde oder nicht. Der Lordkanzler nahm zum Schluß Bezug auf die Ablehnung wichtiger Regierungsvorlagen durch das Sh gau innerhalb der letzten vier Jahre und, erklärte, es sei keiner slberalen Regierung wieder möglich zu amtieren, wenn sie nicht gegen die Wiebe hole ng einer derartigen Behandlung ihrer Maß⸗ nahmen geschützt sei. Er betonte weiter das . des Unter⸗ hauses auf die Kontrolle der Finanzen und er lärte es für lächerlich, daß ein Haus, das aus nicht vom Volke gewählten Mit⸗ liedern“ bestehe, sich dieses Recht, anmaßen und die Macht hahen . eine Regierung zu stürzen, die zu . einer Zeit in politi⸗
e die Prinzipien der Vor⸗
chem egen ft zu ihm stehe. Er verteidig lage und erklärte, daß, wenn er sich die außerordentliche Bedeutun der vorgeschlagenen Maßnahmen vergegenwärtige, er erstaunt sei, daß datz Haus wegen einer so geringen Ursache bereit sein solle, eine so bedeutungsvolle neue Nichtung einzuschlagen.
Nachdem noch andere Redner gesprochen hatten, wurde die Debatte auf heute vertagt.
Fraukreich.
In der Deputiertenkammer standen gestern die Interpellationen der Soziglisten Merle und Jaurés, betreffend die Lage in Marokko und den für die Operations truppen in Marokko geforderten Nachtragsetat, auf der Tagesordnung.
Wie das „W. T. B.“ berichtet, fragte der Ag. Merle, ob Spanien durch den gegenwärtigen Feldzug im Rif nicht die Algeciras⸗ akte verletzt habe, und ehe Haltung die Regierung gegenüber Spanlen elnzunehmen gedenke, das diesen Feldzug unternommen habe infolge eines Vertrages mit dem Rogi, der ] Machtvollkommen⸗ heiten angemaßt habe, indem er Minenkonzessionen 1 hätte. Der Redner warf Spanien vor, daß es in Marokko, das Fhristentum einführen wolle, und fuhr daun fort, er fürchte, daß Frankreich infolge des spanischen Feldzuges auf eine Verbindung Algiers mit dem Atlantischen Ozean über Taza verzichten müsse. Frankreich dürfe das Schaujagebiet nicht räumen, bevor et nicht Garantien erhalten habe, daß die Ordnung und Sicherheit, die es dort geschaffen habe, auch in Zukunft aufrechterhalten würden. ö solle von Marokko nicht die sofortige Zahlung der ge⸗ chuldeten Entschädigungssumme verlangen und sich in Zukunft 46
bemühen, mit Marokko und dem Sultan direkte Beziehungen anzu⸗
knüpfen. — Der Abg. Jaur s wandte 6 . die Politik der⸗ jenigen, die offen dabon sprächen, man müsse Marokko in finanzielle Abhängigkeit von Frankreich bringen und daun sein Gebiet besetzen, und die Frankreich dadurch, daß sie ihm die Konkurrenz Spaniens vor Augen hielten, auf diesem Wege vorwärts zu treiben hofften. Jaurètz erklärte, Frankreich habe kein Recht, durch eine gewaltsame oder ver⸗ steckte Inkervention der Selbstverwaltung Marokkos Abbruch zu tun. Die KUufsaugung Marokkos würde hundert- bis zweimalhundert⸗ taufend Mann erfordern. Das Beispiel Spanien zeige die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens. Im übrigen würde Frankreich riskieren, die guten Beziehungen zu Spanien zu trüben, denn die Empfindlichkeit Spaniens sei seit langem erwacht. Jaurẽès bezeichnete es als eine törichte Legende, daß die französische Regierung das spanische Bergwerkssyndikat im Rif ermutige, und forderte die
Veröffentlichung der spanisch⸗französischen Geheimverträge. — Der
Minifter des Aleußern pichon erklärte in seiner Antwort, daß es zwischen Frankreich und Spanien keinen anderen Vertrag gebe, der sich auf die gegenwärtige Situation in Marokko beziehe, als den all⸗ gemein bekannten, der durch das Gelbbuch und die Kammerdebatten in die Beffentlichkeit gelangt sei, und dieser Vertrag beruhe auf dem Prinzip der Aufrechterhaltung der Integrität Maꝛd tte und der Souveränität des Sultans. as sei die Grundlage der Politik Frankreichs und Spaniens sowohl wie diejenige der Vertrags⸗ mächte von Algeciras. Aber in dem Augenblick, wo die Diplomaten der beiden Länder übereinkommen würden, Ditzpositionen zu treffen, die sie durch einen Vertrag bekräftigen wollten, sei es ihnen nicht untersagt, ja, es sei ihre Pflicht, diejenigen Möglichkeiten zu berück sichtigen, die von ihrer Politik abwichen, In dem Fall, daß diese Eventualitäten sich gegen ihren Willen entwickeln würden, sei es erlaubt; die Haltung dieser f. Länder im voraus festzulegen. Das Parlament würde immer Richter und Herr bleiben und seine Verantwortlichkeit sei durch keinerlei Geheimpertrag mit Spanien oder einer anderen Nation ver— mindert. Gegenwärtig stehe man nur dem, Vertrag von 1904 und der Algecirasakte gegenüber. — Nach dem Minister ergriff Jaur s nochmals das Wort und sagte, der französisch⸗spanische Geheim⸗ vertrag solle die Teilung Ylaroktos in die beiden Einflußsphären Frankreichs und Spaniens enthalten und darauf abzielen, der Achtung der Integrität ein Ende zu machen. Jaures fragte, ob der Geheimvpertrag nicht durch die in der Algecirasakte enthaltene Versicherung, daß die Integrität Marokkos obligatorisch sei, aufgehoben wäre. Man lege Marokko für feine Anleihe Bedingungen auf, die geeignet seien, die Entwicklung Marokkos zu hintertreiben. Ironisch fügte er hinzu, das gehe aus der Tatsache hervor, daß das Syndikat Mannesmann sich mit dem Syndikat Krupp⸗Schneider in Konkurrenz befinde. Der Redner schloß mit einem Lob des Sozialismus, der Frankreich gegen die Gefahren eines Versuchs, Deutschland einzukreisen, schütze. Der Abg. Den ys⸗-Cochin erklärte, das französisch⸗deutsche Marokkoabkommen habe die Lage wesentlich verbessert; er forderte schließlich die Aufrechterhaltung dessen, was Frankreich in Marokko in Uebereinstimmung mit der Algecirasakte erreicht habe. Rußland.
Der Kaiser Nikolaus hat, „W. T. B.“ zufolge, einem Beschlusse des Ministerrats seine Zustimmung erteilt, wonach in Zukunft auf ausländischen Kongressen, Konferenzen, Aus— stellungen und internationalen Feiern, sobald sie politischen Charakter tragen, Vertreter der finnländischen Regie⸗ rungsressorts nicht mehr selbständig auftreten dürfen. Wenn derartige Kongresse und dergleichen nicht politisch sind, dürfen Finnländer nur als Privatpersonen oder als Vertreter privater Vereinigungen fungieren. Sofern es nötig erscheint, daß offizielle Vertreter zu irgend welchen internationalen Versamm lungen abzuordnen sind, können solche Vertreter als Mitglieder russischer Abordnungen auftreten. Wenn diese jedoch fehlen, haben finnländische Vertreter an den Verhandlungen nicht teil⸗
zunehmen. Niederlande. Die Deputiertenkam mer setzte in der gestrigen Sitzung
die Beratung des Budgets fort.
Rach dem Bericht des ‚W. T. B.“ gab der antirevolutionãre Abg. Vandevelde im Namen seiner Partei seiner Freude über die Erklärung Kuypers, betreffend die Ordensverleihung an Lehmann, Ausdruck und erklärt, das Geständnis, eine Unklugheit begangen in haben, mache Kuyper alle Ehre. Der Abg. Vanidsinga war der Regierung vor, Informationen über die Dekoration Lehmanns verweigert zu haben. Geldopfer ohne persönliche Verdienste könnten niemals eine Auszeichnung rechtfertigen. Der Redner erklärte, er Jer für die Abschaffung aller Ordensauszeichnungen mit Ausnahme der⸗ jenigen für ausländische Diplomaten.
Türkei.
Der Ministerrat beschäftigte sich, W. T. B.“ zufolge in seiner letzten Sitzung mit den Berichten der türkischen Bot— schafter bei den Schutzmächten, die, wie gemeldet, die Pforte von der ablehnenden Haltung der Schutzmächte gegenüber der türkischen Note über Kreta verständigt haben,
— Die Deputiertenkammer hat gestern eine Inter. pellation an den Minister des Aeußern angenommen, die die Beantwortung folgender Fragen verlangt:
Welche Haltung wird die Pforte gegenüber der von der Press emeldeten Balkankonföderation einnehmen? Ist die Konföderation in Interesse der Türkei gelegen oder richtet sie sich gegen deren Interes s; Was hat die Pforte e. die dem Völkerrecht widersprechenden Er. klärungen hin getan, die die Minister Malinow und Paprikow über Bulgarien und die Türkei abgegeben haben?
Die Beantwortung der Interpellation ist auf den nächsten Sonnabend festgesetzt.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestrigen Stichwahl für den Reichs h, wahltreis Landsberg-Soldin sind, W. T B.“ ufo für den , ,, Holtschke 8 12370, für de n nr Pätze!⸗Berlin (Soz 11 226 Stimmen abgegeben.
Ersterer ist somit gewählt.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Bewegung der Bevölkerung in Preußen im Jahre gos.
Nach den neuesten Feststellungen des Königlich preußischen Etatisti chen Landesamts kamen. während des Jahres 19066 im yreu hischen Staate vor: 1308 233 Geburten (in den, Jahren 1907
d ihhß 1295291 und 1 308 912), darunter 38 884 Totgeburten egen deren 38 66h und 39 301 in den beiden Vorjahren). Die 6 der Eheschließungen belie sich auf 311131 (313039 und 5 S2). Sterbefälle einschließlich der Totgeburten gab es 732 605 ig S9] und 712 970). Der Geburtenüberschuß stellte sich somit 5b 675 Köpfe gegenüber 578 687 und 595 982 in den beiden Vorjahren. Die Einwohnerzahl Preußens läßt sich auf zusammen Z 168 663 Köpfe für den 1. Januar 1908, auf deren 38751 7105 ür den 1. Juli und auf 39 0634746 für den 1. Janugr 1909 erechnen. Bis zum Jahresschlusse 1909 dürfte, Preußen sicher eine Bevölkerung von 39,6 Millionen Köpfen erreicht, wenn nicht über⸗ schritten haben. .
Auf . 1000 zu Anfang des Jahres 1908 Lebende entfielen 34, 0l
(in den Vorjahren 342 und 36,1) Geburten, darunter 1,9 (10 und 11 Totgeburten, 16,2 (165,5 und 16,6) ,,, Personen sowie ht (9,0 und 19,1) Gestorbene. Die Ver jältniszahl der Ge⸗ burten sowohl wie die der eheschließenden Personen hat sich also egenüber den Vorjahren etwas verringert, während die der Todes⸗ 37 fast genau die gleiche gehlieben ist. Unter 1900 Geborenen waren im Jahre 1908 Farchschne tlic 76,1 unehelich Geborene in den Vorjahren 74,9 und 72,4), 29,7 Totgeborene (29,8 und 30,0) und 25,59 Mehrlingskinder (26,6 und 25,8), Die Verhältniszahl der unehelichen Kinder hat also seit 1906 um über 5 v. H. zugenommen. Von 1000 ehelich Geborenen wurden in rein evangelischen Ehen ge⸗ saren b30 (533 und 537), in rein katholischen 398 (gegen 396 und zl), in rein jüdischen ,, (gegen 35 und 5,3) und in gemischten Chen 66,55 (gegen 65,9 und 16 Die Geburtenzahl hat , in rein ,. Ehen weiter ab-, in rein katholischen und gemischten weiter zugenommen. Die katholische Bevölkerung erscheint als die fruchtbarere, da es 1905 auf 1000 in der Gesamtbevölkerung nur 58 Katholiken gab.
Das Durchschnittsalter der eheschließenden Männer stellte sich in allen 3 Jahren von 1966 bis 1908 unverändert auf je 28,9, das der Frauen auf je 25,6 Jahre. Kaum verändert hat sich auch die Zahl her Eheschließungen zwischen Junggesellen und Jungfrauen: von 1000 aller eheschließenden Paare entfielen auf Junggesellen und Jungfrauen go7 (in den Vorjahren je 868). Unter 1009 eheschließenden Paaren befanden sich 593 rein evangelische (695 und 600), 299 rein katholische 298 und 295); rein abi Paare gab es 8.4 (bzw. 8,8 und 8,8). Die Anzahl der gemischten Pagre ist in der Zunghme begriffen; sie steg bon 9 im Jahre 1906 auf 98 im Jahre 1907 und 99 im Jahre 1908.
Die Sterblichkeit war im Jahre 1908 fast genau die gleiche wie in den Vorjahren; sie ist von 1906 auf 1907 von 19, auf 19,9 ge⸗ sunken, um 1908 auf 1994 zu steigen, ein Beweis dafür, wie heute selbst ungünstige wirtschaftliche Verhältnisse keinen erheblichen Einfluß außüben; es dürfte sich in dieser Tatsache der Fortschritt der Lebens⸗ haltung einerseits, der gesundheitlichen Verbesserungen anderseits deut⸗ lich ausprägen. Die Sterbeziffer im preußischen Staate ist gegen die der 70er und 80 er Jahre um ein volles Drittel gesunken, wie die solgende Uebersicht darkut. Auf je 1000 zu Jahresanfang Lebende entfielen:
. Sterbefälle im Jahresdurchschnitt einschließlich bezw. Jahre der Totgeburten 1816—1820 . 1821 —1830 .. 1331—1 840... 1341 —1850 ... 1851 —1860 . 1861 —1870.. 1871 —1880 .. 1881 —1890 .. 1891— 900.5. 1901—1905 .. 1906. 1907.
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d 2,
und 8,5) Juden. vermehrt, war aber erheblich niedriger als 1906. 1000 Lebendgeborenen 4 ersten , . jim Tabresdurchschnitt bei den Ehelichen bei den Unehelichen ö in, den auf dem in den auf dem 33 3 Städten Lande Städten Lande ,, . 183 403 312 , . 186 398 319 1 187 395 332 18 795 187 385 336 1896/19600... 195 185 374 336 , 178 339 322 ,, 167 303 303 , 162 281 295 , 166 291 307.
Wir beobachten also seit den 70er Jahren ein ganz aus— gesprochenes Zurückgehen der Säuglingssterblichkeit; doch ist dieses Zurückgehen in der Stadt ganz erheblich stärker gewesen als auf dem Lande; denn während bis 1901/05 und auch 1966 dig städtische eheliche und uneheliche Säuglingssterblichkeit höher war, ist sie 1907 und 1908 geringer gewesen als auf dem Lande. Es dürfte dies wohl n einem erheblichen Teile auf das starke Zurückdgehen der Fruchtbarkeit in den Städten zurückzuführen sein. Man könnte annehmen, daß die erheblich größere Fruchtbarkeit der Landfrauen in ihnen das Bewußtsein weniger scharf zum Ausdruck kommen läßt, daß mit Menschenleben auch im zartesten Alter sparsam verfahren werden muß. Indessen wirkt aber noch das Abschieben eines Teils der Säuglinge kurz nach der Geburt von der Stadt auf das Land belastend für die Sterbeziffer des Landes, entlastend für die der Stadt; die genaue Sterblichkeitsbilanz ist bei dieser Sachlage nur auf Grund besonderer, eingehender Berechnungen bezw. Erhebungen festzustellen.
(Stat. Korr.)
Wohlfahrtspflege. Arbeiterwohnungen der Hamburg-Amerika-Linie.
Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß neben Staat, Gemeinde, nn gen Baugenossenschaften und Bauvereinen auch unsere großen udustriellen Unternehmungen sich mehr und mehr entschließen, der Arbeiterwohnungsfrage ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden und durch ichaffung gesunder, billiger Heimstätten für ihre Arbeiter an der Be⸗ seitigun mannigfacher bedenklicher Mißstände mitzuarbeiten, die die Entwi lung unseres Wohnungswesens namentlich in den d ,. für die unteren Bepölkerungöschichten herbeigeführt hat. Montan⸗ industrie und chemische Fe gi (Krupp, Höchster Farbwerke usw.) nd auf diesem Wege vorangegangen, und manche hervorragenden Groß⸗ etriebe anderer Industrien sind gefolgt. In jüngster Zeit hat sich len. auch die Reederei . en. Wie die „Hamburger Bei⸗ räge berichten, hat die Hamburg- Amerika-Linie, die erst kürzlich mit . Schaffung einer Spareinrichtung für ihre Arbeiter und er Gewährung eines Zins rn u fseh für die Sparenden einen neuen beachtenswerten Eh cht auf dem Wege praktischer
Arbeiterfürsorge getan hat, ein in der Nähe ihrer Hafenanlagen auf dem linken Elbufer, gelegenes, ausgedehntes . kzuflich erworben. und ist gegenwärtig im Begriff, ihren Arbeitern hier Heimstätten zu errichten. Das Terrain, ist groß genug, um einer Anlage von fünf mächtigen Wohnhäuserblacks mit etwa 00 Wohnungen Platz zu gewähren. Vorläufig ist indessen nur die Errichtung eines Bkockez geplant., Für den Bau hat sich die Gesellschaft der Mitarbeit des mr eins zu Hamburg versichert, dessen reiche Erfahrungen alfo der neuen Anlage zugute kommen werden. Mit den Vorarbeiten ist bereits begonnen worden, und man hofft, daß der Bau bis zum Oktober nächsten Jahres vollendet, sein wird. Nach Fextigstellung dieses ersten Teils des Projeltö werden 128 Wohnungen mit hellen, luftigen Zimmern, mit Balkons, Keller und Bodenräumen geschaffen sein. Ein reg der Hafenstraßenbahn soll den Däuserblock mit den Betriebsanlagen der Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie, die übrigens zu Fuß in 25 Minuten zu erreichen sind, verbinden. So wird die neue AÄnlage den Arbeitern nicht allein den Vorzug ge— sunder und bequemer Wohnungen bieten, sondern auch vielen, die bisher in den vom Hafen weit entfernten Vorstädten wohnten, den Weg zwischen Heim- und Arbeitsstätte wesentlich verkürzen und ibnen damit eine, erfreuliche Ersparnis an Zeit und Geld gewähren. Außer⸗ dem ist bei der örtkichen Konzentration der Arbeiter die Möglichkeit hen gemeinsame Bildungsgelegenheiten, wie Bibliotheken, Lese⸗ allen, für sie zu schaffen, Einkäufe gewisser Bedarfsartikel gemeinsam zu bewerkstelligen u. a. m.
sunst und Wissenschaft. Wie „W. T. B.“ aus München meldet, ist dort der norwegische Kunstmaler Professor Otto Sinding gestorben.
Literatur.
Erzieher des Preußischen Heeres. Heraus gegeben von Generalleutnant z. DT. von Pelet⸗-Narbonne. Verlag des Deutschen Sffizierblattes, Gerhard. Stalling, Oldenburg. (Preis jedes der 17 Bände: geh. 1,50, geb. 2.25 S.) — Einer unserer be⸗ rufensten Milstärschriftsteller hat ein umfangreiches Werk heraus egeben, das uns die Männer vor Augen und zu Herzen führt, die Preußen militärisch und damit auch zugleich politisch an den hervor⸗ ragenden Platz gestellt haben, den es Hetzt innerhalb der Kulturstaaten einnimmt. Wenn in der Giufüben lig zu dem Buche die Worte Moltkes in feiner Reichstagsrede vom 16. Februar 1874 angeführt werden, in denen er auf den Faktor hinweist, dem wir das Gewinnen unserer Schlachten in erster Linie zu danken haben, so soll hierdurch dargetan werden, daß die vorliegende biographische Zusammenstellung jener preußischen Helden der Auffassung des großen Mannes entspricht, der an dem denk würdigen Tage sagte: „Man hat gesagt, der Schulmeister habe unsere Schlachten gewonnen — meine Herren, das bloße Wissen erhebt den Menschen noch nicht auf den Standhunkt, wo er bereit ist, das Leben einzufetzen für eine Idee, für Pflichterfüllung, für Ehre und Vaterland; dazu gehört die ganze Erziehung des Menschen. Richt der Schulmeister, sondern der Erzieher, der Militär— stand, hat unsere Schlachten gewonnen. — Der Geist aber, aus dem diefer „Erzieher“ erstand, ist im Laufe der Jahrhunderte von den Männern ausgegangen und verbreitet, deren Andenken die vorliegenden 12 Bände gewidmet sind. An der Hand der Schilderung des verdienstvollen Wirkens und der ganzen, Eigenart der herborragendsten Gestalten, die von dem Großen Kurfürsten an bis auf Wr. den Großen und seine Paladine, an der Spitze des Heeres gestanden haben, wird erwiesen, welch gewaltigen Einfluß die Macht der Persönlichkeit besitzt und wie sie ihrer Zeit den unver⸗ gänglichen Stempel aufdrückt. Wenn sich inzwischen auch bezüglich der Organifation und Verwendung der Truppen vieles geändert hat, das von jenen Erziehern einst geschaffene und ausgebaute moralische Fundament ist das gleiche geblieben, und dieser Hinterlassen⸗ schaft der dahingegangenen Baumeister kann sich das ganze Volk noch heute freuen und ihre tausendfältigen Früchte in dem in, der Armee herrschenden Geiste wiederfinden. Dies in anschaulichen, nach diefer Richtung hin scharf gezeichneten Lebensskizzen der heutigen Generation in mahnende Erinnerung gebracht zu haben, ist die ver⸗ dienstvolle Aufgabe, die der Herausgeber des Buches in glücklichster Weise gelöst hat. Mit klarem Blick hat er einen Stab vortreff⸗ sicher Mitarbeiter für die einzelnen Bände herangezogen, deren Namen meist schon einen guten Klang in der Militärliteratur haben. Band 1: „Der Große Kurfürst' hat zum Verfasser den Heraus. geber selbst — Band 2: „König Friedrich Wilhelm J. und Fürst Leopold von Anhalt-Dessau“ (von Linnebach, Oberleutnant im Badischen Pionierbataillon Nr. 1). — Band 3: „König Friedrich der Große“ (von Oberstleutnant von Bremen, zugeteilt dem Großen Generalstabe! — Band 4: „Pork“ (von Generalmajor z. D. von Voß). Band 5: „Scharnhorst“ (von General der Infanterie z. D. von Lignitz). Band 6: „Gneisenau“ (von Friedrich, Oberst und Abteilungschef im Großen General⸗ flabe, Lehrer an der Kriegsakademie — Band 7: „Boyen“ (von Generalleutnant z. D. von der Boeck — Band 8: „Clausewitz“ spon Generalleutnant z. D. von Caemmerer) — Band 9: „Prinz Friedrich Karl von Preußen“ (von Balck, Oberstleutnant beim Stabe dez Infanterieregiments Graf Kirchbach Nr. 46) — Band 10 und 11; „Kalser Wilhelm der Große und Roon“, sowie Band 12; „Moltke“ (von General der Infanterie z. D. von Blume, Chef des In fanterieregiments Herwarth von Bittenfeld. II. Westfãälischen! Nr. 13). Obwohl über all diese großen Männer, denen Preußen feine Wehrhaftigkeit, seinen Ruhm als ein Volk in Waffen zu ver⸗ banken hat, Einzelbiographien bereits vorhanden sind, so sind, deren Verdienste als Erzieher des preußischen Heeres bisher noch nicht in einem derartig einheitlichen Gesamkrahmen so überzeugend, eindrucks— voll und in anregend interessanter Jorm der Nachwelt zum Ansporn beleuchtet worden. Das von Pelet-Narbonnesche Sammelwerk besitzt daher aug; seinen anderen Vorzügen einen großen erzieherischen, ethischen Wert und verdient infolgedessen die weiteste Verbreitung,
— Kommentar zum preußischen Stempelsteuergesetz vom 31. Juli 1895 und zur Novelle vom 26. 30. Juni 1569, mit den Anhängen: „Die den Notaren als Amtsstellen der Steuerverwaltung zustehenden Befugnisse und, obliegenden. Ver— pflichtungen! und „Die Reichsstempelabgabe für Grundstücksüber⸗ tragungen“, von Justizrat Ernst Heinitz, Rechtsanwalt und Notar in Berlin. Dritte, veränderte und verinehrte Auflage. XII und 1172 Selten. Verlag von Otto Liebmann, Berlin. E 3. 31,50 416. — Die neue Auflage dieses in der Praxis längst bewährten Kommentars schließt sich im wesentlichen an die im Jahre 1901 erschienene Neu⸗ bearbeitung an, der bereits der im Bürgerlichen Gesetzbuch, in seinen ö und in den . Aushs hrung gese gen enthaltene Rechtsstoff bei Erörterung der begrifflichen Voraussetzungen und Merkmale der in den einzelnen Tarifstellen als Gegenstände der Besteuerung bezeichneten Geschäfte zu Grunde gelegt worden ist. Doch hat der Kommentar wieder in allen Teilen eine Vertiefung, vielfach Veränderungen und eine nicht unerhebliche Vermehrung durch die sorgfältige Berücksichtigung der inzwischen erschienenen Literatur, und ergangenen Rechtsprechung erfahren. Bei der Verwertung der Recht⸗ he n und Verwaltungspraxis, auf, die der Verfasser besonderes Gewicht gelegt hat, ist ihm auch die ,,, der von dem Justizminister und vom J. Zivilsengt, des Kammergerichts erlassenen Entscheidungen in Stempelsteuersachen ermöglicht worden. Neben den Bestünmungen des vreußischen Stempelsteuergesetzes sind die Vorschriften des preußischen Gerichtskostengesetzes, des preußi⸗= schen sowie des Reichserbs , und des Reichsstempel⸗ gesetzes, soweit sie in das landesgesetzliche tempelsteuerrecht eingreifen, eingehend erläutert; ebenso sind die gesamten Ausführungsanweisungen und verfügungen des . und des Justizministers in die Erläuterungen des Gesetzes und des Tarifs eingeflochten und zum Gegenstande selbständiger Erörterungen gemacht. Bei Erläuterung der Tarifstelle (70) für Versicherungsverträge ist dem Umstande Rech⸗ nung getragen, daß am 1. Januar 1910 das Reichsgesetz über den
Versicherungsvertrag vom 30. Mai 1963 in Kraft tritt. Die ersten vier Lieferungen der neuen 69 sind vor Erlaß der Novelle zum preußischen Stempelsteuerge vom 26. Juni 1909 erschienen; infolgedessen hat in ihnen diese noch nicht berücksichtigt werden können. Aber in der umfangreichen fünften Lieferung, die im Novemher aut gegeben worden ist, sind das Stempelsteuergesetz und der Tarif in der gegenwärtig geltenden Fassung der Bekanntmachung des Finanz⸗ minifterds vom 30. Juni 1969 vollständig und unter Hervorhebung der eingetretenen Aenderungen abgedruckt; bei jedem Paragraphen und jeder Tarifstelle in der neuen Fassung ist in Anmerkungen. auf die dazu gehörigen, in den ersten vier Lieferungen gegebenen Erläuterungen hingewiesen' und im Falle einer Aenderung dargelegt, inwieweit jene früheren Erläuterungen durch neue n shn ff eeinflußt werden, und hieran if sich dann ein eingehender Kommentar zu jeder der neuen Vorschriften. Hierdurch wie auch durch das auf beide Teile des Werkes sich erstreckende ausführliche K ister wird die Benutzung des. Kommentars sehr erleichtert. Außer den Erläuterungen der Novelle zum preußischen Stempelsteuer⸗ esetz enthält die das Werk abschließende fünfte Lieferung den neuen Ministerialerlaß über das gerichtliche Stempelwesen vom 6. Juli 1909, das Reichsstempelgesetz in der Fassung vom 15. Juli 1909 und eine Abhandlung über die Reichsstempelabgabe für Grundstücks übertragungen, die bei dem . Zusammenhange, der zwischen dem preußkchen Auflassungsstempel und der Reichsstempelabgabe für Grundstücksühertragungen besteht, einem Bedürfnis der Praxis ent⸗ spricht und allen bei der Anwendung dieser Vorschriften Beteiligten willkommen sein dürfte. So bietet das Werk von Heinitz in seiner neuen Auflage eine von wissenschaftlichem Geiste getragene, klare, übersichtliche und erschöpfende Erörterung aller Fragen des gegenwärtig geltenden , Stempelsteuerrechts
Durch die Berücksichtigung der neuen Stempelsteuergesetzgebung hat der Kommentar von weiniß einen Vorsprung vor dem anderen großen Werke über das preußlsche Stempelrecht, dem von H. Hummel, Wirk⸗ lichem Geheimen Oberfinanzrat, und F. Specht, Reichsgerichtsrat, herausgegebenen, im Verlage von J. Gukttentag, Berlin, unter dem Titel Das tempelsteuergesetz vom 31. Juli 1895 nebst Aus⸗ führungsbestimmungen, dem Erbschaftssteuer⸗ Wechselstempelsteuer⸗ und Reichsstempelgesetz erschienenen Kommentar für den praktischen Gebrauch (i392 Seiten, geh. 30 M) gewonnen, der aber im übrigen seinem inneren Werte nach dem Werke von Heinitz vollkommen ebenbürtig ist. Die völlige Beherrschung des Stempelrechts und des gesamten der Darstellung zu Grunde liegenden Rechtsstoffes des . und der Nebengesetze, die große Sorgfalt und Vollständigkeit, mit der das umfangreiche Auslegungsmaterigl an Verfügungen und Entscheidungen verarbeitet ist, zeigen das Werk auf der Höhe und 16 es als erwünscht er⸗ scheinen, daß der Kommentar durch einen ebenso gründlich die Stempel⸗ steuergeezk gebung des Jahres 1999 behandelnden und die Belege aus der Praxis und der Literatur bis zur Gegenwartnähe fortführenden Nachtrag ergänzt wird. — Bie Kunst in Bildern“ nennt sich eine Reihe von Bänden, die die gesamte Entwicklung der Kunst illustrativ mit Be⸗ gleittext vorführen will. Der durch seine idealen Bestrebungen rühm⸗ lichst bekannte Verlag Eugen Diederichs in Jena hat sich diese schöne Aufgabe gestellt und bewelst mit dem eben erschienenen ersten Band, der die „Ältdeutsche Malerei“ umfaßt, daß er sie würdig durchzu⸗ führen gewillt ist. Zunächst muß die äußere Ausstattung des Bandes als durchaus vorbildlich anerkannt werden. Einband und Titelseiten sind mit geradezu auserlesenem Geschmack her— gestellt und können als Muster deutscher Buchdruckerkunst gelten. Der mit Antiqualettern hergestellte Tertspiegel schließt sich mit seiner Ruhe und Geschlossenheit, die dur keinerlei Anmerkungen und Ueberschriften gestört wird, den Prätentionen des Titels würdig an, und die folgenden zweihundert Vollbilder geben vortreffliche Nachbildungen, deren Güte durch die hohe Auflage von 360 060 Exemplaren, die den billigen Preis (450 ις) ermöglichte, kaum gelitten hat. Trotz der Fülle populärwissenschaftlicher Ver⸗ öffentlichungen auf dem Gebiet der Kunstgeschichte bietet dieses neue Werk etwas völlig Neues. Der „Klassische Bilderschatz', dessen Er⸗ scheinen schon längst aufgehört hat, war durch die Art seiner Anlage nicht dazu bestimmt, volkstümlich zu werden, und seine Bilder standen nicht annähernd auf der Höhe, die heute infolge des großen Fortschritts des Reproduktionsverfahrens erreicht wird. Auch wird „Die Kunft in Bildern“, wenn sie seinerzeit geschlossen vorliegen wird, ein weitaus reicheres Abbildungsmaterial bieten als, die genannte, Veröffentlichung. Daß den folgenden vierundzwanzig Bänden dieser mit der altdeutschen Malerei vorangestellt wurde, ist ibn zu begrüßen. Die heimische Kunst unserer Vorfahren ist den modernen Deutschen noch immer fo gut wie unbekannt. Während jeder italienische Hirten⸗ knabe feinen Giotto kennt, gibt es bei uns wenige Prokuristen, die mit der Kunst Dürers und Holbeins i,. vertraut sind. Sicherlich aber wissen sie nichts von den entzückenden Landschaften eines Albrecht Altdorfer, von dem tiefen Schmerz und der holden Innigkeit, die Matthias Grünewald darzustellen vermochte. Vielleicht trägt dieser Band deutscher Malerei seinen Teil zur Ver⸗ tlefung der allgemeinen Kenntnisse, zur Einfühlung in altdeutsche Formenanschauung und Gefühlsleben bei. Der einleitende Text wurde vom Berliner Privatdozenten Ernst Heidrich geschrieben. Es ist Geist von Wölfflins, seines Lehrers Geist, der ihn durch⸗ dringt. Mit offenem Blick für die tiefen Zusammenhänge zwischen jener Kunst. und dem Leben und Trachten, dem fie entsprang, ist es Heidrich gelungen, ein abgerundetes und klares Bild der geschichtlichen Entwicklung der altdeutschen Malerei vor dem aufmerksamen Leser aufzurollen. Daß der Verlag ich zur Redigierung der geplanten Bände nicht an wortgewandte Pub izisten, sondern an junge Fachgelehrte gewendet hat, die dieser nicht leichten und verant⸗ wortungsvollen Aufgabe wirklich gewachsen sind, verdient besonders hervorgehoben zu werden. Und es wäre nun zu wünschen, daß dieser und die folgenden Bände die weite Verbreitung auch in den breiteren Schichten des Publikums fände, die sie vollauf verdienen.
== Der Verlag von F. W. Grunow in Leipzig hat ein einst viel- gelesenes Buch: Rudolf Reichenau. Aus unsern vier Wänden * als billige Volksausgabe (46 3,50) neu erscheinen * Ez ist unter Mitwirkung der Freien Lehrervereinigung kin Kunstpflege von Carl Meyer-⸗Frommhold herausgegeben. Das Buch besitzt soviel Vorzüge, daß es wohl verdient, wieder einen zahlreichen Leserkreis zu finden. Reichenaus gemütvolle Skizzen aus dem Leben glück⸗ licher Menschen sind eine recht erfrischende, in ihrer Anf ruchslosigkeit anbeimelnde Lektüre, voll gesunden Humors und liebevoller Menschen⸗ beobachtung; besonders reizvoll sind die kleinen Schilderungen aus dem Kinderleben. Das huͤbsch ausgestattete Buch dürfte vielen eine mit Dank begrüßte Weihnachtsgabe sein.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Buenos Aires, 22. November. (W. T. B) Nach den ein⸗ engen, Berichten eröffnet der allgemeine Saatenstand sehr gute Aussichten . die Ernte. Der durch Heuschrecken verursachte Schaden ist unbedeutend, außer in der Gegend westlich von Buenos Uires, wo der Ausfall 30 bio beträgt. Der Rest läßt indes einen verhältnismäßig sehr reichlichen Ernteertrag erhoffen.
Theater und Musik.
Gast spieltheater.
Die Münchener Märchenspiele unter der Leitung des Direftors Maximilian Burg, die Märchen in künstlerischer Um= rahmung auf die Bühne bringen wollen haben gestern abend hier mit ihren Vorstellungen begonnen. „Der aber , ein lustiges Spiel . Alt und Jung von L. 1. 1 von Dr. Edgar Istel, eröffnete mit freundlichem rfolge den Reigen. Der , , entpuppte sich als eine ramatisierung des alten, lieben Andersenschen Märchens „Der Schweine⸗ hirt“ Mit dieser herzigen, echten Dichtung, wie sie allen Märchenfreunden im Gemüte lebt, in Wettbewerb zu treten, mußte der Bühnenbearbeitung naturgemäß schwer fallen; vieles von