Der aus Eisen erbaute, bisher unter schwedischer Flagge gefahrene Raddampfer „Svea“ von 995,24 Registertons Raumgehalt hat durch den Uebergang in das ausschließliche Eigentum der deutschen Reichsangehörigen Gebrüder Beermann in Stettin das Recht zur Führung der deutschen Flagge erlangt. Dem Schiffe, für welches die Eigentümer Stettin als Heimats⸗ hafen angegeben haben, ist von dem Kaiserlichen Konsulat in Malmö unter dem 27. November d. J. ein Flag genzeugnis erteilt worden.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Landrat Pitsch-Schroener aus Pillkallen, z. Zt. in Königsberg, zum Regierungsrat zu ernennen und
infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Halberstadt getroffenen Wahl den Direktor der städtischen Steuerverwallung Hans Weißen born in Charlottenburg als besoldeten Beigeordneten (Zweiten Bürgermeister) der Stadt , . für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren zu estätigen.
Der Königliche Hof legt heute für Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Waldemar von Dänemark die Trauer auf 8 Tage — bis einschließlich den 12. d. M. an.
Berlin, den 5. Dezember 1909. .
Der Oberzeremonienmeister. Graf A. Eulenburg.
Finanzministerium.
Eure Hochwohlgeboren ermächtige ich, den zur Entscheidung über die Bewilligung einer Stundung zuständigen Beamten der Hauptzollämter allgemein zu gestatten, als Sicherheit für zu stundenden Tabakzoll und für Tabak- und Ziga rettensteuer neben den im 8 10 der R.⸗A.⸗St. DO. auf⸗ geführten Arten der Sicherheit auch die Verpfändung von Tabakvorräten unter folgenden Bedingungen zuzulassen:
1) Die Tabakvorräte, die als Sicherheit dienen sollen, müssen sich in einem unter amtlichem Mitverschluß stehenden Privatlager des Stundungsnehmers oder in einer öffentlichen Niederlage befinden und unbeschränktes Eigentum des Verpfänders sein. ;.
2 Vor der Verpfändung hat der Stundungsnehmer die Tabak vorräte gegen Feuersgefahr zu versichern und die Versicherung sowie ihre regelmäßige Erneuerung dem Hauptzollamte nagchzuweisen. Die Feuerversicherungsgesellschaft hat die rechtsverbindliche Erklärung ab zugeben, daß sie im Falle eines Feuerschadens die Versicherungsgelder bis zur Höhe der verpfändeten Forderung nicht ohne Genehmigung der Oberzolldirektion, und wenn es verlangt werde, nur an die zuständige Oberzollkasse zahlen wolle.
3) Die Tabakvorräte können bis zur Hälfte ihres Wertes als Sicherheit angenommen werden. . .
Der Wert des auf Lager zu haltenden Mindestbestandes darf nicht unter das Doppelte des Betrages heruntergehen, für den der Bestand als Sicherheit angenommen worden ist.
4) Die Verpfändung der Vorräte ist in der mit dem Stundungs⸗ nehmer nach 5 19 der R.⸗A.⸗-St.⸗O. aufzunehmenden Verhandlung in derselben Weise festzustellen, wie dies in der Anlage 5 zur R.A.⸗St.⸗-O. für Zuckervorräte vorgeschrieben ist. a
Die übrigen Bestimmungen der R.⸗A.⸗St. O. z. B. 5 4 Nr. 4 haben entsprechende Anwendung zu finden.
Eurer Hochwohlgeboren überlasse ich, zur Ueberwachung des Mindestbestandes und der bei den verpfändeten Vorräten später etwa eintretenden Wertverminderungen das Nähere an— zuordnen.
Berlin, den
27. November 1909. Der Finanzminister. Freiherr von Rheinbaben.
An die Herren Präsidenten sämtlicher Oberzolldirektionen.
Ich habe mich dem Herrn Kriegsminister gegenüber damit
einverstanden erklärt, daß auch für Offiziere und Beamte Gehaltsgebührnisse monatlich unmittelbar von den Korpszahlungsstellen empfangen und ein Postscheckkonto besitzen, die Zahlung durch Ueber⸗ weisung auf das letztere erfolgen darf, falls diese Art der
der Militärverwaltung, die ihre
Ueberweisung nur für die im Dienste befindlichen Bezugs berechtigten zugelassen wird. Berlin, den 26. November 1909. Der Finanzminister. Im Auftrage: Foerster. An sämtliche Königliche Regierungen.
Zu Steuerinspektoren sind ernannt; die Katasterkontrolleure Bachstelz in Oschersleben, Benkendorff in Swinemünde, in Düsseldorf, Kell in Neu⸗ Wissen, Schulz in Kaukehmen, Steinberger in Zabrze, Stroppel in Völk—
Brock in Schlochau, Eiffler mark, May in Rosenberg WPr., Nordmeyer in Viersen, Riehl in
Müller in Osterholz,
lingen, Wimmer in Oeynhausen und Wortmann in Langen schwalbach sowie der Katastersekretär Schiraws ki in Trier.
Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.
Dem Obstbauwanderlehrer Paul Ewers zu Zoppot ist
der Titel Garteninspektor verliehen worden.
Ministe rium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Dem Oberlehrer an der städtischen Höheren
X
fessor verliehen worden.
Urlaub angetreten. Legationssekretär Szé Chao Tsang.
der Königlichen Regierung in Hildesheim zur weiteren dienst—
lichen Regierur Bertuch aus Danzig dem Landrat des Kreises Westhavelland
zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.
und Dr. jur., Loeb aus Münster haben die zweite Staats⸗ prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
am 3. Dezember in Honolulu eingetroffen und geht übermorgen von dort wieder in See.
eingetroffen. . ĩ
St. Thomas in See gegangen, am 3. Dezember zurückgekehrt und gestern wieder in See gegangen.
und König ist, ͤ ; Göhrde hier wieder eingetroffen.
Hoheit der Herzog Friedrich den Präsidenten Laue an Stelle des Ministers von Dallwitz zum Herzoglichen Haus und Staatsminister ernannt.
r. Predöhl zum Ersten und den Senator Dr. Schröder zum Zweiten Büͤrgermeister für das Jahr 1910 gewählt.
gestern die Beratung des Budgetprovisoriums auf der Tagesordnung.
(Soz.) im Laufe der Debatte den Ministerpräsidenten verantwortlich für die bisherige Arbeitsunfähigkeit des Hauses; 1 b sichtlich ausgeschaltet, um Ungarn ungehindert eventuelle Zugeständnisse machen zu können. nationale Schutz der Auswanderer lasse alles zu . heute die größte Erniedrigung, sich im Auslande als österreichischer Untertan zu ; reichischen Auswanderer polizeiliche Legitimationen eingeführt. Niemand anderem gegenüber wage man etwas Derartiges.
finanzen einer scharfen Kritik unterzogen hatte, wurde die Ver— handlung auf Dongzerstag vertagt.
hatte sich vorgestern nachmittag eine sehr große Menge auf dem das testieren.
Verfassung und als ernste Bedrohung der Freiheiten des Volkes
Vetorechts des Oberhauses gewahrt werden könnten.
s en Mädchen⸗ schule in Danzig Ernst Abicht ist der Charakter als Pro
Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Prenßen. Berlin, 6. Dezember. Seine Majestät der Kaiser
des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen
von Valentini entgegen.
und König nahmen
heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den , Rates
Der chinesische Gesandte General Mintchang hat einen Die Geschäfte der Gesandtschaft führt der
Der Regierungsrat Dr. Alexander in Königsberg ist
Verwendung überwiesen und der Regierungsassessor
Die Regierungsreferendare Dr. jur, Coester aus Posen
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Arcona“
S. M. S. „Iltis“ ist am 3. Dezember in Schanghai
S. M. S. „Victoria Louise“ ist am 1. Dezember von
Seine Majestät der Kaiser
Potsdam, 5. Dezember. ĩ d zufolge, gestern abend aus
„W. T. B.“
Anhalt. Wie der „Anhaltische Staatsanzeiger“ meldet, hat Seine
*
Hamburg.
Der Senat hat, „W. T. B.“ zufolge, den
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Senator
Oesterreich⸗ Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhause stand vor
Nach dem Bericht des W. T. B.“ machte der Abg. Da szynski er habe das Parlament ab⸗
Weiter sei an dem parlamentarischen Elend der Chauvinismus der bürgerlichen Parteien schuld. Der wünschen übrig, es sei
bekennen. In Deutschland habe man für die öster⸗
*
Nachdem sodann der Abg. Steinwender die Staats⸗
Großbritannien und Irland. Auf Veranlassung der national-demokratischen Liga Trafalgar Square in London eingefunden, um gegen Vorgehen der Lords in der Budgetfrage zu pro Von sechs Tribünen wurden Reden gehalten. Wie das „W. T. B.“ meldet, wurde schließlich eine Resolution angenommen, in der das Vorgehen der Lords als Bruch der
verurteilt wird, die nur durch die vollständige Abschaffung des
Nuszland.
Der Herzog Georg zu Mecklenburg-Strelitz ist, „W. T. B.“ zufolge, in St. Petersburg in der vorigen Nacht gestorben.
Spanien.
Wie die „Epoca“ meldet, hat die Regierung der Minen gesellschaft des Rifs die Bitte um Wiederaufnahme des Bergwerksbetriebes abgeschlagen und ihr nur gestattet, den Bau der Mineneisenbahn im Gebiet der Beni Ifru fort zuführen.
Nach Blättermeldungen ist die Rückkehr der Re⸗— servisten aus Melilla nach der Heimat befohlen worden. Portugal.
Der König Manuel ist vorgestern aus Paris wieder in Lissabon eingetroffen.
Belgien.
Eine größere Anzahl politischer und akademischer Persönlich keiten, unter ihnen verschiedene frühere Minister, veröffentlichen nach einer Meldung des „W. T. B.“ einen Protest gegei England, das trotz der vorgeschlagenen Reformen immer noch gegen die belgische Congopolitik ungerechte Anklagen erhebe.
Türkei.
Ein außerordentlicher Ministerrat, dem der Chef des Generalstabes beiwohnte, beriet, W. T. B.“ zufolge, vor⸗ gestern über einen drohenden Zusammenstoß türkischer Truppen mit persischen Irregulären in der strittigen türkisch⸗persischen Zone und beschloß, den türkischen Truppen zu befehlen, nicht weiter vorzurücken.
Dänemark.
Die Prinzessin Waldemar von Dänemark, ge borene Prinzessin von Orleans, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ vorgestern nachmittag in Kopenhagen an den Folgen
—
von Influenza im 45. Lebensjahre gestorben.
Asien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ gaben am Freitag abend in Tiflis drei Terroristen auf offener Straße aus Mausergewehren mehrere Schüsse auf Passanten ab. Von Schutzleuten in eine Sackgasse getrieben, wurden sie schließlich nach zweistündiger Verteidigung tödlich verwundet. Sterbend gestanden sie ein, in Jelissawetpol verschiedene Morde an Amts⸗ personen begangen zu haben. Die chinesische Regierung hat den auswärtigen Ge— sandtschaften ein Rundschreihen übermittelt, in dem sie, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, gegen die neuerliche Mitteilung
,
Eisenbahnzone der Mandschurei
Afrika.
protestiert und erklärt, das Rußlands sei eine Verletzung des Vertrags von Portsmouth und des russisch⸗chinesischen Uebereinkommens von Charbin vom 10. Mai, welches die Zuständigkeit der betreffenden Behörden in den Eisenbahnzonen festsetzt.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Melilla ist ein Streifzug dreier spanischer Truppenabteilungen durch das an die vorgerückten spanischen Stellungen grenzende marokkanische Gebiet ohne Zwischenfall verlaufen. machten sich erbötig, gemeinsam mit den Spaniern gegen die feindlichen Streitkräfte zu kämpfen. ben Ifrur haben sich unterworfen.
Die Bewohner von Elbi
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der Abgg. D gemeinschaft):
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Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage. Tagesordnung der heutigen Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral von Tirpitz beiwohnte, stand die Interpellation
r. Leonhart und Dr. Struve (fr. Fraktions
ierhindern?
Frage
Dem Reichstage
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der ersten
„Ist der Herr Reichskanzler bereit, durchgreifende Maßnahmen zu treffen, um Unregelmäßigkeiten und Unterschleife im Betriebe der Kaiserlichen Werften, wie solche durch die Ver handlungen vor dem Kieler Schwurgericht bekannt geworden sind, in
Ist insbesondere der Herr Reichskanzler
des Präsidenten Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral von Tirpitz zur sofortigen Beantwortung bereit. Zur Begründung Wort der Abg. Dr. L morgen mitgeteilt werden wird. (Schluß des Blattes.)
eonhart (fr.
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Interpellation erhielt Volksp.), dessen Rede
das Rechnungsjahr 1
die außerordentliche Instand setzung des Dienstgebäudes des Reichsjustizamts und 44 250 6 für kartographische Arbeiten fordert.
bereit, unverzüglich Anordnung zu treffen, durch die eine sparsame Wirtschaft sowie eine nach kaufmännischen Grundsätzen eingerichtete Buchführung und eine wirksame Kontrolle im Werftbetriebe ge⸗
in der Verbindung mit der Interpellation der Abgg. Albrecht (Soz.) u. Gen.: „Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt,
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lichen Verhandlungen über die Unterschlagungen auf der Reichswerft in Kiel Unregelmäßigkeiten und Mißstände in der Verwaltung der Reichswerften festgestellt worden sind, und was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um eine geregelte und wirtschaftliche Geschäfts⸗ führung in den Betrieben der Reichswerften herzustellen?“
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em Landheere und der Marine 1908 ein⸗ gestellten preußischen Mannschaften mit und ohne
Unterrichtsverwaltung Preußen“ wird eine Uebersicht über die Zahl der bei dem Landheere im Ersatzjahre 1908 eingestellten preußischen Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung nach Regierung n letz
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Jugendliche Fabrikarbeiter und Fabrikarbeiterinnen in — Deutschland 1908.
Nach dem 4. „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs! wurden im Jahre 1908 jugendliche Arbeiter in 91 858 und über 16 Jahre alte Arbeiterinnen in 86 381 Fabriken beschäftigt. Von den unter 14 Jahre alten Kindern waren 6677 männlichen und 5385 weiblichen Geschlechts, ihre Zahl hat gegen das Vorjahr um 00 bezw. 400 abgenommen. Von den jungen Leuten von 14 bis 16 Jahren waren 289 000 männlichen und 150 000 weib— lichen Geschlechts. Gegen das Vorjahr zeigte sich bei den weiblichen jugendlichen Arbeitern ein Rückgang von etwa 200, während die Zahl der männlichen jugendlichen Arbeiter um 4000 gestiegen ist. Die Zahl der beschäftigten erwachsenen Arbeiterinnen betrug 1150833 davon waren 450 8597 16 bis 21 und 699 146 über 21 Jahre alt. Gegen das Vorjahr hat eine Zunahme der erwachsenen Arbeiterinnen um 4500 stattgefunden, wovon 1400 16 bis 21 Jahre und 3100 über 3 Jahre alt waren. Auf jede Fabrik. die jugendliche oder erwachsene Arbeiterinnen beschäftigt, entfielen durchschnittlich 4.9 jugendliche Arbeiter beiderlei Geschlechts und 13,3 erwachsene Arbeiterinnen. Die entsprechenden Zahlen für das Vorjahr sind 5,0 bezw. 13,5.
Die Schöneberger Sparkasse.
Der Jahresbericht der Schöneberger Sparkasse für die Zeit vom J. Januar bis zum 31. Oktober d. J. zeugt von einer er— freulichen Entwicklung der Anstalt. Die Ger ,, haben sich um 10 638 vermehrt, sodaß Schöneberg zurzeit nicht weniger als 80 326 Sparer zählt. Die Einlagen sind in dem gleichen Zeitraume von 41 517519 auf 47 621 646 ½ gestiegen. Die Stahlkammer der Sparkasse, die 1907 eingerichtet wurde, weist heute 3183 Fächer auf und hat in den 2 Jahren ihres Bestehens einen Mietsertrag von 20 614 SM ergeben. Die einzige bisher in Betrieb genommene Schul spar ka sse an der 8. Gemeindeschule hat in noch nicht 5 Jahren einen Sparbestand von 51 000 46 geliefert, sodaß man sich entschlossen hat, diese Einrichtung auf die 7. Gemeindeschule auszudehnen. Die Sparautomaten für Einlegungen von 10 3 in der Gemeindeschule Hohenstaufenstraße und für solche von 1 in der Volksbadeanstalt haben 6570 MS ergeben, und die im Jahre 1909 geleerten 1867 Heimsparbüchsen führten einen Betrag von nahezu 80 900 S ab Besonders wirksam als Erziehungsmittel zur Wirtschaftlichkeit erweist sich das erst im Oktober d. J. ins Leben getretene Sparabholungssystem. 17265 Teilnehmer zahlen schon jetzt allwöchentlich 3150 (.
7
Zur Arbeiterbewegung. . Zum Ausstand der australischen Bergarbeiter meldet T. B. aus Sydney, daß der Vo rsitzende und der Sekretär des Bergarbeiterverbandes sowie ein anderer Führer der aus ständigen Arbeiter, die unter der Anschuldigung, eine Verschwörung angezettelt zu haben, verhaftet worden waren, gegen Stellung einer Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt worden sind.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweien Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Der Zentralperein für hl der arbeitenden Klassen hielt unter dem Vorsitze des Staatssekretärs a. D. von Vollmann am 3. Dezember d. J. im Vorstandszimmer des Herren hauses leine dies jährige ordentliche allgemeine Mitgliederpersammlung ab. Der Vorsitzende erstattete zunächst den Jahresbericht, aus dem hervorgeht, daß der Verein auch in ah⸗ gelaufenen Jahre aus seinen nicht unerheblichen Mitteln eine ganze Reihe gemeinnütziger Unternehmungen unterstützt hat. An Stelle der verstorbenen Ausschußmitglieder Justizrat Dr. Edm. Lachmann⸗Berlin und Geheimer Kommerzienrat Schlutow-Stettin wurden Dr. Paul Lachmann Berlin und Kommerzienrat R. Käsemacher, Generaldirektor der Union, Fabrik chemischer Produkte, Stettin, in den Ausschuß gewählt. In einer sich anschließenden Vorstandssitzung wurde der alte Vorstand wiedergewählt und der Etat für 1910 be raten und angenommen.
3
Kunft und Wissenschaft.
Im Königlichen Kunstgewerbemuseum sind die Neu— erwerbungen des Jahrgangs 1909 zu einer Sonderausstellung vereinigt worden. Die Absicht des Museums war, dem Reichtum der vorhandenen Bestände gemäß, weniger auf eine große Anzahl von An läufen gerichtet, als vielmehr auf Kunstwerke bester Qualität, die das Niveau der Sammlungen noch zu heben vermögen. Die Ausstellung enthält, wie das die Gelegenheiten des Kunsthandels mit sich bringen, ein sehr verschiedenartiges Material, das die Zeit vom 13. Jahr hundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts umfaßt. Das hohe Mittelalter ist allerdings nur durch ein Stück vertreten: ein Emailbikd 58 der Werkstatt des Nikolaus von Verdun, des fortgeschrittensten Künstlers unter den Goldschmieden der romanischen Zeit. Auch das ausgehende Mittelalter hat bloß ein bemerkenswertes Denkmal auf— zuweisen, die bilderreiche Breslauer Zunftkanne aus der jüngst ver— steigerten Sammlung Lanna. Diese Versteigerung erbrachte dem Museum außerdem eine stattliche Reihe der wichtigsten Werke der Töpferkunst an farbig glasierten Hafnergeschirren, Kacheln, Majolika und Steinzeug des 16. Jahrhunderts. Der Zeit der Renaissance gehört überhaupt der größte Teil der Neuerwerbungen an; italienische Bronzen, Seidenbrokate und französische Möbel vervollständigen diefe Gruppe. Von den späteren Möbeln sind die bereits in die Museums— sammlung eingeordneten großen Schränke nicht in die Aus stellung aufgenommen worden. Daher ist das 18. Jahrhundert vorwiegend durch Porzellane, sowohl Figuren wie Gefäße, vertreten. Der Klassizismus bildet mit drei hervorragenden keramischen Werken den Schluß: mit der Portlandvase Josiah Wedgwoods von 1792, der Gruppe der Kronprinzessin Luise von Preußen und ihrer Schwester Friederike von Gottfried Schadow und einer bisher wenig bekannten lebensgroßen Büste Friedrichs des Großen aus Berliner Biskuit— porzellan, von dem Bildhauer Riese aus dem Jahre 1805. Die Aus stellung bleibt bis Anfang nächsten Jahres geöffnet.
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A. F. Die Dezembersitzung der Berliner Gesellschaft für Erdkunde brachte an erster Stelle die Neuwahl des aus 15 Mitgliedern bestehenden Beirats. Es wurden die bisherigen Mitglieder wiedergewählt. Die Revision der Bibliothek übernahmen die Herren von Ziethen und Archivrat Granier. Zur Erhaltung des Andenkens an seinen verstorbenen Vater, den Kaufmann Carl August König, der 42 Jahre lang Mitglied der Gesellschaft war und für ihre Zwecke jederzeit großes Interesse bekundete, hat sein Sohn, Professor Dr. Walter König in Gießen, der Gesellschaft eine Schenkung von 3000 S zugewandt, die zur Ver— mehrung der Kartensammlung Verwendung finden sollen. Unter den Bucheingängen, die vom Vorsitzenden, Geheimrat. Professor Dr. Hellmann besprochen wurden, sind hervorhebenswert: Spen Hedins lebhaft, zum Teil poetisch geschriebenes Buch ‚Transhimalaya“, Hahns „Einführung in die Geologie“ und eine deutsche Uebersetzung von „Shackletons Südpol⸗Expedition“, die manche Seltsamkeiten und Un— genauigkeiten der Uebersetzung, u. a. schon in ihrem Titel, enthält, der (21 Meilen vom Südpol“ lautet, obgleich nach den Angaben Shackletons im englischen Original der dem Südpol nächste Punkt 887 23‘ s. B. war, was einer Entfernung von 25,3 geographischen Meilen vom Pol entspricht. .
SGEine höchst interessante Mitteilung empfing die Gesellschaft durch Geheimrat, Professor Dr. Penck, der vom 16. — 20. November einer von der britischen Regierung berufenen internationglen geo— graphischen Konferenz beigewohnt hatte, deren Zweck Besprechung und Vereinbarung der Herstellung einer Weltkarte im Maßstab von 1:1 Million war. Der Gedanke fand allseitige Zustimmung und Unter⸗
stützung, elenso zeigte sich Uebereinstimmung über Mittel und Methoden der Herstellung. Bas Ergebnis schließt nichts Geringeres ein als die endliche Anerkennung des Meridians von Greenwich als Meridian 6 durch die Franzosen, wogegen Engländer und Amerlkaner der alleinigen Anwendung metrischer Maße für die Karte zustimmen. Jedes Blatt wird 6 Längen- und 4 Breitegrade umfassen. Alle Ortsnamen sollen in lateinischen Buchstaben die Namen tragen mit denen sie an Ort und Stelle durch die Eingeborenen benannt werden. Zu dem Zweck wird unter anderem Ruß⸗ land, aufgefordert, ein alphabetisches Register sowie Ortsnamen in lateinischer Schrift anfertigen zu lassen. Ching ist in diesem Punkte durch Anlegung eines so beschaffenen Ortsregisters für posta⸗ lische Zwecke mit gutem Beispiel bereits vorangegangen. Die Höhen— shichten werden in der Karte entsprechend sichtbar gemacht werden. Besondere Schwierigkeiten bereitete die Frage nach der besten Pro⸗ jektion, da man doch unmöglich Mercators Projektion wählen konnte und eine Anpassung der ebenen Blätter bei einer Weltkarte an die Kugelgestalt der Erde unerläßlich ist. So wurde beschlossen, immer 5. Blätter in einer Ebene herzustellen und die An⸗ passung der Fünfblattgruppen an die benachbarten unter Berück— sichtigung der Erdgestalt nach einem vorgelegten Entwurf zu bewirken, der als ein polykonischer“ bezeichnet wurde und äußerste Genauigkeit verbürgt. Den Vortrag des Abends hielt Prof. Dr. G. Merzbacher aus München über das Thema Von meiner neuen Forschungs⸗ reise in den Tian⸗Schan 1907 und 19087. Der Pertragende hat, wie der ; Professor Hellmann bei seiner Begrüßung hervorhob, die Erforschung des gewaltigen Hoch— gebirges Jentralasiens auf der Grenze zwischen Russisch⸗ und Chinesisch⸗Turkestan zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Er war dort schon 1592, um sich zunächst mit den Vorketken und Zugängen be— kannt zu machen, dann brachte er das Sommerhalbjahr 1903, den Winter 1902/33 und Sommer und Herbst 1903 im Herzen des Ge birges zu, und fast genau die gleiche Zeit der Jahre 1907 ind 1908 nahm die dritte Expedition in Anspruch, über die Hrofessor Merzbacher jetzt berichtete, nachdem er bereits im März 1905 über seine erste und zweite Expedition der Gesellschaft für Erd— kunde ausführlich Bericht erstattet hatte (vergl. Nr. 55 vom 8. März 1506 Jieser Zeitung). Es ist begreiflich, daß der Forschungsreisende bei dieser seiner jüngsten und, wie er versicherte, letzten Reise, da er nunmehr die Lücken seiner ersten beiden Expedikionen aus— gefüllt hat, sich wesentlich den Teilen des ungeheuren Gebirgsstockes zuwandte, die er früher nicht kennen gelernt hatte. Hatte er sich 1902/3 die Aufgabe gestellt, die Lage des höchsten Punktes bes Gebirges, des 7200 m hohen Khan Tengri zu bestimmen, und hatte er dabei festgestellt, daß in Wahrheit das Zentrum des Tian Schan ein breitmassiger Berg aus Marmor bildet, der in einer fast 2060 m hohen Wand fast senkrecht abfällt, so galten diesmal seine Forschungen an erster Stelle dem Osten des Gebirges. Im ersten Teil feiner 17 n 0 von Munchow ausging, um am 15. Mai Taschkent in der Richtung auf Kuldscha am Nordwestrande des Tian Schan zu verlassen, hatte Professor Merzbacher vornehme Begleitung in der Person des Prinzen Arnold von Bayern, der indessen bald, nach Ueberschreitung der chinesischen Grenze auf dem Musart-Paß und nachdem er den Freuden der Jagd in den waldreichen niederen Teilen Gebirges obgelegen, nach Europa zurück— kehrte. Die Fortsetzung der Reise in östlicher Richtung legte zunächst dem Reisenden die Notwendigkeit der Erklimmung steiler Grate und der Ueberschreitung von Kammhöhen von 5000-500 m nicht auf, weil die westöstlich streichenden Hauptketten zwischen sich Täler und Hochflächen lassen, deren reicherer Graswuchs die Viehzucht durch die kirgisischen Eingeborenen begünstigt, ja im Sommer eine Massenein— wanderung aus den vergleichsweise öden Teilen von Chinesisch Turkestan im Süden des Gebirges hervorruft. (Einer solchen Masseneinwanderung begegnete der Vortragende später einmal. Sie machte auf ihn den Eindruck einer Völkerwanderung.) Dieser Weg führte zum Südostrande des Tian Schan und beim Aus treten aus dem Gebirge an den großen Bagrubsch⸗Kul⸗See und die an seinem Ufer gelegene chinesische Stadt Kurla. Von hier wurde der Weg am Südrand des Gebirges nach der volkreichen und inter
des
essanten Stadt Kutscha fortgesetzt. An diesem Punkte wandte sich der
Reisende aber wiederum dem Gebirge zu mit dem festen Vorsatz, es in südnördlicher Richtung zu durchqueren, eine Aufgabe, die voraussichtlich die mehrfache Ueberschreitung des unsagbar zer lüfteten Hochgebirges zur Folge haben mußte. Solange die eine Anzahl Lastpferde und die entsprechende Zahl eingeborener Begleiter mit sich führende Expedition die Täler von aus dem Gebirge herab abkommenden Flüssen oder durch Moränen ausgefüllte Schluchten zu passieren hatte, ging alles leidlich, bald aber wurde das Gebirge von einer verzweifelten Wildheit. Schon vermochte man nicht mehr neben, sondern nur noch im tosenden Gebirgswasser voranzukommen oder sah sich zum Verlegen des Weges an unsäglich steile und steinige Abhänge gezwungen. Dreimal war man überhaupt außerstande, einen Aus weg anders als durch kühnes Ueberklettern des schneebedeckten Gebirges zu finden. Keines Menschen Fuß, kein jagdbares Tier schien je diese grenzenlose Einöde und Wildnis betreten zu haben. In dieser Lage fürchtete Professor Merzbacher ernstlich für das Schicksal seiner Karawane, da der Proviant stark auf die Neige ging da, in der größten Not, wurde er durch die Begegnung mit vier dem Volksstamme der Dorguten angehörigen Maͤnnern erfreut, die weg⸗ und sachkundig die Karawane zu einer kirgisischen Niederlassung begleiteten, wo Nahrungs mittel gekauft werden konnten. Professor Merzbacher hat sich der Mutlosigkeit solchen Gefahren gegenüber so wenig hingegeben, daß er die bedenklichsten Momente auf die photographische Platte gebracht hatte und sie, die fesselnde Schilderung seiner Irrfahrt in ihrer Wirkung erhöhend, in wohlgelungenen Lichtbildern zeigen konnte. Die Reise war in Kutscha am 6. Juni 1908 angetreten worden. Anfang Oktober erst traf Professor Merzbacher auf der Rück reise wieder in Taschkent ein. Doch hatte er keineswegs nach Er reichung des Nordrandes des Tian Schan alsbald an die Rückreise gedacht, sondern war, um auch noch den nordöstlichen Teil des Gebirges kennen zu lernen, an dessen Nordfuß 560 km weit bis zu der im Nordosten gelegenen großen Stadt Urumtschi marschiert, um von hier noch einen kurzen Vorstoß ins Gebirge zu machen, der ihn hier einen schönen großen See, idyllische Landschaft, schöne Vegetation und u. a. ein chinesisches Kloster kennen lehrte, in dem er anfangs bei den Lamas gastfreie Aufnahme fand, bis der Wunsch, ihnen ein Rind abzukaufen, jene mißtrauisch machte. Sie erklärten ihre Herde als der Gottheit gehörig, vermochten ihre Gottheit aber später, in einen gebotenen guten Preis zu willigen. Die geologische Untersuchung des Tian Schan hat diesmal Professor Merzbacher aufs neue bewiesen, daß auch über den Tian Schan in mehreren Phasen eine Eiszeit hinweggegangen ist, deren Zerstörungs— und Ueberschüttungswirkungen hier Ausdehnungen von ungeheurer Größe angenommen haben, sodaß ganze Gebirgsketten der Tertiärzeit verschüttet und fast eingeebnet worden sind. Eine Merkwürdigkeit ist, daß nördlich wie südlich der Tian Schan begrenzt ist durch Wüsten: im Norden die Wilste Schobuga, im Süden die Wüste Gobi, deren Niveau teil weise unter Meeresspiegel liegt. Das läßt den Tian Schan mit seinen 5000 m Kammhöhe in noch viel stärkerem Grade mächtig und überragend erscheinen. Großer Beifall am Schluß des 29 stün⸗ digen Vortrags zeigte dem Vortragenden, der vor 2 Jahren bei Ge⸗ legenheit des Jubiläums der Gesellschaft bereits mit der Karl Ritter⸗Medaille ausgezeichnet ist, daß seine Forschungsergebnisse weiter dankbare Anerkennung finden. Professor Dellmann gab der Befriedigung der geographischen Forschung über diese mit soviel Auf opferung erlangte genauere Kenntnis des vor Professor Merzbacher
fast unbekannten Tian Schan, in beredten Worten Ausdruck.
, eutsches Kunstgewerbe sprach der Regierungsrat von Zur Westen über die Graphik im Dienste der Musik. Zahlreiche Lichtbilder und eine gutgewählte Ausstellung
von Originalblättern aus den reichen Sammlungen des Vortragenden begleiteten die Ausführungen, deren Inhalt in Kürze etwa folgender war: Die Gebrauchsgraphik dient der Musik auf zwei Gebieten, auf dem der Propaganda und dem der Ausstattung der musikalischen Druckwerke. Das hauptsächlichste Propagandamittel, das Inserat ist unkünstlerisch geblieben; auch das Plakat für musikalische Auf⸗
führungen und Musikalienhandlungen zeigt nur selten künstlerischen Inhalt, wie ihn z. B.
Inhg im achtzehnten Jahrhundert die Konzert⸗ einladungen hatten, die ein Bartolozzi in England stach. Das Beste im Musikplakat hat Hans Unger geleistet und leisten die Ita— liener. Die musikalischen Druckwerke alter Zeit besitzen nicht ein besonderes Format, sondern gleichen darin Vollständig den anderen Druckwerken. Dementsprechend schmücken sich auch besonders gern ihre Titel, Drei Perioden kann man da unterscheiden: die erstere, die des Holischnittes, hält sich rein dekorativ, stellt aber Beziehungen zum Inhalte her. Die besten Ausstattungen dieser Art erfährt Orlando di Lasso. In der zweiten Periode, der des Kupferstiches, tritt das wichtige Barock herbor, und an Stelle der dekoratiben Uusstattung setzt sich die illustrative. Das hing damit zusammen, daß man die neue 1594 aufkommende musikalische Gattung, die Sper, in ihren Auf führungen durch Kupferstiche festhielt und diefe den Opern⸗ ausgaben beifügte. Darin glänzte namentlich Tudovico Burna— ini, dessen Zeichnungen Mattheus Küfel' stach. Berühmte Bücher ihrer Zeit waren Bickhams Musical Entertainer (um 1720 und der Choi de Chansons von de Laborde. Die besten Titel e in England Bartolozzi nach Entwürfen von Angelika Kaufmann, Ciprian 6 8 Deutschland zeichnete sich namentlich der Berliner Verleger Hummel durch gut ausgestattete Musikalien aus. Mit der Erfindung, der Lithographie verschwindet allmählich der Kupferstich vom Musikalientitel; der Steindruck ersetzt ihn. Darin geht Frank— reich schon um deshalb voran, weil man dort die Lithographie zu einem ausgiebigen Propagandamittel für den Bonapartismus benutzt und sie in diesem Sinne auch für die Auszierung von Musikalien verwendet. Später zeichnen die französischen Romantiker viele solcher Titel ganz im Sinne ihrer Zeit. Damit verliert der Musikalien⸗ titel sein früheres Wesen gänzlich, er gewinnt rein malerische Tendenz und wird zur Illustrakion des Textes, bis ihn die Karikatur ablöst. Das alles spielt sich in Frankreich ab; in Deutschland und England widmen sich nur wenig Künstler gelegentlich diesem Gebiete, wie die Berliner Dörbeck, Hosemann, Burger, Menzel Wilhelmi Scholz. Auch Ludwig Richter zeichnet treffliche Titel. Die ganze Periode schließt mit dem Blatte, das Max Klinger für vier Lieder seines Freundes Brahms gezeichnet hat. Die achtziger und heunziger Jahre sehen vornehmlich süßliche, bunte Mufikaklientitel. Von, ihnen scheint die Plalgtbewegung die Erlösung zu bringen. Berliner, Münchener und Dresdener Künstler wetteifern in aus— gezeichneten Arheiten, aber die Bewegung versandet. Im Gegensatze zum Buchgewerbe, das heute in Deutschland auf anerkennenswert hoher künstlerischer Entwicklung angelangt ist, läßt der Musikalientitel noch fast alles zu wünschen übrig; es fehlen kunstsinnige Verleger, die sich seiner annehmen, wie das die führenden deutschen Verleger mit dem Buche getan haben. ;
Literatur.
. hundert Jahren. Erinnerungen der Gräfin Sophie Schwerin geb. Gräfin Dönhoff. Nach ihren hinter lassenen Papieren zusammengestellt von ihrer jüngeren Schwester Amalie von Romberg. Mit dem Porträt der Gräfin Sophie. Zweite Ausgabe. Berlin 1910. J. A. Stargardt. 649 S. 6 M. 2 Das vorliegende, sehr wertvolle Buch, die Erinnerungen der Gräfin Sophie Schwerin, geb. Gräfin Dönhoff, aus dem jetzt erloschenen Hause Dönhoff⸗Dönhoffstädt, der Gemahlin Grafen Wilhelm Schwerin-Wolfshagen, der als Oberst an der Spitze seiner Kavallerie— brigade bei Belle⸗Alliance den Heldentod fand, hat seinerzeit (4. März 1909) an dieser Stelle seine gebührende Würdigung gefunden. Jetzt hat die Verlagsbüchhandlung eine Volksausgabe Zweite Aus⸗ gabe) veranstaltet,; in der der Text unverkürzt geblieben ist, nur 10 Seiten Anmerkungen und das Personenverzeichnis sind weggelassen. Der Preis für den stattlichen Band ist auf 6 6 festgesetzt worden. So viel Köstliches die zahlreichen Aufzeichnungen von Zeitgenoffen der Befreiungskriege für uns enthalten, so werden die vorliegenden Memgiren einer edlen Frau, der höchste Lebenswonneun und dann der bitterste Schmerz beschieden waren, durch ihren in ner Fülle an ziehenden und zum Schluß aufs tiefste ergreifenden Inhalt stets mit an erster Stelle genannt werden müssen.
Erinnerungen eines alten Oesterreichers. Von Ludwig Nitter v. Przibram. Stuttgart und Leipzig. Deutsche Verlagsanstalt 1910. 411 S. Geheftet 8 S, in Halbfranz ge⸗ bunden 10 46. Einige Abschnitte aus dem vorliegenden Buch sind im Laufe dieses Jahres in der „Deutschen Revue“ erschienen, jetz werden diese „Erinnerungen eines alten Oesterreichers“ zu einem stattlichen Band vereinigt vorgelegt. Der Verfasser spricht auf der ersten Seite davon, daß es ihm vergönnt war, mit Persönlichkeiten in Beziehung zu treten und Zeuge von Geschehnissen zu werden, die der Geschichte seinerzeit angehörten und es verdienten, in den Vorder grund gerückt zu werden; aus diesem Grande, nicht um seine Person hervorzukehren, sei er mit seinen Erinnerungen vor die Oeffentlichkeit getreten. Schon die Art und Weise, wie sich der Autobiograph dann über den Quellenwert seiner Mitteilungen äußert, verrät einen überaus gewandten, zum Frohsinn geneigten Plauderer und Er⸗ zähler. Höchst anschaulich und lebendig ist die Schilderung seiner Jugendzeit in Prag (1840 —– 18658), die im wesentlichen mit dem Jahr 1848 einsetzt, sehr reizvoll auch der Rückblick auf die Studenten— zeit in Wien (1858 — 1862). In höheren Semestern nahm Przibram, um eine Einnahme zu haben, die Stelle eines Korrektors an einem juristischen Fachblatt an und kam so in Berührung mit der Presse; der Journalistik und dem Parlament gilt der dritte Abschnitt. Im Jahr der Gasteiner Konvention (1865) wurde Przibram vom Staats minister Grafen Beleredi als ständiger Mitarbeiter der Kaiserlichen Wiener Zeitung“ angestellt, zu deren Mitarbeitern auch Männer der Wissenschaft wie die Historiker Alfred Arneth und Ottokar Lorenz ge⸗ hörten. Ergreifend liest sich, wie der Krieg von 1866 in das Berufs leben des Verfassers hineinspielte. In dem folgenden Abschnitt wird unter anderm die feierliche Krönung des Kaisers Franz Joseph zum König von Ungarn am 8. Juni 1867 ausführlich geschildert. Im Mai 1868 wurde Przibram zur Anknüpfung besserer Beziehungen mit der preußischen Presse nach Berlin geschickt und hier von Bankier Bleichröder empfangen, lehnte aber dessen Vorschlag, ihn Bismarck vorzustellen, ab. Dagegen nahm er an einem Empfangsabend bei Strousberg teil und war aufs höchste überrascht von dem Luxus, der in dessen Palais in der Wilhelmstraße entfaltet wurde. Durch Bankier Oppenheimer suchte Przibram Fühlung mit der „Kölnischen Zeitung“ zu gewinnen. Im April 1869 wurde er als Hofsekretär der Preßleitung im Ministerium des Aeußern zugeteilt und nahm in dem Kaiserlichen Gefolge an der Eröffnung des Suezkanals (1869) teil. Hier sind vor allem die Erinnerungen des Verfassers an Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und an die Kaiserin Eugenie äußerst fesselnd. In Kairo wurde Przibram vom Reichskanzler Grafen Beust, dem er seit seinem Eintritt in den Staatsdienst unmittelbar unterstellt war, die Eröffnung gemacht, daß er nach Rom zu gehen habe, um dort während des Konzils dem Botschafter zur Verfügung zu stehen. So werden auch die damaligen Zustände im Kirchenstaat in den Kreis der Be⸗ trachtung gezogen. Die beiden letzten Teile behandeln den deutsch⸗ französischen Krieg, das Ministerium Hohenwart, Beusts Sturz und die Aera Andrässy. Unter Andrässy machte Przibram eine Reise nach Konstantinopel, der levantinischen Küste und Griechenland und be— richtete über Angelegenheiten, die die Konsularvertretungen berührten. Man hört weiter bon der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 und dem Besuch des Königs Viktor Emanuel, dem Gegenbesuch des Kaisers Franz Joseph in Venedig, den Kriegsgerüchten vom Jahre 1875 und endlich von dem Aufstand in Bosnien und der Herzegowina, der zu der Okkupation im Jahre 1878 führte. Hier bricht die Dar⸗ stellung ab, doch stellt der Verfasser eine Fortsetzung in Aussicht für eine Zeit, wo der Konflikt mit Serbien, Montenegro und der Türkei
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