1909 / 290 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Dec 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Dezember

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14,00 13,90 14,40 ., 156566 14,25 165,50 1463639 18359 12,50

1

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Berlin, den 9. Dezember 1909.

P

z . gswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. d. . . . nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß

Noch: Hafer.

1500 16, 60 14,16 1450 1456 . 14.56 15.46 17 34 18906 1760 175 35 1456 ö 3 16,50 17490 . 6 15,00 165,50 50 ; *. 1496 1556 3 65h oa lo 14 96 156569 336 1726 15.55 1 ̃

15,00 14,40 14.990 14,65 16,67 16,20 14,50 15,50 15,00 14,50 14,00 15,80

42765

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

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15602 1494 1930

14

14.25 1526 16, 04

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30.11. 412. ; ; 400

Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

entsprechender Bericht fehlt.

ö s i . r 1909. Marktverkehr mit Vieh auf den 10 bedeutendsten Schlachtviehmärkten Deutschlands im Monat November

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November?) 1908

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November 1908

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8331

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684 2687 625 100 4 621 20 1316 2 858 3546 1893 612

4513

h84 3835. 911

13 383

1861. 2142 497 688 1935 451 1545 591 598 2081

2911

1377

1674 1858 3960 6169 1612

762 586 946 3276 457 1115 950 1696 326 313 5 853 2815 791 1448

ñ 896 4465 / 1402 184 40779 196 3992 , 10 2114 3560 270 b 199 3 7600 262 2622

1252 1444 640 13 866 1569 5012 179 426 2992 875 4353

130 15 1449 16 383

1348 107 345

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35 872

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528 1472 6 344 17531 1416

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119167 33001 2 495128108 18461238760 117921103791

13 240 6063

96 726 98 144 111819 108 396 79730

110103 111888 127859 5127178 92144

avon aus dem Auslande (auch aus Seequarantäneanstalten):

) Außer Schlachtvieh gegebenenfalls auch Nutzvieh.

thalten.

Berlin, den 8. Dezember 1909.

168. 590 193 238 861

J

Einschließlich des Auftriebs von Husum.

Kaiserliches Statistisches Amt. . van der Borght.

86 886 88 23 75 765

1874143 1947142

4427765

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2178 3619 N 463 9249 2226 672

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495 643 724 420 442 330

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415 5509

Zahlen

Deutscher Reichstag. . Sitzung vom 7. Dezember 1909, Nachmittags 1 Uhr.

Die in der Generaldiskussion des Handels- und S hiffahrts⸗ vertrages mit Portugal von dem Staatsminister, Staatssekretär des Innern Delbrück gehaltene erste Rede, die wegen ver— späteten Eingangs des stenographischen Berichts in der gestrigen Nummer des Blattes nicht veröffentlicht werden konnte, hat folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Ich habe geschwankt, ob es zweckmäßig sei, noch einmal denjenigen Herren zu antworten, die gegen diesen Handels— vertrag gesprochen haben. Ich bin aber doch zu dem Ergebnis ge⸗ kommen, daß es zweckmäßig ist, das zu tun. Wer die Zeitungen in den letzten Tagen gelesen hat, muß zu der Auffassung kommen, daß die öffentliche Meinung unter dem Eindruck der Verhandlungen vom vorigen Sonnabend zu der Auffassung gelangt ist, daß unserer ganzen Industrie kein größerer Gefallen getan werden könnte, als die Ab— lehnung dieses Handelsvertrages. Nun sind aber am vorigen Sonn⸗ abend hier nur die Vertreter einiger ganz bestimmter Industriezweige zum Wort gekommen, die zweifellos das will ich anerkennen durch den neuen portugiesischen Zolltarif hart getroffen werden. Es sinb aber nicht zum Wort gekommen alle diejenigen Industrien, die trotzdem der Auffassung sind, daß der neue Handelsvertrag für sie eine Notwendigkeit ist.

Meine Herren, ich will nicht eingehen auf die langen theoretischen handelspolitischen Erörterungen, die der Herr Abg. Gothein am Schlusse seiner Ausführungen soeben gemacht hat; es ist bedenklich, sich auf theoretische Betrachtungen einzulassen. Wie bedenklich es ist, kann man daraus ersehen, daß, während Herr Gothein es eben als eine Binsenwahrheit bezeichnet, daß unsere bisherige Handelspolitik eine unrichtige gewesen ist, mir beim Verlassen des Saales am vorigen Sonnabend von einer anderen Seite gesagt worden ist: Ihre Be⸗ trachtungen über die Richtigkeit unserer Handelspolitik enthalten zwar eine Binsenwahrheit, indessen war es nicht ganz gleichgültig, daß diese Bemerkungen gemacht wurden.

Eins möchte ich noch feststellen: dieser unserer Wirtschaftspolitik ist der letzten 30 Jahre unablässig gewachsen; unter der Herr⸗ schaft dieser Handelspolitik hat sie sich einen Markt beinahe in der ganzen Welt erobert; unter der Herrschaft dieser Handels— politik haben sich im Innern des Landes Handel und Wandel ge⸗ hoben: eine kaufkräftige Arbeiterschaft, eine kaufkrãftige Landwirtschaft, steigende Löhne und steigender Verdienst auch bei der Landwirtschaft, die unter den schwierigsten Verhältnissen von uns mühsam wieder bis zu dieser Höhe gehoben ist, beweisen die Richtigkeit dieser Politik. (Sehr richtig! rechts Meine Herren, solange uns nicht nachgewiesen wird, daß alles, was ich eben aufgeführt habe, trotz unserer bisherigen Handelspolitik entstanden ist, solange mir nicht nachgewiesen ist, daß ich mich irre in der Annnahme über den Stand unserer augenblick lichen Wirtschaftsverhältnisse, so lange muß ich an dem Standpunkt festhalten, den übrigens nach meinen Informationen auch die gesamte Industrie des Landes mit verschwindenden Ausnahmen teilt, daß die bisher von uns vertretene Handelspolitik die richtige gewesen ist. (Bravo! rechts.)

Nun, meine Herren, möchte ich noch auf einige Ausführungen des Herrn Gothein im einzelnen eingehen. Herr Gothein hat erneut an mich die Frage gerichtet, warum denn eigentlich der Handelsvertrag nicht früher veröffentlicht worden wäre. Ich habe mich darüber bereits am vorigen Sonnabend geäußert; wenn Herrn Gothein diese Aus kunft nicht genügt, so will ich ihm folgendes sagen.

Es ist bisher Praxis gewesen, daß Vorlagen, die an den Bundes rat gebracht werden sollen oder im Bundesrat liegen, nicht veröffent licht werden sollen; alle Bundesratssachen werden sekret behandelt. Der Handelsvertrag mußte, ehe er an den Reichstag gelangte, an den Bundesrat gebracht werden, er insolange stand also formell unter dem Verbot der Veröffentlichung. Ich persönlich bin aber der Ansicht gewesen, daß mit Rücksicht darauf, daß dieser Handelsvertrag in Portugal bereits bekannt geworden war, es zweckmäßiger gewesen wäre, ihn zu veröffentlichen. (Sehr richtig! links.) Ich habe diese Ver— öffentlichung betrieben, habe sie durchgesetzt; es liegt also nach meiner Ansicht eigentlich kaum noch eine Veranlassung zur Beschwerde vor, denn es ist grundsätzlich das anerkannt und geschehen, was die Herren wünschen, nämlich eine vorzeitige Veröffentlichung des Vertrages im vorliegenden Falle, nachdem hier die sonst gegen derartige vorzeitige Veröffentlichungen bestehenden Bedenken behoben waren.

Herr Gothein hat dann darauf hingewiesen, daß die Ermittlungen, die seinerzeit durch den Handelstag bei den Handelskammern angestellt wären, bedeutungslos seien, weil sie unter der Herrschaft des alten portugiesischen Tarifes ergangen seien, die Industrie habe also gar nicht übersehen können, welche Gefahr ihr in dem damals noch nicht bekannten neuen portugiesischen Entwurf drohe, und daß es infolge⸗ dessen wohl verständlich wäre, daß sich damals die befragten Handels— kammern für die Sache nicht interessiert hätten und infolgedessen nur ein geringer Teil geantwortet hätte. Herr Gothein, das stimmt nicht! Der portugiesische Entwurf eines Zolltarifs von 1908 ist im wesent— lichen eine zu wiederholten Malen den portugiesischen Cortes seit dem Jahre 1903 gemachte Vorlage, und diese Vorlage war bereits bekannt, als die Umfrage des deutschen Handelstages an die deutschen Handels⸗ kammern erging. Ich würde, wenn ich nicht besorgt sein müßte, Sie damit aufzuhalten, Ihnen aus dem schriftlichen Bericht des Deutschen Handels⸗ tages nachweisen können, daß die einzelnen Handelskammern in ihren Berichten sich ausdrücklich auf den neuen portugiesischen Vertrags⸗ entwurf beziehen. Also, meine Herren, der Vorwurf, daß ich mich zu Unrecht auf dieses Gutachten des Handels ages und das Verhalten der Handelskammern bei dieser Gelegenheit berufen hätte, trifft nicht zu. Der neue Tarif ist bereits im Jahre 1963 bekannt gewesen, er ist die Veranlassung für uns gewesen, erneut auf ein Vertragsver⸗ hältnis mit Portugal hinzuwirken, und diejenigen Körperschaften, die sich überhaupt zur Sache geäußert haben, haben sich nicht geäußert zu dem alten Tarif von 1892, sondern zu dem neuen Tarif, der jetzt zum letzten Male wieder im Jahre 1908 den Cortes vorgelegt ist.

Nun, meine Herren, noch eine kurze Bemerkung über die Situation, die man sich immer wieder vergegenwärtigen muß, um zu einem richtigen Bilde von den Verhältnissen zu kommen, die uns nötigten, diesen Handelsvertrag abzuschließen. Meine Herren, ich muß daran erinnern, daß Portugal, weil es mit uns in keinem Handelsvertrags⸗ verhältnis steht, auf Grund des geltenden Rechts die hohen Sätze unseres autonomen Tarifs zu bezahlen hat, daß Portugal also

unter der unsere Industrie im Laufe

Herrschaft

differenziert ist gegenüber allen denjenigen Ländern, mit denen wir im Vertragsverhältnis stehen, und die daher die niedrigen Sätze unseres Vertragstarifs genießen. Ich erinnere daran, daß dieser Zustand so lange für uns unbedenklich war, als Portugal keine Veranlassung hatte und nicht in der Lage war, uns durch eine Surtaxe wegen dieser Differenzierung zu strafen. Inzwischen ist aber Portugal durch das Surtaxegesetz vom Jahre 1968 in die Lage versetzt, alle diejenigen Länder seinerseits durch Zuschlagszölle auf ihre Einfuhr zu bestrafen, die Portugal bei seiner Einfuhr anderen Ländern gegenüber differenzieren. Das heißt also, die portugiesische Regierung ist heute schon in der Lage, wenn sie will, unsere Industrie durch Zuschlagszölle zu strafen dafür, daß die portugiesische Einfuhr bei uns kraft Gesetzes differenziert wird. ;

Das ist die Veranlassung gewesen, weshalb die Handelsvertrags⸗ verhandlungen mit einer gewissen Eile betrieben sind. Wir wollten unter allen Umständen davor gesichert sein, daß wir Uunseret seits von Portugal differenziert wurden gegenüber unseren Haupt⸗ konkurrenten, insbesondere England, Belgien und Frankreich, weil wir befürchten mußten, daß eine derartige Differenzierung, ein sich daran anschließender Zollkrieg die Folge haben würde, daß wir vorübergehend von dem portugiesischen Markt ausgeschlossen sein würden und, meine Herren, wir wissen alle, daß eine derartige vorübergehende Distanzierung, auch wenn nachher der Friede geschlossen wird, was nicht immer ganz leicht ist, kaum wieder einzuholen ist. Deswegen, meine Herren, sind fast sämtliche Handelskammern, die sich zur Sache geäußert haben, sämtliche Experten, die wir gehört haben, immer wieder der Ansicht gewesen, daß sie gesagt haben: selbst wenn wir anerkennen müssen, daß die Sätze in dem neuen portugiesischen Zolltarif recht hoch sind, so ist doch für uns die Hauptsache, daß wir geschützt werden gegen eine Differenzierung. Demgegenüber treten alle anderen Bedenken in den Hintergrund, und zwar aus folgendem Grunde.

Meine Herren, Portugal ist kein industrielles Land. Wir haben im allgemeinen in Portugal selbst eine Konkurrenz für unsere Ausfuhr bis auf weiteres nicht zu befürchten. Wir haben in Portugal nur zu befürchten die Konkurrenz anderer außer uns dort importierender

Länder, und wir haben also weniger ein Interesse daran, daß unsere Einfuhrzölle nach Portugal besonders niedrig sind wenn die Portugiesen sie bezahlen wollen, so ist das ihre Sache —, sondern wir haben nur ein Interesse daran, daß die Ein— fuhr anderer Länder nicht mit niedrigeren Zöllen belegt wird als die unsrige. Wenn wir also darauf Bedacht nehmen, uns unter allen Umständen rechtzeitig in Portugal die Meistbegünstigung zu sichern, so war das das Ergebnis einer sorgsamen, vorsorglichen Behandlung unserer handelspolitischen Verhältnisse, und ich kann nur wiederholen, was ich am vorigen Sonnabend gesagt habe: wenn wir uns auf einen Meistbegünstigungsvertrag beschränkt hätten, da würde uns niemand aus diesem Vertrage einen Vorwurf gemacht haben. Nun sind wir weitergegangen. Wir haben gesagt: wir müssen, ehe der neue portugiesische Zolltarif in Kraft tritt, zu retten suchen, was zu retten ist. Wir haben eine Bindung zu erreichen versucht auf den Tarif von 1892. Wir haben zum Teil eine Ermäßigung erreicht gegenüber dem Tarif von 1892. Wir haben eine Bindung auf den Tarif von 1892 oder eine Ermäßigung gegen den Tarif von 1892 nur nicht bei denjenigen Positionen erreichen können, für die die portu⸗ giesische Regierung infolge ihres neuen Gesetzes nicht in der Lage war, eine Ermäßigung oder eine Bindung auf den Tarif von 1892 eintreten zu lassen, und für diesen Fall haben wir uns nach der Tabelle A wenigstens dagegen gesichert, daß die Erhöhung nicht über ein bestimmtes Maß hinausgehen dürfe. Nun sieht Herr Gothein darin eine ganz besondere Benachteiligung unserer Industrie. Ja, Herr Gothein, wie wäre es denn gewesen, wenn wir lediglich einen Meistbegünstigungsvertrag abgeschlossen hätten? Dann hätte unsere Industrie überhaupt nicht gewußt, womit sie zu rechnen hat. Dadurch, daß wir für eine große Reihe von Positionen eine Bindung und für die übrigen Positionen wenigstens eine Bindung in bezug auf die Erhöhung erreicht haben, ist die Industrie, die den Vorteil der Meistbegünstigung genießt, im übrigen in der Lage, bis auf einen gewissen Punkt sich ein Bild von dem zu machen, was eintritt, wenn der neue portugiesische Zolltarif in Kraft tritt.

Nun, meine Herren, möchte ich, da man in Zweifel gezogen hat, ob wir uns an die richtigen Experten gewandt hätten, noch einige Aeußerungen von Mitgliedern des wirtschaftlichen Ausschusses vor lesen, die vielleicht auch für das Land draußen und für diejenigen von Interesse sind, deren Wunsch dahingeht, daß der Ihnen vorliegende Handelsvertrag angenommen wird.

Der Präsident des Deutschen Handelstages, Herr Kaempf, hat, nachdem er auf die uns ungünstigen Erhöhungen des neuen portu— giesischen Tarifentwurfs eingegangen war, gesagt:

Obwohl es unter ungünstigen Verhältnissen geschieht, muß es dennoch mit Freuden begrüßt werden, wenn wir zu einem Handels⸗ vertrag mit Portugal kommen; denn ein Zollkrieg zwischen Portugal und Deutschland würde auch der deutschen Industrie irgendeinen Vorteil nicht bringen können.

Herr Oberbergrat Dr. Wachler, der nicht als Sachverstãndiger für Eisenindustrie und Maschinenbau, sondern als Referent für diese Sache im Ausschuß gehört worden ist, hat gesagt, daß Portugal fast alle seine Waren vom Auslande bezieht, daß also auch Deutschland den nötigen Schutz genießt, wenn andere Staaten nicht irgendwie bevorzugt werden.

Von diesem Gesichtspunkte aus, meine Herren,

fährt er fort

meine ich, ist von uns ein besonderer Wert auf besonders niedrige Zollsätze nicht zu legen, sondern der Hauptwert wird immer darauf beruhen, daß andere Länder keinen Vorzug uns gegenüber genießen.

Er bringt dann den Wunsch zum Ausdruck, daß man versuchen möge, an dem Tarif so viel zu drücken, wie irgend möglich ist.

Ein Vertreter der Maschinenindustrie hat sich dahin geäußert, daß er allerdings für die Maschinenindustrie eine Herabsetzung der Sätze wünschen würde; es müßte dann aber die ganze Staffel er— mäßigt werden, man müßte bei der Staffel mit 26 Reis anfangen und dementsprechend weiter ermäßigen.

Gelänge uns eine Ermäßigung aber nicht, so müsse unter allen Umständen Meistbegünstigung herbeigeführt werden. Eine Maschinenindustrie sei in Portugal erst in den Anfängen vorhanden,

die

also große Gefahren würden uns nicht entstehen.

Dr. von Martius als Referent der chemischen Industrie hat

gẽsagt: 3 . deutsche chemische Industrie hat nun in erster Linie den Wunsch, daß die Meistbegünstigung von Portugal zugesichert wird; dann erst kommen die Wünsche hinsichtlich der Bindung, zum Teil auch einer Ermäßigung des Tarifs.

Herr Kommerzienrat Schott (Heidelberg), der kleinere Industrien, wie die Zement⸗, die Uhren-, die Gelatine! und andere Industrien als Referent zu vertreten hatte, sagte:

Im übrigen möchte ich meine Ansicht dahin aussprechen, daß die Verdoppelung, die die Zölle erfahren, doch sehr empfindlich ist. Aber ich glaube, daß die Meistbegünstigung wichtiger ist und daß wir gut tun, den Vertrag nicht scheitern zu lassen, um die Meistbegünstigung durchzusetzen.

Und an einer anderen Stelle sagt er:

daß die allgemeinen Vorteile, die der Abschluß des Handels⸗ vertrages nach dem vorgelegten Gesetzentwurf für die Industrie mit sich bringt, infolge der Gewährung der Meistbegünstigung und bei der Bindung der Zölle auf eine Reihe von Jahren und der Ver— kehrserleichterung doch so große sind, daß an der Nichterfüllung einzelner Wünsche das Zustandekommen des Vertrages nicht scheitern darf.

Herr Geheimrat Vogel (Chemnitz), Referent für die Textil⸗ industrie, sagte, nachdem er all die Bedenken ausgeführt, die vom Standpunkt der Textilindustrie gegen den Entwurf zu erheben sind:

Bei Lage der Sache bin auch ich der Meinung, daß für Deutschland die Idee der Meistbeguͤnstigung das Allerwichtigste ist und daß zur Erreichung dieses Zweckes alle anderen Wünsche nachstehen müssen.

Herr Kommerzienrat Deussen, Referent für Textil⸗, speziell Seidenindustrie, sagt:

Im großen und ganzen ist eben nur das in Betracht zu ziehen, was der Herr Vorredner auch schon hervorgehoben hat und was heute durch alle Reden hindurch sich geltend gemacht hat: wir wünschen nicht differenziert zu werden.

Herr Kommerzienrat König, Referent für die landwirtschaftlichen Nebenerzeugnisse, speziell ein Sachverständiger auf dem Gebiete der Zuckerfabrikation und des Zuckerhandels, sagt:

Zum Schluß darf ich aber auch meinerseits zum Ausdruck bringen, daß das Hauptgewicht auf die Meistbegünstigung und darauf gelegt werden muß, daß die deutschen Waren in keinem Falle differenziert werden.

Herr Kommerzienrat Pfister (München) sagt:

Ich möchte mit den Worten beginnen, mit denen der Herr Vorredner geschlossen hat, nämlich daß das Wichtigste an der ganzen Sache das Zustandekommen des Vertrags auf der Basis der Meistbegünstigung ist.

Herr Fabrikant Reinhardt in industrie, sagt:

Die Zölle, die vorgesehen sind, sind diejenigen, die wir schon haben,

'sie sind ja sehr hoch, aber wir hoffen, daß wir trotz der Zölle damit auskommen, und wir werden uns auch bemühen, unser Absatzgebiet zu vergrößern, wenn andere Staaten nicht besser gestellt werden.

Der Vorsitzende des wirtschaftlichen Ausschusses faßt dann das Er⸗ gebnis der Verhandlungen dahin zusammen, daß über alles andere der Gedanke zu stellen ist, daß es ein schlimmer Nachteil für uns sein würde, wenn wir, abgesehen von der Höhe der Zollsätze, auch noch in die Lage kämen, mit den konkurrierenden Ländern nicht unter gleichen Bedingungen in Wettbewerb eintreten zu können.

Worms, Referent der Leder—

Nun, meine Herren, ist es nicht uninteressant zu hören, was der Handelsvertragsverein immer unter Kenntnis des Zolltarifs gesagt haf. Er erkennt in der gedruckten Denkschrift an, daß eine erhebliche Ermäßigung der Industriezölle nicht leicht durchzusetzen sein würde da die industriellen Hochschutzzöllner in Portugal leider einen ausschlag⸗ gebenden Einfluß auf die Regierung besitzen.

Er sagt dann an einer anderen Stelle:

Von größter Wichtigkeit ist, daß Frankreich und England keine auch nur vorübergehende Vorzugsstellung in Portugal erhalten. Darauf legen unsere Exporteure mit Recht den Hauptnachdruck. er Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie in

Deutschland sagt:

Es geht daher der erste und hauptsächlichste Wunsch der deutschen chemischen Industrie dahin, daß durch die zu treffenden Vertragssätze dafür Sorge getragen wird, daß Deutschland unter allen Umständen in Portugal die Rechte der meistbegünstigten Nation erhält.

Zentralverband der deutschen Industriellen sagt: Zunächst wird das Verlangen ausgesprochen, daß Deutschland jedenfalls die Meistbegünstigung gesichert wird, daß die deutschen Waren bei der Einfuhr nach Portugal namentlich nicht ungünstiger behandelt werden dürfen als englische französische und amerikanische, die schon wegen der Lage der Herkunfts⸗ länder und der Billigkeit der Seetre nsporte einen natürlichen Vorteil genießen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Eingabe der Papiervereine. Nun, meine Herren, liegt mir eine ganze Reihe von Eingaben von Handelskammern vor. Ich will Sie Sie haben sich überzeugt, daß ich für alles, was ich vortrage, Belege bei mir habe nicht mit weiterem Vorlesen belästigen. Ich will nur be⸗ merken, daß derselben Auffassung, die ich hier vertreten habe, unter anderem die Handelskammern Berlin, Chemnitz Plauen, Crefeld, Leipzig, Frankfurt, Dresden Ausdruck gegeben haben, also auch die⸗ jenigen Handelskammern, denen die Vertretung der Interessen der sächsischen Textilindustrie in erster Linie obliegt. Als charakteristisch für die Sachlage will ich bloß noch an eine Eingabe aus aller⸗ letzter Zeit erinnern, die, soviel ich weiß, auch den Mitgliedern des Reichstags vorliegt, nämlich an eine Eingabe der Handelskammer in Elberfeld, die die schweren Bedenken, die von verschiedenen Mitgliedern des Hauses gegen den Handelsvertrag mit Rücksicht auf die hohen Zölle des neuen Tarifs ausgesprochen sind, vorträgt, aber dann hinzu⸗ setzt, daß sie sich nicht entschließen könne, die Ablehnung des Vertrags zu befürworten, vielmehr andere Mitglieder des Kammerbezirks zu der Auffassung gekommen sind, daß trotz alledem die Annahme des Vertrags für uns eine absolute Notwendigkeit ist. Ich möchte dabei auch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß für eine ganze Reihe unserer Industrien durch den Handelsvertrag nicht unerhebliche Ermäßigungen eintreten, die wir auch nicht erzielt haben würden, wenn wir uns auf einen reinen Meistbegũnstigunge vertrag

Der ĩ

jedoch

ohne eine Tarifbindung eingelassen hätten.