1910 / 19 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Jan 1910 18:00:01 GMT) scan diff

nationalen Syndikats in der Mandschurei betrifft, und erkennt hierbei die ernste Bedeutung der erwähnten Linie für die russischen Interessen in politischer und strategischer chin s t an, weil die Bahn von Süden her nicht nur zu der ostchinesischen Bahn, sondern auch zu den russischen Besitzungen bei Aigun den Zugang eröffne. Die russische Regierung willigt prinzipiell ein, den Vorschlag in Beratung zu ziehen, sobald sie von den Grundzügen des Unternehmens in Kenntnis gesetzt sei. Auch behält es sich die russische Regierung vor, ihr Verhalten zu künftigen Unternehmungen dieser Art vom Standpunkte der russischen Interessen aus zu bestimmen. Türkei.

Die Deputiertenkammer hielt, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern ihre Sitzung im Deputiertenklub ab und verhandelte über die durch den Brand des Parlamentsgebäudes notwendig gewordenen Maßnahmen. Auf die vom Deutschen Reichstage eingegangene Beileidsdepesche wurde die Absendung eines

Danktelegramms beschlossen.

Griechenland.

Der Finanzminister veröffentlicht im Namen der Regierung eine Erklärung, in der er, „W. T. B.“ zufolge, lebhaft gegen den von mehreren Blättern angeregten Gedanken der Einberufung der N atio nalversammlung protestiert und nachweist, daß diese Einberufung eine Menge Gefahren in sich bergen und die Ausführung der Reformen stören würde.

Serbien.

Wie das „W. T. B.“ meldet, hat der König Peter auf Antrag der Regierung dem Kriegsminister die Ermächtigung erteilt, den Prinzen Georg zum Truppendienst heranzuziehen, Der Prinz wird als Kompagniechef dem 10. Infanterieregiment in Gornji Milanovae zugeteilt.

Amerika.

Der Präsident der Republik Nicaragua Nadriz hat, „W. T. B.“ zufolge, die Verhaftung aller Führer der Konservativen in Managua und Granada angeordnet. Als Grund für diese Maßnahme wird die Entdeckung einer weit⸗ verbreiteten Verschwörung gegen seine Regierung angegeben.

Wie den argentinischen Blättern aus Montevideo ge⸗ meldet wird, handelt es sich bei den Aufständen, die in mehreren Provinzen Uruguays ausgebrochen sind, um eine weitverzweigte Verschwörung. Unter der Bevölkerung herrscht Erregung. Der Präsident beabsichtigt, mit aller Strenge gegen die Schuldigen vorzugehen.

A sien.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung des „New York Herald“ ist gestern in Peking ein Kaiserliches Edikt veröffentlicht worden, das die formelle Zustimmung des Thrones zu dem Abkommen, betreffend eine amerikanische Anleihe für den Bau einer Eisenbahn von Tschin— tschou-fu über Zizikar nach Aigun, enthält. In dem Abkommen wird die Höhe der Anleihe auf 500 Millionen Dollars angegeben. .

Die Antwort Japans auf den Vorschlag des amerikanischen Staatssekretärs Knor wegen der Neu trali— sierung der mandschurischen Eisenbahnen ist,, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, dem amerikanischen Botschafter vorgestern übermittelt worden.

Rerlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneken befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (.) Sitzung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Sydow beiwohnte, die zweite Lesung des Ent⸗ wurfs des Staatshaushaltsetats für das Rechnungs— jahr 1910 mit der Erledigung einer Reihe kleinerer Spezial⸗ etats. .

Die Rente des Kronfideikommißfonds und der . ß dazu, die Etats der Lotterieperwaltung und der Königlichen Seehandlung (Preußischen Staatsbank) werden ohne Debatte bewilligt.

Beim Etat der Münzverwaltung bemängelt

Abg. von Strombeck (Zentr. die Prägung der 25 Münzen wegen der leichten Möglichkeit einer Verwechslung mit dem Markstück. Diese Münze werde sich schlecht Eingang verschaffen. .

Abg. Freiherr von Wolff⸗Metternich (Zentr.) weist besonders darauf hin, daß man schon im Mittelalter mit der Prägung weiter gewesen sei. . . ;

Abg. Dr. Hauptmann Gentr.) bemängelt gleichfalls die Münze vom künstlerischen Standpunkt. .

Abg. Dr. Arendt reikons.) bemerkt, daß das 25 Stück einem Bedürfnis entspreche, aber unter der Voraussetzung, daß es eine brauchbare Form habe. Diese Münze werde vielfach als Spielmarke angesehen. Man könne doch die Münze eckig machen oder durchlochen. Die deutschen Münzen ständen sicherlich nicht an der Spitze; in Oesterreich sei man weiter. In künstlerischer Beziehung müsse mehr geleistet werden. Wenn man sich die Jubiläumsmünzen in Oesterreich ansehe, dann müsse man sagen, daß man Münzen von so schöner Prägung im Deutschen Reiche nicht habe. . ;

Abg. Dr. Crüger (fr. Volksp.) spricht die Hoffnung aus, daß diese allgemeine Verurteilung der 25 5⸗Münze ihren Eindruck auf die Münzverwaltung nicht verfehlen werde. Die Münze werde von der Bevölkerung einmütig abgelehnt. Die Bedenken seiner Partei gegen das Dreimarkstück seien geschwunden, nachdem die Taler nach der alten Münzverfassung eingezogen und durch das Dreimarkstück auf der Grundlage der neuen Währung ersetzt seien. Die Münzverwaltung solle nunmehr aber für einen genügenden Vorrat an Dreimarkstücken für den Verkehr sorgen.

Der Etat der Münzverwaltung wird genehmigt.

Die Etats des Staatsministeriums, der Staats— archive, der Generalordenskommission, des Ge⸗ heimen Zivilkabinetts, des Disziplinarhofs und des Gerichtshofs zur Entscheidung der Kompetenz— konflikte werden ohne Debatte bewilligt. .

Zum Etat des Gesetzsammlungsamts spricht

Abg. von Strombeck (Gentr.) den Wunsch nach einer billigeren und handlicheren Ausgabe der Gesetzessammlung aus, die jetzt mit allerhand entbehrlichen Erlassen und Verordnungen belastet sei.

Regierungskommissar, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat von Rheinbaben: Meine Herren! Die Staatsregierung ist, wie Sie wissen, schon seit längerer Zeit mit der Frage einer Vereinfachung

zweckmäßig, wenn man nach dem

Nun wäre es, glaube ich, ni neun Wunsche des . Abg. von g e. dle eine Frage, wie die Gesetz⸗ sammlung einfacher zu gestalten sei, vorweg und außer Zusammenhang mit den damit in Verbindung stehenden rah erledigen wollte. Es ist wohl anzunehmen, daß . die vom Herrn Abg. von Strombeck ange⸗ regten Fragen bei Gelegenheit der Beratung über die Vereinfachung der Bekanntmachung von Ministerialerlassen c. mit zur Erörterung kommen werden, und ich bin daher nicht in der Lage, heute schon eine bestimmte Auskunft darüber zu geben, ob und in welcher Weise 3. Anregungen schließlich Folge . wird. Eins möchte ich nur sagen. Seine. Annahme, daß die Gesetz= sammlung hauptsächlich mit nn, , m über die Bekannt⸗ machung landesherrlicher Erlasse und sonstigen Bekanntmachungen angefüllt sei, trifft nicht zu. Die Gesetzsammlung vom Jahre 1907 z. B. enthält 325 Seiten; es sind aber nur 265 Seiten mit solchen Ankündigungen z3c. ausgefüllt. Ebenso ist es mik der Gesetzsammlung vom Jahre 1908: sie enthält 222 Seiten Text, aber nur 27 Seiten enthalten Ankündigungen über Bekannt— machung landesherrlicher Erlasse und sonstige Bekanntmachungen. Die H fant fe r. werden durchweg auf dem sonst leer bleibenden Raum der einzelnen Nummern gebracht. Einige Wünsche des Herrn Abgeordneten haben wohl überhaupt nicht Aussicht, berücksichtigt zu werden, z. B. der Wunsch, ö. statt des Quart- formats, in dem jetzt die Gelen mung erscheint, künftig das Oktavformat verwendet werden möchte. ch möchte glauben, daß dadurch die Handhabung der , noch viel mehr erschwert werden würde. 2 richtig!! Der schon früher im Stgats⸗ ministerium erörterte Gedanke, die Gesetzsammlung in mehrere Teile zu zerlegen, dürfte gleichfalls wenig Aussicht auf Erfüllung haben. Indessen ich will darauf nicht näher eingehen, sondern möchte nur im allgemeinen den Herrn Abgeordneten bitten, sich mit der Erledi⸗ gung der von ihm angeregten Fragen zu gedulden, bis überhaupt die i abe einer Geschäftsvereinfachung innerhalb der gesamten Staats⸗ verwaltung ihrer Lösung näher gerückt sein wird. .

Abg. Dr. Arendt (freikons): Es ist in der Tat wünschens wert. daß die Gesetzsammlung eine weitere Verbreitung findet. Die Anzahl der Gesetze ist so groß, daß afl in ee nen die sie anzuwenden haben, immer schwieriger wird, sich hineinzudenken und. sie richtig aus⸗ zuführen. Sie sollten deshalb weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden; man sollte den Schulen, höheren wie Volksschulen, Exemplare überweisen, und es sollten auch Sonderabdrücke hergestellt werden.

Abg. von Strombeck (Zentr.): Es gibt Jahrgänge, bei denen die eigentlichen Gesetze nur einen geringen Teil ausmachen. Man sollte, wie bei anderen wissenschaftlichen Büchern, das Oktavpformat wählen.

Der Etat des Gesetzsammlungsamts wird bewilligt.

Der Etat für den Deutschen Reichs- und Preußischen Staatsanzeiger und die Ausgabe für Zwecke der Landes— vermessung werden ohne Debatte genehmigt. 3

Dann folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Aenderung der Landgerichtsbezirke Crefeld, Kleve und München-Gladbach. .

Der Entwurf wird auf Antrag des Abg. Boisly (ul.) an die um? Mitglieder verstärkte Justizkommission verwiesen.

Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildet die Be— antwortung der gestern von dem Abg. Trimborn bereits be⸗ gründeten Interpellation der Abgg. Dr. Porsch (Zentr.) und Genossen: K ;

„Welche Stellung gedenkt die Königliche Staatsregierung, ins⸗ besondere auch als Vertreterin des staatlichen Bergbaues, gegenüber der einseitigen Organisation des Arbeitsnachweises, wie er im Ruhrkohlenrevier von seiten der privaten Bergwerksunter⸗ nehmer mit Zwangscharakter eingerichtet worden ist, in der Folge einzunehmen?“

ur Beant chrtum

Minister für Hai del un Rede in der nächsten Nummer gegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

dieser Interpellation nimmt der Gewerde Sydow das Wort, dessen 5. Bl. im Wortlaute wieder⸗

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Fliesenleger und Hilfsarbeiter Groß-Berlins hielten am Donnerstag eine Versammlung ab, in der endgültig Be⸗ schluß über die Mittwoch, 20. Januar, getroffenen Vereinbarungen der beiderseitigen Kommissionen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Tariffrage gefaßt werden sollte. ö langen Beratungen war gegen 12 Uhr Nachts noch keine Einigung erzielt. In geheimer Ab⸗ stimmung hatten die Fliesenleger sich für die Annahme erklärt, während die Hilfsarbeiter mit großer Mehrheit die Vereinbarungen ablehnten und, sofort in den Ausstand einzutreten, erklärten.

Aus Barmen meldet die Köln. Ztg.“: Die Strangfärber (vgl. Nr. 16 d. Bl.) haben beschlossen, nachdem die Färbereibesitzer die Forderung nach höheren Löhnen und Einführung einer Arbeitszeit von 56 Stunden in der Woche abgelehnt hatten, die Kündigung ein— zureichen, und da nur eintägige Kündigungsfrist besteht, sofort in den Ausstand zu treten. Einige kleinere Firmen, die sich noch nicht endgültig entschieden haben, sollten aufgefordert werden, sich zu erklären. Im Fall der Ablehnung sollte auch dort gestern die Kündigung eingereicht werden. Nur zwei Firmen haben die Forderung der Gehilfen angenommen. Bei der Lohnbewegung der Strangfärber kommen etwa 1800 bis 2000 Personen in Betracht.

Kunst und Wissenschaft.

Aus der dem Reichstag zugegangenen Denkschrift über die wissenschaftlichen und künstlerischen Unternehmungen,“) welche aus dem Etat für das Reichsamt des Innern ge⸗— fördert werden, ist an erster Stelle das Germanische Museum in Nürnberg zu nennen, für das in diesem Jahre 120 214 (6 (1909: 108 700 0) gefordert werden. Von größter Bedeutung für die Weiterentwicklung des Museums ist der im vergangenen Jahr beschlossene Ankauf des nördlich an das Museum angrenzenden Grundstücks für den n. von 1200 090 ½ gewesen, über den an dieser Stelle s. 3. bereits derichtet wurde. Es ist bei dieser Erwerbung, die der Erweiterung des Museums dienen soll, daran festgehalten, daß die Kaufsumme ohne Zuschüsse des Reichs, des Staates Bayern und der Stadt Nürnberg aufgebracht werden muß. Bisher sind durch freiwillige Beiträge über 400 000 M zusammengekommen, man hofft, daß diese Summe auf 500 000-556 000 M anwachsen werde; 350 000 4M soll eine Lotterie bringen; eine Schuld im Höchstbetrage von 400 9000 kann zu 3) v. H. auf 10 Jahre auf dem Anwesen stehen bleiben. Die Arbeiten zur Verbesserung der Aufstellung der Sammlungsgegen— stände wurden im Vorjahre fortgesetzt; indem die kirchlichen Geräte neu geordnet wurden,. Die Katalogisierung der bäuerlichen Altertümer ist beinahe, vollendet; der Kata⸗— log der Gemälde wurde neu bearbeitet und gedruckt, der— jenige der Skulpturen ist zum Druck fertig. Die kunst und kultur⸗— geschichtlichen Sammlungen des Museums erfuhren einen Zuwachs von 883 Nummern. Ueber die wichtigsten Neuerwerbungen des Vor— jahrs ist an dieser Stelle bereits wiederholt berichtet worden. Das

Zur Unterstützung für die weitere Bearbeitung und Herausgab = der Uonumenta Germaniae historie werden 719 (1909: 70 500) Mack gefordert. Die Zentraldirektion ist durch Schen. kung in den Besitz der kostbaren Büchécei ihres ehemaligen Mu, liedes, des verstorbenen Professors an der Universität München Ri ndr Traube gelangt. Sie enthält vornehmlich Werke der grich. schen und römischen Literatur, der lateinischen Literatur des Mittel alters, der Geschichte und Kulturgeschichte des Mittelalters, bei h, sonderer Betonung der Uebenrlieferunggeschichte, e und Handschriftenkunde; der mit ihr verbundene pal zographische Apparat von Einzelphotographien umfaßt etwa 350 Blätter. Die im vorigen Sommer von München nach Berlin übergesiedelte Bücherei hat m Reichsdienstgebäude, Luisenstraße 33 / 34, in unmittelbarer Nachbarschan der Amtsräume der Zentraldirektion Aufstellung gefunden.

Das Römisch: German isch⸗ Zentralmuseum in Main soll vom Reich in diesem wie im Vorjahre mit 30 000 unterstih werden. Im Vorjahre wurden die Sammlungen der Nachbildungen von 22 555 auf 23 366 Nummern, die der Originale durch Käufe un Geschenke von 4607 auf 4866 Nummern erhöht. In den Werkstätte⸗ des Museums wurden für 20 Museen und Schulen Deutschlands um des Auslandes 168 Abgüsse und Modelle und für . 1I5 Nach. bildungen hergestellt. Umfängliche Wiederherstellungsgrbeiten bo Ausgrabungsgegenständen wurden für zahlreiche deutsche Museen mei kostenlos übernommen, wiß enschaftliche Gutachten und Auskünfte in großer Zahl an Behörden,? , ,,, und Gelehrte erteis⸗

Zur Unterstützung der Leopoldinisch-Carolinischen Deu schen Akademie der Naturforscher, z. 3. in Halle g. E, werden, wie im Vorjahre, 4000 M gefordert, während sich die Forderunz des Jahresbeitrags zu den Kosten der internationalen Erdmessung wiederum auf 6000 beläuft. Der international Breitendienst hat im Vorjahre, wie bisher, seinen Fortgang auf den Stationen Carloforte, Mijzusawa, Ggithersburg, Ukigh und Cincinnah gefunden, ebenso auf der argentinischen Station Oncativo, dagegen mußte die russische Station Tschardjui verlegt werden, weil sie don den Veränderungen des Flußbettes des Amu⸗Darja bedroht war. Ti internationale Station Bayswater bei Perth wurde aufgehoben. Tie Einnahmen der Assoziation werden sich in den drei nächsten Jahrg auf 22 000 66 belaufen, denen bedeutend höhere Ausgaben egen stehen dürften. Für die Mehrausgaben soll der 76 000 4 betragen Reserve- und Wirtschaftsfonds herangezogen werden. ö

Als Jahresbeitrag zu den er ef, der Kgiserlichen Hauptstation für Erdbebenforschung in Straßburg i.. sind wie im Vorjahr 18 900 M in den Etat eingestellt. Nach Ferti n, von 8 Horizontalpendeln, System Mainka, ist der Bau von 2 Verkikalseismographen in Angriff genommen. Ein photographist aufzeichnender Horizontalpendel ist im Vorjahr mit Unterbrechungen tätig gewesen. Zum Zwecke der Fortsetzung der Beobachtungen e die Deformation des Erdkörpers unter dem Einfluß von Sonne um Mond wird das Horizontalpendel, System Releur⸗-Ehlert, mit je Komponenten ausgestattet, wieder aufgestellt. Die von der Hanpt, station herausgegebenen mikroseismischen Wochenberichte erscheinen regelmäßig. Die Anlage der makroseismischen Berichte soll geäͤnden werden. Bisher waren sie den Bedürfnissen wissenschaftlicher Institu angepaßt, künftig will man weitere Kreise für iche interessieren Zu dem Zwecke soll im ersten Teil ein Verzei nis der En beben gegeben werden, über die der Hauptstation von den Kaiserlit deutschen Konsulaten Berichte zugehen, daran soll sich eine Chrom der weiteren bekannt gewordenen Erdbeben anschließen und endlich solln etwaige Weltbeben ausführlich unter Beifügung von Kartenskizzen de Verbreitungsgebietes besprochen werden. station besteht z. Zt. nur in Daressalam, sie konnte aber der ungünstige Grundwasserverhältnisse wegen und wegen des dadurch bedingten hohn Feuchtigkeitsgehaltes der Luft noch nicht in Tätigkeit treten. Ein eine zweite koloniale Station in Neu-Guinea bestimmtes Horizont pendel wird demnächst fertiggestellt sein. Von der geplanten Einrit. tung einer Station für Jerusalem auf dem Oelberge ist Abstand R nommen, da inzwischen in Ksara (Libanon) eine internationale Station errichtet wurde. An Stelle der für die Azoren in Aussicht 9g nommenen Station wird aus privaten Stiftungsmitteln eine solt auf Tenerifa in Verbindung mit der dortigen aeronautischen Staticn errichtet werden. ö

Als Jahresbeitrag zu den Kosten der Internationaler Seismologischen Assoziation sind, wie im . 3200 gefordert. Von laufenden Arbeiten wurden von der Assoziation n vergangenen Jahre der makroseismische und der mikroseismische statal⸗ für 1965 veröffentlicht, ferner Spezialarbeiten über besonders aktuell Fragen der Seismologie. Als Fortsetzung früher begonnener Arbeit ist die Veröffentlichung der ‚Seismogramme des japanischen Beben vom 21. Januar 19606. zu betrachten. Als dritte Reihe von Arbei sind im Verfolg der Beschlüsse der permanenten Kommission im Han bom Jahre 1907 ein „Code für internationale Telegramme“ und Entwurf einer Fragekarte für die Beobachtung von Erdbebengeräusch ferner der Druck des Bibliothekkatalogs und des Inventars des Jentuu bureaus angefertigt. Es bestehen zurzeit drei internationale Station eine auf der Insel Disko vor der Westküste Grönlands, einen Reykjavik und eine dritte in Ksara im Libanon. .

Zur Fortführung und Vollendung des Grim msch deutschen Wörterbuchs sind wieder 30 009 M in den Etat gesch Die Zentralstelle in Göttingen ist im Vorjahr allen ausgesproch⸗

Erwartungen gerecht geworden. Durch den Zutritt namentlich ostt reichischer und schweizerischer Helfer ist die Zahl der Exzerptoten 229 gestiegen. Bis zum Oktober des Vorjahres waren 450 00 eh eingelaufen, von denen bereits 420 000 kontrolliert und eingen sind. 130 Autoren sind damit erledigt. Man darf bestimmt heft daß die Zentralstelle in wenigen Jahren ein. Math vereinigt haben wird, das bis auf wenige Ergänzungen allen wih schaftlichen Ansprüchen der Wörterbuchbearbeiter genügen kann,. sonders mühsam und wichtig war die Ausarbeitung eines Quellen zeichnisses und einer Liste der lexikalischen Hilfsmittel, die ah S800 Titel umfaßt. Erschienen sind im Laufe des Jahres 196.4 Lieferung des G, eine Lieferung des 8 und zwei Lieferungen de!

Die interngtionale Bibliographie der Naturwis— schaften unterstützt das Reich im Ftatsjahr mit 35006 (40 900 M im Vorjahr). Die Bearbeitung der um fangten deutschen naturwissenschaftlichen Literatur für den internatiehh— Katalog ist durch das deutsche Bureau in sachgemäßer Weise geführt worden. Von der Bibliographie der deutschen naturmm schaftlichen Literatur ist der Band 12 erschienen. .

Zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Verl! lichung der Ergebnisse der deutschen Tie fseexpeditien wieder 20 000 ½ gefordert. Im letzten Jahre ist eine ungewõhnli 6 Zahl von Bearbeitungen des auf der Expedition gesammelten Mae, abgeschlossen und veröffentlicht worden. Die Untersuchungen bel die Grundproben und die verschiedenen Gruppen von Tiesseen Mit der Herrichtung des von den Bearbeitern zurückge an! Materials zur Verteilung an reichsdeutsche Museen und Institut. begonnen. Die Typen, die der Beschreibung zugrunde gelegt mn hat das Museum für Naturkunde in Berlin zugewiesen ert Dubletten, in Sammlungen zusammengestellt, erhielten andere g Museen und Institute. .

Der Jahresbeitrag des Reichs an, das Internate) Institut für Sozialbibliographie beträgt, wie im 15 000 S. Die Zahl der regelmäßig durchgearbeiteten Quel Fachzeitschriften ist um etwa 30 vermehrt worden und der s bei verschärfter Kritik in der Auswahl, infolgedessen um 20 bis gewachsen. Die im Jahrgang 1908 veröffentlichten bibliograr Titel enthalten 4211 Verweistitel, 7856 Bücher- und Broschütk! Die Mitgliederjah

Eine koloniale Erdbebebe

im Winter fortgesetzt; die Putz und Stuckarbeiten sind fast fertiggestellt. rüher vollendet sein, als man an— Das Erdgeschoß ist im März 19090 dem Römisch— ermanischen Zentralmuseum zur Benutzung überwiesen, die dazu— hörigen Räume des ersten Obergeschosses werden ihm in diesem Mongt eingeräumt werden können, sodaß die Eröffnung des Museums

Die Gesamtbauarbeiten werden ,, hatte.

im Mai d. J. zu erwarten steht. Im zweiten Obergeschoß wird zu Anfang des kommenden Jahres die Bildergalerie Aufstellung finden

können.

Die Unterstützung an die Gesellschaft für deutsche Er— ziehungs⸗ und Schulgeschichte beläuft sich, wie im Vorjahr, auf 30 900 , während zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Veröffentlichung der Ergebnisse der Südpolar' a 21 000 4A (1909: 140900 4M) in den Etat gestellt sind.

ie Veröffentlichungen des Vorjahrs betrafen geographische, geologische, meteorologische, erdmagnetische und zoologische Ergebniffe der enannten Erpeditien. Auf dem Gebiete der Geographie liegt eine H ene liche über die Schwerkraftsbestimmungen vor, die auf den Kapperdischen Inseln, auf Kerguelen und in dem Süd“ polargebiet selbst ausgeführt worden sind. Die letzte hat besonderes Interesse, weil sich aus ihr ein erster sicherer Wert für die Äb— 3 der Erde am Südpol ableiten ließ. Sie bestätigt die theoretische Annahme über den Zustand der Erde, die man aus deren Masen und aus der Abplattung am Nordpol hergeleitet hatte. In der Geologie liegen Arbeiten über die an der Grenze der kalten Meere gelegenen Inseln St. Paul und Neu-⸗Amsterdam vor. Auf St. Paul scheint die vulkanische Tätigkeit nachgelassen zu haben; von heißen Quellen wurde nichts mehr gefunden. Aus den meteorologischen Ergebnissen folgt, daß keine der anderen Südpolarexrpeditionen bisher eine so freie und typische Lage gehabt hat wie die Winterstation des Gauß. . Das bis jetzt mitgeteilte Beobachtungsmaterial besteht aus etwa 54 000 Einzelwerten. Der Einführung eines stündlichen Beobachtungsdienstes während der Expedition ist es zu danken, daß in den Ergebnissen kaum wesentliche Lücken auftreten und daß die meteorologische Station des „Gauß“ den Charakter einer sogenannten Station erster Ordnung trägt. Zur Charakteristik des Klimas mögen folgende Angaben dienen: Das Jahresmittel des Luftdruckes an der Winterstation ist mit 740 mm das niedrigste, das jemals irgendwo auf der Erdoberfläche im Meeresniveau beobachtet wurde; der Luftdruck nimmt sowohl nördlich wie südlich davon zu, damit hängt die stäürmische Witterung an der Gauß— Station jusammen. Durchschnittlich an jedem fünften Tage wütete ein Schneesturm, in dem sich die Windstärke oft bis nahe an die höchste Stufe der Windstärkeskala erhob. In etwa 800 Stunden des Jahres herrschte stürmisches Wetter, in einjelnen Fällen wehte der Wind mehr als vier Tage ohne Unterbrechung mit Sturmesgewalt. Die Windrichtung war fast stets östlich. Diese Ständigkeit deutet auf einen sehr ein' fachen Verlauf der südpolaren Küstenlinie hin. Die mittlere Temperatur des wärmsten Monats (Januar) betrug nur 090, die des kältesten (August? 21,90, die absfolut niedrigste 40.835 und etwa 36 Tage lang ging sie unter 3605 herunter. Nur ein einziger frostfreier Tag wurde verzeichnet. Selbst Nansens Fram“ hatte auf ihrer Trift, die bis über 800 nördlicher Breite hinausging, in zwei Wintern zusammen 14 Tage ohne Frost. Die zoologischen Arbeiten sind schnell fortgeschritten. Es sind im letzten Jahre 18 Arbeiten mit 871 Seiten, 965 Tafeln und 137 Text— siguren erschienen; in ihnen sind 471 Tierarten beschrieben worden, von denen 208 bisher unbekannt waren. Diese Arbeiten bilden einen gewissen Abschluß für die Kenntnis der antarktischen Tierwelt. Von Interesse ist u. a. die Feststellung der Brutpflege bei den meisten Seeigelarten der Antarktis, denen sich nur eine einzige nordische Tiefseeform mit Brutpflege gegenüberstellen läßt. Hervorzuheben ist auch, daß bisher die Ausgestaltung der Körperformen der Robben noch gänzlich unbekannt war und daß die von der Expedition beigebrachten süngsten Stadien von Robben (Embryonen von 13 mm Länge), denen eines Landsäugetieres, z. B. auch des Menschen, in demselben Stadium zum Verwechseln ähnlich gefunden worden sind; bei 25 mm der Länge der Embryonen war dagegen schon der Robbentypus erkennbar.

Als Beitrag zu den Laufenden Betriebskosten der Drachen- station am Bodensee für die Erforschung der oberen Luftschichten sind in diesem Jahre 10 000 (im Vorjahre 7400) Mark 66 Das Drachenboot samt seinen Maschinen hat sich gut ge— alten, nur einige besondere Anlagen für die Drachen- und Fessel⸗ ballonaufstiege müssen noch zweckmäßiger umgestaltet werden. Es fanden vorzugsweise Fesselballons, seltener Drachen Verwendung; außerdem wurden zur Feststellung der Windverhältnisse kleine Pilot— ballons benutzt. Die durchschnittlich erreichte Höhe betrug etwa 3000 m, die höchste 5760 m; nur wenige Aufstiege blieben unter 2000 m. Versuche konnten an fast allen Werktagen unternommen werden. Die täglichen Beobachtungen wurden im Winterhalbjahr den meteorologischen Stationen in München, Stuttgart, Karlsruhe und Straßburg schriftlich, der Deutschen Seewarte und dem ageronautischen Observatorium in Lindenberg bei Berlin telegraphisch übermittelt. Im Sommerhalbjahr erhielten alle genannten Anstalten telegraphisch Berichte, ebenso die Wetterdienststellen in Aachen, Berlin, Breslau, Bromberg, Frankfurt a. M., Ilmenau und Magdeburg. Auch der meteorologischen Station in Zürich wurden die Ergebnisse mitgeteilt. Die ursprünglich veranschlagten laufenden Betriebskosten haben sich als unzureichend erwiesen; es ist daher für das Jahr 1910 eine Er“ böhung der Beiträge beantragt worden.

Dem Verein zur Erhaltung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz soll aus Reichsmitteln wieder ein Beitrag von 15 000 66 bewilligt werden. Die Bibliothek der Anstalt ist auf 4667 Werke, die Abbildungssammlung auf 21 200 Blatt angewachsen, während die Mitgliederzahl von 185 auf 195 stieg; wertvoll ist der Beitritt deutscher Universitäten, Universitätsmstitute und Hochschulen zu dem Verein. Im Frühling 1909 hat das Institut vier Wochen hindurch Vorträge und Führungen in Florenz veranstaltet.

Auf 350 000 M soll sich wie im Vorjahr, auch der diesjährige Beitrag des Reichs für das Deutsche Museum in München be— laufen. Im vergangenen Jahre wurde die zweite Abteilung in den Räumen der ehemaligen Schweren Reiterkaserne eröffnet. Dort sind die Sammlungsgruppen über Metallhüttenwesen, Metallbearbeitung, Gastechnik, Elektrotechnik, Beleuchtungswesen, Baumaterialien, Brückenbau, Wohnbau, Kanalisation, Wasserversorgung, Heizung und züftung sowie Kältetechnik eingerichtet. Ferner wurde eine Üeber— führung der Gruppen ‚„Technische Akustik“ nach der Abteilung II er— forderlich, da diese Gruppe so zahlreiche und wertvolle Zuwendungen erhielt, daß der im Nationalmuseum verfügbare Raum nicht mehr ausreichte. An Stelle der Technischen Akustik wurde im alten Nationalmuseum eine neue Gruppe über Wellenlehre“ eingerichtet, die zahlreiche Originalapparate und Demonstrationseinrichtungen umfaßt. In Aufstellung begriffen ist die Gruppe Luftschiffahrt“, für die neue Räume von der Militärberwaltung in der Isarkaserne zur Verfügung gestellt wurden. Für diese Abteilung sind neben dem Driginal des ersten Lilienthalschen Flugapparats die Modelle der Luftschiffe von Zeppelin und Parseval vorhanden; als besonderen Schmuck erhielt sie von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten ein Wandgemälde von Professor Zeno Diemer, das die Zeppelinschen zuftfahrten darstellt. Im Laufe des verflossenen Jahres sind etwa 2600 Gegenstände dem Musenm überwiesen worden, unter denen sich die von der Deutschen Seewarte überlassenen Originalapparate von Neumayer, Originalinstrumente von Fr. Kohlrausch, die vom Conservatoire ͤ arts et métiers in 6 im Tauschwege erworbene Alliancemaschine, Originalmaschinen von Edison, Brufh u. a, die von den Städten Berlin, Wien. Augsburg, Dortmund, Königs

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deren Benutzung sich der Eintrittspreis auf nur 77 4 läuft. Auswärtige Schulen, Studienverbände, und eg genießen auf vorherige Meldung freien Eintritt und sachgemäße Führung. Die bon den Referenten und Mitarbeitern des Museums gehaltenen Vorträge über die einzelnen Museumsgruppen wurden fortgesetzt; sie sollen in billigen Einzelheften veröffentlicht und den Befuchern zugänglich gemacht werden. Für den Museumt— neubau wurde die gesamte Einrichtung des Bauplatzes sowie der Erd— aushub durchgeführt und die nötigen Mengen von Kies und Sand für Betonarbeiten beschafft. Auch die Fundationsarbeiten sind seit Anfang Juni 19609 im Gange, sodaß sie mit einem Teil der Keller mauern Ende des Jahres vollendet sein werden. Die Mufeums— leitung glaubte damst den Zeitpunkt für gekommen, um auch die Werbung von weiteren Mitgliedern in allen Teilen des Reichs in die Wege zu leiten. Die vor kurzem eingeleitete Werbung hatte bereits zur Folge, daß die Zahl der Mitglieder von 20060 auf 2506 und die Summe der von Körperschaften, Städten, Vereinen, Firmen und Einzelpersonen geleisteten jährlichen Mitgliederbeiträge von Ca. 23 009 . auf 36 000 M gestiegen sind. Zu dieser Summe kommen die Zuschüsse der Stadt München mit 15 006, weitere Jahresbeiträge von politischen Körperschaften, Vereinen 2. mit 29 66 und der Erlös an Eintrittsgeldern und aus Druckschriften mit 60 090 4, sodaß das Museum, abgesehen von den Beiträgen des Reichs und des Königreichs Bayern, jetzt über eine jährliche ordentliche! Gesamt— einnahme von 140 906 6 verfügt. Die ordentlichen Ausgaben be⸗ tragen aber zurzeit jährlich 240 909 „M, sodaß nur bek weiterer Gewährung der bisher bewilligten Zuschuͤsse des Reichs und des König reichs Bayern auf eine Deckung der Ausgaben gehofft werden kann.

Endlich enthält die Denkschrift Angaben über die vom Reich unterstützten Arbeiten zur wissenschaftlichen Erforschung und ÄAuf— deckung des römischen Grenzwalkes (Limes). Im verflossenen Jahre sind zwei besonders umfangreiche Lieferungen des Limeswerket fertiggestellt, nämlich die 31. über das Kastell Nr. 31 Wiesbaden und die 32., umfassend Darstellungen dreier Kastelle: Nr. 8 Zugmantel (das größte aller bisher bearbeiteten Kastelle, Nr. 41 Jägfsthaufen und. Nr. 43 Mainhardt in Württemberg. In der Hauptsache ab eschlossen wurde ferner die Bearbeitung des in Bayern gelegenen astell Stockstadt . M. Die in diesem Kastell gehobenen fehr e,. Fundstücke sind als Geschenk der Finder an die Saalburg gelangt.

be⸗

In der Deutsch-Asiatischen Gesellschaft hielt gestern der Professor Dr. Sarre einen Vortrag über das Thema: Denkmäler persischer Baukunst‘'. Der Vortragende wies einleitend darauf hin, daß sich das allgemeine Interesse bisher fast ausschließlich den Resten der altorientalischen und antiken Kultur Vorderasiens' und . zugewandt habe Wenn er auch diese Denkmäler auf einen mehrfachen Forschungsreisen, die sich über das ganze Gebiet der mohammedanischen Welt erstreckten, nicht übersehen habe, so habe doch sein Hauptinteresse stets den zu mohammeda— nischer Zeit entstandenen Monumenten gegolten, einer Baukunft, die in der Raumwirkung und vor allem auf dekorativem Gebiete Unerreichtes geschaffen habe. In der persischen Backsteinarchitektur lebe die altorientalische Schmucktechnik der aus fertig glafierten Fliefen bestehenden Wandbekleidung von neuem auf und 6 in stetiger Entwicklung und Vervollkommnung guch für die Gegenwart nech mustergültige Vorbilder geschaffen. Furchtbare Kriege, Verwüstung und Entvölkerung haben, fuhr der Redner fort, die Länder Vorder asiens, die im Mittelalter dem Abendlande kulturell überlegen waren, unendlich geschädigt, haben es mit sich gebracht, daß fich im eigentlichen Persien nur wenige mohammedanische Baudenkmäler erhalten haben, die in das erste Jahrtausend unferer Zeitrechnung zurückgehen. An der Hand von Lichtbildern gab Professor Sarre dann eine Entwicklungsgeschichte der persisch⸗ mohammedansschen Architektur; er ging auf die seldschukischen Denkmäler des 11. bis 13. Jahrhunderts näher ein, die sich nicht nur im eigentlichen Persien, sondern vor allem auch in Kleinasien erhalten haben, wo am Hofe der Sultane von Konia perfische Künstler und Gelehrte vor den eindringenden Mongolen eine Zuflucht fanden. Dann wurden die Baudenkmäler der Mongolen- fürsten selbst besprochen, die sich auf persischem Boden nach und nach aus wilden Barbaren zu Beschützern jedweder kleinseldschukischen und wissenschaftlichen Tätigkeit entwickelten. Auch der Welteroberer Timur zog um die Wende des 14. Jahrhunderts persische Architekten und Handwerker nach Transkaspien in seine Hauptstadt Samarkand, wo sich prachtvolle Moscheen und Grabbauten seiner Zeit bis auf den heutigen Tag in Ruinen erhalten haben. Unter der nationalen Dynastie der Safiwiden gewann Persien im 16. und 17. Jahrhundert nach langer Fremdherrschaft und Zerrissenheit innere Einheit und äußeren Glanz zurück. Damit ging ein sich auf allen künstlerischen Gebieten bemerkbar machender Aufschwung Hand in Hand. Der Vor— tragende behandelte eingehend die don ihm und seinem Reisebegleiter, Professor Bruno Schulz, zum ersten Male untersuchte prachtvolle Moschee

der Dynastie, begraben liegt, und dann die reizvollen Palastanlagen der Hauptstadt Isfahan und von Aschraf am kaspischen Meer, die größten teils auf den bedeutendsten Safiwidenherrscher, Abbas den Großen, zurückgehen. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts macht sich Überall ein Verfall geltend, an die Stelle des kunstvollen Fayencemofaiks tritt die quadratische Fliese, au die Stelle künstlerischer Tradition euro—

Arbeitervereine

agobert“,

von Ardebill im nordwestlichen Persien, wo Schech Safi, der Ahnherr

päische Nachahmung. Der Vortragende hat in einem soeben vollendeten monumentalen Werke seine Studien über die persisch⸗mohammedanische Architektur in Bild und Wort niedergelegt. Die in Licht- und Farbendruck hergestellten Tafelillustrationen des Werkes waren an den Wänden des Saales ausgestellt und gaben einen Begriff von einer hochentwickelten Baukunst, die leider unaufhaltsam der Zerstörung und dem Verfall entgegengeht.

Das Königliche Institut für Meereskunde (Georgen— straße 34 36) veranstaltet in der kommenden Woche, Abends 8 Ühr, folgende öffentliche, Herren und Damen zugängliche Vorträge: am Dienstag spricht der Dr. G. Brau n⸗-Berlin über seine Wanderungen an den Küsten des nördlichen Jütland, zwischen Skagerak und Kattegatt. Mit Lichtbildern. Am Mittwoch setzt der Dr. Wenke-Berlin feine Vortragsreihe über das Tierleben an den deutschen Küsten fort: er spricht, unter Vorführung von Demonstrationen und Lichtbildern, über Gliederfüßer und Moostiere. Am Freitag spricht der Dr. L. Brühl Berlin über das Thema „Von seltsamen Fischen'. Er wird unter Vorführung von Lichtbildern von elektrischen, segelnden und fliegenden Fischen, von Giftfischen u. 4. m. berichten. Einlaßkarten sind von 12 bis 3 Uhr Mittags und an den Vortragsabenden selbst von s Uhr ab zum Preise von je 25 3 für den Vortrag in der Ge— schäftsstelle des Instituts zu haben.

Wohlfahrtspflege.

Ein Münchener Bürger, der ungenannt bleiben will, hat, wie das W. T. B.“ meldet, den bürgerlichen Kollegien zur Erbauung eines Bürgerheims 500 009 4 zur Verfügung und noch einen gleichen Betrag in Aussicht gestellt. Die Stadtgemeinde hat bereits ein entsprechendes Grunt tuch in der Nähe des Schlosses Nymphen— burg abgetreten.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Ernteaussichten in Chile.

kommenden Woche allabendlich auf dem Spielplan. nächsten Sonntag geht Nachmittags die Groteske „Man soll keine Briefe schreiben“' in Szene.

beeinträchtigte die Trockenheit, die im Oktober und Anfang November herrschte, etwas die Entwicklung der Saaten. Der Mitte November gefallene Regen hat den Schaden aber wieder gut gemacht. Die Getreideanbaufläche ist im Jahre 1969 im allgemeinen unverändert geblieben; die Weizengussagt im nördlichen Telle von Südchile war etwas größer als im Vorjahre.

Was die Weinernte betrifft, so sind in einzelnen Teilen der Provinzen Linares und Nuble die Weinberge durch Hagelschlag ver— nichtet worden; im übrigen versprechen die Reben einen guten Ertrag.

Theater und Musik. Kammerspiele des Deutschen Theaters.

Der natürliche Vater“, ein bürgerliches Lustspiel in 5 Akten von Herbert Eulenberg, das gestern seine Uraufführung im Kammerspielhause erlebte, wurde unzweideutig abgelehnt, und das mit Recht. Denn wa da auf der Bühne vorging, mutete wie ein Stück aus dem Tollhause an. Der Inhalt sollte wohl etwas wie eine Mischung von Groteskem und Unheimlichem in der Manier E. T. A. Hoffmanns vorstellen, nur fehlte der Geist, der die Gestalten auch in der Verzerrung lebendig zu machen, und der Witz, der ihre kraufen Reden zu würzen vermöchte. Eine kleine Gruppe von Anhängern des Verfassers, die sich gestern vergeblich mühte, einen Erfolg vor— zutäuschen, wird das Werk vermutlich als die unverstandene Ueußerung eines Genies hinstellen wollen; ihnen darf man es füglich überlassen, Inhalt und Sinn des Ganzen auf ihre Art zu deuten. Die anderen, die das beides vermißten, können ohne Skrupel darüber zur Tagesordnung übergehen. Um die Darstellung mühten sich ebenfo redlich wie er' folglos die Damen Constantin, Werckmeister, Marg. Kupfer, die Herren Wegener, Beregi, Diegelmann, Großmann und andere.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonntag, eine Wiederholung von Donizettis Oper in zwei Akten, Marie, die Tochter des Regiments“ mit Fräulein Hempel in der Titekrolle, statt. Im übrigen lautet die Besetzung: Tonio. Herr Philipp; Sulpiz: Herr Knüpfer; Haushofmeister; Herr Vallentin; Marchefa: Frau von Scheele— Müller; Herzogin: Fräulein Abich. Den Beschluß des Abend bildet daz Ballett Die Puppenfeer in der bekannten Befetzung der Hauptrollen. Für Montag sind Die Meistersinger von Nürnberg“ angesetzt. Die Herren Bischoff. Grüning, Krafa, Sommer, Knüpfer, Bronsgeest u. a, Fräulein Easton und Frau von Scheele⸗PMüller sind in den Hauptrollen beschäftigt. (Anfang 7 Uhr.)

Im Königlichen Schauspielbaufe wird Wildenbruchs Schauspiel „Die Rabensteinerin“ in der Titelrolle, aufgeführt. Außer ihr Zimmerer, Kraußneck. Geisendörfer, Patty, Pohl sowie die Damen von Arnauld, Butze und von Mayburg in Haupt⸗— rollen beschäftigt. Am Montag geht „Die versunkene Glocke! von Gerhart Hauptmann in folgender Befetzung in Sijene: Heinrich: Herr Sommerstorff; Magda: Fräulein von Arnauld; die alte Wittichen: Frau Butze; Nickelmann;: Herr Pohl; Waldschrat: Herr Vallentin; Rautendelein: Fräulein Reichmann als Gaft.

Im Neuen Königlichen Operntheater geht morgen Mignon“ in Szene; die Damen Ekeblad (Mignon), Gates (Philine) sind mit den Herren Kirchhoff (Meister), Bronsgeest (Lothario, Dahn Laertes), Böttcher (Friedrich), Krasa (Jarno) Träger der Hauptrollen.

Im Deutschen Theater wird das Lustspiek Der gute König morgen und nächsten Sonntag sowie am Mittwoch und Sonnabend wiederholt. Am Montag findet eine Aufführung von Schillers Don Carlos in ungekürzter Fassung statt Anfang s Uhr). „Der Widerspenstigen Zähmung“ geht am Dienstag, Donnerstag und nächsten Montag in Szene, am Frei⸗ tag „Hamlet“. In den Kammerspielen wird Herbert Eulenbergs bürgerliches Lustspiel „Der natürliche Vater“ morgen, Sonntag, sowie am Mittwoch wiederholt. Für Montag ist der „Kaufmann von Venedigę, Dienstag und Freitag „Der Arzt am Scheideweg“, Donnerstag Das Heim“, Sonnabend „Frühlings Er— wachen“ und Sonntag abermals der „Kaufmann von Venedig“ angesetzt.

Der Spielplan des Berliner Theaters gestaltet sich für nächste Woche folgendermaßen: morgen sowie am Dienstag' und Mittwoch wird Shakespeares Tragödie, Macbeth“, mit Louise Dumont und Albert Heine in den Hauptrollen, wiederholt. Am Montag, Donnerstag und Freitag wird Skowronneks Schwank Hohe Politik“ gegeben. Sonnabend, den 29. d. M. geht zum ersten Male „Pension Schöller“, Posse in drei Akten von Laufs und Jacoby, zum Besten des Pensionsfonds der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger in

. Szene und wird am darauffolgenden Sonntag wiederholt. ; tagen Doktor Eisenbart“.

Die Nachmittagsvorstellungen bringen an beiden Sonn—

Das Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel plan aufgestellt' morgen abend: „Das Konzert“; Montag: Tantris der Narr“; Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: Das Konzert“? Freitag: Tantris der Narr“; Sonnabend sowie nächstfolgenden Sonntagabend und Montag: Das Konzert“. Als Nachmittags vorstellung ist für morgen „Der König“, für nächstfolgenden Sonntag „Die Frau vom Meere“ angesetzt.

Im Neuen Schau spielhause wird morgen, Sonntag, sowie am Mittwoch, Sonnabend und nächsten Sonntag die Komödie „Der große Tote“ aufgeführt. Montag und Donnerstag geht „Ihr letzter Brief“, Dienstag (7 Uhr) „Alt-Heidelberg“, Freitag ‚Julius Cäsar“ in Szene. Mittwoch und Sonnabend, Nachmittags J Uhr, finden Sondervorstellungen von „Julius Cäsar“ für die Vereinigung Klassisches Theater“ statt. .

In der Komischen Oper bringt der Spielplan morgen abend eine Wiederholung von Puceinis „Tosca“, mit Maria Labia in der Titelpartie. Für Montag sind „Hoffmanns Erzählungen“ angesetzt. Straus' „Tal der Liebe‘ geht am Mittwoch, Freitag und nächften Sonntagabend in Szene. Dienstag wird diAlberts „Tiefland“ ge geben. Am Donnerstag erscheint Johann Strauß“ Operette „Die Fledermaus“ nach längerer Pause wiederum als Abendvorstellung. Für die Aufführung von „Der polnische Jude“ am übernächsten Montag sind sämtliche Plätze vergriffen.

Im Schillertheater 0. (Wallnertheater) wird morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Der Herr Ministerialdirektor“, morgen abend „Der Pfarrer von St. Georgen“ gegeben; die letztere Vor⸗ stellung wird Dienstag und Donnerstag wiederholt. Morgen gehen die Gespenster', Mittwoch „Narziß“, Freitag und nächsten Sonntag— abend „Viel Lärin um Nichts“, Sonnabend „Miß Hobbs“ in Szene.

Das Schillerthegter Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, den „Meineidbauer“, morgen abend sowie am Dienstag und Donnerstag „Geschäft ist Geschäft“. Montag und Mittwoch wird Viel Lärm um Nichts“, Freitag Der Meineidbauer“, Sonnabend „Der Pfarrer von St. Georgen“, nächsten Sonntagabend „Maria Stuart“ gegeben. Im Schillertheater Char⸗ lottenburg findet morgen, Mittags 12 Uhr, das zweite diesjährige Sonntagskonzert statt. In Schiller-Saal Charlotten

morgen GE. von mit Fräulein May sind die Herren

burg wird morgen, Abends Uhr, ein „Ludwig Fulda-Abend“ ver anstaltet.

Im Lust spiel hause bleibt „Der dunkle Punkt“ auch in der Morgen und

Im Neuen Theater ist die Erstaufführung der nächsten Neu

heit: Der Philosoph von Sanssouci“ von F. Holm, auf Freitag, den 28. d. M. festgesetzt.

Im Hebbeltheater setzt sich der Spielplan für die kommende

und 11924 Titel von Aufsätzen und Reden. auf 427 angewachsen. . Als Beihilfe zu den Kosten der Wieder herstesllung enz maligen Kurfürstlichen Schlofses in Mainz sind wie n= jahr, 25 000 t gefordert. Im Oktober 1908 waren die Steinm Bildhauerarbeiten der Fassade nach dem Nh in vollendet und die? nach dem Hof so weit hergestellt, daß im März 1909 auch dort den gerüst niedergelegt werden konnte. Die Arbeiten im Innern wur

Der Kaiserliche Generalkonsul in Valparaiso berichtet unterm 17. Dezember v. J.: Die Ernteaussichten sind in Chile fast überall entweder gut oder befriedigend. In den Provinzen Curies und Talea sowie im Departement La Uniön haben allerdings Nachtfröste, in einigen Teilen der Provinzen Linares und Nuble ein heftiger Hagel— schlag und im Departement La Unisn Würmer Schaden angerichtet, und in der Provinz Coquimbo wird die Kartoffelernte infolge einer Kartoffelpest recht minderwertig sein. Im nördlichen Teile von Südchile

berg usw. gestifteten Modelle von Wasserversorgungsanlagen u. a. m. befinden. Der Besuch der Sammlung war im Jahre 1968 09 mit etwa 280 0900 Personen noch größer als in den Vorjahren. Das Museum soll jetzt täglich ohne Mittagsvause von 9 Uhr früh bis 7 Ühr Abends, an Sonntagen bis 6 Uhr Abends geöffnet bleiben. Der Eintrittspreis ist an allen Tagen auf 25 3 für die Person herabgeseßt. Für öfteren Besuch werden Jahreskarten zu 5 M6 und für Schulen und Studieranstalten Blocks verabfolgt, bei

Archiv, das von 369 (im Vorjahr 308) Personen benutzt wurde, wurde durch schriftliche und persönliche Anfrage in erhöhtem Maße in An— spruch genommen. Die Bibliothek hat sich günstig weiterentwickelt; unter ihren Erwerbungen verdient die der Haus-Chronika“ und des „Stamm-, Wappen- und Freundschaftsbuches“ des Johann Wolf Freiman von Randeck für 4060 M besonders hevorgehoben zu werden.

Woche folgendermaßen zusammen: Sonntag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag: „Der Skandal“, Montag und Dienstag: „Frau Warrens Gewerbe“, Freitag: „Revolutionshochzeit“.

In der Volksoper setzt morgen abend der Hamburger Tenorist August Bockmann als Manrico in Verdis „Troubadour“ sein Gast— spiel fort. Am Donnerstag (Kaisers Geburtstag) findet die deutsche Uraufführung von August Ennas tragischer Oper „Kleopatra“ statt, die am Sonnabend wiederholt wird. Sonst enthält der abwechslungs⸗=

des Geschäftsbetriebs innerhalb der gesamten Staatsverwaltung be schäftigt. In dieses Gebiet schlagen ja auch die Fragen, die eine Ver— einfachung in der Veröffentlichung der Ministerialerlasse. Ausführungs— bestimmungen zu Gesetzen und dergleichen betreffen. Soviel ich weiß, ist gerade jetzt auch die Immediatkommission mit der Frage be⸗ schäftigt, ob es nicht angängig sei, die Bekanntmachungen und Erlasse, die jetzt in so und so viel verschiedenen Ministerialblättern gesondert

veröffentlicht werden, künftig in einem einzigen Blatte zusammenzufassen.

). Vgl. Nr. 18 d. Bl.