1910 / 20 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Jan 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Geheimen erpedierenden Sekretär und Kalkulator im den Charakter als Rechnungsrat zu

Kriegsministerium Ney verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Provinziallandtag der Provinz Schleswig-Holstein zum 13. März d. J. nach der Stadt Kiel berufen werde.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Mit der Leitung der Beschußanstalt in Suhl ist vom 1. April d. J. ab an Stelle des ausscheidenden Hauptmanns a. D. Fritsch der Leiter der Beschußanstalt in Frankfurt a. O., Major a. D. von Pelchrzim beauftragt worden; an Stelle des letzteren ist dem Oberstleutnant a. D. Ahrens in Frank⸗ furt a. O. die Leitung der Beschußanstalt in Frankfurt a. O. übertragen worden.

Der Firma Kim bel u. Friedrichsen, Werkstätten für vornehme Wohnungseinrichtungen und feine Bautischlerarbeiten, und der Firma J. C. Pfaff, Möbelfabrik in Berlin, ist die Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen in Silber und der Firma Zelder u. Plathen, Spezialfabrik für komplette Schlafzimmermöbel und Hoteleinrichtungen in Lichtenberg, der Firma Gebrüder Schaar, Bau- und Möbeltischlerei, der Firma Neumann u. Bunar, Fabrik moderner Wohnungs— einrichtungen, und der Firma F. Ancion u. Co., Korbwaren⸗ Rohr- und Bambusmöbelfabrik in Berlin, dieselbe Medaille in Bronze verliehen worden.

Bekanntmachung.

Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deutschen Reich gehörigen Staaten heimatsberechtigt und in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließlich 31. Dezember 1890 geboren sind, . . dieses Alter bereits überschritten, aber sich noch nicht bei einer Ersatzbehörde zur Musterung gestellt, sich zwar gestellt, über ihr Militärverhältnis aber noch keine endgültige Entscheidung erhalten haben und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes hiesiger Residenz sich aufhalten, werden, soweit sie nicht von der persönlichen Gestellung in diesem Jahre entbunden sind, hierdurch auf Grund des § 25 der Deutschen Wehrordnung angewiesen: sich behufs ihrer Aufnahme in die Rekrutierungsstammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1.

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3

15. Februar d. J., während der Stunden von Vormittags 8 bis Nachmittags 7 Uhr (Sonntags bis Nachmittags 1 Uhr) im Geschäftsraume des für ihre Wohnung zuständigen Polizeireviers persönlich zu melden und ihre Geburts- oder Losungsscheine und die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entscheidungen über ihr Militärverhältnis enthalten, mit zur Stelle zu bringen.

Die Geburtszeugnisse werden von den Standesämtern ausgestellt.

Für diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zurzeit

abwesend sind (auf der Reise begriffene Handlungsgehilfen, auf See befindliche Seeleute 2c. ), haben die Eltern, Vormünder, Lehr⸗ Brot- und Fabrikherren die Anmeldung in der vor— bestimmten Art zu bewirken. .

Wer die vorgeschriebene Anmeldung versäumt, wird nach § 33 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldstrafe bis zu 30 6 oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft.

Reklamationen (Anträge auf Zurückstellung bezw. Befreiung von der Aushebung in Berücksichtigung bürgerlicher Verhält— nisse 5 32 22— g der deutschen Wehrordnung sind be⸗ züglich aller Militärpflichtigen, auch der Einjährig⸗-Freiwilligen, vor dem Musterungsgeschäft, spätestens aber im Musterungs— termine anzubringen; nach der Musterung angebrachte Reklamationen werden nur dann berücksichtigt, wenn die Ver⸗ anlassung zu denselben erst nach Beendigung des Musterungs— geschäfts entstanden ist.

Berlin, den 10. Januar 1910.

Die Königlichen Ersatzkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.

Aichtamtliches. Deutsches Reich. PreusFessen. Berlin, 24. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König vorgestern im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller und des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz entgegen. Heute vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rates von Valentini.

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Seiner Majestät des Kaisers und Königs wird die Akademie der Künste am Donnerstag, den 27. Januar 1910, Mittags 12 Uhr, im großen Konzertsaale der Königlichen akademischen Hochschule für Musik in Charlottenburg, Fasanenstraße 1, eine öffentliche Sitzung abhalten, zu welcher des beschränkten Raumes wegen eine begrenzte Anzahl besonderer Einladungen ergangen ist. Etwa verfügbar gewordene Eintrittskarten können am 26. Ja nuar von 19 Uhr morgens an im Bureau der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, in Empfang genommen werden.

Zur Feier des Geburtstages

91

Der Königlich siamesische Gesandte Phya Sridhamasa— sang ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der

Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des ‚W. T. B.“ ist S. M. S. „Arcona“ am 21. Januar in Hongkong eingetroffen und geht am 28. Ja— nuar von dort wieder in See.

S. M. SS. Scharnhorst“, „Leipzig“ und „Luchs“ sind vorgestern in Singapur eingetroffen.

Sachsen⸗Weimar.

Vorgestern nachmittag hat der feierliche Einzug Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin in Weimar stattgefunden. Wie das „W T. B.“ meldet, trafen die hohen Herrschaften gegen 3 Uhr von Frankfurt a. M. auf dem Bahnhofe ein und wurden im Fürstenzimmer von dem Oberkammerherrn Freiherrn von Rotenhan und von dem Staatsminister Dr. Rothe begrüßt. Bei der Einfahrt in die Stadt hieß der Oberbürgermeister, Geheimer Regierungsrat Pabst Ihre Königlichen Hoheiten dyn Großherzog und die Groß⸗ herzogin mit einer Ansprache inn Namen der Stadt Weimar willkommen. Dann erfolgte unter dem Jubel einer dicht⸗ gedrängten Volksmenge die Weiterfahrt nach dem Schlosse.

Gestern nachmittag traf Seine Majestät der Kaiser mit Gefolge in Weimar ein und wurde auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit. dem Großherzog empfangen und nach dem Residenzschlosse geleitet. Am Abend fand daselbst Galatafel statt, bei der Seine Königliche Hoheit der Großherzog, „W. T. B.“ zufolge, nach— stehenden Trinkspruch ausbrachte:

Eurer Majestät danken meine Frau und ich auf das allerherz⸗ lichste für den gütigen Besuch, den Eure Majestät uns heute ab— statten. Wir sind tief gerührt, daß Eure Majestät zu unserem Einzug gekommen sind, um meine Frau in ihrer neuen Heimat zu begrüßen, und hocherfreut über diesen Beweis treuer Freundschaft. Ich darf wohl sagen, daß auch alle meine loyalen Unter- tanen in Stadt und Land durch die Anwesenheit Eurer Majestät auf das tiesste und dankbarste bewegt sind. Meine Frau und ich werden stets dieses Kaiserlichen Besuchs mit Freuden gedenken, und so bitte ich denn alle Anwesenden, mit uns die Gläser zu erheben und der Anhänglichkeit zu Kaiser und Reich Ausdruck zu geben, indem wir rufen: Seine Majestät der Kaiser hurra! hurra! hurra!

Seine Majestät der Kaiser erwiderte mit folgendem Trinkspruch:

Ich freue mich aus tiefstem Herzen, meinen innigsten Dank aus— sprechen zu dürfen für die freundliche Begrüßung und die Worte, die Du soeben gesprochen hast. Es war mir ein Bedürfnis, an dem Festtage Eurer Königlichen Hoheiten, dem Einzug der Frau Groß— herzogin, hier anwesend sein zu dürfen, da ich gewohnt bin, von jeher Dir meine Teilnahme in Freud und Leid, zu zeigen. Heute herrscht Freude in Thüringen und im weimarischen Lande, und dieser Freude mich anzuschließen, bin ich hierher geeilt. Ich nehme innigen Anteil daran, daß Du Weimar eine neue Landesmutter wiedergeschenkt hast, und dankbaren Blickes sieht die Bevölkerung zu ihrem Fürsten auf. Wo es Tränen zu trocknen gibt, wo Hilfe in der Not zu bringen ist, da ist die Landesmutter von nöten, und da wird sie an ihrem Teile wirken. Die Stellung Weimars in der deutschen Geschichte verbindet es unlöslich mit der Entwicklung der Wissenschast, unserer Sprache und der Dichtkunst. Und so hoffen wir, daß die Erinnerung an die großen Dichter und Denker, an den großen Olympier und die anderen herrlichen Gestalten deutscher Männer, die hier hervorgegangen sind, durch Eure Königliche Hoheit, die Fran Ce, gehegt und gepflegt werden wird, wie von so vielen ** Fhrer Vorgängerinnen. Droben, aus den grünen Hügeln bei Eisenach blickt die Wartburg; und wenn demnächst der Landgraf seinen Einzug halten wird, so können wir dort droben seine Landgräfin begrüßen, die als flille, tüchtige Hausfrau die Erinnerung der Poesie, die dieses herrliche alte Schloß umschwebt, aufrecht erhalten wird. Zu all diesen Auf⸗ gaben gehort Gottes Segen und Gottes Hilfe, und die wünsche ich Euch beiden von ganzem Herzen, im Verein mit Eurem ganzen Volk. Möge Gott Euch beschützen auf allen Lebenswegen und Euch Fure Arbeit an Eurem Volk reich gesegnet sein lassen. Das sst mein herzlicher Wunsch, mit dem ich mein Glas erhebe zu dem Rufe: Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Königliche Hoheit Großherzogin hurra! hurra! hurra!

Später erhob sich Seine Königliche Großherzog noch zu folgendem Trinkspruch:

Die Großherzogin und ich danken allen unseren lieben Ver wandten, unsern Freunden und Gästen herzlichst, daß sie durch ihr zahlreiches Erscheinen bei unserm Einzug ihrer warmen Teilnahme an unserm Glück Ausdruck verliehen haben. Wir heißen Sie Alle bestens willkommen, erheben unsere Gläser und trinken das Wohl aller unserer hohen Gäste.

Nach der Tafel fand im Großherzoglichen Hoftheater eine Festvorstellung statt. Um 11 Uhr trat Seine Majestät der Kaiser, von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß⸗ herzog nach dem Bahnhof geleitet, die Rilckreise nach Berlin an, woselbst Allerhöchstderselbe heute morgen um 7 Uhr 55 Mi— nuten eintraf.

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Hoheit der

auf au

Oeffterreich⸗Ungarn.

Die ungarische Verfassungspartei unter Führung des Grafen Andrassy hat in einer vorgestern in Budapest abgehaltenen Parteikonferenz, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, einem Mißtrauensantrag nicht zuzustimmen, falls ein solcher in der heute stattfindender tung des Abgeordneten⸗ hauses von anderen Parteien gestellt werden würde, vielmehr zu beantragen, die Ernennung des Kabinetts Khuen Hedervary einfach zur Kenntnis zu nehmen, wenn es auch nicht aus den Reihen der Parlamentsparteien gebildet worden sei, in der Voraussetzung, daß die Regierung in allen Stücken verfassungs— gemäß verfahren und die Rechte des Parlaments wahren werde.

Die Justhgruppe und die Kossuthgruppe erklärten in einer Parteikonferenz, daß sie das Königliche Handschreiben, betreffend die Ernennung des neuen Kabinetts, geziemend zur Kenntnis nehmen, der Regierung jedoch kein Vertrauen ent gegenbringen. Die klerikale Volkspartei

lichen Beschluß.

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faßte einen ähn⸗

Frankreich.

Der Ministerrat hat nach einer Meldung des vorgestern beschlossen, vom Parlament einen Kredit von 2 Millionen Francs zu verlangen, der zur sofortigen Hilfeleistung für die Opfer der Hochwasserkatastrophe dienen soll.

Mme r Mn n“ „W. T. B.

Spanien. Vorgestern hat unter lebhafter Teilnahme der Bevölkerung der feierliche Einzug der aus Marokko heimgekehrten Truppen in die festlich geschmückte Hauptstadt stattgefunden. Wie

das „W. T. B.“ berichtet, wurden die T

Gouverneur und dem Bürgermeister begrüßt, wobei der Ministerpräsident dem Führer der heimkehrenden Truppen General Tovar, seine Glückwünsche zu der vorzüglichen Haltung der Truppen aussprach. Der König und die Königin mi dem Kronprinzen nahmen vom Balkon des Königlichen Schlosses den Vorbeimarsch der Truppen ab.

Bei dem gestrigen Empfange der Präsidien des Senats und der Kammer aus Anlaß seines Namenstages erklärte der König Alfons, es erfülle ihn mit Stolz, daß die Tapferleit des spanischen Heeres neue Gegenden der Zivilisation und dem freien Wettbewerb der Welt erschlossen habe.

Die französischen Zollerhöhungen haben, obiger Quelle zufolge, auch in Spanien lebhafte Verstimmung hervyr= Lrufen. Namentlich die Erzeuger von Korkpfropfen und die Südfruchthändler sollen das Ministerium ersucht haben, bei der französischen Regierung Zollermäßigungen durchzusetzen.

Der gesamte Gemeinderat von San Felio, wo ein Generalstreik ausgebrochen ist und bereits beunruhigende Formen angenommen hat, ist nach einer Meldung det „W. T. B.“ auf Befehl des Generalgouverneurs verh aftet

worden. Türkei.

In der Deputiertenkammer, die auch vorgestern im Klub der Deputierten ihre Sitzung abhielt, beantragte, „W. T. B.“ zufolge, ein Abgeordneter nach Verlesung von 140 aus der Provinz eingegangenen Depeschen, in denen der Kammer der Schmerz der Bevölkerung über den Brand des Parlamentsgebäudes ausgedrückt wurde, den Provinzen zu telegraphieren, es sei kein Anlaß zur Beunruhigung vorhanden, da das Feuer lediglich durch einen Zufall entstanden sei. Der Präsident erwiderte, eine derartige Erklärung abzugeben, sei unangängig, solange das Ergebnis der Untersuchung noch nicht bekannt sei. Die Kammer beschloß, die Ausschreibung für den Bau eines neuen Parlamentsgebäudes bei der Regierung zu beantragen. Asien.

Der Kaiser von Japan hat nach einer Meldung des W; T. B.“ zu derselben Zeit, zu der dem amerikanischen Botschafter in Tokio die Antwort auf den Neutralitätsvorschlag des Staatssekretärs Knox überreicht worden ist, ein Edikt er! lassen, in dem die dmandschu rische Eisenbahn er— mächtigt wird, eine Anleihe in doppelter Höhe des ein— gezahlten Kapitals aufzunehmen, die jedoch den Betrag des Gesamtkapitals nicht überschreiten dürfe. Da von dem 200 Millionen Men betragenden Kapital der Bahn 125 Mil— lionen eingezahlt sind, so ist die Bahn in der Lage, eine An— leihe in Höhe von 200 Millionen aufzunehmen.

Vorgestern vormittag ist der japanische Reichstag wieder zusammengetreten. Der Ministerpräsident Marquis Katsurga führte, obiger Quelle zufolge, in feinem Exposé aus:

Die Beziehungen Japans zu den mit ihm durch Verträge ver⸗ knüpften Mächten seien harmonisch und das Bündnis mit Groß⸗ britannien habe sich noch fester gestaltet. Alle zwischen Japan und Ching schwebenden Fragen seien wechselseitig geregelt. Die Regierung habe das Prinzip der offenen Tür in der Mandschurei immer geachtet, und er glaube, daß die Mächte den aufrichtigen Charakter des japanischen Vorgehens in der Mandschurei anerkennen. Ein neueg Zolltarifgesetz, das eine Herabsetzung' der Baumwollzölle enthalte, werde dem Reichstage vorgelegt werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (8) Sitzung des Hauses der Ab— geordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim beiwohnte, wurde zunächst in einmaliger Be ratung die Verordnung vom 8. Oktober 1909, betreffend die Bekämpfung der akuten Poliomyelitis Kinder lähmung in den Regierungs bezirken Arnsberg, Cöln und Düsseldorf, nach der diese Krankheit dem Gesetz zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten unterstellt wird, durch Kenntnisnahme erledigt. ;

Sodann folgen die ersten Beratungen der Gesetzentwürfe über die Erweiterung der Stadtkreise Essen, Cöln, Ratibor, Kiel, Flensburg, Harburg und Frankfurt a. M., die auf Antrag des Abg. Funck (fr. Volksp.) ge— meinsam geführt werden.

Der Inhalt der Gesetzentwürfe über die Erweiterung der Stadtkreise Essen, Cöln und Ratibor ist bereits kurz mitgeteilt worden.

Nach den übrigen vier Gesetzentwürfen sollen am 1. April d. J. vereinigt werden: mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Kiel (Einwohnerzahl nach der letzten Personenstandsaufnahme 184219) die zum Landkreise Bordesholm gehörigen Landgemeinden Hassee (6074 Einwohner), Gaarden 3961 Einwohner), Wellingdorf (1033 Einwohner) und Hassel— dies damm (100 Einwohner) und die zum Landkreise Plön gehörige Landgemeinde Ellerbek (8341 Einwohner), mit der Stadtgemeinde und dem Stadkkreise Flensburg (rund 54 000 Einwohner) die zum Landkreise Flensburg gehörigen Landgemeinden Fruerlund, Engelsby, Twedt und Twedterholz mit zusammen 2380 Einwohnern einschließlich der Militär personen), mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Har⸗ burg (nach der letzten Volkszählung 56 238 Einwohner) die zum Landkreise Harburg gehörige Landgemeinde Eißendorf (8041 Einwohner), mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Frankfurt a. M. (363 800 Einwohner sämtliche den bisherigen Landkreis Frankfurt a. M. (der aufgelöst werden soll) bildenden Ortschaften (mit zusammen 32725 Ein wohnern), nämlich die Stadt Rödelheim (9508 Einwohner) und die Landgemeinden Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Eschers heim, Ginnheim, Hausen, Heddernheim, Nederursel, Praun— heim und Preungesheim.

Abg. Linz (Zentr.):: Meine Freunde haben im allgemeinen prinzipielle Bedenken gegen Stadterweiterungen. Mindestens muß in, jedem einzelnen Falle sorgfältig geprüft werden, ob bei den Eingemeindungen die Interessen der ländlichen Kreise genügend be ückfichtigt werden. Es ist deshalb eine ausgiebige Kom⸗ missionsbergtung angezeigt, und meine Freunde beantragen, diese sämtlichen Eingemeindungs vorlagen der erweiterten Ge— meindekommission zu überweisen, wobei wir glauben, daß wir uns in Uebereinstimmung mit dem ganzen Hause befinden werden. Die Landkreise müssen vor der Eingemeindung hinreichend ge hört werden, um ihre Interessen namentlich in steuerlicher Beziehung würdigen zu, können. Es kommt in Frage, ob die Landbürger meistereien im Westen, die durch die Eingemeindung zerrissen

Hderich J Truppen am Eingang der Stadt von dem Ministerpräsidenten, dem Kriegsminister, dem

werden, genügend entschädigt werden. Frankfurt soll zum Beispiel

gandgemeinden in sich aufnehmen, die durchaus ländlichen Charakter Dstsee

libe von Treskow (kons.): Die Eingemeindungsvorlagen vom

porigen Jahre wurden in, der Gemeindekemmission beraten. Ich der Ansicht, daß auch die heutigen Vorlagen der Kommission über⸗ niesen werden sollen, und beantrage gleichfalls die Vorlagen der um

Mitglieder zu verstärkenden Gemeindekommission zu überweisen.

Abg. Funck (fr. Volks): Nach meinen Erfahrungen ist die Ver⸗ tretung der Städte in den Kommunallandtagen eher zu gering als zu zroß. In den Städten herrscht ein gewisses Mißtrauen gegen die Ein⸗ rmeindung der kleineren Orte, denn mit wenigen Ausnahmen machen sie nt der Eingemeindung ein schlechtes Geschäft. Andererseits zwingt aber ene ganze Reihe anderer Dinge zur Eingemeindung. Es lind dies Auigaben i Interesse des Staates, namentlich auf dem Gebiete der Schule und der Armenpflege. In Frankfurt a. M. bestand durchaus keine jieigung, alle Ortschaften des Landkreises einzugemeinden. Man hätte sih am liebsten diejenigen Landgemeinden ausgesucht, die für die Frank⸗ surter Verhältnisse am vorteihaftesten waren; aber das ließ sich nicht ohne weiteres machen. Die Aufsichtsbehörde bestand darauf, die Sache so zu arrangieren, wie es geschehen ist. In der Kommifsion mird auch die hier in Betracht kommende Frage des Wahlrechts, die Vertretung der Stadtgemeinden im preußischen Abgeordnetenhause nach Maßgabe des Bevölkerungszuwachses eine Rolle spielen. Wir behalten uns entsprechende Anträge vor.

(Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten sind der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Ge bührenordnung für Notare vom 25. Juni 1895 in der assung der Bekanntmachung vom 6. Oktober 1899, und der Entwurf eines Gesetzes über die Abänderung des Fesetzes, enthaltend die lan des gesetzlichen Vor schriften über die Gebühren der Rechtsanwälte und der Gerichtsvollzieher, vom 27. September 1899 in der Fassung der Bekanntmachung vom 6. Oktober 1899, nebst Be⸗ gründungen zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig haben, wie die „Voss. Itg.“ meldet, am Sonnabend sintliche LJut om obildrosch ken und Auto mobilomnibufse ihren Betrieb eingestellt, die Chauffeure sind in den Ausstand getreten. Den Anlaß dazu hat die nach Ansicht der Droschkenbesitzer und Chauffeure zu scharfe Handhabung der Polizeibestimmung uͤber den lutomohbilverkehr gegeben, die den Chauffeuren in Ter letzten zeit zahlreiche Strafmandate eingetragen hat. Man erwartet, daß ach die Leipziger Droschkenkutscher sich dem Streik anschließen

verden, da auch über diese in der letzten Zeit zahlreiche Strafen ver—

bängt worden sind.

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Bewohner Berlins und nas Thema eines Vortrages,

s.

Nuseum eingeladen hatte.

Mit den. Granitarbeitern der Steinindustrie nd ü

ist, wie die Köln. Ztg.“ aus Hanau meldet, ein Bezirks hrif abgeschlossen worden. Die Arbeitgeber haben die ausgesproch Nassenkündigung zurückgezogen.

Kunst und Wissenschaft.

Ack. „Die Bedeutung unserer Seefischerei für die

der Provinz Brandenburg“ lautete

zu dem die Brandenburgia“, Ge—

elschaft für Heimatkunde, am letzten Mittwoch nach dem Märkischen 8

Im Anschluß an die Sitzung sollte nach

den Programm ein unter Mitwirkung des Vorstands des Deutschen

Seefischerei⸗Vereins veranstaltetes, gemeinschaftliches frsch von der Küste iberliegenden Marinehaufes stattfinden. erdnung hatte ihre Anziehungskraft nicht verfehlt.

2

Seefischessen in

bezogener Ware im Ruhmessaal des gegen⸗

Besonders zahlreich

waren in der ungewöhnlich stark besuchten Versammlung die Haus

rirtschaftliche Frage

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Flüsse und vor allem ihrer großen Landseen angewiesen. dendischen Zeit wurde dieser natürliche Reichtum des Landes gebührend

Hering schon im Lande gekannt

m es geschieht diefer Fische

nge nur binnenländische ä König war es, der in seinem alle Intereffen feines Landes

merbefreiheit, des ; nhertschritte der Bereitung von Fischkonserven.

6 Fel

wie kaum eine andere von der Natur auf die Verwertung des Fisch⸗

* Landes Soͤrderun orderung

= 8 8

n Erleichterung dieses g

pon dem Wunsche geleitet, sich über eine eingehend unterrichten zu lassen, die von immer

rer Bedeutung für die Volksernährung und für jeden Einzel—

halt wird, je mehr sich die Aussicht guf Wiederkehr billiger fleischnreise verdüstert. Nach mehreren Mitteilungen vom Vor— undstisch und Vorlagen aus dem Märkischen Mufeum erhielt a Wort zum Vortrag des Abends der Generalsekretär des eutschen Seefischerei-Vereins, Professor Dr. F. Henking: ie Provinz Brandenburg scheint, fo begann der Redner,

rauen vertreten, offenbar

iichtums ihrer gußerordentlich zahlreichen Gewässer, ihrer Bache, s Schon zur schützt und die Fischerei eifrig betrieben. Alle die vielen? Sertlich— äten, die in der Mark Kietz“ heißen, sind ebensoviele Er— nnerungen an wendischen Fischereibetrieb. Als die Deutschen Herren geworden, erfuhr die Fischerei ohne Unterlaß“ die beste und Pflege bis in unsere Tage, in denen Berlin mit . der größte Markt der Welt für lebende Fische gilt. wänn sollte nun meinen, daß ein so reich mit Süßwasserfischen ge⸗ metes Land sich unter den Verkehrsschwierigkeiten und HSemmnissen erer Tage wenig für Seefische interessiert haben könnte; doch be⸗ then Urkunden aus dem 13. und 14. Jahrhundert, daß zum wenigsten und gewürdigt war. Vom 16. r die Heringfischerei hauptsächlich in an der Küste von Schonen; von dort ging ein lebhafter mit Salzheringen über Land nach Hamburg, ja bis Flandern. Verkehrs bezieht sich eine Urkunde von

aus der hervorgeht, daß die Stadt Brandenburg nittlerin dieses Dandels war. Mit Zollangelegenheiten, den ng und den als Fastenspeise in der ganzen Welt verbreiteten icchisch betreffend, befaßt sich eine Berliner Urkunde von 1397. tamals hatte der Verkehr schon eine andere Richtung genommen; als von Hamburg eingehend Er— Zur staatlichen Betätigung für die Seesischeri kam das ͤ Brandenburg und Preußen erst spät.

kecht als

16. Jahrhundert blühte Dweden,

7

Der ge g w ir r les Landes um— nden Geiste auch dieser Rahrungsquelle Aufmerksamkeit schenkte einer ersten deutschen Heringoͤfischereigesellschaft in Emden 1786 ein eg für Preußen verlieh. Der spätere Verlust von Sstfries land an mober ließ dies Unternehmen eingehen. Den lebhafteren Aufschwung hl der Seefischerei als die Gewöhnung an den Genuß von See im deutschen Binnenlande, insonderheit in Berlin und der

Ich bin

Diese interessante Tages.

brachte erst das 19. Jahrhundert infolge Einführung der

Baues von Eisenbahnen in den Jahren 18460 46,

Es ging indessen c langsam mit der Einführung von Scefischen in der Landes⸗ Ftadt. Bis in die 70er Jahre entbehrfe Be

niich, es

leinbutte

zum T V

3. aber seit und für die Ausdehnung in genommenen Fischgründe bis hinauf zu hoher Entwicklung gelangte Einrich—

ersetzt sind. Seitdem sind Nord- und

natürlich in ungleich höherem Grade als sonst zugunsten der Volksernährung nutzbar gemacht; allein noch ist bei weitem nicht

das erwünschte und erstrebte Köaß erreicht, in dem die Secfischerei zum Wohl und zu kräftiger Ernährung der Menschen beitragen könnte. Ein Hindernis bietet z. 3. noch die Unvereinbarkeit des im Winter stärkeren, im Sommer schwächeren Begehrs nach Seefischen, mit dem im Winter verglichen mit dem Sommer ungleich schwierigeren, gefäͤhr⸗ licheren und wenig ergiebigeren Fang. Dies Mißverhältnis ist zuweilen so stark, daß die Fischdampfer sich in der für den Fang besten Jahres zeit zum Feiern genötigt fehen, weil sie nicht imstande sind, das Fang⸗ ergebnis auf einen Preis zu bringen, der die Fangkosten deckt. Der Grund dieses Unterkonsums und des sich für die Interessen der See⸗ fischerei zeitlich ungeeignet verteilenden Konsums hierzu tritt auch schädigend die Gewöhnung der katholischen Landesteile an den Freitag als Fischgerichtstag ist zum Teil sicher in der nicht genügenden Organisation des Fischhandels zu suchen. Es wird nicht mit Unrecht, 3. B. für Berlin, darüber geklagt, daß die Zahl der Fischläden zu gering, infolgedessen der Einkauf für die Vausfrauen erschwert und damit die an regelmäßigen Verbrauch von See— sischen verhindert werde. Andererseits hat der noch bei weitem nicht allgemeine Genuß von Seefischen die un— liebsame Folge des Verderbens mancher nicht gleich abzusetzender Sendung und ̃ die Preisverteurung der frischen Ware.

Gewöhnung

Zend mittelbar Es ist heute so leicht, frische Ware auf Eis von der Küste als Eilgut zu beliehen. Würden die Händler sich . B. vor Bestellung eker Sendung mit ihren Kundinnen in Verbindung setzen, um des so—⸗ sortigen Verkaufs der ankommenden Fische sicher zu sein, wäre beiden Teilen gedient. Unsere Hausfrauen würden dann auch sicher die günstige Erfahrung machen, billiger zu kaufen, und bestätigt finden, was ein bedeutender Hygieniker in klaren Zahlen bewiesen hat, daß Seefische unter allen in Vergleich tretenden Nahrungsmitteln für das gleiche Geld den höchften Nahrungswert bieten. In der festen Ueber zeugung eines nach allen Seiten im besten Sinne nu bringenden Unternehmens ist vor jetzt 25 Jahren der Deutsche gen, ,. mit dem Sitz in Berlin gegründet worden. Sein Zweck ist niemals auf Beteiligung kommerzieller Art, sei es an der Seefischerei, sei es an der Verwertung des Fanges gerichtet gemesen, er hat stets nur folgenden Dingen gegolten: Der staatlichen Behörde, soweit es gefordert wird, zur Hand zu gehen, die persönliche Sicherheit der Seefahrer zu er⸗ höhen, das Seegewerbe zu heben, die soziale Stellung des Seefischer— standes zu verbessern, dem Fischhandel behilflich zu sein, den Seefisch verbrauch zu verallgemeinern, an der Lösung der mit der Seefischerei verbundenen wissenschaftlichen Fragen mitzuarbeiten, durch organifierte Arbeitsteilung ein einheitliches Zusammenwirken zur Erforschung der deutschen zu sichern und die auf das Gebiet der Seefischerei gehörigen Beziehungen zum Ausland zu pflegen. In umsichtigem Verfolg dieser Ziele hat der Deutsche Seefischerei⸗Verein z. B. im Jahre 1896 bel Gelegenheit der damaligen Berliner Gewerbeausstellung die Veranstaltung fördern geholfen, durch die in einem bestimmten Restaurant während der ganzen Ausstellungs⸗ dauer nur Seefische in verschiedener Zubereitung geboten wurden. Diese Einrichtung war ein Schritt auf dem Wege, weite Kreise für den Seefischverbrauch zu gewinnen; aber es bleibt“). 3. noch viel zu tun, und die Berliner Hausfrauen vor allem werden helfen müssen und sind dringend darum gebeten, der gesunden Nahrung, die in reicher Fülle die deutschen Meere uns liefern, zu einer allgemeineren Verwendung zu verhelfen.

zab hierauf noch eine Reihe interessanter Mit— ie Beteiligung der deutschen Seefischerei am

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teilungen, u. HVeringsfang in

er Nordsee, der im Mai und Juni an den Shet— landsinseln beginnt und sich dann unter Vermehrung der Beteiligung bis nahe an die deutsche Nordseeküste erstreckt. Das größte Quantum dieses deutschen Nordfeeheringsfanges zu unterscheiden von dem

in der Kieler Bucht vorherrschenden, als Kieler Bückling“ später weitberühmten Frühjahrshering kommt als Salzhering in den Verbrauch; grüne Heringe“ dagegen gelangen zu uns aus England, Schweden, Norwegen und Dänemark, sie bilden den wichtigsten Gegenstand unserer Konservenindustrie (die in Altona, Geestemünde ec. besonders stark, aber auch in

Berlin mit 21 Etablissements vertreten ist). Ganz besonders fesselnd var alsdann eine große Reihe schöner Lichtbilder, die ebenfo in die Einzelheiten des Fischfangs auf der See, den Betrieb der Fisch— dampfer mit dem großen Schleppnetz, den Fischfang mit Kutter und Ewer an der Unterelbe einführten, als sie in charakteristischen Bildern 3. B. aus Norwegen mit dem Getriebe des Fischmarktes und der Konservenindustrie bekannt machten. Der Redner schloß seinen mit der größten Aufmerksamkeit angehörten Vortrag unter allgemeinem Beifall und erntete in den Worten des Vorsitzenden den wohlverdienten Dank für seine eindringliche Empfehlung von Bestrebungen, für die es bei niemand Gleichgültigkeit, fondern überall nur Höchste An⸗ erkennung geben kann.

Die Schweizer Naturforschende Gesellschaft hat die Vorarbeiten zu einer Gesamtausgabe der Werke des Mathematikers Leonhard Euler, die auf 43 Quartbände berechnet ist, und für die ein wesentlicher Teil der erforderlichen Mittel im Subskriptions⸗ wege beschafft wurde, beendet. Mit dem Verlag des großen Unter— nehmens ist die Firma B. G. Teubner in Leipzig betraut. Es ist Aussicht vorhanden, daß mit der Ausgabe der einzelnen Bände schon innerhalb Jahresfrist begonnen wird. Die Redaktion liegt in den Händen der Professoren Rudio, Zürich, und Krazer und Stäckel, Karlsruhe.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Das Internationale landwirtschaftliche Institut in Rom veröffentlicht, wie W. T. B.“ meldet, seinen ersten Bericht über die landwirtschaftliche Statistik für Januar 1910. umfaßt sechs Abschnitte. Dienstes dar, der zweite

von

der General⸗ Der dritte

Dienst für d Jahr 1910/11. verschiedenen auf die große ersc und der Ernte in den Länder in drei Zonen eingeteilt.

Mit Rücksicht

ziedenheit der Zeiten der Aussaat verschiedenen Weltteilen werden die 3 Die erste, die Nordzone, umfaßt

Nordamerika mit Ausnahme von Mexiko, ferner Europa und das asiatische Rußland, die zweite, die Zentralzo ne, Mexiko, Zentral⸗ amerika und Südamerika nördlich vom Aequator, einen Teil Nord— afrikas, dann Zentral⸗ und Südasien, die dritte Zone, die Südzone, umfaßt alle. Lander südlich von der Zentralzone in Südamerika und Afrika sowie Australien und Neusceeland. fünfte Abschnitt enthält eine Tabelle mit den Daten über die Anbaufläche von Winterweizen und Winterroggen und über den Stand der Kulturen am 14. Januar 19g10 in den Ländern der Nordzone. Die Tabelle für das laufende Jahr ist notgedrungen sehr unvollständig infolge des Mangels an Zeit und der Unmöglich— keit, gewisse von den Regierungen gelieferte Daten zu vergleichen, und auch infolge des Fehlens eines statiftischen Dienstes in einigen Ländern, der diese Angaben hätte liefern können. Die Tabellen enthalten Ziffern, die dem Institut in regelmäßigen statistischen Berichten ge— liefert werden, oder solche Ziffern, die das Institut auf Grund seiner besonderen zu Anfang des Jahres gestellten Anfragen erhält. Der sechste Abschnitt bietet eine Tabelle mit der Schätzung der Anbau— fläche und der Produktion von Weizen in den Ländern der Südzone nach dem Stande vom 1. Januar d. J. Das Institut verlangte telegraphisch von den Ländern der Südzone, wo die Getreideernte eben im Gange ist, telegraphische Angaben über die gesamte Anbaufläche von Weizen und eine vorläufige Feststellung des Ertrages. Infolge der knappen Zeit sind die Informationen nur unvollständig eingegangen. Nach der vorläufigen Feststellung beträgt demnach die Gesamtproduktion von Weizen für das Jahr 190910 in Argentinien 42 785 000 Zentner, in Australien 22317 100,

Der w— c

in Chile 6 490 099, in Peru 400 000 und in Uruguay 2 610 000 3entner. Das Prozentverhältnis zu der mittleren Gesamtproduktion der letzten Jahre zeigt für Argentinien 149 c, für Australien 110,0, für Chile 180 und für Uruguay 151 0.

Verkehrsanftalten.

Die deutsche Briefpost für St. Thomas, Porto Haiti⸗San Domingo und Jamaica, die am 15. Januar mit dem Dampfer „Mecklenburg“ der Hamburg Amerika Linse von Ant⸗ werpen abgehen sollte, ist nach Deutfchland zurückgelangt, weil, der genannte Dampfer bei einem Zusammenstoß mit einem englischen Schiffe auf dem Humber so schwere Beschädigungen erlitter hatte, daß er seine Reise nach Westindien nich fortsetzen konnte, sondern nach Hamburg zurückkehren mußte. ö

Die Briefpost, die lediglich aus Sendungen bestand, für die vom Absender die Beförderung mit dem Sampfer der Hamburg⸗Amerika⸗ Linie vorgeschrieben war, wird mit den nächsten Verbindungen weiter⸗ befördert.

Rico,

Theater und Musik.

Kammerspiele—

Am Sonnabendnachmittag fand im Kammerspielhause eine choreo⸗ graphische Vorstellung statt, in welcher Stephanie von Domb rows ka „Tanzpoesien“ vorführte und die Damen Rorah und Muriel Ridley historische Tänze zum besten gaben. Den schwierigeren Stand hatte die erstgenannte Dame; denn um Schuberts „Moment, musical“ und Griegsche Weisen im Tanze zu versinnbild⸗ lichen, dazu bedarf es s beredter Gesten und einer außer— ordentlich beweglichen Mimik. Walzer und Mazurka konnte die Tänzerin schon eher durch ein verständliches Gebärden spiel beleben; doch hervorragende Eigenart betätigte diese neue Bar— fußtänzerin durchaus nicht. Bei weitem unterhaltender gestaltete sich die Wiedergabe der historischen Tänze; die Damen Ridley führten mit zierlicher Anmut und feinem Anstand die gemessene e (Pfauentanz), den kecken Galliard, Sarabande, Rigaudon und alte englische Volkstänze vor. Dem waren interessante Erläuterungen Über Herkunft stehungszeit der Tänze eingefügt; sie wurden Kostüm der Zeit unter Begleitung alter, dem sprechender Melodien getanzt; vereinzelt mischte Streichinstrumente der Gesang einer frischen welcher gut zu dem Charakter der Vorführungen paßte. Man fab diesen historischen Tanzproduktionen in der Tat mit Vergnügen zu und das um so mehr, als immer ein vornehmer Anstand in ihnen festgehalten wurde.

1 sehr

Mea war 71a Gavotte, Programm und Ent⸗ dann im

Zeitcharakter ent⸗ sich dem Klang der Maännerstimme bei,

Neues Schauspielhaus.

Als „lustiges Trauerspiel“ ist ein Stück, Der grof zeichnet, das am Sonnabend im Neuen Schauspielhause zum erster Male aufgeführt wurde und dessen Verfasser, ul ius Magnussen und Paul Sarauw. aus Dänemark stammen ffollen. Im Grunde ist es eine Posse, der zwar einige satirische Lichter aufgesetzt sind, die aber im großen und ganzen nur darauf aus ist, Heiterkeit zu erregen. Cederlund, einem Dichterling, der mit seinen literarischen Produktionen keinen Erfolg hat, fällt durch einen Glückszufall ein Reifeftipendium zu. Er unternimmt eine Reise nach Afrika, von wo aus nach drei Jahren die Kunde von seinem Tode in die Heimat gelangt. Hier hat sich inzwischen das Bild völlig verändert. Er ist Dichter von einem TLiteraturprofeffor entdeckt“ und nach seinem vermeintlichen Tode ein berühmter Mann geworden. Just an dem Tage, da das Cederlund⸗Mufeum feierlich eröffnet werden soll, trifft der Totgeglaubte zu Hause wieder ein. Krankheit und Entbehrungen haben ihn so entstellt, daß keiner ihn wiedererkennt, seine Angehörigen und Freunde aber ihn nicht wiedererkennen wollen, weil sein Nachruhm ihnen einträgliche Erwerbsquellen erschlossen hat. So wird er für einen Wahnsinnigen gehalten, der sich einbildet, der be⸗

als

rühmte Cederlund zu sein. Schließlich erhält er, nachdem er feierlich erklärt hat, Cederlund nicht zu ' sein, den Posten als Direktor des Museums, das seinen Namen trägt. Das Stück beginnt lustiger und verheißungsvoller, als es endet; die Handlung wird mit Gewalt gereckt, um für drei Akte auszureichen, denn der ganze dritte Akt, der stark gekürzt mit dem zweiten verschmolzen werden müßte, ist überflüssig. Er enthält in allzugroßer Aus⸗ führlichkeit lediglich die Feier der Museumseröffnung. Ueber diefe Längen konnte auch die vortreffliche Aufführung unter Direktor Halms Regie nicht ganz hinwegtäuschen. Den Cederlund spielte Herr Arndt charakteristisch und ohne in die Uebertreibungen zu berfallen, zu denen die Rolle leicht verführen kann. Als leicht⸗ sinnige und oberflächliche Frau Eederlund führte sich Fräulein Ida Wüst vom Lessingtheater an ihrer neuen Wirkungsstätte sehr vorteilhaft ein, und den Sohn Cederlunds, einen ungezogenen Jungen, gab Claire Waldoff ebenso glaubwürdig wie belustigend. Epa Brandt, die Herren Siebert, Retzbach, Paschen, Hartberg U. a. ergänzten in den wichtigen Neben- und Episodenrollen

das treffliche Zusammenspiel. 27 s Ren j m Für den gespendeten Beifall dankte mit den Darfteslern einer der Verfasser.

Schillertheater 0O.

Am Sonnabend erzielte die erste Aufführung des fünfaktigen Schauspiels „Der Pfarrer von St. Georgen“ von Heinrich Welcker im Schillertheater O. einen bemerkenswerten Erfolg. Dieser war in erster Reihe wohl der Gabe des Verfassers zu danken, seine handelnden Personen aus tiefer Menschenkenntnis heraus zu zeichnen, den Dialog leicht fließend und geistvoll zu gestalten und lebenswahr wirkende Szenenbilder zu schaffen. Zum nicht geringen Teil half auch die ausgezeichnete Darstellung, die das Bübnenwerk durchweg erfuhr, den Sieg erringen. Weniger sympathisch war die Tendenz des Stückes, der Kampf der Geister um Glaubensfragen, der in solcher ähnlicher Form schon öfter zum dramatischen Vorwurf gedient kaum etwas Neues bringen konnte. Wie aber diefer geistige vissensstreit den verschiedenen Parteien ausgefochten

„Fülle innerlichen Seelenlebens ergreifend zum Ausdruck wird, verdiente, wie schon gesagt, Anerkennung. hr anregend war in die Handlung die Perfon eines Bienen—

eingefügt, der seine darwinistischen Lebensanschauungen aus

Vergleich des Bienenstaates mit dem der Menschen her— eitet und dadurch an seinem alten Glauben irre wird. Ihm, er zugleich Organist ist, steht als prächtige kampfesfreudige Figur der Pfarrer von St. Georgen zur Seite, welche beide wieder der würdige Oberpfarrer Matthes in ihrem innerlichen Ringen zur Klarheit zu führen sucht. Ebenfo weiff die Gegenpartei vortreffliche Charakterfiguren auf, die außer in verschiedenen anderen Geistlichen vornehmlich in dem strenggläubigen Generalsuperintendenten und einem hohen Staatsbeamten verkörpert sind. Episodisch ist auch eine Liebesszene eingeschaltet, die im heißen Kampfe der Gemüter ver“ söhnend wirkt. Die Titelrolle führte Serr Paeschke mit einer Ver— tiefung in seine schwierige Aufgabe durch, welche den ganzen Be⸗ kenntniseifer des Pfarrers Burckhardt glaubhaft machte. Ebenso wurde der alte Organist Leberecht als der grüblerische, nach Wahrheit ringende Zweifler von Herrn Legal aus⸗ gezeichnet dargestellt. Auch die Herren Pategg (Ober—⸗ zfarrer), Wirth (Generalsuperintendent) und Reimer ¶Staatsminister) charakterisierten die von ihnen verkörperten Personen mit großer Natürlichkeit und wohlangebrachter Zurückhaltung. Die hervor— tretende weibliche Rolle der Organistentochter, der Verlobten des Pfarrers von St. Georgen, fand in Fräulein Baumbach eine sympathische Vertreterin. In gleicher Welse waren auch die zahl⸗ reichen anderen Rollen, die in geschickter Weise zur Belebung der Handlung beitragen, gut besetzt. Mit den Darstellern dankte auch der anwesende Verfasser für den freigebig gespendeten Beifall.

vom Db