Artikel 36, sub é, erhält als Absgtz 2 folgenden Zusatz:
„Nach Erledigung der bisherigen, den Anteilen zustehenden Vor⸗ zugsdividenden aus dem Reingewinn, soweit sie nicht in bar jetzt aus⸗ r n. werden, erhöht sich die Gewinnbeteiligung des Landesfiskus von 100,0 auf 1201.“
Artikel 86, sub d, erhält als Absatz 2 und 3 folgenden Zusatz: . ,
„Solange jedoch eine Dividende von 70 nicht erreicht wird, beträgt diese Tantieme nur 5 0. .
Durch die in Absatz 2 vorgesehene Zahlung von Tantieme darf eine Beeinträchtigung der unter Ziffer C vorgesehenen Gewinn— beteiligung des Landesfiskus nicht eintreten.“
Artikel 36, sub e, wird, wie folgt, geändert:
„Der verbleibende Rest wird je zur Hälfte unter die Gesamtzahl der Anteile einerseits und die Gesamtzahl der Genußscheine anderer⸗ seits verteilt.“
Artikel 38, 1. Satz, Zeile J 9, wird, wie folgt, verändert:
Im Falle einer Auflöfüng der Gesellschast werden nach Tilgung der Schulden und Deckung der Liquidationskosten zunächst die auf die Anteile eingezahlten Beträge nebst 7 o Dividende für das laufende Geschäftsjahr gemäß Artikel 36 b zurückgezahlt. .
Von dem Ueberschuß erhält der Fiskus von Kamerun 1290 und von dem dann verbleibenden Ueberschusse das zur Zeit des Eintritts der Liquidation im Amte gewefene Birektorium 10 0½ als Vergütung für die gesamte Leitung der Liquidation. J
Der verbleibende Rest wird je zur Hälfte unter die Gesamtzahl der Anteile einerseits und die Gefamtzahl der Genußscheine anderer⸗ seits verteilt.“
Berlin, den 25. Februar 1910.
Reichskolonialamt. Im Auftrage: Golinelli.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisher im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten beschäftigten Professor Dr. Alexander Amersdorffer zum Ersten Ständigen Sekretär der Königlichen Akademie . Künste in Berlin zu ernennen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgesetzes vom 30. Juli 1883 (Gesetzsamml. S. 195:
den Regierungsassessor Schneider in Köslin zum Stell— vertreter des ersten Mitgliedes des Bezirksausschusses in Köslin,
den Regierungsrat Parey in Schleswig zum Stellvertreter des ersten Mitgliedes des Bezirksausschusses in Schleswig,
den Regierungsrat von Horn in Gumbinnen zum Stell vertreter des ersten Mitgliedes des Bezirksausschusses in Gum— binnen,
den Regierungsassessor Freiherrn von Borcke ebenda zum Stellvertreter des zweiten Mitgliedes dieser Behörde,
den Regierungsrat Dr. von Rautenberg-Garczynski in Aachen zum Stellvertreter des zweiten Mitgliedes des Be— zirksausschusses in Aachen und . =* den Regierungsrat Schmidt in Bromberg zum Stell⸗ vertreter des zweiten Mitgliedes des Bezirksausschusses in Bromberg . , D auf die Dauer ihres Hauptamtes am Sitze des Bezirks⸗ ausschusses zu ernennen.
*
J. *
Finanzministerium. Königliche Generallotteriedirektion.
ü nn m ach ung Die Erneuerungslose sowie die Freilose zur 3. Klasse der 222. Königlich preußischen Klassen⸗ lotterie sind nach den s§ 5, 6 und 13 bes Lotterieplans unter Vorlegung der entsprechenden Lose aus der 2. Klasse bis um 7. März d. J., Abends 8 Uhr, bei Verlust des gun rechts einzulösen. . —ͤ Die Ziehung der 3. Klasse dieser Lotterie wird am 11. März d. J., Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Anfang nehmen. Berlin, den 1. März 1910. Königliche Generallotteriedirektion. Ulrich.
Kriegsministerium. Der Betriebsassistent Heldt ist zum Betriebsleiter bei den technischen Instituten ernannt worden.
Vorlesungsverzeichnis der Königlichen Technischen Hochschule Danzig (Danzig⸗Lang fuhr).
Einschreibungen vom 2. März bis 30. April 1910. Beginn der Vorlesungen Ende April 1910. Das Programm wird vom Geschäfts⸗ immer gegen Einsendung von (0,60 „ einschließlich Porto, in das Ausland gegen O, 89 M versandt.
Abteilung I: Architektur.
Carsten: Formenlehre der antiken Baukunst; Antike Baukunst (Detailübungen); Entwerfen und Detallieren; Das Ornament in der Architektur; Oeffentliche und Private Hochbauten (ausgew. Kap.); Stegreifentwerfen aus dem Gebiete des Hochhaues; Ornament⸗ zeichnen; Ornamentale Studien und farbige Dekorationen. Genzmer: Baukonstruktionslehre 1; desgl. II; Bebauungepläne und Bauordnungen; Straßenbau. Matthaei: Allgemeine Kunst⸗ eschichte; Geschichte der Baukunst; Kunstgeschichte (ausgew. Kap'. . Landwirtschaftlichée Baukunst; Entwerfen kleiner Hoch— bauten und landwirtschaftl. Gebäude; Innerer Ausbau; Kirchenbau; Backsteinbaukunst; Entwerfen und Detaillieren; Konstruktions. und Formenlehre der mittelalterlichen Baukunst. Pfuhle: Freihand. zeichnen und Aquarellieren 1; desgl. II; Aktzeichnen; Drnamentgles und figürliches Modellieren. Ehrhardt: Veranschlagen und Ge schäftsführung. Grambe r g:, Heizung und Lüftung. Ph le ps: Architektonische Formenlehre für Abt. II Geschichte des deutschen Bauernhauses und Entwerfen ländlicher Bauten; Farbige Architektur.
Abteilung II: Bauingenieurwesen.
Eggert: Geodäsie 1; desgl. II; Praktische Uebungen im Feld messen; Geodätisches Praktikum 1; desgl. Ii; Geographische Orts—
bestimmung. Ehlers: Flußbau ; desgl. II; deggl. Uebungen, Kohnke: Statik der Hochbaukonstruktionen 1: Festig keitsle hre; Statik der Hochbaukonstruktionen III: Stein- und Eisenbeton; Be— wegliche Brücken; Eisenbetonbau; Eisenkonstruktionen des doch baus Krohn: Statik der Baukonstruktionen 1 desgl. für Abt. IV;
Eisenbahnbau 1; Schleusen⸗ und Kanalbau; See⸗ und Verkehrswesen, Eisen ahnhochbau.
und Eisenhochbau. Wasserbau: Breidsprecher: t und Tarife; Eisenbahnoberbau, Eifenb
Abteilung IM: Maschineningenieurwesen und Elektro—
ssel für Maschinen— Eisenbahn⸗ und Pumpen Elektrotechnisches Labora⸗ Laboratorium
tt Otto Sch bahnverwaltung,
Eisenbahnmaschinenbau; Dampfkesse gl. für Elektrotechniker; Enzyklopädie s der Kraftmaschinen, Kessel Roeßl er: Elektrotechnik 1; 9 Elektrotechnisches n cher Anlagen. Roeßler und Roth: chulze⸗Pillot:
maschinenw f. Abt. Ih. Iz Elektrotechnik 11 und 11II; Projektierung elektris Berechnung und Ent Maschinenelemente; mit Kreiselrädern; agen und Ener bauer und Elektrotech Maschinenbau f. Abt. III u. asthe f u. Baumaschinen f. Abt. II; Statik
vurf elektrischer Maschinen. ; , s Abt. y; Kraft. u. Arbeitsmaschinen Kraftanlagen und Cnergievertei . gieberteilung f. Abt. II, Eisenbahnmaschinen? Aumund: IV; Lasthebe⸗ und
rteilung f. Abt. III;
Einführung Förderanlagen; der Baukonstruktionen. lien u. Herstellungsberfahren f. Abt. II Kolbenarbeitsmaschinen; desgl. für Elektro— fahren; desgl. f. Abt. IV;
3 der Materia (Schiffbau);
technik; Herstellungsver und Fabrikor techniker u. Maschinenl
Werkstattbetrieb chinenbauer, Elektro⸗ Wärmemechanik; desgl. II; Kolbenkraftmaschinen; Theorie inen (f. Abt. III. Gramberg: Mechanische aschinenuntersuchungen. für Elektrotechniker. eitungsnetze.
ganisgtion; desgl. f. Eisenbahnmas Schiffsmaschinenbauer. Wagener: aborgtorium 1
u. Baulehre d. Flugma Meßinstrumente technische Meßkunde Berechnung elektr.
Abteilung 19: Schiff- und Schi ffsmaschinenbau.
fen v. Schiffsturbinen, Schiffskessel 1; Ent— Entwerfen . . ; Mentz: Schiffsdampfma chinen, Ent Schiffshilfs⸗ Lienau: Praktischer Schiff⸗ Zeichnen von Schiffslinien, Entwerfen fen von Schiffen nebst Entwerfen von
Grix: Elektrische Bahnen;
Föttinger: Entwer werfen von Schiffskesseln Lasthebemaschinen f. ̃ odampfmaschinen, maschinen, Schiffs verbrennungsmotoren. ; Schütte: von Schiffslinien, Schiffsthe Einrichtungen 1, Schiffen nebst Einri Theorie des Schiffba Kriegsschiffe; ü h mann; Einrichtung der Kriegsschiffe; der Kriegsschiffe.
orie , Entwer f. Schiffsmaschinenbauer; w Schiffstheorie I, Abriß aus der us f. Abt. II. Eichhorn: Konstruktion der Entwerfen von Kriegsschiffen. 3. Jahr . Entwerfen von Einzelheiten
Abteilung V: Chemie. Ruff: Anorgan.chemische Technologie.] Anorgan. chem. Technologie Jö; Anbre Elektrochemie); im anorgan.⸗chem. Laboratorium; chemischen Laboratortum. jährlich wechselnd mit Organischchemi von Heizstoffen und Gasanalyse; Laboratorium, Praktikum im von Wolff: Geologie; Mineralog. geologische Ue geologischen Institut täglich,? entgeltlich). chemisches Praktikum Lu. II.
Abteilung VI: Allgemeine Wissenschaften. Lorenz: Einführung in die Mechanik; Mechanik (unentgeltl.. d. deutschen Kulturgeschichte. Einführung in die höhere J Darstellende Geometrie; Mathematik Geometrie (unentgeltlich). Mo llwoj (unentgeltlich); Prakt. Nationalö enwesen; ] Besprechung selbständiger volksw Fortgeschrittenen (unentgeltlich). pPhysikal. Praktikum; Großes p von Bockelmann: geographie m. bes. i Mensch u. seine Wirtschaftsstufen (unentge führung in das physikal. Praktikum; Licht⸗ entgeltl.); Photographie⸗ und Licht graphie und Lichtpausverfahren f. Laboratorium d. Spezielle Botanik; B onen (unentgeltl.
jährlich wechselnd mit anisch⸗chemische Technologie II ᷣ (unentgeltlich); Praktikum im elektro⸗ Organ chemische Technologie 1 scher Technologie 11; Untersuchung Praktikum im Organisch-chemischen Laboratorium f landwirischaftl. Gewerbe. Entstehung der Mineralien und Gesteine; Il; Praktikum im Mineralog. Mineralog.geologisches Kolloquium (un- JL u. II; Physikalisch Qualitative chemische Analyfe.
Technische Kolloquium
bungen L u.
sikalische Chemie
Ausgew. Kap. aus der Revolution; Epochen on Mangoldt: Höhere Mathematik 6 Mathematik (für die zu Sstern Ein“ Graphische Statik. Synthetische
Luckwaldt:
(mit Uebg.); Volkswirtschaftliche Uebungen kböötke J. und II. Teil; Bank⸗ irtschaftl. Arbeitzn m. Wien: Experimentalphysik 1 ; Kleines hysikal. Praktikum täglich den ganzen Tag. Kap. aus der Pflanzen— deutschen Kolonien; Kalähne: und Wärmestrahlung (un zausverfahren; Uebungen in Photo— Infänger; Arbeiten im pl f. Fortgeschrittene.
Sommer:
Berücksichtigung d.
physikal. Instituts f. Botanisch⸗mikroskopische Uebungen i; s J. Zeit nach Vereinbarung. Löbner: Deutsche (Fortsetzung); Petruschky:
Botanische
Besprechung Ausgew. Kap. Ernährung) Berücksichti⸗
Jahrhunderts ausgew. Dichtungen (unentgeltlich).
Gewerberecht Einführung und Telegraphenrecht. von Brunn: Astronomie. Theorie der
Saenger: Großindustrie. kunde u. d. Gerichtswesen, Post— Stellarastronomie, Pröll: Anleitung z. Behandlun Propeller f. Wasser- und Lu die Theorie der Ele Russische Sprache 1, I u. III. kehrsschrift) (System Gabelsberger) Gabelsberger); Geschichte der mann: Engl. Sprache 1 (f. Anfänger); desgl. II Stenzler: Unglücksfällen (unentgeltlich). Danzig⸗-Langfuhr, den 25. Februar 1910. Der Rektor. Matthaei.
entgelllich).
Sphärische
g mechanischer Aufgaben, Strasser: Einführung in kagnetismus. Stenographie desgl. II (Redeschrift) (System Stenographie (unentgeltlich). (für Vorgeschrittene).
gemeinverständlich;
ftfahrzeuge. ktrizität und des P
Französische
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin,
Seine Majestät der Kaiser und Kö heute vormittag den Reichskanzler Dr
önig besuchten, , zufolge, Bethmann Hollweg.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats ndheer und die Festungen und ᷣ vereinigten Ausschüsse Festungen, für d jr hielten heute Sitzungen.
für Handel und Verkehr ür Rechnungswesen, für das Landheer und die as Seewesen und für Handel und Verkeh
In Nr. 10 des nuar 1910 war an d Fachgelehrter gute Mocheln des Kaiser W zu Bromberg und neue stattgefunden hatten,
„Deutschen Reichsanzeigers“ vom 13. Ja⸗ er Hand von Gutachten hervorragender die früher auf dem Versuchs ilhelm-Instituts für Landwirtschaft rdings im Kaiserlichen Gesundheitsamte nachgewiesen, daß die bis dahin vor—
und von Versuchen
der mit Eosin gefärbten Gerste auf Schweine der Begrün⸗ dung entbehrten. Nach Veröffentlichung jenes Artikels, der in den beteiligten Kreisen weite Verbreitung gefunden hat, sind noch fernere Versuche angestellt und wertbolle Erfahrungen anderer Art gesammelt. Wenn auch über einige der neueren Versuche in der Presse bereits berichtet wurde, und wenn auch die Veröffentlichung im Deutschen Reichsanzeiger der vorher in weiten Kreisen herrschenden Beunruhigung ohne Zweifel mit bestem Erfolge entgegengewirkt hat, so erscheint es doch zweck⸗ mäßig, die in der Zwischenzeit gesammelten Erfahrungen in ihren wesentlichen Ergebnissen nachfolgend noch einmal kurz zusammenzufassen. .
Im Laufe der von den preußischen Landwirtschafts kammern im Auftrage des Ministeriums f. Landwirtschaft, Domänen und Forsten und von dem Deutschen Landwirtschaftsrat ange⸗ stellten Erhebungen ist zwar von einer Anzahl von Viehbesitzern behauptet worden, daß die mit Eosingerste gefütterten Tiere mangelnde Freßlust bezeigt hätten, krank geworden und in ein⸗ zelnen Fällen sogar eingegangen wären. In keinem einzigen Falle ist indessen festgestellt, daß die beobachteten Stö⸗ rungen und Schädigungen tatsã chlich durch ö fütterung der Eosingerste veranlaßt sind. Im Gegen⸗ teil sprechen gewichtige Gründe gegen diese Annahme. Vor allem ist hervorzuheben, daß die überwiegende Mehrzahl der auf Veranlassung der Landwirtschafts kammern befragten Be teiligten sich günstig über die mit der Eosingerste gemachten Erfahrungen geäußert hat. Mehreren Kammern, in deren Be⸗ zirke solche Gerste verfüttert wird, sind Berichte über nach⸗ teilige Wirkungen von keiner Seite zugegangen. Großgrund⸗ besitzer, Molkereien, Züchtereien in verschiedenen Gegenden haben zahlreiche Schweine zum Teil monatelang mit gefärbter Gerste ohne Schaden gefüttert. Der länd⸗ liche Genossenschaftsverband in Münster hat Tausende von Zentnern nach fast ganz Westfalen geliefert und, nachdem die Bezieher über den Zweck der Färbung aufgeklärt waren, keine Schwierigkeiten mit dem Absatz gehabt. Ein ostpreußischer Landwirt hat seine ganze Schweineherde von 309 Stück für Versuchszwecke zur Verfügung gestellt, und das Kaiser Wilhelm⸗ Institut in Bromberg hat für den gesamten Bestand an Schweinen auf dem Versuchsgute Pentkowo die Fütterung mit Eosingerste eingeführt.
In einer Reihe von Fällen, in denen teils bei den von den Behörden veranlaßten Ermittelungen, teils in der Presse Erkrankungen oder Todesfälle von Tieren auf den Genuß von Eosingerste zurückgeführt wurden, ist es auch gelungen, die wahren Ursachen festzustellen. Einem Landwirt aus dem Bezirke der Landwirtschaftskammer in Cassel war nach Verfütterung solcher Gerste ein Pferd verendet und Schweine und Kühe erkrankt. Da die Gerste in hohem Grade verunreinigt war, ließ er sie nach jenen Vorkommnissen noch einmal vor weiterer Verwendung über die Windfege gehen. Krankheits erscheinungen zeigten sich seitdem nicht mehr. In einem aus Pommern von der Oberzolldirektion in Stettin berichteten Falle wurde festgestellt, daß die verwendete Gerste überhaupt nicht gefärbt und ihre schädliche Wirkung wahrscheinlich durch „Dumpfig keit“ veranlaßt war. In mehreren in Pommern, Posen und Schleswig⸗-Holstein vorgekommenen Fällen wurden als wahre Krankheits- oder Todesursachen Rotlauf, Backstein blattern und Schweineseuche amtlich ermittelt. Die Feststellung, daß das Eingehen mehrerer Schweine desselben Besitzers nicht, wie in der Presse behauptet, auf Eosinvergiftung, sondern auf akute Schweineseuche zurückzuführen war, hatte in dem einen Fall die Sperrung des gesamten Bestandes des Besitzers zur Folge. l .
Sprechen alle diese Erfahrungen gegen die Annahme einer Gesundheitsschädlichkeit der Eosingerste, so werden sie durchweg bestätigt durch die Ergebnisse von neuerdings unter amtlicher Aufsicht veranstalteten weiteren Fütterungsversuchen. Solche haben namentlich stattgefunden
bei dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, bei dem Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, ; . auf dem Versuchsgute Mocheln des Kaiser Wilhelm -Instituts für Landwirtschaft in Bromberg, auf den Schlachthöfen in Kiel und in Hamburg und zwar an letzterem Orte zunächst auf Anregung des Vereins der dortigen Getreidehänsler. Die Versuche wurden teils an Hühnern, teils an Tauben, teils an Rindvieh, teils an Schweinen, bei letzteren teils an Ferkeln, teils an größeren Tieren vorgenommen. Verwendet wurde teils vorschriftsmäßig, teils in allen Körnern gefärbte Gerste. Sie wurde in einigen Fällen neben einem Beifutter, in anderen ohne ein solches verabreicht. So verschieden hiernach die Ver suche unter sich waren, so übereinstimmend war bei allen das Ergebnis, daß nachteilige Einwirku ngen auf das Wohlbefinden und die Nutzungen der Versuchstiere nirgends beobachtet werden konnten. Selbst bei einem Tiere, das bei Beginn des Versuchs krank war, wurde eine ungünstige Wirkung der Fütterung mit gefärbter Gerste nicht beobachtet. Insbesondere ist auch in keinem Falle eine Abnahme der Freßlust der Tiere durch die Verabreichung der gefärbten Gerste veranlaßt worden. Dabei verdient besondere Hervor⸗ hebung, daß die in Mocheln verfütterte Gerste von einem Mühlenbesitzer bezogen war, dessen Kunden sie beanstandet hatten, weil die Schweine sie angeblich nicht fressen wollten.
Ebensowenig wie bei den bisher erwähnten Verfütterungen gefärbter Gerste wurde eine Beeinträchtigung der Gesundheit, der Freßlust und des Masterfolges bei Schweinen bemerkt, die einerseits im Kaiserlichen Gesundheitsamt, anderseits im Tier— seucheninstitut der Landwirtschaftskammer in Kiel während längerer Zeit neben ihrem sonstigen Futter reines Eosin in viel größeren Mengen erhielten, als bei Verfütterung vor schriftsmäßig gefärbter Gerste von den Tieren aufgenommen wird. Als besonders bemerkenswertes Ergebnis ist dabei hervor zuheben, daß die tägliche Gewichtszunahme von drei im Ge sundheitsamt mit großen Mengen reinen Eosins (0,5 g auf 1kRg Körpergewicht) behandelten Schweinen 0,76, O0, 86 und l, 12 kg betrug, während 5 zur selben Zeit ohne Eosin, im übrigen aber gleich gefütterte Kontrollschweine nur eine Zunahme von Oz kg auf das Stück und den Tag aufwiesen. Das Schwein mit der höchsten Gewichtsvermehrung von 1,B12 kg täglich war dasselbe, das zuerst, wie erwähnt, krank war, aber während der Fütterung mit Eosingerste wieder genesen ist.
Ein Teil der Versuche wird noch fortgesetzt. Von den Schweinen, Rindern, Hühnern und Tauben sind mehrere nach längerer oder kürzerer Verabreichung des Eosins geschlachtet. Dabei konnte in keinem einzigen Falle eine Färbung des Fleisches oder des Fetkes festgestellt werden. Bei den Tieren, die Eosin in nicht größeren Mengen als den vorge
gebrachten Behauptungen einer gesundheitsschädlichen Wirkung
schriebenen erhalten hatten, wurden auch die Där me regelmäßig
der Kirchenversammlungen beider Sprengel gelegentlich der
Beltfriedenz erfülle ihn mit Freude. Er sei überzeugt, daß mit der ortschreitenden Gesittung der Einfluß der christlichen Lehre auf die
Anke Gott für die Erhaltung guter Beziehungen und freund—
Verbreitet gewesen. Die Ruhe der Kolonien sei durch den Abschluß
en, wo sie während so langer Zeit schwer gestört war. Nun erde sein Sohn diese vereinigten Kolonien l
frei von Anfärbungen gefunden. Alle diese bei den Ver— , gemachten Wahrnehmungen werden wiederum durch Erfahrungen bestätigt;, die in der Praxis gesammelt werden konnten. Von verschiedenen Schlachthausverwaltungen ist berichtet, daß an den mit Eosingerste gefütterten Schweinen nach der Schlachtung Färbungen innerer Teile und sonstige Veränderungen nicht aufgefallen sind. Eine bedeutende west⸗ fälische Fleischwarenfabrik hat, wie die Oberzolldirektion Münster berichtet, seit längerer Zeit solche Schweine verarbeitet, ohne jemals einen nachteiligen Einfluß auf die Beschaffenheit des Fleisches wahrzunehmen.
Die bisherigen Ermittelungen geben hiernach keinen Anhalt für die Annahme, daß die Ver? wendung mit Eosin gefärbter Gerste zur Vieh⸗
*
fütterung nachteilige Folgen haben könnte. Im Zusammenhange hiermit sei nochmals darauf hingewiesen, daß es. in neuerer Zeit auch gelungen ist, die Grundlosigkeit einer anderen, vielfach geäußerten Be—⸗ fürchtung zu erweisen. Mahlversuche, die in einer Mühle der Provinz Schleswig-Holstein in Gegen⸗ wart von drei Müllern, einem Mitgliede der Handelskammer in Flensburg sowie von Vertretern der preußischen Zoll— verwaltung und der Kaiserlichen Technischen Prüfungsstelle stattgefunden haben, ergaben, daß die Vermahlung ge— färbter Gerste eine Anfärbung der Mühlsteine nicht bewirkt. Zu der ferner mehrfach aufgestellten Be— hauptung, daß gefärbte Gerste in Hefenbrennereien nicht verwendet werden könne, sei nur bemerkt, daß eine bedeutende Hefenbrennerei in Westfalen, die früher nur ungefärbte Gerste unter Verwendungsnachweis verarbeitete, neuerdings in erheb⸗ lichem Umfange gefärbte Gerste verbraucht und dabei die besten Erfahrungen gemacht hat. Eine von der Kaiserlichen Techni— schen Prüfungsstelle untersuchte Probe der in der Brennerei gewonnenen Hefe zeigte keine Rotfärbung, auch war selbst auf chemischem Wege Eosin nicht darin festzustellen.
Es ist zu erwarten, daß diese Mitteilungen sich als geeignet erweisen werden, etwa noch vorhandene Besorgnisse zu beseitigen. Dies gilt um so mehr, als die schon nach Lage der bisherigen Bestimmungen nicht anzuerkennende Möglichkeit nachteiliger Wirkungen neuerdings noch dadurch in weitere Ferne gerückt ist, daß zur Vermeidung nicht unbedingt erforderlicher Kosten ohne Schädigung der Zollsicherheit die U verwendende Farb⸗ flüssigkeitsmenge um ein Fünftel und die Stärke der Farblösung m die Hälfte herabgesetzt werden konnte.
Der Regierungsrat Becker in Erfurt ist der Königlichen Regierung in Liegnitz, der Regierungsassessor Dr. Walther in Zabrze dem Königlichen Polizeipräsidium in Stettin und der Regierungsassessor Ber gmann in Essen dem Königlichen Polizeipräsidium in Danzig zur weiteren dienstlichen dung überwiesen worden.
Die Regierungsreferendare Bartels, Dr. jur. und Stegemann aus Merseburg haben die zweite prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Wie das „Ungarische Telegraphen⸗Korrespondenz Bureau“ meldet, erfolgte in der gestrigen Audienz des ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Khuen-Hederva ry beim König Franz Joseph die Ernennung des Grafen Johann Zichy zum Unterrichts⸗ und Kultusminister.
. Im österreichischen Abgeordneten hause begann gestern die erste Lesung des B udgets für 19106.
Wie das . W. T. B. meldet, verlangte der Abg. Beer (Soz.) endliche Abkehr von der die gesamte Volkswirtschaft schädigenden bis— herigen Zoll⸗ und Handelspolitik und trat für raschesten r der Tandels verträge mit Serbien und den anderen Balkanstaaten ein. Der Abg. Sylvester wandte sich dagegen, daß von Regierungs- deutschen gesprochen werde. Die Regierung fei ohne Zutun der Veutschen
ins Leben gerufen worden. Die D eutschen hätten die Regierung auch uur dort unterstützt, wo sie es sachlich für berechtigt erachtet hätten Insbesondere durch die Ereignisse der letzten Zeit seien die Deutschen von der Regierung noch weiter abgerückt. Die Zusammenschließung nationaler Parteien habe auch die Deutschen veranlaßt, sich auf einer nationalen Grundlage zusammenzuschließen. Der tschechische Ab⸗ geordnete Ba xa kritisierte das gegenwärtige Regierungssystem. Die Beseitigung des jetzigen slavenfeindlichen . sei das Losungs wort aller slavischen Parteien. Es gehe nicht an, daß im Hause des allgemeinen Wahlrechts die Mehrheit der Ministerbank von Deutschen gebildet werde, während die Slaven sich in entschiedener Minderheit befanden.
Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen. Das Haus verhandelte dann über Dringlichkeit anträge.
Die Finanzkommiffion des böhmischen Landes— Rus schusses hat, obiger Quelle zufolge, beschlossen, mit Rück— icht auf das wegen der deutschen Obstruktion nicht bewilligte zudget Streichungen an den Ausgaben für Schulzwecke, an Sanitãäts Humanitäts⸗ und Bautensubventionen im Betrage von A8 Millionen Kronen vorzunehmen. Für Humanitäts und Sanitätsanstalten allein wurden über vier Millionen Kronen gestrichen. Weitere Ersparungen werden erwogen.
Großbritannien und Irland. Der König Eduard hat gestern im Buckinghampalast
die Erzbischöfe von Canterbury und York und viele Mitglieder
inberüfung der Kirchenprovinzen Canterbury und ork empfangen. In seiner Antwort auf die an ihn ge kichteten Ulnsprachen sagte der König laut Bericht des RRB. W. 27
Die Anery ö . . ; Die Anerkennung seiner Bemühungen um die Erhaltung des
. eelen zunehme und daß die Menschen in immer wachsendem Maße le Liehe zum Frieden in ihre Herzen pflanzten. Von ihm aber ange Gesundheit, Glück und Fortschritt aller Nationen ab. Er bete ständig, daß das Land vor den Gefahren und dem Elend eines rleges bewahrt bleiben möge, da in dieser neuen Zeit ein rieg den Untergang von Mini den herbeiführen würde. Er
glich Gefühle zwischen den Großmächten. Sesten in der Ge— chichte sei der Wunsch nach Frieden so weit durch das ganze Reich
er Südafrikanischen Union gefördert worden; dies sei in einem Lande
*
de ; desuchen, um das Ssegel . eine Versöhnung, zu setzen, an der holländische und britische sntertanen treu gearbeitet hätten.
Frankreich.
Der Senat hat gestern, W. T. B.“ zufolge, den von der Kammer bereits genehmigten Gesetzentwurf, betreffend die Sicherung der Wahlfreiheit und des Wahlgeheim— nisses, mit einigen Abänderungen angenommen. In dem Entwurf handelt es sich vor allem um die Einführung von Briefumschlägen für die Stimmzettel.
. Deputiertenkammer hat in der gestern fort⸗ gesetzten Beratung des Finanzgesetzes einen Artikel angenommen, durch den die Regierung zur Emission von 154 Millionen kurzfristiger Obligationen ermächtigt wird, und eine Be— stimmung genehmigt, durch die der Kriegsminister versuchsweise
autorisiert wird, jedes Jahr 100 Offiziere zur Disposition zu stellen, um so eine Verjů ngung des Offizierkorps zu er— zielen. Die Kammer hat ferner den Gesetzentwurf ange— nommen, der die Bank von Frankreich ermächtigt, den Ueber⸗ schwemmten unverzins liche Darlehen bis zum Gesamt—⸗ betrage von 100 Millionen Francs auf fünf Jahre zu gewähren.
Die Marine kommisffion ber Deputiertenkammer at das Flottenprogramm der Regierung gebilligt. Die Kommission schlägt, obiger Quelle zufolge, vor, daß die sieben neu zu erbauenden Panzerschiffe, die bis zum 4. Januar 1915 vollendet werden müssen, nach den vom MNinister bezeich⸗ neten Typen hergestellt werden sollen. Der Minister solle weiterhin ermächtigt werden, im Jahre 1910 zwei Panzer in den Marinearsenalen auf Stapel zu legen, und Anfang 1911 zwei weitere von der Privatindustrie zu erbauende Panzer in Auftrag zu geben.
Rußland. Die Landesverteidigungs kom mission der Reichs—
duma hat, wie das „, meldet, eine Verstärkung der Feldmörserartillerie beschlossen. Weiter wurde schleunigste Ver— sorgung der Artilleriewerkstätten mit solchen Materialien be— schlossen, die in Rußland in ungenügender Menge hergestellt werden, damit in Kriegszeiten keine Betriebsstörung eintrete. Schließlich faßte die Kommission einen Beschluß, wonach Juden vom Besuch der militärmedizinischen Akademie ausgeschlossen sind.
Niederlande.
Die Ausschüsse der Zweiten Kammer haben über den Antrag des sozialistischen Deputierten Troelstra, gegen den früheren Ministerpräsidenten Kuyper in der Angelegenheit der Ordensverleihungen eine parlamentarische Untersuchung zu eröffnen, ihren Bericht erstattet. In dem Bericht heißt es „W. T. B.“ zufolge:
Die große Mehrheit sei der Ansicht, eine solche Untersuchung würde verfrüht und unnütz sein in einem Augenblick, wo Kuyper selbst sich an einen Ehrenrat gewandt habe. Troelstra hätte, anstatt der
Kammer die Verantwortung für eine Untersuchung aufzubürden, die
niemals politische Folgen haben könne, eine gerichtliche Klage gegen
Kuyper erheben sollen. Die Minderheit halte eine Untersuchung für
notwendig, da ein Ehrenrat nicht die Macht habe, Zeugen zu zwingen,
bor ihm zu erscheinen und unter Cid auszusagen. Uebrigens wurde durch eine parlamentarische Untersuchung festgestellt werden, ob Kuyper in Zukunft noch werde am politischen Leben teilnehmen können.
Griechenland. Die Theotokis- und die Rhallispartei haben nach einer
Meldung des „W. Te B.“ die Revisionsvorlage mit Aus nahme einiger Nebenbestimmungen, darunter diejenigen, be— treffend die Prüfung der Kammerwahlen durch den Kassations⸗ hof, angenommen. Ueber den Antrag wird im Laufe der Woche abgestimmt werden.
Montenegro. Gestern früh ist ein österreichisch⸗u ngarisches Ge
schwader unter dem Kommando des Konteradmiräls Haus, „W. T. B.“ zufolge, in Antivari eingetroffen und von den montenegrinischen Militär- und Mittags begaben sich der Konteradmiral und die Offiziere des Geschwaders in Spezialmission nach Cetinje.
'
zivilbehörden begrüßt worden.
* X
Schweden. Der Regierungsentwurf über den neuen Zolltarif ist
gestern dem Reichstag vorgelegt worden. Darin erklärt der
Finanzminister, wie das „W. T. B.“ meldet, es habe sich bei den handelspolitischen Verhandlungen mit Deutschland gezeigt,
daß die schwedischen Zollsätze sowohl formell als materiell wenig geeignet zu einer Grundlage für solche Verhandlungen seien. Da nun hald neue Verhandlungen erwartet würden, so wäre eine Revision augenscheinlich notwendig. Der Bericht der im Jahre 1906 dafür ernannten Kommission habe dem Regie rungsentwurf als Basis gedient.
Asien.
Der Dalai Lama ist, einer Depesche des, B.“
W. T zufolge, gestern nachmittag mit großem Gefolge in Darjiling eingetroffen.
Amerika. Die Marinekommission des amerikanischen Re
präsentantenhauses hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ dem Bau von zwei Linienschiffen, einem Reparaturschiff, zwei Kohlenschifsen und vier Unterseebooten zugestimmt.
Der Präsident der Republik Panama Domingo de
Abaldia ist gestorben. Sein Nachfolger ist der Vizepräsident Mendoza.
Afrika.
Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der Sultan von
Marokko auf die von dem kranzösischen Konsul Gaillard am 25. Februar überreichten Forderungen erklärt, daß diese Forderungen erfüllt werden würden. Zwei Tage später schränkte er aber die Vollmachten El Mokris in den Punkten der An leihe und der Entlassung der türkischen Instrukteure ein. Daraufhin teilte ihm Gaillard mit, daß die
Frist zur Ratifi
zierung des Abkommens abgelaufen sei und er Fes sofort verlassen werde. Jetzt befahl der Sultan endgültig, alle Forderungen zu erfüllen. Ein die Art dieser Erfüllung aus drücklich bezeichnender Brief wurde am 26. Februar an Gaillard abgeschickt. Dieser Brief enthielt auch Abschriften der El Mokri gegebenen Vollmachten, die sich auf die Anleihe und auf die Uebereinkommen über“ die von Marokko zu leistenden Sicher stellungen beziehen. Frankreich wird auch eine Abschrift der Instruktionen erhalten, die den scherifischen Behörden zum Zwecke der Durchführung der Uebereinkommen gegeben worden sind. Endlich schreitet ber Machsen zur Ernennung eines Obergrenz m far und erklärt, die türkischen Instrukteure entlassen zu wollen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Kauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
In der heutigen (46.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Delbrück beiwohnte, wurde die Spezialberatung des Etats für das Reichs amt des Innern fortgesetzt und zunächst die Abstimmung über die zu dem Ausgabetitel „Gehalt des Staatssekretärs“ eingebrachten Resolutionen vorgenommen. . Angenommen wurde zunächst die Resolution der Sozial⸗ demokraten, betr. einheitliche Wahlu rnen, gegen die Stimmen
der Deutschkonservativen und der Reichspartei, sodann die Re⸗ solutionen ber Abgg. von Hertling und Bassermann, die den gleichen Gegenstand betreffen, während die Resolution Hertling darüber hinaus noch die kriminelle Bestrafung der porsätzlichen Verletzung des Wahlgeheimnifses durch Wahlvvorstandsmitglieder verlangt. Abgelehnt wurde die Resolution der Polen wegen Vorlegung eines Gesetz⸗ entwurfs, der die Aufhebung der 88 12, 17 und 19, 3 des Reichs vere ins gesetzes fordert, angenommen dagegen die Resolution der? zolen, betreffend Vorlegung eines Gesetzentwurfs zwecks Regelung des Aufenthalts der Ausländer im Deutschen Reiche. Einstimmig zur Annahme gelangte die Resolution Bassermann wegen vorzugsweiser Berücksichtigung der inländischen Schiffer bei der Vergebung der Schiffs frachten für Bauten des Reichs. Schluß des Blattes.)
Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen 32.) Sitzung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Sydow beiwohnte, die Beratung des Etats der Berg z Hütten- und Sa linenverwaktung, und zwar die all— gemeine Debatte über die Einnahmen aus Bergwerks⸗ produkten (228 104 230 6, 12 050 g60 MS mehr als im Vorjahre), fort.
Das Wort nahm zunächst der Minister für Handel und
Gewerbe Sydow, dessen Rede morgen im Wortlaut wieder⸗ gegeben werden wird. Bis zum Schluß des Blattes beteiligten sich an der Debatte dann noch die Abgg. Korfanty (Pole) und Imbusch Gentr. ).
a- Bei der am 26. Februar im Wahlkreise Mülheim— Wipperfürth Gummersbach erfolgten Reichstagsstich⸗ wahl wurden nach amtlichen Ermittlungen insgesamt 34 881 Stimmen abgegeben. Davon erhielten der Oberlandesgerichtsrat Marx⸗Disseldorf Gentr.) 21 496 und der Schriftsteller Erdm ann-Cöln (So
gewählt.
X
3. 13 385 Stimmen. Ersterer ist somit
Statistik und Volkswirtschaft.
Das Hausgewerbe im Deutschen Reich 1907 und 1895.
Das Heft? des Bandes 215 der „Statistik des Deutschen Reichs“ enthält die Angaben über das Hausgewerbe in den deutschen Staaten und Landesteilen näch der gewerblichen Betriebszählung vom 17. Juni 1907. Der erste Teil der Tabelle gibt für jede Gewerheabteilung und Gewerbegruppe die Staaten und Landesteile an, in denen hausgewerbliche Betriebe und Personen borkommen, während im zweiten Teile für jeden Landesteil die Gliederung des Hausgewerbes außer nach Abteilungen und Gruppen auch nach Gewerbeklassen und arten dargestellt wird. Die Ziffern beruhen zum Teil auf Angaben der Hausgewerbetreibenden selbst, zum Teil auf denen der Unternehmer, die fösche beschäftigen.
Wir entnehmen dem genannten Heft der Reichsstatistik in Ergänzung der in Nr. 51 des „Reichs, und Staatsanzeigers / (Erste Beilage) gegebenen tabellarischen Uebersicht über das Dausgewerbe in den preußischen Provinzen und den übrigen deutschen Staaten die folgenden, auf das ganze Reich sich beziehenden Angaben.
An hausgewerblichen Betrieben wurden nach den Angaben der Hausgewerbetreibenden im Deutschen Reiche gezählt: 279 545 Haupt⸗ und 36 107 Nebenbetriebe, gegen 350 96 Haupt- und 41 656 Reben— betriebe im Jahre 1895. Pie Hauptbetriebe haben demnach um 2 8365 oder 7, b. H., die Nebenbetriebe um 5549 oder 13,3 v. H. abgengmmen. Von den Hauptbetrieben sind Alleinbetriebe 206 765 oder 73,9 v. 9H. Hausgewerbetreibende Personen wurden gezählt:
männlich weiblich
190 ,,, 170712 234 550 , . 201 853 1907: 85419 57 983.
Nach den Angaben der Unternehmer dagegen waren Hausgewerbe
treibende, wie folgt, vorhanden: männlich weiblich , 154 988 327 448 on,, 269 465 1907: — 686 7535 — 32697. 25 855 Betriebe beschäftigten überhaupt außerhalb der Betriebs— stätten Personen als Hausgewerbetreibende gegenüber 22 307 Betrieben im Jahre 1895, also 3548 mehr als 13 Jahre vorher.
Die mangelnde Ue z'reinstimmung der Angaben der Hausgewerbe⸗ treibenden selbst einerseits und derjenigen der Unternehmer anderer⸗ seits ist wohl dadurch zu erklären, daß einerfeits piele Hausgewerbe⸗ treibende sich nicht als solche angegeben haben, anderersests die Unter⸗ nehmer über die Zahl der von den Zwischenmeistern usw. beschãftigten Personen nicht unterrichtet sind. Ferner ist darauf hinzuweisen, daß viele Hausgewerbetreibende gemäß ihrer Bezeichnung in den Zähl⸗ papieren nicht in derselben Gewerbeart nachgewiesen sind, in die der betreffende Unternehmerbetrieb eingereiht ist.
Zur Arbeiterbewegung. Zu den Tarifvertragsverhandlungen in der Berliner Holzindustrie berichtet die „Voss. Ztg.“: Eine Vertrauensmänner⸗ versammlung sämtlicher Bezirke und Zweige des Deutschen Holzarbeiter⸗ verbandes tagte am Montag, um zu dem Ergebnis der weiteren zentralen Vertragsverhandlungen für das Berliner Lohngebiet Stellung zu nehmen. In den erneuten Verhandlungen haben die Arbeitgeber im wesentlichen folgende Zugeständnisse gemacht: „Der ver⸗ einbarte Lohn wird bei allen Arbeiten garantiert, bei Minderleistungs⸗ fähigkeit kann der Akkord gelöst werden. Die geforderte sofortige Lohn⸗ erhöhung von 5 v. H. lehnen die Arbeitgeber ab; sie soll jedoch statt am 1. Dezember d. J. bereits am 1. November eintreten. Der pari⸗ tätische Arbeits nachwels in der Gormannstraße darf nur allein zur Arbeits-; vermittlung benutzt werden; alle anderen, so der HSirsch Dunckersche und der schristliche“, werden aufgehoben. n wird von den Versammelten als der wichtigste bezeichnet) agegen wird die geforderte Arbeitszeitverkürzung entschieden abgelehnt, selbst wenn aus diesem Grunde die Verhandlungen scheitern sollten. In den Verhandlungen, die sich sehr ausdehnten und zuweilen recht stuͤrmisch gestalteten, wurde wiederholt erklärt, ohne Arbeits zeitverkürzung gebe es keinen Tarifabschluß, auch müsse der Lohnaufschlag sofort ein⸗ treten. Endlich wurde auf dringende Empfehlung der Leitung mit
Mehrheit folgender Antrag angenommen: „Die Versammlung be⸗