1910 / 65 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Mar 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Qualitat

gering

mittel gut

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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Doppelzentner

Verkaufte Menge

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Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Dop Ein llegender Strich ( in den Spalten für Preise hat die Bedeutung,

Berlin, den 17. März 1910.

14,00 14,00 13, 10 13,765 15,75 16, 00 14,60

14 20 16 66

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pelzentner und der

daß der betreffende Preis ni

Ger st e. 149500 16,80 14,00

13,60 12,80 13,80 14,00 13,80 14,50

1428 1760 1660 180 1636 12 60

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15,60 15,60

18,00 16,30 14,80 15,20 14.10 15,80 15,40 15,80 14,40 15,20 14,60 14,80 14,75 16,50 17,50 15,00 17,00 15,50 15,40 p 15,20 ö 15,20 6 69 16,40

1

Verkaufgwert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. cht vorgekommen ist, ein

14,00 15, 80 14,20

14,00 13,090 14,00 14,00 14,00 165, 00

1450 1750 1750

1850 1825 16 6

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15,60 16,60

18,00 16,50 15,00 15,20 14,40 16,00 15,40 16, 00 14,50 165,20 16,10 14,80 16,00 18.00 18,00 165,00 18,00 15,50 16, 00 15,20 18,00 18,00 15,40 16,70

Kalserliches Statistisches Amt.

van der Borght.

1600

55 439 568

79 260

1475

15,22 15, 20 14,90 16, 85 165,27

15,30 15.00 14.83 17,69 15,32

834 6585 8 422 1389 ; 3 830 1400

Der Durchschnittspreig wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Punkt (.) in den letzten sechs Soalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag.

59. Sitzung vom 16. März 1910, Mittags 12 Uhr.

(Bericht von Wolffs Telegraphlschem Bureau.)

Beratung des Etats für das Staats⸗

Das Haus setzt die Auswärtige Amt beim sekretãrs“ fort.

Ueber den - Nummer d. Bl. berichtet worden.

Abg. von Dirksen (Rp.) fortfahrend: neulich in der Interpellationgdebatte des Abg. Müller Meiningen dahin. ausgesprochen die Art und Weise, wie die Arbeiterklasse unter

Kapitel „Gehalt

billigen können, würde es besser sein, wenn der kampf‘ von ihr in einer anderen Weise geführt solchen Kampf, wie er jetzt unter sozialdemokratischer wird, geschieht dem deutschen Volk kein Nutzen und Der 6e Scheidemann zitierte den Ausspruch

mich beim Zentrum erkundigt, wann fallen sei. Es war niemandem Giesberts.) aber der Abg. Scheidemann sich diesen Ausspruch angeeignet kat so kann ich ihm parlamentarisch darüber nicht sagen, ich finde es unqualifizierbar. nur bitten,

erinnerlich.

ersten Lesung der Wahlrechtsvorlage, in

Rufes und Wesens uns

der Reichskanzler zum Ami hat. Wir alle, druck, daß

die wir die Sache ernster nehmen,

schätzung aller seiner großen Eigenschaften, mit denen er sich zum Wohle Auf dem Gebiete der Handelspolitik haben wir gerade in der letzten Zeit eine Fülle von Früchten begrüßen und ganzen nur dankbar sein kann. Auswärtigen Amt etwa werden muß und sich sonst kein genügendes Material bot,

des Deutschen Reiches betätigt.

dürfen, für die man im großen Da unter allen Umständen am

schiedene Redner über , , r hergestürzt. habe ich auf die Möglich

strebt sein solle, reich und Amerika Kreisen zu nehmen. eine Reihe von Requisiten, die muß bei den . Herren Schulbildung, ein setzen, auch daß fie

nach dem Vorbild von

eine gute

über Mittel berfligen und Verbindungen sowie über reiche Sprachkenntnisse. Requisiten in einer Person vereinigt Wenn Herren bürgerlichen Namens, die über Erfordernisse verfügen, beim Auswärtigen Amt sich würden sie gewiß auf Annahme rechnen können.

enau dieselbe Stellung einnehmen Vertreter. Aber eg gibt gewisse Verhältnisse,

des

Anfang der Sitzung ist in der

einmütig mit

würde.

eines abgeordneten, man müsse sich schaͤmen, ein Preuße zu sein.

haben

zu finden, alle

meldeten,

Ich kenne selbst

eine ganze Reihe bürgerlicher . im diplomatischen Dienst, die

e wie die adligen diplomatischen

die sich sehr schwer

gestrigen

eine

Nachdem wir uns Ausnahme haben,

Führung Sozialdemokratie fich neue politische Rechte zu erobern strebt, nicht f innere Befreiungs⸗ Mit einem eitung geführt kein Gefallen. Zentrums⸗ Ich habe und wo dieser Ausspruch Suruf des Man müßte die begleitenden Umstände kennen.

daß der

ge⸗ A g. Wenn in seinem Sinne meine Ansicht Ich kann ihn die Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhaufes nachzulesen und die vortreffliche Rede des Ministerpräsidenten bei der der er in starken, Hen die Leistungen Preußens in hervorragender Weise gekennzeichnet hat. Sie werden uns verstehen, daß diese Auffassung des preußischen

kräftigen

; allen unendlich sympathischer ist als eine solche Herabsetzung des preußischen Staates. Es freut mich, wenn isement des Abg. Scheidemann beigetragen

den Ein der Reichs kanzler getragen ist von hohem sittlichen Ernst, der nicht den leisesten Anlaß zum Lachen gibt, sondern nur zur Wert?

8 getadelt sind ver⸗ Im November 19608 keiten hingewiesen, den modernen An⸗ schauungen mehr Rechnung zu tragen, ich habe ausgeführt, daß nicht nur der Adel, das Offizierkorps unk der Großgrundbesitz das Material für den diplomatischen Dienst zu liefern haben, sondern daß man be— England, unsere ausländischen Vertreter auch aus anderen Aber es gehört doch zum diplomatischen Dienst nicht überall zu haben sind. Kinderstube, gewandtes gesellschaftliches Benehmen s event. Alle

Frank⸗

Man gute voraus⸗ über diese ist schwer. diese so

Welt Daß

wir.

kann

Man

Bo

mich

kraft e

rischen Beamt keit nur entfalten, Sie

Jahren

werden auch empfehlen, eine gewisse Schonzeit zunächst noch mit können wir darüber aussprechen, Ln gf

ein helles dem Abg. Scheidemann der ausländischen Presse uns allgemein

können, Artikel

doch nicht denken, d

anderes bearbeiten kann. handen sein.

erhöht werden.

ändern lassen, und wenn auch immer die Gleichbe Adel und Bürgertum betont wird, finden, daß man im Falle der Wahl denjenigen bessere Beziehungen für den diplomatischen Dienst mehr eignet. diplomatische Dienst darf nicht zur Durchgangsstufe für für einen jungen eleganten Kavalier werden, der sich umsehen is

so wird

will. Dazu ist er zu mit Prüfungsreglemen ts nicht

daß sie einen

ihrem Posten scheiden.

denken, das Orden

auch an Orden

zeit zuzubilligen, indem ihm zusammenarbeiten läßt.

unserer diplomatischen Vertreter

in der Presse hervortut. sogar

Licht zu setzen. Da ich 1 de anschließen gegenüber.

unbeliebt sind, den

wir uns sonst mit großem Nach

seine politische Abteilung ist,

Jeder im Auswärtigen Amt

Es hilft nichts, Man sollte auch

Diesem

Wir müssen

ernst geschehen Unsere Auslandsvertreker, die diplomatischen und en, können eine für das Vaterland fruchtbrin wenn sie länger auf ihrem P nnen sich nur dort einarbeiten und mit den maßgebenden Persön⸗ lichkeiten anfreunden, wenn sie mit absoluter Bestimmtk können, Posten zu verbringen haben werden. wenn die Herren Anlaß zu der Auffassung haben, wieder von s ich nur die Anregung des Fürsten Hatzfeldt kommission aufnehmen, die Beamten in leitender Stel durch Pension, höhere Titel und könnte ja bei uns so viel

andere Mittel

kostet verliehen. dem neu eintretenden Chef einer A

Unter diesen Botschaftern

hin zu gewinnen, da Die Abstimmung in der Budgetkommission

weiß, daß die V nicht bestehen. Es Anlässe entstehen, ines Beamten vollständig in Anspruch nehmen, Infolgedessen müssen Rese

nimmt

rechtigung zwischen man es doch en sh lig der sich durch

Der

venige Jahre etwas und

in der zu schwer. ist, wissen die konsula

uchtbringende Tätig osten stationiert sind.

uter mmtheit vorhersehen erheblichen Teil ihres Lebens Es ist nicht

auf diesem

gut für den Dienst, daß sie nach wenigen

In dieser Beziehung

aus der Budget lung im Auslande länger zu halten. nichts, Es

uslandvertretung man seinen Vorgänger

und es wird sich

Unsere Befriedigung

daß der Wunsch nach erfüllt ist. schafter, die in phänomenal jungen Jahren in diefe hohe Stellung eingerückt sind. Wir freuen uns, daß da einmal prinzip abgesehen ist. auf, daß er sich viel eine Großmacht, nicht die achke, fondern engen Konnex mit ihr ist viel zu erreichen. Neigung bei einzelnen Herren, ihre eigenen Taten durch von der Presse spreche in der Wir sind, schärfsten Angriffen Solchen Angriffen müßte schneller und energischer und und Stelle entgegengetreten werden. auf die ausländische Presse, die ohne Geldmittel nicht zu erreichen ist. Man muß solchen ausländischen Blättern event. 6 um einen Einfluß dal aufnehmen. den Geheimfonds muß auf einem Mißverständnis beruhen. aus diesem Fonds nur Polizeisp hrecherische Menschen, die auf Hintertreppen schleichen, So sehr wi vermehrung wenden für eine so wichtige Zentralstelle, wie es namentlich zu bewilligen. Behörden Moment schnell und unvermutet

von dem Anziennitäts? fällt einer dadurch Gewiß ist die Presse die erste, Unerfreulich

Dazu bedarf es einer

einmal behilflich sein

die Presse in mochte ich Beurteilung

ß sie freundschaftliche

itzel oder ver— besoldet werden. druck gegen jede Stessen— müssen, ist es doch eine unabweisbare Pflicht das Auswärtige Amt und hinreichende Arbeitskräfte erhältnisse können die die Arbeits- sodaß er nichts kräfte täre, die ein das Auswärtige Amt noch einen etatsmäßigen Das Preßreferat würde dann auch die Vresse obliegen. Der Staalzangel

rve daß junge Legationsfekre oder zwei Jahre im Ausland gewesen sind, in kommandiert werden. ; Direktor mit dem Range eines Gesandten einstellen. ollte vergrößert und entlastet werden. Beeinflussung und Beaufsichtigung der ausländischen Gesetzentwurf, betreffend den Erwerb und Verlust der muß beschleunigt, der Fonds für die deutschen Schulen i für ideale Güter, so dankb

m Auslande ar wir auch

einer Ver⸗ Wir haben

und durch aber ist die

da wir ja ausgesetzt. ki an Ort Finwirkung

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zörigkeit,

dem Schatz sekretãr Wermuth für seine Sxarsamkeitspolitit᷑ sind, Mittel haben, zumal wenn diese werbende Kraft besitzen. Ich er⸗ innere mich des Wortes, daß dasjenige Volk das erste in der Wer ist, dessen Sprache am meisten gesprochen wird.

Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg:

Meine Herren! Nachdem eine große Reihe von Rednern aus diesem hohen Hause die Mannesmann Angelegenheit ausführlich erörtert haben, sehe ich mich genötigt, auch meinerseits einige Worte dazu zu sagen. Aus freien Stücken hätte ich es nicht getan, nachdem die An gelegenheit in der Kommission so eingehend besprochen worden ist. Ich glaube nicht, daß die breite Erörterung dieser Frage im Plenum die Ziele fördert, in die der Vorsitzende der Budgetkommission dere Wünsche zusammengefaßt hat. (Sehr wahr!)

Meine Herren, in der rückhaltslosen Vertretung der Politik, welche wir in der Mannesmann Frage eingenommen haben, kann ich einen um so objektiveren Standpunkt einnehmen, als die Grundlinien dieser Politik festgelegt worden sind, lange bevor ich die Geschäfte übernommen habe. (Sehr richtig! rechts.)

Für mich liegt das entscheidende Moment in dem dem Reichs tag aus dem Weißbuche bekannten Beschluß des diplomatischen Korp in Tanger vom 20. August 1908. Durch diesen Beschluß haben sich die Mächte darüber geeinigt, daß sie als Berggesetz im Sinne des Artikels 112 der Algeciras-Akte nur ein Gesetz ansehen würden, das ihnen vom Machsen vor der Promulgierung bekannt gegeben sei, da mit sich das diplomatische Korps davon überzeugen könne, ob es den Bestimmungen des Artikels 112 der Algeciras Akte entspreche.

Diesem Erfordernis entspricht das Berggesetz vom 7. Oktober 1908 unzweifelhaft nicht. Soll also Deutschland dieses Berggesetz auf das sich die Mannesmannschen Ansprüche stützen, als gültig an erkennen, so muß es sich in direkten Widerspruch mit dem Beschluß des diplomatischen Korps vom 20. August 1908 setzen; wir müssen sagen, daß dieser Beschluß für uns nicht bindend sei.

Meine Herren, kein tatsächlicher, kein rechtlicher, kein politischen Grund gibt uns das Recht, von diesem Abkommen vom 20. August 1908 einseitig zurückzutreten.

Man hat einen solchen Grund darin zu finden gemeint, daß der Augustbeschluß dem Geist des Artikels 112 nicht entspreche. Das trifft das Wesen der Sache in keiner Weise; denn selbst wenn der Augustbeschluß dem Geist der Algeciras-Akte nicht entsprãche ich bestreite, daß das der Fall ist, ich bin im Gegenteil der Ansicht, daß er durchaus diesem Geiste entspricht, daß er aus diesem Geiste ent“ standen ist —,— selbst wenn das Gegenteil der Fall wäre, so bleibt doch der Augustbeschluß immerhin eine Vereinbarung, eine einmütige und von Deutschland extrahierte Vereinbarung der Mächte darüber, welche Stellung sie gegenüber der Ausführung des Artikels 112 der Algeciras Akte einnehmen wollten. Wollten wir uns davon lossagen, so würde das nichts anderes bedeuten, als diesen Vertrag brechen. Meine Herren, zu einer Politik des Vertragsbruches werde ich mich nicht hergeben. (Bravo) Mögen die wirtschaftlichen Werte der fraglichen Mannesmann Konzession noch so hoch sein, mag es noch so sehr zu bedauern sein, wenn sie nicht in vollem Umfang verwirklicht werden können eine

Lebens frage Deutschlands find sie nicht. Nichts wird mich bestimmen können, das Wort zu verletzen, das unsere Politik am 20. August 1908 in Tanger eingesetzt hat. Hinter diesem Gesichtspunkt, meine Herren, treten für mich alle übrigen Erwägungen völlig in den Hintergrund.

Soweit es innerhalb der Grenzen, die uns durch internationale Verträge und Abmachungen gezogen sind, möglich ist, die wirtschaft⸗ lichen Interessen der Herren Mannesmann zu förden, haben wir es getan und werden es auch in Zukunft tun. Erleichtert worden ist uns diese Aufgabe durch das Auftreten der Herren Mannesmann bisher nicht. (Sehr richtig! rechts.) Ich habe nur den dringenden Wunsch, daß die Herren Mannesmann für die Zukunft in dieser Beziehung Wandel eintreten lassen mögen. (Beifall rechts und in der Mitte.)

Der Herr Abg. Stresemann hat gestern die Herausgabe des Weißbuches in der Mannesmann⸗Angelegenheit bemängelt. Er hat gemeint, das Auswärtige Amt habe mit dieser Veröffentlichung eine Flucht in die Oeffentlichkeit angetreten. Dieser Auffassung, meine Herren, muß ich mit aller Entschiedenheit widersprechen. Ich hätte sehr gern von der Veröffentlichung des Weißbuches abgesehen, weil, wie ich schon vorhin ausführte, die öffentliche Darstellung des ganzen Falles dem Auswärtigen Amt das Eintreten für die Mannesmann— schen Interessen innerhalb der Grenzen, die ich soeben skizziert habe, nicht erleichtert hat. (Sehr wahr! rechts.)

Nachdem aber, meine Herren, die enragiertesten Vertreter der Mannesmannschen Interessen in einer sehr energisch be— triebenen Pressekampagne immer von neuem die Zurückhaltung des Auswärtigen Amtes als Furcht vor der Oeffentlichkeit hingestellt haben, blieb uns gar nichts anderes übrig, als der Oeffentlichkeit zu zeigen, daß das Auswärtige Amt in dieser Angelegenheit nichts zu ver— bergen hat. (Sustimmung rechts.)

Damit, meine Herren, verlasse ich diesen Gegenstand JJ * .

Der Herr Abg. Stresemann hat gestern im Eingang seiner Rede einen Rückblick auf unsere auswärtige Politik in den letzten Jahren geworfen und hat dabei, ebenso wie es der Herr Abg. Graf Kanitz vor ihm getan hatte, insonderheit der von der Zu⸗ stimmung von ganz Deutschland getragenen Politik des Fürsten Bülow während der letzten Orientkrisis gedacht. Im Gegensatz zu dieser Politik der Entschlossenheit und der Stärke hat der Herr Abg. Stresemann auf die Beunruhigungen hingewiesen, die weite Kreise der öffentlichen Meinung darüber erfüllen, ob seit dem Abgange des Fürsten Bülow den Interessen Deutschlands in der auswaͤrtigen Politik noch genügt werde. Meine Herren, der Herr Abg. Stresemann hat damit, wie ich gern anerkenne, in sehr vor— sichtiger Weise angedeutet, was in einem großen Teile der Presse in den letzten Monaten wiederholt und mit großer Schärfe unmittelbar als Schwäche und Nachgiebigkeit unserer gegenwärtigen aus wärtigen Politik gebrandmarkt worden ist. Gewiß, meine Herren, gerade die auswärtige Politik steht mit Recht unter der Kritik der Oeffentlichkeit; aber ich möchte es für ein gefährliches Be⸗ ginnen halten, die Leitung der auswärtigen Politik durch den Vor— wurf der Schwäche und ich kenne keinen schärferen Vorwurf vor dem Inlande und Auslande zu diskreditieren (Sehr richtig!) wenn man diesen Vorwurf nicht durch ganz bestimmte Tatsachen beweisen kann. (Wiederholtes Sehr richtig

Meine Herren, es handelt sich dabei nicht sowohl um die Stellung oder um die Person des verantwortlichen Staatsmannes, sondern es werden dadurch die Werte gefährdet, auf denen Deutschlands Stellung in der Welt beruht. (Sehr richtig!)

Nun, meine Herren, frage ich: kann mir irgend eine Angelegenheit genannt werden, wo Deutschland in neuerer Zeit in seiner Stellung zu den Mächten Schwäche oder Nachgiebigkeit gezeigt hat? (Sehr gut! Meine Herren, wir sind in der Lage gewesen, auch seitdem ich zur Führung der Geschäfte berufen worden bin, unsere Beziehungen zu den Mächten freundschaftlich zu pflegen, ohne dabei etwas anderes einzusetzen, als den Willen, Deutschlands Stellung in der Welt nach⸗ haltig, aber loyal zu vertreten. (Bravo! rechts.) Ich habe den Eindruck gehabt, daß wir dabei nicht schlecht gefahren sind. (Sehr richtig! rechts.)

In einem will ich dem Herrn Abg. Stresemann durchaus bei— pflichten: auch ich bin der Ansicht, daß es von Jahr zu Jahr eine größere und bedeutungsvollere Aufgabe unserer auswärtigen Politik eigentlich kaum gibt, als die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands im Auslande zu fördern (sehr richtig!, und ich bin mit ihm der Meinung, daß unser diplomatischer Dienst auf diese Seite unserer Aufgaben ganz besonders eingestellt werden muß. Eebhaftes Sehr richtig!)

Ich begrüße in dieser Beziehung einen großen Teil der Aus— führungen, welche soeben der Herr Abg. von Dirksen bezüglich der Rekrutierung unserer diplomatischen Beamtenschaft gemacht hat, und ich bitte den Reichstag, überzeugt zu sein, daß ich in dem vollen Bewußtsein der Größe gerade dieses Teiles meiner Aufgabe ihr auch alle meine Kräfte widmen werde. (Lebhafter Beifall.)

Auf die Frage, ich glaube des Herrn Abg. Stresemann, wegen des Staatsangehörigkeitsgesetzes möchte ich folgendes bemerken: Ich habe in meiner früheren Stellung als Staatssekretär des Innern Gelegenheit gehabt, mich der Frage der Reform unseres Staats⸗ angehöͤrigkeitsgesetzes in besonderem Maße zu widmen. Als ich mein gegenwärtiges Amt übernommen habe, habe ich gefunden, daß eine für die Gestaltung des ganzen Gesetzes besonders wichtige Frage durch die bisherigen Vorarbeiten noch nicht genügend geklärt war— Ich bin deshalb genötigt gewesen, sie noch einmal dadurch zu approfondieren, daß ich unsere auswärtigen Missionen um Mitteilungen über spezielle Dinge gebeten habe. Ich habe das getan gerade zu dem Zwecke, um bei der Reform dieses Gesetzes den Bedingungen, unter denen die Deutschen im Auslande leben, in möglichst praktischer Weise gerecht zu werden. Wenn es dadurch unmöglich geworden ist, noch im Laufe der gegenwärtigen Session, wie ich es ursprünglich gehofft hatte, dem Reichstage einen Gesetzentwurf vorzulegen, so werde ich doch auch persönlich bestrebt sein, die Sache so zu fördern, daß nicht zu viel Zeit mehr vergeht, bis dieser vom Reichstage einmütig gehegte Wunsch erfüllt wird. (Bravo)

Meine Herren, zum Schluß lassen Sie mich noch einige wenige Worte über das Verhältnis der Parteikonstellation zur auswärtigen Politik sagen.

Der Herr Abg. Graf pon Kanitz hat gestern seine Rede mit der Aufforderung geschlossen, trotz aller Meinungsverschiedenheiten in Fragen der inneren Politik die auswärtige Politik unseres Landes durch den einmütigen Willen des Landes zu tragen. Ich weiß nicht,

ob der Herr Abg. Graf von Kanitz dabei an Aeußerungen in öffent. lichen Versammlungen gedacht hat, die, nach Preßnachrichten, die un— widerrufen geblieben sind, dahin gelautet haben sollen, daß ich genötigt sein werde, eine schwächliche und nachgiebige Politik zu ver⸗= treten, weil ich keine feste Majorität des Reichstages hinter mir hätte (Oho! rechts), und insofern hätten sich die Zustände im Vergleich zurZeit des Blocks ungünstig geändert. Demgegenüber möchte ich für meine Person der Ansicht, die der Herr Graf von Kanitz gestern geäußert hat, beipflichten und meinen, auch die Parteien sollten vom rechten bis zum äußersten linken Flügel die Vorstellung ablehnen, als ob sie das Maß der Unterstützung, die sie der Regierung in Fragen der aus— wärtigen Politik gewähren, abhängig machten von der größeren oder geringeren Zufriedenheit mit dem Gange der inneren Politik. (Leb⸗ hafter Beifall.)

Mir, meine Herren, ist es wenigstens noch nicht in den Sinn ge⸗ kommen, mich durch die Angriffe, die mir wegen der inneren Politik zu teil werden, auch nur um ein Geringes von der Linie abdrängen zu lassen, die ich in der äußeren Politik als die für Deutschland ge⸗ wiesene ansehe. (Bravo) Ich werde das auch in Zukunft nicht tun und hoffe, dabei von dem Vertrauen getragen zu werden, daß in allen Fragen, welche die Stellung Deutschlands in der Welt angehen, der Deutsche Reichstag einig sein wird. (Lebhafter, anhaltender Beifall.)

Abg. Liebermann von Sonnenberg (wirtsch. Vgg.): Der Abg. Scheidemann hat meine von ihm bestrittene Behauptung, daß die Mannesmannschen , deutsche Interessen eien, in seinen Aus⸗ führungen selbst bewlesen. Wenn er mich die letzte Säule der Mannes. , Interessen nennt, fo sagt er mir damit nichts Unangenehmes; ich halte an dem, was ich einmal für recht erkannt habe, auch dann fest, wenn andere Säulen wanken. Ich kann nicht zugeben, daß die Kemmissionsberhandlungen eine Niederlage der Vertreter der Interessen der Gebrüder Mannesmann bedeuten, wenn (cg leider jetzt auch der Abg. von Dirksen fast so darstellt. Der Kanzler ist entschlossen, die Interessen der Gebrüder Mannesmann zu fördern; ähnliches hat auch der Staatssekretär von Schoen in der Kommission erklärt. Damit kann, man zufrieden fein. Die zu⸗ enn ig nn. Meinung der Kommission, wie sie der Abg. von Gamp zum Ausdruck brachte, al heute der Kanzler bestätigt. Wie kann man da von einer absoluten Niederlage sprechen? Der Abg. Scheidemann sang dem Staatssekretär von Schoen Lobeshymnen; dfesẽ haben die

ft des Staatssekretärs nur verschlechtert. Der Abg. Scheidemann at dem Staatssekretär einen Bärendienst erwiefen. Glaubte er, den Staatssekretär von seinen in der Kommission gegebenen feierlichen Versprechungen abwendig machen zu können? Die Erörterung im Detail war völlig überflüssig; man hätte sich auf die Kommissions⸗ erklärung zurückziehen sollen. Auf den Tisch des Hauses werde ich nachher einige Schriftftücke legen, die sich mit den Kampf⸗ meyerschen Gutachten beschäftigen. Bei meinen Freunden entspringt die Vertretung der Mannesmannschen Interessen nicht groß⸗ lapitalistischen Neigungen, wenn wir auch überzeugte Schutzzöllner sind. Wir schätzen an den Gebrüdern Mannesmann den unerschrockenen Mut; wir glauben auch, das Recht Liegt auf, ihrer Seite. Wir halten zur deutschen Industrie, wenn sie Großes leistet für unfer Volk; mit Stolz sehen wir auf Krupp, und mit Genugtuung habe ich die Aeußerung des Geheimrates Kirdorf gelesen, der seine persönlichen Interessen in dieser Frage vor den deutschen Interessen zurücktreten laͤßt. Der Abg. Scheide⸗ mann wollte wohl bloß seinen französischen Genossen einen Gefallen tun, und zugleich der deutschen Großindustrie eins versetzen. Seine französischen . sind aber erst Franzofen und dann Sozial⸗ demokraten. Ich kann den Abg. Scheidemann jetzt der Beurteilung seiner französischen Genossen überlassen. Für ein gutes Einvernehmen mit Frankreich habe guch ich mich stets eingelegt. Was er über unser un— zeitiges Säbelrasseln sagte, ist ganz haltlos. Unser deutsches Heer und unsere deutsche Flotte sind in Ordnung, und so können wir auch der Kritik einen weiten Umfang gönnen, ohne daß das Ausland eine Ermutigung daraus schöpfen kann. Den Versuch, das preußische Wahlrecht hineinzu⸗ ziehen, machte der Abg. Scheidemann nur, um den Kanzler und den Ber— liner Polizeipräsidenten ganz plump anzurempeln. Ich erkläre, daß der Präsident von Jagow durch sein Auftreten sich viele Freunde in Berlin und Deutschland erworben hat. Schade, daß die Feuerwehr eine städtische Einrichtung ist und der Polizei nicht zur Verfügung steht; den Demonstranten würde eine Apkühlung recht dienlich sein. Daß der Kanzler in 8 Monaten schon alle Uebelstände beseitigen kann, wird kein Verständiger verlangen; an ihn knüpft sich aber die Hoffnung, daß das geschehen wird. Ich bitte ihn zunächst, den bundesfreund⸗ lichen Einfluß Deutschlands in geeigneter Weise zur unterst tung des bedrängten Deutschtums in Oesterreich wirken zu lassen. Die Deut schen drüben kämpfen einen schweren Kampf, auch für unsere Inter— essen. An seinen Takt, feine staatsmännischen Eigenschaften stelle ich damit große Ansprüche; aber ich glaube, der Kanzler besitzt diese. Dann sollte auch die ingstliche Rücksichtnahme auf das Ausland bei der Erwägung unserer geseßzlichen Maßnahmen endlich eingeschränkt werden; es ist ein unerträglicher Zustand. Endlich muß' er dafür sorgen, daß das böse Wort wer sich auf das Auswärtige Amt verläßt, ist gewiß verlassen“, seine Bedeutung verliert. Es sind ja einzelne Fälle angeführt worden; ich könnte (ine Menge weiterer an⸗ führen, so den Fall Haß, dessen sich der Staatssekretär aus seiner etereburger Zeit erinnern wird. Sas heutige Gebaren des Aus— wärtigen Amts in der Kommission muß vielfach beanstandet werden. Es geht durch die Handhabung der Politik seilens des Auswärtigen Amts ein femininer Zug; man könnte sie charakterisieren mit den Zitaten aus „Kabale und Liebe“. die Limonade ist matt wie deine Seele‘ und „ein Bonmot von vorgestern, die Mode vom vorigen Jahre“.

Abg. Dove (fortschr. Volksp.): Wenn auch der Abg. von Dirksen uns alle als Laien bezeichnet hat, muß ich doch auf bie Worte des Kanzlers etwas erwidern. Die auswärtige Politik ist doch auch nur ein Teil der allgemeinen Politik; „machen Sie eine gute Gesamt⸗ politik, dann wird sich die gute auswärtige Politik von selbst er geben“. Heutzutage kommt es doch nicht mehr allein auf die Stimmungen der Regierungen und der Kabinette an, sondern auch auf die Stimmungen der Völker; die Verkennung diefer Sachlage entzieht uns einen Lell der Sympathien, die andere Völker sonst fuͤr uns haben würden. Die Aufforderung des Vorredners, die Deutschen in Oesterreich zu unterstützen, würde auf eine Einmischung in die innere Politik eines fremden Stagtes hinauslaufen. Andererseits würde ein Fremder, der am letzten Sonntag die bis an die Zähne bewaffneten Scharen des Präsidenten von Jagow in Berlin gesehen hätte, leicht zu dem Glauben gekommen sein, Deusschland stehe am Vorabend der Revolution und sei also kein besonders sicherer und zuverlässiger Bun desgenosse. Hinsichtlich der Rechtsansprüche der Brüder Mannesmann stehen wir in der großen Mehrheit auf dem Standpunkt, daß diese nicht ein— wandsfrei sind; und den Grundsatz right or wrong, my country“ können wir da absolut nicht unterschreiben. Wir halten uns auch das Bismarcksche Wort von den Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers gegenwärtig. Wenn aus der Institution der Handelssach verständigen etwas werden soll, muß ihnen eine gesichertere dauernde Stellung gewährt werden; auf die 8xaming allerdings kann es nicht ankommen, sondern nur darauf, die richtigen Persönlichkeiten ohne Rücksicht auf ihre Provenienz ausfindig zu machen. Wir ziehen ein offenes Arbeiten mit der außerdeutschen Presse der Nutzbarmachung einer käuflichen vor und können deshalb für das Verlangen, den Ge heimfonds um 300 000 zu erhöhen, nicht unsere Stimme einlegen.

Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg:

Meine Herren! Ich bitte noch eine Minute um Ihr Gehör. Der Herr Abg. Liebermann von Sonnenberg hat vorhin Angriffe auf das Auswärtige Amt und auf seinen verdienstvollen Leiter hier in diesem Hause gerichtet, die in ihrer Allgemeinheit das Unerhoͤrteste sind,

was ich in meinem Leben bisher vernommen habe. Herr Abg. Liebermann von Sonnenberg hat gesagt, die Deutschen im Auslande, die sich auf das Auswärtige Amt verließen, seien in der Welt ver⸗ lassen. Eine solche Behauptung weise ich mit Entrüstung zurück (bravo! rechts und links) und verlange den Beweis im einzelnen, der eine solche Behauptung rechtfertigt. (Sehr gut! rechts und links.) Außerdem hat der Herr Abg. Liebermann von Sonnenberg anscheinend sollte es für mich etwas Angenehmes sein geschieden zwischen der Politik, die ich führte, und der Politik, die von dem Auswärtigen Amte, einer mir nachgeordneten Behörde, geleitet wird. Derartige Unterschiede können nicht gemacht werden. Wenn jemand angegriffen werden soll, dann greifen Sie mich an! Ich bin es, der die Verantwortung zu tragen hat, und der sie trägt. (BGravo ) Solche Verunglimpfungen eines verdienstvollen Beamten, wie sie hier im Reichstage vorgenommen worden sind, kann ich nur als un— erhörte zurückweisen. (Bravo h

Staatssekretär des Auswärtigen Schoen:

Meine Herren! Ich möchte auf einige Einzelpunkte eingehen, die im Laufe der Dis kussion berührt worden sind, und einige Fragen be⸗ antworten; ich bitte für wenige Augenblicke um Gehör.

Der Herr Abg. Graf Kanitz hat Ihnen eine Darlegung über die Anleihe gegeben, welche die Finanzverhältnisse in Marokko end⸗ gültig regeln soll. Ich kann diese Darstellung im großen und ganzen nur bestätigen. Es geht daraus hervor, daß diese Angelegenheit

Amts Freiherr von

durchaus nicht eine ausschließlich französische ist, wie man vielfach ge⸗

wenn auch Frankreich in dieser Sache was ganz natürlich den Anteilen ent— spricht, welche die französischen Finanzkreise in der Marokkanischen Staatsbank auf Grund der Algeciras⸗Akte haben. Für uns hat diese ganze Anleihefrage nur insofern Interesse, als dadurch die allgemeine Lage in Marokko endlich zu einer Besserung, zu einer Beruhigung, zu einer Konsolidierung geführt wird.

Sie hat Interesse namentlich unter dem Gesichtspunkt, daß die Aussichten für die wirtschaftliche Betätigung Deutscher in Marokko und nach Marokko sich erweitern, und endlich auch, daß die nicht ge— ringen deutschen Forderungen an den marokkanischen Staat Aussicht haben, Befriedigung zu finden.

Zu den Gläubigern Marokkos gehören übrigens, wie ich noch be⸗ sonders bemerken möchte, auch deutsche Finanzkreise, die schon im Jahre 1905 Marokko eine Anleihe in Höhe von 10 Millionen bewilligt haben, für die sie bis jetzt nicht einen Groschen Zinsen erhalten haben. Zu diesen Gläubigern gehören ferner die deutschen Kaufleute in Marokko, die erhebliche Forderungen an die Regierung haben. Es gehören dazu die deutschen Firmen, die größere Arbeiten in Marokko ausgeführt haben. Es gehören endlich dazu die in Casablanca geschädigten Deutschen.

Alle diese werden, wie wir zuversichtlich hoffen, nunmehr Be⸗ friedigung erhalten. Allerdings ist die Anleihe, wenn sie auch in greifbare Nähe gerückt ist, finanztechnisch noch nicht durchgeführt. Die Sache ist aber im Gange, und an den betreffenden Verhandlungen nimmt ein Vertreter der deutschen Gruppe teil. Wir können also = ich wiederhole es mit Zuversicht hoffen, daß neues Leben in Marokko erweckt wird, und daß damit auch ein Aufschwung unserer Handelsbeziehungen mit dem scherifischen Reiche eintreten wird.

Mehrere Redner haben wieder das so oft schon be— sprochene Thema des diplomatischen Ersatzes berührt. Der Herr Abg. Haußmann hat gewünscht, daß dem hohen Hause die neue Zulassungsordnung für den diplomatischen Dienst vorgelegt würde. Hier liegt ein kleiner Irrtum vor. Diese Zulassungsordnung für angehende Diplomaten besteht seit beinahe zwei Jahren. Sie hat schon im vorigen Jahre der Budgetkommission vorgelegen und ist dort eingehend besprochen worden und ebenso auch im vorigen Jahre hier im hohen Hause. Ich stelle aber sehr gern dem Herrn Abgeordneten ein Exemplar zur Verfügung wie auch anderen Herren, die dafür ein Interesse haben. Jedenfalls bemerke ich, daß auch noch weitere Veröffentlichungen erfolgen sollen, die allen denjenigen, die sich für diesen Dienst interessieren, wie ich hoffe, neuen Einblick gewähren werden.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch einen weiteren Irrtum berichtigen, der dem Herrn Abg. Haußmann unterlaufen ist. Er glaubte, daß die Berichte unserer auswärtigen Militärattachés nicht an das Auswärtige Amt gelangen oder wenigstens nicht in erster Linie, sondern erst in das Militärkabinett und dann auf Umwegen an das Auswärtige Amt. Das ist ein Irrtum. Alle diese Militär berichte gehen direkt an das Auswärtige Amt, sie werden auch ein gesehen von den auswärtigen Missionschefs und von ihnen gebilligt. Sie beziehen sich auch nicht auf politische Vorgänge, sondern auf rein militärische, die allerdings in manchen Einzelpunkten nicht gänzlich von politischen zu trennen sind.

Im übrigen kann ich auch dazu sagen, daß eine rein politische Berichterstattung den auswärtigen Militärattachés nicht gestattet ist.

Was nun die vorhin berührte neue Prüfungsordnung für junge Diplomaten betrifft, so möchte ich nicht wieder aufs einzelne zurück kommen, sondern nur ganz kurz erwähnen, daß dieses neue Reglement, wie schon dargelegt, höhere Anforderungen an das Wissen und Können stellt und namentlich mehr Gewicht auf wirtschaftliche Kenntnisse und auch auf Sprachkenntnisse legt. Es ist natürlich nicht bei diesen Vor schriften geblieben, sondern wir haben die Grundsätze in die Praxis umgesetzt, und ich kann sagen, daß sie sich bisher durchaus bewährt haben. Wir sind nach wie vor bemüht, unsere jungen Diplomaten für das ja nicht leichte praktische Leben auszubilden, in das sie treten, und ganz besonderes darauf zu achten, daß sie auch in wirtschaftlichen Dingen eine hinreichende Ausbildung erfahren.

Ich erwähne, daß u. a. auch die Regel besteht und befolgt wird, diese jungen Diplomaten nicht allein bei auswärtigen Missionen, bei Botschaften und Gesandtschaften zu beschäftigen, sondern auch bei deutschen Konsulaten, wo sie ja mehr als bei den diplomatischen Missionen einen Einblick in das wirtschaftliche und kaufmännische Leben baben können.

Im übrigen, was den eigentlichen Ersatz betrifft, so kann ich nur nochmals wiederholen, daß wir bemüht sind, die Grenzen, in denen er sich traditionell eingeengt hat, zu erweitern und aus den Kreisen des Handels und der Industrie geeignete Kräfte heranzuziehen.

Ich möchte besonders nochmals betonen, daß keinerlei Bevorzugung des Adels oder der Plutokratie stattfindet, weder in der Tbeorie noch in der Praxis. Leute etwa nur vorübergehend, wie der Herr Abg. von Dirksen sich ausgedrückt hat, gewissermaßen zum Amüsement

neigt gewesen ist, anzunehmen, die Führung übernommen hat,

in unseren Dienst zu nehmen, das liegt uns fern, das tun wir nicht.