1910 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Apr 1910 18:00:01 GMT) scan diff

nationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen und die Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraft⸗ fahrzeugen, vom 21. April 1910. Berlin W., den 2B. April 1910. Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Polizeiassessor Dr. Boretius in Berlin zum Polizei⸗ rat zu ernennen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberförsterstelle Klötze im Regierungsbezirk Magdeburg ist zum 1. August 1910 zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 10. Mai eingehen.

Ministerium des Innern.

Dem Polizeirat Boretius ist die Stelle eines solchen bei e. Königlichen Polizeipräsidium in Berlin übertragen worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Zu Oberlehrern sind ernannt worden:

der Regierungsbauführer a. D. und Lehrer Berthold Simon an der Maschinenbau⸗ und Hüttenschule in Duisburg sowie

die Diplomingenieure und Lehrer Hans Beck und Charles Steuer an der höheren Maschinenbauschule in Posen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

In der Königlichen Landesturnanstalt hierselbst wird zu Anfang Januar 1911 wiederum ein sechsmonatiger Kursus zur Ausbildung von Turnlehrern eröffnet werden. Es wird beabsichtigt, etwa 100 Bewerber einzuberufen. Die Königliche Regierung Das Königliche Provinzialschulkollegium dungen geeigneter Bewerber tunlichst fördern.

Für den Eintritt in die Anstalt sind die Bestimmungen vom 15. Mai 1894 maßgebend. Bei der nach § 4 dieser Be⸗ stimmungen abzulegenden Aufnahmeprüfung werden u. a. fol⸗ gende Uebungen verlangt:

am Reck: Schwungkippe, auch in Verbindungen, Felgaufzug;

am Barren: Schwungstemmen am Ende des Rück⸗ schwungs, auch in Verbindungen, Schulterstand aus Grätschsitz hinter den Händen;

am Pferd: die einfachen Stützsprünge aus Reitstand, wie Flanke, Kehre, Wende, Hocke;

im Springen: Hochsprung mit Anlauf 1420 m, Weit⸗ sprung 4 m;

Dauerlauf: 10 Minuten;

Stabsprung: 1,50 m hoch; Kugel stoßen Steinstoßen):

Die Königliche Regierung ö

Das Königliche Provinzialschulkollegium hren Verwaltungs bezlrke in geeigneter

diese Anordnung in ö

Weise bekannt zu machen, besonders auch auf die Vermehrung der Zahl der Kursusteilnshmer hinzuweisen. Ueber die dort eingehenden Meldungen ist vor Ablauf des September d. J. unter kurzer, möglichst bestimmter gutachtlicher Aeußerung zu den einzelnen Bewerbungen zu berichten.

Auch wenn Aufnahmegesuche dort nicht eingehen sollten, erwarte ich Bericht.

Jedem Bewerber ist ein Exemplar der Bestimmungen vom 15. Mai 1894 unter Hinweis auf die nach Vorstehendem bei der Aufnahmeprüfung verlangten Uebungen mitzuteilen; die anmeldende Behörde hat sich von der genügenden Turnfertigkeit des Anzumeldenden Ueberzeugung zu verschaffen, damit nicht etwa aufgenommene Bewerber wegen nicht genügender Turnfertigkeit wieder entlassen werden müssen.

Indem ich noch besonders auf den 8 6 der Bestimmungen die Königliche das Königliche

wolle daher die Mel⸗

10 13 4m.

veranlasse ich,

vom 15. Mai 1894 verweise, veranlasse ich

Regierung Provinzialschulkollegium der Bewerber auf Grund amtlicher Unterlagen sorgfältigst zu prüfen, sodaß die bezüglichen Angaben in der durch meinen Erlaß vom 20. März 1877 U IIT340 - vorgeschriebenen Nachweisung als unbedingt zuverlässig bei Bewilligung und Bemessung der Unterstützungen zugrunde gelegt werden können.

Die betreffenden Lehrer sind ausdrücklich auf die mißlichen Folgen ungenauer Angaben hinzu⸗— weisen. Auf der Nachweisung ist auch anzugeben, ob der Angemeldete ledig oder verheiratet ist.

Zugleich sind die Bewerber darauf aufmerksam zu machen, daß die persönlichen Reisekosten nach und von Berlin von ihnen mit in Rechnung gezogen werden müssen, und daß 120 4 bei den gesteigerten Wohnungs- und Nahrungsmittelpreisen auch bei großer Sparsamkeit kaum mehr für einen Monat aus— reichen. Besonders ist darauf zu achten, daß bezüglich der Beurlaubungs- und Stellvertretungsverhältnisse sowie darüber, wer die Kosten für die Stellvertretung trägt, keinerlei Zweifel bestehen bleiben.

Die Lebensläufe, Zeugnisse ꝛc. sind von jedem Bewerber zu einem be sonderen Hefte vereinigt vorzulegen.

In Spalte „Bemerkungen“ auf frühere Nachweisungen, Berichte, den Begleitbericht und der Meldung beiliegende 2e if 2c. zu verweisen, ist unzulässig. Die genannte

palte ist der Uebersicht entsprechend kurz und bestimmt aus⸗ zufüllen.

„die Unterstützungsbedürftigkeit

Unterschrift.) An Lie Königlichen Regierungen und das Königliche Provinzialschulkollegium hier.

Abschrift erhält das Königliche Propinzialschulkollegium zur Nachricht und gleichmäßigen weiteren Veranlassung bezüg— lich der zu seinem Geschäftskreise gehörigen Unterrichtsanstalten.

Wiederholt bemerke ich, daß es in hohem Maße erwünscht ist, eine größere Zahl wissenschaftlicher Lehrer, welche für die Erteilung des Turnunterrichts geeignet sind, durch Teil⸗ nahme an dem Kursus dafür ordnungsmäßig zu befähigen. Was die Lehrerseminare betrifft, so mache ich darauf auf⸗ merksam, daß ein gedeihliches Fortschreiten der gegen⸗ wärtig allgemein als notwendig anerkannten, auf Steigerung der Volkskraft durch stärkere Betonung gesunder Leibesübungen

gerichteten Bestrebungen zu einem wesentlichen Teile mit von einer zweckentsprechenden Ausbildung der angehenden Lehrer abhängig ist. Diese sollen nicht bloß selbst

gern und mit dem beabsichtigten Erfolge turnen, spielen, schwimmen usw., sondern auch befählgt werden, an— regenden Unterricht in solchen Leibesübungen zu erteilen. Soll dieses Ziel im Seminar erreicht werden, so muß schon den Präparanden durch einen ihrer Eigen⸗ art angepaßten, frischen und planmäßigen Unterricht ein bestimmtes Maß von Fertigkeit angeeignet und besonders auch Freude an gesunder körperlicher Be⸗ tätigung in ihnen geweckt werden. Hierzu ist es not⸗ wendig, daß nicht nur in den Lehrerseminaren, sondern auch in den Präparandenanstalten der Turnunterricht überall von Lehrern erteilt wird, welche dazu besonders vorgebildet und befähigt sind. Das Königliche Provinzialschulkollegium wolle geeignete Vorkehrungen treffen, daß das Ziel binnen einer bestimmten Frist erreicht wird. Im Begleitbericht zu den Anmeldungen ist anzugeben, an welchen Seminaren und Präparandenanstalten ein geprüfter Turnlehrer zurzeit noch fehlt und innerhalb welcher Zeit das Königliche Provinzialschul⸗ kollegium diesen Mangel zu beseitigen hofft. Ich verkenne nicht, daß aus der Ausbildung der Lehrkräfte sich für einige Anstalten Schwierigkeiten ergeben werden, doch werden diese kaum irgendwo unüberwindbar sein. Schließlich mache ich darauf aufmerksam, daß der Aufenthalt an der hiesigen Landes⸗ turnanstalt strebsamen Lehrern mannigfache Gelegenheit zur Fortbildung auch auf anderen Gebieten gibt.

Berlin, den 18. April 1910. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. von Trott zu Solz. An die Königlichen Provinzialschulkollegien.

In der Dritten Beilage zur heutigen Ausgabe des „Reichs— und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Posen, veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deu tsches Reich.

Pie u ß en. Berlin, 25. April.

f 6 Bund'srat virsammelte sich heute zu einer Plenar⸗ tzüung, vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll- und Steuerwesen eine Sitzung.

Wie das „W. T. B.“ meldet, haben kürzlich hier gemäß dem Artikel 2a des deutsch⸗italienischen Handelsvertrages zwöchen deutschen und italienischen Delegierten über die Behandlung der beiderseitigen Arbeiter auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung Verhandlungen stattgefunden. Diese Verhandlungen fonnten mit Rücksicht auf die im Flusse befind⸗ liche deutsche Versicherungsgesetzgebung nur einen vorläufigen Charakter tragen. Sie haben im allgemeinen einen befriedi⸗ genden Verlauf genommen und zu einer Verständigung der Delegierten über verschiedene Fragen der Arbeiterversicherung geführt, die vielleicht als Grundlage für eine vertragsmäßige Regelung der Angelegenheiten dienen wird.

n M V.

J

Laut Meldung des B.“ ist S. M. S. „Emden“ am 22. April in Porto⸗Grande auf St. Vncent (Capverdische Inseln) eingetroffen und geht morgen von dort nach Montevideo in See.

Baden.

Vorgestern mittag trafen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise, „W. T. B.“ zufolge, zu einem kurzen Besuche bei den Großherzoglichen Herrschaften in Karls⸗ ruhe ein. Zum Empfang auf dem Bahnhofe hatten sich Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Groß— herzogin Hilda und die Großherzogin-Witwe Luise, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Maxmryon Baden nebst Gemahlin, Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Baden, der preußische Gesandte von Eisendecher und der kommandierende General des XIV. Armeekorps Freiherr von Hoiningen eingefunden. Nach herzlicher Begrüßung begaben sich die hohen Herrschaften nach dem Residenzschlosse, wo eine Frühstückstafel stattfand. Kurz nach 4 Uhr reisten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Viktoria Luise nach Straßburg ab.

In der vorgestrigen Sitzung der Ersten Kammer wies der Minister des Innern Freiherr von Bodmann laut Bericht des „W. T. B.“ darauf hin, daß in der Frage der Schiffahrtsabgaben ein wesentliches Entgegenkommen der Bundesstaaten, besonders Preußens, stattgefunden habe, und bemerkte sodann:

Die Leitung des Zveckverbandes werde durch eine Verwaltungs—

kommission gebildet, der ein Strombeirat zur Seite stehe. Im letzteren würden Handel und Industrie, die Landwirt⸗ schaft uͤnd die Harenstädte vertreten sein. Es sei der Re⸗ gierung gelungen, in der Verwaltungs kommission das Stimmen gewicht zu steigern. Auch solle Baden im Strombeirat mit acht anstatt mit vier Stimmen vertreten sein. Endgültige Beschlüsse seien allerdings noch nicht gefaßt. Die verbündeten Regierungen

hätten ihre Absicht dahin ausgesprochen, daß der Zweckverband die

Oberrheinregulierung in den Bereich seine ifgaben aufzunehmen

habe, falls sich ihre Bauausführbarkeit und ( herttihk . s. ; tschaftlichkeit ergebe vorausgesetzt, daß sich die Schweiz und Def! ha ; entsprechend beteiligten. j ich ihren Interessen Die Jo ,,, . Fragn der Zwei ei Kammer hat . Interpellation ek, u Zweiten Ist die Großherzeglich: Regierung bereit. äber Auskunft u geben, ob und in welcher Weise die Unternehme mgehalten werden n der Bauarbeiteraussperrung die staatlichédauten weiter in führen?

Elsas⸗Lothringen.

Ihre Majestäten der Kaiser und iser trafen, W. T. B.“ zufolge, mit Ihrer rigen lt der Prinzessin Viktorig Luise und Gefüé vorgeftern gegen 6 Uhr in Straßburg ein und wurden auf n Bahnstei von dem Statthalter, General der Kavallerie Gina von Wehe mit Gemahlin, dem Gouverneur, General der In gerie Frel⸗ herrn von und zu Egloffstein und dem Kommandant General, leutnant Freiherrn Schuler von Senden empfangen Nach der Begrüßung der Versammelten begaben Sich die jasestäten mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin unter haften Kundgebungen der Bevölkerung nach dem Kaiserpalasmwo Sie Wohnung nahmen. Abends fand bei Ihren Majesten cine Festtafel statt.

Dentsche Kolonien.

Aus der Nordwestprovinz Deutsch-Ostafrikas, den Sultanat Ruanda, ist, wie „W. T. B.“ berichte Berlin die Meldung von der Ermordung eines kaso— lischen Missionars eingetroffen.

Nach einem telegraphischen Bericht des stellvertretenden Cn. verneurs hatte der Pater Loupias einen gegen den Sultan Mia rebellischen Grenzhäuptling Lukarra w,, um eine Klage EJ geborener wegen Viehraubs zu vertreten. Lukarra wollte sich entferne angeblich um das Vieh zu holen. Der Pater faßte ih darauf am Arm, um ihn zurückzuhalten, worauf die Leute des Lukarra auf dessen Befehl den Pater mit ihren Speeren töteten. Die Mörder flüchteten sodann nach der An. deren Seite des Muhavura auf das belgische Congogebiet. Der Vorfall hat sich am 1. April ereignet. Am 5. April wurde eine don der 11. Kompagnie verstärkte Polizeiabteilung an die Grenze in Marsch gesetzt. Der Vorfall ist nach der Auffassung des Residenten für Ruanda von rein persönlicher Bedeutung und wird voraussichtlich ohne weitere Folgen für die Ruhe des Landes bleiben. Die übrige Grenzbevölkerung beteiligt sich an der Verfolgung der Mörder.

Defsterreich⸗Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ in seiner vorgestrigen Sitzung die Dringlichkeit sowie das Meritum des Antrags über die dalmatinischen Anschlußbahnen angenommen und fich darauf bis zum 6. Mai vertagt.

Türkei.

Dem vorgestern ausgegebenen Bulletin zufolge ist der Zustand des Sultans befriedigend. Die Krankheit

verläuft normal. .

Die Deputiertenkam mer begann vorgestern die Beratung des Budgets. Der Finanzminister gab ein längeres Exposs über den Stand der Finanzen des Reiches und erklärte, „W. T. B.“ zufolge, u. a.:

Das auf 5 Millionen Pfund veranschlagte Defizit des Vor— jabres habe infolge der Nachtragskredite die Höbe von 7 Millionen erreicht, sei aber durch den Restbetrag der 7 Millionen-Anle de und durch die Mehrertiägnisse der Einnahmen im Betrage von 13 Millionen gedeckt. Das Finanzjahr schließe zum ersten Mal für die Türkei obne Schuld mit einem Saldo von 2 Millionen

ab. Der Minister kündigte für die nächste Session einen Entwurf, betreffend die Regelung der schwebenden Schuld, an und führte weiter aus, obwohl seit Beginn der konstitutionellen

Aera Anleihen im Betrage von 18 Millionen aufgenommen worden, sei er in bezug auf die finanzielle Situation der Türkei sehr optimistisch, da alle Einnahmen, insbesondere die Zölle, eine Steigerung aufwiesen. Die Regierung beabsichtige, die Gewerbesteuer auf die Ausländer auszudebnen, in der Hoffnung, daß die Mächte dies zulassen würden, da die Befreiung der Ausländer von dieser Steuer eine Ungerechtig— keit sei. Er hoffe, daß die Verhandlungen über die vierprozentige Zollerhöhung ein befriedigendes Ergebnis haben würden. Die hauptjächlichste Schwierigkeit bestehe darin, die Bagdadbahn— gesellschaft zu bewegen, auf die Klausel zu verzichten, wonach die Zoll— überschüsse für die Kilometergarantie bestimmt sind. Die Regierung werde keine Schutzzollpolitik sich zu eigen machen weil diese mit den Verhältnissen des industriearmen Landes nicht vereinbar sei. Sie werde die Freihandelspolitik aufrecht erhalten und gleichzeitig den Abschluß von Handels und Tarifverträgen betreiben. Schlicslich kündigte der Minister eine Reform des Münzwesens an.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben gestem Arnauten die zwischen Prizrend und Werissowitz verkehrende Post angegriffen, wobei es zum Kampf zwischen den Arnauten und den die Straße bewachenden Truppen kam. Die Arnauten wichen zurück, auf beiden Seiten waren Ver— luste zu verzeichnen. In Prizrend herrscht große Erregung; von Werissowitz sind zwei Bataillone dorthin abgegangen.

Asien.

Wie das „W. T. B.“ meldet, haben nach einem Telegramm des britischen Generalkonsuls in Tschangscha dort organisierte Banden in der Umgebung eine neue Aufstandsbewegung ins Werk gesetzt. Alle Ausländer mit Ausnahme eines einzigen haben sich an Bord der beiden im Hafen liegenden britischen Dampfer geflüchtet.

Parlamentariiche Nachrichten.

Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen det Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten ehrte in der heutigen G67. Sitzung, welcher der Minister. der geistlichen zc. An— gelegenheiten von Trott zu Solz beiwohnte, zunächst das Indenken des am 22. d. M. versiorbenen Abg. Dr. Hager (Zentr.),, Vertreters der Kreise Kosel und Leobschütz im Re⸗ glerungsbezirk Oppeln, in der üblichen Weise und setzte dann die zweite Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen— heiten bei dem Kapitel der Universitäten fort. 5

Abg. Dr. Kaufmann Gentr.): Wir freuen uns über jede Förderung der Universitäten und sind darum über die Erhöhung der

J) . 2 4 1 = * 3 1 Etatssumme befriedigt. Nicht einperstanden sind wir dagegen

Wenn, um unsere

mit dem Vorgehen der Bibliotheksverwaltung. n entsprechend

Bibliotheken den wissenschaftlichen Anforderungen auszugestalten, jährlich 190 0060 S mehr nötig sind, so hätte diese Summe im Etat gefordert werden müssen. Statt dessen ist nur eine Mehrforderung von 62750 vorhanden, während die übrigen Gelder durch eine neue Art von Steuern aufgebracht werden sollen. Wir halten diese Belastung, vor allem der Studierenden, für durchaus rückständig, zumal, da von dem Studenten schon für die Benutzung der Seminarbibliotheken b M und auch noch eine Auditoriumsgebühr von 5 S6 gefordert wird. Das Studium von Ausländern an unseren Universitäten gereicht dem Deutschtum doch nur zur Ehre. Wir können es deshalb nicht billigen, wenn den Ausländern der Zutritt zu den preußischen Universitäten erschwert wird. Die Zahl der Ordinarien für katholische Theologie ist zu gering. Besonders zeigt sich dies daran, daß die Zahl der Seminare fuͤr katholische Theologen zu beschränkt ist. Für das Kolonialrecht muß mehr als bisher geschehen. Darum hat auch mein Parteifreund Dr. von Savigny die Umwandlung des Berliner Extraordinariats für Kolonialrecht in ein Ordinariat beantragt. Der Universität Berlin, die sich glänzend entwickelt hat, sprechen wir zu ihrem beborstehenden Jubiläum unsere besten Glückwünsche aus. Die Universität Berlin ist besonders gut ausgestattet, und ich möchte deshalb den Minister bitten, die anderen Universitäten nicht zurück⸗ zustellen.

Hierauf nimmt der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten von Trott zu Solz das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Konsulats— gebührengesetzes nebst Begründung zugegangen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Gesamtergebnisse der Produktionserhebungen in der Wollwäscherei, der Wollkämmerei sowie der Kamm⸗ garn-⸗Spinnerei und ⸗Zwirnerei im Deutschen Reiche für das Jahr 1907.

Von den Produktionserhebungen in der deutschen Textilindustrie, die das Reichsamt des Innern fuͤr das Jahr 1907 veranstaltet hat, liegen nunmehr die Ergebnisse für die Wollwäscherei mit oder ohne Karbonisierung, die Wollkämmerei sowie die Kammgarn -Spinnerei »Zwirnerei vor. Die Erhebungen in der Textilindustrie haben sich nur auf diejenigen Betriebe erstreckt, die einer deutschen Berufs genossenschaft gemäß dem Gewerbeunfallversicherungsgesetz vom 5. Juli 1900 angehören.

Nach den von den Berufsgenossenschaften der Reichsregierung ein— ereichten Listen haben im Jahre 1907 34 Firmen bestanden, die die Vollwäscherei mit oder ohne Karbonisierung betrieben haben. Von diesen haben 31 die Fragebogen ausgefüllt; die drei fehlenden Betriebe konnten unberücksichtigt bleiben, da ihre Ziffern nach dem Gutachten Sachverständiger für die Richtigkeit der Gesamtergebnisse ohne wesentliche Bedeutung sind. ;

Von den 31 für die Erhebungen in Betracht gekommenen Be— trieben sind im Erbebungsjahre rund 25,0 Millionen kg Rohwolle seinschließlich von Rückenwasche und Scoureds) sowie 3,3 Millionen g Kämmlinge und sonstige Abgänge der Kämmerei und Spinnerei ver— arbeitet worden. Erzeugt wurden 198 Millionen kg gewaschene Wolle, O.9 Million kg karbonisierte Wolle, die von den befragten 236 auch gewaschen worden war, 2.3 Millionen kg karbonisierte

ämmlinge und sonstige Abgänge der Kämmerei, Spinnerei usw. sowie O, 08s Million kg karbonisierte Wolle, die gewaschen bezogen worden war.

Eine genaue Uebersicht über die Ergebnisse bietet die folgende Zusammenstellung:

I 31 Verarbeitete Stoffe: a. Rohwolle (einschließlich von Rückenwäsche und k 8 b. Kämmlinge und sonstige Abgänge der Kämmerei und Spinnerei w, Jahreserzeugung: J k Kreuzzuchtwolle

b. karbonisierte Wolle, die im eigenen Be⸗

triebe gewaschen worden ist .... 872 8654 d ho2 273 Kreuzzuchtwolle ; 220 591

e. karbonisierte Kämmlinge und sonstige Ab⸗

gänge der Kämmerei, Spinnerei usw.

d. karbonisierte Wolle, die gewaschen

worden ist . wd / 82 3899.

Die Wollkämmerei allein oder in Verbindung mit Kamm— garnspinnerei ist im Jahre 1907 von 40 Firmen betrieben worden; alle diese Firmen haben die Fragebogen ausgefüllt.

Von den 40 Betrieben sind im Erhebungsjahre insgesamt 141,1 Millionen kg Robwolle verarbeitet worden. Gekämmt wurden 925 Millionen kg 655 0,ο Merinowolle und 4836 Millionen g 34,B5 ο Kreuzzuchtwolle. Erzeugt wurden 62,0 Millionen kg Kammzug (und zwar 35.0 Millionen kg 56,4 0/9 Merino und 270 Millionen kg 43,6 0½9 Kreuzzuchtkammzug), ferner 7,3 Mil⸗ lionen kg Kämmlinge sowie 5,8 Millionen kg sonstige verwertbare Kämmerei⸗ und Krempelabgänge.

Die genauen Ergebnisse sind folgende:

. 2286711 bezogen

w 40 K 1 davon: Merinowolle .. 92434232 ö Kreuzzuchtwolle ... 418 615 974 Grzengung an Tam mzu uuf 89096319

34 992 057 27 047 253 7 332 584

davon: Merinokammzug.. Kreuzzuchtkammzug 9e e rzeugung an sonstigen verwertbaren . Kämmerei und Krempelabgängen. ... 5788 781. Die Zahl der Kammgarn-Spinnereien und⸗-Zwirnereien, die im Jahre 1907 im Deutschen Reiche vorhanden waren, hat nach den Listen der Berufsgenossenschaften 107 betragen, von denen indes 2 nach dem Gutachten Sachverständiger ohne Beeinträchtigung der Richtigkeit des Gesamtergebnisses außer Betracht gelassen werden konnten. Von den übrig gebliebenen 165 Betrieben haben 102 die Fragebogen beantwortet, während die fehlenden 3 Firmen ng m rt worden sind. Die so ermittelten Ziffern der 3 fehlenden Betriebe sind, um ein einigermaßen zutreffendes Bild von der deutschen Kamm— garn-⸗Spinnerei und -Zwirnerei zu erhalten, bei den Gesamtergebnissen mitberücksichtigt. Erwähnt sei außerdem, daß unter den für die Er⸗ hebungen in Frage gekommenen 105 Betrieben sich auch eine selb— standige Zwirnerei befindet. . Die io Kamm garnspinnereien zäblen insgesamt 2 263 364 Svinnspindeln, sodaß im Durchschnitt auf 1. Spinnerei 21 763 Spinnspindeln entfallen. Verarbeitet wurden 70,9 Millionen kg Kammzug, wovon 7,9 Millionen kg 52,1 00 Merino und 339 Millionen kg N,9g oo Kreuzzuchtkammzug waren. Die Er— zeugung an eindrähtigem Kammgarn bat, sich auf insgesamt sG65 Millionen Kg belaufen, und zwar 363 Millionen kg 54,5 oHo lerino⸗ und 35,2 Millionen kg 45,5 oso Kreuzzuchtkammgarn. Es ist indes darauf hinzuweisen, daß das eindrähtige Kammgarn nicht

stets als solches, also ungezwirnt, die , . verlassen hat. An ver⸗ wertbaren Spinnereiabfällen sind 3,8 Millionen Kg erzeugt worden.

Von den 104 Spinnereien haben 98 zugleich Zwirnerei betrieben; zuzüglich der erwähnten einen selbständigen Zwirnerei waren also im ganzen 99 Zwirnereibetriebe im Erhebungsjahre vorhanden. Diese 99 Kammgarnzwirnereien besaßen 555 705 Zwirnspindeln, sodaß im Durchschnitt auf 1 Zwirnerei 5613 Zwirnspindeln kommen. Ins—

gesamt wurden 38.2 Millionen kg Garne verzwirnt und daraus 378 Millionen kg Zwirn hergestellt. Von diesem entfallen

199 Millionen kg auf zweidrähtigen, 20 Millionen Kg auf drei- drähtigen, 127 Millionen kg auf vier- und mehrdrähtigen Zwirn, während über 4,1 Millionen kg nähere Bezeichnungen nicht zu er— langen waren.

Der Wert der Erzeugung an Garn und Zwirn, roh, gebleicht, gefärbt usw., hat 410,3 Millionen Mark betragen.

Die genauen Ergebnisse zeigt nachstehende Zusammenstellung:

Zahl der Betriebe leinschließlich 1 selbständfgen

Zwirnerei)h ... d 105 Kammgarnspinnerei: Zahl der Spinnspindeln i 6Gtuüch Verarbeiteter Kammzug ...... .. . Kg 70 g26 599 davon: Merinokammzug . 36 979 850 Kreuzzuchtkammzug 33 946 749 66 489 696

36 268 579 30 221 117

davon: Merinokammgarn Kreuzzuchtkammgarn Erzeugung an verwertbaren fällen

Erzeugung an eindrähtigem Kammgarn .,

Zahl der 3Zwirnspindeln Stück 555 705 Menge der verzwirnten Garne. kg 38 227273 Menge des hergestellten Zwirnes. 37 820 971 davon: zweldrähtiger Zwirn 19 036 546 dreidrähtiger . c 1994409

vier⸗ oder mehrdrähtiger Zwirn ö 12 705391

nicht näher bezeichneter Zwirn ä 4084 625

Wert der Erzeugung an Garn und Zwirn roh, gebleicht, gefärbt usw. . S 410816 gaz.

Zur Arbeiterbewegung.

Der hier tagende außerordentliche Kongreß der Ge— werkschaften, auf dem mit rund zwei Millionen Mitgliedern 58 Organisgtionen durch 422 Abgesandte vertreten sind, nahm, wie W. T. B.“ meldet, eine Resolution an, in der den ausgesperrten Bauarbeitern die Sympathie ausgesprochen wird und sämtliche organisierten Arbeiter aufgefordert werden, den Ausge= sperrten ihre Solidarität durch sofortige allgemeine Sammlungen zu beweisen. Die christlichen Gewerkschaften und die Hürsch? Dunckerschen Gewerkvereine sind der Einladung zur Teil— nahme an dem Kongreß nicht gefolgt.

Ein Ausstand der Berliner städtischen Gartenarbei— terinnen hat, wie die Voss. Ztg. berichtet, eine Lohnkürzung wieder rückgängig gemacht. Die botanische Abteilung der städtischen Park—

verwaltung, die vor einiger Zeit nach Blankenfelde verlegt wurde, ent— lohnte ihre Parkarbeiterinnen, meist alte, zu anderer Arbeit kaum verwendbare Frauen, mit 2.25 M den Tag. Da der orts⸗ übliche Tagelohn in Blankenfelde nur 1,A75 S beträgt, be— schwerten sich die ortsansässigen Bauern und Gärtner bei der städtischen Verwaltung, die auch eine Lohnherabsetzung um

50 vornahm. Darauf stellten die Frauen einmütig die Arbeit ein, und die Verwaltung, die keinen Ersatz bekommen konnte, bewilligte wieder die alten Löhne. Der Ausstand bei der Fensterputz— anstalt Staehr u. Co. (vgl. Nr. 90 d. Bl.) ist nach demfelben Blarte durch Vermittlung des Einigungsamts des Berliner Gewerbe— gerichts beigelegt worden. Die Verhandlungen, die sechs Stunden dauerten, fanden unter dem Vorsitz des Magistratsrats von Schul; statt. Alle Streikenden, bis auf zwei, wurden wieder eingestellt. Der neue Tarifvertrag bringt den Arbeitern mehrere Verbesser Ten.

Der Ausstand der Bäcker in Frankfurt a. M. ist, wie die (Frkf. Ztg. mitteilt, nach mehrwöchiger Dauer für beendet erklärt worden. Ex hat mit einer Niederlage der Gehilfen geendet.

In Düsseldorf hat, wie die Köln. Zig. berichtet, eine Ver—⸗

sammlung von Gasthausangestellten die Lohnkommission der vereinigten Verbände beauftragt, wegen Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse mit den Wirtevereinen zu ver— handeln. In einem Lohntarif werden für feste Kellner bei freier Beköstigung und Wohnung 20 16, ohne Wohnung

30 Mindestlohn monatkich gefordert. Für Aushilfskellner soll an Sonn- und Feiertagen ein Mindestlohn von 5 M bei Kassageschäft und von 10 4 ohne Kassageschäft gezahlt werden, an Wochentagen 4 und 8 6. Der Mindestlohn ermäßigt sich auf 3 und 5 M oder 250 und 4 , wenn die Arbeitszeit sechs Stunden nicht übersteigt. Für Zapfer sollen bei sechsstündiger Arbeitszeit 5 „„, bei längerer Arbeitszeit 7,50 M Lohn gezahlt werden. In der Ver sammlung wurde mitgeteilt, daß in Düsseldorf etwa 600 Kellner arbeitslos seien.

In einer in Bochum abgehaltenen Versammlung des Unter— verbandes Rheinland und Westfalen des Arbeitgeber— verbandes der Bildhauer, Stukkateure und Gipser Deutschlands wurde, der ‚Rh.⸗Westf. Itg. zufolge, folgender Be— schluß gefaßt: „Den Gehilfenorganisationen soll folgendes Ultimatum unterbreitet werden: Es wird die Verlängerung des abgelaufenen Be— zirkstarifs auf die Dauer von mindestens 3 Jahren angeboten, mit der Abänderung, daß nach Abschluß des neuen Tarifs eine sofortige Lohnerhöhung von 1 4 und am l. Juli 1911 eine weitere Lohn— erhöhung um wiederum 1 auf die bestehenden Stundenlöhne eintreten soll. Dieses Angebot stellt das äußerste Entgegenkommen der Arbeitgeber dar. Die Einreichung weitergehender Forderungen seitens der Gehilfenschaft ist zwecklos. Eine schriftliche Erklärung der Gehilfenverbände über die Annahme muß bis Montag, den 25. April 1910, zu Händen des Unterverbandévorsitzenden in Düsseldorf ge— langen. Sollte wider Erwarten auch dieser Vorschlag von der Ge— hilfenschart keine Annahme finden, so sollen am Donnerstag, den 28. April, die Geschäfte geschlossen werden.“ Das Ortstarifamt Solingen für das Maler- und An— streichergewerbe hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, beschlossen, für das Lohngebiet Solingen, Höbscheid, Graäfrat, Ohligs und Wald den Reichstarif vom 6. März 1910 ab einzuführen.

Bei der Aktiengesellschaft Hermann Schött in Rheydt sind nach demselben Blatte am 23. d. M. nach Ablauf der Kündigung 80 Drucker und Lithographen in den Ausstand getreten. Die

Firma hat ihrerseits 50 Hilfsarbeitern zum nächsten Sonnabend ge— kündigt.

In Darmstadt legten, wie die Frkf. Ztg. meldet, am Sonn— abend sämtliche Möbelschreiner, Maschlnenarbeiter, Bild— hauer, Beizer und Polierer in den Betrieben der Möbel— fabriken J. Glückert, Ehrhardt und Ziegler die Arbeit nieder. Die Schreiner in den kleineren Betrieben haben vorerst von einer Arbeitseinstellung Abstand genommen, um den Besitzern in den nächsten 14 Tagen durch weitere Verhandlungen Gelegenhelt zu geben, eine Verständigung herbeizuführen.

Aus Triest wird dem ‚W. T. B. telegraphiert: Die Ver— mittlungsaktion des Handelsministers zwischen der Verwaltung des Oesterreichischen Lloyd und den Kapitänen dieser Gesellschaft batte vollen Erfolg. Es ist am 23. d. M. eine Vereinbarung erzielt worden, die beide Teile zufriedenstellt. (Vgl. Nr. 89 d. Bl.)

(Weitere Statistische Nachrichten! s. i. d. Zweiten Beilage.)

*

Wohlfahrtspflege.

In der Frauenschule der Inneren Mission“ in Dahlem wird Frau Jahn⸗-⸗Stubenrauch im Juni einen Samariter⸗ kursus halten, an dem auch Hospitantinnen teilnehmen können. Der Kursus besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil, die vollstindig unabhängig voneinander sind, sodaß es frei steht, sich an dem einem oder dem anderen zu beteiligen. Das Honorar für den praktischen Teil (3 Doppelstunden) beträgt für Hospitantinnen 20 A, für den theoretischen Teil (6 Vorträge) 10 S606. Anmeldungen für den am 1. Juni beginnenden Kursus sind zu richten an die Geschäftsstelle der „Frauenschule der Inneren Missionꝰ in Dahlem bei Berlin, Altensteinstr. 51. ee,

Kunft und Wissenschaft. Vom 18. bis 20. April tagte in Berlin die jährliche ordent⸗ liche Plenarversammlung der Zentraldirektion des Kaiserlichen Archäologischen Instituts, zu der die aug— wärtigen Mitglieder, Professor Dr. Fabricius aus Freiburg i. Br., Geheimer Regierungsrat Dr. Loeschcke aus Bonn, Geheimer Hofrat Dr. Stu dniczka aus Leipzig und Professor Dr. Wolters aus München erschienen waren.

Literatur.

, zur Bildhauerei für den kunstliebenden Laien. Von Rudolf Maison. Zweite Auflage von Richard König. Mit

73 Abb. In Driginalleinenband 3 Æ. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Die schwierige Aufgabe, den sich für die Bildhauerei

interessierenden Laien auf knappem Raume durch Wort und Bild in diesen Kunstzweig einzuführen, wurde von Professor Rudolf Maison sehr gut geloͤst. Die vorliegende zweite Auflage von König bringt noch manche Verbesserungen und Zusätze. Nicht nur der Dilettant kann dem Büchlein manchen praktischen Wink entnehmen, auch der nicht selbsttätige Laie wird in ihm über die Entstehung plastischer Werke erwünschte Aufklärungen finden. . .

Verkehrsanstalten.

In Aus in Deutsch⸗Südwestafrika ist am 20. April ein Ortsfernsprechnetz in Betrieb genommen worden.

Theater und Mufik.

Königliches

Die dreiaktige Sper Poia“ von Arthur Nevin R. Hartley, die am Sonnabend zum ersten Male im Königliche Opernhause aufgeführt wurde, konnte als Seltsamkeit einiges s

beanspruchen, einen künstlerischen Erfolg vermochte

O wpermbß 113 Vpernhaus.

30 CXEERro * J IE * 19 rzielen. Ihren Inhalt bildet eine von jenen Lege ** Ar BoEarr CxHIBIAMOTFαYs 2 Le m 33 Clintock, der bekannte Indianerforscher, der längere Zeit unter den? 1 * 2 ** 5 9 Torn 3 9 9 —=— * 21 3 * häuten des wilden Westens gelebt hat, gesammelt und der Kultur—

welt übermittelt hat. Poig (das Narbengesicht), der vom zürnenden Sonnengott bis zur Häßlichkeit entstellte Jüngling, liebt Natoya, die ihn aber nicht erhören will, es sei denn, er würde durch ein Wunder von seiner Häßlichkeit befreit. Das Wunder geschieht. Poia ge⸗ langt auf langer Wanderung zum Sonnengott, rettet durch einen Pfeil dessen bedrohten Sohn vor der Verfolgung eines Adlers, wird durch dessen Fürsprache von den entstellenden Narben befreit, kehrt als Heilsverkünder zu seinem Stamme zurück und erringt nun die schöne Ratoya. Es ist eine poetische Symbolisierung der Natur⸗ gewalten, wie man sie bei allen Vökern in einer gewissen Phase ihres Herbegunge antrifft; unschwer lassen sich Vergleiche mit den Mythen der Aegypter, der Griechen, der Germanen u. a. anstellen, die erkennen lassen, daß sich auch die Entwicklung der Volksseele gesetzmäßig voll⸗ zieht. Aber dieser Stoff birgt, in der Form wenigstens, die ihm der Terdichter gab, nichts Dramattsches, auch mangelt es den Gestalten an poetischer Vertiefung; die Sage ist nur schlecht und recht in drei Bilder geteilt und in Dialogform gebracht. Schlimmer fast steht es um die Musik, die ganz stil⸗ und wahllos mit allerlei Reminiszenzen arbeitet und ganz naiv einige monotone indianische Volksweisen einstreut. Am auffälligsten entlebnt der Komponist von Wagner, dessen Walküren—⸗ ritt, Feuerzauber und Waldweben mit unverkennbarer Deutlichkeit ihren Einfluß auf seinen Gedankengang verraten. Es klingt ja mitunter recht schön, aber man fragt sich dabei immer, wo man dies und jenes schon gehört hat. Die Aufführung nahm sich unter Generalmusikdirektor Dr. Mucks kundiger Leitung mit aller Liebe und Sorgfalt des Werkes an; auch sah man schöne Bühnenbilder. Herr Kirchhoff, dessen Tenor sich mächtig entwickelt, gab sich alle Mühe, den Poia eindringlich zu

gestalten, Fräulein Easton sang die Natovya, Herr Griswold den Sonnengott, Fräulein Artöét dessen Sohn und Herr Bischoff einen wilden Krieger; Fräulein Ober hatte in der kleinen Rolle eines

Medizinweibes wenigstens Gelegenheit, ihre schöne Altstimme glänzen zu lassen. In einer Ballettszene des zweiten Aktes tanzten Fräulein Peter und die anderen weiblichen Mitglieder des Balletts nach Rhythmen und Klängen, deren Ursprung eher an der Donau als am Missouri zu suchen ist. Komponist und Textdichter wurden von ihren zahlreich

im Zuschauerraum anwesenden Landsleuten mit lebhaftem Beifall begrüßt. Ganz ungehörig und höchst bedauerlich war das Verhalten

einiger Opponenten, die im vierten Rang ihre Plätze hatten und sich durch grelle Pfiffe und Zwischenrufe bemerkbar zu machen versuchten

Das Königliche Opernhaus wird, wie die Generalintendantur der Königlichen Schauspiele mitteilt, behufs Ausführung umfangreicher, im Feuersicherheitsinteresse erforderlich gewordener Umbauarbeiten in 2 Zeit vom 1 Mai. bis v. 1 Mo vem ber geschlossen bleiben. Die Königliche Oper spielt deshalb vom 1. Mai bis zum Ende der laufenden Spiel;ieit und nach den Thegterferien bis zur Wiedereröffnung des Königlichen Opernhauses im Neuen Königlichen Opern? tbeater. Der Billettvorverkauf für diele Vorstellungen bleibt bei der Billettkasse J! des Opernhauses. Im Neuen König— lichen Operntheater wird nur eine Abendkasse eingerichtet sein. Den Abonnenten des Königlichen Opernhauses sowie den Reservat- und Dienstplatzinhabern hat die Generalintendantur zu den gleichen Be⸗ dingungen wie im Königlichen Opernhause entsprechende Plätze im Neuen Königlichen Operntheater zugewiesen. Die Haupt⸗ abonnenten können Ausfertigungen der ihnen inzwischen zuge— gangenen Benachrichtigungsschreiben behufs Weitergabe an ihre Unterabonnenten auf etwaigen Wunsch entweder im Verwaltungs—⸗ bureau der Generalintendantur oder bei Abhebung der Abonnements— billette in der Königlichen Theaterhauptkasse erhalten. Die in einem heutigen Morgenblatte gebrachte Notiz, nach der die

Schließung des Königlichen Opernhauses wegen des bevor— stebenden Umbaues erst am 1. Juni erfolgen soll, ist voll⸗ kommen unzutreffend, ebenso die Nachricht uͤber die Aenderung

des Spielplans der Oper in dieser Woche. Die letzte Vorstellung im Königlichen Opernhause findet am 30. April statt, die erste Opern—⸗ vorstellung im Neuen Königlichen Operntheater am 1. Mai. Am Mittwoch, den 27. April, wird, wie ursprünglich bekannt gemacht, „Poia“ wiederholt, ebenso am Freitag, den 29. d. M. Anschließend an diese beiden Poia⸗Vorstellungen wird das Ballett Die Puppenfee“ in der bekannten Besetzung gegeben. Morgen, Dienstag, geht im Opernhause ‚Tristan uͤnd Isolde“ unter der musikalischen Leitung des Lapellmeisters Blech in Szene. Frau Plaichinger singt die Ifolde, Fräulein Ober die Brangäne, den Tristan Herr Grüning, den Kurwenal Herr Hoffmann, den König Marke Herr Griswold, den Melot Herr van Hulst, den Matrosen Herr Sommer. (Anfang 7 Uhr.) c Im Königlichen Schauspielhause wird morgen G. Kadel⸗

burgs Lustspiel ‚Der Familientag‘ in der bekannten Besetzung wiederholt.