1910 / 134 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Jun 1910 18:00:01 GMT) scan diff

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Mannigfaltiges. Berlin, 10. Juni 1910.

Laut amtlicher Meldung nuten der Vorortzug 323 Hennigsdorf in der an 2 au ziehende n mt, wurden stark beschädigt. einer Rangierfahrt 85 Anordnung des P etermann aus Berlin erlitt einen Bru Lokomotivführer

Fahrdienst

. und Berlin Verletzungen der Stirn, Fabrikant

Maler Schmtdt aus Rirderf Verletzung rechten Ellenbogens, Frau Sergeant Verletzungen des Hinterkopfes, Verletzungen des Kopfes. 4 Stunden betriebsfähig sein. steigen aufrecht erhalten. ö In der gestrigen Versammlung der wurdẽ die Kustbarkeitssteuervorlage Stadtv. Ladewig (N. X.) erklärte namens reunde, daß sie die Vorlage ablehnen würden, völkerungsklassen bedeuten. Die in anderen Besucher der Lustbarkeiten abwälzen lasse. würden legen; auch viele Fremde würden Berlin meiden. führungen wandte sich der Stadtv. Dr. Preuß vor 4 Jahren die Billettsteuer drohte, hätten Preisaufschläge durchgeführt, hätten also eine geführte Wet mn, taisächlich abgewälzt. Runftinstitute hinzustellen, sei unmöglich, da es oft in erster Linie um ingen auch jetzt lieber nach habe, als nach dem von Der Stadtv. n, Anhänger der Steuer seien,

eine

Paris, das ö no

dieser Steuer

nahme der So ialdemokrgten,, geistert wären, sei unverständlich.

wandte sich mit ähnlichen Gründen, wie sie der Stadtv. Ladewig vor⸗ während der Stadtv. bekämpfte

, hatte, gegen die Steuer, and (Al. L.) nur Einzelheiten die Hoffnung aussprach, daß sie bare Form gewinnen werde.

der Vorlage

im

5 sei. Sie Einführung der Steuer Beamtenkörpers zur Folge haben, man steuer erhöhen. enannten Vorwurf zurück und Taufe der Beratung gegen sie vorgebrachten

licher Abstimmung wurde dann die Vorlage mit 58 gegen 40 Stimmen

einem Ausschuß überwiesen.

A. F. Eine Wanderfahrt nach

Sonntage etwa 30 Mitglieder der Brandenburgia', Gesellschaft Vom wolkenlosen Himmel brannte die Junisonne; Unbehagen im Verhältnis zu der schönen Stande der Felder und Auf der Kleinbahn gleichzeitig die in gebetteten Spiegel von Havel und Elbe sichtbar, die hier, abwärts von Havelberg, in geringer Entfernung voneinander auf einer langen Strecke parallel fließen, ein überraschender Art einzige Lage von Havelberg. uneingeschränkte Bültigkeit genießenden Erklärung Fer Terrainbildung der norddeutschen Tiefebene durch die Vorgänge während der Eiszelt bisher noch nicht sich in das Schema

für Heimatkunde. aber sie bereitete nur geringes Freude aller an dem außergewöhnlich Wiesen in der gesegneten märkischen Landschaft. Glöwen⸗-Havelberg wurden kurz vor Nitzow

n,, . Blau in die grüne Umgebung

Anblick, vorbereitend auf die in ihrer

Ist es doch eine von den Geologen bei der zurzeit

genügend aufgeklärte Tatfache, daß die Havel

schwierig eingliedern läßt. Ob man zur Deutung ihres ihrer krausen Seenbildung Faltungserscheinungen, unterirdische Ein⸗

ss seit langem ein von den Fach⸗ Thema, das künftig wohl durch die Untersuchung an recht vielen Stellen noch weitere Beleuchtung Laufe die Havel

stürze wird annehmen müͤssen, bildet gelehrten erörtertes der Schichtenfolge finden wird. Rätsel auf, da sie

gerichtetem Mittellauf wieder nordwärts wendet

Wenden einst ein Heiligtum ihres Gottes Gerovit Fhristen dann aber den Dom, der Stadt der Mark noch heute weit des Zieles, Havelberg, dem sie zustrebten, Am Bahnhof von den Herren eines sich gastfreundlicherweise auf erfolgte sfuchsabsicht gebildet hatte, in liebenswürdiger kommnet, wurde zunächst, da die

gekommen, der Gasthof zum Kronprinzen aufgesucht, Mittagsmahl sprach Pastor

angenehm kühlen Saale eingenommenen Boit-Nitzow herzliche Zache im Namen der „Brandenburgia“ wurde als Vorbereitung Dom und Umgebung ein

1597 seinerzeit verfaßt hatte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Neues Dyernthẽater. 41. Vorstellung. Madgma Butterfly. Japanische Tragödie in 3 Akten. Nach J. E. Long und D. Belatzo von X. Illicg und G. Giacosa, deutsch von A. Brüggemann. Musik - von Giacomę Puceini. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Dahn. Anfang 79 Uhr.

Schauspielhaus. 194. Abonnemente vorstellung. Die stãndigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Frehplätze find aufgehoben. 5. Vorstellung im Wilden⸗ bruch⸗ Zyklus. Die Lieder des Euripides. Schauspiel mit Musik in drei Akten von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel. In 9 * gesetzt von Herrn Dr. Paul Lindau. Anfang 76 Uhr.

Sonntag: Neues Operntheater. 42 Vorstellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst, und Freiplätze sind aufgehoben. Margarete. Oper in fünf Akten von Charles Gounod. Text na Goethes Faust, von Jules Barbier und Miche Carr. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 155. Abonnements vorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Wie bie Alten sungen. TLustspiel in 4 Aufzügen von Rarl Niemann. Anfang 74 Uhr.

sifß gestern nachmittag 2 u ei der Einfahrt in den f eine auf dem Gleis 2 vor⸗ eide Lokomotiven und drei Wagen Als Ursache wird ,, eiters. Zug führer ruch beider Unterschenkel, Scholz aus Berlin eine Quetschu 9 Hüste, Arbeiterfrau Grothe aus Tegel Quet schung des inken Knies Beule an der rechten Kopfseite, Kau fmann Lamprecht Döring aus Rixdorf Quetschung des linken Beckenknochens und des linken Ellenbogens, des Kopfes und Hartebrodt aus. Perleberg Zimmerer Harloff aus Tegel Die Hauptglelse werden in ungefaͤbr Der Personenverkehr wird durch Um⸗

Stadtverordneten weiterberaten. der Mehrzahl seiner Die Annahme des chematisch ausgearbeiteten Entwurfs würde den Ruin ganzer Be⸗ Städten gemachten Er⸗ Kahrungen hätten nicht bewiesen, daß die Lustbarkeitssteuer sich auf die Viele Berliner Kunstinstitute

bei Cinführung der Steuer ihren Sitz in die Gegen diese (Soz. Fortschr.): Als die Theaterdirektoren noch gar nicht ein⸗ Theater lediglich als

Bodenspekulationen handle Lustbarkeitssteuer

Momm sen (Fr. Fr.) erklärte, daß er und seine Freunde n die eine dauernde, erhebliche und wohl auch steigende DMebre h snch an gh ö, Stellung⸗ ie doch sonst für direkte Der Stadtv. Feuerstein (N. X.)

Ausschuß Der Stadtv. Borgmann (Soz.) be mängelte, daß die Steuerdeputation bei der Vorlage überhaupt nicht würde eine Vermehrung des sollte lieber die Einkommen⸗ Der Oberbürgermeister Kirschmer wies den erst⸗ verteidigte die Vorlage gegen die im Bedenken.

Jedenfalls gibt auch in ihrem untersten sich nach südwärts gerichtetem Ober⸗, und sich ganz zuletzt am rechten Ufer, bevor sie in die Elbe fällt, begleiten läßt durch eine Hügelreihe, deren Fuß sie bespält und an deren höchstem

als Wahrzeichen der zweitältesten in die Lande leuchtet. mit der Eisenbahn von Glöwen Kommenden erschien dies Wahrzeichen schon aus weiter Ferne. Empfangskomitees, Ankündigung der Weise

Mütagsstunde

Worte der Begrüßung, auf die dankend antwortete. auf den nachfolgenden Besuch von Stadt, Bericht vorgelesen, den Dr. einen früheren Besuch der „Brandenburgia“ in Havelberg am Eine kurze Wanderung durch die Stadt

10 Mi⸗ ahnhof

ew den eine

Ausführung

der linken Berl

aus Berl

des dem

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der besißz

Der

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Vororte ver⸗ Aus⸗ Gott

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sich bei ihnen ie Fremden durch

freien Berlin.

Steuern be⸗

Haber⸗ und ti brauch⸗ nisse erlitt

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Havelberg vereinte am zu

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würd diese inner Have r führt Laufes und

auch

herrl

westwärts

Punkte die errichteten, Auch den Kreu Hof,

das

Be⸗ bewill⸗ heran⸗ Bei dem im

Professor Dr. Später halt Albrecht über 24. Juni

Deutsches Theater.

ewesene Havelberg als auf ö längs deren Ufer sich

Wasserstraße ist. Die Stadt darin nichts nachgebend, eng un der Provinzstädte ahnen nicht, des Alten, Kirsprünglichen, iner sind, denen Schritt für Schritt das Möchten die Havelberger besser als die was sie außer noch Innern der Stadt, für diese fene slartlig n Art errichtet sind und sich, wie durch die über⸗ i hängenden aut zeichnen, reiche Bemalung und ke

Erinnernde entzogen wird.

Gwigkeit standhaltenden Dom u. a, an einigen Häusern im

sellschaft auf steilem wertvollen alten Inven

schelnung, so schieden von dem ist, zunächst vorstellt, von der Stadtse aufgeführte den Türmchen. schmů

lich schmucklose Portal im

schiffige lungen erfahren. heidnis hölzernes Kirchlein die Wenden schon 83 in Flammen aufging, um vorübergehend wahr⸗ des Geropit Platz zu machen, besteht n seinen Grundzügen noch heute in der Gestalt, die ihm zavelberger Bischof Anselm und Albrecht Jene oben erwähnte hohe Mauer ist

der Dom i yon seinen Erbauern, dem dem Bären gegeben worden ist. aus Sandsteinquadern getür brüchen im Harz brechen un Quadern wurde auch der hren 1137 bis 1170, häufig durch kriegerische Ereig⸗ Als seine erste Renovierung nach einem bis drohende Gewitterwolken die Von dort kehrte die Gesellschaft nach herzlicher Verabschiedung von den neugewonnenen Freunden bald nach von dem Ausflug nach Berlin zurück.

den gleichen Stil in den Ja

Anforderungen der Gotik angep

einer

menen

wieder Quadern des 1170er dekorativer Färbung.

und Meister vor 1283 ein dem

reizvollen Details des Mittel⸗ es, von dem sich der Beschauer kaum trennen kann. der seinem Bistum Reichtümer zu—

Wende des 16. Mittelschiff noch ein kunstvoll ausgeführten, geschmückten Querbau geschenkt worden,

Teil des Mittelschiffes absperrt berlebensgroßen Figuren ungewöhnliche Zutat, zu und phantastischen Wänden befindlichen eichenen mit dem Dom verbunden gewesenen

größeren ihn krönenden ü

icher dahinter Kanonici und die Bewohner des In die Räume chaft ihre Schritte. Dom parallel aufgeführt, ist mit ihm durch 2 prächtige

die Prämonstratenser⸗Klosters. Besichtigung des gebäude, dem zgänge

heute Platz Erde das in gefälligen Kreuzgew uck verschönerte, ehemalige kleines Winter-, ein größeres Sommer⸗Resektorium ge⸗ nur durch einen einzigen gegenwärtig An diesem durch seine einladenden Orte erfreute Dr. Hartwich⸗Havelberg durch einen rtrag uber die Entwicklung der deren bei der dem letzten Vereinigung von 7 Dörfern der nächsten Umgebung mit der alten

lichen Schm Räume, ein schieden, jetzt zu einem, brochenen Raume vereinigt, der als Aula dient.

fesselnden Vo dabei im beson

erwies das jetzt 8oà0 Einwohner zählende, im Mittelalter befestigt Insel gelegen, gebildet durch die die Arbeitsstätten eines altehrwürdigen des Schiffbaues man natürliche ober zu Verteidigungszwecken angelegte künstliche ist, andern alten märkischen Städten d winklig gebaut; aber die Bewohner wie dankbar gerade für den Anblick Hlftorischen die vom Modernen übersättigten

Stadt, von dem

erbes der Stadtgraben

iner zu erhalten wissen,

zo jährigen Kriege in einer

oberen Stockwerke,

Anna-Kapelle am Fuße des Domberges, an Pfade dem Dom zustrebte, gehört zu diesem tar von Havelberg, mi Laurentiuskirche auch noch eine zweite protestantische Kirche . Der Bom bereitet eine Ueberraschung, Abmesfungen sind, doch sehr ver—

beträchtlich auch die

mittlerer Größe

Maßen der letzteren

ickten Platz stehend, eshauses.

ßen.

scheinlich aufs neue einem Heiligtum

unterbrochen, erbaut.

enen, schweren Brandschaden 1283 erfolgte, war inzwischen der gotische Stil der allgemein übliche Kirchenstil geworden, es, daß bei Erhöhung des Baues und Wölbung der Seitenschiffe mit ausgezeichneten aßt und in angemessener Höhe über Kundbgen Spitzbögen von Pfeiler zu Pfeiler gespannt wurden. spätere Zeit, wahrscheinlich nach Jahrzehnt des 16.

Pfeiler verstärkt und

stantische Kirche im 8. Quadern⸗ und Backsteinbau e persteckt. So fanden durchgreifenden zehnten den Dom vor. Aufgabe entledigten, beiden ausgezeichneten

iges Werk ausgeführt hatten,

lberger Bischoff Johann II.

e, als

als eine ganz u Schnitz arbeit

an beiden

verbunden, die mit den ehemaligen ein von Bäumen

; In dem weiten

(Sommerspiel zeit Dr. Emil

Geyer): Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ueber unsere

Kraft.

Sonntag und folgende Tage:

Kraft.

Ueber unsere

Kammerspiele. (Sommerspielzeit Dr. Emil Geyer.)

Sonnabend, Abend ristoffer. Sonntag

ristoffer.

und

folgende

z 8 Uhr: Jacob und

Tage: Jacob und

Zerliner Theater. Sonnabend, Abends S Uhr:

Taifun. Schauspiel Lengyel.

in vier Akten von Melchior

Sonntag und folgende Tage: Taifun.

Lessingthenter.

asernenluft.

Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Militärisches Volksstück in 4 Akten

von Herm. Martin Stein und Ernst Söhngen.

Sonntag und folgende Tage:

Neues Schauspielhaus. 3 Uhr: Der Flieger.

Kasernenluft.

Sonnabend, Abendg Posse in 3 Akten von Hans

Brennert und John Lehmann.

Sonntag und folgen

de Tage: Der Flieger.

einer

durch worunter man allerdings nicht Steinmetzarbeiten, rnige Denksprüche zu suchen hat.

was man sich unter dem ite gesehen eine hohe,

Vor dem mächtigen Bau, af man zunächst nicht den Eindru Auch das im letzten Fahrhundert erst erneuerte, ziem⸗ Rundbogenstil läßt nicht auf das Innere

Um so eindrucksvoller und überraschender wirkt der drei⸗ Raum der ehrwürdigen Kirche, t An der Stelle erbaut, an der nach Zerstörung des chen Tempels durch Otto J. (a6) ein wahrscheinlich zunächst

errichtet wurde, das

mt, die d d zu Schiff herbeischaffen ließ. Und aus

die Renovation

das Architekten. e, stellten die in Backsteinrohbau aufgeführten Zutaten von 1283 in ihrer Ursprünglichkeit her und versahen Baues in der

Num erst weiß man zu beurteilen, daß Bauherr

ö Erwin von ; jedenfalls ein Unikum im Kirchenbau, von Spitzbogen überspannten Rundbogen, aber mit all den anderen

und der beiden Seitenschiffe ein Kirchen⸗

er die Wallfahrten zum Wilsnacker Jahrhunderts in Aufnahme gebracht hatte, ist dem besonderer Schmuck in einem mit reicher Steinmetzarbeit und

Doms die Gesells

Begräbnisplatz und Strauchwerk Klostergebäude ben ausgeführte, durch reichen figür⸗

durch avelber

erstrecken, und ob er

nicht genau weiß, bis

Alte, an vergangene Tage leider dem hoffentlich für eine an Altehrwürdigem besitzen, die bald na

Zeit der Verarmung des

zu verhelfen.

Flosters was man verschiedenster

Fassaden, aber Auch die der vorüber die Ge⸗

reich verzierte

8

welchem das außer dem Dom in

weil seine äußere Er⸗

Bilde eines Donts aus Quadern

Wand, überragt von einem nicht lin Verhältnis stehenden auf einem durch Anlagen ge⸗ eines

auch der kleinen

auf der einige

gleichen sucht.

Der Dom hat viele Wand⸗

bei Wiedereroberung der Stadt

der Askanier in seinen Stein- dorthin.

Dom in reinem romanischen

und so kam

Backsteinen den

Uebergang des Domes an die Jahrhunderts, hatte gleichmäßigen Kalk⸗ Adler und Persius, vor einigen

unter einer Bauräte aufgefordert, Wie sie sich der übernom. bildet einen Ruhmestitel Sie entfernten die Kalk⸗

leicht verletzt. Verkehr wird

die freigelegten haben.

Farbtönung abwechselnd mit Steinbachs

die Barriere. Damen schwer. Von jenem

Wunderblut um die

aus Sandstein Reliefbildern der den Hochaltar gegen den und einschließlich der drei aus der Passionsgeschichte betrachten ist. Von Tiergestalten sind die Gestühle für die

Plozk, 9. Postwagen getötet.

des letzteren lenkte nach Das Kloster Bom beiden Hochbauten einen der Mönche, umschließen, erfüllter, lauschiger liegt zu ebener

den

Refektorium, früher in zwei vorliegt. Mittelpfeiler unter⸗ dem nahen Realgymnasium Kühle zu längerem Aufent⸗

Stadt. Er verweilte Jahrhundert erst angehörigen

Hausgerät der le Geschie interessanter Stücke zu bewegen, man ihnen das dauernde Besitzrecht gewährleistete, Das Vorhandensein solcher Ortsmuseen als ein treffliches Mittel zur Pflege der Heimatlie springenden edleren Gefühle der Menschennatur anerkannt. Der Er⸗ wähnung wert ist, daß in den weiten Räumen des ehemaligen Klosters katholischen Gemeinde ñ

herangerückt waren. Er fand . igkeit entfernterer Dörfer und in vergleichsweise besserem no

in die Stirnwand zeigt Schießscharten!) auch gefunden haben. bergs, in der der geschichtliche Sinn

räumt worden ist. stunden herangekommen. hundert Fuß über das Haveltal emporragenden Dom⸗ terrasse gegenüber einer s In nächster westwärts schauend der herrliche Teil des Landstreifens an dessen Elbseite einnimmt, welcher das letzte Ende des Laufes der Havel von dem großen Strome trennt, mit dem sie gleich nachher ihre Wässer vereinigt. schauend über die endlos sich erstreckenden gesegneten Fluren, in der Ferne ber Turm von Sandau, dem nächsten Ort der hier beginnenden Altmark. Es war der Gesellschaft nicht leicht, der Spätnachmittagssonne zu trennen; aber doch jenen Eichwald an der Elbe, das „Mühlenholz“, noch zu zeigen, der ihr berechtigter Stolz ist und Schützenhaus befindet. 1. Im Schatten der Baumriesen, am Elbufer, wurde dann noch lange Zwiesprache mit den pflogen, auch die Stelle des schweren

Osnabrück, gleich nach 7 Uhr ist zwischen den Stationen Künsebeck und Steinhagen der Bahnstrecke Osnabrück zug 601 infolge Achslagerbruchs entgleist. Die Strecke ist auf etwa 24 Stunden gesperrt. durch Umsteigen aufrecht erhalten.

Brünn, 9. Juni. sind in den letzten zwei Tagen Gewitter und Hagelschläge niedergegangen, die unter ö Blättermeldungen zufolge wurden vier Personen durch Blitz. schlag getötet sowie mehrere verletzt. .

ö Buda pest, 9. Juni. fliegen stürzte der Apiatiker Frey mit seiner Flugmaschine gegen

London, 6. Juni. Clayton heute auf der Landwirtschaftlichen einen Aufftieg unternommen hatte, stürzte in die Menge nieder. Zuschauer wurden verletzt.

*

55000 Rubel geraubt und die

. Juni. Beraubung einer Post in der Nähe von Bielsk handelt es sich wie , gemeldet wird, um einen von drei Räubern verübten zenanschlag.

Soldaten der Begleitmannschaft, der Postillon und zwei Postpferde getötet und zwei Soldaten sowie ein Pferd schwer verwundet. D Räuber sind mit dem geraubten

Rom, 9. Juni. Opfer des Erdbebens 50 600 Lire gespendet.

Ürfachen, aus denen bej ihrer Anlage diese meist, an und auf dem

Stadt, nachdem diese zur offenen Stadt geworden und untersuchte die 3 am rechten Havelufer gelegenen 1 ;

schaften so nahe an

die Erklärung in der früheren

Schutz, den die Dorfbewohner gewissermaßen unter den Fittichen det

neuere Zeit besestigt gewesenen Domes lseine zu finden hofften und wohl der jüngeren Generation Hapel—⸗

Zum Bedauern besonders lebhaft ist, sind

bei der Benennung der eingemeindeten Dörfer großenteils ne Namen gewählt und die alten beseitigt worden. . wegung im Gange, den letzteren Der von warmem fand lebhaften Beifall und allseitigen Dank. in dieser Stadt walte, bewies Museums, eingerãumt hier,

Art

Es ist eine Be⸗

Lokalpatriotismut erfüllte Vortrag . Daß treue Heimatliebe im weiteren die Besichtigung des das erste Stockwerk des alten ist. Es ist wahrhaft erfreulich, angefangen von vorgeschichtlichen Funden. bis zum schlichten Hausschmuck und ten Jahrhunderte, zusammengebracht hat, und mit es gelungen ist, die Besitzer ehrwürdiger und sie dem Museum anzuvertrauen, indem

dem worden

wird anscheinend noch nicht genügend

. e und der ihr ent—

nde Havelbergs eine Kapelle einge= Ez waren inzwischen die späten Nachmittag⸗ Aus dem Kloster heraustretend, befand man sich

Aussicht auf die prangende Ebene, die ihres⸗ Nähe die alte Stadt und über sie hinaus Eichwald, der einen beträchtlichen

Nach Süden und Osten sich von diesem Anblick im Glanz

die Havelberger wünschten

und in dessen Bezirk sich auch das Ein reichlich halbstündiger Spaziergang führte liebenswürdigen Gastfreunden ge Dammbruchs im Februar besucht, Heimkehr zur Stadt empfahlen.

9g Uhr allseitig hoch befriedigt

9g. Juni. Amtliche Meldung. Heute morgen

Brackwede der Personen⸗ M 5

Vier Personen wurden

Der

(W. T. B.) In fast allen Teilen Mährens den Feldkulturen schwere Schäden angerichtet

(W. T. B.) Bei dem heutigen Wett—

Sechs Per sonen wurden verletzt, unter ihnen zwei

(W. T. B.) Als der Gehilfe des Aviatikers Ausstellung zu Worcester der Aeroplan plötzlich Eine Frau wurde getötet und mehrere Der Gehilfe blieb unverletzt.

zuni. Zwölf Werst von Bjelsk wurden von einem Begleitmannschast

(W. T. B) Bei der gestern gemeldeten

Durch die Explosion der Bombe wurden die

, Ve

Gelde entkommen.

Borissow, 9. Juni. (W. T. B. Die Feuersbrunst is nunmehr unterdrückt. 450 Häusern ist niedergebrannt. (Vergl. Nr. 133 d. Bl.)

(W. T. B), Der, Kön ig hat füt dir .

Das ganze Handelsviertel mit mehr ale

in den Distrikten Avellino und Potenja

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und

Zweiten Beilage.)

Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Russ. Hofballett: Die Zauberflöte. Divertisse⸗ ments. Vorher: Zierpuppen.

Sonntag: Russ. Hofballett: Braut.

Die verkaufte

Schillertheater. O. (Wallnertheater) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die zärtlichen Ver⸗ wandten. Lustspiel in 3 Aufzügen von Roderich Benedix. Hierauf; In Zivil. chwank in 1 Akt von Gustav Kadelburg.

Sonntag: Die zärtlichen Verwandten. In Zivil.

Montag In Zivil.

Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: ng ef Obrigkeit. Komödie in 3 Akten von G. Davis.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Goldsische. Abends: Der Bibliothekar.

Montag: Der Bibliothekar.

Hierauf:

Die zärtlichen Verwandten. Hierauf:

Custspielhaus. (Friebrichstt. 236) Sonnabent, Abends 5 Uhr: Das Leutnantsmündel. Schwank in brei Akten von Leo Walter Stein.

Sonntag und folgende Tage: Das Leutnants; mündel.

Thalinthenter. (Direktion: Kren und Schönfeld.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Charleys Tante.

Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Sonntag und folgende Tage: Charleys Tante.

221

a r nt, e me rr, ger mn,

Familiennachrichten. Verehelicht: Hr. Amtsrichter Victor Foitzick mu Frl. Elifabeth Römhild (Oppeln). Hr. Ober

seutnant Varnhagen mit Frl. Valeska von dot.

Dessau).

Geboren:

Eberhard von dem Hagen (Berlin). Gestorben: Fr. Emma von von Thielau (Blankenburg a. a von Hellmann, geb. Oppler (Ber Frl. Gertrud von Kotze (Montreum).

wieder zu ihrem historischen Recht

. ö

Man vermutet, daß Brandstiftun

Ein Sohn; Hrn. Gegrg von Oberni . (Machnitz). Eine Tochter: Hrn. Vauptmam

Kitzing, geb. Fr. Ann in⸗Wilmers dor

,

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Eppedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der erb ut her g fene re. und Verlag; Anstalt Berlin 8W., Wi helmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen

(einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichen bellage Nr. 45 A und 46).

Er ste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

n 134.

Berlin, Freita

Berichte von deutschen Fruchtmärkten. .

Qualstãt *

gering

gut Verkaufte

mittel

Marktorte

Gezahlter Preis für 1 Doppelentner

Menge

niedrigster 6.

höchster

höchster nledrigster S 16

nledrigster Doppelzentner

36

ib

1910.

Am vorigen Außerdem wurden Markttage am Markttage . (Spalte z Durch⸗ nach ůberschlaglicher schnitts⸗ Schätzung verkauft preis Do ppe n, 4. (Preis unbekannt)

Durchschnitts⸗

Verkaufs⸗ preis

wert dem

6.

Goldap . ; Breslau... Strieganu.· . Hirschberg i. Schl. Ratibor. . Geldern.

, Döbeln Chateau⸗Salins

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Langenau. .

Goldabz .. Landsberg a. W. . Kottbus.. . Breslau... Striegan . Hirschberg i. Schl. Ratibor. . Göttingen Geldern.

Neuß . . Kaufbeuren .. Döbeln Chůteau⸗Salins

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Goldap 1 1 *. * * , , w . Braugerste

Striegau. eng n 1 Ratibor. Göttingen Geldern. Chäteau⸗Salins

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Goldap Landsberg a. Kottbus . Breslau. Striegau Hirschberg i— Ratibor. Göttingen Geldern. e St. Wendel Kaufbeuren . Döbeln Winnenden . Langenau

Friedland i. Mecklb. . ! Fhãteau⸗Salinsd..

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird Gin liegender Strich (— in den Spalten für

Berlin, den 10. Juni 1910.

D

6161

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* 22

. , e , , g n m, mme, , .

1

auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen

Weizen. 19,00 18,40 18,90 18330

19,320 17,80

19,90 17,50 18,50 18, 80

18,90 17,80 18,50 18,80

19,40 19,50 19,40 18,70 19,550 18,80 19,50

18,50 19,00 19,40 18,50 19,20 18,80 19,20

15,56 15, . gternen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen). 13,20 18,40 18,50 18,80

Roggen.

11,80 12.00 13,20 13,80 .

13.90 13 00 13,00 13,00

1450 14,60 13,60 15.00 1340 15,00

12400 13,2

1

1150

13,80 12,40 12,10 12650 13,00

14,50 14,30 13,650 15,00 13,00 14,50

11

13.60 13,50 1350 13,50 15, 00 14,90 14,50

14, 10

13,10 13,10 13,50 12, 80 15,00 14,60 14560

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888 de

838

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r st e. 13.550 13.30 14,50 1370 14,00 13,00

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j 13,50 13.50 15,00 1400 14 00 13 00

13,70

13,20 14,40 13. 50 13,50

15 50 1336

12,50 14,90 1320 13,50

15,50 13 00

14.00 14350

Safer. 13,00 15,50

14,00 14,50 14,40 13,60 15,40 15,00 15,20 16,00 15,64 15,64 h 14,70

.

12,60

1980 15.46 1410 1406

14,360 14,50 14,20 14.80 14,00 15,00 / 13,60

1800

12,60 13,20

15,50

14,50 14370 14,60 14,80 15,40 15,50 15,20 16,00

15,80 13,90 14,30 14.00

14,50 15,00 14,20

14 80 14.40 15,20 ] 13,60 15300

15500

——

15.50

Mark abgerundet mitgeteilt.

Kaiserliches Statistisches Amt. J. V.: Dr. Zacher.

19300

13500 1320

1293 15380

12,900 15 80

1433 1426

1500 1476 16.96 14,57 1491

13,60 15,00

13.80 13,80

14,80 14A 70 15,89 14.86

14 84 1377 217 ;

Der Durchschntttspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. ist, ein Punkt (.) in den letzten

sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 82 Sitzung vom 9. Juni 1910, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung stehen zunächst die Inter⸗ pellationen, betreffend die Borromäus-Enzyklika des Papstes vom 26. Mai 1910.

Die Interpellation der Abgg. Ahrens Genossen (kons. lautet:

Was gedenkt die Königliche Staatsregierung zu tun, um durch die preußische Gesandtschaft beim Vatikan oder auf anderem Wege solchen Beschimpfungen der epangelischen Kirche, wie sie in der Enzyklika des Papstes vom 265. Mal enthalten sind, und die den konfeffionellen Frieden ernstlich gefährden, wirksam entgegenzutreten?

Die Interpellation der Abgg. D. Hackenberg nl.) und Genossen lautet:

Die in dem „Osser vatgre Romano“ Nr. 146 dieses Jahres veröffentlichte Börromäus-Enzyklika enthält Schmähungen der evangelischen Kirche ihrer Reformatoren und der der Reformation zu⸗ getanen deutschen Fürsten und Völker. Welche Maßregeln gedenkt die Königliche Staatsregierung zu ergreifen, um den durch die Ver⸗ öffentlichung diefer Enzyklika bedrohten konfessionellen Frieden in Preußen zu sichern?

Die Interpellation der Abgg. Graf Moltke (freikons.) und Genossen lautet;

In der päpstlichen Enzyklika vom 26. Mai 1910 sind unerhörte Beschimpfungen der Reformation, der Reformatoren und der evangeli⸗ schen Kirche enthalten. Ist es der Königlichen Staatsregierung bekannt, baß ein Teil der kalholischen Presse Preußens diese Enzyklika im Wortlaut abgedruckt hat, und daß sie zweisellos bestinmt ist, allen Katholiken bekannt gemacht zu werden? Welche Schritte gedenkt die Königliche Staatsregierung zu tun, um diesem öffentlichen Uergernis zu steuern und um für die Zukunft derartigen Störungen des konfessionellen Friedens innerhalb der preußischen Machtgrenzen vorzubeugen?

Ueber die Begründung

lein⸗Flöthe) und

der Interpellation der Abgg. Ahrens und Genossen durch den Abg. von Pappenheim (kons.) und über den ersten Teil der Begründung der Interpellation der National⸗ liberalen durch den Abg. D. Hackenberg ist in der gestrigen

Nummer d. Bl. berichtet worden.

Abg. D. Hackenberg (nl) fährt fort: Es handelt sich nicht um die persönliche Meinungsäußerung eines einzelnen, sondern um etwas, das man politisch eine Staatsaktion nennt (sehr richtig!; es handelt sich um einen von hochamtlicher Stelle aus ergehenden Angriff auf unser Ansehen, auf die öffentliche Bedeutung der öffentlichen Institutionen. Zur Enktschuldigung hat man sagen wollen, die katholische Kirche müsse dogmatisch intolerant fein. Jawohl, darüber ist nicht zu streiten, aber wer diese Enzyklika und dieses „Urteil“ liest, findet darin keine dogmatischen Auseinandersetzungen, sondern Beschimpfungen. Wenn dogmatische Intoleranz dag Festhalten beider Konfessionen an ihrem Glauben bedeuten soll, so stehe ich auf demselben Boden; aber gerade dieses Festhalten erfordert doch die Tolerierung der Ueberzeugung der anderen. Das Reformationszeitalter, au darüber wollen wir uns keinem Zweifel hingeben, hat keinen Begriff von Toleranz gehabt und haben können; aber mittelbar oder un⸗ mittelbar ist doch aus diesen Kämpfen um die Reformgtion dieser Gedanke groß und wach geworden, und aus dem Boden der Reformation, als Frucht derselben, ist der Gedanke der freien Duldsamkeit entstanden, der nicht aus Kaltsinn besteht, sondern aus der Erkenntnis, daß das ewige Licht sich im Rahmen des Einzelnen in gebrochenen Strahlen widerspiegelt. Sind wir in Deutschland nicht in erster Linie darauf hingewiesen, diese würdige christliche Toleranz zu uͤben, sind wir nicht darauf hin⸗ gewiesen, nicht miteinander zu streiten wie im Reformationszeitalter, sondern einzig und allein zu wetteifern in den Früchten des Glaubens und werktätiger Liebe? Cebhafte Zustimmung.). Das ist, das Be⸗ dauerliche, Schmerzliche, das auf das entschiedenste zurückgewiesen werden muß, wenn wir sehen, wie in den schönen konfessionellen Frieden die Brandfackel der Zwietracht hineingeworfen wird, wenn wir sehen, wie Haß gesät wird zwischen denen, die Kinder einer Mutter und Brüder sind. (Beifall) Nun hat man gesagt, es handele sich hier nur um eine innerchristliche Angelegenheit, aber nein, wenn es wahr ist, was ich eben . wenn es sich um eine Gefährdung des konfessionellen Friedens handelt, dann können wir diese Sache . wenig wie die Reformation für Mönchsgezänk, für einen Theologen⸗ streit ansehen, für eine innerkirchliche Angelegenheit. Nein, es ist das eine Sache, die uns alle angeht, die wir unser Volk zu vertreten haben, uns allen samt der Regierung muß daran elegen sein, wir müssen es als unsere Pflicht betrachten, den kon⸗ e, me. Frieden zu fördern und jeder Gefährdung, zumal wenn sie bon außen her in das Land getragen wird, auf das ernsteste entgegen⸗ zutreten (Zustimmung): Ist das nun nicht eine schwere Gefährdung des konfessionellen Friedens? Wenn gegenüber unserer katholischen Bevölkerung ein historisches Urteil über die Reformation und ihre Anhänger abgegeben wird, das diefe Anhänger unter ein apostolisches

Wort stellt, das diese Anhänger der Reformation mit den Leuten auß den Urzeiten des Christentums auf eine Stufe stellt, die sich nach dem Philipperbrief zunächst dem Christentum angeschlossen hatten, aber in die heidnischen Sündenlaster zurückgefallen waren, und was das für die damalige Zeit heißt, weiß jeder, der die Geschichte kennt, sodaß sie bezeichnet werden konnten und mußten als Feinde bes Kreuzes Christi, die den. Bauch zu ihrem Gott gemacht hatten, fodaß das Anathema über sie ausgesprochen werden konnte, das ihnen die Seligkeit absprach und sie dem Verderben preisgab, wenn eine folche Auffassung über die Anhänger der Reformation, über die Glieder der evangelischen Kirche von den katholischen Kanzeln gepredigt, in den * nf Schulen gelehrt würde, wäre das keine Gefährdung des konfessionellen Friedens? (Zustimmung.) Es würde mich gar nicht wundern, wenn auf der Gegenseite sich eine Gegenströmung geltend machte, was ich durchaus nicht wünsche, wenn auch dort wieder über das Ziel hinausgeschossen würde. Ist es nicht eine Gefährdung des konfessionellen Friedens, wenn im Gegensatz zu zahlreichen rühmlichen Ausnahmen in der katholischen Presse ünd in unserer katholischen Bevölkerung ein führendes Blalt der Zentrumspartei sich auf den Boden dieses päpstlichen historischen Ürteils stellt und einfach seine Wahrheit behauptet (hört! hört), wenn es sagt: es könne vom katholischen Stand⸗ punkte kein anderes Urteil gefällt werden, als es die frühere Fanisius⸗Enzyklika und die jetzige Borromäus⸗Enzyklika mit apostolischem Freimut nicht nur, sondern auch auf Grund der ge⸗ schichtlichen Wahrheit gesprochen habe (hört, hört), wenn fortgefahren wird, Tatsachen ließen sich nicht wegdeuteln, sie seien unerbittlich, und' wenn es Mißbehagen und Schamgefühl hervorrufe, so könne dies nicht dem zur Last gelegt werden, der die Wahrheit getreu darstelle? Ich frage, könnte man nicht auch im andern Lager wieder den historischen Nachweis führen wollen, welches die eigentlichen Ursachen der Reformation gewesen sind, nicht in Deutschland, sondern in einem andern Lande (Sehr richtigh? Ja, wohin würde das führen? doch nur zur, schwersten Gefährdung des konfessionellen Friedens, schließlich dahin, daß, wie in dem bekannten Kaulbachschen Wandgemälde, die Geister der Vergangenheit ihren Kampf erneuern. Ich meine, wir müssen uns gegenwärtig halten, daß wir auf Erden wandeln und ehrlich miteinander arbeiten wollen. (Lebhafte Zustimmung.) Es kann nur die Absicht der Interpellanten sein, auf die Ge⸗ fährdung des konfessionellen Friedens hinzuweisen, die von dieser Enzyklika ausgeht. Es mußte gerade in dieser Stunde von dieser Stelle aus in' das Land hineingerufen werden, daß wir uns nicht erregen, uns nicht verbittern wollen und nicht hinreißen lassen zu einem Kampf, der von jenseits der Berge herüberdringt (Zustimmung). Wir freuen uns auch aller Zeugnisse aus dem katholischen Lager,