Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Landgerichtsrat Dr. Karsten in Berlin zum Land⸗ gerichtsdirektor bei dem Landgericht Jin Berlin,
ö Staatsanwaltschaftsrat Eh recke in Berlin zum Land⸗ , , bei dem Landgericht III in Berlin, en Landgerichtsrat Erdmann in Thorn zum Land⸗ gerichtsdirektor in Posen,
den Landgerichtsrat Dr. Hahn in Flensburg zum Land⸗ gerichtsdirektor in Kiel, .
den Landgerichtsrat Bruckner in Lissa i. P. zum Land⸗
gerichtsdirektor in Essen und . den Staatsanwaltschaftsrat Goedicke in Koblenz zum Ersten Staatsanwalt in Bochum zu ernennen sowie dem Rechtsanwalt Dierickt in Münster den Charakter als Justizrat zu verleihen.
—
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Kreisschulinspektor Alert, zurzeit in Elten, zum Seminardirektor zu ernennen dem Stiftungsgutspächter, Sberamtmann Rühmekorf in Griefstedt, Kreis Weißensee, den Charakter als Amtsrat zu
verleihen und ö ; die Wahl des Gerichtsassessors Friedrich Klinge in Potsdam zum Syndikus der Stadt Goslar zu bestätigen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Bezirksschornsteinfegermeister Richard en zu Berlin das Prädikat eines Königlichen Hofschornsteinfeger⸗ meisters und . — dem Backofenbauer Paul Moritz zu Berlin das Prädikat eines Königlichen Hofbackofenbauers zu verleihen.
Seine Majestät der König haben den Anschluß der deutschen lutherischen St. Georgs-Kirchengemeinde in London an die evangelische Landeskirche der älteren Pro⸗ vinzen der preußischen Monarchie Allergnädigst zu genehmigen geruht.
Justizm iniste rium.
Dem Notar Dr. Sendler in Malmedy ist vom 1. Ja⸗ nuar 1911 ab der Amtssitz in Düren angewiesen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Dem Seminardirektor Alert ist das Direktorat des Lehrerseminars in Elten verliehen worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Titel Hegemeister wurde verliehen;
dem Förster Wagner in Rhoda, Oberförsterei Hatzfeldt, Regierungsbezirk Wiesbaden, und
dem 33 Rix in Eichenzell, Oberförsterei Niederkalbach, Regierungsbezirk Cassel,
— anläßlich des Uebertritts in den Ruhestand; ferner den Förstern im Regierungsbezirk Bromberg:
Dahl ke in Lonke, Oberförsterei Mirau,
Gawa in Kunkel, Oberförsterei Argenau,
Schaffarschick in Kirschgrund, Oberförsterei Kirschgrund,
Stahr in Althof, Oberförsterei Korschin,
Taube in Kaltwasser, Oberförsterei Bartelsee.
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Kroto sch in, Regierungsbezirk Posen, ist zu besetzen.
Bekanntmachung.
Gemäß 5§ 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal abgaben einschätzbare Neinertrag aus dem Betriebs jahre 1909 bei der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn bezüglich ihrer in Preußen belegenen Strecken auf
41050 6 69 * festgestellt worden ist.
Magdeburg, den 12. Oktober 1910.
Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer.
Tagesordnung
für die auf den 26. Oktober 19109, Vermittags 11 Uhr,
anberaumte ordentliche Sitzung des Bezirkseisenbahn⸗
rats für die Eisenbahndirektiensbezirke Erfurt und Halle a. S
Geschäftliche Angelegenheiten des Bezirkseisenbahnratz.
Besprechung des am 1. Mai 1911 in Kraft tretenden Fahrplans.
Autrag des Fabritbesißers Gottfried Nies-⸗Saalfeld (Saale): Der Bezirkseisenbahnrat wüd gebeten zu befürworten. daß auf der Strecfe Saalfeld= Probstzella Bock — Wallendorf eine Frühverbindung geschaffen werde.
Antrag des Fabrikdirektors A. Stoy Sangerhausen: Der Bezirks⸗ eisenbahnrat wolle beschließen, die Königliche Eisenbahnverwaltung zu ersuchen, zwecks Veibesserung des Verkehrs zwischen Erfurt und Nordhausen auf der Strecke Erfurt Northeim ein jweites Eil⸗ oder Schnellzugpaar einzulegen.
Antrag des Hofbuchhändlers Theodor Eichhorn Rudolstadt: Der Bezirk eisenbahnrat wolle bei der Königlichen Eisenbahndirektion eine Veibesserung der Mittag verbindung von Nordhausen — Sondeishausen und Sangerhausen—Frankenhausen nach Rudolstadt == Saalfeld und anuschließende Strecken befürworten, möglichst in der Weise, daß die . züge 501 und 612 in Erfurt direkten Anschluß erhalten an
ersonenzug 303.
Erörterungen über die seit der letzten Sitzung eingetretenen oder in Aufsicht genommenen Erleichterungen und Neuerungen im Personen⸗, Gepäck,, Güter und Tierverkehr.
stnn ß Aus es und der nächsten Vollsitzung. 3 3
er 1910. . ö Eisenbahndirektion.
indermann.
e über Zeit und Ort der nächsten Sitzung des 11
Angekommen:
Seine Exze der Präsident der Hauptverwaltung der ie e,, Geheime Rat von Bischoffs⸗ hausen, vom Urlaub.
Nichtamtliches.
Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 14. Oktober.
Der Ausschuß des Bundesrats für Justizwesen hielt heute eine Sitzung.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Königlich bayerischer Ministerialdirektor von Kohl und
Königlich sächsischer Geheimer Justizrat Dr. Mayer sind in Berlin angekommen.
Laut Meldu „W. gestern von . in
F. B.“ ist S. M. S. „Tiger“ See gegangen.
Braunschweig.
Seine Majestät der König von Sachsen ist gestern nachmittag in Braunschweig eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhof von Seiner Hoheit dem Herzog⸗ Regenten sowie den 42 der Militär⸗ und Zivilbehörden empfangen worden. Am Abend fand im Ballsaale des Herzog⸗ lichen Residenzschlosses eine Galatafel statt, bei der zwischen Seiner Hoheit dem Herzog⸗Regenten und Seiner Majestät dem König Trinksprüche gewechselt wurden.
Deutsche Kolonien.
Aus Swakopmund in Deutsch⸗Südwestafrika wird dem „Reuterschen Bureau“ unter dem 8. d. M. gemeldet:
Lohnabzüge, die den am Bahnbau bei Wilhelmstal beschäftigten Kaffern für nicht geleistete Arbeit an Sonntagen beziehungsweise in Krankheitsfällen gemacht wurden, hatten die Kaffern zum Ausstande veranlaßt. Darguf derweigerten die Bauunternehmer die Lieferung von Wasser und Nahrungsmitteln, die die Kaffern sich nunmehr von den benachbarten Farmen verschafften. Da Polizeibeamte, die die Führer der Ausständigen verhaften sollten, schlecht behandelt wurden, wurde eine Kompagnie Soldaten gegen die Kaffern ausgeschickt; die man der Räuberei mit Waffen in der Hand bezichtigte. Bei dem Angriff ge⸗ brauchten die Soldaten zuerst das Bajonett und machten dann von der Feuerwaffe Gebrauch. 14 Kaffern sind getötet und viele ver⸗ wundet. An Ort und Stelle hält man das Auftreten gegen die Kaffern für gerechtfertigt.
— ö 5 .
Oesterreich⸗Ungarn.
Gestern sind die Delegationen von dem Kaiser und , . Franz Joseph empfangen werden. Hierbei hielt zuerst der Präsident der österreichischen Delegation von Glom⸗ binski eine Ansprache an den Kaiser, in der er, W. T. B.“ zufolge, erklärte:
Wenn die Monarchie aus der letzten bedrohlichen Krise würdig nach außen und innen gestärkt hervorgegangen sei, so sei dies vor allem der Weisheit und anerkannten Friedensliebe des Kaisers zu ver⸗ danken. Die schweren Wolken hätten sich verzogen dank dem d, sämtlicher Völker der Monarchie und der zielbewußten Führung der auswärtigen Politik, ferner habe hierzu beigetragen die Bereitschaft der Armee und die loyale Haltung der Verbündeten. In Anbetracht der Bedeutung einer starken und schlagfertigen Armee für die Sicherung des Friedens werde die Delegation die gemeinsamen Vorlagen unter sorgfältiger Bedachtnahme auf die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung verabschieden.
Der Präsident der ungarischen Delegation Lang führte sodann in seiner Ansprache an den König aus:
Die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit hätten den glãn⸗ jenden Beweis dafür geliefert, daß der Dreibund das wichtigste Unterpfand des europäischen Friedens bilde und daß diese Bündnis— einrichtung bei unversehrter Wahrung des Ansehens und der Groß— machtstellung der Monarchie auch für Desterreich⸗ Ungarn die Segnungen des Friedens am meisten gewährleiste. Der Redner betonte sodann die große Bedeutung der Wehrmacht, gedachte des 80. Geburtstages des Königs, bei welchem Anlaß die Völker und die gekrönten Häupter der ganzen zivilisierten Welt den roßen menschlichen und den Herrschertugenden des Monarchen gehuldigt ae. und erinnerte an die Tage der jüngsten Krisis, bei der sich die Zusammengehörigkeit zwischen Volk und Armee in seltener Innigkeit gezeigt hätte. Der Weisheit und Liebe des Monarchen, die Wunder vollbracht hätten, sei es zu danken, daß man einen so glänzenden und unblutigen Sieg erfochten habe. Der Redner schloß mit einem mit Begeisterung aufgenommenen Hoch auf den König.
In Erwiderung auf die Ansprachen der beiden zräsidenten hielt der Kaiser und König, „W. T. B.“ zufolge, nach⸗ stehende Rede:
Die Versicherungen treuer Ergebenheit an meine Person, die Sie soeben zum Ausdruck gebracht haben, erfüllen mich mit lebhafter Befriedigung und warmem Dank. Die 86 Tagung der Delegation fiel mit einem wichtigen Ereignis für die Monarchie zusammen. Ich verkündete damals die vollzogene Erstreckung meiner Herrscherrechte auf Bosnien und die Herzegowina. Es gereicht mir zur besonderen Befriedigung, daß die diesfalls eingeleitete Aktion auf, friedlichem Wege ju einem vollen Erfolge geführk hat. Die eine Zeit bedrohlich scheinende Spannung der europäischen Lage hat einer erfreulichen Klärung Platz gemacht. Mit Beruhigung kann ich Ihnen mitteilen, daß unfere Bändnisse mit dem Deutschen Reich und mit dem König⸗ reich Italien wennmöglich noch fester und inniger geworden sind. Sehr befriedigend sind auch unsere Beziehungen zu allen anderen Mächten. Die von mir gehegte Erwartung einer günstigen Ent— wicklung des Verhältnisses Oesterreich Ungarns zum Osmanischen Reiche hat sich infolge des im Frühjahr 1909 zustande gekommenen Entente⸗ Protokolls erfüllt. Gleich den anderen Mächten verfolgen auch wir mit unseren besten Wünschen die auf die Befestigung dieses Staates gerichteten Bestrebungen. Meine Kriege verwaltung wird die nach—= kragliche verfassungsmäßige Genehmigung der Delegationen für die außerordentlichen Kuro eben einholen, die während der vorjährigen äußeren Krise unvermeidlich waren. Dank der hierzu bewirkten
rößeren Bereitschaft von Heer und Flotte wurde mei . f 5 Lage verfetzt, den Boden einer friedlichen Politik uin zu müssen. In dieser Erfahrung liegt ein Ansporn, der P derlßsa von Heer und arine die unumgänglich r, ln n ! e Erhaltung der Schlagfertigkeit der Wehrkraft — 46 gung zu stellen und hierdurch der Monarchie die . keit ju geben, neben ihren Interessen auch die des eurn d 6 wirksam vertreten zu können. Doch soll diese Bern dan eit stets unter Bedachtnahme auf die finanzielle deistungesih . der beiden Staaten der Monarchie in Anspruch genommen Kbit In diesem Sinne hat meine Kriegs verwaltung, die e e, für das Jahr 1910 auf das Notwendigste beschränkt. In .
lichen Anträgen wurde die Aufbesserung der materiell der im ö stehenden Personen berücksichtigt von mir vor zwei Jahren angekündigte Einführung von fassungsmäßigen Einrichtungen in Bosnien und der Herzegom. zur Mitwirkung der Bevölkerung an den dandesangesegen e t n Tatsache geworden. Der erste bosnisch⸗herzegowinische Landtag ⸗ . diesem Somwmer getagt. Ich will der Zuversicht Ausdruck bean 2 daß die Wirksamkeit dieser jungen Institution im Einklang mit 3. mühungen meiner Regierung den kulturellen und materiellen schritt des Landes fördern wird. Indem ich die Ihnen zufomm' Vorlagen Ihrem patriotischen Eifer und Ihrer bewährten . I empfehle, heiße ich Sie herzlichst willkommen. t
— In dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheit ungarischen Delegation trug gestern der Minister n Graf von Aehrenthal, das Expose vor, in dem es im Bericht des ‚W. T. B. heißt:
Die letzte Delegationssession fiel in eine Zeit, in der die Attn zur Erstreckung der Souveränitätsrechte Seiner Majestät guf Born und die Herzegowina eben eingeleitet war. as der 96 Delegatign vorliegende Rotbuch gibt Aufschluß über die wicht: fta, im Herbst und Winter 1908 09 mit den Kabinetten geführten handlungen. Der Standpunkt der K. und K. Regierung wat inn. der, daß die Annexionsfrage als eine in erster Linie zwischen ung un der Türkei zu regelnde Angelegenheit anzusehen ist. Nach Ueberwinzn zahlloser Schwierigkeiten ist es gelungen, das Einvernehmen herfustele Nachdem wir auf diese Weise die materielle Seite der Angelegenßet geregelt hatten erübrigte es noch, ihr mit Rücksicht auf den Artikel z des Berliner Vertrages formell gerecht zu werden, was dadurch g. schah, daß wir die Zustimmung der Mächte zur Aufhebung des zitienn klei bs eng ich und erhalten haben. Gelegentlich der Verkam lungen in der vorigen Session habe ich betont, daß durch die Kin, stellung des staatsrechtlichen Verhältnisses zu Bosnien und der Herz
owina unsere Beziehungen mit der Türkei nur gewnnn önnten. Verwicklungen entspringen sehr leicht aus unklan , Die große Auseinandersetzung vom Jahre 18;
ätte vermieden oder hinausgeschoben werden können, wenn nicht duz den Zankapfel Schleswig Holstein der Konfliktsfall geradezu künstl eschaffen worden wäre. er zweijährige Krieg zwischen Rußland un
apan war ebenfalls eine Konsequenz der nicht klaren Verhältnsss die durch die Okkupation der mandschurischen Provinzen seitens Jun, lands ie. ergaben. Wir wollten aber ausdrücklich jede kriegerisch⸗ Verwicklung, speziell mit der Türkei, vermeiden. Diese Erwartung i voll eingetroffen. Wir können dem neuen Regime, in, der Tir unsere freundschaftliche Unterstützung mit voller Objektivitat angedeihen lassen, und hierfür besteht in Konstantinopel volles Verständn⸗, Gleich den anderen Mächten haben wir ein lebhaftes Interesse an de Konsolidierung der Türkei. Wir begleiten die Bestrebungen des neun Regimes mit aufrichtigem Wohlwollen und erwarten von ihnen Re S ng einer guten Verwaltung und die Befestigung der Macht stellung des Reiches nach innen wie nach außen.
Unter den Angelegenheiten, die den nahen Orient betreffen steht in 3. Zeit wieder die Kretafrage im Vordergrunde, seit Jahren ein Sorgenkind der europäischen Diplomatie. Wir stehen in diese Angelegenheit nicht in erster Linie, da wir uns im Jahn 1898 von der en, ,. Besetzung und Verwaltung da Insel zurückgezogen haben mit der einzigen Reserve, 3 eine Aenderung in der staatsrechtlichen Stellung der Insll nicht ohne unsere Zustimmung platzgreifen könnte. Wir g. denken diese n,, m auch . zu beobachten, wobel wir stets bereit seln werden, jede Lösung, welche die Aufrechterhaltung der Souveränitätsrechte der Türkei zum Ausgangspunkt nimmt und in gegenseitigen Einvernehmen der vier Mächte und der Pforte erfolht gleichviel, ob sie einen provisorischen oder definitiven Charakter an sch krägt, auch unsererseits ohne weiteres zu akzeptieren.
Mit Befriedigung kann ich mitteilen, daß die Monarchie mi allen Mächten gute Beziehungen unterhält. Die letzten Creignis haben dargetan, daß in unseren Bündnissen ein realer Wert liegt Meine diesjährigen Begegnungen mit dem deutschen Reichskanzler ven Bethmann Hollweg und dem italienischen Minister des Lenßen Marquis di San Giuliano boten mir den erwünschten Anlaß, mt diesen beiden Staatsmännern einen intimen Gedankenaustausch pflegen, um die völlige Uebereinstimmung unserer Ansichten neuerlit zu konstatieren. Die Erhaltung dieser Bündnisse wird, ich brauhe eg wohl nicht ausdrückli zu betonen, die unverrücknn Grundlage unserer Politik bilden. Wir werden aber darüber die He ziehungen zu den anderen Mächten nicht vergessen, vielmehr Les, foblel es von uns abhängt, auf das sorgfältigste pflegen. Der Dran, bund richtet gegen niemand eine Spitze; wir beurteilen die Gruppe rung der anderen Mächte mit derjenigen Unbefangenheit, von za wir wünschen, daß sie auch uns gegenüber zur. wendung gelange. Wir wollen durch eine ruhige, konsequen Politik, die sich um fremde Angelegenheiten nicht kümmen die Harmonie zwischen den Kabinetten befestigen. Vem auch derzeit keine Fragen von ernster. Bedeutung det liegen oder Spannungen zwischen den Mächten bestehen, so lõnne⸗ solche in unserer rasch lebenden Zeit und im Hinblick auf die leicht Erregbarkeit der öffentlichen Meinung in allen Staaten doch immer hin eintreten. Unsere Politik narf fn gleiche Ziele, sowobl in dea Be e Mächten, wie auch rüchsichtlich a
en Drient. Wir wollen den Fricke Das war und bleibt uch Jabrhunder n
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er äußerte nochmals seine Freude über die ng des wichtigen bosnischen Problems, erinnerte das Wort Gulzots, wonach es in der Welt nichts wir vielmehr jeden Tag von vorne anfangen Leben eine unabläßliche Anstrengung für
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enim er unvollständigen und unsicheren Erfolg ist, und
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7 ͤ sitik, wi . Ich g rücken, daß au die Genehmigun Die Kroatien, Meldung des „. waige Stichwählen finden am 29. oder 31. Oktober statt.
Frankreich.
In Regierun skreisen macht sich in bezug auf den Ausstand der Eisen na! ee helklen, laut Meldung des z. T. B., eine ruhigere Auffassung bemerkbar. Insbesondere Erh ein don dem Ansftandskomitee an den- Ministerpräsidenten Hrunnd gerichtetes Schreiben, in dem dieses seine Bereitwilligkeit einer Unterredung mit dem Ministerprãsidenten und den Bahndirektoren bekanntgibt, als ein Anzeichen dafür an⸗ gesehen, daß die Eisenbahnbediensteten selbst nunmehr wenig Hoffnung auf einen Erfolg der Ausstandsbewegung haben. Der Ministerpräsident erklärte einem Berichterstatter gegenüber, das Ministerium wisse, daß die große Mehrheit der Bahnbediensteten für die gegenwärtigen Vorkommnisse nicht Derantwortlich gemacht werden könnte. Er sei nach wie vor bereit, alle Verfuche zu einer gütlichen Lösung zu fördern.
Als Resultat verschiedener Erkundigungen ergibt sich, V. T. B.“ zufolge, daß der Ausstand der Eisenbahn⸗ ngestelltn bei weitem kein allgemeiner ist. r ire Angestelltle der Nordbahn haben den Dienst wieder auf⸗ genommen. Mehrere Angestellte sind wegen Beeinträchtigung es freien Rechts auf Arbeit verhaftet worden. Etwa 15 Beamte erschiedener Bahnen haben ihre Kündigung erhalten. Die PVassagierzüge auf, der Nordbahn verkehren in größerer Zahl. Auf der Ostbahn ist der Dienstbetrieb normal; im ganzen sind zoͤrt nur 120 Angestellte in den Ausstand getreten. Viele agen weiße Armbinden, die das Abzeichen e die zu den Truppenteilen Einberufenen sind. Der. Osthahnhof wird liidrisch überwacht, da man Gewalttätigkeiten seitens er Ausständigen anderer Bahnen befürchtet. Auf her staatlichen Westbahn ist der Verkehr der großen Einen sichergestelll. Vom Bahnhof Montparnasse sind ehrere Züge abgegangen. Vom Bahnhof St, Lazare si der Verkehr immer noch unterbrochen. Auf dem Bahnhof Des Invalides sind alle Lebensmittelzüge an⸗ gekommen. Die Angestellten der Südbahn haben beschlossen, heute in den Ausstand zu treten. Die Eisenbahnangestellten m Kohlenbecken von Pas de Calais haben sich in der Mehr⸗ shl geweigert, den Einberufungen zu den Truppenteilen Folge U leisten.
Gestern nachmittag hatten der Ministerpräsident, der Justizminister und der Staatsanwalt eine Besprechung wegen er Maßregeln, die zu ergreifen sind, um eine strenge und nverzügliche 8c ng aller Vergehen herbeizuführen, die s Anlaß des Ausstandes begangen werden. Der Generalsekretär s nationalen Eisenbahnarbeitersyndikats und der Führer der lusständigen Challais sind gestern mittag in Paris verhaftet hoden. Ferner sind wegen Aufreizung zum Ausstande und hegen Beleidigung des Heeres noch weitere Verhaftungen von isenbahnarbeitern erfolgt.
Nach einer Versammlung der Mitglieder des er Untergrundbahn und der elektrischen Industrien urde gestern abend um 6 Uhr der Befehl zur Niederlegung
r Arbeit an die einzelnen elektrischen Stationen gegeben, worauf das elektrische Licht auf den Boulevards versagte. uch die Bediensteten der Straßenbahn von Paris nach aint Germain und nach Nogent sowie der Straßen⸗ ahn Paris-Ost sind gestern abend in den Ausstaud treten. Ferner hat das Komitee des Transportarbeiter⸗ erbandes wegen der von der Regierung gegen die isenbahner ergriffenen Maßnahmen alle seine Anhänger auf— fordert, aus Solidarität die Arbeit niederzulegen. Der ufruf ist von den Vertretern der Syndikate der Straßenbahn⸗ ' Dmnibusangestellten sowie der Automobilführer unter⸗ ichnet.
Der Ministerpräsident Briand ließ dem Bureau des
Runizipalrats die Erklärung zugehen, daß die Verpflegung on Paris sichergestellt sei. Die Ablieferungen in den Fllen und auf dem Schlachtviehmarkt hätten sich in normaler eise vollzogen und würden sich auch fernerhin ebenso voll⸗ hen. Die Deputierten der geeinten Sozialisten beklagen sich zer die von der Regierung ergriffenen Maßregeln und fordern ne sosortige Einberufung der Kammern.
Rußland. Zu der gestern durch das Finanzministerium beendeten fsielung des Staatshaushalts für 1911 wird vom ö. T. B.“ noch ergänzend gemeldet, daß an ordentlichen Esgaben für Volksbildung 91 Millionen, für Verkehrswesen „ Millionen, für Militärzwecke 4849 Millionen, für die arine 112,9 Millionen und für die Agrarorganisationen
für den Ackerbau 101,9 Millionen Rubel eingestellt rden sind.
greiche einer
Syndikats
; . Spanien.
n gestrigen Jahrestag der Erschießung Ferrers sind, wie er W. T. B.“ meldet, zahlreiche Versammlungen veranstaltet rden. Der Gouverneür von Barcelona hat jedoch die meisten 362 geplanten Versammlungen nicht genehmigt und alle mientundgebungen in der Nähe des Grabes von Ferrer ver⸗ n. Nach amilichen Mitteilungen wurde bis zum Abend in
nnz Spanien die Ruhe nirgends gestört.
u giß Portugal. 9 Lissabon und in Oporto ist, W. T. B.“ zufolge, die unizipalgarde aufgelöst und eine Kommission mit
öeilbun einer republikanischen Nationalgarde betraut
. Griechenland.
Ei Krise ist noch nicht beendet. Der König hatte
2 wie das „W. T. B.“ meldet, eine , e, mit
erer Iheoiolis und Nhallns und wird sich heute auch mit n Parteiführern besprechen.
Serbien.
Der Kronprinz Alexander ist erkrankt. Wie das „W. T. B.“ meldet, haben die Aerzte nach mehrtägiger Beob⸗ achtung Symptome von Typhus festgestellt.
Amerika.
Der neue Prxäsident der Argentinischen Republik Saenz Peil und der Vizepräsident Dr. de 3 haben gestern in feierlicher Weise von ihren Aemtern Besitz genommen und in einer gemeinsamen Sitzung der Kammer und des Senats den Eid geleistet. Der Präsident verlas alsdann eine Bot⸗ schaft, in der er, W. T. B.“ zufolge, erklärte:
Die internationale Politik der neuen Regierung werde eine Politik der J für Europa und der Brüderlichkeit für Amerika sein. Er habe die Präsidentschaft unter den günstigsten Auspizien über⸗ nommen. Das Land erfreue sich der großen Wohltat des Friedens, den er dauernd ju gestalten sich bemühen werde. Der Präsident kuͤndigte hierauf an, daß er Aenderungen im Wahlgesetze vorschlagen, das Los der Arbeiter zu verbessern und den Preis der . Lebens- und Bedarfsartikel herabzusetzen suchen werde. Er sei An— hänger der progreffiven Erbschaftssteuer, er empfehle ein Arbeits⸗ unfallgesetz und werde seine ganze Aufmerksamkeit dem öffentlichen Unterricht, insbesondere dem Volksschulwesen, zuwenden und sich auch mit dem Schutz der Einwanderer durch Erleichterung des Ankaufs kleiner Besitzungen beschäftigen. Saenz Peng sagte zum Schluß, er werde ein Präsident aller Argentinier sein, sich über die Parteikämpfe ie und sich nur von der Sorge um die Größe Argentiniens leiten assen.
Darauf übergab der bisherige Präsident i Alcorta seinem Nachfolger die Gewalt, wobei beide Reden wechselten.
Asien.
. einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Peking haben fünfhundert Mann der Grenztruppen ge— meutert und mit Hilfe von Parteigängern des Lama Tschung tien im nordwestlichen Teile der Provinz Jünnan besetzt. Truppen sind zum Entsatz der Stadt abgesendet worden, und man erwartet nicht, daß sie auf ernsten Widerstand stoßen werden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Bevölkerungsbewegung, Besitzwechsel, Schlachtungen, städtische Sparkasse und Armenpflege in Berlin im August 1910.
Nach dem Augustheft der „Monatsberichte des Statistischen Amts der Stadt Berlin“ belief sich die fortgeschriebene Bevslke⸗ rungsziffer der Reichshauptstadt Anfang September 1910 auf 2124162 (zu der gleichen Zeit des Vorjahres auf 2103 367). Die Zunahme im Monat August betrug 3453 (im August 1909 2792). Tebend geboren wurden im August 1910 3651 (in demselben Monat des Vorjahres 3787) Kinder, darunter 653 (728) oder 1789 (19,22) , uneheliche. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Be— völkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 20,25 (El, 21). Ehen wurden im August 1265 (im August 1909 1184) '. schlossen, darunter 268 (208) Mischehen. ie Zahl der Srerk?: fälle (ohne die Totgeburten) belief sich im August auf 2481 (im August 1909 auf 2422). Im Alter bis zu L Jahr starben 782 (693) Kinder, das sind 3152 (2861) 0 aller Sterbefälle des Berichts— monats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung be— rechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsüffer 13,76 (13 57).
Als zugezogen waren im August 11791 (in demselben Monat des Vorjahres 16 607) männliche und 8324 (8085) weibliche, zu⸗ sammen 20 615 (18 692) Personen zu verzeichnen. Für die im 6 Monat Fortgezogenen ergaben sich einschließlich des Zu⸗ chlags für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 10509 (10 121) männliche, 7823 (7144) weibliche, zusammen 18 332 (17 265) Personen. Somit verbleibt bei der Wanderung ein Meh rzuzug don 1282 (186) männlichen und 1001 (911) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von 2283 (1427) Personen.
Die Zahl der im August 1910 in den Berliner Hotels, Gast— höfen usw. abgestiegenen Frem den betrug 136 865 (im August 1909 132 499) Personen; darunter befanden sich 34 591 (29 836) Ausländer, von denen 13 516 (11 217) aus Rußland, 5898 (H490) aus Oesterreich, 5737 (4387) aus Amerika, 1734 (1609) aus England, 1555 (1340) aus Schweden kamen.
Ein Besitzwechsel war im August bei 135 (im gleichen Monat des Vorjahres bei 206) Grundstücken zu verzeichnen. Kauf lag vor bei 73 (128) bebauten Grundstücken mit 24214 450 (65 494 845) Kaufpreis und bei 13 (30) unbebauten mit 6 038 204 (3 103 064) Kaufpreis, Zwangsversteigerung bei 16 (12) bebauten Grund⸗ stücken mit 5 216 951 (3019 806) 4 und bei 1 (2) unbebauten mit 15 750 (106 600) S Kaufpreis. Durch Vererbung gingen 28 (30) Grundstücke mit 6 927 083 (8 871 907) M Wert und 4 (6) ohne Wertangabe in anderen Besitz über.
Der Auftrieb auf den städtischen Viehhof betrug für den Monat August 16139 (für denselben Monat des Vorjahres 16264) Rinder, 15 667 (15 647) Kälber, 64 557 (6 456) Schafe, 115 185 (85 594) Schweine. — In den öffentlichen Schlacht⸗ häusern wurden im August 121851 (im August 1909 11816) Rinder, 13 201 (13 370) Kälber, 51 219 (50 254) Schafe, 92 444 (78 21) Schweine geschlachtet. In der Zentralroßschlächterei wurden 769 (747) Pferde geschlachtet, von denen 15 (13) zurück- gewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 754 (734) Pferde, ferner von der Nirdorfer Roßschlächterei 8 (97).
Bei der städtischen Sparkasse betrugen die Einzahlungen im August 5 840 499 6 (in demselben Monat des Vorjahres 5 351 575 46), die Rückzahlungen 5 431521 (4946 177) A; demnach ergab sich ein Mehr an Einzahlungen in Höhe von 408 978 465 216) 4.
Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat August 35 50z (in dem gleichen Monat des Vorjahres 34 506) Almosen geldempfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unter⸗ stützungen in Höhe von 616 235 (691 223) M, darunter 1907 (1912) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 13 745 (13 211) Extra⸗ unterstützungen. Solche wurden ferner für 6794 (7670) nicht laufend unterstüßte Personen im Gesamtbetrage von 87 956 (97 498) M ge⸗ währt. Pflegetinder waren 13 366 (12993) vorhanden, für die 124 667 (118 933) S aufgewendet wurden.
Zur Arbeiterbewegung.
Das Fortbestehen der Streitigkeiten bei den Seg— schiffswerften ist, wie dem W. T. B. von maßgebender Seite aus Hamburg mitgeteilt wird, sowobl darauf zurückzuführen, daß die von den Arbeitervertretern zugesagte Wiederaufnahme der Arbeit in verschiedenen Werftorten seitens der Arbeiter nicht rechtzeitig erfolgt ist, sowie des weiteren darauf, daß die Frage der Sicherung der Alkord⸗ überschüsse an durch den Streik unterbrochenen Akkorden noch weiterer Klärung bedurft hat. Die Vertreter der Arbeiter haben der Kommission des Gesamtverbandes Deutscher Metallindustrieller am Donnerstag, den 6. Oktober, ihre Stellungnahme zu den Vermittlungsvorschlägen der Kommission in Form einer Entschließung der Werftarbeiter⸗ konferenz unterbreitet. In dieser Resolution wurde u, a. Bezug ge⸗ nommen auf die Auszahlung der Ueberschüsse für die infolge des Streitz liegengebliebenen Akkorde. Schon vorher war seitens der Kommission des Gesamtverbandes der Wunsch ausgesprochen worden, man möchte, nachdem die Werften ihren Standpunkt hinsichtlich der äußersten Zugeständnisse streng klargelegt hatten, keine neuen Mo— mente in die Debatte bringen, weil dadurch das Zustandekommen des Friedens in Frage gestellt werden könnte. Angesichts
dessen gingen die Arbeitgebervertreter über den angeführten Punkt der Resolution hinweg, ohne besonderen Widerspruch dagegen zu erheben. Außerdem ist in den von beiden Parteien unterzeichneten Schluß⸗ abkommen von irgendwelchen nachträglichen, außerhalb der von den Arbeitern eingereichten Vorschläge liegenden Zugeständnissen nicht die Rede. Demgemäß konnten die Arbeitgeber zu der Auffassung gelangen, daß die Regelung der Akkordüberschüsse von den Arbeitern fallen gelassen worden sei. Umgekehrt glautten aber die Arbeiter aus dem Umstande, daß aus der Schlußverhandlung 3 die Geltendmachung des erwähnten Verlangens kein förmlicher Widerspruch seitens der Arbeitgeber erhoben war, die stillschweigende Anerkennung ihres Wunsches sobseen zu sollen. Beide Parteien haben demgemäß in gutem Glauben gehandelt. Es liegt kein Grund vor, zu zweifeln, daß die zurzeit noch schwebende Frage eine befriedigende Lösung finden wird. — In den gestern zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gepflogenen Verhandlungen, die heute ihren Fortgang nehmen sollten, gaben beide Parteien ihren
uten Willen für eine baldige Lösung, des Streites zu erkennen und . in den hauptsächlichsten Punkten einig. Es ist demnach zu hoffen, daß die Verbandlungen bis zum Sonnabend mit gutem Erfolge ab— geschlossen sein werden.
In Brem en haben, wie ‚W. T. B.“ meldet, Verhandlungen zwischen den Werftarbeitern einerseits und der Norddeutschen Armaturenfabrik und der Aktiengesellschaft, Weser“ anderer⸗ seits zu einer Beilegung aller Streitpunkte geführt. Die Arbeit bei der Armaturenfabrik sollte heute wieder aufgenommen werden. Die Aktiengesellschaft Weser“ wollte heute durch Anschlag die Arbeiter zur Wiederaufnahme der Arbeit auffordern.
Die Ausständigen bei der Seidenfirma Eiffländer in Crefeld (ogl. Nr. 255 d. Bl.) haben, W. T. B.“ zufolge, be⸗ schlossen, die Arbeit am Sonnabend wiederaufzunehmen. Da⸗ mit ist eine Aussperrung der gesamten Arbeiter der Seidenindustrie in Crefeld vermieden.
Wegen unbewilligter Lohnforderungen sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, etwa tausend Arbeiter der Dresdner Schuhfabriken in den Ausstand getreten; ein Teil wurde ausgesperrt.
(Weltere Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Schutz der Kinder gegen Tuberkulose.
Wenn es mehr und mehr gelänge, die durch Ansteckung und durch
5s * 5 Gi 5 Nr J Fahrslässigkeit auf Kinder übertragbaren sogenannten Volkskrankheiten zurückzudrängen, so würden die Ziffern der infolge von Alkoholismus, Tuberkulose usw. erfolgenden Sterbefälle sich erheblich vermindern. In den Kreisen von Hygienikern und Aerzten spielt daher die Frage eines wirksamen Kinderschußzes eine große Rolle. Sie stand auch, wie schon in Nr. 237 des Reichs- und Staatsanzeigers“, erste Beilage, kurz mitgeteilt wurde als ein Hauptgegenstand auf der Tagesordnung der vom H. bis 8. Oktober in Brüssel abgehaltenen IX. internatio- nalen Tuberkulosekonferenz. Was bisher auf dem Gebiete des Kinder⸗ schutzes gegen die Tuberkulose geschehen ist, geht aus den Leitsätzen von Dr. Lefevre (Gembloux) hervor. Er führt als solche J. regeln auf: Ferienkolonien, Schulkantinen, ärztliche Untersuchungen in der Schule, Gesundbeitsattest für die Kinder, Freilufischulen, Wald—⸗ schulen, Erholungsbheime, Hinzuziehung der See, Waldsanatorien, Ruheplätze im Walde, Einrichtungen zum Schutze der Kindheit gegen die Tuberkulose, Einrichtungen zum Sthutze in den Schulen, Veim für gesunde Kinder, die von kranken Eltern geboren sind, Gärten für Arbeiter, antituberkulose Dispensatorien, antituberkulose Impfung, Spiele in der freien Luft, Einrichtungen für Mütter, Austausch von Kindern, Sanatorien für ganz kleine Kinder, schriftliche oder münd⸗ liche Gutachten der Pfleger, Milchprüfungen, Bund für den Schutz der Kinder frühesten Alters, Vorträge und Belehrungen über die Einzelheiten, Belehrung durch zu verteilende Merkblätter. Dr. Lefevpre fügt dieser Aufzählung hinzu: ‚Nur dadurch, daß man in der Familie und im gewöhnlichen Leben schon der Tuberkulose bei den Kindern vorbeugt, wird man dazu gelangen, den Hauptpunkt des verwickelten Problenis, die Verhütung der Tuberkulose überhaupt, zu lösen.“
Für deutsche Verhältnisse lassen sich im Punkte der Absperrung kranker Erwachsenen von ihren Kindern oder der Herausnahme der Kinder aus Familien, in denen die Tuberkulose herrscht, nicht immer solche drakonische Maßregeln anwenden, wie sie in manchen anderen Ländern möglich sind. Gin bewährter Vorkämpfer und Kenner auf diesem Gebiete, der Geheimrat Dr. Bielefeldt in Lübeck, Vor⸗ sitzender der Landesversicherungkanstalt der Hansastädte, der sich, als er noch in Berlin amtierte, namentlich um die gesund⸗ heitliche Maßregel der Einrichtung von Arbeitergärten an der Peripherie der Reichsbauptstadt verdient machte, hatte gleichfalls der Brüsseler Konferenz Leitsatze über den Schutz der Kinder gegen die Tuberkulose unterbreitet. Nach der „Tuberkulosis“, Jahrgang 1910 S. 412, lauten diese, wie folgt: „I) Wenn, wie ärztliche Autoritäten annehmen, die Tuberkulose hauptsächlich im Kindesalter aufgenommen wird, so haben sich die Maßnahmen zum Schutze der Kinder vor allem darauf zu erstrecken, daß erwachsene Tuberkulöse von Kindern fern⸗ gehalten werden. 2) Die Erfahrung zeigt, daß dieses Ziel bei den befonders gefährlichen erwachsenen Familiengliedern ohne IZwang nicht zu erreichen ist. 3 Eine vom hygienischen Standpunkt aus erwünschte jvwangsweise Ueberführung ansteckender Tuberkulöser in geschlossene Anstalten nach norwegischem Muster wird sich nach der herr— schenden humanitären Aufsassung auf dem Wege der Gesetzgebung nur selten erreichen lassen. 4) Die Arbeiterversicherung bietet die Möglichkeit eines wenigstens mittelbaren Zwanges, indem sie den fuberkulösen Rentenempfängern statt der Rente die Aufnahme in ein Invalidenhaus anbietet und sie im Falle der Nichtannahme des An⸗ gebots mit Entziehung der Rente bedroht. 5) Um unnötige Härten zu vermeiden, die dem Volksempfinden nicht entsprechen, kann die Rentenentziehung in solchen Fällen von dem Gutachten einer lokalen Gefundheitsinstanz usw. abhängig gemacht, auch die Entziehung auf Wideruf angeordnet werden.“
Kunst und Wissenschaft.
Bei Eichstätt wurde, wie der „Voss. Ztg.“ mitgeteilt wird, jüngst durch Zufall im Spitalwalde eine Höhle gefunden. Schon bei der erflen Entdeckung fand man einen starken Halswirbelknochen eines Rhinozerosses und bei planmäßiger, Durchforschung sind bis jetzt zahlreiche gut erhaltene Knochen, Zähne und Gehörnteile von folgenden Tieren zu Tage gekommen: von einer Hväng, von zwei Wölfen, von sieben Renntieren, von einem Riesenhirsch und zwei schwächeren Hirschen, von einem Auerochsen, zwei Wildpferden, zwei Rhinozerossen und von einem starken Mammut, dessen vier Zähne — mehr sind nicht gefunden — über einen Zentner wiegen. Das Alter diefes vorgeschichtlichen Fundes wird auf rund 100 009 Jahre geschätzt.
Auf neuen Forschungsreisen in Brasilien ist seit dem April d. J. Dr. Max Schmidt vem Berliner Museum für Volker⸗ kunde begriffen. Wie er dem „Globus“ aus Amelar am oberen Paraguayflusse schreibt, hat er im Juni den Rio Caracara, einen Nebenarm des Rio S. Lourenzo, befahren und in den dortigen Sümpfen versteckt zwei „Atterrados“ (Muschelhügel einer früheren Bevölkerung) aufgefunden. Nachgrabungen in ihnen legten einen Be⸗ rähnisplatz mit einer größeren Anzahl von Sleletten, Scherben und Hebrauchsgegenständen frei. Außerdem entdeckte er an den steilen Felswänden des Cargcaraberges verschiedene Felszeichnungen. Schmidt leilte ferner mit, daß er im Juli den Rio Sepotuba hinauf nach dem südwestlichen Mato Grosso gehen wolle, wo noch, manche un⸗ erforschte interessante Indianerstämme, z. B. die Cabixi, sitzen.
Theater und Musik.
Im Neuen Königlichen Operntheater findet morgen eine n r von „Lohengrin“, mit Herrn Berger in der Titelrolle, statt. Im übrigen lautet die Besetzung: Elsa: Frau Denera;