1910 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen:

Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten von Breiten bach, von Dienstreisen aus Schlesien;

Seine Exzellenz der geistliche Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrats, Oberhosprediger D. Dryander, von einer dienstlichen Reise.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Oktober.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel und Ver⸗ kehr Sitzungen.

Der Präsident des Königlich Preußischen Statistischen Landesamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Blenck hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Seine Majestät der König von Sachsen ist gestern mittag zum Besuche des Großherzoglichen Hofes in Neustrelitz eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, von Ihren König⸗ lichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroß⸗ herzog auf dem Bahnhof empfangen worden. Abends fand zu Ehren Seiner Majestät des Königs im Schlosse Galatafel statt, bei der zwischen den beiden Monarchen Trinksprüche gewechselt wurden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Ausschuß der ungarischen Delegation für die auswärtigen Angelegenheiten hat nach einer Meldung des W. T. B.“ gestern das Budget des Ministeriums des Aeußern angenommen.

In der gestrigen Sitzung des Un terausschusses der nationatpolitisfchen Kommission des böhmischen Land⸗ tages wurde, obiger Quelle zufolge, beschlossen, den Antrag Frengel auf nationale Sektionierung des Landesausschusses sowie die tschechischen Gegenanträge einem aus neun Mit gliedern bestehenden Subkomitee zuzuweisen mit dem Antrage, binnen 48 Stunden Bericht zu erstatten.

Großbritannien und Irland.

Der König Manuel und die Königin Amelia sind laut Meldung des „W. T. B.“ bei ihrer gestrigen Ankunft im Hafen von Plymouth von dem Earl of Howe als Vertreter des Königs empfangen worden. Ferner waren der Herzog von Orléans, der Marquis de Soveral, bisher portugiesischer Gesandter in London, der spanische Botschafter und der Qber⸗ befehlshaber der Seestreitkräfte in Plymouth zur Begrüßung erschienen. Die Majestäten begaben sich nach der Landung sogleich nach dem Bahnhof, von wo sie nach Woodnorton ab⸗

reisten.

Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, besteht England in seiner Note an Persien darauf, daß, falls die Ordnung auf der Straße Buschir -Ispahan in drei Monaten nicht wieder hergestellt ist, eine persische Truppenmacht am Platze organisiert wird, die von acht bis zehn englischen Offizieren der indischen Armee befehligt werden und zum Schutze dieses Weges dienen soll. Es sei keine Rede davon, daß die indische Regierung irgendwelche Verantwortung in dieser Angelegenheit übernehmen oder irgendwelche Uebergriffe gegen die Integrität Persiens versuchen werde.

In einer gestern in Glasgow gehaltenen R ede wies Balfour auf die Aenderung in der Seemachtstellung Großbritanniens hin, die er als verhängnisvoll bezeichnete. Wie das „W. T. B.“ meldet, führte der Redner aus:

Im Bau von Kriegsschiffen sei während der beiden unheil⸗ vollen Jahre des letzten Parlaments eine beklagenswerte Pause eingetreten. Er könne die gegenwärtige Lauheit nicht be⸗ greifen. Der englischen Inferiorität im Bau von Kriegsschiffen müsse unter allen Umständen gründlich und unverzüglich abgeholfen werden. Wenn England nicht imstande sei, aus den laufenden Finanzmitteln Abhilfe zu schaffen, so müsse es sich die erforderlichen Mittel durch eine Anleihe verschaffen. Andere Länder müßten die Ueberzeugung gewinnen, daß trotz aller Parteikämpfe die Nation fest entschlofsen sei, für die Aufrechterhaltung ihrer Macht und die Erfüllung ihrer nationalen Pflichten den letzten Schilling und den letzten Mann zu opfern.

Frankreich.

Einer Note der „Agence Havas“ zufolge ist zwischen der türkischen Botschaft und der französischen Regierung über die türkifche Anleihe im Prinzip ein Abkommen erzielt, und die einzelnen Punkte dieses Abkommens sind der Regierung in Konstantinopel zur Genehmigung unterbreitet worden.

Die Lokomotivführer und Heizer der Südbahn haben, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, den Ausstand fortzusetzen. Sie hoffen, N. den allgemeinen Ausstand auf allen Bahn⸗ sinien wieder ins Leben zu rufen. Auch der Toulouser Ausschuß der Eisenbahner hat gegen den Beschluß des Pariser Ausstands⸗ komitees, die Arbeit wieder aufzunehmen, Protest eingelegt. Er erklärt in einem Aufruf, die Eisenbahner ließen sich durch einen solchen Verrat nicht entmutigen.

Italien.

Die Königin⸗Witwe Maria Pia von Portugal ist, wie das „W. T. B.“ aus Pisa meldet, gestern vormittag an Bord des Kreujers Regina Elena“ in der Nähe der König— lichen Villa San Rossore eingetroffen und sofort an Land

gegangen. ; Spanien.

daß sie vor Ablauf des Menats h zurückkehren will. Die

Verlauf, weil, die marokkanische Diplomatie niemals große Eile hat; Frankreich kann davon erzählen. Wir sind im Begriff, die von El Mokri mündlich gemachten Zugeständnisse zu proto⸗ kollieren, und die Vertreter Spaniens und Marokkos sollen in 3 bis 4 Tagen wieder zusammentreten, um das Protokoll zu unter⸗ zeichnen. Offenbar hat dieser Aufschub das falsche Gerücht hervor= gerufen, daß die Verhandlungen abgebrochen seien. Ich glaube, da die Verhandlungen ohne Schwierigkeiten weitergehen werden, ich selbst werde im gegebenen Augenblick in den Cortes meine Ansicht über die marokkanische Frage darlegen.

Türkei.

Der Ministerrat beriet gestern über die provisorische An⸗ wendung sowie die späteren Abänderungen des Gesetzes über den Dienst des K Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten amtlichen Erklärung wurde eine voll⸗ ständige Einigung mit dem Kriegsminister erzielt, der sich damit einverstanden erklärte, daß jede Ausgabe der Genehmigung des Rechnungshofes bedürfe. Der Marineminister hält seine De⸗ mission aus Gesundheitsrücksichten aufrecht.

Griechenland.

Das neue Ministerium ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitz, Krieg und interimistisch Marine: Venizelos; Aeußeres: Gryparis; Inneres: Repulos; Justiz: Dimitrakopulos; Finanzen: Coromilas; Handel: Binachi; öffentlicher Unterricht: Alexandri. Das Kabinett hat gestern den Eid geleistet und die Geschäfte übernommen.

Serbien.

Nach dem gestern nachmittag ausgegebenen Krankheits⸗ bericht hat sich das Allgemeinbefinden des Kronprinzen Alexander etwas gebessert. Dem Patienten wurde zwei⸗ mal auf künstlichem Wege Nahrung in hinreichender Menge zugeführt. Einer heute eingetroffenen Depesche des „W. T. B.“ aus Belgrad zufolge hat der Kronprinz die Nacht teilweise im Schlummerzustande verbracht. Das Bewußt⸗ sein war des öfteren klarer als bisher, die Temperatur betrug morgens 39,4 Grad. Im unteren Teile des rechtsseitigen Brustkorbes besteht eine leichte Reizung des Lungenfelles. Der Kräftezustand ist mit Rücksicht auf die Krankheitsdauer be⸗— friedigend.

Asien.

Das persische Kabinett ist vorgestern und gestern abend zur Beratung über die Antwort auf die englische Note zusammengetreten. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, wird erklärt, die Schwierigkeit der persischen Regierung, die Ordnung aufrechtzuerhalten, sei rein pekuniärer Art, und wenn die augen⸗ blicklich im Gange befindlichen Verhandlungen, in London eine Anleihe aufzunehmen, erfolgreich seien, werde die persische Regierung Schritte tun können, die die in der britischen Note erwähnten energischen Maßregeln unnötig machen würden. Weiter wird erklärt, der Fortschritt der Anleiheverhandlungen sei abhängig von der Haltung Englands und Rußlands.

Die türkische Regierung hat nach Kermanschah und Sujbulak Konsulatswachen abgesandt, obwohl es bisher als ein Vorrecht Englands und Rußlands betrachtet wurde, solche Wachen zu halten.

Vier große, 100 Werst von Ispahan entfernte Ort⸗ schaften sind nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ durch Banden bewaffneter Nomaden aus— geplündert worden. Die halbnackten und hungrigen Be⸗ wohner flüchteten nach 3 dem das gleiche Schicksal droht, da es gar keine Besatzung hat.

Afrika.

Wie die „Correspondencia da Espana“ aus Ceuta meldet, ist ein spanifcher Schoner, der Waren nach Tetuan brachte, von Kabylen beschossen worden. Von der Besatzung wurde ein Maure getötet. Dieser Vorfall, der sich an der Küste der Beni Said 40 kin von Tetuan ereignete, ist dem Machsen mit⸗ geteilt worden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit vom 1. bis 10. Oktober der beiden letzten Jahre.

Einfuhr Nagfuhr im Spezialhandel

Warengattung

74 789 44535

Baumwolle... 74 boq Flachs, gebrochen, ge⸗ schwungen usw. 5 167 Hanf, gebrochen, ge⸗ schwungen usw. Jute und Jutewer Merinowolle im Schweiß Kreuzzuchtwolle im . Eisenerze Steinkohlen Braunkohlen .. Erdöl, gereinigt. Chilesalpeter. .. 1 Rohluppen, Rohschienen, Rohblöcke usw. . ö Eisenbahn. Zahnrad⸗= r , n. 146 Eisenbahnschwellen aus 1 3366 k 389 490 Li gh legiertes Gold 28,77 eutsche Goldmünzen . 2,42 Fremde Goldmünzen 184,58 Berlin, den 15. Oktober 1910.

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

5 218

45 422 1370

3 802 Sb3 169 3 685 403 2 145138 305 891 132 176 32 697

S83 845 5 960 750 10 277

1781 15 6a? 236 446

1757 S886 126 665 39 g96 275

148 515

28 546 15 z. 2 675

ü 86) 815 6öl

779743 6 419766 14 o67 78

3123 134 664

103 513 88 924

56 663

40 704 1061

Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Deutschen Reiche am 30. September 1909.

ne 1

Gletscher, der

über die Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter und sonstigen in deutschen Handelsregistern eingetragenen u n Personen nach dem Stande voi 30. September 1909) gegeben. e An diesem Tage waren im Deutschen Reiche 5222 tätige, d nicht in Liquidation oder Konkurs befindliche Aktien gi eilt mit einem nominellen Aktienkapital von 14737,33 . en vorhanden; hierunter befanden sich 98 Kommanditgesellschaften n Aktien mit 600, 94 Millionen Mark Kapital. Die 5222 tätigen 3 sellschaften hatten im Deutschen Reiche 1943 eingetragene Zwer mier, lassungen, die sich auf 679 Gesellschaften verteilten. Bis 1 Mi. Mark Attienkapital wiesen 2820, mehr als 1 Million Mart tätige Aktiengesellschasten auf. Am 30. September 1909 waren ; 368 nicht fätige Aktiengesellschaften einschließlich der nicht tät Kommanditgesellschaften 2 Aktien vorhanden, nämlich 288 in i dation und 80 in Konkurs mit 356435 und 47,23 Millionen M. Aktienkapital. ul Von den erstmalig von der Reichsstatistik behandelten Gesell schaften mit beschränkter Haftung gab es an jenem Ta 16 3098 tätige mit einem Stammkapital von jusanmmn 3638,52 Millionen Mark. Von diesem Betrag entf 1500,29 Millionen Mark 42,40 v. H. auf Sacheinlagen. an 16 508 Gesellschaften hatten im Deutschen Reiche 982 eingetragh, Zweigniederlassungen, die sich auf 587 Gesellschaften verteilten. . den 16508 tätigen Gesellschaften mit beschränkter Haftung haltz 3479, glso etwa ein Fünftel, ihr Stammkapital nur auf den eig lichen Mindestbetrag von 20 000 M festgesetzt. 15 334 Gesells fte. hatten ein Stammkapital, unter und 1174 Gesellschaften ein solchg über 1 Million Mark. Nicht tätige Gesellschaften mit beschränkg ttf bestanden am 30. September 1999 2479; von ihnen befanden ich 1970 mit 305 146 Millionen Mark Stammkapital in Liguldatin und 509 mit 72,11 Millionen Mark Stammkapital in Konkurs.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg wird dem W. T; B. gemeldet, daß R. Wiederaufnahme der Arbeit durch die Werftarbeiter hen früh erfolgen sollte. Bezüglich der Meinungsverschiedenheiten nnn der Hamburg⸗Amerika⸗Linie 6 in einer heute stattfindenden Arbeite. versammlung die Entscheidung fallen. Die Hamhurg⸗ Amerika. Ln; hat Lohn- und andere Zugeständnisse gemacht, aber gegenüber za Verkürzung der Arbeitszeit grundsätzliche Abneigung gezeigt, woran die Arbeiter auf diese verzichtet und ihre Vertreter zu entsprechende weiteren Verhandlungen beauftragt haben. J

In Bremen verliefen, wie W. T. B. erfährt, die auf gesten vormittag vertagten Einigungsverhandlungen im Straßen. bahnerausstand (vgl. Nr. 246 d. Bl. ergebnislos, da ke Straßenbahner an einem gestern morgen einstimmig gefaßten Beschh festhielten, nur in Verhandlungen einzutreten, wenn auch die Ver treter ihres Verbandes daran teilnehmen können. Die Direktion lehne jedoch jede Verhandlung unter Hinzuziehung von Verbandevertretem ab. In einer heute morgen abgehaltenen Versammlung der Straßen. bahner wurde einstimmig beschlossen, jede weitere Verhandlung mi der Aufsichtsbehörde abzulehnen. Damit sind die Einigungt— verhandlungen endgültig gescheitert.

In New east le hat, W. T. B. zufolge, die gestern veranstaltete zweite Abstimmung der ausgesperrten Kesselschmiede abermals ergeben, daß die Mehrheit mit der Vereinbarung, die der Ausschuß des Verbandes der Kesselschmiede mit den Arbeitgebem getroffen hat, nicht einverstanden ist. (Vgl. Nr. 213 d. Bl)

Der Kongreß der Bergarbeitersyndikate des Departe— ments Nord, von Anzin und des Departements Pas de Calaiz hat, wie dem W. T. B.“ aus Lens telegraphiert wird, mit 61 gegen 14 Stimmen bei 14 Stimmenthaltungen den Antrag auf einen so— fortigen Ausstand der Bergarbeiter jener Gegend abgelehnt.

Wie man der Voss. Ztg. aus Warschau schreibt, sind die Arbeiter der Aktiengesellschaft für pharmazeutische Erzeugnisse, Motor“, sowie die der Metallwarenfabrik⸗ Aktiengesellschaft Konrad, Jarnuszkiewicz u. Co. in den Ausstand getreten.

Kunst und Wissenschaft.

„W. T. B.“ übermittelt eine weitere Fortsetzung des Bericht über die von dem Oberleutnant Filchner geleitete Studien—⸗ e idr nach Spitzbergen (vergl. Nr. 283 d. Bl.). Es beißt in ihr:

„Da wir glücklich im Lager sind, kann es uns vorläufig gleich. gültig sein, daß der Schneesturm unvermindert anhält. Wir sim ruhebedürftig und bleiben für die nächsten zwanzig Stunden in Schlafsack 6. Ein ungestörter Genuß ist das aber nicht: dem einmal schmerzt einem der Rücken vom Schleppen des schweren Ruck. sacks während der letzten Tage sowie auch von dem Liegen auf den Eise; dazu prasselt der Schnee gegen die Zeltleinwand, die in Winde hin- und herknallt trotz des schweren Seiles, dr wir außen ringsherum gelegt haben. Dennoch ruht man leidlit aus; und als es er lich im Schlafsack zu langweilig wird, kriechen wir da es draußen immer noch ungemütlich wettert alle seth zusammen in das eine unserer beiden Zelte, wo wir mit Plänemachen, Plaudern und Essen die Zeit totschlagen. Zwar ist die Haurt— aufgabe gelöst mit der erfolgreichen Vollendung der West-Os durchquerung. Da aber noch einige Tage zur Verfügung steben, sol ein Vorstoß nach Norden versucht werden, um auch hier den Anschluß an bekannte Teile der Insel zu erhalten und vor allem um von einem der höheren Berge aus einen Ueberblick zu ge— winnen über die ebenfalls stark vereisten Partien jenes Gebiete? Roch einen vollen Tag müssen wir warten, che das Wetter aufklarn. Dann gehen wir zu jweit auf Schneeschuhen einige 6 bis n weit nach Rorden vor, um zu erkunden, ob sich hier eine Möglichkeit zu weiterem Vorwärtskommen bietet. Wir suchen mehrere Stunden finden aber die Gletscher wegen steiler Abbrüche und breiter Lang; und Querspalten alle unpassierbar. Also zum Lager zurück. Wr schlagen vor, nach Westen zum alten Lager V zu marschieren und von da den Weg nach Norden zu erzwingen. Freudige Zustimmunm da jeder nach den Ruhetagen den. Wunsch in fich ver pürt, die 1 zur Verfügung stehende Zeit auch durch eine ordentliche körperliche Leistung auszufüllen. Es ist die alte Erfahrung: zu Anfang bedeute die ungewohnte Arbeit eine rechte Anstrengung, und man war sien wenn man fertig war und ausruhen durfte; aber nun wir eint. Wochen mitten darin sind, ärgert man sich, wenn das Wetter ann zur Untätigkeit verdammt, denn man fühlt so viel überschüssige Krusf daß man das Bedürfnis hat, sie in körperliche Arbeit umzuseßzen, un . über jede Gelegenheit dazu freut. Rasch sind die Zelte a gebrochen und die Ehle gepackt. Nur langsam kommen wir ve. wärts, da der frischgefallene Schnee klebt und die Kufen schni. gleiten. Zudem sind alle Spalten überweht und vorsichtig an Seile zu überschreiten. Der einzige, der sich über den * freut, ist „Björn“, der das faule Lagerleben auch anscheincn reichlich satt bekommen hat und sich⸗ bellend und Mieth im Schnee herumwälzt und Freudentänze aufführt. Nach 3 Stunden sind wit im alten Later, gerade zur wechten Zeit, da wieder Nl. dom Eisfjord heraufzieht und leichte Flocken jallen. Am na bfr Nachmittag scheint es endlich günstig zu sein. Zwar steht das Han meter immer noch nicht übermäßig 666 aber rings herum ist em. Wolke zu sehen, und die Sonne strahlt nach den trüben Tagen wiedet einmal angenehm warm und so recht zu unserem Vorhaben auffer dem Diesmal bleibt nur der Meteorologe im Lager zurück, der sich ein Station zurechtgebaut hat und vor allem einen vollen Tag bindiit luftelektrische Messungen vornehmen will. Wir anderen legen die Schneeschuhe an und rücken ab. In den Rucksäcken len etwas Proviant und wenige Instrumente, darunter der Theoden samt seinem schweren Stativ, den wir mitnehmen, um von einem ersteigenden höheren Berge aus die Anschlußmessungen aus zufũhren . Da es gestern leicht gefroren hat, gleiten die Skier gut voran. t

2 * 3 1 * * 1Iosen folgen einem direkt nach Nerden ziehenden breiten, fast jvalten .

. 66 ö * windstill sanft ansteigt. Zuerst ist es fast wine

und bei der lachenden Sonne so warm, daß der Sweater als Ober⸗ keidung genügt; aber je höher wir kommen, desio heftiger drängt uns ein kalter Nordwind gerade entgegen, und als es sich nun nsch mit Schneewolken von dort und auch von Westen her überzieht und die Sonne bald verhüllt wird, beeilen wir uns, in die dicken macken und sogar in die Windanzüge ; schlüpfen. Nach kurzer Deratung, ob ein Weitergehen zweckmäßig sei, setzen wir uns wieder n Marsch. Es ist die letzte Gelegenheit, nach Norden zu kommen, und soll etwungen werden. koste es, was es wolle. Bald sind wir in echtem Schnee gestõber und dazu pfeift der Wind genau wie vor einer Wöche, als wir von der Ostkäste zurückkamen. Dle letzte Hoffnung , daß das Wetten vorüberziehe; aber wir merken bald, daß es sich nur starker auswächst. Wir überlegen; weiter zu gehen ist leicht sinnig, da wir den Weg noch nicht gemacht haben und leicht Spalten geraten oder uns verirren können, weil man nicht weit ordus sehen kann. Und selbst, wenn es, schließlich gelingen sollte, men Berg zu ersteigen, so würde sich bei diesem Wetter doch keine lebersicht bieten. Zudem wäre es dann fraglich, ob wir den niückweg wiederfinden würden; jetzt sind unsere Anstiegspuren noch enlich deutlich zu erkennen aber wie bald werden sie verweht nd zugedeckt sein. Da entschließen wir uns schweren Herzens ur Rückkehr. Zu unserem Glück, denn auch den ganzen folgenden Tag mdurch halten Unwetter und Nebel an; der Weitermaisch wäre nutzlos gewesen, und es ist Die Frage, ob wir glücklich zum Lager zurück- unden hätten. Noch einen Tag bleiben wir dort; als aber auch kan noch besseres Wetter nicht zu erwarten äist, heschließen wir den Rückmarsch zur Westküste. Am 26. August soll uns der kleine veblendampfer . Munroe. von der Advenktbai abholen; wir richten uns fo ein, daß wir am 22. Mittags von der Tempelbai dorthin auf— hiechen. Das ist reichlich gerechnet; aber wer weiß, was uns im Eis⸗ Ford noch alles widerfahren wird? Der Rückmarsch geht rasch von sutten. Einmal dacht sich der Gletscher sanft zur Küste hin ab; ann sind die Schlitten inzwischen wesentlich leichter geworden, da nir nur noch zwei Kisten Proviant mitführen; ferner sind die Sümpfe, die uns beim Anstieg soviel Schwierigkeit machten, urch den Frost der letzten Tage (4. bis 5 Grad . Celsius) fark gefroren und darum ebenso leicht passierbar wie die meisten in- zrischen überwehten Spalten und endlich haben wir selbst schließlich ie Erfahrung und Uebung der letzten Wochen, die auch hier den Neister macht. Nur an zwei Stellen geraten wir in so dichte Spaltenlabyrinthe hinein, daß Erkundungsahteilungen vorgehen und wir Umwege machen müssen. Schon in der Nacht vom 20. auf den 21. frefen wir am Fuß der großen Seitenmoräne wieder ein die uns pom Anstieg her noch in unangenehmer Erinnerung ist. Die Zelte, Kocher und Schlafsäcke lassen wir dann noch am Gletschersteilabfall hinunter, klettern am Seil nach und liegen um 4 Uhr früh am Strande, wo wir unser Boot und die Re servekisten unversehrt vor⸗ nden. Hier gibt's ein üppiges Testmahl, und mit gutem Rotspon und Sekt wird die glückliche Durchführung des Hauptprogramms gebührend gefeiert. Während der paar Stunden, die wir dann im elt liegen, werden wir häufig aus dem Schlaf geweckt durch das Derabstürzen großer Eisblöcke, die sich vom Ende des von Post, Iletschers lösen. Wir liegen so dicht am Ufer, daß wir deutlich die Welle auflaufen hören, die dabei entsteht, und der dem Eingang junächst Liegende kriecht schar einmal aus seinem Schlafsack heraus, um nach dem Boot zu sehen, das wir gleich nach unserer Ankunft zu Wasser gelassen hatten. Als wir gegen Mittag ins 6 treten, treiben in der Bucht überall großere und kleinere Eistrümmer von den phantastischsten Formen umher, zwischen denen sich einzelne Robben und Tausende von Vögeln tummeln. Das Vorfinden verschiedener Luxusgegenstände wie Zahn⸗ bürste und wasser, trockener Strümpfe, leichter Schuhe und frischer Waͤsche im Basislager gibt dann willkommene Gelegenheit zu mehr oder weniger gründlicher Reinigung, soweit das bei dem zur Verfügun stehenden fan von etwa 1 Grad Celsius angenehm und mögli sst. Dann werden die Schlitten und der übrige Teil der Ausrüstung dom Gletscher an Seilen hinabgelassen und alles am Strand auf⸗ gestapelt. Eine letzte Generalmusterung scheidet alles Entbehrliche aus. Eine Kanne mit 25 1 Petroleum, viele Konserven und leere Kiften werden zurückgelassen; zum Schluß gehen die unbrauchbaren Stücke in Flammen auf. Am Abend veranstalteten wir eine Jagd⸗ partie auf Robben und Vögel, wobei wir oft Mühe haben, unser schweres Boot von den überall herumschwimmenden Cisblöcken frei n halten. Kalt und unfreundlich bricht der letzte Morgen am von Poft-Gletscher an, und wir sind froh, diese Ecke bald verlassen zu können. Da günstiger Wind direkt vom Osten weht, wollen wir zu segeln ver⸗ suchen. In wenigen Stunden ist aus 3 Brettern ein Mast zurecht⸗ eümmert und aus den Zeltunterlagen ein Segel zusammengenäht; Gletscherseile geben die Wanten und andere notwendigen Enden ab. Rach einer feierlichen Taufe macht das Schiff seine Probefahrt, ethält danach noch einige kleine Verbollkommnungen, und Nachmittags Punkt 3 Uhr verläßt es bis oben hin mit der gesamten gebliebenen Lusrüstung vollgepackt und mit 3 Mann Besatzung die Tempelbai.“

Nach von W. T. B.“ übermittelter Mitteilung des Chemikers Sir William Ramsay wird jetzt in Limehouse aus Pechblende don Cornwall nach einem neuen Verfahren monatlich ein halbes Gramm Radium hergestellt. Es sei möglich gewesen, in zwei Monaten eine Menge Radium zu gewinnen, für deren Herstellung im Lutlande zwei Jahre erforderlich gewesen wären.

Literatur.

Ludwig van Beethovens sämtliche Briefe hat Emerich Kastner im Verlag von Max Hesse in Leipzig heraus⸗ gegeben (in Leinen 4 16; in Geschenkband 5 M). Der stattliche Band entbält i459 Briefe meist von Beethoven selbst; einige von Zeit⸗ nossen sind eingestreut. Ein kurzgefaßtes Register gibt über die ersonen, an die die Briefe des Meisters gerichtet sind, Aufschluß. Nan kann diese Sammlung als billige Volksausgabe begrüßen; jeder Pexthopen. Verehrer wird sie gern zur Hand nehmen und sich ihrer Vollstãndigkeit freuen. Freilich werden nur diejenigen die Sammlung mit vollem Verständnis lesen, die über das Leben Beethovens gnigermaßen unterrichtet sind, oder die die Lektüre der rigfe mit derjenigen einer Lebensbeschreibung verbinden. Diese Cinschrãnkung soll keine Herabsetzung der Briefsammlung bedeuten, nn ihre Äusstattung mit genügend unterrichtenden Anmerkungen würde jene Einschränkung ja auch nicht völlig überflüssig gemacht en. Ein Kommentar vertrug sich wohl auch nicht mit dem Zweck des Buches, dag für die weitesten Kreise bestimmt ist und das daher schon aus Preisrücksichten nicht allzu umfangreich, werden dürfte;

umfaßt es doch ohne Kommentar schon über 966 Seiten. . Emanuel Geibel hat Jahrzehnte hindurch zu den beliebtesten mmikern gehört. Dann trat ein Rückschlag ein: den Modernen war der Dichter zu fromm“ in seiner Gesinnung, zu (klassisch“ in seiner Imm. Geibel wurde als - Backfischlvrifer“ abgetan. Mechte seine ichtunn in manchen Kreifen überfchätzt gewesen sein, das Urteil her jüngeren Kunstgenossen und das der Mehrzahl, der jüngeren sitiker ging in der Äblehnung weit über jedes gerechte Maß und iel hinaus. Ünbeschadet der känstlerischen Verdienste der neuesten 2 wäre es ein betrübliches Zeichen, wenn dem heutigen Geschlecht der Sinn für Geibels warmherzige und im edelsten Sinne keusche Liebes lvrit „wären gegangen sein sollte und wenn der - Herold des Reichs. mit en ven tiefer Vaterlandeliebe durchtönten Gesängen, heute keinen nderhall mehr zu wecken vermöchte. Den Dichter wieder weiteren sisen näher zu führen, ist die Absicht einer biographisch-kunstkritischen cbt liber Emanuel Geibel, bie Georg Kleibömæer zei * erthes in Gotha herausgegeben hat (1,690 4, geb. 225 16 e ft ch und volkstümlich geschrlebene Arbeit schildert des Dichters 8 hun Wirken und fein Verhältnis zu den literarischen Strömungen der o Jahrhunderts. Das Buch fei Volksbibliotheken und denen öheren Lehranstalten empfohlen. skar Weise: Deutsche Sprach

Ver. und Stillehre. erlag von B. G. Teubner in Leipzig, geb. 2,20 .)

Das bereits

in 3. vermehrter Auflage vorliegende Büchlein ist eine Ergänzung zu der vom Allgemeinen deutschen Sprachverein preisgekrönten Schrift desselben Verfassers: Unsere Muttersprache, ihr Werden und ihr Wesen“. Während aber in diesem Werk hauptsächlich der Zusammen⸗ hang zwischen Volkscharakter und Sprache untersucht wird, dient das vorliegende mehr praktischen Zwecken, Es perfolgt die grammatischen Erscheinungen unfserer Sprache in ihrer Entwicklung und will, indem es zum Nachdenken über ihre Eigenart anzuregen sucht zugleich eine Anleitung zum richtigen Sprachgebrauch bieten. Das Buch zerfällt in zwei Teile: Sprachleßte und Stillehre. Im ersten Teil wird zunächst auf das Wefen des Sprachlebens hingewiesen, dann werden die wichtigsten Erscheinungen der Laut-, Formen- und Wortbildungs lehre besprochen. Den Schluß bildet eine Uebersicht der syntaktischen Eigenheiten. Der zweite Teil enthält eine fehr geschickt verfaßte Stillehre, in der durch „Regel und Vorbild“ gewirkt werden soll, besonders durch Darbietung ausgewählter Stisproben erzählender, philosophischer und rednerischer Profa von den bedeutendsten Vertretern unseres Schrifttums,

Im selben Verlag ist eine Uebersetzung der Schrift Cinleitung in die Ssprachwiffenschaft‘ von V. Porzezinski, Professor an der Universität in Moskau, erschienen, die von dem Lektor an der Berliner Sandelshochschule Dr. E. Boehme besorgt wurde (3 4, geb. 3 60 06). Einleitend wird der Gegenstand der Sprachwissen⸗ schaft, ihre Aufgaben und Methoden dargelegt, und dann eine knappe Geschichte der Sprachwissenschaft geboten, Es folgt eing genealogische Klaffifikation der Sprachen und ein Abschnitt über die Physiologie der Sprechlaute (Phone sik). In den weiteren Kapiteln sind die Einzelwörter, Wortgruppe und Satz, die Veränderungen der Sprache und ihr Ursprung behandelt. Das letzte Kapitel behandelt die indogermanische Ursprache und die prähistorische indogermanische Epoche. Das Buch war als kurzgefaßter Leitfaden für die Vorlesungen des Verfassers an der Uni⸗ verfität Moskau und an den Moskauer Frauenhochschulkursen abgefaßt. Für die vorliegende deutsche Uebersetzung hat Professor Porzezinski alle speziell auf das Russische und die anderen slawischen Sprachen bezugnehmenden Auseinandersetzungen derart umgestaltet, daß sie nun⸗ mehr auf die deutsche Sprache Anwendung finden.

Die Karlsruher Ortsgruppe des Deutschen Ostmarkenvereins versucht in eigenartiger Form die staatsbürgerliche Erziehung aus— zuüben, indem sie „Rationale Jugendvorträge“ veranstaltet. Diese Vorträge waren zunächst für die beiden obersten Klassen der höheren Knaben⸗ und Mädchenschulen einschließlich der Zöglinge der Karls— ruher Seminare bestimmt. Sie sollten eine Geist und Gemüt zugleich erfassende Einführung in Wesen und Lebensbedingungen des deutschen Volkes und des Deutschen Reiches bieten, um so mit der Einsicht in jene auch zugleich Wunsch und Willen zu wecken, einst die Pflichten gegen beide tren und hingebend zu erfüllen. Die überaus freundliche Aufnahme, die die Veranstaltungen fanden, hat die genannte Ortsgruppe des Ostmarkenvereins veranlaßt im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig die bisher gehaltenen 4 Vorträge sowohl einzeln als auch in einem Büchlein vereinigt, der deutschen Jugend und deren Freunden im Druck dazubieten. Das Büchlein Nationale Vorträge veranstaltet von der Ortsgruppe des deutfchen Ostmarkenvereins“, 1. Jahrgang, 1910 (geh. 120 ) sei weiten Kreisen bestens empfohlen. Seine Lektüre wird hoffentlich andere Ortsgruppen und alle Vereine, die sich mit Jugenderziehung befassen, zu ähnlichen Veranstaltungen anregen. Die wier in ihm enthaltenen Vorträge behandeln folgende Themata: Grundzüge der nationalen und staatlichen Entwicklung Deutschlands von Dr. Peter Pfeffer: die neuzeitliche Entwicklung der deutschen Sprache, von Dr. Karl Ott; die neuzeitliche Ausbreitung des Deutsch⸗ tums über See von Gustav Rieger und die Ausbreitung des Deutschtums nach Osten von Kurt Lang. Zur Erklärung der mit den Vorträgen verfolgten Absicht ist in dem Büchlein die Ankündigung vorausgeschickt, durch die zum ersten Vortrag eingeladen wurde.

Im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig beginnt ein neues Werk Sven Hedins „Zu Land nach Indien durch Persien, Seistan, Belutschistan“ zu erscheinen. Das mit 300 Abbildungen, 6 bunten Tafeln, 3 Panoramen und 2 Karten ausgestattete Werk wird 36 Lieferungen zu je 50 umfassen und in 2 Bänden g 20 J kosten. Die erste Lieferung ist soeben erschienen. Nachdem die früheren Reisewerke Spen Hedins, der nicht nur ein kühner Forscher ist, sondern auch über ein meisterhaftes Darstellungs⸗ talent verfügt, in den weitesten Kreisen das größte Interesse gefunden haben, wird man dem Erscheinen auch dieses neuesten Werkes mit Spannung entgegensehen.

Die Gesellschaft der Naturfreunde „Kosmos“ beginnt (bei Franckh in Stuttgart) ein volkstümliches Lieferungswerk herauszugeben, das unter dem Titel: Die Erde eine gemeinverständliche Geologie enthalten soll. Verfasser des Werkes ist Dr. B. Lindemann. Die Darstellung soll in zwei Bände geteilt werden, deren erster die geologischen Kräfte behandelt, während der zweite eine Geologie der deutschen Landschaft bieten soll. Der erste Band wird 8 10 Liefe⸗ rungen zu je 80 3 umfassen. Die erste, mit reichem Bildermaterial ausgestattete Lieferung ließt vor. Sie berechtigt zur Annahme, daß der Verfasser sein nicht leichtes Vorhaben mit Umsicht und im guten Sinne volkstümlich durchführen wird.

Die Verlagsfirma Franz Vahlen in Berlin, Linkstraße 16, die vornehmlich auf dem Gebiete der Rechts- und Staatswissenschaften tätig ist, hat einen Katalog der von 1870 bis jetzt bel ihr er— schienenen Werke veröffentlicht. Er enthält eine alphabetische und systematische Uebersicht sowie ein Sachregister und wird Interessenten von dem Verlag kostenlos zugestellt.

Die Motorluftschiff⸗Studiengesellschaft in Berlin hat ihr Jahrbuch für 1908 1910 herausgegeben, das allen, die an der Luftschiffahrt Interesse nehmen, empfohlen sei. Die Schrift ent hält außer einem Geschäftsbericht und einem Verzeichnis der Sitzungen Bericht und Uebersicht über die ausgeführten Fahrten, eine recht ein⸗ gehende Uebersicht über die Arbeiten des technischen Ausschusses, eine weitere über den augenblicklichen Stand der Luftschiffindustrie, An— gaben über die Weiterentwicklung der astronomischen Navigation im Luftschiff sowie Angaben und Nebersichten über die Geschäfte der Gesellschaft in den beiden letzten Jahren.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul, und Klauenseuche aus Cunsdorf bei Elsterberg, Amts— hauptmannschaft Plauen, Königreich Sachsen, und aus Roggenau, Kreis Inin, Reg. Bez. Bromberg, bei Händlervieh, am 18. Oktober 1910.

Griechenland.

Die bisherige mweitagige Quarantäne gegen Herfünfte von den Häfen des Afowschen Meeres, mit Einschluß des Hafens von Kertsch, ist laut Mitteilung der griechischen Regierung aufgehoben und dafür eine ärztliche Untersuchung aller Personen an Bord nebst Desinfektion der Kleidung der Passagiere III. Klasse und der Besatzung verfügt worden,

Nach einer weiteren Mitteilung der griechischen Regierung ist für die Herkünfte von der Schwarzen-Meerküste zwischen Bartin und Achtebol eine fünftägige Quarantäne nach den Vorschriften für die Verhinderung der Choleraeinschleppung, ohne Anrechnung der Ueberfahrt, angeordnet. (Vergl. ‚R. Anz.“ vom 8. August d. J., Nr. 184.)

Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen ꝛe. s. i. d. Ersten Beilage.)

Theater und Musik.

Im Neuen Königlichen Operntheater findet morgen, Freitag, eine Wiederholung der „Regimentstochter“ in Verbindung mit dem Ballett ‚Die Puppenfee“ statt. .

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen das Äust⸗ spiel von Hermann Bahr „Der Krampus“ in der bekannten Besetzung wiederholt.

Das Wiener Kunsttheater (im Thaliatheater) bringt Sonnabend eine literarische Neuheit für Berlin, und zwar L. Anzen⸗ grubers Drama „Hand und Herz“.

Im Modernen Theater ist die für heute angekündigte Erst⸗ aufführung von Le9 Birins kys vieraktigem Trauerspiel „Der Moloch“ auf Sonnabend verschoben worden. Bis dahin bleibt „Die beste der Frauen auf dem Spielplan.

Mannigfaltiges. Berlin, 20. Oktober 1910.

Gestern fand, wie W. T. B.“ berichtet, im Reichstags gebäude die konstituierende Sitzung des Jubiläumskomitees der Deut⸗ schen Marinestiftung „Frauengabe“ unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin statt. Der Kommerzienrat Selberg eröffnete die Sitzung und schlug vor, Seine Durchlaucht den Prinzen Karl Anton von Hohenzollern, den Admiral von Müller und den Königlich bayerischen Gesandten Grafen zu Lerchenfeld⸗Köfering als Präsidenten zu wählen, Die Herren wurden einstimmig gewählt. er Chef des Marinekabinetts, Admiral von Müller übernahm hierauf das Präsidium. Zu Vorsitzenden wurden dann die Herren Admiral Paschen und Geheimer Admiralitätsrat Dr. Felisch, zu Schatzmeistern der Generalkonsul und Kommerzienrat von Koch und der Generalkonsul Robert von Mendelssohn gewählt. In den Ausschuß wurden gewählt: die Herren Geheimer Kommerzienrat Arnhold, Kabinettsrat don Behr-Pinnow, Flügeladjutant von Bülow, Unterstaatssekretär von Eisenhardt Rothe, Admiral von Hollmann, Geheimer Kom— merzienrat Kopetzky, Generalkonsul von Mendelssohn und Kom— merzienrat Selberg. Der bayerische Gesandte Graf zu Lerchen⸗ feld⸗Köfering richtete die Lufmerksamkeit der Versammlung auf die Wichtigkeit einer Sammlung an der Börse hin und hat die Herren Generalkonsul Robert von Mendelssohn und Geheimer Kommerzienrat Kopetzky, sich dieser Aufgabe annehmen zu wollen. Das Präsidium, der Vorstand und der Ausschuß wurden gemeinschaftlich ermächtigt, die erforderlichen Schritte zu tun, um die Sammlung in die Wege zu leiten und zu fördern. Das Bureau des Komitees befindet sich Leipziger Platz Nr. 13.

Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat September 1910 berichtet das Königlich preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Der September war kühl, trübe und im größeren Teile des Binnenlandes reich an Niederschlägen. Die Mitteltemperatur lag mit Ausnahme Ostpreußens und der westdeutschen Küste, woselbst sich meist ein geringfügiger Wärmeüberschuß ergab, unter der normalen, in Schlesien. Mittel⸗ deutschland sowie im Südwesten sogar um mehr als 15. Die Bewölkung war fast überall zu groß, die Sonnenscheindauer allgemein zu gering. Zu naß (bis mehr als 200 00 der Normalmenge) war es besonders in Schlesien, in Mitteldeutschland und im Südwesten; dagegen fielen an einem großen Teile der Küste sowie in Teilen Westpreußens, Brandenburgs und Hannovers zu wenig Niederschläge. Erheblich zu trocken war es allerdings nur in Schleswig⸗Holstein; an der Flens⸗ burger Förde gelangten nicht mehr als 33 06 der normaler Weise im September zu erwartenden Niederschlagsmenge zur Aufzeichnung. Ein Sommertag war nur der 29. an wenigen Orten des westlichen Binnenlandes. Nachtfrost wurde außer auf den Höhenstationen strich⸗ weise im Osten und vereinzelt sogar im Nordwesten verzeichnet; Schnee ist nur im Gebirge gefallen; auf der Schneekoppe kam es sogar zur Bildung einer mehrtägigen Schneedecke. Die Niederschlagsverteilung zeigt ein wenig einheitliches Bild. Im größeren Teile Norddeutschlands fielen zwischen 25 und 75 mm Niederschlag. Unter 25 mm wurden nur am Nordostrand der Johannisburger Heide, in der Neumark südwestlich der pommerschen Seenplatte, in der Zauche und teilweise im Westhavelland sowie in einem schmalen Streifen, der sich von der Torgauer Elbniederung nordostwärts über das Dahmegebiet bis zur märkischen Schweiz hin erstreckt, beobachtet. 75 bis 100 mm fielen im Osten und Norden der Provinz Schlesien, im östlichen Teile von Posen sowie in den sich nördlich anschließenden Gebieten von West, und Ostpreußen. Auch ein großer Teil von Hinterpommern, von Ostfries⸗ land und Oldenburg, die Kieler Bucht, das Grenzgebiet von Mecklenburg und der Prignitz sowie die südwestlichen Gebirgslandschaften, ferner der größere Teil von Westfalen und das sich anschließende Gebiet von Hessen Nassau sowie ein von hier aus ostwärts sich über die füdlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes, über Solling und Harz bis zur Altmark hin erstreckender Streifen, die Saalplatte und die Halle⸗Leipziger Tieflandsbucht hatten Niederschlagsmengen zwischen 75 und 1060 mm. In dem sich westlich an dieses Gebiet an⸗ schließenden Teile der Provinz Rheinland, im Solling und Ober harz, in der südlichen Altmark, in Thüringen, im Norden des Wiehengebirges, in Hinterpommern im Gebiete der mittleren Stolpe, in Dstpreußen westlich vom Oberländischen Kanal, im oberen Warthegebiet sowie im größeren Teile von Schlesien fielen 1090 bis 150 mm Niederschlag. Ueberschritten wurden Hohen Venn und nördlichen Eifel einerseits, in den birgen und einem Teile der mittelschlesischen Ebene andersei einigen Teilen der Sudeten wurden über 200 mm am Al e Hohen Mense sogar mehr als 250 mm gemessen. Zu Beginn des Monats stand Norddeutschland unter dem Einfluß von Depressionen, deren Kern über Nordwesteuropa lag. Es herrschte trübes, kühles und regnerisches Wetter. Besonders am 3. und 4. als die Depressionen bei gleichzeitiger Zunahme des Luftdruckes im Westen unseren Küsten fehr nahe gekommen waren, fielen fast allgemein, besonders aber an der Westgrenze, erhebliche Niederschläge. In den folgenden Tagen behauptete sich zwar der hohe Luftdruck über Westeuropa; gleichzeitig aber drangen vom Mittelmeer und Italien her verschiedene Minima nordostwärts vor. Am 7. bedeckte ein zufammenhängendes Tiefdruckgebiet ganz Ostdeutschland, Oester— reich Ungarn und Westrußland. Auch in den folgenden Tagen wurde das Wetter des östlichen Norddeutschlands von Depressionen beherrscht. Heftige, lang andauernde Regenfälle, besonders in Schlesien, verbunden mit verheerenden Ueberschwemmungen, waren die Folge dieser Wetter⸗ lage. Bis zum 14. war der Luftdruck im Innern Deutschlands noch niedrig, sodaß nunmehr die selt dem 13. herrschende höhere Temperatur und stärkere Sonnenstrahlung heftige Gewitter mit ergiebigen Regenfällen, besonders in Mittel deutschland, auslösen konnte. Als nun in den folgenden Tagen auch iber Osteuropa hoher Luftdruck zur Ausbildung gelangte, gehörte Rorddeutschland zunächst einer Zone an, die eine Verbindung zwischen dem westlichen und östlichen Maximum darstellte, während es später mit dem Zurückweichen des russischen Hochdruckgebiets mehr unter dem Einflüsse des westlichen Maximums stand. Ruhiges, fast wolkenloses Wetter beheirschte diesen Zeitraum. Dabei waren die Temperaturen anfangs hoch, später aber normal. Eine tiefe Depression, die am 18. auf dem Nordmeere erschienen war, breitete sich in ihren Ausläufern am 20. bis weit nach Mittelcurora bin aus und rief überall im Westen vielfach ergiebige, Regen fälle hervor. An ihrer Rückseite tigten in den folgenden sehr niedrige Temperaturen, zum Teil Nachtfröste, auf, die sich wi holten, als der von Westen her vorrückende hohe Luftdruck dem 22. bis 28. September Mitteleuropa selbst bedeckte. Erst als am Schluß des Monats das barometrische Maximum weiter nach Süden zurück 64 war, sodaß bei gleichzeitig niedrigem Luftdrucke im Norden füdliche Winde maßgebend wurden, stieg die Temperatur erbeblich. An vielen Orten wurde oder 30. ganzen Monats beobachtet.

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Ableistung der Dienstpflicht in Kiautschou. Für unter— nehmende junge Leute, die ihre Welt- und Menschenkenntnis erweitern und sich die deutsche Heimat einmal von draußen ansehen wollen, bietet sich eine günstige Gelegenheit, ihren Gesichtskreis zu ver— arößern durch die Möglichkeit, ihrer Dienstpflicht in solchen Truppenteilen zu genügen, die außerhalb der deutschen Heimat stationiert.