Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht⸗
den Regierungsbaumeister, Baurat Zeyß von der Inten⸗ dantur der ern chen Institute zum Intendantur⸗ und Baurat zu ernennen ö
dem Obermilitärintendantursekretär Schumann , von der Intendantur des VI. Armeekorps und dem Oberzahl— meister Nagel vom 7. Badischen Infanterieregiment Nr. 142 bei ihrem Ausscheiden aus dem Dienst mif Pension den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Hilfslehrer am Gymnasium in Brilon Dr. Jos ö. Jeiler ist zum Kreisschulinspektor in Ostrowo er⸗ nannt worden.
Das Diphtherieheilserum mit der Kontrollnummer 5s, geschrieben: achtundfünfzig, aus dem Sächsischen Serumwerke in Dresden ist zur Einziehung bestimmt, weil die im Handel befindlichen Proben nicht sämtlich keimfrei sind.
Königliche Akademie der Künste.
Wettbewerb
um den Preis der Ersten Michael Beerschen Stiftung auf dem Gebiete der Bildhauerei
für das Jahr 1911.
Der Wettbewerb um den Preis der Ersten Michael Beerschen Stiftung für Maler und Bildhauer jüdischer Religion wird hiermit für das Jahr 1911 für Bildhauer eröffnet.
Als Preisaufgabe ist gestellt worden:
„Die Flucht“ (Menschen vor einer elementaren Gewalt fliehend), Relief, 1 i hoch, 1,30 m breit. Die Figuren sollen möglichft groß in den Raum gestellt werden.
Mit dem Konkurrenzwerke sind ri ti einzusenden verschiedene von dem Konkurrenten bisher gefertigte Arbeiten und Studien nach der Natur sowie Kompositionsskizzen eigener Erfindung, die zur Be— urteilung des bisherigen Studienganges des Bewerbers dienen können. Indessen dürfen sämtliche Arbeiten, auch wenn die Bewerbung auf mehrere Preise ausgedehnt wird, die Zahl zehn nicht überschreiten.
Die Ablieferung der für diesen Wettbewerb bestimmten Arbeiten nebst schriftliche m Bewerbungsgesuche an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 8, Pariser Platz 4, muß bis zum 5. Fun! 1911, Mittags 12 Uhr, erfolgt sein.
Der Bewerbung . beizufügen:
U) ein Lebenslauf, gus dem insbesondere der Studiengang des Konkurrenten ersichtlich ist,
2) eine amtliche Bescheinigung, aus der hervorgeht, daß der Be— werber zur Zeit der Einsendung ein Alter von 22 Jahren erreicht, jedoch das 32. Lebensjahr noch nicht überschritten hat und sich zur jüdischen Religion bekennt,
3) Zeugnisse darüber, daß der Bewerber seine Studien auf einer deutschen Akademie gemacht hat,
4) eine schriftliche Versicherung an Eidesstatt, daß die eingereichten Arbeifen von dem Bewerber selbst erfunden und ohne fremde Beihilfe ausgeführt sind, .
5) ein Verzeichnis, der für die Konkurrenz bestimmten Arbeiten auf besonderem Bogen.
Gesuche, denen die vorstehend unter 1 bis 5 aufgeführten Schrift⸗ stücke nicht vollständig beiliegen, werden nicht berücksichtigt. Die Ein— sendung der Gesuche hat getrennt von den Arbeiten zu erfolgen. Die Kosten der Ein- und Rücksendung hat der Bewerber zu tragen.
Der Preis besteht in einem Stipendium von 2250 S zu einer , Studienreise nach Italien und ist zahlbar in vierteljähr— lichen Raten, deren erste im Betrage von 906 „ beim Antritt der Studienreise, die ferneren mit je 456 „ in Italien zur Auszahlung gelangen. Der Stipendiat ist verpflichtet, sich 8 Monate in Rom aufzuhalten und über den Fortgang seiner Studien vor Ablauf der ersten 6 Monate der Akademie unter Beifügung von Photographien eigener Arbeiten schriftlichen Bericht zu erftatken. Bie Kosten der Ein⸗ und Rücksendung dieser Nachweise werden zu Lasten des Stiftungs⸗ fonds übernommen.
Während der Dauer des Stipendienjahres wird dem Stipendiaten eins der von der Akademie im Interesse ihrer in Rom stubierenden Stipendiaten gemieteten Ateliers mietefrei überlassen werden, wenn ältere Ansprüche auf solche nicht zu berücksichtigen find.
Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 1911.
Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Juni 1911. Nach ge⸗ troffener Entscheidung kann auf Bestimmung des unterzeichneten Senats eine öffentliche Ausstellung der Bewerbungsarbeiten stattfinden.
Berlin, den 8. Oktober 1910.
Der Senat der Königlichen Akademie der Künste. Sektion für die bildenden Künste. C. von Großheim.
Finanzministerium.
Der Vorstand bei dem Stempel⸗ und Erbschaftssteueramt in Breslau, Regierungsrat Schmeidler und der Vorstand bei dem Stempel- und Erbschaftssteueramt in Posen, Regierungsrat Reinhardt sind in gleicher Eigenschaft an das Stempel- und Erbschaftssteueramt in Berlin, der Vorstand bei dem Stempel— und Erbschaftssteueramt in Frankfurt a. M., Regierungs assessor Herborn ist in gleicher Eigenschaft an das Stempel⸗ und Erbschaftssteueramt in Münster J. W. versetzt worden.
Dem Regierungsassessor Schobeß in Münster i. W. ist die Stelle eines Vorstandes bei dem Stempel- und Erbschafts— steueramt daselbst und dem Regierungsassessor Motzkau in Berlin eine solche Stelle in Posen verliehen worden.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 35 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 11 080 die Verordnung, betreffend die Abänderung der Bestimmungen über die Tagegelder, die Fuhrkosten und die Umzugskosten der gesandtschaftlichen Beamten, vom 13. Oktober 1910, und unter
Nr. 11 081 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirkes des Amtsgerichts Runkel, vom 14. Oktober 1910.
Berlin W., den 31. Oktober 1910.
Königliches Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Bekanntmachung. Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml.
S. 357) sind bekannt gemacht: der Allerhöchste Erlaß vom 3. August 1910, betreffend die
König Friedrich 1II. (2. Schles.) Nr. 8, vorläufig ohne gardekomp., der Charakter als Lt. verliehen.
à I. s. der Armee: 2. Westpreuß. Feldart. Regt. Nr. 36, mandiert zur Dienstleistung beim 2. Westfäl. Feldart. Regt. Nr. 22, Sadullah, kommandiert zur Dienstleistung beim Mansfelder Feld⸗ artillerieregt. Nr. 75, Mas har, Vorpomm. Feldart. Regt. Nr. 38.
lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten B. von Trott zu Solz, von Dienstreisen.
au im Kreise Düren für die Herstellung rgungtanlage für die Gemeinden Drove, eim, durch das Amtsblatt der König—⸗
n Nr. 45 S. 331, ausgegeben am 22. Sep⸗ tember 1910;
2) das am 3. A 1910 Allerhöchst vollzogene Statut für die ö enschaft tt in Velgast im Kreise Franzburg durch das Amtsblatt der lichen Negierung zu Stralsund Nr. 37 S. 195, ausgegeben am 15. September 1910,
) das am 3. August 1910 Allerhöchst vollzogene Statut für die Rega. und Kampersec⸗-Genossenschaft in Treptow 4. R. im Kreise
Greifenberg i. Pomm. durch das Amtsblatt der Königlichen Ftegierung zu Stettin Nr. 42 S. 419, ausgegeben am 21. Oktober 1916
4) daß am 28. Auqust 1910 Allerhöchst vollzogene Statut für die Schötlache Genossenschast in Gremmin im Kreise Bitterfeld durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 40 S. 366, ausgegeben am 8. Oktober 1910;
9) der in,, Erlaß vom 4. September 1910, betreffend die Genehmigung der Satzung der Deutschen Pfandbriefanstalt in Posen, durch das Cxtrablatt des Amtsblatts der Königlichen Posen S. 621, ausgegeben am 27. September 1916
6) der Allerhöchste Erlaß vom 4. September 1910, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Gefellschaft für elektrische Hoch‘ und Untergrundbahnen in Berlin für die Erweiterung ihres Unternehmens durch Herstellung von Zweiglinien vom Bahnhof Wittenbergplatz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 40 S. 462, ausgegeben am 7. Oktober 1910;
Y) der Allerhöchste Erlaß vom 4. September 1910, betreffend die Genehmigung des Nachtrags 1IV zu den Neuen Satzungen der Landschaft der Provinz Sachsen, durch die Amtsblätter
der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 40 S. 397, aus⸗ gegeben am 8. Oktober 1910, .
der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 40 S. 307, aus— gegeben am 8. Oktober 1910, und
der Königlichen Regierung zu Erfurt Nr. 42 S. 212, aus—
. gegehen am 15. Oktober 1910;
8) der Allerhöchste Erlaß vom 15. September 1910, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreiskommunalverband des Kreises Jülich für die Anlage einer Kleinbahn von Jülich über Kirchherg, Koslar, Barmen und Ederen nach Puffendorf, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aachen Nr. 45 S. 339, aus⸗ gegeben am tz. Oktober 1910;
9) der Allerhöchste Erlaß vom 15. September 1910, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Weststernberg für die Anlage von Chausseen von Neppen über Steinfahrt und Matsch— dorf bis zur Oderfähre beim Dorfe Aurith und von Görstz über Säpzig und Tschernow bis zum Haltepunkte Tschernow der Kleinbahn Küstrin Sonnenburg, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt g. O. Nr. 41 S. 296, ausgegeben am 13. Sktober 1910
10) der Allerhöchste Erlaß vom 21. September 1910, betreffend die Genehmigung einer Abänderung des Verbandsstatuts der Hamme⸗ Schleusenacht im Kreise Osterhol; vom 22. Juni 1874, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Slade Nr. 41 S. 275, ausgegeben am 14. Oktober 1916;
II) der Allerhöchste Erlaß vom 21. September 1910, betreffend die Genehmigung der Aufhebung des Statuts für die Ent- und Be— wässerungsgenossenschaft Altendorf im Kreise Marienburg vom 30. März 1886, durch das Amteblatt der Königlichen Regierung, zu Danzig Nr. 43 S. 381, ausgegeben am 22. Oktober 1916
12) das am 21. September 1910 Allerhöchst vollzogene Statut für den Klein-Leiner Fließverband in Neu-Zauche im Kreise Lübben durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 42 S. 305, ausgegeben am 19. Oktober 1910 13) „das am 21. September 1910 Allerhöchst vollzogene Statut für den Deichperband zur Herstellung und Unterhaltung einer Sommer- bedeichung auf dem rechten Eiderufer in den Gemarkungen Nübbel, Fockbek und Rende burg n Jockbek im Kreise Rendsburg durch das Amtsblatt der If e gerung ju Schleswig Rr. 45 S. 435, ausgegeben am 22. Oktolt 4910.
ö . ufame er
,, . liche . zu
Regierung zu
Per sonalveränderungen. Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde rungen, Versetzungen usw. Neues Palals, 13. Ok
bv. Rüts, Hauptm. im Invalidenhause in Berlin, zum Komp. in diesem Invalidenhause ernannt.
Neues Palais, 24. Oktober. Mantel, Königl. württemberg. Lt. im Ulan. Regt. König Karl (1. Württemberg.) Nr. 19, von dem Kommando als Insp. Offizier an der Kriegsschule in Hannover enthoben.
Neues Palais, 29. Oktober. Zur Dienstleistung kommandiert: die Majore im Großen Generalstabe: Sydow, zum Generalstabe des X. Armeekorps, Wachs, zum Generaͤlstabe des JX. Armeekorps, Scherenberg, zum Generalstabe Gouvernements Metz, Matthes, zum Generalstabe des VIII. Armeekorps.
Beyer, Hauptm. und Komp. Chef im 3. Thüring. Inf. Regt. Vr. 71, unter Beförderung zum Major zum Flügeladjutanten des Fürsten zu Schwarzburg Durchlaucht ernannt. Wenck, Hauptm. und Komp. Ehef im Inf. Regt. Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Brandenburg.) Nr. 20, der Abschied mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Regts. Uniform bewilligt. Keller, Rittm. und Komp. Chef im Ostpreuß. Trainbat. Nr. 1, mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt und zum Bezirksoffizier beim Landw. Bezirk Arolsen ernannt. Prinz Friedrich Wilhelm zur Lippe Duichlaucht, Lt. im Kurhess. Jägerbat. Nr. 11, ein auf den 14. Oktober 1968 vordatiertes Patent seines Dienstgrades verliehen. Elstermann v. Elster, Tt. im Lauenburg. Feldart. Regt. Nr. 45, der Abschied aus dem aktiven Heere bewilligt; zugleich ist derselbe bei den Res. Offizieren des Regiments an ell Michaelis, Oberlt. a. D., zuletzt im 3. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 66, der Charakter als Hauptm. verliehen. Prinz Moritz von Ratibor u. Corvey, zweiter Sohn des verstorbenen Prinzen Egon von Ratibor u. Corpey, als Tt. im Drag. Regt. Patent, an⸗ bisher in der Schloß—
Shef
des
gestellt. Prigge, Feldw. Sergeant a. D.,
Aus dem Heere scheiden am 31. Oktober 1910 aus: die Lts.
Ekrem, kommandiert zur Dienstleistung beim Husseyn Hussni, kom⸗
kommandiert zur Dienstleistung beim
Angekommen: Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der geist⸗
1 Berlls hin des Enteignungsrechts an die Wasserwerksgesellschaft ‚Con⸗
Nichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 1. November.
Seine Majestät der Kaiser und stönig nahm heute im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des 9 des Marinekabinetts, Admirals von Müller und des Steller treters des Chefs des Militärkabinetts, Generalmajors vo Oertzen entgegen.
Während des Vierteljahrs vom 1. Juli big 30. Se tembe 1 210 haben 12402 Schiffe ö. II 373 Schiffe in . Vierteljahr 1909) mit einem Nettoraumgehalt yon 2037 43 Registertons (1909: 1788 105 Registertons) den Kaiser Wilhelm-⸗Kangl benutzt und, nach Abzug des, auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Clblotegeldes, an Gebühren gl5 199 66 (1960: 820 495 ) entrichtet. „Davon entfielen auf den Monat September 1910. 1292 Schiffe (1909: 4192 Schiffe) von 695 z Registertons (1909: 660 801 Registertons und 311 665. 6 (1909: 292 560 M6) Gebühren.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 29. Oktober S. M. S. „Seeadler“ in Daressalam und S. H. Flußkbt. „Otter“ in Itschang (Yangtse) eingetroffen.
Desterreich⸗Ungarn.
„Die heiderseitigen Ministerpräsidenten und die Finanz minister hielten gestern nachmittag in Wien eine Beratung in der Frage der Barzahlungen ab, in der es, einer Mel dung des „Ungarischen Korrespondenzbureaus“ zufolge, gelungen ist, die bisher bestehenden Differenzen zum größten Teil aus— zugleichen. Beide Finanzminister werden nunmehr sofort per⸗ sönlich mit den leitenden Stellen der Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank in Fühlung treten, um die prinzipielle Grundlage fest⸗
die Detailarbeiten auszuführen sein werden.
ö. Im Ausschuß der Ungarischen Delegation sür auswärtige Angelegenheiten unterbreitete gestern der Neferent Graf Wickenburg den Bericht.
Wie das „W. Aktion des Grafen Anerkennung, einer Aktion, zur Wahrung der
Der Bericht fährt dann fort: tren im Rahmen des
stützung durch Deutschland win können daraus Vertrguen auch für mögliche künftige Fährlichkeiren schöpfen. Der Bericht billigt Jes, daß die auswärtige Politik der Monarchie der Türkei gegenüber auf dem Standpunkte sympathischen Wohlwollens und der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten beharrt und an dem Prinzip, die Ent⸗ wicklung der Balkanstaaten wohlwollend zu fördern unentwegt fest⸗ hält. Weiter billigt der Bericht die Politik des Ministers dez Aeußern, das Verhältnis zu den außerhalb des Dreibundes stehenden Staaten aufs sorgsamste zu pflegen, und fährt dann fort; Die Monarchie zeigte während der Annexiongkrise Kraft in der diplo⸗ matischen Führung, in der militärischen Bereitschaft, in der Enk—
habe. Bundesverhältnisseß. Die
ist mehr als eine Episode,
Meinung beider Staaten der Monarchie.“
des Referenten, dem Minister des Aeußern für die erfolgreiche,
Angelegenheiten wärmste Anerkennung auszusprechen.
Portugal.
Der Justizminister unterbreitete, „W
ö. über die Ehescheidung. Freiheit der Testamentserrichtüng vor.
Türkei. Nach einer Meldung des „W. T.
Komitees für Einheit und Fortschritt zurückgeführt. Wie das „W. T. B.“ aus Uesküb meldet, sind gestern in einem bengchbarten Dorfe sechs Wagen mit Dynamit und Bom ben beschlagnahmt worden; 30 Bauern sind verhaftet
Serbien. Das Befinden des Kronprinzen Alexander ist nach einer Depesche des, W. T. B.“ befriedigend.
steht in Serbien eine große politische Umgestaltung bevor. Die beiden größten Regierungsparteien, die Altradikalen und die Jungradikalen, beabsichtigen, sich zu einer Partei zusammen⸗ zuschließen. Ebenso finden Verhandlungen zwischen den Oppo⸗ sitionsparteien, den Nationalisten und den Fortschrittlern, zum Zwecke der Verschmelzung dieser Parteien stalt. Falls diese Verhandlungen zum Ziele führen, sollen Neuwahlen aus— geschrieben werden.
Asien.
Die persische Regierung hat nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus“ an den englischen Gefandten in Teheran eine Note gerichtet, in der die unverzügliche Zurück⸗ ziehung des Mgtrosendetachements gefordert wird, das der eng⸗ lische Kreuzer „Fox“ vor einigen Tagen in Lingeh gelandet hat, um die Stadt gegen die von einem Räuber der Umgegend angedrohten Angriffe zu schützen. Der englische Gesandte erwiderte, die Streitmacht würde zurückgezogen werden, fobald es die Umstände gestatten würden. Wie das genannte Bureau von zuständiger Seite erfährt, ist, die Ausschiffung des Detachements auf Ersuchen des persischen Vizegouverneurg und des englischen Konsuls erfolgt.
Die persische Regierung hat gestern im voraus die viertel⸗ jährliche Rate der Pension des früheren Schahs ausgezahlt. Infolge der Verzögerung der Auszahlung hatten der englische und der russische Gesandte am Sonnabend eine gemeinsame
Note an die Regierung gerichtet und darin, obiger Quelle
zustellen, auf der sodann durch die beiderseitigen Fachreferenten
T. B. meldet, zollt der Bericht der diplomatischen Aehrenthal während der Annexionskrife lebhafte . die in erster Reihe eine friedliche Lösung r Interessen und des Prestige der Monarchie an. gestrebt habe, auch vor einer Lösung mit den Waffen nicht zurück ⸗ geschreckt sei und die gesteckten Ziele auf der ganzen Linie erreicht „Beide Verbündete hielten sich Unter⸗
schlossenheit der Faktoren des öffentlichen Lebens und der öffentlichen Der Ausschuß genehmigte den Bericht sowie den Antrag
der Würde der Monarchie entsprechende Leitung der auswärtigen
T. V.“ zufolge,
zwei Gesandtschaftsdiener bei
lge, erklärt, es würden nile, . , , n,
em Minister des Mrswärtigen Zahlung der Pension erfolgt sei. Der Minister des Aus— wärtigen beklagt sich bitter darüber, daß trotz seiner am Sonnabend gegebenen Versicherungen, daß das Geld ohne
unnötigen Aufschub bezahlt werden würde, doch die in der ge⸗
meinsamen Note enthaltene Drohung ausgeführt und er einer öffentlichen Beleidigung ausgesetzt worden sei, da ihm die beiden Gesandtschaftsdiener überallhin gefolgt und sogar die letzte Nacht in seinem Privathause geblieben seien. Der Minister des Auswärtigen hat durch die persischen Vertreter in London und St. Petersburg energischen Einspruch dagegen erheben lassen.
Beim Ministerium des Ausmärtigen ist heute ein Tele⸗ gramm eingetroffen, wonach der neue Regent Nasr el Mulk London verlassen hat, um fich nach Persien zu begeben.
Nach einer heftigen Beschießung, die die ganze Nacht an⸗ dauerte, haben die Regie r iungstruppen, die zum größten Teil aus Bachtiaren bestehen, die Stadt Kaschan gestern früh eingen om men. Der Rebellenführer Naibhessein und seine Anhänger sind geflohen.
In der gestrigen Sitzung des chinesischen Reichs⸗ ausschusses erklärte der Prinz Su, einer Meldung des Reuterschen Bureaus zufolge, die gesamte Nation stimme darin überein, daß eine baldige Sinberufung des Parlaments not⸗ wendig sei. Diese Erklärung wurde von lang andaguerndem Beifall begrüßt, da man sie als den Ausdruck der Zustimmung der Regierung ansah.
Statistik und WBolkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung. Maesteg in der Graf fchaft Glamorgan haben gestern, wie B.“ meldet, 4500 Bergleute beschlossen, aus Sympathie mit den Streikenden der vereinigten Cambrian Kohlengruben (vgl. Nr. 254 d. Bl) heute in den Ausstand zu treten. Die Zahl der Streikenden würde sich damit auf 270900 erhöhen.
In New Jork nimmt.. W.. T. B.“ zufolge, der Ausstand der Gepäckträger (vgl. Nr. 255 d. Bl.), der vor einigen Tagen ausgebrochen ist, zu. Gestern fanden an verschiedenen Stellen ernste Ausschreit ungen statt. Dean befürchtet einen Ausstand der Ge— päckträger im ganzen Lande. In New Vork allein sind, wie die englische Zeitung Dai ly Telegraph“ erfährt, 12 000 Gepäckträger ausständig, gegen die 7000 Schutzleute aufgeboten sind. Gestern wurden Arbeitsrwillige von Streikenden angegriffen. Es wurde geschossen, und die berittene Polizei ging gegen die Menge vor. Mehrere Bureauangestellte haben sich den Ausständigen angeschlossen.
In „W. T.
Knnst und Wissenschaft.
Galerie Schulte.
Die Novemberausstellung Bringt eine Nachlaßausstellung des ver— storbenen Münchner Sezessionistemn Paul Höcker. Er wurde 1854 zu Oberlangenau in Schlesien geboren, wo er in letzter Zeit auch wirkte, und war Schüler der Deünchener Akademie. Er war ein viel seitiger Künstler, der die Land schaft, das Interieur und die Figuren⸗ malerei gleich gut beherrschte und mwitunter Kabinettstücke feiner, per— sönlich empfarn dener Lichtstimm aur mgen zu geben vermochte. Dank seiner Malfertigkeit sind selbst seine muoystisch verzückten Nornen noch heute erträglich, durch die er seinerzeit besonders bekannt wurde. Man darf sie ihm als notwendiges Ergebnis der Münchener Schule und des Gabriel Max Einflusses nicht ver ü beln. Die Licht und Farbenstimmungen blieben ihm schließlich doch immer die Hauptsache. Auch wirken seine Bilder stets ehrlich, nicht posierernd. Mit Genuß betrachtet man ferner die Sonderausstellung des in Meünchen lebenden Schweizers Hans Beatus Wieland, der uns die Pracht sonniger Schneelandschaften so gut zu zeigen vermag. Er gehört ja allerdings zu jener Art von Landschafterm, die sich im mer besonders effektvoll wirkende Vorwürfe suchen müssen, denen die Welt im Alltagskleid nicht zu genügen vermag. Wie er früher mit Vorliebe im Süden, in Venedig, Neapel und auf Gapri malte, ziehen ihn in letzter Zeit, seit der um sich greifende Wintersport die Schönhesten der Winterlandschaften erschlossen hat, die Schweizer Berge be sonders an. Dieser Kurswechsel ist, so wenig er als das Ergebnis einer künstlerischen Entwicklung betrachtet werden darf, jedenfalls sehr zu begrüßen. Wieland ist Eben in erster Linie ein ausgezeichneter Techniker und versteht es besonde rs, in Aguarellen die duftige Schönheit der tief verschneiten Alpen wiederzugeben. Seine Bilder erwecken
gestern dem Ministerrat die endgültige Redaktion des Gesetzes
Ebenso legte er ein Gesetz über die auch an den buntbemalten Häusern und der lebhaft
an, 6 . hat der Führer der Auslader und Bootsleute in Saloniki diesen gestern mitgeteilt, is
2 ꝛn 6e 1 SHSeinr: Lev ietz n Maler Fabr Fisen/ daß die Sperre gegen Griechenland aufgehoben sei . ö i Diese Maßnahme wird auf einen Beschluß des jungtürkischen (mie d X .
slächlich gefällige Durchführung Bum großen Teil den Bestellern einmal die übliche Gesellschaftsereganz vorziehen. der Toiletten zu verbildlichen.
Wie dem „Neuen Wiener Tagblatt“ gemeldet wird,
ni die erfreuliche Entwicklung des 3
in uns eine mächtige Lust zu winterlichen Bergtouren. Max Fritz hat wieder eine Anzahl seiner Init Eiebe und gutem Können ausge— führten Aquarelle aus dem Spreewald ausgestellt. Gleich Wieland bevorzugt er als Aquarellist die lebhaften Farben, die er denn grünen Vege⸗ tation der Wasserlandschaft reichlich sindet. Die unvermeld⸗ lichen Salonwarkbilder Müller ⸗-Kurzwellys nimmt man nicht eben gern mit in Kauf. Als Fkundiger Aquarellist betätigt sich
Recht anmutige Landschaften aller Art hat endlich Fritz Oßwald ausgestellt. Doch hat er wohl nur das Aeußere einer gefälligen Technik weg, an persönlicher Auffassung fehlt es ihm. Von Joseph Op pem heimer sind wir von den Se— Essionsausstellungen her an bessere Bildnisse gewöhnt. Die ober . Der bei Schulte gezeigten ist wohl aufs Konto zu schreiben, die nun jeder persönlichen Gestaltung es allerdings auch sehr, den Dekor
Oppenheimer versteht 2 3
( Die Gesellschaft für Erd kun de zu Berlin hält am 5. d. M., Uum 7 Uhr Abends, im großen Saal des Aichitektenhauses, Wilhelm⸗ straße 92, eine allgemeine Sitzung, in der der Geheime Regierungsrat, Prosessor Dr. A. Penck einen Vortrag über das Thema: Die Vollendung der Karte des Deutschen Reichs 1: 100 000 — halten wird.
Anläßlich des Jubiläums der Berliner Universität hat der Münchener Buchhändler au es Rosenthal, Hofantie uar Seiner MWäajestät des Kaiser, dem Berliner kirchenhistorischen Üniverfitäts semsnar ein ebenso eigenartiges wie wertvolles Geschenk gemacht: einen latein ischen Pergamentkoderx der „Rekognitionen“ des Clemens. Die prachtvoll geschriebene Handschrift stammt aus dem
Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts und wird eine Zierde der mit Beginn dieses Semefters in die neuen Räume des ÜUula— gebäudes übersiedelnden Seminarbücherei bilden.
Technik.
Die „dreihundertste n Versammlung des Berliner für Luftschiffah rt am 17. Sttober gab dem Vor itzenden, Geheimrat Bu sley Anlaß zu einem gedraͤngten Rückblick ereins, der im Spätherbst 1881 Drei Namen knüpfen sich an die Be—⸗ diejenigen des Schriftstellers Angerstein, Max Wolff und des Ingenieurs Mit nicht mehr a8 17 Mitgliekern trat der Verein
Heute zählt er 1600 Mitglieder und ist
64 Vereinen, Die zum Deutschen Luftschiffer⸗
. Vereins
einen Anfang genommen hät. gründung des Vereint: des Buchbindermeisters Gerhardt. ns Leben. kkiner unter
verbande von im ganzen 55 000 Meitgliedern zusammengeschlossen sind
und über 120 Ballons verfügen. — Etz wurden dann die Berichte des Vorstands und des Geschäftsführers über das zum ersten Male am 30. September geschlossene Geschäftsjahr 2 engenommen und nach dem Bericht der Rechnungsprüfungskomm . dem Vorstand Entlastung erteilt. Noch gedachte Geheimrat Busley eines jüngst verstorbenen Mannes, der zu den ältesten Freunden und Förderern der Luftschiffahrt und des Berliner Vereins im besonderen gehört hat, Carl Buttenstedt⸗Rüdersdorf, zu dessen Ehren sich die Versammelten von den Sitzen erhoben.
Den Vortrag des Abends hielt der Stabsarzt Dr. . ming über das Thema „Was lehren uns Ballonunfälle?“ Ein leitend glaubte der Redner zunächst feststellen zu müssen, daß, so schmerzlich immer solche Unfälle in weiten Kreisen berühren, cn n wo sie tödlichen Ausgang nehmen, ihr Vorkommen doch statistif nachweisbar vergleichsweise selten sei und wesentlich dadurch Aufregung in die Oeffentlichkeit trage, daß die Luftschiffahrt z. 3. ganz im Vordergrunde des öffentlichen Interesses stehe. Vor Jahren schon hat Geheimrat Busley die Zahl der Unfälle von 2530 mit Ballons beförderten Personen auf 043 6 berechnet. Das Jahr 1908 sah nach einer internationalen . 36 schwere Unglücksfälle und 12 Todesfälle, die bei 2600 Fahrten und 9600 beförderten Personen eingetreten waren, auf letztere bezogen, also 0,5 und 0,12 6/9. Im gleichen Jahre betrugen die im Berliner Verein für Luftschiffahrt vorgekommenen Unfälle, auf 513 Personen bezogen, ,h oo. Aus dem vorigen Jahre 1999 liegt eine Statistik von 37 im „Deutschen Luft⸗ schiffer dem Verbande angehörigen Vereinen vor: deren 103 Ballons machten 1719 Freifahrten mit 786 Personen. Es betrug die Zahl der Unfälle 50, somit auf die Zahl der Fahrten bezogen 2.9 oo, auf die Personen bezogen O,. 8s o. Unter den 50 Unfällen waren pier Todesfälle — O7 co, 24 schwere Verletzungen — O41 069, 22 leichte Verletzungen „383 0/ꝗ. In der Zeitschrift des Vereins für Verh. rungswesen hat Redner die Zahl der im Berliner Verein für Luftschiffahrt in den Jahren 1899 bis 1908 vorgekommenen, tödlich verlaufenen Unfälle bei 2542 beförderten Personen auf 0, 12 0½ ermittelt. Addiert man diese zu den bei 5786 Personen vorgekommenen O0? C Todesfällen, so er—
ibt sich eine Mortalität von noch nicht ganz einem Promille. Das
an in günstigem Verhältnis besonders zu der Gefährlichkeit von Automobilfahrten; denn auf 109 Automobilfahrzeuge kamen 1909 in Berlin 106,4, in ganz Deutschland 13,7 Unfälle gegen 48.5 auf 1090 Ballons, woraus hervorgeht, daß eine Automobil fahrt in Berlin 1909 doppelt so gefährlich, dagegen eine Auto— mobilfahrt im Durchschnitt Deutschlands dreimal so sicher war als eine Ballonfahrt. Hoffen wir, daß diese Sicherheit bald auch für Ballons erreicht werde. Sie besteht tatsächlich bereits in höherem Grade für Berufs⸗ und geübte Sportfahrer in Militär und Zivil, bei deren nach Hunderten zählenden Fahrten, insonderheit bei denen des preußischen Luftschifferbataillons, überhaupt noch kein Todesfall vorgekommen ist.
Vergleicht man die bei den drei Arten der Luftfahrzeuge eingetretenen Unfälle miteinander, so kamen die Freiballons bisher bei weitem am besten weg, die Motorballons am schlechtesten, zwischen beiden stehen die Flugmaschinen. Daß dies Ergebnis indessen nur bedingt und beein— flußt ist durch die verhältnismäßig geringe Zahl der Aufstiege von Motorballons und die verhältnismäßig große Zahl der sich in der Luft tummelnden Flugmaschinen, liegt auf der Hand. Prüft man die 50 im Deutschen Luftschifferverbande 1909 erlittenen Unfälle unter dem Gesichtspunkte, wieviel davon Mitfahrende und wieviel die Führer betreffen, so ergibt sich die gleiche Gefährdung für beide; die zweifellos größere Gefährdung der Führer beim Landen scheint sich auszugleichen durch ihre größere Erfahrung und körperliche Gewandtheit. Daß auch bei recht bedeutender. Erhöhung der Sicherheit die „absolute“ Zahl der Unfälle im Raume eines Jahres erheblich gestiegen ist und vielleicht noch weiter steigen wird, erhellt aus dem Vergleich des Um— fanges der deutschen Freiballonfahrt in 1899 und 1909. Vor 11 Jahren gab es in Deutschland 2 Luftschiffervereine und es waren 100 Personen an Ballonfahrten beteiligt, im vorigen Jahre gab es 37 Vereine und 5786 Fahrtenteilnehmer. Doch zur Beanwortung der Frage: Was lehren Ballonunfälle? bedarf die hier beigebrachte, boch nur als ein leidiger Trost zu betrachtende Statistik der Vertiefung durch Unter— suchung der Ursachen und der besonderen Umstände, unter denen Un— fälle erfolgt sind. Es lag für diese Untersuchung dem Vortragenden ein Material von 91 Unfällen vor. Darunter waren 16 Fälle von Tod aus folgenden Ursachen: 1 Verschollen, 4 Blitzschlag, 5 Ertrunken, h tödliche Schãdelverleßung, 1 Beckenbruch und 66 schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen, deren Diagnose folgendes ergab: 29 Knochenbruch, 22 Knochenverrenkung, 7 Verstauchung der Gelenke, 4 Quetschungen von Weichteilen, 4 innere Verletzungen. Am häufigsten waren die unteren Gliedmaßen betroffen, 32 mal Unterschenkel und Knöchel, während Schädel oder Wirbelsäule 9 mal schwere Ver— letzungen erlitten hatten. Verstauchungen betrafen namentlich die oberen Gliedmaßen, sie fanden sich häufig in Verbindung mit Weichteilquet⸗ schungen und Rippenbrüchen. Eine vierte Gruppe schwerer Verletzungen bildeten komplizierte Knochenbrüche und Brüche mit weiter Ent— fernung der Bruchenden voneinander. Für jede dieser 4 Gruppen ist fast immer eine bestimmte Art von unglücklicher Landung verantwortlich. Gruppe l ist die einzige, die auch bei gänzlich fehlendem Bodenwind
infolge nicht genügenden Abfangens des Ballons durch harten Aufprall“
des Korbes eintreten kann. Eine solche Landung tritt ein bei fehlender oder ungenügender Landungsvorbereitung bei Wett— oder Rekordfahrten, beim Matzen der Ballonhülle infolge nicht funktionierenden Füllansahes, bei Explosion durch Blitzschlag, bei zu frühem Aufreißen des Ballons durch die Reißleine, namentlich bei Wasserstoffballons, bei Unkenntnis des Nichtvorhandenseins einer Klinke an der Reißleine, bei fehlerhaftem Verhalten im Augenb lick der Landung. Letzteres ist namentlich dann Ursache von Körper— beschädigungen, wenn die Mitfahrenden sich platt auf den Korbbord setzen, statt in kleiner Kniebeuge die Berührung des Korbes mit der Erde abzuwarten. Die drei anderen Gruppen von. Körperverletzungen setzen stets eine gewisse Wind⸗ geschwindigkeit bei der Landung voraus. Lebensgefährliche Schädel⸗ und Wirbelsäuleverletzungen erfolgen nur bei sehr starkem Landungs— wind und sebr ungänstigem Landungsgelände (Schleudern aus dem Korbe, Sichüberschlagen desselben); aber jedesmal war schon eine Be⸗— rührung des Korbes mit der Erde ,, und der Ballon gar durch Herausstürzen von Ballast oder elnes oder mehrerer Mit— fahrenden erleichtert. Erst beim zweiten Aufsetzen des Korbes er⸗ folgt dann die schwere Verletzung des zurückgebliebenen Führers, indem der Korb nicht senkrecht (wie in dem oben darge legten Fall der Gruppe 1), sondern tangential g. die Erde schlägt. Die beiden letzten Gruppen, bei denen Lebensgesahr ja fast nie vor⸗ liegt, gehören gleichwohl zu den häßlichsten Verletzungen wegen des sehr langwierigen und oft ungünstigen Heilungsprozesses. Dee letzt genannte Art der Verletzung ist nicht sowohl die Folge einer Gewalt wirkung beim erstmaligen Aufsetzen des Korbes, al? anhaltender und wiederholter ähnlicher Gewaltwirkungen, wodurch die Bruchenden sich ineinander verschieben oder in benachbarte Weichteile eindringen. Hier kann nur durch blutige Operation eine Heilung erzielt werden.
Sind die Beschädigungen der Gruphen 2, 3 und 4, wie gezeigt, durch unglückliche Schleiffahrten des Korbes verschuldet — in der Tat liegt diese Ursache „, bis „, aller Unfälle zugrunde —, so spitzt a die Frage nach der Vermeidung ven Ballonunfällen wesent⸗ lich zu, der Frage ju. Wie sind Schlelffahrten zu vermeiden? Da ist zunächst zu untersuchen, warum und wann Schleisfahrten entstehen.
Der Vortragende gab an dieser Stelle seiner Darlegungen einen Rückblick auf die Entwicklung der Luftschiffahrt. Früher endigte jede
reifahrt mit einer Schleiffahrt unter ganz allmählicher Entleerung des eren vom Gas nach Ilehen des Ventils und unter Auswerfen des Ankers im geeigneten Augenblick. Heute hat. man den Anker zum alten EGisen geworfen, ist durch Einführung von Reißbahn und Reißleine zur schnellen Entleerung des Ballons im— stande und hat im Schleppseil das Mittel zu glatter und sanfter Landung gewonnen, sodaß der Korb gar nicht oder höchstens einige Meter geschleift zu werden braucht. Vorbedingung ist allerdings das tadel lose Funktionieren und die n, ,. Benutzung der Reißleine. Es muß gefordert werden, daß die Reißleine vor dem ersten Aufsetzen
Die Erschütterung des Körpers er⸗ Die Innehaltung dieser Bedingung sst auch deshalb nötig, weil der Führer nach dem ersten Aufsetzen nie wieder . genau berechnen kann, wo gelandet werden kann. Aber es gibt auch Fälle, wo selbst die einwandfreieste Führung nicht genügt, . stark böigem Winde, der gegen die Reißöffnung steht und das Ausströmen des Gases verlangfamt. Schlimm ist es natürlich auch, wenn solch starkböiger Wind den Korb auf die Seite drückt oder umwirft oder gar ein Mitfahrender aus dem Korbe herausgeschleudert wird. Die Reißleine im Liegen zu ziehen, ist sehr schwer. Aber die tiefere Urfache solcher Vor⸗ kommnisse bei der Landung liegt fast immer darin, daß das Gas beim ersten Aufsetzen nicht so schnell entströmt, daß jedes nochmalige Ansteigen oder jede Schleiffahrt unterbleibt. Radl⸗ kale Hilfe würde geschaffen, wenn es gelänge, in jedem Falle eine möglichst plötzliche Gasentleerung herbeizuführen. — Der Vortragende möchte folgende Aenderung zur Erwägung stellen: Da bei , Einstellung des Ballons bezw. der . zum Winde eine solche Oeffnung nicht zur schnellen Entleerung genügt, auch der Füllansatz als Hilfsöffnung bei Landung meist abgedeckt ist, so bringe man eine zweite Reißbahn genau der ersten entgegengesetzt an. Der Vorschlag scheint das erste und von allen Luftschiffern verteidigte Prinzip äußerster Einfachheit des Leinen⸗ systems zu verletzen und die Gefahr einer Verwicklung mit den übrigen Leinen herbeizuführen. Um diesem berechtigten Einwand zu begegnen, denkt sich Dr. Flemming die Einrichtung fo, daß die Reiß⸗ leine gabelig gestaltet wird und die neue Reißleine vom Ansatz bis zur Klinke einen größeren Durchhang empfängt als die alte, damit das Anreißen nicht ganz zu gleicher Zeit erfolgt. Damit wird eine fehlerhafte Einstellung des Ballons und Behinderung der Ausströmung durch den Wind wirkungslos, denn an der entgegengesetzten Seite wird das Gas um so lebhafter ausströmen. Der Vortragende hat diese von ihm empfohlene Aenderung schon bei seiner letzten Ballonfahrt versucht und brauchbar gefunden. Dem zu er⸗ wartenden Einwand, daß die Anbringung zweier Reißbahnen bei ver⸗ sehentlichem Aufreißen jähen Absturz herbeiführen werde, begegnet Dr. Fleznming durch den Hinweis auf die Erfahrungen beim Berliner Gordon⸗Bennett⸗Wettflug, wo sowohl der amerkkanische Ballon »Conquero“, als der spanische Ballon ‚„Mentone“ ihr Gas plötzlich verloren, die entleerte Hülle aber fallschirmartig den Korb zur Erde trug. Nur bei Blitzschlag versagt diese Hilfe.
Der Vortragende verbreitete sich dann noch über manche dem Luftschiffer drohende Gefahren, die teilweise durch falsche Maßnahmen herbeigeführt werden, z. B. durch voreiliges Ziehen des Ventils, um weiteres Aufsteigen des Ballons zu verhindern. In gewissen Höhen haben die aufwärtstreibenden Wirbel immer ein Ende, und der Führer möge sich deshalb hüten, die Tragkraft seines Ballons unnötig zu verringern. Ebenso ist der Vortragende gegen die grundsätzliche Ver⸗ meidung der Wasserlandungen. Es gibt eine Menge Beispiele von Wasserlandungen, die für Leben und Gesundheit der Mit⸗ fahrenden weniger schädlich gewesen sind als überstürzte, schwierige Küstenlandungen. Namentlich, wenn es gelingt, den Füllansatz des Ballons zu schließen, wird es immer möglich sein, sich solange über Wasser zu halten, bis rettende Hilfe kommt. In gleicher Weise wie die Wasserlandungen werden auch die Blitzunfälle sehr erheblich über- schätzt. Außer den beiden Fällen Usuelli und Delitsch sind Ballon—⸗ unfälle durch Blitz überhaupt nicht bekannt geworden. Wag bedeuten diese zwei Fälle aber gegen die Tatsache, daß in diesem letzten gewitterreichen Sommer bis Ende Juli in Schlesien allein 66 Menschen vom Blitz erschlagen worden sind? Wer Wasserlandungen unter allen Umständen bermeiden will, der vergegenwärtige sich wenigstens, daß die für eine glatte Landung so besonders gefährlichen Bodenwinde , in den Küsten⸗ gegenden, an Nordsee wie Ostsee, am stärksten wehen. Er erinnere sich der verschiedenen gerade unfern der Küste erfolgten Ballonunfälle und ziehe dann sein Ventil rechtzeitig, ehe er auch aus großen Höhen das Meer erblickt. Aber schwierige Landungen glatt bestehen, erfordert auch gewisse geistige Kräfte nicht nur Führers, sondern auch der Mitfahrenden. Deshalb sei gewarnt, so wunderbar belebend auch z. B. der Sekt in den großen Höhen mundet, sich auf die trügerische Erhöhung der Spannkraft durch den Alkohol zu verlassen. Haben wir es doch erleben müssen, daß in solcher Stimmung der Ballon zu hoch gerissen wurde und dadurch Unfälle entstanden. Zum Schluß trat der Vortragende aufs wärmste dafür ein, daß Starkstromleitungen über Land zur Erhöhung der Betriebssicherheit jedweder Luftfahrzeuge künftig nur erlaubt werden sollen, wenn sie unterirdisch gelegt werden, wie es als durch⸗ führbar doch schon erwiesen ist.
Auf den mit allseitigem großen Beifall aufgenommenen Vortrag folgte eine angeregte Diskussior,
Zu dem Punkt der Tagesordnung „Wahlen“ wurde mitgeteilt, daß der gegenwärtige Vorsitzende, Geheimrat Busley, zu seinem Be⸗ dauern verhindert sei, eine etwaige Neuwahl anzunehmen, weil er im nächsten Jahre vielfach von Berlin werde abwesend sein müssen. Er wurde zum Ehrenmitgliede und an seiner Stelle Geheimrat Professor Dr. Miethe zum Ersten Vorsitzenden erwählt. Die übrigen Mit— glieder des Vorstands wurden in ihren Aemtern wieder bestätigt sowie Direktor Krell neu gewählt.
Ueber den 8. ordentlichen Deutschen Luftschiffertag zu Dresden am 8. und 9. Oktober berichtete dann der Justizrat Eschenbach. Es ift dort zu den Beschlüssen bezüglich der künftigen Organisation des Deutschen Luftschifferverbandes gekommen, die in der 299. Versamm— lung des Berliner Vereins am 12. September einmütig empfohlen worden waren (es ist hierüber in Nr. 230 d. Ztg. berichtet worden).
des Korbes gerissen wird. folgt dann nur einmal.
des
Die Spannungen für die Fernübertragungen elek— trischer Energie wachsen ständig, und besonders die amerikanische Elektrotechnik marschiert, wie der, Prometheus“ mitteilt, in bezug auf die Höhe dieser Spannungen an der Spitze. Nachdem sich die Kraft übertragungs anlage vom Croton⸗Damm nach Grand Rapids, die mit einer Spannung von 110 909 Volt arbeitet, seit ungefähr eineinhalb Jahren gut bewährt hat, soll nunmehr bei einer neuen, an den Cook gallen des Au Sable⸗Flusses in Michigan im Bau begriffenen Wasserkraftelektrizitätsanlage eine Spannung von 135 000 Volt zur Anwendung kommen. Der in biesem Elek— trizitätswerk erzeugte Drehstrom soll zunächst auf 200 Km Ent— fernung nach Flint und später auf weitere 106 km nach Battle Creek geführt werden. Die schon im Bau befindliche Leitung besteht aus drei Kupferdrähten von 825 mm Durchmesser, die mit Hilfe von Hängeisolatoren an 17 i hohen Masten aus Eisenkonstruktion auf— gehängt werden. Jede der acht Scheiben eines Hängeisolators wird auf 75 009 Volt geprüft, sodaß die Anordnung der Leitung wohl ge⸗ nügende Sicherheit bietet. Nach den Erfahrungen, die man an der Vochspannungsleitung von Croton⸗Damm nach Grand Rapids ge⸗ sammelt hat, rechnet man bei der zu übertragenden elektrischen Energie auf einen Verlust von etwa 626 Watt für 1 km TLeistungs—= länge, was einem Werte von 1 bis 1A25 0,9 entsprechen würde.
Theater und Musik.
Im Neuen Königlichen Operntheater findet morgen, Mittwoch, eine Auffübrung von Richard Wagners „Rheingold“ statt, in der die Damen Goetze, Boehm van Endert, Dietrich, von Scheese— Müller, Ober sowie die Herren Bischoff, Bronsgeest, Habich, irch⸗ hoff, Knüpfer, Lieban, von Schwind und Schöffel beschäftigt sind. Die musikalische Leitung hat der Generalmusikdirektor Dr. .
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen H. Bahrs Lustspiel „Der Krampus“ in der bekannten Besetzung wiederholt. — Am nächsten Sonntag wird, wiederum Kadelbargs Lustspiel „Der Familientag“ aufgeführt. Die Rolle des Ludolf von Wollin hal für den erkrankten Herrn Keßler einstweilen Herr Franz Schönfeld als Gast übernommen. Herr Schönfeld hatte seinerzeit die Rolle im Lustspielhause geschaffen und durch seine Lustigkeit und Frische außer
ordentlich viel zum Erfolg des Stückes beigetragen.