hren für die Oktober 1910.
Die Isteinnahme hat betragen
vom Beginne des
Rechnungsjahrs
bis zum Schlusse des Monats
Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebüů bis zum Schlusse des Monats
Die Solleinnahme nach Abzug der Ausfuhrvergütungen usw. hat betragen
vom Beginne des Rechnungsjahrs
des Monats
Zeit vom 1. April 1910
Im Reichshaushalts⸗ etat ist die Einnahme für das“ Rechnungsjahr 1910 veranschlagt auf
Bezeichnung
der Einnahmen.
im im Monat Oktober Monat Oktober
Laufende Nummer
—
631 900 000 14413000 23711000
147 178 000 58 048 000
180 09000 0900
359 683 846
13231 56 6 Sr 3a 51 415 377 S6 ger oi
Tabaksten 64 155 313 391 802 560 4 0Ohd4 491 Tabaksteuer Zigarettensteuer
Zuckersteuer
17009880 94 7h53 357 33 878 284 103 937 940
11731 029 15 648 300
17099 523 Verbrauchsabgabe für Branntwein 18 369 915 Essigsäureverbrauchsabgaben. Schaumweinsteuer Leuchtmittelsteuer .. Zündwarensteuer JJ Zrausteuer und Uebergangsabgabe von
10210000 15 013000 15 010 000 111 500000
20 000 000
2
6h 406 881 62 138 321 10 960 495 ) 29 343 932 ꝛ2 439 121 13 873 486
15 348 676 11729726
Spielkartenstempel . selstempelsteuer. sstempelabgaben: A.. von Wertpapieren JJ B. von Gewinnanteilschein- und Zins—
10 960 495 ) 28 757 053 2 303 191 13 592 706 15 348 676
149 000 000
„von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs— von Lotterielosen: a. für Staatslotterien b. für Privatlotterien 2. von Frachturkunden. J. von Personenfahrkarten .. von Erlaubniskarten für Kraft
Mitglieder
31 325 500 10 850 0900 14 700 000
13 74 4576 18 636 066
von Vergütun von Aufsichtsräten . bone ? : Grundstücksübertragungen 25 480 000 . ö 34 000 000
25 894969 24 135 523
26 429 394 24 135 523
Statistische Gebühr.
) Berichtigte Beträge.
schlägigen in Oesterreich⸗Ungarn und in Deutschland angestellten Erhebungen mit zu berücksichtigen. Gleichzeitig hat der Handels⸗ minister die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs zur der Kartelle angeordnet, der seinerzeit Begutachtung vorgelegt werden soll. Die tschechischen Abgeordneten des böhmi andtags haben vorgestern eine Kundgebun g ver⸗ öffentlicht, in der ihre Bereitwilligkeit gleichsverhandlungen ausgesprochen wi Im ungaxrischen Abgeordnetenhaus Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervarh Beantwortung der Interpellation Edmund B der kroatischen Angelegenheiten Das Ausgleichsgesetz mit Kroatien enthalte wo Ausdrücke, die von xadikalen kr Man könne damn Volk dem Ausgleich mi Wahlen hätten 62 ausgleichs freundliche Agramer Landtag gebracht. Die Antwort des M zur Kenntnis genommen.
Kiel, 21. November. Vorgestern mittag fand ereidigung der Marinerefruten der Garnison Kiel im Exerzierhause der ersten Matrosendivision in sestät des Kaisers, Seiner König— Prinzen Adalbert von Preußen, des Admirals von Tirpitz und Nachdem die Rekruten Majestät worauf der Chef Schröder, ausbrachte. in der Offizierspeise⸗ Seine Majestät der Kaiser des Kanalamts Dr. Führung den Neubau Abends fand an Bord der Majestät Abendtafel statt. ine Majestät der Kaiser die Fahrt uen Marineschule an⸗
zufolge, die feierliche V Gegenwart Seiner Ma dem Industrierat zur lichen Hoheit des ekretärs des Reichsmarineamts, der Admiralität der Garnison statt. zur Fortsetzung der Aus⸗ Ansprache ; Marinestation Vizeadmiral dreifaches An die Feier schloß sich ein Frühstück Danach begab Sich nach Holtenau, wo er Kautz empfangen wurde und unter dessen der Schleusen eingehend besichtigte. „Deutschland“ bei Seiner s Uhr 30 Minuten hat Se Flaggschiffes „Deutschland“
e führte der
vorgestern arthas bezüglich T. B.“ zufolge, aus: hl einige unklare datischen Politikern falsch ausgelegt jebch nicht folgern, daß das kroatische g gesinnt sei. bgeordnete unter 88 in den
vom Präsidenten
(Ungarn feindseli zie jüngsten an Bord des
Mürwick zur Einweihung der dortigen ne linisterpräsidenten wurde einstimmig
Die hiesige Polizeiverwal— die hier bestehende sozial— Jugendorganisation auf Grund zes aufgelöst.
Halle 4. S., 21. November. T. B.“ zufolge, demokratische Freie des 52 des Vereinsgesetz
Frankreich.
enheit des Präsidenten Fallières und sämt⸗ ist gestern im Tuileriengarten in enthüllt worden. die Gedächtnisrede hielt, führte,
In Anwes licher Minister Denkmal Ministerpräsident Briand, der . B.“ zufolge, aus: Das öffentliche Leben der Gegenwart habe viele punkte mit dem zu Ferrys Zeit. gelangt, nachdem er einen Sturm entfacht hätte ̃ der nur die sich entziehen könnten, die seien, sich über das Parteiinteresse zu erheben, um Allgemeininteresses zerantwortlichkeit er Opportunität über- und links gegen sich ent— tz der Mißgunst der öffent— gie, lediglich nach seinem sein Erbteil und fein An—
Paris das
Bayern.
Seine Königliche Hoheit der Prinz 50 jähriges
Ludwig von Militär⸗ der hohe
Berührungs— in die leitende Stel durch eine Ent⸗ nicht imstande
vorgestern Im Laufe des Vormittags . B. zufolge, die Glückwünsche des Kriegs— ministers und der Abordnungen derjenigen Regimenter ent— Beziehungen Infanterieregiment Infanterieregiment Nr. Die Abordnung des Infanterieregiments
jubiläum.
militärischen Erklärung, unter dem Gesichtspunkte der Ordnung und d nehme, habe er die Opposition von rechts fesselt; aber trotz aller Hindernisse und tro lichen Meinung habe er mit Ruhe un Gewissen handelnd, Frankreich das Leben, sehen wiedergegeben.
Nach der Einweihung des Denkmals stür als der Ministerpräsident Brian jobenen Fäusten auf ihn. Ministerpräsidenten Er ist ein Schreiner litglied des tete erklärte auf Sanwalt und Untersuchungsrichter, rson Briands, sondern nur gegen er habe die Republik treffen
Niederschlesischen und vom II. Seebataillon. überreichte Wörth darstellt. Ihre Majestäten der Kaise und der Kaiser Franz Joseph s Hoheit dem Prinzen in wünsche aus. der Prinz-⸗Regent Generalität und der Offizie Hoheit dem Prinzen fand in der Residenz Königlichen Hoheit dem Prinz— weilenden Prinzen und Offiziersabordnungen tei Prinz⸗Regent gedachte in einem ubiläums des Prinzen Ludwig.
r Wilhelm prachen Seiner Königlichen herzlichen Handschreiben ihre Glück— ine Königliche Hoheit Prinzen, der
Mittags überreichte Se ke . in Gegenwart sämtlicher die Tui
rsdeputationen Seiner Königlichen Nachmittags
außer Seiner
Augenblick, verließ, ein Mann mit erh greifer, der mit der Faust den Hut des traf, wurde von der Menge festgenommen. aus Paris namens Lacour, 2 Komitees der Camelots du Roy. Der Verhaf dem Polizeibureau dem Staat er habe nichts gegen die Pe das dieser vertrete; wollen in der Person Briands.
Ruszland.
Der Premierminister Asquith hat vorgestern mit einer Rede im nationalliberalen Klub in London den Wahl dem Bericht
Ludwig den Ludwigsorden. Galatafel statt, an der
Regenten sämtliche in München Prinzessinnen, die Generalität und die Seine Königliche Hoheit der Trinkspruch
5 Jahre alt und M
das Regime,
Oe sterreich⸗ Ungarn.
Unter dem Vorsitz des Grafen von gestern vormittag ein gemeins der, „W. T. B.“ zufolge, 1911 endgültig feststellte. Der näͤchste gationen zu einer kurzen eines Budgetprovisoriums jahr in Aus
Aehrenthal hat amer Ministerrat stattgefunden, Voranschlag für Zusammentritt der Dele—⸗ Tagung zum Zweck der Bewilligung
ist zwischen Weihnachten und Reu— Die meritorischen Beratungen
Asquith aus:
Es seien Umstände eingetreten, wie britischen Konstitutjon noch nicht zu verzeie 1906 erwählte Unterhaus sei durch das In dem im Januar 19 eine Mehrheit von mehr als hundert Sii des Oberhauses.
ie in der Geschichte der nen gewesen seten. Oberhaus systematisch lahm 10 gewählten Unterhaus sei mmen für die Beschränkung Vetokonferenz daher die Bemühungen um ein Komprom Alle Wahlen in den Stadt— Landbezirken am 17. Dezember be— r, als wenn die Wahlen bis Das Oherhaus schränkt werden, die für Der alte malerische Bau wohnern als unsicher be— die die Regierung vertrete, Darum bitte er die Bevölkerung
den gemeinsamen
gelegt worden.
sicht genommen. werden im Januar beginnen. — Die ungarische Dele Uebereinstimmung der Bes war, unter Eljenrufen auf Entsprechend einem vom Industrier hat das Handelsministerium umfan über die Kartellfrage gesammelt und, obie dem Industrierat zur Verfügung gestellt. wird somit in der Lage sein, bei seinen Be Frage auch den neuesten Stand der Lite
der Befugnisse schlagen; man habe brechen und den Krie bezirken könnten am 8., die in den Dies sei sicherlich besse Lande schwebten.
gation ist gestern, nachdem die g erklären müssen. lüsse beider Delegationen festgestellt en König geschlossen worden.
at gefaßten Be⸗ greiches Material ger Quelle zufolge, Der Industrierat ratungen über diese ratur und die ein⸗
endet sein. ihnachten drohend über dem müsse auf jene untergeordneten Funktionen be aft angemessen seien.
ö von seinen eigenen Be Die großen Fragen, choben werden.
eine solche Körpersch des Oherhauses se zeichnet worden.
könnten nicht aufges um ihr Vertrauen.
Spanien.
Der französische Botschafter Geoffram ist vorgestern y Könige zur Ueberreichung seines Heglauhigungss sie ben Audienz empfangen worden. Wie bas . meh wurden zwischen dem e fr und dem Könige Ansprat gewechselt, in denen der Wunsch zum Ausdruck gebracht nun daß sich das Einvernehmen zwischen den beiden Ländern imma freundschaftlicher gestalten möge. .
— Der vollständige authentische Text der spanish⸗ marokkanischen Konvention, die in Mädrid am 16. d. ] unterzeichnet worden ist, ist, „W. T. B.“ ufolge, vorges n abend den Mitgliedern des Parlaments age teh worden. Au der in ihren Grundzügen bekannten Konvention ist noch 1 gendes hervorzuheben:
Im Artikel 5 heißt es, daß die Zölle, Melilla erheben wird, nicht höher fein sollen Grenzen des Reiches.
Im Artikel 7 verpflichtet sich der Sultan, weder Befestigunz arbeiten noch andere strategische Anlagen für Artillerie ober amen Truppen an irgend einem Srt herzustellen, wo diese eine Genn oder Bedrohung für Ceuta bilden können, und dafür zu sorgen, d dies auch von anderer Seite nicht geschieht. b
Artikel 14, der festsetzt, daß der Machsen für die Zahlung be Entschädigungsfumme mit 55 der ihm zustehenden Bergner abgaben Bürgschaft leistet, enthält noch die Bestimmung, daß nr spanische Delegierte bei dem marokkanischen Dienst für die Mine ohne sich in den Geschäftsgang dieses Dienstes einzumischen, daz Retz haben soll, das Register der verlangten und übertragenen Konzessione⸗ der Verfallserklärungen usw. zu prüfen und mit der Abrechnung 3 Staatsbank zu vergleichen. ;
Artikel 15 bestimmt,
die das Zollamt; als an den andern
daß, falls es die marokkanische Regiernyn für gut befinden sollte, vor der Fälligkeit die ganze Schuld an n spanische Regierung oder einen Teil derselben zu zahlen, hierihe Verhandlungen zwischen beiden Regierungen stattfinden sollen. ;
Die Konvention ist von dem spanischen Minister des Aeußern Prieto und El Mokri unterzeichnet. Vor de Unterschrift El Mokris stehen die Worte: „Ich unterzeichne do vorliegende Abkommen unter dem Vorbehalt seiner Genehm gung durch den Machsen; für diese Genehmigung ist beiden den Vertrag schließenden Parteien eine Frist von zwei Monaten eingeräumt.“
Portugal.
Der Ministerrat hat, W. T. B.“ zufolge, endgültig die neue Flagge mit den Farben grün-rot genehmigt. Di offizielle Einweihung findet am 1. Dezember statt.
Niederlande.
In der vorgestrigen Sitzung der Zweiten Ka mmer gah die Regierung in ihrer Antwort auf den Bericht des Aus— schusses für das Budget der Auswärtigen Angelegenheiten lan Bericht des „W. T. B. folgende Erklärung ab:
Der Besuch des Königs und der Königin der Belgier sei in der Thronrede nicht erwähnt worden, weil der Besuch keinerlei un mittelbare politische Bedeutung gehabt habe. Die Verhandlungen mit Norwegen über einen Schiedsgerichtsvertrag hätten zu keinem Ziele geführt, weil die norwegische Regierung nicht einen so allge⸗ meinen Vertrag abschließen wollte, wie die holländische Regierung wünschte. Eine Kommission zur Vorbereitung der dritten Frieden konferenz werde binnen kurzem eingesetzt werden. Schritte zu er— greifen, um die Oeffnung der deutschen Grenze für holländisches Vie zu erwirken, halte die Regierung für nutzlos.
Velgien. Nach einem gestern abend ausgegebenen Bulletin ist die Königin an Influenza, rechtsseitiger Brustfellentzündung und an Bronchialkatarrh erkrankt.
Türkei. Die Kammer hat vorgestern das Gesetz, betreffend die Beibehaltung des Paßzwangs, angenommen.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist es vorgestern zwischen Osmanie und Azatsch zu einem Kampfe zwischen Türken und einer bulgarischen Bande gekommen, wobei ein Bulgare verwundet und drei Bulgaren getötet wurben.
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ herrscht in Puebla und den anderen Städten im Innern Mexikos Ruhe. Bei den Unruhen sind nach den Angaben der einen 100, nach denen anderer 170 Menschen getötet worden. Infanterie⸗ und Kavalleriepatrouillen durchziehen die Straßen der Stadl. Die Verhaftung des angeblichen Führers der Verschwörer Joss Cerdan hat die Bewegung eingeschränkt. Es sind noch weitere 42 Verdächtige verhaftet, unter ihnen die Mutter und eine Schwester Cerdans. Auch die Mörderin des Polizeichefs, die, wie bereits gemeldet, den Tod gefunden hat, war eine Schwester Cerdans. In der Stadt Mexiko sind Artillerie und Kavallerie konsigniert und stehen bereit, im Notfalle nach Puebla ab—
zugehen. Asien.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der englische Gesandte in Teheran in Beantwortu ng der Note des persischen Ministers des Aeußern es abgelehnt, über die Anwesenheit der fremden Truppen in Persien in Er= örterungen zu treten, und erklärt, man könne nicht hoffen, deß sich der Handel wieder belebe, solange die gegenwärtige Anarchie andauere. Der Gesandte bestreitet, daß die vorgeschlagene Maßregel die persischen Souveränitätsrechte verletze, und fügt hinzu, England könne einer Erhöhnng der Zölle nur zustimmen, wenn der Zuschlag zur Bestreitung der Kosten für Aufrecht⸗ erhaltung der Ordnung auf den südlichen Handelsstraßen ver⸗ wandt werde. .
— Der Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd „Prin Ludwig“ mit dem deutschen Kronprinzenpaar an Bord ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern morgen 7 Uhr nach herliẽ verlaufener Fahrt in Colombo eingetroffen. Bei, ihrer Ankunft wurden der Kronprinz und die Kronprinzessn vom Gouverneur der Insel Ceylon und vom deutschen Konsul begrüßt. Ein g r Empfang fand nicht ö. Nach freundlicher Verabschiedung von dem Kapitän md von den Offizieren des Dampfers begaben sich der Kron⸗ prinz und die Kronprinzessin in der Staatsschaluppe des Gouverneurs an Land und bezogen Wohnung in einem Hole. Das hohe Paar wird sich bis zum 11. Dezember auf Ceylon aufhalten. Alsdann wird der Kronprinz auf S. M. S. „ Gnejsennm, die Weiterreise antreten, während die Kronprinzessin den Rei ö postdampfer „Lützow“ des Norddeutschen Lloyd zur Heime bis Suez benutzen wird. Nach einem zweimonatigen ö enthalt in Aegypten wird sich die hohe Frau dann nach Cann begeben.
urch Abdruck dieser Bemerkungen oder durch Verbreitung einer be,
Statistik und Bolkswirtschaft.
Ueber die Bedeutung und Ausführung der Volkszählung und der Viehzählung in k 5 am 1. Dezember 1910
ibt das Königliche Statistische Landesamt in der Stat. Korr. die i nr an, —
Mit dem 1. Dezember d. J. kehrt in Preußen wie im ganzen Deutschen Reiche der Tag der Volkszählung wieder. Die un= bedingte Notwendigkeit regelmäßiger Aufnahmen dieser Art ist all⸗ gemein anerkannt. Kein Volk vermag sie zu entbehren, das sich mit Sicherheit über sich selbst und die ersten Bedingungen seiner Ent⸗ wicklung und Größe, über Zahl, Geschlecht und Alter, Familien⸗ stand, Beruf, Religionsbelenntnis und sonstige persönliche Verhä tnisse seiner Angehörigen untexrichten will. Die Ergebnisse der, Volks; ählung dienen aber hei, uns nicht, nur als Hilfsmittel wissenschaftlicher Er⸗ sorschung wichtiger Verhältnisse des Volkslebens, sondern auch zu mancherlei praktischen Zwecken, wie zur Verteilung gemeinsamer Ein— fünfte und Lasten der deutschen Einzelstaaten, zur Regelung der m e enn, zur Ordnung vieler Verhältnisse, die sich nach der Volkslahl richten — wie z. B. die Zuständigkeit von Behörden der allgemeinen Landesverwaltung, die Bildung von Stadtkreifen und Urwahlbezirken, die Wahl von Ahgeordneten zu den Kreis⸗ und Provinziallandtagen, das Verfahren bei Gemeindewahlen usw. ö. Eine Aufnahme bon dem Umfange der Volkszählung ist natürlich ohne erhebliche Mühe nicht durchzuführen. Ein Blick auf den allgemeinen Verlauf des Zählverfahrens zeigt aber sogleich, daß der Bebölkerung selbst hieraus verhältnismäßig nur wenig Arbeit und Belästigung erwächst. In den Tagen vom 28. bis 30. November d. J werden im ganzen Staate Zähler, insgesamt wohl eine Viertelmillion und darüber, bei den einzelnen Haushaltungen vorsprechen, um für jede vom 30. November bis 1. Dezember d. J voraussichtlich dort über⸗ nachtende Person eine „Zählkarte A“ und für jede Haushaltung ein Haushaltungsverzeichnis B“ zu überreichen. Als Umschlag für diese Hapiere, dem zugleich, eine Anleitung * zu ihrer Ausfüllung sowie se eine Musterausfüllung für beide aufgedruckt ist, dient ein „Zähl⸗ brief *. Die Haushaltungsvorstände haben nur 4. die Zählpapiere in Empfang zu nehmen, b, sie gemäß der Anleitung auszufüllen oder durch geeignete Vertreter ausfüllen zu lassen und E. sie vom 1. De⸗ jember d. J., Mittags 12 Uhr, ab zur Abholung durch den Zähler bereit zu halten.
Die Viehzählungen, die das notwendige Material für die Beurteilung und Bedeutung des Viehstandes in unserer Volkswirt— schaft zu liefern haben, sind der Bevölkernung ebenfalls bereits bekannt und geläufig. Es werden gezählt die Pferde, Rinder, Schafe und Schweine, Auf die genaueste Beantworkung der Fragen nach den Unterabteilungen der einzelnen Vie hgattungen muß befondere Soig⸗ falt verwendet werden, da nur hierdurch eine ausbeichende Kenntnis der Zusammensetzung und der vor- oder rückwärts schreitenden Ent— wickelung des Viehstandes gewonnen werden kann. Diese Kenntnis ist für viele wirtschaftliche Zwecke, so u. a. für alle Maßnahmen zur Förderung der Viehzucht, unentbehrlich; insbesondere foll festgestellt werden, ob durch die heimische Viehzucht die für die Volksernährung nötigen Fleischmengen gewonnen werden können.
Die Zählung erfolgt wieder nach viehhaltenden Saus⸗ haltungen. Jeder Haushaltungevorsteher oder sein Stellvertreter hat das ihm gehörende oder unker seiner Obhut befindliche Vieh, daz in der Nacht vom 30. November bis zum 1. Dezember 1916 auf dem Gehöfte, wo er wohnt, steht, nach Maßgabe der Zählkarte ju zählen und in diese wahrheitsgetreu einzutragen. Dabei sind die auf der Rückseite der Zählkarte gegebenen Erläuterungen genau zu beachten. Die Viehzählung ist eine selbständig zu bewirkende Erhebung. Wenn es daher aus Mangel an geeigneten Personen vielfach nicht zu vermeiden sein sollte, daß dieselben Zähler mit der Ausführung beider Aufnahmen befaßt werden, so sind doch die Zählpapiere einer jeden Erhebung völlig von einander getrennt zu halten.
Die Fragen der Zählpapiere der Volks, wie auch der Vieh— jählung sind nicht zahlreich, dabei durchweg einfach und völlig unver— sänglich. Niemals werden die durch beide Zählungen gewonnenen Nachrichten über einzelne Personen und deren Besitz veröffentlicht oder für andere als statistische, befonders auch nicht für steuer— liche Zwecke benutzt. Die aus den Zählpapieren gewonnenen Er— gebnisse gehen in allgemeine Tabellen über, in denn der einzelne Mensch und seine Viehhaltung nicht mehr erkennbar ist. Die Zähl⸗ papiere selbst werden nach beendigter Arbeit eingestampft; jeder⸗ mann darf danach insbesondere auch sicher sein. daß die Angaben seiner Zählkarte über Alter, Bekenntnis, Stgatsangehörigkeit, Militärverhältnis, Beruf und Erwerb. etwaige Mängel und Ge— brechen usw. niemals vor unberufene Augen kommen oder an die Deffentlichkeit gelangen werden. Auf ein vertrauensvolles Entgegen⸗ kommen der Haushaltungsvorstände wie überhaupt der ganzen Be— bölkerung, auch hinsichtlich der nicht vom Staate, sondern pon den einzelnen Gemeinden gestellten Fragen dürfen die Zähler hiernach wohl um so eher rechnen, als diefe Männer ihre umfangreiche und mühevolle Arbeit fast sämtlich freiwillig übernommen haben und dem Gemeinwesen dadurch wertvolle Dienste leisten. Nachdem die zuständigen Behörden Anordnung dahin ge⸗ troffen haben, daß den Beamten der verschiedensten Dienstzweige, den hoheren und den Elementarlehrern die für eine rege Beteiligung dieser sreise an dem Zählgeschäft erforderlichen Diensterleichterungen zu ge— währen sind, darf erwartet werden, daß alle noch hinreichend rüstigen und jn ihrem Amte für einige Tage abkömmlichen Reichs-, Staals— und. Gemeindebeamten sowie * die an höheren, Mittel- oder Volks—⸗ schulen angestell ten und wegen Ausfallens des Unterrichts am Zähl— lage dienstfreien Lehrer einer Aufferderung der Gemeindebehörde, daz Ehrenamt eines Zählers zu übernehmen, bereitwilligst Folge
eisten werden.
Das Gelingen beider Aufnahmen hängt wesentlich von dem Zu⸗ sammenwirken der Zähler mit den Haushaltungsvorftänden ab. Diese werden deshalb ersucht, den Zählern, deren jeder eine größere Anzahl don Haushaltungen aufzusuchen hat, ihr Amt nach Möglichkeit zu er⸗ äichtern und ihnen unnütze Gänge oder Arbeiten zu ersparen. Sie nnen dies tun durch sachgemäße, deutliche Ausfüllung der Zähl⸗ papiere, durch bereitwillige Auskunft über einzelne etwa noch ver⸗ liebene Lücken oder Undeutlichkeiten in der Ausfüllung und durch die Sorge für sichere und schnelle Empfangnahme der ihlpapiere sowie deren Bereithaltung zur Wiederabholung — auch für den Fall, daß der Haushaltungsporstand selbst nicht zu Hause ein sollte. Vie Zahler genießen in der Wahrnehmung ihrer Pflichten den besonderen Schutz der Gesetze; es wird wohl kaum einer von e. diesen anzurufen brauchen, sondern alle werden ohne weiteres Ai Rüchicht finden, die jeder für das allgemeine Beste arbeitende gtaats bürger beanspruchen darf. In geeigneter Weise, etwa durch
eprechung in den Gemeindeversammlungen und in den Schulen sowie die amtlichen Blätter und die Tagespresse — welche letztere sich
i chenden Belehrung ihrer Leser ein großes Verdienst erwerben de möge der Zweck der bevorstehenden Zählungen zur allgemeinen gebrecht werden. Das Königliche Statistische Landesamt
. 8 Seini e tun, um die Ergebnisse belder Aufnahmen möglichst l iu verarbeiten und sie durch ausgiebige Veröffentlichungen für
. Verwaltung, Wissenschaft und Volkswohlfahrt nutzbar
Zur Arbeiterbewegung.
gennn pforzheim ist, wie die „Köln. Itg.“ meldet, am Sonn zh) „in der Edelmetallindußstrie die Aussperrung von schon a nisierten Kettenmachern Tatsache geworden, sodaß mit den metalli 9 iandigen So0 Kettenmachern ine gesamt 2090 Arbeiter der Edel. mini ui feiern. In acht Tagen werden weiter mindestens 6000 wenn ert Arbeiter der Pforzheimer Edelmetallindustrie auggesperrt sezt biz anf Pforzheimer Rabrifanten der Edel metallindustrie sind auf einen kleinen Teil den Arbeitgeberverband beigetreten.
Herzen der Verfasserin felbst.
Aus Brüssel wird demselben Blatte telegraphiert: In der e ger aas, if hu stzie haben von den seit 1 Oktober aut— ländigen Arbeitern die 256 der Glashütten Laurent Und 200 der Glashütten Kastelein die Arbeit wieder aufgenommen. Es streiken weiter 450 bei den Glashütten Familleureur, 256 bei Botte und 400 bei den Glashütten Seailmont und? ichotte.
(Weitere . Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Zuweisung von Land zur Bebauung anstatt Armen— unterstützung.
Während der diesjährigen Tagung der deutschen Bodenreformer zu Gotha berichtete der Oberbürgermeister Wilms (Pofen) Über die Erfahrungen mit der Hergabe von Land für Wohlfahrts- und Armen pflege. Der Referent konnte sich nur günstig über diese neue Ein— richtung aussprechen, die von! Pofen*' aus in Frankfurt 4. M., Königsberg, Straßburg erfolgreiche Nachahmung gefunden hat und na einem Maggistratsbeschluß nun auch in Spandau zur Ausführung kommen soll. In Posen hatten im Jahre 1909 bereits 80 Familien anstatt Armenunter—⸗ stützung Land zur Bebauung, zugewiesen erhalten, das meistens von begüterten Bürgern für diese Zwecke zur Verfügung gestellt wor den war. Die Leute konnten von den erzielten Erträg⸗ nissen nicht nur ihren eigenen Bedagif decken, sondern auch noch ver⸗ laufen. Die Beschäftigung im Obst- und Gemüsebau erwies sich auch für die Kin dererziehung alt gesundheitsfördernd. Man kann nach den
bisherigen Erfahrungen'sicher damit rechnen, daß die Ileingartenkultur
nach und nach sich als ein wichtiger Hilfsfaktor in der Armenpflege entwickeln wird.
Kunst und Wissenschaft.
Wie der Draht aus Astaxowo meldet, ist dort Graf Leo Tolstoi am Sonntagmorgen gestorben. Rußland hat den Verlust seines größten Dichters und eines Denkers zu beklagen, in dessen Kämpfen und Irren das geistige Ringen seines Volkes einen eigenartigen Ausdruck fand. Mit Rußland aber blickt die ganze Kulturwelt nicht ohne Ergriffenheit auf das tragische Ende, das das Erdenwallen eines geniglen Geistes fand, dessen Kunstschaffen sie mit Bewunderung, dessen religiös ⸗philosophische Entwicklung sie oft mit staunendem Bedauern, stets aber mit Anteilnahme be⸗ gleitet hat. Leo Nikolajewitsch war am 9. September 1828 auf dem väterlichen Gut, Jasnaja Poljang im Gouvernement Tula geboren; zu Hause vorgebildet, bezog er 1843 die Unipersität Kasan, wo er ein Jahr orientalische Sprachen und zwei Jahre die Rechte studierte. Nachdem er 1845 da juristische Kandidgtenexamen bestanden hatte, kehrte er in die ländliche Einsamkeit nach Jasnaja Poljana zurück. Auf einer Resse nach dem Kaukasus lernte er dann das Soldatenleben schätzen, er trat in die Armee ein und machte den Feldzug von 1855 als Artillerieoffizier im Heere Gortschakows mit. Nach Beendigung des Krieges nahm er den Ab= schied, hielt sich einige Jahre in St. Petersburg und Moskau und auf, Reisen im Ausland auf, bis er fs6 auf das väterliche Gut zurückkehrte und dort im Jahre darauf Sophie Behr, die Tochter eines Moskauer Arztes, heiratete. Jasnaja Polj ma blieb fortan fast ohne Unterbrechung sein Aufenthalt, wo er in Stille und Einfach⸗ heit lebte und wirkte. Schon während seines Aufenthalts in der Heimat vor dem Eintritt in die Armee, hatte Tolstoi feine ersten Bücher verfaßt. Es waren Erzählungen, in denen sich das eigene Leben spiegelte. Die 1852 erschienene „Kindheit“ mit den Fort⸗ setzungen Knabenzeit“ und ‚„Jünglingsjahre“ zeichnete sich bereits durch große Anschaulichkeit und durch eine staunenswerte Feinheit der Seelen? analyse qus. Den Höhepunkt feines dichterischen Schaffens erreichte Tolstoi in seinen beiden großen Romanen „Krieg und Frieden“ 1865— 69) und „Anna Karenina“ (1874 — 76), mit denen er sich in die Reihe der größten Erzähler stellte und die seinen Ruhm in der ganzen Kulturwelt begründeten. Neben der Dichtung hatten Tolstoi schon in jungen Jahren ethische, vor allem pädagogische Pro⸗ bleme beschäftigt; Ende der 80er Jahre traten sie von neuem in den Vordergrund seines Interesses und nahmen mehr und mehr von ihm Besitz, bis der Dichter Tolstot von dem religiösen Ethiker verdrängt und völlig verschlungen wurde. Von den Evangelien ausgehend, predigte er , und Nächstenliebe. Aus den unerschöpf⸗ lichen und reichen Quellen des Christentums schöpfte dieser in seiner Eigenart sich immer mehr beschränkende und beengende Geist aber nur einen Trank. Die innere Einkehr wurde ihm zur Askese, die sittliche Beherrschung der Welt zur Abkehr bon ihr, die Heiligung des Lebens zur Ablehnung aller seiner Kulturgüter, sofern sie dem Wefen des Christentums, wie er es mit Inbrunst erfaßt hatte, zu wider⸗ streiten schienen. Von diesem Standpunkt aus mußte ihm auch sein eigenes dichterisches Schaffen nichtig erscheinen. Der Dichter in ihm verkümmerte. Die wenigen Dichtwerke, die er im After neben einer Fülle ethischer Schriften noch hervorbrachte, tragen, obwohl sie in einzelnen Zügen den dichterischen Genius nicht ver⸗ leugnen, deutliche Merkmale einer Tendenz, die im Grunde kunst⸗ feindlich war. Bis zu welchem Grade seine asketische Religiosität, die daz Leben der Menschheit, auch ihr geistiges, auf eine bei aller Innerlichkeit primitive Stufe zurückdrängen wollte, auch fein Kunft— urteil, beschränkt hatte, erfuhr man staunend und mit Be— dauern aus seiner Schrift über Shakespeare“. Man hat ost und mit einem gewissen Recht darauf hingewiesen, daß Tolstoi seine Lehren nicht im Leben zu betätigen vermocht habe. Gewiß war sein Wollen hier größer als ' sein Vollbringen. Man darf aber nicht vergessen, welche gewaltigen Widerstände ihm sein bis“ heriges Leben, die Gesellschaftsschicht, der er an ehörte, und sein eigenes an Widersprüchen reiches, leidensch fl Wesen boten. Und schließlich war sein ethisches Ideal, wenn überhaupt jemals, in der heutigen Kulturwelt sicher unmöglich zu estalten; es mußte bei jedem entschiedenen Verfuch zur Eclbstuernih lf führen. An schweren Kämpfen um dieses Ideal war Tolstois Leben reich. Er hat nicht nur auf manche äußere Vorteile selnes Standes verzichtet, er hat auch den Kirchenbann ertragen und, was mehr sagen will, in seinen menschenfreundlichen Bemühungen um die Veredelung seiner Bauern fast nur Enttäuschungen erfahren, ohne in ihnen zu ermüden. Schließlich kam es zu tragischen Zerwürfnissen mit der Familie. Der Greis floh durch die russische Winternacht in die Einsamkeit, um den Frieden seiner Seele zu finden. Sb ihn die geistigen Rückbildungen des Greisenalters zu diesem letzten Schritt getrieben haben mögen, ist gleichgültig, denn jedenfalls war er folgerichtig. Was ihm Ideal war, führte naturnotwendig zur Weltflucht. Hisgẽn wir Tolstois Ideale als Irrtum ablehnen, mögen wir bedauern, daß er ihnen sein Dichtertum opferte, ein tiefes Mitgefühl werden wir dem Menschen Tolstoi ebensowenig versagen, wie wir seiner Kunst Bewunderung zollen, die auf der Höhe ihrer Entwicklung den Höhepunkt der russischen Literatur überhaupt bedeutet.
Literatur.
— Grethe Auer. Marraksch. Mit einer Einleitung von Hans Bloesch. Hamburg⸗Großborstel, Verlag der Deutschen Dichter⸗ Gedächtnis-Stiftüng. Es sind fesselnde Reiseschilderungen Über Afrika, die uns hier in dem Gewand einer Erzählung geboten werden. Grethe Auer spricht aus langsähriger vertrauter Kenntnis und aus der Liebe ihres warmen, für bie Schönheiten dieses Landes empfänglichen Herzen heraus. Wir werden bekannt mit der afrikanischen Land⸗ schaft und eingeweiht in den Zauber der Wüste. Das Leben der Mohammedaner in Marraksch, der heiligen Stadt mit den engen Gassen, steht lebendig vor uns auf. Eine zartekleine Liebesgeschichte schlingt sich durch dag Ganze, und Monika, die Heldin, sieht, empfindet und erlebt mit den klaren, klugen Augen und dem reinen, liebereichen
' doll f. Schmitthenner. Vergessene Kinder. Ein letzter Band Erzählungen. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlags
anstalt. Geh. 3 4, geb. 4 . Alz letzte Gabe des verstorbenen Dichters wird ung dleser Band Erzählungen geschenkt. Vie sechs Geschichten sind nicht alle — 6 aber in allen finden wir dat keusche und tiefe Gefühlsleßen Schmltthenners verkörpert. Die Er—⸗ zahlungen Der Landsmann“ und Vergessene Kinder‘ aber, in denen auch ein feiner Humor unter Tränen zu lächeln scheint, sind als wahre Perlen zu bezeichnen, Perlen, die durch sanften Glanz in anspruchs⸗ loser Schönheit nur dem Kenner ihren Wert verkünden.
Von der historisch ⸗kritischen Gesamtausgabe der Reden des Freiherrn von Stumm“ Halberg, die Dr. Alexander Tille besorgt (Verlag von Otto Elsner in Berlin), liegt der 53. Band vor (geb. 6 „de). In ihm sind die Reden enthalten, die der Freiherr pon Stumm über das Eisenbahnwefen des Norddeutschen Bundes (1870), des Deutschen Reichs (1872 — 1899) und des König⸗ reichs Preußen (1880 – 1906) gehalten hat.
Technik.
Der Mitinhaber der Firma Henschel u. Sohn, Cassel, Geheimer Kommerzienrat Dr.-Ing. Karl Hen schel hat, W. T. B. zufolge, der Technischen Hochschule in Darmstadt eine Stiftun g von 50 000 9 überwiesen, deren Zinfen zur För derung technisch⸗wissenschaft⸗ licher Untersuchungen auf dem Gebiete des Maschinen⸗ bau es verwendet werden sollen.
Theater und Musik.
Neues Schau spielhaus.
Eine würdevolle Gedächtnisfeier für Joseph Kainz fand am gestrigen, den Toten gewidmeten Sonntag im Neuen Schauspiel⸗ haufe statt. Auf der Bühne hob sich die Büste des Künstlers hell von einem dunkel gehaltenen Säulentempel ab; Opferflammen brannten im Hintergrund. Der Philharmonische Chor unter Professor Siegfried Ochs; Führung leitete die Feier mit dem Ge— sang aus Brahms' Deutschem Requiem: Selig sind, die da Leid tragen, ergreifend ein und schloß sie mit dem Thor „Selig sind die Toten“. Dazwischen kam ein Prolog zu Gehör, den Ernst Hardt verfaßt hatte und. Otto Sommerstorff sprach; der Klage des Dichters um' den dahingegangenen Künstler gab der Sprecher wehmuterfüllt Ausdruck. Ein Zwischenspiel auf dem Harmonium, von Professor Oskar Bie ausgeführt, leitete in leisen, schwermütigen Klängen über zu der Rede Ludwig, Fuldas. Was Jofeph Kainz der Bühne und der All⸗ gemeinheit, bedeutete, belenchtete Fulda eingehend von allen Seiten; seine fein geschliffene Rede fand treffende Worte und Bilder, um die Schönheit der Kainzschen Kunst zu preisen und der Trauer des Einzelnen und der Gefamtheit Ausdruck zu geben. Jederzeit spürte man in der Rede den sorgsam ahwägenden Geist, den klugen Denker und HiKar 2 M S cRhans wl . ö . Denker und Dichter. Das Neue Schauspielhaus, auf dessen Brettern zuzeiten auch Joseph Kainz eine Welt erstehen ließ, hat des dahin⸗ gegangenen Künstlers in würdevoller Feier dankbar gedacht.
Thaliatheater.
Mit der nahenden Weihnachtszeit hat auch die Bühne in der Dresdener Straße bereits ihren Gabentisch für die Kleinen gedeckt und ihnen als erstes Angebinde das Weihnachtsstück ‚Aschen⸗ brödel“ beschert. In der Bearbeitung von Oskar Will wurde Rieses jedem von Kindheit an vertraute Märchen, von Herm Kurt Olfers wirkungsvoll inszeniert, am Sonnabend aufgeführt. Alle die aus den h nich in und Erzählungen wohlbekannten Gestalten: die böse Stiefmutter, die garstigen, hochmütigen Schwestern, das arme Aschenbrödel, der Prinz und die andern dazugehörigen Figuren erschienen lebend, redend, handelnd, als wäre alles Wirklichkeit und kein bloßes Spiel. So faßten es wenigstens, dank der vortrefflichen Darstellung, die jugendlichen Zuschauer auf, und auch deren erwachsene Begleiter konnten Interesse und Freude an dieser Wiederbelebung ihrer Kind⸗ heitserinnerungen haben? Mit gesundem, frischem Humor entledigten sich die Vertreter der Hauptrollen ihrer Aufgaben, und auch die anderen Mitwirkenden waren an ihrem Platze. Von ersteren seien die Damen KSotte Reinecken (Stiefmutter), Mania Reinecken und Milla Endtresser Stiefschwestern), sowie befonders als liebreizendes Aschenbrödel Hedi Ury und ferner die Herren Kurt Olfers (Dusemuse) und Fritz Junkermann (Prinz) hevorgehoben.
Im Königlichen Opernbause findet morgen, Dienstag, eine Aufführung von R. Leoncavallos Bajazzi! (Besetzung: Fräulein Easton, die Herren Maelennan, Bischoff, Habich, Philipp) in Verbin⸗ dung mit P. Mascagnis „Gavalsleria rusticana“ (Besetzung: Die Damen Kurt, von Scheele⸗Müller, Gates, die Herren Maclennan und Habich) statt.
Im Königlichen Schauspielbause wird morgen G. Kadel⸗ burgs Lustspiel „Der Familientag“ in der bekannten Besetzung wieder⸗ holt. An Stelle des noch immer erkrankten Herrn Keßler spielt Herr Franz Schönfeld die Rolle des Ludolf. .
Im Neuen Königlichen Operntheater (Kroll) wird am nächsten Sonntag eine Aufführung von Lessings Nathan der Weisen in Szene gehen. Der Vorverkauf hierzu findet an der Tageskaffe des Königlichen Schauspielhauses täglich von 10 bis 1 Uhr Vor— mittags statt.
Raoul von Koezalski wird in seinem dritten Klavierabend, der Dienstag, den 29. November, Abends 8 Uhr, im Blütnerfaal stattfindet, die Sonate Abkassignata von Beethoven, das Impromptu in G-Dur von Schubert, Novpellette „Einsame Blumen und Vogel als Prophet“ von Schumann, zwei Etuden, das Nocturne in Es⸗Dur, zwei Mazurkas und den Walzer in Ges. Dur von Chopin, sechs Präludien aus Op. 65 eigener Komposition, den Chant Bolbnaiss von Chopin in der Lisztschen Bearbeitung und die zweite ungarische Rhapsodie von Liszt vortragen.
Mannigfaltiges. Berlin, 21. November 1910.
In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin fand am Sonnabend die Eröffnungsfeier des neuerbaufen Zentral⸗ hauses des Vereins „Jugendheim“ in der Goethestraße zu Charlottenburg statt.! Bas Jugendheim, das zugleich eine Ausbildungsanstalt für Damen sein soll, die sich der Jugend— fürsorge widmen wollen, vereinigt im neuerbauten eigenen Dause. Säuglingsfürsorge, Kinderhort, Schul inderspeisung, Jugendheim und Abendheim für schulentlassene junge Mädchen. Die Weiherede hielt, wie W. T. B.“ berichtet, der Oberhofprediger P. Drvander. Im Anschluß an seine Ansprache gab der Baumeister des Hauses Hermann Dernburg, ein Bruder des früheren Staats— sekretärs, einen Ueberblick über Pie Architektur des Hauses. Nach ihm dankte Fräulein Anna Gierke allen, die den Bau gefördert haben, vor allem der Stadt Charlottenburg, die das Grundstück un⸗ entgeltlich hergegeben hat. Sodann überbrachte der Aberhürger⸗ meister Schu i . die Glückwünsche der Stadt. Das Ministerlum der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten wurbe durch den Unterstaatsfekretär D. Schwartzkopff vertreten, auch der QOberpräsident hatte einen Ver⸗ treter entsandt. An die Feierlichkeiten schloß sich ein Rundgang durch die weiten Räume des Haufeg, an dein auch Ihre Majestät die Kaiserin teilnahm, Allerhöchstwelche alles aufs genaueste besichtigte und sich in anerkennendster Weife über das Gesehene aussprach.
m Anschluß an die Eröffnung des Jugendheims stattete Ihre Majestät die Kaiserin noch dem Auguste Viktoria Haufe einen Besuch ab und nahm dabei eine eingehende Besichtigung der Säuglingt⸗ stationen vor.
Im Reichstage ist gestern der Reichsverband der deutschen Presse gegründet worden. Der Begründung gingen,