1910 / 285 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Dec 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Verordnung,

betreffend die Einfuhr und Durchfuhr von Tieren aus Frankreich.

In Ergänzung der Verordnung vom 10. d. Mts. IV. 200d / III. 13774 (Zentral- und Bezirksamtsblatt A. S. 249) wird hiermit verordnet, was folgt: Einziger Paragraph. Außer in die lan Schlachthöfe in Straßburg, Metz und Mülhausen für Elsaß⸗-Lothringen, Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg für das Großherzogtum Baden, dürfen Rinder und Schweine unter den in der Verordnung vom 10. d. Mts. estgesetzten Bedingungen auf der Eisenbahn über die Eingangs⸗ tellen Altmünsterol, Deutsch⸗Avricourt und Novésant auch in die städtischen Schlachthöfe von Colmar, für Elsaß⸗Lothringen, Freiburg, für das Großherzogtum Baden, Stuttgart, fuͤr das Königreich Württembergß,ẽ Augsburg, Hof, Kaiserslaute rn, Ludwigshafen, München, Nürnberg, Regensburg, Rosen⸗ heim, für das Königreich Bayern, Mainz, für das Großherzogtum Hessen,/ aus Frankreich eingeführt und durch Elsaß⸗-Lothringen durch⸗ geführt werden. Straßburg, den 18. November 1910. Ministerium für Elsaß⸗Lothringen.

Abteilung für Landwirtschaft Abteilung für Finanzen, und öffentliche Arbeiten. Handel und Domänen. Der Ministerialdirektor: Der Unterstagtssekretär:

von Traut. J. A.: Roth.

Königreich Prenßen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Dampfmühlenbesitzer Hugo Hilbert in. Reichenbach i. Schl, dem Salinenbesitzer Bartold Levin in Luisenhall (Gemeinde Grone), Landkreis Göttingen, und dem Brauerei⸗ besitzer Theobald Simon in Bitburg den Charakter als Kommerzienrat sowie . dem Schneidermeister und Hoflieferanten Johann Christian Jureit in Frankfurt a. M. den Charakter als Kommissionsrat zu verleihen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Zur Ausführung von Pflanzen- und Obst⸗ 2c. Unter⸗ suchungen beim Hauptzollamt in Eydtkuhnen ist anderweit der Apotheker Prager ebendaselbst zum stellvertretenden Sach— verständigen ernannt worden.

Finanzministerium.

Zu Steuerinspektoren sind ernannt: die Katasterkontrolleure Argo in Dirschau, Beuther in Wirsitz, Breyer in Betzdorf, Ebertz in Traben-Trarbach, Faulenbach in Linz, Groeger in Altona, Günther in Angermünde, Harten in Borken, Heim in Neumagen, Hoffmann in Ahaus, Klomp in

Prenzlau, Kurzius in Kalau, Lin nig in Fi, Loebe

in Elberfeld, Rauch in Stallupänen, Rühe in Alsungen, Sta ckfleth in Hohenwestedt, Trautmann, ur Quedli-reuxro und Wallraf in Altenkirchen. ;

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzsammlung Seite 166) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗ abgaben einschätzbare Einkommen der Eisenbahnstrecken Landes⸗ grenze =- Elsterwerda der Linien Zeithain —Elsterwerda und Dresden Elsterwerda aus dem Jahre 1909 für die Station Elsterwerda auf 11 611 6 88 5 und für die Station Prösen auf 2316 s6 71 festgesetzt worden ist.

Halle a. Saale, den 30. November 1910.

Der Königliche .

Féauxr de Lacroix.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini entgegen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen heute im Neuen Palais bei Potsdam den Generalsuperinten— denten Blau aus Posen.

Im Monat Oktober 1910 haben 4735 Schiffe (gegen 3816 Schiffe im Oktober 1909) mit einem Nettoraumgehalt von 768 974 Registertons (1909: 719 537 Reer den , . Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 377 242 S (1909: 351 244 4) entrichtet.

Der Königlich norwegische Gesandte von Ditten hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationssekretär Raeder die Geschäfte der Gesandtschaft.

Laut Bericht des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hertha“ am 2. Dezember in Cattaro (Dalmatien) eingetroffen und geht am 8. Dezember von dort nach Pola in See.

S. M. S. „Sperber“ ist vorgestern von Kapstadt nach Durban in See gegangen.

zeichnung.

hwarzburg⸗Rudolstadt. ist vorgestern vertagt worden. Wie das It, hatten in der vorgestrigen Sitzung vor über das Wahlgesetz die sieben sozialdemo⸗ ordneten den . . verlassen, wodurch n fähiß wurde. Infolgedessen erklärte der Freiherr von der Recke, 3 die Verhand⸗ Zweck mehr hätten und er infolgedessen namens n Landtag vertage.

. Bremen.

Der Sonderzug mit der Leiche des ehemaligen Präsi⸗ denten der Republik Chile Pedro Montt ist, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern morgen 8 Uhr 10 Minuten in Bremen einge⸗ troffen. Um 10 Uhr fand im Freihafen eine Trauerfeier statt, der der Chef der Marinestation der Nordsee, Admiral Graf von Baudissin im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers, Vertreter des Senats mit dem Bürgermeister Dr. Pauli an der Spitze und der Kommandeur des Infanterie⸗ regiments Bremen (1. Hanseagtisches7ꝰ Nr. 75, Oberst von Webern u. a. beiwohnten. Nach Beendigung der Feier er— folgte durch chilenische Offiziere die Ueberführung der Leiche nach dem Kreuzer Blanco Encalada“.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte vor— gestern die erste Lesung des Budgetprovisoriums fort.

Wie das W. T. B. berichtet, erklärte der Abg. Dr. Syl vester Vereinigung der deutschen Parteien) im Laufe der Debatte, es sei sehr traurig, daß das Parlament ein so zerfahrenes Bild biete, zumal sich in Ung h eine große und einflußreiche Majorität gebildet hahe, die einen en Einfluß auf die Staatsgeschäfte habe. Der deutsch⸗ nationale 2 stimme für das Budgetprovisorium, um die An⸗ wendung des 5 14 zu verhüten. Ein Vertrauen zur Regierung werde damit nicht ausgesprochen.

Im ungarischen Abgeordnetenhause beantwortete in der vorgestrigen Sitzung der Finanzminister Lukacs die Interpellation ö über die Anleihe und erklärte, „W. T. B.“ zufolge

Er könne keinen Vergleich zwischen den Bedingungen des französischen Konsortiums und denen der Rothschildgruppe ziehen, weil man die Bedingungen einer geplanten und nicht zustande ge⸗ kommenen Anleihe mit denen einer endgültig abgeschlossenen nicht vergleichen könne. un eine weitere Anfrage Polonyis erklärte der Minister, daß das Inkrafttreten des neuen Gesetzes üher die Kapitalzinssteuer im Jahre 1912 an der Steuerfreiheit der Staats⸗ renten nichts ändere, da diese Steuerfreiheit im Anleihengesetz be⸗ sonders zugesichert worden sei. Die Erklärungen des Finanzministers wurden vom Hause mit großer Zustimmung zur Kenntnis ge— nommen. , indessen replizierte und sagte, die deutsche Diplomatie habe die Verhandlungen mit dem französischen Kon— sortium vereltelt und der Finanzminister habe der Rothschild⸗ gruppe den Vorzug gegeben, um die diesem Konzern an⸗ gehörenden ungarischen Hanken für ihre Beiträge zu den Wahlkosten zu belohnen. Diese Worte riefen im Hause große Ent—⸗ rüstung hervor Der Finanzminister erwiderte, er müsse die Behauptung Ppllonyis von einer Gegenaktien der deutschen Diplomatie entschieden fäß unwahr erklären. Ebenso seien die Bemerkungen Polonyis üben Reiträge der Bankinstitute zu den Wahlkosten eine allgemeine Brieg. Mng, die keiner Widerlegung wert sei. Polonyi sei wie ein inder mit falschen Anklagen das öffentliche Leben e . Y ö0lLahpi sa 13 daraufhin, die Angriffe des Finanz⸗ ministers er üllten ile 1 Frertef ünd seien für ihn eine Aus—

Großbritannien und Irland.

Nach den bisher vorliegenden Meldungen des „W. T. B.“ über die Parlamentswahlen sind 51 Liberale, 62 Unionisten, 7 Vertreter der Arbeiterpartei und 5 Nationalisten gewählt worden. Die Liberalen haben 4, die Unionisten 7 Sitze gewonnen.

Italien.

In der vorgestrigen Sitzung der Deputiertenkammer legte der Schatzminister Tedesco die Finanzlage dar.

Der im Etat für 1909 10 vorgesehene Ueberschuß von 48 Millionen Lire hat sich laut Meldung des W. T. B.“ infolge der später er⸗ lassenen Gesetze auf 26 Millionen ermäßigt. Der Rechnungsabschluß ergibt jedoch kinen Ueberschuß von beinahe 51 Millionen Lire; davon sind aber 35 Millionen für die Verbesserung des Post⸗, Telegraphen⸗ und Telephondienstes sowie für die Opfer des Erdbebens vom Dezember 1906 verwendet worden. Der vorläufige Etat für 1910 11 wies einen Ucberschuß von 47 Millionen Lire auf, der infolge einer durchaus berechtigten höheren Veranschlagun der Einnahmen auf 94 Millionen stieg. Die Getreidezölle waren 14 80 Millionen veranschlagt. Für die Bekämpfung der Cholera in Neapel und die Hilfsaktion aus Anlaß des Wolkenbruchs am 24. Ok⸗ tober d. J. sind Mehrausgaben von 5 Millionen Lire entstanden. Der Voranschlag für 1911512 sieht einen Ueberschuß von 51 Millionen Lire vor, wobei ein Fehlbetrag von 23 Millionen infolge der vermehrten Schuldentilgung bereits berücksichtigt ist. Die Getreidezölle sind um 15 Millionen Lire niedriger veranschlagt als im Vorjahre. Der Heeresetat für 1911112 weist eine Erhöhung um 19 Millionen Lire auf, der jedoch eine Ersparnis von 4 Millionen Lire bei der Verwaltung, bei der Verpflegung und Ausrüstung der Truppen gegenübersteht. Der Marineetat ist um 119 Millionen Lire böher, wovon jedoch 4 Millionen Ersparnisse abgehen. Nicht berücksichtigt in dem Etat sind die finanziellen Wirkungen der Gesetze, die zurzeit dem Parlament vor⸗ liegen oder ihm demnächst vorgelegt werden sollen z. B. des Gesetzes über den Volksschulunterricht, über das italienische Schulwesen im Ausland, über die Errichtung einer Arbeitsbank, über die körper liche Ausbildung der Jugend, über die Chingexpedition, die Uni⸗ versitätsbauten in Rom, die Besserstellung des Eisenbahn«, Post⸗ und Telegraphenpersonals. Angesichts der günstigen finanziellen Verhältnisse des Jahres 1910/11 soll eine Summe von höchstens 12 Millionen aus dem außerordentlichen Heeresetat für 19511112 auf den Etat des Vorjahres übernommen werden. Insgesamt können die außer— etatsmäßigen Ausgaben für 1919311 auf 39 Millionen, für 1911 12 auf 41 Millionen geschätzt werden, wodurch sich der Ueberschuß für 191011 auf 55 Millionen, für 191112 auf 106 Millionen Lire ermäßigt. Von . 55 Millionen Lire werden aber 47 Millionen für Erdbebenentschädigungen und eine Million als letzte Rate der außerordentlichen postalischen Ausgaben aufgewendet werden, sodaß als tatsäch—⸗ licher Ueberschuß 7 Millionen Lire verbleiben. Im weiteren Ver⸗ laufe seines Exposés wies der Finanzminister auf den wirt⸗ schaftlichen Aufschwung des Landes hin, der in der Erhöhung der Eisen⸗ und Stahlproduktion, in der vermehrten Schiffs⸗ bewegung in den Häfen und in dem Anwachsen der Post— , , klar zum Ausdruck komme. Dann sprach der linister über den durch die Vermehrung der Zahl der Staatebeamten und durch die bewilligten Gehaltsaufbesserungen erforderlichen Mehr⸗ aufwand, über Reformen in der Verwaltung, über eine Neueinteilung der Direktionsbezirke der Staatseisenbahnen und über die in Aussicht stehenden Lasten der kommenden Jahre.

Die Kammer folgte dem Finanze . Tedescos mit ge⸗

spannter ee, d, . und gab wiederholt ihrer lebhaften ustimmung Ausdruck.

Epanien. In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer der Ministerpräsident Canalejas laut Bericht des, W. T. ö die Erklärung ab, daß die auswärtige Politik vol t ndiz n Einklang mit der Politik internationaler Solidarität stehe, h,

das Kabinett Maura befolgt habe. Darauf teilte der Sozial

Pablo Iglesigs mit, daß sich die spanischen Eisenbahn innerhalb des Rahmens der Gesetze organisierten, um ih Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Im Laufe seiner Rede wies Iglesias darauf hin, daß die Ejse bahngesellschaften ebenfalls ihre Vorkehrungen träfen; eiräge drohin mit Entlassung der Angestellten, andere hätten bereits Ent assunm n vorgenommen. Wenn es zum Bruch komme, könne die Schuld dam nicht den Eisenbahnern gegeben werden.

Belgien. Wie der gestern ausgegebene Krankheitsbericht besagt, der Gesundheitszustand der Königin befriedigenz, die Patientin hat mehrere Stunden der Nacht ohne Fieber pe

bracht. Türkei. Die Deputiertenkamm'er hat vorgestern die Antwort adresse auf die Thronrede angenommen, nachdem die Redng sämtlicher Parteien betont hatten, daß die Annahme der Adres

kein Votum für die Politik der Regierung bedeute. Dan

Großwesir verlas dann sein Exposs.

Nach dem Bericht des W. T. B. stellte der Großwesir vortrefflichen Resultate der albanischen Expedition fest, begründete d. Notwendigkeit, die mazedonische Bevölkerung zu entwaffnen und g, klärte, daß die Anwendung des Kirchengesetzes die griechisch bulgarischn Konflikte abgeschwächt habe. Der Großwesir schilderte sodann M Einzelheiten der gescheiterten Anleiheverhandlungen mit Fran, reich und betonte, daß dadurch die gegenseitigen Beziehangen nicht h; einflußt worden seien. Hakki Pascha sprach hierauf über die auf wärtige Politik. Dieser Teil des Exposés ist bereits a 27. November gelegentlich der Beratung der jungtürkischen Kamme— partei bekannt geworden. Der Großwesir gab vorgestern nur nch

einige Ergänzungen. So bezeichnete er die Gerüchte als böswill

daß sich die Türkei die Sympathien irgend einer Macht entfrendh habe. Die Türkei stehe zu England, dessen Freundschaft für

Türkei wertvoll sei, in einem guten Verhältnis. In eln

interessierenden Fragen, deren wichtigste Wahrung der Verfassung und die Integrität des Lam bildeten, verhielten sich alle Mächte gleich wohlwollen. Was Griechenland betreffe, drücke er den Wunsch aus, daß es ein Haltung einnehmen möge, die den Verdacht zerstreue, daß g sich in der Kretafrage nicht ganz neutral verhalte. ͤ einiger Zeit sei eine günstige Neigung hierzu bemerkbar. Beschlüsse der christlichen Kreter bedeuteten nicht den Anschm an Griechenland. Die Konsuln der Schutzmächte hatt erst letzthin den Mobammedanern erklärt, guch wenn M Mohammedaner den Anschluß an Griechenland wünschta würde dieser nicht vollzogen werden. Kreta befinde sich noch imma als Depot in den Händen der Schutzmächte, welche die Souveränität rechte der Türkei wahrten. Bezüglich Persiens sagte der Gry, wesir, die zerrüttete Lage im Innern dieses Landes bilde ein Hinder für die Grenzregelung. Die Türkei habe keine Absichten auf persischa Territorium.

Nachdem noch drei Oppositionelle gesprochen hatten, wum die Sitzung auf Montag vertagt.

Asien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Peking sin die Departements für Heer und Flotte durch Kaiserlich Erlasse in selbständige Ministerien als Vorbereitung eine , , Regimes mit Kabinettssystem umgewandeh warden.

die Türkei

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reicht tags befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (94) Sitzung des Reichstag welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück e wohnte, stand der Entwurf eines Arbeitskammergesetze auf Grund des Berichts der 11. Kommission zur zweiten ratung.

Sz 1 der Vorlage, von der Kommission unverändert c genommen, lautet:

„Für die Arbeitgeber und Arbeitnehmer eines Gewerbszweige oder mehrerer verwandter Gewerbezweige sind auf fachlicher Grun lage, soweit nach dem Stande der gewerblichen Entwicklung Bedürfnis besteht, Arbeitskammern zu errichten. Die Arbeih kammern sind rechtsfähig.“

Die Abgg. Albrecht und Gen. (Soz.) haben gegenüber dg Vorlage ihren Antrag auf Annahme eines Geseßtzentwurfe durch den ein Reichsarbeitsamt, Arbeitsämter i Arbeiterkammern errichtet werden sollen, wieder ei gebracht.

Der Referent Abg. Dr. Wil l⸗-Straßburg (Zentr.) leite die Diskussion mit einem kurzen Rückblick auf die Kommission beratung ein.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschast.

Die in offener Armenpflege von der Armendirektion: Berlin unterstützten Rentner der Landesversiche rung anstalt Berlin‘ nach dem Stande vom 1. Januar 191

Zur Gewinnung eines Urteils über den wirtschaftlichen Wert reichsgesetzlichen Invalidenversicherung hat der Vorstand der Lande versicherungsanstalt, Berlin“ eine Erhebung darüber vornehmen lasaa ein wie großer Bruchteil der Rentenempfänger der Landesversicherung anstalt trotz des Bezuges der Rente noch Ärmenunterstützung in Cl stalt von Armengeldern erhielt. Als Stichtag war der J. Jann 1910 bestimmt. Dank dem Entgegenkommen der Armendirekti in Berlin, die ihre Kartothek über die offene Armenpf dem Vorstande der Landesversicherungsanstalt zur Vn fügung gestellt, hat dieser an dem ganzen Rentenmaten der Anstalt einmal feststellen können, in wieviel Fällen und inwien die Renten nicht dazu ausgereicht haben, die Empfänger vor öffentlichen Armenpflege zu bewahren. Die Erhebung hat nach validenrentnern und Altersrentnern beiderlei Geschlechts getren stattgefunden. Ihre Ergebnisse sind in Nr. 12 der Amtlichen M teilungen der Landesversicherungtzanstalt Berlin! vom 1. Dezem 1910 veröffentlicht worden.

Danach wurden die Zählblätter von 15799 männlichen validenrentnern nachgeprüft. Unter diesen bezogen 2530 ch 160,0 der Gesamtzahl offene Armenunterstützungen. Von den un! d, waren 2319 oder gl, 7 o verheiratet und 211 0b

3 o /g ledig.

Die Detrage der monatlichen Armenunterstützungen ö. zwischen h und 30 M; in einzelnen Fällen wurden sogar über 30 an AÄrmengeldern gewährt. Rund ein Viertel der Unterstützten Jähl cy vor Gewährung der Invalidenrente zu den Almosenempfãnge⸗ ei drei Vierteln war ein Eingrelfen der Armendtrektion erst n

ntritt der Invalidität notwendig geworden. Eine Herabsetzung des Almosens fand bei ersteren im allgemeinen nicht statt.

Unter den 13 032 Invalidenrentnerinnen bezogen 2643 oder 20,3 Yo der Gesamkfjahl bare Armenunterstützungen. Von den Unter⸗ stützten waren 1842 oder 69, verwitwet, geschieden usw., der Rest ledig. Vor dem Rentenbezuge erhielt fast die ö der Unter⸗ stũtzten chen . in dessen Bezuge meist in erhöhtem

age lie eben.

. den 17568 Altersrentnern erhielten 148 oder 8,4 0/0 darunter 147 verheiratete), von den 445 Altersrentnerinnen 3 oder 18,00 der Gesamtzahl eine Armenunterstützung. Die Ein⸗ stellung der Armenunterstützung infolge Bezuges der Rente trat nur in ganz vereinzelten Fällen ein.

Im Anschluß an die Ergebniffe der Erhebung über die Rentner der Landesversicherungsanstalt „Berlin“, die in offener Armenpflege von der Armendirektion in Berlin bare Unterstützungen erhielten, ver⸗ öffentlicht der Vorstand der Landesversicherungsanstalt die Ergehnisse der Auszählungen aus seinem Verwaltungsbericht über die in Irren⸗ anstalten, Stiften, Siechen, und Krankenhäusern untergebrachten Rentner, deren Verpflegung in den weitaus meisten Fällen auf Kosten der Stadt Berlin erfolgte.

Danach befanden sich von den Invalidenrentnern in

Irrenanstalten: Stiften: Siechen⸗- u. Krankenhäusern:

männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.

782 352 37 75 461 292, von den Altersrentnern: 2 1 16 13 l 21.

Ersatzleistungen an Armenverbände für Rentnern der Landesversicherungsanstalt „Berlin“ gewährte Armen⸗ unterstützungen.

Gemäß §S§ 49 und 50 des Invalidenversicherungsgesetzes ist im Jahre 1969 von Gemeinden bezw. Armenverbänden in 3281 Fällen wegen geleisteter Armenunterstützungen Ersagtz aus der von der Landes⸗ verficherungsanstalt „Berlin“ gewährten Rente beansprucht worden. Inegesamt wurden an Armenverbände in 2430 Fällen 244 6658,21 0 aus Rentenbeträgen überwiesen.

Im Laufe der Jahre wurden überwiesen:

6 davon an die

insgesamt Armendirektion Berlin 1895: 13 867,98 , 13 576,99 4, 1896: 11544570 11 238,52 1897: 19953275 19 555,42 1898: 22 407,21 21 731,08 1899: 29 944,05 28 620,61 1990: 47 773,51 45 789,68 1901: 58 138,20 56 493,51 1902: S6 068, 55 82 294,56 1903: 108 424,77 102 740,44 1904: 138 036,41 32 987,63 19651: 123 159,05 116 228,73 1906: 148 910,31 141 099,31 1907: 173 512,50 163 894,75 1908: 517 201 129, 04 1909: 244 658, 10 , 231 897,25

zusammen

1895 bis 1909:

1439 107,10 6 1369 277,52 4.

Nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung vom 1. De⸗ zember 1910 in der Stadt München beträgt deren Einwohnerzahl, wie W. T. B.“ berichtet, 95 053, das sind rund 56 000 mehr als bel der Volkszählung im Jahre 1905.

Zur Arbeiterbewegung.

Die ausständige Belegschaft der Zeche „Lucas“ beschloß gestern, wie W. T. B.“ meldet, mit 201 gegen 144 Stimmen, am heutigen Montag die Arbeit wieder aufzunehmen. (Vgl. Nr. 284 d. Bl.)

Die Mälzer der Malzfabriken in Frankenthal sind, wie die Köln. Ztg.“ erfährt, in eine Lohnbewegung eingetreten.

Wie dem ‚W. T. B.“ aus Dün kirchen gemeldet wird, haben die Hafenarbeiter und Mitglieder der übrigen Arbeiter⸗ syndikate den grundsätzlichen Beschluß gefaßt, auf das erste Zeichen hin den allgemeinen Ausstand zu verkünden. Die Behörden haben bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen. Die Hafenkais werden seit heute früh militärisch bewacht.

Der Ausstand der Eisenbahnange stellten in den Provinzen Minho und Douro ist, wie dem W. T. B.“ aus Oporto telegraphiert wird, beendet (vgl. Nr. 279 d. Bl.). Die Arbeit ist allgemein wieder aufgenommen, der Dienst geht regelmäßig von⸗ . Der Streik der Gasarbeiter sollte heute sein Ende er⸗ reichen

Kunst und Wissenschaft.

Im Dezemberheft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“ berichtet der Generaldirektor Dr. Bode über Neu⸗ ordnungen im Kaiser Friedrich⸗Museum. Diese wurden not⸗ wendig, um für die Sammlungen der vorderasigtischen Abteilung, deren vorläufiger Bau behufs Herstellung der Messelschen Neubauten dem⸗ nächst fallen muß, Platz zu schaffen. Bei den notwendig werdenden Umstellungen baben auch die Gipsabgüsse der italienischen Bildwerke den ihnen schon ursprünglich zugedachten Platz in den Erdgeschoßsälen an der Kanalseite gefunden. Die bisher in diesen Räumen untergebracht gewesenen italienischen farbigen Stuck⸗ und Tonbildwerke sind jetzt wwischen den Gemälden derselben Zeit und der gleichen Schulen im Oberstock aufgestellt, wodurch wiederum nicht unwesentliche Schie⸗ bungen und Aenderungen auch in der Aufstellung der Gemälde not⸗ wendig wurden. Hervorgehoben sei, daß bei dieser Gelegenheit alle in der Sammlung vorhandenen Gemälde Rembrandts in einem Raum vereinigt sind. Für die Anti kensammlung konnte zu einem ihrer interessantesten Reliefs eine ehemals anpassende, wäter abgetrennte Platte aus Rom hinzugekauft werden. Das Relief ist eines der kunstgeschichtlich bedeutsamen Werke, an denen jum ersten Male in der Geschichtschreibung der griechischen Runst der Begriff des archaisierenden Stils erläutert wurde. Es trägt die Darstellung des Jupiter exsuperantissimus in Gestalt eines bärtigen Man dg, der mit einem mächtigen Füllhorn im linken Arm weit auteschreitet. Die Formengebung ist ein Gemisch aus dem Idealismus der klassischen Zeit und den Eigentümlichkeiten der archaischen griechischen Kunst, die sich in den steifen Falten der Mantelenden, der altertümlichen Tracht von pr und Bart und dem unfreien ang äußert. Zu diesem Relief gehören mindestens noch zwei Platten mit der Bildern der Zeussöhne.

ine von ihnen ist erhalten und nunmehr in den Besitz der Sammlun 6 Auf ihr zeigt der Stil keine archaisierenden Züge. Es ist der eine Dioskur, neben seinem allzuklein geratenen Pferde dargestellt, nackt his auf den Mantel und den Pilos, eine große Lanze in der Linken; der Typus ist noch von guter Kunst erfunden, die Ar—⸗ beit aber ohne Sorgfalt ausgeführt. Die Reliefs waren ehemals Teile eines viereckigen Blockes, dann sind sie gewaltsam auseinander⸗ gesaͤgt und an den Rändern etwas verkleinert. Die . des ursprünglichen Ganzen ist unsicher; am nächsten liegt es, an eine Basis ju denken. Für das Antiquarium wurde eine altrömtsche

runnenmündung gus Terrakotta erworben. Auch im Alter tum war es Brauch, Brunnen und a einzufriedigen und mit einer Brüstung zu umgeben. Handelte es sich um umfangresche Schöpfbecken, so gab man ihnen gern quadratische oder rechteckige

orm, und die Brüstungen wurden aus Steinen . In waldreichen I ihrn wurde vielfach auch Holz verwendet, wie 6 namentlich durch die Ausgrabungen auf der Saalburg und am Limes hat nachweisen lassen. Von den auf uns gekommenen

Steinbrüstungen dieser Art weisen , noch interessante Spuren der Benutzung auf. Sie jeigen z. B. lang eingeschnittene schmale Vertikalfurchen, die von dem Seil, mit dem man den Eimer emporzog, herrühren, oder man bemerkt auf ihrem oberen Rande Vertiefungen, die von den Wasserkrügen zeugen, die mit ihren spitzen unteren Enden hier aufgesetzt wurden, um dann auf den Kopf oder die Schulter gehoben zu werden. Auch im Berliner Museum befindet sith ein marmornes Becken von einem Laufbrunnen, das derartige Vertiefungen auf seinem Rande zeigt. Diese Brunnenmündungen wurden im Altertume auch vielfgch verziert, sowohl große monumentale Anlagen (wie z. B. die in Milet), wie auch die kleinen, für einfache Brunnen bestimmten Mün—⸗ dungen, die man als Puteal zu bezeichnen pflegt. Einige Puteale sind eradezu bedeutende Kunstwerke, wie das im Museum zu Madrid befind— liche, von dem die Berliner Sammlung einen Abguß besitzt. In römischer Zeit wurden diese Brunnenmündungen vielfach aus Terrakotta hergestellt; ein solches Putegl ist jetzt für die Berliner Sammlung erworben worden. Sein Material ist ein hellgrauer, glimmerhalkiger, nicht fein ausgeschlämmter Ton, aus dem zunächst der Mantel der zylinder⸗ förmigen Brunnenmündung auf der Töpferscheibe gedreht wurde; eine besondere Glättung, hat nicht stattgefunden. Die Ornamente sind später zwar primiliv, aber nicht ungeschickt aufgelegt worden. Um den Mantel legt sich mehrfach ein dunner Tonwulst in einfachen Schlangenwindungen. Der. Zwischenraum zwischen den beiden oberen Tonbändern ist, mit Masken verziert, die durch Ton⸗ girlanden verbunden sind. Die Masken sind mit Ausnahme von Bart und Haar, die frei modelliert sind, mit Hilfe einer Form her⸗ gestellt. Am oberen Rande der Brunnenmündung befindet sich der Fahrikstempel in erhöhten Buchstaben. Solche Puteale dienten übrigens außer zu Brunnenmündungen auch dazu, Blitzmale einzu⸗ friedigen. Die Stelle, wo ein himmlischer Blitz in die Erde ge⸗ fahren war, galt als geheiligt und durfte von keines Menschen Fuß mehr betreten werden.

Die Archäologische Gesellschaft in Berlin begeht am 9. d. M., Abends 77 Uhr, im Architektenhaus in der Wilhelmstraße die Feier des 70. Winckelmann-Feste s. In der Festsitzung wird Herr R. Kekule von Stradonitz über Eduard Gerhard, den Stifter der Archäologischen Gesellschaft, und Herr A. Conze über die dies= jährigen Arbeiten des deutschen archäologischen Instituts in und bei , ,. sprechen. Im Anschluß an die Sitzung findet eine Fest— tafel statt.

In München ist, wie W. T. B. meldet, der Kunstmaler und an der Königlichen Akademie der Künste Ludwig von Löfftz gestorben.

Die medizinische Fakultät der Prager deutschen Universität hat, W. T. B.“ zufolge, Selne Majestät den Deutschen Kaiser im Hinblick auf die von ihm bei der Berliner Universitätsfeier angeregte Gründung einer Gesellschaft zur Errichtung von Forschungsinstituten zum Ehrendoktor ernannt.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Sagtenstand, Maisernte und Getreidehandel in Rußland.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Odessa berichtet unterm 26. v. M.: Das Wetter war während des Monats November im ganzen überaus milde; in der letzten Woche traten größere Nieder⸗ schläge ein. Der Ausfall der Maisernte hat den gehegten Er⸗ wartungen entsprochen; sowohl der Beschaffenheit als auch der Menge nach hat der Mais eine befriedigende bis gute Ernte aufzuweisen. Der Mais ist gesund und trocken eingebracht worden; die ersten Dampferladungen sind in bester Verfassung in Odessa eingetroffen. Obwohl der Anbau der Wintersaaten zum Teil spät stattgefunden hat, konnten sich die Saaten dank dem überaus milden Wetter noch gut entwickeln und kommen kräftig in den Winter. Die Berichte über ihren Stand lauten von überall günstig, von der Krim und dem Südosten Rußlands sogar sehr günstig.

Der Getreidemarkt war in den letzten Tagen ruhig und stetig. Die kleinen Schwankungen waren durch mehr oder weniger gute Berichte aus Argentinien und Nordamerika hervorgerufen. Nach einem monatelangen Preisrückgang wagte es die Spekulation nicht mehr, weitere Blankognkäufe zu machen. Trotz anhaltend großer Ver⸗ Hifi e hat die Nachfrage nach Weizen in der letzten Woche recht lebhaft eingegriffen, namentlich haben die weniger günstigen Be⸗ richte aus Argentinien die Kauflust angeregt. Bevorzugt bleiben die russischen besseren Qualitäten, während die geringere Ware auch jetzt schwieriger Abnahme findet. Trotz allem Absatz sind die Bestände auch weiter ganz erheblich gewachsen. Das Gros der Vor⸗ räte wird wohl erst während der Wintermonate auf den Markt kommen. Roggen war sehr stark vernachlässigt, namentlich drückten schwimmende Partien auf den Markt. Seit einiger Zeit zeigt sich lebhafte Nachfrage auf Abladung nach Deutschland und bewirkte ein Anziehen der Preise. Auch in Roggen sind die Bestände bedeutend. Gerste konnte sich infolge lebhafter Nachfrage nicht unwesentlich erholen. Die Abladungen sind kleiner geworden. Namentlich verfüg⸗ bare Ware hat im Preise angezogen. Lieferungen für spätere Ter⸗ mine haben von der Steigerung weniger Vorteil. Auch die Bestände an Gerste sind sehr bedeutend, dazu kommt, daß noch sehr große Vor⸗ räte im Innern lagern, sodaß im Frühjahr noch sehr erhebliche Mengen von Rußland zur Abladung kommen werden. In Hafer war das Geschäft sehr klein. Die Unternehmungslust ist sehr gering. Die Maispreise sind noch weiter gefallen; auf dieser Grundlage haben sowohl England, als auch Westeuropa große Mengen aufgenommen; es hat den Anschein, als ob der Preisrückgang nunmehr zum Stillstand gekommen sei. Für die Wintermonate ist ein ganz beveutendes Geschäft zu erwarten. Die Preise für Lein saat konnten ihren hohen Stand nicht behaupten. Von Argentinien liegt billiges Angebot zu Januar / Februar 1911 vor. Infolge der gegenwärtigen hohen Preise kommt die gesamte Menge der russischen Leinsaat an den Marft zur Ausfuhr, während die russischen Oel⸗ mühlen als Ersatz Sonnenblumenlerne schlagen. Kolza (Raps) blieb ohne Umsatz, die Inhaber behalten die alten Bestände und ver⸗ halten sich abwartend. In Hederich wurde etwas nach Belgien ausgeführt; die Ware geht jedoch nach Frankreich weiter.

An der Odessaer Börse waren am 24. November die Preise folgende:

Osimca. . . 90-114 Kop. mne 7 Roggen. . 660 74 Gerste . . 62 68 11 e 67h Mg k 69 eder; 116 ö Die Vorräte betrugen am 14. November d. J.: mee an, , , w , verschiedene Weizensorten 12796 . Weizen zusammen 1814569 dæ, 431 266 17702 910785 14992 1638 3276 19656 8 180

das Pud 16,38 kg frei an Bord.

Die Verladungen betrugen im Berichtsmonat aus Odessa ein⸗ schließlich Cherson: ; Weizen... 10 000 000 Pud, ö d , 10 000 000 . Mais. ; w, ; Der Oelkuchen markt war im allgemeinen geschäftslos. Die Preise betrugen frei an Bord * , hdd k Kokoskuchen Singapore in Säcken. ö Ceylon ö hydraulische Hederichkuchen.... Hebe l hban ern nchen Nach dem früheren starken Rückgang konnten sich die Frachten im Berichtsmonat erholen, umsomehr, als jetzt bedeutende Mais⸗ J begonnen ö. q e gegenwärtigen Frachtraten für verfügbare Dampfer von Odessa⸗Cherson sind folgende: ! f k nnn,,,,,e/e/e,, Hambug, Inwerpeen

Fischerei.

Am 1I. d. M., Nachmittags 3 Uhr, wird im Landeshause der Provinz Brandenburg, Berlin, Matthäikirchstr. 20 21, wie alljährlich, ein Fischertag, eine vom Fischereiverein für die Provinz Branden burg einberufene Versammlung der brandenburgischen Berufẽsfischer, stattfinden. Bei der Versammlung sind auch alle Freunde der märkischen Fischerei, insbesondere auch die aus Anlaß des Jubiläums der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Berlin weilenden Land⸗ wirte willkommen. Die Tagesordnung umfaßt folgende Gegenstände: Die Verpachtung von Fischgewässern; die Unfallversicherung der Fischer, deren gesetzliche Regelung zu erwarten ist; die Fischerei⸗ verhältnisse von Sawall; die Stakistik der Pachtpreise und der Er⸗ träge der Fischereien.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Oesterreich.

Die K. K. Seebehörde in Triest hat die für Herkünfte von Adalia angeordneten Quarantänemaßregeln wieder aufge⸗ hoben. (Vergl. ‚R.⸗Anz.“ vom 26. Oktober d. J., Nr. 252.)

Ferner hat dieselbe Behörde verfügt, daß, nachdem in Lissabon das Vorhandensein der Boubonenpest amtlich festgestellt worden ist, die Herkünfte dieses Hafens in Gemäßbelt des seebehördlichen Rundschreibens vom 12. August 1904, Nr. 12 468, zu behandeln sind. (Vergl. R. Anz.“ vom 1. Dezember 1904, Nr. 283.)

Die K. F. Seebehörde in Triest hat verfügt, daß, nachdem in Samsun und in Smyrna Cholerafälle festgestellt worden sind, die Herkünfte aus diesen Häfen in Gemäßheit des seebehördlichen Rundschreibens vom 12. August 1904 Nr. 12 468 zu behandeln sind. (Vergl. . R. Anz.“ vom 1. Dezember 1904, Nr. 283.)

Die K. K. Seebehörde in Triest hat die für Herkünfte von Neapel angeordneten Quarantänemaßregeln wieder auf⸗ gehoben. (Vergl. ‚R.⸗Anz. vom 17. Oktober d. J., Nr. 244.)

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat verfügt, daß die Trapezunt verlassenden Schiffe die ihnen auferlegte ärztliche Besichtigung nebst Desinfektion in der Sanitätsstation von Surm 6ns absolvieren können. Nach Erledigung dieser Maßnahme können diese Schiffe in den Häfen des Küstenstrichs zwischen Trapezunt und Sinope einschließlich in Verkehr treten. Falls die Schiffe darauf mit Sinope oder anderen türkischen Häfen als denjenigen des eben⸗ bezeichneten Küstenstrichs in Verkehr treten wollen, unterliegen sie einer ärztlichen Untersuchung nebst Desinfektion im Lazarett von Sinope oder in denjenigen von Monastir⸗Aghzv.

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen ꝛe. s. i. d. Zweiten Beilage.)

Verkehrswesen.

Laut Telegramm aus Stralsund ist die Post aus Schweden und Norwegen, die gestern nachmittag 6 Uhr 34 Minuten in Berlin fällig war, ausgeblieben. (Grund: Zugverspätung in Schweden.)

Theater und Musik. Lessingtheater.

Arthur Schnitzlers in der Buchausgabe wohlbekannter Ein⸗ akterzyklus Anatol“! ging am Sonnabend im Lessingtheater zum ersten Male im Zusammenhange auf der Bühne in Szene, auf der eines der fünf Stücke, das ‚Abschiedssouper“, schon längst Heimatsrecht genießt, zumal da es reisenden Künstlerinnen eine Paraderolle bietet. Fast alle Schauspielerinnen von Ruf haben bier die Annie gespielt. Ihnen gesellte sich am Sonnabend Mathilde Sussin hinzu, sonst eine Darstellerin versonnener, ätherische Frauengestalten. Sie erbrachte den Beweis daß sie ebenso natürlich den Ton des Uebermuts zu treffen weiß. Auch die Frage an das Schicksal ist gelegentlich schon aufgeführt worden. Im Mittelpunkt aller fünf Stücke steht die Gestalt Anatols, eines Wiener Snobtyps, eines modernen dekadenten Don Juans ohne alle Dämonie, den der Zuschauer durch einige Liebesepisoden mit den sogenannten ‚süßen Mädels“ begleitet. Schnitzlers scharfe Beobachtungsgabe, die in seinen neueren Werken mehr in die Tiefe geht als hier in diesen oberflächlich bingeworfenen Skizzen, läßt auch diese Stückchen immer interessant erscheinen; man merkt, daß sie nach dem lebenden Modell gearbeitet sind und nur die Wirklichkeit obne alle Nebenabsichten wiedergeben wollen. Am wirkungsvollsten sind wohl die beiden genannten Einakter, deren die Bühne sich schon bemächtigt hat; feine Züge enthält aber auch das Stücklein Weihnachts einkäufe“, und auch der leise Spott, der durch die „Episode“ hindurchklingt, ist unterbaltsam genug. Anatols Hochzeitsmorgen“, das Schlußstück, ist derberen Schlags und überschreitet auch die Grenzen des guten Geschmacks. Die Darstellung konnte nicht besser sein, Herr Monnard zeichnete das weichliche Wesen des Anatol, dieser Wiener Sumpfspflanze, mit diskret andeutenden Strichen und wußte die Gestalt durch die nötige Dosis Gemüt davor zu bewahren, unsympathisch zu berühren. Seinen Freund und Ver⸗ trauten Max gab Herr Reicher mit feinem 6 Unter den In⸗ habern der weiblichen Rollen sind noch Lina Lossen und Irene Triesch besonders hervorzuheben.

Neues Schauspielhaus.

Herzlichen Beifall fand am Sonnabend die Neueinstudierung von Nestroys Posse Der 1 im Neuen Schauspielhause. Mit freudigem Erstaunen ließ man den köstlichen, heute nech ebenso frisch wie früher wirkenden Humor über sich n ein Zeichen dafür, daß auch eine mit urwüchsigem Empfinden und unmittelbarer Ge . kraft geschaffene Posse nicht veraltet. In diesem Falle muß freilich au rücksichtigt werden, daß die Darstellung vorzüglich war. Da war zunächst der mit viel natürlicher Charakterisierung und humorvoller Ironie e Herr von Lips des Herrn Eugen Burg, da war ferner der in Maske sowohl wie im Spiel geradezu erschüttern komisch wirkende Bauer Krautkopf des Herrn Emll Lind und die von Ida Wüst mit ebensoviel Humor wie Charakterisierunge erm espielte Witwe Schleier, und diesen ebenbürtig der Schlosser Glut⸗ 6 des Herrn Willi Prager, die frische Kathi der Ida Frey und die Inhaber der anderen kleinen Rollen. Alles in allem ein se r wohl⸗ gelungener Abend. J

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