ausende und aber e braber sichti ge ern arbeiten, aber sie bekommen keine Arbeit. Im werbe allein waren im Februar 63, im März noch 30 vo arbeitslos. An der Arbeitslosigkeit. sind unsere wirtschaftlichen und ö Verhaͤltnisse . Die Arbeitslosigkeit in der Tabak
und Zündwarenindustrie ist durch die neue Steuergefetzgeblng ver⸗
4 9 en Sie den 5 13 nicht, so wird das im Volke sehr ngenehme Gefühle erregen. .
Abg. Irl (Zentr.): Es ist merkwürdig, daß die Ansicht, von den Arbeitelammern sei nichts zu erwarten, auf der äußersten Rechten und auf der äußersten Linken besteht. Das läßt den Schluß zu, daß das Richtige auch hier in der Mitte liegt. Wir sind für die Kommissionsfassung im 5 15. Die verbündeten Regierungen wollen, daß in den Arbeitskammern nur die Meinungen der wirk— lichen Arbeiter gehört werden. Das ist in der Theorie ganz schön, aber in der Praxis wird es anders. Die Arbeitersekretäre werden im Hauptberuf immer noch in einem Gewerbezweige tätig sein, daneben aber doch den größten Teil ihrer Zeit guf das Studium solcher Fragen verwenden können, die in den Arbeitskammern besprochen werden, auch schriftlich und mündlich für die Agitation tätig fein. In welcher Lage befinden sich aber demgegenüber die kleinen ÄArbeit⸗ geber? Sie könnten nur schwer Vertreter in die Arbeitskammern wählen, die den Vertretern der Großindustrie und der Sozial⸗ . gewachsen wären. So würde manches Gutachten einseitig ausfallen.
Abg. von Bolko (dkons.): Wir erhoffen eine segensreiche Wirksam⸗ keit von den Arbeitskammern durch den direkten Verkehr zwischen Arbeitern und Unternehmern. Eine solche Wirksamkeit wird aber durch die Arbeitersekretäre gehindert. Uebrigens wird hier bewiesen, daß ein schwarz-blauer Block nicht besteht, denn das Zentrum geht ganz andere Wege als wir. Meine Freunde sind gezwungen, die Kommissions⸗ fassung abzulehnen.
Abg. Horn -Reuß (nl): Ein zwingender Grund, die Arbeiter⸗ sekretäre zuzulassen, kann nicht anerkannt werden. Was ihre größere Vertrautheit mit den wirtschaftlichen Fragen an⸗ betrifft, so wird ja gerade von sozialdemokratischer Seite auf die Unwissenheit der auf bürgerlichem Boden stehenden Arbeiter im Gegensatz zu den sozialdemokratischen hingewiesen. Ich bin 6 Jahre Mitglied eines Gewerbegerichts gewesen und habe mich stets über das klare Urteil der Arbeiterbeisitzer gefreut. Ich kann daher nicht glauben, daß die Arbeiter nicht in der Lage wären, aus ihren Reihen heraus tüchtige Vertreter zu stellen. In den Arbeitskammern werden auch in erster Linie doch wohl spezielle Fragen des betreffenden Gewerbebetriebes zu behandeln sein. Gerade die Zuziehung der Arbeiter, die nicht, wie die Arbeiter— sekretäre, abseits der Praxis stehen, wird gute Leistungen der Arbeitskammern verbürgen. Es wäre auch keine Gewähr gegeben, daß die Arbeitersekretäre an den Einigungéverhandlungen in der Arbeitskammer teilnehmen. Anderseits aber haben sie ja die Möglich⸗ keit, bei Tarifverträgen usw. als Schiedsmänner mitzuwirken. Auch die Arbeiter können heute unabhängig genug in den Arbeitskammern ihre Tätigkeit ausüben. Ein Vergleich mit den Handelskammern ist schief, denn diese stellen einseitige Arbeitgebervertretungen dar. Wenn die Arbeitersekretäre zugelassen werden, so wird auf seiten der Arbeit geber ein solcher Widerstand, ein solcher Mißmut entstehen, daß der gewerbliche Friede sicherlich zum mindesten nicht gefördert wird. Mit der Zulassung der christlich⸗vaterländischen Sekretäre könnte man sich abfinden, aber solange die freien Gewerkschaften ein solches Ueber⸗ , . kann man dem Wunsche der Kommissionsmehrheit nicht entsprechen.
Abg. D. Naum ann (fortschr. Volksp.): Der Abg. von Bolko meinte, wir würden den Zweck der Arbeitskammern besser erfüllen, wenn wir nur ältere und selbst interessierte Arbeitervertreter darin haben. Wer die Vorgänge bei einzelnen Streiks genauer verfolgt hat, wird mir zu— geben, daß sehr oft das Alter, um welches hier gestritten wird, das Alter von 25 bis 30 Jahren, die Entscheidung in der Hand hat. Dieses Alter sollte doch also auch in den Arbeitskammern nicht unberücksichtigt gelasen werden. Der Schluß, den man aus den Ausführungen des Abg. Horn eigentlich ziehen wüßte, wäre doch, die Arbeitersekretäre znzulassen, denn er hat sehr viel Gutes von ihnen
esagt; trotzdem will seine Partei das ganze Gesetz ablehnen, wenn ie hineinkommen. Ein, bedeutender Großindustrieller, dem augenblicklich der parteipolitische Unterstützungswohnsitz im hohen Hause fehlt, und der deshalb an den Kommissions⸗ beratungen nicht teilnehmen konnte, hat einen anderen, weit klareren Standpunkt seinerzeit vertreten als heute der Abg. Horn; er sieht die Sekretäre überhaupt, sowohl die der Arbeitgeber wie die der Arbeiter, als eine Ungehörigkeit in diesen Körperschaften an und will beide Kategorieen nicht darin haben, denn die Herren wollen Herren im eigenen Hause sein und bleiben. Mit diesem Standpunkt läßt sich rechnen; aber er ist von der Industrie längst nicht mehr fest— gehalten worden; die Unternehmer sind in großen Verbänden und Syndikaten organisiert, sie sind nicht mehr patriarchalische, sondern Verbandsunternehmer, und von diesen wundert mich die Ab⸗ neigung gegen die Sekretäre doch sehr. Bedenklich sind die Herren auch gar nicht mehr gegen das System der Arbeitersekretäre, 3 nur gegen den oder jenen einzelnen Sekretär. Im Interesse der deutschen Gewerkschaften würde ich es für durchaus richtig halten, wenn sie nach Möglichkeit dafür sorgten, noch höher gebildete, noch besser bezahlte, noch innerlich gereiftere Sekretäre anzustellen. Der einzelne Arbeiter aber kennt effektiv nur seinen eigenen Betrieb; der einzige Arbeiter, der über die vier Wände desselben hinaus eine allgemeinere Kenntnis des Gewerbes haben kann, ist und bleibt der Arbeitersekretär. Der Abg. Horn meinte, bei Streiks und Einigungsverhandlungen seien die Sekretäre ja ohnehin zulässig. Gewiß, aber dieser Fall, daß große Streiks nur in einer Art prozessualem Verfahren von der Arbeitskammer ent⸗ schieden werden, wird doch nur sehr selten eintreten. Der Haupt— bestandteil der Tätigkeit der Kammern wird in der Verwaltung liegen, und da gehört der Arbeitersekretär hinein, schon deswegen, weil er unkündbar ist. Der Fall der Kündigung des Arbeiters wird ja viel⸗ leicht in 4 aller Fälle nicht eintreten; aber es bleiben die groß⸗ industriellen Betriebe, um die doch der Bundesrat bei der Bildung von Arbeitskammern hoffentlich nicht herumgehen wird, und hier ist es von größter Bedeutung, daß auch eine Anzahl unkündharer Ar⸗ beiter in die Kammern hineinkommen. Der Abg. Horn verweist auf das politische Moment, das die Verständigung verhindern müßte. Hier sieht der Abg. Horn Gespenster; er braucht sich ja nur die Gewerbegerichte anzusehen, da spielt das parteipolitische Moment nach allgemeiner Erfahrung nicht hinein. Auch die Arbeitskammer wird keine Arena für die Ausfechtung parteipolitischer Kämpfe sein; das Gesetz schafft einen rein sozialpolitischen Organismus. In diesen gehören die Arbeitersekretäre nicht als unser Ideal hinein, sondern weil sie sozialpolitisch⸗ organisatorisch eine Notwendigkeit sind. Der Gewerkschaftssekretär ist außerhalb des einzelnen Betriebes, gehört aber zum Organismus des Gewerbes genau so notwendig wie Unternehmer und Arbeiterschaft auch. Es gibt ja heute keinen einzelnen Arbeitsvertrag mehr zwischen dem einzelnen Unternehmer und dem einzelnen Arbeiter, sondern nur noch einen gemeinsamen Vertrag, und dazu gehört eine Stelle der Vorbereitung dieser kollek⸗ tiven Vertragsschließung. In dem Tarifvertrag sehen, wir das Ziel der spozialpolitischen Friedensentwicklung. Ein Tarifvertrag ohne
ewerbsmäßige Arbeitersekretäre ist, nur noch in ganz kleinen Gen n denkbar. Wenn Sie ein Institut machen, nicht für Einzelbetriebe, sondern für das Gewerbe im ganzen, dann müssen Sie den Mann, ohne den der Arbeiter seine Verträge überhaupt nicht
,. kann, mit hineinnehmen. Der Abg. Irl hat ja den Sozial⸗ demokraten einen guten Rat gegeben, mit dem er außerordentlich recht hatte; wenn es aber wirklich so ist, daß die Sekretäre eventuell auf Umwegen doch hineinkommen, so sollen wir sie doch nicht erst zu Umwegen zwingen. Auch Lie verbündeten Regierungen werden sich überzeugen, daß es mit den Arheitersekretären besser geht als ohne sie.
Abg. Schiffer (Zentr.): Die christlich⸗ nationale .. ist keine Feindin der Industrie und will auch ihre Feindin nicht sein; sie ist dabei, wenn es gilt, den Frieden zwischen Arbeitern und
k Gewerbepolitik schon ö.
will eine gesunde und vernünftige sehen von kleinen Fehlern hat sie au
in der Richt 1 , ele aufzu⸗ weisen. Leider Herren von der Rechten hier zu einem Entgegenkommen Lust zu haben. Die Unternehmer sind in einer R litutionen, wie Landwirtschafts⸗
Handels⸗ und Gewerbekamm . hier soll doch ein Gesetz emacht werden, nächst den
Arbeitern zugute kommi. enn man . für die Arbeiter Parität schaffen will, so muß unbedingt dafür t werden, daß sie sich eine freie und un— abhängige Vertretung en können. Die Arbeiter rn sind im allgemeinen nicht in der . für sich 2 ürchten. e
age, offen ihre Meinung zu sagen, weil sie
Von den vielgeschmähten bösen Arheitersekretären haben sieben in unserer Kommission gesessen. Die praktische Wirksamkeit der Arbeitstammern wird nur segensreich sein können, wenn die Mithilfe der Arbeiterorganisationen nicht ent⸗ behrt wird. Es kommt doch vor allem darauf an, daß brauchbare Arbeitervertreter in die Arbeitékammern hineinkommen. Daß die Arbeiter den 3 haben, daß die Bestimmung wegen der Armen⸗ unterstützung gestrichen wird, begreife ich wohl, aber die Sache hat doch nicht so erhebliche Bedeutung; das aktive Wahlrecht wird von dieser Bestimmung nicht getroffen, sondern nur das passihe In allen ähnlichen Gesetzen haben wir diese Bestimmung. Ich bitte dringend, den z 13 anzunehmen, denn nur dann wird das Gesetz der deutschen Arbeiterschaft wirklich Vorteil bieten.
Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:
Meine Herren! Der Herr Abg. Horn hat meine Erklärungen am vorigen Montag zu dem jetzt vielbesprochenen 5 13 des Entwurfs als unklar bezeichnet und seinem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß die Regierung ihr „Unannehmbar“ bezüglich der jetzt strittigen Bestimmungen nicht mit dem nötigen Nachdruck und mit der wünschens⸗ werten Deutlichkeit abgegeben habe.
Meine Herren, ich darf auf Grund des mir vorliegenden Stenogramms daran erinnern, daß ich folgendes gesagt habe:
Nun meine Herren, komme ich zu den Arbeitersekretären. Auch hier, meine Herren, haben die verbündeten Regierungen wiederholt durch den Mund meines Herrn Amtsvorgängers und durch meinen Mund erklärt, daß sie die Wahl der Arbeitersekretäre in die Arbeitskammern nicht für angängig erachten können. Meine Herren, ich kann auch heute nur erklären, daß wir auf demselben Standpunkt stehen, den wir wiederholt Ihnen gegenüber hier zum Ausdruck bringen durften,
und ich habe dann, nachdem von Dirksen gegeben waren, gesagt: Ich kann also auch hier nur alle diejenigen, denen an dem Zustande⸗ kommen des Gesetzes liegt, bitten, den Entwurf von der für uns anstößigen Bestimmung Ihrer Kommission zu befreien. Ich glaube, meine Herren, diese Ausführungen konnten doch wohl nicht anders verstanden werden als dahin, daß der § 13 nach den Beschlüssen der Kommission für die verbündeten Regierungen unan⸗ nehmbar ist (Bravo! bei den Nationalliberalen — Zuruf aus der Mitte) und, meine Herren, ich kann darum auch nur noch einmal die Bitte an Sie richten, daß alle diejenigen, denen am Zustandekommen dieses Gesetzes liegt, dafür sorgen, daß diese Bestimmung aus dem Entwurf herauskommt. (Zu⸗ ruf von den Sozialdemokraten: Dann lassen Sie es nur kaput gehen) — Es wird mir hier eben zugerufen: dann lassen Sie es nur kaput gehen. Darüber wollte ich eben noch mit Ihnen einige Worte reden. (Heiterkeit) ,
Meine Herren, der Herr Abg. Naumann hat nach den Aus⸗ führungen des Herrn Abg. Horn gesagt, er wäre ihnen mit Aufmerk⸗ samkeit und mit einer gewissen Freude gefolgt; aber er wäre eigentlich erstaunt über den Schluß gewesen, man hätte aus den Ausführungen des Herrn Abg. Horn eigentlich entnehmen müssen, daß er dem Reichstag empfehlen würde, den Beschlüssen der Kommission be⸗— züglich der Arbeitersekretäre beizutreten. Meine Herren, ich muß sagen, daß die Ausführungen des Herrn Abg. Horn auf mich einen anderen Eindruck gemacht haben. Ich habe den Ein⸗ druck gewonnen, daß diese ruhigen, sachlichen und objektiven Aeuße⸗ rungen wohl geeignet sein könnten, den Standpunkt, den auch die verbündeten Regierungen vertreten haben, zu rechtfertigen und zu be⸗ gründen. Ich möchte noch einmal den Weg gehen, den der Herr Abg. Horn gegangen ist, indem er sich mit der Tätigkeit und mit den Verdiensten der Arbeitersekretäre eingehend be⸗ schäftigt hat, die man nach meiner Ansicht sehr wohl aner⸗ kennen kann, ohne daß man daraus zu dem Schluß kommen muß, daß es nun gerade zweckmäßig und nützlich ist, sie in die Arbeits- kammern zu deputieren, und ohne daraus zu dem Schluß zu kommen, daß ihre Tätigkeit in den Arbeitskammern so notwendig ist, daß das Gesetz nichts wert ist, wenn die diesbezüglichen Beschlüsse der Kom⸗ mission fallen. Ich gehöre gewiß nicht zu denjenigen, die eine un⸗ richtige Vorstellung von der Tätigkeit der Arbeitersekretäre haben; ich weiß ganz genau, daß sie, sowie sich die Dinge bel uns entwickelt haben, eine, ich möchte sagen, unentbehrliche Institution geworden sind (hört! hört! in der Mitte), die sich hoffentlich in der Richtung entwickeln wird, die der Herr Abg. Naumann vorhin angegeben hat.
Meine Herren, Sie alle kennen die Tätigkeit der Arbeiter⸗ sekretäre aus der Tätigkeit in den Kommissionen dieses Hauses, und Sie werden alle wissen, daß sie uns dort mit ihrer Sachkunde wert⸗ volle und angenehme Mitarbeiter sind. Sie wissen ferner, daß die Arbeitersekretäre die Berater des Arbeiters sind bei allen seinen Wegen durch die manchmal komplizierten Irrgänge unserer sozialpolitischen Gesetzgebung, daß sie seine Rechte vertreten vor den Behörden, daß sie seine Rechte vertreten vor allen Dingen aber in allen denjenigen Fällen, in denen der Arbeiter Rechtsansprüche auf Grund der sozialpolitischen Gesetze zu verfolgen hat, daß sie seine Anwälte sind, insbesondere auch vor den Schiedsgerichten und dem Reichsversicherungsamt. Sie berufen Ver⸗ sammlungen der Arbeiter, sie führen in diesen Versammlungen, sie bringen aber auch die Beschlüsse, die in diesen Versammlungen gefaßt werden, meist formuliert mit und sie gehen mit den Aufträgen, die sie sich auf diese Weise haben geben lassen, ins Land, an die Behörden, hier in den Reichstag und in die Landtage der Bundesstaaten.
Nun frage ich, sind die Arbeitersekretäre, die alle diefe Aufgaben haben und mit Erfolg zu vertreten in der Lage sind, geeignet, gerade in die Arbeitskammern hineinzukommen, und diese Frage möchte ich wiederholt verneinen. Ich möchte noch einmal wiederholen, was ich schon, glaube ich, in einem früheren Stadium der Erörterung in dlesem hohen Hause gesagt habe, niemand wird die Notwendigkeit der Tätigkeit des Staatsanwalts und niemand wird die Not-
einige Erwiderungen an Herrn
wendigkeit der Tätigkeit eines Rechtsanwalts und Sachwalters
4
wird hier behauptet,
in Abrede stellen oder gar an der Ehrenhastigkeit . Tüchtigkeit dieser Berufestände zweifeln; gleichwohl ist ez darum! nicht gerechtfertigt, sie in die - Gerichthöfe zu berufen, in denn! Entscheidungen über ihre Anträge getroffen werden sollen. , meine Herren, so liegt es in einer großen Anzahl von Fällen. J
will Ihnen ein Beispiel vorführen, an das Sie sich ebenso Mt!
innern werden wie ich. Die Herren gehen hier in den Neichtta m einer langen Liste von Anklagen gegen eine bestimmte Industi daß die schwersten Mißstände in ö. stimmten Industriezweigen sich entwickelt hätten, und Sie be langen eine Aufklärung dieser Dinge. Solche Sachen gehen 1 Zukunft, wenn die Arbeitskammern eingerichtet sein werden, den V durch das Reichsamt des Innern an die Bundesstaaten mit dem E suchen, Gutachten der zuständigen Arbeitskammern darüber zu n anlassen, und in diesen Arbeitskammern wird es darauf ankomme daß der unpartelische Vorsitzende durch Fragen nach rechts und lin durch Rede und Gegenrede aufklärt, was ist von den Anllago die im Reichstag erhoben sind, begründet, und was ist nicht ä; gründet? sind die tatsächlichen Verhältnisse derartig, daß man hie Abhilfe schaffen kann ohne die Gesetzgebung? sind sie derartzg, de die Gesetzgebung einschreiten muß? ist es notwendig, daß eventuel der Bundesrat mit einer Verordnung eingreift? Wenn nun derselh Arbeitersekretär, der diese Forderung draußen in seiner Rewierlon ern formuliert hat, und der sie hier im Reichstag vertreten hat, n der Arbeitskammer sitzt und gewissermaßen berufen ist, ib seine eigenen Anträge, über seine eigenen Formulierungen un Forderungen eine Entscheidung zu treffen, so ist das unzweckmaßn und selbst wenn er im Laufe der Verhandlungen geneigt sein sollt. sich davon zu überzeugen, daß er in seinen Forderungen etwas zu weh gegangen ist, daß er sich in einem Punkte geirrt hat — das kann j jedem einmal passieren —, so wird es für ihn nicht immer ganz leich sein, das offen einzugestehen. Mir ist doch manchmal gesegt: „Ih Sie haben ganz recht; aber unsere Leute draußen im Lande!“ (21 Hue: Wer hat das gesagt? die preußischen Landräte?) — Herr Hu ich brauche keine Namen zu nennen; denn Sle glauben es mir aug so! (Große Heiterkeit. — Abg. Hue: Von hier ist es aber keiner gewesen — Ich habe nicht nach einer bestimmten Seite des Hauses, sonden geradeaus gesprochen! (Erneute Heiterkeit.)
Meine Herren, dieses Beispiel zeigt sehr klar, in wie schwierng Lagen ein Arbeitersekretär kommen kann, wenn er in Fallen, wie den eben von mir erörterten, über seine eigenen Vorschläge und Wünsch in einer Sitzung der Arbeitskammer zu befinden und mit zu be raten hat.
Nun werden Sie sagen: „Ja, das mag sein, solch Fälle sind denkbar; aber immerhin geht auf diese Wen der wertvolle Rat der Arbeitersekretäre den Arbeit kammern, den Behörden und ihren Verhandlungen verloren“ Mit nichten, meine Herren! Wenn ich die Wünsche der Arbeite sekretäre zu hören die Absicht und das Bedürfnis habe, dann brauch ich keine Arbeitskammern einzurichten (sehr richtig! rechts); ich hab die Freude, die Herren zu einem großen Teil hier zu sehen (Heite keit); ich habe die Freude, sie auch gelegentlich zu mir kommen g sehen; ich kann die Anweisung ergehen lassen — was i einer meiner früheren Stellungen schon öfters der Fall ge wesen ist — „Bitte, verständigt euch zunächst einma mit den Führern der Arbeiter, damit wir wissen, was si eigentlich wollen!! Also um die Wünsche der Arbeitersekretäre hören, brauchen wir keine Arbeitekammern. Endlich, meine Herren wenn die Unternehmer das Bedürfnis haben — und es wäre mit daraus mache ich gar kein Hehl, erwänscht, daß sie es in höheren Maße hätten, als es oft der Fall ist —, die Arbeitersekretäre zu hören, dann sind sie ebenso in der Lage, an die Arbeitersekretäre n schreiben: „Wir möchten uns mit euch über die und die Punkte aus sprechen!!“ Und von dieser Möglichkeit wird ja — davon bin i überzeugt — in dem Maße häufiger Gebrauch gemacht werden, wi die von dem Herrn Abg. Naumann in Aucssicht gestellte ideale Ent. wicklung des Arbeitersekretärs, die auch ich im Interesse unsemm sozialen Friedens erhoffe und erwünsche, fortschreiten wird; diest Möglichkeit der Verständigung wird wachsen in dem Maße, wie auch den Unternehmerkreisen die Abneigung schwindet, mit den Arbeiter sekretären in geeigneten Fällen zu verhandeln.
Also, meine Herren, die Arbeitersekretäre sind in den Arbeitskammern nicht nötig; und es ist auch nicht zweckmäßig sie in die Arbeitskammern zu berufen. Nun wird gesagt, mein Herr Amtevorgänger habe hier erklärt, er werde alle Vorschläge gerne prüfen und entgegennehmen, welche die Entsendung geeignete Arbeiter in die Arbeitskammern sicher stellten. Da muß ich Ihnen nun wirklich sagen: es gibt außer den Arbeltersekretären trotz ihrer vielgerühmten Vortrefflichkeit und ihrer zweifellel größeren Uebung und Erfahrung, doch eine ganze Reile von Arbeitern, die sehr wohl geeignet sind, unter der Leitung einch unparteiischen sachkundigen Vorsitzenden in den Arbeitskammern ihn Wünsche zu vertreten und bei einer einigermaßen geschickten Leitunm der Verhandlung die tatsächlichen Angaben zu machen, die zur Auf klärung der Sache nötig sind. Also, meine Herren, Sie brauchen die Arbeitersekretäre nicht, um das Gesetz so, wie es vorliegt marschfähig zu machen. Das werden Sie im Einste nicht be— haupten können. (Zuruf bel den Soz. — Mir wird zugerufen: di Abhängigkeit! Ja, sind denn die Arbeitersekretäre unabhängig? Guruf bei den Soz.: Aber nicht von den Arbeitgebern) — Nicht ben den Arbeitgebern, aber von den Arbeitnehmern sind sie nicht unabhängih— (Erneuter Zuruf bei den Soz: Sie sind ja auch Vertreter der Arbeiter — Meine Herren, wie oft sind Ihnen Ihre Auftraggeber bei der Verhandlungen unbequem geworden! (Na! na! und Widerspruch be den Sozialdemokraten. Also der Einwand zieht nicht. Auf da andern Seite kann ich nur das bestätigen, was der Herr Abg. Nan— mann gesagt hat: die Arbeitgeber werden sich hüten, einen Arbeite der Mitglied einer Arbeitskammer ist, zu entlassen (Na! na! bei den Sozial demokraten.), weil er sachgemäß und ruhig seine Angaben gemacht und die Interessen vertreten hat, die er zu vertreten berufen war. (Gumm bei den Sozialdemokraten: Sie werden nicht so unvorsichtig sein, das zu sagen, wie Herr von Dirksen) — Sie werden nicht unvorsichtig sein, es zu sagen: ja, ich bin der Meinung, si werden es nicht tun. Ich habe zu unseren Unternehmern das Zutrauen, und ich weiß es auß eigener Erfahrung sie werden es nicht tun, sie werden nicht Leute entlassen, die ledigli ihre staatsbürgerlichen Pflichten erfüllen. (Widerspruch und Zurn
bei den Sozialdemokraten: Radbod! — Meine Herren, über den
Radbobprozeß wollen wir uns bel dieser Gele ; j . genheit nicht unterhalten. — Sie werden mir also zugeben, daß auch ohne die Arbeitersekretäre
. und tüchtige Elemente in die Arbeitskammern kommen
Nun noch eins! Wir wollen diese Arbeitskammern errichten — das ist für mich, der ich an diesem Gesetze seit Jahren ö habe, einer der wefentlichsten Zwecke gewesen — um eine auf gesetz⸗ licher Grundlage beruhende neutrale Stelle zu schaffen, wo wir Arbeitnehmer und Arbeitgeber an einen Tisch setzen und sie, wenn ich mich so ausdrücken darf, daran gewöhnen können, miteinander ihre gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu beraten und Über die Interessen des einen und dez andern Teiles zu. verhandeln. Meine Derren, glauben Sie wirklich, daß dieses Ziel des Gesetzes erreicht wird, wenn Sie gerade die Rufer im Streit in den Arbeits kammern zusammenbringen? (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Um so besser wird es erreicht werden) Das ist mir im hohen Maße zweifelhaft. Lassen Sie die Arbeltskammern so, wie sie die verbündeten Negierungen empfohlen haben. Sorgen Sie dafür, daß das Gesetz in dem Sinne ausgeführt wird, wie wir es vorgelegt haben, und dann warten Sie ab. Wenn das Gesetz in dem Maße den Zielen des Friedens dient, wie wir es wünschen und erhoffen, dann wird in einiger Zeit vielleicht die Berufung der Arbeitersekretäre in die Arbeits kammern war nicht notwendig sein, aber, wenn sie gewünscht wird, wahr⸗ scheinlich auch den Widerspruch nicht mehr finden, den sie heute nach age der Dinge aus verständlichen Gründen finden muß. Ich kann Sie nur dringend bitten, meine Herren, gefährden Sie die Verab— schiedung des Gesetzes nicht durch die Aufrechterhaltung dieses Zusatzes in § 13. (Lebhaftes Bravo rechts und bei den Nationalliberalen.)
Abg. Schmidt⸗Berlin (Soi): Ich bedauere, daß der S = ekretär das Unannehmbar der Regierung so g hn en. Wir werden trotzdem für die Zuziehung der , stimmen, selbst auf die Gefahr hin, daß das Gesetz scheitert. Der Staats sekretär meinte, die Arbeitersekrekäre wären abhängig. Dasselbe kann man guch von Mitgliedern eines Aufsichtsrats sagen, die zugleich hier im Reichstage sitzen. Wie wenig Vertrauen wir zu den Unter⸗ nehmern haben können, beweist die (cklatante Tatsache, daß Sicher⸗ heitsmänner im Bergbau, noch ehe sie an die Ausübung ihrer Tätig⸗ keit herangingen, gemaßregelt wurden. Soll ich Sie an die Vor= gänge in Radbod erinnern, an die Maßregelung der Organisatlon der technischen Angestellten wegen ihrer Tätigkeit im Inter⸗ esse der Or anisationen auf sozialpolitischem Gebiet? In dem Derrschastsbereich des Herrn Hilger“ in Oberschlesien darf kein Angestellter Mitglied einer Organisation sein. Nach dem Zugeständnis autoritatipver Stellen haben sich die Arbeitervertrefer als Seisitzer der gewerblichen Schiedsgerichte als durchaus objektive Beurteiler erwiesen. Charakteristisch ist es, daß bei der Beratung der Reichtzversicherungsordnung in den Vorstand der Berufsgenoffen' schaft auch Aufsichts rats mitglieder zugelassen wurden, die gar nicht mehr praktisch tätig im Betriebe sind Ez wird pier also gegenüber den Unternehmern und den Arbeitern mit zweierlei Maß gemessen. Auch auf der Arbeitgeberseite haben Sie Personen, haben Sie Ver⸗ treter, die der Praxis des Betriebes fremd sind. Unsere Arbeiter⸗ sekretäre sind die besten Sachkenner, weil sie durch den Verkehr mit den Arbeitern immer wieder mit ihrem Beruf in Berührung kommen. Ich derweise auch auf das Beispiel Bayerns und Württem' bergs, wo die Regierungen den Ansprüchen der Arbeiter in bezug auf die Baukonttolle entgegengekommen '. Die Arbeiterbewegung muß ihr Spiegelbild guch, in der sozialen Gesetzgebung finden. Selbst wenn Sie die Arbeitersekretäre herausbefördern, so werden wir dafür sorgen, daß Vertreter in die Arbeitskammern hineinkommen, die mit der ganzen Sachkenntnis ihres Berufs ausgestattet sind und vielleicht mit noch größerer Entschiedenheit für die Arbeiterinteressen eintreten, als dies oftmals die Angestellten der Berufsorganisationen können. Was uns veranlaßt, vor allem auf die Wählbarkeit der Arbeitersekretäre Wert zu kegen, ist unser Wunsch, den ewigen Haß der Unternehmerorganisatlonen aus dem Wege zu gehen und Maß regelungen vorzubeugen. Wenn beim Reich tags wahlrecht das 26. Jahr ausreicht, so ist es auch bei der Tätigkeit der Ärbeits= kammern möglich.
Abg. Behrens (Wirtsch. Vgg.): Ich habe das Empfinden, daß der Vorredner bereits mit der Möglichkeit rechnet, daß Arbeits kammern auch ohne Arbeitersekretäre zusammenzustellen sind, aber wir wollen nicht Gesetze machen, durch die diejenigen, die in eine Institution hinein geschickt werden sollen, nicht auf geradem Wege hineingelangen. Gewiß wird man später gegebenenfalls die Arbeitersekretäre wählbar machen, aber worauf wird sich das begründen? Die Gewerkschaftsbeamten wer? den zu einem Kampfe aufgefordert, bis sie das Ziel erreicht haben. Wer sind die Gegner und wer die Freunde der Wählbarkeit der Otganisationssekretare? Die „Arbeitgeberzeitung spricht ganz offen aus, daß sämtliche Stimmen, die von Arbeitgeberverbänden im gegnerischen Sinne laut geworden sind, von dem Zentralverband deutscher Industrieller und von den Vereinen deutscher Arbeitgeberverbände beeinflußt worden sind, indem einfach eine Resolution zur An⸗ nahme gebracht wurde. Man weiß, daß auf solche Resolutionen wenig zu geben ist. Auf der anderen Seite stehen alle diejenigen Arbeitgeber und Arbeitgeberorganisationen, die bereits mit ken Arbeitern und den Gewerkschaftlern am runden Tisch zusammen⸗ gesessen haben. Ferner steht hinter uns das gesamte deutsche Hand- werk, sämtliche Innungen, der gesamte Mittelftand und die gesamte nationale Arbeiterschaft. Auf der einen Seite also das Groß⸗ kapitgl, auf der anderen die mittleren und feineren Arbeitgeber, die Industriebeamtenschaft, die ganze Arbeiterschaft und die AÄrbeit⸗ geber, die sich praktische Erfahrungen erworben haben. Da fällt uns die Entscheidung nicht schwer. Wir stimmen für praktische Mittelstands⸗ und Sozialpolitik und sprechen unt für die Wählbat— leit, der Organisationssekretäre auß. Wir können uns nicht ent. schließen, in diesem Stadinm der Beratung von der Kommissions= fassung abzugehen.
Abg. Giesberts (Zentr. : Der Staatssekretär hat sein Unannehm— har gegen die Wählbarkeit der Arbeitersekretäre in ein lobendes Anerlenntnis für deren Tätigkeit eingewickelt. Er meint, es gäbe so viel tüchtige deutsche Arbeiter, daß es nicht nötig sei, he⸗ sondere Arbeitersekretäre zu wählen. Gewiß, aber foll ein ein— zelner Arbeiter, nachdem er 12 Stunden gearbeitet hat, sich so in den Stoff, den die Arbeitskammer zu bewältigen bat, Vertiefen, daß er ein sachberständiges Gutachten abgeben kann? Die armen Leute werden mit Statistiken und Redefloskeln so zu—⸗ gedeckt von der anderen Seite, daß sie überhaupt nicht imehr ver— alt ungefahi sind. Wir werden an dem Kommissionsbeschluß fest— alten.
Abg. Kulerski (Pole): Ich kann mich dem Lob der Arbeiter— sekretäre nur anschließen, aber gerade weil sie so tüchtig sind, muß ihnen die Wählbarkeit verliehen werden. Parteipolitische Kämpfe sind nicht zu befürchten. Ohne diese Bestimmung wird auch für uns der Entwurf wertlos.
Damit schließt die Debatte.
In der Abstimmung wird zunächst Ziffer 3 des 8 13 aufrecht erhalten, entgegen dem Antrage der Sozialdemokraten. Für die Streichung stimmen außer den Antragstellern auch die beiden Parteien der Rechten. Sodann erfolgt über den Zusatz der Kommission, betreffend die Wählbarkeit der Organisakions⸗ sekretäüre, namentliche Abstimmung.
. Mit 193 gegen 111 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung wird der Zusatz der Kommission angenommen. ö 5 13 bleibt somit unverändert nach den Kommissione—
ahne Debatte nach den Kommissions⸗ die Kosten der Cinrichtung und
rn die Gemeinden tragen, die
Ortsstatut deren Erstattung von
3 . nach , wn
enden rbeitskammer aufzustellenden e, 9
Abg. Severing (Son) befürwortet einen Antrag. die Kosten
auf das Reich zu übernehmen. ; t
Der Antrag wird abgelehnt, 8 , ., J,, n be eln
nitt V 35 23 regeln die Geschäftsführung.
Nach 8 26 führt der Vorsitzende die laufende Verwaltung und die Geschäfte der Kammer und vertritt sie.
Abg. Hoch (Soz) tritt für einen Antrag Albrecht ein, der die laufende Verwaltung und die Führung der Geschäfte einem Verwaltungs— ausschuß übertragen will, der von der Arbeitskammer gewählt wird und dem mindestens ein Arbeitgeber und ein Arbeitnehmer als Mit- glied angehören muß. Die Vorlage und die Kommission hätten eine einseitig hureaukratische Verwaltung im Auge, in der die Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht mitzureden haben sollen. Eine solche Einrichtung könnte auf das Vertrauen der Arbeiter nicht rechnen. Ferner sollten nach II zwar die Verhandlungen der Kammer öffentlich sein, aber der Vorsitzende erhalte do gleich⸗
i das Necht, die Oeffentlichkeit aus zuschließen. 8 ent⸗ präche der Würde der Kammer mehr, wenn auch hierbei eine Mit wirkung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer stattfindet. Der Antrag
Albrecht schlage alfo vor, daß die Befugnis des BVorsitzenden zum Ausschluß der Oeffentlichkeit gebunden sein solle an die Zustimmung eines Drittels der Mitglieder. Endlich müsse, die in 39 vorgeschrieben Genehmigung der Geschäftsordnung durch die Aufsichtsbehörde in Fortfall kommen.
Unter Ablehnung der Anträge Albrecht wird die Vorlage in der Kommissionsfassung durchweg unverändert ohne weitere Debatte angenommen. Abschnitt VI S5 40 423 betreffen die . In 8 41 ist die Befugnis der Aufssichts⸗ behörde zur Auflösung der Arbeitskammer statuiert, wenn letztere die Erfüllung 6 Aufgaben verngchlässigt, sich gesetz⸗ widriger Handlungen ober Unterlassungen schulbig macht, durch die das Gemeinwohl gefährdet wird, gesetzlich zulässigen Zwecke verfolgt.
S8 41 wird, nachdem der Abg. Severing die Streichung kurz empfohlen hat, unverändert angenommen.
Abschnitt Wa (neu) trifft in 8s 422-42 nähere Be⸗ stimmungen über die eventuelle Bildung von Abteilungen für Angestellte.
Abg. Dr. Pott hoff (fortschr. Volksp. kommt guf die großen Schwierigkeiten zurück, die die gestern erfolgte Ablehnung der Schaffung von Abteilungen für Handelsangestellte für die Schaffung einer Vertretung der Handlungsgehilfen mit sich bringen werde Die
Kaufmann kammern werde man wohl nie zu stande kommen fehen es werde also hier die einzige günstige Gelegenheit verpaßt. Näher auf die Materie einzugehen, wird von dem Vizepräsidenten Dr. Spahn unter Dinweis auf die Ablehnung des Prinzipalantrages Ablaß zu 7 dem Redner verwehrt; letzterer behält sich vor, in dritter Lesung auf die Frage zurückzukommen.
s 422 wird unverändert angenommen, ebenso nach un⸗ erheblicher Debatte der Rest dieses Abschnitts.
Abschnitt VII enthält die Schlußbestimmungen (S5 43 - 45).
s 43 besagt: Auf Betriebe, die unter der Heeres⸗- oder Marineverwaltung stehen, finden die Vorschriften dieses Gesetzes keine Anwendung.“
Abg. Sir Zentr.) vermag nicht einzusehen, warum die Arbeiter dieser Betriebe nicht auch der Wohlfahrten des Gesetzes teilhaftig werden sollen. ö Abg. Legien (Soj) spricht den Wunsch aus, daß auch die Partei⸗ freunde des Vorredners dein Antrage der Soztaldemokraten auf Streichung dieses Paragraphen stattgehen werden. Was den Gisenbahnarbeitern ncht, sei, müsse doch den Arbeitern in den Betrieben der Heeres. und Marineverwaltung billig sein.
21 unverändert ange⸗
oder andere als die
Stellvertreter des Reichskanzlers Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:
Meine Herren! Ich bitte das hohe Haus dringend, dem Antrage auf Streichung dieses Paragraphen nickt stattzugeben. Was die formal-juristische Seite der Sache betrifft, so liegen die Dinge folgendermaßen.
An sich sind zweifellos die Betriebe der Heeres⸗ und Marine⸗ verwaltung keine Gewerbebetriebe. Sie fallen infolgedessen nicht unter die Gewerbeordnung, sie dürfen infolgedessen auch nicht unter dieses Gesetz fallen, aus den Gründen, die wir ja bei einem anderen Paragraphen eingehend erörtert haben.
Nun ist aber in einem ähnlichen Falle und zwar 5 81 des Gewerbegerichtsgesetzes ausdrücklich die Ausnahmestellung der Betriebe der Heeres, und Marineverwaltung hervorgehoben, und es hat uns aus diesem Grunde zweckmäßig erschienen, die Bestimmung in das Gesetz aufzunehmen, damit keine Zweifel darüber entstehen, daß die Angelegenheit hier ebenso bebandelt werden soll, wie im Falle des Gewerbegerichtegesetzes. Sachlich liegen die Dinge hier ähnlich wie bei der Eisenbahnverwaltung. Es handelt sich hier um Betriebe, die unter den Gesichtepunkten der öffentlichen Sicherheit und Ordnung eine Sonderstellung behalten müssen, die es nicht gestattet, ihre Arbeiter mit den in Privatbetrieben tätigen Arbeitern gleich zu be⸗ handeln. Die Dinge liegen hier anders als in den Fällen der Berg⸗ werke und Aufbereitungsanstalten, hinsichtlich deren wir uns mit gewissen Modifikationen mit der Einbeziehung in das Gesetz einver⸗ standen erklärt haben.
Abg. Schirmer (Zentr): Es wird nach außen keinen guten Ein— druck machen, daß die Regierung von diesem 6 das alle gewerb⸗ lichen Arbeiter ber ft, die Arbeiter der Staatsbetriebe ausschließt. Ein Teil meiner Freunde wird, wie in der Kommission, auch im Plenum gegen diesen Paragraphen stimmen.
Auf eine Bemerkung des Abg. Legien erwidert der
Stellvertreter des Reichskanzlers Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:
Der Herr Abg. Legien hat insosern recht, als man rein volke— wirtschaftlich betrachtet, darüber streiten kann, ob eine vom Staate betriebene Eisenbahnunternehmung ein Erwerbgunternehmen ist oder nicht. Diese Streitfrage zu erörtern ist aber müßig, weil zweifellos nach den Bestimmungen des z 6 der Gewerbeordnung die Gewerbe⸗ betriebe der Eisenbahnunternehmungen, wie es, soviel ich mich er— innere, wörtlich heißt, nicht unter die Gewerbeordnung fallen. Anders liegen die Dinge zweifellos hier; denn bei den Betrieben der Heeres und der Marineverwaltung fehlt jede auf Erwerb gerichtete Tätigkeit. Das sind Betriebe, die lediglich für öffentliche Interessen unterhalten werden und bei denen jede auf Erwerb gerichtete Tätigkelt wegsallt;
beschlüssen bestehen.
aus diesem Grunde können sie nicht unter die Gewerbeordnung fallen. — 4
Geräten ist besonders auf Vorhandensein aller Teile zu
Ss 43 wird mit großer Mehrheit ar des Gesetzes ohne Ki . nach den angenommen. Die von der 6a lutionen, betr. die staatlichen Arbeiterqusschüss et: Schaffung einer ständigen Vertretung für die Angestellten Handelsgewerbes, gelangen ebenfalls zur Annahme. Damit . , Beratung des Entwurfs eines Arbeitskammerge erledigt. . . .
Schluß nach 6 Uhr. . Nächste Sitzung Freitag, 1 Uhr. (Erste Lesung des Etats
ür 1911 und des Gesetzentwurfs über die Friedenspräsenzstärk 3 deutschen Heeres.) ; t ,, J
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern zusamm engestell ten Nachrichten für Handel und .
Fischhandel Schwedens mit Deutschland.
Der Verband der schwedischen Fischhändler in Stockholm hat Erhebungen über den gegenwärtigen Stand des ischhandels mit Deutschland und anderen fremden Ländern angestellt und das Re⸗ sultat derselhen dem Landwirtschaftgamt unterbreltet. Aug dem Bericht ergibt sich, daß der Wert des gesamten Fischhandels Schwedens mit dem Auland im Jahre 1969 über 25 Millionen Kronen betrug, Auf die Ausfuhr entfielen 9 Millionen Kronen, woran. Deutschland mit etwa 6 Millionen Kronen beteiligt war. Be— deutend mehr als die Hälfte der schwedischen Fischausfuhr während der Jahre 1997 1909 ih nach Deutschland, nämlich 56 12 bezw. om? und 56,3 o/ der us fuhr. Hinsichtlich der Ausfuhr frischer Heringe nimmt Dentschland einen noch wichtigeren Platz ein als bei der gesamten Fischausfuhr, An der Fischausfuhr des Jahres 1909 . frische Heringe mit ; beteiligt, von denen 59 46 o, nach Deutsch⸗ and gingen.
Der Wert der . von Deutschland nach Schweden belief sich im Jahre 1569 auf etwag über 4 Millien Kronen. Tie all⸗ gemeine Bedeutung der Fischausfuhr in Schwedens andeltumsatz mit Deutschland erhellt daraus, daß die Fische in der usfuhr nach Deutschland nach den greßen Stapelartikeln, Holz, Metalle, Papier⸗ masse und Steine den ersten Platz einnehmen.
In Anbetracht des bedeutenden Fischumsatzes mit Deutschland
wünscht der Fischhändlerverband die möglichst baldige Anstellung eines Fischereikonfulenten in Deutschland seitens des schwedischen Staats. Derselbe soll, nach den Vorschlägen des Verbandes, vom Landwirtschaftgamt ressortieren. bei der schwedischen Gesandtschaft in Berlin jede mögliche Unterstützung finden und seinerseits der Ge⸗ sandtschaft mit Rat zu Diensten stehen. Seine hauptsaächlichste Wirk samkeit soll in der Mitteilung aller für den Fischhandel erforder⸗ lichen und nützlichen Aufklärungen bestehen; ferner soll ihm der Ausgleich und die Schlichtung von Streitigkeiten und Gegensãtzen obliegen, welche bei geschäftlichen Transakticnen im Fischhandel ent= stehen können. Als Gehilfen sollen dem Fischereikonsulenten in erster Linie Personen zugeteilt werden, welche später in die Fischerei⸗ berwaltung eintreten wollen; aber auch Studierende der Staats wissen⸗ schaften können in Betracht kommen, welche vor ihrer Entsendung nach Berlin sich nachweislich gute Kenntniffe in den Hauptzügen der Fischerei und des Fischhandels erworben haben. Der vom Landwirtschaftzamt zur Aeußerung aufgeforderte Fischerei⸗ intendant hat die Anstellung eines Fischereikonfulenten in Deutschland dringend befürwortet, in der Vorausfetzung, daß sich hierfür eine durch⸗ aus geeignete Persönlichkeit finden läßt.
In der Republik Honduras absatzfähige Waren.
Einem amerikanischen Konsulatsberichte aus Te ucigalpa in Honduras werden folgende Bemerkungen über die bf e ver⸗ schiedener Waren in der genannten Republik entnommen:
Da das Reisen in Honduras größtenteils zu Pferde oder Naultier bewerkstelligt wird, so besteht eine große Nachftage für Sättel, Sporen, Zügel, Halfter, Gamaschen, Kha ki⸗ anzüge, Schwanzriemen, Satteldecken. Der biligste im Lande hergestellte Sattel kostet mehr als 8 s (Dollar); er ist nicht Rauerhaft und wird nur bon der ärmeren Bevölkerung benutzt. Bessere Sättel stellen sich auf 25 bis 27 8. Die eingeführten Sättel sind zumeist zu breit und verursachen dem Tiere Schaden. Dennoch werden viel importierte Sättel wegen ihrer größeren Dauerhaftigkeit gebraucht, aber nach vorhergehender Umpolsterung. Schwanzriemen werden wegen der steilen Wege immer gebraucht, fasss der Sattel nicht mit doppeltem Leibgurt versehen ist. Die inländischen Schwanz riemen sind gut gepolstert, sodaß ft das Tier möglichst wenig ver⸗ leßen können; sie werden zu 25 bis 30 Cent verkanft, gehen aber leicht entzwei, da sie aus Pflanzenfaser hergestellt sind. — Auch Kautschukmäntel, die sich zum Gebrauche im Sattel eignen, finden guten Absatz.
Komplizierte landwirtschaftliche Geräte finden noch wenig An— klang, aber für Pf lüge würde sich ein guter Absatz finden, besonders wenn sie im Gebrauche vorgeführt würden. Sie müßten wegen der Kleinheit der Pferde leicht, dabei aber sehr stark sein, da die Lecker an den Bergabhängen viel Steine enthalten. Gußeiserne Pflüge würden sich nicht eignen. Wo tiefgehende, eingeführte Pflüge ver wendet wurden, erzielte man sehr günstige Ernteergebnisse, da die ein⸗ heimischen, aus Holz hergestellten Pflüge den Boden nicht genügend lockern können. Zuckerrohrpressen moderner Art wären auch nicht schwer einzuführen, da gegenwärtig mit wenigen Ausnahmen böljerne, von Ochsen gedrehte Maschinen zum Auspressen des Zuckersaftes benutzt werden. Der Saft wird in großen Tontöpfen gekocht, an deren Stelle eiserne Gefäße wohl unschwer Eingang finden könnten. Weißer Zucker wurde bisher zumeist importiert, wird aber nun schon in geringer Menge im Lande hergestellt. Maschinen zum Raffinieren des Zuckers werden daher einen Markt finden. Auch Maschinerien für die Destillation von Rum werden sich einführen lassen, da jährlich rund 709 009 Flaschen Rum schon jetzt in Honduras bergestellt werden. Brot wird n Republik aus Mals hergestellt (Fortilsia, eine Art Maigkuchen). Der Mais wird in Kalkwasser eingeweicht und dann auf einem „AMetate“ genannten Steine zerquefscht. Bas er— fordert mühevolle Arbeit, Es wäre zu empfehlen, mechanische Ma iß⸗ mühlen in n. Weise anzupreisen; voraussichtlich würden sie leicht verkäuflich sein. Zum Pflanzen des Maises wird ein langer Stab mit eiserner Spitze, Pujaguante genannt, verwendet; ver⸗ einzelt benutzt, man schon Hacken zu dem Zwecke. Versuche, die Hacken allgemein statt des Fujaguante einzuführen, erscheinen aus. sichtsreich. Aexte werden viel gebraucht. Zu den ohne Stiel verkauften verwenden die Eingeborenen selbstgefertigte Stiele. Sie lernen aber die Vorzüge der eingeführten Aerte mit Stielen schnessf schätzen, und solche finden daher zunehmenden Absatz. ;
Ferner besteht Nachfrage für Futterschneidemaschinen; die deutschen werden bevorzugt, weil sie herausnehmbare Klingen haben, die geschliffen und . werden können, während das
amerikanische Fabrikat na , Klingen wertlos wird. Teiletteartikel, Medizinen. Auch der Verfuch, Buttermaschinen und Dondnuras zu liefern, da .
Absatzfäbig sind ferner: Baumwollen⸗ und Wollenwaren, Phonographen einzuführen, dürfte sich lohnen. . Ia Hen nech
paraturen zumeist dort nicht ohne gr
Schwierigkeiten ausgeführt werden können. t
Drell. Posamenten, Galanteriewaren, Nähmaschieen, Kleir Allgemein empfiehlt es sch, nur gute, haltbare S Bei landwirts 9. ö.
nötigenfalls sind Beschreibungen mitzugeben. (Nach Dal Gontzujar ;
and Trade Reports.)