1911 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Feb 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preuszen. Berlin, 2. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Infanterie von Moltke und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker entgegen.

In der am 1. Februar unter dem Vorsitz des Staats ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend die Festsetzung der von den privaten Ver⸗ sicherungsunternehmungen für das Kalenderjahr 1910 zu er hebenden Gebühren, und der Vorlage, betreffend die Prägung von 40 Millionen Mark in Silbermünzen, die Zustimmung erteilt. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben wegen Erlaß und Erhebung von Zöllen und Abgaben Beschluß gefaßt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrgts für Handel und Verkehr, für das Seewesen und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.

Der Hamburgische Bevollmächtigte zum Bundesrat, Senator Dr. Sthamer ist in Berlin angekommen.

sind S. M. Flußkbt. Hankau, S. M. S.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ „Vaterland“ am 30. Januar in KH „Leipzig“ vorgestern in Kalkutta und S.

gestern in Nanking eingetroffen.

Württemberg. In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer erklärte

der Kultusminister, daß die Staatsgewalt an der näpst. lichen Verfügung über den Modernisteneid nicht achtlos vorübergehen könne, B

und führte laut Bericht des „W. T. weiter aus:

Das Motu

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Proprio habe in Universitätékreisen das größte Interesse hervorgerufen. Für den Staat handle es sich in erster Linie um die Frage, welche Wirkung die päpstliche Verfügung auf Bie wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität ausüben werde. Da nach dem Erscheinen der Enzklika Pascendi der Bischof von Rotten burg die Erklärung abgegeben hätte, daß die Vorschristen in der Enzyklika auf die staatlichen Universitäten keine Anwendung fänden, habe er nach dem Erscheinen des Motu Probrio angenommen, daß auf diese neue dasselbe zutreffe. Die Richtigkeit dieser Anschauung Bischof bestätigt. ‚Es ist aber, fuhr der Minister fort, 'nicht zu verkennen, daß,. die Zukunft Schwierigkeiten erwachsen könnten. Wenn auch die Leh

freiheit bei der katholisch-theologischen Fakultät bisher gewissen Schranken untenlegen hat und mit Rücksicht auf den Zweck der Aus bildung von Dienern der Kirche stets unterliegen wird, so wird doch die Beschränkung der freien Forschung durch die Gebunden heit, die der geforderte Cid auferlegt, für die Zukunft eine Verstärkung erfahren, die die Frage aufwirft, inwieweit sie mit der Grundlage unserer Universitäten vereinbar ist. Der Staat wird sich nicht leicht dazu entschließen, auf die Ausbildung der Geist⸗

Verfügung habe der

betreffend die Unterstützung

des Abrüstungsvorschlages des Präsidenten Taft, angenommen, den Antrag auf Aufhebung der osterreichischen Botschaft beim Vatikan abgelehns.

Der Marineausschuß der Ungarischen De— legation hat gestern die Generaldebatte über das Marine— budget beendet. Sowohl oppositionelle wie auch regierungs— freundliche Redner verlangten, daß angesichts der drückenden Lasten, die die Entwicklung der Marine an die Nation stelle, die ungarische Industrie entsprechende Rekompensationen erhalte. Schließlich wurde ein Unterausschuß eingesetzt zur Prüfung der quotenmäßigen Aufteilung der Marinebedürfnisse. ,

Der böhmische Landes ausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung, obiger Quelle zufolge, mit den Stimmen der Tschechen gegen die Stimmen der beiden deutschen Beisitzer abermals den Beschluß gefaßt, die Landesumlagen um 10 Prozent auf 65 Prozent zu erhöhen. Dieser Beschluß ist bereits einmal von der Regierung nicht genehmigt worden. Die Erhöhung der Landesumlagen soll zur Behebung der infolge der Sbstruktion der Deutschen im Landtage hervor gerufenen Finanznot des Landes dienen.

Großbritannien und Irland.

Die Mitglieder des Unterhauses begaben sich gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in der üblichen Weise unter Voran⸗ tritt des erwählten Sprechers nach dem Hause der Lords, um dort die Ankündigung der Königlichen Zustimmung zur Ernennung des Sprechers zu vernehmen. An der Schranke des 2ber hauses stehend, bekräftigte Mr. Lowther in der historischen Formel die Unverletzlichkeit der Privilegien der Gemeinen und bat zu gleicher Zeit, daß man alle Irrtümer auf seiten des Hauses ihm anrechnen möge. Sodann kehrte der Sprecher, der inzwischen seine Amtstracht angelegt hatte, nach dem Unterhause zurück, leistete seinen Eid und trug seinen Namen ein. Minister und frühere Minister folgten seinem Beispiel, dann die übrigen Mitglieder des Hauses. Am Ende der heutigen Sitzung wird die große Mehrzahl der Mitglieder vereidigt sein und das Haus wird sich dann bis zum Montag, den 6. Februar, vertagen.

Ruszland.

Die gestrige Tagesordnung der Reichs du ma betraf die Kanalisation St. Petersburgs.

In der Debatte über den zweiten Teil der Vorlage, der die Organisation der Arbeiten der Regierung zuweist, wenn die Stadt verwaltung die ihr auferlegten Aufgaben nicht innerhalb der fest⸗ ̃ einige Abgeordnete laut Bericht J ende Anlagen in Städten durch⸗

tadtverwaltungen selbst durchgeführt werden müßten.

des Innern tolypin trat für die Vorlage ein und sagte, mit Schmerz und Scham habe er die Vor⸗ vürfe vernommen, daß Rußland ein Herd für Infektionskrank— heiten sei. Man könne nicht vergessen, daß in Fragen wie Kanali sation und Wasserversorgung sich immer dieselbe Geschichte wiederhole. Der Minister verwies dafür auf Berlin und die Stadtverwaltungen in England und Frankreich und unterstrich besonders die soziale Be deutung des nicht durch die Bedürfnisse der leitenden, sondern der breiteren Klassen hervorgerufenen Projekts. Stolypin wies die Not— wendigkeit nach, der Regierung das Recht zuzugestehen, auf die städtische Selbstverwaltung einzuwirken. Ohne den Glauben an die Macht der Staatsidee könne man weder Gesetze geben noch regieren. Der Minister schloß: Die Regierung bittet Sie, den festen Entschluß zu unterstreichen, die Sanierung der Residenz zu Ende zu führen, indem Sie nicht an die EGigenliebe einzelner Persönlichkeiten der lokalen Selbstverwaltung, sorern an das arme Volk, das Proletgriat, derken, von dem so Täufig als Trumpf im politischen Spiel ge— sprochen wird und das unter unmöglichen sanitären Bedingungen zu⸗ grunde geht. Ihnen liegt die wichtige soziale Frage der staatlichen Einwirkung auf die Existenzbedingungen wirtschaftlich abhängiger

Massen vor. Die Frage kann nur vom staatlichen Standpunkt korrekt

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lichen auf staatlichen Universitäten zu verzichten und sie an rein kirch⸗ liche Anstalten zu verweisen. Aber auch die Kirche hat ein Interesse daran, daß ihre Diener die Fühlung mit dem geistigen Leben der Gegenwart nicht verlieren. Das Schreiben des Papstes an den Erz— bischof von Cöln ist allerdings geeignet, die an sich schon gespannte Lage in bedauerlichem Maße zu verschärfen. Wir wollen jedoch auch diefer Kundgebung gegenüber Ruhe und Kaltblütigkeit bewahren.“

Elsasz⸗Lothringen.

Der Landes ausschuß ist gestern zu seiner 38. Tagung zusammengetreten. Der Statthalter Graf von Wedel, dem der Staatssekretär Freiherr Zorn von Bulach sowie die Unter staatssekretäre Petri und Mandel zur Seite standen, eröffnete die Session mit Verlesung einer Ansprache, in der er, „W. T. B.“ zufolge, zunächst der dem Reichstag vorliegenden beiden Gesetzentwürfe, betreffend die Verfassung Elsaß Lothringens und betreffend die Wahlen zur künftigen Zweiten Kammer, gedachte und die Hoffnung aussprach, daß das Verfassungswerk die Zustimmung von Bundesrat und Reichstag erhalten werde. Zur Finanzfrage des Landes erklärte der Statthalter:

Die Schäden und Mißernten infolge außergewöhnlicher Witterungsverhältnisse hätten erhebliche Steuerausfälle mit sich ge⸗ bracht und die Aufwendung außerordentlicher Mittel notwendig ge⸗ macht. Wenn es trotzdem gelungen sei, ohne weitere Erhöhung der Steuerzuschläge den Etat im Gleichgewicht zu halten, so sei dies nur durch Zurückslellung dri Ausgaben bis zur Reform der direkter möglich gewesen. rechtigten Wünschen zablreicher Beamtenklassen um ihrer Bezüge unmittelbar zu rechen, gestatte gedrückte Finanzlage nicht, angesichts der e in den

durchge :

Ut aß⸗Lothringen

igung, die der Weinbau im verflossenen Jahre der Witterung und durch das Auf reten von Schädl habe in vollstem Maße die Anteilnahme der Regierung gefunden. Dem von allen Seiten geäußerten Wunsche, durch Erlaß der Grundsteuer notleidenden Winzern entgegenzukommen, solle trotz der egenstehenden finanziellen Schwierigkeiten bei Einverständnis des Landesausschusses entsprochen werden. Im übrigen würde es die Landesverwaltung als ihre Aufgabe betrachten, im Einvernehmen mit Volksvertretung die Bekämpfung der Rebschädlinge einheitlich und planmäßig zu organi— sieren, wobei die tatkräftige Initiative der Gemeinden sowie der land⸗ wirtschaftlichen und Fachvereine unerläßliche Vorbedingung sei.

Schließlich erinnert die Ansprache des Statthalters daran, daß der günstige Seuchenstand in Frankreich es erfreulicher

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eng

weise ermöglicht habe, im Einverständnis mit der Reichsregierung die Grenze gegen Frankreich für die Einfuhr bestimmter Marten eine Anzahl

und in

Schlachtvieh in die größeren Städte d zu öffnen.

von ieh in di ren Orten mit industrieller Bevölkerung

Von

Oesterreich⸗Ungarn.

*

Der Ausschuß der Oesterreichischen Delegation

gelöst werden.“ 2 13. ,

In der Abendsitzung der Duma erklärte der Finanzminister Kokowtzow, obiger Quelle zufolge, im Namen der Regierung auf eine Anfrage, betreffend die Pestepidemie in Charbin:

In Charbin würden dieselben Maßregeln zur Bekämpfung der Pest angewandt, die im November auf der Station Mandschurija getroffen worden seien und innerhalb sechs Wochen zu einem voll ständigen Aufbören der Erkrankungen geführt hätten. Nach Ansicht berühmter Spezialislen könne die Wissenschaft keine anderen Maßregeln als die bereits von der chinesischen Bahn angewandten empfehlen. Als günstiges Ergebnis müsse es angesehen werden, daß in Charbin bisher von den Europäern nur diejenigen erkrankt seien, die sich der Bekämpfung der Pest widmeten. Der Pauptherd der Epidemie sei das Chinesen viertel Fudsiadian, das ven Charbin durch Kordons abgesperrt sei. Eine Bekämpfung der Seuche auf chinesischem Gebiet sei für die russischen Behörden aus politischen und technischen Gründen un— möglich. Die Cbhinesen verbreiteten das Gerücht, die Pest sei von den Russen nach Mandschurel eingeschleppt worden, damit das Land veröde und dann von den Russen in Besitz genommen werden Bestehen vieler Pestherde auf chinesischem Gebiet un ie ganze Lebensweise der Chinesen machten es den russischen Behörden einfach unmöglich, die Verantwortlichkeit für eine Bekämpfung euche auf chinesischem Gebiet zu übernehmen. Gegen die ? ng der Pest ins Reich durch die Eisenbahn seien f n getroffen. Alle aus Charbin ausgeführten Waren würden dekinfiziert, Springmausfelle würden nur nach sorg⸗ fältigster Desinfektion weiterbefördert und die Post gehe durch die Hände eines Arztes und werde nötigenfalls desinfiziert.

Nach der Rede des Finanzministers gab die Duma dem Wunsche Ausdruck, daß möglichst bald eine wissenschaftliche Untersuchung der Pestepidemie eingeleitet werden möge.

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Italien.

Der König von Sachsen ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern mittag an Bord des Dampfers „Großer Kurfürst“ in Neapel eingetroffen und hat mit dem deutschen Konsul und dem Gefolge einen Ausflug im Automobil nach Capo di Posillipo gemacht. Am Abend begab sich der König wieder an Bord des Dampfers, der um Mitternacht nach Aegypten in See ging.

In der Deputierten kammer dauert seit dem A. Januar die Debatte über einen von dem Deputierten Canepa und dreiundzwanzig anderen Mitgliedern der äußersten Linken eingebrachten Antrag, betreffend die Verteuerung der Lebensmittel, an. Der Antrag lautet:

Die Kammer wolle mit Räcksicht auf die starke Verteuerung der Lebensmittel, die durch die im Winter in mehreren Landesteilen herrschende Arbeitslosigkeit und durch die Krisis in einigen Industrie⸗ zweigen noch versch werde, die Regierung ersuchen, Maßnahmen zu treffen, durch die sofort und dauernd die übermäßige Verteuerung der Volksnahrungsmittel wie Brot, Fleisch, F sche und Zucker beseitigt werde.

Auf die Ausführungen eines Sozialisten im Laufe der gestrigen Sitzung, der eine Herabsetzung der Militärlasten ver langt hatte, antwortete der Ministerpräsident Luzzatti, obiger Quelle zufolge:

des Salzes für bestimmte Zwecke ermäßigt worden sei, und betonte, die Regierung erhalten

müsse das Gleichgewicht des Budgets aufrecht und auf dieser Grundlage für die Sicherheit des Landes sorgen. Luatti wies dann auf die zur Förderung der Fisch⸗ zucht getroffenen Maßnahmen sowie auf die Ermäßigung der Ge— bühren für die Einfuhr von Rindvieh aus Erythrän und dem Somaliland hin. Man müsse und werde die Verhbilligungspolitik fortsetzen, soweit sie mit dem Budget in Einklang zu bringen sei. Der Abg. Morelli und andere schlugen vor, in Wortlaut des Antrags Canepa die Worte „die Kammer hat Vertrauen zu dem Werke der Regierung“ aufzunehmen. Die Debatte über diesen Zusatzantrag wurde schließlich mit Zu stimmung des Ministerpräsidenten auf die heutige Tagesord nung gesetzt und die Sitzung geschlossen.

den

Portugal. Der Oberste Gerichtshof hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ den Beschluß des Appellationsgerichts, der sich

zugunsten Joao Francos ausgesprochen hatte, bestätigt.

Niederlande.

M der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer kam bei der allgemeinen Beratung des Budgets die Frage der Küsten verteidigung zur Erörterung.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Liberale Staal, die Rezierung habe dadurch, daß sie den Entwurf über die Küsten verteidigung vorgelegt habe, zwar einen Beweis von Mut gegeben, aber nicht von Sparsamkeit oder Taktgefühl. Seines Erachtens sei die Stärkung der strategischen Stellung Hollands an der Ostgrenze ein dringenderes Erfordernis, denn ein von Westen kommender Angriff hätte weit größere Schwierig⸗ keiten zu überwinden. Die Ueberschwemmungslinie * uchi genügend für die Verteidigung Hollands deshalb hätte die Regierung der Vollendung der Amsterdamer Werke den Vorzug geben sollen. Der Katholik van Voorst tot Voorst drückte die Hoffnung aus, Holland werde sich durch den Lärm in der ausländischen Presse, die behaupte, daß die Befestigung Vlissingens eine gegen Belgien unfreundliche und gegen England feindselige Handlung sei nicht einschüchtern lassen, sondern es müsse ruhig fortfahren zu tun was im Interesse des Landes liege. Der Lärm in der ausländischer Presse beweise auf jeden Fall, daß Hollands Stellung in Europa dank seiner vorteilhaften Lage mehr bedeute, als man gedacht habe.

Belgien.

In der Deputiertenkammer gab der Justizminister gestern bei Besprechung der Erbschaft König Leopold Kenntnis von dem Abschluß eines Vergleichs zwischen der Regierung und Stiftung Niederfüllbach und erklärte „W. T. W.“ zufolge:

Der belgische Staat habe, nachdem Vergleich abgeschlossen sei, nur noch mit der Prinzessin Lnise zu tun. Bei aller Anerkennung der Vaterlandsliebe des Königs Leopo sei der Staat der Ansicht nicht mehr das freie Verfügungsrecht über

l der Kronstiftung gehörten. Es sei der

Stiftung nicht möglich, den vorgesehenen Auflagen gerecht zu werden alle Werte würden demnach an den belgischen Staat fallen, der der Stiftung Niederfüllbach ein Kapital von 1100000 reservieren de bei der Kammer den Antrag stellen,

lis des Königs Leopold gewidmetes Werk

der

8 8 26 Y 2 Eda gs daß der verstorbene Köni

Sie M 2 Rakt J 83 die Werte gehabt habe, die 4

werde. Die Regierung wer im Congo ein dem Gedächti zu schaffen.

Der Minister verlas sodann die Erklärung, in welcher der König Albert in seinem Namen und in dem seines Sohnes auf die Einkünfte verzichtet, zu deren Nutznießer ihn die Stiftung gemacht habe, und betonte, man müsse dieser hochherzigen Ge sinnung des Königs achtungsvolle Anerkennung zollen.

Amerika. des „W. T.

Einer Meldung . B.“ zufolge haben die Regierungstruppen Puerto Cortez gestern geräum Damit beherrschen die Anhänger Bonillas die ganze atlantische Küste von Honduras.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ ist gestern morgen auf den Gouverneur von Ispahan und seine Neffen ein Attentat verübt worden. Ein früherer Polizei vorsteher, der russischer Untertan ist, gab mehrere Schüsse auf den Gouverneur und seine Neffen ab, durch die jener lebens gefährlich und ein Neffe tödlich verwundet wurde. Der Mörder floh in die russische Gesandtschaft.

Der erste Teil des türkischen Expeditionskorps ist, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern in Hodeida im Yemen eingetroffen. Oberscheik der Gemeinde Metuh kämpft gegen die Anhänger des Imams Jahia, doch sind seine Munitionsvorräte erschöpft. Hadschileh ist bedroht, Menakha wird gegen die Angriffe der Aufständischen verteidigt.

Afrika.

Die deutsche Kronprin zessin, die sich am 8. Februar mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Prinz Heinrich“ von Alexandrien nach Neapel begeben wollte, hat, wie W. T. B.“ meldet, ihren Aufenthalt in Aegypten abermals verlängert, um gemeinsam mit dem Kronprinzen, der Ende Februar von seiner Reise nach Indien in Aegypten eintrifft, die Heimreife anzutreten.

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Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Statistik und Volkswirtschaft.

Aus den Gesamtergebnissen der reichsgesetzlichen Arbeiterversicherung im Jahre 1909. Bei einer mittleren Gesamtbevölkerung von 63 879 000 Personen und zwar 31 526 000 männlichen und 32 353 000 weiblichen, waren im Deutschen Reiche auf Grund des Krankenversicherungsgesetzes 1908 im ganzen 13 385 290 Personen, 9928 478 männliche und 3 456 812 weibliche, gegen die Folgen von Krankheit versichert. Für die Knappschaftskassen sind bier die Ergebnisse für das Jahr 1968 ein⸗ gesetzt, weil diejenigen für 1909 noch nicht feststehen. Ueb rbaupt ig waren im Jahre 1909 23 449 Krankenkassen, durchscknittlich ig 23 065 Krankenkassen, und zwar 7993 Gemeindekrankenver⸗ sicherungen, 4760 Orts⸗, 7892 Betriebs⸗ (Fabrik⸗ , 39 Bau⸗, 798 nnungekrankenkassen, 1276 eingeschriebene und 142 landesrechtliche ilfskassen sowie 170 Knappschaftekassen. Die Gesamtzabl der gegen Unfall versicherten Persenen be trug nach Abzug der auf rund 3.4 Millionen zu schätzenden, in

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Der Führer der erglischen Sozialisten habe gegenüber den aller—⸗

6 göößten Ausgahen für Militärzwecke erklärt, er wolle hinter niemand

in dem Wunsche, Verteidigung des Landes sicherzustellen, zurück—

der Gewerbe⸗, Bau⸗ und Seeunfallversicherung und in der Unfall versicherung für Land⸗ und Forstwirtschaft doppelt Versicherten

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Berufsgenossenschaften, 48 landwirtschaftliche Berufs⸗

werbliche ; ; dw 545 staatliche, Provinzial und Kommunal⸗

genossenschaften und ausführungsbehörden.

Die Invalidenvpersicherung umfaßte 1969 rund 15444300 Pesonen, 10707 100 Männer und 4737 200 Frauen. Als Träger dieses Versicherungszweiges bestanden 1909 31 Versicherungsanstalten und 10 zugelassene Kasseneinrichtungen.

In der Krankenversicherung (einschließlich der Knappschaftskassen für 1908) kamen 1909 5540 825 mit Erwerbsunfähigkeit verbundene Erkrankungsfälle vor, die 111 398767 Krankheitstage umfaßten. In der Unfallversicherung wurden 1921 168 Unfälle (Verletzte) ent schädigt, davon 139 070 zum ersten Male. Die Zahl der Invaliden⸗ renten betrug 983 354, wovon 115 264 neu bewilligt waren. Die Zahl der Altersrenten belief sich auf 119 640, darunter 11003 neue Renten.

Die Summe der ordentlichen Einnahmen stellte sich in der ge⸗ samten Arbeiterversicherung auf rund 891598806 , hiervon machten die Beiträge der Arbeitgeber 413 497 700 M, die der Versicherten 342 076 300 S aus. Der Zuschuß des Reichs betrug 51 500 700 SJ. Die ordentlichen Ausgaben erreichten die Höhe von rund S8 924200 M ohne die Rücklagen zur Vermögens⸗ bildung.

Die Summe der Entschädigungsleistungen ist für die Krankenversicherung (einschließlich der Knappschaftskassen) auf rund 338971 900 S, für die Unfallversicherung auf 162266100 M und für die Invalidenversicherung auf 189029500 berechnet.

Zur Arbeiterbewegung.

Bei der Maschinenfabrik Weise u. Monski in Halle a. S., wo 300 Dreher und Schlosser streikten, ist, wie die „Köln. Itg.“ erfährt, der Ausstand beendet worden, nachdem die Fabrikleitung die Wiedereinstellung sämtlicher Arbeiter zugesagt hatte.

Aus Münster i. W. wird demselben Blatte gemeldet, daß durch die Beendigung eines Ausstandetz der Arbeiter der Firma Hecking in Neuenkirchen die angedrohte Aussperrung sämtlicher Tertilarbeiter des Münsterlandes vermieden wird.

In Herne legten, der „Rh. Westf. Ztg.“ zufolge, etwa 90 holländische Arbeiter wegen Lohnsireitigkeiten am Hafen die Arbeit nieder. Gegen die Arbeitswilligen nahmen sie eine so drohende Haltung ein, daß die Polizei einschreiten mußte.

Die Arbeitgeber der Schuhfabrikation in Weißen⸗ fels haben, wie der ‚Frkf. Ztg.“ gemeldet wird, einstimmig die neuen Arbeiterforderungen abgelehnt. Wahrscheinlich werden fünftausend Aibeiter in den Ausstand treten.

Die Vereinigung der englischen Druckereibesitzer hat, W. T. B.“ zufolge, beschlossen, zur Unterstützung der Londoner Druckereibesitzer in ihrem Streite mit den Angestellten hin sichtlich der Arbeitsstunden für ganz England die Aussperrung zu erklären. Die vierzehntägige Kündigung soll am 11. Februar aus⸗ gesprochen werden, doch dürften die führenden Provinzblätter nicht betroffen werden.

In Dover hat das Internationale Komitee der Berg arbeiter, wie der „Köln. Ztg“ telegraphiert wird, eine Sitzung abgehalten, in der es sich mit den Lohnbewegungen der Bergarbeiter in den verschiedenen Ländern, namentlich derjenigen der deutschen Bergarbeiter, beschäftigte. Vertreten waren England, Frankreich, Belgien, Oesterreich und Deutschland. Nach eingehender Darlegung der im Ruhrgebiet bestehenden Verhältnisse wurde mit bezug auf die gegenwärtige Bergarbeiterbewegung im Ruhrbecken eine von englischer Seite eingebrachte Entschließung einstimmig angenommen, in der den deuischen Bergarbeiterverbänden vorgeschlagen wird, ihre Agitation zugunsten der Lohnerhöhung fortzusetzen, und wenn die deutschen Berg arbeiter, nachdem sie der gütlichen Einigung mit den

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alle Mittel Unternehmern erschöpft hätten, sich entschließen sollten, zum Ausstand zu greifen, würde das Internationale Komitee auf ihr Verlangen aufs nene zusammentreten und über die praktischen Mittel beraten, mit denen man sie in ihrem Kampf unterstützen könnte.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Königlich preußischen Akatemie der Wissenschaften am 21. Juli v. J. sprach der Professor, Geheimrat Dr. Alois Brandl über Spielmanns⸗ verhältnisse in frühmittelenglischer Zeit. Der Vortrag liegt jetzt in den Sitzungsberichten (XL, XII, 191 gedruckt vor; ihm sind die folgenden Angaben entnommen. Unter den Trägern der älteren englischen Literatur ist keiner so dunkel wie der Spielmann, und unter den Spielmännern ist jener des 12. und 13. Jahrhunderts am wenigsten klar. Der vornehmere Spielmann dieser Zeit ist aus Frankreich nach England gekommen; wie sich aber dieser Spiel mann französischer Herkunft zum heimatlich englischen verhielt, war noch eine unbeantwortete Frage. Zu ihrer Untersuchung regte den Vortragenden hauptsächlich das Problem des englischen Epos an. Die frühmittelenglische Periode bietet das merkwürdige Schauspiel, daß die Gebildeten eines Volkes, dessen Sprache sich erhielt, die angestammte Heldendichtung gänzlich zugunsten einer vom Auslande eingeführten aufgaben. Das ist, als ob man aus unserer mittelhochdeutschen Literatur die Nibelungen, Gudrun und alle anderen Dichtungen über germanische

berausnähme. Noch mehr, die mittelenglischen Epen sind in ihrer erdrückenden Mehrzahl bloße Bearbeitungen fran⸗ zösischer Vorlagen; selbst die meisten einheimischen Sagenbildungen des 12. und 13. Jahrhunderts, die von Havelok, Guy von Warwick, Richard Löwenherz, Fitz Warin, sind zunächst französisch gestaltet und erst nachträglich ins Englische umgegossen worden; der Gipfel dieser ganzen Be wegung, Chaucer, ist eigentlich ein Franzose, der englische Worte gebraucht. Da die Epik in frühmittelenglischer Zeit noch hauptsächlich vom Spielmann getragen wurde, ist die Lösung ihres Problems noch am ehesten von einem Studium der Harfner zu erhoffen. Das Angel sächsische kennt zwei Namen für den Spielmannsstand: scop für den Sänger und glöoman für den Sänger und Gaukler; jener hielt sich nur bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, dieser blieb durch die ganze mittelenglische Zeit in häufigem Gebrauch; eine Beschränkung des Namens nach der Normanneneroberung auf Spielleute von englischer Herkunft läßt sich nicht feststellen. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheint der traditionelle Sängerstand einen Bruch durchgemacht zu haben. Eine Reihe neuer Bezeichnungen für den Sänger und die ihm nahestehenden Spielleute trat um jene Zeit im Englischen hervor. Für den Sänger kamen die Ausdrücke harpour, sautreour, ry mour (seltener singer) auf; für Sager disour, gestour und segger; endlich für beide und für Musiker und auch Gaukler: minstrel. Für bloße Gaukler hatte der Engländer jetzt die Namen japer, jangler, juglour oder tregetour. Die Vermehrung der Ausdrücke zeigt, wie mannigfach sich die Vortragsverhältnisse entwickelt hatten, für Lyrik und für Epik, und wie stark dies unter normännischem Einfluß geschah. Das Wort minstrel, vom lateinischen ministral abgeleitet, bezeichnete im Französischen noch häufig den Dien stmann. Als die Bezeichnung ins Englische übernommen wurde, hedentete sie aber bereits Spielmann“. Der alte englische scop, wenn schon oft ein Fahrender, erschien den Angelsachsen doch stets als ein Mit⸗ glied ihres Stammverbandes. Der Minstrel dage hatte höchstens einen Patron, keinen Stamm. Er leitete seine Herkunft mit Vorliebe aus einer phantastischen Fremde ab; er

. . D

Sagen

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1

trat dem Engländer ursprünglich mit einer fremden Sprache, mit einer neuen Verstechnik, mit einem fremden Eposstil entgegen, und doch vermochte er seine Mt bei dem selbstbewußten s volk viel gründlicher durchzusetzen als bei uns. Diese fallende Tatsache erklärt Brandl damit, daß die ursprünglich französischen Minstrels schon ums Jahr 1200 in betraͤcht⸗ licher Zahl beide Sprachen, die französische und englische, beherrschten. Sie mußten am Hof und vor den normännischen Rittern singen wie

Prozeß. So verdrängten die Minstrels, zumal sie äber einen weit größeren Vorrat an Geschichten und über eine modernere Technik ver⸗ fügten, den einheimischen scop und holten sich Lohn im Schloß und im Dorf. Zwei gesonderte gingen von Spielleuten anzunehmen, scheint mißlich; schon die durchgehende Verwendung des Wortes Minstrel als eines Gesamtausdrucks für alle musizierenden und singenden Wander— vögel deuiet auf die Einheitlichkeit ihres Standes in den wesent— lichen Dingen hin, mag auch im einzelnen der eine mehr, der andere weniger Kenntnis des Englischen besessen haben. Von der Erörterung dieser. Spielmannsverhältnisse ist übrigens die Volkspoesie ausdrücklich auszuschließen. Spielmannslied ist noch nicht Volkslied, es werde denn zurechtgesungen; und das Volks—⸗ lied ist auf Spielmannsverbreitung nicht angewiesen. In der Dichtung und in alten Chroniken begegnet uns seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts (125) der Spielmann oftmals. Zwischen ver— schiedensprachigen Völkern ziehen sie hin und her, wobei ihnen die Chronikschreiber öfter Späherdienste in Feindesland zuweisen; an Fürstenhöfen und auf Adelsburgen sind sie wohlgelitten. Die Blütezeit der englischen Minstrels liegt ungefähr zwischen den Jahren 1125— 1377. Am Königshofe sehen wir schon zwischen 1344 1347, daß die Minstrels, die sich Eduard III. hält, sich in eine Musitbande verwandelt haben mit Trompeten, Pfeifen und Klarinetten, mit Trommel, Taborel und Geige, und diese Ausstattung behalten die königlichen Minstrels auch in der Folgezeit. Um 1300 beginnen sich die Minstrels in der Provinz in Zünften zusammenzuschließen; aus Fahrenden wurden sie seßhafte Leute, haupt⸗ sächlich wohl Musikbanden, und wer noch vom Straßen- und Wirts hausvortrag lebte, sank zum Bänkelsänger hinab. Die Mitte des 14. Jahrhunderts bringt dann einen ganz neuen Stand in der Literatur hervor und einen Sieg der Kunstpoesie: den der weltlich Ge— bildeten, der Männer nach Art des Chaucer und Gover, die sich poets nennen, und die die Gunst des ersten englisch freundlichen Königs Richards II. genießen. Was das Verhältnis der Kirche Spielmann anlangt, so scheint die Geistlichkeit die Minstrels von Anbeginn meist überlegen⸗-abweisend behandelt zu haben. Johann von Salisbury ihren Stand 1165 mit wenigen Aus nahmen als öffentliches Aergernis gebrandmarlt hatte, spricht kein Geistlicher mehr rückhaltlos für sie, mancher rückhaltlos gegen sie. Diese Parteinahme ist so allgemein, daß man die Regel aufstellen kann: ein Dichter, der sich unfreundlich gegen Minstrels äußert, ist ohne weiteres als Geistlicher anzusehen. Ganz anders war das Verhältnis der Spielleute zum Adel. Die ritterlichen Kreise waren ihnen nicht nur freundlich gesinnt, sondern man sieht auch, wie das Repertoire des Junkers sich leicht mit dem des Spielmanns deckt, sodaß er damit als Minstrel auftreten wobei dem professionellen Sänger die Führerschaft bleibt. Der Spielmann in seiner guten Zeit war offenbar der Haupt lehrer des singenden und dichtenden Ritters. Wenn

auch vieles vortrugen, was sie nicht selbst verfaßt

doch oft auch die Dichter ihrer Gesänge; den viele ihnen wohl auch selbst haben schreiben können, denn seit Anfang des

Seit

83 Rea die Spi

später we 13. Jahrhunderts haben wir uns ungefähr in jeder englischen Stadt, Burg und Klosteranlage eine Knabenschule zu denken und ein freier Mann, der nicht les schreiben konnte, galt pro bruto stulto. Will man aus den erhaltenen frühmittelenglischen Pe enkmälern jene aussuchen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit Minstrel ichtern zuzusprechen sind, so wird man von dem ständigen Repertoire der Minstrels auszugehen haben, denn das bestimmte auch ihr Dichten. Die beste zeitgenössische Aufzählung Minstrelrepertoires gibt der Subdekan von ;

Dobben. Bischof ;

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1317— 7). Er unterse Schmeichelverse, ausgelassene Lieder, ernsthaste Sprüche Heldentaten und Heiligenleben behandeln.

. jener Epoche der englischen Literatur Horn und Sir Tristrem auf Spielmannseinflüsse

sie auch von Dichtern aus Adelskreisen herrühren.

dagegen scheint einen Spielmann selbst zum Verfasser gehabt

und Sir Orfeo nimmt sich wie das Loblied eines feinen Minstrels auf seinen Stand aus. Der Minstrel war neben dem Geistlichen und dem Ritter nur einer der Faktoren, die auf die Umformung der englischen Poesie, insbesondere des Epos im 13. Jahrhundert, ein— wirkten; da er aber seine Dichtungen zugleich sang und sagte, konnte

Lieder, die kannten Epen hin,

DVavelok

zu haben,

er die lebendigste Wirkung üben und die anderen dichterischen Stände,

2 15 * y zoomen rim 216 mit f z d zu Anfang der Bewegung, unmittelbar mit sich reißen.

Für die Instandsetzung der ri

im Jouy⸗-aux⸗Arches wird im el saß-lothringischen La haltsetat für 1911 eine erste Rate von 6000 S gefordert. Diese Forderung ist in einer Denkschrift eingehend begründet, der die Straßb. Korr.“ folgendes entnimmt: Der Aquädukt von Jouy⸗aux der die römische Wasserleitung der Stadt Metz zwischen dem heutigen Ars und Jouy⸗aux⸗Arches über die Mosel hinweg führte, ist eines der hervorragendsten antiken Denkmäler diesseits der Alpen. Von dem Agquädukt sind noch zwei Teile erhalten, von denen der eine östlich auf rechten Moselufer bei Jouy⸗— aux⸗Arches, der andere westlich auf dem linken Ufer bei Ars ge legen ist. An beiden Enden der Bögen befand sich eine kreisförmige, überwölbte Brunnenstube, die eine Reinigung des Wassers bezweckte. Die auf dem linken Ufer bei Ars ist verschwunden, während sie bei Jouy zum Teil noch erhalten ist. Wie bei dieser Brunnenstube er sichtlich, war der Kanal über den Bögen als Doppelkanal konstruiert, um hierdurch die Reinigung oder Ausbesserung eines Armes, ohne Unterbrechung der Zuleitung, vornehmen zu können. Er war, wie die Kanäle aller römischen Aquädukte, mit einem halbkreisförmigen, mit Hausteinplatten abgedeckten Gewölbe abgeschlossen. Sohle und Wände des Kanals waren bis Kämpferhöhe mit einer glatten, 5 em dicken Mörtelschicht gedichtet. Das den Quellen von Gorze entnommene Wasser wurde in einem großen, unterirdischen Kanal von 1,10 m Breite und 1,55 im Höhe zur Stadt geleitet. Die Gesamtleitung von Gorze bis Metz hatte eine Länge von rund 22 200 m. Alter des Aquädukts konnte bis jetzt nicht genau festgestellt werden. Verschiedene Umstände deuten jedoch darauf hin, daß er Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts errichtet wurde. Die Zerstörung des Aquädukts ist vielleicht schon zur Zeit der Völker wanderung im Jahre 451 erfolgt, während der sämtliche Gebäude der Stadt Metz mit Ausnahme des vom heiligen Clemens errichteten Oratoriums von den Hunnen zerstört wurden. Wenn die übrig gebliebenen Ruinen der römischen Prachtbauten der Stadt Ende des neunten oder Anfang des zehnten Jahrhunderts abgetragen wurden, als man die Stadtbefestigung zum Schutze gegen die Einfälle der Normannen verstärkte, so ist wohl kaum anzunehmen daß der Aquädukt diese schweren Stürme überdauerte. Mit den

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dem

Dan Vas

. Instandsetzungsarbeiten an der Ruine hatte die französische Regierung im Jahre 1837 begonnen. Für Erhaltung des Bestehenden und zur Wiederherstellung des alten Zustandes wurden bis 1870 rund 16000 4 aufgewendet. Auch wurden unter der französischen Regierung genaue zeichnerische Aufnahmen der Ruine angefertigt, die sich im Denkmäler archiv in Metz befinden und erkennen lassen, in welch schlechtem Zu stande sich die Reste der hervorragenden Anlage befanden. Unter der deutschen Regierung wurde mit gleicher Sorgfalt an der Instand setzung weiter gearbeitet, wozu Staat und Bezirk die Mittel, bis jetzt etwa 17 500 M, zur Verfügung stellten. Die neuer dings in Aussicht genommenen größeren Arbeiten, die auf 16 500 ½ veranschlagt sind, erstrecken sich hauptsächlich auf die Ab⸗ deckung der Bögen ö5stlich von Jouy. Die auf diesen Bögen be— findliche Mörtelabdeckung ist in ihrer ganzen Länge von etwa 830 m mit klaffenden Rissen durchzogen, sodaß die Niederschlags⸗ wässer in das Mauerwerk der Bögen eindringen, den Mörtel aus—⸗ spülen und dadurch den Bestand des Ganzen mit der Zeit ge⸗ fährden. Für die Erhaltung der Bögen ist demnach eine einwand⸗ freie Ableitung der Niederschläge von ganz besonderer Wichtig⸗ keit. Die Landesbaukommission hat als zweckmäßige Art der der Oberfläche des Denkmals nach

und Abwässerung

2 zum

Asphaltfilzplatten abgeschlossenen Betonschicht und die Meber⸗ deckung dieser mit einer Grasnarbe empfohlen. Auch ist die In⸗ standsetzung der Laibungen einiger Bögen, die durch das Durch—⸗ sickern der Niederschläge Schaden gelitten haben, vorzunehmen. Hier sind die ausgewaschenen Fugen wieder zu schließen und die Bogensseine gut zu verzwicken. Ferner ist die mit Hausteinplatten erfolgte Ab⸗ deckung der mittleren Bögen (recht; von der Mosel) auszubessern. Von einer Ergänzung der schadhaften Verblendung an den Pfeilern, wie sie bei der im Jahre 1837 ausgeführten Instandsetzung der Ruine erfolgte, wurde Abstand genommen, da sie den ruinenhaften Charakter der Anlage sehr beeinträchtigen würde. Der Efeu soll im Hinblick auf seine große malerische Wirkung bei allen Pfeilern belassen werden, zumal schädliche Einwirkungen auf das Mauerwerk bis jetzt nicht zu beobachten sind. ;

In dem auf Kosten des Deutschen Reiches erbauten Saal des Germanischen Museums in Nürnberg, der neben anderem dazu bestimmt ist, die Bildnisse von Männern, die sich um die Anstalt in besonderem Maße verdient gemacht haben, aufzunehmen, ist nun auch die Marmorbüste des verstorbenen Kommerzienrats Jo⸗ hannes Kahlbaum in Berlin aufgestellt worden. Die Leitung des Museums glaubte, das Andenken an diesen Mann, dem sie eines der bedeutsamsten Vermächtnisse, die ihm je zugefallen sind, zu danken hat, in offensichtlicher Weise ehren zu müssen. Kahl⸗ baum hat dem Germanischen Museum nicht nur seine aus wertvollen kirchlichen Geräten, aus vielerlei Denkmalen des häuslichen Lebens, Zunftaltertümern, Waffen, Geweben und Bauteilen bestehende Alter⸗ tümersammlung vermacht, er hat ihm auch seine etwa 4000 euro⸗ päische Gold⸗ und Silbermünzen des Mittelalters und der Nenzeit umfassende bedeutende Münzensammlung hinterlassen.

Internationaler Kunstkongreß in Rom 1911. An⸗ läßlich der fünfzigsten Wiederkehr des Tages der Proklamation Roms zur Hauptstadt des geeinten Italiens wird daselbst im Jahre 1911 eine Reihe festlicher Veranstaltungen abgehalten. Im Einvernehmen mit dem leitenden Ausschuß für diese Festlichkeiten und in Verbindung mit der am 27. März zu eröffnenden internationalen Kunstausstellung läßt der Internationale Künstlerverein in Rom soeben Einladungen zu einem Internationalen Kunstkongreß ergehen. Um die Beteiligung aller Nationen an dem Kongreß zu sichern, hat sich unter dem Vorsitz des Ministers für den öffentlichen Unterricht ein Ausschuß gebildet, dem anerkannte Autoritäten auf künstlerischem und kunstgeschichtlichem Gebiet ihre Mitwirkung zugesagt haben. Der Kongreß wird sich lediglich mit solchen Fragen beschäftigen, deren Behandlung für Künstler und Kunstforscher von praktischem Wert ist, oder die ein allgemeines und aktuelles Interesse besitzen. Die Verhandlungen des Kongresses werden vorzugsweise zum Gegenstand haben: 1) allgemeine Bildungs⸗ und Unterrichts fragen in bezug auf Kunst, insbesondere auch die Wechsel beziehungen zwischen Publikum und Künstlern, 2) Kunstunterricht, 3M öffentliche Kunstpflege, insbesondere die Zweckmäßigkeit gesetzlicher Maßnahmen in bezug auf die Errichtung von Neubauten und auf tie Erhaltung alter Bauwerke und die Erhaltung bezw. Wiederbelebung heimischer Kunstindustrien, 4) Ausstellungen, Konkurrenzen, Kunsf— gesetzgebung, 5) Studien und Experimente über Kunsttechnik. Anfragen und Zuschriften sind zu richten an: Sig. Pietro d' Achiardi, Ge neralsekretä des Internationalen Kunstkongresses, Rom, Via Margutta 54.

Literatur.

Unter dem Titel Verwaltung und Statistik geben die Mit⸗ glieder des Königlich preußischen Statistischen Landesamts, Regierungs⸗ rat und Professor Dr. F. Kühnert und Dr. E. Petersilie elne volkswirtschaftlich-statistische Monatsschrift für die gesamte Reichs⸗ Staats⸗ und Kommunalverwaltung heraus (Verlag von Dr. Arthur Tetzlaff in Berlin 8. 42, Gitschiner Straße 82), deren erstes Heft soeben erschienen ist. Nach dem in ihm mitgeteilten Programm ie Zeitschrift Originalaufsätze namhafter Fachleute bringen,

Ergebnisse der prakltischen, angewandten Statistik, weit il Kenntnis für Verwaltungsbeamte ein Be⸗ dürfnis ist, in knapper, übersichtlicher Form behandeln unter Mitteilung nur der allernötigsten Zahlen. Wenn die Zeitschrift s⸗ die Kenntnis der Ergebnisse statistischer Erhebungen ver mitteln wird, so will sie ferner auch allgemeine praktische Ver waltungsfragen erörtern und endlich na tio nalökonomisch⸗ wissenschaftliche Fragen in den Kreis ihrer Betrachtungen WVervollständigt soll ihr Inhalt durch eine Rundschau über Ereignisse i einzelnen Verwaltungen werden, deren n is fi Verwaltungen nützlich oder doch von Interesse ist zugleich dem Gedankenaustausch der Fachmänner über die in ihr behandelten Fragen dienen soll. Praktische verfolgt auch eine weitere Abteilung der Zeitschrift Auskunftserteilung über statistische Fragen gewidmet Endlich sollen bemerkenswerte Erscheinungen der einschlägigen Literatur nicht unberücksichtigt bleiben. Zur Mitarbeit an der neuen Zeitschrift haben sich eine große Anzahl bervorragender Fachmänner bereit erklärt. So neben den Mitgliedern des Königlich preußischen Statistischen Landesamts und anderer staatlicher und

Aemter u. a. die Universitätsprofessoren Dr

owe

alle Kenntnis für

städtischer statistischen von Below Dr. Diehl in Freiburg i. B., Dr. von Eheberg= Erlangen, Dr. Lexis⸗Göttingen, Dr. Stieda Leipzig und Dr. Adolph Wagner⸗Berlin; ferner die Geheimen Oberregierungsräte Dr Hoffmann und Dr. Holtz in Berlin, der Gehelme Ober finanzrat Dr. Schwarz in Berlin, die Wirklichen Geheimen Oberregierungsräte von Knebel-Döberitz, Dr. Krohne, Lusensky

von Strauß und Torney und Dr. Strutz in Berlin, der

und

1 Unterstaatssekretär a. D. Professor von Mayr in München us. a. m.

Die Leser der Zeitschrift können also gewiß sein, in ihr ein reiches und zuverlässiges Material, sei es praktisch verarbeitet, sei es aut wissenschaftlichen Gesichtspunkten erörtert, vorzufinden. Die erste vor liegende Nummer enthält folgende größere Aufsätze: Die Beziehungen der Verwaltung zur Statistik von Regierungsrat Professor Dr. F. Kühnert; Reichsstatistit und Landesstatistik von Georg von Mayr; Der preußische Etatsentwurf für 1911 von Geheimem Werfinanzrat Dr. O. Schwarz; Der Viehstand der preußischen Kreise im Jahre 1909 von Dr. Erich Petersilie; Ein Eisenbahn jubiläum (75. Geburtstag der deutschen Eisenbahnen) von E. P. In kleineren Aufsätzen sind folgende Gegenstände behandelt: Die Einführung der gemeinschaftlichen Arbeitslosenversicherung in Frei burg i. B.; Statistisches aus der Verwaltung der evangelischen Kirchen im Deutschen Reiche; Hypothekenbewegung in Preußen; Der Zweckverband Groß⸗Berlin und Verzicht der Stadt Köpenick auf das Ausscheiden aus dem Kreise Teltow und Bau eines Kreis krankenhauses in Köpenick. Die Abteilung Rundschau enthält An— gaben über Ein⸗ und Umgemeindungen, städtisches Finanzwesen, Ver— kehrs- und Unterichtswesen, industrielle und gewerbliche Anlagen aller Art, Monumentalbauten und Verschönerungsanlagen, Wohlfahrte— einrichtungen. In der Abteilung: Verschiedenes werden Volkszählunge⸗ ergebnisse, Viehzählungsergebnisse, parlamentarische Nachrichten c. ge⸗ boten. Der vierteljährliche Bezugspreis der reichhaltigen Monafz⸗ schrift beträgt 3 M.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus Kirchheim, Amtsbezirk Heidelberg Großherzogtum Baden, Oedheim, Oberamt Neckarsulm, Königresch Württemberg, bei Händlervieh, Hertwigswaldau, Kreis Jauer, Regie⸗ rungsbezirk Liegnitz, Kleinstein, Kreis Großstrelitz, Regierungsbezirk Oppeln, Eschweiler, Landkreis Aachen, Regierungsbezirk ö Buchholz, Kreis Grevenbroich, Regierungsbezirk Düsseldorf, und

Lörrach und Bromhach, Amtsbezirk Lörrach, Großherzogtum Baden,

Abdeckung

vor dem Volk, so wurden sie in beiden Sätteln gerecht; auch zabl⸗ A Entfernung der

reiche Mischehen zwischen Normannen und Sachsen erleichterten diesen

gr r n * 8 „W. X. B.

meldet, gestern das Budget des Aeußern sowie die Resolution,

für aus wärtige Angelegenheiten hat, wie leiben. (Lebhafter Beifall, Lärm auf der äußersten Linken Der Minister im Jahre 1909 rund 23767 9000, darunter 14 854 000 Männer ) erinnerte daran, daß der Petroleum⸗ und Kaffeezell und der Preis ! und 8 gl3 000 Frauen. Träger der Unfallversicherung waren 66 ge⸗ jetzigen Abdeckung die Herstellung einer mit I am 31. Januar 1911.