ö
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Bekanntmachung.
Gemäß der Vorschrift 8 41 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzlamml. S. 157) mache ich bekannt, daß das der Kreiseinkommensteuerpflicht unterliegende Rein⸗ einkommen aus dem ansiedlungsfiskalischen Grund⸗ besitz für das Rechnungsjahr 1911
I) in den Kreisen der Provinz Westpreußen 151,49
SHSundertteile, 2) w Kreisen der Provinz Posen 175,52 Hundert⸗ eile des Grundsteuerreinertrags beträgt.
Berlin, den 29. April 1911. Der Minister für *,, Domänen und Forsten.
Küster.
Die Oberförsterstelle Klein⸗Naujock im Regierungs⸗
833 Königsberg ist voraussichtlich zum 1. Juli 1911 zu besetzen; Bewerbungen müssen bis zum 12. Mai eingehen.
Finanzministerium. Königliche Generallotteriedirektion.
Der bisherige Kontrolleur hei der Königlichen General⸗ lotteriekasse Arndt ist zum Rendanten und der Sekretär Hatje zum Kontrolleur bei dieser Kasse ernannt worden.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden ist der Kassensekretär Baesler zum Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator ernannt worden.
Evangelischer Oberkirchenrat.
Der bisherige Gerichtsassessor Dr. Hans Theinert in Magdeburg ist zum Konsistorialassessor ernannt und dem Konsistorium der Provinz Brandenburg überwiesen worden.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preusß en. Berlin, 2. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern nachmittag an Bord der „Hohenzollern“ auf der Fahrt nach Genua die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller.
In der am 1. Mai unter dem Vorsitz des Staatsministers Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes über die Ausgabe kleiner Aktien in den Konsular— gerichtsbezirken und im Schutzgebiete Kiautschou und dem Entwurf einer Verordnung zur Ausführung des Patent— gesetzes vom 7. April 1891 die Zustimmung erteilt. An— nahme fanden ferner die Vorlage, betreffend zwei, in Brüssel am 23. September 1910 abgeschlossene üieberein⸗ kommen über das Seerecht sowie die Vorlage, betreffend Bestimmungen über die Sammlung von Saatenstands⸗ Anbau⸗ und Erntenachrichten. Dem Antrag Preußens, betreffend eine anläßlich der Feier des 109 jährigen Bestehens der Universität zu Breslau herzustellenden Reichssilbermünze, und dem Antrag betreffend zollfreie Einfuhr der von der internationalen Industrie⸗ und Gewerbeausstellung in Turin zurückkommenden deutschen Ausstellungsgüter, stimmte die Versammlung zu. Schließlich wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Meldung des „W. T. B.“ sind am 29. April S. „Eber“ in
nn sind ‚⸗ „Luchs“ in Lome (Togo) und Iltis“ von Hongkong in Canton eingetroffen.
S. „Emden“ ist gestern von Kobe (Japan) in
Württemberg.
ist ein Gesetzentwurf, betreffend
BDeschafjung von Keld. itteln für Eisenbahnbau und für außerordentliche Bedürfnisse der Verkehrsanstalten r Finanzperiode 1911,12, zuge⸗
W. T. B.“ zufolge, insgesamt
av d für Nebenbahnen 6 433 000 „6,
zweiten Gleisen 5 000 000 s6, für den Umbau
— —
.
—
— * 2239
Für Dmwocka Ror Maß 8G .
M, für Zwecke der Post⸗ und Telegraphen⸗
46 bestimmt b m
Schaumburg⸗Lippe.
9755 13114 . 4. . c * hfür siliche Durchlaucht der Fürst Adolf . 45 D 1
P*vachftJskHan RA 92 * s ) achstehende Proklamation ver⸗
dem Allmächtigen in unseren innig ge⸗ Derrn, Herrn Georg, den Her zur Lippe, Graf zu durch einen schnellen, sanften Tod aus ben verfassungs gemäß die Regie⸗ unter (Gottes gnädigem Bei⸗
des Fürstentums dem Gesetze min Gott rubenden Herrn Vater
* 35* 89 n und ehrer
Fürstlichkeiten eingegangen.
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen teilnehmen.
Belgien.
Die in London erkrankte Königin Elisabeth ist, wie der dortige belgische Gesandte, „W. ö . fr gl. wieder voll kom men hergestellt und hat gestern nachmittag eine Spazierfahrt unternommen. ;
. Türkei.
Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hat kürzlich die englische und gestern die russische Botschaft Vor⸗ stellungen bei der Pforte erhoben, in denen die Auf— ,, fn d. auf ö gelenkt wird, bei denen englische und russische Staatsangehörige durch den antigriechischen Boykott geschädigt worden sind. griechisc
— Der, Ministerrat hat beschlossen, über das Gnaden⸗ gesuch der in Cetinje weilenden Albanesen die Meinung des 8, in Albanien einzuholen.
— Die Deputiertenkammer hat gestern die General—
debatte 9 n er, beendet. s
. Nach Meldungen des „W. T. B.“ macht sich die Tätigkeit der Banden in Nord? Kossowo immer fühlbarer. So umzingelten starke Arnautenbanden bei, Zarkowa eine türkische Militärabteilung. Die Soldaten trieben aber ihre Hegner unter Verlust von drei Toten auseinander, während die Arnauten sechs Mann verloren. Bei einem zweiten Treffen i. 9 1 k in einen Hinterhalt. Ein Leut⸗ nant und vier Mann wurden getötet. Die übrigen ergriffer die Flucht. . . Serbien.
. ⸗
Die kupschtina beriet gestern über die Anklage, die von den Nationalisten gegen den früheren radikalen Minister des Innern Petro vie beantragt worden ist, weil er am ö September 1907 die beiden Brüder Novakovic hat ermorden assen.
Nach dem Bericht des W. T. B. begründete Petrovie aus— führlich, daß die Anwendung der Haffer len 6 ö. d . beiden Novakovic herbeigeführt habe, vollkommen gesetzlich gewesen sei, da sie auf friedliche Weise nicht hätten bewältigt werden können. Es habe auch berechtigter Grund zu der Annahme bestanden, daß Milan Novakapie, ein unversöhnlicher Gegner des neuen Regimes, durch eine Revolte in der Belgrader Polizeipräfektur einen Umsturz habe herbeiführen wollen. Petrovie schloß, er habe direkte Befehle nur dem Präfekten, nicht den Gendarmen gegeben. Die Ermordung der beiden Novakopie habe er nicht gewünscht. — Der Nationalist , ,,. auf 3 Entscheidung des Gerichts, die die An— endung von Waffengewalt für ungesetzlich erklärt, un c
daß nichts als ein gemeiner Mord n , .
. Bulgarien. Die Wahlen für die große Nationalversammlung sind nach einer Meld ung des „W. T. B.“ auf den 18. Juni festgesetzt worden. 2
Amerika.
Der Oberste Gerichtshof in Washington hat, wie W. T. B.“ meldet, das Bundesreservat an Wäldern in verschiedenen Teilen des Landes ohne Zustimmung des Staates, in dem die . h. fa . erklärt. Diese Ent⸗
heidung sichert der von Roose ; ü S iti ken n rr sevelt eingeleiteten Schutzpolitik . Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Depesche aus Douglas (Arizona) haben dreihundert Mann Regierungs⸗ truppen mit einem Maschinengewehr die von den Aufständi⸗ schen besetzten Städte Pitiguito und Caboreca im Staate Sonora wieder erobert. Von den Aufständischen sind bei diesem Kampfe zwanzig Mann gefallen und viele verwundet worden. Nach einem weiteren Telegramm das der „New York Herald“ aus der Stadt Mexiko erhalten hat, halten die Aufständischen die aus dem Tale, in dem die Hauptstadt liegt, nach Südwesten führenden Bergpässe besetzt. Die in den Staaten Morelos und Guerrero stehenden Regierungstruppen sind dadurch von der Hauptstadt abgeschnitten. k
Asien. Ueber die aufständische Bewegung in Canton authentische Nachrichten zu erhalten, ist schwierig, da die tele— graphischen Verbindungen zerstört sind. Nach chinesischen Be⸗ Jichten, haben Aufständische, von Räuberbanden unierstützt Wüu⸗tschon, Sam-⸗schui und Wei⸗sschou eingenommen. Ein ernster Zusammenstoß zwischen Re gierungstruppen und Aufständischen hat bei Fat⸗schan stattgefunden. Ein chinesisches Kanonenboot nahm die Aufständischen unter Feuer
J. —
und fügte ihnen einen Verlust von 200 Toten zu.
Afrika. ö —⸗ . Die Verstärku ngen, deren Entsendung nach Casablanca infolge der Ereignisse in Marokko von der französischen Re⸗ gierung beschlossen worden und deren Transport im Gange ist bestehen, „W. T. B.“ zufolge, aus zehn Bataillonen Infanterie, die von den Zuaven, den algerischen Schützen, den Senegalesen und der Schutztruppeninfanterie gestellt werden, vier Eskadrons aus Algier und Tunis, vier Batterien aus Algier, Tunis und von der Schutztruppenartillerie, zwei Pionierkompagnien und den entsprechenden Trains und Kolonnen. Alle Truppenteile der Kolonne Brulard und die Gums sind seit dem 23. April bei El Knitra vereinigt.
Koloniales.
Eine Unternebmung gegen die Bapeas im Schutz gebiet Kamerun.
Die Expedition gegen die Bapeas, über deren Aufbruch im
3 letzten Drittel des Monats F a ̃ letzten Dr des Monats Februar berichtet wurde, ist na einer telegraphischen Meldung des Gouvernements zu einem .
Im Laufe des vorgestrigen und gestrigen Tages sind im Bückeburger Schloß herzliche a n e e! Ihrer Majestäten des Kaisers Wilhelm, des Kaisers Franz Joseph und der Kaiserin Alexandra von Rußland, Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten von Bayern und zahlreicher anderer
Die Beisetzung Seiner Hochfürstlichen Durch— laucht des verstorbenen Fürsten . 5 am ö tag, den 5. Mai, Vormittags 11 Uhr, in der lutherischen Sladtkirche zu Bückeburg erfolgen. Als Vertreter Seiner Ma⸗ jestät des Kaisers wird Seine Königliche Hoheit der
mit Heimaturlaub das Schutzgebiet verlassen.
im Rechnungsjahre 1916.
gefördert worden.
und erfolgreichen Abschluß gelangt. Nachdem de ĩ
stand durch die Gefangennahme un c der wi fi r , e gebrochen, war, konnte die Cypedition, an der . zwei Schutztruppen kompagnien unter Führung des ommandeurs teilnahmen, bereits am 25. März aufgelöst werden Zur endgültigen Befriedung ist ein Posten in dem Gebiet belaffen worden. Der Kommandeur selbst, Major Puder, hat am g. April
Die Diamantenförderung in Deutsch⸗Südwestafrika
Nach einer Mitteilung im amtlichen Deutsche i . sind während des Rechnungsjahres 1916 a n t * . Diamanten, davon 136862 Karat auf den fiskalischen Feldern,
Parlamentarische Nachrichten.
folgenden Worten:
vollkommen erholt mit frischen Kräften an die noch zu erledigenden
habe ich Ihnen noch eine weitere Mitteilung zu regierende Fürst Georg zu Schaumbur ye ist 34 8 abend, den 29. April, in Bückeburg verschieden. (Die Mitglieder des Hauses und des Bundesrats haben sich von ihren Plätzen echoben Der Reichstag wird dem dahingeschiedenen . ein Shrendes Andenken bewahren. Sie haben sich n r n Ihrer Teilnahme von den Plätzen erhoben; ich stelle Zur ersten Beratung stand zunächst der Entwurf ei . g eines Einführungsgese kJ . ; Zur Einleitung der Beratung ergriff das Wort der 5. 3 k Staatssekretär des Reichsamts des nnern Dr. Del brü essen Rede morgen i mitgeteilt werden wird. ⸗ k
— In der heutigen (64) Sitzung des Hauses der Ab— geordneten, welcher der Minister des 3 36 . beiwohnte, erbat und erhielt zunächst der Präsident von Kröcher die Ermächtigung, Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen zu Höchstdessen bevorstehendem Geburtstage die — . an, darzubringen. .
Seit der letzten Sitzung hat das Abgeordnetenhaus drei
Mitglieder durch den Tod verloren; die Abe von , , (kons, Borgmann (Soz) und Reinicke kons); das Haus ehrte ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen. . Auf der Tagesordnung stand die erste Beratung des be⸗ reits vom Herrenhause angenommenen Gesetzentwurfs, be— treffen Abänderung der Gemeindeordnung für die Rheinprovinz vom 23. Juli 184515. Mai 1856.
Abg. Linz (Zentr.) unterzieht den Entwurf einer eingehenden Kritik. Wenn irgend eine Provinz, so verdiene gerade die Rhein— provinz, mit der Selbstverwaltung etwas mehr bedacht zu werden namentlich sollten sich die Staatsbehörden mehr befleißigen der steigenden Entwicklung dieser Provinz mehr Rechnung zu tragen. Seit dielen Jahren habe man sich in der Rheinprovinz bemüht, eine Reform der Gemeindeordnung durchzusetzen, die gerechten Anforderungen entspricht; die Reform sei aber von den Behörden hinter verschlossenen Türen beraten worden. Wie der Entwurf jetzt vorliege, genüge er nicht; es sei nur zu hoffen, daß er in der Kommission eine Gestalt gewinnen werde, die ihn für die Rheinprovinz als annehmbar erscheinen lasse.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Bolkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der für den Anfang Mai drobende Dachdeckeraus ĩ
Cöln scheint, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ dae 2 1 werden, da in letzter Stunde Einigungsverhandlungen über einen neuen Lohntarif zwischen der freien Dachdeckerinnung Cöln und der Gesellenschaft eingeleitet worden sind. Noch immer ist dagegen kein , , schon mehr als 8 Wochen dauernden Zimmereraußsfandes zu ersehen.
Ein Tarifvertrag für das Schreinergewerbe in Du isbur
wurde am 24. September 1910 abgeschlossen, dessen Gültigkeit 6 zum 1. Juli 1913 festgesetzt wurde. Im Laufe der Vertragszeit er⸗ gaben sich, der Rb; Westf ⸗ Itg. zufolge, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Meinungeverschiedenheiten über die Zabkung einer Lohnerhöhung von 4 K sür die Stunde. Das Einigungeamt für das Schreinergewerbe zu Essen stellte fest, daß der jetzige Durchschnitts⸗ lohn 54 3 betrage, ebenso der Einstellungslohn fuͤr den Durchschnitte⸗ ,. Vom 1. März ab ist der zu wenig gezahlte Lohn nach— zuzahlen.
Der Ausstand der Fuhrleute und Ablagerer in Barmen val. Nr. 102 d. Bl) hat, wie die „Köln. 36. erfährt, an Aus⸗ dehnung zugenommen, sodaß jetzt ungefähr 300 Mitglieder des Transportarbeiterverbandes die Arbeit niedergelegt haben. Inzwischen hat die Ausstandsbewegung auch auf andere Arbeiterklassen über⸗ gegriffen. Etwa 30h Bandstuhlschreiner sind in den Ausstand getreten, auch hat eine Anzahl Fensterputzer die Arbeit eingestellt. 2 Aus Hamhurg wird der Köln. Ztg.“ gemeldet: Ueber ver⸗ schiedene noch streitig gebliebene Punkte aus der vorjährigen großen Bewegung der Werftarbeiter sollte eine örtliche Regelung er—⸗ folgen. Diese ist aber bis jetzt nicht gelungen und kürzlich als ergehnielos abgebrochen worden. Es handelte sich um die Berechnung der Einstellungs ohne, um die Sicherung eines angegebenen Ueber verdienstes bei Akkordarbeiten und um die Bezahlung der Nacht— schichten mit 50 o Aufschlag. Die Gesamtheit der Werftarbeiter hat nun in einer Versammlung die Organisationsleitung beauftragt, noch⸗ mals den Versuch zu Verhandlungen zu machen; diese müßten aber in drei Wochen beendigt sein, andernfalls soll die Organisation die ent⸗ sprechenden Schritte zur Erzwingung der Forderungen tun.
In Braunschweig haben neun Maschinenfabriken, wie die Candes zeitung. meldet, im ganzen dreitausend Arbeiter für die Dauer einer Woche ausgesperrt, weil sie trotz vorheriger Warnung von seiten der Fabrikleitungen gestern der Arbeit fern—⸗ geblieben waren.
Kunst und Wissenschaft.
Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten hat Ern , . Ir, ,. Kunst⸗ und , n. ö reglau künftig die Bezeichnung Königliche Akademie fü Kunst und Kunstgewerbe führt. 6 ö
Die heutige (164) Sitzung des Reichstags, wel Staatssekretär des Innern Dr. . ö 9 öffnete der Präsident Dr. Graf von Schwer in⸗Löwitz mit
Zunächst gestatten Sir mir, Sie nach der f ᷣ willkommen zu heißen und der Hoffnung . K
großen gesetzgeberischen Arbeiten herantreten werden. Sodann
A. F. In der letzten Sitzung der Gesellschaft für Anthro⸗ ologie sprach Herr Emil Carth aus über Ergebnisse der ö en in der Veleda-Höhle bei Velmede an der Ru ht. Die Ünterfuchung der bisher noch wenig bekannten, aus, gedehnien Höhle im Kalkgebirge des westfälischen Sauerlandes ist mit Üünterstützung der Virchow-Stiftung in sehr gründlicher Weise vor- genommen worden. Bie Funde sind sehr zahlreich und beweisen, daß bie Höhle von Menschen viel benutzt, vielleicht auch bewohnt gewesen sst; aber sie zeigen zugleich, daß diese Zeit der Benutzung kaum weiter als bis in die jüngere La Tene-Zeit zurückreicht, Bezeichnend für die Benutzung sind zahlreiche Feuerstellen, davon allein 5 im geräumigen Hauptteil der Höhle der sich nach einer Verengung gegen das Innere des Berges zu wieder erweitert; doch finden sich Feuerstellen mit entsprechenden Brandschichten auch in einem ? im breiten, 3 m hohen, sich weil hinein erstreckenden Seitengange, der sich an seinem Ende auf m erhöht bei verbleibender nur 1-2 m Breite und der außerdem bemerkens. wert ist durch in ihm allein sich findende Tropfsteingebilde. Im innersten Teil dieses Gangs fand sich ein vollständiges menschliches Skelett. Im sbrigen lagen in allen Teilen der Höhle neben Tierkanochen, z. B. nicht weniger als 33 Kiefer — vom Rind und Bären, aber nicht vom Höhlenbären, wie anfaͤnglich geglaubt wurde, sondern dom braunen, noch in geschichtlicher Zeit in Deutschland heimischen Bären — auch ziemlich diel Menschenknochen, aber kein vollständiger Schädel, wenn auch Hirnschalen, einmal sogar deren zwei ineinander steckende. Diese . geben über die . der Höhle durch unsere germanischen vorfahren Rätsel auf, da Kannibalismus zur Erklärung vollständig ausgeschlossen ist. Rätfelhaft sind auch Haufen kleiner, fast gleich großer, anscheinend abgerundeter Steine in der ersten Höhle. In der zweiten, inneren, 30 m' langen Höhle von etwas verschiedenem Horizont gegen die erfte fanden fich die meisten Topfscherben und. ein Menge Hirse, im Übrigen auch kleinkörniger Weizen und Gerste. Der Vor⸗ tragende schätzt auf 3— Zentner im ganzen, was er, an Getreide fand. Von anderen , . seien neben den roh verzierten irdenen Scherben 6 oder 7 kunflvoll ornamentierte, vom Vortragenden für römische gehaltene Scherben und ein ziemlich kunstvolles bronzene? Armband erwähnt. Der für die irdenen Gefäße verwendete Ton ist entweder schlecht geschlämmt oder man hat ihm mit Absicht kleine Kalkspate beigemengt. .
Als zweiter Redner sprach Dr. Moszko ws ki über die Stämme am Flußlauf des Mam boramo in Holländisch⸗ Reu- Guinea Und auf den vorliegenden Inseln. Der Vortragende war an Ort und Stelle von Anfang des vorigen bis Anfang des laufenden Jahres und nahm teil an der zweiten für 1910 geplanten Forschungreise ins Innere von Holländisch-Guinen, die sich von der ersten großen, regierungsseitig ausgerüsteten Expedition durch bescheidenere Verhältnisse auszeichnete, was bei den zeitweisen Schw ierig⸗ seiten der Verpflegung im Innern in Wahrheit ein Vorzug war. Sie umfaßte nämlich nie mehr als 1 — 10 Mann und war zuletzt auf 5 als zuverlässig befundene Begleiter eingeschränkt. Hollaͤndisch⸗Guinea enthält, wie man aus ihren Mündungen im Rorden, Süden und Westen weiß, drei bedeutende Ströme. Von ihnen sst indefsen nur der im Rorden mündende, Mamoram in seinem ganzen Lauf bekannt oder doch durch die jüngste Expedition bekannt
eworden. Der zweite, im Süden mündende, war bisher nur nahe . PMünbung bekannt, ist jetzt aber durch den Vortragenden in seinem Lauf durch das Zentralqebirge erkundet worden, der West⸗ fluß ist noch gänzlich unbekannt. Des Redners Vorstoß in das Innere erstreckte sich also bis zu dem Zentralgebirge, von dessen Tilden Reizen er schöne Lichtbilder vorführte. Der gewundene Lauf des Südfluffes konnte bis zu seinem Austritt aus dem Gebirge ver⸗ folgt werden. Da auch der Mamboramo im Zentralgebirge ent . war sein Lauf der gegebene Rückweg zur Residenz des holländischen Gouverneurs, von der Dr. Moszkoski ausgegangen war. Leider wurde die wilde Natur des Stroms den reichhaltigen, im Zentralgebirge angelegten Sammlungen verhängnisvoll; denn Tals diese in Kanus stromabwärtß. gesandt wurden, kamen die Boote an eine Stelle, wo der Fluß in 23 6 125 i herabfällt, und scheiterten vollständig. — Auch weiterhin iff die Schiffahrt noch durch Stromschnellen mehrfach gefährlich unter⸗ brochen, namentlich an der Stelle in der Nähe der Mündung, wo der Strom' das aus Korallenkalk bestehende Küstengebirge durchbricht. Als Terkehrsader von der Käüste nach dem Innern und umgekehrt ist daher der Mamboramo kaum zu gebrauchen und diese fast vollständige Ab⸗ geschiedenheit des Innern von der Küste hat eine so vollständige ethnologische Scheidung der Stämme am Meere und der im Innern hervorgebracht, wie sie selten in i,. Art vorhanden sein mag. Die Bewohner der Küste von Holländisch⸗Neuguinga verraten schon äußerlich Verwandtschaft mit den Malaien durch die ungeheuren Haarwülste, die sie tragen, die zuweilen stark an die Weddah, die Ureinwohner von Cevlon, erinnern. Auch sprachlich sind sie von den Stämmen im Innern geschieden; sie reden die Sprache der an der Nordküste vorgelagerten Inseln, namentlich der Insel Lunsohr, eine Sprache, die keine Grammatik kennt und vielen Werten zahlreiche Be⸗ deutungen gibt. Ueberbaupt ist Sprachverwirrung für ganz Neuguinea charakteristisch. Auch räumlich nicht allju weit entfernte Stämme ver⸗ stehen einander kaum. Es hat sich deshalb der Brauch eingebürgert, daß man Kinder zu entfernt wohnenden Stämmen bringt, um sie künftig als Dolmetscher zu verwenden. Die, Küstenbewohner sind zumeist von kleinerem Körperbau als die des Binnenlandes. Während an der Küste Männer selten größer sind als 138 em, ist 170 em in den Gebirgsländern die durchschnittliche Größe der auch Durch kräftige Muskulatur ausgezeichneten Männer. Die Weiber sind zumeist, be: deutend kleiner, aber hier wie dort sind die Weiber in der Herrschaft dank des von alters her geltenden Mutterrechts aus einer Zeit, wo es noch keine halbwegs geordneten Eheverhältnisse gab, und die Kinder zwar wußten, wer ihre Mutter, aber nicht, wer ihr Vater war. Tiefe zweifellose Beherrschung der Männer durch die Weiber zeigt sich in allen wirtschaftlichen Dingen. Nur die Weiber verstehen sich auf die Bereitung der Hauptnahrung, des Sago, und sie gebrauchen die Waffe der Versagung der Nahrung an den Mann durch Höher⸗ hängen des Brot‘ richtiger des Sagokorbes, wo immer es ihnen. not⸗ wendig dünkt. In Sachen der Kinderbeschäftigung und deren späterer Verheiratung haben die Mütter die Hauptbestimmung, und welcher junge Mann ein Mädchen zur Ehe begehrt, hat es mit der künftigen Schwiegermutter auszumachen. Häufig werden die Paare schon als Kinder miteinander verlobt. Die Hochzeiten werden durch tagelange Feste gefeiert, aber dem jungen Paar durch Förmlich⸗ keiten, der jungen Frau an der Küste u. 4 durch an ihr unerläßlich vorzunehmende Tätowierung mit ener bestimmten, amulettartig wirkenden Darstellung des bösen Geistes allerhand Schwierigkeiten bereitet. Mann und Frau wohnen übrigens in getrennten Hütten, dem Liebesleben gehört der Wald vor Sonnen⸗ aufgang. Merkwürdig sind die Totengehräuche. Die Leiche wird an der Küste auf hohem Gerüst aufgebäumt, dann kümmert man sich nicht mehr viel um den Toten. Im Gebirgslande dagegen werden die Leichen in hohlen Bäumen beigesetzt, Im übrigen scheint ein Aberglaube, wie sonst bei vielen Naturvoͤlkern, nicht zu bestehen, wonach von den Toten ein schädlicher Einfluß auf die Lebenden befürchtet wird. Eine Ausnahme hierin besteht nur im Fall, daß Lebende den Gesetzen der Blutrache nicht entsprochen, einen Getöteten nicht gerächt haben. Die entsetzliche Blutrache ohne Ende steht ia voller Wirksamkeit, von der malasischen Verwandtschaft ist auch die Kopfjägerei übernommen. Die merkwürdigen Anfänge einer papua⸗ nischen Schriftsprache glaubt Dr. Moszkowski entdeckt zu haben: Baftschnüre mit stärkeren und schwächeren, in verschiedenen Abständen sich wiederholenden eingeknüpften Knoten. Solche bündelartige Schnüre oder Baststreifen findet man öfters als Wege⸗ oder Warnungszeichen an fichtbarer Stelle aufgehängt. Sie werden von den Eingeborenen geprüft und verstanden. Ueber die Anfänge des Menschengeschlechts haben die Leute an der Küste die merkwürdige Vorstellung, daß die Menschen von einem großen Fisch. Herrn des Wellmeereßz, abstammen; manche Häuptlinge glauben indessen ihre Ab⸗ stammung vornehm anders abzuleiten. Mit der ersteren Vorstellung hängt es zusammen, daß man Schiffbrüchige die sich ans Land retten, töten zu müssen glaubt, weil sie dem mächtigen, im Meer hausend
edachten Wesen sich entzogen haben und diesem zu überantworten sind. 3 Vorftellung führt zuweilen zu entsetzlichen Grausamkeiten gegen Schiffbrüchige, fo gutmütig und gesittet der Vortragende die Ein⸗ Eborenen sonft im allgemeinen in seder Art kennen gelernt hat. Den euten an der Küste rühmt er große Geschicklichkeit in Fischfang und Schiffbau nach, auch üben sie die von den Malaien gelernte Schmiedekunst. Ursprünglicher und ganz kunstlos sind die von den Stämmen im Innern hergestellten Einbaͤume und Flöße. Merkwürdig ist, daß das Salz in Neuguinea ganz unbekannt ist. Physiologisch ist aus diesen Mangel vielleicht die Eigentümlichkeit zu erklären, daß alle Speisen übermäßig stark geröstet, fast verkohlt verspeist werden. Eine Wohltat für die Eingeborenen, namentlich im Innern, sind die Hunde, die nicht bellen, sondern nur heulen, und deren sie sich bei der Jagd auf das einzige Wild, das sie besitzen, auf Wildschweine und Rafuare, bedienen. Als Waffen bedienen sich die Stämme im im Innern des Bogens und der Pfeile, zuweilen auch des Blaserohrs. Ihre Hütten bauen sie in der allerleichtesten Weise; denn sie halten eg nie lange an einer Stelle aus. Feste Ansiedlungen sind daher eine Seltenheit. Der Grund dieser Unrast ist ein eigentümlicher: Ueberall, wo sich Menschen niederlassen, finden sich nach einiger Zeit kolosale Mückenschwärme an, die den Aufenthalt bald unmöglich machen. Das Belelkauen wird allgemein geübt, weniger das Rauchen. In shrer äußeren Erscheinung gleichen sich Küsten. und Inlandstämme dadurch, daß bei beiden, bei Männern wie Weibern, der Nasenpflock oder Rasenpfeil niemals fehlt. Sie kommen sich, wenn sie ihn einmal abgelegt haben, ebenso unangezogen vor, wie wir uns in Hemdzärmeln vorkommen. Der Nasenpflock, durch die durchbohrte Rafenscheidewand geschoben, ist meist aus Eberzähnen oder Kasua— knochen hergestellt und sieht zuweilen wie ein weißer Schnurrbart aus. Bärte tragen die Eingeborenen auch, namentlich gern Schnurrbärte, aber häufiger lieben sie, sich zu rasieren, und prüfen deshalb jedes Messer auf seine Fähigkeit, zum Rasieren verwandt zu werden. Das Täthwieren des Körpers wird nur an der Küste geübt. Im Innern be— malt man sich mit Vorliebe ganz schwarz und. behängt sich gern usltenn äs Lerner g lteibefe find eine Gehlert einem Schurz aus Bananenbast oder Palmblättern. Stolz sind die Männer auf Rarben, die sie auf der Jagd oder im Kampfe er- halten haben. Die Vorstellungen von übersinnlichen Dingen sind auf niedrigster Stufe. Den bösen Geist glauben sie zu beschwören, indem sie ihn in menschlicher Gestalt sich auf den Körper malen oder tätowieren, der gute Geist wird im Vollmond verehrt. Kunstsinn geht den Eingeborenen vollständig ab. Das Haar der Ein⸗ geborenen ist rostbraun, häufig bis semmelblond. Alte Leute werden zeitig grau, die Männer anscheinend häusiger als die Frauen, doch mag diese Beobachtung sich auch daraus erklaren, daß die Frauen nicht so alt werden wie die Männer. Auf ihnen ruht die Hauptarbeit des Lebeng. Allgemein sind hohe Stirnen, die Schädellänge hat der Redner auf 180-220 mm, den Schädelindex guf 76 bestimmt. — In der sich an den mit großem Beifall aufgenommenen Vorkrag schließenden Aussprache gab es eine leichte Kontroverse zwischen Dr. Neu hauß und dem Redner in der Sprachenfrage, die wohl ihre Erklärung durch die völlige Regellosigkeit findet, die, wie hervorgehoben, auf dem Gebiet herrscht. Die Grenzen zwischen Papuanisch und malaiischen Mundarten sind anscheinend sehr schwer zu ziehen. Daß eine Art von Messiassage bei den Eingeborenen verbreitet ist, wie der Vortragende erzählt hatte, die sie verleitet, jede fremd⸗ artige Erscheinung eines Weißen neugierig · ehrfürchtig anzustaunen, glaubte Dr. Neubhauß auf mißverstandene Erzählungen der Missionare zurũckzu⸗ führen, Dr. Motzkowski aber vermochte aus den Mitteilungen eines Missionars, der seit 50 Jahren in Neuguinea weilt, nachzuweisen, daß dieser schon damals die eigenartige Sage ven einem kommenden Weltbegläcker verbreitet gefunden habe. — Erwähnung erfordern noch die zum Teil bunt ausgefübrten, schönen Lichtbilder, die von den e,. der Gebirgslandschaften Innerneuguineas einen hohen Begriff gaben.
Bei dem Brande des Kapitols in Albany im Staate New Vork ist eine überaus wertvolle Sammlung von alten Hand⸗ schriften zugrunde gegangen, die gerade in einen feuersicheren Raum übergeführt werden sollten. Wie die Voss. Ztg.“ mitteilt, sind zahl⸗ reiche Urkunden aus der Zeit, als Neu⸗Niederland und Neu⸗Amsterdam zum holländischen Kolonialbesitz gehörten, wie aus der Zeit des Ueberganges der Kolonie in englischen Besitz verloren, Schriftstücke, aus denen sich bisher alle Rat und Material holen konnten, die sich wissenschaftlich mit ener Periode aus der Geschichte Amerikas beschäftigten. Der Archivar und Konfervator der Sammlung war von der Regierung beauftragt worden, die Dokumente herauszugeben; ein stattlicher Band, in dem die Handschriften kopiert, ins Englische übersetzt und mit Erläuterungen versehen waren, lag bereits druckfertig vor; auch er ist im Brande vernichtet worden. Dasselbe Schicksal hatte ferner ein im Kapitol niedergelegtes, sehr wertvolles Familienarchiv und eine Handschriften⸗ sammlung von 200 Bänden mit etwa 25 009 Urkunden, von denen nur wenige und in beschädigtem Zustand gerettet wurden.
Die japanische antarktische Expedition, die Neuseeland im Februar verlassen hatte, ist durch Packeis und Eisberge zur Um— kehr gejwungen worden. Das Schiff mit den Expedittonsteilnehmern ist, W. T. B.“ zufolge, gestern in Sydney eingetroffen.
Wohlfahrtspflege.
Der kürzlich in Dortmund verstorbene Rentier Wilhelm Mende hat sein ganzes Vermögen im Betrage von mehr als einer halben Million Mark der Stadt für Zwecke der Jugend-, Taub— stummen- und Blindenpflege vermacht.
Literatur.
— Zum Lb jährigen Jubiläum der Königlichen Ansiedlunge⸗ kommission fär Posen und Westpreußen hat die Posener Heimat⸗ zeitschrit „Aus dem Posener Landen (Verlag Oskar Eulitz in Lissa J. P.) elne Festnummer herausgegeben, für die der Reglerungsrat von Hever einen Aufsatz über die Entwicklung des Ansiedlungs⸗ gedankens bis zu dem Gesetze vom 26. April 1886 beigesteuert hat, in dem die Vorgeschichte dieses Gesetzes dargelegt wird. Der Ober⸗ regierungsrat von Both entwirft ein Bild der bisher geleisteten fünf⸗ undzwanzigjährigen Ansiedlungsarbeit, charakterisiert hierbei neben der Behörde felbft die großen leitenden Gesichtspunkte, nach denen die Ansiedlungskommission ihre. Tätigkeit organisiert, schildert die eigentliche Siedlungsarbeit, die kulturelle und soziale Förderung der . und betont den hervorragenden Erfolg der getanen Arbeit für das Deutschtum in den gefährdeten Provinzen. Ein Aufsagtz des Regierungs⸗ und Baurats Fischer über Landschaftsbild und Ansiedlung“ stellt die umfangreiche Bautätigkeit der Anfiedlungskommission dar und prüft, ob und wieweit diese im gistißen oder ungünstigen Sinne auf das hisherige Landschafts: ild eingewirkt hat und welche künstlerischen Beobachtungen hierbei zu machen sind. Der Regierungsrat von Heyer teilt ferner Zahlen aus der Wirtschaftsstatistik einer Ansiedlung mit, aus der sich der Zustand eines Gutes beim Ankauf und bei der Besiedlung und 260 Jahre später ein bäuerlicher Kleinbetrieb ersehen laßt Der Stadt⸗ baurat Teubner-Posen würdigt den Neubau des Dienstgebäudes der An⸗ siedlungskommission, Rechnungsrat Noack schildert einige Ansiedlungs⸗ dörfer und das Leben und Treiben der Ansiedler, ihre Gewohnheiten und Eigenarten. Privatdozent Dr. Laubert- Breslau berichtet von dem erflen staatlichen Güterankauf in der Provinz Posen im Jahre 1830, der wie eine Vorarbelt für die spätere Tätigkeit der Ansiedlung⸗ kommifssion erscheint, und ein alter Guteverwalter steuert einen Bei⸗ trag zur Charakteristik des ersten Präsidenten von Wittenburg bei. 1I1 Ansichten vom Neubau der Ansiedlungskommission in Posen und Bauten auf den Ansiedlungsgütern illustrieren das Heft, das auch noch Ansiedlergedichte, einen Hymnus auf die Kaiserpfalz in Posen und
andere in der Zeitschrift standig wiederkehrende Beiträge enthält.
— Amalte Baisch: „Ins eigene Heim“. — Ratschläge für Brautzeit und Ehe. Unter Mitwirkung ewãhrter Kräfte. (Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Leipzig. Gebdn. 6 S6.) — Dies Buch llegt jetzt in seiner 5. Auflage vor und bringt eine Neubearbeitung, die den modernen Anforderungen gerecht zu werden sucht. Es enthält in reicher Fülle und anregender Form praktische Ratschläge für junge Mädchen und Frauen. Es ist ein äußerst verständiges Buch, das durch seine Lehren helfen möchte, die eträum ten Ideale zu verwirklichen, frohe und tüchtige Hausfrauen n, ,, . und ein gesundes Glück im eigenen Heim zu schaffen. Es fsteht im Einklang mit dem, was eine erfahrene und verständige Mutter an Ratschlägen ihren Töchtern mit in die Ehe zu geben wünschen wird. Wie weit solche Ratschläge in Wort und Schrift wirklich zu nützen vermögen, steht auf einem andern Blatt.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Madrid, 1. Mai. (W. T. B.) Der Minister der öffentlichen Arbesten eröffnete heute den 9. Internationalen Ackerbau⸗ kongreß.
Verkehrswesen.
Am 15. Mai wird in Tegelort unter der Bezeichnung Tegelort b. Berlin eine Postagentur eingerichtet, die alljährlich nur während der Sommermonate, und zwar vom 15. Mai bis Ende September, in Betrieb gehalten wird. Das Postamt Tegel wird die Geschäfte einer Abrechnungspostanstalt für die neue Postagentur wahrnehmen. .
Laut Telegramm aus Dresden ist die Post aus Oesterreich, die beute bormittag in Berlin fällig war, ausgeblieben. Grund: An⸗ schlußversäumnks des Zuges hl in Tetschen.
Betriebseröffnung der pazifischen Eisenbahn in Costariea.
Die pazlfische Eisenbahn von Costariea ist, nachdem sich ihrer Vollendung mehrere Hindernisse in den Weg gestellt hatten, am 3. Juli Io von dem Unternehmer Warren H. Knowlton für fertiggestellt erklärt und der Regierung zur Uebernahme angeboten worden. Eine von der Direktion der öffentlichen Arbeiten er⸗ nannte Kommission wies jedoch auf mebrfache Mängel der Bahn bin, fodaß die Uebernahme sich bis zum 1. Januar 1911 verzögerte. An diesem Tage fand die feierliche Eröffnung der Eisenbahn statt. Gin regelmäßiger durchgehender Zugverkehr ist indes erst vor einigen Wochen eingerichtet worden. Die Spurweite der Bahn beträgt 1,07 m, ihre Gesamtlänge von der Station in San Josés bis zur Station in Puntarenas 110 km, zu deren Zurücklegung der Zug nicht ganz 6 Stunden braucht. Von der Hauptbahn zweigen zwei kurze Seitenbahnen ab, eine in Ciruelas, deren Endpunkt Alajuela ist und deren Linge 8 Km beträgt, die andere in El Roble, die nach Esparta führt und 9.5 kin lang ist. Außerdem stellt in San Jossé eine 3 km lange Strecke die Verbindung mit der atlantischen Eisenbahn her.
Theater und Musik.
Komische Oper.
Die von der Direktion Gura in der Komischen Oper ver— anstalleten Maife st spie le — Maigastspiele wäre wohl der richtigere Ausdruck — begannen gestern vor vollem Hause mit einer Aufführung von Puceinis Oper Tosca“, in der Madame Alno Ackt é von der Großen Oper in Paris die Titelpartie sang. Die überragende darstellerlsche Leistung der Künstlerin als „Salome“ ist erst kürzlich gelegentlich ihres Auftretens in der Königlichen Oper eingehend ge⸗ würdigt worden. Auch was sie gestern als Tosca bot, fesselte in erster Linie durch die Bewegung ihrer geschmeidigen Gestalt und durch das ausdruckzvolle Mienenspiel, besonders im zweiten Akt, der mit der Ermordung Scarpias endet. Hier hat ihr offenbar Sarah Bernhardts packendes Spiel zum Vorbild gedient, dem das ihrige in der Intensität des Ausdrucks nahezu gleichkam. Weniger schmiegsam und geeignet zur Wiedergabe innerer seelischer, Regungen ist die Stimme, der sie in bezug auf Kraftentfaltung gern das äußerste zu⸗ mutet. Gesanglich war ihren Vorgängerinnen Marie Labia und Änni Gura⸗Hummel entschieden der Vorzug einzuräumen. Ein zweiter Gast Herr Virgilio Romano vom Teatro Constanzi in Rom gab den Scarpia gesanglich und darstellerisch mit Anstand, wenn auch nicht so charakteristisch wie man ihn von Hofbauer und zuletzt von Baklanoff gesehen und gehört hat. Den Cavaradossi sang und spielte Herr Nadolovitch, der einen besonders glücklichen Abend hatte, vor frefflich. Die gemischtsprachige Aufführung — die beiden Gäste sangen italienisch — leitete der Kapellmeister Waghalter temperamentvoll und' umsichtig. Die Wogen des Beifalls gingen recht hoch.
Trianontheater.
Das Gastspiel des Ensembles des Neuen Schau spielhauses im Trianontheater brachte gestern die erste Aufführung des dreiaktigen Schwanks „Das Prinzchen‘ von Robert Misch. Es war ein rechter Heiterkeitserfolg, den dlese von Herrn Ernst Welisch in Szene gesetzte Aufführung zu verzeichnen hatte. Der lustige Unterhaltungston ließ über manches hinwegsehen, was in anderer aufdringlicherer Form geboten, unangenehm berührt hätte. Ein jugendlicher Prinz, der seine ersten felbständigen Schritte tut, eine leichtlebige Dame, die seinen Weg kreuzt, sein ihn betreuender Gouverneur und die mit ihm rivali⸗ sserenden Verehrer der Schönen sind die Hauptpersonen der geschickt erfundenen und flott durchgeführten Handlung. Eine lebenskluge Tante, der Nachsicht übende Vater des jungen Springinsfeld führen sodanr durch ihr Eingreifen die Lxösung der Verwicklungen herbei. Die Mit wirkenben führten ihre Rollen mit Humor durch. Namentlich verdient hierbei die starke, wohldurchdachte Darstellung von Fräulein Wüst pollste Anerkennung, welche als Ada von Geldern die Fäden des Liebessptels in der Hand hielt und ihre drei Verehrer, den Prinzen, einen ungelenken Pädagogen und einen alten weltklugen Offizier daran nach Herzenslust tanzen ließ. Jede ihrer Bewegungen, jedes Wort, jede Miene, jeder Aufblick ihrer Augen kennzeichneten treffend den Fharakter ihrer Rolle. Es war eine Glanzleistung. Von ihren drei Partnern vermochte Herr Hildebrand als „Prinzchen“ seine sinerfahrenheit und die üͤberschäumende Lebenslust nicht immer glaub⸗— würdig genug zu gestalten, wahrend die Herren Salfner und Spiegel⸗ berg sich ihrer Aufgaben mit großem Anpassungsvermögen entledigten. Komische Figuren schufen ferner die Herren Retzbach (Gouverneur) und Ziegel (Vater des Prinzen). Auch die anfangs erwähnte Tante fand in Fräulein Valetti eine gute Vertreterin.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, eine Wiederholung der „Zauberflöte! in der bekannten Besetzung der Hauptrollen mit den Damen Andrejewa⸗Skilondz, Böhm -⸗-van Endert, Artét-de Padilla, den Herren von Schwind, Kirchhoff, Habich, Bach⸗ mann und Lieban statt.
Im Königlichen Schauspiel haue geht morgen als zweite Vorstellung des Lustspiel;jykl!lus zu volkstümlichen Preisen, neu⸗ einstudiert, Goethes Lustspiel „Die Mitschuldigen“ in folgender Be⸗ setzung in Szene: Wirth: Herr Vollmer; Sophie: Fräulein Arn⸗ stadt; Söller: Herr Schroth; Alcest: Herr Boettcher. Daran schließt sich Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist, worin die Herren Vallentin (Adam), Zimmerer (Walther), Zeisler (Licht), Staegemann (Rupprecht), sowie die Damen Schramm (Frau Martha Rull) und Heisler (Eve) beschäftigt sind. .
Das Seutsche Theater bereitet für den Anfang der nächsten Spieljeit mit ersten Krästen seines Ensemblet eine Aufführung der „Sreftie' des Aeschylos vor, die im Oktober stattfinden wird. Die Regie wird Max Reinhardt führen. Die szenische Ausstattung ist bereits Professor Alfred Roller in Wien übertragen worden, von dem auch die dekorativen Entwürfe für den J. und II. Teil des „Faust“