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für Infektionskrankheiten in Berlin, Professor Dr. Claus
Den Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der , Wilhelms -⸗Universität zu . Dr. Walter truck und Dr. Wilhelm von Sommerfeld ist das Prädikat Professor beigelegt worden. . Dem Gymnasialdirektor Dr. Müller ist die Direktion des Gymnasiums in Patschkau, Regierungsbezirk Oppeln, über⸗ tragen worden.
Königliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung.
Das unterm 2. Dezember 1919 ausgeschriebene Stipendium der Nathalie Hirsch, geb. Wolff-⸗Stiftung im Betrage von 300 haben wir der Gesangschülerin an der Königlichen akademischen k für Musik, Fräulein Johanna Sternberg in Charlotten⸗
urg verliehen.
Berlin, den 5. Mai 1911.
Der Senat, Sektion für Musik. Gernsheim.
Ministerium des Innern. Die bisherigen Abteilungsleiter bei dem Königlichen Institut
Schilling und Professor Dr. Joseph Koch sowie der wissen⸗ schaftliche ö , , . Dr; Max Hartmann sind zu etatsmäßigen wissenschaftlichen Mitgliedern dieses Instituts ernannt worden.
Der Kreisassistenzarzt Dr. Pilf in Wiesbaden und der Arzt Dr. Roehrig in Duderstadt sind zu Kreisärzten ernannt und ersterer mit der Verwaltung des Kreisarztbezirks Landkreis Wiesbaden, letzterer mit der des Kreisarztbezirks Kreis Duder⸗ stadt beauftragt worden.
Der Bautechniker Kraus ist zum technischen Sekretär bei der Königlichen Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasser— versorgung und Abwässerbeseitigung in Berlin ernannt worden.
Die Kreisarztstelle der Kreise Heinsberg und Geilenkirchen, Regierungsbezirk Aachen, mit dem Amtssitz in Heinsberg, ist zu besetzen.
Das Dißphtherieheilserum mit den Kontrollnummern 253, 256 und 257, geschrieben: „zweihundertdreiundfünfzig“, „zweihundertsechsundfünfzig“ und „zweihundertsiebenundfünfzig“ aus dem Serumlaboratorium Ruete⸗Enoch in Hamburg ist wegen Abschwächung zur Einziehung bestimmt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen heute vormittag im Residenzschloß in Karlsruhe den dort ein⸗ k 5 Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg zum
zortrag.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. J. „Hohen⸗ zollern“ und S. M. S. „Königsberg“ gestern bezw. vor⸗ gestern von Genua nach Gibraltar in See gegangen.
S. M. Tpdbt. „Sleipner“ ist vorgestern in Tunis ein⸗ getroffen und an demselben Tage von dort nach Gibraltar in See gegangen.
S. M. S. „Sperber“ ist auf der Heimreise vorgestern in Suez eingetroffen und hat gestern die Reise nach Alexandrien fortgesetzt.
Gestern sind S. M. S. „Em den“ und S. M. Tpdht. „Ta ku“ in Tsingtau und S. M. Flußkbt. Vaterland“ in Schanghai eingetroffen.
S. M. Flußkbt. „Otter“ ist gestern von Tschungking nach Itschang (Yangtse) abgegangen.
Defterreich⸗ ungarn.
Der ungarische Handelsminister Hieronymi ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern in Budapest nach längerer Krank⸗ heit im Alter von 74 Jahren gestorben.
In der heutigen Sißung des ungarischen Ab⸗ geordnetenhauses widmete der Präsident Berzeviczy dem verstorbenen Handelsminister Hieronymi einen tiefempfundenen Nachruf. Der Ministerpräsident Graf Khuen⸗Heder vary gab seiner Trauer Ausdruck über den Verlust, den besonders die Regie⸗ rung durch das Hinscheiden eines so hervorragenden Mitgliedes erlitten habe. Hierauf würdigten die einzelnen Parteiführer ebenfalls die Verdienste des Verstorbenen. Ein Antrag, die Trauer protokollarisch zu verewigen und ein Begräbnis auf Staats kosten zu veranstalten, wurde einstimmig angenommen.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause richtete gestern der Abg. Dillon die Frage an den Staatssekretär des Auswärligen Amts, ob die britische Regierung eine Eisenbahnkonzession in Südpersien nachgesucht habe und ob die Form des britischen Ersuchens an die persische Regierung und die persische Antwort darauf ver⸗ öffentlicht würde, worauf Sir Edward Grey erwiderte, daß die britische Regierung sich wegen des Optionsrechtes zum Bau einer Eisenbahn mit britischem Kapital in Südwestpersien an Persien gewandt habe, er aber bei dem gegenwärtigen Stand der Verhandlungen nicht in der Lage sei, eine Er⸗ klärung über die Form des Ersuchens oder der Antwort darauf abzugeben. Sodann wurden einige Marokko be⸗ treffende Anfragen erledigt.
Der Abg. Dillon wünschte eine Veröffentlichung des Tertes der französischen Note, durch die die Absicht der französischen Regierung, Truppen nach Fes zu senden, mitgeteilt worden sei, und ebenso die Veröffentlichung der britischen Antwort darauf. Hierauf erwiderte Grey, W. T. B. zufolge, die Mitteilung sei mündlich erfolgt, und eine Note zur Veröffentlichung existiere nicht. Sodann fragte Keir Hardie, ob Fes nicht vor einer Woche von den Sultans⸗ truppen entsetzt sei, und, wenn dem so wäre, was für eine Notwendigkeit fũr eine franzẽsische Intervention vorliege. Sir Edward Greyerwiderte, die letzten Nachrichten aus Fes lauteten, daß die Sultans mahalla dorthin zurückgekehrt sei, daß in Fes selbst Rube berrsche, außerhalb der Stadt aber völlige Unordnung ind daß die Stadt vom Verkehr abgeschnitten sei. Auf eine weitere Anfrage erklärte Grey, die franzõ⸗
Quelle zufolge, aus, der
von Fes mitzuwirken. Damals hätten keine Nachrichten über eine un⸗ mittelbare Gefahr für die Europäer vorgelegen, aber es seien seitdem Nachrichten eingegangen, daß die Verbindungen zwischen Fes und der Küste seit einiger Zeit unterbrochen seien und daß die Situation jetzt augenscheinlich zu Besorgnissen . gebe. Auf eine Frage Keir Hardietz, mit welchem Recht Frankreich oder Großbritannien sich in die inneren Angelegenheiten Marokkos Linmischten, erwiderte Sir Edward Grey, er möchte ihn auf die Algecirasakte und auf das englisch⸗französische Abkommen vom Jahre 19604 hinweisen. Hierauf trat das Haus in die Beratung des Versiche⸗ rungsgesetzentwurfs ein. Der Kanzler der ,. Lloyd George n. obiger esetzentwurf gliedere sich in zwei Teile, wovon einer die Versicherung gegen Krankheit, der andere die Ver- sicherung gegen Arbeitslosigkelt betreffe. Die Krankenversicherung liedere 6 in die obligatorische und die freiwillige. Erstere be⸗ , in obligatorischen Abzügen vom Wochenlohn oder vom Ver— dienst, der weniger als 160 Pfund Sterling jährlich betrage. n. treten die Beiträge des Arbeitgebers und des Staates. usgenommen von dem Gesetze seien Lehrer und Ange⸗ hörige von Heer und Flotte, für die besonders Vorsorge getroffen werden solle. Der Lohnabzug würde bei Männern vier Pence, bei Frauen drei Pence wöchentlich betragen. Die Arbeitgeber sollten wöchentlich drei Pence für jeden ihrer Angestellten, der Staat zwei Pence beitragen. Die Gesamtzahl der von dem Gesetz⸗ entwurf betroffenen Männer, ,. und Jugendlichen be⸗ trage 14700 000. Um der eißel der Schwindsucht zu begegnen, schlage die Regierung vor. den Lokalbehörden und den Spitälern bei der Errichtung von Sanatorien im ganzen Lande Beihilfe zu leisten. Der Staat würde hierfür ein Kapital von 14 Millionen Pfd. Sterl. vorseben. Die Krankenunterstützung solle für die ersten drei Monate 10 Schilling wöchentlich, für die nächsten drei Monate fünf Schilling wöchentlich betragen. Dauernd Arbeits⸗ unfähige sollten fünf Schilling wöchentlich erhalten. Der Entwurf solle hauptsächlich mit Hilfe der ,,,, , ,, durch⸗ geführt werden, doch könnten die Beiträge auch durch die Post entrichtet werden. Der Gesetzentwurf werde erst am 1. Mai 1912 in Kraft treten. Die Belastung des Staats für 1912 13 werde sich auf 1742 000 Pfund Sterling belaufen, für 1913 14 auf 3 350 000 und für 1915/16 auf 4 568 000 Pfund Sterling. Was die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit betreffe, 3 werde sie obligatorisch, vorläufig aber auf das Maschinen⸗ und Baugewerbe beschränkt sein. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten je 25 Pence für die Woche entrichten, während der Staat ein Viertel der Kosten tragen werde. Die Arbeits⸗ losenunterstũtzung werde bei den Maschinenbauern sieben Schilling wöchentlich betragen. Im Falle von Ausständen oder Aussperrungen würden aber keine Zahlungen geleistet werden. Von dem Gesetzentwurf würden 2 400 050 Arbeiter betroffen werden, deren Gesamtbeitrag 1100 000 Pfd. Sterl. betragen würde; die Arbeitgeber würden 00 960 und der Staat 750 000 Pfd. bei⸗ tragen. Die gesamte im ersten Jahre für beide Arten der Ver⸗ sicherung zu erbebende Summe beziffere sich auf 24 500 900, wovon der Staat 2500 000 Pfd. beitrage. Im vierten Jahre würden die Beiträge des Staates schon auf 5 500 000 Pfd. ge⸗ stiegen sein. Lloyd George wies in seiner Rede auch häufig auf das deutsche Versicherungsspstem hin und er— wähnte anerkennend, daß die deutschen Behörden in entgegen— kommendster Weise Material zur Verfügung gestellt hätten. Au sten Chamberlain begrüßte den Gesetzentwurf und brachte die all⸗ emeine Zustimmung zum Ausdrnck. Mac Donald (Arbeiterpartei) . sich ebenfalls günstig über den Gesetzentwurf aus. Das Haus nahm die Versicherungsvorlage in erster Lesung einstimmig an. Frankreich. Der Ministerpräsident Monis und die Minister
Berteaux und Cruppi hatten gestern vormittag eine Be⸗ sprechung in der Marokkoangelegenheit.
Rußland.
In der Kommission der Reichs duma für Wege und Verkehr erklärte gestern, wie ‚W. T. B.“ meldet, bei der Beratung über die Beschaffung von Mitteln für kö bauten der Vertreter des Finanzministeriums, daß bei der gegenwärtigen glänzenden Lage des Reichsschatzes eine Anleihe für Hafenbauten unnötig sei. Die Kommission beschloß darauf, von einer Anleihe abzusehen und die erforderlichen 210 Millionen Rubel, auf sieben Jahre gleichmäßig verteilt, aus Mitteln des Reichsschatzes anzuweisen.
Belgien.
Wie die Brüsseler Abendblätter berichten, ist der Gesund⸗ heitszustand der Königin verhältnismäßig gut. Die Ent⸗ zündung nimmt einen normalen Verlauf. Bulletins werden nicht veröffentlicht.
— In der gestrigen Kammersitzung erklärte der Minister des Innern, „W. T. B.“ zufolge, daß im Hafen von Antwerpen sofort nach Entdeckung eines pestverdächtigen Falles alle erforderlichen Maßregeln getroffen worden seien, trotzdem die Pest nicht festgestellt werden konnte.
Amerika.
Das amerikanische Staatsdepartement betrachtet nach einer Meldung des „W. T. B.“ den Zwischenfall von Agua Prieta als beigelegt. Die berichtigte Antwort Mexikos auf die Vorstellungen der Vereinigten Staaten wird als voll⸗ kommen befriedigend angesehen.
— Auf eine Anfrage in der gestrigen Sitzung der kana⸗ dischen Kammer erklärte der Premierminister Laurier, obiger Quelle zufolge, daß Verhandlungen über einen Gegen⸗ d,, mit Deutschland nicht stattgefunden
aben. ö — Vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldungen aus Mexiko zufolge ist die Hauptstadt nicht in Gefahr, an⸗ gegriffen zu werden. Sie verfügt über eine mit Schnellfeuer⸗ geschützen ausgerüstete Besatzung von 2000 Mann und 1209 Gendarmen. In der Umgebung machen sich Banden der Auf⸗ ständischen bemerkbar, die aber untereinander nicht in Verbindung zu stehen scheinen. Das Kriegsministerium ist davon benachrichtigt worden, daß die Aufständischen den Hafenort Mazatlan, wo sich viele Amerikaner befinden, e in⸗ genom men haben. Dagegen sind die Revolutionäre, wie aus Presidio in Texas gemeldet wird, vorgestern, nachdem sie die Belagerung von Ojinaga hatten aufgeben müssen, bei Elgato nach sechsstündigem Kampf geschlagen worden.
Dem mexikanischen ö ist eine von Madero unterzeichnete Erklärung unterbreitet worden, in der verlangt wird, Diaz möge ein öffentliches Versprechen ab⸗ geben, daß er auf die Präsidentschaft verzichte.
Asien.
Wie „W. T. B.“ meldet, beunruhigen von chinesischen Truppen zerstreute Chunchusen banden wiederum die Be⸗ wohner der Dörfer in der Umgegend von Charbin. Die Truppyenabteilung, die die Banden verfolgte, wurde durch ein Kavallerieregiment aus Mufden verstärkt. Der neue General⸗
. Afrika.
Nach der Meldung des französischen Konsuls in Fes über den Einzug der Kolonne des Majors Brémond am 5 April sind alle Instrukteure wohlauf. Die Kämpfe seien erbittert n die Stämme hätten sich nicht unterworfen. Die
lockade der Stadt dauere . es herrsche Mangel an Lebensmitteln, und die Notwendigkeit neuer Zufuhr sei nach wie vor dringend. Der englische Konsul MeLeod meldet dem englischen Gn zen. der „Agence . zufolge, in einem Schreiben vom 26. April, daß die Lage bedenklich sei. Nach⸗ richten aus Fes vom 29. April bestätigen, daß die Stadt ein⸗
efchloffen ist, die Lebensmittel knapp sind und die Stämme 6h nicht unterworfen haben. Andererseits meldet der General Toutée, daß er ohne Zwischenfall in Debdu angekommen sei und den ihm vorher zugegangenen Befehlen nachkomme, wonach der Muluha nicht überschritten werden soll.
Koloniales.
Eine Strafexpedition nach dem Markhamgebiet
in Deutsch⸗Neuguinea. Bezirksamtmann Berghausen in ,,,, be⸗ richtet dem ‚Deutschen Kolonialblatt“ zufolge: Auf einer Reife 3 dem Hüongolf erfuhr ich am 25. Januar in dem Namalado
Bussama unweit von Samoahafen, daß der Paradietr vogeljãger
Richard im Januar im Hinterlande des Herzoggebirges von Ein— geborenen erschlagen worden sei. Richard war mlt neun Jungen bei Stein- metzspitze in das Herzoggebirge eingedrungen. Nach mehreren Tagemärschen war er auf zahlreiche Eingeborene gestoßen, mit denen er freundliche Beziehungen anknüpfte. Die Eingeborenen ffn, Buang. Nach kurzem Aufenthalt ging Richard, unter Zurücklassung seines Gepäcks und von acht Jungen, nur von einem Jungen und zwei Buang⸗Ein⸗ eborenen begleitet, weiter in nordwestlicher Richtung vor. Er stieß Eier auf die zahlreichen Wamba⸗Eingeborenen, die mit den Buang⸗ Eingeborenen in Feindschaft leben. Die letzteren hatten Richard 33 vor einem Betreten des Gebiets der Wambaleute gewarnt. Richard wurde dann von den Wambaleuten trotz Gegenwehr erschlagen, mit ibm der ihn begleitende Arbeiter und ein Buang. Eingeborener. Der überlebende Buang-Eingeborene brachte die Kunde zu seinem Platze, worauf die Richardschen Arbeiter die Habe des Getöteten mit Hilfe der Ein= geborenen zur Küste nach Bussama brachten Die erneute Er⸗ mordung eines Weißen und die Rücksicht auf die Küstenbewohner, die gerade in der Gegend des Markham in ständiger Furcht vor den Ueberfällen der Hinterlandbewohner leben, machte ein energlsches Durchgreifen gegen die Wambaleute notwendig. Von Morobe, wohin ich zur Erledigung anderer Geschaͤfte mit „Gabriel“ fuhr, nahm ich den Polizeimeister Kraus und 25 Soldaten zur Verstärkung mit und marschierte am 28. Januar mit ibm und 46 Soldaten bei Steinmetzspitze ins Herzoggebirge. Dieses wurde in seinen verschiedenen Höhenzuügen durchquert, wobei Höhen von zweifellos über 1200 m (Moosbegetation) Über— schritten werden mußten. Am 31. Januar gelangten wir zu den Buangleuten, mit denen wir gleichfalls freundschaftliche Beziehungen anknüpften. Am 1. Februar wurde dann unter Zurücklassung sämt⸗ lichen Gepäcks gegen die Wambaleute vorgegangen. Wir waren von über vierhundert mit Speeren, Pfeil und Bogen, Holischwertern und Schilden bewaffneten Buangleuten begleitet. Als wir in dem Gebiet der Wamba ankamen, sammelten sich Scharen von Eingeborenen in den Dörfern und führten dort Kriegstänze auf. Wir rückten bis zu einer hohen Bergkuppe bei dem größten der Wambadörfer vor; dort gingen dann die Wambaleute von zwei Seiten in langen Reihen, hinter ihren mannshohen Schilden gedeckt, direkt zum Angriff gegen uns über. In fast dreistündigem Gefecht wurden sie zurüch ,, en und auseinandergetrieben. Das große Wambadorf wurde unter Feuer genommen und eingeäschert. Die Wambaleute hatten etwa vierzig Tote. Die befreundeten Buangleute griffen in das Gefecht ein. Stellenweise kam es zu einem erbitterten Nahkampf. Die Soldaten, anfänglich durch die Menge der Gegner und den Einfluß der aufgeregten Buangleute unruhig gemacht, hielten sich nachher sehr tapfer; Polizeimeister Kraus verdient für sein ruhiges, tapferes Vorgehen volle Anerkennung. Nach insgesamt elf Stunden, während deren wir außer etwas wildem Zucker nichts genossen hatten, langten wir wieder in Buang an und erreichten nach zwel Gewaltmärschen am 3. Februar die Küste. Nach Angabe der Buangleute ist Richard von den Wambaleuten begraben und nur die beiden ermordeten Schwarzen sind aufgefressen worden. Qb die Wambas identisch mit den Lage Wambas am mittleren Markham sind, konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— Der Reichstag begann in seiner heutigen (167. Sitzung, der der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrü beiwohnte, die zweite Lesung des Entwurfs einer Reichs⸗ versicherun gsordnung.
Berichterstatter über das erste Buch „gemeinsame Vor⸗ schriften“ ist der Abg. Dr. Droöescher (dkons.). Der erste Abschnitt „Umfang der Reichsversicherung“ (Kranken⸗, Unfall⸗, Invaliden und Hinterbliebenenversicherung, S5 1 und 2, wurde ohne Debatte unverändert genehmigt. ;
Der zweite Abschnitt „Träger der Versicherung“ umfaßt die Sss§S 3 bis 32. Die S8§ 3 bis 6 passierten ohne Debatte. f 7 bestimmt, daß der Vorstand des Versicherungsträgers (Kranken⸗ kasse, Berufsgenossenschaften, 1, in eiligen Fällen schriftlich abstimmen lassen kann.
Abg. Schmidt⸗-Berlin (Soz) befürwortete Streichung dieser Bestimmung. Die schriftliche Abstimmung müßte in allen Fällen zugelassen sein, um zu ermöglichen, daß auch Nentenansprüche eingehend geprüft werden.
z 7 wurde unverändert angenommen, ebenso die 55 10.
sz IL bestimmt: „Die Sitzungen sind nicht öffentlich.“
Abg. Busold (Soz.) vertrat einen Antrag, dieser Bestimmung hinzuzusetzen: soweit nicht anderes beschlossen wird!. Die Ver—⸗ sicherten hätten ein großes Interesse daran, die a,. des Vor⸗ stands kennen zu . und das geschehe am besten durch öffentliche Abhaltung der ,, mn, Der sozialdemo⸗ kratische Antrag gebe die Möglichkeit, je nach e nicht öffent- lich oder 5 zu verhandeln; die Rechte der Versicherten würden dadurch gewahrt.
3 11 blieb unverändert.
S5 12 ff. handeln von den „Ehrenämtern“. Nach 5 12 sind nur volljährige Deutsche zu den Organen der Versicherungs— träger wählbar.
Abg. Hengsbach (Soj): Wir sehen nicht ein, warum nicht auch gut beleumundete. Ausländer, die Jahre lang und Jahrzehnte lang in den Grenzbezirken und in Mitteldeutschland gearbeitet und das Vertrauen ibrer Mitarbeiter erworben und alle Steuerlasten
gouverneur hat um die Entsendung einer sechsten Division nach
sische Regierung habe mitgeteilt, daß ein dringendes Ersuchen des Sultans Frankreich veranlaßt habe, bei der Bildung einer Mahalla zum Gatsatz
der Mandschurei ersucht.
etragen haben, in diese Ehrenämter wählbar sein sollen. Wir schlagen deshalb vor, statt Deutsche' zu sagen „Petsonen“.
Eine ganze Anzahl Leute sind in
Soz.): Abg Molkenbuhr 9 4 find, aber die
. )
orbanden, die deutscher Abkunft 1 . verloren haben und nicht wieder⸗ erwerben konnten; das trifft z. B. auf diejenigen Hannoveraner 2 die rach 1856 nach Hamburg gingen und nach fünssäbriger Abwesenheit ihre hannoversche Staatsan e fset einbüßten. Unser Kollege Elm wäre infolge ähnlicher Verhältnisse beinahe wider Willen Dane ge⸗ worden. — Der sozialdemokratische Antrag wurde abgelehnt.
3 14 Absatz 1 ist als Vertreter der Versicherten nur wählbar, wer bei dem Versicherungsträger versichert ist. Nach Abfatz Z der Kommissionsbeschlüsse . bei der Unfallversiche⸗ rung versicherte Mitglieder der Berufs K den Unter⸗ nehmern zugerechnet werden, wenn sie regelmä ö mindestens einen Versicherungspflichtigen beschäftigen; bei den übrigen Versicherungszweigen sollen solche Versicherte, die regelmä ig mehr als 2 Versicherungspflichtige beschäftigen, den Arbeit⸗ gebern zugerechnet werden.
Abg. Molkenbuhr will allgemein jeden Versicherten, der ,,, mindestens einen Versicherungepflichtigen beschäftigt, den Unternehmern zugerechnet wissen.
§ 14 blieb unverändert.
(Schluß des Blattes.)
— Auf der Tagesordnung für die heutige (67.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach 3 stand die erste Beratung des Entwurfs eines Eisenbahnanleihe— gesetzes in Verbindung mit der Beratung der Denkschrift über die Entwicklung der nebenbahnähnlichen Klein— bahnen in Preußen und der Nachweisungen über die Verwendung des Fonds zur Förderung des Baues von Kleinbahnen.
Die Verhandlungen hierüber wurden durch eine Rede des Ministers der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach einge— leitet, die morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes über die Ausgabe kleiner Aktien in den Konsulargerichts— bezirken und im Schutzgebiet Kiautschou, der vom Reichstag am 6. Mai 1916 in zweiter Lesung mit geringer Mehrheit abgelehnt worden war, abermals zugegangen. Ein⸗ zelne, inzwischen geltend gemachte Wünsche und Bedenken sind in dem Entwurfe berücksichtigt worden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Geburtenhäufigkeit und die Sterblichkeit in nd deut schen Großstädten. h 4
Man war früher Ee, Deutschland als ein kinderreiches Land zu betrachten, d. h. als ein Land, in dem auf je 1000 Ein- wohner 40 und mehr Geburten entfielen. Dies traf auch bis zum Ende der siebziger Jahre im allgemeinen zu. Seitdem ist es jedoch abwärts gegangen, und die Gesamtziffer schwankt jetzt im ganzen Reiche jwischen 33 und 34. In den Groß⸗ städten ist aber der Rückgang noch weit bedenklicher. Die Veröffentlichung des ne fen Gesundheitsamtes über das Jahr 1910 zeigt, daß die Geburtenziffer von 40 der größten Städte Deutschlands, die zusammen 12.6 Millionen 6 zählen, seit dem Jahre 1907 immer weiter zurückgegangen ist. Damals betrug sie 28,,, heute nur noch 25 auf je 10560 Ein— wohner, und noch ist, nicht abzusehen, wann der Rückgang zum Stillstand kommen wird. Denn eine ganze Reihe von Großftädten bewegt sich wesentlich unter diesem Durchschnitt. So ist die Ge= burtenzahl in Schöneberg in den letzten vier Jahren von 21,9 auf 16,2 gesunken, in Cbarlottenburg von 21,4 auf 193, in Wilmersdorf von 20.4 auf 1653, in Wiesbaden von 22.55 auf 20. Städte, in denen sich die Abwärtsbewegung nicht geltend machte, gibt es über⸗ haupt nicht. In Gelsenkirchen, das in 'allen diefen Jahren den Rekord der indererzeugung behauptete, ging die Gesamtzahl von 4772 auf 41,9 zurück, ahnlich in Dortmund, Duisburg, Essen und Mannheim, den einzigen Großstädten, die noch heute eine Ge urtenzahl ven mehr als 39 aufzuweisen haben. ¶¶Merknürdigerweise findet sich nun in diesen Städten mit der . Geburtsziffer nicht auch die verhältnismäßg größte Kinder— sterblichkelt. Dortmund, Essen und Gelsenkirchen Föehen sogar noch a, . da als der Durchschnitt aller Städte, Duisburg und Mann⸗ heün nur wenig darüber. Den traurigen Nuhm Ter größten Kinder sterblichkeit nimmt vielmehr Stettin für sich in Anspruch, nächstdem Chemni Breslau, Magdeburg, .. und auffallenderweise auch Görlitz. Doch ist bei Breslau, Magdeburg und Chemnitz heivorzuheben, daß in den letzten Jahren eine starke Abnabmme, erfolgt ist. Der Gesamtdurchschnitt der Kinder sterblichkeit aller. Städte betrug im Jahre 1907 auf je 100 Lebend— geborene 17, 4, im Jahre 19160 dagegen 15,08. Stettin aber batte 26, Chemnitz 191, Magdeburg 19,6, Nürnberg 18, Lund Görlitz 18,1. Die günstigste Kindersterblichkeit weisen demgegenüber die beiden Schwesterstadte Barmen und Elberfeld mit wenig mehr als 5 Ge— storbenen auf 100 Geborene, Wilmersdorf mit 9, M und Cassel mit . auf. Weniger als 11 Gestorbene hatten sodann noch Hannover, Lübeck und Wiesbaden. Die Tatsache, daß unter diefen günfiig ge— stellten Städten mehrere mit starker Arbeiterbevölkerung sind. zeig wieviel auf diesem Gebiete noch geleistet werden kann und muß Die Gesamtsterblichkeit folgt dem seit vielen Jahren in Deutsch⸗ land zu konstatlerenden Gesetz der Abnahme. In den letz len vier Jäbren ist sie von 1633 auf 14,58 Gestorbene TZuf lo500 Einwohner dieser Städte gesunken. Die geringste Sterblichkeit hat Wilmersdorf mit 6, 94 o/o, ein außergewöhnlich niedriger Stand, der wohl nur guf vorübergehende Ursachen, besonders ö. starken * ug junger Be⸗ völkerung zurückzuführen ist. An zweiter Stelle . Schöneberg und Charlottenburg aus ähnlichen Gründen. Dann aber zeigen wieder die beiden Schwesterstäͤdte Elberfeld und Barmen, was auch bei keineswegs idealen Zustaͤnden durch vernünftige Städte⸗ Ho ene und gelunde Gewohnhetten der Bevölkerung erreicht werden ann. Beide Städte stehen nur wenig ungünstiger da als Char— lottenburg. Auch Dů elderf, Essen, ö Bremen und Klel sind als Städte mit verhältnigmäßig geringer Sterblichkeit hervor- ahh Den ungünstigsten Platz nimmt dagegen feit' den 'fetzten rei Jahren Posen ein. An zwester Stelle steht Breslau, das früher — 44 größere Sterblichkeit als cen aufwies, sich aber in den Eten Jahren wacker vorwärts gearbeitet hat. Es folgt als Dritte * Bunde die letzte Metrgpole des Sstens. Köntgzberg. Ueber ; nanzig, das noch kein städtisches Statistisches Amt unkerhält, liegen hn ngaben aus dem Jahre 1910 vor. Die Verhäãͤltnisse . dort ähnlich wie in Königsberg. Auch Stettin sst schon wegen selner fehr großen Kindersterblie keit ungünstig gestellt. Doch wird es merk— würdigerweise von einer Stadt übertroffen, die faft genau am ent⸗ been e getz Ende Deutschlands liegt und die man gewöhnlich für e. ers bevorzugt hält, nämlich von Freiburg i. B. Auch ch n 9 zählen zu den weniger günstigen Gr ten. 1 heels f men sieht, gibt eine Betrachtung der Geburts. und Sterb— i., . . 6 e n f 9 . 6 , . ) mtersuchen, welche Gründe die große Kinder sterblichkeit in Stettin hat, und warum Städte wie 66. Halle
und di Vorm g, ki des Ostens so auffällig hinter Ciberfeld und
zeigt,
Der Alkoholismus als Todesursache i im Jahre nr .
Die vom preußischen Statistischen Landesamt herausgegebenen e r e. Nachrichten“ enthalten im letzten 2. eine statistische Darstellung der Sterblichkeit der Gesamtbevsl erung des Freußischen Staats nach Todesursachen und Altersklaffen während des Jahres 19909 und darin auch Angaben über den Alkoholismus als Todesursache. Dangch starhen im Jahre 1309 1096 Personen an Sãuferwahnsinn, während 1998 1157, 1807 1293, 1906 1132, 1965 1005 und 1904 1001 dieser Krankheit erlegen sind. Die Mortalität an Säuferwahnsinn ist, auf 100 000 Lebende berechnet, von 445 im Jahre 1877 auf 281 im Jahre 1969 gesunken. Eine Zusammen⸗ stellung der an Säuferwahnsinn Gestorbenen nach Alter und Geschlecht bringt die fofgende Tabelle:
Uebersicht der Sterbefälle an Säuferwahnsinn i Geschlecht und Lebensalter im Jahre en. nach
(Einfache und Verhältniszahlen.)
Von je Gestorbene 100 Gestorbenen
Altersklassen waren
. mãnnliche weibliche
über 15— 20 Jahre 100, 00 — 20-25. 91,67 8,33 25 — 30 91,67 8,33 30-40 87,12 12,88 40-50 88,41 11,B59 560 - 60 83,58 16,42 60-70 83,22 16,K78 70 Jahre.. 77,14 22, 86 unbekannten Alters 66, 657 33,33
Summe der Gestorb. db 04 13,96.
Immerhin kann man mit Genugtuung feststellen, daß die Verhältnis— ziffer der innerhalb eines Zeitraums von 32 Jahren an Sãuferwahnsinn Gestorbenen in Preußen um fast die Hälfte gesunken fft.
Zur Arbeiterbewegung.
Infolge Entlassung eines Arbeiters bei der Firma Ludwig Loewe u. Co. in Berlin (Huttenstraße 17— 20, der kei Auf⸗ reizung eines nicht dem Metallarbeiterverbande angehörenden Arbeiters beobachtet worden war, haben die Arbeiter der betreffenden Ab— teilung in Stärke von etwa 300 Mann die Arbeit einge- stellt und erklärt, sie erst wieder aufjunehmen, wenn der En b ff wieder eingestellt wird. Durch den Ausstand erleidet der Betrieb , . n, .
n sämtlichen Samtfabriken Crefelds fand, wie die Rh. Westf. Ztg. berichtet, gestern vormittag elne Abstimmung darüber statt, ob die Weber, die eine Lohnerhöhung von 1001 forderten, das Angebot der Arbeitgeber, einer Erhöhung von 309, annehmen sollten, oder ob man zur Erlangung der geforderten Erhöhung in den Aus- stand treten sollte Die Abstimmung ergab die Ablehnung des Än— gebots mit 156 Stimmen gegen 268 Stimmen. Es ist also in den nächsten Tagen zu erwarten, daß ungefähr 1500 Samtweber die Kündigung einreichen werden.
Im n, . Kohlenbezirk erklärte sich, wie die Köln. Ig, erfährt, ein Teil der Werkberwaltungen bereit, bis ju 29 3 Schichtlohnzulage sowie eine Aufbefserung' der Gedinge für Tagegarbeiter vom 1. Juli ab zu gewähren. Man hofft damit den Ausstand abwenden zu können.
In den Betrieben der Aktiengesellschaft Verein deutscher Oelfabriken in Mannheim legten, der Köln. Ztg.“ zufolge, die Arbeiter der Fabrik - Industriehgfen. sämtlich, von 266 der Fabrit Lindenhof“ zwei Drittel die Arbeit nieder. In der Fabrik „Unden— hof“ Joll der Betrieb einschichtig aufrechterhalten werden können.
In der Mainzer Holzindustrie ist, wie der Köln. Ztg.“ gemeldet wird, gestern durch gegenseitiges , eine Einigung erzielt worden. Die Arbeiter erhalten eine Lohnerhöhung von? 3, derteilt auf vier Vertragsjahre, und die Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stunde. Weiter ist die nn n, einer Schlichtungs⸗ ö . 3 . 105 d. Bl.)
egen eines in einem ergwerk beschäftigten nicht organi— sierten Arbeiters kam es gestern, wie h 16g B.“ 3 im Rhonddatal (Südwales wieder zu Unruhen, die zu einem Zu sam men stoß von Arheitern mit Polizeimannschaften führten. Hierbei wurden verschiedene Personen verletzt.
In Rom sind, wie die „Voss. Ztg. erfährt, die Straßen⸗ reiniger in den Ausstand getreten, um eine Lohnerhöhung durch⸗ zusetzen, und suchen auch die Ersatzarbeiter gewaltfam an' der Arbeit zu verhindern.
(Weltere Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt unter dem Vorsiß ihres Sekretars Herrn Vahlen . daf knn eine Gesamtsitzung, in der Herr Waldever über Gehirn und Skelett einer 16jährigen Mikrocephalin las. Das nur 439 8 schwere Gehirn zeigt besonders auffällige Veränderungen in der Brocaschen Sprachregion, womit das während des Lebens beobachtete unvollkömmene Artikulationsvermögen stimmt. Der Schädel entspricht in seiner Entwicklung dem Gehirn; das übrige Skelett ist don schöner, graciler Form, das Becken zeigt fast männliche Verhältnisse. — n Druckschriften wurden vor— gelegt: Wielands Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Deutschen Kommission der Akademie. Abt. 2: Uebersetzungen. Bd. 3, bearb. don E. Stadler. Berlin 1911, und zwei von der Akademie unter⸗ stützte Werle: H. Glück, Biologische und morphologische Ünter⸗ suchungen über Wasser⸗ und Swen sf, ich! Tl. 3. Jena 1911 und Libanii opera rec. R. Foerster. Vol 6. Lipsiae i911.
Die diesjährige Ausstellung der Sezession bringt gerade
leine großen Ueberraschungen. Auch das, was die jüngste Parifer Generation eingesandt hat, bedeutet nach bem, wat 64 9. kö Jahren hier und bei Cassirer schon kannte, nichts Neues. Recht weise hat übrigens die Ausstellungsleitung' diese neufranzoͤsischen Lanbdschaften, Akte. und. Stilleben von auf die Spitze ge⸗ triebener, einseitigster Manier, in einem Zimmer vereinigt und abgesondert. Den großen Mittelsaal beherrscht wieder Ferdinand Hodler, der neben Arbeiten allerneuesten Dakums auch ein Jugendwerl „»Dialsgus intime“ zeigt, das der milden und etwas müden Weise Puvis de Chavannes noch sehr nabe steht. Mit elner sehr reichhaltigen Sammfsung von re ht tüchtigen Bildnissen, farbig sehr frischen Blumensiücken und sehr kecken Skizzen, mit denen Augenblicke aus den prunkvollen Zeremonten des Georgiordens in München festgehalten sind, ist Max Slevogt vertreten, Louis Corinth mit einem großen, glänzend gemalten Stilleben, zwei Professorenbildern und einem ungewöhnlich derben weiblichen Akt, Liebermann mit Bildnissen und einem etwaß flauen Barmherzigen Samariter. Von dem unlängst verstorbenen Fritz von Uhde sind einige frübere Werke aus der geit seiner Freilicht. manier sgwie eine große Arbeit der letzten Ja re, die bereits an anderem Ort gezeigte Modellpause“ zu sehen, von Lans Thoma zwel herrliche, sonnige Landschaften, von Wilhelm Trübner ein wundervolles, ganz in Leiblg Sinne gemalteg Blldnig einer Dame in Schwarz vor einem Grunde von sattem Rot, ferner eine reichlich
ateliermäßig kalte Andromeda, eine Tandschaft und das Bild einer
Dogge. Von Max Beckmann abgesehen, der eine farbig sehr un= angenehme, in der Auffassung respektlos rohe Kreuztragung Christi' ausgestellt hat, hält sich die Mehrzahl der deutschen Sezessionisten heute von wilden Extravaganzen fern. Aus der Masse der tüchtigen, wenn auch nicht gerade hochbedeutenden Leistungen mögen noch genannt sein die schönen Blumenstücke von George Mofson und Robert Breyer, die feinen Interieurs von Heinrich Hübner, das zarte, tonige Strandbild von Ernst Oppler, die pikante An⸗ sicht des Kurfürstendamms von Karl Walser und die beiden vor⸗ züglich auf Schwarz Weiß Wirkung hin berechneten Winterlandschaften ven Walther Klemm. Die Plastik, das Stieffind unseres Zeit. alters, kommt auch in der . auf dem Kurfürstendamm zu kurz. Die Zahl der ausgestellten plastischen Werke ist schon an sich , ,,, klein, und von diesen wenigen vermögen auch nur zwei oder drei Stücke wie etwa Gauls Ente oder die prächtige Bildnis⸗ büste von Fritz Klim sch den Besucher zu fesseln. Dr. v. H.
Wohlfahrtspflege.
Das Rote Kreuz nimmt in Deutschland, wie aus den Berichten der dreizehn Abteilungen des Volksheilstättenvereins zu Berlin in der gestrigen Generalversam mung ersichtlich wurde, an der Tuberkulosebekämpfung einen von Jahr zu Jahr steigenden Anteil. Zu den Heilstätten für Erwachsene und Kinder, den zahlreichen Walderholungestätten und Arbeitergärten, der fänd⸗ lichen Kolonie, Ferien kolonie, Helferinnenschuse ufw. sind Clementar— und Fortbildungeschulen für Knaben und Maͤdchen in ländlicher und gewerblicher Beschäftigung eingerichtet oder in der Ausführun begriffen. Die Fürsorge des Roten Kreuzes lehnt sich Kare cht ih an die Wohlfahrtepflege der Gemeinden an und ist bestiebt, namentlich auch den Bedürfnissen des Mittelstandes gerecht zu werden In letzterer Hinsicht bestehben Verbindungen namentlich zu den Ministerien mit großer Beamtenschaft und der großen Zahl von Beamtenvereinen, die zu günstigen Bedingungen Frauen und Kinder ihrer Mitglieder in den Genesungsheimen zu 6 unterbringen. An der Spitze dieser Bestrebungen fleht unter dem Vorsitz des Vizeoberzeremonienmeisters Dr. B. von dem Knesebeck ein Zentralvorstand, dem die Herren Staatsminister von Möller, Generalarzt Werner, Geheimrat Lewald, Professor Dr. Pannwitz und Geheimrat Ravené angehören, während in den verschiedenen selbständigen Abteilungen die Damen: von Studt, von Thielen, Frei⸗ frau von Schorlemer, von Budde, von Schjerning, Delbrück, von Breitenbach u. A. den Vorsitz führen. Eine aus zahlreichen Mit- gliedern bestehende Sachverständigenkommission steht der Organisation des Roten Kreuzes als beratendes Organ zur Seite. Das in den Anstalten und Einrichtungen tätige Kapital beträgt mehr als drei Millionen Mark. Zu Ehren des veistorbenen Geheimrat Hoffs ist ö Freistellenfond für orthopädisch zu behandelnde Kinder gegründet orden.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
Der Kaiserliche Konsul in Charkow berichtet unterm 25. April d. J.: Nach übereinstimmenden Berichten sind die n m md, Konsulatebezirk durchweg in befriedigendem, zum teil, so namentlich in einigen Kreisen des Gouvernements Jekaterinoslaw und des Don— gebiets, in gutem Zustande unter der Schneedecke hervorgegangen; eine Neubestellung ist nur in ganz unbedeutendem Maße erforderlich gewesen. Die Witterung war in der ersten Hälfte des Monats April rauh und trübe, seit etwa zwei Wochen aber warm und sonnig, sodaß en re gut entwickeln konnten. Infolgedessen hat auch die Frühjahrgbestellung, wenn auch um ein bis zwei Wochen später als ewöhnlich, so doch unter günstigen Bedingungen stattfinden können. . das weitere Gedeihen der Saaten wären zurzeit ergiebige , an denen es seit lägerer Zeit gefehlt hat. Der Kaiserliche Generalkonsul in Odessa berichtet unterm 2 April d. J.. Bei Beginn des Monats April hielten die Nacht⸗ fröste im Konsulatsbezirk noch an; darauf folgte wärmere Witterung mit Regen. Nach den einlaufenden Nachrichten haben die Winter⸗ saaten in den Gouvernements Cherson, Beffarabien und Taurien durch Auswinterung erheblichen Schaden gelitten, sodaß an einzelnen Stellen bis zu 33 90 der mit Wintersagt bestellten Aecker umgepflügt werden müssen. Sonst stehen sie befriedigend. Infolge des langen Winters hat der Anbau der Sommersaaten recht spät begonnen und dürfte erst in etwa einer Woche beendet sein Infolgedessen dürfte auch die Ernte in eine spätere Periode fallen. Namentlich ist jedoch zu befürchten, daß die bald , e den noch nicht kräftig entwickelten Sommersaaten erheblichen 23 zufügen kann. Im allgemeinen ist der Anbau der Sommerung unter günstigen Umständen von 1 1 angen. h e Zufuhren nach den Hafenstädten blieben klein, da die Wege schlecht 3 die Bauern auf den Feldern beschäftigt sind. Die ef verschiffungen in Weizen halten sich andauernd auf bedeutender Höhe. Rußland zeigt Zurückhaltung und der Verbrauch greift beherzter zu. Besonders Gro vbritannien hat bedeutende Posten aufgenommen, fodaß die Preise in Weizen langsam angezogen haben. Von dem starken zussischen Angebot, das befürchtet wurde, ist nichts zu spüren gewesen. In Roggen entwickelte sich endlich ein lebhaftes Geschäft zu steigenden Preisen. Namentlich Deutschland zeigte recht gute Nach⸗ frage, da auch dort anscheinend die Wintersaagten durch die Märzfröste arten haben. In Gerste war gleichfalls wiederum der Umsatz ehr lebhaft zu steigenden Preisen, besonders für schwimmende artien; erst in den letzten Tagen bewirkten bedeutende Verschiffungen, vor allem aus dem der Schiffahrt ersffneten Asowschen Meere, eine Abschwächungzfür geladene Partien. Dagegen sind Lieferungen für die Sommermonate gefucht. Bie ruffischen m fäufer bleiben zurückhaltend und zeigen wenig Neigung, Lieferungen für die Herbstmonate schon jetzt ab af lie; cen Magis war zu Anfang infolge großer Ankünfte en n, gedrückt, schnellte jedoch mit Aufhören der Zufuhren ik die Höhe. Bei lebhaften Umsätzen ent⸗ wickelte sich allmählich ein großes Geschäft fur die Sommermonate zu täglich steigenden Preisen. Da Südamerika in Mals versagt hat, kaufte Großbritannien namentlich hier; anscheinend hat die Preis⸗ steigerung noch nicht den Höhepunkt erreicht. Augenscheinlich befinden sich im Innern Rußlands noch große Bestände von altem Matz. Auch Hafer konnte von der allgemeinen Preissteigerung für Futter⸗ mittel Nutzen ziehen; es fanden größere Umsätze zu steigenden Preisen statt. In Lein saat wird nur noch wenig angeboten; hier treten jetzt die Mühlen als Käufer auf. An der Odessaer Börse waren am 26. Axril d. Preise folgende: . . 90112 Kop. 11 Roggen . 71 — 79 1 Malz 6 65 6 . 79 —– 990 . 269 k Die Vorräte betrugen am 14. April d. J.: in Asima K d d 409 verschiedene Weizensorten 9365 Weizen zusammen 468 414 Roggen. w . 16937 KJ 27910 1 60 558 Vola (Rapn) .. 1638 1 2457 Sonnenblumensamen . 1337 1́6(· 4095
2
ö für das Pud . frei an Bord. n
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K , 4095