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Den Gewerbeinspektionsassistentinnen Schlösser in M⸗Glad⸗ bach, Reichert in Berlin C., Kummert in Berlin 80. und Conradt in Berlin N. ist eine ,,. Gewerbeinspektions⸗ assistentinnenstelle bei den bezeichneten Gewerbeinspektionen ver⸗ liehen worden.
Ministerium der fin lh und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
Der bisherige Oberlehrer am städtischen Gymnasium zu Essen Dr. Fritz Thaler ist zum Kreisschulinspektor in Witten ernannt worden.
Dem ehemaligen Kustos am Märkischen en , mn. in Berlin Rudolf Buchholz ist das Prädikat Professor bei⸗ gelegt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Domänenpächter Wilhelm Schlüter zu Eggersen im Regierungsbezirk Hannover ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.
Die Oberförsterstelle Laska im Regierungsbezirk Marienwerder ist zum 1. Juli 1911 zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 5. Juni eingehen.
Die Oberförsterstelle . im Regierungsbezirk Marienwerder ist zum 1. August 1911 zu besetzen. Be⸗ werbungen müssen bis zum 15. Juni eingehen.
Finanzministerium.
Bei Erörterung der Vorgänge, die zu dem Erlaß der Verfügung vom 24. April dieses Jahres III. 5137 geführt haben, ist zur Sprache gekommen, daß in Versammlungen des preußischen Landesverbandes deutscher , . Zoll- und Steuerbeamten das Verlangen erhoben worden ist, es hätten die Oberzollinspektoren, wenn sie dem Verbande als Mitglieder an⸗ gehörten, in ihrer amtlichen Wirksamkeit, namentlich bei Be⸗ richterstattungen über Beamtenfragen, den von dem Verbande eingenommenen Standpunkt zu vertreten. Dabei ist angeregt worden, auf die Oberzollinspektoren in diesem Sinne einzuwirken.
Es ist in hohem Grade bedauerlich, daß in einer Versamm⸗
lung preußischer Zollbeamter derartige Anschauungen . haben geäußert werden können, denn sie zeugen von einer völligen Verständnislosigkeit dafür, daß der preußische Beamte sich bei allen seinen Handlungen und Aeußerungen in erster Linie von seinem Gewissen und seinem Pflichtbewußsein gegenüber dem allgemeinen Staatsganzen leiten lassen und dies unbe⸗ kümmert um ihm daraus etwa erwachsende Unannehmlichkeiten rück⸗ sichtslos vertreten muß, nicht aber sich von Stimmungen beeinflussen lassen darf, die in einem lediglich aus seinen Berufsgenossen ,,, Vereine herrschen. Es zeugt ferner von einer eben so großen Verständnislosigkeit für das Wesen der Disziplin, wenn den Oberinspektoren oder sonstigen leitenden Be⸗ amten zugemutet wird, sich in ihren amtlichen Handlungen den ö oder Anschauungen eines privaten Vereins u fügen. ; Ich hege auch das Zutrauen, daß solche Zumutungen, wenn sie wirklich vorkommen sollten, bei den Oberzollinspektoren . auf einen fruchtbaren Boden fallen würden, diese viel⸗ mehr eingedenk der ihnen als Leitern der Hauptzollämter ob⸗ liegenden hohen Verantwortung in allen dienstlichen Angelegen— heiten lediglich nach Pflicht und Gewissen die an sie heran⸗ tretenden Fragen behandeln werden.
Ich darf aber auch weiter von den Oberzollinspektoren er⸗ warten, daß sie, soweit sie Mitglieder von Beamtenvereinen sind, sich ihrer Stellung stets bewußt bleiben und den ihnen zukommenden Einfluß auch in den Vereinen nach der Richtung geltend zu machen sich bemühen werden, daß die Beamten in der . ihrer Verbandsbestrebungen Maß halten und sich nicht zu unbedachten Schritten hinreißen lassen.
Berlin, den 7. Mai 1911.
Der Finanzminister. Lentze.
An die Herren Präsidenten der Königlichen Oberzoll— direktionen (einschließlich Erfurt).
Aiqhtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. Mai.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Rechnungs⸗ wesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Rechnungs⸗ wesen und der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen.
Die Verkehrseinnahmen deutscher Eisenbahnen für April 1911 betrugen nach der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht:
gegen das Vorjahr (mehr, weniger)
im ganzen auf 1 km * * . 4 060 ersonenverkehr 71 205 499 1 396 4 129381164 239 206 atervertchr.] 143 335 75] 2 7] 3 dil Sos 4 21 LG.
Bei der Beurteilung des Ergebnisses ist die Lage des Osterfestes in Betracht zu ziehen (1910 im März, 1911 im April).
auf ganze im ganzen 1
Für das abgelaufene Rechnungsjahr haben aus den im Etat der Staatseisenbahnverwaltung zur Prämiierung nützlicher Erfindungen vorgesehenen Mitteln 52 Beamten und Arbeitern der Staatseisenbahnverwaltung Belohnungen im Gesamtbetrage von 20 000 S für Erfindungen und Ver⸗ besserungen, die zur Erhöhung der Betriebssicherheit oder Wirt⸗ schaftlichkeit beitragen, bewilligt werden können.
Laut Meldung des ‚W. T. B.“ sind S. M. S. „Geier“ vorgestern in iz und S. M. S. „Luchs“ gestern in Schanghai 4 en.
S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ ist gestern von Canton in See gegangen.
Grosibritannien und Irland.
Gestern mittag gab der deutsche Bo . zu ö. des Kaisers und der Kaiserin ein Frühstück in der Botschaft. Am Abend wohnten das Kaiserpagar, der König Georg und die Königin Mary einer Galavorstellung im Drury
Lanetheater bei. Rußland.
Der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin Cecilie sind gestern nachmittag in Zarskoje⸗Sselo ,,, und, „W. T. B.“ zufolge, vom Kaiser Nikolaus und der Kaiserin Alexandra feierlich empfangen und nach dem Palais geleitet worden, wo später auch die Kaiserin-Witwe eintraf. Abends fand zu Ehren des Kronprinzenpaares ein Galadiner statt.
— Durch ein Manifest des Kaisers wird die Schließung des jetzigen finnischen Landtags durch den Generalgouverneur für den 24. Mai angeordnet.
— Die Reichs duma hat gestern, obiger Quelle zufolge, eine Vorlage angenommen, wonach der russischen Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel eine jährliche staatliche Unter⸗ y. von 933 000 Rubel für einen regelmäßigen Schiffs⸗ verkehr auf dem Schwarzen Meer und Mittelmeer angewiesen wird. In nicht öffentlicher Sitzung hat die Duma die Gesetzvorlagen über die Anweisung der Kredite für die Verstärkung der Schwarzmeerflotte an das Marine⸗ ministerium und über die Kredite für 1911 zur Verstärkung der Reichsverteidigung sowie die Vorlage über die Schaffung des Postens eines diplomatischen Beamten beim General⸗ gouverneur in Irkutsk angenommen.
Italien.
Der König empfing gestern eine spanische Militär⸗ mission unter Führung des Generals Primo Rivera zur Ueberreichung der Urkunde über seine Ernennung zum Ehren⸗ obersten des Regiments Savoyen. Abends fand im Quirinal zu Ehren der Militärmission ein Festmahl statt, bei dem der König in einem Trinkspruch erneut für seine Ernennung zum spanischen Obersten dankte.
Italien und Spanien, so führte der König weiter aus, fänden in ihrer glänzenden Vergangenheit und in den raschen Fortschritten der Gegenwart die Berechtigung, Vertrauen zu haben auf eine würdige Zukunft, die das Zusammenwirken an den edlen Werken der Zivilisation und des Friedens immer inniger und wirksamer gestalten werde. So⸗ dann gedachte der König des Geburtstages des Königs Alfons und trank auf das spanische Königshaus und auf das Glück und die Größe Spaniens und seiner glänzenden Armee.
Der General Primo Rivera dankte für die der Mission bereitete glänzende Aufnahme und sagte, er sei glücklich, seine Bewunderung zum Ausdruck bringen zu können für die Lebens⸗ kraft, die Italien augenblicklich durch so glänzende Ausstellungen betätige.
Belgien.
Der Gesundheitszustand der Königin hat sich, wie die Brüsseler Blätter melden, wesentlich gebessert.
— In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer setzte die Obstruktion der Linken und Sozialisten gegen das Schulgesetz ein. Der liberale , von Namur, Hambursin, sprach, „W. T. B.“ zufolge, während der ganzen Sitzung zum Etat des Ministeriums des Innern. Als er gegen 5 Uhr seine Rede abbrechen wollte, um sie heute fortzusetzen, brach ein unbeschreiblicher Lärm los. Die Saaldiener waren genötigt, Tätlichkeiten zu verhindern. Der Präsident mußte schließlich die Sitzung unterbrechen; gleichzeitig ließ er die Tribünen, auch die Pressetribüne räumen. Nach einer halbstündigen Pause wurde die Sitzung wieder eröffnet, aber auf dringendes Verlangen der Linken bald wieder ge⸗ schlossen, damit der Sprecher der liberalen Partei seine Rede heute fortsetzen kann.
Türkei.
Bei der gestern fortgesetzten Beratung der Deputierten⸗ kammer über den Etat des Ministe riums des Innern gab der Minister des Innern laut Bericht des „W. T. B.“ folgende Erklärungen ab:
Es sei behauptet worden, die Regierung sei bestrebt, alle Rassen zu Türken zu machen; demgegenüber erkläre er, daß die Regierung nur auf eine politische Union aller Elemente abziele unter der Be⸗ dingung, daß das Wesen der Nation, die Sprache und die Religion unangetastet blieben. Betreffs des Zionismus erklärte der Minister, daß die Regierung keineswegs die Bildung von mit politischen Zwecken verbundenen zionistischen Kolonien erlauben werde. Betreffs der Nachrichten über den Malissoren⸗ aufstand, bemerkte der Minister, daß sie übertrieben seien. Die
forte traue den Zusicherungen Montenegros, anderenfalls wäre die Kriegserklärung die Folge. Für den Krieg sei alles bereit. Jedoch sei eine aktive Beteiligung Montenegros an dem Aufstand nicht er⸗ wiesen. Es sei auch nicht anzunehmen, daß Montenegro den Frieden zu stõren wünsche.
Serbien.
Die Skupschtina hat nach einer Meldung des, W. T. B.“ gestern den Gesetzentwurf, betreffend die Apanagen für die Kinder des Königs, in erster Lesung mit 86 gegen 31 Stimmen angenommen.
Schweden.
Die beiden Kammern des Reichstags haben gestern nach kurzer Debatte den schwedisch⸗deutschen Handelsvertrag angenommen.
Wie W. T. B.“ meldet, wurde in der Zweiten Kammer im Laufe der Debatte darauf bingewiesen, daß der neue Vertrag die Lage der schwedischen Eilenindustrie direkt verschlechtere und daß Schweden mit Bezug auf die Steinindustrie zu große Nachgiebigkeit gezeigt habe. Der Finanzminister gab zu, daß nicht alle Wünsche und Hoff⸗ nungen Schwedens erfüllt worden seien, wies jedoch zugleich auf die eventuellen Folgen eines vertraglosen Zustandes hin und betonte jum Beispiel, daß die Gewinnung eines neuen en, für die schwedische Tischlerindustrie erhebliche Zeit in An⸗ spruch nehmen würde. Dieselben Gesichtspunkte machte der Minister des Aeußern in der Ersten Kamm er geltend und betonte nament- lich, daß die Regierung angesichts der schwierigen Lage der Tischlerei⸗ industrie lieber auf den ganzen Vertrag verzichtet hätte, als in diesem
unkte eine Verschlechterung des besiehenden Zustandes anzunehmen. Auch in Sachen der Pflastersteine habe die Regierung die Er⸗ füllung ihrer Forderung als conditio sine qua non be- handeln müssen. Der Minister führte weiter aus: obwohl die schwedische Regierung bedeutende Zugeständnisse habe machen
sen, die der i . Eisenindustrie für eine Reihe von
ichtliche Men senerze sicherten, und obwohl d eee. Zugunsten Schwedens sprächen, sei 9
nach seiner Ansicht für Schweden doch so vorteilhaft, wie 2
den obwaltenden Umständen zu erreicken war. Aus der Mitt iutet Ersten Kammer wurde außerdem noch geltend gemacht, da e. der schwedischen Cisenexport und speziell für das Dolzkohlenelsen n oder nichts Wesentliches erreicht worden sei. Schließlich wurde .
Vertrag in beiden Kammern angenommen.
Amerika.
Das amerikanische Staats departement hat Entwurf eines allgemeinen S ieds gerichtsvertra 8
vollendet und dem französischen wie dem britischen Bot . auf der die ö ih ĩ . ungen ein,
übergeben als eine einigten Staaten nunmehr gewillt ist, in Verhand zutreten.
Nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten Mitteilung des Staats departements ist dieser Entwurf nicht das Ergebnis von Verhandlungen mit irgend einem einzelnen Lande, sondern stellt nur dar, was die Regierung als eine gesunde Grund⸗ lage zu Verhandlungen für die Ausdehnung des Bereichs ihrer Schiedsgerichtsverträge ansieht. Er ist dem fran⸗ zösischen und dem britischen Botschafter u e tel worden weil sie den Wunsch ihrer Regierungen zu erkennen gegeben haben, die Frage eines allgemeinen Schiedsgerichts vertrages ju diskutieren, der alle Meinungsverschiedenheiten einschließen würde, die zwischen ihnen und den Vereinigten Staaten em stehen könnten. Die allgemeinen Grundzüge des Entwurft sind folgende:
Er erweitert den Bereich unserer bestehenden allgemeinen Schiede— gerichtsabkommen dadurch, daß er die in ihnen enthaltenen Ausnahmen beseitigt, nämlich die Fragen des vitalen Interesses oder der nationalen Ehre. Der Entwurf sieht vor, daß alle Streitfragen, die von einen internationalen Gericht entschieden werden können, dem Schiedsgericht hof im Hagg unterbreitet werden sollen, wenn nicht durch ein e, sonderes Abkommen irgend ein anderer Gerichtshof geschaffen oder gewählt werden sollte. Er sieht ferner vor, daß alle Streit. fragen, die eine von beiden Vertragsmächten als nicht durch ein inter. nationales Gericht zu entscheiden ansieht, einer Untersuchungẽ. kommission überwiesen werden sollen, welche die Vollmacht erhalten soll, Vorschläge zur Beilegung zu machen. Diese Kommission soll aus Angehörigen beider Länder gebildet werden, die Mitglieder dez Schiedsgerichtshofes im Haag sind. Sollte die Kommission dabin entscheiden, daß die Streitfragen einer schiedsgerichtlichen Beurteilun
zu unterwerfen sind, so soll diese Entscheidung bindend sein, und
das schiedegerichtliche Verfahren soll statifinden. Bevor man also n einem schiedsgerichtlichen Verfahren seine Zuflucht nimmt, selbst i den Fällen, in denen beide Länder dahin übereinstimmen, daß die he— treffenden Streitfragen sich zu schiedsgerichtlicher Erledigung eignen, scll eine Untersuchungekommission die vorltegende Frage prüfen, um eventuel eine Beilegung anzuempfeblen, die die Notwendigkeit einer schiedsgerichtlichen Aktion ausschließen würde. Der Vorschlaz einer solchen Kommission soll nicht die Wirkung einer schiedsgericht. lichen Entscheidung haben. Die Kommission soll ferner auf das An— suchen einer von beiden Regierungen ihr Gutachten ein Jahr lang aufschieben, um die Möglichkeit für eine Beilegung auf diplomatischem Wege zu gewähren.
Die anderen Teile des Vertragsentwurfs behandeh hauptsächlich die Einrichtungen für die Kommission und andere Einzelheiten.
— Nach einem Telegramm der „Associated Preß“ aus der Stadt Mexiko ist der Präsident Digz bereit, vor Ende w Monats abzudanken. Derselben Quelle zufolge ist gestem n Juarez ein fünftägiger Waffenstillstand untersihht worden, der sofort für die gesamte Republik Geltung haba il.
Asien.
Ein gestern erschienenes Edikt des Kaisers von Ching lehnt, „W. T. B“ zufolge, die Petition der Konstitutions— kammer, betreffend die Einberufung einer außerordentliche Kammersession zur Prüfung der Etatsfragen und der Verans gabung der letzten Anleihen, ab. Das Edikt mißt diesen Fragen keine Dringlichkeit bei. Rechenschaft über diese Angelegenhelten soll der Kammer in der Herbsttagung abgelegt werden.
Afrika.
Einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Case— blanca zufolge sind die in Mazagan konzentrierten Streit⸗ kräfte des Machsen gestern nach Zemmur und Rabat auf— gebrochen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (178.) Sitzung des Reichstags, der der Staatssekretär des Innern Dr. Del brück und der Staatssekretär des Reichs justizamts Dr. Lisco beiwohnten, wurde die zweite Lesung des Entwurfs einer Reichsversicherung? ordnung auf Grund der Berichte der XVI. Kommission im dritne⸗ Buche „Unfallversicherung“ beim zweiten Teil Landung cha liche Unfallversicherung“, 5s 9g13—= 10365, fortgesetzt. ien, ist für dieses Buch der Abg. Dr. Mu gdan err Vollen
§z 915 lautet nach den Kommissionsvorschlägen: lr
Als versicherungspflichtiger lanbwirtschaftlicher Betts. auch die Gärtnerei, die Park⸗ und Gartenpflege sowie der fie . betrieb, soweit er nicht der gewerblichen Unfallversichene mn liegt. Kleine Haus⸗ und Ziergärten, die nicht regelmäßtß . erheblichem Umfange mit n Arbeitskräften ben hee n werden und deren Erzeugnisse hauptsächlich dem eigenen Dauer dienen, gelten nicht als landwirtschaftlicher Betrieb. sent und
Abg. Bu sold (Soz.) befürwortete einen Antrag Albi 1 Genossen (Soz), die Worte regelmäßig und in eibeblichem Umsan zu streichen.
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. einen Antrag. die st
on 3000 auf?
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werden müsse; diese Prozesse eien außerordentlich . . beschwerlich. Möge die Mehrhseit wenigstens in dielem de Umfange den Wünschen der Prxivatangestellten nachkommen.
Schluß des Blattes.)
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aus der Abgeordneten setzte in der
36 ung, welcher der Justizminister Dr. Beseler
des Innern von Dallwitz beiwohnten, die , betreffend . Feuer⸗
. ertung n zwar zunächst die gestern abgebrochene ea 8 1 der Regierungsvorlage fort, der lautet:
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Von ikons.
ung. 3 Etellm
ätze der rte
nik nichts ju tun hat. ind Neigung hatten,
euerbestattung darf nur in landespolizeilich genehmigten olgen.“
den beg,
sind inzwis
agen. ⸗ . in erheblicher Teil meiner und zwar in der
Wir motivieren
christlichen
programms berührt werden, und daß auch die Frage
Wenn wir bisher keine Veranlassung für die gesetzliche Einführung der Feuerbestattung
msuireten, so lag dies daran, daß es sich erstens fragte, ob diese
im Volke Wurzel schlagen oder ob es nicht eine vorüber⸗
r nn hn escche sein ee, und daß zweitens die Anträge
zebende
pegen der ö
euerbestattung von einer Seite kamen, die wir nicht nur ondern auch kirchlich als liberal ansehen mußten.
if die Lage anders. Erstens müssen wir uns, ob es uns paßt
2 (ht damit abfinden. daß die Bewegung für die Feuerbestattung
der ni reit nůssen des ist
liberalen
eren Anklang im Volke gefunden hat ünd wir damit rechnen n, daß sie nicht wieder verschwindet; zweitens aber — für uns maßgebend — stehen wir heute nicht mehr einem
ntrag, sondern einem Gesetzentwurf der Regierung gegenüber,
e ez säter nicht mehr möglich machen, einem Verbrechen auf die de zu kommen. Ferner wünschen wir 5 7 dahin zu ändern, daß im Falle der Leichenderbrennung nicht nur eine Anzeige an die Orts— poltelbehörde des Verbrennungsortes, sondern deren Genehmigung
dajn erfordert wird; diese
enehmigung soll schriftlich erteilt
werden und ö. versagt werden, wenn die in dem Gesetz vor⸗
geschrieben wit die
en Urkunden nicht beigebracht werden. Im 5 9 wünschen Streichung des Regierungsvorschlages, daß der Beweis
der Anordnung der Feuerbestattung durch den Verstorbenen auch durch das von einer öffentlichen Behörde beglaubigte Zeugnis jweier glaubwürdiger Personen erbracht werden kann. Wenn diese unsere Vorschläge angenommen werden, halten wir es tat— sichlih für ausgeschlossen, daß aus dem Gesetz sich ein Unreij er eben könnte, Verbrechen zu verüben. Wir sind viel nehr der Ansicht, daß es jetzt viel schlechter damit steht, als nach Resen Voröohlägen; denn es wird tatsächlich verkannt, daß jetzt die Spnen eines Verbrechens sehr leicht dadurch verwischt werden können, nä die Feuerbestattung außerhalb Preußens ohne jede polizeiliche oder iktliche Kontrolle vorgenommen wird, während künftig, wie der Mialster gesagt hat, Vorschriften erlassen werden sollen, die auch über
Rae Fälle die Kontrolle ermöglichen.
ch möchte allerdings den
Mnster namens meiner Freunde bitten, daß diese Vorschriften in
lune Wei
se erlassen und durchgeführt werden. Aus dem der Kommission
ibemihten Material über die Erfolge von Erhumierungen zur Auf deing von Verbrechen haben allerdings die Sachverständigen ge— schosen, daß noch Bedenken vorliegen können, aber . sind durch die
igen Von Anfa
Erklärungen des Justizministers doch beseitigt worden. ng an erhoben meine Freunde, auch diejenigen, die geneigt
waren, dem Gesetz zuzustimmen, sehr ernste Bedenken aus rellgiösen
Gesichtspu sind aber
nkten. Wir nehmen diese Bedenken durchaus nicht leicht, der Meinung, daß sie auf der anderen Seite überschätzt
verden. Wir wünschen aus diesen Gesichtspunkten heraus, daß § 2 eine andere Fassung erhält, damit zum Ausdruck kommt, daß die Aufsichtsbehörde die Genehmigung nicht unbedingt zu erteilen hat, sondern eine Prüfung der Vorbedingungen vornehmen kann. In det Praxis kann es vorkommen, daß kostspielige Krematorien erbaut werden sollen, die in keiner Weise den Interessen der Allgemeinheit entsprechen. Es kann aber auch sein, daß ein Beschluß der Ge⸗
meinde im
it so geringer Majorität gefaßt wird, daß dadurch eine
einste Beunruhigung der auf anderem Standpunkt stehenden Bürger
stattfinden
würde. Es muß ferner im S3 eine Ergänzung dahin statt⸗
finden, daß unter allen Umständen dafür gesorgt werden muß, daß neben der Feuerbestattung auch die Beerdigung Verstorbener dauernd in bisheriger Weise stattfinden kann. Wenn wir den Entwurf in der ursprünglichen Form annehmen würden, dann könnte es passieren, daß eine Gemeinde wohl ein Krematorium hat, aber keinen Beerdigungs⸗ platz. Ferner sind wir dafür, daß 7 eine Abänderung erfährt, nach der ju jeder Feuerbestattung eine schriftliche Genehmigung der Behörde notwendig ist, die versagt werden 9 wenn nicht die nötigen
Urkunden
beigebracht werden. Wenn diesen Wünschen Rechnung ge⸗
tragen wird, glauben wir, daß die Befürchtungen, die gegen die
Regierun handelt 1
svorlage geäußert wurden, nicht mehr berechtigt sind. Es
ch ja hier um ein Gesetz, das nicht die allgemeine Leichen
berbrennung einführen will, sondern nur die fakultative. Wenn gesagt
wird, das
sei nur der erste Schritt, so kann ich diese Folgerung
nicht mitmachen, und zwar deshalb nicht, weil ich nicht den Zweck emmsehe, den die Anhänger der Feuerbestattung damit im Auge haben solten. Man darf auch aus unserer Zustimmung nicht schließen, daß wir Anhänger der Feuerbestattung selen. Soviel ich weiß, trifft dies
auf keinen
meiner Freunde zu. Wir sind auch einig in dem Wunsche,
daß in Zukunft in möglichst weitem Umfange an der alten christ⸗ lichen Sitte der Erdbestattung festgehalten werde. Wir wollen aber keinen Zwang ausüben, wir wollen mlt diesem Gesetze den
ünschen
der Anhänger der Feuerbestattung entgegenkommen und
offen, daß dann aber auch auf der anderen Seite Rücksicht auf unsere efühle genommen und nicht eine reklamehafte Propaganda für die kuerbestattung eingeleitet wird. Wenn wir den Gefühlen anderer
echnung den.
tragen, wollen wir auch, daß unsere Gefühle geachtet
Schluß des Blattes.)
— —
Statistik und Bolkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.
. einer gestern abend abgehaltenen Versammlung der rstãnde sämtlicher Bäckerinnungen Groß-Berlins mne, der ‚Voff. Ztg.“ uh mitgeteilt, daß die gestrige Bäcker⸗
i dersamm ung mit d ichtenberg beschlossen habe, die Forderungen der Gesellen lehnen (wgl. Nr. 116 d. . Unbekannt waren die r lf der
ah mungen
tte, i enen
derungen mit den Gesellen in weitere
g an den v
usnahme von Rixdorf, Oberschöneweide
von pandau, Zehlendor und Britz. Es wurde beschlossen, heute Berliner Polizeipräͤsidenten zu schicken mit der
Backverbot von Sonntag früh bis Montag früh 6 Uhr zu Im übrigen sind die Meister Jenillt; wegen der Lohn Verhandlungen zu treten.
un befürchtet, daß trotzdem in den nächsten Tagen ein allgemeiner
. e
icke n durch den
llenstreik in Groß-Berlin ausbrechen wird. Außerdem droht rmeistern in den Arheilervlerteln ein Boykott.
Kopenhagen ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern die
Ausstand der Klempner veranlaßte, eiwa 46 060 Arbeiter
umfassende Aussperrung aufgehoben, worden, nachdem ein Uebereinkommen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern in allen strittigen Punkten erzielt worden ist. (Vgl. Nr. 116 d. Bl.)
Wegen des in Oporto fortbestehenden Ausstands der Hafen— arbeiter bewirkten, wie W. T. B. erfährt, die Besatzungen der ausländischen Schiffe unter militärischem Schutz Ladung und Löschung ihrer Schiffe. (Vgl. Nr. 111 d. Bl.)
Die ausstãndigen St ht e dmg estellten in Fohannes⸗ ya. (vgl Nr. II4 d. Bl.) sind, wie der Rh. ⸗Westf. Ztg.“ tele⸗ graphiert wird, unterlegen. Der Dienst ist in vollem Umfange wieder aufgenommen. Ein Personenmangel ist nicht vorbanden. Die Straßen barrikaden sind weggeräumt worden. Die Rädelsführer werden gerichtlich bestraft werden.
(Weitere Statistische Nachrichten‘ s. i. d. Ersten und Zweiten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Am 15. d. M. tagte im Landeshause der Provinz Brandenburg zu Berlin eine Versammlung der großen deuischen Volksbildungs— organisationen aller Richtungen, um die Gründung einer Zentral— stelle für den Kampf gegen die Schundliteratur zu be— raten. Dr. von Erdberg sprach über die Notwendigkeit einer solchen Zentrale, die an eine neutrale Organisation angeschlossen werden müsse, um den Vereinen aller Richtungen die Möglich keit zur Mitarbeit zu geben. In einer lebhaften ere frech wurde von allen Seiten die Notwendigkeit der Gründung anerkannt. Es wurde eing Kommission von 15 Mitgliedern gewählt und mit den weiteren Arbeiten beauftragt. Die Geschäftsführung dieser Kommission soll der Volksbildungsabtellung der Zentralstelle für Volkswohlfahrt übertragen werden, die gemäß der Satzung der Zentralstelle eine Ver⸗ einigung aller Volksbildungsorganisationen auf neutralem Boden zu gemeinsamer Arbeit, soweit dies möglich ist, anstreben soll.
Kunst und Wissenschaft.
A. F. In der vorgeschichtlichen Fachsitzung der Gesellschaft für Anthropologie in jüngst der Rentler Hermann Busse — Wolters dorfer Schleuse — über Neue und ältere Aus⸗ grabungen von vorgeschichtlichen Finzelfunden, Gräber— feldern und Wohnplätzen in der Nähe von Woltersdorf, Niederbarnimschen Kreises“. Diese Gegend gehört, wie der Vortragende hervorbob, zweifellos zu den von der Steinzeit bis heute bewohnt gewesenen Teilen der Mark, wie dies jeden Irrtum ausschließend durch zahlreiche, allen vorgeschichtlichen Perioden angehörige Funde er⸗ härtet wird. Zum ersten Male urkundlich erwähnt wird Woltersdorf als „Slawisch Waltersdorf“ in einer Urkunde von 1319. Es gehörte damals zum Schlosse Köpenick. Von 1487 bis 18659 war das Ritter⸗ gut Woltersdorf Eigentum der Stadt Berlin, die es im letztgenannten Jahre für 62 000 Taler verkaufte. Zum Beweise der steinzeitlichen Bewohntbeit der Gegend legte Herr Busse 7 von ihm dort ge⸗ fundene Steinbeile und viele Feuerstẽindttefakte vor. Ein von der älteren bis zur jüngeren Bronzezeit benutztes Gräberfeld nordwestlich ven Woltersdorf an der Kleln⸗Schönebecker Grenze ist vom Vortragenden vor einer Reihe von Jahren entdeckt und allen Schwierigkeiten und Hemmnissen zum Trotz auch gänzlich ausgegraben worden. Vorgefunden wurden g6 Gräber, die 568 Ton⸗ gefäße und die Reste von 136 verbrannten Leichen bargen (101 er⸗ wachsene, 18 jugendliche Personen und 17 Kinder). In den Urnen wurden 19 Ringe und viele Bruchstücke aus Bronze gefunden. Fest⸗ 66 wurden ferner zwei Verbrennungsplätze und eine gewisse
nzahl von Steinpyramiden, die wahrscheinlich zur Ein⸗ teilung der Grabstätten und Kennzeichnung von Gräbern ge— dient haben. In vielen trefflichen Lichtbildern zeigte der Vor⸗ tragende die interessantesten der von ihm gefundenen und zu einem guten Teil mit viel Mähewaltung aus den Scherben wiederherge⸗ stellten en, vor. Sie zeigen hübsche Formen, schlichte Ver—⸗ zierungen, offenbar aber doch gewisse Unterschiede in feinerer und röberer Ausführung. Es fanden sich aber auch reich ausgestattete ge u. a. eine Begräbnisstelle, die vier Einzelgräber ent⸗ hielt, aus denen insgesamt 33 Tongefäße und vier Bronze⸗ ringe entnommen werden konnten. Nicht sehr fern von dem hier beschriebenen Gräberfelde liegt der Sprintberg. Wie auf den Hügeln der märkischen Landschaft häufig, ist auch an diesem Punkte schon vor längerer Zeit ein ausgedehntes Gräberfeld entdeckt worden. Aus ihm entnommene Urnen und Bronzen befinden sich im Märkischen Museum, ferner in der Schule und dem Gemeindehaus von Woltersdorf. Da dem Vortragenden bekannt war, daß dies Gräber⸗ feld bei weitem noch nicht erschöpft ist, öffnete er hier noch einige Gräber und bestimmte sie nach den Grabfunden als der jüngeren Bronzezeit angehörig. An weiteren Nachforschungen ver⸗ hinderte ihn jedoch eine merkwürdige Abneigung der Ackerbesitzer gegen den Nachweis, daß ihr Besitztum einst eine heidnische Grabstätte ge— wesen. Auch auf dem Rödenberg lag einst ein bronzezeitliches Urnen⸗ feld, es ist aber bei Rodung des Waldes noch zur Zeit, da Berlin das Rittergut Woltersdorf besaß, derartig vernichtet worden, daß sich weitere Untersuchungen nicht lohnen. Ein viel jüngeres Gräberfeld, nach den Grabbeilagen als mit der römischen Kaiserzeit gleichaltrig erwiesen, lag am Bauernsee, wurde aber bei Anlage des Gartens vom Restaurant Interlaken zerstört; ug sind seinerzeit mehrere Tongefäße und Eisenfunde an das Märkische Museum abgeliefert worden. Noch jüngerer, nämlich slawischer Zeit gehören verschiedene tönerne und eiserne Sachen an, die im Woltersdorfer Kietz gefunden worden sind. Seine reichen Erfahrungen auf dem wichtigen Gebiet der Gräber— forschung zusammenfassend, glaubt Herr Busse auf den merkwürdigen Umstand hinweisen zu müssen, daß sich in der ganzen Gegend kein einziges der La Tone-Zeit angehöriges Gräberfeld gefunden hat. Darf daraus gefolgert werden, daß während döieser an die jängste Bronzezeit sich anschließenden, Jahrhunderte dauernden Periode das Land leer von Bewohnern war? Da die gleiche Erscheinung auch im übrigen Teil des Kreises Nieder⸗Barnim sowie in den Nachbar kreisen Lebus, Beeskow⸗Storkow und in einem Tal von Ober⸗Barnim beobachtet wird, so scheinen sich hieraus Bestätigungen nach ver⸗ schiedenen Richtungen zu ergeben, nämlich einmal, daß die von Tacitus als zwischen Elbe und Oder wohnend verzeichneten Semnonen, die uns nördlich einer Linie, die Berlin etwas südlich läßt, eine Menge Gräberfelder der La Tone⸗-Zeit hinterlassen haben, ihre Wohnsitze damals nicht bis in die bezeichnete Gegend an der Ober spree erstreckten, und daß zum andern die bronzezeit⸗ lichen Reste dieser Gegend einem von ihnen verschiedenen Volksstamm angehörten, dessen Leistungen, weil abweichend von anderen, wir als „niederlausitzer Typus“ kennzeichnen. Was das für eln Volksstamm war, ob er der großen ostgermanischen Volksgemein⸗ schaft angehörte oder ob Diener. Kossinna recht hat, ibn einem thrakischen, von Südosten her gekommenen Volke, den Karpodaken, beizuzählen, das ist die große, noch zu lösende Frage. Aber sicher scheint nach allem, daß dies Volk aus irgend welchen Ur— sachen sich zur La Tone Zeit zurückgezogen und das Land leer gelassen hatte. (Daß stimmt mit ganz ähnlichen Beobachtungen am mittleren Lauf der Oder überein. Auch hier, am rechten Oderufer, im fruchtbaren Land, zwischen Obra und Oder, finden sich bronzezeitliche Grabstätten in großer Menge, Funde der La Tone -Zeit fehlen aber pn mn n und offenbar haben die Bewohner etwa um 500 v. Chr. sich zurückgezogen und das Land leer gelassen. Als die Ursache ihres Zurückweichens wird das gleichzeitige Vordringen der den Ostgermanen angehörigen Vandalen gemutmaßt, die in Schlesien ein 1000 Jahre währendes Relch grün deten, aber die Gegenden in der nordwestlichen Ecke Schlesiens un— bewohnt . Herr Busse bestimmt die Zeit, welcher die von ihm in der Woltersdorfer Gegend untersuchten Gräberfelder angehören, auf etwa 1200 bis 600 pv. Ehr. Zum Schluß seines mit großem Beifall auf. genommenen Vortrags erwähnte er noch merkwürdige Reste an— re, vorgeschichtlicher Wohnplätze, die er auf Woltersdorfer Flur im Rosengarten von Klein-Schönebeck und beim Rüdersdorfer Seebad aufgefunden hat. Sie bestehen aus Gruben, in denen sich etliche
dollständige Herde und viele Tonscherben vorfanden, 2 Tierknochen in Menge. — Der Vortragende darf nach dem Eifer und Erfolge, mit dem er auf märkischem Boden der Gräberforschung und den hiermit zusammenhängenden Fragen sich widmet, der zurzeit auf diesem Gebiet besonders erfahrene Mann gelten, welcher berufen scheint, eine schöne Idee zu verwirk⸗ lichen, die zuerst von Rudolf Virchow ausgesprochen worden ist. Sie besteht in der 2. bei nächstem Funde einer nahezu unberührten heidnischen Grabstätte diese aus Iffentlichen Fonds anzukaufen und dauernd als ein vorgeschichtliches Denkmal zu erhalten. Möchte es dahin kommen, ehe es zu spät damit wird!
Als zweiter Redner des Abends sprach der Bezirksgeologe Dr. Hans Menzel über „Die geologische Entwicklungs— geschichte der älteren Postglaziatzeit im nördlichen Europa und ihre Beziehung zur Prähistorie'. Wie Geheimrat Dr. rg. so führte Dr. Menzel aus, es im Jahre 1908 in dieser Gesellschaft in seinem Vortrage über ‚Das Alter des Menschengeschlechts! versucht hat, die altesten Spuren des Menschen in die geologischen Abschnitte des Diluviums und der Tertiärzeit einzuweisen und so eine Vorstellung von ihrem Alter und ihrer Aufeinanderfolge zu geben, so soll hiermit versucht werden, die jüngeren Kulturstufen, vom Schluß der Eiszeit ab bis in das volle Neolithikum hinein, in Beziehung zur geologischen Gliederung dieser Zeit zu setzen. Die Gliederung dieser Schichten geht von den skandi⸗ navischen Ländern aus. Sie wird durch zwei Erscheinungen gestützt: einmal durch eine ständige Aenderung der klimatischen Kerk ah⸗ seit der Eiszeit, die einen Wechsel der Flora und Fauna zur Folge hatte, zum anderen durch beträchtliche Hebungen und Senkungen des Landes in dieser Zeit. Danach haben die Skandinavier für das Gebiet der Ost, und Nordsee nach dem Abschmeljen des Eises verschiedene, charakteristisch benannte Zeiten unterschieden: 1) die Voldia⸗Zeit (so genannt nach einer arktischen Meeresmuschel Voldia aretica), 2) die Ancylue⸗Zeit (genannt nach dem Ancylus fluviatilis, einer napfförmigen K die damals häufig in der Ostsee lebte), 3) die Litorina-⸗Zeit (genannt nach der Meeresschnecke Litorina littoria) und 4) die Mya⸗Zeit (in der wir heute noch leben und die nach der großen Mya arenaria, der großen Sand ⸗Klaffmuschel genannt ist, die heute am Strande der Ost⸗ wie Nordsee vorkommt). Wahrend der Joldia⸗ und Ancylus⸗Zeit fand Hebung statt, während der Litorina⸗-Zeit eine beträchtliche Senkung. Durch die Hebung wurde die Ostsee zum Binnensee. infolge der Litorina⸗Senkung dagegen drang das Meer weit in die Ostsee ein und bespülte die Küsten von Ostschweden, Finnland, der russischen Ostsee⸗ provinzen und Norddeutschland. Danach trat eine mäßige Hebung ein, die im Norden stärker wirkte als im Süden. In⸗ folge derselben wurde die Verbindung der Ostsee mit der Nordsee stark eingeengt und die Ostsee zum schwachsalzigen Meere.
and in Hand mit den Landbewegungen gingen Klimaänderungen vor ich. Diese sind besonders auf dem skandinavischen Festlande in den Mooren an der Flora nachgewiesen worden. Ganz zu unterst auf den Moränenablagerungen liegen die Ueberreste einer arktischen Pflanzenwelt mit Dryas artopetala, Salix polaris 2ꝛc., wonach diese Schichten die , Dryas Schichten erhalten haben. Sie entsprechen der Joldia⸗Zeit. Bald stellt sich über ihnen Birke und Kiefer ein, nach denen ein Kiefer- und Birkenhorizont unterschieden worden ist. Dieser ist etwa den untersten zwei Dritteln der Ancylus⸗Zeit gleichzustellen. Das oberste Drittel der Ancylus⸗Zeit ist durch das Einwandern der Eiche gekennzeichnet. Mit der Litorina-Zeit beginnt auf dem Festlande die Buche vorzudringen. Klimatisch lassen sich diese Zeitabschnitte in folgender Weise kennzeichnen: Joldia⸗ (Dryas⸗ eit ist arktisch, die untere Aneylus⸗Zeit (Kiefer und Blrke) subarktisch, der Schluß der Ancylus⸗Zeit zeigt boreales Klima, das zur Litorina— Zeit atlantisch wird infolge der weiteren Ausdehnung des Meeres. Danach haben die Schweden noch eine subboreale (Trockenheits“) Periode festgestellt, auf die alsdaun unser heutiges subatlantisches Klima folgte. Diese Gliederung hat sich zum großen Teil, sowelt Pflanzenreste in den Ablagerungen vorhanden sind, auch in Norddeutsch⸗ land wiederfinden lassen, 6 insbesondere in unseren Mooren. Für die Ablagerungen, die keine Pflanzenreste führen, hat der Vortragende vor kurzem an der Hand der Binnen-⸗Mollusken, die in postglazialen Ablagerungen weit verbreitet sind, eine Einteilung versucht, die im ganzen genau dieselbe Entwicklung wie in Skandinavien erkennen läßt. Er konnte von unten nach oben unterscheiden: 1) eine Zone mit arktischen Conchylien, 2) eine Zone mit Planorbis stroemi, einer subarktischen, in Deutschland nicht mehr lebenden Schnecke, 3) eine Zone mit Bithynia tenticulata, 4) eine Zone mit Paludina vivipara und Planorbis cornsus, 5) eine Zone mit Helix pomatia und Dreissena polymorpha, die schon unter dem Einfluß der Menschen steht. Zone l entspricht der Joldia⸗ Zeit, Zone 2 dem untersten z der Ancylus⸗Zeit (Kiefer und Birke), Zone 3 der oberen Ancylus⸗ oder Eichen-Zeit, Zone 4 der Litorina⸗ (Buchen Periode, Zone 5 fällt schon in die geschichtliche Zeit. Wenn man in diese Gliederung die bekannten vorgeschichtlichen Kulturen dieser Zeit einreihen will so wird man an den Schluß der Vereisung, also in die Noldig⸗Zeit, das Magdalénien stellen. Einen weiteren Anhalt zur Parallellsierung hat man bei der Skivespolt- und älteren Kijökkenmödding⸗Kultur Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Sie gehört dem Campignien an und ist in die Eichenperiode (Zone der Bithynia tenticulata) zu stellen. In diesem Horizonte sind z. B. die von Weber und Mestorf beschriebenen Artefakte im Kieler Hafen gefunden worden. Auch die Moglemore— schichten die Saranew der Kiefernperiode zuschreibt, gehören nach Semander und anderen der Eichenzelt an. Zwischen Magdalénien und Campignien schiebt sich in Frankreich und Süd⸗ deutschland aber die Asplien-(Azilien ) Kultur ein, in der die Artefakte dem Magdalsnien noch sebhr ähnlich sind, aber das Renntier stark zurücktritt und vom Rotbirsch abgelöst wird. Man könnte das Asylien etwa in die mittlere Ancvlus-Zeit in den oberen Teil der Zone mit Planorbis stroemi seßzen. Das eigentliche Neollthikum (Robenbaunien) findet seinen Platz erst nach dem Höhepunkt der Litorina-Zeit in der sogenannten subborealen Zone, in der z. B. auch der von Dr. Frödin bei Alvastra in Schweden ausgegrabene neoli⸗ thische Pfahlbau gelegen ist. In geologisch ganz jugendliche Zeit sind schließlich die Metallkulturen (Bronze und Eisenzeit) zu setzen. Vor kurzem hatte nun A. W. Brögge in der prähistorischen Zeit- schrift über eine Renntierhornwaffe und über Knochenharpunen aus dem Westhavellande berichtet. Der Vortragende nahm hieraus Anlaß, bei Gelegenheit geologischer Untersuchungen im genannten Gebiet das geologische Alter dieser Artefakte näher zu bestimmen: Im West— havellande liegen über den Talsanden, den Schichten aus der Ab schmeljzeit des Eises, Tone (Wiesentone, Wiesenlebme, Tonmergeh. Darüber folgen an zahlreichen Stellen Wiesenkalke und zum Schluß Torf. Hier und da liegt auch darüber, zumeist über dem Wiesenkalk, auch wohl direkt über dem Ton junger Alluvialsand. In dem oben angedeuteten Normalprofil finden sich in dem Ton die Konchvlien der Zone 1 und 2 der von dem Vortragenden empfohlenen Gliederung, in dem Kalk stets die Faung der Bithynia tentaculata-Schichten, und im Torfe wurde mehrfach die Paludina-Fauna bestimmt. Der Ton wird in der weiteren Umgebung von Brandenburg in zahlreichen Gruben zur Jlegelsaßtfrcllon ausgebeutet. Dabei sind aus ihm zahlreiche bearbeitete Knochensachen, Speer⸗ spitzen, Harpunen, Angelhaken usf. zum Vorschein gekommen, die zum großen Teil aus Renntiergeweih angefertigt sind. Diese Renntierkultur des Westhavellandes gehört nun nach . Form der Gegenstände und geologischem Alter unzweifelhaft dem Magda lönien an. Ein Teil der Artefakte zeigt aber etwas rohere Form und besteht nicht aus Renntiergeweih, sondern aus Edelhirsch⸗ oder Elch= geweih. Es liegt die Vermutung nahe, daß wir es hierbei mit einer Fortsetzung der Magdalsnienkultur auch nach dem Ab— zuge des Renntiers zu tun haben, einer Kultur, die als Material das viel ungünstigere Hirschgeweih verwandte und die in Iranlteich als Asylien . worden ist. Indessen steht diese Annahme noch nicht nt est, da bisher keine genaueren Unter
suchungen darüber angestellt sind, in welcher Tiefe des Tones die ein