1911 / 118 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 May 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamktliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. Mai.

In der am 18. Mai unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend die Behandlung der noch im Umlauf be⸗ findlichen Fünfzigpfennigstücke der älteren Geprägeformen, der Vorlage, betreffend Zollverwaltungskosten-Etat für Preußen, sowie dem Antrage, betreffend Aenderungen in den für die Verzollung maßgebenden Tarasätzen, die Zustimmung erteilt. Zu dem Bericht der Reichsschuldenkommission, betreffend die Verwaltung des Schuldehwesens des Reichs und der ihrer Aufsicht unterstellten Fonds, nahm die Versammlung Stellung. Demnächst wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.

Der neuernannte Regierungsassessor Russel aus Cöln ist dem Landrat des Kreises Trebnitz zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierungsreferendare Freiherr von Nagel in Münster, Dr. jur. Claußen in Schleswig und Boeh mer in Oppeln haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Ver⸗ waltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Condor“ vorgestern von Nagasaki in See gegangen.

S. M. S. „Panther“ ist vorgestern in Duala (Kamerun), S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ an demselben Tage in Hongkong

und S. M. S. „Iltis“ gestern in Schanghai eingetroffen.

Großbritannien und Irland.

Zu Ehren des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Auguste Viktoria gaben, „W. T. B.“ zufolge, gestern abend Lord und Lady Lansdowne ein Festmahl, an dem außer den Majestäten und der Prinzessin Viktoria Luise der deutsche Botschafter und andere hervorragende Persönlichkeiten teil⸗ nahmen. Am Vormittag war der Kaiser einer Einladung zum Frühstück beim Kriegsminister Haldane gefolgt.

Frankreich.

Der Präsident Fallieres gab gestern zu Ehren des in Paris eingetroffenen dänischen Königspagres ein Früh⸗ stück, an dem auch die Minister Cruppi und Delcassé teil⸗

nahmen. Rußland.

Zum Empfange des deutschen Kronprinzen und der Kronprinzessin Cecilie hatten sich vorgestern auf dem Bahnhof in Zarskoje Sselo, „W. T. B.“ zufolge, außer dem Kaiser Nikolaus und der Kaiserin Alexandra die Großfürstin Miliza Nikolajewna, die Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch, Andrei Wladimirowitsch, Dmitri Konstantinowitsch, Nikolai Michailowitsch und Sergei Michailowitsch sowie der Herzog Michael zu Mecklenburg-Strelitz eingefunden. Nachdem sich die hohen Herrschaften auf das herzlichste begrüßt hatten, schritt der Kronprinz mit dem Kaiser die Front der vom zweiten Gardeschützen⸗ regiment gestellten Ehrenwache ab und nahm den Rapport ent⸗ gegen. Sodann stellte sich eine Deputation des Kleinrussischen Dragonerregiments Nr. 14 vor, an die der Kronprinz huldpolle Worte richtete. Nach Vorstellung der beiderseitigen Gefolge schritten der Kaiser und die Kaiserin mit ihren hohen Gästen zum Wagen und fuhren nach dem Alexanderpalais. Auf dem ganzen Wege, auf dem die Garnison von Zarskoje Sselo Reihen bildete, wurden der Kronprinz und die Kronprinzessin mit be⸗ geisterten Kundgebungen begrüßt.

In St. Petersburg, wo der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin, wie bereits gemeldet, gestern mittag eintrafen, hatten sich am Bahnhofe der Stadthauptmann und die Spitzen der Militärbehörden sowie eine Abordnung der Stadtverwaltung eingefunden. Der Kronprinz schritt, nachdem der Stadt⸗ hauptmann ihn begrüßt hatte, die Front der Ehrenwache ab, die das dritte Leibgardeschützenregiment gestellt hatte. Der Bürgermeister bot dem Kronprinzen mit einer Ansprache Salz und Brot auf silberner Schüssel und über⸗ reichte der Kronprinzessin einen Blumenstrauß. Der Kronprinz dankte und ließ sich die anwesenden Vertreter der Stadtverwal⸗ tung vorstellen. Hierauf fuhren die Kronprinzlichen Herrschaften zur Kaisergruft, wo der Kronprinz am Sarkophage des Kaisers Alexander III. einen Lorbeerkranz und die Kronprinzessin an den Sarkophagen ihrer Großeltern ein Blumengewinde nieder⸗ legten. Im Neuen Mausoleum legten sie an dem Sarkophage des Großfürsten Wladimir einen Kranz nieder und fuhren von dort nach dem Anitschkowpalais zum Besuch der Kaiserin⸗Witwe, wo das Frühstück eingenommen wurde. Darnach besuchten der Kronprinz und die Kronprinzessin die Großfürstinnen Militza Nikolajewna und Alexandra Josiphowna. Später stattete der Kronprinz sämtlichen in St. Petersburg weilenden Groß⸗ fürsten, dem deutschen Botschafter Graf von Pourtalès, dem Ministerpräsidenten Stolypin, dem Minister des Hofes Baron Fredericks; und dem Verweser des Ministeriums des Aeußern Netarow Besuche ab und ließ sich durch den Grafen Pourtalès im Winterpalais die Spitzen der deutschen Kolonie vorstellen. Am Abend fand auf der deutschen Botschaft zu Ehren des Kronprinzen und der Kronprinzessin ein Festmahl statt, dem sich ein Konzert und ein Rout anschloß. Unter den Anwesenden befanden sich mehrere Großfürsten, der Minister⸗ präsident, viele hochgestellte Persönlichkeiten und die Vertreter des diplomatischen Korps.

Die Kommission der Duma hat, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, für Hafenbauten jährlich 15 Millionen Rubel aus Reichsmitteln bereitzustellen. Die Budgetkommission hat mit 20 gegen 9 Stimmen die Gesetzvorlage angenommen, nach der dem Marineministerium die nötigen Mittel zum Bau von vier Linienschiffen für das Baltische Meer ange⸗ wiesen werden.

Belgien.

Nachdem in der gestrigen Kammersitzung der liberale Ab⸗ geordnete Hambursin seine Rede beendet hatte, wurde, wie „W. T. B.“ meldet, auf Antrag der katholischen Mehrheit be⸗ schlossen, am kommenden Mittwoch über die Zulassung des neuen Schulgesetzentwurfs zur Tagesordnung zu debattieren.

Damit entfällt vorerst der Grund für die weitere Obstruktion der Linken. Die Etatsberatung wurde ohne Zwischenfall fort⸗

esetzt. 3 Türkei.

Die Pforte hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ ihren Geschäftsträger in Athen beauftragt, die Echtheit des von einigen ö,, veröffentlichten Textes einiger zwischen dem

könig der Hellenen und dem Bürgermeister von Kandia ausgetauschten Depeschen festzustellen und even⸗ tuell von der griechischen Regierung Aufklärung zu verlangen.

Montenegro.

Die Regierung hat nach einer Meldung der „Neuen Freien Presse“ auf die Beschwerde des türkischen Gesandten in Cetinse, daß seit mehreren Tagen drei montenegrinische Batterien an der türkischen Grenze ständen, den Vor⸗ schlag gemacht, sofort eine gemischte Kommission einzusetzen, um zu bezeugen, daß diese Behauptung unbegründet sei.

Amerika.

Nach Meldungen der „Associgted Preß“ lassen die Ver⸗ handlungen zwischen der mexikanischen Regierung und den Aufständischen den baldigen Friedensschluß erwarten. Made ro hat das Anerbieten angenommen, sich nach der Stadt Mexiko zu begeben, um als Hauptratgeber des Ministers des Aeußern de la Barra zu fungieren.

Asien.

Ein Kaiserliches Edikt ernennt den ehemaligen Vizekönig von Tschili Tuanfang zum Generaldirektor für den Bau der Eisenbahnen von Canton nach Hankou und von Hankou nach Szetschwan und befiehlt ihm, „W. T. B.“ zufolge, sich unver⸗ züglich nach seinem Bestimmungsort zu begeben, um sich mit den Verwaltungen der interessierten Provinzen zu beraten. Ein zweites Edikt ordnet für den Herbst die Abhaltung von Manövern in der Umgegend von Jung⸗ping⸗fu in der Provinz Tschilisfür die Gardetruppen und die in der Nähe von Peking stehenden Liniendivisionen an.

Afrika.

Wie der Agence Havas unter dem 15. Mai aus Merada gemeldet wird, ist bei dem Angriff, den die Marokkaner in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai auf das Lager bei Merada unternommen hatten, ihr Anführer getötet worden. Infolge⸗ dessen bewirkten schon die ersten Salven eine Auflösung unter den Marokkanern. Zur gleichen Zeit unternahm eine starke marokkanische Abteilung einen Vorstoß bis Taurirt, wo sich die verminderte Besatzung auf eine Erwiderung des Feuers beschränken mußte. Die Marokkaner bemächtigten sich eines Teiles einer für Verpflegungszwecke bestimmten Herde, die 180 Rinder und 300 Schafe umfaßte. Sofort ausgesandte Kundschafter brachten die Schafe zurück, mit den Rindern hatten jedoch die Marokkaner bereits den Muluja überschritten. Der General Toutée suchte um die Ermächtigung nach, das ihm zur Durchführung polizeilicher Maßnahmen zugewiesene Gebiet an den Ufern des Muluja zu erweitern.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ wurde am 16 Mai eine Erkundungsabteilung, die von Debdu nach Merada ging, von einer Schar Marokkaner in der Nähe von Aluana, 12 km westlich von Debdu, angegriffen. Als die Abteilung, die von einem Hauptmann befehligt wurde und aus einer Kompagnie der Fremdenlegion sowie einer Sektion Gebirgs⸗ artillerie bestand, in Aluana eintraf, befahl der Haupt⸗ mann der Artillerie, wegen des dichten Nebels Halt zu machen. Bald darauf hörte die zurückgebliebene Abteilung heftiges Gewehrfeuer, und da sie keine Meldung von der Kom⸗ pagnie erhielt, benachrichtigte sie das Lager von Merada. Den von dort zur Hilfe ausgesandten Truppen gelang es schließlich mit Hilfe von Hornsignalen, die Kompagnie zu erreichen, die im Kampfe ihren Hauptmann und zehn Mann verloren hatte, und den Feind zurückzutreiben, Eine Truppenabteilung wurde ausgeschickt, um die Angreifer zu verhindern, den Mulujafluß wieder zu überschreiten.

Einer Meldung des Generals Moinier zufolge hat die dritte und letzte Staffel der Hilfskolonne vorgestern den Ued Bethr überschritten. Die Kolonne befindet sich gegenwärtig an der äußersten Grenze, von der aus eine Verständigung mit Hilfe des von der Kolonne mitgeführten Funkspruchapparats noch möglich ist. Deshalb wird man mehrere Tage ohne Nach⸗ richt von der Kolonne bleiben.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Der Reichstag setzte in seiner heutigen (179.) Sitzung, der der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück und der Staatssetretär des Reichsschaftzamts Wermuth beiwohnten, die zweite Beratung des Entwurfs einer Reichsversicherungs⸗ ordnung auf Grund der Berichte der XVI. Kommission mit dem vierten Buche „Invaliden und Hinterbliebenenversicherung“, S8 1212 bis 1482, fort.

ANeber die „Versicherungspflicht“ bestimmt 8 1212 in der Kommissionsfassung folgendes:

Für den Fall der Invalidität und des Alters sowie zugunsten 3 Hinterbliebenen werden vom vollendeten 16. Lebensjahre an ver⸗ sichert

1) Arbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge, Dienstboten,

2 Betriebsbeamte, Werkmeister und andere Angestellte in äbnlich gehobener Stellung, sämtlich, wenn diese Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet,

3) Handlungegehilfen und Lehrlinge, Gehilfen und Lehrlinge in Apotheken, .

4) Bühnen⸗ und Qrchestermitglieder, ohne Rücksicht auf den Kunstwert der Leistungen,

5) Lehrer und Erzieher,

6) Die Schiffebesatzung deutscker Seefahrtszeuge und die Be⸗ satzung von Fah zeugen der Binnenschiffahrt.

Voraussetzung der Versicherung ist für alle diese Personen, daß sie gegen Entgelt beschäftigt werden, für die unter 2 bis 5 bezeichneten scwie für Schiffer außerdem, daß nicht ihr regelmäßiger Jahresarbeitsverdienst 2000 ½ übersteigt.

Nach den Anträgen Albrecht (Soz.) sollen die Worte „wom vollendeten 16. Lebensjahre an“ gestrichen werden, als Ziffer Ha soll hinzugefügt werden „Hausgewerbetreibende“; im letzten Absatz sollen die Worte „alle diese Personen“ ersetzt werden durch „die unter 1—5 und 6 Bezeichneten mit Aus⸗ nahme, der Lehrlinge“; endlich soll statt „2000“ gesetzt werden H„H000 9

Von der fortschrittlichen Volkspartei, Abg. Potthoff

Genossen, ist die Streichung der Einkommensgrenze bens n eventuell soll statt „2000“ wie im Antrage Sol en

Abg. Dr. Potthoff (fortschr. Volksp.) befürwortete für Teil seiner Parteifreunde die Beseitigung . here r en, Versicherung der Privatangestellten, oder die Ersetzung der ah lh

kraten gesagt werden „5000“.

durch 5900. Selbst die Arbeiter hätten heutzutage in vicken gn ein Jahreseinkommen von mehr als 2000 K jährlich. Ez me lig etwa um J Millign Privatbeamte handeln. Die Erweiterung des ie der Zwangsveisicherten würde auch der Reichskasse zugute kommen a als sich der Reichszuschuß vermindern würde. Wenn man nie V. sicherung der Privatbeamten mit Rücksicht auf das bevorsteben Privatbeamtenversicherungsgesetz abgelehnt habe, so müsse min be vom Regierungstisch eine präzsse Antwort erfolgen, wann diez 3. zu erwarten sei. Bis zur dritten Lesung müsse die Frage enischt⸗ sein, weil man wissen müsse, wie weit die Regierungebor lag. der Versicherungsgrenze gehen wolle. Es würde verfiche ae technisch und finanztechnisch ein grober Fehler sein, wenn man in e. neuen Gesetz eine andere Gehaltsgrenze einführen wolle als in vorliegenden Gesetz. Die durch das neue Gesetz zu bildenden daß sollten ja nur Ergänzungskassen sein. Es sei der dringende n,. der überwiegenden Mehrheit der Privatangestellten, daß die ö grenze von 20900 4M heseitigt oder wenigstens wesentlich erhöht wer . bescheidene Wunsch der Privatbeamten sollte doch erke werden. ;

Abg. Hock Sor): Ich fönnte mich mit der Erklärung begnägn daß wir Lie Ansichten des Vorredners als richtig anerkennen n dicselben Konsequenzen daraus ziehen. Wir hatten den in an Linie vom Vorredner vertretenen Antrag schon in der Kommisss gestellt. Ueber die eigentliche Streitfrage sind sich alle a einig. Trotz alledem erreichen wir nichts, einzig aus da Grunde, weil bei diesen Verhandlungen nach Recht und Billig ; überhaupt nicht gefragt wird. Nur das politische Interesse ist? die Kompromißparteien entscheidend. Mit dem Privatbeamten gesetz ist es so gekommen, wie wir bereits vor Jahren vorauẽgesag haben. Wir haben schon damals darauf hingewiesen, daß nach k Erfahrungen, die wir in sozialpolitischen Fragen mit den Kompromz, parteien gemacht haben, die Privatbeamten überhaupt nichtz 6, kommen werden. Dadurch kennzeichnet sich die Bedeutung * gegenwärtigen Situation. Die Regierung hat den unverbindlidn Vorentwurf so spät veröffentlicht daß es ganz unmöglich ist, ie Gesetz hier noch zu erledigen. Die ganzen Bestrebungen walen da vornherein nicht dazu bestimmt, zu einem praktischen Eigebniz führen. Unsere Aufgabe ist es deshalb, mit allem Nachdruck dam? hinzuwirken, die Versicherung der Privatbeamten in diesem Gen durchzuführen. Hinsichtlich der Altersgrenze haben wir in schn Versicherungszweige eine andere Bestimmung. Hier bei R Invdalidenversicherung ist aus einem nicht erkennbaren Grunde m willkürlich das 16. Lebensjahr festgesetzt. Wenn man kat h Grundsatz anerkennt, daß jeder versichert werden soll, der der Gefahr Invalide zu werden, ausgesetzt ist, so muß man konsequenterme die Altersgrenze beseitigen. Ebenso verlangen wir die Auedehm auf die Hausgewerbetreibenden. Unser letzter Antrag zieht nm Folgerungen.

Abg. Dr. Stresemann (nl): Man kann es der sozialdem

kratischen Fraktion nicht verdenken, wenn sie ihre alte Fordem die Privatbeamtenversicherung im Rahmen des Invalidifäteg zur Durchführung zu bringen sucht. Allerdings kann ich dem Hoch nicht folgen, wenn er sagt, dieser Versuch wäre die e Möglichkeit, um den Privatbeamten die Pensionsversichermn, bringen, da es unmöglich wäre, die Vorlage in der Herbstses⸗ zu verabschieden. Nachdem wir das umfangreiche Werk Reichsversicherungsordnung in verhältnismäßig kurzer Zeit bent baben, brauchen wir nicht daran zu verzweifeln, daß k Privatbeamtenversicherung über die drei oder vier Hauptpunkt, ar die sich der Streit konzentriert, eine Einigung erzielt werder far Wir verlangen aber eine Erklärung von den verbündeten Rennen ob und wann wir das Privatbeamtengesetz erwarten kön würden uns sonst auf den Weg gedrängt sehen, im Rahmen n baues des Invaliditätegesetzes etwas zu erreichen.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten verhandelte in de heutigen (80.) Sitzung, welcher der Justizminister Dr. Beselet, der Minister für Landwirtschaft 2c. Dr. Freiherr ven Schorlemer und der Minister des Innern von Dallwiß beiwohnten, zunächst in dritter Beratung über den Geseß— entwurf, betreffend die Feuerbestattung. .

Von den Abgg. Müller⸗Koblenz (Zentr.) und Geno liegen Abänderungs an träge zu den S5 2 und 3 vor. 8 bestimmt, daß die Genehmigung zu Feuerbestattungsanlage nur Gemeinden und Gemeindeverbänden oder solchen andern Körperschaften des öffentlichen Rechts, denen die Sorge für dr Beschaffung der öffentlichen Begräbnisplätze obliegt, erte werden darf, sofern die Zustimmung der Aufsichtsbehörde bet. liegt. Der Antrag des Jentrums will dafür folgende Fahhh setzen: „Die Genehmigung darf nur Privatpersonen und pribake Vereinigungen erteilt werden.“ ö

Im 5'3 will der Zentrumsantrag die Bestimmung, de die Genehmigung u. a. dann zu versagen ist, „wenn nicht da sn gesorgt ist, daß neben der Feuerbestattung auch die Beerdihnm Verstorbener dauernd in bisheriger Weise stattfinden tan durch folgende Fassung ersetzen: „wenn das Unternehmen un die Gewähr bietet, daß es dauernd und in würdiger Wen geführt wird“.

In der allgemeinen Besprechung bemerkt 2

Abg. Müller ⸗Koblenz (Zentr.) : Gestatten Sie mir nech Bemerkangen, obwohl ich nicht koffe, dadurch das Ergebnis anden! können. Der Abg. Hackenberg bemängelte es, daß einige hie und damit war das Zentrum gemeint in dieser Verhand lin nn gemacht haben. Bei der Art, wie das Organ der Feu. vereine und die diesen nahestehende Presse Propaganda fir en bestattung gemacht hat, kann man die Frage nicht a salbungs vollen Worten bebandeln, sondern sst berechlist nn pflichtet, auch von dem Mittel der Satire Gebraug i ich Es handelt sich in der Tat um eine Auge e g um Arn uns ile 9 ö

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l davon gesproche . die Reblgisn erhalten werden soll. Aber was geschieh e, Ein Stück nach dem andern von dem kostbaren Gute 1e gu wird genommen. Die materialistische Anschauung mige unser? Staate leben. Wir glauben, daß zusch n Kommiffion die schlimmflen Folgen des Gesctzes rekt daß eine Vergewaltigung der Mehrheit duch 2 a r mehr möglich ist. Wir wollen haben, daß die Gemein, ae. Yi von Krematorien ausgeschaltet werden. Sonst n er h em heit der Bürgerschaft, die nichts von der. ven en nc wissen will, zu den Kosten eines Krematoriums beran ng n nen, Durch die Annahme unseres Antrags würde aber . e über die Frage, ob Erd⸗ oder Feuerbestattung, gan rag zug meinden ausgeschaltet werden. Unser Abänderung?

anlart sich dadurch, daß nach unserm Antrage zu 5 2 die Ge—

als Grrichter von Krematorien nicht in Betracht kommen , tung also auf jeden Fall e er ist. don Goßler hat gestern gesagt, daß man es bisher bezüg—

t bestattung mit Initiaktivanträgen aus dem Hause zu tun rr eee inen jetzt ein Gesetzentwurf der Regierung vorliege, 9

daraus die deränderte Haltung seiner Freunde zu erklären 8 meine, das ist doch das Gleiche. Ich bitte dringend, die ä, m ner Partei sestellten Anträge anzunehmen. . . Abg. von Goßler (kons): Es ist in diesem Stadium nicht weck mnaßig, nochmals auf die Gründe für und gegen die Feuer— sattung einzugehen. Der Vorredner ist aber auf einen Passus iner gestrigen Rede zurückgekommen. Ich habe allerdings . gefagt, daß unsere Lage insofern anders sei, als wir es bisher e Int tial iwanttãg zu tun hatten, während wir jetzt einem eg entwurf der Regierung gegenüberstehen; aher ich habe gus— nch, sogar, mit erhobener Stimme, hinzugefügt, daß es des— halb anders sei, weil die Bedenken, die wir bisher hatten, durch giesen Gesetzentwurf im wesentlichen beseitigt seien. Dieser Nachsatz t hier vielfach überhört worden, weil der erste Satz lebhafte jwischen rufe hervorrief. Aber von, der Presse ist auch Er Rachsatz gehört worden. Ich bin dem Verredner dafür unkbar, daß er mir Gelegenheit gab, das nochmals zu kon⸗ sarieren. Zu den Anträgen deg Zentrums erkläre ich namens e Teils meiner Freunde, den ich vertrete, daß wir alles getan haben glauben, was getan werden konnte, um die Sicherheiten in as Gesetz zu bringen, die die, Bedenken in kriminalistiscker und eliglbser Hinsicht aus der Welt schaffen. Wir wären gern bereit, Wünschen des Zentrums entgegenzukommen, wenn sie sich nach dieser Richtung bewegten, aber wir können in diesen Anträgen nicht eine Verbesserung, sondern nur eine Verschlechterung des Gesetzes sehen. In sich wäre es diskutabel gewesen, oh die Grundlagen des Gesetzes unf die öffentlich rechtlichen Körperschaften oder auf die privaten zu fallen seien, aber es wäre erwünscht gewesen, wenn das Zentrum diese ngen die Kommission gebracht hätte. Wir würden jedoch auch in der enmission nicht dafür zu haben gewesen sein, denn wir haben es gerade akchen Vorzug des Gesetzes betrachtet, daß es von vornherein die privaten sartbestattungsbereine hei der Errichtung von Krematorien ausschloß. Rr sehen darin eine Gewähr dafür, daß in der Praxis das Gesetz iatig angewendet wird, wenn die Kommunalverbände die Krematorien enchten. Mit der Annahme des Zentrumsantrages würde die gRaitͤtion gerade in die kleinen Städte mehr als jetzt gebracht werden. ir eine würdige Ausgestaltung der Krematorien leistet die Be⸗ tinmung im § 3 Gewähr, daß die Genehmigung zu versagen und vdentuell auch wieder zurückzuziehen ist, wenn die äußere oder innere Auegestaltung der dem Zwecke entsprechenden Würde ermangelt. Die Anträge des Zentrums laufen schließlich darauf hinaus, daß in der Praxis das Gesetz überhaupt nicht oder wenigstens nur in den seltensten Fällen jur Anwendung kommen kann. In der Begründung des Gesetzes hieß es, daß von vornherein die privaten Unternehmungen aus— shheiden . weil sie nicht die genügende Sicherheit für eine dauernde Erfüllung der daraus erwachsenden Aufgaben bieten. Wenn die Genehmigungsbehörden fonsequent an dieser Ansicht festhalten, so sehe ch überhaupt keine Möglichkeit, einem Genehmigungsantrag Folge zu geben. Nachdem wir gestern der Zulassung der Feuerbestattung zuge⸗ immt haben, wollen wir diese unsere Zusage nicht durch eine solche Jenderung des Gesetzes wertlos machen; wir werden deshalb gegen die Anträge stimmen. Hierauf nimmt der Minister des Innern von Dallwitz ns Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben perden wird.

Schluß des Blattes.) n

Dem Reichstage ist der am 2. Mai d. J. unterzeichnete fandels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Schweden nebst einer erläuternden Denkschrift zugegangen.

Die Reichs tagskommission für die elsaß-lothringi⸗ schen Verfassungsgesetze hat, „W. T. B.“ zufolge, das Verfassungsgesetz unter Annahme zweier von der Reichspartei beantragten Paragraphen über die Freiheit des religiösen Be⸗ kenntnisses und über die Sprache mit neunzehn Stimmen der Reichspartei, des Zentrums, der Nationalliberalen, der Volks⸗ partei und der Sozialdemokraten angenommen.

Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten, die am 18. . M. in den Kreisen Rothen⸗ burg und Hoyerswerda im Regierungsbezirk Liegnitz statt— fand, wurden nach amtlicher Feststellung, wie dem „W. T. B.“ aus Niesky berichtet wird, insgesamt 335 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Rittmeister a. D. von Jena -Jahmen kons.) 233, auf den Rentier Nischwitz Niesky (nl. 102 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Deutscher Außenhandel im April und in den 4 Monaten Januar bis April 1911.

Nach dem Aprilhefte 1911 der ‚Monatlichen Nachweise über den älswärtigen Handel Deutschlands“ betrug die Einfuhr im April d. J. im Spezialhandel ohne Eddelmetalle: 5 661 597 t, ferner 16 367 Stück, darunter 15197 Pferde, gegen 559109 t und L122 Stück, darunter 13 022 Pferde, im April v. J., die gleich⸗ zeitige Ausfuhr: 4395 844 t, ferner 459 Stück, darunter 423 Pferde, gegen 4455 196 1 und 512 Stäck, darunter 443 Pferde, im April be J während die Gesgmteinfuhr in den 4 Monaten Januar bis April d. J. I9 752 50? t und 62 524 Stück (62 358 Pferde) gegen 17 904 805 1 und 57 863 Stück (57 669 Pferde) im Vorjahre ind die Gesamtausfuhr in diesen 4 Monaten 18 372635! und 2397 Stück (2181 Pferde) gegen 16093758 t und 2613 Stück L2tz3 Pferde) im Vorjahre erreichte. .

Der Wert der Einfuhr belief sich in reinem Warenverkehr uf 7562 Millionen Mark im April und auf 3938,9 Millionen Mark den Monaten Januar / April gegen 2951,1 Millionen Mark in den lichen Monaten des Vorjahres; der Wert der Ausfuhr, machte nApril 6ol,4 Millionen, in den Mongten Janugr bis April d. J. oölä,z Millionen Mart gägen 23h53 Millionen Piri, im Vorfahr ü. Die Goldeinfuhr hatte einen Wert von 16,5 Millionen Mark pril und von 6i,4 Millignen Marl in den Mongten Janna pril d. J., die Goldausfuhr im April einen Wert von 9, ignen. in den Monaten Januar bis April einen solchen ven ö, Milllenen Mark. Seit dem J. April d. J. ist für die Ausfuhr Emtlicher Waren mit Ausnahme der Veredelung für ausländische ichnung der Wert anzumelden, während bei der Einfuhr bis auf nee. H. sämtlicher Nummern des Zolltarifs der Wert durch Sach— erständige ermittelt wird. Fur die Einfuhr gelten also überwiegend ie Vorjahrswerte.

Deutsch⸗schwedischer Handel im Jahre 1910.

Dle deutsche Einfuhr aus Schweden helief sich im ab= e enn Jahre im Spezialhandel * ohne Ii n in! auf 8 Millionen Mark gegen 141,8 Millionen im Vorjahre, die

.

Ausfuhr nach Schweden auf 190,5 gegen 156,2 Millionen Mark. Die Einfuhr hob sich gegen das Vorjahr um 15,5 v. H., die Ausfuhr dagegen um 22 v. H.

Die wichtigsten Waren der Einfuhr aus Schweden waren Eisenerze, Bau und Nutzholz mit 58, und 32,5 Millionen Mark. Außerdem erreichten Pflastersteine T3, nasse Kalbfelle 52, Granit⸗ rohblöcke 47, Roheisen 4,1, frische Heringe 37, rohe Fensterrahmen, Türen usw. 3.6, Granitrandsteine für Bürgersteige und andere grobe Steinmetzarbeiten, nicht abgedreht usw. 2.7, Rahm 26, chemisch be⸗ arbeiteter Holzstoff 2.5, natürlicher koblensaurer Kalk 2,3 Millionen, schmiedbares Stabeisen 1,ů9, eiserne Röhren 1,5, Preiselbeeren 1,55, gezogener Eisendraht und Milchentrahmungsmaschinen je 1.4, nasse Rindshäute 12, Rohluppen 1 Million Mark.

In der Ausfuhr nach Schweden ragten hervor: Wollgewebe mit 8,6 Millionen Mark, Hafer mit 8, J, Roggen und Weizen mit 7.4 und 6,B7 Millionen Mark. Elektrische Kabel erreichten 4,3, rohes Kammgarn 3,8, Rindshäute 37, Oberleder 32, Roggen⸗ mehl 2,9, schwefelsaure Kalimagnesia 28, Oelkuchen 2,7, gebleichtes, gefärbtes usw. Kammgarn 26, Eisenträger 24, gefärbte, be⸗ druckte usw. Baumwollgewebe 2.1. Millionen, Steinkohlenkoks 1,385, Anilinfarbstoffe und Eisenbahnschienen je 1,7, wollene Frauen⸗ kleider und dichte Halbseidengewebe außer Bändern je 1,5, Kokosnußöl und andere Pflanzenfette, Abraumsalje, Merinokammzug, elektrische Glühlampen je 14, zugerichtetes Ziegenleder, Sattler,, Täschner⸗ waren usw., Bücher, Metallbearbeikungsmaschinen, Spieljeug je 1,3, Pelztierfelle, Margarine je 152, Aetzkali, Quebrachoholzaus zug, Oefen, Röhren usw., Messingwaren, nicht grobe, ferner elektrische Vor— richtungen für Beleuchtung usw., Fahrradteile je 1ů,1, Kautschuk 1 Million Mark.

An der Einfuhrzunahme sind namentlich Eisenerze, Bauholz, Lalbfelle, Rahin, an der Ausfuhrsteigerung Hafer, Kammgain, Pflanzenfette, Margarine usw., Roggenmehl beteiligt.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand in den Eisenkonstruktionsbetrieben Berlins (vgl. Nr. 11 d. Bl.), der auf Beschluß einer Arbeiterversammlung am Mittwoch früh begonnen hat und der sich auf zehn Betriebe mit eiwa 1500 Mann erstreckt, dauert, wie die „Voss. Itg. mitteilt, noch fort und wird wahrscheinlich einen größeren Umfang annehmen. Die Verhandlungen zwischen den Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die unter Leitung Dr. ‚ühnemanns vom Verband der Berliner Metallindustriellen stattfanden, haben zu keinem Ergebnis geführt. Der von den Arbeit— nehmern unterbreitete Entwurf eines Tarifvertrages sieht eine Herab— setzung der Arbeitszeit von 10 auf 9 Stunden und einen Tohnzuschlag vor. Die von den Arbeitgebern gemachten Zugeständnisse wurden von den Arbeitern für unannehmbar erklärt. Neue Verhandlungen sind noch nicht eingeleitet.

Die Aussperrung in der Memeler Holzindustrie hat gestern, wie das Memeler Dampfboot“ meldet, nach 27 wöchiger Dauer ihren Abschluß gefunden. Es ist eine Einigung zwischen Arbeit gebern und Arbeitern erzielt worden. Die Arbeit soll spätestens morgen, Sonnabend, aufgenommen werden. (Vgl. Nr. 86 d. Bl.)

Die in Hannover tagende 7. Generalversammlung des Verbandes der Deutschen Buchdrucker beschloß gestern, wie W. T. B.“ meldet, daß die Gehilfenschast in einer noch einzu⸗ berufenden Versammlung eine Revision des Tarifs beantragen solle, wodurch die materielle Lage der Gehilfen gebessert, die Arbeitszeit verkürzt, die Ueberstunden eingeschränkt und der Ar— beitsnachweis zweckmäßiger ausgestaltet werden soll. Im übrigen erklärte sich die Generalversammlung ausdrücklich bereit, die der Hebung des Gesamtgewerbes dienende Tarifgemeinschaft weiter festigen und ausbauen zu helfen und dadurch den Prinzipalen die Möglichkeit zu sichern, den begründeten Anforderungen der Gehilfen— schaft gerecht zu werden. Sodann wurde noch eine Resolution gefaßt, in der sich die Generalversammlung aufs schärfste gegen Kontrakt⸗ bruch und Nichtanerkennung eines tarifamtlichen Urteils durch die Gehilfenschaft ausspricht.

Die Firma Bauch u. Co.,, Hessische Basaltwer ke in Cassel hat, der Köln. Ztg.“ zufolge, in ihren drei Steinbrüchen im Nachbardorfe Weimar sämtliche Arbeiter, mehrere hundert, ausgesperrt, weil sie sich weigerten, eine ihnen vorgelegte Arbeits⸗ ordnung zu unterzeichnen.

400 Arbeiter der Firma Philipp Holtzmann u. Co. in Wilhelmshaven, die bei dem Hafenbau beschäftigt sind, legten, wie W. T. B.“ erfährt, gestern wegen Lohnstreitigkeiten die Arbeit nieder. Ein Vergleich ist angebahnt.

Der Aus stand bei der Niederschlesischen Kleinbahnen⸗ gesellschaft (9gl. Nr. 115 d. Bl.) ist, wie der „Köln. Ztg.“ aus Breslau telegraphiert wird, gestern nach der Entlassung eines beim Fahrpersonal unbeliebten Kontrolleurs für beendet eiklärt worden. Vorgestern hatten, wie W. T. B. meldet, die entlassenen Streikenden der Niederschlesischen Kleinbahngesellschaft in Alt⸗ wasser vor dem Direktionsgebäude eine Massenkundgeb ung ver anstaltet. Etwa 2000 Personen verursachten Lärm und bewarfen vorüberfahrende Wagen der Elektrischen mit Steinen. Die Polizei schritt ein und verhaftete 11 Personen.

Nach einer von, W. T. B. wiedergegebenen Reuter meldung aus Neweastle nähert sich die Frage des drohenden Seemanns⸗ ausstandes ihrer Entscheidung. Als Tag des Beginns wird der 29. Mai genannt, doch ist es schwer, eine offizielle Bestätigung zu erhalten. In Schiffahrtskreisen erhält sich jedoch die Meinung, daß der Versuch, die Drohung, den Schiffsverkehr lahm zu legen, auszuführen, un⸗ mittelbar bevorsteht. Ein Bericht aus anderer Quelle meldet, daß das Boldon⸗Moor bei Neweastle zur Unterbringung Streikender in

29g joe vorde fo Zelten gemietet worden sei 35.

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Wohlfahrtspflege.

Hilfstag für Mutter und Kind in Groß-Berlin 1911. Die „Hauptstelle für Mutter- und Säuglingsfürsorge in Groß⸗ Berlin“ E. VB. wird zur Vorbereitung des Hilfstags eine große An⸗ zahl von Abendveranstaltungen Ginderhilfsabenden) treffen. Auf Einladung der Hauptstelle hatten sich am Donnerstag im Landes hause zahlreiche Aerzte zu einer Besprechung über die Anordnung dieser Abende eingefunden. Durch eine größere Anzahl von Veran⸗ staltungen soll in anregender Form Aufklärung über die Ziele des Hilfstags, über die Arbeit der beteiligten Vereine sewie über die Mutter- und Säuglingspflege überhaupt in, die breiesten Massen hinein⸗ getragen werden. Für diese Verträge haben sich über 70 Redner bereit⸗ willigst zur Verfügung gestellt. Die Hauptstelle hat hierzu von hiesigen Wohlfahrtsanstalten interessantes Illustrationsmaterial erhalten, aus dem sie eine Reihe von Lichtbildern zusammengestellt hat. So wird auch der Laie eingeführt in die weiten Kreisen vielfach noch un—⸗ bekannte Arbeit der Mütterberatungsstellen, Wöchnerinnen⸗ und Säuglingsheime, Krippen, Kleinkinderbewahranstalten und Kinder— gärten. Jedermann kann sich also ein Bild von den Anstalten, denen er am Hilfstage seinen Groschen opfern will, verschaffen. Viele Zu hörer erfahren so auch auf die bequemste Weise, wohin sie sich in einschlägigen Fällen zu wenden haben. Neben der sozialen wird auch die persönliche Gesundheitspflege von Mutter und Kind anschaulich behandelt werden. So wird der Hilfstag, dank der bereitwilligen Mitarbeit der Aerzte, auch für die zweckmäßige Aufzucht des heran⸗ wachsenden Geschlechts in der Familie, die durch keine Anstalt ersetzt werden kann, in bester Weise wirksam sein.

Pensionsanstalt deutscher Journglisten und Schrift⸗ steller (Versicherungsverein auf n n, , in München. Dem von der Anstaltsleitung ausgegebenen Geschäfts⸗— bericht für das Jahr 1910 ist zu entnehmen, daß das verflossene Jahr mit einem Ueberschusse von 31 000 M abschloß. An Mitglieder⸗ beiträgen und Eintrittsgeldern wurden 119000 66, an Zinsen

78 0065 M vereinnahmt, an außerordentlichen Einnahmen und

sonstigen Gewinnen 31 909 M erzielt. Von den 30 000 Pensionen, die im verflossenen Jahre ausgezahlt wurden, ent⸗ fallen 21 000 4K auf die von den Mitgliedern selbsterwor⸗ benen Alters⸗ und Invalidenrenten und S000 S auf die Zuschüsse, die die Anstalt aus ihren Grübrigungen leistet. Aus dem Stiftungsfonds wurden 5000 66 an Unter— stützungen gewährt. Die Prämienreserve ist mit 1391 C00 dotiert. Diesem Fonds, der zur Deckung der feststehenden rechnerischen Ver— pflichtungen dient, stehen an Reserven und sogenannten freien Fonds (Reservefonds, Zuschußfonds, Stiftungsfonds) 571 000 M gegenüber. Das Vermögen der Anstalt, das sich Ende 1910 auf 1 995 000 bezifferte, hat bei Ausgabe des Berichts die zweite Million über— schritten. Von dem Vermögen der Anstalt sind 1916000 KA in mündelsicheren Hypotheken angelegt. Die Geschäftsstelle der Pensions⸗ anstalt Deutscher Journalisten und Schriftsteller (München, Max— Josephstr. 110 L) versendet den Bericht kostenlos an alle Interessenten.

Die Zentralstelle für Volkswohlfghrt, Berlin, hat soeben eine Flugschrift Bekämpfung der Schundliteratur“ veröffentlicht, in der eine vollständige Zusammenstellung der bisher in diesem Kampfe getroffenen Maßnahmen enthalten ist. Die Schrift ist in Carl Heymanns Verlag, Berlin W. 8, Mauerstr. 4344, er⸗ schienen und zum Preise von 40 3 für das Exemplar (25 Exemplare 8, 75 ½, 50 Exemplare 15 ) zu beztehen.

Kunft und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels am 11. Mai eine Gesamt— sitzung. Herr Dressel las: Ueber die Medaillonprägung in der römischen Kaiserzeit und über die Entwicklung und Be⸗ deutung der Medaillonsammlung des Berliner Münz kabinetts. An die gewöhnliche Kupferprägung des römischen Senats schließt sich eine außerordentliche, durch besondere Ereignisse veranlaßte und nur in beschränktem Maße ausgeübte Kaiserliche Kupfer— prägung an. Sie umfaßt, außer einigen als Nominal ausgebrachten Stücken, mehr oder weniger große und beliebig schwere, durch Stil und Technik sich auszeichnende Prägungen (die sog. Medaillons), die nicht für den Verkehr bestimmt waren, sondern wie die Kaiserlichen Gold und Silbermedaillons hei festlichen Gelegenheiten als Geschenke verteilt wurden. Demselben Zwecke dienten auch die wenigen vom Senat geprägten Kupfermedaillens. Die Medaillonsammlung des Berliner Kabinetts, die, abgesehen von einigen sehr wertvollen Stücken aus altem Besitze, noch um die Mitte des vorigen Jahr⸗ hunderts ziemlich unbedeutend war, erhielt erst 1873 durch Ankauf eines Teils der Sammlung Tyszkiewie; und dann 1879 mit der Er— werbung der Römersammlung Sandes namhaften Zuwachs und ist seitdem beständig vermehrt worden; heute zählt sie nahezu 250 Stücke, davon 32 von Gold und 30 von Silber. Herr von Wilamowitz⸗ Moellendorf legte eine Mitteilung des Prof. Dr. Richard Meister in Leipzig vor: Inschriften in Rantidi auf Kypros. Die von Dr. Zahn im Auftrage der Akademie in Rantidi ausge— ührten Grabungen haben an Inschriften eine Anzahl Weihungen an Apollon, Aphrodite und weniges andere ergeben. Herr Rubens legte eine Mitteilung des Geheimen Regierungsrats Prof. Dr. F. Kurl baum in Charlottenburg vor-: Messung der Sonnen- temperatur. Die betreffenden pyrometrisch-optischen Beobachtungen hat der Verfasser in Assuan im Jahre 1908 in 160 i über dem Meere angestellt. Die angewendete Methode ist erheblich genauer als alle bisher benutzten Verfahren. Das Ergebnis der Messungen stimmt mit den älteren Werten befriedigend überein. Herr Koser über gab den Jahrekbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica.

Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: J. Vahlen, Gesammelte phllologische Schriften. Tl. 1. Leipzig und Berlin 1911, und Jiguuginn J dorrivo', Te? Gcbous, de sublimitate libellus. Ed. O. Jahn a. 1867. Guartum ed. a. 1910 J. Vahlen. Lipsiae 19109 ferner von Herrn Conze: C. Schuchhardt, Stonehenge. Sonderabdruck aus der Prähistorischen Zeitschrift I!, Heft 4, 1911.

Die Akademie hat durch die philosophisch-historische Klasse bewilligt: Herrn Koser zur Fortführung der Herausgabe der „Politischen Correspondenz! Friedrichs des Großen 6060 Ss; Herrn von Wilamowitz⸗Moellendorf zur Fortführung der Inscriptiones Graecae 5000 s; der Deutschen Kom mission zur Fortführung der Forschungen des Herrn Burdach über die neuhochdeutsche Schriftsprache 4000 (6; für die Bearbeitung des Thesaurus linguagae Latinae über den etatsmäßigen Beitrag von 50090 S hinaus noch 1000 (; zur Be— arbeitung der hieroglyphischen Inschriften der griechisch⸗römischen Epoche für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache 1500 S6; für das Kartellunternehmen der Herausgabe der mittelalterlichen Biblio— thekskataloge als fünfte Rate 500 „.

Die Akademie hat auf den Vorschlag der vorberatenden Kom⸗ mission der Bopp⸗Stiftung aus den Erträgnissen der Stiftung dem Dr. Walter Schubring, Assistenten an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, zur Fortsetzung seiner Jainastudien 1350 zuerkannt.

In der konstituierenden Sitzung der Kommission für die Große Berliner Kunstausstellung 1912 wurden gewählt zum Präsidenten der Maler Max Schlichting, zum stellvertretenden Präsi⸗ denten der Maler Professor Otto H. Engel, zum J. Schriftführer der Maler Leonhard Sandrock, zum II. Schriftführer der Bildhauer Professor Walter Schott, zum J. Säckelmeister der Maler Paul Berrmann und zum II. Säckelmeister der Architekt Geheime Baurat Dr.-Ing. Otto March.

Dem Germanischen Seminar der Universität Berlin ist, wie die ‚Voss. Ztg.“ mitteilt, ein sehr kostbares Geschenk zuteil gewordeu. Mrs. Sears in Boston, deren Haus einen Mittelpunkt des dortigen Kunstlebens bildet, hat auf zwei großen Tafeln, unter Glas befestigt, Handschriften Goethes und Schillers aus den verschiedensten Zeiten ihres Lebens, Prosa und Verse, nebst den Locken der Dichter geschenkt, in der hochberzigen Absicht, daß diese Erinnerungen in keiner Bücherei eingeschlossen bleiben, sondern der akademischen Jugend der Reichshauptstadt während ihrer Arbeit auf den Gebieten der deutschen Sprache und Literatur ständig anregend vor Augen stehen sollen. Die Tafeln sind an der Wand des Haupt— raums des Germanischen Seminars angebracht worden. Sie enthalten z. B. ein Briefchen Goethes an Gustchen Stolberg sowie das Gedicht „Donnerstag nach Belvedere“; von Schiller das Manuskript „Laura am Klavier“. Mit den Direktoren haben alle Seminarmitglieder der Spenderin. deren Gemahl einst diese Schriftstücke von Freiligrath erworben hatte, herzlichst gedankt.

Literatur.

Das Heft 4 des laufenden Jahrgangs der mit Unterstützung des Königlich preußischen Meteorologischen Instituts von dem Di— rektor des Königl. vreuß. Aeronautischen Observatoriums Dr. Aßmann herausgegebenen Monatsschrift für Witterungskunde Das Wetter“ (Verlag von Otto Salle in Berlin W. 3X) hat folgenden Inhalt: Der milde Winter 19101911. Von Dr. Willi König. Die Ab- hängigkeit des Grundwasserstandes von dem Luftdrucke. Vom K. K. Prof. Franz Weyde. Uehersicht über die Witterung in Zentral— europa im Februar 1911. Von K. Joester. Die Temperaturver- hältnisse im Februar 1911 unter etwa 590 n. B. Von K. Joester. Die Erscheinungen der oberen Luftschichten im März 1911. Von Fritz Fischli. Eine Regenbeobachtung auf der Eisenbahn. Von C. Kaßner. Warme Märztage. Temperaturumkehr im böbmischen Mittelgebirge. PNetcorckonlsche Notizen und Korrespondenzen: St. Elmsfeuer. Sternwarte. Wetterwarte. Nachrichten aus dem

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