1911 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Aug 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml.

S. 357) sind bekannt gemacht: 1) der Ane h Genehmigung des zehnten Nachtrags zum Statut der Posener Land

schaft vom 13. Mai 1857, zum zwetten Regulativ derselben vom 5. November 1866, zum dritten Regulativ derselben vom 4. Mai

1885, zum vierten Regulativ derselben vom 1. Juni 1895, zu den neuen Satzungen derselben vom 4. August 1896, zum fünften Regulativ derselben vom 31. Dezember 1900 und zur Satzung derselben vom 24. Februar 1902, durch die Amtsblätter der Königlichen Regierung zu Posen Nr. 30 II. Sonderbeilage, ausgegeben am 25. Juli 1911, und . der Königlichen Regierung zu Bromberg Nr. 29 S. 277, ausgegeben am 20. Jull 1911;

2) das am 6. Juni 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die k in Freienwalde i. Podõmm. im Kreise Saatzig durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 28 S. 433, ausgegeben am 14. Juli 1911;

3 der am 15. Juni 1911 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statute für die Entwässerungsgenossenschaft Groß⸗Tworsewitz in Groß⸗Tworsewitz im Kreise Lissa vom 8. November 1969 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen Rr. 29 S. 437, ausgegeben am 18. Juli 1911;

A4 der Allerhöchste Erlaß vom 1. Juli 1911, betreffend die Ver— leihung des Enteignungsrechts an den Landkreis Beuthen für den Bau einer Chaussee bon der Kreisgrenze in der Richtung von Stollarzowitz über Rokittnitz bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Mikultschütz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 30 S. 287, ausgegeben am 28. Juli 1911;

5) der Allerhöchste Erlaß vom 1. Just 1911, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Kreuznach für die Regulierung der Nahe von Kreuznach bis Bingen, durch das Amls— blatt der Königlichen Regierung zu Koblenz hen 43 S. 248, aus⸗ gegeben am 3. August 1911;

. Der Allerhoͤchste Erlaß vom 1. Juli 1911, betreffend die Ver- leihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Hattingen für die Ausführung der Kanalisation der Stadt Hattingen, durch das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg Nr. 32 S. 617, ausgegeben am 11. August 1911;

7) das am 3. Juli 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für den Deichverband Süderland Röm im Kreise Tondern durch das Amts blatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 49 S. 491, aus⸗ gegeben am 12. August 1911;

8) das am 3. Juli 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die Strunz⸗Weigmannsdorfer Entwässerungsgenossenschaft zu Alt ⸗Strunz im Kreise Glogau durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 30 S. 269, ausgegeben am 29. Juli 1911;

öder am 19. Juli 1911 Allerhöchst vollzogene Nachtrag zu dem Statut für den Deich⸗ und Sielverband der Wesermarschen des Kreises Blumenthal zu Neuenkirchen vom 12. September 198 durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stade Nr. 32 S. 509, ausgegeben am 11. August 1911;

10) der Allerböchste Erlaß vom 25. Juli 1911, betreffend die Verlelhung des Enteignungsrechts an den Kreis Beeskow Storkow für die Anlage elner Kleinbahn von Beeskow nach Fürstenwalde mit Gleisanlagen für den Wasserumschlagsverkehr bei Beeskow, Fürsten⸗

walde und Ketschendorf nebst einer Abzweigung von Petersdorf nach Saarow durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 33 S. 613, ausgegeben am 18. August 1911.

Berichtigung.

In der in Nr. 201 d. Bl. vom 26. August veröffentlichten Bekanntmachung, betreffend die Ausdehnung des Bezirks der Handelskammer für das östliche West— falen, muß es in Zeile fünf statt: Kreis Marburg heißen: Kreis Warburg.

Aichlamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 29. August.

Im Monat Juli 1911 haben 5271 Schiffe (gegen 4080 Schiffe im Juli 1910) mit einem Nettoraumgehalt von 812 809 Registertons (1910: 685 972 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 355 317 S (1910: 309 815 40) entrichtet.

Das Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats, Wirk— licher Geheimer Oberkonsistorialrat D. Koch ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Der Königlich rumänische Gesandte Beldiman hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Bilciures co die Geschäfte der Gesandtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. am 26. August in Schanghai, S. M. 2. August in Tanga, S. M. S. „Breme in Newport (Rhode Island) angekommen.

S. „Luchs“ „Geier“ am am 2. August

S. n 1

Stettin, 29. August. Die Kaiserlichen und König⸗ lichen Majestäten wurden bei Ihrem gestrigen Einzug in die festlich geschmückte Stadt vor dem Rathause von den städtischen Körperschaften begrüßt. Der Oberbürgermeister Dr. Ackermann hielt eine Ansprache und bot dem Kaiser den Ehrentrunk dar. Seine Majestät nahm diesen entgegen und erwiderte „W. T. B.“ zufolge: IIch spreche Ihnen, Herr Oberbürgermeister, Meinen innigsten Dank für Ibren herzlichen Willkomm aus im Namen Ihrer WMajestät und in Meinem Namen. Das Bild, das Uns der Empfang Stettins geboten hat, rührt Unsere Herzen, und Wir bitten Sie, der Start und der Bürgerschaft dies auszufprechen. Für Mich ist es vichts neues, nach Stettin ju kommen, wie Sie schon erwähnt haben. Die Verbindungen zwischen P‚nmern und Stettin einerseits und Meinem Hause und Mir andererseits sind aste. Es ist Mir immer eine Freude gewesen, im Lauf der Zeit zu beobachten, wie Stertin unter Schwierigkeiten mit zäher Energie seine Entwicklung durchtuführen versteht. Ich hoffe, daß die Staatsregierung den Wünschen der Start entgegenkommt. Soweit Mir möglich, will Ich dazu heitragen. Die Arbeiten an der Wasserstraße, die Ihnen Tas Hinterland eröffnen oll, machen Fortschritte, und Ich hoffe, daß sie Ibnen Segen und Nußen bringen sollen. Möge die Stadt unter den

e Erlaß vom 24. Mat 1911, betreffend die

n überreichten Ihrer Majestät der Kaiserin

1 Blumensträuße, und der Oberbürger— zeifaches Hurra auf die Majestäten aus. Der Einzug setzte sich dann zum Königlichen Schloß fort, wo die Majestäten Wohnung nahmen. Alsbald nach der Ankunft hielten die Majestäten großen Zivilempfang ab. Gegen 12 Uhr begaben Sich die Majestäten nach der Hafenterrasse, wo das Panzerschiff „Oskar II.“ mit Ihren Mgjestäten dem König und der Königin von Schweden an . anlegte. Die Kaiserlichen Majestäten begaben Sich zur Begrüßun an Bord und geleiteten dann nach Abschreitung der am Kai aufgestellten Ehrenkompagnie und nach Begrüßung der schwedischen Kolonie, die sich an der Landungsstelle eingefunden hatte, 4 Königlichen Gäste unter Eskorte der Derfflingergrenadiere in das Königliche Schloß, wo alsbald Familientafel und Marschallstafel für die Gefolge stattfäand. Abends um 6 Uhr war im Schlosse bei Ihren Majestäten Tafel für die Provinz Pom mern, bei der Seine Mgjestät der Kaiser und König eine Rede hielt, die nach ‚W. T. B.“ folgenden Wortlaut hatte:

Der jubelnde Empfang, den heute PrOmerns getreue Hauptstadt Ihrer Majestät der Kaiserin, Mir und Meinen Kindern sowie Seiner Majestät dem König von Schweden, Meinem vielgeliebten, treuen Freunde, und seiner erlauchten Gemahlin bereitet hat, die unter Üns zu sehen eine besandere Ehre u Freude ist, hat Meinem Herzen wohl getan, und spreche unseren herzlichsten Dank dafür aus. Groß ist der Fortschritt und die Entwicklung, die Stettin genommen hat, als Hafenstadt, als Handelsstadt und als industrielle Stadt, und es gereicht Mir zur Befriedigung, daß Ich ihr durch die Verbesserung der Seewege und den neuerdings stattfindenden Ausbau des Groß⸗ schiffahrtsweges, der Stettin mit Meiner Hauptstadt verblnden soll, habe it,, können. Besonders aber möchte Ich rühmend am heutigen Tage der pommerschen Landwirtschaft ge⸗ denken, zu der Ich, Mich als Besitzer von Schmolsin doch auch rechnen, kann. Sie hat mit der Anwendung aller modernen Hilssmittel rastlos vorwärts gestrebt und ist dadurch geradezu vor— bildlich geworden für die Landwirtschaft des Königreichs Preußen. Und dazu, meing Herren, möchte Ich Ihnen Meine Anerkennung und Meinen Glückwunsch aussprechen. Einen ÜUmstand möchte Ich jedoch besonders erwähnen, der heut wieder, als ich durch die Straßen von Stettin ritt, in . trat: der Ausdruck der alten traditionellen PRh+re,ntreue. Dank ihr haben die alten Häupt— linge und Herzöge Pommerns jahrhundertelang mit ihren tapferen und von Liebe zur heimatlichen Scholle erfüllten Leuten ihr schönet Land gegen den Ansturm mancher Völker bewahrt, die die Hand darauf legen wollten. Diese Gesinnungen sind in der Provinz noch lebendig, und Ich weiß, daß Ich auf sie bauen kann und auch in ernsten Zelten Mich auf sie verlassen kann. Meinerseits kann die Provinz Meines besonderen landesväterlichen Wohlwollens und Meiner Fürsorge stetg versickert sein. Um der Provinz einen neuen Ausdruck und Beweis dieser Meiner Zuneigung zu geben, habe Ich beschlossen, einem langjährigen Wunsch der Prepinz zu ent sprechen und die seit langer Zeit unbesetzte Stelle des Statthalters wieder zu besetzen. Schon einmal hat ein Großmeister des Johanniter⸗ A dens die Stelle innegehabt und zuletzt Mein hochseliger Verr Vater. Ich ernenne hiermit Meinen Sohn, den Prinzen Eitel⸗Friedrich, zum Statthalter von Peumern. Mein Glas weihe Ich dem Fotrtschritt, Die Provinz Pommern

Junge Dam und den Prinze meister brachte e

der Entwicklung und der Treue der Provinz. hurra, hurra, hurra!“

Nach der Tafel empfing Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Damen der Provinz, während Seine Masestät der Kaiser und König, Seine Majestät der König von Schweden und 66 in Stettin we,

enden Fürstlichkeiten eine von der Stadt dargebotene Dampferfahrt auf der Oder unternahmen.

Heute morgen fand auf dem Paradefelde bei Krekow die große Parade des II. Armeekorps statt, der auch Ihre Majestäten der König und die Königin von Schweden bei- wohnten. Seine Majestät der Kaiser ritt mit den Fürst⸗ lichkeiten und der gesamten Suite die beiden Treffen ab und nahm danach den Frontrapport der Kriegervereine entgegen, von denen er einen Teil der Fronten abritt. Hier— bei sprach der Kaiser zahlreiche Veteranen an. Bei dem Vorbeimarsch der Truppen führte der Kaiser die 2. Grenadiere, die Königin von Schweden ihr Regiment, der König von Schweden die Derfflinger Grenadiere zu Pferde und die Prinzessin Eitel-Friedrich die Arnim-Dragoner. Nach der Parade hielt Seine Majestät der Kaifer und König Kritik ab und nahm militärische Meldungen entgegen. Sodann ritt Er weitere Fronten von Kriegervereinen ab und nahm den Rapport von dem Provinzialinspekteur des Provinzialvereins vom Roten Kreuz für Pommern ent⸗ gegen. Nachdem der Kaiser die Front der Sanitätskolonnen abgeritten hatte, setzte er Sich an die Spitze der Fahnen— kompagnie und der Standarteneskadron und führte die Feld⸗ zeichen des Armeekorps nach dem Königlichen Schloß in Stettin zurück. Unterwegs bildeten Truppen, Vereine und Innungen Spalier und bereiteten dem Kaiser und der Kaiserin sowie den schwedischen Herrschaften lebhafte Ovationen.

Frankreich.

Der französische Botschafter in Berlin Jules Cambon wird, „W. T. B.“ zufolge, infolge seines leichten Fieberanfalls die Abreise nach Berlin um ein bis zwei Tage verschieben und Paris am Mittwoch oder Donnerstag verlassen.

Rußland. W.

Der Kgiser von Japan hat, wie „W. T. B.“ meldet, an den Kaiser von Rußland folgendes Telegramm gerichtet: Sehr glücklich üher das endgültige Einvernehmen, das zwischen unseren Regierungen hergestellt wurde im aufrichtigen Geiste der Ver⸗ ständigung über einige Fragen, die bisher ohne Lösung geblieben waren, ist es mir besonders angenehm, Eurer Majestät mitzutellen, daß auf meinen Befehl das Schiff „Angara“ der russischen Regierung zurückgegeben werden wird, als Beweis des Gefühls unwandelbarer Freundschaft, die ich für Sie hege. Ich bin gewiß, daß Eure Majestät mit mir der Ueberzeugung find, daß die endgültige Regelung aller strittigen Fragen dazu beitragen wird, die guten Beziehungen, die zwischen unseren beiden Ländern bestehen, noch mehr zu festigen.

Der Kaiser von Rußland gab nach derselben Quelle folgende Antwort:

Ich danke Eurer Majestät von ganzem Herzen für die Gefü le denen Sie Ausdruck verliehen haben , . der geh lage von gegen seitigen Zugeständnissen über einige Fragen, die bisher zwischen unseren Regierungen ungelöst geblieben waren, so glücklich zustande gebrachten Entente. Ich teile vollkommen die Gefühle, die die endgültige Regelung dieser sirittigen Fragen Eurer Majestät ein⸗ gegeben hat. Ich sehe in der Maßnahme, die Sie mit dem Befehl, meiner Regierung das Schiff ‚Angarar zurüd zugeben, getroffen haben, einen neuen Beweis und ein sehr wertvolles Unterpfand der gegen⸗

ade. des Friekent und dem Schutz des Herrn weiter gedeihen und blühen!“

; Türkei.

Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, ist d Irade, durch welches Rifaat Pascha zum Botschafter 2 Paris und der Großwefir gleichzeitig zum Minister des Aeußern ernannt werden, gestern erlassen worden.

Rumänien.

Der König gab am Sonntag zu Ehren des tür ki Thronfolgers ein Festmahl, bei dem herzliche n n ggg

gewechselt wurden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Herstellung und Besteuerung von Zündware in Deutschland im Jahre 19 0,11. ö.

Im III. Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs Jahrgang 1911, ist eine Statistik der Herstellung und Besteugrung von Zündwaren im deutschen Zollgebiete für die Zeit vom J. Aprsl 1910 bis 31. März 1911 veröffentlicht. Während diefer Zeitraum Vergleichszahlen nur au

ein volles Jahr umfaßt, beziehen sich die nämlich auf die Zeit vom 1. Sktober 19609 bit

ein halbes Jahr, 31. März 1910. Es waren 74 (vorher ebenfalls 74)

sammen durchschnittlich 1746 (vorher 2188) männliche und 2189) (vorher 26690) weibliche Arbeiter beschäftigten. Än Zündhölzern wurden 78 757 Millionen Stück, an Zündspänchen gos Millionen Stück hergestellt; im vorhergehenden Halbjahr waren es 47 941 bezw. 295 Millionen Stück. Vom Auslande wurden 415 Millionen Stück Zündhölzer, und 4 Millionen Stück Zündkerzchen gegenüber 100 und 3 Millionen Stück im Halbjahre vorher eingeführt. Der Ertrag an Zündwarensteuer ergab für Zündhölzer 17 677 494 ς6, für Zuͤndkerzchen 27 142 , a 17701 546 für das Rechnungsjahr 1910,11, während in den vorhergehenden secht Monaten T(68 771 für Zündhölzer, 10 237 0 für Zündkerzchen zusammen 7079 008 S eingenommen worden waren. .

Betriebe vorhanden, die zu⸗

Herstellung und Besteuerung von Leuchtmitteln in Deutschland im Jahre 191011.

In demselben „Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen

Reichs“ ist auch eine Statistik der Herstellung und Besteuerung von Leuchtmitteln ün deutschen Zollgebiete für die Zeit vom 1. April 1910 bis 31. März 1911 veröffentlicht. Während dieser Zeitraum ein volles Jahr umfaßt, beziehen sich auch hier die Vergleichs. zahlen, die nachstehend in Klammern beigefügt sind, nur auf ein halbes Jahr, nämlich auf die Zeit vom 1. Oktober 1969 bis 31. März 1910. Es waren 169 (175) Betriebe vorhanden, in denen 25 871 265 (lz 994 323) Kohlenfadenglühlampen, 41 851 283 (17 828735. Metall. fadenglüh lampen, 248 754 (253 4596) Nernstbrenner, S299 (4541) Brenner zu Quecksilberdampflampen, 115 392 492 (61 380 188) Stück Glühkörper ür Gaslampen sowie 7794 661 (4 360 015) kg Brennstifte zu Bogen⸗ lampen aus Reinkohle und 2205 475 (1 032972) kg Brennstffte zu Bogenlampen mit L uchtzusätzen hergestellt wurden. Vom Auslande wurden eingeführt 1145 033 (666 115 Kohlenfaden⸗ und 571 48 (141407) Metallfadenglühlampen, 316 (18) Nern brenner, 44 (79) Brenner zu Quecksilberdampflampen, 64 S806 (z0 781) Stück Glüh körper für Gaslampen, 29 730 (il 751) Kg Brennstifte für Bogenlampen aus Reinkohle und 29227 (69356) Kg mit Leuchtzusätzen. Die Ein— nahmen aus der Leuchtmittelsteuer betrugen für das Rechnunge⸗ jahr 1910/11 für Kohlensadenglühlampen 2061 345 (945 O29) 46, für Metallfadenglühlampen, Nernsibrenner usw. 4100 434 (157 239) z, für Brenner zu Quecksilberdampflampen usw. 21 7838 (11141) 4, für Glühkörper zu Gaslampen 3 999 588 (1 526 952) M0, für Brennstifte zu Bogenlampen aus Reinkohle 1778099 (728 143) 6 und für solche mit Leuchtzusätzen 1015 303 411 835) S, ine gesamt 12 976 557 (5 194 339) .

Die Bevölkerung Cölns nach der Religion. D

. Das letzte Vierteljahrsheft des Statistischen Amtes der Stadt Cöln enthält eine eingehende Untersuchung über die Zusammensetzung der Bevölkerung dieser zweitgrößten Stadt Preußens nach der Religion auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezeinber v. J. Unter den im ganzen gezählten 516549 Personen befanden sich danach 404 72 oder 78. 350, Katboliten, 95 jo0 oder 18 41 o / g Evangelische, 12076 oder 2340/9 Juden und 4646 oder 6,90 6 Personen sonstigen und unbekannten Glaubens. Gegen die Zählung vom 1. Tejember 1805, deren entsprechende Verhältnissätze für den jetzigen Stadtbezirk 79,26, 18, 094, 2.44 und O0, 25 betrugen, bedeutet dies einen Rückgang der Anteile der Katholiken und Juden, dagegen eine Steigerung derjenigen der evangelischen und der übrigen Personen; bei einer Zunahme der gesamten Bevölkerung um 12,53 erböhten sich seitdem die Zahl der Juden und die der Katholiken nur um 7. 85 bezw. 11,256 die Zahl der evangelischen und die der übrigen Personen aber um 14357 bezw 274,98 oso. Es hat sich damit der seit Jahrzehnten beobachtete Entwicklungsgang im großen ganzen fortgesetzt. Ein Rückblick um 25 Jahre zeigt j. B., daß die Bevölkerung damals noch aus 82, 44 0 Katholiken, 15, 14 0 Evangelischen, 2.3609 Juden und O, Oz υ 9 Anderẽ⸗ gläubigen bestand. Während inzwischen die Bevölkerung im ganzen auf das Dopppelte, genauer in dem Verhältnis von 160 204, ge⸗ stiegen ist, kommen bei den Katholiken und den Juden auf 100 Per⸗ sonen von 1885 jetzt nur 194 und 202, bei den Evangelischen und Andersgläubigen aber 248 und 3017.

Dem Geschlechte nach zerfiel die ortsanwesende Bevölkerung vom Dezember v. J, in 2651 61h oder 45,3 (am J. Deiember' 19äh 49, 16 0/0) männliche und 264 895 oder hi, 28 (50,89 weibliche Personen, sodaß auf je 100 männliche 105,27 (103,43) weibliche ent⸗ sallen; das Uebergewicht der letzteren hat also eine weirsre Steigerung erfahren. Dabei stehen sich unter den Katholiken 192 937 männliche und 211 787 weibliche Perfonen gegenüber, unter den Evangelischen 49 841 und 45 259, unter den Juden 5560 und l 10, unter den And eregläubigen 2907 und 1739 oder im Verhältnis 100 männliche und 109,77 bezw. 90,81, 102,52 und 59,82 weibliche Demgemäß sind vom männlichen Geschlecht 76,67 katholisch, 19 81 c evangelisch, 2, 70 jüdisch und 1,15 0,69 sonstigen oder unbekannten Glaubens, vom weiblichen dagegen 79, 95 oo katholisch, 17,0800 evangelisch, 2,31 / jüdisch und 6,66 0 andersgläubig. Diese Ver⸗ schiedenheit heruht zum großen Teile auf der abweichenden Zusammen⸗ setzung der Garnison; denn von den aktiven Militärpersonen, 8887, gehörten nur Hö,9 og der katholischen Konfession an, dagegen 453,65 der evangelischen, während (G,37 und O0, 29 o, Juden beziehungsweise Andere gläubige waren. Die Zivilbevölkerung be⸗ steht demnach für sich allein zu 78.765 aus Katholiken, zu 17,* 7 90 aus Evangelischen, ju 2,37 , aus Juden und zu O0, 91 aus Andert⸗ gläuhigen, insbesondere die männssche Zivilbevölkerung zu 77 440 aus Katholiken, zu 18,93 aus Evangelischen, zu 2 44 00 aus Juden und zu 119 co aus Andersgläubigen. Die beiden Geschlechter ver— halten sich insolgedessen in der ivilbevölkerung der Reihe nach zu einander wie 1060: 112,656 bezw. IJG,47, 103,9 und 60,36, im ganzen wie 100: 109,12.

Der vorstehenden Gliederung der Bevölkerung nach der Religion ist das betreffende amtliche statistische Verzeichn i zugrunde gelegt; diesen gemäß sind z. B. zur evangelischen Konfessson' auch die evangelisch lutherischen und die evangelisch⸗ reformierten Personen, die. Anglikaner usw. gerechnet. Was die Grupre der, Personen sonstigen Glaubens betrifft, so setzt diese sich aus 276 „sonstigen? Christen (darunter 469 AÄltfatholiken, 255 Ir— vinßianer, 112 Baptisten usw.) und 3370 Bekennern anderer Religionen sowie Personen ohne Religion bezw. Religionsangabe

seitigen Freundschaft, die ung vereinigt.

zusammen. Die Zahl der letzleren ist gegen 1965 außerordentlich

als religionslos bezeichnet, 09 und 262 als Dissidenten, 158 und 54 als Freidenker, Monisten, Atheisten oder dergleichen, endlich 869 und 440 die Angabe der Religion überhaupt verweigert. .

gestiegen; so hatten ö 712 männliche und 366 weibliche Personen

Zur Arbeiterbewegung.

Die Verhanglungen in der Metallindustrie in Erfurt sind, wie ‚W. T. B.“ meldet, gescheitert, weil die Arbeiter die Bedingungen der Arbeitgeber mit sehr großer Mehrheit abgelehnt haben. Heute sollten die Verhandlungen wegen der Gesamt⸗ aussperrung (ogl. Nr. 198 d. B.) in Berlin beginnen.

In Leipzig wurden, der Lpr. Ztg. zufolge, die am Freitag abgebrochenen Einigungsverhandlungen zwischen den Schlich— tungskommissionen der Metallindustriellen und den streikenden und ausgesperrten Metallarbeitern (9gl. Nr. 201 d. Bl.) am Sonnabend. Nachmittags, wieder aufgenommen, jedoch nach mehr— stündiger Sitzung auf den gestrigen Montag vertagt, ohne daß ein endgültiger Abschluß erzielt worden wäre. Inzwischen ist die an— gedrohte Ausdehnung der Aus sperrung auf die Bezirke Dresden und Chemnitz zur Tatsache geworden. In Dresden haben noch am Sonnabend 35 dem Verbande der Metallindustriellen angehörige Firmen mit der Aussperrung begonnen.

Die Hamburger Elektromonteure und Helfer traten, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, in eine Lohnbewegung ein. Sie unter— breiteten den Unternehmerverbänden einen neuen Lohntarif, auf den sie bis 31. August Antwort fordern.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Pa ris sind siebzehn Mitglieder des hr ber rer re bg eech tz für das Baugewerbe, die sich öffentlich und schriftlich mit dem in Angelegenheit des „Sou du soldat“ verfolgten Sekretären res Hire heiter Syndikats solidarisch erklärt haben, vom Staatsanwalt aufgefordert worden, über ihr Verhalten Aufklärung zu geben. Hierauf haben 53 andere Mitglieder des Arbeiter— schiedsgerichts beschlossen, sich gleichfalls mit den verfolgten Sekretären solidarisch zu erklären

In Odessa hat sich, wie ‚W. T. B.“ meldet, der Ausstand der ö auf einige Privatreedereien ausgedehnt. (Vgl. Nr. 201 d.

Wohlfahrtspflege.

Der 3. Internationale Kongreß für Wohnungshygtene.

Während die wirtschaftlichen Grundlagen unseres Wohnungs- und Ansiedlungswesens, insbesondere auch die Fragen der Neubegrüͤndung von Kleinwohnungen, bei mehreren gut besuchten Kongressen im Laufe des Sommers erörtert wurden, ist eine eingehende wissenschaft⸗ liche und praktische Förderung der gesundheitlichen Seite des Wohnens dem 3. Internationalen Kongreß für Wohnungshygiene vor—⸗ behalten geblieben, der vom 2. bis 7. Oktober d. J. in Dresden stattfinden soll. Mit dieser Tagung verbinden sich deshalb besondere Hoffnungen für die Sache, weil die in Dresden stattfindende inter⸗ nationale Hygieneausstellung es ermöglicht, daß jeder im Kongreß be⸗ handelte Gegenstand an den zahlreichen, der Wohnungsfürsorge ge⸗ widmeten Ausstellungsgegenständen Erläuterung findet. Ueber die Wich—⸗ tigkeit des Kongresses an sich braucht kein Wort verloren zu werden, weil es auf der Hand liegt, daß die Hygiene der Wohnungen im weitesten Sinne für die allgemeine Volksgesundheit von der größten Bedeutung ist. Bringen doch die Menschen den größten Teil ihres Lebens im Inneren von Wohnungen zu, am häuclichen Herde, in der Arbeitsstube und in Werkstätten, in gesundem und krankem Zustande, in den Schlafräumen oder in anderen Räumen. Für Mitteleuropa ist die Wohnungshygiene noch weit wichtiger und vielseitiger als für die südlichen, heißeren Länder, die den Aufenthalt im Freien für einen viel größeren Teil des Jahres gestatten, in denen die Heizungs⸗, Koch⸗, Beleuchtungs⸗, Badeeinrichtungen usw. eine nur geringe Rücksichtnahme in der Wohnungsgestaltung beanspruchen. Es ist daher auch von Wichtigkeit, daß der Internationale Wohnungskongreß zum ersten Male sich in Deutschland abwickelt, und daß Gelegenheit ge⸗ boten wird, diejenigen Fragen in die fachmännische Erörterung zu zieben, die für die Verhältnisse der gemäßigten Temperaturzone in Betracht kommen. Das Arbeitsprogramm des Kongresses ist diesen Gesichtspunkten entsprechend recht vielseitiß. Der ganze Kongreß gliedert sich in neun Sektionen, die in vier Gruppen zusammengefaßt werden. Die Gruppe A hat die Aufgaben allgemeiner Natur zu be⸗ arbeiten, sie ist daher die umfangreichste und begreift vier Sektionen in sich. Von diesen behandelt Sektion J die Bebauungsart des Geländes, glso alle Fragen des Gesamtbildes (Städtebau, ländliche 6 lungeformen, Gartenstädte usw.); Sektion II befaßt sich mit der Bau⸗ ausführung (Bauplanung, Raumabmessung. Baumaterlal, Grund⸗ mauern, Keller, Küchen, Aborte, Zwischendecken, Treppen, Aufzüge, Dächer); der Sektion 1II1 ist die innere Ausgestaltung (Belichtung, Heizung, Lüftung und Ausstattung) zugewiesen, . Sektion 1V speziell die Wohnungspflege (Reinhaltung, Beseitigung der Abfall⸗ stoffe, Deeinfektion) erörtert. Gruppe B, deren Beratungen das Wohngebäude betreffen, gliedert sich in je eine Sektion für städtische (Sektion V) und für ländliche Wohngebäude (Sektion VI). Der Gruppe g sind die besonderen Wohnungsformen zugewiesen, und zwar soll Sektion VII Schulgebäude, Gefängnisse, Gasthäuser, Krankenhäuser, Badeanstalten, Kirchen, Theater usw. be⸗ bandeln, während sich Sektion VIII den Arbeitsräumen für gewerb⸗ liche Tätigkeit und den Verkehrsmitteln (Bahnen, Schiffen, Wagen usw.) zuzuwenden hat. Gruppe D behandelt die Wohnungs fragen vom verwaltungstechnischen Standpunkte aus, und die Sektion 1X erörtert demnach dle hier einschlagenden Fragen der Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik. ö! ö

Daß der 3. Interngtionale Kongreß für Wohnungshygiene als elne ernste und zeitgemäße Angelegenheit betrachtet wird, ght aus der Bereitwilligkeit, mit der sich die bekanntesten , . des Gesundheits⸗ und Wohnungswesens in den Dienst der Sache gestellt haben, hervor. Die wissenschaftliche Leitung des Kongresses liegt in den Händen des Präsidenten des Königlich sächsischen Landesmedizinalkollegiums, Ge⸗ beimen Medizinalrats, Professols Dr. Renk. Vorsitzender der Sektion J ist Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Genzmer in Dresden, sein Stellvertreter der Chefarchitekt, der Rothschildstiftung Rey, Paris. Die Sektion II hat den Geheimen Regierungsrat, Professor Dr. Ing. Hartmann, Senatspräsidenten im Reichsversiche⸗ rungsamt, Berlin, zum 1. und Kommerzienrat Heilmann, München, zum 2. Vorsitzenden. In der III. Sektion werden Professor Pfützner von der . Hochschule zu Karlsruhe und Professor Dr. med. Putzeys von der Universität Lüttich als 1. und 2. Vorsitzender fungieren. In Sektion 1V wird Landeswohnungsinspektor, Stadtrat Gretzschel, Darmstadt, den Vorsitz führen, während sein. Stellvertreter

Generalsekretär Dr. Aldridge, London, ist. In Sektion V. führen den Vorsitz Professor Dr. Praußnitz, der Direktor des Hygienischen Instituts der Universitãt Graz, und Geheimrat, Professor Pfeifer von der Technischen Hochschule in Braunschweig. In Lie Leitung der Sektion Vi teilen sich die Professoren Dr, med. Wolf. Verstand des Hygienischen Instituts der Universität Tübingen, und Oberbaurat Schmidt, Dresden, Vorstand des sächsischen Vereins „Heimatschutz“. In Sektion VI wird Regierungs- und. Medizinalrat, Professor Hr. Leubuscher Meiningen, den . führen und Baurat, Professor Dlestel von der Technischen Hochschule zu Dresden sein Stellvertreter sein. Sektion VII hat Prosessor Vr. med. Kaup, Berlin, zum 1. und Professor Miyassima, Tokio, zum 2. Vorsitzen den. Schließlich führen die Sektion JX Geheimer Hofrat, Professor Dr. Cornelius Gurlitt, Dresden, als Obmann und Dr. Thierry, Chef des technischen Hygiene- dienstes der Stadt Paris, als Obmannstellbertreter. Ehrenvorsitzender des Arbeitsausschusses ist Sberbürgermelster, Geheimer Regierungsrat Dr. jur. und Dr.Ing. Beutler, Dresden, Vorschender des Arheitsausschusses Bürgermeister Br. May, Dresden. Alle näheren Anfragen über

schaftliche Anfragen und Fragen wegen des Vortragswesens der Beneralsekretär des Kongresses, Stadtrat Dr., med, Hopf in Dresden, Reichsstraße 4, beantwortet. Nach den Vorhereitungen zu schließen, kann man dem Verlauf und den gesundheitsförderlichen Absichten des 3. Internationalen Wohnungskongresses den besten Erfolg in Aus⸗ sicht stellen. m ,

Erziehungs⸗ und Unterrichtswesen.

Der Werkunterricht scheint die Brücke zu werden, die den nun seit dreißig Jahren in Deutschland befürworteten Handfertigkeits⸗ unterricht mit der Lernschule verbinden wird. Ein besonderer Erlaß des preußischen Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegen⸗ heiten hat sich mit der Stellung des „Werkunterrichts“ in den Volks schulen und den Modalitäten seiner versuchsweisen Zulassung in diesen ausgesprochen, deren Hauptgesichtspunkte folgende sind: „I) Das mit dem Namen „Werkunterricht“ bezeichnete körperliche Gestalten muß sich aus den Bedürfnissen des gesamten Unterrichts er⸗ geben, und es kann dafür nicht ein besonderer Lehrplan aufgestellt werden, der den „Werkunterricht! als ein neues Unterrichta⸗ fach erscheinen läßt. 2) Der Zweck des körperlichen Gestaltens macht es selbstverständlich, daß es nicht auf eine oder mehrere Klassen beschränkt sein kann. 3) Die Eigenart der ethischen Fächer ergibt, daß die Tätigkeit der Hand in ihnen nur in eingeschranktem Umfang erfolgen kann und hohen erzieherischen Takt des Lehrers erfordert. Bei dieser Gelegenheit sei auch darauf hingewiesen, daß im Lehrplan der reorganisierten preußischen Mitt elschu len ein wöchentlich zwei⸗ stündiger fakultativer Handfertigkeitsunterricht im Zusammenhang mit den dafür geeigneten r ren,. also Werkunterricht, zu⸗ gelassen ist. Die hierauf bezüglichen Bestimmungen begründen diesen Handarbeitsunterricht damit, daß eine „ausreichende Gelegenheit zu gestaltender Tätigkeit mit der Hand, gegeben werden soll. Den einzelnen Anstalten bleibt unter Zustimmung der Schulbehörde die Auswahl der Arbeiten und ihre Anordnung überlassen. Modellieren, Pappe, Holz⸗ und Metallarbeiten werden im allgemeinen den Umfang der Beschäftigung bestimmen.

Kunst und Wissenschaft.

Der jährliche Kreislauf des Wassers auf der Erde ist bon dem ordentlichen Professor an der Universität zu Münster Dr. W. Meinardus festgestellt worden. Als allgemeine Voraussetzungen, auf denen seine Untersuchungen beruhen, wurde, wie die „Köln. gh mitteilt, dabei angenommen, daß das Klima der Erde konstant sst, was für die geschichtliche Zeit zutreffend ist, ferner, daß im Jahres laufe nur eine verhältnismäßig geringe Wassermenge dauernd im Boden verschwindet und zu chemischen Verbindungen der Gesteine verbraucht wird, endlich, daß auch nur wenig Wasser in Gestalt von Dämpfen aus dem Erdinnern an die Oberfläche gelangt. Unter diesen Voraussetzungen muß die durchschnittliche jährliche Verdunstung auf der gesamien Erdoberfläche gleich groß sein wie der durch- schnittliche jährliche Niederschlag. Wäre nämlich die jährliche Ver⸗ dunstung größer oder kleiner als der jährliche Niederschlag, so müßte der Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre nach Ablauf des Jahres zu⸗ oder abgenemmen haben, was mit der Ständigkeit des Klimas in Widerspruch steht, auch der unveränderten mittleren . des Meeres⸗ spiegels nicht entspricht. Die jährliche Verdunstung der ganzen Meeresoberfläche beträgt nach den Untersuchungen von Professor Brückner 384 000 cbkm (Kubikkilometer Wasser, was einer Ver⸗ dunstungshöhe von 106 em entspricht. Die Niederschlagsmenge auf dem fle der Erde beträgt 112 009 ebkm, entsprechend 75 em Niederschlagshöhe. Da der Meeresspiegel trotz der jährlichen Zufubr von ile f. nicht steigt, s᷑o muß auf den Meeren die Verdunstung größer sein als der Niederschlag, und zwar um den Betrag der jährlichen Zufuhr von Flußwasser. Der Ueber⸗ schuß des auf dem Men verdunstenden Wassers wird in Form von Wasserdampf durch die Luftströmungen auf das Land übergeführt und hier dazu verwandt, den ere n, des Niederschlags über die Ver⸗ dunstung zu ermöglichen, dann aber durch die Flüsse dem Meere wieder zugeführt. Die jährliche Wassermenge aller Flüsse, die ins Meer gelangt, beträgt nach den besten Bestimmungen 30 510 ebkm, wahrscheinlich ist sie aber, wie Professor Hann hervorhebt, größer, da die großen Mengen Grundwasser, die unsichtbar und unmeßbar ihren Ab— fluß zum Meere finden, bei obiger Berechnung nicht berücksichtigt werden konnten. Läßt man aber diese gelten, so erhält man 465 0960 cbkm für die Wassermenge, die im Laufe eines Jahres den Kreislauf von der festen oder flüssigen Erdoberfläche durch die Luft und zur Erde zurück ausführt. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein bestimmtes Wasser— teilchen in einem Jahre an der Meeresoherfläche zur Verdunstung kommt, wird durch das Verhältnis der jährlichen Verdunstungsmenge zu der Wassermasse des Ozeans ausgedrückt. Dabei wird vorausgesetzt, daß jedem ozeanischen Wasserteilchen, wo es sich auch befindet, die Möglichkeit gegeben ist, irgend wann einmal an die Meeregoherfläche zu kommen . dort zu verdunsten. Diese Voraussetzung trifft, wie Professor Meinardus betont, fast vollkommen zu, denn man hat nur wenige Wasserlagen gefunden, die (wie die tiefen Schichten des Schwarzen Meeres) durch den Mangel an Sauerstoff darauf hin— welsen, daß sie seit unbestimmbar langen Zeiten nicht mit der Atmo— sphäre in Berührung waren. Nun beträgt die fern gf der

zeane nach den neuesten Berechnungen von Professor Krümmel 1330 Millionen Kubikkilometer, davon verdunsten ö IS 000 cbkm. Hieraus folgt, daß durchschnittlich 3460 Jahre vergehen, ehe ein be⸗ liebiges Wasserteilchen des Ozeans verdunstet, also den Kreislauf durch die ae ne. antritt. Natürlich ist dies ein Durchschnittswert, tropische Rete en gelangen leichter in den atmosphärischen Kreislauf, dle Wasser der ozeanischen Tiefen schwieriger, und dort mag eine gewisse Stagnatlon des Wassers durch Zehntausende von Jahren gelten. Geht man von diesem maritimen Stadium des Kreislaufs zu dem atmosphärischen Stadium über, so läßt sich auch die mittlere Dauer dieses Stadiums mit einiger Sicherheit ableiten, wenn man berechnet, we groß der Wassergehalt der gesamten Atmosphäre ist. Professor Meinardus findet, daß der Wassergehalt der ganzen Atmosphäre im Durchschnitt 12 3090 Millionen Tonnen oder 12 300 cbkm beträgt, eine verhältnismäßig geringe Menge, denn sie entspricht, über die ganze Erde verteilt, einer Regenhöhe von nur 243 em. Da, wie an—⸗ gegeben, der jährliche Niederschlag für die ganze Erde 465 000 ebkm beträgt, so folgt, ef der in die Atmosphäre aufgenommene, vom Land oder Meer verdunstete Wasserdampf durchschnittlich nach 9 bis 10 Tagen zur Erde zurückkehrt. Dies ist also die durchschnittliche Dauer des gtmosphärischen Stadiums im Wasserkreislauf auf. der Erde. Der Aufenthalt des Wassers im Luftmeer ist also überraschend kurz, verglichen mit dem nach Jahrtausenden bemessenen Aufenthalt

im Meere.

Ueber die neuen alberstädtzer Dinosgurierfunde lesen wir in der „Braunschweigischen Landeszeitung: Die durch Professor Igekelsz, des Greifswalder Gelehrten, vorjährigen Dino— saurierfund so schnell berühmt gewordene Tongrube der Baereckeschen Ziegelei an der 2e. von Halberstadt nach Quedlinburg macht heute abermals von sich reden: zwei neue Dingfaurker wurden hier bloßgelegt. Am Mittwoch Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins und sonstige Herren, die sich für die Sache interessieren, auf, der staubigen dLandstraße hingusgepilgert und stiegen auf. Einladung des verdienstvollen Gelehrten in die einem Talkessel . Grube hinab, um die Funde zu betrachten. Wie in einem Hockergrab liegt das ganz vorzüglich erhaltene Skelett des einen Sauriers dort im Ton ein⸗ ebettet, der Lehm des Erdreichs hat das Knochengerüst des Ge— r e, das eine Länge von 8 m gehabt haben mag, vollstãndig durchdrungen. Aber nicht nur vom Skelett ist ein großer Teil er⸗ halten, auch die Mutkeln und sogar die Adern sind im Erdreich ab= gedrüct, sodaß es sich ermöglicht, von der äußeren Form dleses Sauriers eine genaue, nicht mehr auf Annahmen und Rück—

waren w

Assistent Professor Jaekels, hat denn anch bereits eine anschauliche Skitze danach angefertigt, die uns, wors! auch der Fund s(lbst hin⸗ deutet, erkennen läßt, daß der hintere Ter des Körpers ungeheuer dick und plump war und sich auf ein breites Becken mit schwerfälligen Hinterbeinen und einen langen Schweif stützte. Der verhältnismäßig sehr kleine Kopf saß an einem langen Hals, ähnlich wie bei dem im Halber—⸗ städter Museum aufgestellten Plesiosaurus. 3, ist der Vergleich dieses Fundes mit dem andern an der östlichen Seite der Grube, an einer weit höheren Stelle gemachten Fund. Auch dort liegt ein Dino⸗ saurus von gewaltigen Körpermaßen, bei dem das Becken mit den mächtigen Schambeinen, die Rückenknorpel sowie die Gliedmaßen und Halswirbel sehr gut erhalten sind. Nach der Lage des Skeletts ist mit Sicherheit anzunehmen, daß das Geschöpf, als es vom Untergang überrascht ward, auf die rechte Seite fiel und infolge des Zeniner⸗ gewichts seines Körpers ein Bein brach. Auch sonst sind in jüngster Zeit im Sande der Grube in recht geringer Tiefe, wenig über 1 m, wertvolle Funde gemacht worden, darunter Zähne von Krokodilen, Knorpel von solchen, Zähne kleinerer Eidechsen, der Stachel einer Daifischflosse. Die beiden Forscher stehen nun vor der mühseligen Aufgabe, die Skelette der beiden Saurier zu bergen. Dr. von Schock schilderte den Besuchern, mit welchen Schwierigkeiten er bei der Auf⸗ stellung des im vorigen Jahre gefundenen Sauriers zu kämpfen habe. Stunden und tagelange Mühen scheitern da in einem Augenblick, als die Arbeit schon vollendet schien, aber unermüdlich wird das Werk von neuem in Angriff genommen. Augenblicklich ist der Gelehrte mit der Bergung des an der Ostseite gefundenen Dinosaurus beschäftigt. Wollte er die Knochen des Riesentiers einfach aufgraben, so würden sie unter seinen Händen zu Staub zerfallen. So hat er denn begonnen, sie mit Draht zu überziehen und darüber noch eine Gipsschicht zu legen. Möge die Bergung glücklich gelingen, zum Heil der Naturwissenschaft, für die gerade diese jüngsten Halberstädter Funde von weintragender Be— deutung sein werden. Diese Bedeutung können sie aber natürlich nur dann gewinnen, wie Professor Jaekel schon vor Jahresfrist und auch jetzt wieder an der Fundstätte mit Recht betonte, wenn sie durch spätere Aufstellung im Berliner Naturhistorischen Museum der weitestgehenden Forschung zugänglich gemacht werden. Der Lokal—⸗ patriotismus der Halberstädter wird der Wissenschaft, wenn auch schweren Herzens, dieses Opfer bringen müssen!

Wie vor mehr als einem Jahrhundert Pompeji, so wird nun auch Hereulgnum, die zweite der vom Vesuwv verschütteten Ort⸗ schaften, mit Aufwendung großer Mittel ausgegraben werden. Die italienische Regierung hat für die Unternehmung dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts eine Million bewilligt. Der König wird seinerseits eine halbe Million beisteuern. Da die Stadt bekanntlich vollständig vom Erdboden bedeckt ist, wird man damit beginnen müssen, etwa hundert neue Häuser abzureißen, die auf dem Gelände des alten Ortes stehen.

Literatur.

Napoleon Bonaparte. Eine Bühnendichtung in zwei Teilen von Karl Hauptmann. Georg D. W. Callwey. München 1911. Preis 3 S, geb. 4 υ 50 J. Das abenteuerliche Schicksal des großen Korsen, diese in gigantischen Umrissen sich abspielende geschichtliche Tragödie hat naturgemäß auch bei uns in Deutschland die Dichter wiederholt zu dramatischer Behandlung gereist. Karl Hauptmann ist nun gleichfalls in die Reihe derer getreten, die mit dem großen Stoff gerungen haben. Er nennt sein Werk eine Bühnen⸗ dichtung, aber es ist zweiselhaft, ob dieses Dichtwerk, selbst wenn es mit den notwendigen starken Streichungen wirklich einmal auf den Brettern erschiene, den Eindruck machen würde, der seinem inneren Wert entspricht. Dieser Napoleon Bonaparte ist ein Buch⸗ drama, aber eines von denen, die es verdienen gelesen zu werden. Etwas, das Karl Hauptmanns Werk vor allen anderen bekannt ge⸗ wordenen deutschen Napoleondichtungen auszeichnet, ist die Art des Eindringens in den Charakter des Helden. Der Dichter zeichnet uns keinen Napoleon im Stil eines Byronhelden, der mit tönenden Worten seinem gärenden Innern Luft macht, sondern der Tatenmensch, dem Handeln alles ist, der große Diplomat mit der undurch⸗ dringlichen Maske, der es andererseits auch versteht, auf die schlichtesten Gemüter unwiderstehlich einzuwirken, steht in seinem Drama vor uns auf. Selbst der innere und äußere Zusammenbruch des vom Glück zu schwindelnder Höhe Emporgetragenen vollzieht sich mit fast wortkarger Schlichtheit. Vielleicht würde an dieser Stelle sogar eine breitere, reicher ausgestaltete Ausführung wirksamer sein. Aber Karl Hauptmanns Napoleon ist und bleibt eine kraftvolle, innerlich wahre Nachschöpfung einer überragenden historischen Per⸗ sönlichkeit, wie man sie nicht häufig antrifft. Aus Napoleons Leben ein fest gefügtes, in sich zusammengeschlossenes Drama zu machen, ist natürlich auch Karl Hauptmann nicht gelungen. Dazu ist der Stoff für seine Gestaltungskraft zu gewaltig und zu vielseitig, dazu wachsen an allen Ecken und Enden zu viele neue Motive, zu viel bedeutsame Charaktere und Schicksalswendungen empor. Hauptmanns Napoleon ist ein Buch wie etwa Gobineaus Renaissance, wo wir gleichfalls in einzelnen dramatischen Szenen einen ganzen Geschichts⸗ abschnitt vor uns lebendig werden sehen, nur viel breiter angelegt mit dem schwerwiegenden Unterschiede, daß das Napoleondrama emen . Helden hat, der das vielgestaltige Werk bis zum Schlusse beherrscht.

. Seefall“ von Bengt Berg. 1910, Verlag von Albert Ahn, Bonn. Geh. 3 „, in Driginaleinband 4 A6. Im äußersten Norden Europas, im öden, von wild zerklüfteten Bergen durchzogenen Lappland, braust der große Seefall aus seinem felsigen Becken in mächtigem Sturz in die Tiefe. In diese Gegend, die er aus eigener Anschauung kennt, versetzt uns der junge schwedische Naturforscher Bengt Berg in seinem Werk, das in seiner Heimat Auf⸗ sehen erregt hat und das durch eine im wesentlichen gute Uebersetzung nun auch der deutschen Leserwelt zugänglich gemacht worden ist. Die Erzählung schildert den kurzen Lebenslauf des jungen Finnen Pertula, der unter nomadisierenden Lappen aufwächst und deren Lebensgewohn⸗ heiten annehmend bei der Verfolgung eines Wolfes, von einem Abhang stürzend sich zu Tode fällt. Was dem Buche seinen eigentümlichen Wert verleiht, das ist die anschauliche Schilde⸗ rung eines Himmelsstriches, der in seiner besonderen Eigenart dem europäischen Kulturmenschen bisher verschlossen geblieben ist, das ist ferner ein tiefes Verständnis für die nordische Natur und nament- lich für ihre Tierwelt, das nur dem aufgehen kann, der einen Teil seines Lebens unter den Tieren des Waldes zugebracht hat. Vielleicht geht der Verfasser in seiner Vorliebe für die Schilderungen aus dem Leben der Tiere die Erlebnisse eines Jungbären nehmen einen be— trächtlichen Teil des ganzen Buches ein sogar zu weit. Aber er sieht und schildert wie ein Dichter, und daher folgt man ihm willig auch auf Gebiete, in denen er seiner Phantasie wohl etwas zu freien Splelraum gewährt. Der Stil des Buches ist schlicht, markig und anschaulich und hat durch die Uebersetzung augenscheinlich wenig von

seinen Vorzügen verloren.

„‚Königsliebchen?“. Roman von Gustav Klitscher. Deutsches Verlagshaus Bong u. Co. Berlin. Geh: 4, geb. 5 46. Der vorliegende Roman des früh verstorbenen Ber faffl führt uns in den Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück, an den Hof des durch den Willen Napoleons zum König von 2 erhobenen Jerome Bonaparte. Das leichtfertigem Genuß geweihte Leben in der Residenz Cassel zieht in anschaulichen, abwechslungsreichen Bildern an dem Leser vorüber. Die Abschnitte, die von dem Anwachsen der . schen Befreiungsbewegung handeln, stehen in wohltuend ernstem Gegen- satz dazu. Es ist dem eg fe nachzurühmen, daß er den, soweit er sich mit dem Leben und Treiben Jeromes befaßt, heiklen Stoff in takt⸗ voller und dezenter Weise behandelt hat. Wenn die Charakterzeichaung in dem anschaulich und flott geschriebenen Buch mehr in die Tiefe inge, würde es literarisch noch höher zu bewerten sein. Aber auch, o, wie es vorliegt, muß man es entschieden der anregenden und der Form nach abgerundeten Unterhaltungslektüre zuzählen, die auch einen.

den Kongreß find zu richten und Zahlungen zu leisten an die Kongreß⸗ lanzlel, 5 ne in Dresden, gen 15tz, während wissen⸗

schlüsse gestützte Vorstellung zu gewinnen. Dr. v. Schock, der

gebildeten Leser zu befriedigen vermag.