1911 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Sep 1911 18:00:01 GMT) scan diff

7) wenn nicht von den im 8? , Körperschaften der An⸗ trag von mindestens Zweidrittelmehrheit beschlossen worden ist.

Die Genehmigung ist zurückzuziehen, wenn einer der im Abs. 1 Nr. 1 bis 4 e, a nachträglich eintritt.

Die Benutzung der Anlage darf nur nach Maßgabe einer von der sfaatlichen Aufsichtsbehörde der Körperschaft genehmigten Ge⸗ brauchs ordnung erfolgen. Die Gebrauchsordnung muß den ebũbren· tarif für die Benußung der Einrichtungen ent alten; sofern jedoch binsichtlich der Festsetzung der Gebühren für die Benutzung der von der Körperschaft im e ge Interesse unterbaltenen Veranstaltungen befondere gesetzliche Vorschriften besteben, bleiben diese unberührt. Die Gebühren sind so zu bemessen, daß sie die Kosten der Einrichtung einfchließlich Verzinfung und Tilgung, der Erhaltung und Verwaltung der Anlage decken.

3 *

Der Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörde bedarf es, wenn das Grundftück, auf welchem die Anlage errichtet ist, ganz oder teilweife zu einem anderen Zwecke verwendet werden soll.

§ 6.

Die Aschenreste von verbrannten Leichen müssen in einem für jede Teiche befonderen, behördlich verschlossenen Behältnis entweder in der Urnenhalle (Urnengrab) (6 3 Nr. ) oder in einer anderen be⸗ hördlich genehmigten Bestattungsanlage beigesetzt werden.

Zur Vornahme der Feuerbestattung ist in jedem Falle mindestens 24 Stunden vorher die Genehmigung der Ortepolizeibehörde des Verbrennungsorts einzuholen. .

Antragsberechtigt ist jeder Bestattungspflichtige. . Die Feed ist schriftlich zu erteilen; sie muß versagt werden, wenn nicht beigebracht sind:

1) die amtliche Sterbeurkunde;

2) die amtsärztliche Bescheinigung über die Todesursache (6 8);

I der Nachweis, daß der Verstorbene die Feuerbestattung seiner Leiche angeordnet hat (6 9); K

4) die Bescheinigung der Ortspolizeibebörde des Sterbeorts oder des letzten Wobnorts des Verstorbenen, daß keine Bedenken gegen die Feuerbestattung bestehen, daß insbesondere ein Verdacht, der Tod Fei durch eine strafbare Handlung herbeigeführt worden, nicht vorliegt.

§ 8.

Die amtsärztliche Bescheinigung über die Todesursache (6 7 Abs. 3 Nr. 2) ist auf Grund der Leichenschau auszustellen und muß die Erklärung entbalten, daß ein Verdacht, der Tod sei durch eine ftrafbare Handlung herbeigeführt worden, sich nicht ergeben hat.

War der Verstorbene in der dem Tode unmittelbar vorauf⸗ gegangenen Krankheit ärztlich behandelt worden, so ist der behandelnde Arzt zu der Leichenschau zuzuzieben und sein Gutachten über die Todes⸗ ursache in die Bescheinigung (Abs. I) aufzunehmen.

War der zustaͤndige beamtete Arzt zugleich der behandelnde Arzt, so ist die Bescheinigung von einem anderen beamteten Arzte aus⸗ zustellen. - .

Vor der Erteilung der Bescheinigung ist die Leichenöffnung vor— zunehmen, wenn einer der beteiligten Aerzte sie zur Feststellung der Todesursache für erforderlich hält. ö

§5 9.

Der Nachweis, daß der Verstorbene die Feuerbestattung angeordnet hat (657 Abs. 3 Nr. 3), kann erbracht werden:

1) durch eine letztwillige Verfügung des Verstorbenen;

2) durch eine mündliche Erklarung des Verstorbenen, die von einer zur Führung eines öffentlichen Siegels berechtigten Person als in ihrer Gegenwart abgegeben beurkundet ist.

Die Anordnung ist nur wirklam, wenn der Verstorbene sie nach vollendetem 16. Lebensjahre getroffen hatte, sie kann nicht durch einen Vertreter getroffen werden; stand jedoch der Verstorbene unter elter⸗ licher Gewalt und hatte er nicht das 16. Lebens jabr vollendet, so tritt der Antrag des Inhabers der elterlichen Gewalt an die Stelle der Anordnung. g

1

Ueber Beschwerden gegen Verfügungen der Poltzeibehörden auf Grund des 58]? hat die dorgesetzte Dienstbehõrde binnen einer Frist von 24 Stunden endgültig zu entscheiden.

§511. k. ö . ; .

Mit Geldstrafe bis zu 150 oder mit Haft wird bestraft, wer ohne Beachtung der Vorschriften der s; bis 9 die Verbrennung einer Leiche vornimmt oder wer der Vorschrift des 5 6 zuwider⸗ handelt.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Neues Palais, den 14. September 1911.

(L. S. Wilhelm. von Bethmann Hollweg. von Tirpitz. Delbrück. Beseler. von Breitenbach. Sydow. von Trott zu Solz. von Heeringen. Freiherr von Schorlemer.

von Dallwitz. Lentze.

Auf den Bericht vom 16. August d. J. will Ich der Stadtgemeinde Barmen auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesetzsammlung Seite 221) für die Zwecke der städtischen Wasserversorgung auf die Dauer von 5 Jahren das Recht verleihen, die zur Ausführung und Sicherung einer Talsperre im Kerspetale sowie zur Legung der Rohrleitung nach der Stadt Barmen in Anspruch zu nehmenden Grundstücke und Gerechtsame im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies ausreicht, mit einer dauernden Beschränkung zu belasten. 1 Lageplan folgt zurück. ö

Neues Palais, den 7. September 1911.

Wilhelm R. Zugleich für den Minister des Innern und den Minister für Handel und Gewerbe: von Breitenbach. von Schorlemer.

An die Minister der öffentlichen Arbeiten, für Handel und Gewerbe, für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und des Innern.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts— angelegenheiten. . Königlichen Musildirektor und Domkayellmeister Max Fil ke in Breslau ist der Titel Professor verliehen worden.

Bekanntmachung, betreffend die Immatrikulation auf der Universität Halle-Wittenberg für das Winterhalbjahr 1911/12.

Diejenigen Studierenden, welche beabsichtigen, sich an hiesiger Universität immatrikulieren zu lassen, wollen sich in der Zeit vom 16. Oktober bis 6. November er, auf dem Universitäts⸗ sekretariat, Universlitãtsverwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 9, whrend der Vormittagsstunden von 9 bis 11 Uhr unter Abgabe ihrer Papiere (Reifezeugnis, Abgangszeugnisse früher besuchter Universitãten und, falls seit dem Abgange von der Schule oder von der letzten Universität mehr als ein

Viertel jabr verflossen ist, polizeiliches F ührungsattest) melden. Deutsche, welche ein Maturitätszeugnis nicht besitzen, aben die fur ihre Aufnahme erforderliche besonderg Genehmigung ü der Immatrikulationskommission, und zwar ebenfalls unter Ueher= reichung ihrer riet im Universitätssekretariat, nachzusuchen. Füũr reichs inkändifche Frauen gelten die gleichen Bestimmungen, nur ist zu ibrer Immatrikulation, falls sie nicht im Besitze eines Reife⸗ zeugniffes find, in jedem einzelnen Falle die Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen und Unterrichts angelegenheiten erforderlich. Äuskändern kann das Verlegen eines Reifezeügnisses erlassen werden. Die Immatrikulation von Ausländerinnen ist nur mit besonderer Genehmigung des Herrn Ministers zulässig. Später eingehende Immatrikulationganträge werden nur aus nahmsweise und bei ausreschender Entschuldigung genehmigt werden. Halle a. S', den 20. September 1911. Der Rektor der Königlichen vereinigten k Halle⸗Wittenberg. eit.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 2

der Preußischen n,, enthält unter Nr. 11 151 das Gesetz, betreffend die Feuerbestattung, vom;

14. September 1911, und unter

Nr. 11 152 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirkes des Amtsgerichts enburg, vom 11. September 1911.

Berlin W., den 25. September 1911.

Königliches Gesetzsammlungsamt. Krü er.

Angekommen: Seine Exzellenz der Staats⸗ und Justizminister Dr. Beseler, Urlaub; Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lis co, vom Urlaub; der Unterstaatssekretär im Reichsschaftzamt Kühn, vom Urlaub.

vom

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 25. September.

Am 22. d. M. ist in Berlin der vortragende Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Geheime Regierungsrat eder Altmann im fast vollendeten 59. Lebensjahre ver⸗

ieden.

Der Verstorhene hat der preußischen Staatseisenbahnver⸗ waltung fast 31 Jahre angehört und ihr in schwierigen und verantwortlichen Stellen wichtige Dienste geleistet. Nachdem er längere Jahre als Mitglied bei verschiedenen Eisenbahn⸗ direktionen tãti gewesen, wurde er vom 1. November 1899 ab mit der Wahrnehmung der Geschãfte eines Ober⸗ i , 6. der . Eisenbahndirektion in Coͤln betraut. Als folchem war ihm auch die ständige Ver⸗ tretung des Direktionspräsidenten übertragen. Am 1. März 19607 wurde Altmann zur Uebernahme der Geschäfte eines Re⸗ ferenten in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten be⸗ rufen und durch Allerhöchste Bestallung vom 39. Mai 1907 zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat ernannt. In dieser Stelle hat er besonders auf dem Gebiete der Personal⸗ angelegenheiten und der Aufsicht über die Privateisenbahnen mit großem Erfolge gewirkt. Auch war er im Nebenamte Mitglied des Disziplinarhofs für die nicht richterlichen Beamten. In allen Stellungen hat der Verblichene sich durch besondere Begabung und nie ermüdenden Pflichteifer ausgezeichnet und sich durch seine trefflichen Charaktereigenschaften die Hochachtung und Zuneigung seiner Berufsgenossen erworben. Sein allzu⸗ frühes Hinscheiden wird von der Staatseisenbahnverwaltung als ein schmerzlicher Verlust beklagt. ö.

Während der weiteren Abwesenheit des Königlich württem⸗ bergischen Gesandten Freiherrn von Varnbüler führt der Militärbevollmächtigte, Generalmajor von Graevenitz die Geschäfte der Gesandtschaft.

Laut Meldung des d B, it e w e Tiger am 22. September in Tschingkiang am Yangtse eingetroffen.

DOesterreich⸗Ungarn.

In der vorgestrigen Sitzung des böhmischen Landtages hat die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend Erhöhung der Lehrergehäkter, stattgefunden, der laut Meldung des „W. T. B.“ von deutscher und tschechischer Seite die Zu⸗ stimmung erteilt wurde. Nachmittags wurde die Kommission für die Durchberatung des Gesetzes gewählt.

In einer gestern in Prag abgehaltenen Versammlung deutscher und tschechischer Staatseisenbahnbeamten wurde, obiger Quelle zufolge, beschlossen, von der Regierung eine günstige Erledigung ihrer Forderungen bis zum J. Oktober zu verlangen. Die eicher ig anwesenden Beamten der Buschtieh⸗ rader Eisenbahn beschlossen, in einem Memorandum an die Generaldirektion die Forderung zu stellen, in Gehalt und Be⸗ , mit den Staatseisenbahnbeamten gleichgestellt zu werden.

Frankreich.

Der vorgestern unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik in Rambouillet abgehaltene Ministerrat hat, wie „W. T. B.“ meldet, der vom Minister des Aeußern vor⸗ bereiteten Antwort auf die deutsche Note die Zu⸗ stim mung erteilt.

Rußland.

Die Ernennung des Finanzministers Kokowzow zum Ministerpräsidenten unter Belasfung in seiner Stellung als Finanzminister ist gestern amtlich veröffentlicht worden.

Das Todesurteil ist, W. T. B. zufolge in Kiew an Bag row, dem Mörder des Ministeryraß.* Stolypin, vollstreckt worden. den

Der finnische Senat hat, wie W. T. B.“ dem Staatskomptor vorgeschrieben, dem Reichsschatzan sechs Millionen finnische Mark auszuzahlen, die bie 9 jener Summe darstellen, die in diesem Jahre an Stel. Ausübung der Wehrpflicht zu entrichten ist. i

Italien.

Die Regierung hat der Ernennung des früheren Gesan in Belgrad Ali Siwa 6. Bei zum . Rom, „W. T. B.“ 9 ge, die Genehmigung erteilt

Nach einer offiziellen Ankündigung im Militärh wird ein Teil der Jahres klasse 1888 einberufen, den Bestand der Regimenter zu ergänzen, da das Kontin der unter den Fahnen bleibenden Soldaten nicht genügt. ir.

Spanien.

Nach einer Erklärung des Ministerpräsidenten Canale werden die konstitutionellen Garantien vorläufig m gehoben bleiben, da die Regierung jene Arbeiteroerbande. einen anarchistischen Charakter tragen, auflösen will. 1

Das Komitee der republikanisch⸗sozialistisch Vereinigung ist vorgestern in Santander zusammengenen und hat dem Ministerprãsidenten Canalejas ein Telegram gesandt, in dem es, W. T. B.“ zufolge, erklärt, daß die einigung an der neuen sozialen Bewegung unbeteiligt Weiter wird die Haltung der Regierung in dem Konflikt n tadelt, gegen neue Unternehmungen in Marokko Protest erh c und die sofortige Einberufung des Parlaments gefordert.

Amerika. Wie der „Associgted Preß“ aus El Paso gemeldet nin hat die amerikanische Kavallerie die Wache an der merit nischen Grenze wiederaufgenommen. ;

Afsien.

Ein Telegramm des „Reuterschen Buregus“ meldet a Teheran, daß Naib Hussan, von dem jüngst berichtet warn ist, er sei geschlagen worden, gestern nacht Kaschan besen habe. Die Regierungstruppen haben sich ergeben, die Ban fiaren haben die Flucht ergriffen. Schudscha ed Dauleh endgültig im Gebiet von Täbris geschlagen. .

Die Befriedung des Jemen erscheint, wie, W. T. z meldet, gesichert, nachdem zwischen dem Oberkommandamn Izzet Pascha und dem Imam Ja hia ein Einvernehna erzielt worden ist, wonach der Imam in der Gegend von Sach volle Freiheit genießen wird. Das Einvernehmen wurde fa 4 Jahre abgeschlossen. Der Oberkommandant soll nunmtß die Operationen gegen Sejid Idris im Assir leiten, wozu en Bataillone aus dem Jemen dahin entsandt werden sollen.

Nach einem in Tschung⸗king angekommenen Bern aus Tschen g⸗tu vom 18 September ist dort am 8. Septemta eine Verschwörung entdeckt worden, die das Ziel hatte, da Yamen zu verbrennen, die Beamten zu töten und den Scha zu berauben. Einhundertachtzig Fremde befinden sich in Stadt, deren Lage sich stetig verbessert.

Afrika. Nach einer Meldung des T. B.“ aus Conatł enn n, hat das Gericht den 1 2 , , rere,

ode verurteilt, weil er am

*

Offiziere hatte ermorden lassen, die ben f g garen,

verhaften. Vier weitere Mörder wurden zu Zwangtgarh verurteilt. Wie damals berichtet, waren zehn franzõsf Soldaten, die ihre Offiziere rächen wollten, getötet worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Nach dem vom „W. T. B.“ übermittelten amtlichen Wah ergebnis betrug bei der am 19. September vorgenommerg Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Düssel dorf R Zahl der Wahlberechtigten 104788; es wurden 70 406 Stimme abgegeben, von denen 70175 gültig waren. Davon entfel auf Haberland (Soz.) 34 071, auf Dr. Friedrich enn

29 XVI, auf Dr. Breitscheid (Demokrat) 315, auf Her ler

rath ldeutschnat.)

24 3148, auf Choziszewski (Pa 329 Stimmen.

Zersplittert waren 21 Stimmen.

Statistik und Volkswirtschaft.

. Gesamtergebnisse der Produktionserhebhungen über Deutschlands Kartoffeltrocknungsindustrie in du Jabren 1908/09 und 1969/10. . In Hinblick auf die wachsende Bedeutung der deutschen Karte th trocknungsindusttrie hat das Reichkamt des Innern Produ erbebungen über die Entwicklung und den Umfang dieser Ind für die Jahre 186809 und 1699/10 veranstaltet,. Maßgeber für die Erhebungen in beiden Jabren das Betriebsjahr, d. b. die R vom 1. August bis 31. Juli. Die Ermittlungen baben sich au * jenigen Trochnungsanlagen erstreckt, die der Reichsverwaltung ben 4 Verein deutscher Kartoffeltrockner in Berlin namhaft gen worden sind. . Nach den nunmehr im Druck vorliegenden Ergebnissen de bebungen waren am 31. Juli 1910 im Deutschen 257 Trecknungsanlagen vorhanden. Von diesen 257 sind in Betrieb genommen worden: vor dem Jahre 1993: 5 an den Jahren 1905: 6, 1904: 3, 19065: 10, 1906: 25, 1905. 19608. 30, 1909: 81, 1910 (soweit ermittelt)h: 14. Gearbeitet im Jahre 1908/09 170 und im Jahre 1909/10 254 Betriebe, denen 164 bezw. 248 die zur Ausgabe gelangten Fragebogen ber wortet haben, während die 6 in beiden Jahren fehlenden Bettieht da Angaben für sie auf andere Weise nicht zu erlangen waren sachverstãndiger Seite eingeschätzt worden sind. Die so erm. Ziffern der 6 fehlenden Anlagen sind bei den Gesamters ebnissen berũcksichtigt. am Von den 170 bezw. 264 in den Jahren 1808 09 und 1 in Betrieb gewesenen Trocknungsanlagen waren 114 beim. 16. Nebenbetriebe an einen landwirtschaftlichen Betrieb oder an * anderen landwirtschaftlichen Nebenbetrieb angeschlossen, 0 3 genossenschaftliche Betriebe, 7 bezw. 9 selbständige gewerblich triebe und J bezw. 13 Nebenbetriebe eines selbständigen gewerbe Betriebs. Dabei ist zu bemerken, daß die Kartoffeltrockenm Nebenbetrieß eines landwirtschaftlichen Betriebs oder eines lan s schaftlichen Nebenbetriebs angefehen worden ist, wenn der Bestz.⸗ Trocknungsanlage selbst Landwirtschaft betreibt und die r. nungsanlage im Anschluß an die eigene Landwirtschat einen, damit verbundenen. Nebenbetrieb unterbält,. 4. g fändiger gewerblicher Betrieb oder ein Nebenbetrieb eine; selbftãn ben erblichen Betriebs wurde nur bei denjenigen Trocknung an n

angenommen, deren Besttzer keine eigene Landwirtschaft bestze⸗

Kartoffeln eigener Erzeugung verarbeitet haben. Zu den ge⸗ er, . Betrieben wurden auch solche in der Form Fer en geselschaften, Gesellichaften mit beschrankter Haftung usw. be⸗

benen Trocknoungsanlagen gerechnet, die zwar keine Geno enschaften . Rechtssinn bilden, jedoch mit Rücksicht auf ihre Zwecke und die 9 ihres Betriebs nach dem Gutachten Sachverstãndiger unzweifelhaft men genosfenschaftlichen Charakter hahen.

Von den für die Erhebungen in Betracht kommenden 170 bezw. „! Betriehen haben 169 beiw. 298 Walzen, 2 bezw. 36 Trommeln beim. 9 Horden und in den beiden Erhebungs ja ren je 1 Betrieb pr fen zur Trocknung verwendet. Als Wärmequelle dienten bei 8 beiw. 2065 Anlagen Dampf⸗ und bei 27 bezw. 45 Betrieben geuergase, Jin Teil der Betriebe, nämlich 82 im Jabre 199808 md 13 im Jahre 1909 10, hat mit Tag und Nachtschicht, jede zu Stunden gerechnet, gearbeitet.

Im übrigen gibt über die Ergebnisse der Erhebung die folgende

20 stellung Aufschluß: Zusammenstellung sschluß 1908 09 1909 10

L Za hl der Betriebe ũberhaupt 170 264; 1. Zahl der Betriebe, die als *, mare ict rene pet baben: X. zeschãlte Kartoffeln. davon baben hergestellt Schnitzel und Scheiben Betriebe .,, ö Schnitzel, Scheiben und Mehl Betriebe ungeschälte Kartoffeln davon haben hergestellt Schnitzel und Scheiben Betriebe nn,, K ö J Flocken und Mehl .. ß 3 Flocken und Krümel. ö Schnitzel und Schrot. !. Schnitzel, Scheiben und Schrot . Betriebe verarbeiteten

II. Menge der 619 aa 1 6os 399

Kartoffeln überhaupt und zwar: für eigene Rechnung der Trocknungsanstalten. . dz 1497150 davon: I) Kartoffeln eigener Erzeugung, 294463 2 Kartoffeln fremder Erzeugung; 06 657 a. inlandischer Herkunft. A495 257 b. auslãndischer Herkunft. 6 400 108 249

3 326 417,

2916350

1874698 1041652 1014293 27 359, B. für fremde Rechnung in Lohn w 410067; HN. Jahreserzeugung der Trock⸗ nung sanstalten an Trocken— erzeugnissen überhaupt . d2 davon waren erzeugt: A für eigene Rechnung der Trocknungsanstalten .. dz 386739 und zwar: 1) Schnitzel und Scheiben.. 53 329 J . 316 867 . 15 091 I Krümel, Rückstãönde und andere Erzeugnisse (Flocken II. Produkt, Flebstofflocken Schnitzelschrot) da B. für fremde Rechnung in Lohn. KJ und zwar: 1) Schnitzel und Scheiben. 3 3) andere Erzeugnisse (Klebestoff⸗

415 737 S875 903,

767 680 117087

633 307 14 625

1452

6 flocken, Schnitzelschroz . d2

7. Absatz von für eigene Rechnung erzeugten Produkten über— haupt J dz 395 382 davon: Aan die eigene Wirtschaft 102 415 und zwar: Schnitzel und Scheiben.. Flocken und Mehl 2 3) Krümel und andere Trocken— erzeugnisse aus Kartoffeln. da eee und zwar: Schnltzel und Scheiben Flocken und Mehl! 3) Krümel und andere Trocken⸗ erzeugnisse aus Kartoffeln. da 562 innen 14 658

Dabei ist zu bemerken, daß als Absatz in den beiden Erhebung⸗ sabten der gefamte Äbfatz an Trockenerzeugnissen, die für gigene Rech⸗ nung hergestellt worden waren, und nicht etwa nur der Absatz der in jedem der beiden Erhebungsjahre erzeugten Trockenprodukte nachge⸗ ist. Von Intereffe ist auch, daß in einer Anzahl von Be— trieben auf den Anlagen neben Kartoffeln auch Getreide, Rübenblätter und Gemenge in beiden Berichtsjah ren getrocknet worden sind.

Zur Arbeiterbewegung.

Eine außerordentliche Mitgliedern et lamm lun des Arbeitgeber⸗ derban des für das Dachdeckergewerbe zu Berlin und Umgegend beschloß, wie die Voss. Itg.' meldet, am Sonnabend, den

stebenden Tarifvertrag zu kündigen. Der Vorstand wurde er⸗ mächtigt, einen neuen Tarif auszuarbeiten, der der nächsten Versamm⸗ lung unterbreitet werden soll. . . : Jum usftand der Fuhrleute in Düsseldorf erfäbrt, die Köln. Itg. , daß die bedeutendsten Unternehmerfirmen die Arbeiter⸗ sorderurgen anerkannten. Der Ausstand dürfte somit beendet sein. Val. Nr. 215 d. Bl) .

Zum bevorstehenden Kampf in der Bielefel der Näh⸗ maschinen, und Metallin du strie (vgl. Nr. 225 d. Bl) be⸗ kichtet die Rh.. Wesff. Ztg. folgendes: Die Forderungen der Arbeiter⸗ Haft lauten: Far alls Arbeiter, Lohn und Akkordarbeiter, werden sinstellungs lãhne festgesetzt mit der Maßgabe, daß der Einstellungs⸗ lohn bei volljährigen Arbeitern nicht unter 40 3 in der Stunde be⸗ nenen soll. Die Festsetzung eines Stundenlohns für Aktordarbeiter TMelgt in der Weise, daß der bisher erzielte durchschnittliche Wochen- kerdienst in 54 Stunden umgerechnet wird. Die Aktkordsãtze sollen so Fttellt sein, daß der Arbeiter einen seinen Lohn übersteigenden Ver⸗ dienst erzielen kann. Die im Stundenlohn beschäftigten Arbeiter erhalten ane Zulage von 4 3 für die Stunde. Die th g) Arbeits eit be⸗ rigt neun Stunden. Als Ausgleich für die rbeitsʒzeitverkürzung *, allen in Lohn beschäftigten Arbeitern ein Aufschlag von . . die Stunde gewährt. Bei schlechtem Geschäfts gang soll, bevor Den Arbeitsmangels Entlassungen erfolgen, die Arbeikezeit bis auf . Q Stunden verkärzt werden. Die Gntscheidung oder Stellung 2 Arbeitgebers zu diefen Wänschen und Forderungen soll den Ar⸗ Xn bis lãngstens 4. Oktober mitgeteilt werden. Es kommen rund in 0 organlsier te Holz und Metallarbeiter sowie Sattler und Schmiede

Fag. Von den Arbeitgebern wurden die Forderungen der Arbeiter

zur Prüfung einem Äugfchuffe überwie fen. -

. der Lithographischen Anstalt der genre e

. Sc let tau Sachsen) stellten wegen Einstellung eines icht

ganisterten sämtfiche organifierten Lithographen und Stein-

ige m Hilfgarbeiter' unter Tarif. und Kontraktbruch plötzlich eit ein.

Arbeiter hatte, doch habe sich die Lage no

Zum Ausstand der irischen Eisenbahner (vgl. Nr. 225 d. Bl) meldet. W. T. B. aus Du blin, daß der Lordlieutenart am Sonnabend wiederum eine Besprechung mit den Vertretern der nicht gebessert.

Wohlfahrtspflege.

In der Zeit vom 9. bis 13. Oktober d. J. findet in Cöln der 7. Internationale Kongreß für Kriminalanthropologie mit folgender Tagesordnung stati: 1) Referate: Die unbestimmte Ver⸗ urteilung; Einf von Anlage und Milieu e, das Verbrechen; Mor⸗ phologie und Pspchologie der primitiven Menschenrassen; Stand der Kriminalpfychologie; Beurteilung der morpheologischen Abnormitäten; Behandlung der vermindert Zurechnungsfahigen; Gefängniswesen; nterbringung der gefährlichen Geisteskranken. 2) Nachruf auf Lom - broso (Dr. med. Kurella, Bonn). 3) Aus den angemeldeten Vor⸗ trägen: Ueber anormale Schãdelformen (Privatdozent Dr. Reichardt, Würzburg); das ungarische System der staatlichen Fürsorge är verkömmene Kinder (Rat Dr. med. Sandor, . Sicherungs maßnahmen gegen gemeingefãhrliche periodische Irre Dr. Evenson, Trondhjem); die Fürsorgezöglinge, soweit sie den Psychiater angehen (Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. Craner, Göttingen); die Entmündigung chronisch Krimineller als Mittel der sozialen Hogiene (Professor Dr. Dannemann, Gießen); die Frage des Zusammenhanges zwischen Rasse und Verbrechen. Mit dem Kongreß soll eine Aus stellung kriminal⸗psychologisch wichtiger Gegen ftände sowie von Gegenständen aus dem Gebiete, der Polizei⸗ wissenschaft verbunden werden. Nähere Auskunft erteilt Professor Dr. Aschaffenburg, Cöln⸗Lindenthal, Stadtwaldgürtel 30.

' Teilhaber der Maschinenfabrik Schüchtermann u. Kremer in Dortmund, C. J. Kremer, hat,. W. T. B.“ zufolge, eine Stiftung von 160 000 4 errichtet. Die Zinsen sollen zugunsten der Arbeiter und der Invaliden sowie ihrer Witwen und Waisen Verwendung finden.

Kunst und Wissenschaft.

Das Kunstgewerbemuseum wird am Sonntag, den 24. September in feinem Lichthof eine Ausste llung der Kunst⸗ fchuse Lothars und Gertruds von Kunow ski und Tes Düsseldorfer ftaatlichen Zeichenlebrerseminars eröffnen. In 609 Ge— mälden und Zeichnungen verschiedenster Techniken zeigt sie in Gruppen und Serien die Ergebnisse und Methoden dieses eigenartigen e,, ö. der in Künstler⸗ und Fachkreisen lebhafte Aufmerksamkeit erweckt hat.

Verkäufe der Großen Berliner Kunstausstellung 1911. Gemälde; Ernst Henseler, Berlin, Heuernte; Albert Stagura, Dissen, Die Benediktenwand“; Dorothea Hauer, Berlin, Sratzen⸗ Ilna Ewers. Wunderwald, Düsseldorf, Frosch! und Strada Ponale . Alexandre Urbain, Paris, Landschaft“; Sabine FReicke, Berlin, Das grune Kleid; Hans Mathis, München, Frauen⸗ kopf; Josef Willroider, München, Rosenheim ; Konrad Dielitz, Der Horner Michl⸗; Hans Looschen, Berlin, Hofball !; Max Fritz, Lübben, Im Spreewald⸗; Hermann Prell, Dresden, CGhristliche Wel“ ( Kartons); Paul Hoeniger, Berlin, Nebliger Herbsttag“; Sugo Ungewitter, Berlin, Steppenreiter,. Skulpturen;

dele Paasch, Berlin. „Exzellenz; Dernburg“ (Bronze); Walter

Hauschild, Berlin, Seelswe. (Bronze); Carl Deibele, Berlin, Bitten Schale (Marmor); Karl Meyerhuber, Metz, „Der schöne Tambourmajor!).

ss Mitglied der

ou ssa ve, B.“ gestern in Paris

Der französische Historiker Henry Hou T.

89 Akademie, ist nach einer Meldung des W. gestorben.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Türkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für die Herkünfte von Kerasund und Beirut angeordnete rzt⸗ lich Untersuchung wieder aufgehoben.

Das Dorf Touzla wurde für cholerafrei erklärt.

Fie von Salonit kommenden Schiffe können nach günstig verlaufener ärztlicker Untersuchung in den Dardanellen die Meerengen in Kontumaz pafsieren, um sich im Lazarett von Monastir Aghzy den vorgeschriebenen Quarantãnemaßregeln zu unterwerfen.

Dänemark.

Nach 5 2 des isländischen Gesetzes vom 6. November 1902, be⸗ treffend die Einschleppung ansteckender Krankheiten, waren die Schiffe, welche vom Ausland kamen und in Island Verbindung mit dem Lande baben wollten, verpflichtet, einen Gesundheitspaß vom Ab⸗ ganges bafen vorzulegen. Diese Verpflichtung ist durch ein kürzlich beröffentlichtes, gleich in Kraft getretenes Gesetz vom 11. Juli d. J. aufgehoben worden.

China.

Der Kaiserliche Konsul in Tschifu hat unterm 2. d. M. zur Ver⸗ hütung der Einschleypung der Cholera angeordnet, daß die aus Dairen (Dalni) kommenden, den Hafen von Tschifu anlaufenden deutschen Seeschiffe der gesfundheitspolizeilichen Kontrolle unterliegen.

Wernyi, 23. September. (W Aktagoi sind vier Todesfälle an Lu

Uralsk, 23. September. . Uralskbezirks find acht Beulenpest- und Darmpest erkrankungen bakteriologisch festgestellt worden. Drei davon ver— liefen tödlich. Die erforderlichen Absperrungen sind erfolgt.

In der DOrtschaft

enpest vorgekommen.

. T. B.) ngen (W. T. B.) In einem Kreise des

(Weitere Nachrichten ũber Gesundheitswesen ꝛc. s. i. d. Ersten Beilage.)

Verkehrswesen.

Die Abfahrt der zur Paketbeförderung nach Südwest⸗ afrika benutzten Reichspostdampfer erfolgt im 4. Vierteljahr 1911: Oktober November Dezember

am am am Hamburg. 11. 1. 2X2. 13. Bremerhaven. 12. 2 14.

Pakete aus Berlin, die den Anschluß an diese Dampfer erreichen sollen, mässen bei der Leitung über Hamburg spätestens 2 Tage, bei der Leitung über Bremen spaͤtestens 3 Tage vor Abgang des Dampfers zur Post gegeben werden.

bon

Infolge einesß dem Dampfer - Olvm pic der White Star Linie bei der Abreise von Southampton nach New York am 20. Sey. tember zugestohenen Unfalls werden von den Briefpost en, die ursprünglich mit diesem Dampfer abgehen sollten, die nach Canada gerichteten mit dem Dampfer Empreß of Britain (am 22. September ab Liverpeol nach Quebec) und die nach den Vereinigten Staaten von Amerika und darüber hinaus bestimmten mit dem Dampfer Mauretania⸗ (am 24. September von Queenstown nach New Jork) befördert werden.

,, Oktober erscheint eine neue Nummer des Po stblatts“, das eine Beilage zum Reichsanzeiger' bildet, aber auch für sich be⸗ zogen werden kann. Im Postblatt , das im Reichspostamt zusammenge⸗ stellt wird, sind die wichtigsten Versendungsbedingungen und Tarife für Postsendungen aller Art sowie für Telegramme enthalten. Auf die seit dem Erscheinen der vorangegangenen Nummer (Anfang Juli) ein⸗ etretenen Aenderungen wird in der neuen Nummer Lurch besonderen

ruck (Schrägschrift) hingewiesen. Das Postblatt“ kann auch neben anderen, umfangreicheren Hilfsmitteln für den Verkehr mit der Post und Telegraphie (Postbücher, Pest⸗ und Telegraphennachrichten für das Publikum usw.) mit Vorteil benutzt werden weil es diese bis auf die neueste Zeit ergaͤnzt. Der Bezugspreis des. Mostblatts‘ beträgt für das ganze Jabr 40 4, für die einzelne Nummer 10 43. Bestellungen werden bon den Postanstalten entgegengenommen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Acht Tage nach der Aufführung im Königlichen Schauspielhause erschien am Sonnabend Kleists „Penthesilea“ auch auf der Bühne des Deutschen Theaters, dort in der vieraktigen drama⸗ turgischen Bearbeitung Paul Lindaus, hier in der dreiaktigen von Commischau. Die Lindausche Arbeit scheint den Vorzug für sich zu haben, daß sie von der wundersamen Dichtung Kleists weniger Verse opfert als die des Deutschen Theaters, in der man manches liebliche Wort in der Zwiesprache Achills mit Pentbesilea schmerzlich vermißte. Was die Auffübrung selbst betrifft, so braucht man, obgleich sie zum Vergleichen berauzfordert, nicht die eine der beiden voneinander so verschiedenen Vorstellungen gegen die andere auszuspielen, vielmehr kann nur jedem Verehrer der Kleistschen Muse angeraten werden, beide zu besuchen; er wird finden, daß sie sich ergänzen, nicht widerstreiten. In Schauspielhause war man mehr darauf bedacht, das Wort des Dichters in feiner ganzen reinen Schönheit erstrahlen zu lassen, während manches in der szenischen Bildwirkung einerseits zu starr und ruhig, anderer⸗ feits, wie bei den Vorbereitungen zum Rosenfeste, zu opernhaft geriet. Im Deutschen Theater dagegen, das über eine geringere Anzahl von . Sprechern verfügt, trat die Unruhe des Kampfgesildes am

bhang des Skamandros, das mit Zuhilfenahme der Drehhühne immer wieder von anderer Seite gezeigt wurde, in wechselnden, streng stilisierten und lebhaft bewegten Bildern stärker in die Er⸗ scheinung. Wägt man die Darsteller der Hauptrollen gegen⸗ einander ab, so wird bier wie dort keiner zu leicht befunden, weil bier wie dort vollwertige Künstler am Werke waren, die ihren Aufgaben je nach ihrer Individualität gerecht zu werden fuchten. Frau Poppes Penthesilea war königlicher in ihrem Auf⸗ treten, machtvoller, wenn sie zum Kampfe rief, als die zierliche Amazone, die Frau Eysoldt im Deutschen Theater auf die Bühne stellte; für das aber, was sich an rätselvoller Gegensätzlichkeit in der Seele Pentbesileas regt, das für das Licht des Tages nicht gemacht“, für jenes Unergründliche im Wesen des Weibes, fand auch sie, befonders gegen den Schluß der Dichtung hin, tiefgreifenden Auẽsdruck. Hatte Staegemann im Schauspielhause mebr den sieghaften, seiner Kraft bewußten und auch überlegen den Humor seiner Lage erfassenden Achill gezeigt, so war Moissi dagegen der in Fesseln des Eros ver⸗ strickte, sich ganz gefangen gebende Held, für den nichts anderes mehr lebt als Penthesilen. Unbedingt überlegen war die Schauspielbaus⸗ vorstellung in den wichtigen Nebenrollen, obgleich auch im Deutschen Theater burchweg Gutes geboten wurde. Seine Königliche Hoheit der Prinz August Wilhelm wohnte der Vorstellung, die ftarken Beifall auslöste, in der ersten Parkettreibe bei.

Schillertheater O. (Wallnertheater.)

Ludwig Anzengrubers Volksstück Der Pfarrer von Kirchfeld“ fand am Sonnabend in trefflicher Neueinstudierung einen kräftigen Erfolg. Der starke dramatische Zug des Stücks, sein tiefer fittlicher Ernst, seine urwüchsigen Volkeszenen waren in das techte Licht gerückt worden; und das ehrliche Gefühl, das des jungen Pfarrers Selbstbezwingung durchleuchtet, griff wieder tief ins Herz. Georg Paeschke gab dieser Gestalt eine überzeugende Kraft; schlicht und mutig faämpfte dieser Seelforger den schweren Kampf mit seinem Herzen und mit seiner Gemeinde; auch seinem Pathos in den beiden bedeutsamen Szenen mit dem Wurzelsepp fehlte es nicht an der Innerlichkeit, die rückaltlos überzeugt. Die gesunde Kraft des Gemüts, die sich in Anna Birkmeier regt, fand durch Eleonore Ehn einen angemessenen Ausdruck, obgleich die Herbbeit und die Gefüblstiefe dieser jungen Dörflerin nicht immer völlig ineinander aufgingen. Die schwierige Rolle des Wurzelsepp hatte Hans F. Gerhard übernommen und mit gutem Erfolge durchgeführt; doch wirkte die Figur hin und wieder mehr durch äußerliche als durch innerliche Mittel. Ganz prächtig wurde die kleine Rolle des alten Pfarrers von St. Jakob in der Einöd von Paul Bildt gespielt, und Alexander Ekerts Berndorfer war ein trefflicher Raturbursche. Die Volksszenen entwickelten Leben und natürliche Bewegung, so daß ein ausgezeichnetes Zusammenspiel erzielt wurde, das der allgemeinen lebhaften Anteilnahme wert war.

Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus.

Auf der Bühne in der Chausseestraße wurde am Sonnabend Ludwig Thom as satirische Komödie Moral' aufgeführt, die einst im Kleinen Theater eine lange Reihe erfolgreicher Wieder⸗ holungen erlebt hat. Auch an der neuen Stätte dürfte sich das unter⸗ haltende Stück behaupten. Die Darstellung konnte durchaus be⸗ friedigen. Die Hauptrollen lagen in den Sinden der Herren Klotz Rentier Beermann), Morvilius (Professor) Dahl sSPolizeipräsident) und Paulsen (Polizeiassessor, der Damen Nordau (Ninon de Haute⸗ ville, Emmel Gisecke (Frau Beermann) und anderer. Das Zu⸗ fammenfpiel war flott, der Beifall des Publikums sehr lebhaft.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Dienstag, Die Regimentstochter⸗ mit Fräulein Dempel als Marie, Herrn Philipp als Tonio, Herrn Krasa als Sulpiz, Frau von Scheele⸗ Müller als Marchesa, Herrn Lieban als Haushofmeister aufgeführt. Den Beschluß des Abends bildet Die Puppenfee“ in der bekannten Besetzung der Hauptrollen. Am Freitag, den 29. d. M., wird Tannhäuser', mit neuer Besetzung einiger Hauptrollen, in Szene gehen. Den Tannhäuser singt erstmalig Herr Kirchhoff, den Walter bon der Vogelweide Herr Schöffel, den Heinrich der Schreiber Herr Henke.

ö Im Königlichen Schauspielhause wird morgen E. von Wildenbruchs vakerländisches Drama Die Quitzows“ in der bekannten Besetzung aufgeführt.

8 dem vom Direktor Dr. Königlichen Operntheater von Rudolf Christians Mittwoch, Abends 8 Uhr, einstudiert, in Szene. Die

Helmer gepachteten Neuen geht als erstes Gastspiel und Sophie Wachner am Othello“ von Shakespeare, neu⸗ Besetzung der Hauptrollen ist folgende: Othello: Rudolf Christianz als Gast, Desdemona: Sophie Wachner als Gast; Jago: Rudolf Blümner; Rodrigo: Ernst Reschke. Die Regie führt Dr. Blümner. Am Sonnabend folgt als zweiter Gastspielabend „Hamlet“, am Sonntag als dꝛitter und letzter Gaftspielabend Romeo und Julia.. Der illettverkauf findet täglich an der Theaterkasse und in den Warenhäusern von Hermann Tietz statt. Schriftliche und telephonische Billettbestellungen werden nicht angenommen. .

Die Ausgabe der Abonnementskarten für den Monat Oktober 1511 zu 25 Opern- und 30 Schauspiel⸗ vorstellungen in den Königlichen Theatern findet am 28. und 29. September, Vormittags von 16 bis 1ũUhr, in der Königlichen Theater⸗ hauptkasse im , . Schauspielhause (Eingang Jaͤgerstraße), und zwar nur gegen . des Abonnements vertrages, statt. Es werden am 3. September nur die Karten zum 1. Rang und Parkett und am 29. September diejenigen zum 2. Rang bezw. Balkon und 3. Rang bezw. 2. Balkon verabfolgt.