1911 / 248 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Oct 1911 18:00:01 GMT) scan diff

stadt in dem Sohne einen neuen, kräftigen Führer hinterlassen. Sudermann hat in der Verarbeitung des überreichen Stoffes sein

großes dramatisches Können nicht verleugnet. Der Knoten ist kunstvoll geschürzt, und seine Lösung vollzieht sich unter Anwendung aller dramatischen Kunstmittel. Ja, diese Kunstmittel sind fast zu reichlich angewendet, und der Zuschauer wird ihrer gelegentlich zu sehr bewußt. Eine seelische Vertiefung ist vornehmlich in einem Akt erreicht, in jener Szene, wo der Hi gle bern seiner Frau, die jetzt dem Tyrannen gehört, und der Tochter, die des Tyrannen Sohn ausgeliefert werden soll, gegenüber tritt. Lykon möchte die immer noch geliebte, unglückliche Gattin schonen. Wie weit kann er es, ohne Gefährdung seiner hohen Sendung, die bedrohte Vaterstadt zu retten? Hier hat der Dichter wirkliche Herjenstöne gefunden, und doch mangelt dieser Szene die letzte künstlerische Vollendung. Lykon ist in Gefahr, dem Herzenszuge folgend, in eine Enoch Arden, Rolle gedrängt zu werden. Er widersteht der Versuchung und bleibt der Mission des Vater⸗ landsretters treu. Die dichterische Gestaltung dieses Seelenkampfeg ist aber sprunghaft; hier fehlen in der Folge der sich be— kämpfenden Gefühle einige Glieder. Sehr geschickt und dramatisch wirksam ist die Einführung des geblendeten Bettlers, die Art, wie er das Volk und dann die lebensfrohe adelige Jugend von Syrakus gegen den Tyrannen und zum Widerstand gegen die Karthager entflammt. Auch den Gefahren, die dem Dramatiker im letzten Akt drohen, hat Sudermann mit Erfolg zu begegnen gewußt, nur hätte er hier die allzu durchsichtige Spannung vermeiden sollen, die er dadurch hervorruft, daß Lykon vor . letzten Auftreten tot gesagt wird. An dem Erfolg des Abends war in hervorragender Weise Herr Clewing beteiligt, der in der Rolle des Lykon zum ersten Male im Königlichen Schauspielhause auftrat, und den kuͤnstlerischen Ruf, den er sich am Berliner Theater erworben hat, voll bestätigte. Wirkte er im Vorspiel als jugendlicher Feldherr warmherzig, frisch und überzeugend, so war seine Darstellung des geblendeten Bettlers nicht nur von erschütternder, die Grenzen nie überschreitender Reglistik, sondern auch von einer . Beseelung, die sich im vorletzten Akt, in dem die unbestegliche Glut der heldenhaften Seele den gemarterten siechen Körper des Geblendeten mit sich reißt, zu wahrhafter Größe der Darstellung steigerte. Neben Herrn Clewing muß Frau Poppe, die die Philarete spielte, in erster Reihe genannt werden. Auch die übrigen Rollen befanden sich in geschickten, eifrigen Händen. Herr Pohl hätte den Arratos aber wohl mehr über das Tppische er⸗ heben können, auch war sein Sprechen undeutlich, ja er blieb an einigen Stellen unverständlich. Die Regie hatte sehr hübsche Bühnen bilder geschaffen; besonders dag Gelage der sprakusanischen Jünglinge im vorletzten Akt war farbenprächtig und reich bewegt. Das Publikum folgte der Aufführung mit sichtlicher Spannung und lohnte sie mit fast einmütigem Beifall. Der Dichter mußte nach den Aktschlüssen wiederholt erscheinen, um den Dank für sich und auch für den Darsteller der Titelrolle entgegenzunehmen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonnabend, eine Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ in folgender Be⸗ setzung statt: Eva: Fräalein Dux; Magdalene: Frau von Scheele⸗ Müller; Hans Sachs: Herr Bachmann; Walter Stolzing: Herr Kirchhoff; David: Herr Henke; Pogner: Herr Knüpfer:; Kothner: Herr Höpfl. Die Rolle des Beckmesser singt Herr X. Schultz vom Großherzoglichen Hoftheater in Weimar als Gast. Dirigent ist der Kapellmeister Blech. (Anfang 7 Uhr.)

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen zum ersten Male „Der Bettler von Syrakus“ von H. Sudermann wiederholt.

Der Berliner Lehrer⸗-Gesang⸗Verein⸗, dessen Konzerte weit über Berlin hinaus eines berechtigten Rufes sich erfreuen, feiert im Dezember zugleich mit dem Jubiläum eines 25jährigen Bestehens das des Dirigenten Professors Felix Schmidt. Die Reihe der Festkonzerte aus Anlaß dieser Doppeljubelfeier eröffnet der Verein mit einem Wohltätigkeitskonzert am 26. d. M., Abends 8Uhr, in der Königlichen Hochschule für Musik. Der ganze Reinertrag fließt dem Militärhilfsverein des III. Armee⸗ korps zu. Freunde des deutschen Volksliedes werden es mit be⸗ sonderer Freude begrüßen, daß das Programm eine reiche Auswahl der schönsten und beliebtesten Chöre aus dem Volksliederbuch enthält, das auf Veranlassung Seiner Majestät des Kaisers herausgegeben worden ist. Als Solistinnen wirken die Schwestern Fräulein Palma und Gisela von Päszthory (Violine und Klavier) mit. Eintritts⸗ karten sind bei Bote und Bock (Leipziger Straße 37 und Tauenzien⸗ straße 7, A. Wertheim (Leipziger Straße 132 und Kantstraße 3)

ö. tei dem Rektor Krüger (Keibelstraße 31/32, Fernsp. VII. 12 994) zu haben.

(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges. Berlin, 20. Oktober 1911.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten beglück— wünschte zunächst der Vorsteher Michelet den Stadtv. Gericke, der ein Vierteljahrhundert den Vorsitz des Ausschusses für die Wahl von unbesoldeten Kemmunalbeamten inne hat. Namens des Magistrats sprach der Oberbürgermeister Dr. Kirschner dem Jubilar die Glück⸗ wünsche aus. Nachdem die Versammlung sodann das Andenken des ver⸗ storbenen Stadtv. Lemp in der üblichen Weise geehrt hatte, wandte sie sich der Erledigung der auf der Tagesordnung stehenden geschäftlichen An⸗ gelegenbelten zu. Die einzelnen Vorlagen wurden in der Mehrzahl ohne Debatte teils endgültig, teils vorläufig verabschiedet. Eine längere Aussprache fand nur über die vom Magistrat beantragten Abänderungen der Bestimmungen über den Unterricht in den

Berliner Hilfsschulen statt. Sie wurden schließlich mit großer Mehrheit angenommen. Auf die öffentliche folgte eine

geheime Sitzung.

Das Luftschiff „Schwaben ist gestern gegen 3 Uhr 35 Mi⸗ nuten über Berlin eingetroffen. Es näherte sich Berlin, wie W. T. B. berichtet, längs der Linie der Lehrter Bahn, flog über Charlottenburg, das Brandenburger Tor, die Straße Unter den Linden nach dem Königlichen Schloß und wendete etwa über dem Alexanderplatz in der Richtung nach Johannis⸗ thal. Von einer Etrich⸗Rumpler⸗ Lau? und einem Harlan -⸗Eindecker umkreist, ist das Luftschif f um 4 Uhr über dem Flugplatz eingetroffen. Um 4 Uhr 40 Minuten erfolgte etwa 100 m vor der Halle die Landung, nachdem zwei Landungs—⸗ versuche mißlungen waren, weil das Luftschiff wegen der hoben Zu⸗ schauertribünen nicht tief genug herabgehen konnte, sodaß es gezwungen war, den Flugplatz und seine Umgebung wiederholt zu umkreisen. Nach der Landung wurde die „Schwaben“ wohlbehalten in die Halle gebracht.

Die Eröffnungsfeier an der Handels hochschule Berlin für das Winterhalbjahr 1911112 findet am 28. 8. M., Nachmittags 1 Uhr, in der Aula statt. Nach Erstattung des Jahresberichts über das fünfte Studienjahr wird der Rektor Professor Dr. A. Binz die Festrede über „Die Misstion der Teerfarbenindustrie“ halten.

Die Deutsch⸗Südamerikanische Gesellschaft veranstaltet am Mittwoch, den 25. d. M., 8z Uhr, im Vereinslokal, Bülow⸗ straße 97 einen Vortragsabend. Der Pastor Faulhaber spricht über „Die erste Weltumsegelung durch Magalhaes“. Gäste (Herren und Damen) sind willkommen.

Bonn, 19. Oktober. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser und König ist gestern abend 7 Uhr 30 Minuten, von Aachen kommend, zum Besuch Seiner Durchlaucht des Prinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adolf zu Schaumburg. Lippe hier eingetroffen. Die Stadt ist festlich geschmückt. Heute unternahm Seine Majestät eine Automobilfahrt, an der auch der Prin;

und die Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe teilnahmen. Im Automobil Seiner Majestät des Kgisers hatten der Oberpräsident der Rheinprovinz, Staatsminister Freiherr von

Rheinbaben und der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Schorlemer-Lieser Platz genommen. Die Fahrt ging über Brühl und Lechenich, wo die alte Burg Zülpich und die alte Kirche besucht wurden, die Erinnerungen an König Cblodwig bietet, weiter über Euskirchen, Rheinbach, Altenahr, wo das Frübstück eingenommen wurde, durch das Ahrtal, wo Seine Majestät die Neubauten der Ahrbrücke sah, die im Jahre 19810 durch das Hochwasser zerstört wurden, dann durch die Eifel über Adenau und Mayen nach Schloß Bürresheim, dem Grafen von Renesse gehörend, das aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die Fahrt ging dann über Nieder⸗ mendig zum Laacher See, wo die Klosterkirche Maria Laach unter der Führung des Abtes Freiberrn von Stotz ingen besichtigt wurde, ferner durch das Tal der Nette nach Andernach

hinunterfuhr, verlor der Wagenführer die Herr

im Rheintal und über Remagen zurück nach Bonn, wo Seine Majestät gegen 6 Uhr eintraf. Allerhöd stderselbe wurde überall herzlich begrüßt. Seine Majestät der Kaiser nahm Abends um g30 Uhr von einem Zelte im Garten des Palais Schaumburg einen Fackelzug der Bonner Studentenschaft ab.

Düsseldorf, 19. Oktober. (W. T. B.) In Gegenwart der Staatsminister von Dallwitz und Dr. Lentze, des Oberpräsidenten von Westfalen Prinzen von Ratibor und Corvey, des Divisionskomman⸗ deurs, Generalleutnants von Schenck, des Landeshauptmanns der Rheinprovin; Dr. von Renvers und der Spitzen der staat⸗ lichen, provinziglen und städtischen Behörden fand heute mittag die feierliche Einweihung des neuen Re— , ,, statt. Der Regierungspräsitent Dr. Kruse hielt die Festrede. Der Minister des Innern von Dall⸗ witz erinnerte in seiner Ansprache an die geschichtlichen Beziehungen des Niederrheins zu Brandenburg Preußen und an die Verdienste der Hohenjollern um die Jülich Klebeschen Lande und ging dann auf die habe industrielle Bedeutung des Dusseldorfer Bezirks und seine Weltstellung ein. Der Minister gab darauf bekannt, daß Seine Majestät der Kaiser und König für einen Sitzungssaal des Regie⸗ rungẽgebäudes sein Bildnis geschen kt habe. Der Oberpräsident der Rheinprovinz, Staatsminister Freiherr von Rheinbaben, der durch den Kaiserbesuch in der Rheinprovinz am Erscheinen verhindert war, ließ durch den Oberpräsidialrat von Hagen seine Glückwünsche ausdrücken. Namens der Stadt sprach der Oberbürgermeister Dr. Oehler. An einen Rundgang durch das Gebäude schloß sich ein Fest mahl in der städtischen Tonhalle an.

Baden⸗-Oos, Ww.

; 19. Oktober. (W. T. B.) Das Luftschiff E. Z 9“ ist um 3 Uhr 18 Minuten nach zwanzigstündiger Fahrt glatt vor der Halle gelandet. Die eigentlicke Fernfahrt hatte bis 16 Uhr gewährt, von da an kreuzte das Schiff über dem Rheintal. (Vgl. Nr. 247 d. Bl.)

Manchester, 20. Okteber. (W. T. B Als ein Straßen bahnwagen den steilen Abhang bei Mosslv unweit Manchester

schaft über die Bremse. Der Wagen durchbrach eine Mauer und stürzte über eine Eisen—⸗ bahnbrücke auf die Schienen hinab. Vier Personen wurden getötet, sieben verletzt.

Macon (Georgia), 19 Oktober. (W. T. B. Der Flieger Eugen Ely ist während eines Schaufluges abgestürzt und bald darauf seinen Verletzungen erlegen.

Nr. 42 der Versffentlichungen des Kaiserlichen Ge—⸗ sundheitsamts“ vom 18. Oktober 1911 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. Deegl. gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Medizinalbericht von Württemberg, 1909. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Weinkontrolle. (Deutsches Reich und Großbritannien.) Schlafkrankheit. (Preußen.) Mücken⸗ plage. Spphilis. Heilanstalten. Wasserleitungen. Fleisch⸗ beschau. Geflügelelnfuhr. Trichinsse Schweine. Feuer⸗ bestattung. (Anhalt.) Bakteriologische Fleischbeschau. (Oester⸗ reich. Böhmen.) Tollwut. (Japan.) Fabrikgesetz. Tier⸗ seuchen im Auslande. Maul. und e fe, g. in Groß⸗ britannien. Tierseuchen in Portugal 1909 und 1910. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Togo, Bavern.) Vermischtes. (Deutsches Reich.) Aerztliche Vorprüfungen, 19069 10. (Sachsen. Leipzig.) Krankenkassenwesen, 1910. (Baden.) Infektions⸗ krankheiten, 1909. (Großbritannien. Irland.) Nahrungsmittel⸗ kontrolle, 190g. (Island.) Sterbefälle ꝛ2c., 1907 und 1908. Ge⸗ schenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgleichen in größeren

Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgleichen in deutschen Stadt und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und

München, September Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln (Mineralwasser, Kase, Konserven). (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern—

haus. 224. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgeboben. Die Meister finger von

Nürnberg, Oper in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister

Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. An⸗ fang 7 Uhr.

Schauspielbaus. 229. Abonnementsvorstellung. Der Beitler von Syrakus. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiel von Hermann Sudermann. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. An— fang 73 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 225. Abonnements vor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise. Dienst⸗ und Frei⸗ pläxe sind aufgehoben. Die Zauberflöte. Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Tert von Emanuel Schikaneder. Neueinrichtung für die Königliche Over. Anfang 74 Uhr.

Schauspiel haus. 230. Abonnements vorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Prinz Friedrich von Homburg. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von Heinrich von Kleist. Anfang 75 Uhr.

Neues Operntheater. Kurzes Gastspiel des Schlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Taver Terofal). Sonnabend: Zum ersten Male: Der Zerrissene. Ein lustiges Bauernstück in drei Akten mit Gesang und Tanz nach Johann Nestroys gleichbetitelter Posse für die Schlierseer frei be⸗ arbeitet von Richard Manz. Musik von Ernst Hanke. Anfang 8 Uhr.

Neues Operntheater. Sonntag, Nachmittags 35 Uhr: Der Stammhalter. Bauernposse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Carl Frey. Abends 3 Uhr: Der Zerrissene.

Dentsches Theater. Sonnabend, Abends 75 Uhr: Faust, 2. Teil.

Sonntag: Venthesilea.

Montag: Faust, 1. Teil.

Kammerspiele.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Scheidewege.

Sonntag: Vertauschte Seelen.

Montag: Lanval.

Der Arzt am

Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 346 Uhr: Ein Fallissement. Abends 8 Uhr: BSummelstudenten. in fünf Bildern nach E. Pohl und Musik von Conradi.

1 Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Einer von unsere cut.

Posse mit Gesang und Tanz H. Wilkens.

Abends: Bummelstudenten.

Theater in der Königgrätzer Straße.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Hundstage. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement. Abends: Spielereien einer Kaiserin. Montag: Hundstage.

Cessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das weite Land. Tragikomödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler. .

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Neu einstudiert: Rosenmontag. Abends: Das weite Land.

Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Nach— mittags 33 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Grill⸗ parjer. Abends 8 Uhr: Büzl. Komödie in drei Akten von Arno Holz und Oskar Jerschke.

Sonntag: Bügxl.

Montag: Josephine.

Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ensemblegastspiel des Neuen Operettentheaters“: Die keusche Susanne. Operette? in 3 Akten von Georg Okonkowsky. Musik von Jean Gilbert.

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Die schöne Risette. Abends: Die keusche Susanne.

Montag und folgende Tage: Die keusche Susanne. Schillertheater. O. (Wallnertheater)

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Es lebe das Leben.

Drama in fünf Akten von Hermann Sudermann. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Urbild des

Tartüff. Abends: Es lebe das Leben. Montag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Antigone. Tragödie von Sophokles, übersetzt und

für die Bühne bearbeitet von Adolf Wilbrandt. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart. Abends: Antigone. Montag: Es lebe das Leben.

Theater des Mestens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Dame in Rot. Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Mustk von Robert Winterberg.

Sonntag, Nachmittags 35 Uhr: Ein Walzer⸗ traum. Operette von Franz Lehar. Abends: Die Dame in Rot.

Montag und folgende Tage: Die Dame in Rot.

Lustspielhans. (Friedrichstt. 236) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Großfürst. Schwank in drei Akten von Artur Landsberger.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Meyers. Schwank in drei Atten von Friedmann⸗Frederich. Abends: Der Großfürst.

Montag und folgende Tage: Der Großfünst.

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Ein Walzer von Chopin. Schwank in drei Akten von Köroul und Barré. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Bolten⸗Baeckers.

Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Gretchen. Abends: Ein Walzer van Chopin.

Montag und folgende Tage: Ein Walzer von Chopin.

Thaliathenter. (Direktion: Kren und Schõnfeld. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drel Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Mußstk von J. Gilbert.

Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗ schaft.

Trianonthenter. (Jeorgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mein Baby. Burleske in drei Akten von Margaret Mayo.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fraucillon. Abends: Mein Baby.

Montag und folgende Tage: Mein Baby.

Konzerte.

Singahademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Konzert von Charlotte Boerlage⸗Reyers (Ge- sang) und Emil Telmanyi (Violine) mit dem Vhilharmonischen Orchester, Dirigent: Dr. Ernst Kunwald.

Saal Bechstein. Sonnabend, Abends 7! Uhr: Klavierabend von Luise Gmeiner.

Beethoven - Baal. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

L. Abonnementsabend des Böhmischen Streich⸗ quartetts. Mitw.: Alexander Siloti (Klavier).

Blüthner · Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Konzert von Alfred Sittard (Orgeh.

Klindworth ˖ Scharwenkna · Saal. Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Liederabend von Elisabeth Sartmann.

Dirkus Schumunn. Sonnabend, Abends 73 Uhr: Grande Soirse high Lise. Zum Schluß: Das Manegeschaustũck: 1000 Jahre auf dem

Meeresgrund. Entworfen und inszeniert vom Direktor Albert Schumann. Vorher: das große Programm.

Sonntag, Nachmittags 35 Uhr und Abends 71 Uhr: 2 große Vorstellungen.

Dirkus Kusch. Sonnabend, Abends 75 Uhr: Große Galavorstellung. I. a.: Karl Hagenbecks Schimpansen „Max und Moritz“ (bisher uner⸗ reichte Dressurleistung) Zum Schluß: U 20, Driginalausstattungsstück des Zirkus Busch in fünf Bildern.

Sonntag, Nachmittags 33 Uhr und Abends 7 Uhr: 2 Vorstellungen.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Emmy von Schlieben mit Hrn— Major Fritz von Raumer (Guhrau, Bez. Breslau Breslau). .

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Friedrich von Wenden⸗Griebnitz (Alt ,, Hrn. Ober⸗ leutnant Georg bon Wühlisch (Berlin). Eine Tochter: Hin. Regierungsrat Dr. Moll (Zehlen⸗ dorf a. d. Wannseeb. ).

Gestorben: Hr. Wlklicher Geheimer Rat Wil⸗ helm Stemrich (Berlin). Sr. Generalmajor 3. D. Benno von Heineccius (Charlottenburg) Sr. Pfarrer Stck

; ar Dahms (Berlin). Hr— Konsul Georg Grotstück (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlln 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen

leinschließlich Börsenbeilage und Warenzeichen⸗ beilage Nr. 86 A und 86 B).

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M 248.

Erste Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Freitag, den 20. Oktober

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

E81.

Qualltãt 1911 ĩ . n Am vorlgen Außerdem wurden gering mittel gut Verkaufte Verkauft 3 Hare , . J . z ; . ae, n Dltober NMarttorte Geiahlter Preis für 1 Doppeljentner Menge 669 179*v1. WDurch⸗ . pa. ̃ . sschnitts⸗ Schätzung verkau Tag niedrigster höchster niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelentner jentner preis dem SDoppel zentner 16. 16. 3 6. 6. 4. 6. 7 ö (Preis unbekannt) . Weizen. 19. oldap * 2 19,00 19,00 . 9,2 ies . 92 92 ö e . . 4 20,090 20 00 ö 3. . . 3 ; j 1 W . 19, 10 19,30 19,40. 19,50 50 967 19, 34 19,20 12. 10 ; ö. Breslau JJ 1740 18.40 18,50 19,A 40 19,50 20,40 ; ö . . 9 k 18,40 18,89 19,20 19.60 20 00 20,40 = x Hirschberg i. Schlvee. . is 530 14855 23930 26.36 3656 36 50 l ; ; . ö 3 Ratibor w wd . 20,20 20,30 520 10 530 20, 25 20,10 12. 10. 50 k Göttingen JJ 19540 19,40 19,90 19,956 . ; ; ; s 1 20,60 20,80 20 36 21,10 231, 19 21,46 160 2070 2070 2050 12. 10. 25 P Veuß JJ f— 19,40 19.40 ; 20,40 20,40 450 8 955 19,90 19,90 18. 10. h 1 1930 20,10 2020 20 40 ; . . ; w k 22 00 22, o0 2246 ö ö 29 644 2221 2263 12.10. ; ö dd . 711356 71,560 2209 2200 25 545 21 30 2185 12 16. ; = Friedland . Meckibc. 18.50 165.56 966 17 56 Ig 56 IS . 17. 16. ; I Chateau⸗Salins d 2 7 21,20 21,40 3 ee. . 1 1 . * Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen). k 10m Woog 22,60 2280 230 23,00 46 1 103 R , nion 3 Roggen. 19. 1 / 16,00 16,20 16,50 16,5 20 325 16,23 16,23; 17. 10 . R R W P 1 17.350 r ; J ; 1 Cottbus d 18,20 18,20 ö 42 764 18,20 18,30 12 19 - w. Wongrowitz. R 3 17320 200 3 420 17, 10 16, 90 12. 10 ö Breslau wd ) 15,70 1660 16,70 17,50 17,30 18,20 ö . . ; ö. ö kd 17,00 17.40 17,40 17,39 18.20 ; . . . Ririchberg 16ęb 16.380 16,80 17,00 1700 1820 ; ( . Ratibor ; J 18,20 18,40 610 11163 18,30 18,20 1 169 60 * Göttingen . ö . . * . 1 . . . . 17,40 17,40 ( 17,80 17,80 . P . P ( k 17,70 1800 1869 18,30 1840 18,70 80 1455 1819 1809 12. 10. 30 . Venß . wd 17,20 17,20 18,20 18,20 210 3717 17,70 17,70 18. 10. j 1 18,20 18,30 1850 18,70 ; J / ig 5 ig 23 i5rs is rn 53 1024 1925 1850 12. 10 1. Chateau Salins * . 1 . . D . . 7 . . 18,00 18,50 . 3 . * . . * . Ger ste. 19. Goldapv .. J 15,40 165,40 15,60 16,09 15 235 15,67 15,67 17. 10 = 3 Landsberg a. ... . 19,50 19,50 . . ; . i 1 Q 17,10 1730 17416 1766 30 620 1733 1735 12. 10 . x l 13,00 13.40 13,50 14,20 14,80 15,50 ö ; ; ; 8 ö ö? 232 . DBrangerste 16,50 17,90 18,90 18,50 . . ; . . . ö K 15,20 15,50 15,70 16,09 16,20 16350 ? ö =. . ö . . Dirschberg i. Schl.... 16,9909 16,00 16.50 16,50 17,00 17,00 ö ö . . 8 ‚. s ö ò 16,35 16,3 17,50 17,50 ö ; ; ; ; . ;. ö Weangerste 21,00 21,00 . ö z = . 2 k . ò 19,50 20,50 ; —ĩ ; ; . P . J 20 00 20,20 20,40 20,50 22 4518 20,35 20, 52 12. 10 . g J . 2 31, 65 21335 21,56 31,56 15 319 21,25 2675 12. 16. ; z J . JJ ö. t ; ; i G aße r. 19. J 16,00 16 20 16,49 16,40 40 648 16,20 16,20 17. 10 . 8 k 1840 18,40 ; ; J . ö ö. Cottbus JJ 19,20 19,20 36 691 19,20 19,10 13. 19. . ö cd i ? 17,00 10 174 17560 50 865 17,30 17,30 12. 10. ; w Breslan... ,, 16,70 16,90 7, 00 17,20 17,30 17,80 . . . i e 17, 10 17,40 17,650 17,990 18, 10 18,40 ; ; ö ; = 2 Hirschberg i. Schlo... . 17,60 16 1896 18,00 40 709 7, 3 17,73 12. 10. ; x 11 172 17,50 270 4685 17,35 17,20 12.10. 30 . Göttingen.... 18,60 18,60 18,90 18,90 . ; ; . ö Gelhrn . . 17,00 17,50 17,50 18,00 18,90 18,50 120 2180 18,17 17,92 15 10. 30 . Neuß. J 17,00 17.00 1800 18 00 50 875 17,50 17,50 18. 10. . 8 St. Wendel J . ò 18,909 18,650 28 507 18,11 19,00 12. 10. ö. Döbeln w w 18,20 18,60 18,80 19,00 - ; ; . . ! 1 6544343 18,00 1840 18,50 18,60 177 3273 18.46 18,32 13.10. . 9 Langenau. . 18,20 18,20 18,40 18,560 56 1028 18.36 18.60 , . ö ö Rastatt , i 19,00 19,90 19,50 19,50 18 347 19,30 19400 13 19. ö 9 ö. 18, 30, 18,30 500 9 150 18,30 18, 10 12. 10. . ö Chateau ⸗Salins .. 2 1800 1850 ; ö . ! Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufgwert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (— in den Spalten für Preise bat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entfprechender Bericht fehlt.

Berlin, den 20. Oktober 1911.

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borgbt.

Deutscher Reichstag.

Die Rede des Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück, die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht mehr mitgeteilt werden konnte, lautet:

Meine Herren! Nur noch einige kurze Ausführungen zu dem, was die letzten Oerren Redner gesagt haben.

Was zunächst die von verschiedenen Seiten bemängelten staats— rechtlichen Ausführungen über die Zuständigkeit der Reichsleitung gegenüber den Regierungen der Bundesstaaten betrifft, so möchte ich nur darauf aufmerksam machen, daß das, was ich hler gesagt habe, der Auffassung entspricht, die, solange ich denken kann, stets von dieser Stelle vertreten worden ist, nämlich: die Ausführung der Gesetze und ihre Handhabung ist Sache der Bundes staaten, die Beaufsichtigung des Reiches kann daher nur so weit gthen, als die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers reicht, sie kann also nicht hinausgehen über eine Einwirkung auf die Bundes regierungen. Wenn nun gesagt wird: ja, der Einfluß der Reichs leltung müßte weiter gehen, sie müßte einen unmittelbaren Zwang darauf ausüben können, daß nicht bloß die Grundsätze, die sie auf gestellt hat, anerkannt, sondern auch in den einzelbundesstaatlichen

Behörden angewendet werden —, so möchte ich nur darauf aufmerksam machen, daß ein derartiger Einfluß immer nur moralischer Art sein kann, daß mir irgend ein Zwang

nicht zur Verfügung steht. (Rufe: Oh! oh! bei den Polen)

Ich bin aber ferner der Ansicht, daß ein derartiger Druck überhaupt nicht nötig ist. Denn ich halte es für eine selbstverständliche Sache, daß jede Regierung in Deutschland, möge sie sein, welche sie wolle, und möge sie beißen, wie sie wolle, es für eine ihrer vornehmsten Pflichten ansehen wird, das, was sie für grundsätzlich richtig an⸗ erkannt hat, mit aller Energie zur Durchführung zu bringen. Diese Auffassung habe ich insbesondere auch von dem preußischen Herrn Minister des Innern. Ich kann nur wiederholen: ich bin überzeugt, daß der Herr Minister des Innern seine Auffassung über die Be— deutung und die Tragweite der in Rede stehenden Bestimmungen des Vereinsgesetzes, über die er mit der Reicheleitung einig ist, auch mit allem Nachdruck in der Praris zur Durchführung bringen wird. Wenn das aber der Fall ist, so ist auch die weltere Konsequenz, die ich gezogen habe, richtig, daß es zweckmäßiger ist, der⸗ artige Spezialfälle, wie wir sie hier erörtern, in den Einzellandtagen zur Sprache zu bringen, weil die Herren dort etwaige Beschwerden an diejenige Stelle richten können, welche bereit und in der Lage ist, Remedur eintreten zu lassen. GZurufe links und bei den Polen: Der Herr Minister kann auch hierher kommen) Meine Herren, die bundesstaatlichn Minister können nur insoweit hierher kommen, als sie in ihrer Eigenschaft als Bevollmächtigte zum Bundesrat ihre Regierung vertreten. Aber an sich ist der Reichstag nicht der Ort, an dem ein bundesstaatlicher

Minister sich über seine Tätigkeit in dieser seiner Eigenschaft zu ver⸗

antworten hat. (Sehr richtig! rechts. Zuruf links: ist hundertmal geschehen Das möchte ich hier noch einmal mit aller Entschleden— heit festgestellt haben. Es ist also ganz gleichgültig, wer an dieser Stelle den Reichskanzler vertritt. Wir können unter keinen Um— ständen unsererseits hier Erklärungen abgeben oder Verpflichtungen eingehen, die in den Rahmen der Verantwortlichkelt der einzelnen Bundesstaaten fallen.

Nun ist seitens eines anderen Herrn Vorredners bemängelt worden, ich hätte mich etwas reserviert verhalten hinsichtlich der Beurteilung der strittigen Rechtsfragen, die hier erörtert worden sind, und an denen die Bevölkerung draußen namentlich in Anbetracht der bevorstehenden Wahlen ein großes Interesse nähme. Gewiß meine Herren, ich habe mich im wesentlichen referierend verhalten, ich babe es vermieden, Stellung zu nehmen zu Fragen, die zwischen verschiedenen Gerichten strittig sind, und das mit gutem Grunde. Jede Interpretation, die ich hier abgebe, endet in ihrer Wirksamkeit mit den Grenzen dieses Raumes. Ich bin ohne Einfluß auf die Gerichte, und es muß ver— wirrend wirken, wenn hier eine Auffassung vertreten wird, die dann draußen von der Bevölkerung als zutreffend erachtet, aber nachher von den zuständigen Gerichten reprobiert wird. (Zuruf von den Sozialdemokraten. Der Reichskanzler soll sich die Gerichte langen? Nein, meine Herren, er soll sich die Gerichte nicht langen, sondern es ist ein alter Grundsatz in Deutschland und in den deutschen Bundes staaten, daß die Verwaltungsbehörden und die Minister keinen Einfluß