einmal durch die sehr frühe und gute Ernte und zweltens wohl auch durch den Umstand, daß nach den Aeußerungen in der Presse und in Versammlungen immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen war, daß an dem Einfuhrscheinsystem gerüttelt werden könnte, und jeder, wie man zu sagen pflegt, sein Schäfchen noch ins Trockene zu bringen suchte! Im übrigen hat gerade der „Vorwärts“ darauf hingewiesen, daß die Ausfuhr ihre natürliche Beschränkung in den Preisen findet, und daß es sich nicht lohnt, mehr auszuführen, wenn der Weltmarlt— preis sinkt und der Preis im Inland steigt. Je mehr Getreide im Osten ausgeführt wird, desto mehr ist Anlaß dort für ein Steigen der Preise; und je mehr mit Getreide das Ausland überschwemmt wird, desto eher werden dort die Preise nachlassen. So vollzieht sich stets ein gewisser Ausgleich, der unter allen Umständen auch dazu beiträgt, daß nicht zu viel Getreide exportiert wird.
Ich möchte nur mit einigen Worten noch auf die Behauptung kommen, daß gerade die Ausfuhr an Roggen in diesem Jahre einen mehr als bedenklichen Umfang angenommen hat. Vom 1. August bis 10. Oktober 1911 ist an Roggen und an Roggenmehl mehr ausgeführt worden 1788 000 4 chört! hört!), im gleichen Zeitraum 1910 — 1 896 000 und im gleichen Zeitraum 1968 2145 000. Mir ist es nicht ganz verständlich, wie man gegenüber diesen Zahlen den Beweis führen will, daß gerade dieses Jahr eine außergewöhnliche und bedenkliche Ausfuhr stattgefunden hat. Nun kommt hinzu, daß dieser Roggenausfuhr eine ganz erhebliche und bedeutend größe Weizeneinfuhr gegenübersteht. An Weizen ist ein⸗ geführt vom 1. August bis 10. Oktober 1911 ein mehr von 3 706 000 42, also ca. 2 000 000 mehr, wie an Roggen ausgeführt ist. (Hört! hört! rechts Von einer Entblößung des deutschen Marktes an Getreide kann unter diesen Umständen doch keinesfalls die Rede sein.
Meine Herren, diese Ausfuhr von Roggen und diese Mehr— einfuhr von Weizen hat aber auch noch eine andere Ursache. Im Laufe der Jahre hat sich der Wohlstand gesteigert und die Geschmacksrichtung auch des mittleren und kleineren Mannes erheblich verändert. Wer seinen Dienstboten in früheren Jahren noch Roggenbrot vorsetzen konnte, ist heute genötigt, ihnen Weißbrot und Semmeln zu kaufen. Mit dieser Behauptung steht im Einklang der statistische Nachweis, daß in Deutschland der Verbrauch an Roggen pro Kopf der Bevölkerung vom Jahre 1893 bis zum Jahre 1909 von 168 auf 152 kg zurückgegangen ist, während der Verbrauch an Wetzen in demselben Zeitraum von 83 auf 93 kg gestiegen ist. Wir würden also mit einer Beschränkung der Roggenausfuhr und mit einer entsprechenden, damit zusammenhängenden Beschränkung der Weizeneinfuhr auch dem kleineren Manne keinen Gefallen tun; wi würden in der Ernährung der Bevölkerung eine Aenderung herbei— führen, die dieselbe gar nicht will, wie sie eben durch den ver⸗ mehrten Weizenkonsum und den Rückgang des Roggenkonsums zu erkennen gibt.
Auf die Frage der Schädigung der Reichskasse einzugehen, habe ich keine Veranlassung; darüber wird ja der Herr Reichsschatz⸗ sekretär Auskunft geben können. Nun glaube ich auch meiner— seits darauf hinweisen zu dürfen, daß die Mehreinfuhr an Wetzen auch nach dieser Richtung jede Befürchtung zurzeit schwinden läßt. Die Tonne Roggen hat einen Zoll von 50 M zu tragen und der Weizen bringt 55 „, also 5 A6 mehr. So lange einer entsprechenden Roggenausfuhr eine doppelt so große Weizenausfuhr gegenüber steht, kann aus der Roggenausfuhr der Reichskasse überhaupt kein Verlust erwachsen; sie hat im Gegenteil einen Vorteil, da sie 5 é mehr für die Tonne einnimmt.
Auf Grund dieser Ausführungen komme ich zu dem Ergebnis, das auch schon von anderer Seite hervorgehoben worden ist: wenn wir in diesem Augenblick etwas auf dem Gebiete des Einfuhr— scheinsystems änderten, so würden wir dem Osten — und zwar nicht in erster Linie seiner Landwirtschaft, sondern vor allen Dingen seinem Handel, seiner Schiffahrt, seinen Seestädten — einen ganz unermeß— lichen Schaden zufügen, und wir würden dem Westen gar nichts nützen; denn der Druck der Getreidepreise im Osten würde keine Ein wirkung auf die Preise im Westen haben; dafür sorgt die große Entfernung, dafür sorgen die Eisenbahnfrachten, die ja zwischen Mann⸗ heim und Königsberg nahezu 500 S pro 10 Tonnen, pro Waggon, betragen.
Ich stehe ja mit dieser meiner Auffassung nicht allein. Gerade in den letzten Tagen haben sich die Handelskammer von Königs berg (hört! hört! rechts) und verschiedene andere in gleicher Weise ausgesprochen — jedenfalls Vertretungen, von denen man nicht be⸗ haupten kann, daß sie sich an und für sich im agrarischen Fahrwasser bewegten. (Heiterkeit rechts.)
Das einzige, worüber man gegenwärtig verschiedener Meinung sein kann, ist die Beseitigung der Geltung der Einfuhrscheine für Petroleum und Kaffee und auch die Frage, ob es notwendig ũist, die Einfuhrscheine auf sechs Monate Gültigkeit lauten zu lassen oder nur auf zwei. Schon gestern ist darauf hingewiesen worden, daß tatsächlich die Einfuhrscheine selten länger als zwei Monate laufen. Das liegt ja auch in der Natur der Dinge: sie sind unverzinslich, und wer sich einen Einfuhrschein gekauft hat, sucht natürlich, ihn so rasch wie möglich an den Mann zu bringen. Was Petroleum und Kaffee angeht, so wird meines Erachtens eine Be⸗ seitigung der Geltung der Einfuhrscheine für diese beiden Waren auch keine Bedeutung haben, solange wir solche Massen von Weizen einführen. Gegenwärtig kann alles, was wir an Einfuhrscheinen auf der einen Seite erhalten, auf der anderen Seite auch wieder zur Einfuhr von Getreide benutzt werden; die Verwertbarkeit für Petroleum und Kaffee kommt für die Wirkung nicht in Betracht. Aber auch vom Standpunkt meines Ressorts kann ich betonen, daß einer Erörterung dieser Fragen keine Bedenken entgegenstehen und daß es sehr wohl möglich sein wird, nach dieser Richtung hin den hier geäußerten Wünschen ent⸗ gegenzukommen. Ich muß allerdings den Vorbehalt machen, daß eine Garantie für die gewünschte Wirkung nicht übernommen werden kann. (3Zurufe und große Heiterkeit links.)
Meine Herren, ich kann die Frage der Teuerung nicht verlassen, ohne gleichzeitig auch auf die Lage des Fleischmarkts und die Frage der Fleischversorgung einzugehen. Ich möchte die Besprechung dieses Gegenstandes einleiten mit einer Aeußerung, die vor einigen Tagen der bekannte Stadtdirektor Tramm in Hannover, meines Wissens ein tätiges Mitglied der nationalliberalen Partei, gemacht hat. Er hat in der Sitzung der städtischen Kollegien von Hannover ausgeführt:
Das Geschrei über Mißernte oder Teuerungspreise sei anscheinend sehr übertrieben. Man habe in der Kommission allgemein den Eindruck gewonnen, daß das Volk in eine gewisse Teuerungs— stimmung hineingeredet worden sei (Sehr richtig! rechte), vielleicht mit Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen. (Sehr richtig! rechts.) Das sei sehr unrecht und stehe im Gegensatze zu den vielen Ver⸗ sicherungen politischer Parteien, es mit dem Volke gutzumeinen.
(Bravo! und Heiterkeit rechts.)
Ich bin meinerseits durchaus nicht gesonnen, eine Teuerung ganz in Abrede zu stellen, und ich habe, glaube ich, durch die verschiedenen Erlasse, die in den letzten Monaten zum Teil in Gemeinschaft des Herrn Ministers des Innern ergangen sind, ausdrücklich zu erkennen gegeben, daß es auch der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung sehr am Herzen liegt, auf eine Herabminderung der Preise der Lebensmittel hinzuwirken. Wenn in dieser Beziehung eine Verschiedenheit zwischen meiner Auffassung und der Auffassung eines größeren Teiles dieses Hauses entsteht, so ist es eben die verschiedene Ansicht über die Mittel und Wege, die zum Ziele führen und allein zum Ziele führen können.
Wenn man die Frage der Fleischpreise erörtern will, so muß man zurächst auf die Fleischversorgung der Bevölkerung ein— gehen. In dieser Beziehung hat, wenn ich recht gehört habe, auch der Herr Abg. Fuhrmann bereits einige Angaben gemacht. Ich möchte deshalb meinerseits nur wiederholen, daß der Gesamtkonsum des Jahres 1910 nur ungefähr um 1 kg hinter dem des Jahres 1909 zurückbleibßbt und den des Jahres 1906 noch um circa 2 kg übertrifft. Für das Jahr 1911 liegen die Zahlen nur für die gewerblichen Schlachtungen und auch hier nur für das erste Halbjahr vor. Im ersten Halbjahr 1911 sind auf den Kopf der Bevölkerung 19,812 kRg konsumiert worden gegenüber 17,968 im ersten Halbjahr 1906, also 2 kg mehr. Nur gegenüber den Jahren 19608 und 1910 ist ein verhältnismäßig sehr geringer Rückgang um O44 bezw. um O, 1 kg zu verzeichnen, der voraussichtlich noch im Laufe des Jahres wieder seinen Ausgleich findet und jeden⸗ falls um so weniger bedenklich erscheint, weil auch die Zahlen, die über den Auftrieb an Schlachtvieh in den letzten Monaten festgestellt worden sind, erfreulicherweise eine Besserung erkennen lassen.
Im allgemeinen hat im Jahre 1911, wie es ja auch infolge der Maul⸗ und Klauenseuche nicht anders zu erwarten war, ein Rückgang des Auftriebes bei Rindern, Kälbern und Schafen stattgefunden; dagegen hat der Schweineauftrieb im Vierteljahr Juli bis September 1911 gegen den gleichen Zeitraum im Jahre 1909 und 1910 sich um 29 bezw. 20 ½ gebessert (hört, hört! rechts), und aus dem Sep⸗ tember 1911 möchte ich nur mitteilen, daß gegen den Monat Sep. tember 1910 der Auftrieb an Rindern sich um 5683 Stück gemindert hat, an Kälbern dagegen um 11 833 zugenommen, an Schafen wieder ein Minus von 14 200, an Schweinen dagegen ein Plus von 82 616. (Hört, hört! rechts und in der Mitte.)
Meine Herren, das sind natürlich nicht die Zahlen aus dem ganzen Deutschen Reiche und ebenfalls nicht aus ganz Preußen, son⸗ dern nur von etwa 40 der größeren Märkte, die ja auch wesentlich für die Preisbildung und für die Ernährung der Bevölkerung maß
ebend sind.
ö 3. diesen Zahlen stimmen überein Berichte, die ich gerade in
den letzten Tagen noch aus Cöln erhalten habe. Mir ist noch gestern
ein Bericht übersandt worden, und zwar von einer Viehverwertungs⸗ enossenschaft, wo es heißt: .
; 4. ., in Schweinen war der größte, den Cöln bisher gehabt hat. Die Preise sanken für beste Tiere auf 23 5. Vor⸗ aussichtlich wird alles geräumt. .
Das ist ein Marktbericht, der doch recht günstig lautet und recht er⸗
freulich gegenüber der Behauptung, daß schon der Dungertod durchs
Land ginge und die armen Leute überhaupt kein Stück Fleisch mehr
zu essen hätten. .
Die Schweinepreise sind denn auch entsprechend gefallen während leider bei den Preisen für Rindvieh, Kälber und Schafe auch heute noch zu konstatieren ist, daß sie so hoch sind wie in den Vorjahren und teilweise auch einen höheren Stand als in den Vorjahren erreicht haben. Aber es ist doch, was auch schon von anderer Seite bemerkt worden ist, das Entscheidende, daß ungefähr drei Fünftel des Verbrauch an Fleisch und gerade der ärmeren Bevölkerung durch die Schweine gedeckt werden. (Sehr richtig! rechts.) Es kommt deswegen bei der Frage der Ernährung gerade der ärmeren Bevölkerung auch vor allem darauf an, daß die nötige Zufuhr an Schm einen vorhanden und ge⸗ sichert ist (sehr richtig! rechts, und das ist — das muß nochmals lobend und anerkennend hervorgehoben werden 3. der deutschen Land⸗ wirtschaft auch in diesem Jahre unter recht schwierigen Verrhältnissen und bei teilweise recht schlechten Preisen gelungen. (Bravo! rechts.)
Meine Herren, die niedrigen Schweinepreise haben in Schweine⸗ fleischpreisen nicht überall den entsprechenden Ausdruck gefunden. (Sehr richtig! rechts) Ich habe mich verpflichtet gefühlt, in zwei Erlassen, die an die Oberpräsidenten der Provinzen er⸗ gangen sind, darauf hinzuweisen, in denen ich auf die Spannung zwischen den Marktpreisen, den Großhandelspreisen und den Fleisch⸗ prelsen für Schweine aufmerksam gemacht und in denen ich shhließlich auch ersucht hahe, mit den stãdtischen Verwaltungen ĩ Verhand⸗ lungen darüber einzutreten, ob auf die Fleischermeister nicht ent⸗ sprechend eingewirkt und nötigenfalls auch unter Umständen der Verkauf von Schweinefleisch direkt an die arbeitende und arme Be⸗ völkerung in die Hand genommen werden könnte. Ich habe mich mit diesen meinen Aeußerungen in ein Wespennest gesetzt. (Große Heiterkeit; Ich habe nicht allein eine sehr energische Eingabe des Deutschen Fleischerverbandes erhalten, sondern vor allen Dingen auch mit den Berliner Fleischermeistern es vollstãndig perschüttet. (Heiterkeit) Sie sind in Tönen über mich hergefallen, in denen sie mir lediglich agrarischen Liebes dienst vorgeworfen haben (Zuruf links: Sehr richtig! große Heiterkeit rechts) und sie haben mich jedenfalls nach ihrer Auffassung vollständig ver— . hat das „Berliner Tageblatt: noch die große Freude gehabt, daß vor einigen Tagen die Preisberichtstelle des Deutschen Landwirt⸗ schaftsrats die Kurve der Preise für Schweine und Schweinefleisch veröffentlicht hat. Es hat daraus, wie es glaubt, den Schluß ziehen können, daß meine Angaben in den Erlassen an die Oberpräsidenten unrichtig wären, und daß im Gegenteil gerade bei den Schweinepreisen und Schweinefleischpreisen ein verhaltnie⸗ mäßiger Rückgang der Spannung in den letzten Jahren zu konstatieren wäre. Ich will Sie nicht lange mit dieser Sache aufhalten, sondern
nur konstatieren, daß dem Berichterstatter der Preieberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats im Augenblick entgangen ist, daß die Preisermittlung der Jahre bis einschließlich 1908 eine andere ge⸗ wesen ist wie vom Jahre 1909 an, und daß deswegen die Preise, die von 1909 an ermittelt worden sind, nicht in gleicher Weise in die Kurve eingestellt werden konnten, wie die Preise bis zum Jahre 1969. Aber es wird jedenfalls mich — vielleicht auch die Herren Metzger⸗ meister — trösten, daß derselbe Berichterstatter der Preisbericht. stelle des Deutschen Landwirtschaftsrats mir folgende, von ihm ermittelte und auf die Feststellungen der Berliner Markt hallen sich stützende Skala mitteilt: vom Jahre 1891 bis 1895 be— trug der Schweinepreis im Durchschnitt 103 M für den Doꝛpel⸗ zentner, der Durchschnittspreis für Schweinefleisch in den Berliner Markthallen 135 ½, es war also eine Preisspannung von 32 sb vor- handen. Im Jahre 1966 bis 1910 ist der Schweine preis im Durch⸗ schnitt auf 124, der Durchschnittspreis für Schweinefleischpreis in den Berliner Markthallen auf 167 gestiegen; die Spannung hat sich also auf 43 erhöht. (Hört, hört! rechts) Im Jahre 1911, wo der Schweinepreis auf 108 heruntergegangen ist, hat sich der Durch⸗ schnittspreis des Schweinefleischpreises in den Berliner Marlthallen auf 165 gehalten. (Erneute Rufe rechts: Hört, hört) Dle Spannung ist also auf 57 gestiegen. Ich kann für die Richtigkeit der Zahlen in diesem Augenblick nicht eintreten. Ich mache nur darauf aufmerksam, daß sie von demselben Berichterstatter herrühren, auf
den sich gestern das „Berliner Tageblatt!“ — wie es glaubt, mit Recht — beruft. . Ganz so unschuldig, meine Herren, wie sie sich in
darstellen — das wird mir auch der Herr 6h. ⸗ ö ter keit Reichstagsabgeordnete Kobelt nicht übelnehmen — (Heiterkeit), sind die Herren Metzgermeister nicht. Vor einigen Tagen wurde mir aus Paderborn eine Nachricht zugeschickt, die einen Beweis dafür liefert, wie es in einzelnen Metzgerinnungen zugeht. In Paderborn hat die Metzgerinnung ihren sämtlichen Mitgliedern vor— geschrieben, nicht unter einem bestimmten Preise zu verkaufen. (Hört! hört! rechts) Nach den mir vorliegenden Nachrichten ist das bei sehr vielen Metzgerinnungen der Fall, und auch in der Eingabe des Deutschen Fleischerverbandes wird darauf hingewiesen, daß man zu derartigen Maßnahmen gezwungen sei, um der Schleuderkonkurren entgegenzutreten. (Hört! hört! rechts) Auf der andern Seite aber beruft man sich darauf, daß es ganz unmoglich sei, zu hohe Prense zu fordern, dafür sorge schon die Konkurrenz. Diese beiden Be— 9 . 8 8 13 R6 38. 15 8 hauptungen sind meines Erachtens unvereinbar. Wenn ich auf der einen Seite im Wege der Innung bestimmte Preise vorschreibe, so kann ich auf der andern Seite nicht behaupten, daß die Konkurren; mich nötige, mit meinen Preisen Maß zu halten.
Ich glaube, bei dieser Sachlage hatte ich alle Berechtigung,
8 ö 2 2 . 3. ö. er 1 3 . wenigstens einen Versuch zu machen, auf ein gewisses Maß halten der Herren Fleischermeister hinzuweisen und vielleicht auch auf die öffentlich⸗-rechtliche Verpflichtung hinzuweisen, in dieser Zeit der Notlage gerade das Fleisch des armen Mannes nicht einer besonderen
ot jastę siusetz 2 1r und unnötigen Preissteigerung auszusetzen. (Sehr richtig! rechts.) z 8 Haar-
Nun weiß ich, daß mir entgegengehalten wird: das Metzger—
: z 3 ako ar 9; Firm gewerbe ist auch teurer geworden, als es bisher war, das Publikum macht große Ansprüche in bezug auf Ausstattung des Ladens, in bezug auf die Bedienung usw. Ich erkenne das alles an, aber ich glaube,
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daß es trotzdem nicht gerechtfertigt ist, diese Spannung zwischen den Preisen für Schweine und Schweinefleisch sestzuhalten, daß es richtiger wäre, wenn man eine größere Spannung fuͤr not⸗ wendig erachtet, sie bei den Fleischsorten eintreten zu lassen, die das bessere Publikum konsumiert, das diese Preise be⸗ zahlen kann. Warum denn gerade beim Schweinefleisch sich erholen, während es beim Rindfleisch und Kalbfleisch eben so gut möglich ist? .
Ich habe mit meiner Aufforderung an dle Fleischer ö und damit möchte ich schließen — keineswegs die Absicht gehabt, die
s n — * 1 ——⸗— 8. 1065 * 6 ' * Fleischermeister an die Wand zu drücken; ich habe auch nicht den Ge danken verfolgt, daß es möglich sein könnte, durch die Kommunen die
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ganze Fleischversorgung betreiben zu lassen. Was ich heibeiführen
ff j z s jist eine Preistreau wollte und hoffentlich noch erreichen werde, das ist eine Preistegu— lierung für den Verkauf von Lebensmitteln, die Möglichkeit, daß die Städte schon durch die Drohung, daß sie den Verkauf wichtiger Lebensmittel an die ärmere Bevölkerung in die Hand nehmen n,. auch dafür sorgen können, daß die Preise nicht unnötig in die Heke geschraubt werden. (Rufe links: Milch und Butter) Wenn wir das erreichen, dann haben wir nach meiner festen Ueberzeugung alles getan, um der wirklich vorhandenen Teuerung entgegenzutreten, und wir haben alle Veranlassung, mit Ruhe und auch ohne allzu große Sorge in die Zukunft zu blicken. (Lebhafter Beifall rechts.)
Abg. Vogt-Crailsheim (wirtsch. Vxag .): An der bestehenden Teuerung ist unsere jetzige Wirtschaftspolitik nicht schuld. Den Interessen der Allgemeinheit wird es nicht entsprechen, atgentinische Fleisch hereinzulassen, die Oeffnung der Grenzen würde der Teuernng nicht abhelfen, sondern nur dem Handel zugute kommen. le deutsche Landwirtschaft aber hat ein Interesse daran, gegen die Ein, schleppung von Seuchen geschützt zu sein. Gbenso sind wir der Meinung, daß auch eine Aufhebung des Mais- und it, gerstenzolls nicht zu gestatten ist, dagegen sind wir dafür, daß 5 Mais⸗ und Gerstenzoll an die Verbraucher zurückge · ahlt wir. Wir bitten die Regierung, zu prüfen, ob diese Maßregel durchführbar ist. Käme sie nur den Händlern zugute und nicht den xandwirten dann wäre sie wertlos. Was die Einfuhrscheine anlangt, so sind wir für deren Beschränkung auf Getreide und auf die Fyist. 1 drei Monaten. Es ist nicht richtig, daß die Bauern an der Aufrecht. erhaltung der bestehenden Wirtschaftspolitik kein Interesse n. unter diesem Wirtschaftssystem hat sich auch der Bauernstand geh en. Jedenfalls wird für die bevorstehenden Wahlen die Frage, oh Frei handel oder Schutzzoll, keine geeignete Parole sein. Ich hoffe; aß es gelingen wird, ün Winter und im kommenden Frühjahr die Lebens mittelpreise auf das richtige Maß zurückzuführen. .
Abg. Hilpert (wildkons.) bleibt auf der Pressetribüne fat unverständlich, spricht sich aber u. a., auch für die Aufrechterhalt n des Einfuhrscheinspstems aus, das auch im Interesse der fi ddent chen Landwirtschaft liege, die sonst durch die Aufhebung des Staffeltarifes schwer geschädigt werde. . . ö
Abg. Dr. De im Zentr.): Es steht fest, daß wir, on Kartoffeln und Gemüse in Betracht kommen, außerordentlich hohe Preise haben. Es herrscht auch gegenwärtig eine gewis⸗ Höhe der Fleischpreise, wenn auch nicht die Viehpreise in der gleichen Weise gestiegen sind. Wir haben aber auch eine Teuerung von Produkten, die nicht bei uns erzeugt werden, ich bern nur auf den Kaffee und andere Kolonialartikel, bei welchen In Argumente, die für die Teuerung angeführt werden, nicht zutreffen.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
ihren Eingaben
Zweite Beilage
zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Mn 252.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Die Milchpreise bestehen mindestens schon 10 Jahre, und wenn die Landwirtschaft so billig geliefert hat, so konnte sie es nur deswegen tun, weil sie nicht gerechnet hat. Wer die Kosten der Nilcherzeugung kennt, der wird rundweg zugeben müssen, daß die Nilch jahrelang einen Preis gehalten hat, der die Produktionskoösten nicht gedeckt hat. Welche Gründe werden nun fur die Teuerung geltend gemacht? Wir haben einmal eine natürliche Vreissteigerun der Produktion, dazu kommen die steigenden Löhne, von denen 3. die Landwirtschaft nicht verschont ist. Es kommt selbstverständlich
O
noch hinzu die Art der Organisation des Absatzes, ein Kapitel, das
meiner Ansicht nach der allergrößten Beachtung würdig ist und eine Reform erheischt, die aber zur Voraussetzung hat,
daß die kleinen Kaufleute und Krämer sich darauf besinnen, aß sie, wenn sie sich selbst erhalten wollen, fich organisieren und so zur Gesundung dieser kranken Verhältnisse beitragen müsfen. Einer der Redner hat gesagt, daß wir eine sehr gute Futtermittel⸗ ernte gehabt haben, andere haben das Gegenteil behauptet. Der Uandwirtschaftsminister will einen sehr schönen Flursftand geseben lahen. Der erste Schnitt des Grases war gut, aber der zweite Schnitt hat versagt. In früheren Jahren hätte ein derartiger Ausfall von, Futtermitteln auf die gesamte Viehhaltung bei weitem nicht den Einfluß gehabt. Aber die Viehhaltung ist so intensiv ge— nachsen, daß kleine Schwankungen in der Futterernte eine derartige Wirkung ausüben. (Zuruf des Abg. Fegter (fortschr. Volksp. ) Ich spreche doch nicht von Ihrem Dorf und seiner Umgebung. Ich konstatiere, daß heute ein verbältnigmäßig kleiner Ausfall m. Produktionsmitteln für die Viebhaltung eine ganz andere Wirkung hat, als es vor Jahren der Fall gewesen ist. Zuruf des Abg. Fegter.) Wenn man hier darüber debattieren muß mit einem Manne, der sagt, er wäre selbst Land— wirt, dann muß man das bedauern. Sie wollen sich, Herr Kollege Jegter, noch mit mir aussprechen? Herr Kollege, tun Sie das nicht, ch fürchte mich vor Ihnen. Dann kommt noch die kapitalistische Ausnutzung der bestehenden Not hinzu. Wir haben auch für die Folonialwaren außergewöhnliche Preise. Innerhalb sechs Monaten it der Kaffee um 169 9. gestiegen. Ich glaube, Herr Dr. Deser, Sie müssen den Schuldigen wo anders suchen, als beim schwarz⸗ blauen Block. Sowohl die Sozialdemokraten als der Abg. Oefer er— flären einfach, wenn sie die Momente für die Preissteigerung zu— sonmenfassen wollen, daß an allem der schwarz-⸗blaue Block schuldig st. Ja, beim Bewilligen sind Sie auf der Linken dabet, aber wenn spiter das Geld dafür zu beschaffen ist, dann überlasfen Sie das nderen. Nachdem Ihr Kollege Fegter noch mir antworten will, brauchen Sie gar nicht solche Zwischenbemerkungen zu machen. Endlich kommt noch die Tatsache hinzu, daß ein gehobener Kultur— stand auch eine Steigerung der Preise mit sich bringt. Die teigerung zeigt sich nicht nur bei uns; wir finden sie in er Schweiz, in Oesterreich, in Belgien, in Frankreich, wir finden auch jenseits des Ozeans. Auch in Japan sind die Preife ge— gen, und es ist ganz interessant, daß der Ackerbaummnister ein Tolio den Terminbandel in Reis verboten hat. Von meinem Kollegen Spahn ist schon hervorgehoben worden, daß wir bereit dazu
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sind 8 9, O
1 allerdings gesagt, die Tos spielten keine Rolle. Das müßten wir eist einmal abwarten. Ich erinnere nur daran, daß seinerzeit, 3 die Eisenbahn Berlin —Potsdam gebaut werden sollte, ein Gut— abgegeben wurde, das die Unnötigkeit einer solchen Bahn damit LKweisen wollte, daß die Kariolpost sehr oft leer fahrt. Der Abg. eser wurde durch einen Zwischenruf darauf hingewiesen, daß die Kartoffeln zollfrei eingehen. Er erwiderte darauf, daß Kartoffeln war eine Zollfreibeit haben, aber durch die Verzollung der übrigen mrodukte ebenfalls im Preise gestiegen sind. Ich muß aber kon— Utieren, daß wir tatsächlich im Laufe der letzten 25 Jahre keine Sleigerung, sondern ein Sinken der Kartoffelpreise zu verzeichnen kaben, und zwar dank der intensiven Arbeit der Landwirtschaft, daß ich unbestritten sagen kann, daß die deutsche Land kirtschͤft an der Spitze aller europäischen Staaten marschiert. direkt beeinflußt wird die Teuerung der Konsumartikel durch die suerung aller der Mittel, die die Landwirtschaft braucht, und die im Aufe von 10 Jahren eine Preissteigerung von 50 oι erfahren haben. grunter leidet zunächst der Bauer und dann der Konsument. zWatunter leidet z. B. die Milchwirtschaft. Vor einiger Zeit wurde
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2 — 2
oberbayerisches Sanatorium, das einen sozialdemokratischen Vor— and hat, von einer Kommission besichtigt, und da bemerkte wer der Herren, daß man dort früher doch Kühe gehalten habe. Tarauf wurde gesagt: „Ja, wir haben früher selbst Kühe gehabt, der da kam uns das Liter Milch auf 28 , jetzt bezieher 1 es für 18 8 vom Bauern.“ (Ruf bei den Sozial— aten: Schlechte Wirtschaft!) wie können 1s sagen!
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Hauptursache der Lebensmittelteuerung im Zoll zu finden sei. im „Vorwärts“, wo man eine populäre Dar—
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die S 74
lung geben muß, aber in der sozialistischen Literatur, die nicht von * Massen gelesen wird, z. B. in den „Sozialistischen Monats-
gibt es Stimmen genug, die diese populäre Ausnutzung der tion Lügen strafen. Einen großen Einfluß auf die jetzige he, hat. ein Umstand gebabt, für den niemand etwas kann, Umlich die Erhöhung der Schiffsraten auf den Flußläufen, da die Je wegen des Wassermangels nicht befahren werden konnten. sebtig ns wird jedes preissteigernde Moment heute viel nervöser auf— fommen als früher. Dank dieser Nervosität wirkt das geringste t preissteigernd. 1
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Das eine ist zu konstatieren, daß, wenn es Perioden
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ndustriellen Erzeugnissen, wenn einmal die Preise in die Höhe ge—
urch. chgehalten werden kann.
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eerbestellung gebraucht wird. Wenn auch unser Viehbestand etwas zu⸗
Berlin, Mittwoch, den 25. Oktober
wir müssen jederzeit
denen, die
den Ein⸗ und Verkaufspreisen geht stetig
des Publikums, mit der besseren Lebenshaltung allein erklären. Für Baden ist eine Verdreifachung der bei Schweinefleisch in 13 Jahren seit 1897
Pfund. Das muß eine Ursache haben, die Berge, liegt. In München hat sich diese zo, für Nürnberg um 26,
keit zuzuwenden.
uns, von allem übrigen abgesehen, jetzt auch
Ausland leidet ja selbst not, das aus Desterreich
Kontingent ist ja bei uns gar nicht voll ausgenutzt worden. Die franzjösischen Ochsen wurden zu uns hereingelassen; nach fünf Wochen schon lafen wir in der „Frankfurter Zeitung“, daß das „Echo de Paris“ sich darüber beschwerte, daß die
Wirkung dieser Ausfuhr die Preise auf dein Pariser Markt gesteigert habe, und dabei handelte es sich um ganze 1200 Rinder! Auch von dem amerikanischen Büchsenfleisch wäre kein Heil ju erwarten, denn Amerika hat einen steten Rückgang des Vieh— standes; einem Rückgang von 9 YM steht eine gleichzeitige Ver— mehrung der Bevölkerung um 27 M0 gegenüber. Jätten wir heute noch den Fleischverbrauch wie vor 30 Jahren, wir könnten weit mehr als 95 / des Bedarfs selbst decken. Ich bin nicht der Meinung derer, daß es gesünder sei, wenn weniger Fleisch' gegessen wird' Tatsächlich wird heute intensiver als früher gearbeitet, und Fleisch gehört immer noch zu den billigsten Mitteln der Eiweißernährung. Aber der Fleischverbrauch ist rapide gestiegen; noch 1855 betrug er für den Kopf 20 Kg, 1905 schon 50, und wir haben Städte, wo er bis 78 kg steigt. Tritt mal ein Rückgang um 1 oder? kg ein, dann übertreibt man gleich wieder, und es heißt, die Sterblichkeit nimmt zu, Krankheiten, Hungertyphus treten) auf Das hat man uns auch im bayerischen Landtage gesagt. Wir haben Gegenden, ganze Bezirksämter, wo die gefundesten Leute wohnen, we die Bevölkerung nur 2 Tage in der Woche Fleisch ißt. Ich wehre mich bloß gegen den Gedanken, daß die Gefundheit des Volkes in der Hauptsache von der Fleischernährung abhänge; diese Behauptung ist falsch. Frankreich hat einen weit geringeren Fleischkonsum für den Kopf als Deutschland. Die Sterblichkeit in Frankreich ist auch auf andere Umstände zurückzuführen; lesen Sie, was zur Zeit des Referendums in der Schweiz über den Absinthgenuß in Frankreich gesagt worden ist. Der Wert des Fleisches für die Ernährung des Volkes wird weit überschätzt. Ich komme nun zu den Vor' schlägen gegen die Teuerung. Es gibt radikale und gemäßigte. Am
radikalsten ist die äußerste Linke, sie will die Äufhebung aller Zölle. Der. Abg. Oeser macht das im Abbau. Wenn alle Zölle beseitigt werden, so werden wir ganz gewiß das
erleben, wag ich schon gesagt habe: billige Wochen und teure Jahre. Auch eine Oeffnung der Grenzen würde vollständig versagen; das wäre ein außerordentlich gefährliches Experiment. Niemand wird das Verantwortlichkeitsgefühl dazu haben zu sagen: Nach meiner Meinung ist die Seuchengesetzgebung nicht notwendig. Dieses Gesetz ist nicht irgendeiner Partei zuliebe gemacht worden, sondern unter Berücksichtigung der Erfahrungen der Wissenschaft. Ei solches Experiment würde die Produktion von 3 bis 4 Milliarden in Frage stellen. Sie konnen die Landwirte nicht auffordern, billiger zu produzieren, denn niemand kann unter den Selbstkosten produzieren. Der Reichskanzler hat nun allerdings allen Vor— schlägen in bezug auf den kommenden Viehmangel und die Fleisch teuerung das Argument entgegengesetzt: Wenn in das bestehende Zolltarifsystem ein Loch gemacht wird, so stürzt alles zusammen. Meine Vorschläge, die ich im Namen der Mehrbeit meiner Partei zu machen habe, bedeuten keine Herausnahme eines Steins aus dem Gebäude des Zolltarifs, sondern nur eine Rücksichtnahme auf die ge— gebenen Verhältnisse, denn diese Maßnahmen sollen nur vorüber— gehende sein. Starrheit soll nicht über die Klugheit siegen. Ich glaube auch nicht, daß der jmmende Reichstag in seiner Mehrheit durch unsere Vorschläge beeinflußt wird. Bekommen wir wieder, was ich wünsche, einen zolltariffreundlichen Reichstag, dann werden die Dinge bleiben, wie sie sind, bekommen wie ihn nicht, dann hat unser heutiges Verhalten auf ihn keinen Einfluß Wir Deutsche sind viel zu doktrinär. Für mich kommt allein die Zweckmäßigkeitsfrage in Betracht: kommt für uns der Zeitpunkt, wo wir wirklich an den Abbau denken müssen? Ist für den Abg. Oeser dieser Zeitpunkt schon gekommen? Eine vorübergehende Maßnahme ist kein Abbau. Der Reichskanzler übersieht, daß seit 1902 sich die Verhältnisse wesentlich geändert haben. Wir haben heute? Millionen Menschen mehr zu ernähren. Für jeden hraven und ehrlichen Freund des Zolltarifs ist die Frage die:; wird die Fleischverforgung in naher Zukunft Schwierigkeiten erfabren oder nicht? Muß diese Trage bejaht werden, dann ist es Pflicht, an Maßnahmen zu denken. Da wird zunächst zu unterscheiden sein zwischen direkt wirkenden Maßnahmen, wobei die Einfuhr von Fleisch erleichtert oder möglich gemacht wird, und zwischen indirekten, indem die Produktion im Lande verbilligt wird. In erster Beziehung ertönt der Ruf nach argentinischem Fleisch. Darauf, ob das argentinische Fleisch qualitativ gut ist oder nicht, kommt es nicht an. Wenn eg Bevölkerungsschichten gibt, die um 60 * sich Fleisch kaufen können, aber keins um 99 , so muß das möglich gemacht werden. Ich kann Ihnen zu Ihrem Troste sagen, daß in dieser Frage bei meinen Freunden Cinstimmigkeit besteht. Zurzeit kann mit Rück— sicht auf 12 des Fleischbeschaugesetzes, wonach das auswärtige Fleisch nur in ganzen oder halben Tierkörpern eingeführt werden darf, argentinisches Fleisch nicht eingeführt werden. Deshalb muß diefer Paragraph geändert werden, aber bald und unter der Vorausfetzung, daß unsere begmteten Tierärzte an Ort und Stelle die Schlachtung überwachen. Es muß aber auch die Sicherheit gegeben sein, daß die billigeren Preise auch wirklich der, Fleisch konfumierenden Bevölkerung zugute kommen. Die Maßregel darf nicht durch den großen und kleinen Zwischenhandel wirkungslos gemacht werden— Diese Garantie müssen die Kommuner übernehmen. Zu diesem Zweck müßte einigen großen Gemeinden wie Berlin, Hamburg usw. ein Kontingent von argentinischem Fleisch überwiesen werden mit der Verpflichtung, die Preise zu kontrollieren und Verwechslungen mit minderwertigem Fleisch zu verhüten. Allerdings stellt der Bezug argentinischen Fleisches nicht für alle Zeit eine Panacee dar, denn
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muß irgend etwas nicht normal, gelagert sein. Zwischen ganz nabe beieinander gelegenen Städten wie Munchen, Nuͤrn—
berg, Augsburg sind Differenzen von 25, ja 30 3 für das jenseits der Spannung um für Augsburg um 77 0 gesteigert! Da muß nach dem Rechten gesehen werden; dem ganzen Lebens— mittelmarkt ist von Amts wegen eine viel intensivere Äufmerksam— Natürlich ist es auch für mich kein Trost, daß auch im Ausland die Preise sehr hoch sind. Das Ausland kann nicht helfen, das
zulässige
ir i in der Beurteilung der tatsächlichen Ver hältnisse auf dem laufenden bleiben, die für die Ernährung des Voltes mitbestimmend sind. Bei der Viehhaltung speziell handelt es sich nicht um das Interesse des Großgrundbesitzes, denn das Rindvieh wird zu 88, die Schweine werden zu gS o) von den Bauern gehalten; mit der Größe des Besitzes geht die Viehhaltung zurück. Bel den zu ergreifenden Maßnahmen wird zu unterscheiden sein zwischen denen, welche dem Notstand von 1912 abhelfen sollen, und für die gesamte Viehhaltung dauernd getroffen werden ollen. Was die Fleischverforgung betrifft, so will ich ja nicht dem Metzger alles in die Schuhe schieben, aber die Spannung zwischen
ö und. Ver: (e s ununterbrochen seit 20 Jahren in die Höhe, und das ist mit den erhöhten Ansprüchen
nicht zu Spannung
konstatiert. Da
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fideikommisse bis zu J i e Landwirtschaft gewährleistet werden. Mit einer schwindigkeit breitet sich ;
Eine gesunde Bauernpolitik is und Brotversorgung als jede andere andere Politik kann zeitweilig wirken, sie schafft billige Wochen, aber
uns, dann haben Sie die Lösung. Vergleich der
weil die Dank der Schutzzollpolitikt war es in Deutschland möglich, daß sich
Fischer von der äuße Monatsheften“ 1908 selbst zugestehen müssen, daß die Prophezeiungen
19481.
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nationalliberalen Partei darin überein, daß keine wirtschaftlichen Maßnahmen getroffen werden dürfen, die zum Schaden unserer Landwirtschaft ausschlagen können. Für eine dauernde Versorgung gibt nur unser Inlangmarkt eine Garantie. Daraus entspringk die Forderung nach einer Ermäßigung resp. Suspendierung event. Rück— vergütung unserer Futtermittelzölle. Glauben Sie nicht, daß ich hier— mit in meiner Partei allein stehe; die große Mehrzahl meiner Freunde steht auf gleichem Standpunkt, und ich freue mich, daß auch die bayerische Regierung, der bayerische Landwirtschaftsrat derselben Ansicht ist. Leider haben die preußischen Landwirtschafts kammern die Sache ab— gelehnt, zum Teil mit der unglücklichen Motivierung, eine solche Maßregel bedeute ein Loch in der Reichskasse. Es handelt sich doch hier um Schutzzölle, nicht um Finanzzölle. (Sehr richtig! Üinks) Sie sehen den Beifall auf der Rechten. (Große Heiterkeit. — Zurufe; Wo bleibt das Zentrum?) Sie können außer Sorge sein. (Erneute Zurufe.) Gewiß, meine Freunde sind diskret und Üüberlassen Ihnen den Beifall. Vor 20 Jahren betrug die Einfuhr von Futtermitteln aus dem Auslande noch nicht den zehnten Teil der jetzigen. Das ist doch ein Fingerzeig für die veränderte wirtschaftliche Lage. Unsere Kleinbauern können doch nicht Kartoffeln zum Preise von 3 (6 für Schweine verfüttern. Womit soll denn der Bauer seine Schweine füttern? Mit „Erwägungen“ oder mit dem „Loch im Prinzip! ? Unsere Voischläge bedeuten gar kein AÄb— gehen von einem Prinzip, sondern nur eine Konzession aus Zweck⸗ mäßigkeitsgründen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß Munter diesen Umständen eine Erleichterung der Einfuhr von Futtergerste zu bersuchen wäre. Wir denken an eine Rückvergütung des Zolls an die Verbraucher. Man wendet nun ein, daß sich der Preis nur um einen Pfennig ermäßigen würde. Wenn die Räckvergütung auch gar nicht im Preise zum Ausdruck käme, so würde sie doch eine Wirkung auf die übrigen Futtermittel haben, und das ist von größter Bedeutung. Unsere Maßregel soll nicht für immer gelten, sondern befristet werden bis zur neuen Ernte. Natürlich müssen Kautelen getroffen werden, daß die Vückvergütung des Zolls auch wirklich dem Verbraucher zugute kommt. Für das System der Einfuhrscheme ist auch heute der Abg. Fuhr— mann so warm eingetreten. Telegraphieren Sie das nur sofort nach Ihrem Wahlkreis! Wenn die Futtergerste zollfrei eingeführt würde, dann würde auch sofort die Rückwirkung auf die Einfuhrscheine auf— treten, die Einfuhrscheine würden dann zur Einführung von Roggen
zur Verwendung kommen. Mein Kollege Spahn ist auch dafür ein
getreten, daß die Einfuhrscheine nicht für Petroleum zc. verwendet werden. Durch diese Maßnahmen würde der Getreidemarkt allerdings
eine kleine Depression erleiden, die aber erträglich ist. Wenn der Land— wirtschaftsminister darauf hingewiesen hat, daß die Frachterm iBigungen
nicht den Konsumenten, sondern dem Handel zugufe gekommen sind,
so berücksichtigt er dabei daß solche Frachtermäßigungen me sofort wirken können, währe die alten Verträ— h in Kraft verden diese erm
sind. Aber nach der Uebergangszeit er
jsten Frachten schon ihre Wirkung zeigen
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, und ich hoffe nur, daß diese Fracht— ermäßigungen dauer die Kommunen können sehr viel tun. So spielen besonders für die Metzger die hohen Ladenmieten eine große Rolle; wenn billige Verkaufsftellen geschaffen würden, so würden die Kommunen dem Mittelstand auch die Mittel zu seiner Stärkung an die Hand geben können. Das Allerwichtigste für die dauernde Versorgung der deutschen 6lk ist aber die richtige Besitzverteilung Bei uns in —x haben wir die Erscheinung, daß die Latifundien, die vernichtet werden, sich dadurch wieder neu bilden, daß das Großkapital ein— greift, das besorgt dort das Bauernlegen, räumt mit den Viehställen auf, aber auch mit den Menschen, die dort ihr Brot finden. Der Abg. Oeser hat an das Wort von den reichen Vätern und den
stei lichen Bodens
armen Söhnen erinnert, eine Preissteigerung des länd zu konstatieren, wo Liebhaberwerte gezahlt werden, 1 11
1 soz ** J nd sein mögen. Auch
zavern
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ist aber nur da
oder wo die Möglichkeit ist, den Grundbesitz zu zertrümmern. Unsere Forderung zur Herbeiführung gesunder Bodenverhältnisse lautet des— halb: „Weg mit den Fideikommissen!“ Aber Bauernfideikommisse! Was sagen Sie (nach links) dazu? Also Bauern⸗
50 ha, was darüber geht, weg! e Fleischversorgung durch die inländische 1
Nur dadurch kann d c le r furchtbaren Ge— die Vertrustung des internationalen kennen die Dinge so gut wie ich. t mehr Gewähr fur eine billige Fleisch⸗
gesetzliche Maßnahme. Jede
Fleischhandels alls. Sie
eure Jahre. Das übersehen Sie vollständig. Aber Sie auf der
Linken gehen mit dem schwarzlblauen Block hausieren, als ob das 2134 1 a Ton 2 z 1Borwaraovi r F vod ro Mißgeschick der Teuerung durch ihn hervorgerufen wäre.
Das ist alles ur eine Chimäre, wir haben nur eine einzige Hoffnung auf die
produzierende Landwirtschaft. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß der Neubildung von Bauerngütern die allergrößte Beachtung geschenkt
8 1 14 s s J! ö m werde. (Zuruf.) Die Zollpolitik soll im Wege stehen? Das ist
mrichtig (Zuruf des Abg. Na u mann.) Herr Dr. Naumann, so ange Sie auf Ihrem freihändlerischen Standpunkt, auf diesem alten
Doktrinarismus stehen bleiben, kommen wir beide nicht zusammen. Wenn ich davon überzeugt würde, daß die Zollpolitik für unsere bäuerlichen Verhällnisse verhängnisvoll wäre, so würde ich der erste
ein, der sie aufgäbe. Auf England können Sie nicht verweisen. Ingland hat nur für die Hälfte des Jahres Fleisch und nur für
6 28 . Tage sein Brot. Der ganze Grund liegt in unserer un
gesunden kapitalistischen Wirtschaft. Nur ein“ gesunder Mittel⸗ tand kann uns über die Erscheinung hinweghelfen. Das Mittel u dieser Politik ist aber der Bauernstand. Auf Dänemark
önnen Sie auch nicht verweisen, auf Dänemark mit seinen vorzüg— ichen Erportgelegenheiten, mit seinen günstigen Bodenverhältnissen.
Wie wollen Sie denn unseren Boden heute zu derartigem Weideland
——
Vergleichen Sie die Niederschläge in Dänemark und bei Die Linke will immer beim ausländischen Produktionen
lachen?
deutschen und der
schablonisieren. (Zustimmung rechts. Abg. Ledeb our: Bald ist, der. Beifall. rechts, bald links) Das kommt daher,
Wahrheit immmer auf der mittleren Linie liegt. er Markt so günstig gestaltete, daß unsere Landwirtschaft den hohen lnforderungen gerecht wurde, und dank dieser wird es möglich sein, uch die steigenden. Bedürfnisse zu befriedigen. Der Abg. äußersten Linken hat in den „Sozialistischen
der Sozialdemokraten über die Schutzzollpolitik nicht eingetroffen sind. Die Ergebnisse der Berufszäblung, die Ziffern der Aus— wanderung, die Statistik der Invalidenversicherung, der Prozent⸗
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satz der Arbeitslosigkeit, die Sparkasseneinlagen,
hinweggegangen. Uebersehen Sie doch nicht, zölle auch keine
losig . p alles spricht für ns und gegen die Länder, die dem Freihandelsregime noch untertan
sind. Die Herren links haben gestern zum Fenster hinausgesprochen;
dre Parole für die nächsten Wahlen heißt „Freihandel“!
Darum wird es sich in der Tat bei den nächsten Wahlen handeln, daß sich der
Kampf um das Wirtschaftssystem dreht, und ber diese schwerwiegende Tatsache ist gerade der Abg. Fuhrmann, er Sprecher der Nationalliberalen, mit einem Saltomortale
daß es ohne Agrar— Industriezölle gibt. Was einzig not tut, t eine gerechte Beurteilung der wirtschaftlichen Lage, aber leider
die Preise für dieses Fleisch gehen langfam, aber sicher in die Höhe. Jedenfalls stimmen wir bezüglich der Einfuhr von Fleisch mit der
kommen wir vor lauter Parteipolitik in manchen Lagern überhaupt nicht dazu.