1911 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Nov 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Aichlamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. November.

Nach der im Reichsversicherungsamt gefertigten Zusammenstellung, die auf den Mitteilungen der Vorstände der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrich— tungen beruht, betrug die Zahl der seit dem 1. Januar 1891 bis einschließlich 30. September 1911 von den 31 Versicherungs⸗ anstalten und den 10 vorhandenen Kasseneinrichtungen be⸗ willigten Invalidenrenten (38 9, Absatz 2 und 10 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes und 15 Absatz 2 des Invalidenversicherungsgesetzes) .

Davon sind ö. Todes oder Auswanderung des Berechtigten, ledererlangung der Erwerbs⸗ fähigkeit, Bezuges von Unfallrenten oder aus anderen JI 1016099, sodaß am 1. Oktober 1911 liefen. 36 279

gegen . 928 882 am 1. Juli 1911.

Die Zahl der während desselben Zeitraums be— willigten Altersrenten (565 9 Absatz 4 des In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes und 15 Absatz 3 des Invalidenversicherungsgesetzes) betrug

Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Berechtigten oder aus anderen Gründen weg⸗ gen, JJ .

sodaß am 1. Oktober 1911 liefen. g 4 58

gegen 95 470 am 1. Juli 1911.

Invalidenrenten gemäß § 16 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes (Krankenrenten) wurden seit dem 1. Januar 1900 bewilligt. K

Davon sind infolge Todes, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit oder aus anderen Gründen e J sodaß am 1. Oktober 1911 liefen.

am 1. Juli 1911.

Beitragserstattungen sind bis zum 30. September 1911 bewilligt: a. an weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten sind . J . 2181 674,

501 707.

197 M* 16173 16433

gegen

gegen an versicherte Personen, die durch einen Unfall dauernd erwerbs⸗ unfähig im Sinne des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes geworden sind gegen an die Hinterbliebenen von Ver— sicherten .

6 856

; 502 129 gegen

zusammen . gegen

n 2681 100 bis zum 30. Juni 1911.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wie das „Wiener K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ erfährt, hat der Ministerpräsident Freiherr von Gautsch auf Grund des gestern abgehaltenen Ministerrats dem Kaiser die Entlassung des Kabinetts unterbreitet.

Als Nachfolger des Freiherrn von Gautsch gilt, der „Neuen Freien Presse“ zufolge, der bisherige Unterrichtsminister Graf Stürgkh, der in der letzten Woche zweimal vom Kaiser in Audienz empfangen worden ist.

Der Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses Albert Berzeviczy, der mehrere Wochen hindurch bemüht war, die Opposition zur Einstellung der Obstruktion gegen die Wehr⸗ vorlage zu bewegen, veröffentlicht laut Meldung des W. T. B.“ eine Erklärung, aus der hervorgeht, daß seine Verhand⸗ lungen mit der Opposition gescheitert sind und daß infolgedessen die Regierung nicht beabsichtigt, mit der Oppo— sition in direkte Verhandlungen zu treten, da die Anschauungen der verschiedenen Fraktionen der Opposition auseinandergehen, sodaß keine Aussicht vorhanden ist, die Erledigung der Wehr⸗ vorlage durch eine Verständigung mit der Opposition sicher⸗ zustellen.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses richtete der Abg. Ronaldshay an den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes die Anfrage, ob und aus welchen Gründen die russische Regierung gegen die Verwendung schwedischer Offiziere zur Reorganisation der persischen Gendarmerie Vor— stellungen erhoben habe, und ob der Vorschlag der persischen Regierung, schwedische Offiziere in dieser Eigenschaft an⸗ ustellen, von dem britischen Auswärtigen Amt unterstützt oder biken r werde.

Nach dem Bericht des W. T. B.“ erklärte Sir Edward Grey in Beantwortung der Anfrage, daß die russische Regierung gegen die Veiwendung schwedischer Offiz ere zur Organisier ung der persischen Gendarmerie als eines von der persischen Armee gesonderten Teiles keine Einwendungen erhoben und de britische Regierung die schwedische Regierung benachrichtigt habe, daß sie gegen die Anstellung von schwedischen Offizieren in dieser Eigenschaft nichts einzuwenden habe.

Im weiteren Verlaufe der Sitzung fragte der Abg. King den Staatssekretär Grey, ob indische Truppen nach Persien gesandt worden seien, ob ferner die persische Regie⸗ rung * dieser Aktion beigetragen habe, und wann die Truppen zurückkehren würden.

Sir Edward Grey erwiderte auf die erste Frage, daß er sie bejahen könne, und auf die zweite, daß die peisische Regierung nichts getan habe für den Zweck, zu dessen Erfüllung die Truppen abgesandt worden seien. Denn die Sicherheit britischen Lebens und Eigentums in Buschir und anderswo habe nach Ansicht der britischen Regierung noch nicht erreicht werden kennen. Die persische Regierung sei davon verfländigt worden, daß, sobald es ihr gelinge, die Wiederherstellung der Sicherheit durchzuführen, die Verstärkungen der britischen Konsulatswachen zurückgezogen werden würden; es sei jedoch nicht möglich, den wahrscheinlichen Zeitpunkt anzugeben, wann diese Maß— nahmen von seiten der persischen Regierung durchgeführt sein würden. Der Staate sekretär bejahte die ferner an ihn gerichtete Frage, ob die persische Regierung gegen diese Maßregeln Einspruch erhoben habe, und erklärte, die persische Regierung habe das Ersuchen gestellt, daß die Verstärkung der britischen Konsulatswachen nicht durchgeführt

werden möge. Aber die britische Regierung sei mit Rücksicht auf die Berichte von der gegenwärtigen Gefahr für Leben und Eigentum nicht in der Lage, diesem Ansuchen zu entsprechen. Auch die russische Re⸗ gierung habe zur Verstärkung der Konsulatswachen nach einem Platze hundert Mann und nach einem andern zwischen hundert und zwei⸗ hundert Mann abgesandt.

Das Oberhaus hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, in zweiter Lesung den Entwurf eines Gefeßes zum ö des literarischen und künstlerischen Eigentums an⸗ genommen, dem das Unterhaus bereits zugestimmt hat und in dem das Urheberrecht in ö mit den Bestimmungen der Berliner Konvention gebracht wird.

Frankreich.

Der Präsident Fallieres hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, das Dekret unterzeichnet, durch das die Kammern zum 7. November einberufen werden, und ferner ein Dekret, durch das das erste und zweite Geschwader zu einer Flotte vereinigt werden, um so die Ausbildung unter einem einzigen Kommando zu bewirken. Zum Oberbefehlshaber der Flotte ist der Vizeadmiral Bous de Lapeyrére ernannt worden.

Der Ministerrat hat gestern den Entwurf zur Linderung der Lebensmittel- und Mieteteuerung genehmigt.

Rußland.

Die Dumakommission hat in der gestrigen Sitzun laut Meldung des „W. T. B.“ die Verlegung des General⸗ konsulats für Indien aus Bombay nach Kalkutta und die Er⸗ richtung eines Konsulats in Kobdo und eines Vizekonsulats in Aigun gebilligt und ferner eine Erweiterung des Konsulats⸗ netzes in China und der Mongolei sowie in Argentinien und Suͤdamerika in Anbetracht der wachsenden Auswanderung von Russen vorgeschlagen.

Italien.

Der König hat, wie „W. T. B.“ meldet, dem Minister⸗ präsidenten Giolitti 100 000 Lire für die Familien der in den Kämpfen in Tripolis Verwundeten und Ge⸗ fallenen und die gleiche Summe dem Roten Kreuz übersandt. Desgleichen haben Banken, Sparkassen und andere Institute sowie Privatpersonen beträchtliche Summen zur Unterstützung der Familien der gefallenen und verwundeten Soldaten ange⸗ wiesen.

Türkei.

Der Kriegsminister hat an die Korpskommandanten eine Zirkulardepesche gerichtet, worin er ihnen laut Meldung des „W. T. B.“ von den heldenhaften Angriffen der türki⸗ schen und arabischen Streitkäfte, der Eroberung zweier Forts in Tripolis, von großen Verlusten der Italiener, der Erbeutung einer großen Menge von Kriegsmaterial und von der Gefangen⸗ nahme zahlreicher Feinde sowie davon Mitteilung macht, daß die Italiener in die Stadt fliehen und daß die Kämpfe fort⸗ dauern.

Die kre W. T. stimmig über d der gegenwärtig bringen würde Ausführung d vom 24 Sept Mittel, die die scheiden.

oanalversammlung ist sich, wie reren geheimen Sitzungen ein⸗ geworden, die die Beibehaltung Regierung auf der Insel mit sich

ie Umstände für geeignet zur Vereinigung mit Griechenland zehält sich vor, später über die Votums sicherstellen, zu ent⸗

V R Asten.

Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ aus Han kau haben am Sonnabend bei Tagesanbruch 5000 Revolutionäre die Regierungstruppen westlich von den Ansiedlungen der Europäer angegriffen und nach heftigem Kampfe die Haupt⸗ bahnstation wiedergenommen, wobei ihnen auch ein Maxim⸗ geschütz in die Hände fiel. Die Kaiserlichen zogen sich in die Rennbahn zurück. Inzwischen feuerten die Batterien des Nord⸗ forts von Wutschang auf die Kanonenboote und zwangen sie, fluß⸗ abwärts zu gehen. Nachdem die Kaiserlichen Verstärkungen erhalten hatten, rückten sie wieder vor und bedrohten die linke Flanke der Revolutionäre. Auf beiden Seiten gab es Hunderte von Toten und Verwundeten. und gingen unter Hurrarufen kaltblütig gegen die Maxim⸗ geschütze vor. Die Kaiserlichen benutzten jede Deckung, gingen sparsam mit der Munition um und befolgten mit der Exakt— heit von Maschinen die Befehle, die ihnen durch Horn- und Pfeifensignale übermittelt wurden. Mehrere Granaten fielen in die europäischen Besitzungen, töteten und verwundeten einige Chinesen, richteten sonst aber nur geringen Schaden an. Ein fremder Dampfer ging mit einer Anzahl Hulks flußabwärts, um dem erwarteten Bombardement zu entgehen. Andere Dampfer nahmen die europäischen Frauen an Bord, während auf den Hulks sich Tausende von Chinesen befanden, die in europäischen Firmen angestellt sind. Später am Tage nahmen die Kaiserlichen die Bahnstation den Revolutionären wieder ab. Der Flotte des Admirals Sah war es trotz eines einstündigen Bombardements nicht gelungen, die Batterien nordwärts von Wutschang zum Schweigen zu bringen. Die Schisse zogen sich ohne ernsthafte Beschädigungen zurück. Der Admiral Sah hat die Europäer benachrichtigt, daß er Wutschang nicht beschießen werde, bevor Hankau eingenommen sei. Sämtliche Straßen in der euro⸗ päischen Niederlassung sind stark verbarrikadiert. Freiwillige und Marinesoldaten halten ständig Wache. Es bereitet Schwierigkeiten, für die Ansiedelungen Lebensmittel zu be⸗ schaffen, da die Zufuhr abgeschnitten ist.

Wie das „Reutersche Buteau“ weiter aus Canton meldet, hat der Vizekönig dem Verlangen des Volkes nach der Ex⸗ klärung der militärischen und finanziellen Unabhängigkeit der Provinz Kwangtung nachgegeben, aber bei schwerer Strafe die Entfaltung der Unabhängigkeitsfahne verboten.

Yuanschikai hat an die Regierung telegraphisch das Ersuchen gerichtet, einen interimistischen Premier⸗ minister zu ernennen, während er alle Angriffe der Kaiser⸗ lichen einstellen lassen und unverzüglich mit Liyuanheng wegen eines endgültigen Friedensschlusses in Unterhandlungen trelen werde. Muanschikai will sich, falls er nicht auf andere Weise Unterhandlungen herbeiführen könne, in das Lager der Aufständischen nach Wutschang begeben.

Afrika.

Ueber die jüngsten Ereignisse in Tripolis liegen nunmehr auch von türkischer Seite amtliche Meldungen vor. Ein gestern vom türkischen Kriegsministerium veröffentlichtes Telegramm des Kommandanten von Tripolis besagt, „W. T. B.“ zufolge:

Die Revolutionäre bewiesen großen Mut

In der Nacht vom 26. Oktober unternahmen Truppen und Frei⸗

willige einen gllgemeinen Sturm gegen die italienischen Stellungen, wobes sie die Verteidigungslinie der Italiener an einzelnen Punkten durchbrachen. Ein Teil der Angreifer drang durch die Palmenhaine hindurch bis zur Stadt, Der türkische rechte Flügel durchbrach nach längeren hestigen Angriffen alle Verteidigungeslinien des Feindes, der ö wurde. Der Feind konnte den gegen die Befestigungen bon Said Misri und Hani gerichteten Sturmangriffen nicht stand⸗ halten, räumte die Forts und floh. Truppen und Freiwillige be— setzten die Positionen und nahmen die Verfolgung der 6 auf. Der Feind eröffnete aus seiner Stellung hinter der Verieidigungs⸗ linie das Feuer mit seinen Schnellfeuergeschützen und Ir fie le fen und wurde hierbei von der in den Verschanzungen verborgenen In fanterie unterstützt. Trotzdem legten die ottomanischen Truppen großen Mut an den Tag und brachten nur durch Gewehrfeuer die Festungen zu Fall, auf denen sodann die ottomanische Flagge ge— hißt wurde. Vie Verluste des Feindes sind unbekannt. Die Fürken hatten etwa 40 bis 50 Tote und eiwa hundert Verwundete.

Bei der türkischen Botschaft in Berlin eingelaufene amtliche Telegramme besagen:

In der Nacht vom 24. auf, den 25. Oktober griffen türkische Truppen, durch Freiwillige unterstüßzt, die Italiener an. Die feindliche Linie wurde an mehreren Punkten durchbrochen. Bei diesem Kampf, der bls zum nächsten Tage, 4 Uhr Nachmittags, dauerte, wurde der Feind bis zu dem Vorort Mahalla zurückgedrängt. In der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober wurde der Angriff erneuert. Vie Italiener wurden in die Flucht geschlagen und verließen die Forts Seidoe, Misri und Hani, wo sie zahireiche Vorräte, Munition und Maulesel, zurückließen. Die Verluste der Italiener sind bedeutend, die der Türken betragen ungefähr 40 Tote und 100 Verwundete. Nach den letzten Nachrichten sind die Jaliener gezwungen, die Verteidigung auf die Stadt selbst zu beschränken.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht demgegenüber eine Mitteilung, der zufolge die aus türkischer Quelle stammenden Nachrichten über angebliche Niederlagen der italienischen Truppen in Tripolis jeder Begründung entbehren. Der General Caneva versichere in einem gestern vormittag abgesandten Telegramm, daß die Lage unverändert sei. Ferner erklärt die italienische Botschaft in Berlin laut Meldung des W. T. B.“, angesichts der Nachrichten, die über die Lage des italienischen Expeditionskorps in Tripolis veröffentlicht worden seien, halte sie es für nützlich, folgende Mitteilung zu machen, durch die die gegenwärtige Lage auf dem Kriegs⸗ schauplatz genau bezeichnet werde: z

Die Italiener sind in allen Kämpfen zu Wasser und zu Lane ohne Ausnahme Sieger geblieben. Ste haben Tripolis. Benghasi, Derna, Homs und Tobruk besetzt, indem fie den Feind schlugen und ibn zwangen, sich zurückzuziehen. Seitdem sind alle Angriffe des Feindes zurückgeschlagen worden, wobei ihm sehr schwere Verluste zugefügt worden sind. Die italienischen Truppen haben zahlreiche Kanonen und zwei Fahnen erbeutet. Nach der Schlacht vom 26. hat kein Kampf mehr stattgefunden.

Karlamentarische Nachrichten.

Bei der Reichstagswahl im 7. Ratiborer Wahl⸗ kreise am 27. Oktober sind nach den endgültigen amtlichen Feststellungen, wie „W. T. B.“ meldet, insgesamt 18351 gültige Stimmen abgegeben worden; davon haben der Grund⸗ besitzer Sapletta in Ratibor (Zentr. S682, der Pfarrer Banas in Lubowitz (Pole) 4399, der Regierungsrat Lüdke in Ratibor (Reichspartei) 3467. der Gewerkschaftssekretär Schwoob in Kattowitz (Soz.) 1809 Stimmen erhalten. Zer⸗ splittert sind drei Stimmen. Es ist somit Stichwahl zwischen Sapletta und Banas erforderlich, die am 8. November statt⸗ fin den wird.

Bei der Reichstagsstichwahl im 1. badischen Wahlkreise Konstanz-Ueberlingen am 27. Oktober sind nach dem vom „W. T. B.“ verbreiteten endgültigen amtlichen Wahlergebnis insgesamt 29 159 Stimmen abgegeben worden, von denen der Gärtnermeister Hermann Schmid in Singen (nl. 15 113 und der Landgerichtsdirektor Freiherr Dr. Karl von Rüpplin (Zentr.) in Konstanz 14046

timmen erhalten haben. Schmid ist somit gewählt.

X

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Hopfenernte in Preußen im Jahre 1911. Dem Erlasse des Reiche kanzlers vom 24 April 1899 entsprechend wird die Hopfenernte in Deutschland nach den Erträgen derjenigen Ortschaften berechnet, in denen mindestens 5 Hektar mit doeser Frucht⸗ art besiellt sind. Solche Hop fenge meinden warden in Preußen für das Jahr 1911 nur 45 eimlttelt, deren Pflanzungen von zusammen 843,9 Hektaren nach den Schätzungen der Ortsrorftände 17964 Doppel⸗ zentner Dolden lieferten oder als Staatedurchschnitt 2.1 dz ergaben. Hieran sind nach der Stat. Korr.“ beteiligt:

die mit Regierungs⸗ Hopfen⸗ bezir ke gemeinden Allenstein. Franfurt . ,,,, Magdeburg Wiesbaden Sigmaringen Der Hopfenbau aller in den genannten 6 Regierung bezirken liegenden Ortschaften umfaßte 108209 ha. Von den Hopfenanlagen der Orte mit weniger als 5 ha Fläche, zusammen 238,1 ha, ent⸗ fallen auf den Regierungsbezirk Allenstein 18 0 ha, cuf Frankfurt 4,0, Posen 118,8, Magdeburg 53,5. Wier baden 120 und auf Sigmaringen I3.3 ha, deren Ernte nach dem für jeden Regierungsbezirk gefundenen Durchschnitsertrage zusammen 78 d ergibt.

J

D oppelzentnern

2 ö 70 Hektaren vom

Schließlich sind noch die Erträge in den Regierungebezir ken ohne Hopfengemeinden in Rechnung zu stellen, nämlich von 6 ha im Regierungsbezirk Königsberg, 3 in Gumbinnen, 3 in Lünehurg, 2 in Koblenz und 1 in Trier, zusammen 185 ha. Für die Berechnung der Ernte von diesen Flächen gilt der oben als Staatedurchschnitt fest⸗ gestellte Ertrag, nach dem zusammen weitere 32 2 gewonnen wurden, fodaß sich die Hopfenernte Preußens von insgesamt 1087 ha auf 2546 42z Dolden berechnet.

Die Güte, die nur für die im dritten Jahre und länger be⸗ stehenden Pflanzungen erhoben wird, ist in diesem Jahre sehr ver— schleden. Im Staatsdurchschnitt sind 24 v. H. der Ernte dieser An⸗ lagen als sehr gut, 18 als gut, 27 als mittel, 6 als unter mittel und 2h als gering beurteilt worden. In den einzelnen Regierungebezirken er⸗ gaben sich Hunderiteile: 26 in 6 gut mittel * gering Allenstein .. 100 Frankfurt.. 100 Posen .. 44 Magdeburg 2 19 34 Wiesbaden . Sigmaringen. —.

Zur besseren Uebersicht der Schwankungen in Menge und Gute der Hopfenernten sind nachstehend die Erhebungsergebnisse für die einzelnen Jahre seit 1899 zusammengestellt, und zwar:

. die Beschaffenheit der . ,, geernteten Dolden

bau, ganzen Hektar sehr in Hun dern c en ha 2 42 gut gut mittel mittel gering

1599 44 2624 14134 3 53 41 2 1900 2425 12993 38 45 4 ,, 2294 8670 2 46 22 19h, 9939 1 . 2129 9146 2838 55 9 hoe, 9160 42 31 2 ö,, . 46 7 1 1906... 2064 8 082 23 44 14 199 1946 190231 15 47 25 1908 1684 9283 34 51 9 ah 3256 1 1 7601 53 42 3 18 2 546 1 1 b.

In keinem der Vorjahre war der Ertrag so wenig lohnend wie 1911. Auch zeigt vorstehende Ulebersicht, abgesehen von geringen Schwankungen, eine ftele Abnahme des Aubaueg, und zwar in den 12 Jahren seit 1899 um bö6,5ß Hundertteile.

K

De D Dr de o , do e, . oo, o

R S m G Q QRC K C e C S

Zur Arbeiterbewegung.

Am Montag fanden, wie hiesige Blätter melden, in Berlin vier Versanmlungen der Damenschnei der und ⸗schneide rinnen fowie der Heimarbetterinnen statt, in denen zu dem drohenden Ausstand Stellung genommen wurde. Die Arbeiter und Arbeiterinnen bestehen auf einer 15 o igen Lohnerhöhung. Bei einem allgemeinen Autzstand würden etwa 50 609 Personen in Frage kommen. .

Die Lage in der westfäkischen Taßakin du strie verschärft sich weiter. Ueber 1000 unorganisierte Arbeiter haben, wie die „Frkf. Zta. erfährt, in den letzten Tagen die Arbeit niedergelgt und fich den Ausgesperrten angesch lossen. Weitere Arbeiteniederlegungen Unorganisierter stehen bedoc. (Vgl. Nr. 246 d. BI.)

In der Angelegenheit des Außstands in der Schokolgde⸗ un Zuckerwarenindustrie in Dresden ist, wie Lie Köln. Ztg.“ meldet, en Vergleich abgeschlossen worden; die Arbeiter erhalten

eine Lohnerhöhung. Heute sollte die Arbeit wieder aufgenommen werden. (Vl. Nr. 247 d. Bl.) . .

uz Tondon wird dein W. T. B.“ telegraphirt: Die Eisenbahngesellschaften fahren fort, Lohnerhöhungen an— zukündigen. Die London and Northwestern Nailway hat gestern Lohnerhöhungen bewilligt, die sich auf jährlich 80 900 Pfund belaufen werden. Trotz der Zugeständntisse der Gesell⸗ schaften dauert die Bewegung unter den Arbeitern an., Sie erließen gestern eine ihre Forderungen enthaltende Erklärung, die den Gesessschaften unterbreitet werden soll. In 32 Paragraphen werden darin in einzelnen die Fragen der täglichen Arbeitszeit, der Feiertage, der Lohnerhöhung und die son stigen Wünsche der Arbeiter behandelt

Das Verfahren gegen die aus Anlaß des französischen Eisenbahnerausstandes vom vorigen Jahre strafrech tlich verfolgten Leiter des Eisenbahnersy ndikats ist, wie W T. B.“ meldet, durch Entscheidung der Anklagekammer des vom Kassationshof mit der Angelegenheit betrauten Appellgerichts in Orlsans eingestellt worden. In dem Erkenntnis heißt es, ein Zusammenhang zwischen der Streikbewegung, den Sabotagefällen und den gewaltsamen Arbeitsstörungen könnte nicht festgestellt werden.

C4

Kunst und Wissenschaft.

Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin hält am 4. d. M, um 67 Uhr Abends, eine allgemeine Sitzung im 53 Saal des Architektenhauses, Wilhelmstraße 92. Der Professor Sr. Georg Wegener wird über „China und seine gegenwärtige Lage“ sprechen. .

A. BP. Einen Ausflug nach Marienfelde unternahm die „Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimatkunde, an einem vom Wetter begünstigten Dktobernachmittag zur. Besichtigung der Orchideengewächshäuser von O. Beyrodt. Die Häuser be⸗ herbergen z. 3. etwa 15) 900 Orchideen in 3000 verschiedenen Arten. Die Jahrerzelt war nicht eben glücklich für den Besuch gewählt, denn Tie blühenden Gewächse waren zurzeit in der Minderheit. Aber diese Minderheit war doch von so überwältigenden Reizen, daß die Gesellschaft sehr befri digt sched, nachdem sie, von den Gärtnern des Besitzers gefühlt, viel interessante Belehrung auf ihrer Wanderung durch die Gewächs hänser empfangen hatte.

In der ersten ordentlichen Versammlung der „Brandenburgia“' im Winserhalbjahr am letzten Mittwoch lud der Professor Dr. Pniower zum Bsuch einer Ausstellung ein, die zurzeit im Märkischen Pro⸗ binzi il Museum veranstaltet ist. Sie bezweckt, die Entwicklung Groß Beilins und der Mark Brandenburg in Bildern zu zeigen und hat eine Reihe von Kupferstihben, Lithographien Aquarellen aus dem Besitz des Mufeums in einem Saale vereinigt. Die Bilder umfassen die Zeit vom 16. Jahrhundert bis 1850. Nächst Berlin ist Potsdam stark vertreten, doch auch Brandenburg, Rheinsherg, Schwedt, Küstrin, Boitzenburg, Britz (in einem Aquarell aus 1845) u. f.

Ueber Kulfurbilder aus der Steinzeit der Mark Brandenburg sprach dann Dr. Albert Kiekebusch. An der Hand trefflicher Lichtbilder erklärte der Redner die verschiedenen Gräbertypen, die sich auf märkischem Boden finden. Als die ältesten sind wohl die Dolmengräber anzusprechen, schlichte Ste nsetzungen mit flachem Deckstein. Sie finden sich vereinzelt in der Uckermark und scheinen bes ihrer Schlichtheit vielfach und an den verschiedensten Stellen der Erde von den verschidensten Völkern unabhängig er⸗ funden, nicht etwa abgesehen und nachgeahmt worden zu sein; denn sie finden sich ganz ähnlich in Nordafrika, Portugal, Frankreich, ja in Ostasten. Sie bilden gewissermaßen die Üürform einer Grabstätte, die, verglichen mit älteren, roheren Bestattun formen, wie sie auch heute noch bei manchen Naturvölkern gebräuchlich sind, von der Vorstellung ausgingen, daß die Verstorbenen zu ehren und zu schützen seien, z. B gegen die Tiere des Waldes. Das war schon ein nicht zu unterschätz nder Kultur anfang. Aus den Dolmeneinzelgräbern entwickelten sich dann die sogenannten Hünen—⸗ ketten, Massengräber, ähnlich durch, Steinsetzungen und Stein jaune geschüßt und, durch große Einze blöcke Wichter an den Flanken noch besonders kezeichnet. Sie gehören schon einer vorgeschriiteneren, der zweiten Periode der Steinzeit an und finden sich auch in Dänemark und Schweden. Eine dritte Gruppe von Ginzelgräbern ist durch das Vorhandensein einer Zugangsöffnung zum Grabinnern gekennzeichnet Sie finden sich in gutem Erhaltungs⸗ zuftande namentlich auf der schwedischen Insel, „Ostgotland“. Alle diese Grabstälten waren über der Eide, Eine vierte Gruppe eröffnet die Reihe der unterirdischen Gräber, die fortan dauernd, der feineren Empfindung des Menschen entsprechend, im Gebrauch, blieben. Sie waren 'in ihrer ersten Gestalt Steinkistengräber unter einer nicht allzu tiefen Bodendecke. In ihnen wurden die Toten meist in Hocker. stellung beigesetzt. Zahlreiche Skelettfunde, die auch in der Mark mehrfach gemacht worden sind, lassen an dieser Bestattungsweise keinen Zweifel. Gräber dieser Art scheinen in ganz Norddeutschland eine gewisse Grenze nach Süden nicht zu überschreiten, die Berlin noch sidlich läßt. Ein Vergleich nordischer Gräber mit ägyptischen, einer ehr alten Zeit angehörigen, zeigt, daß die Bessetzung der Toten in Hockerstellung hier wie dort üblich war. In diesem Puntte ist es schon mehr alls ob nicht Beeinflussung und Nachahmung vor⸗ liegt. Es sind diese germanischen Gräber, die auch auf märkischem Boden unt die Zeugnisse einer schon in der letzten Periode der Stein zeit vorhandenen gewerblichen Tätigkeit in der Herstellung von Ton⸗ gefäßen erhalten haben, Gefäßen, die sich in Gräbern finden, auch schen vor

der Zeit, da nach Einführung des Leichenbrandes sie als Urnen Verwen⸗ dung fanden. Der Vortragende erläuterte nun an zahlreichen Bildern von Gefäßen aus Gräbern, was sie uns in ihren Formen, ihrer Technik, in der Anbringung von Seitenösen und Henkeln ꝛc., vor allem in ihrem Schmuck durch auf verschledene Art ausgeführte, mehr oder weniger zierliche Muster auf ihrer Oberfläche erzählen und lehren. Ver⸗ gleichendes Studium dꝛeses jetzt sehr bedeutenden Materials fördert da in der Tat die meikwürdigsten Eigebnisse zu Tage, en ch f für wahr⸗ scheinliche Berührungen von sehr entfernt voneinander wohnenden Be völkerungen. Dr. Ki'kebusch erklärte dies an den vorgeführten Typen von Kreuzstichschmuck, von Schnurkeramik und Bandkeramik, von dem eigentümlichen Schmuck und den besonderen Formen. Die Gefäße aus dem AÄnhaltischen zeigen, was diesem Typus den Namen des Bernburger Typut eingetragen hat. Er sprach dann auch von dem Henkelstein⸗Typus aus der ö dem Gegensatz zwischen diesem und der nordischen Tiefstichkeramik, endlich von dem Rössener Typus (Thüringen), der auf eine Mischkultur zwischen der dem deutschen Süden angehörigen Band⸗ und der nor⸗ dischen Tiefstichkeramik schließen läßt, wie nicht minder auf schon vorhandene Beziehungen zu dem Kulturgebiet im Südosten unsers Erdteils. 5. Schluß seiner mit großem Beifall aufgenommenen Mitteilungen berichtete der Vortragende noch von einem merkwürdigen Funde, den er, aufmerksam gemacht durch den Pfarrer Wolfram des Dorfes Nakel bei Friesack, nahe diesem Dorfe gemacht hat, nämlich 4— 5 durch Pfostenlöcher, wie in Buch, deutlich bezeichnete Wohnplätze, die vergraben lagen unter einer 3—- 4m hohen Sanddüne. Die Seltsamkeit eines Sandhügels unter diesen Um⸗ ständen wird noch dadurch erhöht, daß sich etwa 1 m unter der Ober⸗ fläche eine Humusschicht und, an sie anschließend, eine ziemlich aus— gedehnte Branbschicht findet.

Zum Schluß sprach noch der Vorsitzende, Geheimrat Uhtes über märkische Fisch- und Krebszucht. Die seit 7 Jahren zur Einbürgerung ausländischer, meist englischer, Aalbrut getroffenen Ver⸗ anftaltungen haben den allerbesten Erfolg gehabt. Millionen junger Aale sind nach glücklicher Uberwindung aller Schwierigkeiten in den märkischen Gewässern ausgesetzt worden und gedeihen nach Wunsch und Voraussicht. Sie sind besser als die bisher aus Italien, Aegypten und der Türkei bezogene Marktware. We Männchen werben 45 50 em, die Weibchen bis 60 em lang. Die angenehme Folge ist, daß trotz der allgemeinen Pretssteigerung die alpreise bei uns eher billiger geworden sind. Noch sst man indessen über die Naturgeschichte des Aales nicht völlig im Reinen. Es werden fortgefetzt!? Studien darüber getrieben, auch in Dänemark. Von dorther ist eine Veröffentlichung darüber in naher Aussicht. Es be⸗ sseht doch ein merkwürdiger Unterschied zwischen dem Interesse, das heute, auch von den Fischern, an der Fischzucht genommen wird, und dem in vergangenen Zeiten. Heute steht im Vordergrunde die wissenschaftliche Erforschung der Lebenswelsse der Fische, der förderlichen und hinder— lichen Bedingungen, wofür der Fischer ein dankbares Verständnis be⸗ kunde, früher dagegen ein beständiges Streiten über die rechtliche Seite des Fischereibetriebez und die von Innungen, Rittern, Klöstern be⸗ gehrten Fischereigerechtigkeiten. Eine Unzahl von Bestimmungen und Verordnungen, anhebend schon um 1106, bringt von Buchwald im ersten Bande seiner „Fischerei⸗Regesten“ zur Kenntnis; im Laufe des nächsten Jahres wird das wertvolle Werk mit einem zwelten Bande geschlossen werden. Auch die Urkunden der Havel⸗ sischerei werden demnächst von Besthorn herausgegeben werden. Die alteste Fischerinnung in Deutschland, die von Würz— burg, bat vor kurzem ihr 9oo jähriges Jubiläum gefeiert. Der Vortragende hat an dem Feste in dem eigenen Hause der Innung teilgenommen und war angenehm berührt von der Pietät, mit der die alten Erinnerungen dort gepflegt und die wertvollen Reliquien aus dem Mittelalter sorgfältig in Schränken aufbewahrt werden, auch pon der achtungs vollen Behandlung und Mitfreude an der Feier durch Stadt- und Landesbehörden. Auch dort hat man indessen die Ver ehrung des Alten nicht so weit getrieben, um sich dem Geist der Neu⸗ zeit zu verschließen. Ueberall ist der Fischereibetrieb jetzt auf einem anderen Fuß wie früher. Die jungen Fischer werden in die Fischer⸗ schule geschickt, in der zugleich wissenschaftliche Unterweisung und Uebungen in den Berufsarbeiten, geboten wer zen. Eine, solche Schule mit erfreulichen Ergebnissen besteht in Friedrichs⸗ hagen. Im benachbarten Köpenick wird nun am 8. November ein Fischertag stattfinden, bei dem der Gebrauch des an der Unterelbe benutzten Wurfnetzes gejeigt werden soll. Die Förderung der. Teich⸗ fischerei gehört zu den eifrig verfolgten Aufgaben der Fischereivergins der Provinz Brandenburg. Sie gewinnt von Jahr zu Jahr größere Wichtigkeit, weil die Flußfischerei unter der Einwirkung der Industxie und ihrer Äbfallwässer zurückgeht. Kaum eine andere preußisch Provinz ist so geeignet zur Pflege diesesz Zweiges der Fischerei als die unsere wegen der großen Anzahl kleiner stehender Gewässer, Teiche, Seen, die sie besitzt, hier eingeschlossen die besonders geeigneten V orfteiche. Wie aber die Fische am besten füttern? Die Frage sorgfällig prüfend, ift man zu einem anscheinend seltsamen Mittel gelangt. Man düngt die Teiche, sage den Teichgrund, unter Umständen sogar mit Kunst⸗ dünger, um einen kräftigen Wuchs an Wasserpflanzen zu erzeugen, die eine Welt kleiner Lebewesen ernähren, die wieder den Fischen zur Nahrung dienen. Diese Bestrebungen haben einen so günstigen Erfolg gezeitigt, daß mit Unterstützung der Staatsregierung die Anlage einer große Teichwirtschaft von 30 Teichen von je einem Morgen bei Sachsenhaufen in der Nachbarschaft von Oranienburg geschaffen worden ist. Gelingt dieser Versuch, so will man das Verfahren auf die größeren und kleineren Waldseen der Mark ausdehnen. Kaum minder erfreuliche Fortschritte hat seit dem Jahrhundertanfang die märkische Krebszucht gemacht. Bekanntlich hatte eine vorher ganz un— bekannte Krankheit, die Krebspest, die früher in allen unseren Ge⸗ wässern heimische Krebszucht vorübergehend vernichtet. Die Pest war 1877 zuerst in Frankreich aufgetaucht, verbreitete sich 1878 und 79 über Süddeutschlond nach Sachsen und Mecklenburg und ver— nichtete 18829 im Oder⸗ und Elbegebiet der Mark fast alle Krebse. Seit 1895 erlosch die Seuche nach und nach, seit 1900 ist sie vollständig verschwunden und hier und da, selbst in besonders heimgesuchten Spreewald tauchen seit mehreren Jahren wieder Krebse auf. Es ist also an der Zelt, unsere an—

sa einend nicht mehr gefährdeten Gewässer wieder mit Krezsen zu be⸗ setzen. Der provinziale Fischereiverein hat sich dies zur Aufgabe ge⸗ stellt. Eine Rrebszüchterei ist bei Angermünde errichtet worden, be— stimmt, zunächst die Mark mit junger Krebszucht zu versorgen. An Stelle der früheren sogenannten „Krebsgehe ze“, in denen wahllos junge Krebse herangezogen wurden, hat man in Angermünde die Ge⸗ schlechser sorgfältig getrennt und bringt im Oktober tin Männchen und jwei Weibchen zusammen. Letztere legen je etwa 200 Eier. Die ihnen entschlüpfenden Jungen werden den Eltern sofort entzogen und in besonderem Gefäß mit gehacktem Fischfleisch gefüttert. Es scheint, daß alle diese Versuche von gutem Erfolg begleitet sind und daß Autsicht besteht, unsere Gewässer wieder, wie vor 40 Jahren noch, mit dem wohlschmeckenden Krustentier zu bevölkern.

Zur Errichtung eines van t Hoff-Denkmals und zur Begründung einer van 't Hoff⸗Stiftung hat jetzt eine große Zahl von Chemikern aller Länder einen Aufruf erlassen, der im wesentlichen folgendes enthält: „Am 1. März 1911, starb Jacobus Hendrieus van 't Hoff, einer der größten Chemiker ünserer Zeit. Er öffnete der chemischen Forschung gänzlich neue Wege nd übte dadurch auch auf verwandten Gebteten der Wrsensch s, zum Beispiel in der Medizin, so großen Ein⸗ fluß, daß seine Entdeckungen für die ganze Menschheit unmittelbaren Nutzen getragen haben. Seinen JZeitgenossen erwãchst deshalb die Pflicht, ihrer Dankbarkeit für das, was er sie gelehrt hat, durch ein bleibendes Zeugnis Ausdruck zu geben. Zu diesem Zwecke eignet sich wohl in erster Linie die Errichtung eines Denkmals, daz den Namen van 't Hoff auch außerhalb des Fachkreises der Nachwelt erhalten wird. Neben den Monumenten in Holland für Staatsmänner, Dichter und Maler errichtet, neben den Denkmälern von Liebig, Lavoister, Berzelius und Bunsen werde jetzt auch

22

van t Hoff ein Denkmal gewidmet. Amsterdam scheint uns die Stadt ju sein, wo das Denkmal zu errichten ist. Hier ist van 't Hoff ja am längsten als Universitätelehrer tätig ewesen hier hat er die meisten Schüler gebildet, hier schließlich hal er seine wichtigsten Entdeckungen gemacht und aucggearbeitet. Doch wir haben daneben noch einen weiteren Plan. Wir hoffen, daß die Beiträge uns so reichlich zugehen werden, daß wir auch eine van 't Hoff⸗Stiftung zur Förderung der Chemie, im weitesten Sinne des Wortes, gründen können, Wir sind uns bewußt, daß hierzu be⸗ trächtliche Summen erforderlich sind, doch, wir vertrauen, daß alle Schüler, Verehrer und Freunde van 't Hoffs in der ganzen Welt, ob sie den wissenschaftlichen Kreisen gehören oder nicht, es sich zur Ehre rechnen werden, einen Beitrag zu geben, um van 't Hoffs Namen dauernd der Nachwelt zu erhalten und ihm zu Ehren die Entwicklung der Chemie zu fördern. Als Sammelstelle in Deutschland dient die Schatzmeisterei der Deutschen Chemischen Gesellschaft.

Wohlfahrtspflege.

Zwecks Verbilligung der Arbeit erernährung beabsichtigt, wie die „Sozialkorrespondenz“ berichtet, die Harpe ner Berg bau⸗ Aktiengesellschaft auf ihrem Gute Geeste an der Bahnlinie Münster —Emden eine Wurst⸗- und Fleischkonservenfabrik zu errichten, um den ganzen Betrieb besser ausnützen zu können. Auf dem Gute Geeste besitzt die Harpener Bergbau⸗Aktiengesellschaft bekanntlich eine Schweinemast⸗ und Zuchtanstalt von sehr beträchtlichem Umfange, die in erster Linie zum Herstellungspreise Fleischwaren an die Ange⸗ stellten und Arbeiter abgibt. Nachdem im verflossenen Jahre zwei Mastställe für je 400 Tiere neu gebaut worden sind, betrug am 30. Juni d. J. der Zuchtschweinebestand 471 Sauen, 21 Eber, 2250 Ferkel und Zuchtschweine, während an Mastschweinen 2095 aufgestallt waren. Durch⸗ schnittlich werden im Jahre 6000 Schweine gemästet. Die Direktion der Hamburg- Amerika-⸗Linie hat beschlossen, denjenigen ihrer Beamten, die weniger als 3000 M jährliches Gehalt beziehen, mit Rücksicht auf die Teuerung der Lebensmittel vorläufig bis zum 31. März 1912 den Mittagstisch in ihren beiden Kantinen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Sie gibt dafür an die betreffenden Beamtenkategorien Bons auß. Die Fabrikleitungen in St. Ing⸗ bert lassen r ihre Arbeiter etwa 60 000 Zentner Kartoffeln, Weiß⸗ kraut usw. aufkaufen und geben diese an die Arbeiter zu niedrigem Preise ab. Während der Marktpreis der Kartoffeln dort 4,50 bis 5 S beträgt, erhalten die Arbeiter nunmehr solche für 360 M und die Bequemlichkeit der ratenweisen Zahlung an die Werkskassen. Auch Fleisch und Fische sollen demnächst im großen bezogen werden.

Eine Statistik der vereinigten deutschen Brüderhäuser zeigt, daß die Wichernsche Idee, christliche junge Männer für die Linderung der mannigfachen Nöte des Volkklebens auszubilden und hinauszufenden, immer mehr an Boden gewinnt. Nicht weniger als 3226 Berufsarbeiter der inneren Mission standen am Anfang dieses Jahres auf den verschiedensten Arbeitsfeldern. Innerhalb der letzten dret Vierteljahre ist ihre Zahl auf 5060 gewachsen. In der Stadt⸗ mission waren 141 tätig, 222 arbeiteten in der Gemeinde und Ge⸗ meinschaftspflege, 100 sind Jugendhelfer und Sekretäre, 41 Seemanns⸗ und Flußschiffermissionare, 52 wirken als Pastoren unter den aus⸗ gewanderten Deutschen Amerikas, 241 stehen in Rettungshäusern und Erziehungsanstalten, 378 sind Hausväter in Herbergen, Trinker⸗ rettungsanstalten usw.,, 42 Hausväter in Arbeiterkolonien, S6 Haushäter in Alters,, Siechen- und Feierabendhäusern, 105 selb⸗ ständige Pfleger in Idloten-, Irren⸗, Epileptikeranstalten, 8 selb⸗ ständige Krüppel⸗, Blinden- und Taubstummenpfleger, 32 Kranken⸗ pfleger, 13 Kolporteure und Gefangenenpfleger, 33 Missionslehrer und Handwerker, 680 assistierende Gehilfen in den verschiedensten Berufen, 98 genügten ihrer Militärpflicht, 581 stehen gegenwärtig in der Ausbildung in den 17 Brüderhäusern Deutschlands, und 161 sind bereits im Ruhestand. Die Ausbildungszeit dauert drei bis fünf Jahre und ist eine theoretische und praktische. Sie geschieht völlig fostenlos. Die Gehälter sind in den letzten Jahren wesentlich aufge⸗ beffert und entsprechen den der mittleren Beamten. Auch für das Alter ist hinreichend gesorgt, da jedes Brüderhaus eigene Pensions⸗ und Witwenkassen hat.

Literatur.

Von den „Meister-Novellen neuerer Erzähler“, die im Verlage von Hesse und Becker in Leipzig erscheinen, liegt ein 7. von Richard Wenz mit einer Einleitung versehener Band vor, in dem Novellen von Rud. Hans Bartsch, Ida Boy⸗Ed, El Correĩ, Otto Ernst, Emil Ertl, Wilhelm Fischer, Hans Hoffmann, Timm Kröger, Rudolf Presber, Anton Schott und Karl Söhle geboten werden (geb. 3 M). Im Durchschnitt handelt es sich bei den in diesen Band aufgenommenen Novellen um bessere Unterhaltungs⸗ lektüre; eine höhere literarische Bewertung verdient nur Ter steierische Weinfuhrmann“ von Bartsch, wohl die wertvollste aus des Dichters beliebten „Bitter⸗süßen Liebesgeschichten“. Die gemeinsame Bezeichnung „Meister⸗Novellenꝰ für die in dem Band vereinigten Erzählungen ist zweifellos viel zu hoch gegriffen.

Im Verlag von Hesse und Becker in Leipzig ist ein: Ausgabe der Deutschen Sagen von den Brüdern Grim m erschienen, die der Profesfor am Königlichen Friedrichs⸗Gymnasium in Cassel Adolf Stoll besorgt hat. Der Herausgeber hat den stattlichen Band, in dem beide Teile der Deutschen Sagen vereinigt sind, mit einer kurzen Einleitung versehen, in der -der Leser über die Entstehung des wertvollen Buches, dem Jakob und Wilhelm Grimm zehn Jahre des Sammelns widmeten, unterrichtet wird. Jeder Freund deutschen Volkstums wird es dem Verlag und dem Heraus eber Dank wissen, daß neben dem Märchenband nun auch das mit Recht einst vielgepriesene Sagenbuch der Gebrüder Grimm in einer ge⸗ diegenen und billigen Volksausgabe wieder weiten Kreisen zugänglich gemacht worden ist. Der Preis von nur 2 4 für das in Leinen ge⸗ schmackvoll gebundene Exemplar ermöglicht seine Anschaffung für de Schüler- und Volksbücherei. Außerdem sind eine feinere Ausgabe zu 3, eine Liebhaberausgabe zu 5 hergestellt. ͤ

In demselben Verlage hat der gleiche Herausgeber eine eistmalige Ausgabe der Lebenserinnerungen des jüngeren Bruders von Jakob und Wilhelm Grimm, von Ludwig Emil Grimm ver. anstaltet. Ludwig Emil war Maler und Radierer; er lebte von 1790 bis 1863 und begann sein Leben als 44 jähriger Mann zu beschreiben. Er stand nicht nur mit seinen berühmten Brüdern bis zu Ende in engstem Verkehr, fondern auch Goethe, Achim von Arnim, Brentano, Görres, Heine u. a. hervorragende Zeitgenossen sind mit ihm in Beꝛiehungen getreten. Ludwig Emil zeigt sich in diesen Lebenserinnerungen als ein trefflicher Schilderer, und der Leser gewinnt ein anschauliches Zeitbild aus seinen Aufzeichnungen. Der Herausgeber hat gründliche ünd reiche Anmerkungen zu dem Text geliefert. Das mit 39 Bild⸗ niffen und Abbildungen ausgestattete Buch kostet in Leinwand 3, in Geschenkband 4 .

Derselbe Verlag hat eine neue Ausgabe der in vielen Kreisen hochgeschätzte Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ von Wikhelm von Kügelgen herausgegeben, die durch Mit⸗ teilungen über die weiteren Lebeneschicksale des Verfassers und Auszüge aus Briefen Kügelgens beides zusammengestellt von seiner Tochter ergänzt wurden. Professor Dr Adolf Stern hat zu dem Buch, das außerdem mit zahlreichen Abbildungen versehen ist, eine Einleitung geschrieben. Der Preis dieses Bandes beträgt in Leinen 2,50 M, in Geschenkausstattung 3 .

Verkehrswesen.

Die Frist zur Erledigung von Unbestel lbarkeite mel⸗ dungen bei Paketen mit und ohne Nachnahme im Verkehr zwischen Deutschland und dem südwestafrikanischen Schutz gebiet beträgt statt 3 Monate fortab 4 Monate.