1911 / 264 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Nov 1911 18:00:01 GMT) scan diff

In einer Reihe von . wurde die Maul⸗ und Klauenseuche mit mit größter Wahrscheinlichkeit aus dem Aus⸗

Die Lungenseuche des Rindviehs trat im 4. Viertel des Berichtsjahrs in einem Gehöft auf und war am Jahresschluß wieder

Bestimmtheit oder do land eingeschleppt.

erloschen.

er Rotlauf der Schweine hat im Vergleiche zum Vorjahr

zugenommen. Es waren betroffen alle Bundesstaaten, 86 Regie— rungs⸗ ꝛc. Bezirke, 1042 Kreise 2c. (gegen 1023 im Vorjahr), 22 233

(19414) Gemeinden ꝛc., 47767 (38 970) Gehöfte. Erkrankt waren

76 357 (61 448), gefallen oder getötet 148 607 (42293) Schweine. Räumlich am stärksten verbreitet war die Seuche wiederum im öst— lichen Preußen, und zwar in dn Regierungsbezirken Bromberg (1574 Gemeinden 2c. und 3439 Gehöfte), Posen (1479 und 2868), Oppeln (1151 und 3018), Marienwerder (990 und 2196); aus den . ierungsbezirken sind auch die höchsten Erkrankungsziffern gemeldet. bekannt geworden. Schutzimpfungen gegen die Seuche wurden wiederum in mehreren Buͤndesstaaten mit gutem Erfolge vorge— nommen.

Ueber das Auftreten der Schweineseuche (einschl. Schweine⸗ pest) liegen aus allen Bundesstaaten, ausgenommen Schwarzburg— Sondershausen, Mitteilungen vor. Gegenüber dem Vorjahr hat die Seuche im Berichtsjahr eine größere Ausdehnung erlangt. Es waren betroffen 83 Regierungs. 2c. Bezirke (34 im Vorjahre), 855 (837) Kreise ꝛc., 8697 (8436) Gemeinden ꝛ2c., 15 696 (14 368) Gehöfte. Erkrankt sind 85 632 Schweine (gegen 55 582), gefallen oder getötet 66 146 (60 579). Hohe Erkrankungsziffern sind gemeldet aus den Regierungsbezirken Oberbayern (10 185). Schleswig (9850), Hannover (3941), Stade (3721), Hildesheim (3478) und aus Bremen (3409). Aus dem Ausland wurde die Seuche 1 mal eingeschleppt.

Die Geflügelcholera hat im Vergleiche zum Vorjabr zuge— nommen. Es wurden von der Seuche betroffen 72 (gegen 68) Regie⸗ rungs⸗ ꝛc. Bezirke, 358 (292) Kreise ꝛe., 830 (668) Gemeinden zꝛc. und 1582 (1186) Gehöfte. Gefallen oder getötet sind 18028 Hühner (gegen 11538 im Vorjahre), 271 350 (9453) Gänse, 4293 (4094) Enten, 146 (135) Tauben, 369 (356) Stück anderes Geflügel, zu⸗ sammen 44126 (25 395) Stück Geflügel. Die höchsten Verlust⸗ ziffern weisen nach die Regierungs- ꝛc. Bezirke Potsdam (13 870), Bromberg (4424), Neckarkreis (2502), Posen (22115, Frankfurt (2046) und Oberbayern (1425). Durch ausländisches Geflügel ist die Seuche in zahlreichen Fällen, meist aus Rußland, vereinzelt aus Oesterreich⸗ Ungarn und Italien, in das Gebiet des Deutschen Reichs ein— geschleppt worden.

Die Hühnerpest wurde im Berichtsjahr aus 12 Bundesstaaten gemeldet und hat dem Vorjahr gegenüber zugenommen. Betroffen wurden 40 (gegen 20) Regierungs⸗ 2c. Bezirke, 58 (24) Kreise ꝛe., 67 (24) Gemeinden ꝛc. und 338 (35) Gehöfte. Die Verluste an ge⸗ fallenen oder getöteten Tieren betrugen 4193 Stück Geflügel (gegen 1028 Stück im Vorjahre). Aus Rußland und Oesterreich⸗Ungarn wurde die Hühnerpest mehrmals eingeschleppt.

Fälle von Influenza der Pferde sind seit 1. Oktober 1908 einheitlich für das ganze Reich gemeldet worden. Die räumliche Ver—= breitung der Seuche ist im Berichtsjahr gegenüber dem Jahre 1909 zurückgegangen, dagegen sind mehr Erkrankungsfälle zur Anzeige ge— kommen. Betroffen waren 19 Bundesstaaten (gegen 23 im Jahre 1909), 74 (78) Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke, 384 (449) Kreise 2c, 1039 (12495)

Gemeinden ꝛc. und 1747 (2042) Gehöfte. Erkrankt sind an Brust⸗ seuche und Pferdestaupe zusammen 8024 (7631) Pferde; gefallen oder getötet sind 754 (753) Pferde. Aus dem Ausland ist die Seuche mehrmals eingeschleppt morden, auch wurden 1 Pferdetransport und 5 einzelne Pferde wegen dieser Seuche von der Einfuhr in das Gebiet des Deutschen Reichs zurückgewiesen.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Viehofe zu Cöln am 6. No— vember 1911.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Donnerstag, eine Aufführung von Lortzings komischer Oper Der Waffenschmied“ statt. In den Hauptrollen sind die Damen Dietrich, von Scheele⸗ Müller, die Herren Mang, Bronsgeest, Lieban, Krasa und Alma beschäftigt. Dirigent ist der Kapellmeister Blech. Das Konzert am Bußtage, veranstaltee vom Königlichen. Opern⸗ chor unter der Leitung des Kapellmeist ers Leo Blech und des Chor—

inschleppungen der Seuche aus dem Auslande sind nicht

direktors Professors Rüdel, sowle unter Mitwirkung der Königlichen Kammersängerin Frau Goetze, der Königlichen Sänger Herren Bischoff, Bronsgeest, Kirchhoff und Krasa, bringt aus Richard Wagners Fe f nn. das Vorspiel, den Karfreitagszauber, die Abendmahls⸗ feier und Titurels Totenfeier.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen H. Suder⸗ mannt Tragödie „Der Bettler von Syrakus“ wiederholt. Zur Feier des 160. Todestages Heinrich von Kleists (21. November) wird eine Aufführung des ergreifenden Fragments „Robert Guiscard“ vor— bereitet, das zugleich mit dem ‚Zerbrochenen Krug“ in Szene gebt.

Im Schillertheater Charlottenburg findet am Freitag, den 10. November, zur Feier von Schillers Geburtstag die erste Auf⸗ führung von „Don Carlos“ statt. Die Titelrolle spielt Conrad Wiene. Die Regie führt Wilhelm Roentz.

einrich Manns Drama „Schauspielerinꝰ wird im Theater i. d. Köntggrätzer Straße in Abänderung des Spielplans morgen, Donnergtag, aufgeführt. Gestern fand daselbst die 50. Wiederholung von Max Dauthendeys „Spielereien einer Kaiserin“ in der Besetzung der Uraufführung, mit Tilla Durieux in der Rolle der Kaiserin Katharina J. von Rußland, den Herren Hartau als Zar Peter und Lindner als Menschikoff, statt. Das stark besetzte Haus zeichnete sämtliche Mitwirkenden, besonders Frau Durieux, durch lebhaften Beifall aus.

In der Komischen Oper wird morgen und am Freitag Sibirien“ aufgeführt. Am Sonnabend und Sonntagabend geht in Abänderung des Spielplans Verdis Oper „Der Troubadour“ in Szene, Sonntagnachmittag wird die Lortzingsche Oper „Der Waffen schmied' zu bedentend ermäßigten Preisen gegeben.

Die alljährlich vor Weihnachten im Thaliatheater statt— findenden Kinder Nachmittagsvorstellungen beginnen am Sonnabend, den 11. November (4 Uhr). Aufgeführt wird „Snee⸗ wittchen“; die Hauptrollen sind mit bekannten Künstlern besetzt.

Die „Orestie“ wird Freitag unter der Leitung von MaxRein— bardt im Zirkus Schumann mit den Damen Anna Feldhammer (Klytämn stra), Mary Tietrich (Kassandra), Johanna erwin (Elektra), Margarete Kupfer (Kilissa) und den Herren Alexander Moissi (Ortstes), Wilhelm Diegelmann (Agamemnon), Joseph Klein (Aigisthos), Joseph Da egger (Herold) und Alfred Breiderhoff (Wächter) dargestellt. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr.

Der Königliche Hof⸗ und Domchor veranstaltet eine Wiederholung des am 24. Oktober in der Singakademie gegebenen Konzerts unter Leitung seines Direktors, Professors Hugo Rüdel, am Montag, den 13. d. M., Abends 8 Uhr, im Dom, unter Mitwirkung der Konzertsängerin E. von Pander⸗Hartmann, des Violinvirtuosen Professors Klingler und des Königlichen Musik— direktors B. Irrgang. Billette sind bei Bote u. Bock, an den , , , von A. Wertheim und in der Domküsterei (Portal XI) zu haben.

In der Garnisonkirche (Neue Friedrichstraße) veranstaltet am 24. November, Abends 8 Uhr, zum Besten des Kirchenchors der Kaiser Friedrich Gedächtniskirche dessen Dirigent Rudolph Fiering ein geistliches Konzert mit dem Blüthner— Orchester, bei dem das Requiem von Cherubini, das 1. Orgel— konzert von Händel und eine Bach-Kantate aufgeführt werden sollen.

Mannigfaltiges. Berlin, 8. November 1911.

Der Hofschauspieler August Jun kermann wird auch in diesem Jahre im Architektenhause eine Anzahl Fritz Reuter Aben e veranstalten. Der erste Abend findet am Sonntag, 12. November, statt. Das Programm wird auch die hervorragendsten Nummern der im vorigen Jahre unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin veranstalteten Fritz Reuter⸗ Feier bringen.

Hohensalza, 7. November. (W. T. B.) Der „Kujawische Bote“ meldet: Heute vormittag ist ein Haus in der Olowerstraße, etwa 150 m von der neuen katholischen Marienkirche entfernt, deren Nordportal am Karfreitag 1968 in die Tiefe sank, zur Hälfte eingestürzt Auch in diesem Falle versanken die Trümmer in die Erde und rissen sämtliche Möbel mit sich. Die Bewohner des Grundstücks konnten sich noch rechtzeitig in Sicher heit bringen. Die Einstürze dauern fort. Die Unfallstelle ist von Polizei, Militär und Feuerwehr abgesperrt.

Cuxhaven, 7. November. (W. T. B.) Dampfer „Elswick House“ ist mit schweren Deckschäden aus See zurückgekommen. Er hat zwei seiner Boote verloren und zwei Mann sind über Bord gespült worden. Die nor— wegische Bark Comet ist ebenfalls aus See mit verschiedenen Deckschäden hierher zurückgekommen.

Fulda, 8. November. (W. T. B.) In Hettenhausen in der Rhön sind gestern nachmittag durch einen Brand achtzehn Häuser eingeäschert worden.

Essen (Ruhr), 7. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge— meldet: Heute früh um 12 Uhr 45 Minuten entgleiste in Kilometer 117,, der Strecke Mülheim Styrum Mülheim (Ruhr) die Zuglokomotive des Zuges D 9 Cöln Berlin mit der vorderen Tenderachse aus unbekannter Ursache. Personen wurden nicht verletzt. Der Zug fuhr mit 20 Minuten Verspätung weiter.

Paris, 7. November. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern de Selves eröffnete heute die interngtiongle Sanitäts— konferenz, auf der 41 Staaten vertreten sind. Zum Vorsitzenden der Konferenz wurde der französische Botschafter in Rom Barroöre ernannt. An der heutigen Sitzung nahm auch der Vertreter Deutschlands, Freiherr von der LanckenWakenitz, teil.

St. Petersburg, 7. November. (W. T. B.) Räuber über⸗ fielen gestern abend das Stationsgebäude der Station Sziri von der transkaukastschen Bahn, töteten den Stationschef und Polizisten, verwundeten den Gehilfen des Stationschefs schwer, beraubten die Kasse und entflohen unerkannt.

Pult usk (Gouvernement Warschau), 7. November. (W. T. B.) Der Ballon „Hildebrand“ des Berliner Vereins für Luftschiffahrt (Führer: Zahnarzt Thormeyer, Mitfahrer: Frau Thormeyer sowie die Herren Schmitz und Neumann), der gestern abend 11 Uhr in Bitterfeld aufgestiegen war, ist heute früh 7 Uhr bei Pultusk im Walde gelandet.

Johannisburg, 7. November. (W. T. B.) Durch ein— hrechendes Gestein wurden heute in der Primrosemine ein Europäer getötet und 50 Schwarze verschürtet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Berlin, 8. November. (W. T. B.) Entgegen den im Auslande verbreiteten Meldungen, daß nach den Ereignissen vom 253. Oktober den italienischen Truppen in Tripolis der Befehl gegeben worden sei, die Araber, in deren Händen Waffen gefunden würden, zu er— schießen, daß aber infolge der Unzufriedenheit und Klagen der Truppen der kommandierende General den Befehl dahin abgeändert habe, daß alle Araber, die in dem berechtigten Verdacht ständen, gegen die Italiener Waffen geführt zu haben, erschossen werden sollten, erklärt die italienische Botschaft in Berlin, daß nach einem bei der Königlichen Regierung in Rom eingegangenen Bericht des Ober⸗ befehlshabers in Tripolis kein derartiger Befehl erteilt worden sei. Dank dem Edelmut der italienischen Truppen seien sogar Araber, die Waffen geführt haben, nur fest— genommen und nach Italien gebracht worden. Eine An⸗ zahl der wieder in Freiheit gesetzten Araber hätten gestern wieder italienische Truppen hinterrücks beschossen.

Mukden, 8. November. (W. T. B.) Die chinesische Polizei ist durch Mandschus ersetzt worden. Die neuen Truppen wurden aus der Stadt entfernt und die Bewachung der Stadt wurde einer Mandschuabteilung von 5000 Mann übertragen. Aus dem Süden treffen in Massen Flüchtlinge ein, von denen die meisten nach Norden weiterziehen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und 9

Zweiten Beilage.)

ö 2 . *.

Der englische

Theater.

Königliche Schanspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 239 Abonnementsvorstellung. Der Waffen⸗ r,. Komische Oper in drei Akten von Albert

ortzing. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Regie: Herr Regisseur Bachmann. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 248. Abonnements vorstellung. Der Bettler von Syrakus. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiel von Hermann Sudermann. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. An⸗ fang 741 Uhr.

Freitag: Opernhaus. Mittags 12 Uhr: Sym⸗ phoniematinee. Abends 7 Uhr: III. Sym phoniekonzert der Königlichen Kapelle jum Besten ihres Witwen- und Waisenfonds. Dirigent: Herr Generalmusikdirektor Dr. Richard Strauß.

Schauspielbaus. 249. Abonnementsvorstellung. (Schillers Geburtatag.) Die Räuber. Ein Schau, spiel in fünf Aufzügen von Schiller. (Herr Dr. Bobrik als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Dentsches Theater. Donnerstag, Abends 7 uhr:

Turandot. Freitag: Hamlet. Sonnabend: Turandot. Freitag, 10. November: Die Orestie im „Zirkus Schumann“. Kammerspiele.

Donnerstag, Abends 7 Uhr: Zum ersten Male: Nathan der Weise.

Freitag: Gam au.

Sonnabend: Nathan der Weise.

Berliner Thenter. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Coeur As. Komödie in vier Akten und einem Vorspiel von E. Orczy.

Freitag: Bummelstudenten.

Sonnabend, Nachmittags 33 Uhr: Ein Fallisse⸗ ment. Abends: Coeur As.

Theater in der Köͤniggrätzer Straße. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Schauspielerin.

Freitag: Hundstage.

Sonnabend: Spielereien einer Kaiserin.

CLesstngtheater. Donnerstag, Abends 75 Uhr: Rosmersholm.

Freitag: Das weite Land.

Sonnabend: Glaube und Heimat.

Neues Schauspielhaus. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Alt Heidelberg.

Freitag: Hans Sonnenstößers Höllenfahrt.

Sonnabend, Nachmittags 35 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. Abends: Hanus Sonnenstößers Höllenfahrt.

Komische Oper. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Sibirien. Musikdrama in 3 Akten von Prof. Luigi Illica. Musik von Umberto Giordano.

Freitag: Sibirien.

Schillertheater. O. (Wallnertheater) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Antigone. Tragödie von Sophokles, übersetzt und für die Bühne be— arb itet von Adolf Wilbrandt.

Freitag: Madame Sans Géne.

Sonnabend: Zopf und Schwert.

Charlottenburg. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Es lebe das Leben. Drama in fünf Akten von Hermann Sudermann.

Freitag: Zur Feier von Schillers Geburtstag: Zum ersten Male: Don Carlos.

Sonnabend: Don Carlos.

Theater des Westens. (Station: Zoolonischer Garten. Kantstraße 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Dame in Rot. Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Robert Winterberg.

Freitag und folgende Tage: Die Dame in Rot.

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236) Bis auf weiteres geschlossen.

Residenzthenter. (Direktion: Richard Alexander. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ein Walzer von

Barr. Für die deutsche Bühne bearbeitet von

Bolten⸗Baeckers. Freitag und folgende Tage: Ein Walzer von Chopin.

Thaliathenter. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Polunische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von J. Gilbert.

Freitag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗ schaft. -

Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Kindervorstellung: Sneewittchen.

Trianontheater. (GHeorgeastraße, nahe Bahnbof Friedrichstt) Donnerstag. Abends 3 Uhr: Mein Baby. Burleske in drei Akten von Margaret Mayo.

Freitag und folgende Tage: Mein Baby.

Konzerte. Königl. Hochschule für Mnsth. Donners

tag, Abends 3 Uhr Konzert des Wietrowetz⸗ Quartetts. Mitw.: Felicia Dietrich⸗irch⸗ dorffer, Prof. Hugo Becker und Prof. Oscar Schubert.

Philharmonie. Donnerstag, Abends 8 Uhr: 2. Fesikonzert des Berliner Lehrergesang⸗ vereins, Dirigent: Prof. Felix Schmidt. Mitw.: Carlo Guaita (Cello) und Wilhelm Scholz (Klavier).

Singakademie. Donnerstag, Abends 73 Uhr: Komposiionsabend von Dr. Gerhard von Keußler. Mitw. Arminius Baldner (Gesang)

und Königl. Musikdirektor Bernhard Irrgang (Orgeh.

Saal Bechstein. Donnerstag, Abends 8 Uhr:

Liederabend von Maxim. Troitzsch. Am Klavier: Otto Bake.

Beethoven nal. Donnerstag, Abends 8 Uhr:

Chopin. Schwank in drei Akten von Köroul und Klavierabend von Leopold Godowaky.

Klindmorth⸗Scharwenka - Sag. Donners tag, Abends 8 Uhr: Konzert von Margarete (Gesang) und Walter (Klavier) Meyer Radon.

Harmaniumsaal. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Loevensohns 2. Konzert. Moderne Kammermusik.

r . =.

Zirhus Schumann. Donnerstag, Abends 79 Uhr: Große Galanorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. Um 9J Uhr: Vas Manegeschaustuͤck: 10090 Jahre auf dem Meeresgrund. Ent⸗ worfen und inszeniert vom Direktor Albert Schumann.

Freitag: Keine Zirkusvorstellung, sondein Aufführung des „Deutschen Theaters“: Die Orestie. Anfang 8 Uhr.

Zirkus Busch. Donnerstag, Abends 74 Uhr: Große Galavorstellung. I. a. Karl Hagenbecks Schimpansen „Max und Moritz“ (bisher uner— reichte Dressurleistung). Zum Schluß: U 20, Originalausstattungsstück des Zirkus Busch in fünf Bildern.

c / ä Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Hildegard Runge mit Hrn. Regierungebauführer Dipl-Ing. von Schneide⸗ messer (Halle a. S. Berlin).

Verehelicht: Hr. Rittmeister a. D. Einst von Schöning mit Frl. Mathilde von Winteifeld (Läbtow bei Pyritz, PdoVwum.— Berlin).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Justizrat Eschen— bach (Berlin).

Gestorben: Hr. Regierungsrat a. D. Dr. jur. Albert Türcke (Dan nig). Hr. Hermann von Loga (Wichorsee bei Reinaus. Hr. Adolf Fließbach⸗Prüssau (Danzig).

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Erfte Beilage

zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

3 26 *.

Deutscher Reichstag. 200. Sitzung vom 7. November 1911, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste und event. zweite Beratung des Handels- und Schiffahrtsvertrages zwischen dem Deutschen Reiche und Japan nebst zuge— hörigem Zollabkommen.

Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:

Meine Herren! Durch das Gesetz vom 15. Juni dieses Jahres, betreffend die einstweilige Regelung unserer Handelsbeziehungen zu Japan, ist bestimmt, daß erstens der Bundesrat ermächtigt sein soll, für den Fall des Zustandekommens eines Handelsvertrags mit Japan diesen Handelsvertrag vorläufig in Kraft zu setzen, zweitend dem Reichstag die endgültige Bestätigung dieses Vertrags vorzubehalten ist, und daß drittens, falls diese Genehmigung nicht erteilt werden sollte, der Vertrag bis spätestens 31. Dejember 1912 außer Kraft zu setzen ist. Diesen Bestimmungen entspricht der Ihnen vorliegende Vertrag in der Weise, daß neben den allgemeinen Kündigungsbestimmungen eine besondere Kündigungs— klausel eingefügt ist, die beiden vertragschließenden Teilen die Be⸗ rechtigung gibt, bis zum 31. März nächsten Jahres den Vertrag mit Wirksamkeit vom 31. Dezember nächsten Jahres zu kündigen.

Meine Herren, Sie wissen, welche Gründe zu dieser außer— gewöhnlichen geschäftlichen Behandlung dieser Angelegenheit geführt haben. Die Gründe sind Ihnen bei Gelegenheit der Beratungen im Frühjahr eingehend dargelegt worden. Sie wissen, daß Japan einen neuen Zolltarif geschaffen hat, der am 17. Juli dieses Jahres in Kraft getreten ist, daß Japan zum gleichen Termin seine sämtlichen Handelsverträge gekündigt hatte und daß die alsbald nach erfolgter Kündigung eingeleiteten Verhandlungen nicht soweit gefördert werden konnten, daß eine Genehmigung des neuen Vertrags durch den Reichs tag vor dem Erlöschen des alten möglich gewesen wäre.

Dieselben Schwierigkeiten, die uns dazu genötigt haben, Ihre Ermächtigung zu einer vorläufigen Inkraftsetzung des Vertrags zu erbitten, haben sich auch bei anderen Staaten herausgestellt. Sie werden aus der Denkschrift zu dem Vertrag entnehmen, daß auch andere Staaten, zum Beispiel Frankreich, ähnllche Wege haben gehen müssen wie wir.

Der Kommission, der Sie im Frühjahre die Beratung der vor⸗ bereitenden Vorlage überwiesen hatten, sind von mir eingehende Mitteilungen gemacht worden über den damaligen Stand der Ver⸗ handlungen, über deren voraussichtliche Ergebnisse, über die all⸗ gemeinen Richtllnien des Vertrags und über die voraussichtlich zu stellenden Forderungen und zu gewährenden Konzessionen. Diesen damals gemachten und in der Kommission grundsätzlich gut⸗ geheißenen Mitteilungen entspricht der Vertrag. Er entspricht insbesondere in einem Punkte einem in der Kommission geäußerten Wunsche. Es war dort seitens des Herrn Abgeordneten Speck ein Antrag eingebracht, dahingehend, daß in dem Vertrage keine Er— mäßigung von Zollsätzen verabredet werden sollte, welche noch unter die in den abgeschlossenen Handelsverträgen zugebilligten Zollherab— setzungen heruntergehen. Ausnahmen hiervon sollten nur zulässig sein, soweit es sich um solche japanischen Erzeugnisse handelt, die den deutschen Erzeugnissen keine unmittelbare Konkurrenz machen. Ich habe damals bereits zugesagt, daß der Vertrag diesen Bedingungen entsprechen werde, und er entspricht denselben.

Auch in der Foim zeigt der Ihnen jetzt vorliegende Vertrag eine Abweichung von der sonst gebräuchlichen. Sie finden einen Handels—⸗ und Schiffahrtsvertrag, der die allgemeinen Handelsverhältnisse regelt, und Sie finden daneben einen besonderen Vertrag, ein Tarifabkommen, beide mit Meistbegünstigung, der eine im Jahre 1923, der andere 1917 ablaufend. Diese Trennung des Stoffes in zwei Verträge entspricht zunächst einem japanischerseits ausgesprochenen Wunsche. Er schien uns aber auch für den vorliegenden Fall be⸗ rechtigt, weil es einmal wünschenswert erschien, die all— gemeinen Bestimmungen des Handels- und Schiffahrtsvertrages zu demselben Termin ablaufen zu lassen, wie die zwischen Großbritannien und den übrigen größeren Staaten und Japan abgeschlossenen Ver⸗ träge, während es andererseits nicht zweckmäßig erschien, das Tarif— abkommen über den Termin hinaus laufen zu lassen, an dem der größte Teil unserer wichtigsten Handelsverträge abläuft. Aus diesem Grunde finden Sie also zwei Verträge, die diejenigen Bestimmungen enthalten, die sonst bei uns in einem Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag enthalten zu sein pflegen.

Was nun den Handels- und Schiffahrtsvertrag betrifft, so ent⸗ hält er in allen wesentlichen Bestimmungen dasselbe, was in dem ab— gelaufenen Vertrage von 1896 stand, und im wesentlichen das, was in den anderen neuen Verträgen von Japan, insbesondere in den Ver—⸗ trägen zwischen Großbritannien und Japan enthalten ist.

Einige Abweichungen gegen den bisher geltenden Vertrag zeigt der Handels, und Schiffahrtsvertrag: Als Plus gegen den bis⸗ herigen Vertrag ist zu verzeichnen, daß den deutschen Staats— angehörigen unter gewissen Voraussetzungen das Recht eingeräumt ist, Grundbesitz zu erwerben; als Plus gegen bisher ist ferner zu ver— zeichnen, daß in dem Handelsvertrag Bestimmungen über den Verkehr der Handlungsreisenden in Japan und über die zollamtliche Behand⸗ lung der von ihnen eingeführten Muster enthalten sind.

Ein Minus gegen den bisherigen Vertrag enthält der neue Ver— trag in sofern, als das Zugeständnis der Küstenschiffahrt zwischen den vier großen, dem Verkehr geöffneten japanischen Häfen, das in dem früheren Vertrage enthalten war, in dem neuen Vertrage nicht enthalten ist. Die Gründe, weshalb dieses Zugeständnis in dem Vertrage nicht hat erreicht werden können, sind in der Be—⸗ gründung eingehend dargelegt. Ich erinnere daran, daß Japan schon bei Abschluß des Vertrages von 1896 ausdrücklich erklärt hatte, daß diese Vergünstigung in einem neuen Vertrage nicht würde Platz finden

können. Im übrigen befinden sich die anderen an der Schiffahrt in

Berlin, Mittwoch, den 8. Nopenher

Japan interessierten Staaten, insbesondere Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika auch bier in derselben Lage wie wir.

Was das Zollabkommen betrifft, so enthält es für eine be⸗ schränkte Anzahl von Positionen beiderseits Herabsetzungen bezw. Bindungen der Zölle.

Was die Konzessionen anlangt, die die apaner in ihrem Tarif zu unseren Gansten gemacht haben, so handelt es sich dabei in erster Linie um Oberleder, Teerfarbstoffe, Kammgarne, halbwollene Gewebe und Packpapier. Die vereinbarten Gimäßigungen bezw. Bindungen kommen 28 o,o der deutschen Ausfuhr nach Japan in einem Werte von etwa 25 Millionen Mark zugute. Unsere Konzessionen Japan gegenüber beziehen sich ausschließlich auf japanische Spezialitäten. Es sind herabgesetzt die Zölle auf Japanwachs, auf Agar-Agar, auf feine Binsenmatten und Lackwaren, dazu kommt Bindung des bestehenden Zolls auf Stroh⸗ und Hanfgeflechte, Perlmutterknöpfe und die im Handel als Habutae bezeichneten japanischen Seidengewebe und eine geringe Zollermäßigung auf Taschentücher aus diesem Gewebe.

Daneben ist, wie ich schon bemerkt habe, uns die Meist⸗ begünstigung zugesichert, die auch unsererseits Japan gegeben ist. Da auch Großbritannien und Frankreich mit Japan Tarifabkommen getroffen haben, deren Positionen zum Teil auch unsere Ausfuhr be— rühren, so ist anzunehmen, daß die beiderseits gewährte Meist— begünstigung in einem richtigen Verhältnis steht, wenn man nicht ganz genau läßt sich das nicht schätzen sogar zu dem Ergebnis kommt, daß die japanische Meistbegünstigung nach Lage der Dinge für uns einen größeren Wert hat als die deutsche Meistbegünstigung für Japan.

Das, meine Herren, sind die wesentlichen Bestimmungen des Ver— trages. Der Vertrag ist über drei Monate in Kraft. Ich bin aber nicht in der Lage, über seine Wirkung bei der Kürze der Zeit seines Bestehens irgend welche Angaben zu machen. Ich nehme an, daß meine Ausführungen Sie davon überzeugt haben, daß der Vertrag dem entspricht, was meinerseits im vorigen Frühjahr Ihrer Kommission gegenüber in Aussicht gestellt war.

Abg. Dr. Pie per (Zentr.): Meine Freunde begrüßen den Ab⸗ schluß des neuen Vertrages mit Japan, der nicht nur die Meist— begünstigung, sondern auch Zolländerungen bringt, auf die Deutschland Wert legen muß. Für manche Waren ist eine Zollermäßigung erreicht worden, es kann aber immerhin zweifelhaft sein, ob sie genügen wird. Allerdings hat auch Deutschland Zrgeständnisse machen müssen, und da ist zu bedauern, daß diese . im großen ganzen auf eine Industrie gelegt sind, die schon bisher leidtragend gewesen ist. Japan legte aber immer besonderen Wert auf diese Zugeständnisse Es handelt sich um die deutsche Seidenindustrie. Frankreich hat im wohlverstandenen Interesse seiner Seidenindustrie einen hohen Schutzzoll eingeführt. Auch die deutsche Seidenindustrie hätte auf eine Erhöhung des Zollsatzes von 300 Anspruch erheben können. Zum mindesten hätte sie aber verlangen können, daß, wenn diese 300 vorläufig nicht zu ändern gingen, nicht eine Gewichts— einheit zugestanden wäre, die für die deutsche Seidenindustrie schweren Schaden bringt. Die Sachlage für die deutsche Seidenindustrie ist dadurch bedeutend schlimmer geworden. Denn da man als untere Gewichtsgrenze auf den handelsüblichen Gewebestreifen 3 Momme für zutreffend erachtet hat, 4m Gewebefläche also wenigstens 12, 92 9 wiegen muß, ist die Möglichkeit gegeben, daß zu diesem Zollsatz auch undichte Gewebe eingeführt werden können, die eigentlich zu 1000 oder 1590 M für den Doppel enter zu verzollen sind. Es entsteht so auch die Frage, daß auch andere Selden produzierende Länder leichte Ge⸗ webe bei uns einführen können und dadurch die deutsche Industrie schädigen. Die Festsetzung dieser Gewichtsgrenze hat in der Seidenindustrie Be⸗ stürzung hervorgerufen. Besonders die niederrbeinische Seiden- und Samtindustrie wird darunter sehr zu leiden haben, und mit ihr auch die Büigerschaft großer Orte, die eine große Seidenindustrie haben. Die Seidenindustrie steht schon immer vor dem bangen Gefühl, daß ein Wandel in der Mode oder irgend eine Schwierigkeit auf dem Weltmarkt eintreten könnte. Umsomehr hätten die Regierungen die Verpflichtung gehabt, die Seidenindustrie zu schützen und nicht auf Kosten der Seidenindustrie Zugeständnisse für andere Industriezweige zu erringen, wie für die Farbenindustrie, die Baumwollindustrie und die Maschinenindustrien. Die Regierung müßte jetzt wenignens die Erklärung abgeben, daß sie bei der Aufstellung eines neuen Zolltarifs alles daran setzen werde, daß für die japanischen Erzeugnisse in Zukunft ein höherer Zoll festgesetzt wird. Bei Ver⸗ gebung öffentlicher Lieferungen werden in Japan seit Jahren auf⸗ fälligerweise englische und amerikanische Maschinen bevorzugt, ja sogar dann, wenn, von deutscher Seite billigere Angebote kommen. Die deutsche Regierung müßte auch dafür sorgen, daß die Haltung der amtlichen Stellen in Japan in dieser Hinsicht geändert wird. Auch den Wunsch möchte ich noch aussprechen, daß die Bestrebungen in Japan, die Kenntnis der deutschen Sprache mehr und mehr zu verbreiten, im Interesse von Handel und Gewerbe unterstützt werden mögen. Von dem Gange der Verhandlungen und insbesondere von der gewünschten Erklärung des Staatssekretärs werden meine poli tischen Freunde es abhängig machen, ob sie den Vertrag gleich an— nehmen oder eine Kommissionsberatung fordein wollen. Abg. Dr. Stresem ann (ul): Die uns gemachte Vorlage ist. insofern sehr unübersichtlich, als daraus nicht ohne weiteres zu ersehen ist, was sich gegen den bisherigen Zustand durch den neuen Vertrag geändert hat. Der neue Vertrag ist ein Beweis für die außerordentliche Erstarkung Japans als Industrieland; sein Wett— bewerb wird heute in Deutschland wie auf dem Weltmarkt gespürt. Besonders die japanische Hausindustrie liefert ihre Produkte zu ganz außergewöhnlich billigen Preisen. Immerhin ist im direkten Verkehr zwischen Deutschland und Japan unsere Handels⸗ bilanz noch eine aktive. Die Situation unserer Unterhändler war von vornherein schwierig, zumal die Hochschutzwelle, die durch alle Länder geht, auch Japan nicht unberührt gelassen hat. Einige Herab⸗ setzungen der japanischen Zölle sind erreicht worden, anderseits haben wir erhebliche Zugeständnisse machen müssen. Wenn man die Wünsche und Klagen der deutschen Seidenindustrie richtig würdigen will, muß man Arbeitslöhne und Arbeitszeit beider Länder in dieser Industrie ins Auge fassen. Der Durchschnittslohn beträgt in Japan jährlich nur 210 9ο gleich 100 Jen; die Arbeitszeit umfaßt in Japan 300 Arbeitstage zu 14 Stunden erklusive der Pausen; 4200 Arbeitsstunden dort stehen bei uns nur. 2880 gegenüber, der Lohn in Deutschland ist etwa der vierfache desfsen in Japan. Daraus ist klar ersichtlich, wie schwierig für diese Industrie die Konkurrenz auf dem Weltmarkte sich gestaltet. 2 8 . . n z [ 9 J 8 Die deutsche Seidenindustrie wird nun gleichwohl vom Reichstage nicht verlangen, daß er den Handelsvertrag ableznt; sie wird sich darein finden müssen, in gewissem Sinne als Kompensationsobjekt zu gelten. Auch dieser Handelspertrag hat nur unter außer— gewöhnlich ungünstigen Umständen zustande gebracht werden können. Bei künftigen Handelsverträgen werden wir ebensowenig durch⸗

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greifende Vorteile erzielen können, wenn sie ohne weiteres die Meistbegünstigung konzedieren. Das Prinzip der Meistbegünstigung muß reformiert werden; auch Amerika denkt gar nicht mehr daran, diesen Begriff noch weiter so festzubalten, wie wir es bisher getan haben; Amerika hat sich trotz der Meistbegünstigung das Recht vor⸗ behalten, mit einzelnen Staaten noch Vorzugstarife zu vereinbaren. An allen Ecken und Enden begegnen wir neuen Schwierigkeiten für unseren Export und für die Aufrechterhaltung unserer Auslands beziebungen. Frankreich zieht rücksichtslos auch die Verpackung der Seidenfabrikate zum Zoll für die Seite selbst heran; das ist eine ganz unberechtigte Zollerhöhung. Die verbündeten Regierungen haben ja bereits den Handelskammern und den Industri verbänden mit⸗ geteilt, daß sie in dieser Beziehung vorstellig geworden sind; viel⸗ leicht bekräftigt der Staatssekretär das auch hier noch ausdrücklich. Wir glauben den Vertrag annehmen zu können und nach Lage der Dinge annehmen zu müssen, halten auch Kommissionsberatung nicht für erforderlich.

Abg. Kaempf (fortschr. Volksp.): Die Erleichterung des Grunderwerbs in Japan darf als ein Fortschritt bezeichnet werden. Im übrigen aber hat wobl niemand eine Freude an dem Vertrage. Es ist ein geringer Trost, daß auch andere Staaten ebenso schlimm daran sind wie wir. Der deutsche und französische Text des Vertrages stimmt nicht genau überein und gibt zu einer verichiedenen Auslegung Veranlassung. Wenn nun auch niemand eine Freude an dem Ver⸗ trage hat, so wird doch wohl nichts übrig bleiben, als ihn zu akzep⸗ tieren. Auf die Benachteiligung der Seidenindustrie ist schon hin

gewiesen worden. Diese Benachteiligung haben die Handelskammern

von Crefeld und Elberfeld besonders betont, sich aber beschieden. Haben nun andere Industriezweige einen Vorteil von dem neuen Ver⸗ trage? Bei näherem Zusehen ergibt sich, daß die Herabsetzung der Zollsätze, z. B. bei Teerfarben, nur gegenüber dem neuen japanischen Zolltarif gilt, nicht gegenüber dem alten Vertrage. Legt man diesen zugrunde, so kommt man zu ganz außerordentlichen Erhöhungen. Ueber die Meistbegünstigungsklausel mag man ja verschiedener Mei⸗ nung sein, den Vorteil hat sie aber jedenfalls, daß der Handel mit festen Verhältnissen rechnen kann. Der neue Vertrag zeigt, daß es so nicht weitergehen kann. Die Industriezölle müssen abgebaut werden.

Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:

Meine Herren! Der vorliegende Handelsvertrag hat fast sämt⸗ lichen Herren Rednern Anlaß gegeben, über die durch diese Vorlage akut werdenden Fragen hinaus allgemeine Betrachtungen darüber an⸗ zustellen, daß unsere Handelsverträge um es einmal etwas drastischer auszudrücken immer schlechter werden (sehr richtig! links), und es für uns immer schwieriger ist, wirksame Handelsvertrags⸗ verbandlungen zu führen. Nun, meine Herren, woran liegt denn das? Einige von den Herren Rednern sind der Meinung, daß die Höhe unseres Zolltarifs mit daran schuld ist, andere sind der Meinung, daß das System der Meistbegünstigung, wie es bei unseren Handelsverträgen zur Anwendung kommt, mit die Ursache unserer mangelnden Stoßkraft beim Abschluß neuer Handelsverträge ist. Nun, meine Herren, ist an dem Material, was gerade aus Anlaß dieses Handelsvertrags vorgelegt ist, eines interessant, daß nämlich der Freihandelsstaat Großbritannien und Irland Japan gegenüber nicht mehr und nicht weniger hat erreichen können als Deutschland mit seinem gemäßigten Schutzzollsystem, und wer in die Dinge näher hin⸗ einsieht, wird finden, daß Großbritannien und Irland tatsächlich noch weniger erreicht hätte, als es erreicht hat, und weniger erreicht haben würde als wir, wenn nicht politische Momente den Mangel an zoll— politischer Kampfesrüstung ersetzt hätten. Also, meine Herren, so einfach ist die Sache nicht, daß man behaupten könnte, Deutschland kommt nicht mehr zu Handelsverträgen vermöge seines Schutzzoll— systems, sondern, meine Herren, die Schwierigkeiten liegen zweifellos auf einem anderen Gebiete.

Die Schwierigkeiten liegen darin, daß andere Länder nicht ich möchte sagen unter dem Eindruck einer gewissen Suggestion unseren Zolltarif nachgeahmt haben, sondern insofern andere Länder genau den selben Gang der wirtschaftlichen Entwicklung durchgemacht haben wie wir, ebenso wie wir, nur zu einem etwas späteren Zeitpunkt angefangen zaben, eine Politik des Schutzes der nationalen Arbeit zu treiben in ihren eigenen Grenzen Industrien groß zu ziehen, deren Erzeugnisse bisher vom Ausland bezogen werden mußten. Das hat natürlich da⸗ hin geführt, daß mit der wachsenden industriellen Betätigung auch das Streben wächst, unsere Industrie vom Markte des Auslandes mehr und mehr abzuhalten, und darin liegt zweifellos in erster Linie eine der Hauptschwierigkeiten, die uns beim Abschluß von Handelsverträgen immer erneut entgegentreten. Ich glaube also nicht, daß wir durch einen Abbau unserer Zölle in der Lage sein würden, unser Rüstzeug für den Abschluß von Handelsverträgen zu verbessern.

Ich habe nicht in einem einzigen Falle bei den zahlreichen Handelsverträgen, an deren Abschluß mitzuwirken ich die Freude ge— habt habe, gefunden, daß etwa die Höhe der Zölle uns ein Hindernis bei den Verhandlungen waren, und das Beispiel von Großbritannien und Irland im vorliegenden Falle zeigt nach meiner Ueberzeugung klar und deutlich, daß die Schwierigkeiten nicht in unseren Zollsätzen liegen.

Nun ist allerdings von anderer Seite darauf aufmerksam ge⸗ macht, daß vielleicht in der Gestaltung unserer Meistbegünstigung die Schwierigkeiten liegen. Das mag in gewissen Grenzen richtig sein, insofern es sich handelt um die zuletzt abgeschlossenen Verträge in der langen Reihe der im Laufe der letzten 10 Jahre abgeschlossenen Handelsverträge. Es läßt sich nicht verkennen, daß in dem derzeit von uns angewandten System der Meistbegünstigung gewisse Schwierigkeiten für den Abschluß von Handelsverträgen liegen. Durch den Abschluß von Tarifverträgen werden Zu⸗ geständnisse hingegeben, die bei Einräumung der Meisibegünstigung denjenigen Ländern, mit denen späterhin Verträge abgeschlossen werden, allein schon auf Grund der Meisibegünstigung zufallen. Der Abschluß späterer Verträge wird insofern dadurch erschwert, als der Mit⸗ kontrahent nicht geneigt ist, die ihm durch die Meistbegünstigung ge⸗ währten Rechte voll in Rechnung zu nehmen. Ferner fallen die in späteren Verträgen gemachten, dem früheren Mitkontrahenten vorent-⸗ haltenen Zugeständnisse diesem durch die Meistbegünstigung nachträglich unentgeltlich zu. Das sind Schwierigkeiten, die wir immer schwerer empfinden, je mehr Handelsverträge wir bereits abgeschlossen haben.

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