Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Regierungsrat von Velsen zum Geheimen Finanzrat und vortragenden Rat im Finanzministerium sowie die Regierungsassessoren von Hagen in Belgard und Dr. Peters in Stettin zu Landräten zu ernennen und den Katasterinspektoren Faulenbach in Düsseldorf und Däu mer in Aurich den Charakter als Steuerrat zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Betriebsdirektor II. Klasse Reinsch bei den technischen Instituten zum Betriebsdirektor J. Klasse zu ernennen sowie dem Geheimen Registrator Westp hal vom Kriegsministerium den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts— angelegenheiten.
Der bisherige Oberlehrer am Gymnasium zu Euskirchen Peter Kremer ist zum Kreisschulinspektor in Aachen ernannt worden.
Kriegsministerium.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, ngchstehende Aenderungen in der Zusammensetzung des Wissen— schaftlichen Sengts bei der Kaiser Wilhelms⸗Akademie für das militärärztliche Bildungswesen zu bestimmen:
Es sind ernannt:
zum etatsmäßigen Mitgliede: der Generalarzt und Korps— arzt des X. Armeekorps, Professor Dr. Schumburg,
zu außeretatsmäßigen Mitgliedern: der Geheime Me⸗ dizinalrat, ordentliche Professor an der Universität zu Berlin Dr. Killign und der Obergeneralarzt z. D. Dr. Stechow, dieser auf fünf Jahre.
Der Oberleutnant der Reserve Schreiner, bisher Ober—⸗ leutnant im Magdeburgischen Infanterieregiment Nr. 66, ist zum etatsmäßigen Intendanturassessor bei der Intendantur des VIII. Armneekorps, . ö
der Betriebsassistent bei der Geschoßfabrik Siegburg,
silitärbaumeister Reichel zum Betriebsleiter, ö. der Militärphysiker Dr. Bollé, Betriebsassistent beim Militärversuchsamt, zum wissenschaftlichen Mitgliede und
der Intendanturregistrator Böhnke von der Intendantur des J. Armeekorps zum Geheimen Registrator im Kriegs⸗ ministerium ernannt worden.
Ministerium des Innern.
Dem Landrat von Hagen ist das Landratsamt im Kreise
Belgard und — — dem Landrat Dr. Peters das Landratsamt im Kreise
Randow übertragen worden.
Finanzministerium. Die Rentmeisterstellen bei den Königlichen Kreis kassen in Thorn, Regierungsbezirk Marienwerder, und in Mül heim, Ruhr, Regierungsbezirk Düsseldorf, sind zu besetzen.
Bekanntmachung.
Für das nächstjährige Heeresersatzgeschäft wird denjenigen jungen Männern, welche in dem Zeitraum vom 1 r. bis 31. Dezember 1892 geboren sind, in Erinnerung gebracht, daß sie zur Vermeidung von Nachteilen und Weite⸗ rungen sich mit Geburtsscheinen, welche von den Standes— ämtern kostenfrei ausgefertigt werden, zu versehen haben.
Der Zeitpunkt für die Anmeldung zur Rekrutierungs— stammrolle wird in der ersten Hälfte des Monats Ja⸗ nuar k. J. bekannt gemacht werden.
Berlin, den 11. November 1911.
Die . . Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 14. November.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern nachmittag im Neuen Palais bei Potsdam den Reichs⸗ kanzler Dr. von Bethmann Hollweg. Heute nahmen Seine Majestät die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rates von Valentini ent— gegen.
Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 7. d. M. S. M. Flußkanonenboot „Vaterland“ in Tschangscha und am II. d. M. S. M. S. „Leipzig“ mit dem Chef des Kreuzer⸗
, in Kiukiang und S. M. S. „Seeadler“ in Dares⸗ alam angekommen.
Potsdam, 14. November. Gestern vormittag hat, wie „W. T. B“ meldet, die Rekrutenvereidigung für die Garnison Potsdam in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Eitel⸗Friedrich, des 1 und der Prinzessin August Wilhelm, des
rinzen Joachim, der Prinzessinnen Friedrich Leopold, Viktoria Luise und Viktoria Margarete,
der Herren vom Kaiserlichen Hauptquartier, der Generalität,!
der fremdherrlichen Offiziere und der direkten Vorgesetzten der Potsdamer Truppen stattgefunden. Nach den Reden des evangelischen und katholischen Divisionspfarrers hielt Seine Majestät der Kaiser und König eine Ansprache an die Rekruten, worauf der Kommandant von Potsdam, General⸗ major von Bonin das Hurra auf den Allerhöchsten Kriegs— herrn ausbrachte, das brausenden Widerhall fand.
Bayern. Zu Beginn der heutigen Sitzung der Kammer der Ab—
geordneten verlas der Staatsminister von Brettreich, wie „W. T. B.“ meldet, eine Allerhöchste Botschaft, wonach der gegenwärtige Landtag aufgelöst wird. Sowohl die Rechte wie die Linke nahmen die Botschaft mit stürmischem Bravo entgegen. Der Präsident der Kammer schloß danach die Sitzung mit einem Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten.
Großbritannien und Irland. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte der
Abgeordnete Ronaldshay, ob die Regierung davon benach⸗ richtigt worden sei, daß Rußland der persischen Re⸗ gierung mitgeteilt habe, es werde, falls nicht die persischen Gendarmen von dem Besitztum des Bruders des früheren Schahs Schoa es Saltaneh zurückgezogen und dem russischen Gesandten eine Entschuldigung überreicht würde, die diplo— matischen Beziehungen zu Persien abbrechen. Der Parlaments⸗ untersekretär des Aeußern Ackland erwiderte „W. T. B.“ zufolge:
Wie er erfahre, verhalte sich die Sache so: Die englische Regierung;
sei an der in Frage kommenden Angelegenheit, die Anlaß zu dem Streite gegeben habe, nicht beteiligt, würde aber jeden ernsien Bruch in den Beziehungen zwischen Rußland und Persien lebhaft bedauern. Er sei nicht in der Lage, im gegenwärtigen Zeitpunkt weitere Er— klärungen abzugeben.
In Erwiderung auf eine Anfrage an den Staatssekretär
des Auswärtigen Amts Grey über die angeblich von den Italienern in Tripolis begangenen Grausamkeiten erklärte der Parlamentsuntersekretär Ackland:
Er könne es nicht auf sich nehmen, irgendwelche Nachrichten ein—⸗
zuziehen oder bekanntzugeben außer in Fällen, die britische Untertanen beträfen. Natürlich ware es ein Gegenstand allgemeinen großen Be— dauerns, wenn einer der kriegführenden Teile die in den Bestimmungen des internationalen, von ihm angenommenen Abkommens enthaltenen Kriegsregeln nicht beachtet hätte. Aber wenn die Ngtionen nicht ge— sonnen seien, sich einzumischen, so könnten neutrale Mächte die mili— tärischen Operationen einer der kriegführenden Parteien nicht unter— suchen oder überwachen.
Auch an den Premierminister Asquith wurde gestern nach⸗
mittag über denselben Gegenstand eine Anfrage gerichtet. Asquith bat jedoch, man möge die Anfrage auf Donnerstag verschieben.
— Wie „W. T. B.“ meldet, ist in einer gestern abge⸗
haltenen Versam t alung der Unisnisten Bonar Law einstimmig zum Führer der Parkei gewählt worden.
Frankreich. In der gestrigen Sitzung der Deputierten kam mer legte der Finanzminister einen Gesetzentwurf, betreffend Er—
neuerung des Privilegiums der Bank von Frank—
reich, vor, durch den sie ermächtigt wird, das bisher mit 5 800 000 000 Fr. festgestellte Maximum ihrer Banknoten— emission auf 6 800 000 009 Fr. zu erhöhen. Die Bank von Frankreich wird ferner anstatt wie bisher 180 Millionen dem Staatsschatz Vorschüsse bis zum Betrage von 200 Millionen ständig zinsfrei zur Verfügung stellen.
In der weiteren Beratung der Interpellationen über die Pulverfrage erklärte der Kriegsministe Messimy in Erwiderung auf die Ausführungen mehrerer Redner laut Meldung des „W. T. B.“:
Er suche nicht, die Nachlässigkeit im Pulverdienst zu entschuldigen, aber selbst die berufensten Fachleute hätten sich in bezug auf das Pulver B geirrt. Die Anklagen des Oberingenieurs Maissin, der sich durch politische Leidenschaft habe hinreißen lassen, müßten auf ein gerechtes Maß zurückgeführt werden, Maissin habe Vorwürfe gegen die Herstellungsmethoden gerichtet, die er selber angewendet habe. Man brauche in dieser Angelegenheit keinen Schuldigen zu suchen; freilich seien Nachlässigkeit und Ungchtsamkeit vorhanden gewesen. Die wichtigste Folgerung aus dem Berichte des Generals Gaudin sei, daß die ganze Produktion der Pulverfabrik in Pont— de⸗Buis seit jwölf Jahren verdächtig sei. Der Kriegs⸗ minister teilte mit, daß auf die Behauptung Jauré's hin, daß das Pulver trotzdem auf den Kriegsschiffen belassen worden sei, Untersuchungen angeordnet worden seien. Messimy bezeichnete die Einführung einer Kontrolle des Pulververbrauchs und die Ver— mehrung der Werkstätten und der technischen Beamten als notwendig und erklärte, diese Maßnahmen würden im Einvernehmen mit dem Marineministerium ergriffen werden und, wie er hoffe, Sicherheit gewähren, soweit die Technik es zulasse.
Die Kommission für auswärtige Angelegen— heiten hat in ihrer gestrigen Beratung des deutsch— französischen Abkommens, „W. T. B.“ zufolge, be— schlossen, von dem Minister des Aeußern de Selves Erklärungen darüber zu verlangen, warum in dem ver⸗ öffentlichten Text der das deutsch⸗französische Abkommen erläuternden Briefe Festsetzungen, betreffend die Aufgabe des Vorkaufsrechts bezüglich Spanisch-Guineas und be⸗ treffend die Verpflichtung Deutschlands, in den französisch⸗ spanischen Verhandlungen nicht zu intervenieren, fehlen. Die Kommission hat ferner beschlossen, die Mitteilung der Schrift— stücke über den Einspruch Frankreichs gegen die Besetzung von Larrasch und Elksar durch Spanien zu verlangen. Der Minister wird den Inhalt dieser Schriftstücke heute mitteilen.
Rußland.
Die Reichs duma hat gestern laut Meldung des „W. T. B.“ den Antrag der Kadettenpartei, die Gesetzvorlage, betreffend die Gleichberechtigung der Finnländer mit den übrigen russischen Untertanen, zur Umarbeitung an die Kommission zurückzuverweisen, mit 218 gegen 105 Stimmen abgelehnt und den Uebergang zur Prüfung der ein— zelnen Paragraphen mit 228 Stimmen des Zentrums, der Nationalisten und der Rechten gegen 93 Stimmen der Oppo⸗ sition beschlossen.
Türkei.
Der Ministerrat hat vorgestern, wie die Konstantino eler Blätter melden, beschlossen, den Mächten anzuzeigen, da. die Pforte im Falle eines Angriffs Italiens auf die türkischen
Amerika. Der Präsident Taft hat, wie „-W. T. B.“ meldet, mit dem Generalstaatsanwalt über die Ratsamkeit einer weiteren Antitrust-⸗Gesetzgebung beraten. Es wurde besonders der Plan eines Bundesinkorporationsgesetzes besprochen, das den das Sherman⸗Gesetz verletzenden Körperschaften gestattet, sich zu reorganisieren. Asien.
Die persische Regierung hat dem russischen Gesandten, einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge, mitgeteilt, daß sie das russische Utimatum noch nicht beantworten könne, da es kein Kabinett gebe.
Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ hat der von den chinesischen Revolutionären ernannte Minister des Aeußern Wutingfang an den Regenten eine Depesche gerichtet, in der er ihm dringend empfiehlt, abzudanken und für die Republik tätig zu sein. Die Mandschuelans würden auch von den Bürgern der Republik geachtet werden.
Der deutsche und der englische Admiral haben Nanking besucht und den Konsuln empfohlen, sich mit dem Konsulatspersonal zurückzuziehen, da die Kriegsschiffe nicht imstande seien, sie zu schützen. Gestern früh sind Freizehn chinesische Kriegsschiffe in Nanking angekommen, hab aber bisher keine Flagge gehißt. Zwei Kreuzer, drei Kanonenboole und ein Transportschiff sind den Kanal aufwärts gefahren, offenbar mit der Absicht, die Stellung der Aufständischen zu beschießen. .
— Im japanischen Kabinett war wegen des Budgets eine Krisis entstanden, die, wie ‚W. T. B.“ meldet, mit einem Siege des Finanzministers über den Kriegs- und den Marine minister geendet hat. Der Kriegs⸗ und der Marineminister hatten
Amortisationsfonds zur Deckung einer Erhöhung der Land und Seestreitkräfte verlangt, was der Finanzminister abgelehnt hatte. Unter dem Druck der Bankiervereinigung und der öffentlichen Meinung hat sich nun der Premierminister Marquis Saionji zugunsten des Finanzministers entschieden und dem Kriegs minister Saito die Wahl gestellt, entweder seine Forderungen zurückzuziehen oder zurückzutreten.
Afrika.
Wie die „Agenzia Stefani“ aus Tripolis meldet, wurde vorgestern in den ersten Morgenstunden die südliche Front der italienischen Stellungen zwischen der Kavallerie kaserne und den Bumilianabrunnen angegriffen. Der Angriff wurde von einem Bataillon regulärer Türken, die von Artillerie unterstützt wurden, ausgeführt; er kam jedoch 6090 m von den italienischen Stellungen entfernt, namentlich in— folge des italienischen Geschützfeuers, zum Stehen. Die Türken ließen fünf Tote, darunter einen Offizier, auf dem Platz zurück und nahmen zahlreiche Verwundete mit sich. Die Italiener hatten nur zwei Leichtverwundete. Gegen 2 Uhr Nachmittags wurde ein neuer ähnlicher Angriff gemacht und ebenfalls von den italienischen Truppen, die keine Verluste hatten, zurückgewiesen.
Varlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstage befindet sich in der Ersten Beilage.
Auf der Tagesordnung der heutigen (205.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Kiderlen-Waechter beiwohnte, stand zur ersten Beratung die Vorlage, betreffend die Ausgabe kleiner Aktien in den Konsulargerichtsbezirken und im Schutzgebiet Kiautschou.
Hierzu ergriff der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Kiderlen⸗-Waechter als erster Redner das Wort. Seine Ausführungen werden morgen im Wortlaut mitgeteilt werden.
In der heutigen Sitzung der Budgetkommission des Reichstags gab der Staatssekretär im Reichsamt des Innern Dr. Delbrück laut Meldung des „W. T. B.“ im Namen der verbündeten Regierungen folgende Erklärung ab:
„Die Reichsleitung ist im Einvernehmen mit den verbündeten Regierungen auch nach erneuter Prüfung der Ueberzeugung, daß die deutsch-⸗französischen Abkommen vom 4. November 1911, be— treffend Marokko und Aeguatorialafrika, nicht unter Art. 11 Abs. 3 der Reichsverfassung fallen, und daher zu ihrer Gültigkeit nicht der Zustimmung der gesetzgehenden Körper⸗ schaften bedürfen. Gegen diese Auffassung ist eingewendet worden, daß sowohl der Marokkoperttrag als der Kongovertrag Bestimmungen enthielten, die ohne eine Mitwirkung vom Bundesrat und Reichstag nicht staatsrechtlich gültig werden könnten. Von dem Marokkovertrag hat man behauptet, daß er einen ver— schleierten Handelsvertrag darstelle, daß er die vom Reichstag genehmigte Algectrasakte abändere, daß er endlich einen Eingrif in die deutsche Konsulargerichtsbarkeit in Marokfko enthalte. Keine dieser Behauptungen trifft zu. Der deutsch marokkanische Handelt— ertrag vom 1. Juni 1890 wird durch das Maroftoabkommen schon deshalb, nicht berübrt, weil es nur mit Frankreich abgeschlossen
Protektorat schon eingerichtet wäre. Frankreich aber übernimmt in dem Abkommen nur Verbflichtungen, die dem deutschen Handel gewisse Freiheiten gewährleisten; in die deutsche Zoll. und Handelsgesetzgebung
der Algecirasakte abgeändert werden, ist richtig, nicht aber, daß jene Bestimmungen vom Bundesrat und Reichstag genehmigt worden wären. Der Bundesrat hat niemals, der Reichstag nur aus Ver— sehen in der zweiten Lesung, nicht aber in der dritten Lesung über die Algecirasakte selbst abgestimmt. Das Ausführunggsgesetz zur
betroffen. wird nicht eingeschränkt. Artikel g nimmt nur in Aussicht,
halt n, wo die Voraussetzungen für den Ersatz der deutschen Konsulat⸗ gerichtsbarkeit vorliegen, so wird sie bei dem Bundesrat und Reicht— tag die erforderliche Genehmigung nachsuchen. Was das Abkommen über die Besitzungen in Aequatorialafrika anlangt, so ist der Kernpunkt der . der, ob bei der Erwerbung und Abtretung pon Kolonialbesitz die Mitwirkung der gesetzgeben den Körper, schaften erforderlich ist. Diese Frage muß verneint
der Kaiser das Reich völkerrechtlich. Hierin liegt das
Inseln oder Küsten sofort alle Italiener ausweisen werde.
Recht, Kolonien zu erwerben oder abzutreten. Ein
beide die Aufnahme von Anleihen und die Verminderung des:
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ist. Die Staatsverträge Marokkos würden auch dann nicht ohne . weiteres aufgehoben sein, wenn das von Frankreich ins Auge gefaßt ö
greift kein Artikel des Abkommens ein. Daß einzelne Bestimmungen
Algecirasakte wird durch das Abkommen überhaupt nicht . Auch die deutsche Konsulargerichtsbarkeit in Marokk⸗ .
daß für den Fall der Einrichtung einer franzoösischen, den europäischen ö. Anforderungen entsprechenden Gerichtsbarkeit nach freier Veistandi . gung mit den anderen Algeciraémächten die Konsulargerichte ersetzt . werden; eine völkerrechtliche Verpflichtung, sie abzuschaffen, liegt . nicht vor. Sollte die , , ,. die Zeit für gekommen
werden. Nach Artikel 11 Absatz 1 der Reich, berfassung vertritt
Reichsgesetz, nach dem der Umfang des . derart fest⸗ gestellt wäre, daß dieser ohne Aenderung der Gesetzgebung nicht ber⸗ mehrt oder vermindert werden könnte, besteht nicht. Die Vorschrift des Artikels 11 Absatz 3 der Reichsperfassung findet daher keine An— wendung. Diese Rechtsauffassung wird nicht nur von den nam— haftesten Staats rechtslehrern vertreten, sondern auch durch eine nahezu dreißigjährige Uebung bestätigt. Die Reichsleitung hält es daher nicht für erforderlich, die Zustimmung der gefetz gebenden Körperschaften zu den beiden Verträgen bom 4. November 1911 nachträglich zu erbitten.
Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen, daß die Betätigung des Reichs auf dem Gebiete der Kolonisation eine Entwicklung und eine Richtung genommen hat, die bei der Schaffung des bestehenden Rechtszustandes niemand vorher sehen konnte. Insbefondere lassen die großen Aufwendungen, die für die Einrichtung und den Ausbau unferer Kolnnien erforderlich geworden sind, es gerechtfertigt erscheinen, daß durch eine Abänderung des bestehenden Rechtszustandes die gesetz⸗ gebenden Körperschaften in weiterem Umfange aks bisher zur Mitwirkung bei dem Erwerb und der Ab? tretung von Kolonialgebiet berufen werden. Von den Anträgen, die in dieser Beziehung gestellt worden sind, erscheint der des Abg. Freiherrn von Hertling am zweckmäßigsten. Die ver— bündtten Regierungen sind daher geneigt, unter Vorbehalt näherer Erörterung über die Fassung der Vorschrift den Wünschen des Reichstags auf diesem Wege entgegenzukommen.“
Statistik und Vglkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Tarifbewegung in der Taschen- und Federmesser⸗ industrie in Solingen hat nunmehr, wie bereits gestern kurz mitgeteilt wurde, ihr Ende erreicht. Der Fahrikantenverein gab, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, seine Zustimmung zu dem aus den Aus— schußperhandlungen mit den Vertretern des Solinger Industrie⸗ arbeiterverbandes und des christlichen Metallarbeiterverbandes hervor— gegangenen neuen Preisverzeichnis (Stücklohntarif), das nunmehr eingeführt werden soll.
Im Lugau-Oelsnitzer Koh lenbezirk abgehaltene Berg⸗ arbeiterversamm lungen haben, wie der „Köln. Itg.“ aus Leipzig gemeldet wird, beschlossen, in eine Lohnbewegung zu kreten.
In Triest sind, wie W. T. B.“ meldet, etwa tausend Fuhr⸗ leute der dortigen Transport- und Speditionsfirmen in den Ausstand getreten.
In Maisons-Lafitte (Departement Seine⸗et. Olse) über⸗ fielen, wie dem W. T. B.“ berichtet wird, an hundert Aus— ständige zwanzig Arbeitswillige auf einem Bauplatz an der Westbahn. Es kam zu einem heftigen Kampf, in dem ein Arbeiter durch einen Revolverschuß getötet wurde.
In New York sind, wie dem W. T. B.“ telegraphiert wird, ganze Tonnen von Desinfektionsmitteln auf den Schmutz gestreut worden, der sich in den Straßen infolge des Ausstandes der Straßenkehrer (vgl. Nr. 257 d. Bl.) angehäuft hat. Das Ge— sundheits departement wollte sich mit der Lage befassen, wenn der Aus— stand nicht gestern noch beendet würde. Vorgestern fanden A usschrei⸗ tungen statt, bei denen es Hunderte von Verwundeten gab. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen; auch eine Bombe ex⸗ plodierte, ohne jemanden zu verletzen.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Knnst und Wissenschaft.
A. F. Die Vorderasiatische Gesellschaft begann das Winterhalbjahr mit einer stark besuchten Versammlung, zu der der Militäroberpfarrer, Konsistorialrat Strauß einen Vortrag zugesagt hatte über das Thema: „Wie stellte sich das Alte Testament zur wissenschaftlichen Sternkunde des alten Orients?“
Vor dem Eintritt in die Tagesordnung berichtete der Vorsitzende, Professor von Luschan auf Grund einer der Gefellschaft eingesandten Abhandlung von Dr. Ru sch, z. 3. in Aachen, daß diefer um die hethi— tische Forschung schon mehrfach verdiente junge Gelehrte die Mittelstellung des hethitischen Schriftsystems in der Alten Welt nachwies. Außerdem gelang ihm neben F ststellung der Zahlzeichen und vieler Silben und Deutwerte die erstmalige Lesung sowohl einer Anzahl von Eigen⸗ namen (Lapa, Lupastius, Teschubis, Teschub-tarchu, Teschupiha, Teschuputias, Targurtisar, Argurstis, Motarvu, Hatti Teschub, Arha, Arrapa, Kisch, Kuti, Kararkarti, Patesi, Sutech), als auch der Hethiter⸗ stelle von Babylon, die zugleich umschrieben und übersetzt wurde.
Der Vortrag des Abends über das in der Einleitung benannte Thema begann mit der Erinnerung an eine Erzählung Platos, wonach bei einem Besuche Aegyptens Solon von ägyptlschen Priestern belehrt worden sei daß die Athener, zwar jung an Geist, aber nicht alt an Wissen, sich mit dem in einer langen Vergangenheit gesammelten, erprobten und überlieferten Wissen Aegyptens nicht vergleichen könnten. Aehnlich stolz reden zur Gegen— wart die. Schätze des Wissens einer mehrtausendjährigen Vergangenheit, welche uns die assyrischen Ausgrabungen erschließen. Wir haben dank ihnen in den letzten Jahrzehnten unsere Anschauungen in vielen Stücken vollständig ändern und berichtigen müssen. Waren wir doch z. B. gewöhnt, Abraham als ganz am Anfange einer auf— dämmernden Kultur stehend zu betrachten, und nun lernen wir, daß Abrahams Zeltgenossen auf ein altes Kulturvolk, die Sumerer, zurück⸗ blickten, von ihrer Zeit so entfernt, wie beispielsweise Luther von Alt Griechenland. Panbabylon! Ist es für uns ein Unglück anerkennen zu müssen, daß um die Zeit, da die Geschichte des Volkes Israel anhebt und vom Alten Testament verzeichnet wird, Babylon seit lange und in noch ungeschwächter Macht und ungebrochenem Einfluß die Kultur⸗ welt beherrschte, nicht sowohl durch äußeren Zwang, als durch die Macht der von ihm ausgehenden Gedanken? Mit nichten! Aber jedenfalls ist es wichtig, zu ermitteln, wie sich das Alte Testament zu den ältesten Urkunden gestellt hat, die seine Urheber gekannt haben müssen, wie wir sie heute neu kennen lernen. — — Es ist mehrfach versucht worden, der von Babylon ausgehenden Kultur das hohe Alter und die frühzeitige Entwicklung abzusprechen, die sich aus den Funden im Zweistromland ergeben, namentlich wurde das frühe Vor handensein einer systematischen Forschung verneint. Aber diese Zweifel dürfen jetzt als überwunden gelten, da Urkunden vorliegen, die nicht aus späterer gin als vor 2000 vor unserer Zeitrechnung stammen können und aus denen hervorgeht, daß von den babylonischen Sternkundigen damals u, 4. die Zeit des Vorrückens der Nachtgleichen, die wir 9 rund 26 009 Jahre festzustellen gelernt haben, auf 25 929 Jahre bestimmt war, daß sie solche Meister der astronomischen Meßkunst waren, um die Entfernung des Sterns Spica in der Jungfrau von Antary im Skorpion mit dem geringen Fehler von 30 Se⸗ kunden zu ermitteln; ja, sie kannten 4 Trabanten des Jupiter. Das war zweifellos wirkliche Wissenschaft, die allgemein Seng gn weil sie infolge ihrer Vertiefung durch die Wissenden auch solche Er scheinungen am Sternenhimmel, auf die alle merkten, j. B. Mond⸗ und Sonnenfinsternisse, vorautzusagen verstanden. Es kann nicht wundernehmen, daß die Wissenden ihrer anerkannten und an= gestaunten Kenntnis von den Himmelserscheinungen dadurch erhöhtes Ansehen zu verleihen beflissen waren, daß sie der astronomischen Vorautzsage die geheimnis volle. „Sterndeutung“ beigesellten. So wurde in ganz natürlicher Entwicklung die Astronomie zur Astrologie. In dieser Gestalt hat die ursprünglich babylonische Wissenschaft sbö0 Jahre die Welt beherrscht; noch ein letztes Aufflackern sah diese Pseudomsffenschaft im 17. Jahrhundert, zu erinnern ist. nur an Tycho de Brahe und Wallenstein. Der lange Zeit ausschließlichen Beherrschung der Kulturwelt durch die von der Astrologie geweckten und genährien Vorstellungen muß man sich erinnern bei Prüfung aller Dokumente aus dem Altertum, welche Urteile über die Dinge
und Vorkommnisse dieser Welt enthalten. lernen, daß ihr Tiefsfinn aber durchaus kein Sinne dieser Anscha Mond als Gegenf einenden Sterne
wähnte und die Götter, nur in der Nacht reden ließ.
Man wird dann verstehen wohl nach unseren Begriffen ein Es erscheint beisp uung nur folgerichtig, indem man Sonne und ätze auffaßte, daß man die nur in der Widerstreit am Tage bedrückt durch das be
Widersinn ist. ielsweise im
errschende Gestirn Andererseits, welche Fülle gewährten die Wanderungen der bekannten so unbegreiflich un— als regelmäßig er⸗ Art vollziehenden rkreis! So wurde Offenbarungsz⸗ alle Ereignisse der
berschiedenster Deutungen 5 Planeten zwischen den Sternen,
regelmäßig in ihrem Verlauf, verglichen mit de kannten, jeden Tag und jedes Jahr sich in gleicher Wanderungen von Sonne und Mond durch den Tie Tierkreis, den auch die Planeten nie verließen, zum und alle. Mythe, alle Geschichte, für das Volk in Einklang mit Vorgängen am Kann es wundernehmen,
feld Gottes,
Gegenwart mn Himmel gebracht w er alten Astralwissenschaft Besitz von Wir denken zum Teil noch
alten Wissenschaft, indem wir z. B. der 360 Grade einteilen,
en, daß die Formen den Geistern der Menschen heute in den Formen dieser 1 Himmel und die Erde in das 13. Sternbild des Tierkreises, den Raben, zum Unglücksraben machen und dem Dreizehnten den Tod p 7 aber als der der Wandelgestirne eine he geben. Die Zahl dieser auf uns gekommenen baby verbindungen ist schwer zu erschöpfen. Kuckucks nach den uns noch beschiedenen der Hexen nach dem Blocksb An diese in w
ilige Bedeutung lonischen Gedanken⸗ Selbst die Befragung des ü Lebensjahren, selbst der Ritt erg entstammen babylonischen Voꝛstellungen. g der Geister durch sich auch erinnern, Als Abraham n schon 2000 Jahre childerten Kette von West— ninder als die andere vorder⸗ Wir wissen das aus dem Alten denn wir finden auf jedem Blatt der Bibel etwas pon dieser babylonischen Weltanschauung, und bestätigt ist es u. a. im Vergleich mit den. Tell Jmarna-⸗Dokumenten und durch diese. Erwähnt seien die Allgemeinheit der Sage vom Kainzzeichen, Kain bedeutet im Arabischen soviek als unstet, flücht schon bei Kain eine Erwähnung des Segens de Hiob 31 und Ezechiel 9 wissen wir, d genannt wurde. Anderer Zeit das Zeichen de Bemerkung Herodots ( niemand nahen Kennzeichnung der Wo Nordwesten des heiligen Tandes als Vorstellungen den
sie klar. Tatsächlich waren die Män Höhe des damaligen orientalischen Wissens; Auch der 90. Psalm des »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ man nach bestimmteren Andeutungen, Bevorzugung
eitem Umfange bestehende Beherrschun die Astralwissenschaft des Zweistromlandes muß man wenn man das Alte Testament recht verstehen will und nachher Jakob in das heilige Land kamen, hatte oder mehr an der im vorangehenden ges anschauung gewirkt, von der Israel nicht n asiatische Mitwelt ergriffen war. Testament;
om starren Blick. ig. Wunderbar erscheint 56 Kreuzes; doch auch aus aß das Kreuz in älte seits erwähnt eine Inschrift aus Han und nicht minder überraschend ist eine 933) über ein Kreuz im Tempel der Hera, dem An astralische Vorstellungen erinnert die hnsitze des Stammes Sebulon im äußersten Beginn der Wasserregion“, umspannen Sachen astralisch sieht, werden Alten Testaments auf der n beherrschte es, des Moseg, mit seinem ze. ist beweiskräftig. so sind diese beispielsweise durch Alten Testa⸗
Grundzahl
Jakob kaum minder.
des babylonischen Zahlensystems, der Sternzahl des großen
wiederkehrt.
und kleinen Plejaden 2c. Auch aus dem bewußten Widerstande, kanaanitischen ist ersichtlich, Astralanschauung beeinflußt egen den Blutgenuß zum Gesetz machte, daß Pfosten mit Blut benetzt w des Passahfestes getroffene Anordnungen bewei stament die Astralgrundsätze anwandte. ch auch noch die Ankündigung über die Wie Dr. Neu⸗ 24. Dezember
altheidnischen Anschauungen in welchem Widerwillen die Lämmer ganz ge— raten und nur die erden sollten. für die Feier gleichermaßen, Kennzeichnend hierfür ist endli Geburt Christi, da gebaur nachgewiesen hat, Jahres 6 vor unserer Zeitrechnung im Sternbild des Widders re läufig geworden, nachdem er kurz vorher (lam IX. April 6 eine Konstellation mit Saturn gehabt, Ist hier allerdings nur entspricht doch die Ver⸗ e eignisses mit der Ver⸗ gen Himmelserscheinung ganz den babylonischen Dennoch, so stark beeinflußt die Urheber des Alten Testaments von Babylon waren, diesen Un haben sie sich nie. ö alten orientalischen Weltanschauung um, Testaments
besteht doch überlegener
vie das Alte Te
ß ein Stern erscheinen werde.
nördlicher von der Sonne somlt eine glänzende Lichters eine entfernte Uebereinstimmung gegeben, so bindung ker Ankündigung eines großen Er kündung einer gleichzelti Vorstellungen.
cheinung bot.
. ; schauungen unterworfen Im Gegenteil, sie gingen souperän mit der und zwischen den Kern— kellschriftlichen bedeutender Weisheit auf . unbefangene Einfluß von anderer
assyrisch⸗babylonischen Unterschied,
Urteil nicht umhin kann, einen anzunehmen. Wie haben wir das zu deuten? Wie erklärt sich neben einer häufig trüben Unterströmung, astralen Anklängen, die Erhabenheit der An— uns aus dem Alten Testa⸗
liegt da etwas fuͤr das wir nur das Wort „Offen— deshalb unhistorisch
der Gradunterschied überlegenen
neben den unleugbar überaus zahlreichen chauung, wie sie frühzeitig und vielseitig ment entgegentritt? schlechthin Unerklärliches vor, barung“ einsetzen können, auf die Gefahr hin, gescholten zu werden.
In dem sich an den Vortrag knüpfenden Meinungs Professor Dr. Martin Hartmann das Wort: Vertrag die Waffe der Kritik zu brauchen, zumal Schlußfolgerungen einverstanden sei. issenschaft aus müsse er sagen, es orhandenseins von Offenbarung“, inung im Geistesleben aller Zeiten, schaft gilt, zur Prämisse irgendwelcher ge— zum Mittel für ihre Erklärung zu e Wissenschaft gegen die subjektiven ersuche gern eine gewisse Nachsicht; aber es daß in keiner Weise überzeugend darzutun geschichtlichen Ereignisse und anders, als durch Annabme über—
Die natürliche Erklärung sel t nicht zu schaffen, die weitere Entwicklung sher schwer verständliche Und hierfür wenn sich die ganze historische Wissen— Gesellschaftswissenschaft,
ist zu antworten:
austausch nahm Es falle ihm schwer, nach dem gehörten er bis auf einige Standpunkte voraussetzungsloser W sei nicht zulässig, die Anna eine sicher beachtenswerte Ersche als welche sie der Wissen schichtlichen Zusammenh — Selbstverständlich übe di Seiten solcher Erklärungsb sei doch daran festzuhalten, daß sich Erklärungen Entwicklungen schlechterdings nicht natürlicher Eingriffe geben lassen. vielleicht schwer, vielleicht auch zurzeit überhaup aber es dürfte bestimmt gehofft werden, daß der geschichtlichen Wissenschaft Licht auch in bi Zusammenhänge bringen werde. wesentlich beitragen, eingehender ie unterrichte. setzung der Gesellschaft zu verschledenen Völkern nachgeforscht und ihrer gemeinsame Band religisser V
verschiedenen Verbindung durch das orstellungen gehörige Aufmerksamkeit werde zu richtigen Schlüssen gelangen, abseits jeder weniger willkürlichen Annahme von Einfluͤssen, die nur geglaubt werden können.
der Generalsuperintendent D. Köhler zu⸗ Anschauungen. Der
eschenkt habe, lets mehr oder nicht verstanden,
Es sprach hierau nsten der von dem Redner des Abends dargelegten ch insofern recht, als Offenbarung mit Wissenschaft Letztere suche die Erfahrungen der g mechanisch zu erklären und gerate dabei leicht g der Urkunden, auf die von anderer Seite ende und sicherste en Erscheinungen ch Pläne, und hier, jenseits alles menschlichen Wissens eine höhere weise Leitung als gegeben anzunehmen, ächlichen Zusammenhang der Vorgänge mindestens be⸗ Aussicht genommene Konsistorialrat Strauß die Offenbarung
orredner habe in Wabrheit nichts Menschheitsentwickelun in eine Minderschätzun der größte Wert
Erklärung der Er aber lägen au und Verstehen sei für den tats weis kräftiger
zu tun habe. elegt wird, weil hier die nächstlie und befriedigender als die in
künftige Erklärung durch die Wissenschaft. wies noch darauf hin,
Grundlage seiner Erklaͤrung der Beziehungen zwischen Altem Testament und altem Orient gemacht hahe. Für den nach feiner Ueherzeugung verbleibenben unerklärbaren Rest woll? er zugeben, daß die Zustimmung zu der von ihm gegebenen Deutung Empfindungssache sei. Professor Hartmann warnte in Erwiderung dleser Einwürfe davor, in wissenschaftliche Erörterungen Empfindungen hineinzutragen und ebenso die historische Forschung irgend einem kheologischen oder philosophischen System anzupassen. Gegen letztere Bemerkung wandte Generalsuperintendent D. Köhler noch ein, daß die Wissen' schaft doch auch die Art ihrer Geschichtsforschung in ein System gebracht habe.
Einer Meldung der Frankf. Ztg.“ zufolge wurde in der Ver⸗ sammlung des ägyptischen Forschungsfonds in London von Dr. Hunt mitgeteilt, daß in neuen Funden von Sryrhynchos-Papyr? ein großer Teil eines bisher nur in feinem Titel bekannten Dramas von Sophokles enthalten sei. Es handelte sich um ein Satyrstück „Ichneutais (. Die Spürer“), von dem etwa die Hälfte aufgefunden worden sei.
Literatur.
Der Verlag von Quelle und Meyer in Leipzfig legt drei wert⸗ volle Bücher auf den Weihnachtetisch. An erster Stelle sei eine Neu— guflage von Professor Dr. Rudolf Euckens Schrift Der Sinn und Wert des Lebens“ genannt (3,50 geb), deren an dieser Stelle bei ihrem ersten Erscheinen eingehend gedacht wurde. Die Schrift ist eine auf, klare philosophische Erkenntnis und tiefe Herzensüber⸗ zeugung gegründete Mahnung zu energischer Selbstbesinnung und einer inneren Jusammenfassung des Lebens; ein Weckruf zur Belebung der idealistischen Kräfte des Menschen, zu ihrer Betätigung in freudigem Auf⸗ stieg aus grübelndem Kleinmut. In einer Zeit, „in der die Unsicherheit und der Streit über den geistigen Gehalt unferes Lebens und über unsere Stellung im All von Tag zu Tag wächst, und die Menschheit immer mehr gemeinsame Ziele und eine gemeinsame Innenwelt ver⸗ liert., ist der Wert einer Schrift wie der Euckenschen nicht hoch genug anzuschlagen. Daß von ihr bisher über achttaufend Exemplare ins Publikum gedrungen sind, ist eine fehr erfreuliche Tatsache. Der Ver⸗ fasser hat inzwischen den in der Schrift klargelegten Tatbestand noch mehr herausgearbeitet, die Linien schärfer gezogen und durch Auf⸗ deckung der Abstufen und Gegensätze die unserm Leben lnnewohnenden Bewegungen noch deutlicher vor AÄugen gestellt, endlich zur größeren Anschaulichkeit noch einen weiteren Abschnitt Konsequenzen für das Leben des Individuums“ hinzugefügt. Möge der Neuauflage, die der Verlag auch äußerlich sehr ansprechend und würdig ausgestattet hat, dieselbe Aufnahme finden, wie die voraufgegangenen. Das Buch derdient es, in die weitesten Kreise der Gebildeten zu dringen. — In einer zweiten in dem genannten Verlage erschienenen Schrift be— handelt der Heidelberger Universitätsprofessor . F. Niebergall das Problem der Person und Persöͤnlichkeit“ (3,50 ½, geb. 4 6). Das Wort Persönlichkeit wird heute so oft angewendet und so oft miß⸗ n . daß es sein scharfes Gepräge verloren hat. Der Verfasser will ihm seine Bedeutung als Edelwort im Unterschied zu seinem geringeren Ver- wandten, dem Worte Person, wieder zu erwerben versuchen, indem er davon ausgeht, daß „Persönlichkeit“' ein hohes Lebensideat bezeichnet, zu dem alle Personen verpflichtet sind. Das Verhältnis belder wird nicht nur mit Hilfe des Sprachgebrauchs geklärt, sondern auch durch eine Reihe der wichtigsten Lebensgebiete verfolgt. Es wird dabei gezeigt, wie die Person in dem natürlichen Drange, sich auszuleben, in ihrer Eigenart und ihrem Eigenrecht stets in der „Persönlichkeit“ eine Grenze findet, sowohl an der des andern wie an' der eigenen. Diese Tatsache wird an einer Fülle von Beispielen aus allen Gebieten des Lebens erhärtet! aus denen des gefeilschaftlichen Verkehrs, am Ehe. und Sexualleben, an der Erziehungsfrage und an den großen allgemeinen Fragen des sozialen und zeligiösen Lebens. Das Buch, in dem auch jeder Erwachfene eine Fülle fein durchgearbeiteter Gedanken und manche Anregung finden wird, ist be⸗ sonders der eben erwachsenen Jugend — der männlichen wie der weiblichen, durchaus zu empfehlen. — In der dritten Schrist führt der Professor Dr. Georg Worgitz ky in sehr klarer und anregender Form in die hauptsächlichsten Probleme der Pflanzenbiologie ein. Das Buch be⸗ titelt sich Lebensfragen aus der heimischen Pflanzen⸗ welt“ (geb. 780 „) und will seine Leser auf ibren Wande— rungen durch die freie Natur sehend machen“, ssie befähigen, die wunderbaren Lebensvorgänge in der Pflanzenwelt in ihren Ursachen zu erkennen und zu verstehen. Vom Verfasser wurde die Form zwangloser Bilder gewählt, wie sie uns alltägliche Spazier⸗ gaͤnge vom Vorfrühling durch den Sommer zum Spätherbst und hinein in den winterlichen Wald bieten. Der Leser trifft dabei überall auf alte Bekannte, die ihm, indem er sie als Biologe be⸗ trachten lernt, vielfach in ganz neuem Lichte erscheinen und ihn zu er⸗= neuten und eingehenderen Beobachtungen anregen. So gewinnt er zugleich einen Fernblick auf das großartige Gemälde des gesamten organischen Lebens auf unserer Erde.
— Alt, Berlin, Anno 1740 nennt sich eine Schrift von Ernst Consentiu s, die soeben in zweiter, vermehrter Auflage im Verlag der Gebrüder Paetel in Berlin erschienen ist. (5 „S.) Der Verfasser hat mit großem Fleiß aus zahlreichen und zuverlässigen Quellen ein überaus reichhaltiges Material über alle Seiten des privaten und öffentlichen Lebens, wie es sich um 1740 in Berlin ab— spielte, gesammelt; und mehr, er hat diese Einzelbildchen auch mit Geschmack und Geschick zu einem Gesamtbilde zusammenzuschließen gewußt, sodaß der Leser sich leibhaftig in jene Tage hineindersetzt fühlt, in denen der hausväterische König Friedrich Wilhelm J. seine Augen schloß und der junge Friedrich das Erbe' seiner Väter antrat. Nicht ohne Stolz, aber n mit Rührung wird der Berliner unserer Tage die bescheidenen Bilder an sich vorürerziehen lassen, die Preußens Hauptstadt äußerlich damals bot, und sich an dem klein städtischen Leben und Treiben ihrer Bewohner ergöͤtzen; zugleich aber wird er in jenem engbegrenzten, bescheidenen Städteleben manches finden, was ihn mit stillem Neid erfüllen dürfte: vor allem jene uns beute fahelhaft niedrig erscheinenden Lebensmittelpreise, die freilich dem wirtschaftlich schwachen damaligen Berliner bei für unsere Begriffe geringen Steigerungen, wie sie gerade im Jahre 1740 Mißernten herpor= riefen, so unerschwinglich wurden, daß der Staat mit seiner Fürsorge entschieden eingreifen mußte. Und wie patriarchalisch mutet unt diese Art der staatlichen Fürsorge heute an! Dieser haus hãlterische , an der Spitze, der überall nach dem Rechten sah, dem keine Kleinigkeit entging, der auch das Geringfügigste selbst zu ordnen stets bemüht war. Jedenfalls haben die Berliner jener Tage diese Königliche Fürsorge oft recht lästig empfunden, wie die Beamten. schaft in der Hauptstadt wie im ganzen Staate sicher seine bis ins kleinste gehende Aufsicht und unnachsichfliche Strenge oft als Harte empfand. Und doch hatte Berlin seinem strengen König es in erster Linie zu verdanken, wenn es eine der bestverwalteten Städte war, wie die Nachwelt Friedrich Wilhelm J. als einen der größten Volkswirte aller Zeiten schätzen gelernt hat. In dem Bilde, das Consentius von Berlin beim Regierungsantritt Friedrichs II. entwirft, fehlt schlechterdings kein Zug; es ist bis in alle Einzelheiten aug= geführt. Wir lernen nicht nur die äußere Anlghe der mächtig sich ausdehnenden Stadt und die äußeren Einrschtungen und Be dingungen kennen, unter denen sich Handel und Wandel in ihr vollzogen, sondern auch das Leben ihrer Bürger in allen S ichten, ihre Wohnungen, ihre Geselligkeit, ihre Kleidung, ihre Speife und Trank. Besonderes Interesse dürften die eingehenden Angaben über die damaligen Wohnungsverhältnisse finden, ebenfo die Schilderung des Gesindewesens und das ausführliche Kapital über die damalige Mode. Daz Buch ist mit 10 Abbildungen hervorragender öffentlicher Gebäude und mit 2 Planbläͤttern versehen. Angefügt sind ihm sehr eingehende Anmerkungen, in denen der Leser, der sich über einzelne der bebandelten Kapitel genauer unterrichten will, neben ausführlichen Auszügen aus den benutzten Quellen auch weitere Literaturangaben findet. Das Buch ist so lebendig geschrieben und fußt auf elnem so eingehenden Studlum, daß