das in Wirklichkeit so gestalten wird, ist doch sehr zweifelhaft. Nach dem Entwurf würde der Bundesrat in der Lage sein, sofort nach der Verkündigung des Gesetzes für eine Reihe von Industrien das Erforderliche anzuordnen, während nach dem Vorschlage der Kommission das Inkrafttreten dieser Bestimmung erst dann in Aus⸗ sicht genommen werden könnte, wenn die nötigen Untersuchungen an— gestellt wären, welch Ausnahmen gemacht werden müssen. Wir würden also voraussichtlich erst in einer Reihe von Jahren dazu kommen, diese Vorschriften in Kraft treten zu lassen. Ich habe darauf aufmerksam gemacht, damit nicht die Meinung Platz greift, als ob die Anordnungen gleich erlassen werden könnten. Das ist un⸗ ausführbar, weil die Verhältnisse in der Industrie verschieden liegen.
Abg. Manz (fortschr. Volksp.): Der Abg. Albrecht hat gegen die bürgerlichen Parteien dieselben Vorwürfe erhoben, wie gestern sein Frakttonsgenosse Schmidt, daß sie nämlich für die Beseitigung des Elends in der Hausindustrie kein Interesse haben. Er mußte doch wissen, daß wir in der Kommission manche Anträge ablehnen mußten, weil es klar war, daß wir der Hausindustrie damit mehr schaden als nützen würden. Die Herren wollen mit dem Schlagwort Lohn— ämter alles Elend aus der Welt schaffen. Uns liegt daran, die Haus⸗ industrie im allgemeinen durch Beseitigung krasser Mißstände auf einen gesunden Boden zu stellen. Mit Kuren à la Dr. Eisenbart können wir ihr nicht helfen. Den Vorwurf, daß wir durch eine Hintertür die guten Absichten des Gesetzes vereiteln wollen, muß ich zurückweisen. Es ist ganz unmöglich, Preis verzeichnisse oder TLohnverzeichnisse für Muster auszuhängen, wenn sie nicht vorher ausprobiert sind. Um Mißverständ⸗ nisse zu beseitigen, haben wir unseren Antrag gestellt. Wenn man neue Muster herausgibt, kann man doch nicht kontrollieren, wieviel Zeit der Betreffende dafür braucht. Man kann nicht eine Mindestzeit festsetzen. Die in dem § 3 vorgesehenen Ausnahmen sind notwendig, da es vollkommen unmöglich ist, in manchen Geschäftszweigen, z. B. in der Spitzenindustrie, die Löhne unter allen Umständen vorher festzulegen. Sie müssen Monate arbeiten, bis die Artikel in der Mode sind; erst dann können sie ein lücken⸗ loses Verzeichnis feststellen.
Abg. Giesberts (Zentr.): Wir wollten die Industrie nicht mit unausführbaren Dingen chikanieren. Wenn z. B. ein Konfektionär eine neue Fasson einführen will, so läßt er doch, bevor er diese in großen Partien hinausgehen läßt, Probearbeiten, Musterarbeiten kalkulieren, um zu sehen, wieviel er zahlen kann oder will. Diese Muster⸗ und Probearbeiten lassen sich doch nicht einfach in das Ver⸗ zeichnis hineinschreiben. Es geht doch nicht, daß man die Mindest— löhne hineinschreibt. Wir werden vorläufig für den Antrag Manz stimmen; vielleicht findet sich bis zur dritten Lesung eine klarere und präzisere Fassung. Unsere Absicht war nur, die Bedenken der Industrie auszuräumen.
Abg. Everling (nl.): Den letzten Ausführungen kann ich zu—
stimmen. daß Muster« und Probearbeiten herausgestrichen werden. Unsere Freunde aus der Industrie haben uns durch viele Beispiele glaubhaft gemacht, daß solche Ausnahmen notwendig sind. Gerade die Musterarbeiter sind in ihrer besonderen Fähigkeit und Geschick— lichkeit die bestgelohnten Arbeiter. Ein Weber sagte mir z. B., er freue sich, daß er in den Musterwinkel gesetzt worden sei; ich verstand das nicht, und da erklärte er mir, daß im Musterwinkel die besten Löhne gezahlt werden. Wir haben uns in der Kommission (lange gestritten, aber dann schließlich dahin geeinigt, den Aushang der Lohntafeln obligatorisch zu machen; aber wir waren uns auch klar, daß das nur geschehen könnte, wenn für gewisse Gewerbezweige Ausnahmen gemacht werden. Denn unsere Freunde aus der Industrie haben uns klargemacht, daß es unmög— lich sei, diese vielen Lohntafeln anzufertigen, daß das geradezu eine Schikanierung der Industrie sein würde. Allerdings zwingt uns die Zulassung der Ausnahmen, für die Inkraftsetzung der 55 3 und 3a die Kaiserliche Verordnung vorzusehen, denn es müssen zunächst die Bedürfnisse der einzelnen Industrien von der Regierung geprüft werden. Es ist bedauerlich, daß darüber vielleicht ein Jahr hingehen kann, aber wenn wir die Ausnahmen herausstreichen würden, so würden wir damit einen Ueberfall auf die Industrie machen und gerade die Interessen schädigen, die wir fördern wollen. Der Abg. Albrecht behauptet von dem § 1372 G. O, der das Mitgeben von Arbeit nach Hause verbietet, daß er keinerlei Anwendung finde, es ist mir aber bekannt, daß Handelskammern in Sachsen, z. B. die Kammer in Plauen, die Regierung in Eingaben gebeten haben, den § 137a zu mildern, da die strenge An⸗ wendung gerade von den Arbeitern unangenehm empfunden werde. Wenn solche Eingaben gemacht werden, kann man nicht sagen, daß dieser Paragraph überhaupt keine Anwendung findet. Diese Aus⸗ führungen des Abg. Albrecht litten wieder einmal an der alten parla⸗ mentarischen Krankheit: Uebertreibung, Verallgemeinerung, Wieder— holung. Abg. Albrecht (Soz.): Ich mußte den § 1372 anziehen, um zu beweisen, daß immer Gesetze gemacht werden, die sich nicht be⸗— währen. In den Berichten der Gewerberäte kann der Abg. Ever⸗ ling lesen, daß der § 137a nicht brauchbar ist. Wenn sich Arbeiter darüber beschweren, daß sie keine Arbeit mit nach Hause nehmen dürfen, so liegt das an der Unwissenheit der Ar⸗ beiter, die immer noch glauben, daß sie in 12 oder 14 Stunden mehr verdienen können als in 10 Stunden. Der Ministerialdirektor Caspar hält auch Mindestzeitlöhne für unmöglich, aber in England ist die Frage bereits so gelöst, daß ein Mindestzeitlohn festgestellt wird, wo ein Stücklohn nicht angegeben werden kann. Alle bürgerlichen Vertreter haben allerdings ihr warmes Herz für die Heimarbeiter betont. Aber solche platonischen Sympathieerklärungen nützen nichts, die Hauptsache ist es, brauchbare Gesetze zu schaffen.
Direktor im Reichsamt des Innern Caspar: Der Abg. Albrecht verkennt den Zweck des Lohnaushanges; der Arbeiter soll daraus ersehen, was er für eine bestimmte Arbeit zu bekommen hat. Wenn nun ein Zeit lohn ausgehängt wird, aber nicht feststeht, wieviel Zeit der Arbeiter für die Arbeit braucht, so weiß er doch nicht, wieviel er dafür be kommt. Richtig wäre das nur beim Lohnbuch, aber nicht beim Lohn— aushang. Deshalb ist der Eventualantrag Albrecht abzulehnen.
Abg. Dr. Goller lfortschr. Volksp.): Es wäre mir interessant, von den Sozialdemokraten zu erfahren, wie sie hier bei diesem Muster⸗ buch (der Redner zeigt ein dickes Buch vor) Mindestlöhne festsetzen wollen. Mit dem Mindestzeitlohn ist dabei gar nichts anzufangen. Ich habe hier ein Dessin (der Redner zeigt eine Leinendecke vor), an der acht ver— schiedene Arbeiterkategorien gearbeitet haben. Bitte, Herr Abg. Stadt⸗ hagen, machen Sie dafür doch einmal eine Lohntabelle, mit der Arbeit⸗ geber und Arbeiter zufrieden sind. Die minimalen Preise sind durch die Konkurrenz des Auslandes bedingt; wir haben solche Schund konkurrenz nicht nur hier, sondern auch im Ausland; ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich möchte nun auf die Angelegenheit ein gehen, die der Geheimrat Hallbauer hier heute wieder vorgebracht hat. (Vizepräsident Dr. Spahn: Diese Frage gehört nicht mehr zur Debatte. Ein Bundesratsbevollmächtigter hat jederzeit das Recht, gehört zu werden. Sie dürfen erst bei der dritten Lesung auf diese Fragen wieder eingehen.) Ich wollte auch nur auf die Ausführungen des Abg. Schmidt über die Löhne der Heimarbeiter eingehen, und von Löhnen ist auch bei diesem Paragraphen die Rede. Ich muß energisch dagegen protestteren, daß in der oberfränkischen Hauszindustrie von Abgründen menschlichen Elends gesprochen worden ist. Das ist eine ganz grenzenlose Uebertreibung. Wie übertrieben wird, möchte ich nur an einem Beispiel von der Berliner Heimarbeiterausstellung darlegen. Da war ein großes Plakat aufgehängt, auf dem man in 10 Schritt Ent fernung lesen konnte: ‚2 Pfennig Stundenlohn“. Wenn man auf 2 Schritte nähertrat, dann konnte man ganz klein lesen, daß es sich um eine 75 Jahre alte und beinahe blinde Arbeiterin handelt. Auf diese Weise bildet man Beispiele, die dann als Maßstab für schlechte Löhne dienen sollen. Mißstände kommen überall vor, das soll nicht geleugnet werden. Aber wir dürfen sie nicht so verall— gemeinern, wie es der Abg. Schmidt getan hat. Die Angriffe gegen die oberfränkische Hausindustrie muß ich aufs entschiedenste zurück⸗ weisen. Jedem Beispiel für schlechte Löhne könnten eine Unmenge
anderer Beispiele gegenäbergestellt werden, die nachweisen, däß die Löhne ganz auskömmliche, relativ auskömmliche sind.
Abg. Stadthagen (Soz.): 2 Stundenlohn soll kein zum Himmel schreien der Lohn sein. Auch wenn es sich um eine 75 jährige Frau handelt. Ja, Ihr Lachen zeigt mir, wie Sie Arbeiter eintaxieren. In 10 Stunden verdient diese Frau 20 3. Also 20 8 täglich. Da verstehe ich, wie die Mehrheit des Reichstags dazu gekommen ist, die Rente für eine invpalide Witwe, wenn die Frau in der ersten Lohnklasse 10 Jahre versichert war, auf 20 * täglich festzusetzen. Das sagen dieselben, die sofort dabei sind, die Lebensmittel um viel mehr zu verteuern. Das ist recht bezeichnend für Sie, wenn Sie einen Stundenlohn von 2 3 nicht als einen zum Himmel schreienden Lohn bezeichnen. Mindestzeitlöhne sind sehr wohl möglich. Aber Ihnen sind das alles böhmische Dörfer. Sie brauchen doch nur die englische Gesetzgebung oder die Gesetzgebung von Pretoria zu nehmen, Sie haben auch Dutzende von Beispielen in der Konfektionsindustrie. Der Heimarbeiter soll eben aus den Lohnverzeichnissen und Tafeln sehen, ob ihm gegenüber in dem Preise gemogelt wird. Freilich, 2 3 für die Stunde dürften dann auch nicht einmal für eine 765 jährige Frau gezahlt werden. Den Mindestzeitlohn stellen Sie nur deswegen als unmöglich hin, weil Sie ihn nicht wollen, weil Sie fürchten, bei dem einen oder dem anderen xückständigen Fabrikanten anzustoßen. 1896 waren es gerade die Nationalliberalen, die ungestüm verlangten, es müsse sofort etwas geschehen; jetzt sind 15 Jahre vorbei, und sie wollen nicht ein⸗ mal obligatorische Lohntafeln zugestehen!
Abg. Schmidt⸗Berlin (Soz.): Die Löhne in der oberfränki⸗ schen Hausindustrie sollten doch demjenigen bekannt sein, der diese Gegend als seine Heimat bezeichnet; denn das Material ist ihm nicht unvorbereitet vorgetragen worden. Freilich kann man bei den Arbeitgebern und den Kaufleuten die Wahrheit nicht er⸗ fahren, sondern man muß in die Hütten der Heimarbeiter gehen und sich ihre Lohnzettel ansehen. Die Löhne, die Sie hier angeben, werden nicht von einem einzelnen Heimarbeiter verdient, sondern da haben seine Frau und erwachsene Kinder mitgearbeitet. Die Verall— gemeinerung ist hier geradezu geboten, diese erbärmlichen Pfennig⸗ löhne sind leider allgemein, namentlich in der Spitzenkonfektion. Ein Interesse daran, diese schauderhaften Zustände zu leugnen, haben nur die Fabrikanten. Nirgends werden so große Gewinne ein⸗ geheimst, nirgends ist die Ausbeutung der Arbeitskraft so schändlich wie in der Heimindustrie. Der Oeffentlichkeit wollen Sie aber diese elenden Löhne nicht bekanntgeben; hier aber bei dem Aushang der Lohntafeln halten wir Sie fest, da können Sie nicht mehr streiten. Eine Heimarbeiterausstellung kann nicht Durchschnitts⸗, nicht Höchst⸗ und nicht Minimallöhne angeben, sie hat einzelne Beispiele auf gleich—⸗ mäßig vorgedruckten Zetteln angegeben, um dem Beschauer einen Eindruck zu gewähren, unter welchen Verhältnissen der betreffende Lohn verdient wurde, wie viele arbeitende Personen dabei mitwirkten, wie alt sie waren usw. Der sächsische Regierungsvertreter hat sich gegen meine gestrigen Ausführungen verwahrt. (Vizepräsident Dr. Spahn: Ich muß hier dieselben Vorbehalte machen wie vorhin.) Na, dann wollen wir mal sehen. wieweit eine Antwort sofort möglich ist. Ich habe mich auf das sächsische amtliche Material berufen und es zitiert. (Vizepräsident Spahn: Das können Sie erst in der dritten Lesung näher ausführen.) Dann füge ich mich diesem Wider⸗ spruch und werde in der dritten Lesung darauf zurückkommen, weil gerade die sächsische Regierung in der einseitigsten Weise Stellung genommen hat.
Abg. Dr. Goller (fortschr. Volksp.): Mit Entrüstung muß ich die Behauptung des Abg. Stadthagen zurückweisen, als hätte ich behauptet, ein Lohn von? 3 wäre ausreichend. Ich habe das be⸗ treffende Beispiel als ein tendenziöses Beispiel erwähnt und mich jeder weiteren Kritik darüber enthalten. Es handelte sich um den Stundenlohn einer halb erblindeten Greisin, die vielleicht ein paar Stunden täglich arbeiten konnte. Die Heimarbeit in der oberfränkischen Handweberei weist in der Baumwollweberei längst nicht mehr die schlimmen Zustände auf, die früher zu einer starken Auswanderung geführt haben. Seitdem sind überall mechanische Webereien ein— gerichtet worden, die diese schlecht gelohnten Weber aufnahmen. Diese Industrie ist für die Unternehmer keineswegs so gewinnbringend gewesen, wie es der Abg. Schmidt hingestellt hat. Das Gegenteil ist der Fall, die Industrie liegt danieder. Die Sozialdemokraten ver— stehen es eben, einzelne Beispiele zu verallgemeinern und ihnen eine giftige Spitze zu geben.
Es geht ein neuer Antrag Giesberts ein, den streitigen Satz zu fassen wie folgt: „Für das Ausarbeiten neuer Muster gilt diese Bestimmung nicht.“
Abg. Albrecht (Soz.): Wenn der Mindestzeitlohn in das Verzeichnis kommt, dann haben der Arbeiter und die Arbeiterin wenigstens eine Garantie dafür, daß sie für eine acht- bis zehnstündige Arbeitszeit etwas Bestimmtes bekommen. Andernfalls kann der Arbeit geber zahlen, was erlwill. Der Kollege Goller hat vergessen zu sagen, was die acht Arbeiterinnen für das angeführte Muster bekommen haben, und wielange sie daran gearbeitet haben. Ebenso hat er ver⸗ gessen zu sagen, ob der betreffende Arbeiter, der 67 „ verdient hat, allein gearbeitet hat oder mit seinen Angehörigen, und wie lange Zeit sie darauf verwandt haben. Derartige Beispiele können uns nicht überzeugen, daß die Lage der Heimarbeiter sich verbessert hat.
Abg. Giesberts (Zentr. :: Mein Antrag enthält eine Klar⸗ stellung und Verbesserung dessen, was ausgenommen werden soll.
Der Abg. Manz zieht hierauf seinen Antrag zu Gunsten des neuen Antrags Giesberts zurück.
In der Abstimmung wird der Antrag Giesberts gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen; die Anträge Albrecht werden abgelehnt.
Zu 58 Za begründet der Abg. Albrecht die geteilten sozialdemokratischen Anträge.
Entgegen dem Antrag Albrecht wird in diesen Paragraphen der Wortlaut des eben zum § 3 angenommenen Antrags Giesberts eingeschaltet.
Nach 8 4 kann die zuständige Polizeibehörde auf Antrag des Gewerbeaufsichtsbeamten hinsichtlich der Einrichtung der Betriebsstätte und der Regelung des Betriebes Anordnungen treffen, was zur Vermeidung nicht gerechtfertigter Zeitversäumnis der Hausarbeiter bei Empfangnahme oder Ablieferung von Arbeit erforderlich und ausführbar erscheint.
Abg. Leber (Soz.): Diese Fassung ist uns nicht bestimmt genug; wir beantragen daher, den Eingang des Paragraphen folgender⸗ maßen zu fassen: „Gewerbetreibende, welche außerhalb ihres Betriebes gewerbliche Arbeit verrichten lassen (Hausarbeit), sind verpflichtet den Betrieb so zu regeln, daß bei der Ausgabe oder Abnahme der Arbeit den Hausarbeitern keine Zeitversäumnisse entstehen, welche nicht in der Natur des Betriebes begründet sind. Die zuständige Polizei kann“ usw.
Direktor im Reichsamt des Innern Caspar: Der Antrag Albrecht beabsichtigt, den Auftraggeber zu verpflichten, dem Arbeiter die Arbeit ins Haus zu schicken, beziehungsweise sie abholen zu lassen, während der Entwurf davon ausgeht, daß in den Ablieferungsräumen Zeitversäumnisse vermieden werden sollen. Ich bitte Sie, den Antrag abzulehnen.
Fz 4 wird unter Ablehnung des sozialdemokratischen An— trags angenommen.
Die Sozialdemokraten beantragen die Einschaltung eines neuen S 4a:
Räume, in denen Hausarbeiter mit der Anfertigung, Bearbeitung, Verpackung, Ausbesserung, Reinigung oder Zurichtung gewerblicher Grzeugnisse beschäftigt sind, sind so einzurichten und zu unterhalten, daß die Hausarbeiter gegen Gefahr für Leben und Gesundheit ge⸗ schützt sind. Insbesondere müssen die Räume hell, trocken, heijbar und leicht zu lüften sein und mindestens 12 chm Luftraum für jede
v RoßIli Ho erhebliche
oben mit⸗
darin beschäftigte Person enthalten. Zum Schlafen oder Kochen dürfen die Arbeitsräume nicht benutzt werden.
Abg. Dr. Pfeiffer (Zentr): Der Antrag enthält in seinem ersten Teil einen vernünftigen und selbstoerständlichen Gedanken, geht aber in der weiteren Ausführung viel zu weit. Zu dem Streit zwischen den Abgg. Goller und Schmidt bemerke ich, daß die Dinge nach den einzelnen territorialen Verhältnissen beurteilt werden müssen. Die Lage der Heimarbeiter ist gerade in den Gebieten außerordentlich traurig, wo die Leute lediglich auf Hausarbeit augewiesen sind. Wo die Arbeiter nebenbei Land— wirischaft betreiben, wo, wie im Norden, jeder Gemeindebürger eine Almende Land erhält, ist die wirtschaftliche Lage ganz anders Der Abg. Schmidt irrte sich gestern darin, daß in einem großen Teil Oberfrankens noch das Trucksystem herrsche, und daß die Arbeiter bei ihren Arbeitgebern in den von diesen unterhaltenen Spezereiläden kaufen müßten. Die Arbeiter kaufen lediglich von den Arbeit gebern die Rohprodukte, die sie brauchen, z. B. in der Korbmacherei, nirgends dagegen besteht das Truckiystem in der Weise, daß sie ihren Lebensunterhalt bet den Arbeitgebern kaufen müssen. Die Verhältnisse in Oberfranken sind durch die geologische Struktur des Bodens so außerordentlich traurig, und das ist nicht zu ändern. Der Antrag würde die Leute erheblich schädigen. Wenn Sie 12 cbm Luftraum vorschreiben, können Sie das ganze Heim⸗ arbeitsgebiet von Oberfranken von Bamberg bis Ludwigstadt an— zünden und kein Haus stehen lassen. Was würden den Leuten pracht— volle Wohnungen nützen, wenn sie sie nicht heizen könnten? In Oberfranken helfen sich die Leute schon selbst und machen ihre Arbeit, wenn es die Jahreszeit irgend erlaubt, überhaupt im Freien. Das ist besser als wenn man sie in die Fahriken drängt. Der sozial⸗ demokratische Abg. Pfannkuch sprach sich 1899 für ein gänzliches Ver— bot der Heimarbeit überhaupt aus, aber der Abg. Bebel erklärte sofort am nächsten Tage, daß das eine Härte und Grausamkeit sein würde, daß man die Heimarbeit nur so erziehen und umgestalten sollte, daß die scheußlichen Zustände aufhören, und von selbst ein geordneter Fabrikbetrieb an die Stelle tritt. Durch Einführung von Be— stimmungen, die kein Mensch erfüllen kann, können Sie die Leute nicht glücklich machen. Sie würden die Heimarbeit nur mit einem Schlage beseitigen. Die Antragsteller sollten ihren Antrag zurück— ziehen. Wir haben schon den Leuten durch Gründung von Genossen— schaften mit Erfolg geholfen, z. B. in der Stickerei und Korbmacherei. Die Sozialdemokraten sollten nicht ihr warmes Herz durch übertriebene Forderungen betätigen, die unerfüllbar sind, sondern mit uns schritt— weise vorgeben.
Abg. Albrecht (Soz.): Der Abg. Pfeiffer hätte doch die Be gründung des Antrags erst abwarten sollen. Wir denken gar nicht an die Beseitigung der Heimarbeit, sehen Sie sich doch unseren Heim— arbeiterschutzgesetzentwurf an. Unser vorliegender Antrag ist gar nicht so gefährlich, wie ihn der Abg. Pfeiffer hingestellt hat. In dem zweiten Absatz unseres 4a besagen wir ausdrücklich: „Für Betriebe, die bei Erlaß dieses Gesetzes bereits bestehen, sind, solange sie nicht erweitert oder: wesentlich verändert werden in bezug auf das Verbot des Schlafens und Kochens nur solche Anforderungen zulässig, die ohne verhältnismäßige Aufwendungen ausführbar sind. Damit kommen wir gerade den Befürchtungen, daß die Heimarbeit unmöglich gemacht werden soll, entgegen. Mit unserer Forderung von 12 chm Luftraum sind wir nicht unbescheiden. Der Heimarbeiterkongreß hat 15 chm gefordert. Gerade die Wohnungsfrage ist von fundamentaler Bedeutung für die Heimarbeiter, ich erinnere nur an die Aeußerungen des Grafen Posadowsky. Die Betriebsräume in Kellern, Mansarden—⸗ stuben usw. sind so erbärmlich, daß sie oft Pestherde für ansteckende Krankheiten sind. Da muß die Gesetzgebung eingreifen.
Abg. Everling (n.): Der Abg. Albrecht hat gesagt, wir hätten für die Heimarbeiter nur eine platonische Liebe. Die Sozial⸗ demokratie hat eine Bärenliebe zu ihnen. Man sagt von den Bären, daß sie jemand, den sie lieb haben, so umarmen, daß ihm der Atem und das Leben ausgeht. In ihrem jetzigen Antrage sind die Sozialdemokraten allerdings vorsichtiger geworden. Sie haben zu dem in der Kommission gestellten Antrag noch einen Zusatz hinzu— gefügt. Es scheint also, als ob der Verkehr mit den bürgerlichen Parteien sie zu gewisser Vorsicht gebracht hat. Die Tatsache bleibt aber doch bestehen, daß sie die Heimarbeit beseitigen wollen. Im Erfurter Programm steht ausdrücklich: Verbot der Heimarbeit für Nahrungs- und Genußmittelanfertigung. Wenn Sie die Macht haben, würden Sie in Sachsen die gesamte Zigarrenhausindustrie be⸗ seitigen, sodaß in manchen Dörfern eine wahre Hungersnot ausbrechen würde. Wenn die Tabakarbeiter in Sachsen das hören würden, daß Sie ihnen ihre Betätigung verbieten wollen, so würden sie schon zu Ihnen sagen: wir werden in unseren Bezirken die Sozialdemokratie verbieten. Wir schaffen die Sozialdemokratie ab, sagte zu mir ein Heimarbeiter. Wir haben hier wieder den Hauptfehler der Sozial⸗ demokratie, diese Gleichmacherei, dieses Bestreben, alles zu mechani⸗ sieren. Abg. Behrens (wirtsch. Vgg.): Die Bestrebungen dieses An— trages sind mir außerordentlich sympathisch, aber nicht auf die praktischen Verhältnisse zugeschnitten. Wie denten die Herren sich in der Praxis das mit dem Luftraum? Derartige Zwangsbestimmungen würden viele Heimarbeiterexistenzen vollständig vernichten. .
Abg. Dr. Fleischer (Zentr. : Dieser Antrag ist nur ein Erdrosselungsantrag. Er zeigt das gute und warme Herz der Sozial— demokratie für unsere Hausarbeiter! Danach müßte jede Witwe Berlin in Zukunft eine Zweizimmerwohnung nehmen. Wie soll sie das möglich machen? Eine Handschuhnähersamilie von fänf Personen müßte ein Zimmer von fünf mal zwölf gleich sechzig Kubikmeter Luft— raum, also ein Zimmer 6 m lang, 4 in breit und 24 im hoch haben. Durch eine solche Bestimmung würde die Erbitterung der Heim— arbeiter grenzenlos werden. Ich wünsche nur, daß dieser sozial⸗ demokratische Antrag jedem Hausarbeiter bekannt würde, dann habe ich keine Sorge, wie sie wählen würden.
Abg. Schmidt ⸗Berlin (Soz.): Die letzte Drohung des Vor⸗ redners schreckt uns nicht. Die Tabakarbeiter haben stets für ihre ge samte Industrie die Abschaffung der Heimarbeit auf ihren Kongressen gefordert, wir haben uns damit immer einverstanden erklärt, und hat uns das bei den Wahlen nie geschadet. Wenn die Herren sich über 12 cbm Luftraum so entrüsten, so vergessen Sie, daß selbst in den Ge— fängnissen 15 cbm gegeben werden. In der Tabakindustrie sind 10 ebm in der Heimarbeit schon heute durch Bundesratsverordnung Vor— schrift, und die Uebertreibung, daß die ganze Tabakindustrie dann zugrunde gehen müßte, ist in ihrer ganzen Haltlosigkeit zutage getreten; die Vorschrift ist durchgeführt worden, und die Industrie besteht weiter. Zahlreiche Betriebsstätten sind so gesund⸗ heiteschädlich, daß die Behörde eingreifen muß, so die feuchten Kellerräume in den Großstädten und dergleichen. Wie wollen Sie denn das von dem Zentrumskollegen Dr.
Jaeger immer wieder ver langte Wohnungsgeseßz machen, wenn Sie nicht in das Bestehende eingreifen und vorhandene Interessen nicht verletzen wollen? In der Nahrungsmittelindustrie herrichen vielfach geradezu ekelharte Zustände: auch vom Standpunkte sanitärer Sicherheit und aus der Empfindung für Reinlichkeit heraus muß man unseren Anträgen zustimmen, nicht bloß im Interesse der Heimarbeiter selbst, sondern auch der Konsumenten.
Abg. Dr. die Abgg. Albrecht und Schmidt bin ich nicht klüger geworden. Vie Bestimmung wegen des Schlafens und Kochens ist undurchführbar; und die Uebergangsbestimmung, auf die der Abg. Albrecht so viel Wert legte, gibt nur zu weiteren Schwierigkeiten Anlaß.
Der Antrag der Sozialdemokraten wird abgelehnt.
8 6 bestimmt u. a., daß die Polizeibehörde anordnen kann, daß Räume, in denen Nahrungs⸗ oder Genußmittel hergestellt oder verarbeitet werden, zu bestimmten anderen Zwecken nicht benutzt werden dürfen.
Pfeiffer Gentr.): Auch nach der Begründung durch
ir D
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
1.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
9 ö 2 . vierer Hun le gt So) befürwortet einen Antrag, wonach , . gende Fassung erhalten soll: „Räume, in denen ö . bergestellt, bearbeitet oder verpackt geradezir unbegteistiheken, , , ,, .. V , . noch eine Stimme erhebe 4 sich egen . e,, e,, n. ö ö. . Sei es 563. der Gesundheit der Räumen, wo Nahrung , 3 m,. ö. . ö. n ,, . e,, e, e 3 6 wer . auch der Hausarbeiter, fondern . — . Ege 6. Alen dnn, 9 Bekämpfung der Epidemien“ ; S ö Alg ö einheit, zur solches en dt n i und der ansteckenden Krankheiten sei ein eh teen notwendig, gleichviel, ob es in einzelnen Fällen praktisch auf 9. Velbot der Heimarbest berauskomme. die he ili, Gren cen 6 ee , , , , . , , e gn, . ,,, zu bekämpfen, ö „übrigen Vorschriften durchaus Rechnung. den be,, dem Auslesen von Kaffeebohnen befaßte Familie in dem. treffenden Raume einen Kanarienvogel nicht singen lassen oder ihren Daf g in diesem Raume nicht einnehmen?“ . ja , . , Gefahren zu bekämpfen geben wir ,. . l, , ,, galt der Antrag. Verbot hinauslaufen. Sie . e . . ie me, 9. . Menge von Heimarbeitern brotlos e en . r fh . vieenge een l ern brgtlos machen, die tatsächlich nicht in ie eabrit gehen können. Ihr Schritt ist nicht sozialpolitisch ondern hart und grausam. ꝛ⸗ . Abg. Gra bon Carmer-Zieserwitz (dkons.): Ein obli⸗ gatarif ee Cn hreiten der Polizei würde die Heimarbeiter in einer Wir , ,,. ee Zweck dieser Bestimmung direkt widerspricht.
ö 1 . e 6 en . zimar heitern, helfen. — Unternehmern 96. , ,. 3. Die Polizei ist in der Regel von den
er nao abhangig, daß sie äußerst selten einschreiten wird. ber (Ses): Ich kenne Arbeitsstätten im thüringischen n denen eine so schlechte Luft berrscht, daß man zurück— wenns ian fie hetritt. Aehnlich sind die Verhaͤltnisse in hön. Die Deimarbeiter wandern zu Tausenden nach Warum baut man nicht lieber Fabriken, um in ihnen er zu beschäftigen?
e hrens (wirtsch. Vgg.): Durch Ihren Antrag wird echt nichts erreicht, denn er enthält nur ein Verbot der Antrag wird abgelehnt.
einem weiteren Antrag der Sozialdemokraten soll r. 8 3b eingeschaltet werden, wonach auf Antrag von
ern oder ihrer Organisation das Gewerbegericht als
15 * 89 2 58 * ö 2 62 , r. 2 Bezir kerne Zuständigteit die Lohnsätze
rauche, die es angerufen hat, für eine bestimmte
Tauer festzusetzen hat. Wo kein Gewerbegericht besteht, sollen zu diesem Zwecke Kommissionen gebildet werden. Die Lohn lätze dürfen nicht niedriger festgesetzt werden, als die in den Fabriken und Werkstätten für entsprechende Arbeit gezahlten Debatte verbunden wird hiermit der von den Abg. Everling, Manz, Henning (dkons.), Dr. Pieper (Z3entr.) nidt-Altenburg (Rp.) eingebrachte Antrag auf Ein einer Reihe von Paragraphen, die dem Bunbesrat die. Befugnis geben, für bestimmte Gewerbzweige oder für bestimmte Teile des Reiches, in denen Hausarbeiter beschäftigt die Errichtung von Facha usschüssen beschließen zu tonnen. Die Kompetenz dieser Fachausschüsse und ihre Zu ammensetzung wird in diesem Antrag im einzelnen geregelt. Danach sollen die Fachausschüsse im wesentlichen eine gut ichtliche Funktion ausüben. .
Ein Antrag Oeser, Traeger, Naumann, Potthoff will den intrag dahin erweitern, daß der Fachausschuß beim Bundesrat beantragen kann, daß für den Gewerbzweig des ganzen Bezirks der ei les des Bezirks auf eine bestimmte Zeitdauer Mindestlöhne sestgesetzt werden, wenn sie in einem Tarifvertrag vischen Gewerbetreibenden und Hausarbeitern des Gewerb—
seiges und Bezirks vorgesehen sind.
Göhre (S oz.): Von der Annahme unseres Antrags wird ob das Gesetz überhaupt einen Wert für die Heim— wird oder nicht. Alle Anforderungen, die in hygienischer
Arbeiter gestellt werden, kosten Geld. Woher sollen Sie müssen noch mehr arbeiten, müssen an ihrer re den Schmachtriemen nech fester anziehen. Ich war sistlicher lange in einem sächsischen Weberdorf, ich kenne usse dort, die Not ist groß. Wie kann die sächsische Re—⸗ i Behauptungen aufstellen? Die Strafbestimmungen Unternehmer lauten auf 30 S Geldstrafe, auf Für die Heimarbeiter gibt es aber Strafen von
2000 6, da gibt es 4 Wochen, 6 Monate
bringen eine ganze Menge von Leuten, die die
nicht durchsetzen können, notgedrungen ins
den wirtschaftlich entkräfteten Heimarbeitern tritt ein
us, die bürgerlich Entehrten. Alle die Verpflichtungen, die ebern auferlegt sind, ändern nichts an den elenden Löhnen. Wirkliches für die Heimarbeiter schaffen wollen, müssen Sie die oder Tarifämter in irgendeiner Form inbringen. Die Fachausschüsse, wie Sie sie schaffen wollen, zen ganz in der Hand der Behörden. Hier zeigen Sie Ihr gutes für die Heimarbeiter genau so wie bei der Reichsversicherungs— ung, wo Gi eimarbeiter in die Landarbeiterkassen beiter zweiter Ordnung hineingebracht haben. Und was
die Fachausschüsse für Aufgaben Wünsche soellen sie
in, Gutachten, Anregungen geben, Vorschläge machen und seßlich soll der Abschluß von Tarifverträgen erstrebt werden. sind alles Worte, nichts als Worte, taube Nüsse, Steine statt rot. Die Heimarbeiter haben in ihrer Resolution in allererster gerade die Lohnämter gefordert, alle anderen Forderungen nen erst in zweiter Linie. Charakteristisch ist, daß Prosessor Wilbrandt das Urteil gefällt hat, daß das Gesetz so, wie es ist, ein an Hilfe ganz armes Werk sei. Aehnlich hat sich auch Minister von Zeritepsch geäußert. Nur die Arbeitgeber sind mit aller Energie gegen das Lohnamt. Sie haben sogar einen Petitionssturm los sie protestieren sogar gegen die Fachausschüsse. Selbst das ut den Herren zuviel, ihnen ist alles zuviel. Sie selbst sind gganisiert, aber wollen die Organisation der Heimarbeiter ver ndern, damit sie weiter fronen müssen. Die Unternehmer wollen jetzigen Zustand brutalerweise aufrecht erhalten, um die Heim⸗ iter ausbeuten zu können, um ihren Lohnwucher zu treiben, den ar höchsten Mehrwert herauszuschlagen. Die einzige Forderung, wirksam ist, nämlich die Lohnämter, treten sie mit Füßen. lbsf bei den Freifinnigen qibt es ja in diesem Punkte zwei Parteien,
Partei Naumann und eine Partei Manz. Auch der Hansabund
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Zweite Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
1941.
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3. es sich um Hunderttausende von elenden Arbeitern handelt, der Hansabund persagt, so önnen sich die Leiter dieses Bundes nicht wundern, daß das Vertrauen der Arbeiter zu seinen Zielen nicht sonder— . gien ist. Am erstaunlichsten freilich ist der Umfall der Jentrums, 3 6 n,. 8 t für die Lohnämter . eintrat. ⸗ stlichen Gewerkschaften haben beim Reichstag für die Lohn- mter Hetitioniert, der Abg. Giesberts steht mit Stegerwald unter dieser Peti/ion; das Zentrum aber, zu dem auch der Äbg. Giesberts gehört, stellt sich jetzt auf den entgegengesetzten Standpunkt! Warum . e . auf 35. dringen den Vorste llungen seiner eigenen Feute, seiner eigenen Wähler? Der Kollege Fleischer meinte, der Antrag sei in der Kommission abgelehnt, und es sei im Plenum keine Mehrheit daiür. Ist das ein durchschlagender Grund? In ter Kommission fiel der Zentrumsantrag mit 13 gegen 13 Stimmen, weil mein Freund Molkenbuhr zu spät kam, sonst wäre er angenommen worzen. Ilt das ein Grund für das Zentrum, nun im Plenum um— ufallen Das glaubt Ihnen kein Kind, das glauben Sie selbst nicht. Und warum soll es keine Mehrheit im Plenum geben? Das Zentrum brauchte, da es unserer Fraktion in dieser Sache sicher ist, nur seinen Einfluß auf die Herren rechts (imat weiter auszuüben. Seit die Konservativen den Krach mit dem Reichskanzler gehabt haben.. (Präside nt: Das 6. k doch nicht nghr mit der Heimarbei zusammen.) A ie Furcht, keine Mehrheit zu finden, brauchte See nicht zu vberanlassen, das Lobnamt ohne weiteres fallen zu lassen. Und was die Regierung betrifft — keiner anderen Partei wäre es ja doch möglich gewesen, fo rasch eine Aende ing der Gesetz gebung in bezug au den Erwerb von Kolonien durchzusetzen, wie dem Zentrum; keiner Partei würde es leichter werden, auch in der Hausar beits- frage den Widerstand der Regierung gegen die Lohnämter zu brechen, wenn es ernstlich wollte. Auch in Frankreich hat schon im vorigen Jahre die Regierung eine entspre chende Vorlage gemacht; in. Oesterreich ist dies seitens der Regie rung in diesem Jahre ge beben; nach dem Muster von Australien haben Wit consin und Minnesotg schon vor zwei Jahren die Lohnämter eingeführt. Der Ge— danke hricht sich also unaufhaltsam Babn; es kann als erprobte, ausgereifte Einrichtung gelten. Die Erfahrungen in England sind die allererfreulichsten; auch das Moment der Konkurrenz hat da seine Bedeutung gänzlich verloren, während es bei uns immer und immer wieder gegen die Einrichtung ausgespielt wird. In dieser Be⸗ ziehung ist, ganz besonders die Haltung der sächsischen Industriellen, die Heimarbeiter beschäftigen, charakteristisch; sie halten mit größter Eifersucht darauf, daß über die erbärmlichen Löhne der sächsischen Heimarbeiter nichts bekannt wird. Die sächsischen Induftriellen sind es auch, die darauf gedrückt haben, daß auf der Dresdner Hygiene— ausstellung keine Heimarheiterausstellung stattfand. Von dieser Seite erfolgte auch die Einwirkung auf das Metropoltheater, das Lied von der haloen Mark der Blumenarbeiterinnen von der Bũhne ver schwinden zu lassen. Daß die Lohnämter einen unzulässigen sozialistischen staatlichen Eingriff in die Lohnfestsetzung dar— stellen, ist hinfällig. Im Kaligesetz sind ganz ähnliche Be⸗ stimmungen festgelegt. Das schlagendste Argument gegen jene Behauptung ist doch aber unsere gesamte Schutz zollgesetz gebung und ihre Krönung, die Ausfuhrprämie. Wenn wir jetzt Lohnämter für die Aermsten der Armen fordern dann sagt man uns: Hände weg ist eine sozialistiche Maßregèl. Die Herren vom schwarz blauen Block haben aber so viel bei den Wahlen zu verlieren, daß sie sich noch in letzter Stunde überlegen follten, 2b sie uns nicht die Lohnämter konzedieren sollten. Ich komme zum Schluß. (Ironischer Beifall rechts. Es ist nicht meine Schuld, daß ich erst gegen 6 Uhr zum Wort gekommen bin; aber ich will schließen. (Erneuter ironischer Beifall.‘ Nun, dann komme ich nicht zum Schluß. Es läge doch in Ihrem Sinne, die Seimarbeiter wirtschaftlich so zu stärken, daß sie Ihren Zwecken willfährig werden. Benutzen Sie doch das Lobnamt als sozialistisches?“ Rampf mittel gegen uns. Ich appelliere aber an Ihr Mitleid und Ihre christliche Barmherzigkeit. Ucben Sie sie gegenüber diesen Aermsten nicht bloß mit Worten, sondern auch mit Taten. Der unter die Räuber Gefallene des Gleichnisses vom barmherz gen Samariter ist für uns heute der Heimarbeiter. Im Namen von Dun tLerttausenden unserer ärmsten Volksgenossen, die so schwach sind daß sie selbst nicht den Mund austun können, flehe ich Sie an: Geben Sie ihnen das Lohnamt, dann ist ihnen geholfen. n
Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dry D el — 1 F. 4 Dr. Delbrück: *) f 7 Rr ** ln r Is A*, * * Um 7i Uhr wird Vertagung beantragt und beschlossen. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr. (Fortsetzung der eben abgebrochenen Beratung: zweite Lesung der Vorlagen betreffend die Aufhebung des Hilfskassengesetzes, und betreffend die Versicherung der Privatangestellten.)
Handel und Gewerbe.
. 8 „) 5 1 (Aus , n. Reichsamt des Innern zu sammengestellten Nachrichten für Handel und Industrie ).)
Winke für die Ausfuhr nach Chile.
„Es wird in Chile allenthalben darüber geklagt, daß deutsche Geschäftsleute, wenn sie, fei es aus freien Stücken, oder infolge an sie ergangener Aufforderung. Angebote nach dem Auafand geben lassen bei Uebersendung ihrer Kataloge und Muster nicht sogleich die nötigen Erläuterungen, auf Grund deren erst ein Auftrag erteilt werden kann. dem Interessenten an die Hand geben. 237
. Niemand, der Geschäfte nach dem Ausland zu machen wünscht sollte. unterlassen, seinen Angeboten folgende Einzelheiten fofort beizufügen: 1) äußerste Preise, 2) Zahlungebedingungen (sie müssen möglichst den Gewohnheiten des Landes, nach dem der Export führen . angepaßt sein), 3) möglichst genaue Angabe der Gewichte und Maße, um die Fracht berechnen zu können. 4) wenn es nicht aus der Natur der anzubietenden Artikel von selbst beivorgeht, Angabe der einzelnen Bestandtelle zur Berechnung des Zolles, 5) gendue Angabe der Liefereit. 6) Angabe der Kommission, wenn et sich um durch Agenten zu vermittelnde Verkäufe handelt.
Es gebt ihm des⸗ er zieht die Annahme der ger ö englischen und nordamerikanischen Angeb 6 ö, ,. alle wünschenswerten und für ihn notwendigen Erläute⸗ rungen ganz von selbst sofort vorgelegt werden. Es darf nicht außer, acht gelassen werden, daß durch Rückfragen von Uehersee bis zum Eintreffen der Antwort meistens min, destens 10 bis 12 Wochen eingebüßt werden, und daß dann ent⸗
Wegen verspäteten Eingangs de gen versp⸗ gangs des Stenogramms kann die Rede des Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück erst morgen im Wort.
Ritt gegen die Lobnämter auf, das erklart allerdings, wie eine solche rn .,. ö — ( ' en y . ** ae 9 e. Spaltung bei den Freisinnigen entstehen konnte. Wenn gerade hier,
laut mitgeteilt werden.
weder der Artikel gus der Mode ist, entspricht, oder auch,
oder der Jahreszeit nicht mehr J ; da er eben schnell gebraucht wurde, in der Zwischenzeit anderweit bestellt worden ist. Auch ist es zur Hebung des Exports notwendig, daß sich der inländische Geschaftsmann über alle Kleinlichkeiten hinwegsetzt und etwas mehr das Groß⸗ zügige des Nordamerikaners und Engländers annimmt, denn durch langwierige, oft ins kleinliche gehende Verhandlungen vor Annahme eines Auftrags werden die Kunden im Ausland pielfach ungeduldig. Einmal vereinharte, Lieferzeiten sollten stets genau eing-halten und anfangs offerierte und in Auftrag genommene Maße, Farben, Qualitäten usw. niemals eigenmächtig durch andere auch nur im mindesten abweichende ersetzt werden, solange man nicht den Charakter des Kunden ganz genau kennt, da sonst, besonders zu Schikanen ge—Q— neigte Leute, zu leicht Grund finden, die Waren zur Verfügung zu stellen. „Infolge der langwierigen und kostspieligen Gerichtsbarteit in den meisten äberseeischen Ländern zieht dann der Lieferant imm den kürzeren. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonfulats in Valparaiso.)
Konkurse im Auslande. Galizien.
Konkurs ist, eröffnet üher das Vermögen des Druckerelbesitzers Adolf Haber in Oswiecim mittels. Beschluffes des K. K. Kreis— gerichts, Abteilung IV., in Wadowice vom JI. November 1911. — ir. 2 8. . Provisorischer Konkursmasseverwalter: Advokat Dr. Ludwi jasiorowski in Oswierir V gfah ( ĩ Wahl des n,, ,, ** Vormittags 1 Uhr. Die Forderungen fun ig zum , ne . ö. mi ag Uhr. Die Forderungen sind bis zum 25. Dezember 1 dem K. K. Bezirksgericht in swiecim anzumelden; in der
nmeldung ist ein in Dswigcim wohnhafter Zustellungsbevollmächtigter namhaft zu machen. Liquidierungstagfahrt Termin zur Feststellung der Ansprüche) 5. Januar 1912, Vormittags 10 Ubr. Konkurs ist eröffnet über das Vermögen des Kaufmanns Jo Feuerstein in Dobezyee mittels Beschlusses des K. K. Landes- zivilgerichts, Abteilung VI, in Krakau vom 12. Nopember 1911 — Ur. Ca. S. 3111. — Provisorischer Konkursmasseverwalter: Advokat Dr. Ludwig Lipineki in Dobezyce. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkursmasseverwalters) 24. November 1911, mittags 19 Uhr. Die Forderungen sind bis zum 12. Dejember 1911 bei dem K. K. Bezirksgericht in Dobemwce anzumelden; in der An— meldung ist ein in Dobezvce wohnhafter Zustellungsbevollmächtigter namhaft zu machen. Liquidierungetagfahrt (Termin zur Feststellung der Ansprüche) 20. Dezember 1911, Vormittags 10 Uhr. ;
6 2 Vor⸗
Wagengestellung für Koble, Kots und Briketts
tuhrrevier
Anzabl Gestelltt .. 28 906 Nicht gestellt 751
— Der Aufsichtsrat der gesellschaft 20. Dezember d. J. stat t findenden gelaufene Geschäftsjahr 191011 16 0½ vorzuschlagen (i. V. 150
— Lauf Meldung des W. Canadian Paeifie⸗Eiser die Ausgaben 6 526 887 Dollar auf 4 631 104 Dollars. Das nahme von 175944 Dollars.
New YJort,. 258. November. (W. T. B.) D
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* 1e Vusseldor
betrugen die Einnahmen der
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igewinn beläuft sich also
1 Oktober 1910 eine Zu⸗
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n betrug 19 780 009
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2 zant . Nobember. (W. T. B.) Die Surtaxeeinnabmen
für die Sao Paulo-⸗Kaffeezollanleihe von 1908 ergaben fü
. — 26 z ; ;. ; ; 1 L L 11 2 6 en ur die Zeit vom 20. bis 25. November 1911: 38 660 Pfd.
Liquidationskurse November 1911: 3 0 Preußische Konsols 82 ͤ tinische 50, Anl. 18960 Chinesische 5 o/ Anleihe 1898 955, Japanische n Rente 101, Portugiesische
18380 92,
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Holdrente 93,
Stadtanleihe Lnbeci Eisenbahn 1234, Elektrische Soc bahn 193, Hamburger Straßenb aktien Lit. B 2434, Oes ** = n X =.
Orientalische Eisenbahn
Warschau⸗Wiener 183, ;
2436, Pennsylvania 121, Anatolier 60 , 1133, Gostkarh bahn — —, Italienische
meer 809, Luxemb. Prince ⸗-Henri Eisenbabr Han
rikanische Packetf. 1373, Hansa sschiffges. 195, Norddeuts Lovd 12K, Berliner Hande
Discontobank 1177, Darmstädter
2891 ier 8 1 5 27 253 Dis konto⸗Kommandit⸗Anteile Nationalbank für Deutschland 128, Oesterreichische Länderbank 138, Petersburger Hande lẽbant 2134, Russische Bank für art 1 Schagff hausen scher Bankverein 1355, Wiener ik 1366, Wiener Unionbank 158, Allgem. Cleftricitäteneses
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geringe Sorte) 1830 , 123830 4. — Hafer, gute Sorte?) W 0 * 20 O0 10. — Hafer, Mitteiforte ) 1898 4, 130 A. ;