Untersuchung erfährt, daß er zur Entsagung gezwungen ist, um das geliebte Madchen keiner Gefahr auszusetzen. Das Ganze spielt sich in der Adventszeit ab; Weihnachtsstimmung, Weihnachtshoffnung durch— ziehen das Buch, bis dann am Schluß das Licht erlöscht. . „Meisterwerke ländlicher Baukunst im Kreise Erkelenz. Preis 1 6. Aachener Verlags- und Druckereigesell⸗ schaft. — Die vorliegende, vom Geheimen Regierungsrat, Professor Dr. Max Schmid⸗Aachen verfaßte und mit einem Geleitwort des Landrats Dr. von Reumont⸗Erkelenz versehene Schrift ist aus den Bestrebungen des Heimatschutzes entstanden. Die allenthalben auf dem Lande und in den Städten geübte Bauweife hat auch im Kreise Erkelenz zu mancher Verunstaltung des Dorf⸗ und Stadtbildes geführt, und da zeigt der Verfasser, aus welchem gesunden Geiste heraus die
Im Neuen Königlichen Operntheater (Direktion Dr. Velmer) geht am Sonntag „Der Störenfried“ von Benedix in Szene. Die Rolle der Geheimrätin Seefeld wird von Fräulein Loulse
Jerwitz dargestellt.
Für daz geistliche Spiel Jedermann“, dessen Erstaufführung morgen im Zirkus Schumann stattfindet, wird unter der Leitung von Marx 9) einhardt und nach Plänen von Professor Alfred Roller in Wien ein schlichtes gotisches Gerüste, die dreistufige Mysterien⸗ bühne des ausgehenden Mittelalters errichtet. Auf der oberften diefer drei Bühnen werden die Stufen des Thrones Gottes sichtbar werden, an denen der Tod und der Erzengel Michael stehen und von der Stimme des Herrn Befehle entgegennehmen. Auf der mittleren Bühne findet
des reichen Jedermann letztes Prunkmahl statt. Die hierbei vorkom—
Das Siemens Schuckert-Luftschiff machte gestern, V müttags 11 Uhr 55 Minuten, von der Biesborfer ehh aus eine einstündige Fahrt in die Umgebung der Halle, wobei sam liche vier Motoren in Tätigkeit waren. Es wurde, W. T. B.“ ; folge, eine Geschwindigkeit von siebzehn Metern erreicht. Dabei h ebensowenig wie bei den früheren Fahrten irgend eine Einbeulun an der Spttze stattgefunden.
Das am 2. Dezember in der Philharmonie stattfinden Winterfest der Frauengruppe des Vereins für 9 Deutschtum im Ausland wird, wie in früheren Jahren, wied hervorragende musikalische Darbietungen aufweisen. Auf dem
2
Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
282.
Berlin, Don
alten Häuser gebaut wurden, und was macht. und in photographischen Aufnahmen dargestellt. alte Bauernhöfe, die in der Anordnung Räume rechten künstlerischen Sinn ihres Meisters verraten, sind
Zwei mustergülti
genaueren Aufnahmen von Regierungsbaumeister Stahl ⸗Düsseldorf r ; Für die Handweiksmeister, die auf dem Lande bauen, ist das Heftchen recht lesenswert, es wird ihnen hier kurz erklärt,
wiedergegeben.
warum viele alten Bauten gut, die neueren meist nicht gut sind. — Das letzterschienene 11. Heft des laufenden Jahrgangs d Kunst unserer Zeit“ (Verlag von Franz Hanfstaengl München; Abonnementepreis des Heftes 3 6; als Einzelheft 4 beschäftigt sich mit der neuholländischen Kunst, deren Wesen und he
torragen dste Vertreter Max Eisler im literarischen Teile schildert. Der Bilderteil enthält neben zahlreichen Textbildern fünf Vollbilder
nach Werken von Jongkind (Blick auf Oberschin bei Mondschein Bosboom (Scheune in Gelderland), Matthijs Maris (Das Kind mit den Maris (Enten).
— Forst- und Fagdkalender 1912. Begründet von Schneider und Judeich. 62. Jahrgang, bearbeitet von Dr. MW. Neum eister
und M. Retz laff. JI. Teil. In Leinwand geb. Preis 2 M, i Leder geb. 260 6. (Verlag von Julius Springer in Berlin.) ; Jahrgang 1912 dieses allbekannten Kalenders enthält einen vollständi
neu gesetzten Jagdkalender mit allen Aenderungen der Schonzeiten der
letzten Jahre. Neu aufgenommen wurden die alten Schwappachsche Kieferertragstafeln von 1896 sowie die von Vorkampff⸗Laue. Da
Kapitel Erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen wurde von Dem
Stabsarzt Dr. med. Haring⸗Leisnig vollständig umbearbeitet. De längst bewährte halligkeit des
—
Inhalts ohne
Begleiter auch fernerhin willkommen sein.
Theater und Musik.
Im Königlichen Qpernhause geht morgen, Meyerbeers große Oper „Der Prophet“ in Szene. S singt die Titelrolle, die Fides: Frau Ober, die Bertha: den Oberthal: Bachmann, Knüpfer. meister Blech.
Spielplanänderung im Königlichen Schauspielhause. — Frau Anna Schramm ist von ihrem Unwohlsein noch nicht ganz hergestellt und bedarf noch der Schonung, sodaß die für Sonntag, den 3. Dezember, angesetzte Vorstellung von H. Lubliners Lust spiel „Die glückliche Hand“‘ nicht stattfinden kann; dafür gehen die beiden Stücke O. von Kleists: ‚Robert Guiskard“ und „Der zerbrochene Krug“, sowie vorher Goethes „Geschwister“ in Szene. Die für die 271. Abonnementsvorstellung zur „Glücklichen Sand“ an der Theaterkasse gekauften Eintrittskarten behalten Gültigkeit für die neu angesetzte Vorstellung: „Die Geschwister', „Robert Guiskard‘,. „Der zerbrochene Krug“, können aber auch an der Vor— mittagskasse im Königlichen Schauspielhause und am Tage der Vor— stellung an der Vormittags- und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Erstatkung auch der Vorverkaufsgebühr zurück⸗ gegeben werden. Eine spätere Zurücknahme der Eintrittskarten findet nicht statt. — Morgen wird H. Sudermanns „Bettler von Syrakus“ in der bekannten Besetzung wiederholt.
Freitag
— ihre besondere Schönheit aus⸗— Es sind alle typischen Hausformen der älteren Jeit geschildert
und Einzelausbildung der
Jacob Maris (Stadtansicht), Schmetterlingen) und Wilhelm
Der
Kalender hat durch diese Ergänzungen an Reich⸗ Beeinträchtigung seines handlichen , als Taschenbuch gewonnen und dürfte dem Forstmann als
Herr Berger Frau Kurt, Herr Bischoff, die Wiedertäufer: die Herren Sommer, Die musikalische Leitung hat der Kapell⸗
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menden Tanzlieder sind dörflichen Minnesängern des XII. Jahr⸗ hunderts nachgebildet. Die Musik beruht auf alten Weisen, des⸗ , die den Schlußteil begleitende Orgelmusik und der Chor der
Ingel. — Durch das Spiel „Jedermann“ finden die Aufführungen der „Qrestie! im Zirkus Schumann zunächst eine Unterbrechung. Von „Jedermann“ sind zwei Vorstellungen in dieser dem Weihnachts? sest vorangehenden Zeit im Zirkus Schumann geplant. Weitere Aufführungen des gleichen Werkes werden für die Zeit vor Ostern vorbereitet.
Franz Egenieffs erstes Wiederauftreten in der Ko mischen Oper wird in der am Sonnabend stattfindenden Aufführung von „La Traviata“ erfolgen. Herr Egenieff singt den Georg Germont. In den anderen Hauptrollen sind die Damen: Aurelie Rapy, Ida von Battley und die Herren; Johannes Reinhardt, Karl Windecker, Otto Saltzmann und Karl Jakobi beschäftigt. Musikalischer Leiter der Aufführung ist der Kapeslmeister Rudolf Schüller.
Der letzte ‚Liszt-Abend“ von Ferruccio Bu soni findet nicht am 1., sondern am Dienstag, den 12. Dezember, im Beethovensaal statt.
Mannigfaltiges. Berlin, 30. November 1911.
Bei dem Deutschen Hilfskomitee für die durch das Hochwasser in Süd-Brasilien Geschädigten gehen nunmehr nähere Nachrichten über die Größe des entstandenen Schadens ein. So wird neuerdings aus Blumenau mitgeteilt: „Viele Häuser sind infolge der Ueberschwemmung eingestürzt, die übrigen, in denen das Wasser tagelang gestanden hat, sind innen und außen mit Schlamm überzogen, sodaß sie auch nach der Reinigung für längere Zeit nicht bejogen werden können, falls nicht Krankheiten eintreten sollen. Im Bezirk Blumenau, namentlich in der Hanfa, die fast ausschließlich von Deutschen bewohnt ist, welche innerhalb der letzten 10 bis 12 Jahre nach Brasilien ausgewandert sind, haben piele Ein wohner nur das nackte Leben gerettet und ihren ganzen Vieh bestand und die noch zu erwartende Ernte eingebüßt. Für dief Leute, deren Vermögen in den meisten Fällen nur aus der Wohnstätte und ihrer Pflanzung besteht, ist die Lage befonders schwierig“. — Es werden ganz bedeutend, Mittel erforderlich sein, uni der
hart bedrängten Bevölkerung zu helfen. Zwar sind bei dem Hilfs— komitee namentlich aus hiesigen Bankkreisen namhafte Beträge bereits eingegangen, doch sind diese bei weltem nicht ausreichend. Das geschäftsführende Komitee, dessen Vorstand u. a. der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatsfekretär des Auswärtigen
sungen werden.
gramm sind Namen wie Ella Jonas⸗Stockhaufen (Klaviervirtuosin Anna Bomann (GKonzertsängerin. Benno Schuch (Geige), Rohe en (Cello) vereinigt. Ber Professor Anna Schultzen bon Äste Fhor“ hat ebenfalls seine Mitwirkung zugesagt. Nach dem Konzert findet, ein Ball statt. Eintrittsfarten zu 3, 5, 10 M sind auf d Geschäftsstelle des Vereins (Kurfürstenstr' 105) zu haben.
(8 Uhr) im Königshof, Bülowstraße 37, vom (literarischen Veri „Neue Klause“ gemeinsam mit der Berliner Ortsgruppe de Gesellschaft der Freunde Raabes“ veranstaltet. Redner sind der Dichter des Prologs Eberhard Manz, der Pfarrer Friedrich Daab' und der
an der Königlichen Hochschule für Musik Fräulein Meta Lippold ge ö. Gaͤste sind willkommen. 50 * sind an der Abendkasse zu haben.
Perlen deutscher Städte“ betitelt sich ein
Motorwagen-Verein der Syndikus Br. NR. Bü rner unter Vor führung von 100 farbigen Lichtbildern halten wird. findet im Hörsaal der Unterrichtsanstalt des museums (Prinz Albrechtstr. 8) siatt. Gäste, sind willkommen. Der Eintritt ist frei.
„Tripolitanien, seine Oasen und sein Hinterland“ eines Vortrags, den auf Einladung der „Urania“ der als Reisende am Sonnabend und Sonntag, Abends 3 Uhr, lichen Theater der Urania“ halten und bilder nach eigenen Aufnahmen illustrieren wird. wie die meisten Länder des Erdballs gangenen Jahre, bereist,
jemand berufen, über Tripolis zu sprechen.
Amts von Kiderlen⸗Waechter und der bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld angehören und das sich demnächst mit einem Aufrufe an die Oeffentlichkeit wenden wird, bittet daher schon jetzt um Zuweisung von Gaben an folgende Zahl⸗
stellen: Reichsbank und Reichs banknebenstellen; Königliche Seehandlung; Bank für Handel und Industrie; Berliner Dandels⸗ Gesellschaft; S. Bleichröder; Commerz und Diskont Bank; Deutsche Bank; Dresdner Bank; Direction der Disconto. Gefellschaft; Mendels⸗ sohn u. Co.; Mitteldeutsche Creditbank; Nationalbank für Deutsch⸗ land; A. Schaaffhausen'scher Bankverein sowie die sämtlichen Depo⸗ sitenkassen vorstehender Banken; Delbrück Schickler u. Co'; F. W. Krause u. Co.; von der Heydt u. Co. Das Bureau des Komitees befindet sich in Berlin RW. 40, Alsenffr. J0.
Wiener Neustadt, 29. Flieger Mosca aus Triest, Fluge des Oberleutnants heftiger Landung des Flugzeuges aus seinem
(B. T. B.)
November.
Oberleutnant Nittner wurde verletzt.
London, 29. November. (W. T. B.) Der Premierminister philan⸗
einer
Asquith, der heute im Temple-Gebäude in tede halten wollte, wurde hier von einer
thropischen Gesellschaft eine N Anzahl die ihn durch Schreien am schließlich gezwungen war, das zu haben.
Sprechen hinderten, sodaß er Gebäude zu verlassen,
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern—
haus. 258. Abonnementsvorstellung. Der Prophet. Große Oper in 5 Akten (9 Bildern) nach dem ,, , des Eugene Seribe. Musik von Biacomo. Meyerbeer. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Regie: Herr Regisseur Bach⸗ mann. Anfang 75 Uhr.
Schauspielhaus. 269. Abonnementsvorstellung. Der Bettler von Syrakus. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiel von Hermann Sudermann. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. An—
Gudrun. Vardt.
CLessingtheater. Freitag,
Ein Trauerspiel in
Sonnabend: Gudrun. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Glocke. — Abends: Gudrun.
Nenes Schauspielhaus. Freitag, Abends 8 Uhr: Agnes Bernauer. spiel in 5 Akten von Friedrich Hebbel.
Sonnabend: Hans Sonnenstbßers Höllenfahrt. *
Abends 8 Uhr: 5 Akten von Ernst
můndel. Stein.
Die versunkene
Freitag, Abends 838 Uhr: Ein Chopin. Barrs.
Bolten⸗Baeckers.
Ein deutsches Trauer⸗ Chopin.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Leutnants⸗ Schwank in drei Akten von Leo Walter
Residenzthenter. (Direktion: Richard Alexander.) Walzer von Schwank in drei Akten von Köroul und Für die deutsche Bühne bearbeitet von
Sonnabend und folgende Tage: Ein Walzer von
Blüthner⸗Saal. Freitag, Abends Klavierabend von Alice Ripper.
Klindmorth⸗Scharmenka · Saal.
Am Klavier: Otto Bake.
vorstellung, sondern Aufführung des „Deutschen Theaters?: Zum ersten Male: Jedermann. An⸗
Cin „Wilhelm Raabe Abend“ wird Montag, den 4. Dezenbg
Vortragende un König, Dr. Gusta] 1 ; Professor Dr. Kan Theodor Gaedertz. Raabesche Lieder werden von der Gesanglehrern
Die Eintrittskarten z
. z . Vortrag, den an Freitag, den 1. Dezember, Abends 8 Uhr, im Mitte leu ropã ischen
Der Vortrag Kunstgewerbe! 3 . Damen und Herren!
ist der Titel
und Schriftsteller bekannte Geheime Rat Ernst von Hesse⸗Wartegg im Wissenschaft durch zahlreiche Licht.
Hesse⸗Wartegg hat auch Tripolitanten, noch im ver.; kennt die Gebirgszüge des Hinterlandes und viele seiner Oasen aus eigener Anschauung und ist daher wie kaum
Der der heute als Passagier an einem Nittner teilnahm, wurde infolge he Sitz fünfzehn Schritte weit fortgeschleudert und blieb sofokt tot. Der
Anhängerinnen des Frauenstimmrechts empfangen,
ohne gesprochen ö
ubr:
Freitag, Abends 75 Uhr: Liederabend von Maria Clemm.
Birkus Schumann. Freitag: Keine Zirkus.
fang 74 Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 259. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in drei Akten von Hugo von Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß. Anfang 74 Uhr.
Schauspielhaus. 270. Abonnementsvorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich Schiller. Anfang 75 Uhr.
Neues Operntheater. Sonntag, Nachmlttags 24 Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl: Dritte Borstesllung für die Berliner Arbeiterschaft: Der Mennonit. Trauerspiel in vier Akten von Ernst von Wildenbruch. (Die Eintrittskarten werden durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt nur an Arbeiterbereine, . usw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Personen findet nicht statt.)
Dentsches Theater. Freitag, Abends 75 Uhr: Zum 150. Male: Faust, 1. Teil.
Sonnabend: Turandot.
Sonntag: Turandot.
Freitag, den J. Dezember, Abends 8 Uhr: Auf— führung im „Zirkus Schumann“: Zum ersten Male: Jedermann.
Kammerspiele.
Freitag, Abends 8 Uhr: Frühlings Erwachen. Sonnabend: Nathan der Weise.
Sonntag: Die Kassette.
Berliner Theater. Freitag, Abends 8 Uhr: Die Ahnengalerie. Schwank in drei Akten von Leo Walther Stein und Ludwig Heller.
Sonnabend, Nachmittags 33 Uhr: Ein Fallisse⸗ ment. — Abends: Die Ahnengalerie.
Sonntag, Nachmittags 3 Ühr: Die Logenbrüder. — Abends: Die Ahnengalerie.
Theater in der Königgrützer Straße. r e, Abends 8 Uhr: Spielereien einer Raiserin.
Sonnabend: Spielereien einer Kaiserin. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement.
Sonntag: Hans Sonnenstößers Höllenfahrt.
Komische Oper. Freitag, Abends 8 Uhr— Volkstümliche Vorstellung: Der Waffenschmied. Sonnabend: La Traviata. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:
Der Freischütz. — Abends: La Traviata.
Schillertheater. O. (Wallnertheater) Freitag, Abends 8 Uhr. Maskerade. Schau— spiel in vier Aufzügen von Ludwig Fulda.
Sonnabend: Don Carlos.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das Urbild des Tartüff. — Abends: Maskerade.
Charlottenburg. Freitag, Abends 3 Uhr: Don Carlos. Eln dramatisches Gedicht in fünf Akten von Friedrich Schiller.
Sonnabend, Nachmittags 35 Uhr: Prinz Friedrich von Homburg. — Abends: Madame Sans. Gẽne.
Sonntag, Nachmittags 33 Uhr: Maria Stuart.
Abends: Zapfenstreich.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Freitag, Abends 8 Uhr: Die Dame in Rot. Operette in drei Akten von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Musik von Robert Winterberg.
Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Max und Moritz. — Abends 71 Ühr: Zum ersten Male: Fatinitza.
Sonntag. Nachmittags 34 Uhr: Ein Walzer⸗ traum. Operette von Franz Lehar. Abends: Fatinitza.
Lnstspielhaus. (Frledrichstr. 236) Freitag, Abends 8 Uhr: Ensemblegastspiel des, Neuen Schau— spielhauses“: Die Vergnügungsreife. Ein Reise⸗ schwank in vier Stationen von Fritz Friedmann⸗ Frederich.
Die Ver⸗
Sonnabend und folgende Tage:
— Abends: Spielereien einer Kaiserin.
Thaliutheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Freitag, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Mußk von J. Gilbert.
Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Sneewittchen. Abends: Polnische Wirtschaft.
Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt—⸗ schaft. .
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstt) Freitag, Abends 8 Uhr: Mein Baby. Burleske in drei Akten von Margaret Mayo.
Sonnabend und folgende Tage: Mein Baby.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Francillon.
Konzerte. Königl. Hochschule für Mustk. Freitag,
Abends Uhr: Konzert von Cella della Vranceg (Klavier) mit dem Blüthner⸗Orchester.
Philharmonie. Freitag, Abends 8 Uhr: Konzert mit dem Philharmonischen Orchester (Werke von Karol Szhmanomskih von Gregor Fitelberg (Dirigent) und Arthur Rubinstein Klavier).
Singakademie. Freitag, Abends 8 Uhr: Konzert von Egon Söhnlin (Gesang) unter
Mitwirkung von Mathilde Hirsch⸗ Kauffmann (Klavier). Am Klavier: Alfred Simon.
Saal Rechstein. Freitag, Abends 74 Uhr: Liederabend von Johanna Schot. Am Klavier: Erich J. Wolff.
Feethaven Saal. Freitag, Abends 8 Uhr:
gnüůgungsreise.
fang 8 Uhr.
Sonnabend, Abends 79 Uhr: Auftreten sämtlicher Spezialitäten. — Um gi Uhr: Das Manegeschauftüch: 1090 Jahre auf dem Meeresgrund. Ent— worsen und inszeniert vom Direktor Albert Schumann.
Sonntag, Nachmittags 33 Uhr und Abends 7ä.Uhr: 2 große Vorstellungen. In beiden Vor— stellungen (ungekürzt): 1006 Jahre auf dem Meeresgrund.
Dirkus Busch. Freitag, Abends 74 Uhr: Große Galavorstellung. N. 4. „Max und Moritz“ und „Pepi“, die drei Schimpanfen' (groß— artige Dressurleistung) — Zum Schluß: U 20, Driginalausstattungsstäck des Zirkus Busch in fünf Bildern.
Sonntag, Nachmittags 35 Uhr und Abends 73 Uhr: 2 Vorstellungen.
. Familiennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberleutnant 4. D. Arnold von Weiß (BerlinHalensee). Hm. Amtsassessor Wendhausen (Guͤstrow i. M5.
Gestorben: Hr. Geheimer Baurat a. D. Heinrich Goedeking (Potsdam). — Hr. Major z. D. und Pferdevormusterungskommissar von Salviati (Bad Deynhausen). — Sr. Major a. D. Armin Frhr. von der Osten gen. Sacken (Blankenburg a. H.).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk— Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen
2. Klavierabend von Waldemar Lütschg.
(einschließlich Börsen⸗ Beilage).
Deutscher Reichstag.
Die Rede des Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück, die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht mehr mitgeteilt werden konnte, lautet:
Meine Herren! Sie haben gestern bei der Erörterung des § 1 des Entwurfs eine Generaldebatte gehabt. Ich habe darauf ver— zichtet, in diese Debatte einzugreisen, weil es wie heute gegen 7 Uhr war, als es etwa an mir gewesen wäre zu sprechen, und ich Ihnen nicht zumuten wollte, in so später Stunde eine längere Rede von mir anzuhören. Ich kann heute nicht aus dem gleichen Grunde auf das Wort verzichten und muß Sie also schon bitten, mir noch einige Minuten Gehör zu schenken.
Wenn ich gestern darauf verzichtet habe, mich zu § 1 an der Generaldebatte zu beteiligen, so habe ich es getan in der Erwägung, daß das, was ich zu sagen hatte, ebensogut und vielleicht zweck— mäßiger bei dem jetzt erörterten Antrag der Herren Sozialdemokraten bezw. bei der Erörterung des 5162 und folgender, wie sie die übrigen Parteien des Hauses vorgeschlagen haben, gesagt werden kann; denn das hat ja eine ganze Reihe der Redner, die vor mir gesprochen haben, betont: in diesem Paragraphen liegt, wie sich die Dinge ent— wickelt haben, augenblicklich der Angelpunkt des ganzen Gesetzes (sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), und von seiner Gestaltung wird es abhängen, wie dieses Gesetz in der Praxis arbeitet, welche Erfolge wir von ihm zu erwarten haben.
Wenn ich dieser Meinung zustimme, meine Herren, stimme ich nicht gleichzeitig denjenigen Außerungen zu, die wir gestern von der linken Seite des Hauses gehört haben, wonach das ganze übrige Gesetz wertlos sein solle, wonach es, wie einer der Herren Redner es bezeichnet hat, eine weiße Salbe sei. Ich möchte daran erinnern, daß die Bestimmungen so, wie sie jetzt in gemeinschaftlicher mehrjähriger Arbeit der Kommission und der verbündeten Regierungen vor Ihnen liegen, doch in der Hauptsache ihre Entstehung den Anregungen ver— danken, die vor einer Reihe von Jahren durch einen Antrag gegeben wurden, den, glaube ich, alle bürgerlichen Parteien dieses Hauses unterschrieben haben. Wir haben in dem ernsten Bemühen, etwas Nützliches und Durchführbares zu schaffen, aus den damals gemachten Vorschlägen das herausgegriffen, was uns zweckmäßig erschien. Wir haben die damals gemachten Vorschläge ausgestaltet; und so, wie sie Ihnen vor zwei Jahren wieder vorgelegt wurden, entsprachen sie, von wenigen Punkten abgesehen, dem, was auch Ihre Kommission mit einer überwiegenden Mehrheit als zweckmäßig und nützlich erkannt hatte.
Wenn man gegen diese Bestimmungen einwendet, daß sie lediglich Lasten für die Heimarbeit bringen, so erweckt es ja den Anschein, als wenn die Bestimmungen über die Lüftung, über die Beschaffenheit, über die Benutzung der Räume usw. zunächst mit Lasten verknüpft wären. Wir dürfen aber auf der anderen Seite nicht vergessen — das ist praktisch festgestellt; ich erinnere mich dessen noch aus meiner früheren Tätigkeit als preußischer Handelsminister —, daß alle diese auf sanitäre Rücksichten zurückzuführenden Forderungen bei einiger⸗ maßen verständiger Handhabung mit verhältnismäßig geringen Mitteln zu erfüllen sind, und ich nehme auch an, daß die einzelnen Bundes⸗ regierungen bestrebt sein werden, auf diesem Gebiete nicht bloß reglementierend, sondern auch sonst helfend einzuwirken. Mir ist beispielsweise bekannt, daß in Preußen ein Fonds zur Förderung der Heimarbeit besteht, und daß dort auch die Absicht besteht, aus diesem Fonds bei der Durchführung der sanitären Bestimmungen helfend und unterstützend einzutreten. (Bravo!)
Sobald diese Bestimmungen so aufgefaßt werden, wie ich es eben auseinandergesetzt habe, haben sie eine ganz andere Bedeutung, haben sie einen sehr viel größeren Wert, als die Herren von der Linken ihnen vorher zuzuerkennen beliebt haben.
Im übrigen sind die Bestimmungen des Entwurfs, abgesehen von den augenblicklich zur Erörterung stehenden Vorschriften über die Lohnämter, im wesentlichen darauf gerichtet, eine Hauptforderung der Heimarbeiter zu erfüllen, nämlich eine gewisse Publizität der Löhne festzustellen. Nun, meine Herren, wir sind hier an die Grenze dessen gegangen, was nach unserer Auffassung durchführbar war. Wir sind einmal der Meinung gewesen, daß man, wie einer der Herren Vorredner es, glaube ich, schon gesagt hat, der Heimarbeit nicht hilft, wenn man Bestimmungen erläßt, die die auf die Heimarbeit basierten Industrien totschlägt (sehr richtig! bei den Nationalliberalen), und wir sind ferner der Meinung gewesen, daß die Verhältnisse der Heimarbelt so vielgestaltig, so kompliziert, so
schwierig zu erfassen sind, daß es höchst bedenklich sein und in erster Linie zum Schaden der Heimarbeit ausschlagen würde, wenn man weitergehende obligatorische Vorschriften geschaffen hätte, als sie von uns vorgeschlagen sind, wenn man insoweit zwingende Vorschriften geschaffen hätte, wie es die Herren von der Linken heute wiederholt beantragt haben. (Sehr richtig) Wenn wir in dieser Weise vorgegangen wären, dann würden wir, wie das einer der Herren Vorredner ich glaube, es war der Herr Abg. Pfeiffer — ganz richtig betont hat, dahin kommen, daß wir eben die Heimarbeit zum Absterben bringen. (Sehr richtig ) Und nun, meine Herren, frage ich Sie: ist damit den Beteiligten ge⸗ bolfen, daß man mit einem Schlage in weitem Umfange die Er⸗ nährungsmöglichkeiten beseitigt, die ihnen jetzt noch zur Verfügung gestanden haben, mögen sie noch so kümmerlich sein? In solchen Verhältnissen kann man nur helfen durch eine ruhige, iber legte Arbeit, durch eine allmähliche Entwicklung über das Gute zum Besten und deswegen bin ich der Ansicht, daß alle die von Ihnen so übel kritisierten Bestimmungen, wenn sie durch die Behörden ausgeführt werden in dem ausgesprochenen Wunsche — und den haben wir alle * auf diesem Gebiete zu helfen, auf diesem Gebiete a il. . kommen, nützlicher sein werden, als die absolut iwingenden Bestim· mungen, die Sie ihrerselts vorgeschlagen haben und mit denen Sie, wie man nach einem Sprichwort sagen könnte, der Heimarbeit einen Bärendienst erweisen würden. (Sehr richtig h
Meine Herren, auf demselben Gebiet liegt der Kampf um die Lohnämter, der jetzt hier ausgefochten wird. Um die Bedeutung dieser Frage würdigen zu können, muß man den Blick noch einmal auf die Entstehungsgeschichte des Gesetzes zurückwerfen. Das Gesetz ist vor Jahren eingebracht, es hat mancherlei Schicksale in dieser Zeit erlebt. Es war ein Zeitgenosse des Arbeitskammergesetzes. Wir alle sind von der Auffassung ausgegangen, daß das Arbeitskammer⸗ gesetz in erster Linie die Grundlagen bieten würde, um die Verhält— nisse der Heimarbeit aufzuklären, zu ergründen und so weit klarzu⸗ legen, daß man in der Lage sein würde, wirksam helfend einzu⸗ schreiten.
Das ist der Standpunkt, den ich auch vor zwei Jahren hier vertreten habe, als das Gesetz vorgelegt wurde. Nun ist ein Teil dieses hohen Hauses ja immer anderer Ansicht gewesen. Man hat auch die damals möglichen Eingriffe auf Grund eines Gesetzes, wie des damals vorliegenden Arbeitskammergesetzes, für unzureichend an⸗ gesehen. Man hatte schon damals eingewendet, daß nur Lohn⸗ ämter mit der Möglichkeit einer obligatorischen Festsetzung der Löhne wirklich der Heimarbeit helfen könnten. Die verbündeten Regierungen sind stets anderer Ansicht gewesen, und sie sind auch heute noch anderer Ansicht. Die verbündeten Regierungen würden heute noch unter allen Umständen einem Gesetz ihre Zustimmung versagen müssen (hört, hört! links), das in irgend einer Form eine obligatorische Festsetzung der Löhne unter Mitwirkung von Behörden bringen würde. (Sehr gut! links.) Das ist unsere Auffassung, nicht rein aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, sondern auch aus Erwägungen der Zweckmäßig⸗ keit heraus. Ich habe ja über die grundsätzlichen Erwägungen, die die verbündeten Regierungen in früheren Stadien veranlaßt haben, einer derartigen Festsetzung der Löhne durch staatlich organisierte Lohnämter entgegenzuwirken, wiederholt gesprochen. Ich will das heute nicht wiederholen. Ich bin der Ansicht, daß es der ganzen staatsrechtlichen Organisation der Bundesstaaten, unserer Behörden⸗ organisation, nicht entspricht, wenn sie in dieser Weise in den Arbeits⸗ vertrag eingreifen und einseitig eingreifen in die wirtschaftlichen Ver⸗ hältnisse, in die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Ja, aber im Ausland! Beim Kaligesetz) Ich werde gleich darauf kommen. — Denn täuschen Sie sich nicht darüber: wenn man auf der einen Seite anfängt zu reglementieren, kann man auf der anderen Seite nicht Halt machen. (Sehr richtig) Das sind dieselben Erwägungen — um das hier einzuschieben —, die mich veranlaßt haben, gegen die Wünsche der Zwangsinnungen, Mindesiprelse festzusetzen, Bedenken zu erheben.
Das Beispiel ist sehr lehrreich. Wenn man nämlich den § 1004 der Gewerbeordnung — der ist es ja wohl — beseitigen würde und — wie das vielfach vorgeschlagen ist — den Behörden die Befugnis zuschleben würde — sehr freuen würden sie sich nicht darüber —, der⸗ artige Mindestpreise festzusetzen und zu genehmigen, so würde damit selbstverständlich auch für die Behörden die Notwendigkeit erwachsen, die Frage vom Konsumentenstandpunkt aus zu prüfen. Wir würden in solchen Fällen nicht allein zu prüfen haben: sind die Preise, die irgend eine Bäckerinnung oder Fleischerinnung an einem bestimmten Orte vorschreiben will, von ihrem Standpunkte aus angemessen?, sondern wir würden auch vom Konsumentenstandpunkte aus prüfen müssen, haben denn die Preise richtige Relation zu den Produktions⸗ kosten, zu den Großhandelspreisen, zu der Kaufkraft der Be— völkerung usw.?
Kurz, meine Herren, wir würden mit allen diesen Versuchen auf einen Weg gelangen, den ich grundsätzlich für bedenklich halte und den ich überhaupt nicht unter Verhältnissen, wie sie augenblicklich bei uns bestehen, für beschreitbar halte. Damit erledigen sich alle die Berufungen auf andere Staaten. Ein Staat wie England, der eigentlich keine staatliche Verwaltung hat, der auf Selbstverwaltung beruht, in dem die Exekutive unabhängig ist, auch nicht durch die Parlamente beeinflußt wird, kann viel eher solche Bestimmungen treffen und durchführen als wir. Und das trifft noch viel mehr zu, wenn Sie sich auf die Verhältnisse von Australien berufen, auf die Verhältnisse von Staaten, deren ganze soziale, wirtschaftliche und staatsrechtliche Struktur eine andere ist als bei uns.
Wenn nun von den Herren Bezug genommen ist auf die Vor⸗ schläge, die beim Kaligesetz von Ihrer Seite gemacht und zu meinem tiefsten Kummrr auch angenommen sind — (Zuruf von den Soz.: Kummer!) — Jawohl, Kummer! Aber beim Kaligesetz waren die fraglichen Bestimmungen immer noch erträglich, weil es sich hier um die gesetzliche Reglementierung eines großen Produktionszweiges handelte, in dem auf vertraglichem Wege Monopole geschaffen waren, deren Fortbestand das Gesetz begünstigte. In einem solchen Falle läßt es sich allenfalls rechtfertigen, wenn das Reich, das durch seine Gesetzgebung eine derartige Monopolstellung schafft, auch reglementierend in die wirtschaftlichen Verhältnisse der an diesen Monopolen partizipierenden Betriebe eingreift. Darum handelt es sich aber hier nicht.
Und, meine Herren, wenn Sie darauf Bezug nehmen, daß meinerseits in der Reichsversicherungsordnung Vorschläge gemacht worden sind, die etwas Aehnliches wie Lohnämter mit unter Umständen zwingenden Befugnissen enthalten, so lagen auch hler die Verhältnisse ganz anders. Es handelt sich hier darum, die Durch⸗ führung öffentlich- rechtlicher Gesetzesbestimmungen sicherzustellen, und aus diesem Grunde habe ich in dem Spezlalfalle es wohl für zulässig gehalten, den Einigungskommissionen die Befugnis zu geben, Fest—⸗ setzungen mit zwingender Wirkung zu treffen, weil es sich um die Durchführung öffentlich rechtlicher Vorschriften handelte, für deren Durchführung das Reich und die Behörden in gewissen Grenzen verantwortlich waren.
Und wenn nun endlich darauf hingewiesen ist, daß ich vor zwei Jahren auch von der Praxis der Gewerbegerichte gesprochen hätte,
Gewohnheitsrecht bei ihren Entscheidungen anzuwenden, so ist dieser
Hinweis in diesen Fällen überhaupt fehlsam; denn die Dinge liegen
gerade hier umgekehrt. Die Gewerbegerichte haben aus der Tatsache, daß ein Tarifvertrag durch freie Vereinbarung der Beteiligten zu⸗ stande gekommen ist, mit Recht den Schluß gezogen, daß die Bestim⸗ mungen dieses Tarifvertrages wohl den örtlichen Gewohnheiten ent⸗ sprechen, und sie haben daraus, völlig korrekt in Zweifelsfällen, sich die Norm ihrer Entscheidung geschöpft. Das ist aber gerade das Gegenteil von dem, was Sie wollen. Sie wollen erreichen, daß die Bestimmungen eines Tarifvertrages, die Festsetzungen des Lohnamts zwingendes Recht sind, während umgekehrt die mir viel sympathischere Praxis der Gewerbegerichte dahin geht, daß sie sagen: wenn wir an den Verhältnissen, unter denen ein Tarifvertrag zustande gekommen ist, zu der Auffassung kommen, daß seine Bestimmungen nützlich und zweckmäßig sind, dann werden wir diese unserer Entscheidung zugrunde legen. (Sehr gut!)
In dieser Richtung bewegen sich nun die Vorschläge, die seitens der Kompromißparteien gemacht sind — ich darf wohl hinzufügen 9 ohne Geheimnisse auszuplaudern — zu meiner großen Freude und in Uebereinstimmung mit den verbündeten Regierungen. Denn, meine Herren, ich bin mir darüber klar gewesen, daß, nachdem das Arbeits. kammergesetz gefallen ist (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Ist es denn schon gefallen?), — ich sehe es als gefallen an, Herr Hue, das habe ich wiederholt ausgesprochen — (hört! hört! bei den Sozial⸗ demokraten), daß, nachdem das Arbeitskammergesetz gefallen ist oder — ich will mich milde ausdrücken — im Laufe dieser Session keine Aussicht auf Verabschiedung hat und ich keine Garantie übernehmen kann, daß es wieder vorgelegt wird —, daß es nicht so bleiben konnte, wie es war, weil die Bestimmungen über die Publizität der Löhne, die wir getroffen hatten — es ist wohl 5 3 — allerdings nicht aus⸗ reichen würden, wenn wir nicht in der Lage wären, daneben Arbeits⸗ kammern für die Heimarbeit zu schaffen.
Und nun, meine Herren, möchte ich — die Herren Antragsteller werden es mir nicht übelnehmen — vorweg mit ein paar Worten auf die Vorschläge eingehen, die hier gemacht sind.
Meine Herren, ich habe mich mit den Verhältnissen der Heim⸗ arbeiter eine geraume Zeit beschäftigt, ich kenne eine Anzahl ihrer Be⸗ triebe und ihre Betriebsgewohnheiten, und wenn ich auf der einen Seite mit Ihnen allen anerkenne, daß in der Heimarbeit Not ist, daß in der Heimarbeit vieles nicht so ist, wie wir es wünschen sollten, so muß ich auf der anderen Seite ausdrücklich feststellen, daß die über⸗ triebenen Behauptungen, die in dieser Beziehung aufgestellt sind, nach meiner Auffassung keineswegs überall zutreffen (sehr richtig!), und ich muß feststellen, daß alle die Anführungen, die in dieser Beziehung hier im hohen Hause gemacht worden sind, die ich gelesen habe, und die ich in Besprechungen mit den Beteiligten gehört habe, mich in der Auffassung bestärkt haben: ehe wir irgendwelche einschneidenden Vorschriften auf diesem Gebiete treffen, müssen wir die Möglichkeit schaffen, durch eine neutrale, unparteiische, objektive Stelle die Ver⸗ hältnisse der Heimarbeit festzustellen. Und, meine Herren, dieser Auf⸗ gabe werden die von den Kompromißvparteien gemachten Vorschläge nach meiner Ansicht in jeder Beziehung genügen. Ich habe die Ueber⸗ zeugung, daß, wenn die Behörden und die zur Durchführung dieses Gesetzes berufenen Beamten — ich nehme an, daß beispielsweise die Gewerbe⸗ aufsichtsbeamten an der Spitze der Fachkommission stehen werden — mit Liebe und Interesse an ihre Aufgabe herangehen, viele Dinge klargelegt werden, über die wir jetzt nicht klar sehen, und daß mit dieser Klarlegung allein eine Reihe von Mißständen derschwinden werden, deren Existenz ja nicht bestritten werden soll, deren Umfang und Ursachen aber streitig sind, und an die aus diesem Grunde nur sehr schwer vom Gesetzgeber die bessernde Hand gelegt werden kann.
Und nun, meine Herren, ist ja in diesen Entwurf noch eine be⸗ sondere Bestimmung aufgenommen über die Verpflichtung der Fach⸗ kommissionen, auf Ersuchen der Behörden über die Löhne nach An⸗ hörung der Beteiligten Ermittlungen anzustellen und die Angemessen⸗ heit dieser Löhne zu begutachten. Meine Herren, ich lege auf diese Tätigkeit einen außerordentlichen Wert. Wie wird denn die Sache praktisch laufen? Die Regierungen werden sich der Notwendigkeit, derartige Kommissionen niederzusetzen, nicht entziehen können, die Re⸗ gierungen werden bestrebt sein, mit Hilfe dieser Kommissionen die Löhne zu ermitteln und ihre Angemessenheit begutachten zu lassen. Und, meine Herren, die Tatsache, daß derartige Gutachten bestehen, die Tatsache, daß das, was diese Fachkommissionen für angemessen halten, bekannt wird, wird allein schon lohnhebend wirken und wird naturgemäß dahin führen, daß die Fälle von erbärmlicher Lohndrückerei, wie sie auf diesem Gebiete vorkommen, im wesentlichen verschwinden werden. Die Errichtung dieser Kommissionen wird aber auch dahin führen, daß die Gerichte — beispielsweise die Gewerbegerichte — diese Kommissionen um Gutachten ersuchen, und die Gerichte werden, wenn derartige Gutachten auch aus einem andern Anlaß vorliegen, in Streitfällen auf Grund dieser Gutachten ihrerseits ihre Entscheidung treffen. Und, meine Herren, das ist das Aeußerste, was abgesehen von den grundsätzlichen Erwägungen auch aus rein praktischen Gründen nach meiner Ansicht im Interesse der Heimarbeit notwendig und nützlich ist. Auch hier liegt es so: wenn wir, ohne die Dinge genau zu übersehen, mit harter Hand in die Verhältnisse eingreifen, dann können wir Zustände schaffen, deren Folgen wir gar nicht übersehen können.
Wenn man sich auf England beruft und sagt: die Dinge sind dort ganz wunderbar schön gegangen — ja, meine Herren, was ist denn in England geschehen? In England ist meines Wissens vor einiger Zeit eine Kommission gebildet worden für die Kettenschmiede, für eine ganz bestimmte Art von Heimarbeit, die nur in England hergestellt wird und für die eigenartige überseb⸗ bare Produktions und Absatzbedingungen vorliegen. Ueber die Er⸗ folge bei dem Versuch, auf dem Gebiete der Konfektionsindustrie etwas zu schaffen, läßt sich wohl kaum schon jetzt urteilen. Also dieser Hinweis auf England zieht nicht, und er zieht noch viel weniger,
die Bestimmungen der Tarifverträge gewissermaßen als örtliches
wenn Sie berücksichtigen, daß durch Englands insulare Lage die wirt-