Hauptverwaltung der Staatsschulden. Bekanntmachung.
I. Die am 2. Januar 1912 fälligen ieh en
sschuld und werden vom 21. Dezember Berlin W. 8, Tauben⸗
die Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank) in
der preußischen Skaatsschuld, der Reich der Schutzgebietsschuld ab eingelost durch die Staatsschuldentilgungskasse in straße 29,
Berlin W. 56, Markgrafenstraße 46 a,
die Preußische Zentralgenossenschaftskasse in Berlin C. 2,
am Zeughause 2,
die . in Berlin 8W. 19, Jägerstraße 34, die Reichsbankhaupt⸗ und Reichsbankstellen und die mit
Kasseneinrichtung versehenen Reichsbanknebenstellen, die preußischen Regierungshauptlassen, Kreiskassen und haupt⸗
amtlich verwalteten Forstkassen, die pre n, Oberzollkassen,
die preußischen Zollkassen, sofern die vorhandenen Barmittel
die Einlösung gestatten, sowie durch diejenigen Oberpostkassen, an deren Sitz sich keine Reichs⸗ hankanstalt befindet.
Die Zinsscheine können in Preußen auch vom 21. De⸗ zember ab allgemein statt baren Geldes in Zahlung gegeben werden bei allen hauptamtlich verwalteten staatlichen Kassen, mit Ausnahme der Kassen der Staatseisenbahnyerwaltung, fowie bei Entrichtung der durch die Gemeinden zur Hebung ge⸗ langenden direkten Staatssteuern. Ermächtigt, aber nicht ver⸗ pflichtet zur Annahme an Zahlungsstatt sind die Reichspost⸗ anstalten.
Die Zinsscheine sind den Kassen nach Wertabschnitten ge⸗
ordnet mit einem Verzeichnisse vorzulegen, in welchem Stückzahl und Betrag für jeden Wertabschnitt, Gesamtsumme sowie Namen und Wohnung des Einlieferers angegeben sind. Von der Vorlegung eines Verzeichnisses wird abgesehen, wenn es sich um eine geringe Anzahl von Zinsscheinen handelt, deren Wert leicht zu über⸗ sehen und festzustellen ist. Formulare zu den Verzeichnissen werden bei den beteiligten Kassen vorrätig gehalten und nach Bedarf unentgeltlich verabfolgt. Weniger geschäftskundigen Personen wird auf Wunsch von den Kassenbeamten bei Aufstellung der Verzeichnisse bereitwilligst Hilfe geleistet werden.
If. Die am 2. Januar 1912 fälligen Zinsen der in das Preußische Staatsschuldbuüch und in das Reichs⸗ schuldbuch eingetragenen Forderungen werden, soweit sie durch die Post oder durch Gutschrift auf Reichsbankgirokonto zu berichtigen sind, vom 18. Dezember ab gezahlt. Die Bar⸗ zahlung der Zinsen bei der Staatsschuldentilgungskasse und bei der Reichsbankhauptkasse beginnt ebenfalls am 18., bei allen anderen Zahlstellen am 21. Dezember.
Die Zahlung der Zinsen durch die Post geschieht, wenn kein gegentelliger Antrag gestellt ist, innerhalb des Deutschen Reichs im Wege des Postüberweisungs⸗ und Scheckverkehrs. Dabei werden Beträge bis 1500 46 und im Falle der Ueberweisung auf ein Postscheckkonto auch höhere Beträge ohne Abzug der Postgebühren gezahlt; nur die Bestellgebühren fallen dem Empfänger zur Last. Werden da⸗ gegen die Zinsen auf Wunsch durch Postanweisung oder Geld⸗ hrief gezahlt, so hat der Empfänger Postgebühren und Porto zu tragen.
Iff. Die Staatsschuldentilgungskasse ist am 28. Dezember für das Publikum geschlossen, am 29. Dezember ist sie von I bis 1 Uhr, an den übrigen Werktagen, auch am 30. De⸗ zember — von 9 bis 1 Uhr geöffnet.
Berlin, den 5. Dezember 1911.
Hauptverwaltung der Staatsschulden und k von Bischoffshausen.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 34 der Preußischen Gefetzsammlung enthält unter
Nr. 11163 die Verordnung, betreffend Abänderung des Artikel 6 der Verordnung zur Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs vom 16. November 1899 (Gesetzsamml. S. 562, vom 29. November 1911.
Berlin W., den 9. Dezember 1911.
Königliches Gesetzlammlungsamt. Krüer.
Aichlamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. Dezember. Seine Majestät der Kaiser und König empfingen
vorgestern nachmittag im
Neuen Palais bei Potsdam den Reichskanzler Dr. von
Bethmann Hollweg zum Vortrag.
Die vereinigten Ausschüsse des Bun des rats für Rechnungs⸗ wesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die ver⸗ einigten Ausschüsse für Rechnungswesen und Justizwesen sowie der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
Potsdam, 11. Dezember. Seine Hoch fürstliche Durchlaucht der Fürst Adolf zu Schaumburg⸗Lippe, der heute morgen in Berlin eingetroffen war, machte Mittags den offiziellen Besuch nach seinem Regierungs antritt bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin. Auf dem Bahnhofe Wildpark war, wie „W. T. VB.. meldet, eine Ehrenkompagnie vom Gardejägerbataillöon mit Fahne. und Musik aufgestellt. Zum Empfange waren Seine Majestät der Kaifer und König, die Herren des Hauptquartiers mit dem Generalobersten von Plessen an der Spitze, der Chef des Militärkabinetts, General der Infanterie Freiherr von Lyncker, der Oberstallmeister Freiherr von Reischach und der Polizeipräsident von Potsdam von Stark erschienen. Nach der Begrüßung, der Vorstellung der Gefolge und dem Abschreiten der Front der Ehrenkompagnie nahmen Seine Mazjestät der Kaiser und König und Seine Hoch fürstliche Durchlaucht der Fürst den Vorbeimarsch der letzteren entgegen und begaben sich dann mit Automobilen nach dem
der gestern vor 25 Jahren
Ihrer Kaiserlichen herzogin Isabella, eine von Oesterreich, verlobt.
Bayern.
geine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent Luitpold empfing, „W. T. B Gesandten Freiherrn von F
er 3. Säch
r Tochter des Erzherzogs
nisterpräsidenten deutsch⸗französische Ab
sehr kurzer Dauer war.
— Der Finanzminister folge, währung eines Vors 5i½, G abgeschlossen.
gezahlt werden.
geben worden, nach der alle
Dardanellen haben eine Frist erhalten.
nach
lösen. Wie ferner das eine Verordnung der Konsul fahrtsgesellschaften angewiesen
zu verkaufen.
vorlegen.
In präsident Geschow in
Vertreter in Schritte zu tun. und die Presse auf, kaltes vertrauen, daß die Regierung
Wie „W. T. B.“ meldet,
größtenteils zahlreichen
energisch dafür ein,
zu ermöglichen, den regulären
Nach Meldungen des der Mörder Ala ed Daulehs
englischen Oberhaus am 7. d. Kreisen Begeisterung erweckt,
unzufrieden sei.
und chinesischen Kommissare in
schrieben. Danach gehören das zu Rußland, die Station und
„Reuterschen Bureau“ zufolge, verlängert worden. Tangsh
verliehenen Vollmachten, handeln.
einen Vergleich einzugehen. neigen der Ansicht zu, daß das Die Kaiserlichen haber
einstimmung mit der Finanzpol des „W. T. B.“ eine Kommi als Präsidenten und den Vize gesetzt worden, die untersuchen
Neuen Palais.
der Verwaltung Ersparnis
Frankreich.
Eine Abordnung der Gruppen des Senats hat dem Mi⸗ Caillaux den Wunsch ausgedrückt, daß das
angenommen werden möchte. Caillaux erwiderte laut Meldung des „W. T. B.“, daß er alles tun werde, des Abkommens durch die beiden Kammern zu beschleunigen.
Türkei.
Der russische Botschaf ter in Konstantinopel hatte vor⸗ gestern nachmittag eine neuerliche Unterredung mit dem Minister des Aeußern, die nach einer Meldung des „W. T. B.“ von
einen Vertrag mit der Banque 9ttomane wegen Ge⸗ chusses von Der Vorschuß, für den keine Garantie geleistet wird, soll aus einer aufzunehmenden
— Die Regierung hat in der Kammer die über die Ferlängerung des deutsch-türkischen Handels— vertrages bis zum Jahre 1914 eingebracht. — Wie dem „Reuterschen Bureau“ gemel det wird, ist vorgestern in Smyrna eine amtliche Verfügung bekannt ge⸗
die Stadt zu verlassen haben, auf sie Anwendung findet. Die
— Vorgestern ist in Kanen ein russischer Kreuzer einge⸗ troffen, um die Abreise der kretischen Abgeordneten Griechenland zu verhindern, Schutzmächte werden das russische Schiff Reutersche Bureau“ meldet, sind durch
die nach Grlechenland zu gehen beabsichtigen, keine Fahrkarten Die Vertreter der Schiffahrtsgesellschaft en müssen auch die Listen ihrer Passagiere nach Griechenland den Konsuln
Serbien. Der frühere Ministerpräsident, Präsident des Staatsrats Nikola Ehristitsch ist, wie ‚W. T. B.“ im Alter von 93 Jahren in Belgrad gestorben.
Bulgarien.
der Sobranje erklärte vorgestern der Minister— eantwortung einer Interpellation, be⸗ treffend die Vorgänge in Istip, daß Konstantinopel beauftragt habe, Der Ministerpräsident forderte die Sobranje
Amerika.
sekretär des Krieges Stimson in seinem diesjährigen Be⸗ richt, daß ein Krieg mit einer Großmacht die Vereinigten Staaten so gut wie unvorbereitet finden würde.
dem Umstand zuzuschreiben, daß die Armee in zu Posten über das Innere des Landes zerstreut f und ein Mangel an Reserven bestehe. Der Bericht tritt die Anwerbung auch für eine kürzere Zeit als drei Jahre zu gestatten, um es möglichst vielen Männern
ein starkes Bürgerheer aufzubauen.
Asien.
„Reuterschen Bureaus“ hat. Ru ß⸗ land eine Note an Persten gerichtet, in der die Bestrafung
betrachtet wird, daß die britische — Vorgestern haben, wie „W. T. B.“ meldet, die russischen
die Grenzregulierung zwischen Tarbagaudachu, nordwestlich von der Station Mandschurija,
China, die Arguninseln teils zu Rußland, teils zu China. Der zwischen den chinesischen Revolutionären und den Kaiserlichen Truppen geschlossene Waffenstillstand ist, dem
gebrochen, um dort, ausgerüstet mit den ihm von Juanschikai mit den Aufständischen zu ver⸗ Die Regierung glaubt, daß die Rebellen eine be⸗ schränkte Monarchie annehmen werden, Die ausländischen Gesandtschaften
nommen und die dortigen Aufständischen zerstreut, die sich nach Taiyuanfu zurückgezogen haben. — Durch Erlaß des Kaisers von
kommen noch vor Jahresschluß
um die Abstimmung
hat vorgestern, obiger Quelle zu⸗
500000 Pfund zu Anleihe zurück⸗
Gesetzes vorlage
Italiener binnen einer Woche widrigenfalls das Kriegsrecht Italiener in Gallipoli an den
von drei Tagen für ihre Abreise
Kreuzer der anderen der Reihe nach ab⸗
n der Schutzmächte alle Schiffs— worden, kretischen Ab geordneten,
meldet, vorgestern
die Regierung ihren die erforderlichen
Blut zu bewahren und darauf zu ihre Pflicht tun werde.
erklärt der amerikanische Staats⸗
Das sei
ei
Heeresdienst durchzumachen, und
verlangt wird. Die Debatte im M. hat in amtlichen persischen da sie als ein Beweis dafür Regierung mit Rußland
Zizikal die Protokolle, betreffend
und der Argunmündung, unter⸗ Kuladschin⸗ und das Scharassintal die Ortschaft Mandschurija zu
am Sonnabend um 15 Tage aoyi ist nach Wutschang auf—
ist aber auch bereit,
Ende des Aufstandes bevorstehe. 1 Tatangfu wieder einge⸗
Japan ist in Ueber⸗ itik des Kabinetts laut Meldung ssion mit dem Premierminister ministern als Mitgliedern ein⸗ soll, wie in der Organisation
„ zufolge, gestern den sächsischen riesen in Audienz, der aus Anlaß folgten Ernennung Seiner König⸗ lichen Hoheit des Prinz-Regenten zum Inhaber des sischen Infanterieregiments ein Handschreiben Seiner Majestãt bes Königs und desfen Glückwünsche sowie das sächsische Dienst⸗ auszeichnungskreuz für 25 jährige Dienstzeit überreichte.
— Seine Königliche Hoheit der Prinz Gearg von Bayern hat sich nach einer Meldung des W. T. B.“ mit und Königlichen Hoheit der Erz⸗ Friedrich
Afrika.
Das türkische Kriegsministerium hat, wie „W. T. B.“ meldet, am 6. Dezember vom Kommandanten von Tripolis eine Depesche erhalten, wonach ein italienischer Angriff gegen Suk el Diuma mit vollständigem Rückzug der Italiener geendet habe. Die Jialiener hätten über
100 Tote und eine Anzahl Verwundeter am Platze ge⸗ lassen, während auf türkischer und arabischer Seite 20 Mann gelötet und etwa 30 verletzt worden seien. Nach einem weiteren dem Kriegsministerium zugegangenen Telegramm von Nesched⸗ Bey werden die von itallenischer Seite erhobenen Anschuldi⸗ gungen, daß die Türken 21 italienische Soldaten lebend be⸗ graben und italienische Gefangene getötet hätten, entschieden zurückgewiesen.
Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ hat sich vor Tripolis nichts Neues ereignet. Vorgestern traf eine Ab⸗ teilung Kavallerie, die über Birtobras hinaus eine Erkundung vornahm, auf eine kleine Karawane, die von bewaffneten Arabern begleitet war; die Abteilung griff die Araber an, verwundete mehrere und zerstreute die übrigen. Es wurde fest⸗ gestellt, daß die Oase bis zum Kap Tagiura vollständig vom Feinde gesäubert ist.
Ein drahtloses Telegramm vom 9. d. M. aus Benghasi stellt die dortige Lage als unverändert dar. Am Abend des 7. Dezember machte der Feind einige Angriffe auf die italienschen Vorposten, wurde aber sofort zurückgeworfen. Die Lage in Tobruk ist gleichfalls unverändert.
Nach einer im türkischen Kriegsministerium eingetroffenen Depesche von Enver Bey ist es bei Biruld Djemal, in der Um⸗ gebung von Derna, zu einem Kampf mit Italienern gekommen, in dem diese 200 Tote, die Araber einige Tote und Verwundete gehabt hätten. Die „Agenzia Stefani“ meldet, daß am Freitag auf Erkundungszügen festgestellt wurde, daß sich die Türken und Araber noch weiter nach dem Süden zurückgezogen haben.
Koloniales.
Abänderung der Jagdverordnung für Deutsch Ostafrika.
Der amtliche Anzeiger für Deutsch Ostafrika veröffentlicht eine Anzahl von Abänderungen der geltenden Jagdgesetzes, die am 1. Ja⸗ nuar 1912 in Kraft treten. Die wichtigsten der neuen Bestimmungen sind folgende: Der Preis des großen Jagdscheins, der zur Autübung der Jagd mittels Hinterlader auf Tiere der Klassen J und 11 berechtigt, wird von 750 auf 450 Rupien herabgesetzt. In die Klasse Ji, welche die Tiere enthält, die nur von Inhabern des großen Jagdscheins geschossen werden dürfen, gehören in Zukunft neben Nashorn, Glraffe und Zebra auch das Kudu, der Spießbock und die Giraffengazelle. Der EGlefant dagegen ist aus Klasse 11 herausgenommen und hildet für sich allein die Klasse III. Zur Jagd auf Elefanten ist in Zukunft eine besondere Erlaubnis notwendig, die nur Inhabern von großen Jagzscheinen erteilt wird und für die im voraus zu entrichten sind: 150 Rupien für den eisten, 400 Rupien für den zweiten Elesanten. Die Erlaubnis zum Abschuß von mehr als zwei Elefanten darf nur vom Reichskanzler Reichskolonialamt) in gewissen Ausnahmefällen erteilt werden. Der Abschuß eines Elefanten kostet also in Zukunft 599 Rupien, der Abschuß zweier Elefanten 1000 Rupien. Üm den Abschuß zu junger Tiere zu ver⸗ hindern, werden die Jagd und das Töten von Elefantenkälbern sowie von weiblichen Elefanten, die von Kälbern begleitet sind, verboten und alle Glefantenzähne, die ein geringeres Gewicht als 15 kg besitzen, von der Regierung eingezogen.
Ber Gouverneur ist befugt, das Berzeichnis der jagdbaren Tiere auf dem Wege öffentlicher Bekanntmachung abzuändern, auch kann er die Jagd auf einzelne Tierarten in gewiffen Gebieten auf bestimmte oder unbestimmte Zeit verbieten.
Die Ermäßigung des großen Jagdscheins gilt nur für die im Schutzgebiet anfässigen Personen; nicht ansässige Personen haben für den kleinen Jagdschein statt 59 Rupien 200 Rupien, für den großen Jagdschein statt 450 Rupien 750 Rupien zu zahlen.
3 diesen Bestimmungen wird in der letzten Nummer der „Mit⸗ teilungen der Deutschen Kolonialg-sellschaft“ u. ꝗ. ausgeführt: Durch das neue Jagdgesetz wird in der Tat der Elefant unter, wirksamen Schutz gestellt; für Büffel; Nashorn und Giraffe trifft dies dagegen, was von verschiedenen Zeitungen behauptet wurde, nicht zu, da die Gebühr für den großen Jagdschein um 3900 Ruplen ermäßigt ist und, wie die „Deutsch⸗Ostafrikanische Rundschau- sehr richtig be 7 es immer eine Reihe von Jägern im Schutzgebiet geben wi
ihren Erwerb aus der Jagd ziehen. Diele Personen dürfte a die Jagd auf Elefanten ihnen jetzt verschlossen ist oder nicht r lohnt, ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf. Nashorn und Giraffe lenken, deren Häute schon vor einigen Jahren in Woagenladungen von Moschi aus zur Küste gebracht wurden. Dem Schutz dieser Tiere wird erhöhte Äukmerksamkeit geschenkt werden müssen, das neue Jagd⸗ gesetz gibt dem Gouverneur die nötigen Vollmachten dazu.“ In den „Mitteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft“ wird dem Muster der bekannten englischen Jagdvorschriften, die die Zahl der auf einen Jagdschein zu erlegenden Tiere jeder Gattung genau festsetzen, der Vorzug gegeben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Sterblichkeit in den deut schen Großstädten im Oktober 1911.
Nach den Mitteilungen des Statistischen Amts der Stadt Cöln über die Sterblichkeit in den Leutschen Großstädten während des Monats Ofteber flarben in 41᷑ Städten, von denen zurzeit die ent⸗ sprechenden Angaben vorliegen, auf 160 897 Millionen Einwohner 11963 Personen oder auf 1600 Einwohner und 1 Jahr 12,93 (egen 1708 und 22,45 im September und August d. J. und 1217 im Oktober v. J.), und zwar Kinder des eisten Lebensjahres 3096 oder 35 (632, 11,52 bezw. 3,35), Personen höheren Alters 8867 oder 9,8 (10,26, 1981 bezw. 8, 3z). Da die Säuglingssterblich⸗ keit hinter der des Monats September um mehr als die Hälfte zurückblieb und die Sterblichkeit der Personen höheren Alters sich eben⸗ falls etwas günstiger gestaltete, ist die Gesamtsterbesiffer um rund ein Viertel gesunken, obne freilich dabel den sehr niedrigen Stand vom Oktoher des Vorjahres ganz zu erreichen. Im einzelnen starben, auf 1600 Cinwohner und 1 Jahr berechnet, in Nürnberg 21,09 Per⸗ onen, in Königsberg und Lachen 1848 und 1826, in Altona, Danzig, Breslau, Freiburg i. Br. und Halle 17,93, 1737, 1443, 17,28 und 17,11, in Mülheim a. d. Ruhr, Lübeck und Stettin 16,55, 16,57 und 16,12, in Magdehurg, Gelsenkirchen, München, Chemnitz und Görlitz 159,61. 1549, 1340, 15,39 und 15,03, in Cöln, Hannover, Dortmund, Saarbrücken, Wiesbaden und Essen a. d. Ruhr, 14,94, 14 82, 14,70, sa,„69, 14,45 und 14,16, in Duüsseldorf, Straßburg und Kiel 13,70, 13746 und 13,29, in Leipzig, Bremen, Elberfeld, Charlottenburg, Stuttgart, Crefeld und Dresden 1262. 12560, 12,47, 12,27, 12,16, TR, 14 und 12, 13, in Plauen. Karlzrahe und Barmen 1135, 11774 und 11,19, in Frankfurt a. M., Mannheim, Cassel und Schöncbeng 1086, 10,77, 16,36 und 10,10, in Rixdorf 9,21 und endlich in Deutsch Wilmere dorf 489. Nach der Sterbeziffer des Säuglingsalters nahmen dabei Chemnitz, Nürnberg, Danzig, Aachen und Freihburg i. Br. mit
se erzielt werden können.
6 0d. b. Sh 5.23 und jwelmal 5,15 die ersten und Barmen, Cassel, Görlitz, Schöneberg und Deutsch Wilmersdorf mit 94, 1,84, 1,65,
1,41 und O, 89 die letzten Stellen ein. der Summe der Lebendgeborenen d ehenden 11 Monate und der enen Kinder des ersten Freiburg i. Br Danzig u
die hö
f schenden Magen⸗ 6 h e an die Spitze, und z j ; d 1000 Einwohner,
— für Lungenen e
Mülheim 4. d. Ruhr und Crefeld 9
Rarlsruhe und Deutsch Wilmersdorf, — für M einschließlich von Brechdurchfall und Kinderat
299 und 2,93 in Nürnberg, Gelsenkirchen, Dall und Aacher Themnitz und T1, O, 68, 0,54 und O40 in Dres den, Schöneberg, Hannover und Deutsch Wilmersdorf, — für Krebz zwischen 1396, „56 und 147 in Freiburg 1. Br, Halle sowie Nürnberg und Königs berg und O, 45, O, 41 und 5,33 in Saarbrücken, Deutsch Wilmersdorf und Rirdorf, — für angeborene Lebens schwäche einschließlich von Bildungsfehlern zwischen 209, 202 und 1,72 in Gelsenkirchen, Saar⸗ Frücken und Breslau und O, 41, 635 und g, in Schöneberg sowie Dertsch Wilmersdorf bezw. Karlsruhe und Straßburg, für organische DYerzlei en jwischen 1340, 1,33 und 1,22 in München, Breslau und Nürnberg und 6 24, O, 19 und O.] 0 in Dentsch Wilmersdorf, Nirdorf und Mül⸗ heim 4. d. Ruhr, — für Altersschwäche zwischen 1555, 1,51, und 1,43 n Lübeck, Görlitz und Aachen und 96, iS und Oo? in Karlsruhe, Mannheim und Gelsenkirchen, für Gehirnschlag zwischen 1,23, 19 und L410 in Königsberg. Lüheck und Görlitz und G, 26, 9,24 und „20 in Charlottenburg, Rixdorf und. Mülheim a. d. Ruhr sowie Schöneberg usw. Von den Kinderinfektionskrankheiten traten als Tobesurfache am häufigsten auf: Scharlach in Mülheim a. de Muhr Sterbeziffer 0, 2), Masern in Aachen (248), Diphtherie in Altona (204) und Keuchhusten in Dortmund (O, 37).
Zur Arbeiterbewegung.
Eine Versammlung der Berliner Eisenkonstrukteure be⸗ schäftigte . Freitag, wie di⸗ Voss. . Itg.“ mitteilt, mit dem Stande der Bewegung. Von der Ausstands leitung wurde berichtet, daß im Verlauf der letzten Wochen sich eine wesentliche Ver⸗ schlechterung der Lage vollzogen habe. Alle Versuche, mit den Arbeitgebern zu Verhandlungen zu kommen, seien an der ablehnenden Haltung des Verbandes Herliner Metall⸗ sindustrieller gescheitert. Es sei den Metallindustriellen gelungen, 75 oso der freigewordenen Plätze mit Arbeitswilligen zu besetzen. Unter diesen Umständen glaubte die Autstandsleitung einer Fort⸗ führung des Kampfes nicht das Wort reden zu dürfen. Mit Rücksicht auf das bisherige Verhalten der Arbeitgeber hielt es die Versammlung für zwecklos, noch das Gewerbe⸗ gericht als Einigungsamt anzurufen. Nach eingehender Beratung vurde befchlossen, den Ausstand sofort abzubrechen.
Kunft und Wissenschaft.
. Yun ber Dezemberversammlung der V orderasiatischen Gesellschaft“‘ führte den Vorsitz der Professor Dr. Felix von Lu schan. Dem Gelehrten ist jüngst eine Ehrung zuteil geworden, die in enger Beziehung zu den von dieser Gesellschaft gepflegten Forschungen steht. Er wurde nämlich im Royal Anthropological Hrn in Tondon, nachdem er die Hurley Memorial Lecture ir 1911 gehalten, mit der Huxley⸗Medaille — als erster Deutscher ausgejeichnet. Das Thema des Vortrags, den Professor von Luschan dort gehalten bat, lautete; Die älteste Beyölkerung von Vorderasien ;
Ben Vortrag des Abends hielt Dr phil; Friedrich Kern über Die arabischen Ritterromane“. Wie sein Name besagt, so begann der Redner, ist der Roman nach den romanischen Völkern bekannt, unter denen er im Mittelalter blühte. Damit ist aber noch keineswegs gesagt, daß die Romanen diese Erzählungsart erfunden haben. Han ü iich haben sie dieselbe vielmehr zur Zeit der dem eitterwesen fördersamen Kreuzzüge aus dem Morgenlande erhalten. Bet Griechen und Römern war der Roman unter dem Namen mmilesische Fabel“ schon im zweiten vorchristlichen Jahrhundert bekannt. Dlese Bejeichnung sowie die kleinasiatische oder syrische Herkunft der meisten BVerfasser griechischer oder römischer Romane deutet auf Vorderasien als das eigentliche Vaterland des Romans. Jedenfalls hat sich diese Grzählungsform in Vorderasien so eingebürgert und beliebt gemacht, daß in ihr Herrschgebiet einzudringen schwer ist. Merkwürdig ist, daß, während auf beiden Seiten, in Griechenland und Indien, Epos und Drama! blühten, beide in Vorderasien kaum Eingang finden konnten. Gebildete, höfische Dichter. nicht unbekannte Rhapsoden schufen wohl das persische Drama, dessen Nachahmung das tũrlische sst, aber es gibt kein arabisches Kunfstepos, sondern höchstens kleinere Gben in der Sprache des wenig gebildeten Volkes, von wenig ge bilreten Volkcdichtern im Velkston gereimt, Nirgends aber findet man ein ernstes Drama. Außer den persischen Passionsspielen kannte man bis in die neueste Zeit fast nur Possen, selten begegnet man einem sentimentalen Trauerspiel, dem jedoch, kennzeichnend für den Volks⸗ jeschmack, die lustige Person niemal? fehlen darf. Ueber erbärmliche Nach⸗ ahmungen europäischer Stücke ist. die, orientalische Dramatik bisher nicht herausgekommen. In erheblich böherem Grade aber blüht der Roman. Da jedoch in der porderasiatischen Bevölkerung bestenfalls der Zehnte, gewöhnlich erst der Hundertste lesen und schreiben kann, ersetzt ihr der von berufsmäßigen Erzählern vorgetragene Roman in zewfssem Sinne so Epos als Dramg. Venn diese Romane sind ein Mittelding zwischen Prosa und Poesie; ihre Sprache ist zumeist eine Reimpoesie mehr oder weniger ist sie auch mit Gedichten untermischt, und zuweilen werden diese Gedichte zum Zwejt vermehrte Ab wechslung vom Erzähler sogar gesungen. Bei, der Beurtei⸗ lung der arabischen Ritterromang in ihrer gegenwärtigen Gestalt ist zu berücksichtigen, daß sie wahrscheinlich ursprünglich in, gutem Arabisch geschrieben waren, der Text sich aber durch den meist halb. gebildeten Abschreiber und Erzähler verschlechterte und einer halb gde gan üngchildeten Höoͤrerschaft gegenüber sich immer mehr ver⸗ schlechterte und immer poltstümlicher gestaltete. Auf, die Urterte jurückfugehen verbietet sich aber von. selbst, da sie nicht mehr vor⸗ handen sind. Bestenfalls vermögen wir ihre alten Quellen zu erraten und können vermuten, daß es den arabischen Ritterromanen ähnlich ergangen ist wie FJabelsammlung Kalila wa Dimna, nachdem durch bal Dig affg, aus dem Mittelpersischen in vorzügliche? Schristarabisch iibersetzt worden war. Hier ist die ursprüngliche Uebersetzung in alten Schrift⸗ stellern noch vorhanden, aber welche Verglöberung ergibt der in langen Jestläufen zum Volksbuch gewordene Tert! Ein en neichen der Veränderung ihrer ursprünglichen Fassung ist bei den Ritterromanen durch das uwachsen der Gedichtstücke in ihren Terten gegeben, die zuweilen die Prosa überwuchern, ja sie eigentlich überflüssig gemacht haben. — Schwierig zu bestimmen ist bel dieser geschilderten Sach⸗
lage das Alter der jetzt noch im Volkserzählermunde lebenden Ritterromane; denn 6 46 viele sind inzwischen einmal aufgeschrieben worden. Die ältesten Handschriften dieser Art stammen aus dem 15. Jahrhundert (1400 1498); doch besteht die Vermutung, daß einige dieser handschriftlich festgebaltenen Romane hereits vor den Kreuziügen vorhanden waren. Möglich, daß sie um diese Zeit öffent⸗ lich vorgetragen wurden, um die Moelemin zum heiligen Krieg zu enkflammen. Die Namen der Verfasser, sowelt sie überliefert sind, be⸗ sagen nichts; sie sind entweder frei erfunden oder Namen angesehener Gelehrter, die wahrscheinlich nie etwas mit diesen Dingen zu tun hatten.
Der Vortragende gab nach ihren Wurzeln und Vorbildern den arabischen Ritterromanen etwa folgende Einteilung: I) Solche die sich an die Person Alexanders des Großen, des Zweigehörnten. selbst als Prophet Gefeierten, knüpfen, Hier mag der Alexander⸗Roman des Griechen Pfeudokallisthenes bezw. deßsen lyrische Uebersetzung die ursprüngliche Quelle sein. Sie stellen sich inhaltlich als ein Gemisch von Heldentaten, Liebe, List, Zauber und Wunder dar; doch ist eine ziemlich deutliche Unterscheidung erkennbar zwischen hochwhantastischen Alanrlischttchterch, Zaukbckt and? Wunder qussch lieffnzgen Crzählungfn, letztere scheinen arabischen Ursprungs. Die Hauptsache sind in allen diesen Erzählungen Kämpfe, Schlachten und Einzelgefechte. Die Person des großen Iskander hat ja auf die Ginbildungskraft aller Orientalen wei Jahrhunderte hindurch eine mächtige Wirkung aut geübt. 2) Solche, die fich an keine bestimmte geschichtliche Perfönlichteit knüpfen, s sei denn gelegentlich die des Propheten Mohammed und seines Vetters und Schwiegerfohnes Ali. Magie und Wahrsagung spielen in ihnen eine große Rolle. Letztere wird aber oft als trügerisch hinge tellt, ein Wahrsager gegend den anderen klägeren ausgespielt, Ueberall will es auch hier scheinen, daß die arabischen Bestandteile der Erzählungen die schlichteren, minder wundersamen sind und daß aus hellenischen, persischen, indischen und koptischen Quellen die Zutaten des Märchen⸗ haften“ die Verhexungen und Beschwörungen , de Talismane, der magischen Hindernisse und der Menschenfresser stammen. Die unglaublichften Äbenteuer werden in den fernen Osten, die Märchen⸗ länder am äußersten Rande der Welt verlegt. Wunderbare Zurück legung großer Entfernungen in kürzester Zeit lst, eine häufig vor- kenneente Geschichte. Fur eigentümlich ägyptisch hält man gewöhnlich die Schelmenstreiche, die Ueberlistungen durch Verkleidung, Ver⸗ stellung. Schlafmittel und Zauber künstez doch ist manches hierkon als spätere Ausschmückung erkennbar. Heiligenwunder sind selten bis Auf Hen bekannten iflamttischen Heiligen Hadir oder irn, der als Be⸗ schützer der Frauen wiederholt. in Wirtsamkeit tritt, auch als göttlicher Bote und Ueberbringer geweihter Gegen⸗ stände, ein deus ex machina fin verzweifelten Fällen. Der Glaubenskampf ist natürlich eine der wlchtigsten Betätigungen der Helden und Ritter. Er ist aber nicht erst durch die Kreuzzüge in die Erzählungen gekommen; denn auch vorher führte das Kalifat ja beständige Kriege gegen Byjanz. Ja man läßt auch dorislamische Helden fuͤr' den Glauben kämpfen und begegnet dem Widersinn durch die Ünterstellung, daß der Islam seit Beginn der Welt bestehe, also schon Adam ein Motlem gewesen sei. In einem Roman xuft der Held um Islam im Namen des Propheten Abraham uf, welcher hierbei der Freund. Gottes Kenannt. wird, während Mohammed als der Gesandte Gottes gilt. Im übrigen gibt es eine Verworren heit ohnegleichen in allem, was die Glaubenssatzungen der Gegner betrifft. Heiden, Juden, Christen und Feueranbeter werden durcheinander geworfen. Natürlich werden die andersgläubigen Könige stets als grausame, starke Recken, listige Fallensteller, Zauberer, Unholde hingestellt, während audererseits der heldenhafte Moslem durch Kraft, List, Magie und übernatürlichen Beistand siegt und nach seinem Tode des Lebeng im Paradiese teilhaflig wirr. Aber die Vertröstung auf das Paradies ist den Erzählern der Ritter. tomane offenbar nicht als genügende Belohnung des Glaubenskämpfers erschienen. Ihm winken daher auch irdische Belohnungen in Hülle und Fülle, in Gestalt von Gold und Silber Waffen und Pferden, Land und Leuten, vor allem aber von schönen Frauen der Ungläubigen, die sich manchmal in ihren Entführer verlieben, zum Islam über⸗ treten, ja schon vorher heimlich gläubig waren. Freilich steht dieser Bekehrung auch mancher Abfall. vom Islam und heimliches Bekenntnis zu anderen Religionen gegen; über, doch stets zum Schaden solcher Sünder, die entlarvt und getötet werden. Dieses Schicksal ist uc den gefangenen Un⸗ gläubigen sicher, die sich nicht zum Islam bekennen. Anderenfalls rrd' ichnen nab gerühmt, daß sie gute Moslem geworden und als Blutzeugen gestorben sind. Eine Seltsamkeit ist es bei der Stellung der Frauen in der islamischen Welt, und deshalb wie eine Entlehnung aussehend, daß die Ritterromane auch Amazonen kennen, die nur von den stärksten Männern überwunden werden. Es wird aber ein Unter⸗ schied zwischen Jung und Alt gemacht; die jungen heiraten ihre Be⸗ sieger und haben tapfere Kinder, die alten entpuppen sich als un⸗ glaͤubige Dexen und werden umgebracht. H
Der Vortragende beschäftigke sich hierauf ausführlich mit einzelnen der atabischen Ritterromane, vor allen mit dem oben an erster Stelle angeführten ältesten vom großen Alexander von hellenistischem Ursprung und wies nach, daß die in Persien spielenden, also wahrschein lich von dort stammenden Romane späteres, miner geschätztes Gut sind, schen weil sie zu wenig von den Arabern und Aegyptern erzählen und zu sehr an die Geschichte von 1001 Nacht erinnern, die man heute nicht mehr öffentlich vorträgt. Die wertvollften unter den Romanen sind die ihren arabischen Ursprung an der Stirn tragenden, insofern sie in Arabien, Aegvpten und Abessinien spielen und Unterscheidungen treffen zwischen der Zeit vor der Entstehung des Isflam, der Zeit Mohammeds und der fpäseren Zeit der Kreuzzüge. Die interessantesten dieser Romane sind bie alten Beduinen ⸗ Romane, Erzählungen. von den Helden der vor— sslamischen Zeit; aber es scheint, daß sie erst um die Zeit Mobammeds gesammelt worden sind, als durch die Erfolge des Islam das Selbst⸗ gefühl der Südgraber eine große Steigerung erfahren, sie es den Personen und deren in Mekka bekannten Romanen gleich tun wollten und ein er⸗ sichtlicher großer Kulturfortschrüt durch den Islam in der Beseitigung ber Blutrache gemacht worden war, die sich bis dahin als eine furchtbare Volksgeißel erwiesen hatte. Es sind wefentlich drei sehr umfar greiche Romane, die hier in Betracht kommen und, da sie neuerdingẽ nieder⸗ geschrieben und in Bombay gedruckt worden . ganze Reihen von Bänden füllen. Dr. Kern skizzierte dankenswert die einzelnen Romane, was sich an dieser Stelle verbietet. Bemerkenswert dabei ist, daß ein als Nationalheld gefeierter Araber ein Neger st. Die Geschichte dieses Helden Antar spielt bereits kur; vor dem Propheten. Mohammed war nie ein großer Krieger, Er ist auch in der Sage nie dazu gemacht worden, ein einheitlicher Roman ven ihm sst aus diesem Grunde nicht zustande gekommen. Es wird wohl von Wundern durch den Propheten berichtet, aber die Romane aus dieser Zeit sind zumeist Darstellungen der Kämpfe gegen Byzanz und Persien und der Abenteuer einzelner Genossen des Propheten; voran steht Ali, bei den Moslemin als ein Muster von Tapferkeit und Weis⸗ heit verehrt. Ergiebiger ist die Zeit nach Mohammed durch Nomane arabischen Ürsprungs, die bis Indien, führen, vor allem aber die Zelt der Kreuzzüze; doch liegt hier Verrettelung in kleine Begebenheiten und die Seltsamkeit vor, daß Saladins nirgends gedacht wird, obgleich mehrere der Romane nach Acgypten führen, z. B. die Gründung von Caro feiern; Ueberein⸗ stimmend sind diese neueren Romane ausnehmend phantastisch. Von den wirklichen Kreuzzugereignifsen empfängt man kaum eine Andeutung, es sei denn, daß man die Geschichte dom Ende des letzten Nach= kommens Saladins, der an übertriebenem Weingenuß zugrunde geht, ierfür gelten lasse. .
; 3. k schloß seinen als das Ergebnis emsigsten Studiums sehr beifällig aufgenommenen Vortrag durch die Mitteilung, daß seit dem Vordringen der Bildung von allem aber der europässchen Vlrankgungen, im Srient die Jab! der Vollserzähler an offentlichen Srten fehrabgenommen habe. Noch um 1830 solle es in Cairo allein 100 Erzähler gegeben haben, heute betrãgt ihre Zahl 30, und die Zeit liegt nicht fern, daß ihre Gilde in Calro ganz gusgestorben sein wird. Röoch vor mehreren Jahren konnte sich Dr. Kern in Cairo an der Historie vom großen Alexander erfreuen.
In dem sich an den Vortrag schließenden Meinungsaustausch wurde die 3. 3. noch nicht zu beantwortende Frage aufgeworfen, ob die Sitte der Iffentlichen Erzählung romanhaft ausgeschmückter Vor⸗ kommnisse auch ihren Uisprung in Vorderasien genommen habe oder ob fie, wie nach ihrem hohen, bis in die Zeit Alexanders des Großen hinaufreichenden Alter scheine, nur Entlehnung und Anpassung an alte babylonische Bräuche sei. Vom Vorsitzenden. wurde mitgeteilt, daß eine ähnliche Sitte im nördlichen Kamerun bestehe und einige Missionen . 3. bemüht seien, darüber Genaueres zu ermitteln.
Im Institut für Meereskunde, Georgenstraße 34 — 36, spricht am 15. d. Mts. Dr. H. Goldschmidt⸗Berlin über Ver- forgung der Bevölkerung mit frischen Seefischen durch die deutsche Hochseefischerei. Mit Li tbildern. Der Vortrag beginnt um 8 Uhr Äbends. Eintriftskarten zu 0,25 ο sind an, dem Vortragsabend von 6 Uhr an in der Geschäftsstelle (Georgenstraße 3436) zu haben.
Die feierliche Verteilung der vier ersten diesjährigen Nobelpreifse hat am Sonntagnachmittag im großen Saal der Mußikakademie in Stockholm stattgefunden. Dort versammelten sich, W. T. B. zufolge, Vertreter der Regierung, des diplomatischen Kölpö, der Wissenschast und der Kunst. Nachdem der König mit den Mitgliedern der Königlichen Familie eingetroffen war, hielt Dr. Tornebladh, Mitglied des Vorstandes des Nobelinstituts, eine Rede über die Bedeutung der Nobelpreise. Der Präsident der Akademie der Wissenschaften Dahlgren teilte mit, daß der Preis für Phy sik dem Profefsor Wil helm Wien in Würzburg fuür die Entdeckung der Gesetze der Wärmeausstrahlung, und der Preis für Chem ie ber Radame Carte in Paris in Anerkennung ihrer Verdienste um bie Entwicklung der Chemie durch Entdeckung der Grundelemente Nadium und Polonium zuerkannt, worden sei. Der Rektor des carolinischen Instituts, Professor Mörner teilte mit, daß der Professor Hullstrand-⸗Upsaln für seine Arbeiten über die Dioptrik des Auges den Preis der Medizin erbalten babe. Endlich gab der Sekretär der Schwedischen Akademie, Dr. Wirsen, bekannt, daß der Preis für Literatur Maurice Maeterlinck verliehen zei. Her Rönig überreicht? den drei Erstgenannten den Preis. Da Maeterlinck durch Krankheit verhindert war, anwesend zu sein, nahm der belgische Gesandte in seinem Namen den Preis entgegen.
An demselben Tage erfolgte satzungsgemaß in Christiania die Verteilung des diesjährigen fünften Nohelpreises, Die Feier fand W. T. B. zufolge im Saale des Nobelinstituts in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder des Storthings, der Regierung und des diplomatischen Korps statt. Auch viele Vertreter von Kunst und Wifssenschast waren erschienen. Zu Anfang der Feier hielt der Professor Stang einen Vortrag über die gemein⸗ fame Arbeit der nordischen Staaten für die Schaffung einer einheit⸗ lichen Zivilgesetzgebung. Dann teilte der Präsident des Nobelkomitees, Löbland, mit, daß der diesjährige Nobelfriedenspreis zwischen dem * Redakteur Akfred Fried in Wien und Jem Staatsrat Asser im Haag geteilt worden sei. Auf jeden der Preisträger fällt ein Betrag von etwa 70 000 Kronen.
Literatur.
— Handlung und Dichtung der Bühnenwerke Richard' Wagners“, nach ihren Grundlagen in Sage und Ge⸗ schichte, für Musikalische und Unmusikalische dargestellt von Dr. Her⸗ mann Freiherrn von der Pfordten, a. o. Professor an. der Universität München. 5. Auflage. Verlag von Trowitzsch u. Sohn, Berlin, 1I51s1. (Preis geb. 5 .) * Das vorliegende Buch wech; für sich selbst; daß eine fünfte Auflage nötig wurde, beweist nicht allein, daß es einem Bedürfnis entgegenkam., sondern auch daß es sich gegenüber der stattlichen Zahl anderer Werke über Wagner er⸗ folgreich behauptet hat. Das ist nicht zu verwundern, ( denn ein Inhalt bietet noch mehr als sein Titel verspricht. Es führt nicht nur in klarer, leicht faßlicher Weise den Leser in den dramatischen Teil von Wagners Werken ein, sondern fördert auch sehr wesentlich das Verständnis für die Musik. Das geschieht nicht allein durch eingestreute zahlreiche Notenbeigaben, durch die man sich mit den Hauptmotiven vertraut machen kann, sonderm= auch durch die ansckauliche Art der Schilderung. Daß geht z. B. aus der Art hervor wie die erste Szene bon „Rheingold“ charakterisiert wird? „Das Orchester beginnt mit dem tiefsten Es der Bãässe, im fünften Takt tritt die Quinte des B hinzu; vom siebzehnten Takt an steigt der Es⸗-Dur⸗-Akkord erst leise, dann immer voller und in immer wachsender Bewegung auf und wird bis zum Schluß des hundertundsechsunddreißigsten Taktes festgehalten. Eine der—⸗ artige Cinleitungsmusik ist etwas Unerhoörtes; wir sind aus der an= sänglichen Monotonie in rauschendes Wogen geführt und zu der Stimmung der folgenden Szene geleitet worden.“. .. Wer also nnterwiesen Wagners Musik hört, wird auch bald ihren Aufbau, ihre Schönheit und auch ihren Sinn erkennen lernen. Aber auch sonst ist manches Beachtenswerte nur so nebenbei in das Werk eingestreut, wie beispielsweise über das Fällen unausgereifter Urteile. So heißt es an einer Stelle: Man bört oft sagen, das (das Urteil über Kunst und Kunstwerke nämlich) sei Geschmacksache. Ganz richtig: in der Kunft läßt sich nichts erzwingen. Alles Aufgedrungene ist wertlos; jeder muß Geschmack und Urteil sich selbst allmählich bilden. Das geschieht am sichersten durch Uebung; die macht auch hier den Meister⸗ Wer viel Gutes hört und sieht, der erwirbt sich sicheres Gefühl und lernt unterscheiden. Nicht etwa Kenntnis der Technik bestimmt das Verständnis, sondern immer nur das Maß der rein künstlerischen Auf⸗ fassung. Hierin gibt es unendlich viele Grade und keinen anzern als stufenweisen Fortschritt. Der geschmackvolle Kenner wird also nicht jederzeit und über alles ein fertiges Urteil fällen, wie es beute leider Mede geworden ist‘. Möchten diefe klugen Worte recht beherzigt
erden. e . Dr. Ernst Jäckh: Im türkischen Kriegs lager durch Albanien. (Verlag von E. Salzer in Heilbronn. 3 g, geb. 41916.) Der Verfasser batte als einziger Nichttürke die Erlaubnis erhalten, als Gast des türkischen Generalstabes an der militärischen Erpedition in Albanien teilzunehmen. Das Buch beruht also auf versonlichen Erfahrungen an Ort und Stelle, die bei dem großen Ent⸗ gegenkommen. das die türkischen Militärbehsrden dem Verfasser erwiesen, sich auch, auf viele nteressante, sonst dem Fremden nicht zugängliche Einzelheiten erstrecken konnten. Das Buch ist weber ein Militärrapport noch ein Reiseführer durch Albanien es ver⸗ sucht vielmehr, Land und Leute im „dunkelsten Europa zunbfrsteben und ihnen nachzufühlen, ein altes, jähes, verschlossenes Velk dem Lefer nahezubringen und 6 in seiner Eigenart kulturhisterisch und ethnographisch sowie durch ein reiches Ansch iuungsmaterial photo⸗ graphischer Belege zu zeichnen. Der Verfasser ist auf seiner Expedition in steter Fühlung mit den militärischen türkischen Kreisen sowie mit der albanischen Bevölkerung zu der Ueberzeugung gelangt. daß man im übrigen Europa meist ganz falsche Anschaunngen von de albani⸗ schen Bewegung habe. Er begründet seine abn e chenden An icht n, bie im wesentlichen darauf fußen, daß die albanischen Aufstände nun von einem kleinen Teil Albanlens ausgehen, und. daß die Türkei auf dem besten Wege sei, das Land dauernd zu beruhigen und kulturell zu erschlleßen und zu heben, Reben interessanten politischen Erkursen enthält das Buch viele fessehnde Schilderungen der kulturellen Eigenart Albaniens und seiner wirtschafilichen Zustände. .
—WPilbelm Armintus: - Bie neus Laterne; Roman aus dem Oberlehrerleben, 2 Bände, 6 *. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin. — Der Roman behandelt eingehend den Kampf zwischen dem humanistischen Gymnasium und der Realschule einer Rleinstadt, den Kampf der alten mit den neuen Idealen. Er, zeigt Idealisten, die hinter ihren Idealen zurückbleiben, und Malisten, die ihren Idealen mit ernster Kraft zustteben und sie Tes. halb auch allmählich zu verwirklichen imstande sind. Das
ganze Leben der keinen Stadt scheint mit in den Kampf