Ministerium des Königlichen Hauses.
Dem Gutsadministrator Reinhold Piltz in Sternalitz CGtreis Rosenberg O. S.) ist der Charakter als Königlicher Ober⸗ amtmann beigelegt worden.
Justizministerium.
Dem Senatspräsidenten, Geheimen Oberjustizrat Lossen
bei dem Oberlandesgericht in Frankfurt a. M. und dem Amts⸗ erichtsrat, Geheimen Justizrat Amelung in Rauschenberg ist
9 nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension, dem Landrichter Dr. Sie skind in Essen die nachgesuchte Entlassung aus dem Justizdienst erteilt. . 1
Der Rechtsanwalt Cronheim in Schrimm ist zum Notar ernannt.
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts⸗ anwälte Justizrat Dr. Wae tcke bei dem Landgericht in Altona, von Wyfocki in Dt. Wilmersdorf bei dem Amtsgericht in Charlottenburg und Bartlau bei dem Amtsgericht in Pinne.
Mit der Löschung des Rechtsanwalts, Justizrats Dr. Waetcke in Altona in der Rechtsanwaltsliste ist zugleich sein Amt als Notar erloschen. . .
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Bartlau aus Pinne bei dem Amtsgericht in Rönigshütte, Dr. Hein aus Berlin bei dem Amtsgericht in Barby, die Gerichtsassessoren Dr. ,, Isay bei dem Kammergericht, Dr. Paech bei dem Oberlandesgericht in Königsberg i. Pr., Dr. Konrad Rudolph bei dem Landgericht in Berlin, Dr. Erich Pollack bei dem Landgericht MI in Berlin, Dr. Leo Nast außer bei dem Amtsgericht in Char⸗ lottenburg, zugleich bei dem Landgericht NI in Berlin, Dr. Karl Bauer bei dem Landgericht in Dortmund, Rosenthal bei dem Amtsgericht in Ahlen und der frühere Gerichtsassessor Dr. Pohl bei dem Landgericht Jin Berlin. ;
Der Landgerichtsdirektor Dr. Kirsten in Gleiwitz ist gestorben.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Hegemeistertitel wurde folgenden Förstern verliehen:
Butter in Vinnenberg, Oberförsterei Münster, Forstver⸗ waltungsbezirk Minden;
Fiege in Dalheim, Oberförsterei Dalheim, Regierungs⸗ bezirk Minden;
Pagendarm in Atteln, Oberförsterei Dalheim, Re⸗ gierungsbezirk Minden;
Thönies in Hardehausen, Oberförsterei Hardehausen, Regierungsbezirk Minden.
In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe der Carl Zeiß⸗Stiftung in Je na, veröffentlicht.
Aichlamlliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Großadmirals von Tirpitz, des Chefs des Admiralstabs der Marine, Vizeadmirals von Heeringen und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller entgegen.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Rechnungs⸗ wesen und für Zoll⸗ und Steuerwesen sowie der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzung.
Der Königlich dänische Gesandte von Hegermann⸗ Lindencrone hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Legationssekretär Kruse die Geschäfte der Gesandtschaft.
Der Regierungsassessor Freiherr Löw von und zu Steinfurt in Hadersleben ist der Königlichen Regierung in Frankfurt a. D. zur weiteren dienstlichen Verwendung über⸗ wiesen worden.
Laut Meldung des W. T. B.“ sind S. M. S. „Sch arn⸗ horst“ mit dem Chef des ,, und S. M.
Tydbt. „S 90“ am 13. d. M. auf Wusung⸗Reede und S. M. S. „Tiger“ am 15. d. M. in Tsingtau eingetroffen.
Desterreich⸗Ungarn.
Das österreichische Abgeordnetenhaus hat gestern laut Meldung des ‚W. T. B.“ das von der Regierung vor⸗ gelegte sechsmonatliche Budgetprovisorium mit A6 gegen 180 Stimmen angenommen. Ein Antrag, das Pro⸗ pisorium auf vier Monate zu bewilligen, wurde abgelehnt. In dem Budgetprovisorium wird die Regierung zur Auf⸗ nahme einer Anleihe im Betrage von 177 Millionen Kronen ermächtigt; davon sind rund 130 Millionen für Eisen⸗ bahnanlagen und 20 Millionen für die Ausgestaltung des Telephonwesens eingestellt. Ein Resolutionsantrag des all⸗ deutschen Abg. Malik, in dem die Regierung aufgefordert wird, unverzüglich einen Gesetzentwurf einzubringen, durch den das bisher bestehende Verbot der Wiederverehelichung katholischer Geschiedener aufgehoben wird, wurde in = Abstimmung mit 198 gegen 167 Stimmen ab⸗ gelehnt.
Hierauf beantwortete der Ministerpräsident Graf Stürgkh die Interpellationen über den Rücktritt des früheren Generalstabschefs Freiherrn Conrad von Hötzen⸗ dorf und die daran geknüpften Fragen der auswärtigen Politik.
Der Ministerprãsident flellte zunächst fest; daß der Träger der Krone ein durch die Verfassung ihm ausschließlich vorbehaltenes Recht
habe, als oberster Kriegsherr die Person des Chefs des Heneralstahes, cbenfo wie alle anderen k Funktionäre nach seinem Er⸗ mesfen auszuwählen. Der Rücktritt des Freiherrn Conrad von Hötzendorf, sei übrigens keineswegd auf Ursachen zurückzuführen, wie sie in verschiedentlichen, insbesondere auch auf Fragen der auswärtigen Politik anspielenden publizistischen Erörterungen angenommen worden seien. Die Regierung ist“, so fuhr Graf Stärgkh fort, in der Lage ju erklãren, . die Grundlagen der äußeren Politik der Monarchle, wie sie seit Jahren wiederholt durch den Minister des Aeußern vor den Delegationen sowie durch meine Amtsvorgänger vor den beiden Häusern des Reichsrats unter der Zustimmung dieser Körperschaften dargelegt wurden, auch beute unverändert fortbestehen. Ich muß es bel dlesem Anlaß neuerlich mit allem Nachdruck zurückweisen, wenn in der Interpellation der Sozialdemokraten die Behauptung, als ob in ein⸗ flußreichen Kreisen angeblich gewisse gegen diese traditionelle Politit gerlchtete Strömungen vorhanden wären, dazu benützt wird, ein Mit⸗ glied des Kaiserhauses guf höchst unparlamentarische Weise in bie Debatte zu ziehen. Ich betone ferner nachdrücklich, daß die maß⸗ gebenden Faktoren, denen die Sorge für die Wehrfähigkeit der Monarchie) anvertraut ist, über die in dieser Richtung zu treffenden Maßnahmen sich in vollkommenstem Einvernehmen befinden. Schließ lich möchte ich noch gegenüber einzelnen Ausführungen der Inter⸗ pellanten mit aller Bestimmtheit erklären, daß die auswärtige Lage gegenwärtig keinerlei Momente aufweist, die uns der Verpflichtung entheben würden, die auf die Erhaltung des Friedens gerichtete Politik der Monarchie mit ruhiger Festigkeit und mit gebotener Folgerichtigkelt des Handelns auch weiterhin zur Geltung zu bringen.“
Der Sozialdemokrat Seitz beantragte, über diese Inter⸗ pellationsbeantwortung die Besprechung zu eröffnen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. ö .
Dem Abgeordnetenhause ist ein Dringlichkeitsantrag der Polen zugegangen, in dem das Auswärtige Amt auf⸗ gefordert wird, bei den Signatarmächten der Wiener Kongreß⸗ akte von 1815 zur Wah rung der nunmehr durch die russische Regierung gefährdeten Unantastbarkeit der Grenzen von Kongreßpolen Schritte einzuleiten.
Frankreich.
Die Deputiertenkam mer nahm in der gestrigen Sitzung die Verhandlung über das deutsch-⸗französische Ab⸗ komm en wieder auf.
die kriegerischen Reden Einspruch, die im von gewissen Mitgliedern der
ichen Dienstbarkeiten, mit denen es belastet zem esen sei, befreit Cate. Er Fiitisierte die Klausel des Abkornmeng, ĩ ö; en bezieht, und sagte, diese
Marokko hinelnfinden werde. Diplomatie den Bau der zu der von ihr gewünschten Zeit errelcht habe, da ia Frankreich doch das. Geld dafür geben werde, und daß die franzoͤsische Industrie nicht mehr erreicht habe. Darauf kritisierte er die Klausel, die sich auf die Eisenbahnen und die Berggerechtsame bezlebt, und erklärte, daß der marokkanische Boden mit seinen Lasten Frankreich bliebe, die Bodenschätze aber mit ihrem Ertrage ihm ver⸗ foren gingen. Ferry schloß seine Rede mit der Befürchtung, daß das Abkommen nicht alle Gefabr einer Verwicklung für die Zukunft ver⸗ schwinden lasse. Gegenwärtig sei das beste Mittel, um dem Frieden ju dienen, sich für jede Eventuglität bereit zu halten.
Der Abg. De lahave, Mitglied der Rechten, griff den Minister⸗ vräsidenten Caillaux an, weil er zu viel Engegenkommen gegenüber Deutschland gezeigt habe, tadelte heftig die äußere ö. der Re⸗ gierung und wandte sich gegen Delcasss wegen seiner Geheimyerträge. Zu wiederholten Malen bedauerte er die Abwesenheit des Minister⸗ Fräsidenten, der im Augenblick nicht im Sitzunge saale anwesend sei. Es gebe in Frankreich fast 40 Millionen chauvinistischer Reaktionäre, die die Aufgabe nationalen Grund und Bodens nicht so leicht hinnähmen wie die Finanzleute. Ohne den Funken in das Pulverfaß zu schleudern, hätte man auf die Entsendung eines Schiffes mit der Entsendung eines anderen Schiffes antworten können. Man hätte dann einer⸗ seits eine weniger berrische, andererseits eine weniger unterwürfige Haltung beobachtet. Delahgve führte weiter aus, daß allen eEuropäischen Zwistigkeiten in Marokko Tür und Tor geöffnet bleibe, und betonte den Wert der abgetretenen Gebiete am Congo. Für Spanien stände die Tür zu einem großen Reiche offen. Als der Redner Caillaux und Roupier ale Finanz- und Geldleute binstellte, ertönte auf der Linken der Zwischenruf: Respektieren Sie die Toten! Da Privatgespräche die Stimme deg Redners zeitweise übertönten, verließ Delahave die Tribüne mit der Bemerkung, er werde seine Rede am naͤchsten Tage foitsetzen.
Der Abg. Millerand, der nunmehr das Wort ergriff, sagte, eine Idee werde seine Worte leiten; die Haltung des Landes bei den juüngsten Ereignissen. Das Land habe, so führte er aus, im Verlauf der Spannung in diesem Sommer einmütig eine Haltung bewahrt, die für seine Vertreter eine Lehr und ein Beispiel sein sollte. Die Kammer schulde es ibm, mit der größten Kaltblütig⸗
keit zu verhandeln, ohne sich zu irgend einer Erregung fortreißen ju lassen und obne auf andere Stimmen zu
bören, als die der nationalen Ebre und der Interessen des Landes. Das Ausland müsse wissen, daß es in Frankreich gegenüber Fragen der auswärtigen Polltik weder in der Kammer noch im Lande Parteien gebe. Der Redner erklärte sodann, daß er entschieden für die Annahme des Abkommens sei, und fuhr dann fort: Frankreich er⸗ balte das Protektorat über Marokko unter Bedingungen, die die Rammer prüfen werde. Sei das Protektorat zu teuer bejablt worden? Habe man es vorschnell gekauft? Man könne darüber streiten, aber niemand würde ju behaupten wagen, daß dieses Protektorat für Frankreich nicht eine Notwendigkeit sei und nicht der Tradition seiner Politik entspreche. Die Pelitik der Republik kenne wohl die Größe und Folgerichtigleit ihrer Ziele. Niemand könnte dafür eintreten, daß Frankreich, nachdem es dieses Protektorat erlangt habe, es wieder aufgeben könnte, um zu versuchen, es morgen wieder zu erlangen. Der Entschluß der Kammer, das Abkommen anzunehmen, müsse sie dazu fübren, keine Ünklarheit fortbestehen zu lassen, damit die Regierung morgen stark genug sei, um aus diesem diplomatiscken Instrument den größtmöglichen Nutzen ju liehen. Die Abtretung eines Teils des Congos sei für Frankreich eine Crausame Ver⸗ stümmelung und ein empfindlicher Verlust. Man habe Befürchtungen äber die Absichten Deuischlands gebegt. Wozu diese belden Zipfel? ᷣ babe man gefragt. Der Minisser des Aeußzern babe die Kammer darüber berubigt. Was die Zukunft des belgichen Conges betreffe,
so sei es unbegreiflich gewesen, daß man über dieses Gebiet habe ver⸗
fügen können, ohne Belgien zu befragen. Die Achtung vor dem Recht ber Neutralen müsse ein Hauptgrundsatz der französischen Pollttk bleiben. . bemesse die Vewpflichtungen, die es gegenüber den anderen Mächten habe, nicht nach der Größe ihrer militärischen Macht. Nach dem 8. Opfer, das Frankreich im Congo gebracht habe, könne es Deutschland in keiner Form eine weitere ntschãdigung zugestehen. Deutschland könne nicht außer dem . noch obendrein in Marokko Sonderrechte verlangen. Durch den ö werde in Marokko die wirtschaftliche . eingefũh Die deutschen Staatsangehörigen würden dieselben Rechte enießen wie die aller anderen Nationen. Nicht weniger und nicht . Die Marokkanische Staatsbank bleibe ohne Zweifel bestehen, aber Frank⸗ reich habe darin eine besondere Stellung. Man werde die Mübilfe der Zeit brauchen, um das Land von den fremden Einrichtungen zu befreien, die sich dort, befänden. Das Abkommen werde sein, was Frankreich daraus mache. Seine Tttion in Marokko müsse klug sein und dürfe nicht einer Eroberung gleichen; es mäffe sich hüten, eine furchtbare Revolte des Volks. empfindens herborzurufen. Das Verhältnis zu Spanien müsse auf der Grundlage des geschlossenen Abkommens mit Rücksicht auf die spatern Ereignisse in Wahrung französischer Interessen, aber ohne Preisgabe der herzlichen Freundschaft geregelt werden. Nur werde eine Verständigung zwischen den Mächten unerläßlich sein, damit Spanien Herr in einer Zone bleibe, Millerand erklärte weiter, es sci natürlich, daß England sich in die Verhandlungen gemischt hahe. Er würdige die Freundschaft Englands, aber das eigene Interesse sei der gemeinsame Maßstab der Einzelnen wie der Staaten. Fs wäre eins schlechte Vorbereitung des andes für furchtbare Möglich keiten, fuhr Millerand fort, wenn man es mit Hirngespinsten hinhalten wollte. Frankreich dürfe diejenigen, die in schweren Stunden an seiner Seite gestanden hätten, nicht enttäuschen. Es müsse seinen Freundschaften und seinem Bündnis, die gegen niemand eine Spitze hätten, treu bleiben. Millerand sprach sodann seine Befriedigung über die Vertragsbestimmung aus, die für den Fall von Streitigkeiten die Anrufung des Haager Schiedegerichtshofes in Aussicht nehme. Das beweise, daß Frankreich feine Hintergedanken. habe. Der Friede sei für Frankreich das sichersle und das er⸗ wünschkeste Mittel zur Entwicklung seiner Ideen. Aber es verstehe darunter nicht den Frieden obne Ehre und werde ihn nie darunter verstehen. Im Vertrauen auf seine Stärke, sicher seiner Freundschaften und seines Bündnisses, weil die Freunde und der Ver⸗ bündete wüßten, daß auch sie auf Frankrei zählen könnten, sei Frankreich gleichermaßen entschlossen, die Rechte anderer zu achten und seinen eigenen Rechten Achtung zu verschaffen, Es werde diesen Vertrag halten mit dem sorglichen Bemühen, alle Konflikts mõgli keiten ju vermeiden, aber mit dem g, aus dem Vertrage alle gegebenen und nützlichen Folgerungen zu ziehen.
Die Beratung wird heute fortgesetzt.
Nußland.
Die Reichsduma beriet gestern in geheimer Sitzung das neue Gesetz zur Regelung der Wehrpflicht. Wie W. T. B.“ meldet, een. die Duma mit 150 gegen 70 Stimmen einen Oppositionsantrag ab, die Wehrpflichtvorlage an eine be⸗ sondere Kommission zu verweisen, und ging zur Beratung der einzelnen Artikel über. Die Abstimmung über eine Tages⸗ ordnung wurde auf die nächste Sitzung vertagt.
Spanien.
Der französische Botschafter Geoffray hat gestern, wie W. T. B.“ meldet, abermals eine Unterredung mit dem Minister des Aeußern Prieto gehabt, der auch der englische Botschafter beiwohnte.
Portugal.
In der Deputiertenkammer hat gestern der Marine⸗ minister einen Gesetzentwurf, betreffend die Erneuerung der Flotte, eingebracht.
Serbien.
Die Skupschtina hat in ihrer gestrigen Sitzung das Budget des Ministeriums des Aeußern angenommen.
Im Laufe der Debatte hatte der Ministerpräsident Mile⸗ wandwitsch auf die Ausführungen des Vorredners Novakowitsch, des Führers der Fortschrittspartei, laut Bericht des W. T. B. erklärt, die allgemeine Lage sei derart ernst, daß niemand wissen könne, wie sie sich im Frübjahre gestalten werde. Deshalb müsse Serbien vorsichtig sein wie Bulgarien und Griechenland.
Für die Balkanstaaten scheine es wünschenswert, daß die europãischen Mächte sich in die Balkanfragen nicht einmengten.
Gegenüber der Behauptung des Fortschrittlers Marinkovitsch, der serbische König sei in Paris mehr als ehemaliger französischer Leut⸗ nant denn als Herrscher Serbiens begrüßt worden, was sicherlich in Deutschland ungern gesehen worden sei, erklärte der Ministerprãsident, daß der König Peter in Paris als rrscher Serbiens empfangen worden sei. Daß bierbei auch die Dienstleistung des Königs im französischen Heere hervorgeboben worden wäre, könnte keinen Wider⸗ wpruch in Serhien erregen. Auch in Deutschland, wo militãärische Tugenden in hohem Maße geschätzt würden, sei man über die Ehrung des serbischen Königs nicht ungehalten gewesen.
Amerika.
Der amerikanische Staatssekretär Knor hat an den Führer der demokratischen Partei im Repräsentantenhause Underwoord einen vom „New NVork Herald“ veröffentlichten Brief gerichtet, in dem er, W. T. B.“ zufolge, eine Bevollmächtigung des Präsidenten Taft zu durchgreifenden Tarif maßregeln fordert, um der unterschiedlichen Behandlung ein Ende zu machen, die gewisse fremde Länder der amerikanischen e fuh! noch angedeihen ließen. Knor führt Beispiele einer solchen unterschiedlichen Behandlung seitens Belgiens, Deutschlands, Italiens, Desterreich⸗ Ungarns, Portugals und Bulgariens an und empfiehlt die Anwendung von Vergeltungszöllen, um ihr entgegenzutreten. In einigen Fällen werde es vielleicht not⸗ wendig sein, Zuschlagszölle von 5 bis zu 25 Prozent auf einige Artikel zu legen, oder man könne die gesamte Ausfuhr einer Nation nach den Vereinigten Staaten daß Sãtzen wie denen des bestehenden Minimaltarifs unterwerfen. In Fällen schwererer Art könne sogar ein Einfuhrverbot notwendig sein.
Afrika.
Wie „W. T. B.“ meldet, lagen gestern aus Tripolis, Ainzara, Tadjura und Homs keine neuen Nachrichten vor Kundschafter und Flieger bestätigen, daß das Gebiet nördlich von Azizie fast völlig vom Feinde geräumt ist. Ein Teil der Türken soll sich in Garian, ein Teil in Azizie befinden.
Die „Agenzia Stefani“ teilt mit, daß der türkische Kriegs⸗ minister eine Depesche des Kommandanten der türkischen Truppen in Benghasi veröffentlicht habe, die besage, daß die Italiener Dumdumgeschosse und andere Explosivgeschosse verwendeten, die durch die internationalen Uebereinkommen verboten seien. Diese
durch den türkischen Minister veröffentlichte Nachricht entbehre aber jeder Begründung.
Koloniales.
Die neue Regierungsstation auf den Admiralitäts⸗ inseln (Deutsch Neuguinec).
Die von der Schutzgebiete verwaltung schon lange angestrebte Er⸗ richtung einer Regierungsstation auf den Adbmiralttãtsinseln ist, nach⸗ dem im Gtat fär 1511 die Mittel hierfür bewilligt waren, nunmehr verwirklicht worden. Durch Bekanntmachung des Gouterneurs bon Deutsch Neuguinea vom 1. Oktober d. J. wurden die Admirali⸗ fätsinseln und die Westlichen Inseln, die bisher zu dem Bejirke des Beꝛirksamts Rabaul (Neu Pommern) gehörten, von diesem abgetrennt und ju einem neuen, selbständigen Stationsbeiirk vereinigt. Die neue Station wurde am 25. Oktober J. J. am Seeadlerhafen, im Osten der Hauptinsel der Admirali⸗
Sgruppe, errichtet; sie führt den Eingeborenennamen der Ad. niralitäteinseln Manus als amtliche Beseichnung. Das Persanal der Station besteht aus einem Stationglelter, cinem Polizeimeister, einem Sanitätsgebilfen und fünfzig eingeborenen Polizeisoldaten. Die Station ift dem Gouvernement unmittelbar unterstellt. .
Die Admiralitätsinseln sind etwa 2300 4ERm groß; die eingeborene Bevölkerung wird auf etwa 30 9090 Seelen geschãtzt. Die Gingeborenen sind den übrigen Stämmen des Bismarck⸗Archipels an eifüiger Befähigung überlegen; sie sind jedoch noch Kannibalen und * Een Blutige Stammesfehden sowie Uebergriffe auf die in ibrem Gebiete anfäsfigen Weißen und deren Arbeiter waren bis in die letzte Jeit hinein an der Tagesordnung. Diese Zustände bedingten zahlrei trafexpeditionen, die aber, da die Schuldigen sich stets in das undurchdringliche Innere der Inseln zurückzogen, einen nachhaltigen Grfolg nicht haben konnten. Der neuen Station, die auf den Inseln selbst festen Fuß fassen kann, wird es eher gelingen, den Landfrieden berbeizuführen. Daneben wird es die Hauptaufgabe der Station sein, die Eingeborenen noch mehr als bisher zur Arbeit auf den Pflanzungen der Weißen geneigt zu machen und ihre eigene Produktion zu beben. In den letzten Jahren hat sich auf den Admiralitätsinseln eine rege , entwickelt; besonders die Firma Hernsheim u.
o. in Matupi bat umfangreiche Kokospalmpflanzungen angelegt und unterhält mehrere mit je einem Europäer beseßte Stationen. Es ist anzunehmen, daß diese Entwicklung rasch fortschreiten wird.
Bie Westlichen In feln, die ebenfalls zum Gebiete der neuen Station gebören, liegen nordwestlich von ö. Admtraliätsinseln und umfaffen mehrere kleine, auf einen weiten Flächenraum zerstreute Infelgruppen, die zusammen nur etwa 100 km groß sind und von Iner schwachen, dem Aussterben verfallenen Eingeborenenbevölkerung kewohnt werden. Der größte Teil der Inseln ist Eigentum der 8 Heinrich Rudolph Wahlen und von dieser mit Kokospvalmen
flanzt. Der Sitz der Firma befindet sich auf Maron in der
Hermits⸗Gruppe. (Deutsches Kolonialblatt.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Die deutsche überseeische Auswanderung im November 1911 und in dem gleichen Zeitraume des Vorjahrs.
Gs wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat November über 191
1 1910
ee 1127 K 767 deutsche Hafen zusammen· 1239 13851 fremde Hafen (soweit ermittelt 331 272 ũberhaupt. . 1 481 2156.
Aus deu tschen Häfen wurden im November 18911 neben den 1250 deutschen Auswanderern noch 20 696 Angehörige fremder k — 5 davon gingen über Bremen 10 700, über Ham⸗
9 .
Zur Arbeiterbewegung.
In der am 6. Dezember in Dresden unter dem Vorsitz des Landtags abgeordneten Dr. . abgehaltenen Vorstands⸗ sitßung des Deutschen In dustrie schutzderbandes wurden 65 Streit- und Aus sperrungsfälle mit insgesamt 131 410 ausgefallenen Manntagen auf Grund des Berichts der mit der ein. gehenden Prüfung beauftragten Kommission als entschãdigungsberechtigt anerkannt. Die Beratung der 58 Gegenstãnde der Tagesordnung mußte vertagt werden. Dem eutschen Industrieschutzverbande gehöͤr⸗n zurzeit 52 industrielle Arbeitgeberverbän de, darunter I2 Reichs⸗ und 20 Landes. oder Bezirksverbände an. Der Anschluß mehrerer bedeutender Branchenverbände steht fär die nächste Zeit in Aussicht. Die Mitgliederzahl hat sich auf 2760 Betriebe mit einer Lobnsumme von rund 230 Millionen Mark gehoben. .
Weitere Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Kunft und Wissenschaft.
Das Museum für Meereskunde ist während der Feiertage am 2. Weihnachtstage und Splvester von 12 bis 4 Uhr geöffnet am Heiligabend und am 1. Feiertage sowie am Neujabrstage geschlossen. Im übrigen gelten die allgemeinen Bestimmungen über die öffentliche Besuchsʒelt.
In der Deutsch⸗Asiatischen Gesellschaft sprach gestern Decat Iden ⸗Zeller über das Thema: Meine Du rchguerung von Ost und Rord⸗ Sibirien; ein Gebiet, von dem bisher wenig bekannt geworden sst. Der Vortragende behandelte vier Reise⸗ abschnitte: die Flußfahrt von Katschuga an der Lena bis Jakutsk; die Schlittenreife von Jakutak über das Werchojanische Gebirge zum asiatichen Kältepol unter 672 34 n. Br., 133 51 5. X.; die Fahrt von Werchosansk durch die Wildnis zu den Ufern der Kolpma und schließlich die Durchquerung der Tschuktschen Halbinsel von Nisbny Kolvmek zur Beringhraße. Er hat die Reise unter ganz außer⸗ ewöhnlichen Umstäͤnden zurückgelegt. So war er nacheinander e w, auf der Lena, Begleiter des Polizeichefs von Wer⸗ ojanst, Hilfepostilon, und bei Bewältigung der vierten Reise= dlappe arbeltete er als Knecht unter den heidnischen, nomadisierenden Ischuktschen. Es liegt auf der Hand, daß ein Reisender, indem er sich den jeweiligen Verhältnissen anpaßt und mit den Eingeborenen in engste Fühlung tritt, auch eine genaue Kenntnis von Land und Leuten
3 zu eigen macht, und so bot denn auch der Vortrag viel neue
inzelbeiten über das Leben in jenen fernen Gegenden. Der 00h Werst lange Weg Irkutsk — Jakutek ist obne Schmigrigkeit zurück- zulegen, dabon etwa 365 Werst jwischen Irkutsk und Werchojansk im Poflwagen; von dort fährt man auf dem Posldampfer über Winnt nach Jakutst. Während des Winters (Mitte Ottober bis Mitte April wird die ganze Neise mit Pferdeschlitten auf dem Eise der Lena in etwa 10 Tagen jurückgelegt. Von Witimsk aut ift Gelegenheit, den Wätim mit einem Dampfer aufwärts fahrend, die ofstflbirische Goldgräberzentrale Bodaibo zu besuchen; die Gold⸗ — arbeiten dort mit den neuesten Maschinen und ihr Betrieb ist
hnend. Ein anschauliches Bild entwarf der Vortragende von
akutsk, das unter dem 62 n. Br. liegt, als äußerster Vorposten der
iwilffation zu beirachten und berühmt ist als Stapelplatz für alle zus Nord. Ost Sibirien kommenden wertvollen Felle, In Jakutst werden auch bie Rer llerkargwanen zusammengestellt, die während des Winters in monatelangen Märschen über das werchasanische Gebirge und unter Ueberwindung des 1609 m hoben Tułulanxasses bis zu den Ufern der Jana, Indigirka und Kolvma vordringen und alle Niederlaffungen jenseits des Polarkreises mit Nahrungẽmitteln ver; sorgen, denn über Jakatek binaus ist Ackerbau nicht mehr möglich. Der Vortragende schilderte verschiedene Völker schaften, deren Gebiete er durchguerl hatte, und entwarf ein recht günstiges Bild den den Jakaten, jenem großen ural⸗altaischen Stamme, von dem sich auch
die Tataren igen. Wir finden sie jwischen Jakutsk und dem nördlichen k sie find im wesentlichen Viehzüchter und . die von ibnen gezüchteten Pferde und Renntiere werden mit
orliebe gekauft. In é der Näbe des Eiemeeres treiben sie auch Fischerei und sind Hundezüchter. die Jakuten, Tungusen, Lamuten n t Hörern voräberfiehen und diese in jener Hütten und Zelle eintreten. Er schilderte, wie er mit ihnen die Wildnis durchstreift und an ihrem schweren Kampfe ums Leben teilgenommen habe, er führte in Geblete jenfeits aller Kultur wo die Bäume immer kleiner und kämmerlscher werden, bis in die Pschaunberge, wo selbst ein armseliger Strauch nicht mehr gedeihen kann, und wa er, vom Morgen bis zum Abend auf Renntierschlitten durch die Einsamkeit ziebend, sich mit , dem Ostende Sibiriens näherte. Eine große Zahl dorzäglicher Lichtbilder gab dem Vortrage eine willkommene Ergänzung.
Der Vortragende ließ dann und Jukagiren an den
Literatur.
Der kürzlich erschienene 149. Jahrgang des Gothaischen Gengalogifchen Sofkalenders nebst diplomatisch- statistischem Jahrbuch bringt die Bildnisse des spanischen Königspaares und des Prin- Regenten Luitpold von Bayern sowie das des verstorbenen rufsischen Minifterpräsidenten Stolppin. Eine ganze. Reihe fürstlicher Häufer wurde in die III. Abteilung des Hofkalenders neun aufgenommen: die neuen österreichischen Fürsten ven Thun und Hohenstein und von Weikersheim, der ungagrische Fürst Festenicck von Tolna, die italienischen Castelcicala und Monteleone und endlich die polnischen Fürsten Puzebna (Kozielsk). Im Sebilde der Staaten Europas und der anderen Weltteile traten keine wefentlichen abgeschlossenen Aenderungen im ablaufenden Jahre ein, die im Kalender zu berücsichtigen gewesen wãren. Die diplomatischen und statistischen Angaben konnten fuͤr alle Länder der Welt, mit Aug⸗ nahme von Chile und Spanien, von denen Angaben nicht rechtzeitig eingingen, eigänzt werden. Wohl noch nie konnten in einem Jahr— gang des Hofkalenders die Ergebnisse so zahlreicher fast gleich⸗ zeitiger Volkszählungen vorgelegt werden wie in diesem Jahrgang. Mitgeteilt konnten werden die Ergebnisse der Zählungen im Deutschen Reiche, in den Vereinigten Staaten don Amerika, in Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Brltisch Indien, Britisch Südafrika, Canada, Australien und einigen kleinen Kolonien, Luxemburg, Mexiko, Rorwegen, Desterreich, Ungarn, Schweden, in der Schweiz, in Spanien und Kreta. Von China lagen noch nicht die Er⸗ gebnisse aller Provinzen vor; von Italien und Serbien konnten erst die vorläufigen Ergebnisse für den ganzen Staat und für die Provinzialbauptftädte mitgeteilt werden. Noch nicht festgestellt waren die Ergebnisse der Zählungen in Belgien, in Frankreich und in den meisten seiner Kolonien. Brasilien hat die für 1911 geplante Zählung hinausgeschoben, während über die beabsichtigte Zählung in Argentinien nichts zu ermitteln war. Ueber die Finanzen, den Handel und Ver⸗ kehr der einzelnen Staaten konnte ein so umfangreiches Material neu verarbeitet werden, daß nur wenige der älteren Angaben stehen ge⸗ blieben sind.
Der 85. Jahrgang des Taschenbuchs der Gräflichen 6 geschmuckt mit dem Bilde des Generalfeldmarschalls Alfred
afen don Schlieffen, konnte durch Artikel über die Gräflichen Häuser Horn, Hülsen (Hülsen⸗ Haeseler), III. Linie, Krockow, Tönvay, C., Nant⸗Mocenigo und Podewils⸗Dürniz bereichert werden. Die Redaktion des Taschenbuchs weist darauf hin, daß Berichtigungen und Ergänzungen jederzeit entgegengenommen und ohne Erlegung einer Gebühr aufgenommen werden. Auch die Einstellung neuer Familien erfolgt vollständig kostenlos, sobald die den Grafentitel begründende Urkunde im Original oder in beglaubigter Abschrift vorgelegt wird, vorausgesetzt, daß die Erhebung in den Grafenstand oder seine Anẽrkennung bezw. Bestätigung durch einen deutschen Färsten bezw. eine deutsche zuständige Behörde (Oester⸗ reich einbegriffen) erfolgte.
In dem 62. Jahrgang des Talchenbuchs der Freiberr⸗ lichen Häuser, der mit dem Bildnisse des Generals der Infanterie n, von Plettenberg geschmückt ist, wurden Artikel über folgende
amilien neu aufgenommen: Beschwitz, II. Linie, — Beu st, J. Linie Wiederaufnahme). = Müllenheim Rechberg, A, c. — Münchhausen, X. Weiße Linie, J, — Schleinitz, II. Linie, — Schwartzenberg und Sohenlandeberg, — Thavonat, — Ungern-⸗Sternberg, A. Für Be⸗ richtigungen und die Aufnahme neuer Familien gelten dieselben Be⸗ stimmungen, die oben hinsichtlich des Taschenbuchs der Gräflichen Häuser mitgeteilt worden sind.
Der vorliegende 13. abr gg des Taschenbuchs der ur adeligen 66 ist mit dem Bildnis des Admirals von Holtzen⸗ dorff geschmäckt. Der Bestand wurde durch Artikel über sieben in ihrem Personalbestand zum Teil sehr umfangreiche Geschlechter ver= mehrt. Es sind das die kurländischen Behr, die uckermärkischen Buch, die Gagern, Preen, Salisch, Unruh und Vietin hoff gen. Scheel. Zur Aufnahme in das Uradlige Taschenhu ist erforderlich der Nachweis, daß ein sicheres Mitglied des Geschlechts in irgend einer Urkunde vor 1350 genannt worden ist, ferner die Beschreibung des Wappens, die Aufstelkung der Stammreihe (von Vater auf Sohn) und die möglichst vollständige Angabe des Personalbestandes im 18. 19. und 20. Jahrhundert, auch der Zweige, die mittlerweile erloschen find. Alle männlichen Geschlechtsmitglieder, die, ohne Nachkommen zu binterlassen, verstorben sind, ebenso die Familientöchter werden nach ihrem Tode nur noch einmal im Taschenbuch erwähnt.
Dem 6. Band des Briefadeligen Taschenbuchs ist das Bild des Großherzoglich hessischen Ministers des Innern von Hombergk zu Vach vorangestellt. Der in diesem Taschenbuch darzustellende Stoff Iist derart angewachsen, daß er von diesem Jahre ab in zwei Bände hat zerlegt werten müssen. Aehnlich wie das schon bei dem freiberrlichen Taschenbuch durchgeführt wurde, wird vom Jahrgang 1912 an in die „geraden! Jahrgänge der ältere Briefadel, in die ungeraden der junge Briefadel aufge⸗ nommen werden. Als Grenze jwischen altem und jungem Briefadel ift der 6. August des Jahres 1805 angesetzt, an dem das alte Deutsche Reich römischer Nation aufgelöst worden ist. Nach dieser Zeit stand allen souverãnen deutschen Fürsten das Recht zu nobilitieren zu, 1 dies vorher nur einzelne sso Bayern und Preußen) erreicht atten.
Es sei schließlich noch darauf aufmerksam gemacht, daß jedem Bande der genealogischen Taschenbächer für 19812 ein Verzeichnis aller derjenigen Häuser angeheftet ist, die im Hofkalender, in den Taschen⸗ büchern der Gräͤflichen, Freiberrlichen, Uradeligen und Briefadeligen Häuser bisher genealogisch dargestellt worden sind.
— Mit dem 20. soeben erschienenen Bande der Klassiker der Kunst“, der die Gemälde Hans Holbein des Jüngeren (9 4) bringt, hat sich die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart ein besonderes Verdlenft erworben. Seit dem Erscheinen des eingebenden, zwei- bändigen Werkes Holbein und seine Zeit! von Woltmann sind etwa 30 Jabre verflossen; die spãteren Arbeiten über den Meister von Leitbäuser, H. A. Schmid, Knackfuß Goette, Mantz und His befassen sich nicht mit der gesamten Kunst Holbeins. Da lag ein wirkliches Bedürfnis nach einer neuen Darstellung vor, die den in den letzten
ahrzehnten gemachten Fortschritten der Kunstgeschichte Rechnung trägt. er Herausgeber des vorliegenden Holbein⸗Bandes ist der Direktor der Baseler Kunstsammlungen, Professor Ganz, einer der besten Holbein Kenner der Gegenwart. Fr gibt im des Buches neben einer Schilderung des Lebens Holbeins eine feinsinnige Charakteristik seiner Kunst als Maler, ibrer Entwicklung, Jusammenhänge und Wirkungen. Der Kunsthistoriker wird in der Darstellung eine Fülle wertvoller Erläuterungen, Zeitbestimmungen und Nachweise, finden. n 252 Abbildungen werden dann die erhaltenen Gemälde des eisters läckenlos vorgeführt; unter ihnen befindet sich eine Anzahl bisher nicht nachgebildeter fat. unbekannter Werke die, in privaten Sammlungen des Auslands, namentli Englandg, zerstreut, der wissenschaftlichen Forschung ziemlich un zugänglich waren. Ferner sind die untergegangenen Monumental⸗ maserejen nach alten Kopien und Stichen wiedergegeben; sämtliche Stiche des berühmten Kupferstechets Wenzel Hollar sind dazu heran—
gezogen, und ein Anbang gibt, wie auch in den früheren Bänden der Klasstker der Kunst?, die Hauptstücke unter den jweifelhaften oder Holbein d. J. ju Unrecht zugeschriebenen Werken. Die Güte der in diesen Sammlungen wiedergegebenen Bilder ist an dieser Stelle wiederholt rũübmend . es sei daher nur betont, ö dieser Band sich auch in dieser eziehung den früheren würdig anschließt. * er hischen Arbeiten Holbeins sind einem besonderen Bande vor⸗
en
— Der 13. Jahrgang des von dem Kapitänleutnant a. D. B. Wey er herausgegebenen Taschenbuchs der Kriegsf lotten für 1912 ist im Verlag von J F. Lehmann in München erschienen. Die Flottenlisten sind in ihm bis Ende November d. J. auf dem Laufenden erhalten; der Bilderteil ist vielfach erneuert und vermehrt. Die wichtigsten marinepolitischen Ereignisse des Jahres sind wieder im 2. Teil besprochen worden. Das Kapitel Marineartillerie wurde zum Teil umgearbeitet. Den Abschnitt Seeinteressenꝰ hat der Direktor des staatswissenschaftlichen Justituts der Universität Kiel, Professor Dr. Harms übernommen. Das mit 25 Schiffebildern, Skizzen und Schattenrissen ausgestattete Taschenbuch kostet geb. 5 .
Jagd.
Dienstag, den 19. d. M., findet Königliche Parferce⸗ jagd statt. Stelldichein: Nachmittags 1 Uhr, auf dem Wege von Staaken nach Döberitz am Sicherheitsstand 1. Der Zug, ab Berlin Lehrter Bahnhof 11 Uhr 10 Vormittags nach Dallgow⸗Döberitz und zurück, verkehrt nicht mehr.
Theater und Mufik.
Deutsches Theater.
Man weiß nicht recht, war es ein Erfolg oder Mißerfolg, den das Drama Offiziere! von Fritz von Unruh, das gestern zum ersten Male auf der Bühne des Deutschen Theaters erschien, davon⸗ trug; Klatscher und Zischer waren ziemlich gleich verteilt. Indessen den kritischen Beurteiler des Stücks darf das wenig bekümmern, ibn gebt nur das Werk als solches an und die Frage, ob es Hoffnungen zu erwecken geeignet ist oder nicht. Diese Frage ist trotz aller Fehler, die diese Erstlingsarbeit aufweist, entschieden zu . weil ihr Verfasser die Welt mit den Augen des Dichters ansieht. Ob freilich seine Lorbeeren auf dramatischem Felde wachsen werden, läßt sich beute noch nicht ermessen; das wird davon abhängen, ob er die Meifterschaft, die in der Beschränkung liegt, erlangen, ob er das rein Handwerkliche der dramatischen Kunst sich zu eigen machen wird. Noch strebt er in die Breite, verliert sich in der Absicht, möglichst lebensgetreu zu schildern, in umständliche Einzelheiten, jchwelgt zuwellen ganze Akte lang in Stimmungen, die sich, so tief sie auch empfunden sind, ibm unbewußt, auf der Bühne in lange, leere Strecken verwandeln und die Sebnsucht nach dem Rotstift wachrufen. Und doch muß man den offenbar sehr jungen Verfasser, der sich nach den Aktschlüssen dem Publikum zeigte, um seiner selbst willen lieb gewinnen und möchte wünschen, daß er Selbstkritik genug besãße, die seinem Drama an- baftenden Mangel zu erkennen und aus seinen Fehlern zu lernen. Was befsonders angenehm an ihm berührt, ist seine völlig tendenzfreie
rt, Menschen und Dinge anzuschauen. Diese Offiziere, die er im Frieden in der Garnison und als Kämpfer in Sãdwestafrika vorführt, sind nicht berkõmmliche Typen und Schablonen, nicht mit der Absicht, irgend eine These zu verfechten oder gekünstelte patriotische Gefüble zu erwecken, konstculerte Gestalten, sondern Menschen von Fleisch und Blut, wenn sie auch freilich aus der Sphäre heraus zu verstehben sind, in der sie leben und sich bewegen. Etwas vom Geiste Kleists spürt man in ihnen, an dessen Prinzen von Homburg“ man unwillkürlich erinnert wird, nicht zum mindesten dadurch, daß zum Schluß der Held des Stücks, ohne den Besehl des Obersten abzuwarten, aus eigener Verantwortung das Leuchtkugelsignal zum Angriff auf die Hereros gibt und den Sieg entscheidet, den er selbst, von einem feindlichen Geschoß
etroffen, nicht mehr erlebt. Der Konflikt zwischen Tatendrang und . der in der Brust dieses jungen Leutnants tobt, wird noch durch die Liebe zu seiner Braut, der Tochter des Obersten, die ihm als Krankenschwester ins Feld folgt, verschärft. Eine der bestgesehenen Figuren des Stücks ist ferner ein Oberleutnant, der sein Herz eben⸗ falls an die Oberstentochter verloren hat, sein Gefäbl aber als entsagender Held und getreuer Kamerad des Vorerwäãhnten sorgfaͤltig verbirgt und den Tod im Gefecht sucht und findet. Auch unter den vielen anderen Offiziersgestalten, die in übergroßer Zahl durch das Stück gehen, ist manche gut beobachtet und mit sicheren Strichen bingestellt. Aber diese Vorzüge können die feblerhafte Komposition des Gesamtwerks nicht wettmachen, von dessen sechs Bildern man einzelne, wie z. B. den langen, auf dem Schiffe spielenden Akt, glatt streichen könnte, ohne der Handlung irgend einen wesentlichen Bestandteil zu nebmen. Auch sonst ist in den einzelnen Szenen noch sehr viel Ueberflüssiges und Unklares, das den Gang der Handlung lähmt und das Verständnis nicht eben fördert. Selbst die beste Auffübrung — und sie war gestern durchaus gut — könnte darüber nicht binwegkommen. Die vornebhmsten Kräfte der Reinbardtbübnen wurden ins Treffen geführt. Friedrich Kayßler gab die Hauptrolle des jungen tatendurstigen deutnants bon Schlichting anfangs vortrefflich, später vielleicht etwas zu wild und draufgängerisch. Ein Kabinettstũck feiner Charakteristik bot Paul Biensfeldt als dessen entsagungsvoller Nebenbuhler. Schlicht und packend spielte Paul Wegener den Oberst, und die problematische Rolle eines leichtsinnigen, im Frieden seiner Spiel⸗ schulden wegen verabschiedeten Offiiers, der als Kriegsfreiwilliger den Feldjug mitmacht, fand in Herrn Bassermann einen interessanten Ver freter, wenn es ihm auch nicht gelang, die Widersprüche des Charakters zu lösen. In der Rolle der Oberstenkochter führte sich Cornelie Gebũhr als fympathische Känstlerin ein. Unter den anderen zablreichen Mit⸗ wirkenden sind noch die Herren Diegelmann, Waßmann, Liedtke, von Winterstein, Ebert hervorzuheben. Von eigenartigem Stimmungs⸗ reij waren die Dekorationen; besonders das Schiffs verdeck unter klarem Sternbimmel und die afrikanischen landschaftlichen Bilder. — Der Auffubrung wohnten Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog von Coburg und der Prin; August Wilhelm mit ihren Gemahlinnen bei.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonntag, Der Rosenkavalier wiederholt. Fräulein Ober singt zum ersten Male die Titelrolle. In den übrigen Hauptrollen sind die Damen Denera, Dux, Rothauser, von Scheele⸗Müuller sowie die Derren Knüpfer, Foffmann, Henke und Sommer beschäftigt. Dirigent ist der General. musildirektor Dr. Muck. Weltere . des Rosenkavaliers finden an den Tagen Mittwoch sowie Freitag der nächsten Woche statt. Außerdem bringt der Spielplan noch Wiederauffübrungen von Don Juan‘, mit Frau d Albert als Donna Anna, Herrn Mang als Teporello, sowle von ‚Tristan und Isolde mit Herrn Maclennan zum erssen Male als Tristan. Der am Sonntag, den 17 d. M. beginnende Vorverkauf umfaßt sämtliche im Spielplan angekũndigten Vorftellungen bis einschließlich 28. d. M.
Im Königlichen Schauspielbause gebt morgen, Sonntag, neueinstudiert, als 284. Abonnementsvorstellung die 1. und 2. Ab⸗ teilung von Friedrich Hebbels Nibelungen. in folgender Besetzung in Sjene: Der gebörnte Siegfried, Vorspiel in einem Aufzuge: König Guntber: Herr Geisendörfer, Hagen Tronje: Herr Kraußneck, Dankwart, dessen Bruder: Herr Mannstadt, Giselher: Herr Boettcher, Gerenot: Herr Werrack, Volker, der Spielmann: Herr Keßler, Rumolt, der Küchenmeister: Derr Eichholz, Siegfried: Herr Staege⸗ mann, Ute: Frau Butze, Kriemhild, ihre Tochter: Frau Willig. — Zu diesen Personen treten in Siegfrieds Tod, Trauerspiel in nn. zügen, noch binzu: Brunbhild, Königin von Isenland: Frau Poppe, Frigga, ihre Amme: Fräulein von Arnauld, ein Kaplan: Derr Eggeling, ein Kämmerer: Paris, Recken: die Herren Winter, Koch und Stange. Die Dichtung ist von Herrn Regisseur Patiy in Szene öesht. — Am Montag werden die beiden Stücke H. von Kleists Robert Guigkard und Der zerbrochene Krug“, denen Goethes Geschwister vorausgehen, aufgeführt. Der am Sonntag, den 17. d. M. beginnende