Dieser Betrag kann sowohl einem einzigen Bewerber bewilligt, als auch an mehrere Künstler, keinesfalls aber an mehr als 10, ver⸗
teilt werden. — Ausführlich begründete Bewerbungsgesuche nebst einem Nachweis über die deutsche Reichsangehörigkeit sind bis zum 1. März 1912 an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 8, Pariser Platz 4, einzureichen. . ! Verheiratete, welche für ihre Familie zu sorgen haben, werden por nverheirateten, Erwerbsunfähige vor Erwerbsfähigen berũck⸗
sichtigt. . ö Ünterschiede nach Geschlecht, Alter und Konfession bleiben außer
Betracht. . . J Sttpendien zu Studienzwecken werden nicht verliehen. Berlin, den 7. Januar 1912.
Der Präsident. A. Kampf.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen j und Forsten.
Dem Regierungsbaumeister des Wasser— und Straßenbau⸗ faches Fritz Schroeter in Berlin ist eine etatsmäßige Re⸗ gierungsbaumeisterstelle in der landwirtschaftlichen Verwaltung verliehen worden.
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Aichlamtli⸗ Deutsches
Preußen. Berlin, 12. Januar.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern nachmittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag
des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller entgegen.
In der am 11. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde zu den Beschlüssen des Reichstags zum Handels- und Schiffahrts⸗ vertrage mit Japan und zu verschiedenen Petitionen Steltung genommen. Ueber die Vorlage, betreffend Zollverwaltungskostenetat für Oldenburg, faßte die Ver⸗ ö Veschluß. Dem Schützenverein in Okahandja wurde die Rechtsfähigkeit verliehen. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben, betreffend Erlaß oder Erstattung von Zöllen und Abgaben sowie wegen Befreiung von Vorschriften Fer Prüfungsordnung für Aerzte, Beschluß gefaßt.
Laut Meldung des, W. T. B.“ ist S. M. S. „Seeadler vorgestern in Masunga (auf Madagaskar) eingetroffen.
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Oesterreich⸗Ungarn.
Der Landmarschall Dr. Graf Badeni hat gestern die Session des galizischen Landtags mit einer Ansprache eröffnet, in der er nach dem Bericht des . stellte, daß die Differenzen hinsichtlich der Erledigung der Wahlreform noch sehr groß seien, jedoch nicht derart, daß eine Beseitigung bei allseitigem guten Willen sich nicht erzielen ließe. Zum Schlusse gab Graf Badeni der Freude Ausdruck, daß der Gesundheitszustand des Kaisers jetzt befriedigend sei, und sagte, je schwieriger die Lage der Polen in den Nachbar staaten sich gestalte, desto stärker sei das Gefühl der Dankbar⸗ keit für den Monarchen, der die historischen Rechte der Polen anerkenne und ihnen stets Beweise seiner Gnade gegeben habe.
Nach der Ansprache des Grafen Badeni erklärte der Abg. Lewicki, ein Ukraine, daß die Ruthenen nicht 1juhen würden, bis sie ein gerechtes Wahlrecht für den Landtag erreichten, Der Abg. * truscewiez, ein Ukraine, beantragte den Schluß der Sitzung. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Ruthenen abgelehnt, worauf die Ukrainen mit lärmender Obstruktion zinsetzten. Trotz ohren— betäubenden Lärms wurden 45 Vorlagen nach der ersten Lesung den Ausschüssen zugewiesen und hierauf die Sitzung geschlossen.
Frankreich.
Nach einem gestern abgehaltenen Kabinettsrat, der zwei Stunden dauerte, begaben sich die Minister in das Elyssée, wo der Ministerpräsident Caillaur dem Präsidenten Fallieres die Demission des Kabinetts überreichte. .
In dem Schreiben, in dem Caillauxr dem Präsidenten den Rücktritt des Kabinetts mitteilt, wird, wie „W. T. B.“ meldet, festgestellt, daß zwischen der republikanischen Mehrheit und der Regierung in keinem Punkte eine Unstimmigkeit entstanden sei, und gesagt: . . .
Das dom Kabinett vollendete Werk, das durch die Zustimmung der Kammer besonders gekennzeichnet werde und sich gegenwärtig vor dem Senat befinde, sei vom gesamten Ministerrat ausgearbeitet worden. Jeder Artikel des Abkommens, ja, jede Zeile sei in aller Offenheit in zahlreichen Sitzungen des Kabinetts, die Caillaux be
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sonders im September und Oktober noch vervielfacht habe, geprüft worden, und feinem derjenigen, die mit dem Absender zusammen die sen Brief unterzeichneten, sei es so vorgekommen, als ob unter den Mit- siedern des Käbmet ts auch nur der Anschein eines Zwiespalts bestehe. lle Beschlüsse seien einstimmig gefaßt worden, und wenn auch der Chef der Regierung die diplomatische Aktion mit allen Mitteln unterstützen mußte, so sei doch auch über den kleinsten Punkt nie ohne Zustin mung des Ministerrats entschieden worden, Da sei in einem Augenblick, wo weder im Kabinett noch im Ministerrat Beschwerden sich erhoben hätten, ein Mitglied der Regierung, dem die Umstãnde eine besonders wichtige Rolle zugewiesen hätten, zurückgetreten. Caillaur schließt: es sei ihm nicht vergönnt gewesen, in der kurzen Frist, die nach der Sachlage hätte eingehalten werden müssen, das ele zu vewollständigen, in dem er. gerade in diesem Augenblick eins der Portefeuilles, von denen die nationale Verteidigung abhänge, nicht habe unbesetzt lassen wollen. Unter diesen Umständen halte er es für seine Pflicht, aus dem Amte zu scheiden.
Der Präsident Falli(res hatte gestern mit Du bost und Brisson eine Besprechung über die Kabinetts krisis und wird heute Léon Bourgeois zu sich berufen.
— Im Senat wurde gestern Dubost mit 196 von 215 Stimmen zum Präsidenten wiedergewählt. Zu Vizepräsidenten wurden Cordelet, Jean Dupuy Maxime Lecomte und Lintilhac gewählt. . !
, g lfte zur Beratung des deutsch französischen Abkommens beschäftigte sich gestern hauptsächlich mit den Artikeln, die sich auf öffentliche Arbeiten beziehen.
— In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer hielt der Präsident Brisson eine Ansprache, in der er, obiger . zufolge, für seine Wiederwahl dankte und unter anderem agte:
Wenn ich mein Leben überblicke, erinnere ich mich an das auf einer Scheinkraft beruhende Spystem, das plötzllch mit Unheil ver— schwindet. Deshalb finde ich in dem gegenwärtigen Regime, das dem Volke und seinen Vertretern die Mittel gewährt, regelmäßig, friedlich und ohne neue Erschütterungen weitere Fortschritte durchzuführen, eher einen Grund zur Beruhigung und Zuvpersicht. Auch die kom— mende Gesetzgebungkperiode wird einen großen Anteil an der Ver— wirklichung des Entschlusses aller Republikaner haben, in der Srdnung und im Frieden die verwirklichte demokratische, soziale und brüderliche Republik weiter zu entwickeln.
Belgien.
Der gestrige Ministerrat unter dem Vorsitz des Königs beschäftigte sich, wie ‚W. T. B.“ meldet, mit der Frage der Vermehrung der Parlamenkssitze auf Grund des Er— gebnisses der Volkszählung vom 1. Januar 1910.
Luxemburg.
Die Großherzogin Hilda von Baden ist, einer Mel dung des „W. T. B.“ zufolge, gestern zu mehrtägigem Besuch in Schloß Berg, der derzeitigen Residenz des Großherzogs von Luxemburg, eingetroffen. Für die nächsten Tage wird auch der Großherzog von Baden erwartet.
Türkei.
Die Bemühungen des früheren Großwesirs Hilmi Pascha, eine Verständigung unter den Kammerparteien herbei zuführen, sind nach einer Meldung des Wiener „K. K. Telegraphenkorrespondenzbureaus“ endgültig gescheite rt.
Wie die „Neue Freie Presse“ aus Uesküb meldet, warf eine starke bulgarische Bande drei Bomben in eine Ver— fammlung der Einwohner von Zilhowa, während sie eine Loyalitätskundgebung für die Türkei veranstalteten. Dreizehn Personen wurden getötet, zweiundzwanzig verwundet. Sechs der Täter wurden verhaftet.
Norwegen.
Der Storthing ist gestern zusammengetreten. Zum Prä⸗ sidenten ist, wie „W. T. B.“ meldet, Bratlie, zum Vizepräsidenten Halvorsen wiedergewählt. Die feierliche Eröffnung des Stor— things erfolgt heute.
Amerika.
Da die Regierung des Staats Bahia es abgelehnt hat, gemäß dem Urteil des Bundesgerichts den Abgeordneten der Spposition die Habeascorpus-Akte zuzugestehen, sind laut Meldung der „Agence Havas“ vorgestern dort Unruhen aus— gebrochen. Das Fort St. Marcel bombardierte den Regierungs palast, der in Brand geriet und zerstört wurde. Auch zwei Häufer in der Chili⸗Straße wurden zerstört. Die beunruhigte Bevölkerung befürchtet neue Wirren. Die Bundesregierung hat ein Kriegsschiff nach Bahia entsandt.
Asien. Wie das „Reutersche Bureau“ aus Kalkutta meldet, ist
eine Expedition nach Persien bisher nicht beschlossen worden, doch scheint ein solcher Beschluß geplant zu sein für den Fall, daß keine Verbesserung der Zustände in Persien ein⸗ tritt. Nach den letzten Ausschreitungen auf der Handelsstraße nach Schiras wird die Behauptung der britischen Stellungen als notwendig erachtet. Die Frage wird zurzeit in London und Kalkutta erwogen.
Dem „Daily Telegraph“ wird aus Schanghai vom gestrigen Tage gemeldet: es werde offiziell erklärt, daß am 15. Januar, dem Tage, an dem der Waffenstillstand ablaufe, der Vormarsch auf Peking beginnen solle, wenn nicht bis dahin der Thron abdanke.
Afrika.
Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ herrscht in Tripolis, Ainzara, Tadjur und Homs vollständige Ruhe. Zur Aufklärung ausgesandte Flugzeuge, Kavallerie und Nach⸗ richten von Kundschaftern bestätigen, daß Gruppen von Arabern sich in Bir el Turki, Suani ben Aden, Fonduk ben Gaschir, Birtobras und Wadirubra befinden. Reguläre türkische Streit kräfte follen zwischen diesen Gruppen verteilt sein. Das türkische Kommando befinde sich in Suani ben Aden.
Wie vom „W. T. B.“ aus Tanger gemeldet wird, haben französische Truppen einen von der spanischen Zone her kommenden Zug abgefangen, der 1500 Mausergewehre und 600 000 Patronen zu den Beni Hassen einschmuggeln wollte.
Nr. 1 des „Eisenbahnperordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 10. Januar, hat folgenden Inhalt: Bekanntmachungen des Reichskanzlers: vom 16. De zember 1911, betr. Aenderung der Anlage h zur Eisenbahnverkehrs⸗ ordnung; vom 21. Dezember 1911, betr. die dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste. — Nachrichten.
Statistik und Bolkswirtschaft.
Salzgewinnung, -einfuhr und ausfuhr, verbrauch und besteuerung in Deutschland 1910.
Im deutschen Zollgebiete wurden im Rechnung jahr 1910 an Steinsalz 12960 827 1 (1909: 1295176 t) und an Siedesalzʒ 675 163 1 (1909: 628 3893 t) gewonnen. .
Die Einfuhr ausländischen Salzes in das Steuergebiet betrug 10 366 4 (ig09g: 5373 t); sie besteht wie früher meist in englischem Salze: 6109 6 (1909: 5513 t), doch kommen größere Mengen auch aus den Niederlanden: 1779 t (1969: 1657 t) und aus Portugal: 1684 t (1909: 2303 t). ö J
Das ausgeführte Salz ist zum größten Teil Steinsalz: 341057 1 (1905: 320 558 , wovon nach Belgien 60 469 t, nach den Niederlanden 42 315 t, nach Oesterreich⸗Ungarn 91 117 t, nach Ruß⸗ fand 29 094 t, nach Schweden 20 241 6 und nach Britisch Indien 64455 t abgesetzt worden sind. Von dem ausgeführten Stedesalze, 65 76h (ig. 61 005 th, sind 12 8900 t nach Dänemark und 18 887 * nach Schweden versandt worden. Die Ausfuhr von Salz sst nach der Handelsstatistik geringer, weil die überwachungs pflichtigen Abraumsalje mit über 60 v. H. Kochsalzgehalt in dieser mit den anderen Abraumfalzen (unter der statistischen Nr. 280 b) zur Nach⸗ weisung gelangen. .
An Speifesalz gelangten 529 803 4 (1909: 500 220 t) oder 80 9807. 78) Kg auf den Kopf der Bevölkerung zum Ver brauche. Zu landwirtschaftlichen und gewerblichen Zwecken wurden 10985 807 4 gegen 1 O94 532 t im Jahre 1909 steuerfrei verabfolgt. Hiervon haben Soda⸗ Glaubersalz⸗ und Chlor⸗ kaliumfabriken 565 561i nt, chemische und Farbenfabriken 216 863 t,
Häutehändler usw. 54 222 t und Metallwarenfabriken 34 686 t be⸗ zogen. Das zu landwirtschaftlichen Zwecken steuerfrei abgelassene Salz betrug 213 094 t.
ᷣ Die Einnahmen an Salzzoll und Salz steuer beliefen sich im Rechnungsjahre 1910 auf 61 530 093 S6, im Vorjahr auf 59 213 498 .
Zur Arbeiterbewegung.
Die Ausstände und Aussperrungen in der west— fälischen, lippischen und hanseatischen Tabakindustrie, von denen rund 13 000 Arbeiter betroffen waren, sind, wie W. T. B.“ meldet, nunmehr beendet, da auch die Bevollmächtigten der freien Tabaksorganisationen den unter Vermittlung des Landrats von Minden zustande gekommenen Vorschlägen der beteiligten Arbeit⸗ geberverbände zugestimmt haben (vgl. Nr. 8 d. Bl..
Wie die Direktion der Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahn material zu Görlitz dem W. T. B. mitteilt, haben die Verhandlungen mit dem Arbeiterausschuß des Werks und den Vertretern der auegeschiedenen Lackierer und Anstreicher zu einer Einigung geführt, sodaß seitens der benannten Gruppe am Montag, den 15. Januar d. J., Vormittags, die Arbeit wieder⸗ aufgenommen werden wird.
Aus London wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Mit Rüöck— sicht auf die Inanspruchnahme der Geldmittel der allgemeinen Ge⸗— werkschaftsverbän ke, die durch die Aus sperrung in der Baum wollin dustrie und andere Arbeiterbewegungen hervorgerufen worden ist, hat die Leitung der Gewerkschaften in einer gestern abgehaltenen Verfammlung beschlossen, die Beiträge der den Gewerkschaften angehörenden Arbeiter auf das Doppelte zu erhöhen, Die Aus⸗ sperrung beginnt bereits in den von ihr betroffenen Gebieten Not hervorzurufen Mehrere größere Baumwollspinnereien wurden gestern geschlofsen. (Vgl. Nr. 5 d. Bl.)
Obwohl über das endgültige Ergebnis der Abstimmung der englischen Bergarbeiter (vgl. Nr. 301 v. J. d. Bl.) noch nichts Bestimmtes gesagt werden kann, so ist doch, W T. B.“ zu folge, als beachtenswert mitzuteilen, daß die ersten Ergebnisse aus Northumberland, Durham, Southwales mit überwältigender Mehrheit für den Streik lauten. Es scheint, als ob die Arbeiter sich von den Warnungen ihrer Führer und den Kundgebungen der Arbeitgeber wenig haben beeinflussen lassen.
Kunst und Wissenschaft. Die philosophisch-historische Klasse der Königlicher
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Akademie der Wissenschaften hielt am 14. Dezember v. J. unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Roethe eine Sitzung, in der Herr Koser über das Thema „Friedrich der Große im Urteil der Reformzeit (1807 — 1813) las. Er gab eine Zusammenstellung und Würdigung einer Anzahl bezeichnender Urteile sowohl aus dem Kreise der Anhänger der Reform wie aus dem der Gegner.
In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars
Herrn Waldeyer abgehaltenen Sitzung der ph vsikalisch⸗mathe⸗
matischen Klasse las Herr Zimmermann über den Luft—
widerstand sich drehender Körper“. Im Anschluß an die Besprechung eines Fliegerabsturzes wurde ein Verfahren gezeigt, nach dem der Einfluß des Luftwiderstandes auf sich drehende Flächen durch Pendelversuche bestimmt werden kann.
Am 21. Dezember v. J. hielt die Akademie unter dem Vorsitz ihres Sekretarß Herrn Waldeyer eine Gesamtsitzung. — Herr Martens las über die Messung großer Kräfte im Material prüfungswesen. Die in prismatischen Körpern erzeugten Längen⸗ änderungen werden entweder mit Spiegelapparaten oder durch Inhalts— verdraͤngung aus Hohlkörpern gemessen. — Herr Sachau legte eine Arbeit des Professors an der Universität Halle, Dr. C. Brockel mann, betitelt: Zu den Inschriften des Königs Kalumu, vor. — Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Heft 51 des akademischen Unternehmens „Das Pflanzenreich“, enthaltend die Sphagnales-Sphagnaceae bon EC. Warnstorf. Leipzig 1911, Goethes eigenhändige Reinschrift des west⸗östlichen Divan hrsg. und erläutert von K. Burdach. Weimar 1911 (Schriften der Goethe Gesellschaft. Bd. 26) und Band 3 von Eduard Zellers Kleinen Schriften. Unter Mitwirkung von H. Diels und K. Holl hrsg. von O. Leuze. Berlin 1911.
Die Akademie hat durch ihre physikalisch⸗mathematische Klasse Herrn Ru bens zur Fortführung seiner Untersuchungen auf dem Gebiete der langwelligen Strahlung weiter 760 1 und dem Professor Dr. Richard Börnstein in Berlin zur Bearbeitung der 4. Auf lage der „Physikalisch-chemischen Tabellen“ von Landolt und Börnstein 500 S bewilligt.
Die Akademie hat das auswärtige Mitglied der Pphysikalisch⸗ mathematischen Klasse Sir Joseph Dalton Ho oker in Sunningdale am 10. Dezember durch den Tod verloren.
Am Institut für Meereskunde, Georgenstraße 34 — 36, spricht am 16. Januar Dr. Th. Krumbach⸗Rovigno über das Thema: Äus Vergangenheit und Gegenwart der Küste Istriens smit Lichtbildern), am 19. Januar Dr. P. Ham b ruch⸗Hamburg über die Schiffahrt in den Karolinen- und Marshallinseln (mit Licht⸗ bildern. Die Vorträge beginnen um 8 Uhr Abends. Eintrittskarten zu (2h S sind an den Vortragzabenden von 6 Uhr an in der Geschäftsstelle (Georgenstraße 34 — 36) zu haben.
A. F. Eine Festsitzung von besonderer Bedeutung fand am Mittwochabend auf Veranlassung der Deutschen Kolonial⸗ Gesellschaft, Abteilung Berlin Charlottenburg, im. Marmorsaal des Zoologischen Gartens statt, in der Seine Hoheit der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg einen Vortrag über seine zweite afrikanische Reise „Die innerafrikanische Expedition 1910 und 1511“ zu halten sich bereit erklärt hatte. Der Festsitzung wohnten die Kaiserlichen, und Königlichen Majestäten und Seine Königliche Hoheit der Prinz Oskar bei. finter den zahlreichen Gästen befanden sich u. a. die. Staats minister Beseler, Sydow und Möller, der Staatssekretär Solf, der Wirkliche Geheime Rat Dernburg. Von dem Vorstand der Ge⸗ sellschaft im Vorsaale empfangen, nahmen die Majestäten zunächst die von der Forschungsreise heimgebrachten Bilder in Augenschein und ließen sich die Mitglieder der Expedition von Seiner Hoheit dem Herzog Adolf Friedrich vorstellen. Nachdem hierauf die Allerhöchsten Herrschaften im Marmorsaal Platz gen mme hatten, begann die Sitzung, indem nach Begrüßung der Versammlung der Herzog Adolf Friedrich, als erster Vorsitzender der Abteilung Berlin⸗Charlotten⸗ burg, das Präsidium an Herrn von Loebell abgab und die Redner⸗ tribüne betrat. . . .
Es sei zur Geschichte der Expedition daran erinnert, daß an ihr außer dem fürstlichen Führer teilnahmen als Expeditionsführer und Ethnograph Oberleutnant von Wiese und Kaiserswaldau, als Arzt
rofessor Dr. Haberer, als Geograph und Zoologe Dr. , 3 und Bakteriologe Dr. Schubotz, als Botaniker Dr. Mild dread, ' alz Maler Herr Heims, Ferner zur Erledigung der yraktischen Expeditionsdienste die Herren Schmidt und Röder. Sämtliche Teil- nehmer kannten Afrika aus zum Teil jahrelangem Anfenthalt und waren bereits Teilnehmer an Forschungsreisen gewesen. Die Ex⸗ pedition ging am 9. Jult 1910 auf dem Dampfer „Eleonora Woermann““ von Hamburg auß in See. Ihr äußerer Verlauf war in Kürze der folgende; Togo, die Insel . Fernando Po, Kamerun; mehrtägiger Aufenthalt hier, dann Weiterfahrt nach Spanisch Guinea, der Insel St. Thoms, nach Französisch Gabon und zur Congomündung; von Matadi an der Mündung dieses Stromes mit der Cifenbahn nach Waopoldville am Stanley Pool, von da auf gemietetem Dampfer Congo⸗aufwärtt bis Irebu an der Elnmũndung des Übangi; nunmehr den Ubangi aufwärts bis zum Orte Bangi oder Bangui, dem Sitz der französischen Verwaltung
ür das Schari-Ubangi⸗ und Tsadsee⸗Gebiet. Hier ergab sich hie Notwendigkeit, wegen der Transport- und Verpflegungsschwierig⸗ lelten die Expedition zu teilen. Es wurden Dr. Schultz und Dr. Mildbread entsandt, um Ubangi⸗ und Congo⸗abwärts in den Sanga⸗ Fluß einzulaufen, ihn aufwärts zur so -Ecke vor. Deutsch Jamerun zu verfolgen, dies Gebiet zu erforschen, gegen die Westküste vor⸗ ugehen und nach Erreichung von Krihi an dieser Küste, sich der Er⸗ ech ung der spanischen und portugiesischen Inseln Fernando Po, St. Thoms, Prinzipo und Annabon zu widmen. Dr. Schubotz vurde zunächst im Gebiet südöstlich von Bangi belass⸗n mit dem Auftrage, später zu zoologischen Studien in die Landschaft nördlich von Bangt, in die Flußgebiete des Gribingi und Schari, vorzurücken. Die Hauptexpedttion marschierte von Bangi aus nach Fort de Possel id von hier nordwärts nach Fort Crampel (an einem linken Neben⸗ fuß des Schari) und Fort Archambault (am Schari)h. Unterwegs wurde die interessante Bekanntschaft der Banda, und Mandjasstämme gemacht. Von Fort Archambault ging es den zum Tsadsee eilenden Scharifluß abwärts durch das Gehiet der Sarastämme und Bagirmi dem Tsadsee zu, zuvörderst nach Fort Lamy, das am Schari an der Stelle liegt, wo er sich mit dem Logone vereinigt. Hier wurde das französische Gebiet verlassen und in der Lamy gegenüber am Logone gelegenen Station Kusseri deutscher Boden betreten. Das hatte folgenden Zusammenhang: Da in Fort Lamy auf die Nachricht von dem schweren Aufstande gegen die Franzosen in Wadai hin der französische Gouverneur es für unmöglich erklärte, daß die Expedition ihre Forschungsreise in die östlich der Schari-Gribingi-Linte gelegenen Gebiete fortsetze und da hierdurch der beabsichtigte Durchmarsch in gerader Linie vom Tsadsee nach Faschoda am oberen Nil verwehrt war, schien nichts anderes übrig ju bleiben als ein südliches Ausbiegen den Ubangifluß entlang nach dem Bahr el Ghazal zu. Da jedoch autz technischen Gründen schon bei der vorher in Bangi getroffenen Entscheidung dieser Marsch nach dem Nil für die ganze Expedition als unaus— führbar erkannt war, so beschloß der Herzog eine Aenderung des Resseplans derart, daß unter seiner Führung der Hauptteil der Ex⸗ pedition zur genauen Erforschung des Tsadseegebiets auf deutsches Gebiet hinüberging mit der Absicht, später einen Abstecher nach Französisch Bagirmi zu machen und über Nordkamerun, Benue und Niger zurückzukehren. Die Expedition nach dem Nil zu wurde deshalb jedoch nicht aufgegeben. Sie sollte von Oberleutnant von Wiese aus— geführt werden, welcher zu dem Zweck den bei Bangi zurückgelassenen Dr. Schubotz aufsuchen und sich mit ihm veremigen sollte. Diese Trennung wurde Weihnachten 1910 vollzogen, sodaß von diesem Zeit⸗ punkt ab die Expedition in folgenden drei Abteilungen ihre Tätigkeit fortsetzte: 1) Die Expedition unter Leitung des Herzogs nach dem dbeutschen und dem benachbarten französischen Tsadseegebiet u. s. f. 2) Die Südkamerunexpedition der Herren Dr. Schultze und Dr. Mild⸗ bread, 3) die Expedition den Ubangi entlang zum Bahr- el Ghazal und weiter zum oberen Nil, Teilnehmer Oberleutnant von Wiese und Dr. Schubotz. Von letzterer Kolonne war später noch Dr. Schubotz studienhalber in Nakoma abgezweigt, um den Uelle entlang nach Lado am oberen Nil zu marschieren. Innerhalb des hler gezeichneten Rahmens gab nun der fürstliche Redner in vollkommen freiem Vortrag ein fesselndes Bild von den Erfahrungen und Erleh⸗ nissen der von ihm persönlich geleiteten Hauptexpedition, erläutert durch wiederholte Kartenbilder und durch eine sehr große An— zabl wohlgelungener und nachträglich farbig hergestellter, im Lichtbilde vorgeführter Photographien von Land und Leuten. Bangi, am oberen Ubangi gelegen, der Sitz der französischen Verwaltung, ist ein in den letzten Jahren stark angewachsener und mit massiven Häusern ausgestatteter Ort. Der sehr fischreiche Ubangi besitzt hier eine gewaltige Breite, enthält aber mehrere der Schiffahrt gefährliche, umfangreiche Stromschnellen. Die Landschaft ist reich an Elefanten, die Ordnung der betreffenden Jagdverhältnisse beschäftigt die französische Verwaltung. Die in schlecht gebauten Hütten wohnenden, fast ganz unbekleideten Neger sind, soweit sie nicht unter der Schlafkrankheit leiden, ein kräftiger Menschenschlag, nur entstellen sie sich durch Nasenpfeile und ähnliche Unfug. Die Trommelpost ist in schwunghafter Uebung. Wo immer die Expedition hinkam, erfuhr sie, daß sie längst angekündigt war. Nordwärts marschierend, traf man eine Bevölkerung, die sich scheu in unzugänglichen Felsen versteckte. Aus dem Stromgebiet des Congo in das des Tsadsees übertretend, empfing man am Schari angelangt eine Vorstellung von der Riesen—⸗ breite dieses mehrfach bis 2 km breiten Stroms, der um diese Zeit, im Januar, ungeheure Wassermengen zum noch sehr entfernten See führt. Erfreuliche Eindrücke hatte die Expedition von dem ersten deutschen befestigten Platz, den sie erreichte, Kusseri. Er liegt am linken Logoneufer, kurz, bevor dieser Fluß, der jetzt nach Abtretung eines Teiles des ‚Entenschnabels! von 105 n B. bis zur Einmündung in den Schari die Grenze gegen die französischen Besitzungen bildet. Kusseri hat sich in den letzten Jahren baulich sehr verbessert, was ein Blick auf die DOffiziershäuser bewies. Hier hatte der in der Nachbarschaft auf deut⸗ schem Gebiet residierende Sultan die Aufmerksamkeit für den Führer der Expedition, ihn durch seine Truppen hegrüßen lassen. Wahrend der nun folgenden etwa 6 Wochen wurde das Gebiet des „Enten⸗ schnabelsꝰ besucht. Es wurden hierbei günstige Eindrücke von schwunghafter Schiffahrt und Fischerei auf dem Logonefluß ge— wonnen, auch konnte festgestellt werden, daß das ganze große Gebiet, der größere deutsche, wie der kleinere jetzt französische Teil eine interessante, mit gutem Erfolg Viehzucht treibende Bevölke⸗ rung enthält. Nur hat der zwischen Logone und Schan liegende, sehr flache Teil den Nachteil, während der Regenzeit, die bei dem Besuch im Gange war, fast vollständig überschwemmt zu sein und dann eine ziemlich traurige Landschaft zu bilden. Offenbar steht die Bevölkerung des „Entenschnabels“ und ganz Nordkameruns auf einer höheren Kulturstufe, wie u. a. ihre sauberen, gleichmäßig hohen Häuser beweisen, die großen Bienenkörben gleichen und in ihrer pyramidalen Gestalt ägyptisch anmuten. Alle Däuser sind reich ornamentiert, und der Hang zu ihrer Ausschmückung durch geschnitztes Ornament ist so allgemein verbreltet, daß er in seinen Listungen überraschend wirkt. Auch an anderen Punkten des weiten Gebiets wurden interessante Beobachtungen gemacht. Es war in der Stadt Nuschan (Miskin?), die mit ihren niedrigen, ganz aus Ton her gestellten Häusern, die wie aus riesigen Dachziegeln gebaute Kuppeln eischeinen, einen höchst merkwürdigen Eindruck gewährt. Es stehen meist eine Anzahl solcher Häuser eng und untereinander verbunden jusammen. Noch seltsamer sind diese Häuser im Innern, wie ein Bild von einem Einrichtungsgegenstande zeigte, den man für einen fur kohhag halten konnte, der aber eine „heizbare“ Bettstatt vorstellte. Auch hier besteht der übertriebene Hang zur Ornamentik. Man sollte nun glauben, daß eine anscheinend so fortgeschrittene Bevölke⸗ rung in ihrer Bekleidung entsprechend kultiviert auftreten würde. Dem ist aber für gewöhnlich nicht so, da sie sich äuf eine Schürze und einen Helm aus JFaserstoff beschränken. Lich entspricht die Behandlung der Frauen nicht der erwarteten hohen a lisation dba die Frauen einfach die Arbeits stlavinnen der Männer b ö Die Lan de s ute will, daß sie sich in der Größe, der Holzpflöcke, die = sih in Qber⸗ und Unterlippe zwängen, überhieten. JZieraten ond hagen, sind aus Zinn gefertigt. Nie Muschaner (Musges?) 3 große Fehden geführt haben, Jetzt veran stalten sie zur zften tung an früher geernteten Kriegsruhm und zu ihrem Vergnügen . . Sie, können sich dergleichen leisten; an, 4 fing durch die blühende Viehzucht reich ge⸗ . . die. Expedition fuhr, um nach Kusseri zurückzukehren, egen! V. Geburtstag Jiu eiern sich vorgeseßzt batte auf dem . . Tage abwärts. Die Feier des 7. Janugt 1911 brachte 1. och . Ueberraschung; denn die Sultane der Nachbarschaft hatten . . darunter 6000 Reiter, aufgebracht, welche neben der u . 6 Garnison in Ku eri eine Parade veranstalteten, die i dun 6 ö J. das Merkwürdigste nach 1 . ö der Möitwirkenden gewesen sein muß, was le 1 zu . Geburt tag gesehen worden ist. Denn . . gin zunt und überladen gekleidet, die Fußsoldaten 6 die . e in derselben Art wie in mittelalterlichem
gepanzert, aber nicht mit eisernen Panzern, sondern mit
weichen, gefütterten Decken in schrillbunten Farben über hangen. Der Sultan in seidene Gewänder gekleidet, ritt unter einem großen, grünen Schirm, dem Zeichen seiner Würde, und trug um den Leib einen Patronengürtel mit 400 Patronen darin. Aehnlich reich und überladen gekleidet erschienen die Frauen; es scheint Sitte, für ge— wöhnlich halbnackt zu gehen, dagegen sich bei Festlichkeiten soviel als irgend möglich umzuhängen. Der Redner machte die Bemerkung, man hätte, nur die Buntheit der Gewänder ins Auge fassend, sich auf einem oberhayerischen Jahrmarkt wähnen können. Vom Sultan wurde dem Herzog ein reiches Zaumzeug geschenkt, was natürlich zu erwidern war. Uebrigens scheint zurzeit, nachdem es früher anders gewesen, das Verhältnis der verschiedenen Sultane in dem mohammedanischen Teile Kameruns zur deutschen Residentur das beste. Sie mögen inne geworden sein, daß sie sich finanziell dabei am günstigsten ftehen. Auf die französischen Gäste vom nahen Fort Lamy hatten die Vorgänge des 27. Januar in Kusseri als eine Ueberraschung gewirkt. In den nächsten Tagen wurde der Marsch nach dem Tsadsee fortgesetzt. Das deutsche Ufer des ganz den Eindruck eines Meeres herborrufenden Sees erstreckt sich in nordöstlicher Richtung bis zur Scharimündung und biegt hier auf französischer Seite nach Osten um. Es ber teht nun ein eigentümlicher Unterschied zwischen den beiden Uferstrecken. Während am französischen Ufer der See brandet und den freien Ver⸗ kehr nach und von dem Wasser erlaubt, ist das deutsche Ufer auf Meilen in den See hinein mit Schilf verwachsen, sodaß nur von der Scharimündung aus ein Zugang zum See ist. Der Herzog und Dr. Haberer unternahmen auf einem kleinen Dampfer die Seefahrt, aber es mußte stilleres Wetter abgewartet werden, weil die Brandung allzu stark war. Die Inseln im See wurden zum ersten Male von Deutschen besucht. Sie gewähren einen höchst charakteri— stischen wüsten Anblick, sind aber nichts weniger als vegetationslos, sondern erzeugen u. a. in Menge eine nützliche Blattpflanze, deren Faser technisch verbreitet wird. Die Bewohner der Inseln und des Nordufer des Sees, die Butom, sind Mohammedaner, bedeutende Vieh züchter und Viehhändler, aber abweichend von den Bewohnern von Nor ßlamerun, wohnen sie in schlechten Häusern unter Stroh oder Binsen, und ihre Vorratsräume sind einfache viereckige Gestelle aus Baumstämmen. Von Moskitos geplagt, schlafen sie Nachts unter selbst⸗ gefertigten dünnen Strohmatten, die so dicht geflochten sind, daß sie von den Moskitos nicht durchdrungen werden können. Die Butom sind dunkelfarbig. Ste gleichen im Typus den Abessiniern, besitzen wie diese vorstehende Backenknochen. Auffällig ist, daß bei dieser Be⸗ völkerung das Gedächtnis an Vogel und Nachtigal fortlebt, die einzigen Forschungsreisenden, die Wadai und Baglrmi ohne Gefahr für Leib und Leben besucht haben. Recht eigenartig ist die Beförde⸗ rung des Viehs über den See in einer Art von Gondel. Fast 2s Vieh ist weiß. Seinem Reiseplan entsprechend, richtete der Herzog nunmehr Ende Februar den Marsch seiner Expedition nach Französisch Bagirmi, also nach Osten. Mit dem Eintritt der warmen Witterung begannen aber große Beschwerden. Fast während drei Monaten hielt sich die Tagestemperatur auf 452 9, sodaß nur in der Nacht marschiert werden konnte, schon mit Rücksicht auf die unter der Hitze und dem Wassermangel schwer leidenden Zugochsen, die über 3 km in der Stunde nicht leisteten. Kam man an eine Wasserstelle, so stürzte sich das Zugvieh unaufhaltsam auf diese, und im Um⸗ sehen war ihr Inhalt in eine braune Brühe verwandelt. Für den Bedarf der Menschen mußte das Wasser filtriert und abgekocht werde Uebrigens haben die Franzosen vielfach Ziehbrunnen bis 20
30 m tief angelegt und sie kunstvoll mit Baumstämmen gesteift. In Ermangelung von namhaften Flüssen im Lande Bagirmi gibt es kleine Landseen, die natürlich die Zufluchtsorte aller durstigen Kreatur sind. Gelangt man an einen solchen, so bietet sich ein in der Harmlosigkeit der hier nebeneinander sich tränkenden Tiere wahrhaft paradiesischer Anblick, für den Tierfreund ein großer Genuß. Der Redner sah einmal an solcher Stelle 800 Mgrabusz. Hier trinkt alles, sogar die Heuschrecken, die zuweilen in ungeheuren Schwärmen über die Expedition hinwegzogen. Die tiefschwarze Bevölkerung der Bagirmi ist in jwölf große Stämme gespalten, die verschiedene Sprachen reden und sich schwer untereinander verständigen können. Der Iflam ist noch nicht lange im Lande, man glaubt, nicht länger als 3 Während im Norden Moscheen vorhanden sind, dienen im St e Lehmkränze als Versamm⸗ lung orte. Di bekleidet und enthalten sich der sonst üblichen Entstellungen. opf ist bei den Frauen das Zeichen des Unverheiratetseins, am Tage der Hochzeit wird er abgeschnitten. Eine geologische Eigentümlichkeit sind 400, auch 900 i hohe Insel⸗ berge aus Granit, Quarzit oder Gabbro, die sich unvermittelt aus der Ebene erheben. Auf der Rückkehr von Bagirmi zum Schari machte die Expedition die Bekanntschaft von Stämmen, die noch in der höchsten Unkultur leben, heidnisch sind und unter einer wöhnlichen Sprachverwirrung leiden, die neuerdings erst durch ing des Arabischen als Umgangssprache gemildert ist. Der Handel auf den Märkten ist meistens Tauschhandel, oder es
dienen als Zahlungsmittel auch Streifen von Baumwollstoff, einheimischen Spinnern aus einheimischer Baumwolle gesponnen und auf sehr ursprünglichen Webevorrichtungen im Lande webt wird. 100 m solcher Streifen haben einen Wert von etwa 3 44. Rollen davon hängen meist an den Sätteln der Reiter. Einer der französischen Residenten zeigte dem Herzog einen Vorrat dieser Stoffstreifen, die er als Steuern empfangen hatte und auf 74 000 Fr. bewertete. Uebrigens erstreckt sich das Trxtilverständnis der Bewohner auch auf die Kunst der Blaufärberei mittels Indigo; denn Blau ist die bevorzugte Kleiderfarbe in Mittelafrika. Melfi lernte die Expe— dition in Fortsetzung ihrer Wanderung e den wahrscheinlich schönsten Posten kennen, den Frankreich in diesem Gebiet besitzt. Die Männer sind ein kräftiger Schlag, nur die Frauen sind ahnlich wie in Nordkamerun verschandelt. Hier gibt es, da leicht ausschmel: bare Eisenerze vorhanden sind, ein anderes Mittel des Wertaustausches, nämlich Eisenstäbe von 50 em Länge, die einen Wert von 20 Cen⸗ times darstellen. Am Schari angelangt, erkannte die Expedition den wieder. a quert, da zur See unternommen wurde. Ein le besonders Bild zeigte den Benue und ihm gegenüber eine regelmäßig gestaltete Felsenkuppe, auf der im Geiste der Redner dereinst ein Denkmal errichtet sieht zur Erinnerung an die von Deutschland Kamerun vermittelten Segnungen der Kultur. Zum Schluß sprach der Herzog Adolf Friedrich noch den Wunsch aus, eine Eisenbahn vom Atlantischen Ozean nach Adamaua möge nicht zu lange auf sich warten lassen, und es möge bald erwogen werden, ob nicht die Ein—⸗ führung eines Luftfahrzeugdienstes sich empfehle. Auch der photogra— phischen Landesaufnahme könne keine bessere Förderung zuteil werden. Unsere Kolonien aber, für die ein lebhafteres Interesse erweckt zu haben, Dernburgs Verdienst fei, mögen auch im neuen Jahre der regen Teilnahme des deutschen Volkes empfohlen sein.
Die Festsitzung endete, nachdem der lebhafte Beifall, der dem Redner zuteil geworden, verstummt war, durch Dankesworte, die Exzellenz von Loebell an Seine Hoheit den Herzog Adolf Friedrich richtete. Dann war die Versammsung noch Zeuge besonders freund licher Begrüßung des um die Afrikaforschung Vochverdienten durch Seine Majestät den Kaiser. Das gesamte reichhaltige wissenschaftliche Material der Expedition hat der Herzog deutschen Anstalten und Museen zur Verfügung gestellt.
Ueber angewandten Heimatschutz werden auch in diesem Jahre Vorlesungen von der Landesgruppe Brandenburg des Bundes Heimatschutz veranstaltet. Es werden an der Tech nischen Hoch⸗ schule sprechen: Am 13. Januar Professor Stiel über Backstein⸗ bauten, am 20. Januar Professor Franz über die Brücke im Land⸗ schaftsbilde, am 3. Februar Professor Seeck über Dorffriedhöfe, am 16. Februar Geheimrat Muthesius über das moderne Landhaus, am 17. Februar Professor Wetekamp über Pflanze und Architektur,
am 24. Februar Privatdozent Zeller über Erhaltung von Be— festigungswerken, am 2. März Dr. Menzel äber das Wasser in der dandschaft, am 9g. März Professor Cäsar über Bauordnungen, am 16. März Professor Bodo Ebhardt über Eihaltung deutscher Burgen, am 23. März Robert Mielke über das Anger⸗ und Straßendorf. An der Landwirtschaftlichen Hochschule sprechen: Am 24. Januar Robert Mielke über das deutsche Dorf, am 31. Januar Dr. Hahn über wirtschaftliche Veränderungen am 7. Februar Br. Menzel über natürliche und veränderte Wasser⸗ läufe, am 14. Februar Professor Wetekamp über die Zlele des Heimatschutzes, am 21. Februar Professor Br. Förster über die Uebertreibung der Nützlichkeitsansprüche, am 28. Februar Robert Mielke über künstlertsche Flurgestaltung, am 6. März Professor Cäsar über landwirtschaftliche Bauten, am 13. März Robert Miel ke über vorgeschichtliche Flurdenkmale. — An der Handels⸗ hoch schule sprechen. Am 25. Januar Dr. Keller über Volks— wirtschaft und Heimatschutz, am 1. Februar Professor Franz über Industriebauten, am 8. Februar Direktor Dr. Jessen über Geschäfts und Kaufhäuser, am 15. Februar Professor Dr. Hentig über die Berufssprache, am 22. Februar Robert Mielke über Volks und Vausindustrie.
Literatur.
Aus Anlaß des bevorstehenden 200 jährigen Geburtstags Friedrichs des Großen ist eine Anzahl Bücher und Broschüren n, die das Andenken dis großen Königs im Gedächtnis des deutschen Volks wachzuhalten bestimmt sind. Neuauflage des in den Verlag der Gebrüder Paetel übergegangenen reich illustrierten Werkes Friedrich der Große, ein Bild seines Lebens und seiner Zeit von Dr. H. von Petersdorff sowie auf die von dem Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, Wirklichen Ge heimen Oberregierungsrat Dr. R. Kofer verfaßte Gedenkschrift „»Aus dem Leben Friedrichs des Großen. Denkwürdige Worte des Königs mit kurzer Erzählung seiner T ten? ist an dieser Stelle schon eingegangen. Ferner s⸗ien genannt: Ein Charakterbild des Königs, das Professor Dr. A. Kann gie ßer unter den Titel „Friedrich der Einzige zusammengestellt und mit erläuternden Anmerkungen versehen hat. s osgestattete Büchlein ist im Verlage von C. A. Koch (H. Ehlers) in Dresden und Leipzig erschienen (geh. 2,50, geb. 3 „SP). — Aussprüche des Königs hat in engerem Rahmen auch Paul Kunzendorf unter dem Titel Fridericiana, Lebens- und Weis heitssprüche Friedrichs des Großen“ zusammengestellt (Verlag von Frd. Dümmler in Berlin, geb. 2 S). — Eine volkstümliche Geschichte des Lebens des Königs hat der Verlag von Velhagen u Klasing in Bielefeld in drei Heften erscheinen lassen. Im ersten schildert Br. Max Hein den Kronprinzen Friedrich, im zweiten bietet Walter von Bremen eine knappe Geschichte des Siebenjährigen Krieges und im dritten wieder Dr. Max Hein eine Schilderung der Friedens jahre nach dem grof Kriege. Alle Hefte sind reich mit Abbildungen versehen, ö ; Ferner hat Hans Droysen unter dem Große Neffen, den Herzog Wilhelm herausgegeben. (2 stehungszeit des Königs. Eine ein einer Darstellung gesamten rbehalten und deshalb
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Monatshefte Baupraxis, h r Jansen und PYeüller,. jährlich 6 , 3 *. erlag von G. D München. erste Heft des neuen Jahrgangs ist besonders neueren Berliner Bauten gewidmet. ꝶstehen einige Einzelheiten des Stadthauses, welche die treffende Detaillierung des äußerst monumen⸗ talen Werkes erkennen lassen. Kur fürstendamm muß in seiner leichten Art mit den fein gezogenen Profilen als eines der wenigen guten Häuser dieser Straße angesprochen werden. Einige Geschäftsbäuser, mebr noch das Gerstenbaug der Münchener Löwenbrauerei, erfreuen durch den fräftigen Rythmus ibrer Fassaden. Der Architekt Rosenthal weiß seinen Landhäusern und Schlössern, Heft 2, natürliche, große Formen zu. geben, dasselbe Bestreben besitzt Bernoulli; beim Hotel Baltie gibt die Reihung der Fenster den Haupakzent in der großen Fassadenflache, und das einfache, kastenförmige Landbaus in Dahlem stebt wit felnen langen Front glänzend zu der Rasenfläche und der bübsch bewegten Baumgruppe. Die Landhäuser von Schmohl und Stäbelin, Dei
sind in der Form mehr aufgelöst und werden, aus der Ferne gesehen,
leicht unruhig erscheinen. Neben der ausführlichen Darstellung der
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