1912 / 31 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Feb 1912 18:00:01 GMT) scan diff

„Wir haben es hier unzweifelhaft mit einer neuen Provokation gegen— über der Staatsgewalt ju tun, und es fragt sich, was dagegen ge⸗ chhen kann. Und am 17. Dezember erklärte sie, daß die Mit- teilungen des Kardinalstaatssekretärs an den preußischen Gesandten nicht ganz genügen können, und auch ich finde die Erklä ung, die in der . Allgemeinen Zeitung“ stand, nicht für genügend. Was hat die ‚Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ im Laufe des ver⸗

angenen Jahres nicht alles dementiert! Die Haltung unserer ge— samten offiziösen Presse ist eines der unerfreulichen Kapitel unserer inneren Politik. Dem Ansehen und der Autorität der Staats- regierung ist in dem letztvergangenen Jahre durch nichts ein so großer Schade zugefügt worden, wie durch die beispiellose Ungeschicklichkeit dieser offiziösen Presse. Ich er— innere an die Behandlung der Marokkofrage, an die Be— handlung der Demission des Staatssekretärs von Lindequist und an den Artikel der ‚„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ vom 14. De— zember, auf den schon der Abg. von Hennigs zurückgekommen ist, der so wichtig ist, daß er wirklich verdient, unseren Annalen ein— verleibt zu werden, und worin es heißt, daß alle Aussicht vorhanden sei, daß sich der Wahlkampf diesmal ruhig vollziehen werde. (Redner zitiert die betreffenden Stellen des Artikels Das schrieb die „Nord⸗ deutsche Allgemeine Zeitung“ in einem Augentlick, wo das Land vom Wahlkampfe durchwühlt wurde, wo besonders von sozialdemo— kratischer Seite in der maßlosesten Weise der Kampf gegen die be— stehende Staatsautorität geführt wurde. Was mußte das im Lande für einen Eindruck machen? Was sollte der gewöhnliche Mann im Lande denken, der sich sagte: das ist also die Auffassung der Regierung. Das mußte den Eindruck erwecken, daß die Regierung mit dem Volke nicht die Fühlung hat, die sie unter allen Umständen haben muß. Die Staatsregierung würde gut tun, wenn sie das Ihre täte, um dafür zu sorgen, daß die Entgleisungen der offiziösen Presse sich in Zukunft wenigstens, sagen wir einmal, in normalen Grenzen hielten. Ich hatte eigentlich die Absicht und mich eigentlich nur zum Worte gemeldet, um zu polemisieren gegen den Hansabhund und namentlich die letzte Rede des Abg. Bassermann. Mit Rück— sicht auf die außerordentlich ruhige, sachliche und friedliche Art, mit der der Abg. Friedberg gestern hier gesprochen hat, will ich diese Polemik unterlassen. Ich möchte meinerseits nichts dazu beitragen, um die Gegensätze, die bedauerlicherweise berelts eine unverhältnis— mäßige Schärfe angenommen haben, noch weiter zu verschärfen. Aber ich kann mich des Eindrucks doch nicht ganz erwehren, daß der Einfluß derartiger einsichtiger Parteipolitiker wie des Abg. Friedberg auf die nationalliberale Gesamtpartei allem Anschein nach ein ver—⸗ zweifelt geringer ist. Es würde das Zusammenarbeiten wesentlich erleichtern, wenn der Einfluß der rechts gerichteten Elemente auf die nationalliberale Partei ein größerer sein würde, als er allem An— schein nach bisher gewesen ist. Die Entwicklung der Dinge im Reich das glaube ich wohl sagen zu können ist eine außerordentlich ernste, und die Zusammensetzung des jetzigen Reichstags scheint mir doch auch diesem Hause die Pflicht aufzuerlegen, sich mit Reichsangelegenheiten mehr zu beschäftigen, als es dies bisher getan bat. Das ist unser Recht und unsere Pflicht zugleich, und ich berufe mich da auf den Fürsten Bismarck, auf den Schöpfer der Reichsverfassung. (Redner zitiert die betreffende Aeußerung des Fürsten Bismarck, worin er sich nachdrücklich dafür aus⸗ spricht, daß die Partikularlandtage in großen nationalen Fragen die Minister wegen ihrer Haltung im Bundesrat zur Verantwortung ziehen., Wir haben ein dringendes Interesse daran, uns um diese Dinge zu kümmern, da nach dem Urteil sachverständiger Männer bei den maßgebenden Instanzen der Reichsregierung eine gewisse Neigung besteht, nachzugeben und Konzessionen zu machen. (Redner zitiert eine entsprechende Aeußerung des früheren Vizepräsidenten des Reichstags Schultz, dessen Objektivität auch der Reichskanzler in seiner Marokkorede anerkannt habe) Es besteht in der Tat eine gewisse Neigung bei der maßgebenden Instanz, Dinge für unannehmbar zu erklären, die sie morgen wieder annimmt und in denen sie übermorgen noch darüber hinaus Konzessionen machen will. Es liegt im Interesse des Reichs und des Landes, wenn wir uns mit diesen Dingen befassen und nicht verabsäumen, der Regierung be— züglich ihrer Haltung im Bundesrat den Rücken zu stärken. Der Ernst der Lage im Reich kann heute nicht mehr bestritten werden. Wir tragen an der heutigen politischen Situation alle selbst ein gutes Stück Schuld mit. Unsere gesamte innere politische Entwicklung wäre einen anderen Weg gegangen, wenn man 1902 den Zolltarif zum Ausgangspunkt einer Verständigung mit denjenigen Parteien benutzt hätte, die diesen Zolltarif gemacht haben, und nicht zum Ausgangs⸗ punkt eines Kampfes gemacht hätte. Wir würden heute dann nicht da angekommen sein, wo wir sind; es schadet nicht, dies offen auszu⸗ sprechen, der Reiche tag würde anders aussehen, und die agrarische Ver⸗ tretung im Reichstage würde größer sein. Wir müssen die bessernde Hand an manches legen, was nach unserer Ueberzeugung reformbedürftig ist, und alte Balken, die anfangen, morsch zu werden, durch neue, moderne Tiäger ersetzen. Nur dann wird Preußen sein und bleiben, was es sein und bleiben muß: der Träger, auf dem das Reich ge— gründet ist.

Abg. Fischbeck (fortschr. Volksp.) Wir können doch nicht Steuern auf Vorschuß bewilligen. Die Rechte hat wahrlich keinen Grund, sich über liberale Wahlhetze zu beklagen. Sie hat sich in der Verdrehung unserer Haltung zur Reichsfinanzreform in ihren Flug— blättern Unglaubliches geleistet. Sie haben verschwiegen, daß Sie nur solche Steuern bewilligt haben, die nach dem Ausdruck des Abg. von Oldenburg das eigene Portemonnaie verschonten. Ihre Börsensieuer ist einfach abgewälzt worden. Gewiß haben wir in erster Linie uns im Reich-tage für eine Reichsvermögenssteuer ausge— sprochen, aber die Finanzminister der Einzelstaaten waren doch dagegen. Die Konservativen berufen sich auf die historische Entwicklung. Wollte man sich auf diesen Standpunkt stellen, dann gäbe es überhaupt keine parlamentarische Vertretung. In ihren Flugblättern verdammten oder lobten die Konservativen gesetzgeberische Maßnahmen, je nachdem sie es mit Arbeitern, Landwirten oder Handwerkern zu tun hatten. Die Konservativen beschweren sich darüber, daß die Regierung sie beim Wahlkampfe im Stiche gelassen habe. Nun, der Reichs— kanzler, der Ihr Vertrauen hatte, hat doch die Erbschafts— steuer vorgelegt, und diese haben Sie kaputt gemacht. Wie können Sie da verlangen, daß die Regierung Ihnen zu Hilfe kommt? In dem Moment, als das Zentrum merkte, daß es der springende Punkt wäre, da wurde die ganze Liebesgabe bewilligt. Man hätte noch etwas zugelegt, wenn man nur den verhaßten Reichskanzler stürzen konnte. Die Konservativen haben geholfen, den Kanzler zu stürzen, und dann verlangen sie, daß die Regierung ihnen zu Hilfe kommt. Es soll nur auf die Mandate und nicht auf die Wählerzahlen ankommen. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben 300 000 liberale Stimmen mehr bekommen. Wenn nicht entsprechend die Vertreterzahl gewachsen ist, so zeigt das nur, daß unsere Wahlkreiseinteilung un— gerecht ist. Wir sollen mit fremder Hilfe in den Reichstag gehumpelt sein. Ja, Sie (rechts) ärgern sich daruber, daß wir in den Stichwahlen nicht für Sie eingetreten sind, damit noch mehr konservative Kandidaten mit fremder Hilfe in den Reichstag eingezogen wären. Gegenüber unserem Zusammengehen mit der Sozialdemokratie bei den Stichwahlen er— innere ich nur an das Telegramm Bismarcks: „Wählt Sabor!“ Wenn zu der Kaisergeburtstagsfeier Leute, die nichts anderes getan haben als der Fürst Bismarck, die Aufforderung bekommen, daß sie nicht teilnehmen sollen, so ist das ein unerhörter Mißbrauch. Es ge— hört ein Mut und eme Dreistigkeit dazu, wenn ein Landrat etwas derartiges tut. Der Abg. von Heydebrand hat solche Stichwahl— bedingungen aufgestellt, die wir nicht unterschreiben konnten, wenn wir nicht unser Programm aufgeben wollten. Der Abg. von Heyde⸗ brand wußte, daß wir diese Stichwahlbedingungen nicht unter schreiben konnten. Damit sprach er aus, daß in dem Kampf gegen die Sozialdemokratie die Konservativen die Freisinnigen nicht unter— stützen wollten, sondern die Sozialdemokratie. Wir sollten den Konservativen helfen, ihre Mandate durchzubringen. Mit konservativer Hilfe hätte ein halbes Dutzend von uns mehr in den Reichstag einziehen können, aber die Konservativen und die Zentrumspartei hätten die Herrschaft in der Hand gehabt.

Uns kommt es nicht darauf an, daß dieser oder jener in den Reichs⸗ tag kommen kann, fondern eine politische Partei muß danach streben, eine politische Macht auszuüben. Das konnten wir nicht anders, als indem wir die konservative und Zentrumsmehrheit unmöglich machten. Aus den Wahlen von 1507 haben wir gelernt, damals haben wir den Konservativen zur Macht verholfen, und es ist als Lohn für unser Eintreten eine Politik des Junkertums getrieben worden. Der Abg. Herold tut so entrüstet, als ob die Religion in Gefahr wäre. Keiner von uns will die Religion antasten. Im Gegenteil, die Religionen sollen alle toleriert werden, aber wir wollen nicht, daß die Kirche die Herrschaft über den Staat ausübt. Das wollen wir verhindern im Interesse der Autorität des Staats, von der der Abg. von Pappen— heim gesprochen hat. Warum haben sich nicht die Konservativen über das Bündnis des Zentrums mit der Sozialdemokratie in Bayern entrüstet? Da haben sie gar nichts gesagt, weil es sie nicht berührte. Aber jetzt, wo ihre Machtstellung in Frage kommt, ist der ein Verräter an der Stellung Deutschlands, der es wagt, einem Sozialdemokraten gegenüber einem Konserbativen den Vorzug zu geben. Wir wollen auch die Autorität wahren. Wir haben aber bisher nicht einen Staat der Allgemeinheit, sondern nur den Staat einer kleinen Kaste, die die Herrschaft ausübt und deshalb nach Ausnahmegesetzen ruft. Der alte Hohenlohe hat von den konservativen Junkern gesagt, daß er von ihnen den Eindruck gewonnen hat: Die Herren pfeifen auf das Reich. Der Abg. von Zedlitz hat den Konservativen Vorschläge gemacht, wie sie sich stellen könnten. Die Aufnahme, die seine Worte bei dem Abg. von Hennigs gefunden haben, beweist, daß diese Herren gar nicht zu belehren sind. Der Abg. von Zedlitz hat allerlei Vorschläge in bezug auf Reform der Verwaltung, Beseiti⸗ gung der Bevorzugung des Adels, über die Beseitigung der Liebesgabe, die Stellung des Adels in der Armee usw. gemacht. Führen Sie das durch, dann brechen Sie der konservativen Politik das Rückgrat. Wenn ein gewisser Mammonismus eingerissen sein soll, so sorgen Sie doch dafür, daß der Kastengeist fällt, jetzt wird die Abgeschlossenheit aber immer noch schlimmer und schlimmer und gerade durch die Regierungspräsidenten gefördert. Da sitzen die Juristen von der Justiz, aber die Herren Regierungsreferendare dürfen nicht an dem gleichen Tische essen. Den Juristen von der Justiz geht es ebenso wie den Zahlmeistern, die auch im Leutnantsrang stehen, aber nicht als voll angesehen werden. Ich habe nicht die Hoffnung, daß unsere Regierung stark genug sein wird, um eine Besserung zu erreichen. Der Abg. von Hennigs hat zu scharfem Vorgehen gegen den inneren Feind ermutigt, ich hoffe, daß eine verständige, vernünftige Regierung diesen Lockungen nicht folgt, sondern daß sie den Weg geht, auf dem wir allein geordnete Zustände herbei⸗ führen können. Die Freisinnigen stimmen für die Sozialdemokraten, die Konservativen machen aber die Sozialdemokraten. Die Konserva⸗ tiven wollen andere für sich zahlen lassen, wollen aber selbst herrschen und regieren.

Abg. Herold (Zentr.): Bezüglich der Bemerkungen mehrerer Redner zum Motu proprio des Papstes muß ich erklären, daß es sich aus den kirchlichen Grundsätzen ergibt, daß dieses Motu proprio in seinen Bestimmungen auf Deutschland keine Anwendung findet. Das hat auch der Prälat Dr. Heiner schon eröffnet. Damit könnte man sich doch zufrieden geben. Im übrigen geht diese Angelegenheit allein uns Katholiken an Der Abg. Dr. Friedberg hat persönliche Angriffe gegen meine Person gerichtet. Ich will nicht auf dieses Niveau herabsteigen. Die Kritik seiner Worte liegt in ihnen selbst. Aber es wundert mich doch, daß ein so geübter Fraktionsredner in diesen Ton der Debatte verfällt. Ich abe im parlamentarischen Leben in der Vergangenheit alle persön⸗ lichen Angriffe vermieden, niemals derartige Ausdrücke gebraucht und werde sie auch für alle Zukunft vermeiden. Wenn man zu solchen Mitteln greift, dann fehlen eben die Gründe. Die ganze Debatte hätte eine angenehmere Form gehabt, wenn nicht die Nationalliberalen durch Zwischenrufe und durch provokatorisches Lachen meine Ausführungen in so starkem Maße unterbrochen hätten. Ich habe in aller Höflichkeit um Ruhe gebeten. Ich habe auch gar keine Veranlassung zu einer derartigen Aufregung gegeben, denn ich habe nur Tatsachen mitgeteilt, die jedem Politiker von vornherein bekannt sind. Ich will auch jetzt nicht auf die Gründe eingehen, weshalb so zahlreiche konservative und Zentrumsanbänger im ersten Wahlgang gewählt worden sind. Nur das eine: Die Momente, die der Abg. Dr. Friedberg anführt, haben genau in demselben Maße 1874 bestanden, als die national— liberale Partei 154 Mitglieder und die konserpative nur 22 hatte. Weiter hat Dr. Friedberg lediglich bestätigt, daß die Führer der Nationalliberalen nicht dafür einstehen konnten, daß das Kompromiß im Rheinland von ihren Wählern gehalten werden würde; in diesem Punkte sind wir also durchaus einer Meinung. Es war von Dr. Friedberg nicht klug, den konfessionellen Punkt zu berühren; gerade von evangelischer Seite ist der Wahlkampf gegen uns und die Konservativen mit einer nicht mehr zu übertreffenden Intensität geführt worden, die Belege dafür werden erbracht werden und die gesamte Linke in Verlegenheit setzen. Daß die Konservativen noch so zahlreich gewählt sind, sei unserer Unterstützung zu verdanken, sagte der Abg. Dr. Friedberg; ich bin ihm für diese Anerkennung der Verdienste des Zentrums sehr dankbar; er hätte nur auch erwähnen sollen, daß das Mandat für Pforzheim durch unsere Stimmen den Nationalliberalen gewonnen wurde, also der vierte Teil aller von ihnen in der Hauptwahl eroberten Mandate; und auch Alzey⸗Bingen sollte er nicht übersehen. Auch in Hagen— Schwelm haben wir sofort im ersten Wahlgang dem national— liberalen Kandidaten 6000 Stimmen zugeführt; daß das Mandat von ihm nicht gewonnen wurde, hat nicht an unserem guten Willen gelegen. Ich fühle mich nach diesen Feststellungen also nicht getötet, sondern recht wohl. Wie einer wählt, ist sein Geheimnis, ob einer wählt, vollzieht sich in aller Oeffentlichkeit; das Wort „Denunziation“ war also ganz und gar nicht angebracht. Die Behauptung, daß in Elsaß⸗ Lothringen über Wahlkompromisse zwischen Zentrum und Soztaldemo— kraten verhandelt worden ist, ist unrichtig. Der Reichstagsabgeordnete Böhle, aufgefordert, seine Behauptung zu beweisen, ist die Antwort schuldig geblieben. Auch an der gleichen Behauptung bezüglich Ober schlesiens ist kein wahres Wort, das hat der „Vorwärts“ selbst bekannt. In Bayern ist allerdings zu einem ganz bestimmten Zweck, zur Er— langung der Mehrheit für eine Aenderung des Wahlrechts, seinerzeit ein Wahlbündnis geschlossen worden. Bie Korrespondenz des Abg. Müller⸗Fulda ist verlesen worden. Ich bin bei den betreffenden Ausschußverhandlungen des Zentrums nicht zugegen gewesen; ich kann erklären, daß der Ausschuß nichts davon erfahren hat, daß der Aba. Müller⸗Fulda die Initiative ergriffen hätte; uns war nur bekannt, daß der Abg. Bebel einen Brief wegen dieses Kompromisses an den Abg. Müller⸗Fulda gerichtet hatte, und der Ausschuß beschloß ein— stimmig die Ablehnung. Hat der Abg. Müller-Fulda mehr ge⸗ schrieben und noch über andere Wahlkreise verhandelt, so hat er es einzig und allein auf seine eigene Verantwortung getan. Aber ich kann Ihnen auch das Protokoll des Ausschusses verlesen. (Redner geht an die Verlesung, wobei er wiederbolt durch heftige Zwischenrufe der sozialdemokratischen Abgeordneten unterbrochen wird.) Vie Existenz der Briefe des Abg. Müller- Fulda bestreite ich ja nicht; ich behaupte ja nur, daß er, sie auf eigene Faust geschrieben hat. Ich habe zu diesen Erklärungen nur noch mitzuteilen, daß ich dazu gestern die Zu⸗ stimmung von Müller-Fulda erbeten und sie heute telegraphisch er⸗ halten habe mit dem Zusatz, ich möchte hinzufügen, daß er sich über— haupt von niemandem Vorschriften machen lasse. Wenn die Fort⸗ schrittliche Volkspartei nach wie vor unentwegt auf ihrem gegnerischen Standpunkt gegen die Sozialdemokratie verharrt. so freut mich das sehr, aber ob sich die Herren bei der praktischen Tätigkeit im Reichstage wieder ganz voneinander trennen und ver— schiedene Wege einschlagen können, müssen wir doch abwarten. Wie gefährlich ein solches Zusammengehen, auch wenn es bloß ein Wahltompromiß ist, werden kann, geht aus einem Telegramm des Wolffschen Telegraphenbureauß über eine Unterhaltung hervor, welche der Abg. Liebknecht gehabt hat, und welche in der „Humanité“ veröffentlicht ist. In diesem Telegramm

ist die Rede davon: „Die Kräffe der sozialdemokratischen Partei müssen im Hinblick auf die Kriegszeiten stärker sein als im Hinblick auf Friedenszeiten. Wenn der Krieg erklärt werden sollte, so müssen wir ihn verhindern können, indem wir uns ihm einfach widersetzen. Von den fünf Millionen Bürgern, die die Reservisten des deutschen Heeres bilden, ist die Hälfte aus unseren Reihen hervorgegangen. Dle beiden ersten Jahrgänge und die jungen Leute von 18 bis 25 Jahren gehören der Mehrzahl nach zu ung. Die Regierung weiß dies und ist, darüber sehr beunruhigt. Das ist die Partei, mit der die Fortschrütspartei im Wahlkampf zusammen gegangen ist. . . e. Dr. Lohmann (ul.): Die heutige Rede des Abg. Herold hat viel vernünftiger geklungen als die vorgestrige; aber eigentümlich ist es doch, daß er eine scharfe Strafpredigt an die bürgerlichen Parteien hält und immerfort betont: jetzt soll aber Friede sein. Tas ist in der Tat Roma locuta, casa finita. Herr Harden möchte ein konservativer Outsider sein, ein Liberaler ist er niemals ge— wesen; Herrn Harden kann uns der Abg. Herold also nicht entgegen— halten. Von „schamloser Verhetzungꝰ gegen die Reichsfinanzreform hat der Abg. Herold gesprochen. Ich will über das Gpitheton nicht rechten; wir haben gerade aus nationalen Gründen diese Art der Reform bekämpft. Im Anschluß an diesen Ausdruck fiel im Zentrum das Wort „Judenpresse“, jawohl, es waren die Herren von Wolff-⸗Metternich und Graf Henckel, Donners— marck; das Zentrum macht also auch in Antisemitismug. 1907 haben im Rheingaukreise 809 0/0 der Zentrumswähler für den Sozialdemokraten gestimmt. In Düsseldorf haben bei der dies maligen Stichwahl die Zentrumsstimmen um 11 000 zugenommen, das sind etwa so viel, als vorher liberale Stimmen abgegeben waren; der Fort⸗ schritt hatte von vornherein erklärt, er würde für den Sozialdemo⸗ kraten stimmen. Der Abg. Herold sprach von einem „nicht zu⸗ verlässigen Kontrahenten. In Dresden aber ist aufs schärfste gegen Heinze agitiert worden, und von den Zentrumsstimmen ist in der Stichwahl ein großer Teil auf den Sozialdemokraten übergegangen. Jetzt wissen wir es ja auch, daß der Abg. Müller-Fulda gleich zeitig mit den Sozialdemokraten und mit den Nationalliberalen über Wahlbündnisse für und gegen die Sozialdemokratie korrespondierte. Das ist nun der Gipfel der Zuvperlässigkeit. Welche andere Partei würde nach dieser Leistung den Herrn noch in ihrer Mitte dulden? Er ist aber nicht nur ein angesebenes Mitglied der Partei, sondern er hat sogar zum Lohn für sein Wohlverhalten die Unterstützung des Bundes der Landwirte schon im ersten Wahlgang erhalten. Und 190 in Bielefeld? Da nahm das Zentrum rücksichtslos gegen den alten Veteranen, den Minister Möller, für den jüngsten Neuling Severing Partei. Die Auffassung des Ministers des Innern über den Treueid der Beamten lehnen wir mit den anderen Parteien der Linken ab. Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß dann keine Partei un⸗ schuldig wäre. Der Abg. von Hennigs meinte, die nationalliberaler Chancen seien in diesem Wahlkampfe die günstigsten gewesen; sehr an gesehene konservative Herren hatten vorher eine andere Meinung. Der Abg. Dr. Hahn meinte sogar, die Nationalliberalen würden in einer Droschke Platz haben, wenn sie in den Reichstag zurückkehrten. Die Steuern der Reichsfinanzreform haben wir abgelehnt, weil sie dem Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit nicht genügend Rechnung trugen; der Vorwurf der Steuerhetze war also durchaus nicht angebracht. Gerade wir haben das Staatswohl über das eigene Wohl gestellt. Die Re— gierung hat die Reform nur angenommen, weil sie das Geld brauchte, nicht well sie von ihrer Vorkrefflichteit überzeugt war. Was die Anpöbelung durch die „Bremer Bürgerzeitung“ angeht, so schließe ich mich lediglich dem an, was der Abg. von Kardorff über das Vorgehen des Abg. von Hennigs gesagt hat; es war wirklich nicht schön, diesen unglaublichen Schmutz hier auf zurüh en. Der Abg. Bassermann hat den Sozialdemekraten gar keine Erklärung abgegeben, er ist von ihnen ohne eine solche gewählt worden. Heute sind auch das Zentrum und der Bund der Landwirte ganz intim miteinander, während letzterer früher vom Zentrum mit größter Heftigkeit angegriffen wurde; früher be⸗ dachte gerade die „Kölnische Volkszeitung! den Dr. Hahn mit einem ganz ungewöhnlichen Maß von Mißachtung. Trotz dem jetzt das Eintreten des Bund s. für Zentrum und Welfen. Partei sollte mit solchen Vorwürfen gegen andere Parteien vorsichtig sein. Interessant war auch bei dem Abg. von Hennigs der Ruf nach dem starken Mann. Die Erhaltung eines starken Preußens halten auch wir für eine unserer wichtigsten Aufgaben. Wir sind aber allerdings d Anschwellen der

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der Meinung, daß das Sozialdemokratie eine der traurigsten und gefährlichsten Erscheinungen ist. Wir haben alles getan, um es, soweit es in unseren Kräften stand, zu verhindern.

Ein Schlußantrag wird angenommen.

Es folgt eine Reihe persönlicher Bemerkungen.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch lfreikons.): Es ist nicht meine Absicht, auf die vielen Angriffe zu antworten, welche gegen mich gerichtet sind. Ich quittiere darüber dankend als Zeichen der Wirkung meiner gestrigen Rede. Ich jte nur hervorheben, daß ich die Unterstellung, die im Lande besteht, als ob sich der Groß— grundbesitz in bezug auf die Liebesgabe der Steuerdrückerei schuld gemacht habe, mir nicht angeeignet habe.

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fragt, ob es mit der Würde des Hauses vertraglich sei, einen solchen Zeitungsabschnitt hier zu verlesen, wie ich es geian habe. Vorläufig hat nicht der Abg. von Kardorff, sondern der Präsident die Würde des Hauses zu wahren. Abg. Dr. Liebknecht (Soz): Interview erwähnt, das ich mit einem Vertreter der ‚„Humanits“ gehabt haben soll. Ich muß erklären, daß mir von einem Inteiview dieser Art durchaus nichts bekannt ist und daß ich diese Nachricht des Wolffschen Depeschenbureaus als durchaus unzutreffend und unwahr bezeichnen muß.

Abg. Graf Henckel Vorwurf des Abg. Dr. Lohmann zurück, daß er unvermittelt di Presse durch den Zuruf „Judenpresse“ beschimpft habe. Lohmann musse wissen, daß dieser Zuruf durch den Zwischenruf des Abg. Dr. Friedberg: „Kaplantpresse“' in bezug auf die Zentrumspresse provoziert worden sei.

Abg. Herold (Zentr.) hebt hervor, daß er vorgestern aus drücklich ertlärt habe, daß in bezug auf das Kompromiß mit den Nationalliberalen die Führer selbst ihre Schuldigkeit getan hätten. Danach könne er nicht verstehen, wie man immer wieder Vorwürfe gegen ihn erhebe.

Abg. von Kardorff (freikons. ): Der Abg. von Hennigs bat n mißverstanden. Ich habe mir nach keiner Richtung irgendw präsidialen Befugnisse angemaßt. Ich habe nur erklärt, daß er di Verlesung dieses Pamphlets der Würde dieses Hauses keinen Dienst erwiesen habe. Dabei bleibe ich.

6 Abg. Dr, Frie . 19 (nl) bemerkt dem Grafen Henckel von Donnersmarck gegenüher, daß er mit dem „Tageblatt! ungefähr in derselben Verbindung stehe, wie dieser mit dem „Vorwärts“.

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Der größte Teil des Etats wird der Budgetkommission überwiesen.

Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Montag, 5. Februar, 11 Uhr. (Erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend Ab— änderung des Einkommensteuer⸗- und Ergänzungssteuergesetzes.)

Nr: 3 des Gisenbahnverordnungsblatts“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 31. Januar, hat folgenden Jahalt: Bekanntmachung des Reschseisenbaßnamts' vom 6 Januar 1912, betr. Ergänzung und Aenderung der Anlage CO zur Eisenbahnverkehrgordnung. Nachrichten.

Mn 31.

Sandel und Gewerbe.

9 den im Reichs amt des Innern zusammengestellten Muß nimh ih ken für Handel und Industrie“ )

dels- und landwirtschaftlichen Sachverständigen bei den Kaiserlichen Konsularbehörden. Als Handelssachverständige bei den Kaiserlichen Konsular⸗

behörden sind rn. 666

in Kalkutta: Gösling,

in Johannesburg: Renner G. Zt. nach Deutschland beurlaubt),

in Sydney: W. de Haas,

in Schanghai: Zickermann, . .

in * bmg Wossidlo G. Zt. auf einer Dienstreise in Deutschland), . 2 ;

in Lima: Dr. Gerlach (für die Westküste von Südamerika), in Bukarest: Dr. Müller G. Zt. auf Reisen),.

in New Jork: Waetzoldt, Königlich preußischer Gewerberat, und Leonhardt,

in Mexiko: Bruch hausen,

in Rio de Janeiro: Göring.

Als landwirtschaftliche Sachverständige bei den Kaiser— lichen Konsularbehörden sind tätig:

in Christiania: Dr. Frost,

in London: Dr. Skalweit, .

in St. Petersburg: Dr. Hollmann (3. Zt. auf einer Dienstreise in Sibirien),

in Rom: Dr. Mueller, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat,

in Chicago: Kaumanns,

in Buenos Aires: Dr. Pfannenschmidt,

in Kapstadt: Dr. Guradze.

Anfragen usw. an die Sachverständigen sind zweckmäßig, nament⸗ lich im Hinblick auf etwaige Beurlaubungen, nicht unter deren persön⸗ licher Adresse, sondern unter der äußeren Adresse der betreffenden Konfularbehörde zu senden. Die Adressen und Amtsbezirke der Kaiser— lichen Konsulate sind dem vom Auswärtigen Amt im Januar jeden Jahres neu aufgestellten Konsulatsverzeichnis, das im Verlage von Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 8W. 68, Kochstraße 68— 71, erscheint und auch bei den Handelskammern eingesehen werden kann, oder dem Handbuch für das Deutsche Reich zu entnehmen.

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Die Han

für den Handelsverkehr im Bezirk des Konsulats in Ja ssy (Rumäniem).

Handlungsreisende brauchen Reisepaß und Gewerbe—

legitimationekarte. ;

Vertreter sollten nur nach sorgsamer Erkundigung, nötigenfalls beim Konsulat, gewählt werden. Viele sind unzuverlässig und namentlich oft über Vermögen bereit, Lieferungen an zweifelhafte Firmen durch Delkredereübernahme annehmbar zu machen. Del—⸗ krederevereinbarungen. die hier meist nicht ernst genommen werden, erfordern besondere Vorsicht, unzweideutige Festlegung von Leistung und Geg nleistung und Kenntnis der Leistunge fähigkeit des bürgenden Agenten.

Geschäftsanknüpfung: Sorgfältige vorherige Personen⸗ prüfung durch eigene Anfrage bei Freunden, Banken oder beim Kon— Etwaige konsulartsche Mitwirkung darf den Beteiligten gegen⸗

er niemals hervorgekehrt werden.

Kreditauskünfte vermittelt das Konsulat von geeigneten dritten Stellen unter Nachnahme der entstehenden geringfügigen Aus⸗ lagen auf Wunsch, wobei die Höhe des Kredits und der Zahlungs⸗ modus anzugeben sind. An Firmen, die nicht durchaus erstklassig sind, sollten Kredite, namentlich langbefristete, höchstens gegen Akzept erden.

ftsausführung: Alle Vorschriften des Auftragsgebers e Mengen, Arten, Verpackungen usw. sind sorgsältig zu chikanöser Bemängelung u. dergl. nach Möglichkeit vor—

namentlich die ‚Rumänische M oldova“.

Konkursforderungen: Anmeldungen von Konkursforderungen werden nur in rumänischer Sprache berücksichtigt; dies und sonstige Formalitäten machen landeskundige Vertretung unentbehrlich; das Konsulat benennt solche auf Verlangen.

Forderungssachen: Auf Antrag, bei genauer Angabe des Schuldnert und des Sachverhalts, wozu auch die Benennung früher in Anspruch genommener Vertreter oder Mittelsstellen gehört, kann

z Konsulat bisweilen zu gütlicher Regelung beitragen. Auch bei ztreitigkeiten ist unter den Parteien der Schiiftverkehr stets streng halten, persönlich verletzende Erörterungen nützen nicht

is, sondern verschlimmern zwecklos die Gegensätze.

Prozesse sind möglichst zu vermeiden. Dle Kosten sind boch und werden auch der obsiegenden Partei wohl niemals voll, sondern jmmer nur zu einem sehr kleinen Teile erstattet. Advokaten kümmern sich um kleine Sachen meist wenig oder gar nicht, sind im Schrift verkehre nach dem Ausland, namentlich wenn er fremdsprachig gefübrt wird, oft lässig und lassen es häufig sogar an der pünktlichen Ab— führung oder überhaupt an der bl dent einkassierter Beträge fehlen. Ein Advokat in Jassy, gegen den dem Konsulate bisher keine Beschwerden zugegangen sind, der nötigenfalls auch deutsch korrespondiert, der aber gelegentlich schon in Streitfällen die Vertretung des hiesigen Gegners übernommen hatte und sich deshalb nicht ünmer für die deutsche Partei gewinnen ließ, ist Herr M. E. Dracsaneanu, stiada de Jos 13. Die Kostenerstattung und Gebühren frage ist mit den Advokaten im voraus von Fall zu Fall genau zu regeln. Daß Konsulat kann darüber keine näheren Aufschlüsse eben.

Die Bestimmungen über die Zollbehandlung der Waren ergeben sich aus den allgemeinen Zollgesetzen und aus dem Zolltarif sowie dessen Abänderungen. (Vergl. Deutsches Handels. Archiv 1905 1 S. il7o0; 19066 1 S. 1687 ff.; 1907 1 S. 306, 803 und 1035; 1908 1 S. 335; 1910 1 S. 1069 ff.; 1911 1 S. 798 ff.)

Zollauskunftsstelle bei der Generalzolldirettion in Bukarest.

Rückporto: Für Antworten ein Antwortschein oder mindestens 20 ; wenn Zwischenschriftverkehr des Konsulats nötig, entsprechend mehr. (Bericht des Kaiserlichen Konsulaig in Jassy.)

Tassy

Konkurse im Auslande.

Galizien.

Konkurg ist eröffnet über das Vermögen der protokolllerten Landes firma „Handelsgesellschaft m. b. H. für Schu lrequisiten ; mittels Beschlusses des K. K. Zivil, als Handelsgerichts, Abteilung Il in Lemberg vom 77. Januar 1912.— Nr. Cz. S. 212. Pro- vlsorischer Konkurgmasseverwalter: Dr. Nikolaus Szuchiewiez, Advokat

rungen sind bis zum 24. März 1912 bei dem genannten Gericht an⸗ zumelden; in der Anmeldunf stellungsbevollmächtigter namhaft zu machen. een zur Feststellung der Ansprüche) 27. März 1812, Vormittags 9 Uhr.

Zweite Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiget.

1942.

Berlin, Freitag, den 2. Fenruar

ist ein in Lemberg wohnhafter Zu⸗ Liquidierungstagfahrt

Wagengestellung für Kohle, Koks und Brlketts am 1. Februar 1912: Ruhrrevier DOberschlesisches Revier Anzahl der Wagen Gestelltt .. 27 M96 10129 Nicht gestelt. gr

Die Literatur über wirtschaftliche und kaufmännische Fragen ist beständig im Steigen begriffen; zahllos sind die Schriften, die das Bank- und Aktienwesen behandeln, und ihre Menge erschwert die Sichtung in immer höberem Grade. Vielfach als Mangel empfunden wird noch immer das Ueberwiegen der spezifisch juristischen Behandlung der einschlägigen Fragen in den meisten Schriften an Stelle einer mehr kaufmänni chen Betrachtungsweise. Einem dahin⸗ gehenden Bedürfnisse Rechnung zu tragen bezweckt ein im Verlag der Haude und Spenerschen Buchhandlung (Max Paschke) erschienenes Buch „Bilanz-Analyse, ein Führer durch veröffentlichte Bilanzen‘ von Dr. Paul Gerstner (31l0 Seiten mit 5 Taleln, Preis geheftet 10 46.) Dem Verfasser ist es hauptsächlich darum zu tun, die veröffentlichten Bilanzen der Aktienvereine und verwandter Gesellschaften im Rahmen der Gesetzesvorschriften mit den Augen des Kaufmanns, des Privatwirtschaft treibenden Unter⸗ nehmers, des Kapitalisten, sei er Gläubiger, Aktionär oder sonstiger Gesellschafter, sowie auch rein handelswissenschaftlich zu betrachten. Von diesen Gesichtspunkten sucht der Verfasser an der Hand ver⸗ öffentlichter Bilanzen die mannigfachen Probleme der kauf- männischen Bilanz zu erläutern und eine Anleitung zu geben zur kritischen Prüfung und Analysierung der in den ver— öffentlichten Bilanzen dokumentierten, privatwirtschaftlichen Grund⸗ sätze einer sorgfältigen Geschäftsführung und RVilanzierung. Im einzelnen erörtert der Verfasser den Begriff der Bilanzen, die Veröffentlichung der Bilanz und die Grundsätze der Bilanzierung, die aktiven Bilanzposten, ihr Wertansatz und ihre Bedeutung. Ein weiteres Kapitel bilden die analytischen Betrachtungen auf Grund der veröffentlichten Bilanzen, das Verhältnis der Aktiva und Passiva unter- und zueinander, die wirtschaftlichen Ergebnisse der Gewinn, und Verlustrechnung, die Frage der Rentabilität. Daran schließt sich ein Sachregister sowie8 mehrere Ueber— sichten (Vermögensstatistik, Erfolgsstatistik, Rentabilitätsstatistik), Das Werk, dessen Verfasser durch seine Tätigkeit als Direktionsassistent der Repision Treuhand A. G. und Dozent der Handelshochschule in Berlin berufen sein dürfte, zu einem der schwierigsten finanziellen Probleme, das bei der Mannigfaltigkeit der im Wirtschaftleben zutage tretenden Erscheinungen bestaͤndig im Fluß bleiben und immer neue Aufgaben stellt, das Wort zu ergreifen, fällt nicht allein in die Inter⸗ essensphäre von Aktionären und Gesellschaftern, Kaufleuten, Indu⸗ striellen, Juristen, Volkswirten, Handelslebrern, Bücherrevisgren, sondern' durfte auch Studierenden wertvolles Material zur Erfassung der verwickelten Materie hieten. . In der gestrigen Hauptversammlung der Oberschlezischen Kohlenkonvemntion wurde laut Meldung des W. T. B.“ aus Kattowitz für das laufende Vierteljahr, Januar März, eine Lizenz beschlossen, welche rund zwanzig Prozent mehr beträgt als der tat sächliche Hauptbahnversand im gleichen Vierteljahr des Vorjahres. Weiter beschäftigte sich die Konvention mit der Festsetzung der Ver⸗ kaufepreise ab i April 1912, für welche im allgemeinen eine Erhöhung von 6.50 MS für die Tonne beschlossen wurde. ö Luxemburg, 1. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Essen⸗Luxemburger Kommission des Roheisenve rband es wurde nach eingehender Besprechung der Marktlage ein beschränktes Quantum Rohelsen zu einem, je nach den Sorten sestgeste llten, bis 450 M er⸗ höhten Preise freigegeben. . t 2 ö Februar. (W. T. B.) . Der Receiver der Wabafh Railroad Companv begab an die Firma Kubn, Loeb u. Co. in New York gegen eine Kommission von 26 000 Doll. zehn Millionen Receivershipzertifikate. Hamburg, 1. Februar. (W. T. B.) Prämienziehung der Köln Mindener 3Sprozentigen 109 Talerlose von 1871: Nr. 115 485 mit 40 000 Talern, Nr. 76119 mit 4000 Talern, Nr. 84 721 mit 36000 Talern, Nr. 29 481 mit 2000 Talern, Nr. 128727 mit 1000 Talern, Nr. 144 333 mit 300 Talern. . Braunfchweig, 1. Februar. (W. T. B.) Serienziebung der Braunschweiger 20. Talerlose von 1869: 274 483 639 1353 2257 2330 33565 4647 4813 4828 5262 5705 5848 5868 6185 6788 7228 7246 7602 9378 9395 9442 9951. (W. T. B.) Bankaus weis. Totalreserve 23 b'6 609 (Abn. 156 000) Pfd. Sterl.,, Noten. amlauf 28 257 000 (3un. 446 000) Pfd. Sterl. Barvorrat mood ) zun. 29 V0) Pfg. Sterl, Portefeullle 33 6ih Soo Zun. 555 00) Pfd. Sterl., Guthaben der Privaten 41 413 0900 Zun. 2 199 000) Pfd. Sterl. Guthaben des Staatz 17 9534 209 Abn. 1 673 0900) Pfd. Sterl., Notenreserpe 27 577 900 (Ahn. 81 9000) Pfd. Sterl., Reglerungssicherheit 15 270 909 (unverändert) Pd. Sterl. Prozentverhältnis der Reserve zu den Passwen 48 gegen 481 in der Vorwoche. Clearinghouseumsatz 347 Millionen, gegen die ent- sprechende Woche det Vorjahres mehr 8 Millionen. Paris, 1. Februar. (W. T. B.) Ban kgusweis. Bar⸗ vorrat in Gold 3 183 835 000 (Abn. b 369 0900) Fr., do. in Silber Soh 69g 000 (Zun. 1 573 000) Fr., Portefeuille der Dauptbant und der Filialen 1 546 070 000 (Zun. 51 127 009) Fr., Notenumlauf 5 467 592 G00 (Zun. 145 759 000) Fr., Laufende Rechnung der Privaten bog hz3z 500 (Ibn. 220 848 0005 Fr., Guthahen des Staatsschatzes 282 493 000 (Abn. 39 809g 000) Fr. Gesamtyvorschüsse S8 b 2 G00 Ubn. I6 794 000) Fr., Iins. und Diskonterträgnis ? 606 000 Zun. ös7 000) Fr. Nerbältniöt degß Barvorratös zum Noten—⸗ umlauf 72, 65 gegen 75,063 in der Vorwoche.

London, 1. Februar.

Berliner Warenberichte.

Produktenmarkt. Berlin, den 2. Februgr. Die amtlich ermittelten Preise waren (per 1000 kg) in Mark; Weizen inländischer 11,00 21200 ab Bahn, Normalgewicht J55 g 217,50 bis 21850 Abnahme im Mai, do. 218,50 219.00 Abnahme im Juli. Fest. -.

ĩ R . inländischer 193 90 ab Bahn, Normalgewicht 712 g 198, 25— 189, 00 Abnahme im Mai, do. 186, 00– 196,50 Abnahme

ĩ X li. sester. 3 6 i ah Isermalgewi cht 150 g 195, 75 196,00 Abnahme im Mai,

do. I5h, 75 196,00 Abnahme im Juli. Fester. . . Mais ohne Angabe der Provenienz 161,00 Geld Abnahme im Juli.

B äfts los. Geschsitleen nehbl (per loo Ee) ab Bahn und Eyelcher Nr. oo

Matt.

Roggenmehl sper 109 Ke) ab Bahn und Spetcher Nr. 0

und 1 27,30 = 24,90, do. 23,859 Abnahme im Mai.

Rböl fär 160 Kg mit Faß 63,80 —– 63,10 Abnahme im Mai.

Marktpreise nach Ermittlungen des Königlichen Polizewräsidiums. (Höchste und niedrigste Freise; Der Voprelzentnet für: Weizen, gute Sorte f 21,20 M, 21, 18½. Weizen, Mittelsortes) 21,16 A6, 21,14 16. Weinen, geringe Sorte) 21,12 4, 2l, 10 M. Roggen, gute Sorte) 19,30 4, * Roggen, Mittelsortef) —— 4A, 44. Roggen, geringe Sorte r) 4, = 66. Futtergerste, gute Sorter) 20900 Æ, 19.350 46. Futtergerste, Mittelsorte ) 1840 4, 1890 M., = Futtergerste, geringe Sorte?) 183830 ½, 1840 46. Hafer, gute Sorte) 21. 60 M, 21,20 A. Hafer,. Mittelsorte) 21,10 4, 20 S0 M6. HDPafer, geringe Sorte“) 20,?0 46, 20,40 . Maire (mixed) gute Sorte 18 80 S, 1850 „6. Mais (mixed) geringe Sorte 4MÆ 60. Mais (runder) gute Sorte 18.80 4A, 18,40 4Æ. Richtstroh 4M, 46. Heu M, —— „. (Markihallen⸗· preise Erbsen, gelbe, zum Kochen 50,00 M. 36,00 „M*, Speisebohnen, weiße 60,60 *, 40,00 M6. Linsen 80, 00 6 o. 00 M. Kartoffeln (Kleinhandel) 1400 , 10 09 M6. * Rindfleis bon der Keule 1 Eg 240 Æ, 1,650 , do. Bauchfleisch 1 kg l,S0 S6, 1,30 . Schweineflelsch 1 Eg 1,80 , 1,30 . Kalbfleisch 1 Eg 2,50 S, 140 4AÆ6. Hammelfleisch 1 Eg 220 M, 1,30 6. Butter 1 kg 3,20 4M. 2.60 4. . Eier 50 Stück 7.20 S, 4,20 66. Karpfen 1 Rg 2.40 M 1,20 Æ —. Aale 1 kg 2, So M, 1120 S6. Zander 16g 3,60 4, 1,60 4. Hechte 1 Kg 2.60 , 1,20 46. Barsche 1 g 2,00 Æ , 1,00 M. Schleie 1 Eg 320 M, 1,60 A6. Bleie 1 Kg 1,40 4A, 0, So . Krebse 60 Stück 30, 00 M, 4,00 .

Ab Bahn.

) Frei Wagen und ab Bahn.

Berlin, 1. Februar.

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten. Hamburg, 1. Februar. (W. T. B. (Schluß.) Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., Silber in Barren dag

Kilogramm 79,75 Br., 79,25 Gd. . . Katholischen Feiertags

Wien, 2. Februar. 653 F BG) wegen bleibt die Börse heute geschlossen.

London, 1. Februar. (W. T. B.) (Schluß) 21 0/ß Eng⸗ lische Konsols 7711, Silber prompt 263, per 2 Monate 26106, Privatdiskont 30. Bankeingang 23 000 Pfd. Sterl.

Paris, 1. Februar. (W. T. B.) (Schluß.)

Rente 95, 45.

Madrid, 1. Februar. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 1097,80. Lissabon, 1. Februar. (W. T. B.) Goldagio !. New York, 1. Februar. (W. T. B.) (Schluß.) Die Börse eröffnete bei ruhigem Geschäft in fester Haltung, namentlich infolge der Antwort des Stabltrustes auf die seitens der Regierung ein⸗ geleilsete Klage, in der hervorgehoben wird, daß der Wetibewerb von dem Trust nicht unterdrückt, sondern ermutigt worden sei, und in der in Abrede gestellt wird, daß er sich ein Monopel für die Ertlager geschaffen habe. Hawleywerte gaben jedech infolge des plötzlichen Todes von Hawley nach. In der Folge befestigte sich die Stimmung bei Belebung des Verkehrs unier Deckungen und Mani⸗ pulationen weiter, wobei Readings, Eries und Pennsplvanias die Führung hatten. Dringende Realisierungen und Blankoabgaben ließen dann eine Ermattung hervortreten; Interventionen und Deckungen gelang es aber bald wieder, eine Erholung herbeizuführen. Der Hauptgrund für die schließlich sich wieder stärker bemerkbar machende Festigkeit war in Meldungen aus Washington zu suchen, nach' denen die Unterfuchung gegen den Geldtrust erst nach der Präsidentenwahl beginnen werde. Schluß fest. Aktienumsatz ges 000 Stück. Tendenz für Geld: Stetig. Geld auf 24 Stunden Durchschn. Jingrate 2, do. Zingrate für letztes Darlehn des Tages 23, Wechfel auf London 4,8440, Cable Transfers 4, 8800.

Rio de Janeiro, 1. Februar. (W. T. B.) Wechsel auf London 1652.

3 0 / Fran.

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

Essener Börse vom 1. Februar 1812 Amtlicher Kuraberi t. Kohlen, Koks und Briket ks. (Preisnotierungen des Rbeinisch⸗ Westfällschen Kohlensyndikats für die Tonne ab Werk.) I. Gaß⸗ Ind Flammkoble: a. Gagförderkohle 1150-13350 , b. Gag⸗ slammförderkohle 10575 115785 4A, C. Flammförderkohle 10,25 bis 10,75 M, d. Stückkohle 13,25 14,25 6, e. Halbgesiebte 12, 75 big 13,75 Æ, f. Nußkohle gew. Korn 1' und IJ 13,25 14,25 , do. do. II 12.75 13,25 AÆ, do. do. IV 11,75 12,25 4M, 8 Nuß⸗ gruskohle - 2030 nm 750 - 850 M, do. 9 50s60 mm 50 b Höh ee, . Göingtohler , d= 83h , 11. Fetttohle; a. Förder- kohle 106, 50— 11,00 S, b. Bestmelterte . Stuckkohle 13.25 13,75 *, d. Nußkohle gew. Korn 1 13,525 big 14,25 Æ, do. do. 11 1326 14,25 A, do. do. III 1275 1375 46, do. do. IV 11,75 -— 12,50 M, 6. Kokskohle 11,25 —12, 00 Æ; ff. Magere Kohle: a. Förderkohle 9,50 10,50 , hb., de. mellerte 1125 —- 12.25 M6, e. do. aufgebesserte, je nach dem Stüd gehalt 12, 26 14,00 M, d. Stückkohle 13, 00—- 16,00 Æ, . Nuß⸗ lohle, gew. Korn 1 und U 14,509 17,50 M, do. do. 111 16900 b 19, 0 Æ, do. do. IV 10,50 13,00 4½, f. Anthrazit Nuß Korn 1 19 HM ö. Hb M, do. do. Il 21,6 = 24, 6 M, g. Fördergrug 8. 5 bls 9,50 Æ, h. Gruskohle unter 19 mm 5,0 - 8,00 MÆ; 1X. Koks: a. Hochofenkoks 14,50 16, 50 M, b. Gießereikoks 17,06 146M , c. Brechkoks J und U 19 50— ** 00 M; V. Briketts: Briketts se nach Qualtität 10, 00 13,20 M. Die nächste Börsenversammlung findet am Montag, den 5. Februar 1912, Nachmittags von 3 biz 45 Üühr, im Stadtgartensaale (Eingang Am Stadtgarten) statt.

(W. T. B. Zuck erbericht. Nachprodukte 75 Grad o. S. Brotraffinade 1“ ohne ö. Gem. Rafsinade m. S.

Magdeburg, 2. Februar. Kornzucker 88 Grad o. S. 12,50 13,109. Stimmung: Stetig. Kristallzucker J1 m. S. —. Gem. Helis 1 mit Sack —— Stimmung: Abwartend. Rohzrncker Transit 1. Produkt frei an Bord Hamburg: Februar 15.55 Gd. 1820 Rr. ber, Mär 15.26 Gde., 15,27 Br. be, April 15,321 Gd. 155371 Br.,. bez. Mai 18,473 Gd. 165,525 Br. be., August 16,50 Gd., 18,555 Br., bej.. Ortober . Dejember 1152 Gd. 1155 Br., bei.

Stimmung: Matt. Wochenumsatz: 86 900 Zentner. Cöin, J. Februat. (6. CE. B.) Rübdsl loko 66M,

dai 66,00. 31 B. T. B) ( Bzrsenschl )

Bremen, 1. Februar. i ĩ . 4 *. d ĩ * 2 47 Privatnotierungen. Schmalj. Ruhig * 1 2 .

Schmalz. Doppeleimer 485. Kaßsfee. 1. 63 Baumwollboͤrse. loko middling b2z.

Hamburg, 2. Februar. T. B.) ¶Vormitt . Stetig. Rübenrohzucker I. So Rendement neue Usance, frei an Bord

,

in Lemberg. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des deftnitihen Kon

kurßmasseperwalterg) 5. Februar 19127, Vormittags 9 Uhr. Die Forde

268 00 - 283,56. Still.

15, I, März 15,35, April 16145, Mat 1660,

ohle 12. 00— 12,50 ,.

Dffizie Baumwolle. Stetig. en .

.