zogen und dem Reichsbankdirektorium überreicht wurde. Endlich wurde noch eine Gattung von Schuldverschreibungen zur Be⸗ leihung im Lombardverkehr der Reichsbank zugelassen.
Weitere Nachrichten über. Handel u. Gewerbe“ s. i. d. Dritten Beilage.)
Verdingungen.
(Die näheren Angaben äber Verdingungen, die beim Reichs⸗ und Staats⸗ anzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)
Niederlande.
27. Februar 1912, 2 Uhr. Königlich niederländisches Kolonial⸗ ministerium im Haag: Lieferung von Besteck Nr. 560: Laschbolzen mit Muttern; Besteck Nr. 561: 46750 Stück verzinkten flußeisernen Tirefonds; Besteck Nr. 562: dem eisernen Oberbau und Zubehör für 27 Brücken für Haupteisenbahnen; Besteck Nr. 563: stählernen Trage⸗ federn und Federstahl. Die Bestecke liegen auf dem technischen Bureau des Kolonialministeriums zur Einsicht aus und sind für 5 Gulden für das Besteck Nr. 562, 2 Fl. für das Besteck Nr. 563 und 1 FI. für Besteck 60 und 561 bei der Firma Martin Nyhoff im Haag er⸗
hältlich. Türkei.
Kaiserlich ottomanische Staatsschuldenverwaltung in Kon stantinopel: Vergebung der Verpachtung des Fischereirechts in dem See von Nicaea (Isnik), Bezirk Pazar-Keui und Jeni⸗Schehir, für L bis 4 Jahre, gerechnet vom 1. März 1912 ab. Angebote an die Abteilung für Fischerei bel der genannten Verwaltung oder an die Agenturen in Brussa oder Pazar-⸗Keui, woselbst nähere Be⸗ dingungen.
Theater und Musik.
Morgen, Sonnabend, findet im Königlichen Opernhause eine Aufführung des „Rosenkavaliers“ in der bekannten Besetzung, unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Muck, statt.
Im Königlichen Schausptelhause werden morgen der 1. und 2. Teil von Fr. Hebbels Nibelungen⸗Trilogie', und zwar „Der gehörnte Siegfried! und ‚Siegfrieds Tod? wiederholt. Bie Haupt— rollen liegen in den Händen der Damen Willig, von Arnauld, Butze, Meyer, , der Herren Staegemann, Kraußneck, Geisendörfer, Boettcher, Werrack, Mannstädt, Eggeling, Cichhosz und Pohl.
In Strindbergs Schauspiel ‚Königin Christine', das am Diens— tag, den 20. d. M, im Theater in der Königgrätzer Straße als Strindbergfeier zum ersten Male in Szene geht, werden neben 2. Irene Triesch mitwirken: Frau Olga Engl und die Herren: arl Beckersachs, Arthur Bergen, Otto Gebühr, Bruno Kastner, Alfred Kühne, Emil Lindner, Hans Siebert und Friedrich Zelnik. Die Direktion weist besonders darauf hin, daß wegen der Spielplan⸗ verhältnisse Wiederholungen des Werks vorläufig nicht angesetzt werden können.
Am 22. Februar, Abends 8 Uhr, findet im Theatersaal der Königlichen Hochschule für Mustk zum Besten des Vereins , ein Konzert statt, in dem der Professor Anna von Schultzen⸗Asten⸗Chor auf besonderen Wunsch eine Reihe deutscher Volkslieder vortragen wird. Außerdem enthält das Programm unter anderem Lieder von Franz, Schubert, Bizet und Grimm, Duette von Dpokak und Saint⸗Sasns sowle das Trlo in C-Moll von Brahms. Mitwirkende sind Fräulein Gabriele Wietrowetz (Violine), Frau
rofessor Quidde (Cello), ö Poppy Koene (Sopran), Herr Paul
eimers (Tenor), Herr Hans Weißbach (Klavier). — Billette zu 5, 3,2 und 1 66 sind bel Bote u. Bock und A. Wertheim, in der Amelangschen Buchhandlung, Charlottenburg, Kantstraße 64, in den Filialen der Zigartenhandlung von Loeser u. Wolff und an der Abend⸗ kasse käuflich.
Der Königliche Hof⸗ und Domchor veranstaltet am Montag, den 19. Februar, im Dom ein Konzert unter der Leitung seines Direktors Professors Rüdel, in dem nur Werke lebender Komponisten aufgeführt werden, unter anderen von Robert Kahn,
riedr. C. Koch, Karl Thiel, Ph. Rehbaum, Graf von Hochberg,
Irrgang, Clemens Schmalstich, Graf Arno Moltke, Georg Schu— mann und Martin Grabert. Mitwirkende sind die Königliche Opern— sängerin Frau Erna Denera, Fräulein Hertha Dehmlow, der Kammer— virtuos Fritz Espenbahn und der Königliche Musikdirektor Irrgang. Billette sind bei Bote u. Bock, A. Wertheim und in der Bom— küsterei (Portal XI) zu haben.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Dritten Beilage.)
Mannigfaltiges. Berlin, 16. Februar 1912.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten richteten die Stadt. Dr. Arons ünd Genossen eine Anfrage an den Magistrat, welche taätsächlichen Unterlagen die durch die Presse gehenden Mitteilungen besitzen, nach denen eine Aenderung des in Berlin bestehenden achtstufigen Gemein deschulsystems ge. plant sein soll. Der Stadtschulrat Dr. Fischer nahm die Gelegenheit wahr, um in eingehender Weise die Vorzüge des achtklassigen Schul— systems darzulegen. Er selbst sel durch die guten praktischen Erfahrungen mit diesem System von einem Gegner jum Freund der achtklassigen Schule bekehrt worden. Die an— fänglichen Mängel verschwänden mehr und mehr, und zahlen— mäßig lasse sich schon der gute Erfolg des neuen Systems nachweisen. Fine eingebende schultechnische Debatte schloß sich an, in der fämtliche Redner sich zu Gunsten des achtstufigen Systems aussprachen. Zu einem abschließenden Ergebnis führte die Erörterung nicht.! — Aus der übrigen Tagesordnung ist noch zu erwähnen, daß die Vorlage, be⸗ treffend die Anlegung eines städtischen Schulgartenz auf dem städtischen Gute Blankenfelde, ohne Debatte angenommen wurde. — Auch die umstrittene Vorlage über die Anlegung zweier neuen Straßen auf dem ehemals Borsig⸗ schen Gelände wurde mit einer unbedeutenden Abänderung angenemmen. — In einer Vorlage beantragte der Magistrat den Verkauf des Grundstücks der Markthalle in der Dorotheenstraße an den Postfis kus für den Preis von 3811 740 46. Der Stadtp. Grunwald beantragte Ausschuß⸗ beratung, da er namentlich nach der Richtung nähere Auf— klärung für notwendig erachtete, wodurch die dem Vermittler, Kom— merzienrat Selberg zu zahlende Vermittlergebühr von 38 117 , die der Redner für außerordentlich hoch erachtete, gerechtfertigt erscheine. Die Vorlage wurde nach kurzer Beratung einem Ausschusse Üüber— wiesen. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ wird der neue Vortrag „Der Großglockner, Gastein und die Salzburger Alpen“, der in farbigen Bildern und Wandelpanoramen dem Be— schauer nicht nur die Gebirgkwelt der Ostalpen vor Augen führt, sondern auch das Berchtesgadener Ländchen mit dem Königsee, am Sonntag und in der nächsten Woche allabendlich wiederholt werden.
Die Jerusalemsgemeinde hält ihren Familienabend im großen Saal der Kammersäle (Teltower Straße, Ecke Belle⸗Alliance⸗ straße) am 19. d. M., Abends 8 Uhr. Der Prediger Professor P. Freiherr von Soden und der Pfarrer Fischer werden uber die J und die Taten Friedrichs des Großen sprechen. Der
ugendberein führt ein Theaterstück eines Berliner Dichters auf: Aus Schönebergs schwersten Tagen. Die Gesänge führt der Kirchenchor unter der Leitung des Königlichen Musikdirektors Herrn Eschke aus. Der Eintritt ist frei.
Johannisthal bei Berlin, 16. Februar. (W. T. B.) Der Flieger Schmidt wurde gestern, als er infolge Versagens des Höhensteuers aus größerer Höhe niedergehen mußte, bei der heftigen Landung aus seinem Flugzeug geschleudert und erlitt einen Beinbruch und schwere innere Verletzungen, denen er heute mortzen erlegen ist. Der Apparat, ein Doppeldecker, wurde voll⸗ kommen zertrümmert. — Der Flieger Eckelmann sst gestern nachmittag mit seinem Antoinetteappagrat gestürzt, we il der Motor aussetzte. Sein Flugzeug wurde vollständig zertrümmert. Der Flieger selbst kam ohne Schaden davon.
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1 de bg Rift kl, sůᷣ. dehru ighlpilot Ab
r inuten stieg der rightpilot Abramowit Hartwig als Vassagier e. dem H. mn auf, um nach Johannisthal zu fliegen. Er landete in Johanni um 11 Uhr 54 Minuten glatt vor seinem Schuppen.
Döberitz, 16. Februar. Die Offizierflieger, Leutn Mahnke und Solmitz flogen heute früh 3. at nebeligen Wetters nach Brandenburg, wo sse eine Meldun abgeben sollten. Bei der Landung wurde der benutz sie welt gi durch eine Bodenwelle beschädigt, sodaß der Rückflug bis zum Nach⸗ mittag verschoben werden mußte. Die Meldung war an daz Füsilierregiment 35 adressiert und wurde auftragsgemäß übergeben.
Kiel, 16. Februar. (W. T. B.) . k fie f e n f, ien, am, Stapel laufenden Ltnienschiffs „Prinz⸗Regent Luitpold (rf Odin“), sind heute vormittag hier eingetroffen. ⸗ Cre steige hatten sich zum Empfange lichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen sowie Prinz Adalbert von Preußen, die Admiralität, darunter der Chef der Hochsee⸗ flotte, Admiral von Holtzendorff, der Chef der Marinestatkon der Astsee. Admiral Schröder, der Polizeipräsident von Schröter, der Stadtkommandant Oberst Albrecht und andere. Das 1. Seebataillon hatte eine Ehrenkompagnie mit Fahne und Musik gestellt. Unter den Klängen des Präsentiermarschet lief der Zug in die Halle ein. Nach der Begrüßung der Fürstlichkeiten schritten Seine Königliche Hehe der Prinz Luzwig, der die Uniforin des, Seebataillons trug, unt Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen mst Ge— folge die E renkompagnie ab, während die Musik die Nationalhymne spielte. Nach dem Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie begaben sich die hohen Herrschaften durch das . zu den vor dem Bahnhof haltenden Automobilen, wo sie von einer green, Menschenmenge leb- haft begrüßt wurden. Die Fahrt ging zum Königlichen Schlosse, wo Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Ludwig und die Prinzessin ff ö ie ee n. . Nach dem Eintreffen der ür en Gäste im oß feuerten die im Hafen liegen iegs⸗ schiffe einen Salut von 21 Schuß. K
Hamburg, 15. Februar. (W. T. B.) Die Hambur Hoch⸗ und Untergrundbahn wurde heute . 6 eine Feier eingeweiht, der außer den Spitzen der Behörden zahlreiche geladene Gäste beiwohnten. Die Probefahrt auf der neuen Bahn und die Besichtigung der großartigen Betriebsanlagen nahmen einen glänzenden Verlauf.
Budapest 15. Fehruar. (W. T. B.) Das Dorf Panyo
im ungarischen FKomitct Sjatmgr ist durch . r* e⸗ zerstört. Einige Häufer sind eingestsrzt. Militär arbeitet mit Pontons an der Rettung der Berölkerung und ihrer Hobselig⸗ 3, min. 10 269 gi, . und Vieh sind fort— eschwemm orden; zahlreiche Ortschaften in der 0 i sind überflutet. . .
Madrid, 16. Februar. (W. T. B) Die hiesigen Theater⸗ direktoren haben im Einverständnis mlt den w n. . ener beschlossen, von Sonnahend ab alle Theater so lange ge⸗ chlossen zu halten, bis ihren Klagen über zu hohe Besteuerung des Theatergewerbes durch Steuerermäßigung abgeholfen wird.
Saloniki, 15. Februar. (W. T. B.) Das am Südnser des
Dchridasees gelegene Starovg mit seiner Umgebung ist vorgestern von einem heftigen Erdbeben heimgesucht worken. Mehrere . wurden stark beschädigt. Die Berxölkerung lagert im Freien und verlangt die Errichtung von . Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. — Unbekannte Täter haben den Wald von Burla am Fuße des Olymp in Brand gest eckt. Das Feuer hat einen großen Umsang angenommen.
Flugplatz; Heute vormittan ö Truppenühungeplatz in Döberitź 6
des ungünstigen,
; , Ihre Königli Hoheiten der Prinz Ludwig und die Prinzessin ö . auf der Germaniawerft 25
Auf dem Bahn 4 versammelt Ihre König,.
Theater.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern= haug. 45. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Der Nasenkanalier. Komödie für Musik in drei Akten von Hugo von Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß. Musi⸗ kalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Vr. Muck. Regie: Herr Regisseur Braunschweig. Anfang 75 Uhr.
Schauspielhaus. 48. Abonnementsvorstellung. Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in drei Ab⸗ teilungen von Friedrich Hebbel. 1. Abend: Erste Abteilung: Der gehörnte Siegfried. Vor— spiel in einem Aufzug. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Zweite Abteilung: Sieg⸗ frieds Tod. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen. In 3 gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Anfang
z.
Sonntag: Opernhaus. 46. Abonnementsvor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhae und Ludovie Halsvpy, nach einer Novelle des Prosper Merimée. Anfang 79 Uhr.
Schauspielhaus. 49. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen von Friedrich Hebbel. 2. Abend. Dritte Abteilung: Kriemhilds Nache. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Thenter. Sonnabend, Abende?! Uhr: Don Carlos.
Sonntag: Romero und Julia.
Montag: Ein Sommernachtstraum.
Montag, den 19. Februar, Abends 8 Uhr: führung im „Zirkus Schumann“: Jedermann.
sstammerspiele.
Sonnabend, Abends 8 Uhr Gine glückliche Ehe. Sonntag und Montag: Eine glückliche Ghe.
Auf⸗
Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 31 Uhr: Torquato Tassopy. — Abends 8 Uhr: Zum 50. Male: Große Rosinen. Originalposse mit Gesang und Tanz in drei Akten (5 Bildern) von R. Bernauer und R. Schanzer.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bummelstudenten. — Abends: Große Rosinen.
Montag und folgende Tage: Große Rosinen.
Theater in der Koöͤniggrützer Straße. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Falliffement. — Abends: Die fünf Frankfurter.
Montag und folgende Tage: Die fünf Frank- furter.
Lessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Romteffe Mizzt. Komödie in einem Akt von Arthur Schnltzler. Hierauf: Anatol. (1. Weihnachts⸗ einkäufe. II. Abschiedssouper. III. Anatols Hochzeits⸗ morgen.)
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Frau vom Meere. — Abends: Komtesse Mizzi. Hierauf: Anatol. (I. Weihnachtseinkäufe. 1j. Abschieds—⸗ souper. III. Anatols Hochzeitsmorgen.)
Montag: Gudrun.
Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Nach— mittags 34 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Grill⸗ parzer. — Abends 75 Uhr: Zum ersten Male: Das Familienkind. Schwank in 3 Aufzügen von Fritz Friedmann⸗Frederich.
Sonntag: Das Familie nkind.
Komische H per. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Zauberflöte.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu kleinen Preisen: Der Troubadour. — Abends: Die Zauberflöte.
Montag: Der Vampyr. (Gastspiel Franz Egenieff.)
Nur fürsten · Oper. Sonnabend, Abends 75 Uhr: Zum ersten Male: Duo vadis? Oper in drei Akten (6 Bildern) von Jean Nougucs.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die lustigen Weiber von Windsor. — Abends: Quo vadis?
Montag: Abonnementsvorstellung der Serie Blau: Quo vadis?
Schillerthenter. O. (Wallnertheater) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Wildente. Schau⸗ spiel in 5 Aufzügen von Henrik Ibsen. Deutsch von W. Lange.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Probe⸗ kandidat. — Abends: Der Probepfeil.
Montag: Der Probepfeil.
Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Probepfeil. Lustspiel in vier Akten von Oskar Blumenthal.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Don Carlos. — Abends: Gräfin Leg.
Montag: Gräfin Lea.
Theater des Mestens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Sonnabend, Abends 3 Uhr: . Blut. Operette in drei Akten von Johann
rauß.
Sonntag, Nachmittags 31 Uhr: Ein Walzer⸗ traum. — Abends: Wiener Blut.
Montag und folgende Tage: Wiener Blut.
Lnstspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Damen des Regiments. Schwank in drei Akten von Julius Horst und Artur Lippschitz.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr- Das große Ge⸗ heimnis. — Abends: Die Damen des Regi⸗ ments.
Montag und folgende Tage: Die Damen des Regiments.
Residenzthenter. (Direktion: Richard Alexander. Sonnabend, Abends z Uhr: Alles für die Firma. Schwank in drei Akten von M. Hennequin und Georges Mitchell. In Szene gesetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Bolten⸗Baeckers.
. und folgende Tage: Alles für die Firma.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten ven Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von J. Gilbert.
Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗ schaft.
Trinnonthenter. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrlchstr. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das kleine Taf. Lustspiel in drei Akten von Tristan Bernard.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Francillon. — Abends: Das kleine Cafés.
Montag und folgende Tage: Das kleine Café.
Konzerte.
Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Konzert von Armida Senatra (Violine) mit dem Vhilharmonischen Orchester. Dirigent: Dr. Ernst Kunwald.
Sagal Bechstein. Sonnabend, Abends 73 Uhr: 2. Klavierabend von L. T. Grünberg.
Beethoven · Saal. Sonnabend. Abends 8 Uhr:
L. Klavierabend von Fannie Bloomsield Zeisler.
Klindwarth ˖ Scharwenka · Saal. Sonn⸗
abend, Abends 8 Uhr: Liederabend von Adel heide Pickert.
Zirkus Schumann. Sonnabend, Abends 73 Uhr: Gr oste Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Svezialitäten. — Zum Schluß: Das neue ANue⸗ stattungsstück Das Motorpferd“ in 5 Alten. Hervorzuheben: Die große Schluß apotheose mit noch nie dagewesenen Effekten.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr und Abends 7 Uhr: 2 6roßte Galavorstellungen. — In beiden Vor⸗ stellungen: Das Motorpferd.
Montag: Keine Zirkusyvorstellung, sondern: Aufführung des „Deutschen Theaters“: Jedermann. Anfang 8 Uhr.
Zirkus Busch. Sonnabend, Abends 76 Uhr: Große Galavorstellung. Zum Schluß: Das neue Volksmanegeschauspiel „Die Hexe“ in 7 Bildern. — Vorher: das auserwählte Pro—⸗ gramm.
Sonntag. Nachmittags 3 Uhr und Abends 7 Uhr: 2 große Vorstellungen.
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Familiennachrichten.
Verlobt: Else Gräfin Klinckowstroem mit Hin. , Lic. theol. Wilhelm Olschewekt (Königk⸗
erg).
g beche richt: Hr. Regierungsassessor Jürgen Fehr. von Funck mit Frl. Gerda Püngeler , 3. Hr. Hermann von Wilucki mit Frl. Hildegard von Reuß (Berlin).
Gestorben: Hr. Regierungs⸗ und Baurat Her— mann Hudemann (Köslin). — Marie Freifr. von Rotenhan, geb. Gräfin Bernstorff (Weimar). — i Freiin von Hammerftein⸗Gesmold (Han— nover).
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Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlag Anstalt Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Elf Beilagen
leinschließlich n,, und Warenzeichen⸗ beilage Nr. 14A und 146).
zum Deutschen Reichsanze
M 43. ö
Deutscher Reichstag.
Die Rede des Staatssekretärs des Reichsschatzamts Wermuth, die gestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht mehr mitgeteilt werden konnte, lautet:
Meine Herren! Bei Beginn der Legislaturperiode ist es vielleicht nützlich, einen Blick auf den Weg zu werfen, den das deutsche Finanz⸗ wesen bisher zurückgelegt hat. Er war anfangs eben; aber nachmals ist er zusehends steiler geworden.
Das junge Reich begann im Jahre 1872 mit einem Ausgabeetat von 450 Millionen Mark; davon entfielen drei Fünftel auf das Heer, ein Achtzehntel auf die Marine; 85 Millionen beanspruchte die Post, 18 Millionen die Reichseisenbahnen; der auswärtige Dienst erforderte 4 Millionen und das damalige Reichskanzleramt, d. h. der ganze gegenwärtige Bereich der inneren Reichsverwaltung, nur 2 Millionen Mark. Auf der Einnahmeseite lieferte die Post einen Ueberschuß von 5 Millionen Mark und die Eisenbahnen einen solchen von 9 Millionen Mark. Die Zölle und Steuern beliefen sich auf 191 Millionen, und aus der französischen Kriegsentschädigung floß dem Reichshaushaltsetat ein Betrag von 45 Millionen Mark zu. Die Materikularbeiträge beliefen sich auf ungefähr ein Fünftel der Rohausgabe und etwa ein Viertel der Reinausgabe. Eine Anleihe hatte der Etat von 1872 nicht, vielmehr setzte er 103 Millionen aus zur Tilgung einer früher aufgenommenen Anleihe für Küstenbefestigungs⸗ zwecke.
Der Etat, den ich Ihnen vorzulegen jetzt die Ehre habe, schließt, abgesehen von den Ueberweisungen und den durch sie gedeckten Matrikularbeiträgen im Betrage von 183 Millionen, mit einer Gesamtausgabe von 2819 Millionen Mark ab; davon entfallen auf die fortdauernden ordentlichen Ausgaben 2275 Millionen, auf die ordentlichen einmaligen Ausgaben 410 Millionen und auf die einmaligen außerordentlichen Ausgaben 134 Millionen. Die effektive Anleihe beläuft sich auf 44 Millionen Mark. Wenn man die Schuldentilgungsbeträge abrechnet, so entfällt von der Gesamtsumme auf das Heer etwa ein kleines Drittel, 875 Millionen Mark, auf die Marine etwa ein Sechstel, 450 Millionen Mark. Die Post mit 714 Millionen Mark und die Eisenbahnen mit 124 Millionen Mark bilden zusammen wieder ein kleines Drittel. Dann folgt das Reichs⸗ amt des Innern mit 142 Millionen, das Auswärtige Amt mit 19 Millionen, die Verwaltung der Schutzgebiete mit 33 Millionen, der sonstige Verwaltungsbedarf mit 32 Millionen, und schließlich kommen die Beträge für Pensionen und Veteranenbeihilfen mit 184 Millionen und die Schuldenzinsen mit 185 Millionen.
Weit an der Spitze der Einnahmen stehen diejenigen aus Zöllen und Steuern im Betrage von 1594 Millionen Mark. Die Post hat eine Gesamteinnahme von 781 Millionen und damit, je nachdem man die Anleihe mitrechnet oder nicht, einen Ueberschuß von 67 oder 89 Millionen Mark; dazu kommen 15 Millionen Beiträge Bayerns und Württembergs. Die Eisenbahnen haben eine Bruttoeinnahme von 139 Millionen und danach einen Ueberschuß von 14 Millionen oder, wenn man die Anleihe nicht mit berücksichtigt, von 24 Millionen Mark. Dazu treten dann die kleineren Verwaltuggseinnahmen, Reichsdruckerei und Bankwesen eingeschlossen, mit 110 Millionen, während die Matrikularbeiträge auf 52 Millionen stehen.
Meine Herren, danach zeigt der Anfangspunkt und der bisherige Endpunkt unserer Finanzwirtschaft Unterschiede, wie sie eben nur in einem jugendlichen aufstrebenden Gemeinwesen vorkommen können. Aber es ist nicht nur, daß wir uns eine Fülle von Aufgaben neu zu⸗ gelegt haben, welche mit Aufwendungen verbunden sind, wie beispiels⸗ weise die ganze sozialpolitische Fürsorge, die Verwaltung der Schutz⸗ gebiete, das Fernsprechwesen, das Postscheckwesen, das Patentwesen, die Verwaltung des Kaiser Wilhelm-Kanals und unzähliges andere. Es ist auch nicht nur, daß wir uns während dieses Zeitraums eine Flotte vollständig neu geschaffen haben. Nein, es wirkt in hohem Maße mit der unerhörte Aufschwung, den wir — und nicht wir allein — während des letzten Menschenalters genommen haben. Die Ver⸗ mehrung der Bevölkerung um 600 bietet für diesen Aufschwung keineswegs einen ausreichenden Maßstab, vielmehr hat das Näher⸗ rücken von Ländern und Menschen, das unserer Generation zu sehen beschieden gewesen ist, und hat die außerordentliche Vermehrung des Bedarfs jedes einzelnen eine Ausdehnung des Schaffens und des Austausches zur Folge gehabt, die alle Gebiete des öffentlichen Lebens beeinflußt.
Wenn die Ausgaben und die Einnahmen der Reichs— post verwaltung sich in in diesen 40 Jahren mehr als verachtfacht haben, so ist gleichzeitig die Zahl der Postsendungen von 700 auf S400 Millionen, also auf das zwölffache gestiegen, die Zahl der Tele⸗ gramme etwa auf das achtfache, während die Zahl von 1700 Millionen Telephongesprächen ganz neu hinzugetreten ist.
Auch in den statistischen Zahlen über unseren Binnen und Außenhandel, über unsere Gütererzeugung und über das Bank⸗ und Geldwesen findet diese Ausgabenvermehrung ihren getreuen Spiegel.
Jetzt wie damals steht an der Spitze aller unserer Ausgaben die— jenige für unsere Wehrkraft. Daraus dem Reichshaushalt einen Vorwurf zu machen, wäre höchst ungerecht. Die erste Aufgabe, welche die zu einem ewigen Bunde vereinigten Fürsten und Länder über⸗ nommen haben, ist der Schutz des Bundesgebiets. Indem dat Reich mit dem Hauptteil seiner Kraft diese Aufgabe sorgsam und wachsam erfüllt, befähigt es am besten auch die Bundesregierungen, den ihnen vorbehaltenen Aufgaben gerecht zu werden. Wollte das Reich ohne Not in den Kreis dieser den Bundesstaaten vorbehaltenen Aufgaben hineingreifen, so wäre die notwendige Folge, daß es sich auch eines Teils der Einnahmequellen bemächtigen müßte, mit denen die bundes⸗ staatliche Tätigkeit gespeist wird. Das aber würde die Lebens bedingungen der Glieder des Reiches schwer verkümmern. Es ist also irreführend, wenn man errechnet, daß von den Rohausgaben des Reiches Ho / g und von den reinen Ausgaben mehr als S0 o/o auf Heer und Marine entfallen. Meine Herren, ein solches Zahlenspiel mache ich nicht
Erste Beilage
Berlin, Freitag, den 16. Februar
iger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
1912.
gern mit. Aber wenn man es einmal beginnt, so muß man den Aus⸗ gaben des Reiches unbedingt auch diejenigen der Bundesstaaten mit zuzählen. Nun haben Reichs, und Bundesstaaten insgesamt einen Ausgabenetat von 8.5 Milliarden Mark, oder, wenn man die sich selbst erhaltenden Betriebe abrechnet, von 5,2 Mllliarden. Die Heeres- und Marine— ausgaben aber, und zwar im weitesten Sinne, d. h. einschließlich der Pensionen, Veteranenbeihilfen und einschließlich der Zinsen für die zu solchen Zwecken aufgenommenen Anleihen, betragen 15658 Millionen Mark. Das sind von der Rohausgabe 18,2 0ĩ und von der Rein— ausgabe 28, 8 o / .
Das Reich ist es — ich muß wiederholen — den Bundesstaaten, der Bevölkerung und seiner politischen Stellung schuldig, die Wehr⸗ kraft auf der Höhe zu erhalten. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte.) In dieser Beziehung ist bisher nichts übertrieben und nichts verabsäumt, und es wird und darf auch in Zukunft nichts verabsäumt und nichts übertrieben werden. (Sehr richtig! und Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen. Meine Herren, der zwischen 1872 und 1912 liegende Zeitraum ist aber sehr lehrreich dafür, in welcher Weise die Ausgaben gerade des Reiches finanziert werden sollen.
Die Ausgaben des Reichs überschritten im Jahre 1887 die erste Milliarde. Eine Anleihe wurde bis 1876 nicht aufgenommen. Von da beginnt eine Periode kleinerer Anleihen, die sich aber durchweg unter 100 Millionen Mark hielten. Die Zeit von 1887 bis 1894 hat sehr beträchtliche Anleihen, und wenngleich dann 4 bis 5 Jahre mit geringfügigen Schuldaufnahmen folgen, so ist doch bereits zu Ende des Jahrhunderts eine Gesamtschuld von mehr als 2 Milliarden an— gesammelt, während gleichzeitig bis zu Ende des Jahrhunderts die jährlichen Aufwendungen des Reichs die zweite Milliarde erreichen. Dann aber beginnt die ellfertige Aufwärtsbewegung der An— leihen. (Heiterkeit) In den Jahren 1900 bis 1909 haben wir ein Anleihesoll von nicht weniger als 2700 Millionen. (Hört! hört! in der Mitte und links.)
War schon dieser Betrag der Schuld und war die fortwährende schnell wiederholte Inanspruchnahme des Geldmarktes nicht gesund, so findet man den eigentlichen Mißstand doch erst in den Zwecken, denen diese Anleihen gedient haben. (Sehr richtig! links. Meine Herren, von der gesamten, bis 1909 aufgenommenen Reichsschuld entfallen nur 14 0½ auf werbende Ausgaben, (hört! hört! links), d. h nach den besonderen Verhältnissen des Reichs auf Post und Eisen⸗ bahnen. Die übrigen 8600 find ein mehr oder weniger verhüllter Zuschuß des Außerordentlichen an den Ordentlichen Etat. Sehr richtig! links 60 0n entfallen auf Heer und Marine, über 140, auf die beiden Expeditionen nach Ostasien und Südwestafrika, geringere Beträge auf den Bau und die Erweiterung des Kaiser⸗Wilhelm⸗ Kanals, auf die Verwaltung der Schutzgebiete, während der Rest gar nicht unter besonderer Flagge fährt, sondern den Charakter der Defizitan leihe unzweideutig hervortreten läßt.
Hier sieht man deutlich den Fehler, der in unserer Entwicklung steckt. (Sehr richtig! links.) Er tritt noch klarer hervor, wenn man die Verhältnisse des Reichs und der Bundesstaaten miteinander vergleicht.
Meine Herren, in den Bundesstaaten sind eines der Haupt⸗ einnahmerückgrate Anlagen, welche sich nicht nur selbst ver⸗ zinsen, sondern auch dem allgemeinen Haushalte noch Zubußen zu⸗— führen, und demgemäß dienen weitaus überwiegend die Anleihen der Bundesstaaten dazu, die Ertragsfähigkeit dieser Anlagen zu heben und damit auch dem allgemeinen Haushalte zu nützen.
Weitaus an der Spitze stehen dabei die Eisenbahnen. Von der gesamten preußischen Staatsschuld entfallen 78 0n½ auf Eisenbahn⸗ anleihen, von der Staatsschuld Bayerns 85 0 /o, von der Sachsens 83 0 /o, Württembergs 9g6 0, Badens 100 ,υ, Hessens 82 0/0, Mecklenburg⸗ Schwerins 690 und Oldenburgs 88 0/s᷑0. Dazu treten noch andere werbende Anleihen, wie in Preußen für die Bergverwaltung, für Kleinbahnen und dergleichen.
Ganz anders im Reich. Unser Haupteinnahmerückgrat sind nicht Unternehmungen werbenden Charakters, sondern die Zölle und Steuern. Gegenüber den 1600 Millionen Mark, welche wir aus ihnen beziehen, treten die Ueberschüsse aus den Betriebsverwaltungen ganz erheblich in den Hintergrund, auch diejenigen der Post, so un— erläßlich sie für das Gleichgewicht des einzelnen Reichshaushalts sind. Deshalb kann sich bei uns ein Anleihewesen desselben fundierten Charakters wie bei den Bundesstaaten gar nicht entwickeln. Unser Irrtum aber war, daß wir annahmen, bei sich bietender Ge⸗ und Verlegenheit in eben demselben Maße in Anleihe gehen zu können wie die Bundesstaaten, und so repräsentieren wir denn im deutschen Schuldenwesen den Bestandteil nichtwerbenden Charakters.
Meine Herren, insgesamt betrugen die deutschen Reichs- und Staatsschulden Anfang 1910 — seitdem wird sich der Betrag noch um etwas, vielleicht um eine Milliarde, vermehrt haben — 19,3 Milliarden Mark. Davon waren nichtwerbende Anlagen 7 bis 8 Milliarden, und von diesen nichtwerbenden Anleihen entfallen fast 43 Milliarden auf das Reich.
Es ist klar, meine Herren, daß diese Entwicklung zu Schwierig⸗ keiten führen mußte. Nicht ungestraft verletzt man die Gesetze der Volkswirtschaft. (Sehr richtig! links) Nur daß es gewöhnlich jahrelang dauert, ehe das Strafgericht vollzogen wird. Sehr richtig! links.)
Die Ausgaben für die Wehrkraft des Reichs sind unzweifel⸗ haft die wichtigsten, welche wir zu bestreiten haben. Aber wir ge⸗ nügen dieser verantwortlichsten und schwierigsten Aufgabe nicht, wenn wir zwar die Ausgaben willig in Rechnung stellen, vor der Deckung aber die Augen schließen, in der Hoffnung, daß die Zukunft das Ver⸗ säumte nachholen werde. (Sehr gut! links, in der Mitte und rechts.) Meine Herren, die Ausgaben für Rüstungen während einer langen Friedensperiode fortlaufend auf Anleihe nehmen, die nicht getilgt wird, heißt nichts anderes, als die Fürsorge für die Existenz der Nation zum Teil auf die nachkommende Generation abzuwälzen (sehr wahr und dieser Generation damit diese Fürsorge doppelt schwer⸗ zumachen. (Sehr richtig Denn auch für unsere Nachkommen wird
noch der Satz gelten, daß gesunde Finanzen ein unentbehrlicher Teil der Wehrkraft sind. (Sehr richtig! rechts)
Spät, meine Herren, fast zu spät, nachdem die Kette der Anleihen mit dem Schlußgliede von 724 Millionen Mark im Jahre 1909 uns schon fast zu Boden drückte, erkannten wir, daß es einer wesentlichen Verstärkung der ordentlichen Mittel bedurfte. Wir haben denn auch neue Steuerquellen beschafft, zweimal hintereinander in rascher Folge und nicht ohne schwere politische Erschütterungen. (Sehr richtig h Gleichzeitig erkannten wir, daß die Grundsätze unserer Wirtschafts⸗ führung schärfer zu handhaben seien, wenn wir das durchgehende Roß dem Zügel wieder gefügig machen wollen; beides hat dann bewirkt, daß dann die Jahreganleihe ein wesentlich besseres Aussehen erhalten hat. Mit einem Ruck läßt sich das nicht erreichen, meine Herren, und die Arbeit ist auch jetzt noch nicht ganz vollendet. Aber es ist doch beruhigend, daß die Anleihe diesmal nur 44 000 00 beträgt, nur 12000 000 M mehr als der Betrag der werbenden Ausgaben. Dieser Unterschied ist nicht beunruhigend, zumal die Grenze zwischen den außerordentlichen und den ordentlichen Ausgaben bei Post und Eisenbahn, insbesondere beim Kap. 85, Tit. 50 bis 52 der fort⸗ dauernden Ausgaben, sehr solide gezogen ist.
Was aber die nichtwerbenden Ausgaben anlangt, meine Herren, so hatten sich die Etats von 1910 und 1911 darauf be⸗ schränken müssen, neue Ausgaben dieser Art dem außerordentlichen Etat fernzuhalten; im Etat von 1912 sind Raten solcher Ausgaben, welche kraft früherer Uebung auf dem außerordentlichen Etat bereits lasteten, auf den ordentlichen Etat übergeführt worden. An der Spitze steht die Rate von 42 Millionen Mark für den Kaiser⸗ Wilhelm⸗Kanal, eine Ausgabe, die nach den 1907 festgelegten und seitdem wiederholt eingeschärften Grundsätzen unzweifelhaft auf den ordentlichen Etat gehört. (Sehr richtig!)
Was das Festungswesen anbetrifft, so befindet es sich diesmal noch zum Teil auf dem ordentlichen und zum Teil auf dem außer⸗ ordentlichen Etat. Im nächsten Jahre werden die noch rückständigen 20 000 000 M im außerordentlichen Etat abgewickelt sein, sodaß die Ausgaben dann ganz in den ordentlichen übergehen. Im übrigen werde ich auf diese Ueberführung auf den ordentlichen Etat später beim Ausgabekapitel noch im einzelnen zurückkommen. Es verbleiben jetzt von den nichtwerbenden Ausgaben auf dem außerordentlichen Etat nur die Zuschüsse zu den Schiffsbauten, welche bis 1917 all⸗ mählich abtrocknen sollen, und der Kleinwohnungsfonds des Reichs⸗ amts des Innern.
Waren im Jahre 1911 noch 182 Millionen Mark nichtwerbender Ausgaben auf dem außerordentlichen Etat, so betragen sie im Jahre 1912 nur noch 103 Millionen Mark, und demgemäß ist die Wahr⸗ scheinlichkeit, daß die Schuldentilgungsbeträge, diesmal 8h Millionen Mark, ihrer wirklichen Bestimmung werden zugeführt werden, erheb⸗ lich gestiegen. In den Jahren 1910 und 1911 war das bekanntlich nur auf dem Umweg über die Ueberschüsse möglich, und da die Differenz, d. h. der Betrag der nichtwerbenden außerordentlichen Aus⸗ gaben ein sehr beträchtlicher war, so mußten, um diesen Effekt zu erzielen, auch die Ueberschüsse sehr beträchtlich sein. Einen so großen Sukkurs hätten wir im Jahre 1912 nicht mehr nötig. Immerhin ersehen Sie aus der Zahl von 103 Millionen Mark, daß auch der Abschluß von 1912 uoch ein sehr günstiger sein müßte, wenn die Schuldentilgung in der bisherigen Weise fortschreiten soll. Insoweit ist also die Bereinigung des außerordentlichen Etats zurzeit noch nicht vollendet.
Meine Herren, Sie sehen, welche Wichtigkeit für die Sanierungs⸗ arbeit, die wir uns mit einander vorgenommen haben, die Ueber⸗ schüsse besitzen. Ich erlaube mir deshalb, Ihre Aufmerksamkeit be⸗ sonders hinzulenken auf den 5 4 des Gesetzentwurfs. Er legt zugleich den Finger auf eine wunde Stelle des außerordentlichen Etats, nämlich auf das Vorschußwesen in der Natural⸗ verpflegung, in der Bekleidungswirtschaft und in der Kohlen⸗ beschaffung beim Heere und in der Bekleidungswirtschaft bei der Marine. Das dort seit längerer Zeit eingebürgerte Verfahren — der Gegenstand ist hier im Reichstage schon mehrfach besprochen worden — führt dahin, daß wir gewissermaßen im ordentlichen Etat eine schwebende Schuld von 100 Millionen Mark aufnehmen. Wenn es uns gelingen sollte, mit Ueberschüssen von 1911 oder 1912 diese Schuld zu beseitigen, so würden wir damit finanziell ganz denselben Effekt erzielen, als wenn wir den Betrag der Reichsschuldverschreibungen verminderten.
Seine eigentliche Bedeutung aber hat der 54 in der Abgrenzung der Ueberschüsse gegen die Matrikularbeiträge.
Meine Herren, eine Uebersicht darüber, was die Bundesstaaten in diesem vierzigjährigen Zeitraum dem Reiche an Matrikularbeiträgen bar bezahlt haben, und was sie an Ueberweisungen bar vorauserhalten haben, ist das Bunteste, was die Geschichte der Finanzen des Reiches bisher hervorgebracht hat. (Heiterkeit) In der ersten Zeit — bis 1879 — bewegten sich die Matrikularbeiträge der Bundesstaaten auf der Durchschnittshöhe von 64 Millionen Mark — ein an sich nicht niedriger und im Verhältnis zu den damaligen Gesamtausgaben des Reiches sogar hoher Betrag. (Sehr richtig! in der Mitte. Dann änderte sich das Bild infolge der Zolltarifgesetzgebung von 1879, in⸗ folge deren bekanntlich die Matrikularbeiträge rasch sanken und sich vom Jahre 1883 ab in Mehrüberweisungen verwandelten — Mehr⸗ überweisungen, die im Jahre 1889 mit 140 Millionen Mark ihren Höhepunkt erreichten.
Meine Herren, leicht muß der damaligen Finanzverwaltung diese Herauszahlung nicht geworden sein (Heiterkeit), und zwar besonders deswegen, well sie gerade in den Jahren 1887 bis 1889 eine Gesamt anleihe von 640 Millionen Mark aufnehmen mußte. Das kennzeichnet überhaupt die ganze Periode. In der Zeit von 1883 bis 1889 haben die Bundesstaaten an Ueberweisungen vom Reich erhalten 512 Millionen Mark, während gleichzeitig das Reich eine Anleihe von 1915 Millionen Mark kontrahierte, nicht zu gedenken der Fehlbeträge, mit denen mehrere der betreffenden Etats abschlossen.