1912 / 46 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Feb 1912 18:00:01 GMT) scan diff

die Straße Alt Moabit hinweg und zwischen den Häusern Alt Moabit Nr. 35 und 36 hindurchgehenden Linie bis zu deren Schnittpunkt mit einer hinter den Häusern der Nordseite der Straße Alt Moabit nach Weften verlaufenden Linie, sodann durch diese Linie bis zu deren Schnittpunkt mit einer hinter den Häusern der Ostseite der Gotzkowsky⸗ straße laufenden Linie und durch diese Linie bis zum Schnittpunkt mit der Mittellinie der Turmstraße,

b. im Rord en: von dem zuletzt genannten Schnittpunkt durch die Mittellinie der Turmstraße und der ge rag bis zum Schnitt⸗ punkt mit der Weichbildgrenze von Berlin .

c. im Westen und Süden: von diesem Schnittpunkte durch die Weichbildgrenze von Berlin bis zur Spree und sodann durch die Mittellinie der Spree stromaufwärts bis zum Ausgange punkt

werden aus der patronatsfreien Heilands-Kirchengemeinde zu Berlin ausgepfarrt und zu einer selbständigen patronaktsfreien Erlöser⸗ Kirchengemeinde zu Berlin vereinigt.

II. Die dritte Pfarrstelle an der Heilands- Kirchengemeinde . mit ihrem derzeitigen Inhaber, Pfarrer Schmidt, als zweite Pfarrstelle auf die neue Erlöser- Kirchengemeinde über. In derselben wird außerdem noch eine (die erste) Pfarrstelle errichtet. III.

Für die neue Erlöser⸗-Kirchengemeinde gelten bis auf weiteres die Gebührenordnungen der Heilands-Kirchengemeinde in Berlin, soweit nicht hinsichtlich der Beerdigungen die durch den Beschluß der Berliner Stadtfynode vom 26. März 1909 für den Südwestkirchhof festgesetzte Gebührenordnung in Anwendung zu bringen ist.

IV.

Die Erlöser Kirchengemeinde wird mit ihren Beerdigungen auf

den für sie auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf einzurichtenden

eigenen Beerdigungsblock verwiesen, V

Auf dem im Grundbuch des Königlichen Amtsgerichts Berlin⸗ Mitte von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 135 Blatt 5013 auf den Namen des Berliner Stadt synodal⸗ verbandes eingetragenen Grundstück Gemarkung Berlin Kartenblatt 12 Parzelle 1191 80 und 1562/80 ist eine zweite Kirche für die Heilands⸗ Kirchengemeinde in Berlin erbaut worden. Diese Kirche wird der künftigen Erlöser-Kirchengemeinde als gottesdienstliche Stätte über⸗ lassen. Ebenso wird ihr das auf demselben Grundstück im Bau be⸗ findliche Pfarr- und Gemeindehaus zur Benutzung als solches über⸗ lassen. Der aus Ziffer 4 und 5 des n. der Berliner Stadtsynode vom 25. April 1904 der Heilands⸗Kirchengemeinde gegen die Berliner Stadtsynode zustehende Anspruch auf den ungestörten und unentgeltlichen Besitz, Gebrauch und Genuß des Grundstücks solange als auf diesem eine landes kirchlichen Zwecken dienende Kirche sich befindet sowie die Verpflichtung zur Uebernahme, der auf dem Grundstück ruhenden Lasten und Pflichten für die Zeit des Besitzes ehen auf die künftige Erlöser⸗Kirchengemeinde über. Eine weitere . erhält die neue Kirchengemeinde nicht.

Indem wir diesen Parochialregulierungsplan zur öffent⸗ lichen Kenntnis bringen, fordern wir die Beteiligten auf, etwaige Einwendungen gegen denselben bis zum 15. März 1912 ein⸗ schließlich an einem Wochentage in der Zeit von 10 Uhr Vor⸗ mittags bis 2 Uhr Nachmittags in dem Zimmer Nr. 41 unseres

Dienstgebäudes, Schützenstraße 26 hierselbst. 2. Stockwerk, bei dem Herrn Konsistorialsekretär Engel oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Legitimation zur Sache

schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu erklären. Berlin, den 13. Februar 1912. (l. S.) Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg,

Abteilung Berlin. Steinhausen.

Aichamtliches Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Chefs des Admiralstabes der Marine, Vizeadmirals von Hee⸗ ringen, des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyngker und des Chefs des Marinekahinetts, Admirals von Müller und konferierten, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg in

dessen Palais.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 17. d. M. S. M. S. „Loreley“ in Piräus, S. M. S, „Panther“ in Monrovia (Liberia) und S. M. S. „Tiger“ in Swatau, am 18. d. M. S. M. S. „Planet“ in Tsingtau und am 19. S. M. S. „Hertha“ in Vigo angekommen.

Bayern. Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗-⸗Regent hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ den Landtag auf den AV. d. M. einberufen.

Mecklenburg⸗Strelitz.

Seine Majestät der König von Montenegro ist gestern vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, in Neustrelitz ein⸗ getroffen und von Seiner Königlichen Hoheit dem Erb⸗ großherzog auf dem Bahnhof empfangen worden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Aus Anlaß der diamantenen Hochzeit des Erz⸗ herzogspagres Rainer hat das österreichische Herren= haus eine Festsitzung abgehalten, in der der Präsident Fürst Windischgrätz eine tiefempfundene Ansprache hielt. Wie „W. T. B.“ meldet, hob er die innige Verehrung hervor, der sich das Erzherzogpaar in der ganzen Monarchie erfreut, und betonte, daß der Erzherzog Rainer im Dienste des Vaterlandes an der Wiege des Verfassungslebens gestanden habe. Die Erz— herzogin erinnere an den unvergeßlichen Feldherrn Erzherzog Karl, dessen in gewaltigem Streite errungener Lorbeer nie ver— welken werde. Der Präsident erbat sich die Ermächtigung, die Glückwünsche des Herrenhauses durch das Präsidium dem Jubelpaare zu übermitteln.

—In der gestrigen Sitzung der Verfassungspartei des Herrenhauses gab der Obmannstellvertreter von Plener dem Schmerze der Verfassungspartei um den Tod des Grafen Aehrenthal Ausdruck und bemerkte, Graf Aehrenthal werde einen Namen in der Geschichte haben und behalten. Er sei es gewesen, der nach langer unbefriedigender

Zeit das Ansehen der Monarchie wieder zu Ehren gebracht habe, nachdem im Inlande verzagter gFessen eren und im UAuslande Zweifel an der Handlungsfähigkeit Oesterreich⸗ Ungarns geherrscht hätten.

Im ungarischen Abgeordnetenhause erklärte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Handelsminister von Beöthy auf eine Interpellation über die Aus sperrung von 2400090 Metallarbeitern, daß keine der beiden Parteien sich bisher an die Regierung gewandt habe. Den Arbeitern sei zwar von seiten der , . gekündigt worden, doch sei die Kündigung nicht endgültig. Die Regierung beobachte strenge Neutralität, verfolge die An⸗ gelegenheit jedoch mit größter Aufmerksamkeit. Hierauf sprach der Ministerpräsident Graf Khuen⸗Héderväry über die politische Lage und erklärte am Schluß seiner Rede, er sei bereit, einen Beschluß des Hauses anzunehmen, der die Re⸗ gierung anweist, die Wahlreformvorlage innerhalb einer bestimmten Frist dem Abgeordnetenhause vorzulegen,

Trotz der Beschlüsse der oppositionellen Parteikonfe— renzen, die eine Fortsetzung der Obstruktion gegen die Wehr⸗ vorlage angekündigt haben, sind die vertraulichen Ver⸗— handlung en fortgesetzt worden, um die Kossuth⸗Partei von der Teilnahme an der Obstruktion abzuhalten und so die Justh⸗Fraktion zu isolieren. Wie das „Ungarische Korrespondenz⸗ Fureau“ meldet, hat der Ministerpräsident den Abänderungs—⸗ vorschlägen, die von der Kossuth-Partei in bezug auf die Wehr⸗ vorlage gemacht worden sind, das größte Entgegenkommen bewiesen.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses standen ver— schiedene Anfragen zur Beantwortung. = Nach dem Bericht des . W. T. B. stellte u. a. der Abg. Harald

Smith an den Staatssekretär des Aeußern die Anfrage, ob seine

ufmerksamkeit auf die Umstände hingelenkt worden sei, unter denen

ein englischer Staatsbürger vor kurzem in Deutschland der Spionage für schuldig befunden wurde, und ob er eine die dabei in Frage kommenden öffentlichen und privaten Interessen befriedigende Er— klärung darüber abgeben könne. In Veriretung Sir Edward Greys bejahte der Ünterstaatssekretär Acland den ersten Teil der Frage, erklärte jedoch keinerlei Mitteilung über die Angelegenheit machen zu

können.

allgemeinen Kohlenbergarbeiterausstand. Schritte

dazu irgend eine Erklärung abzugeben.

Auf verschledene Anfragen, betreffend den Angriff auf den englischen Konsul Smart in Persien, erklärte der Unterstaats⸗ fekretär Achand, die britische Regierung beabsichtige, von Persien eine Geldentschädigung für den Angriff auf, den Konsul und seine Bei dem Ueberfall seien drei Mann ge⸗ tötet und drei Mann infolge von Verwundung dauernd invalide ge— worden. Der Wert der getöteten Tiere und der unbrauchbar ge— wordenen Gegenstände belaufe sich auf 909 Pfd. Sterl. und die von

Begleitung zu verlangen.

England geforderte Entschädigungssumme auf insgesamt 4734 Pfd. Sterl Italien.

Der Migkister des Aeußern Marquis di San Giuliano erna teh erreichisch ungarischen Minister des

uf t Meldung des „W. T. B. e ;

zwischen unseren beiden befreundeten und ver ten Le zu gestalten. Die persönlichen Beziehungen, die mit Eurer Exzellen zu pflegen ihm vergönnt war, nicht weniger wie die völlige Ueberein

stimmung der Ansichten, die er zwischen Ihnen und sich bestehen wußte, haben außerordentlich zu dem vollen Erfolg seiner auf dieses Ziel gerichteten Bemühungen beigetragen. Von denselben Gefühlen befeelt, habe ich mir vorgenommen dem Wege zu folgen, den er vor⸗ gezeichnet hat, und bin sicher, so dem Vertrauen Eurer Exzellenz zu begegnen, dem Vertrauen, daß Sie niemals aufgehört haben, dem hervorragenden Staatsmann zu bezeugen, dessen Verlust wir alle

beklagen.

Der Marquis di San Giuliano antwortete mit folgender

Depesche:

Dle Gefühle, die Eure Exzellenz die Güte hatten, mir zum Auß⸗ druck zu bringen, und die ich in jeder Hinsicht teile, werden in Italien ein sympathisches Echo finden. Ich bin tief davon überzeugt, daß meine Beziehungen zu Eurer Exzellenz, gegründet auf demselben gegenseitigen Vertrauen und derselben Uebereinstimmung der Ansichten, die mich mit dem ausgezeichneten Staatsmann vereinigte, dessen Ver⸗ luft wir alle fo lebhaft beklagen, dazu beitragen werden, die Innigkeit der Beziehungen zwischen unseren beiden befreundeten und verbündeten

Ländern immer mehr zu verstärken.

Rusland.

In der gestrigen Abendsitzung hat die Reichs du ma laut Meldung des „W. T. B.“ in der dritten Lesung die Gesetzes⸗ vorlage über die Reorganisation der Städteverwaltung

in den Gouvernements Polens angenommen.

Luxemburg. Ein gestern vormittag über den Gesundheitszustan des Großherzogs ausgegebenes Bulletin besagt laut Meldun des W. T. B.“:

Infolge von Schluckbeschwerden ist die Nahrungszufuhr beim Großherzog noch immer erschwert, sodaß Kräfteverfall und Gewichts⸗ leichte Temperaturstelgerung sowte Hustenreiz stören die Nachtruhe. Die Herztätigkeit ist befriedigend, die Lunge zeigt keine weiteren Erscheinungen, auch sind andere weitere

abnahme fortschreiten. Eine

krankhafte Veränderungen nicht festzustellen. Norwegen.

Das neue Ministerium hat sich nach einer Meldung gebildet: Irgens Aeußeres,

des „W. T. B.“ in folgender Zusammensetzung Bratlie Präsidium und Verteidigung, Professor Frederik Stang Justiz, Enge 6 Frederik Konow Finanzen, Lil jedahl Kultus, Lin dy

Handel, Bränne Oeffentliche Arbeiten. Amerika.

Wie „W. T. B.“ meldet, sind die Aufständischen in Mexiko jetzt in 18 Staaten mit kriegerischen Unternehmungen beschäftigt, am ernstesten in Coahuila und Durango. In einem Pedro sind N Mann gefallen.

Gefecht am 17. d. M. bei San Afien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ vom Italiener

vor einigen Tagen

15. d. M. aus Lohaja (Arabien) haben die

500 Mann in Farsan gelandet,

In Beantwortung einer Anfrage, ob die Regierung bei einem ergreifen würde, um eine Aufrechterhaltung des Betriebes der gewerblichen Induftrie des Landes und die Zurückhaltung genügender Kohlen— dorräte für Verkehrszwecke sicher zu stellen, antwortete der Handels⸗ minifter Burton, er müsse davon Abstand nehmen, zurzeit über diese Angelegenheit und eine etwaige Stellungnahme der Regierung

1. Tie Simbegt von dem Foslbaren Beweis des Mitgefübls Gurer Exzellenz bitte ich Sie, den Ausdruck der lebhaftesten Bankbarkeit der K und K. Regterung zu genehmigen für die warmen Worte, die das Hinscheiden des Grafen Aehrenthal Ihnen eingegeben hat. Dem Grafen Aehrenthal hat es besonders am Herzen el egen die innigen Beziehungen ündeten Ländern immer enger

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sind auch 200 Anhänger von Said Idris zu Schiff dorthin abgegangen. Die gestern der persischen Regierung überreichte englisch-russische Note bietet, wie ‚W. T. B.“ meldet, Persien einen Vorschuß von vier Millionen Mark zu 7 Prozent an. Dafür erwarten die beiden Mächte, daß Persien 1) ͤ 6. die Grundsätze des englisch-⸗russiscen Abkommens annimmt, 2) die Fidai und andere irreguläre Truppen entläßt, sobald der frühere Schah und sein Bruder Persien verlasen haben, 3) ein kleines wirkliches Heer bildet und 4 sich mit Mohammed Ali auf Grund der mündlichen englisch⸗russischen Verträge vom 6. März vorigen Jahres verständigt. In einem gestern veröffentlichten Manifest wird, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, angekündigt, daß China die eüropäische Zeitrechnung annehmen und daß das Jahr 1912 das erste Jahr der Republik sein wird. Der Praͤsident Juanschikai bereitet eine Mitteilung vor, durch die den Mächten seine Wahl zum Präsidenten bekannt gegeben und die Anerkennung der Republik erbeten wird. Einer zur Wiedereroberung Tienlins abgesandten Abteilung von 800 Mann haben, wie „W. T. B.“ meldet, die japanischen Behörden verboten, die südmandschurische Eisenbahn zu benutzen. Ein zweiter Weg nach Tienlin ist nicht vorhanden.

Afrila. Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Mogador wirbt der dortige spanische Konsul mittels hohen Soldes Eingeborene an, darunter auch solche, die dem französischen Polizeitabor angehören, um sie nach Elksar und Larrasch zu schicken. Der Pascha von Mogador hat dagegen Einspruch erhoben, da die Spanier nicht das Recht hätten, außerhalb ihrer Einflußzone Marokkaner für ihre Truppen anzuwerben, und erklärt, er werde sich der Einschiffung der marokkanischen Rekruten widersetzen.

Nach einer beim türkischen Kriegsministerium einge⸗ laufenen Depesche haben, wie „W. T. B.“ meldet, die türki⸗ schen Truppen am 138.8. M. Derna angegriffen und sind nach dreistündigem Kampfe in zwei Forts westlich vom Djebel el Ükabah eingedrungen, die sie teilweise zerstörten. Die Italiener, die während des Kampfes von dem Feuer ihrer Schiffe unterstützt wurden, hatten beträchtliche Verluste.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Ha uses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (10) Sitzung des Reichstags, welcher der Staalssekretär des Innern Dr. Delbrück, der Staatssekretär des Reicht marineamts, Großadmiral von Tirpitz, der Kriegsminister, General der Infanterie von Heeringen, der Staatzssekretär des . Kraetke, der Staats⸗ sekretär des Reichsschatzhents Wermuth, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco und der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf beiwohnten, wurde die erste Lesung des Reichshaushaltsetats und des Schutzgebietsetats für 1912 fortgesetzt.

Abg. Seyda (Pole): In den heftigen Streit der Parteien über die Wahlen wollen wir unt nicht einmischen. Charaktersstisch ist nur, daß der Abg. Dr. Arendt nach der Rede unseres Fraktionsredneis die Regierung aufforderte, ihre Politik unverändert fortzusetzen. Wir können unsere Schadenfreude nicht unterdrücken, daß die Reichspartei als Vertreterin des Hakatikmus bis zur Bede utungs— losigkelt zusammengeschrumpft ist. Der andere Helfer des Hakatismus ist nach der u n hen Seite gerückt; wir hoffen, daß die Nationallikeralen nun auch uns zu Hilfe kommen werden. Den Konserbativen rufe ich zu, daß es einer der ersten christlichen Grund⸗ sätze ist: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu. Seit über 1500 Jahren leben wir auf unserer Scholle, wir sind also keine bloßen Kolonisten. Wir freuen uns, daß in diesem neuen Reichstag irgend welche Mehrheit zugunsten von Ausnahmegesetzen ein sür allemal verschwunden ist. Im Gegenteil, wir dürfen hoffen, daß der Sprachenparagrayh im Vereinsgesetz aufgehoben werden wird. Während der Wahlen sind Versamm lungen abgehalten worden in polnischer, dänischer usw. Sprache, ohne daß die öffentliche Ordnung irgend wie gefährdet wurde. Wird der Sprachenparagraph aufrecht erhalten, so ist das eine Unterdrückung der Freiheit bon Millionen Staatsbürgern. Wir haben beantragt, bei Vergehen gegen das Vereinsgesetz ein einheitliches Oberlandes— gericht als Berufungsinstanz fur einen Bundesstgat einzusetzen. Ilm liebsten hätten wir das Reichsgericht als oberste Instanz für das Reich vorgeschlagen, allein daß Reichsgericht ist zu überlastet.

Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (18) Sitzung, welcher der Minister für Landwirtschaft ꝛc. Dr. Freiherr von Schorlemer beiwohnte, die erste Beratung des Entwurfs eines Wassergesetzes fort.

Abg. Dr. Beumer (nl): Ich stehe dem Gesetzentwurf nicht so freundlich gegenüber wie mein Fraktionsfreund, der gestern gesprochen hat. Bel meinem höheren Alfer habe ich längere Jahre hindurch Gelegenheit gehabt, den Fiskus pon seiner unangenehmsten Seite kennen zu lernen. Diese meine Erfahrungen bestätigen das Urteil meines Freundes Schmeding, der einmal sagte: ‚Was der Saifisch im Meere, das ist der Flekus auf dem Lande. Was man hätte lun können, um dem Fiskus Rechte an, auf, hinter, neben, in, über, unter, por und jwischen den Wassern zu geben, das hat dieser Entwui getan. Wir sind wohl für eine einheitliche Kodifikation des Wasser⸗ recht, aber nur auf der Grundlage der Parität zwischen Land wirtschast und Industrle. In diesem Sinne habe ich lange Jahre im wasserwirtschastlichen Ausschuß mitgearbeitet; dieser hat eine Denk⸗ schrlft über die Frage verfaßt, die ich den Kommissionsmitglie dern zu Beachtung empfehle. Die ratignes dubitandi, die ich bei diesem Entwurf vorbringen will, beziehen sich meist auf die schon gestem erörterten großen Gesichtspunkte. Ich habe zuerst grund sãtzliche Redenken gegen daß Privateigentum des. Staats an den Wasserläufen einschließlich der fließenden Gewässer. Ich bhe⸗ finde mich da in sehr guter landwirtschaftlicher Gefellschast. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft hat in einem von dem Grafen don Arnim? Schlagenthin-Rasfenheide erfaßten Bericht über den Gesetzentwurf von 1907 gesagt, daß der Gesetzentwurf entgegen dem geltenden Recht ein Privateigentum des Staats an den öffentlichen Strömen schaffe, dessen Konsequenzen bei der un, vermeidlichen Fiskalitit der Verwaltung der Staats domänen/ ö denen nun die Ströme werden, ganz unübersehbar seien. Nach 5 M hat auf Verlangen der Unternehmer bei Strömen dem Staate, be künstlichen Wasserläufen dem Eigentümer unabhängig von Ter . sz hi zu leistenden Entschädigung ein Entgelt für, die Benutzung de Wasserlaufeg zu zahlen, das in angemessenem Verhältnis zu dem . die Verleihung dem Unternek mer eiwachsenden Vorteile steht; ö Unternehmungen zur Entwässerung oder Bewässerung von landwirl⸗

schaftlich genutzten Grundstücken ist in der Regel von der Fest⸗ setzung eines Entgeltes abzusehen. Daß hler Landwirtschaft und

Industrie unparitätisch behandelt werden, darauf lege ich nicht das Dauptgewicht; aher wer soll denn das . Lt hältnis zu dem durch die Verleihung dem Unternehmer erwachsenden Vorteile abschätzen? Das führt tatsächlich zu unübersehbaren Kon— sequenzen, um somehr als hierfür auch die Bestimmung des 5 51 An⸗ wendung findet, nach der die Verleihungsbehörde die Nachprüfung und anderweite K— des Entgelts in bestimmten Zeiträumen sich vor⸗ behalten kann. ch will Ihnen eine wahre Geschichte erzählen: Ein Sägewerksbesitzer an der Lippe wurde von dem Kanalbauamt zu einer Abgabe für das Lagern von Holz in der Lippe veranlagt. Der Sägewerks hesitzer ich habe ihm dabei geholfen erhob im Ministerium der öffentlichen Arbeiten dagegen Wider⸗ spruch⸗ und das Ministerium wies dankenswerterweise das Kanalbaugint an, sich mit einer Anerkennungsgebühr zu begnügen. Bei den Verhandlungen nun kommt die wahre Geschichte sagte der Vexzreter des Kanalbauamts zu dem Sägewerksbesitzer: Sie haben Ihr Geschäft über Gebühr ausgedehnt. (Heiterkett.) Das wäre zum Lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Ich fürchte für Landwirtschaft und Industrie, daß wir ähnliche Entscheldungen zu dem S H4 von den fiskalischen Behörden bekommen könnten, wenn dieser Wortlaut nicht aus dem 6 entfernt wird. Die Motive sagen allerdings, daß sich die ebühren im allgemeinen in maäͤßigen Grenzen halten werden; was kümmern sich aber in Zukunft die fiskalischen Behörden um die Motive eines Gesetzentwurfs? Ich habe zu dem Landwirtschaftsminister ein aufrichtiges und herzliches Vertrauen, aber nichts für ungut, mein Vertrauen zu den Zusagen von Ministern ist durch den seligen Finanzminister von Miquel wollständig erschüttert worden. Als 1898 mein Freund von Eynern auf das Versprechen der Regierung, daß die Üeber⸗ schüsse der Eisenbahnen nicht für den Staat im allgemeinen, sondern im Intere sse der wirtschaftlichen Hebung des Landes verwendet werden sollten, hinwies, sagte der Herr von Miquel und ich sehe noch sein mild lächelndes Gesicht „Ich habe das nicht versprochen, und wenn es mir versprochen wäre, ich hätte es nicht geglaubt. Seit diesem 18. Januar 1898 ich habe mir das Datum gengu gemerkt ist mein Vertrauen in alle zukünftigen Minister und ihre Versprechungen schwer erschüttert worden. In der Kommission müssen diese Bedenken gegen S 54 berücksichtigt werden. Was die Verleihungsakte be⸗ trifft, so kann die Verleihung geboten sein; aber ob die Verleihung auf die Dauer zur Regel zu machen ist, muß in, der Kommission unter dem Gesichtspunkte geprüft werden, daß ber sehr vielen Unternehmungen vor Ablauf der Zeit, für die eine Verleihung. erfolgt ist, eine Amortisation stattfinden müßte. Am allerbedenklichsten ist, die Bestimmung, daß die Verleihung unter Bedingungen“ erteilt werden kann. Es müßte wenigstens hinzugefügt werden. daß die Bedingungen auf keinen Fall dem Wertlaute und Sinne des Gesetzes widersprechen dürfen. Die Wasser⸗ bücher sind ein Fortschritt. Wenn man die Motive liest, kann man den Eindruck gewinnen, als ob hinsichtlich der Häfen der Fiskus dem Privatbesitz ein Geschenk machte. Bei meiner Stellung zum Fiskus muß ich aber immer sagen: Quidquid id est, timeo fiscum et dona ferentem. In der Kommission wird man einen klaren Wortlaut dieser Bestimm ungen feststellen müssen. Zwangsgenossenschaften lehne ich nicht ab, weil ich glaube, daß sie im Interesse der Weiter⸗ entwicklung nötig sind. Aber es müssen dann nach dem Vorbild des Zweckverbandsgesetzes bestimmte Garantien geschaffen werden. Nicht einverstanden sein kann ich damit, daß Zwangsgenossenschaften gegen den Willen aller Beteiligten gebildet werden können. Meines Wissens sind im sächsischen, bayerischen und württembergischen Gesetze solche Bestirm mungen nicht vorhanden; es ist nur der Hic lte ee der Minderheiten vorgesehen. Bei der Beratung des Gesetzes über die Wassergenossenschaften hat seinerzeit der Abg. Miquel, der damals noch nicht Finanzminister war, darauf hingewiesen, daß ein gewisser Zwang natürlich nötig sei, daß aber zum Schutze der Minderheiten nicht weit genug gegangen werden könnte. Dem schloß sich der darnalige Abg. Freiherr von Schorlemer⸗Alst an. Vielleicht hat der jetzige Tandwirtschaftsminister diese Worte von seinem ihm persönlich nahestebenden Herrn Vater in Erinnerung. Ich muß mich auch gegen die Bestimmungen wenden, die den Minister befähigen, Richter in eigener Sache zu sein. Es wäre ein gangbarer Weg, wenn der Bezirksausschuß die Entscheidung in erster Instanz hätte und nach dem Vorbilde des Bergausschusses Stromausschüsse man kann sie auch Wasserämter nennen als zweite Instanz gebildet würden, denen als letzte Instanz das Oberverwaltungs⸗ gericht oder auch ein Landeskulturgericht angefügt werden könnte. Die Wasserstraßenbeiräte ich gehöre zweien an führen ein ziem⸗ lich schattenhaftes Dasein, für sie gilt wirklich das Wort, das auf den Fürsten Bismarck an einer gewissen Stelle angewendet wurde, „sie jebben nix to seggen“; hat man die Bezirkseisenbahnräte und den Landeseisenbahnrat noch Schaumklöße genannt, so ist hier von Kloß keine Rede mehr, höchstens noch von Schaum. Die Wünsche des Bergbgues, die zu dem Gesetzentwurf dem Hause in einer besonderen Denkschrift unterbreitet sind, kann ich nur aufs wärmste unterstützen. Bei Kollistonen muß dem Berg⸗ recht unter allen Umständen der Vorzug vor dem Wasserrecht zustehen, und die Aufbereitungsanstalten müssen dem Bergbau gleich⸗ gestellt werden. Bei der Abwässerung dürfen den Bergwerkseigentümern nicht Maßnahmen auferlegt werden, die zur Einstellung des Betriebes führen müßten; hinsichtlich der sog. Grubenwässer muß die bis⸗ herige Gesetzgebung weitergelten, das muß ins. Gesetz hinein⸗ geschrieben werden. In dem Verzeichnis der Schiffahrtskanäle ist der Dortmund⸗Ems⸗Kanal als Bestandteil des Rhein⸗Weser-Kanals aufgeführt. Diese Klassifizierung widerspricht dem Wortlaut des Wasserstraßengesetzes von 1805; soll er hier vielleicht hinterrücks dazu gestempelt werden? Professor Laband nennt einen solchen Verfuüch eine kühne Entstellung des Worlauts und Sinnes des S818 des Ge setzes von 1905. Sie sehen, was dem Fiskus alles möglich ist, und wie re t ich mit meiner Mahnung hatte, vor dem Fiskus auf der Hut zu sein. Das Gesetz gleicht einem schönen Garten mit Blumen, lieblich anzusehen; aber ich möchte vor diesem Garten die Warnungstafel aufgerichtet sehen: „Hier liegen Fußangeln!“

(Schluß des Blattes.

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Schutz⸗ truppengesetz es nebst Begründung zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Tohnbewegung der englischen Bergarbeiter wird dem WB. T. B. aus London telegraphiert: Sir George Askwith hat nach Beratungen mit dem neuen, im Oktober v. J. ge⸗ Gin deten In du strierat (Industrial geungil) der Regierung

ericht über die Lage in der Kohlenindustrie erstattet. an erwartet, daß die Regierung auf Grund dieses Berichts sofort * dem Bezirk des englischen Einigungsamts, der ungefähr ein ö der Kohlengruben Großbritanntens umfaßt, Schritte ergreifen 53 In dwales, Northumberland, Durham sowie

cho tt land dauern die Verhandlungen mit den Arbeitgebern und Welte in fort, und man hofft, daß hier eine Einigung erzielt wird. . Vollzugsausschuß der Gewerkschaft, der Transport- r . beschloß, in der Vorstandssitzung, die am nächsten Freitag * Manche ster stattfindet, einen allgemeinen Sympathie⸗ 6 zu empfehlen, sofern der Kohlenarbeiterstreik aus⸗ ö ö. Die Absicht ist, das Ausladen und die Beförderung im= 9. ierter Kohlen zu verhindern. Der Polizeichef der Graf—

aft Glam organ hat um Entsendung von 3606 Mann In«⸗

fanterie und 500 Mann Kavallerie gebeten. Als Begründun führte er an, die Bergleute seines Bezirks könnten, da ö. ö. Streikfonds hätten, den Streik auf friedlichem Wege nicht erfolg⸗ reich durchführen. Es sei deshalb notwendig, daß er vorbereitet el, Augschreitungen und Plünderungen im Keime zu ersticken. Die Behörden würden es nicht nur mit Ausständigen, sondern mit . ö. . durch Not zum Aeußersten getriebenen Bevölkerung

Kunst und Wisseuschaft.

Aus der dem Reichstag zugegangenen Denkschrift über wi = schaftliche und künst lerische k . dem Etat des Reichsamts des Innern gefördert werden sei noch folgendes mitgetellt (vergl. Nr. 45 d. Bl.). Zur Fort führung und Vollendung des Grimmschen deutschen Wöxrtzerbuchs sind 40 000 ½, 5000 mehr als im Vorjahre, in den Etat eingesetzt. Die Zentralsammelstelle in Göttingen hat in den beiden letzten Jahren ihre Aufgabe über Erwarten fördern können. Die Zahl der Exzerptoren ist auf 324 gestiegen, die bisher 1040009 Zettel geliefert haben; außerdem haben die Assistenten und andere Hilfskräfte nech weitere 90 009 Zettel beigesteuert, sodaß der Zettelapparat mit Einschluß des älteren Materials z. 3. 1286 000 Jettel umfaßt. Obwohl noch fühlbare Lücken bestehen, kann die Haupt⸗ arbeit der Exzerptoren als abgeschlossen gelten. Um so dringender wird die Zentralsammelstelle künftig durch die Unterstützung der Mitarbeiter des Wörterbuchs in Anspruch genommen werden, denen sie insbesondere technisches und dialektologisches Wortmaterial zuzuführen, bei der Prüfung der Belegstellen und in Einzelfragen zu helfen und deren Manuskript sie redaktlonell zu prüfen hat. Es ist ein neues Regulativ entworfen und das große Quellenverzeichnis weiter gefördert worden. In der Berichtszeit sind je zwei Lieferungen des G des 8 und des M erschienen, und es ist anzunehmen, daß schon in diesem Jahre sich die Früchte der Neuorganisation in sehr be— schleunigtem Fortgang des Wörterbuchs zeigen werden. Die Zahl der Mitarheiter des Wörterbuchs, die sich vor der Neuorganifalion auf 6 96. 6 jetzt 17. ;

n der internationalen Bibliographie der Natur— wissenschaften will sich das Reich im laufenden Jahr mit 10 0090 beteiligen (6000 M mehr als 1911). Die Bearbeitung der deutschen naturwissenschaftlichen Literatur für den in London er— scheinenden ylnternational Catalogue of Scientifie Literature ist durch das deutsche Bureau fortgeführt; es konnten die Bände 13 und 14 ganz und von Band 15 die Nummern 1—30 ausgegeben werden. Vom 7. Jahrgang des Catalogue wurden folgende Bände ausgegeben: Chemie. Meteorologie, Botanik, Anatomie, Anthropologie und Physiologie. Der Jahrgang ist damit abgeschlossen. Auch der 3. Jahrgang ist vollständig erschlenen sowie vom 9. folgende Bände: Nathematzt Mechanik, Astronomie, Geographie und Zoologle. Die Bände: Physik, Chemie, Meteorologie, Mineralogie, Geologie Paläontologie, Biologie, Botanik, Anatomie, Anthropologie, Physiologie und Bakteriologie sind im Druck. Vom 10. Jahrgang können die Bände: Mathematik, Chemie, Astronomie, Mineralogie,

bet dem Zentralblureau in London eingegangenen Artikel bellef szi bis Ende September 1911 auf 1877 768, wovon rund 858 35 ö denn g, re, fel, erg.

ür die wissenschaftliche Bearbeitung und Versffent⸗— lichung der Ergebnisse der Tiefseeexpedition sind, ö. im Vorjahre, 20 000 6 gefordert. In der Berichtszeit sind Bearbeitungen erschienen über das Grammgridenauge, die Oegopsida (nebst einem Atlas), die Astrosphäriden, die Anthomedusen und Leptomedusen und dle Pennatulacea; im Druck befinden sich Abhandlungen über die Pagu⸗ riden, die gestielten Krinoiden und die Kepholopoden (2. Teil). Die Verteilung des bearbeiteten Materials der Expedition an die einzelnen Museen und Institute ist im Gange. Insbesondere hat das Museum für Naturkunde in Berlin, dem die den Beschreibungen zugrunde gelegten Typen zu überweisen sind, bereits sämtliche Gruppen erhalten, deren Bearbeitungen veröffentlicht wurden. Das Material ist so. reichhaltig daß die Direktion des genannten Museums mit einer Aufstellung der Sammlungen in Räumen, die auch dem Publikum zugaͤnglich gemacht sind, begennen hat. Aus den mehrfach vorhandenen Stücken sind einer größeren Anzahl von Museen und zoologischen Instituten Samm⸗ lungen übermittelt worden. Hierbei fanden die Landesmuseen in erster Linie Berücksichtigung; es war aher auch noch möglich, für die einzelnen mit Universitäten verbundenen Anstalten charakteristische Vertreter der Tiefseetierwelt zusammenzustellen.

. Der diesjährige Beitrag des Reichs für das internationale Institut für Sozialbibliographie ist wieder auf 15 000 (M veranschlagt. Die Zahl der Mitglieder dieses Instituts, die Ende 1808 379 betrug, war bis zum 1. Oktoher v. J. auf Höl gestiegen. Die Zahl der bearbeiteten Zeitschriften stieg in der Berichtszeit von etwa 1300 auf etwa 2500; die Zahl der bibliographierten Arbeiten (Bücher und Aufsätze) betrug 1999 etwa 21 0909, 1919 etwa 27000. Weitere sachkundige ständige wissenschaftliche Mitarbeiter sind heran⸗ gezogen, und für jedes Sprachgebiet ist ein möglichst in dem be⸗ treffenden Lande wohnender Fachmann gewonnen. Die Veröffent⸗ lichungen des Instituts waren bis 1908 nur die monatliche Biblio⸗ graphie der gesamten Speziglwissenschaften und der Jahrbücher. Dinzu trat 1908 die erste Monographie: der sozialwissenschaftliche Zeitschriftenführer, enthaltend eine Zusammenstellung der wissens⸗ werten Daten von etwa 6000 Fachzeitschriften, der demnächst in ver⸗ vollständigter neuer Auflage erscheinen wird. Vom Jahre 1910 ab wurde zur Hebung des Absatzes im Auslande von der Monatsschrift eine französische und eine englische Ausgabe veranstaltet, zu denen seit 1911 noch eine amerikanische, italienische und russische Ausgabe traten.

y ö Mt denn ,, Semlnare der Uni⸗ versitäten und technischen Hochschulen, von Parlamentariern, Fach⸗ schriftstellern und Journalisten benutzt. dach Zur Unterstützung der Gesellschaft für deutsche Erziehungs⸗ und Schulgeschichte sind wieder 30 900 ½ ausgeworfen. Vom Oktober 1908 bis dahin igll hat die Gesellschaft veröffentlicht: Von den Monumenta Germaniae paedagogica den Band 46 (die Ge⸗ lehrtenschulen Preußens unter dem Oberschulkollegium 1787 - 1806 und das Abiturientenexamen, 1. Teil), den Band 47 (Dokumente zur Geschichte der humanistischen Schulen im Gebiet der bayerischen Pfalz), den Band 48 (Teil 2 der Gelehrtenschulen) und Band 49 (Dokumente zu Band 47). Außerdem wurden 5. Beihefte veröffent⸗ licht, in denen Arbeiten uͤber das Unterrichtswesen in Bayern, in der Schweiz und Sachsen enthalten sind; endlich gab die Gesellschaft den 20, Band ihrer „Mitteilungen“ heraus. Die bibliographische Auf⸗ nahme der in den deutschen Büchereien vorhandenen Schulbücher, die in Deutschland bis 1800 gedruckt worden sind, wurde fortgesetzt. Zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Veroͤffent— lichung der Ergebnisse der Südpolarexrpeditton werden im diesjährigen Etat 28 200 S, d. h. 1700 mehr als im Vorjahre, gefordert. In den beiden letzten Jahren konnten Veröffentlichungen auf allen Arbeitsgebieten Geologle, Meteorologie, Erdmagnetismus, Botanik und Zoologie erfolgen. Von besonderem Interesse waren dle geologischen Darlegungen, die aus den bei Lotungen des Expeditionsschiffes „Gauß“ gesammelten Meeresbodenproben zum ersten Male Schichtungen am Grunde der Tiefsee nachwiesen und sie mit Schwankungen in Klima sowig in der Verteilung von Meer und Land in Beziehung brachten. Die met eorologischen Arbeiten beginnen nach Charakteristik det Klimas der „Gauß“⸗Station die ganze Klimalage und die ng, des Südpolarkontinents zu behandeln. Daraus ergaben sich wichtige Schlüsse über dieses Fest⸗ land selbst; z. B. daß es südlich vom Weddellmeer, wo die neue deutsche Forschungsreise vordringen will, jedenfalls schwer zugänglich ist. Die erdmagnetischen Arbeiten bringen wesentlich veränderte Dar— stellungen der Linien gleicher Abweichung der Magnetnadel von der Richtung der Meridiane, was für die Neuzeichnung der Seekarten

von besonderer Bedeutung ist, und beginnen mit der Behandlung der

Geographie und Zoologie in Kürze erscheinen. Die Gesamtzahl der'

Die Auskunftstelle wurde fortgesetzt von Referendaren, Assessoren,

Veränderungen dieser Abweichung und damit des Wesens der erd⸗ magnetischen Kräfte. Die botanische Arbeit behandelt die Pflanzen⸗ welt der Kerguelen sowie ihre Beziehungen zum Lande, Klima und Lickt. Die acht zoologischen Hefte enthalten Arbeiten Über Protozoen, Sponglen, Coeluteraten, Brachiopoden, Würmer, Crustaceen, Mollusken, Tunikaten und Säugetiere. Die Zahl der von der Gauß Expedition gefundenen neuen Arten ist auf 535 gestiegen und übertrifft damit z. B. die Zahl der von der englischen Expedition gesammelten und beschriebenen neuen und schon früher bekannten enn, . e ,

. eitrag zu den laufenden Betriebskosten der ö station Bodensee für die Erforschung der . schichten sind wieder 10 000 ½½ in den Etat gestellt. Die Drachenstation hat während der beiden letzten Jahre fast an allen Werktagen Messungen der freien Atmosphäre vornehmen können. Die Höhen, bis zu denen die meteorologischen Verhältnisse festgestellt werden konnten, haben eine wesentliche Steigerung erfahren; so be⸗ liefen sie sich in der Zeit vom 1. April bis J. Oktober 1911 durch⸗ schnittlich auf rund 4200 m. Die praktische Verwertung der käglichen Messungen ist ziemlich umfangreich. So wurde in ben Sommer mongten d. J. 1911 an 12 meteorologische Anstalten und Wetter⸗ dienststellen telegraphisch Nachricht gegeben. Seit Juli 1911 ver—⸗ wendet auch der im Abservatorium in Lindenberg eingerichtete Warnungsdienst für Luftschiffer diese Meldungen. Die Ergebnisse der Messungen bis 1919 einschl. sind im Druck erschtenen. ?

Als Beitrag für den Verein zur Erhaltung des kunst⸗ historischen Instituts in Florenz e. V. sind wieder 15 000 , gefordert. Das dem Institut zur Verfügung stehende Arbeitsmaterial hat sich in den belden letzten Jahren stark vermehrt. Die Bücherei ist auf 6200 Werke, die Abbildungensammlung auf 25700 Blätter ange wachsen, Fine von der Generalperwaltung der Königlichen Museen in Berlin dem Institut geschenkte Abgußsammlung von ita— lienischen Renaissancemedaillen besteht schon aus Gipsabgüssen von mehr 3 S800 Medaillen. Veröffentlicht wurden die Jahresberichte für 1909 10 und 1910/11, die Mitteilungen‘ des Inslituts Schluß des Band 13 der 4. Band der „Italienischen Forschungen“, der archivalische Beiträge zur Geschichte der venezianischen Kunst aus dem Vachlaß Gustav Ludwigs enthält. Die Zahl der Mitglieder des ir n e n. 2 ö. ö. ö i n if gen Kultus ministertum ft e Wintermonate beurlaubten Oberlehrer haben stitut ihre Studien Rückhalt gefunden. . 1

ö Wiederum 3560 000 M sind als Beitrag für das Deutsche Museum in München ausgeworfen. In den beiden letzt⸗ verflossenen Jahren konnten die belden vorläufigen Museen im wesent⸗ lichen vollendet werden. Neu eingerichtet wurden die Gruppen Fundation, Straßen- und Tunnelbau, für die wertvolle Tunnelmodelle, namentlich aus der Schweiz, gestiftet wurden; die Gruppe Luftschiffahrt, für die neue große Saͤle geschafft werden mußten, und die Abteilung Eisenbahnsignal⸗ und Sicherungs⸗ wesen., Unter den Zugängen seien erwähnt das von Seiner Majestät dem Kaisen überwiesene Schnittmodell des Linienschiffes Rheinland im Maßstabe 1: 25 mit Bewegungseinrichtungen. Das Reichsmarineamt, hat weitere Modelle von Schiffen sowie das einer Taucherschachtgründung überwiesen; die österreichische Regierung stiftete kostbare Radiumpräparate aus Joachimsthal. Sehr reichhaltig waren die Zuwendungen, deren sich die Abteilung Luft⸗ schiffahrt von Behörden und Privaten zu erfreuen hatte. Unter den Erwerhungen verdienen besonders die Originglayparate von Tycho Brahe sowie in Paris erstandene astronomische Instrumente, darunter ein großes Astrolabium von Erasmus Habermehl, wertvolle Sonnenuhren u. 4. genannt zu werden. Das Museum ist täglich von 9 früh bis 7 Uhr lbends, an Sonn⸗ und Feiertagen bis 6 Uhr Abends geöffnet; es weist mit 69 wöchentlichen Vefache fun den die größte Zugänglichlichkeit von allen Museen des Festlandes auf. Der Eintritt kostet 29 . Schulen erhalten Ermäßigung, Vereine, Kongresse u. a. freien Eintritt. Die Besuchsziffer betrug in den letzten Jahren je 300 000 Personen. Aus Anlaß von Kongressen fanden zahlreiche Führungen unter Leitung von Fachmännern statt. Besondere Sorgfalt wurde den regelmäßigen Führungen durch die einzelnen Museums⸗ gruppen gewidmet, die täglich außer Sonnabens von 8 bis 10 Abends stattfinden, damit sie auch von Arbeitern und Gewerbetreibenden besucht werden können, und die sich zurzeit auf 24 verschiedene Museums⸗ abteilungen erstrecken Vom Museumgneubau ist das Sammlungs⸗ gebäude im Rohbau fertig. Der Neubau wird nicht nur von den vom Reich, dem Königreich Bavern, der Stadt München und der deutschen Industrie zur Verfügung gestellten Barmitteln von Millionen Mark, sondern auch unter Zuhilfenahme von Material⸗ stiftungen ausgeführt, die aus allen Teilen des Reichs an⸗ geboten und von den deutschen Bahnen frachtfrei befördert werden. Bisher sind etwa 5000 Tonnen Zement, 2200 Tonnen Form⸗ und Stabeisen, 1000 Tonnen Kalk, Gips u. dergl., 3590 4m Glas u. a. gestiftet worden. Es sind ferner die sämtlichen Personen⸗ und Waren⸗ aufzüge gestiftet, auch die kostenlose Montage der eisernen Hallen ist zugesichert. Die Mitgliederzahl stieg von etwa 2090 vor Einleitung der Werbung auf 4500, die Höhe der jährlichen Beiträge und Zu⸗ schüsse von 66 0090 S6 auf 103 000 S½, die einmaligen Zuschüsse von 1800000 M auf 2200 000 6. Insgesamt verfügt das Museum jetzt über jährlich 27 000 4M ordentliche Einnahmen, denen gleich hohe ordentliche Ausgaben gegenüberstanden. Um auch nichtbemittelten Schülern aus allen Teilen des Reichs den Besuch des Museums zu i her sind Stipendien geschaffen, deren Zahl sich z. 3. auf 70 eläuft.

Endlich enthält die Denkschrift noch Mitteilungen über die mit Reichsheihilfe unternommene W ie derherstel lung des ehemaligen Kurfürstlichen Schlosses in Mainz und über die mit Reichs⸗ mitteln betriebens Aufdeckung des römischen Grenzwalles. Timet). Im Mainzer Schloß konnte bereits im Mal 1910 Das Römisch-Germanische Zentralmuseum eröffnet werden. Die inzwischen fertiggestellten Räume im zweiten Obergeschoß sind der städtischen Bildergalerie dienstbar gemacht. Der Kredit für die zweite Bauzeit hat 2864 099 . und die Kostenüberschreitung 592 betragen. Für die dritte Bauzeit sind im Jahre 1910 rund 310 000 4 bewilligt worden; von dieser Summe wurden bisher 72 00 M ver- wendet. Die Arbeiten an der rheinseitigen Fassade sind fertiggestellt und die Wiederherstellung des Dachstuhls und die , ist ausgeführt worden. Wie Reichs-Limeskommission hat von dem Limeswerk 3 umfangreiche Lieferungen herausgegeben. Die 33. Lieferung behandelt das in Bayern gelegene Kastell Stockstadt a. M.; die 34. das bayerische Kastel Milten⸗ berg a. M.. und die 35. die gleichfalls in Bayern gelegene Römerstãtte . a. d. Den au, einen der bedeutendsten und reichsten enn des Limesgebiets, wo der historische Verein Dillingen seit vielen Jahren Ausgrabungen betrieb. Die Veröffent. lichung im Limeswerk gibt eine Zusammenfassung aller bisherigen Auggrahungs ergebnisse, setzt den großen geschichtlichen und archäclo⸗ gischen Gewinn der Faiminger Ausgrabungen zum ersten Male in das rechte Licht und liefert durch ihre Behandlung der römischen Keramik des ganzen rätischen Limeslandes eine neue und sichere Grundlage für alle weiteren archäologischen Forschungen im oberen Donaugebket. Mit den Veröffentlichungen über die Kastelle Ems in Nassau sowie Inheiden und Altenstadt in Oberhessen wurde he gonnen. Für die Veröffentlichung der im Rückstand be— findlichen Abteilung A. des Limeswerkes wurden die be⸗ reits früher aufgezeichneten militärgeographischen Abschnitte und die Darstellung des Straßennetzes zu fünf Strecken einer durch- greifenden Revision unterzogen, während Text und Tafeln der zweiten Strecke, die von der Lahn bis zur Aare reicht, in der Hauptsache fertiggestellt und das schon vor längerer Zeit beschaffte Material über die vierte, oberhessische Strecke an Ort und Stelle revidiert und er- gänzt wurden. In der östlichen Wetterau ist diese Arbeit im Herbst 1911 abgeschlossen worden.

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