. 6 Professor, Aus wandereranwalt des Evange⸗ lischen Hauptvereins für deutsche Ansiedler und Auswanderer, Divisionspfarrer a. D., Direktor der deutschen Kolonialschule Wilhelmshof, Witzenhausen,
5) Fritsch, Wirklicher Geheimer Rat, Unterstaatssekretär a. D., Groß Lichterfelde bei Berlin,
6) Dr. Goes, Kaiserlicher Konsul, Direktor der Santa Catharina⸗Eisenbahngesellschaft, Berlin,
von Graß, Königlich preußischer Wirklicher Geheimer Rat, Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Mitglied des Landesökonomiekollegiums, Rittmeister a. D., Kreisdeputierter und Rittergutsbesitzer, Klanin bei Groß Starsin,
8) Hermann Hasenelever, Königlich preußischer Kom⸗ merzienrat, Remscheid (Ehringshausen),
9) Heineken, Direktor des Norddeutschen Lloyd in Bremen,
10 Dr. Jannasch, Vorsitzender des Zentralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Aus⸗ land, Berlin,
11) Dr. Kettler, Professor, Direktor a. D. des Statisti⸗ schen Amts in Hannover, Hannover,
19 August Nebelthau, Kaufmann in Bremen,
13) Dr. Nocht, Medizinalrat, Professor, Mitglied des Hamburgischen Medizinalkollegiums und des Reichs gesundheits⸗ rats, Hamburg,
14) Reiß, Geheimer Kommerzienrat, Mannheim,
15) Freiherr von Würtz burg, erblicher Reichsrat der Krone Bayern und Oberst à la suite der Armee in München,
16 Paul Zilling, Königlich württembergischer Kom⸗ mer zienrat, Direktor des Exportmusterlagers, Stuttgart.
Vorstehendes wird auf Grund des Artikels 3 des gedachten Reg ulativs bekannt gemacht.
Berlin, den 31. März 1912.
Der Reichskanzler. In Vertretung: von Kiderlen⸗-Waechter.
Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe von Schuldverschreibungen der Pfälzischen Hypothekenbank inLudwigshafen a. Rh. auf den Inhaber.
Der Pfälzischen Hypothekenbank in Ludwigs⸗ hafen a. Rh. wurde die Genehmigung erteilt, innerhalb der gesetzlichen und satzungsmäßigen Umlaufsgrenze nachstehende, auf den Inhaber lautende, in Stücke zu 5000, 2000, 1000, 500, 200 und 100 M6 eingeteilte Schuldverschreibungen in den Verkehr zu bringen:
10 000 000 , bis zum 1. Januar 1922 nicht rückzahlbare Hypothekenpfandbriefe (Serie 65).
München, 21. März 1912.
Königlich bayerisches . des Innern.
von Braun.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 18 des Reichs gesetzblatts. enthält unter
Nr. 4045 das Gesetz, betreffend die vorläufige Regelung des Reichshaushalts für das Rechnungsjahr 1912, vom 31. März 1912, und unter
Nr. 4046 das Gesetz, betreffend die vorläufige Regelung des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1912, vom 31. März 1912.
Berlin W., den 31. März 1912.
Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Direktor des Dreikönigsgymnasiums in Cöln Dr. Georg Wefener anläßlich seines Uebertritts in den Ruhestand zum 1. April d. J. den Charakter als Geheimer Regierungsrat,
dem Geheimen Kanzleisekretär im Ministerium der öffent⸗ lichen Arbeiten Robert Hanf bei dem Uebertritt in den Ruhe⸗ stand den Charakter als Kanzleirat und
dem Schichtmeister Bechtolf in Obervölklingen, Landkreis Saarbrücken, bei feinem Uebertritt in den Ruhestand den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen sowie
die auf den Konsistorialrat und Pfarrer an St. Petri Haenisch in Posen gefallene Wahl zum Senior der evan⸗ gelischen Unitätsgemeinden in der Provinz Posen zu bestätigen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst zu verleihen geruht: .
den Charakter als Geheimer Regierungsrat: dem Ersten Syndikus der schlesischen Generallandschaftsdirektion Lucgs in Breslau und dem Landschaftssyndikus, Justizrat Pritsch in Jauer,
. Charakter als Geheimer Baurat:
und Baurat Fischer in Breslau,
den Charakter als Rechnungsrat; Beamten bei der Ansiedlungskommission in Posen: dem Sekretär Becker, dem Sekretär Bergner, dem Prãäsidial⸗ sekretär und Bureauvorsteher Huth, dem Rechnungsrevisor Pilaski, dem Sekretär Schmidt und dem Sekretär Maeuer in Posen,
. Charakter als Veterinärrat: dem Gestütinspektor und
Oberroßarzt Matthias in Trakehnen, Kreis Stallupönen,
den Eharakter als Oekonomierat: dem Oberlehrer der Landwirtschaftsschule von Stöltzer in Dahme (Mark), Kreis Jüterbog⸗Luckenwalde, dem Mitgliede der Landwirtschafts⸗ kammer für die Provinz Schlesien Sobotta in Broslawitz, Kreis Tarnowitz, dem Rittergutspächter Kehrhahn in Bronkow, Kreis Kalau, dem Rittergutsbesitzer und Domänen pächter Mettenheimer in Urbanowitz, Kreis Kosel O. S., dem Freigutsbesitzer Köhler in Alsleben, Mansfelder Seekrels, dem Generalsekretär des land- und forstwirtschaftlichen Hauptoereins Zürn in Hildesheim und dem Generalsekretär Fes Verbandes ländlicher Genossenschaften der Provinz West⸗ falen Quab eck in Müinster,
dem Regierungs⸗
den nachgenannten
den Charakter als Landesökonomierat mit dem persoönlichen Range der Räte vierter Klasse: dem Vermessungsinspektor bei der Generalkommission, Oekonomierat Huppertz in Düsseldorf bei seiner Versetzung in den Ruhestand.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Dem technischen Lehrer an der Fachschule für die Klein⸗ eisen- und Stahlwarenindustrie in Schmal alden Paul Erler ist vom 1. April d. J. ab bis auf weiteres die Leitung der e uh für die Eisen⸗ und Stahlwarenindustrie des Siegener andes in Siegen auftragsweise übertragen worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Domänenpächter Hugo Wahnschaffe zu Wester—⸗ burg im Regierungsbezirk Magdeburg ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.
Die Ober försterstellen Warthewald im Regierungs⸗ bezirk Posen, Frankenau im Regierungsbezirk Cassel und Hatzfeld im Regierungsbezirk Wiesbaden sind voraussichtlich zum 1. Juli 1913 zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 20. April eingehen.
Oberrechnungskammer.
Der bisherige Regierungskanzlist König aus Berlin ist zum Geheimen Kanzleisekretär bei der Königlichen Ober⸗ rechnungskammer ernannt worden.
Bekanntmachung,
betreffend die Felix Mendelssohn-Bartholdy⸗Staats⸗ stipendien für Musiker.
Am 1. Oktober d. J. kommen zwei Stipendien der Felix Mendelssohn⸗Bartholdyschen Stiftung für befähigte und strebsame Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 . Das eine ist, fü Komponisten, das andere für ausübende Ton⸗ künstler bestimmt. Zur gleichen Zeit erfolgt die Verteilung der Zinsen eines von den Verwandten des Generalmusikdirektors Dr. Felix Mendelssohn⸗Bartholdy, den Herren Geheimen Kom⸗ merzienrat Ernst von Mendelssohn-Bartholdy und den Bankiers Robert und. Franz von Mendelssohn zum Andenken an die 50. Wiederkehr des Todestages des Dr. Felix Mendelssohn⸗-Bartholdy ö Kapitals von 30 000 „P und die Bewilligung von Unter— tützungen aus den Zinserträgen eingetretener Ersparnisse der Stiftung. Die Verleihung der Stipendien und Unterstützungen geschieht an Schüler der in Deutschland vom Staate subventionierten Ausbildung sinstitute, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Nationalität.
Bewerbungsfähig ist nur derjenige, wescher mindestens ein halbes Jahr Studien an einem der genannten Institute gemacht hat. Aus⸗ nahmsweise können preußische Staatsangehörige, ohne daß sie diese Bedingungen erfüllen, ein Stipendium oder eine Unterstützung empfangen, wenn das Kuratorium für die Verwaltung der Stipendien ö . Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für geeignet erachtet.
Die Stipendien werden zur Fortbildung auf einem der be⸗ treffenden, vom Staate subventionierten Institute erteilt, das Kura—⸗ torium ist aber berechtigt, hervorrggend begabten Bewerbern nach Vollendung ihrer Studien auf den? Institute ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen, durch Besuch aus—= wärtiger Institute usw. zu verleihen. Auch die Gewährung von Beihilfen und Unterstützungen erfolgt nur an Schüler der in Deutsch⸗ land vom Staate subventionierten Ausbildungsinstitute, oder an solche, welche Schüler eines dieser Institute gewesen sind, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts. der Religion und der Nationalität nach dem freien Ermessen des Kuratoriums.
Sämtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Er⸗ füllung der obigen Bedingungen und einem kurzen, selbstgeschriebenen Lebenslauf, in welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind nebst einer Bescheinigung der Reife zur Kon⸗ kurrenz durch den bisherigen . oder dem Abgangszeugnis von der zuletzt besuchten Anstalt bis einschließlich den 36. Juni d. J. an das, Kuratorium der Felix Mendelssohn⸗ Bartholdy⸗Stipendien, Charlottenburg ?, Fasanenstraße
Nr. 1, einzureichen. Gesuche nicht berück⸗
Später eingehende sichtigt werden.
Den Bewerbungen um das Stipendium sowie um Unterstützungen für Komponisten sind eigene Kompositionen nach freier Wahl unter eidesstattlicher Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihilfe na, worden ist, beizufügen.
ie Verleihung des Stipendiums und der Unterstütz ungen für ausübende Tonkünstler erfolgt auf Grund einer Ende September d. J. in Charlottenburg durch das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.
Charlottenburg, den 1. April 1912.
Der Vorsitzende des Kuratoriums. Dr. Kretz schm ar.
können
Bekanntmachung, betreffend die Joseph Joachim-Stiftung.
Anläßlich des bo jährigen Künstlerjubiläums des verstorbenen Pro⸗ fessorß Dr. Joseph Joachim ist eine Stiftung errichtet worden, deren Zweck ist: unbemittelten Schülern der in Deutschland vom Staate Fder von Stadtgemeinden errichteten oder unterstützten musikalischen Bildungsanstalten ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Staatsangehörigkeit Prämien in Gestalt von Streich⸗ inftrumenten (Geigen und Celli)h oder in Geld zu gewähren.
Bewerbungsfähig ist nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr einer der genannten Anstalten angehört hat; un? da es sich in diefem Fahre um Verleihung, von Instrum enten handelt, seine Ausbildung als Geiger beziehungsweise Cellist erfahren hat. ö .
Bei der Bewerbung sind folgende Schriftstücke einzureichen:
Hein vom Bewerber verfaßker kurzer Lebenslauf,
3) eine schriftliche Auskunft, des Vorstands der vom Bewerber besuchten Anstalt über Würdigkeit und Bedürftigkeit des Bewerbers sowie die Genehmigung derselben zur Teilnahme an der Bewerhung auf Grund der zu bezeugenden Tatsache, daß der Bewerber mindestens ein halbes Jahr der Anstalt angehört hat.
Die Ausantwortung beziehungsweise Auszahlung der zuerkannten Prämien erfolgt am 1. Oktober er, Eine Benachrichtigung der nicht berücksichtigten Bewerber sowie eine Rücksendung der eingereichten Schriftstücke findet nicht statt. .
Geeignete Bewerber haben ihre Gesuche mit den in vorstehendem geforderten Schriftstücken bis einschließlich den 1. Juni z. 8 an das Kuratorium der Fofeph Joachim-Stiftung, Char⸗ lottenburg 2, Fasanenstraße Nr.. 1, einzureichen. Später eingehende Gesuche können nicht berücksichtigt werden.
Charlottenburg, den 1. April 1912.
Der Vorsitzende des Kuratoriums. Dr. Kretzschmar.
Abgereist:
Seine Exzellenz der Staatsminister und
s Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow, mit Urlaub.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. April.
Seine Majestät der Kaiser und König hat an den Staatsminister und Justizminister Dr. Beseler aus Anlaß seines 0 jährigen Dienstjubiläums das nachstehende Telegramm gerichtet:
Empfangen Sie zu Ihrem heutigen Ehrentage Meine wärmsten Glückwünsche in Anerkennung Ihrer in 5ojähriger Dienstlaufbahn Meinen Vorfahren und Mir wie dem Vaterlande geleisteten heryor— ragenden Dienste. Als Zeichen Meines besonderen Wohlwollens habe Ich Ihnen das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub verliehen. Die Dekoration wird Ihnen zugehen.
Ihr wohlgeneigter und dankbarer König Wilhelm k. Achilleion, den 1. April 1912.
Der Bun desrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten, Ausschüsse für Justiz— wesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.
Der Präsident des Reichsversicherungsamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Kauf mann ist nach Italien zur Teilnahme an der in Rom stattfindenden X. Internationalen Konferenz und an dem VII. Internationalen Kongreß gegen die Tuberkulose abgereist.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 30. März S. M. S. „Tiger“ in Hongkong und S. M. Flußkbt. „Otter“ in Wanhsin angekommen.
Oefterreich⸗Ungarn.
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Abge⸗ ordnetenhauses stellte sich das neuernannte Kabinett Khuen— Hedervary vor und wurde von der Regierungspartei lebhaft begrüßt. Der Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervary gab laut Meldung des „W. T. B.“ . Erklärung ab:
Es war unsere Pflicht, die Gewissensruhe des Königs herzustellen und unabsehbare Verwirrungen zu beseitigen. Die Regierung will daher ihre Rechtsauffassung, betreffend die 6 über die Ein⸗ berufung der Reservisten, nicht geltend machen. Wir haben neuer— dings die Reglerung übernommen, um uns das Wohlwollen des Monarchen zu . und die Arbeit fortzusetzen, die wir im Interesse der Nation übernommen haben. Auf dieser Grundlage ersuche ich um das Vertrauen des Abgeordnetenhauses. (Lebhafter Beifall und stürmische Rufe rechts: „Es lebe der König!“ — Der Abg. Kofsuth erklärte namens seiner Partei, daß diese nunmehr freie Hand erhalten habe, und beantragte die Ent— endung eines Ausschusses, der eine Adresse an den König verfassen solle, um diesen zu überzeugen, daß der Artikel 18 des Gesetzes vom Jahre 1888 keine Schmälerung der Maijestätsrechte enthalte. — Im Ramen der Justhpartei erklärte der Abg. Hollo, eine endgültige Lösung der, Krise sei nur dunch die Wahlreform möglich. — Graf Julius Andrassy billigte das Vorgehen des Grafen Khuen vollkommen und sagte, es gebe keinen gewissenhaften Ungarn, der in einem solchen Augenblicke und einer solchen Lage anders gehandelt hätte. Aus dem Königlichen Hanbschreiben sei er— sichtlich, daß sich Graf Khuen einer Stimmung gegenüber befunden habe, die nicht zu berücksichtigen geradezu ein Verbrechen gegen die Nation und Undank gegen die Krone gewesen wäre. — Graf Aladar Zichy erklärte im Namen der klerikalen Volkspartei, er beuge sich Dor den Argumenten, die das Königliche Handschreiben enthalte.
Die Debatte wurde auf heute vertagt.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause erwiderte gestern der Erste Lord der Admiralität Churchill auf die Anfrage, ob der Aus tausch von Informationen über Marineangelegenheiten bereits zwischen England und irgend einer Macht stattfände, laut Meldung des „W. T. B.“:
Ich habe erklärt, daß die Verhandlungen zwischen Deutschland und England wegen Austausches von Informationen über Marine— angelegenheiten voranschreiten. Ich wünsche zurzeit dieser Erklärung nichts hinzuzufügen.
Italien.
Der Senat hat sich gestern auf unbestimmte Zeit vertagt. Der Präsident sandte, wie ‚W. T. B.“ meldet, den in Libyen Kämpfenden und dem König die Grüße des Hauses. Der Ministerpräsident Giolitti dankte dem Senat für die Unter—⸗ stützung, die er der Regierung bei ihrem Unternehmen geliehen habe, das die Vaterlandsliebe des Landes in einem Maße gesteigert habe, wie es seit 50 Jahren nicht mehr geschehen sei.
Türkei.
Der vorgestrige Ministerrat nahm, Konstantinopeler Blättermeldungen zufolge, eine Depesche des türkischen Bot schafters in St. Petersburg zur Kenntnis, in der die Ein— stellung der russischen Konzentrationen mitgeteilt wird Sodann exörterte der Ministerrat den Text einer Note an Ruß⸗ land, in der die Genugtuung über die erteilten Zusicherungen ausgedrückt wird.
— Ein Vertreter des Justiz- und Kultusministeriumt verlas vorgestern, wie „W. T. B.“ meldet, im armenisch⸗ katholischen Patriarchat ein Schreiben des Großwesirs, da⸗ den Patriarchen Terzian wegen seines Streites mit dei Kirche für abgesetzt erklärt und die Räte des Patriarchat zur Wahl eines locum tenens auffordert. Die Geistlichte war der Verlesung der Enzyklika ferngeblieben, da die pip lichen Delegaten allen, die an der Wahl teilnehmen oder selb das Amt annehmen würden, die Exkommunikation angedroh hatten. Terzian hat bereits das Patriarchat verlassen und sih in ein Seminar zurückgezogen.
Amerika.
der
3. hat gestern : bersten Bundesgericht eingereicht gegen die 8 souveränen Staaten, das Ge⸗ auch hel glig der Eisenbahnen innerhalb der eines jeden Staats zu regeln. Der Einspruch trägt iner Klage, um gegen die Entscheidung des Bundes⸗
. . in einem Fracht⸗ ratenfalle,
Ein⸗ Verletzung des
einen
Fommerce Das Duell sulele emokrate . . Ihracht hatte, angenommen. ig fortschrittliche
e ublilaner haben mit den Demokraten gestimmt.
Die Finanzkommission des chilenischen Senats hat, obiger Quelle zufolge, im Einverständnis mit den Leitern her Banken den Gesetzentwurf der Regierung gebilligt, der die Hanken ermächtigt, aus der Emissionskasse Staatsbanknoten gegen Deponierung von Gold zurückzuziehen. Jeder Piaster Papier wird 12 Pence Gold gelten, die in der Kasse deponiert find. Das Gold wird gegen die gleichen Banknoten zurück—
erstattet werden. Asien.
Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, haben seit dem Eintreffen russischer Truppen in Meschhed die Änhänger des früheren S ahs, die in der Umgebung bes Grabmals des Imam Risa Zuflucht gesucht hatten, ihre Stellung nach und nach verlassen. Nur eine Anzahl von 600 fis 700 gut bewaffneten Räubern, die aus Schiras und Chorassan unter dem Vorwande einer Wallfahrt gekommen waren, sind dort unter der Leitung des flüchtigen Afghanen Jusuf Khan zurück⸗ eblieben. Die Räuber nahmen verschiedene, insbesondere be⸗ nnittelte Persönlichkeiten fest, raubten sie aus und überlieferten sie einem qualvollen Tode. Sie verhielten sich auch den Russen gegenüber sehr herausfordernd und drohten, alle Europäer niederzumetzeln. Die Bevölkerung gab ihren Unwillen darüber offen kund, daß die Russen nicht die Ordnung herstellten und dem Treiben der Räuber im Zentrum der Stadt ruhig zu⸗ sähen. Der russische Generalkonsul stellte darauf an die Räuber die Forderung, die Waffen niederzulegen und die Stadt bis zum 30. März, 3 Uhr Nachmittags, zu verlassen, widrigenfalls er mit den Truppen vorzugehen drohte. Zum genannten Termin umzingelten die russischen Truppen die Stellung der Räuber. Der General Rjedko forderte nochmals zur Auslieferung der Vaffen auf, was die Räuber mit Gewehrfeuer beantworteten. Darauf eröffneten die russischen Truppen ein Artillerie und Jewehrfeuer und nahmen die Stellung ein. Das Grabmal des Imams blieb unbeschädigt. Der Rest der sich dort noch nufhaltenden Räuber ergibt sich nach und nach,
— Die Russisch⸗Asiatische Bank hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ der Regierung, in Wutschang lis Millionen Taels im Auftrage des belgischen Syndikats ausgezahlt. Der Pekinger Vertreter des belgischen Syndikats gibt an, daß China 5, Millionen bewilligt worden seien. Die Spposition gegen Tangschgoyi ist in Nordchina im Wachsen begriffen, weil der Glaube vorherrscht, die belgische Anleihe sei hauptsächlich ein russisches Unternehmen.
Afrika.
Der Protektoratsvertrag zwischen Frankreich und Marokko ist am 30. März in Fes unterzeichnet worden. Wie „W. T. B.“ meldet, ist er in großen Zügen ähnlich gehalten, wie der Protektorats vertrag, der mit dem Bey von Tunis ab⸗ geschlossen worden ist. Die Rechte Spaniens sind in dem Ver⸗ trag gewährleistet.
Scherifische Truppen in Stärke von 1200 Mann, die von Sefru ausgerückt waren, haben am 30. März einen Angriff der Beni'Rarsin zurückgeschlagen und ihnen ansehnliche Verluste zugefügt. Die scherifischen Truppen hatten ungefähr 40 Verletzte und mehrere Tote.
— Wie die „Agenzia . aus Tobruk meldet, rückte der Feind vorgestern früh in drei Kolonnen von zu⸗ sammen etwa 3000 Mann gegen im Bau befindliche Ofesn⸗ gungen vor, wurde jedoch dürch das Feuer der 149. Batterie ohne Verluste für die Italiener zum Rückzug gezwungen. Gleichzeitig wird aus Benghasi gemeldet, daß eine Eskadron eingeborener Kamelreiter, die auf italienischer Seite kämpfte, auf einer Erkundung im Norden der Oase Suni Osman von Beduinen aus dem Hinterhalt angegriffen wurde. Nach heftigem Kampfe wurden die Beduinen unter Verlusten in die Flucht geschlagen.
Koloniales.
4 Heft 3 der ‚Kolonialen Rundschau“ (Herausgeber; Ernst Vohsen, Schriftleitung: Professor D. Westermann, Verlag von Dietrich Reimer, Berlin) bringk eine Uebersicht über die finanzielle Ent⸗ wilung der deutschen Kolonien, aus der hervorgeht, daß die eigenen Einnahmen der Kolonien 1916/11 38 Mill. Mark, die Ausgaben i Mill. Mark betragen haben, sodaß ein Reichtzuschuß. von 26 Mill. Mark erforderlich war, der aber ausschließlich auf die Militärverwaltung entfallen ist; abgesehen von diesem, unterhalten die Kolonien sich selbst. Togo und Samoa be— streiten alle Kosten selbst, Togo hat sogar einen Ueberschuß don 221 060 S6. Der Gefamtbekrag der von den Eingeborenen aufgebrachten direkten Steuern betrug 74 Millionen Mark und hat in das Vorjahr bedeutend zugenommen. — Ueber die großartige solonisationstäiigkeit der Russen in Sibirien veröffentlicht Br. palme eins längere Abhandlung; von dem Um ang russischer Auswanderung nach Sibirien kann man sich ein Bild machen, wenn man hört, daß bog 650 900 Perfonen nach Sibtrien übersiedelten. Es wird hier in ungeheures, zum Teil sehr fruchtbares Gebiet rationeller Bewirt⸗ hun erschlossen. — Das Problem des Alkoholhandels in Afrika chandelt eine Arbeit von Professor De. Friedrich: Die Antialkohol⸗ ewegung in den deutschen Schutzgebieten.
—
Parlamentarische Nachrichten.
r Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, be⸗ effend den Gebührentarif für den Kaiser Wilhelm⸗ anal, nebst Begründung zugegangen.
Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Ritter⸗ gutsbesitzer Arndt⸗Garsschin (freikons.), Vertreter der Kreise Berent, Preußisch Stargard und Dirschau im Regierungsbezirk Danzig, ist nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Danzig am 1. d. M. gestorben.
Statistik und Bolkswirtschaft.
Die deutschen Aktiengesellschaften im Jahre 1911.
Nach den Ermittlungen des Kaiserlichen Statistischen Amts auf Grund der Bekanntmachungen der Gerichte im „Reichsanzeiger“ wurden im Jahre 1911 169. Gesellschaften mit einem nominellen Aktienkapital von 235,83 Millionen Mark neu gegründet, gegen⸗ über 186 Gesellschaften mit 250 09 Millionen Mark im Jahre 1910. Auf die einzelnen Vlerteljahre des Jahres 1911 verteilen sich die Neugründungen, wie folgt:
Zahl
1. Vierteliaht. 3 . . 3. ö w 45 245 4 k 98 204.
Von den 169 neuen Gesellschaften des Jahres 1911 wurden 61 Gesellschaften mit 100,55 Millionen Mark Aktienkapital unter Einbringung bestehender Unternehmungen gegründet; für die Sach⸗ einlagen wurden hierbei 80,99 Milltonen Mark in Aktien gewährt. Bemerkt sei hierbei, 8 das Kaiserliche Statistisch Amt nur die⸗ jenigen Sacheinlagen feststellen kann, die unter Beobachtung der . des § 186 Abs. 2 des Handelsgesetzbuchs eingebracht werden.
Kapitalerhöhungen erfolgten im Jahre 1911 hei 391 Ge— sellschaften um 584,53 Millionen Mark, während 89 Gesellschaften Kapitalherabsetzungen in Höhe von 47,96 Millionen Mark vornahmen. Von den letzteren erfolgte nur eine durch Rückzahlung von Aktien im Betrage von O53 Million Mark. In den übrigen 47.13 NMilllonen Mark wird man also Kapital—⸗ verlufte der Aktionäre infolge von Santerungen zu erblicken haben.
21 Gesellschaften mit einem Aktienkapital von zusammen 66,66 Millionen Mark wurden wegen Fusion mit anderen Gesell⸗ schaften im Handelsregister gelöscht.
Neben den tätigen Gefellschaften ermittelt das Kaiserlich Sta— tistische Amt auch die Gesellschaften in Liquidation und in Konkurs, Im Jahre 1911 traten in Liquidation 76 Gesellschaften mit Fö,73 Millionen und gerieten in Konkurs 17 Gesellschaften mit 10,95 Millionen Mark Nominalkapital.
Auf der Grundlage der Bestandestatistik vom 30. September 1909 und mit Hilfe der Bewegungsstatistik seit diesem Zeitpunkt ist eine Fortschreibung des Bestands der tätigen und nichttätigen Gefellschaften erfolgt. Hiernach bestanden am 31. Dezember I911 (gegenüber dem 31. Dezember 1910)).
Zahl Nominelles Aktienkapital
in Millionen Mark tätige Gesellschaften . . . 5340 (5295) 16103,94 (5 4894,40) Gesellschaften in Liquidation 303 6
329 53 (334, 34) Gesellschaften in Konkurs. 77 G6 69, 92 (65, 39).
Nominelles Aktienkapital 1000 1 48 105 44 275
Ueber Futterbau und Kapitalausnutzung durch Nutzvieh— haltung in verschiedenen Gebieten Deutschlands
hat Professor Dr. Waterstradt . eingehende statistische Unter⸗ fuchungen angestellt, deren Ergebnisse bei der gegenwärtigen Futter⸗ knappheit einerseits und bei, der Notwendigkest möglichst großer Steigerung unserer Viehproduktion andererseits besonderes Interesse beanspruchen können; sie sind in dem von Professor Dr. Ehrenberg Rostock) herausgegebenen Archiv für exakte Wirtschaftsforschung (4. Band, 1. Heft, 1512, Verlag von Gustav er; Jena) veröffentlicht. Unter . auf die wirkschaftliche Aufgabe der Nutzbiehhaltung und auf die viefach falsche . dieses Betriebszweigs sucht der Verfasfer an der Hand eines sehr reichhaltigen Materials, dessen Ent⸗ stehen durchweg den Bemühungen der Deutschen Landwirischaftsgesell⸗ schaft zu danken ist, Unterlagen für eine gerechtere Werteinschaͤtzung zu gewinnen und zu ergründen, durch welche Faktoren die Rentabilität der Nutzviehhaltung bedingt wird.
Es ist einleuchtend, daß die höchste mögliche Rentabilität nur dann erreichbar ist, wenn der Umfang bezw. die Größe des Bestandes bis zu derjenigen Grenze ausgedehnt wird, die gerade nach Maßgabe der berfügbaren selbstgewonnenen Futtermittel, die durch Nutzvieh—= haltung ausgenützt werden müssen, noch möglich ist. Es handest sich bei der Unterfuchung um 443 Einzelbetriebe, deren Ergebnisse in der ö unter dem Gesichtspunkt bearbeitet sind, wie weit
ei einer Abstufung der Einzelbetriebe nach der Höhe der
,, — wobei stets bei der gesamten Nutzvieheinnahme die Ausgabe für Nutzviehankauf in Abzug gebracht ist — unter Feststellung der Durchschnittswerte, der Gruppen mit ver⸗ schieden 6 Rutzvieheinnahme ein Einfluß auf die Rentabilität bezw. die Ausnutzung der Betriebsmittel durch die Nutzviehhaltung festgestellt werden kann. Dabei ist nicht verkannt worden, daß, wie es bei jeder statistischen Untersuchung zu sein pflegt, durch die ein⸗ feitige Abstufung nach einem bestimmten Gesichtspunkt eine gewisse Verwischung bezw. Ausschaltung von anderen, unter Um tänden wichtigen Faktoren und Bedingungen erfolgt. Teilweise ist der Ver⸗ uch unternommen, diese Ausschaltung oder Verwischung anderer Faktoren wieder auszugleichen. .
Um den guf die Nutzviehhaltung jeweilig entfallenden Reinertrag festzustellen, ist Waterstradt von der Annahme ausgegangen, daß dann, wenn! von der Nutzvieheinnahme die Ausgabe für Nutzviehankauf abge⸗ zogen wird, der so festgestellte Geldrohertrag aus Nutzvieh in gleicher Weise am Reinertrag beteiligt ist wie der Geldrohertrag aus Acker⸗ bau, der in voller Höhe verrechnet ist. Es ist also nach Maßgabe dieses Geldrohertrags der Reinertrag auf , und Ackerbau verteilt. Gegen diese Methode der Berechnung könnte eingewendet werden, daß bisher nicht bewiesen ist, daß die Nutzviehhaltung in gleicher Weise am Reinertrag teilnehme wie der Ackerbau. Mit demselben Recht kann aber guch demgegenüber ausgeführt werden, daß der Nachweis, daß die Nutzviehhaltung am Reinertrage nicht teilnehme, bisher nicht geführt sei.) .
Als Maßstäbe für die Ausnutzung sind benutzt: 1 Stück Groß⸗ vieh, 109 — 1 ha Futterbau, 109 6 lebendes Inventarkapital und 106 S6 Rutzvleheinnahme. Da jedesmal 100 ha verrechnet sind und der Futterbau in Prozenten der landwirtschaftlichen Fläche ausgedrückt ift, fo ift jedes Prozent Futterbau — 1 ha. Es wird also jeweilig durch die Futterbauprozente die notwendige Hektarfläche für 1 Stück Nutzbieh ufw. zum Ausdruck gebracht. Waterstradt kommt bei der 8e nnz der Ergebnisse seiner Untersuchungen zu folgenden
üssen:
1) Es zeigen sich innerhalb der einzelnen Gebiete bei der Unter suchung der Gesamtdurchschnitte außerordentliche Verschiedenheiten in der Ausnutzung der für die Nutzviehhaltung in Betracht kommenden Betriebsmüttel.! Diese Verschledenheiten legen die Vermutung nahe, daß befonders im Osten technisch und wirtschaftlich in vielen Fällen noch eine nicht unerhebliche Ausdehnung der Nutz viehhaltung möglich und vielleicht notwendig ist. Diese Erwägung wird verstärkt bei einem Vergleich mit der Entwicklung des Ackerbaues und der Ackerbauerträge im Osten.
) Beim (lebenden Inventarkapital“ ist zu beachten, daß in dieser Zahl der Wert für das Zugvieh mitenthalten ist. Je intensiver Alfo die Betriebsgestaltung ist, um so stäͤrker wird diese Tatsache einwirken, doch wird diese Einwirkung relativ gleichmäßig sein. a,, n. war ein besserer Maßstab für die Kapitalausnutzung nicht verfügbar.
2) Bei der een nm,, nach Gruppen verschiedener Höhe der Nutzvieheinnahme in den einzelnen Gebieten zeigt sich ziemlich deutlich ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Nutzvieheinnahme und der Höhe des Roh. und Reinertrages. Aus den Verhältnis werten ergab sich insbesondere, daß die Ausnutzung der Futterflächen und des lebenden Inventarkapitals in sehr starkem Maße von der Höhe der Nutzvieheinnahme beeinflußt wird. Diese Tatsachen werden vielfach zu Erwägungen führen müssen, daß auch im Osten eine Aus⸗ dehnung der Nutzviehhaltung wirtschaftlich lohnend durchgeführt werden kann.
3) Bei der Untersuchung unter dem Gesichtspunkt verschie dener , und Verkehrslage wurden die bisherigen Ergebnisse durchaus bestätigt, und es ist die Tatsache höherer Nutzviehbestände bei kleineren Betrieben und auch im allgemeinen eine bessere Aus⸗ nutzung der eingesetzten Betriebsmittel festzustellen. Wenn nun auch die Betriebsgröße der Ausdehnung der Nutzviehhaltung Schwierigkeiten und Hemmungen entgegenstellt, so sollten doch andererseits Erwägungen bezüglich der Futterbau⸗ und Kapitalsausnutzung dazu führen, die e, n,. einer Ausdehnung der Nutzviehhaltung unter den oben gegebenen , ernstlich zu erwägen.
4 . Die Ergebnisse der Untersuchung unter dem Gesichtspunkt verschledener Betriebsgröße und verschiedenen Umfangs des Vieh⸗ besatzes waren nicht eindeutig und zeigten besonders für Schlesien, daß der Viehbesatz an sich nur dann eine ausreichende Gewähr für
enügende Rentabilität und . bletet, wenn gleichzeitig auch
ö. Einnahmen insgesamt und für je ein Stück des Viebbesatzetz erzielt werden, wobei zu hohe Ausgaben für Futtermittelankauf zu vermeiden sind. Gleichzeitig aber zeigt sich auch, daß im allgemelnen, die bezüglich der Betriebsgröße angeführten Ergebnisse ihre Bestätigung finden, und auch daraus ist wieder die Notwendigkeit abzulelten, in FCrwägungen einzutreten, wie dem Einfluß der Betriebs⸗ . durch sachgemäße Einrichtung und konsequente Leitung und Ueber⸗ wachung der Nutzviehhaltung entgegengearbeltet werden kann.
5) Als praktische k aus den ge⸗ fundenen Tatsachen wäre abzuleiten:
aA Aus der Untersuchung haben sich keine Tatsachen ergeben, die eine Bestätigung dafür fein könnten, daß die Nutzviehhaltung ein notwendiges Uebel sei. Vielmehr ist umgekehrt die Nutzviehhaltung in gleichem Maße wie der Ackerbau als ein die Rentabilität steigernder Faktor im landwirtschaftlichen Betriebe anzusehen, wenn bei sach⸗ gemäßer Einrichtung und Leitung des Betriebes hohe Ausnutzung der hierfür eingesetzten Betriebsmittel erzielt wird.
b. Voraussetzung hierfür ist, daß für ein Stück Nutzvieh genügend hohe Einnahmen mit nicht zu hohen Kosten““) erzielt werden, nr l . . Ausnutzung der hierfür eingesetzten Betriebsmittel er⸗ reicht wird.
. Wenn diese Vorautsetzungen erfüllt sind, wird im allgemeinen auch unter günstigeren wirtschaftlichen Bedingungen — ungünstige natür⸗ liche Bedingungen werden der Ausdehnung der Nutzviehhaltung in den meisten Fällen Hemmungen entgegenstellen — bei Anpassung an diefe Bedingungen häufig tẽchnisch und wirtschaftlich noch eine Ausdehnung der Nutzviehhaltung möglich sein, und damit wird dann auch eine Erhöhung des Reinertrags erreicht werden können. Die Entwicklung drängt zweifellos dahin, daß auch in dieser Beziehung der Osten allmählich dem Westen in der Ent⸗ wickl ung nachstrebt.
d. Rur so wird es auch der Landwirtschaft gelingen, ihre volks⸗ wirtschaftliche Aufgabe zu erfüllen, die darin besteht, dauernd den Nahrungsbedarf unserer stets wachsenden Bevölkerung mit Erzeug= nissen der Nutzviehhaltung zu decken, und nur so wird es 2 sein, den ö gegenüber dem Auslande aufrecht zu erhalten.
6) Es erscheint als aussichtsreich, auf dem hier beschrittenen Wege diese Fragen weiter zu untersuchen. Dazu wird eg notwendig sein, vor allen Dingen folgende Punkte näher zu berücksichtigen, als dies hier möglich war: A3. Einfluß der wirtschaftlichen Bedin⸗ gungen — insbesondere des Milchpreises — allgemein mit Berücksichtigung der Verkehrslage auf Umfang der Nutz⸗ viehhaltung und die dadurch gegebene Ausnutzung der Betriebs⸗ mittel, b. Einfluß der natürlichen Bedingungen, vor allen Dingen mit Rücksicht auf die Futterwüchsigkeit des Bodens, auf das natürliche Grasland usw. und die dadurch gegebenen Hindernisse für die Ausdehnung der Nutzviehhaltung, (. möglichst genaue Untersuchung des Zusammenhangés zwischen Intensität des Futterbaues und Ausnutzung der Betrlebsmittel durch die Nußvieh—⸗ haltung und die dadurch gegebene Möglichkeit, die gesamte Betriebs⸗ rentabiktität zu erhöhen, d. die Ausnutzung und Verwertung der durch intensivere Futterflächenkultur selbst gewonnenen Futtermittel, . die durch die verschiedenen Nutzvieharten für die selbstgewonnenen Futter⸗ mittel gegebenen Ausnutzungsmöglichkeiten.
Die für diese Zwecke notwendigen genauen Unterlagen werden voraussichtlich nur durch die Buchführungsinstitute gewonnen werden können. Hier aber müßte es möglich sein, sie zu be—⸗ schaffen, und dies würde im allgemeinen Interesse der Landwirtschaft . und erheblich zur wissenschaftlichen Klärung dieser Fragen bel⸗
ragen.
Zur Arbeiterbewegung.
Gegen tausend Stukkateure Berlins und der Umgegend, organistert im Bauarbeiterverband, haben dem „Berl. Lok. ⸗Anz. ) zu⸗ folge im Laufe des gestrigen Tages die Arbeit niedergelegt. Alle Ver⸗ fuche, eine Einigung herbeizuführen, sind gescheitert. Die Arbeitgeber beharren auf Einführung eines neuen Vertragsmusters, während die Arbeitnehmer nur auf Grundlage des am 31. März abgelaufenen Tarifs die Verhandlungen zum Äbschluß eines neuen Tarifvertrags weiterführen wollen.
Der Ausstand der Schneider in Berlin (vgl. Nr. 79 d. Bl.) ist hiefigen Blättern zufolge noch nicht beendet. Bei der Abstimmung über die Einigungsvorschläge der Frankfurter Unparteiischen, die gestern vormittag in einer Versammlung der im Schneiderverband und im Hirsch. Bunckerschen Gewerkverein organisierten Gehilfen in der Brauerei; Friedrichshain vorgenommen wurde, stimmten 1386 Arbeiter gegen die Annahme der Einigungsbvorschläge und nur 39 für die Annahme. Auch in den übrigen Srten haben die Arbeiter die Arbeitsaufnahme mit pio her Mehrheit abgelehnt.
Mit Rücksicht auf die schwebenden Einigungsversuche nehmen, wie dem . W. T. B. aus Prag gemeldet wird, die Bergarbeiter des böhmischen Kohlenreviers eine ruhige, abwartende Hal⸗ tung in allen Revieren ein. (Vgl. N 80 d. Bl.) Die Lage hat sich gegen Sonnabend gebessert. — In Kladno sprachen sich die Verfammlungen der Bergarbeiter gegen den Streik aus. — In Hl ' nnn t rern und in Orlau beschlossen die Bergarbeiter versammlungen, die weiteren, am 10. April stattfindenden Verhand⸗ luungen des Einigungsamtes abzuwarten. Gestern war die Anfahrt normal.
Die Zahl der englischen Bergleute (ogl. Nr. 81 d. Bl.) die gestern die Arbeit wieder aufgenommen haben, wird au 30 0090 geschätzt. Die letzten Ziffern über die Abstimmung der Arbeiter sind? 98 639 für und 100193 gegen die Beendigung des Streik,c. Südwales, das der eigentliche Herd der Streikbew gung war, weist die stärkste Mehrheit für die Wiederaufnahme der Arteit, ungefähr 43 060 gegen 20 000, auf, Die stärkste Mehrheit für die Fortsetzung des Ausstands findet sich in Nord⸗ england, besonders in Lancashire und Vork shire, aber auch in Durham und Northumberland. Bemerkenswert ist die große Zahl der Stimmenthaltungen in diesen Revieren. In Mid⸗ fand gab es bisher nur eine geringe Mehrheit für Wiederaufnahme der Arbelt. In Sunderland kam es gestern zu Unruhen. Eine stärkere Gruppe von Streikenden warf Fenster ein und ver⸗ suchte unter Steinwürfen das Empiretheater zu stürmen. Sie
„ Durch starke Fütterung mit Handelsfuttetmitteln hein icht enügender Ausnutzung der sonstigen Bedingungen ist eine befriedigende her e r rat nicht zu erzielen.