1912 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Apr 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen und Unterrichts— angelegenheiten.

Der bisherige Ortsschulinspektor, Pastor Friedrich Bie wald aus Zedlitz, Kreis Ohlau, ist zum Kreisschulinspektor in Ragnit und

der bisherige Seminaroberlehrer Ludwig Saar aus Münsterberg i. Schl. zum Kreisschulinspektor in Stralsund er— nannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem Tierarzt Dr. Friedrich Müller zu Popelken im Kreise Labiau ist die Kreistierarztassistentenstelle zu Prostken, Kreis Lyck, übertragen worden.

Dem Oberförster Strauß (Heinrich) in Weimar ist die Oberförsterstelle Fritzlar übertragen worden.

Dem ere sesßt Freiherrn Riedesel zu Eisenbach in Königsberg i. Pr. ist bel seinem Ausscheiden aus dem Staats- dienst der Charakter als Oberförster verliehen worden.

Der Forstaufseher Herrgoß in Hammerstein ist zum Forstkassenrendanten ernannt worden.

Die Hberförsterstelle Ohlau im Regierungsbezirk Breslau ist zum 1. Juli 1912 zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 1. Mai eingehen.

Ange kommen:

der Direktor im Justizministerium, Oberjustizrat Dr. Mügel.

Wirkliche Geheime

Aichtamlliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. April.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Bremen“ vorgestern in Bermuda eingetroffen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Nach einer Meldung des „Ungarischen Telegraphen⸗ korrespondenzbureaus“ hat der heilige Stuhl dem österreichisch⸗ ungarischen Botschafter beim Vatikan offiziell erklärt, er stimme im Prinzip der Errichtung eines neuen griechisch-⸗katholi— schen ungarischen Bistums zu, der Art, daß in dem Ge— biete des Bistums die Predigten, Gesänge und Responsorien von nun an in ungarischer Sprache, die Liturgie in altgriechi⸗ scher Sprache gehalten werden. Das neue Bistum zählt 180 000 Seelen, von denen 159 000 Ungarn sind. In ganz Ungarn ruft die Entscheidung des heiligen Stuhls und die Unterstützung, die die Nunziatur in Wien dieser Angelegenheit geleistet hat, große Befriedigung hervor.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause brachte gestern der Premierminister Asquith die irische Hom e⸗Rule⸗Bill. ein. Das Haus war dicht besetzt, aber doch nicht so stark, wie bei der früheren Einbringung der Vorlage in den Jahren 1866 und 1893.

Nach dem Bericht des . W. T. B. erklärte der Premierminister Asquith beiß der Einbringung der Bill, er möchte das Haus er suchen, zu erwägen, wie sich die Lage für oder gegen dle Home⸗Rule⸗ Bill durch die Ereignisse seit 1893 gestaltet habe. Das Verlangen der Iren nach Home⸗Rule habe alle politischen Veränderungen a. 1893 unverändert überdauert. Asquith betonte dann den gewichtigen Charakter der für Home⸗Rule eintretenden irischen Stimmen und beschäftigte sich mit den Einwendungen der Unionisten von Ulster gegen die vorgeschlagene Aenderung. Er hätte niemals die Kraft und Entschiedenheit ihres Widerstandes gegen Home⸗Rule unterschätzt, und die Regierung habe sie bei der Abfassung der Bill wohl gekannt. Aber, die Regierung könne einer relativ geringen Minderheit, namentlich wenn für die Wahrung ihrer beson deren Interessen gesorgt worden sei, der ungeheuren Mehrheit ihrer irischen Landsleute gegenüber kein Vetorecht einräumen. Home⸗-Rule für Irland sei der erste Schritt zu einer umfassenderen Politik der Be— fteiung des Reichsparlaments von der Noiwendigkeit, sich mit rein örtlichen Angelegenheiten der verschiedenen Teile des Vereinigten König⸗ reichs zu befassen, und zur Uebertragung dieser Angelegenheiten auf deren Sondervertreter. Das irische Parlament werde aus einem Senat und einem Hause der Gemeinen bestehen, doch werde die höchste Autorität des Reichsparlaments unbeeinträchtigt bleiben. Das Haus der Ge⸗ meinen werde aus 164 Mitgliedern bestehen, von denen 59 Ulster ver⸗ treten würden. Es sei sehr erwünscht, daß auch Vertreter der Minder⸗ heit in Irland in den Senat kämen, der aus 40 Mitgliedern bestehen werde. Mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse Irlands werde der Senat zum ersten Male von der Reichsregierung für eine be⸗ stimmte Zahl von Jahren ernannt werden, doch würden diese Mitglieder in einem gewissen Turnus ausscheiden und. ihre Plätze durch. Mitglieder, die von der irischen Exekutive zu ernennen seien, ausgefüllt werden. Das irische Unterhaus werde nur die Befugnis zur Gesetzgebung über Fragen, die aus— schließlich Irland betreffen, besitzen. i. den Schutz der religiösen Gleichberechtigung würden besondere Bestimmungen getroffen. 5 3 der, Bill, solle verhindern, daß das irische, Parlament direkt oder indirekt ein Gesetz erlasse, um irgend ein religiöses Bekenntnis einzu⸗ führen oder zu begünstigen, oder seine frele Ausübung zu verhindern, oder irgend einen religiösen Glauben oder eine kirchliche Zeremonie zur Bedingung der Rechtsgültigkeit einer Ehe— schließung zu machen. Diese Beslimmung sei getroffen, um jeden Ver⸗ such, den päpstlichen Erlassen und dem Motu proprio Ne temere durch die Gesetzgebung des irischen Parlaments Rechtskraft zu ver— leihen, unmöglich zu machen. Der Lordlieutenant von Irland, der an der Spitze der irischen Exekutive stehen werde, würde die Vollmacht haben, gegen jedes Gesetz auf . der Reichsregierung sein Veto einzulegen oder dessen Geltung aufzuschieben. Bei Meinunge— verschiedenhelten zwischen Senat und Gemeinen würden die beiden Häuser eine gemeinsame, Sitzung abhalten, gemeinschaft⸗ lich beraten und abstimmen. Irland werde nur 42 Vertreter im Westminster Palace haben. Das irische Parlament werde die Machtbefugnisse besitzen, innerhalb gewisser Grenzen die Reichssteuern herabzusetzen oder aufzuhehen und die Verbrauchs— abgaben zu ändern. Asquith kam dann auf die finanzielle Frage zu sprechen und sagte, augenblicklich bestehe in der irischen Verwaltung ein Defizit von 143 Millionen Pfund Sterling. Bei der Bill set der Zeitpunkt zugrunde gelegt, wo es kein Defizit mehr gehen würde. Inzwischen würden aber alle Steuern weiter an den Reichsschatz gezahlt werden und eine Summe in Höhe der irlschen Berwaltungs⸗ kosten werde vom Reichsschatz an den trischen Schatz ge— zahlt werden. Ferner werde im ersten Jahre an Irland elne

Summe von 500 000 Pfund Sterling überwiesen werden, die sich jährlich um 50 000 Pfund verringern werde, bis der Betrag von 200 000 Pfund Sterling erreicht jei. Irland werde die Zinsen aller Ersparnisse in seiner Verwaltung erbalten. Asquith schloß, indem er die Unterstellung entschieden zurückwies, daß die Regierung die Bill unter dem Druck der Nationalisten eingebracht habe und daß sie den Ueberzeugungen der Nationalisten ihre persönliche und ihre politische Ehre ausgellefert hätte. Die Regierung habe diese Bill eingebracht als die Verkörperung ihrer ehrlichen und wohlüberiegten Meinung.

Hierauf erklärte Carson im Namen der Opposition die Bill für lächerlich und vhantastisch und bezeichnete die in der Bill gegebenen Bürgschaften als Täuschungen. Im Namen der Nationalisten be⸗ grüßte Redmond die Bill als ein großes Werk, das geeignet sei, die Absichten der Regierung zu verwirklichen, wenn die Bill am 25. April dem irischen Nationalistenkongreß zur Annahme unter⸗ breitet werde. Er werde dem Kongreß dringend empfehlen, die Bill 6 Macdonald begrüßte die Bill im Namen der Arbeiter⸗ partei.

Die Debatte wird am Montag und Dienstag fortgesetzt

werden. Türkei.

Gestern hat, wie ‚W. T. B.“ meldet, in Konstantinopel unter großer Prachtentfaltung und mit allen militärischen Ehren die Bestattung des ö n von Samos Andreas Kopassis-Effendi stattgefunden. Vertreter des Sultans, der Regierung und des diplomatischen Korps nahmen daran teil.

Asien.

Die Mongolen haben sich, einer Meldung der „St. Peters⸗ burger Telegraphenagentur“ zufolge, von den Republikanern abgetrennt und ihre Truppen an dem Tekes zusammen⸗ gezogen. Der größte Teil der von den Chinesen ausgesandten Kundschafter wurde getötet. Die Regierung beschloß, zu ver— suchen, die Mongolen auf friedlichem Wege zu veranlassen, ihrem Vorhaben, eine eigene Republik zu gründen, zu entsagen, widrigenfalls gegen sie militärisch vorgegangen werben soll.

Afrika.

Wie „W. T. B.“ aus Rabat meldet, hat nach den letzten Kämpfen, in denen die Zemmurs schwere Verluste erlitten haben, die Bexreitwilligkeit der Stämme, sich zu unterwerfen, zugenommen, sodaß wieder Ruhe im Lande einzukehren beginnt.

Die französischen Truppen unter Oberstleutnant Ferrand sind nach dem Kampfe bei Mahiridja am 9. d. M. nach dem Lager bei Pritissa zurückgekehrt, wo sie einstweilen ver— bleiben werden. Auf dem Schlachtfelde wurden etwa 190 tote Marokkaner gefunden, zu welcher Zahl noch die von den Marokkanern mitgenommenen Leichen fu en, sind, um die feindlichen Verluste zu schätzen. Nach Nachrichten aus Ein— geborenenkreisen haben die Beni Uarain und die Riata eine . Harka gebildet, die zwischen Taza und dem Muluya stehen soll.

Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht folgende Einzel⸗ heiten über die gelungene Unternehmung, die in diefen Tagen von der libyschen Küste aus in der Richtung der tunesischen Grenze ausgeführt wurde:

Einige Hochseetorpedoboote kamen am Morgen des 8. d. M. vor Zuara an und trafen dort Vorbereitungen für das Ankern der Schlachtschiffe, das am . in zwei Linien parallel der Küste erfolgte. Man begann sofort an Bonibardement auf die Oase, worauf zahlreiche Bewaffnete in vorbereitete Laufgräben eilten. Vor— estern wurde bei Tageganbruch die Ausschiffung von Truppen am östlichen Teil der Küste bei der oben genannten Oase vorgetäuscht. Trotz des Schein⸗ manövers, das bis 4 Uhr dauerte, blieb der Gegner in felnen ersten Stellungen und gab einige Salven ab. Während der Nacht wurde das Bombardement langsam fortgesetzt, um den Feind in Zuara fest— zuhalten und um den in den ersten Stunden desselben Morgens in Begletktung von Kriegeschiffen aus Italien abgegangenen Truppen—⸗ transport abzuwarten. Nach seiner Ankunft besetzten zunächst Matrofen, denen dann Truppen und Kriegsmaterial folgten, die Halbinsel Macabez. Gestern vormittag ging ein Teil der Truppen von der Halbinsel aus vor, und um 11 Uhr gelang obne Widerstand die Be— setzung des Forts Buchelee. Dank der starken Truppenabteilung konnte die Unternehmung wirkungsvoll durchgeführt werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Handelsgeschäfte und Verkaufzsstellen für Nahrungs— und Genußmittel im Deutschen Reich und in Preußen in den Jahren 1882, 1895 und 1907.

Nach den gewerblichen Betriebszäblungen von 1882, 1895 und 1907 sind die Warenhandelsgeschäfte aller Art in lebhafter Zunahme begriffen; ihre Zahl hat sich erheblich mehr als die Bevölkerung ver⸗ großert. Die mit Nahrungs- und Genußmitteln han— delnden Geschäfte insbesondere berfolgen die gleiche Richtung und übertreffen teilweise noch den Durchschnitt der allgemeinen Zunahme.

Handelsgeschäfte, die sich mit dem Vertriebe von Nahrungs-.

und Genußmitteln befassen (IXa Nr. 15— 23 der Ordnung der Gewerbearten von 1907), gab es (Haupt⸗ und Nebenbetrlebe zusammen) nach den Zählungen von 1882, 1895 und 19097 im ganzen Deutschen Reiche 1653 819 bezw. 206 863 und 337 598, in Preußen allein 79 840, 113265 und 195 45822. Die Vermehrung in 25 Jahren war demnach sehr ansehnlich; sie betrug für das Reich rund 119, für Preußen sogar rund 149 0j0, d. h. reichlich 33 bis 4 mal so viel, als die verhältnis mäßige Bevölkerungszunahme ausmacht. Auf die Bevölkerung be— rechnet, kam ein Handelsgeschäft dieser Art in denselben Zählungs⸗ jahren im Reiche auf je 294 bezw. 251 und 183, in Preußen auf je 342, 278 und 191 Einwohner. Man darf dabei aber nicht ver— gessen, daß ein Teil der Nahrungshedürfnisse überhaupt nicht in Han ele gescho fen gedeckt wird, so z. B. nicht seltens der landwirt- schaftlichen Bevölkerung der Bedarf an Erzeugnissen, die sie selbst gewinnt und verbraucht, so auch nicht ein Teil der Abgabe von Nahrungs⸗ und Genußmitteln, die in Gast⸗ und Schankwirtschaften verzehrt werden. Die Zunahme, mag sie sich auch nicht gleichmäßig auf alle Sonderarten der hier zusammengefaßten Geschäfte ver— teilen, ist auffällig boch und der erreichte Stand geradezu besorgnis⸗ erregend. Die Zahlen lehren nämlich, daß ein Geschäft dieser Art im Reiche schon vor 25 Jahren duichschnittlich von nur 294 und 1907 gar nur von 183, in Preußen von 342 und 191 Köpfen bestehen sollte oder leben mußte. Dies wäre nicht gut möglich, wenn in der Zahl der Geschäfte (für die Rechnung also im Divisor) nicht die Ne benbetriebe und die Teil betriebe einbegriffen wären, deren Unternehmer nicht auf diesen Son derzweig des Ge⸗ schäfts angewiesen sind, sondern auch auf dat Erträgnks anderer Geschäfts⸗ oder. Berufetätigkeiten usm, sich stützen können, wobei statistisch aber dennoch nicht ausgeschlossen ist, daß der hier gezählte Teilbetrieb die Hauptsache des Unternehmens sein kann. Das Gewicht dieser Teilbetriehe ist in der Gesamtzahl der Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittelgeschäfte übrigens doch nur auf 3273 6 im Reiche und auf 3386 M in Preußen zu veranschlagen. Es bleibt also auch bel Nichtberücksichtigung der Teilbetriebe im Durchschnitt nech eine so wenig zahlreiche Kundschaft für ein e e in vielen Fällen nur von armseligen Existenzen die Rede sein kann. Mag man auch die hier berechnete Durchschnittskundschaft eines Nahrung. und Genußmittelgeschäfis selbst um 50 obo erhöhen, so bleibt sie wenigstens im Jahre 1507 noch ungewöhnlich niedrig. Sie kennzeichnet auf

diesem Gebiete elnen so hochgradigen Wettbewerb, daß, wie auch von Handelskreisen immer hervorgehoben wird, eine Ausgleichu der Preise damit gesichert und eine Preisverteuerung durch 16 Handel unwahrscheinlich gemacht sein müßte. Aber werden nicht aug die Fälle sehr zahlreich sein, in denen wegen der Fülle des Mitbewerhʒ versucht wird, den notwendigen privatwirtschaftlichen Geschãftõnugen durch Herabdrückung der Güte der Waren (mittelbare Preigverteue rung) oder durch Hinauftreiben der Preise herautzuwirtschasten Ernstlich kann nicht behauptet und noch weniger bewiesen werden, daz ein breiter Mitbewerb durch eine große Zahl von Geschäften nu preisausgleichend und nicht auch preisverteuernd wirke. Die Lage der Handelsgeschäfte für Nahrungs⸗ und Genußmittel ellen Unlangst

erücichtigt

erlaun sef eren im Re;

so h ‚.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Herrenmaßschneider Groß Berlins haben, wie die WVoss. Ztg. berichtet, gestern vormittag die Arbeit wieder aufgenommen. Nur in drei Geschäften wird noch wester gestreikt, weil angeblich die drei Arbeitgeber während des Kampfes den schon bewilligten Vertrag gebrochen hätten. Im Resche ist gleichfalls die Arbeitsaufnahme überall erfolgt, nur in Braunschweig verharren die Gehilfen noch gegen den Willen ihrer Organisationsleitung im Ausstande, weil ihnen die erreichten Zugeständnisse nicht genügen (vgl. Nr. 87 d. Bl.).

Der Aufruf des ausführenden Ausschusses der Bergarbeiter von Südwales zur Wiederaufnahme der Arbeit hatte, wie W. T. B.“ erfährt, bedeutenden Erfolg. Die Bergarbeiter kehrten gestern in großer Zahl in die Gruben zurück. Man erwartet, daß am Montag wieder die normale Lage herrschen wird. Der örtliche Eisenbahnverkehr ist wieder aufgenommen. Die Unruhen in den Kohlenrevieren von Süd- Lancashire haben mit dem Ein— treffen des Militärs aufgehört (vgl. Nr. 88 d. Bl.). In allen Gruben des Reviers sollte die Arbeit gestern wieder aufgenommen werden.

In Lorient haben, W. T. B. zufolge, die Hafenarbeiter den allgemeinen Ausstand erklärt und auch die Handlanger aller Werften dazu bestimmt, sich ibnen anzuschlteßen.

Unter den Angestellten der beigischen Kleinbahnen macht fich, wie der „Köln. Ztg.“ aus Brüffel berichtet wird, eine Lohnbewegung geltend. Seit einigen Tagen ist auf der elektrifch be⸗ triebenen Linie Brüssel-Petite Epinette ein Teilausstand im Gange. Die Ausständigen versuchten mehrmals, die Arbeitswilligen durch Gewalt und Drohungen auf ihre Seite herüberzuziehen. Die Gesellschaft ist entschlossen, die Ruhestörer zu entlassen. Der Hauptverband der Trambahnen, dem etwa 4600 Bedienstete an⸗ gehören, hat an die Gesellschaft die Aufforderung gerichtet, bis zum 15. April eine angemessene Lohnerhöhung und die Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit zuzugestehen, widrigenfalls auf einer Anzahl weiterer Linien der Ausstand beschlossen würde.

Aus New Pork wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Dem neuen Lohnabkommen haben 900, der Weichkohlenbergleute zugestimmt. (Vgl. Nr. 81 d. Bl.)

Wohlfahrtspflege.

Die unter dem Protektorat Seiner Majestät des Kaisers und Königs stehende König Wil helm-Stiftung für erwachsene Beamtentöchter hat soeben ihren 16. Bericht für die Jahre 1907/08 bis 1910/11 herausgegeben. Die im Jahre 1881 ins Leben getretene Stiftung verfolgt den Zweck, die Wohlfahrt der erwachsenen Töchter aller derjenigen verstorbenen preußischen Staatsbeamten zu heben, die im Bereiche der Zivilverwaltung eine höhere oder eine mittlere Stelle bekleidet haben; zur letzten Gattung werden auch Förster und Zollaufseher gerechnet. Die Stiftung sucht ihr Ziel auf doppeltem Wege zu erreichen indem sie an unverheiratet gebliebene, mindestens 17 Jahre alte Töchter solcher Beamten entweder einmalige und laufende Ünterstütz ungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage oder Stipendien zur Ausbildung in einem wissenschaftlichen, künstlerischen 290 technischen Fache gewährt. In den drei Rechnungejahren 1901 Ch wurden 161 214 4 an Unterstützungen und 25 186 4 an Stipendien, usammen alsg 186 379 ( verteilt, mithin durchschnittlich im Jahre 62 133 16. Von dieser Summe gelangten 7 v. H. nach Berlin und 93 v. H. in die Provinzen; Töchter von höheren Beamten erhielten 19 v. H. und Töchter von mittleren Beamten 3! v. SH. Der Sitz der Stiftung ist Berlin. Die Verwaltung führt ein aus drei Mitgliedern bestehendes Kuratorium das von Seiner Majestät dem Kaiser und König ernannt wird, und dem zwei vom Minister des Innern berufene stellvertretende Mit— glieder beigeordnet sind. Diesem Kuratorium steht in feder Provinzial⸗

. , 24. Januar 1912.

und Staattanzeigers“ bom

dez Reichs⸗

von und zu Trauttmansdorff, steht.

oder dag Bureau des Kaiserjubiläumsfonds für Kinderschutz

und „christllcher Wissenschaft“. Wie

ud Nauwercks, gebnis war das gleiche, dag die gesamte Polttik des romantischen Königs hatte:

Diel s

hauptstadt eine Provinzialkommission zur Seite, deren Organe sich als Vertrauensmänner über die ganze Provinz verteilen. Die An⸗ sorderungen an die Stiftung wachsen stetig und können aus den jurzelt vorhandenen Mitteln nur unzureichend befriedigt werden. Im Interesse der zahlreichen notleidenden Beamtentöchter sei die Unterstützung der Stiftung daher, namentlich allen Heamten, nachdrücklich empfohlen. Um der Stiftung eine größere Bewegungs freiheit zu ermöglichen, würde es schon genügen, wenn seder . n, jährlich wenigstens 3 M, jeder mittlere Beamte MS beisteuerte. 6 Stiftungsbermögen belief sich Ende März 1911 auf 602 6001; bis zu diesem Zeitpunkt waren seit Bestehen der Stiftung ausgezahlt worden: an einmaligen Unterstützungen 578 449 , an laufenden Unterstützungen 360 044 und an Stipendien 135 950 „; also ins⸗ gesamt: 1074423 .

Aus den zurzeit in Berlin veranstalteten wissenschaftlichen Vor— lesungen zum Studium des Alfoholismus sei der Vortrag des dandeßrats Dr. Schellmann, Düsseldorf, erwähnt, der über bürgerliches Recht und Reichsversicherungsordnung im Fampfe gegen den Alkoholismus sprach. Der Vortragende hob folgende Gesichtspunkte besonders hervor: Die Wichtigkeit der Alkohol⸗ rage ist bei der Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs von dem Gesetzgeber gewürdigt worden. Sowohl im Interesse des Trunk— sichtigen, als auch in dem seiner Angehörigen sind die Bestimmungen erlassen worden, die durch eine Entmündigung des Trinkers und ihre rechtlichen Folgen gegen die früheren Gesetze wesentliche Fertschritte gebracht haben. Wünschenswert für eine systematische Trinker— fürsorge ist die Einführung der Berufssvormundschaft für Trinker, wie sie bereits in einer Reihe von Städten mit Erfolg geführt wird. Ebenso wie das bürgerliche Recht konnte die neue Reichs— bersicherungöordnung unmöglich an der Alkoholfrage achtlos vorüber— gehen. Gegenüber den Bestimmungen der bisherigen sozialen Gesetz⸗ gebung, welche eine Zahlung der Leistungen in Naturalien nur bei dem Invalidenversicherungsgesetze und dem landwirtschaftlichen Unfall⸗ bersicherungsgesetze vorgesehen hatte, Bestimmungen, welche judem in der Praxis infolge der geforderten Voraussetzungen nicht durchführbar waren, hat die Reichsversicherungs ordnung die allgemeine Bestimmung aufgenommen, daß Trunkfsüchtigen die gesetzlichen Leistungen aller Veisicherungsträger in Sach— leistungen zu gewähren sind und auf Antrag der Gemeinde des Wohnorts bezw. des Vormunds in dieser Form gewahrt werden müssen. Mit den neuen Bestimmungen der Reschsversicherungsordnung n Verbindung mit den nach dem Bürgerlichen Gefetzbuch zulässigen Mitteln sind den allerorts entstehenden Trinkerfürforgestellen wichtige und wertvolle Handhaben gegeben, um der Trunksucht mit Erfolg ju steuern, zumal wenn auch die Behörden anfangen, der Frage mehr Aufmerksamkeit zu schenken als bisher. Ueber Jugendfürsorge Ind Alkoholismus las in Vertretung des erkrankten Herrn Agahd Herr Gustav Temme⸗Nordhausen. Er führte etwa aus: Wir begrüßen als Freunde der Jugend die jetzt mächtig aufblühende Bewegung für Jugendpflege. Der Alkohollzmus ist die stärkste Ursache der Not der Jugendlichen, denn er schafft minderwertigere Kinder, nimmt den Säuglingen die Mutterbrust, fördert die Armut der Familien und die gewerbliche Arbeit der Mütter, dieser berufenften Erzieherinnen der Kinder; er steigert die Ziffern der Zwangszöglinge und der jugendlichen Verbrecher, führt zur Verwahrlofung und Miß⸗ handlung der Kinder und hindert die rechte Jugenderziehung; er verdirbt die Jugend, die Träger zukünftiger Kultur körperlich, geistig und sittlich. Da neben dem Alkoholismus vor allem die soziale Not die er freilich oft selbst hervorruft und steigert das Jugendelend schafft, so muß jeder Helfer der Jugend auch ein Freund und Helfer der gesunden Sozialreform sein. Die wichtigste Arbeit für die Jugendpflege muß bleiben; nüchterne Väter und wirtschaft= liche Mütter schaffen, denn das heißt, gefunde Familien bauen. Wer mithelfen will, das Jugendelend zu suchen, der darf um die Alkohol⸗ frage nicht herumgehen. Eine alkoholfreie Kultur ist anzustreben, in der jedem deutschen Kinde die rechte Entwicklung seiner körperlichen und geistigen Anlagen seinem und des Volkes Wohle gemäß gewährleistet wird.

Am 18. bis 20. Juni findet in Wien ein Berufspormünder— tag statt, mit dem die 7. der vom Archiv Deutscher Beruftzyormünder n Frankfurt a. M. veranstalteten Tagungen in Verbindung steht. Zur Vorbereitung ist ein Ausschuß zusammengetreten, der sich aus Ver⸗ tretern der beteiligten Kreise zusammensetzt und unter dem Vorsitz des geschäftsführenden Vizepräsidenten der großen Kommission des Kaiserjubiläumsfonds für Kinderschutz und Jugendfürforge, Erbgrafen u Das Ehrenpräsidium der Tagung bat der Ministerpräsident Graf Sturgkh übernommen. Die Tagesordnung enthält Vorträge über Ziele und Aufgaben der Berufs vormundschaft, den Stand der berufsvormundschaftlichen Bewegung im Deutschen Reiche, Oesterreich und der Schweiz. Als Redner sind hierfür ge⸗ vonnen worden der Geheimrat Dr. Taube. Leipzig, der Minister— sekretär Dr. Müller- Wien, der Professor Klumker⸗Frankfurt a. M., der Bürgermeister Dr. Schmidt⸗Mainz, der Direktor Di. Petersen⸗ Damburg, der Primarius Dr. Riether⸗Wien und der Advokat Ir. Engel. Budavest. Anmeldun gen werden erbeten an das Archlv Deutscher Berufsvormünder Frankfurt a. M., Stiftstraße 30, und Jugendfürsorge, Wien 1, Herrengaffe 7.

Kunft und Wissenschaft.

; Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am Al. März unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Auwert eine Fesamtsitzung. in der Herr Lenz über die Kämpfe des Ninisterz Eichhorn mit der Berliner Universität las. Die Politik Cichhorns gipfelte, ganz in Uebereinstimmung mit der Gesamt— richtung der Regierung Friedrich Wilhelms 1V., in der Ausrottung des Hegelianismus und der Einführung sogenannter positiver“ Freiheit

hn die Kämpfe des Ministers ut, der Berliner Universität wurzeln, wurde an einer Reihe won Bei spielen (Berufung Gelzers und Hubers, Maßregelung Bruno Bauers Beeinflussung der Presse u. a. gejeigt. Das Er—

wachsende Verwirrung und Ohnmacht. Herr m merm ann überreichte die beiden ersten Hefte der unter sesner

. Mitwirkung , . Luftfahrt und Wissenschaft“.

zr Vas korr spondierende Mitglied der physikalisch · mathematischen Flasse August Toepler in Dresden ist am 6. März verstorben.

In der am 28. Maͤrz unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn s abgehaltenen Sltzung der philofophisch⸗historifchen Llasse las Herr Kofer über Preußen! und Oesterreich im Fahre 1858. Die aus Biemarcks Berichten vom Bundestage be⸗

der Ra

. ten Zwigstigkeiten zwischen e fen, und Oesterreich wegen der tat

Hesatzung Bundesfestung führten die preußsche

cherung auf grundfätzlsche Eröͤrkerungen!“ i hl . F igen über das gegenseitige politische Verhältnis, die in einer Anweisung für die zur Inspektion

des öͤsterreichischen Bundeskontin Wie ilitär gents nach Wien gehende militärische bordnung (September 18658) Ausdruck fanden. ; a der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars e Auwers abgehaltenen Sitzung der physikalisch⸗mathe⸗ nattschen Klasse las Herr Hellmann über den Eharakter der Gimme rregen in Norddeutschland. Aus zehnjährigen Re— Uistrierungen don Pluviographen eigener Konstruktion wurden Gesetz

naͤßigkeiten bezügllch der Dauer und Häufigkeit der Sommerregen in

9

e len abgeleitet sowie die Hauptzüge ihrer täglichen Periode

ö gent. Sedann wurde der Versuch gemacht, die Sommerregen

9 ihrer Herkunft in solche des großen und des kleinen Kreislaufes

heft len zu klassifizieren. Herr Engler überreichte zwei weitere

tin des. Werkes Das Pflanzenreich“: 55. R. Knuth, Gorania cen, 54. K. Kraufe, GGodenjaceage und Brunoniaceae, Leipzig 1912.

Die „Köln. Ztg.“ veröffentlicht neue Mitteilungen über die Ausgrabungen des Freiherrn Max von Oppenheim auf dem Tell Halaf in Mittelmesopotamien. Von der Hochterrasse, auf der das hettitische Könsgsschloß stand, ist jetzt auch die Umbiegung nach Norden gefunden worden. Bis jetzt sind über 170 Stein“ bil der entdeckt worden. Einige davon sind in mythologischer Be⸗ ziehung sehr merkwürdig, z. B. ein Bild des Gilgamesch, des meso⸗ potamischen Vorläufers des Herkules, bekleidet mit einer Löwenhaut und mit einem Streitkolben in der Hand. Cin anderes Steinbild . den Sieg des Frühlings über den Winter wieder. Das wichtigste

irgebnis war die Aufffindung des Palasttors, das von geflügelten Vierfüßlern mit Greifenkrallen und bärtigen Menschenhäuptern be⸗ wacht wurde. Damit ist die von Baron Sppenheim früher gemachte Bemerkung, der Tell Halaf scheine unter dem Zeichen des Greifen zu stehen, bestätigt.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Weizeneinfuhr in Marseille. Nach den Wochenberichten der in Marseille erscheinenden Zeitun de Somaphore“ hat die Weizeneinfuhr nach Marseille auf 363 Wasserwege betragen: in der Zeit vom 10. bis 15. März d. J.. 20 513 42 davon aus Rußland.... ö. h in der Zeit vom 17. bis 22. März d. J.. 112773 davon aus Rußland... 58 080 in der Zeit vom 24. bis 29. März d. J.. 37 485 daton aug 780 in der Zeit vom 31. März bis 5. April d. J. . 59 358 davon aun nichts. In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am 3. April d. J. 22 690 42. ; sit

Saatenstand in Italien während des zweiten Drittels des Monats März 1912.

In Oberitalien herrschte während der Berichtsperiode regne⸗ risches Wetter, was eine Unterbrechung der Feldarbeiten und namentlich der Frühjghrssaaten zur Folge hatte. In Venetien, wo vielfach trockene Wetter erwünscht wäre, zeigen die Getreidefelder., Weiden und Wiesen eine kräftige Vegetation. Befriedigend ist im allgemeinen der Stand der Feldfrüchte in Mittelitalien, wenn auch im Latium über deren zu frühzeitige Entwicklung geklagt wird. In den Marken fehlt es an Feuchtigkelt, und unter dem gleichen Mangel leiden die Futterpflanzen in den südlichen Gegenden am Adriatischen Meer. Die südlichen Küstenstriche des Mittelländischen Meeres weisen dagegen eine äußerst befriedigende Entwlcklung der Feldfrüchte auf. Auf den Inseln hätten die Getrelde⸗ und Futterfelder sowie die Weiden Niederschläge nötig. Die Blüte der Sbstbäume voll- zieht sich in ganz Italien unter günstigen Verhältnissen, und auch die Reben zeigen eine vielversprechende Entwicklung. (Bericht des Kaiser⸗ lichen Generalkonsulats Genua vom 6. April 1912.)

Saatenstand in Bulgarien.

Der Kaiserliche Konsul in Sofia berichtet unterm g. d. M.: Der verflossene Winter zeichnete sich durch eine vorwiegend milde und mäßig feuchte Witterung aus, die der Weiterentwicklung der Winter— saaten im Konsulatsbezirke sehr zu statten kam. Erst gegen Ende Januar trat fast im ganzen Lande größere Kälte ein, die jedoch den Saaten, die überall durch eine ausreichende Schneedecke gegen Frost geschützt waren, keinen nennenswerten Schaden zufügen konnte. ie Wintersaaten befinden sich daher in vorzüglicher Verfassung, und es sind fast gar keine Klagen über . laut geworden. Auch die Feldbestellung zur Aussaat der Frühjahrssaaten konnte bei gũnstiger Witlerung rechtzeitig erfolgen.

Der Stand der Rosenfelder ist gut, ebenso der Stand der Obstbäum e, die nach, der großen Blütenzahl zu urteilen, einen reichen Ertrag versprechen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volktkrankheiten.

(Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitgamts“ Nr. 15) vom 11. April 1912.)

Pest.

Türkei. Vom 5. Februar bis 13. März in Djedda 3 Er⸗ krankungen und 4 Todesfälle.

Aegypten. Vom 23. bis 29. März erkrankten (starben) 10 (5) ,. und zwar 4 (3) in Kuß, 3 (1) in Minieh, i (I) in

echna und je 1 (— in Alexandrien und Esneh.

Persien. In Buschär sind in der Zeit vom II. Februar bis 2. März 28 Personen an der Pest erkrankt Lund 13 gestorben), davon in der Woche vom 25. Februar bis 2. März 12 (9.

Mauritius. Vom 5. Januar bis 8. Februar wurden 21 Er— krankungen und 15 Todesfälle festgestellt.

Cholera.

Türkei. In der Zeit vom 5. Februar bis 13. März wurden 32 Erkrankungen (und 26 Todesfälle) fest estellt, davon 4 (3) in Adana, 2 (h in Tarsus, 7 (1) in ö 3 in Janina, 16 (7 in Loros, I) in Djihan.

Gelbfieber.

Mexiko. Im Staate Jukatan sind im Jahre 1911 insgesamt 60 Erkrankungen, davon 25 mit tödlichem Verlaufe, festgestellt worden; 47 von den Erkrankten waren mexikanische Soldaten.

Brasilien. Zufolge Mitteilung vom 22. Mär; sind in Bah la 3 Erkrankungen bei Ausländern festgestellt worden.

Pocken.

Deutsches Reich. In der Woche vom 31. März bis 6. April wurden 16 Erkrankungen (davon 6 bei russischen und 2 bei öster⸗ reichischen Arbeitern) festgestellt, und zwar je 1 in Karnzow (Kreis Ostprignitz, Reg Bez. Potsdam), Hohenwalde (Landkreis Lands— berg, Neg. Bez. Frankfurt), Vahm erow (reis Greifenberg, Reg⸗ Bez. Stettin), z in Klein lehm hagen (Kreis Grimmen, Reg. Bez. Stralsund), je 1 in Brieg (Reg.-Bez. Breslau), Saurahüt ke Landkreis Kattowitz, Reg. Bez. Oppeln), Birkenhain (Landkreis Beuthen, Reg.-Bez. Oppeln), Pol vitz Greis Gardelegen, Reg.-Bez. Magdeburg), Everstorf. (Kreis Änden, Reg.-Bez. Hannover), Jöhlingen, Johannisthalerhof und Singen (Bez.⸗Amt Durlach, Baden), Lalendorf (Güstrow, Mecklenburg. Schwerin) und Bien dorf (Cöthen, Anhalt). ;

Oesterreich. Vom 24. bis 9. März in Wien 1, in Galizien 14 Erkrankungen.

Fleckfieber.

Oesterreich. Vom 24. bis 30. März in Galtzien 147 Er— krankungen, in der Bukowina.

Genickstarre.

Preußen. In der Woche vom 24. bis 30. März wurden 5 Erkrankungen Lund 3 Todetzfälle) in folgenden Regierungs⸗ bezirken lund Kreisen] gemeldet: Landespolizeibezirk Berlin 1 Berlin Reg. Bez. Arnsberg 3 (2) [Altena 2 (3, Hagen Land 1j, Hannover 1 Hannover Stadt), Trier () [Saarbrücken Land].

Oesterreich. Vom 17. bis 23. März in 1 Gemeinde Galiziens 5. Erkrankungen.

Spinale Kinderläbmung.

Preußen. In der Woche vom 24. big zo0. Mär; kamen 3 Erxtrankungen in folgenden Regterungsbezirken und Kreisen] zur Meldung: Arnsberg 1 (Dortmund Land], Cöln 1 Rheinbach], Sch les wig 1 1Sonderburg]!.

Verschiedene Krankheiten.

6 Konstantincpel (1I. bis 24. März) 33, Moskau 2, St. Petersburg 3, Warschau 13 Todes fälle; Christiania J, London (Krankenhäuser), New Vork je 2, Odessa 1, Paris 2, St. Peters burg 9, Warschau (Krankenbäͤuser) 24 Erkrankungen; Varizellen: Nürnberg 24, Budapest 33, New Vork 356. St. Petersburg 21, Wien 75 Erkrankungen; Fieckfieber: Odessa 3, St. Petersburg 2 Todesfãlle; 6 15, St. Petersburg 9, Warschau (Kranken bäuser) 3 Erkrankungen; Rückfgllfie ber: Odessa 27 Erkrankungen; Milz⸗ brand: Reg. Bezirke Frankfurt, Merseburg, Münster, Budapest je 1 Erkrankung; Influenza: Berlin 9, Kopenhagen 1, London 7, Moskau 5, New Jork 9, Paris 4, St. Petersburg 9, Stockholm 2 Todes fälle; Nürnberg 31, Kopenhagen 83, Odessa 25, Stockholm 21 Erkrankungen; Genickstarre: Ehristiania 5, New JYork 1 Todes⸗ fälle; Nürnberg 1, Christiania 10, Kopenhagen, Rew Vork je 7 Er⸗ krankungen; Wurstpergiftung: i, , Schleswig 1 Todesfall. Mehr als ein Zehntel aller Gesforb enen ist an Scharlach ( Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1895/1904: 1, 04 o/o) gestorben in Bottrop Erkrankungen wurden gemeldet im Landespolizeibezirk Berlin 133 (Stadt Berlin 7), in Breslau 28, in, den Reg. Bezirken Arnsberg 115, Düsseldorf 146, in Nürnberg 273, Hamburg 30, Budapest 59, Christiania 27, London Kranke nhäuser) 133, New Jork 332, Paris 123, St. Peters burg 126, Wien 86; an Masern und Röteln (1895/1964: 1, 10 0/90) gestorben in Schöneberg Erkrankungen wurden angezeigt im ien , Posen 252 davon 90 in Kriewen, Kreis Kosten), in Nürnberg 77, Hamburg 31. Budapest 82, Kopenhagen 92, London (Kranken— hãuser 33, New York 868, Paris 750, St. Petereburg 87, Prag 144, Stockholm 30. Wien 6553; an Diphtherie und Krupp (18951904: 1,620 ;0 gestorben in Koblenz, Mülheim a. Rh. Er— krankungen kamen zur Meldung im Landespolizeibezirk Berlin 192 (Stadt Berlin 121), in den Reg.⸗Bezirken Arngberg 131, Magdeburg 100 Schleswig 125, in Hamburg 53, Budapest 39, Kopenhagen 36, London (Kranken häuser) 116, New York 333, Paris 665, St. Peters⸗ burg 59, Stockholm 28, Wien 50; an Keuchhusten gestorben in Linden, Zabrze Erkrankungen gelangten zur Anzeige in Budapest 34. Kopenhagen 25. London (Krankenhäuser 52, New Pork 31, Odessa 38, Wien 485. Typhus in New Jork

Ferner wurden Erkrankungen gemeldet an 53, Paris 31, St. Petersburg 71.

Türkei. . internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für die Herkünfte von Alexandrien angeordnete ärztliche Unter⸗ suchung wieder aufgehoben.

Verdingungen.

D Zuschlag auf die Lieferung des von dem Verwaltun s⸗ ressort der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven am 28. Re— bruar 1912 verdungenen Schotters und der Schüttsteine für die Bau⸗ abteilung Helgoland ist der Firma J. G. Dümling in Schönebeck a. Elbe zum Preise von 7,42 M für 1000 Kg Schüttsteine und von „z! „M für 1000 kg Schotter frei Schiff Helgoland erteilt worden.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim Reichs. und Staats. anzeiger' ausliegen, können in den Wochentagen in . Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)

Niederlande.

16. April 1912. Gemeindeverwaltung von Smallingerland zu Drachten (Provinz Friesland): Lieferung von 544 cbm Flußkies und 133 chm Fluß⸗ oder Seekies. Die Lieferung hat frei nach ver. schiedenen Lagerplätzen in der Gemeinde zu erfolgen. Auskunft erteilt der Gemeindearchivar.

Norwegen.

23. April 1912, 3 Uhr. Norwegische Staatebahnen in D ront⸗ heim: Lieferung von 600 Stück Sestenftützen aus seGisen für offene Güterwagen. Veisiegelte Angebote mit der Aufschrist Kjepstaker werden im Bureau des Maschineningenieurs des 4. Eisenbahndistrikts, Dront⸗ heim, entgegengenommen. Nähere Bestimmungen und Bedingungen ebendaselbst. Vertreter in Norwegen notwendig.

Verkehrswesen.

„Laut Telegramm aus Cöln ist die heute abend 6 Uhr in Berlin fällige französische Post infolge von Zugverspätung in Frankreich ausgeblieben.

Theater und Musik.

Konzerte.

Angenehme Eindrücke gingen am Montag voriger Woche von den Liederporträgen der Saͤngerin Elfen Sim merktar Larsen im Bechsteinsa al aus. Ver klare, mit künsslerischem Geschmack behandelte Sopran der Dame, ihr warmblütiger Vortrag verfehlten ihre Wirkung nicht. Es kamen durchgängig nordische Tondschter zu Worte, wie Sjögren, Grieg u. 4. Auch drei neue Lieder von Roger ö der am Klavler begleitete, standen auf dem Programm; ze sprachen an durch liebenswürdige Ausdruckformen, durch bewegliche Melodik. Weniger konnte eine Sonate für Klavier in F⸗Moll gefallen; es gab auch hier hübsche, melodische Wendungen, aber der Vedankengang floß nicht so leicht und natürlich wie in den Gesängen. Daß der Tondichter seine Komposition selbst vortrug, gereichte ihr freilich nicht zum Vorteil; denn sein Spiel war schwer und wenig nuanctert. Daz ließ auch die Wiedergabe einiger Tonstücke von Sibelius, Grieg, Louis Glaß erkennen; es fehlte der Form an Geschmeidigkeit und dem Ausdruck an Duft. Daß trotzdem ein vornehm fühlender, eifrig strebender Künstler in Roger Henrichsen lebt, war auch in diesen etwas glanzlosen Klaviervorträgen nicht zu verkennen. In der Philharmonie gab einige Tage vorher die Berliner Liedertafel“ unter der Leltung ihres Chormeisters Herrn Max Wiedemann und unter Mitwirkung von Conrad An sor ge (Klavker) ihr letztes diesjähriges Winterkonzert. Ergreifend gestaltete der Dirigent mit seiner Sängerschar die Balladen; Wo Bismarck liegen soll! und „Alaskan, erstere von Franziskus Nagler, die andere von Heinrich Zöllner. Beide Werke wurden sin ihren Schwierigkeiten, die fast die Grenze des Möglichen der Männerchor⸗ literatur streifen, mit spielender Leichtigkeit gesungen und lösten wahre Stürme des Beifalls aus. Im Raglerschen ‚Wo Bismarck liegen soll' war die dramatische Wiedergabe hervorragend. Wie Wiedemann das Volkelied wirken läßt, ist meisterhaft. Auch der leicht beschwingten Muse läßt er ihr Recht: Vom Naschen? von Mozart und ‚Hoppoldey, von Zöllner mußten auf Verlangen wiederholt werden. Von Conrad Ansorge ist Neues nicht zu sagen; in wahrhaft künstlerisch vollendeter Weise löste er feine Aufgaben.

Am Dienstag führte in der Garntsonkirche der Pfann⸗ schmidtsche Chor unter der Leitung des Königlichen Musihdirektors Heinrich Pfannschmidt und unter Mitwirkung der Damen Käte Neugebguer-⸗Ravoth (Sopran) und Frieda Kotel⸗ mann-⸗Heese (Alt), der Herren Erwin Zingel (Tenor) Lederer⸗ 6 und Reuter (Baß) die Matthäuspassion von J. S. Bach auf. Den orchestralen Teil vertrat die Kapelle des Kaiser Alexander⸗Gardegrenadierregiments Nr. 1, den Orgelpart Herr Otto

riebe. Die Violinsoli lagen in den Händen der Herren Hahne und

hom as. Wie in den Vorjahren, zeigte der Chor auch diesmal ein täüchtiges Können: feine Phrasierungskunst, reine Intonation und ein gute Aussprache, obgleich nicht veischwiegen werden darf, daß die ih rt hm öfter zu wünschen ließ. Größere Präzision wäre bei den Einsätzen zu empfehlen, damit die episodischen Volkschöre treffsicherer einschlagen. Angenehm berührte das sinngemäße Singen der Ehoräle ohne Rücksicht auf die Ferinaten bei flottem Tempo; so erstrahlte der Choral: Wenn ich einmal soll scheiden“ poetisch duftig in neuem Gewande. Ist hier ein so flüssiges Musizieren am Platze, so will ez