1912 / 92 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Apr 1912 18:00:01 GMT) scan diff

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dem Gebiete der Krankenversicherung 18 6, aus dem Gebiete der Unfallversicherung 15ę 6, aus dem Gebiete der Invaliden— und Hinterbliebenenversicherung 18 6. Y) Diese Festsetzung gilt bis zum 1. Januar 1915. Berlin, den 16. März 1912. Der Reichskanzler. In Vertretung: Delbrück.

Bekanntmachung, betreffend die Zulassung von Börsentermingeschäften in Anteilen von Bergwerks- und Fabrikunter—

nehmungen.

Vom 4. April 1912.

Auf Grund des 8 63 des Börsengesetzes Reich sgesetz⸗ blatt 1908 S. 215) hat der Bundesrat beschlossen:

Börsentermingeschäfte in den Aktien der Orenstein u. Koppel Arthur Koppel Aktiengesellschaft in Berlin sind zulässig.

Berlin, den 4 April 1912.

Der Reichskanzler. Im Auftrage: Richter.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 21 des Reichsgesetzblatts enthält unter

Nr. 4951 das Protokoll, betreffend die Fortsetzung des am 5. März 1902 in Brüssel zwischen dem Deutschen Reiche und mehreren anderen Staaten abgeschlossenen Vertrags über die Behandlung des Zuckers, vom 17. März 1912, unter

Nr. 4052 die Bekanntmachung über die Pauschbeträge, die von den Versicherungsträgern zu den Kosten der Ober— versicherungsämter zu entrichten sind, vom 16. März 1912, unter

Nr. 4053 die Bekanntmachung, betreffend die Zulassung von Börsentermingeschäften in Anteilen von Bergwerks- und Fabrikunternehmungen, vom 4. April 1912, und unter

Nr. 4054 die Bekanntmachung, betreffend Ergänzung und Aenderung der Anlage O0 zur Eisenbahnverkehrsordnung, vom 6. April 1912.

Berlin W., den 16. April 1912.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Per son alver änderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche us1m. Achtlleion, Korfu, 9. April. Krause, Gen. Lt. und Inspekteur der 1. Pion. Insp., v. Lahr— busch, Gen. Lt. und Inspekteur der technischen Institute der Art., in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt. Riemann, Gen. Major und Kom⸗ mandeur der 37. Inf. Brig., zur Vertretung des Kommandeurs der 15. Div. nach Cöln kommandiert. v. Hol leben, Major und Komp. Chef am Kadettenhause in Potsdam, zum Stabe des 3. Thüring. Inf. Regts. Nr. 71, Simon, Hauptm. und Militärlehrer am Kadettenhause in Wahlstatt, als Komp. Chef zum Kadettenhause in Potedam, Bender, QOberlt, im 5. Westpreuß Inf. Regt. Nr. 148, als Militärlehrer zum Kadettenhause in Wahlstatt, versetzt. Graf HVermann zu Solmg⸗Baruth, zweiter Sohn des Fuͤrsten zu Solms⸗Baruth, in der Armee als Lt, im Regt. der Gardes du Corps, vorläufig ohne Patent, angestellt. Graf v. Nayhauß-⸗Cormons, Oberlt. im Kurmärk. Drag. Regt. Nr. 14, der Abschied bewilligt. v. Flügge, Fähnr. im Gren, Regt. König Friedrich Wilhelm 18. (1. Pomm.) Nr. 2, in das Kür. Regt. von Seydlitz (Magdeburg.) Nr. Tversetzt. .

Nachweisung der beim Sanitätskorps eingetretenen Veränderungen. Durch Verfügung des Generalstabs— arztes der Armee. Mit Wahrnehmung offener Assist. Arztstellen beauftragt: am 15. März: Westhofen, Unterarzt beim 2. Unter— elsäss. Inf. Regt. Nr. 137, .

am 1. April: Wischhusen, Unterarzt, nach am 13. März 1912 erfolgter Versetzung vom 4. Lothring. ., Regt. Nr. 70 zum Qus. Regt. König Humbert von Italien (1. Kurhess) Nr. 13, Dr. Bruns, Unterarzt beim 1. Ermländ. Inf. Regt. Nr. 150, Benn, Unterarzt beim Inf. Regt. General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburg.) Nr. 64.

Versetzt; am 18. März: Feldhahn , Unterarzt, vom 1. West— preußischen Feldart. Regt. Nr. 35 zum Inf. Regt. von Grolman (1. Posen.) Nr. 18,

am 27. März: Theel, Unterarzt, vom Inf. Regt. Prinz Moritz von Anhalt⸗Dessau (6. Pomm) Nr. 42 zum Torgauer Feldart. Regt.

Nr. 74. Kaiserliche Marine.

Offi ziere usp. 9. April. Schaefer (Friedrich), Oberlt. der Res. der Matrosenart., im Landw. Bezük II Hamburg, im aktiven Seeoffizierkorps, und zwar als Oberlt. zur See mit einem Patent vom 13. Oktober 1908 G. 1. angestellt und zur II. Matrosen⸗ art. Abteil. versetzt.

Befördert: Gronemann, Marineoberingen. vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Breslau“, zum Marinestabsingen, Strauß, Marineingen. von der II. Werftdiv., zum Marineoberingen.,, Winter (Erhard), Marineingen. Oberaspirant von der Marinestation der Ostsee, unter ger rng seines Dienstalters unmittelbar hinter dem Marineingen. Francksen, zum Marineingen.,, Bentmann, Marine— stabgarzt vom Stabe S. M. Linien schiffes „Hessen‘ zum Marine— oberstabsarzt, Dr. Wunderlich, Marineoberassist. Arzt vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers Breslau“, zum Marinestabs arzt, Dr. Loeb, Marineunterarjt von der Marinestation der Nordsee, Reinhold, Dr. Christel, Marineunterärzte von der Marinestatton der Ostsee, Dr. Renisch, Marineunterarzt von der Marinestation der Nordsee, zu Marineassist. Aerzten.

Kuschke, Marineingen. vom Stabe. S. M. kleinen Kreuzers „Breslau“, erhält ein anderweites Dienstalter, und zwar unmittelbar hinter dem Marineingen. Ahrens. Dr. Gugel, Marineassist. Arzt der Res. im Landw. Bezirk Eßlingen, im aktiven Marinesanitãtekorps als Marineassist. Arzt mit seinem bisherigen Patent und unter Zu— teilung zur Marinestation der Nordsee angestellt. Narath, Fähnr. ur See von der Marineschule, zur Marineres. beurlaubt. Wahl, Marinestabsingen. von der J. Werfidiv, Burgdorff, Marineingen. von der J. Werftdiv, der Abschied mit der gesetzlichen Pension, der Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform bewilligt. Dr. Iftner, Marineoberstabgar t von der Marinestation der Nordsee, der Abschsed mit der gesetzlichen 56 und der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform be⸗ willigt.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen Bibliothekar bei den Königlichen Museen

zu Berlin Dr. Wilhelm Waetzoldt zum ordentlichen Pro—

sessor in der philosophischen Fakultät der Universität Halle⸗ Wittenberg zu ernennen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Die Gewerbereferendare Schulte aus Schweidnitz, Wachtmann aus Aurich und Burghard aus Vohwinkeb sind nach bestandener Prüfung zu Gewerbeassessoren ernannt und den Gewerbeinspektionen Düsseldorf-⸗Stadt, Duisburg und Beuthen als Hilfsarbeiter überwiesen worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts— angelegenheiten.

Der Maler 5 han der ist zum ordentlichen Lehrer an der Königlichen Kunstschule in Berlin und

der bisherige Oberlehrer am Progymnasium zu Berg. Gladbach Heinrich Hufenbecher zum Kreisschulinspektor in Lüdenscheid ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Versetzt: der Kreistierarzt Pfannenschmidt in Marg— grahowa in die Kreistierarztstelle in Ohlau und der Kreistierarzt Krüger in Ohlau in die Kreistierarztstelle in Schlochau.

Uebertragen: dem Kreistierarztassistenten Sommer in Marggrahowa die kommissarische Verwaltung der Kreis⸗ tierarztstelle daselbst.

Die Oberförsterstelle Hartigsheide im Regierungs—⸗ bezirk Posen sowie die zum Forstverwaltungsbezirk der König— lichen Regierung in Osnabrück gehörige Oberförsterstelke Aurich, deren spätere Vergrößerung durch Zulegung der Ober— försterei Friedeburg beabsichtigt ist, sind zum 1. August 1912 zu besetzen; Bewerbungen müssen bis zum 10. Mai eingehen.

Finanzministerium. Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Essen, Regierungsbezirk Düsseldorf, ist zu besetzen.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichs justizamts Dr. Lis co, vom Urlaub.

Aichlami liches. Deutsches Reich.

ö Pren ßen. Berlin, 16. April.

In der am 15. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Ergänzung des dem Reichstage vorliegenden Entwurfs des Reichshaushaltsetats für das Rechnungssahr 1912 zugestimmt. Die Vorlage, betreffend Aenderung der Bestimmungen über die Statistik der Seeschiffahrt, wurde den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 13. d. M. S. M. S. „Cormoran“ in Jap (Westkarolinen) und S. M. S. „Seeadler“ in Daressalam, am 14. S. M. S. „Bremen“ in Newport (Rhode⸗Island), am 15. S. M. S. „Scharn⸗ horst“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders in Nagasaki und S. M. S. „Möwe“ in Kapstadt angekommen.

Württemberg.

Gestern mittag erfolgte die Beisetzung Ihrer Kaiser— lichen Hoheit der verwitweten Herzogin Wera von Württemberg, Großfürstin von Rußland, in der Gruft der Schloßkirche in Stuttgart, an der, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Majestät der König Wilhelm, Seine Hoheit der Prinz Konstantin von Rußland und zahlreiche deutsche Fürstlichkeiten teilnahmen.

Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus setzte gestern die Debatte über die

Homerulebill sort. .

Nach dem Bericht des W. T. B. spottete Balfour über die in der Vorlage vorgebrachten Bürgschaften für die Ueberlegenheit der Reichsregierung. Asquith habe die Bill als den Beginn eines allge⸗ meinen Bundes systems bezeichnet. Jeder Artikel des Gesetzes müsse nicht allein in bezug auf Irland, sondern auch in bezug auf England, Schottland und Wales betrachtet werden. Der Gesetzentwurf set vom föderalistischen Standpunkt aus unsymmetrisch und der britischen Politik durchaus unwürdig. Balfour tadelte sodann die Regelung der finanziellen Fragen durch den Entwurf und die Vollmachten, die der irischen Regierung über die Zölle gegeben werden sollen; das würde später zu Zoll grenzen zwischen England und Irland führen. Er glaube nicht, daß das Haus irgendwelche Anregungen, in Zukunft durch Errichtung von

Zollgrenzen das föderalistische System zu durchbrechen, unterstützen

werde. Wenn Irland seine Zölle benutzen würde, um fremde Länder zu differenzieren, so könnten Schwierigkeiten entstehen wegen der Klausel der. meistbegünstigten Nation. Balfour ging dann auch auf die Fragen ein, die durch die Beibehaltung von zweiundvierzig irischen Mitgliedern im Reichsparlament auf— geworfen würden. Alle diese Schwierigkeiten entständen durch den wahnsinnigen Versuch, die Politik der nationalen Entwicklung umzustoßen. Alle Länder fühlten, daß, wenn sie ihren Platz in der Welt b wahren wollten, dies nicht durch Auflösung, sondern durch Einigung geschehen könne. England werde in verhängnis voller Weise geschwächt werden durch diesen unheilvollen und widersinnigen ersten Schritt zur Einführung des Homerule in allen Teilen des Re chez, wodurch ein unbrauchbares Regierungssystem geschaffen würde. Man würde sich dann in derselben Lage befinden, wie vor

der Einigung des Reichs. Der Generalpostmeister Sa muel verteidigte darauf die Bill in ihren Einzelheiten. Er leugnete, daß sie eine Politik der Auflösung darstelle. Er wies darauf hin, daß bel den Nationen die Tendenz bestehe, den Staaten Selbstperwaltun zu verleihen, wenn die Umstände es erlaubten, und erwähnte in diesen Zusammenhang die elsaß⸗lothringische Verfassung. Die Erfahrung der letzten hundertfünfgig Jahre beweise, daß gerade die Versagung und nicht die Gewährung der Autonomie zu Trennung bestrebungen geführt habe. Die Autonomie der Kolonien sei wesent.

lich für die Einheit des britischen Reichs. Die finanziellen Be.

stimmungen der Bill hätten den Zweck, eine Störung der Finanzen des einen Landes durch einen Wechsel in den Finanzen des anderen Landes zu verhindern. Es sei unausführbar, dem irlschen Parlament das volle und unbeschränkte Bestimmungsrecht über die Zölle zu geben da dies mit den Befugnissen der anderen Teile des Reiches und mii der allgemeinen Politik der Regierung unvereinbar sei. Die Re⸗ gierung betrachte den der Bill zugrunde liegenden Gedanken als ver⸗ nünftig, durchführbar und gerecht. Frankreich.

Der heutige Ministerrat wird sich mit den letzten Vor⸗ neff Spaniens, betreffend die Abgrenzung der panischen und der französischen Zone in Marokko beschäftigen.

Eyanien.

Der Ministerpräsident Canalejas hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ bezüglich der Marokkoverhandlungen mehreren Berichterstattern erklärt, daß kein Grund zu der An— nahme vorhanden sei, daß die Beziehungen zwischen Spanien und Frankreich ihren freundschaftlichen Charakter verloren hätten. Die französisch⸗deutschen Verhandlungen hätten auch sehr lange gedauert; die französisch⸗spanischen währten länger, als er gewünscht habe, aber die Fragen, die erörtert würden, seien von der größten Bedeutung. Man dürfe nichts außer acht lassen und müsse schon jetzt alle Einzelheiten regeln, um in Zukunft Ver— wicklungen zu vermeiben. Er glaube aufrichtig, daß ein großer Schritt nach vorwärts getan sei und daß man bald zu einer Verständigung gelangen werde.

Rumänien.

Die gesetzgebenden Körperschaften sind gestem wieder zufammengetreten. Der Minifterpräsident Majo⸗ rescu stellte in der Kammer und im Senat das neue Kabinett vor. Wie „W. T. B.“ meldet, sagten in der Kammer die Führer der konservativen Partei Carp und der frühere Minister Marchiloman und im Senat die früheren Minister Filipescu und Delavrancea der Regierung ihre volle Unterstützung zu.

Serbien.

Nach amtlichen Berichten sind 80 Regierungskandidaten, Taltradikale Dissidenten, 36 Jungradikale, 1 jungradikaler Dissident, 21 Nationalisten, 9 Fortschrittler und 3 Sozial⸗ demokraten gewählt worden. Es sind 10 Stichwahlen erforderlich. Wie „W. T. B.“ meldet, hofft die Regierungs— partei, bei den Stichwahlen am 21. April wenigstens noch 5 Mandate zu erobern, sodaß sie in der neuen Skupschtina über mindestens 85 Stimmen verfügen dürfte. Die absolute Mehrheit beträgt 84 Stimmen.

Belgien.

Gestern vormittag ist die Konferenz Mittel— europäischer Wirtschaftsvereine von Deutschland, Oester— reich, Ungarn und Belgien im Akademiepalast in Brüssel zusammengetreten. Nach der Begrüßung durch den belgi— schen Minister des Aeußern Davignon trat die Konferenz, wie „W. T. B.“ meldet, in die Tagesordnung ein und be— handelte an erster Stelle die Vereinheitlichung des Scheckrechts. Am Nachmittag wurde eine Abordnung der Konferenz vom König Albert in Audienz empfangen.

Amerika.

Die amerikanische Regierung hat den Vereinigten Staaten von Mexiko mitgeteilt, daß sie die mexikanische Re— gierung und das mexikanische Volk für jede böswillige oder rechtswidrige Handlung, durch die Leben, Eigentum oder Interessen von Amerikanern vernichtet, geschädigt oder in Gefahr gebracht würden, haftbar mache. Eine ähnliche Note ist an den Führer der Aufständigen, General Orozco geschickt worden.

Der Präsident Taft hat, obiger Quelle zufolge, in einer Sonderbotschaft den Kongreß aufgefordert, eine Summe von 788 000 Doll. zu Korrektions bauten am Mississippi und zur Entschädigung der Ueberschwemmten sofort bereitzustellen.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ erklärt die chinesischekegierung in Beantwortung des von dem ,,, französischen, deutschen und amerikanischen Gesandten erhobenen Einspruchs gegen den Abschluß der englisch⸗belgischen An⸗ leihe von 1 Million Pfund Sterling, es sei wahrscheinlich, daß die Belgier sich der internationalen Finanzgruppe an— schließen würden. Das Fehlen der dringendsten Geldmiltel be⸗ reitet der Regierung wiederum äußerste Sorge.

Afrika.

Gegenüber den vom türkischen Kriegsministerium ver— öffentlichten Telegrammen über die Vereitelung des italienischen Landungsversuchs bei Zuara und über die Lage bei Gruag erklärt die „Agenzia Stefani“: .

Diese Meldungen sind falsch. Der Plan der Italiener ist seit langem wohl bekannt, und auch die Türken wissen recht gut, daß vor Zuara nur eine Scheinlandung, gleichsam als Ablenkungämanöver, vorgenommen wurde, während die Landung auf der Halbinsel Macabei, die nicht von einer einfachen Abteilung, sondern von einem starken Truppenkörper mit starker Artillerie ausgeführt wurde, seit dem 10. d. M. vollendete Tatsache ist. Der Widerstand der Araber und Türken gegen die wirkliche Landung der Italiener besteht nur in der Phantgsie, Wahr daran ist nur der von einer feindlichen Gruppe gegen das Fort Buchamez am 11. d. M. unternommene Angriff, der sogleich von italienischen Askaris und Schiffsartillerie zurückgeworfen wurde, und der Kampf vom 13. d. M, in dem Askaris zusammen mit Genie truppen, Matrosen und Zollwächtern durch einen glänzenden Angriff gegen Gruppen von Arabern, die die Arbeiten und die Verpflegung des Forts zu stören suchten, die Feinde unter schweren Verlusten an Mannschaften und Waffen zurücktrieben.

Der General Garioni meldet, obiger Quelle zufolge, von der Halbinsel Macabez unter dem 14. April folgende Ginje⸗ heiten über den Angriff, der von Askaris und anderen Abtel lungen unternommen wurde, um sich von den Türken un Arabern zu befreien, die die Ausschiffung von Material und die Errichtung einer Operationsbasis zu stören suchten.

Nachdem das Fort Buchamez durch einen Ueberfall besetzt worden war, womit eine einzige Kompagnie von Askaris wegen großer Schwieri keiten in der Verprovlantierung beauftragt war, hatte der Feind um das kleine Fort angesammelt, um die Ver—

proviantierung durch die Bucht zu, stören. General Garioni benutzte die durch den Ghibli⸗Wind verursachte Dunkelheit und entsandte ein Bataillon Askaris auf die andere Seite der Bucht. Das Bataillon machte einen Ueberfall auf feind— liche Haufen, die, ungefähr 1000 ann stark, zum Teil den regulären türkischen Truppen angehörten. Die Operation gelang voll ständig. Der Feind wurde zurückgeworfen und bis hinter die von ihm auf geworsenen Schanigräben und die nächsten Dünen verfolgt. Er ließ piele Tote und Verwundete zurück. Die Italiener hatten neun Ver⸗ wundete, von denen einer am Morgen starb.

Die Ausschiffung des Kriegsmaterials und der Lebens—

mittel wird 3 der Schwierigkeiten, die das Meer sowohl an der offenen Küste, wie in der Bucht bietet, fortgeführt. Die Besetzung von Buchamez macht weitere Forischritte.

Koloniales.

Nach einem am 30. v. M. beim Reichskolonialamt ein— egangenen Telegramm hat der Gouverneur Ebermaier die Geschäfte des Kaiserlichen Gouvernements Kamerun über—

nommen.

Parlamentarische Nachrichten.

Das Haus der Abgeordneten trat nach den Oster— serien heute zu seiner 48. Sitzung zusammen, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach und der Finanzminister Dr. Lentze beiwohnten. Zunächst wurde das geben der ö. der Vertagung verstorbenen Abgg. Arndt— Gartschin (freikons. und von Krosigk (kons) durch Erheben von den Sitzen geehrt und von dem Präsidenten Dr. Freiherrn von Erffa Mitteilung von der Mandatsniederlegung des Abg. Roeren (Zentr.) gemacht.

Dann setzte das Haus die zweite Beratung des Entwurfs des Staats haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1912 bei dem Etat der Eisenbahnverwaltung fort.

Zunächst findet eine allgemeine Besprechung der finanz— technischen und der wirtschaftlichen Seite des Eisen— bahnetats statt, mit der eine Erörterung der Verhand— lungen des Landeseisenbahnrats im Jahre 1911 und des Berichts über die Ergebnisse des Betriebes der vereinigten preußischen und hessischen Staatseisen— bahnen im Rech nungs jahre 19 16 verbunden wird. Die Judgetkommission beantragt, diese beiden Vorlagen nach Kenntnisnahme für erledigt zu erklären.

Berichterstatter Abg. Hirsch-Essen (ul) geht ausführlich auf die Verhandlungen der Kommission über die finanzielle Aue gestaltung des Eisenbahnetats ein. Die Einnahmen der Staatseifenbahnen dürften als günstig angesehen werden; die Frage jedoch, ob ein Teil der Ausgaben des Extraordinariums auf An⸗ leihös genommen werden könne, sei von der Mehrheit der Kom— mission in Uebereinstimmung mit dem Minister verneint worden. Cbenso hahe sich die Kommission davon überzeugt, daß die von dem ftüheren Ministerialdtrektor Kirchhoff angeregte Begründung einer deuischen Eisenbahngemeinschaft undurchführbar set. Der Referent verweist in dieser Beziehung auf den ausführlichen schriftlichen Bericht.

Abg. Graf von der Groeben (kons): Unsere Staatsbahnen befinden sich in einer außerordentlich günstigen Lage. Als vor einigen Jahren eine andere finanztechnische Äusgeslaltung des Eisenbahnetats bergenommen wurde, wurde ziemlich allgemein angenommen, daß der Betriebs koeffizient kaum unter 70 0 sinken werde. Run ist es anders gekommen; der Betriebe koeffizient ist im Jahre 1910 auf 67,27 und im Jahre 1911 sogar auf unter 66 0 gefallen. Für 1911 werden in den Ausgleichsfonds nach den Mitteilungen des Ministers 140 bis 50 Millionen fließen. Vielleicht ist der Minister heute in der Lage, uns noch weitere Zahlen über die Ergebnisse der preußischen Eisenbahnen für 1911 mitzuteilen. Diese günstigen Ergebnisse gründen sich zum Teil auf die besonderen Umstände des vergangenen Jahres. Die Witterungsverhältnisse, die ungeheure Dürre des vergangenen Jahres hatten zur Folge, daß ein Teil der Ströme suͤr' den Schiffstransport unbrauchbar war und infolgedessen sich der ganze Verkehr dieser Ströme den Eisenbahnen zuwandte; es wurden auch große Quanten von Gütern auf weite Ent— sernungen befördert, und zwar nach dem Notstandstarif. Andererseits sind die günstigen Ergebnisse aber auch auf das gute Verhältnis zwischen Betriebsleistung und Verkehrsleistung zurück— zuführen. Der Meinister hat uns in der Kommission eine ebersicht über das immer günstiger werdende Verhältnis zwischen Güterzug- kilometern und Tonnentilometern gegeben. Die Ursache für diese Besserung ist einmal in der schwereren und besseren Bespannung, andererseits in den besseren Rangierverhältnissen zu finden. Ich hoffe, daß die Cisenbahnverwaltung nach wie vor beßtrebt sein wird, unsere Bespannung zu verbessern, und daß von den Mitteln, die im neuen Etat gefordert werden, der größte Teil für schwere wkomotiven verwandt werden wird. Der Meinifler hat in der Tommission bemerkt, daß wir in dem Sinken des Betriebskoeffizienten das Mögliche erreicht haben. Umsomehr ist es die Aufgabe der Verwaltung, den Apparat auf der Höhe zu erhalten, und daß be— lüglich der Rangierleistungen noch manches geschehen kann und ge⸗ chehen muß wird mir zugegeben werden. Wir haben von Anfang an auf dem Standpunkt gestanden, daß für die Frage, welche Kosten bom Extraoroinarium auf Anleihe genommen werden dürfen, lediglich materielle Grundsätze maßgebend fein müssen. Wenn wir trotzdem einer ziffernmäßigen Bemessung der Verwendung der Eisenbahnüber— schüsse für das! Extraordinari im und die Dotierung des Ausgleichs⸗ Inds zugestimmt haben, so ist dies ein Eutgegenkommen unsererserts.

le Erfahrungen, die wir mit Eisenbahngemeinschaften gemacht haben, sprechen nicht dafür, daß eine Erweiterung solcher , schiften im preußischen Interesse liegt. Die Broschüre des früheren Ministerialdirektors Kirchhoff ist insofern bemerkens⸗ wert, als sie das ganze Materia über diese Frage zusammen⸗ gebracht hat. Der Minister hat in der Kommission aber schon darauf hingewiesen, daß eine wirischaftliche Einheit der deutschen Cisenbahnen dem Auslande gegenüber bestehe, daß im Verkehrs

wvesen einheitlich die Eisenbahnberkeh sordnung gelte, daß im Tarif⸗

en fer den Personen verkehr ein einheitlicher Tarif, für den Güter—

einheitliche Tartfvorschriften und Gütereinteilung, einheitliche

ildung der Frachtsätze für die Normaltarife und die hauptsächlich 1 Frage kommenden Ausnahmetarife, sowie einheitliche Verkehrs— gung beständen. Die Fortbildung geschehe durch die nen lkonferen; der Vertreter der deutschen Eisenbahn— WHhaltungen. Außerdem sei 1999 durch die Gründung des Staatsbahnwagenverbandeg, die freie Benutzung der Verbandogüter⸗

wagen geschaffen worden. Es ist somit schon eine Einheitlichkeit vor⸗

aden die die Forderung der Reichsberfassung bei weitem hinter sich . Die wenigen Punkte, die der Ministerialdirektor Kirchhoff noch nihefitzt hat, bezüglich deren eine Einheit nicht besteht, n minimal gegenüber den großen Bedenken, die vorhanden e Jodaß auf das. BSringendste davor gewarnt werden

den Weg der Eisenbahngemeinschaft weiter zu beschreiten. 6 er Meoßsiab sollte wohl für die Verteilung der ungeheuren 8 bahn berschi sse auf die einzelnen Staaten gefunden 9. en? Herr Kirchhoff meint, der Maßstab würde sich finden; 6 ich glaube nicht, daß er sich finden ließe,! ohne bei zukenelnzesgen Staaten lebhafteste Mißstimmung * hervor. usen. Wem sollte ferner die gemeinschafiliche Verwaltung,

Das Schwierigste ist der neue Gedanke eines Eisenbahnparlaments. In welcher Weise sollte wohl dieses Parlament gewählt werden, welche Zahl von Vertretern sollen die einzelnen Staaten haben, wie sollen die einzelnen Parteien beteiligt werden? Asse diefe Fragen sind so schwierig, daß wohl niemand diesen Gedanken weiter verfolgen wird. Wir müssen gerade im Interesse des Reiches unfer Preußen stark er⸗ halten, und die Eisenbahnen sind das Rückgrat unserer Finanzen; wir müssen Preußen für kommende schwere Zeiten stark erbalten, damit es diese überwinden kann. Ein Punkt liegt meinen Fraktion genossen sehr am Herzen. Gewiß muß unser Durchgangverkebr welter ge⸗ bildet und so stark ausgebildet werden, daß allen Bedürfnissen des internationalen Verkehrs. Rechnung getragen werden kann denn Preußen liegt mitten zwischen den einzelnen Staaten Europas und hat dadurch bestimmte Aufgaben. Aber wir müssen auch für unfere ländliche Bevölkerung und die kleinen Städte mehr tun durch den Aus— bau der Stationen und die Erhöhung der Schnelligkeit der Jüge, damit nicht mehr die großen Städte vor dem platten Lande bevorzugt werden.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, be⸗ treffend Beseitigung des Branntweinkontingents, nebst Begründung zugegangen.

Dem Hause der Abgeordneten haben der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und der Finanz⸗ minister eine Rechnung über die Verwendung des auf Grund der Gesetze vom 12. Juli 1900 und 20. Juli 1910 zum Zwecke der Errichtung von Rentengükern aus dem Reservefonds der Rentenbanken gewährten Zwischenkredits für die Zeit vom Inkrafttreten des erst⸗ genannten Gesetzes bis Ende Dezember 1911 unterbreitet.

Danach stellt sich das Gesamtergebnis bis Ende Dezember 1911, wie folgt: An Zwischenkredit für die Rentenguts⸗ ausgeber sind 66 830 855 S zugesichert, 49 573 979 SS wirklich gewährt und 36 847 002 ½ zurückgejahlt, an Zwischenkredst für die Rentenguts nehmer 768 495 (S½.& zugesichert, 730 805 S, wirklich gewährt und 644 482 S½ς zurückgezahlt, an Zwischen⸗ kredit überhaupt also 67 589 350 S (nach der vorjährigen Rechnung bis Ende Dezember 1910 56 5654 075 „) zugesichert, 60 303 885 M (41 h26 563 MS) wirklich gewährt und 37 497 451 (29 780 203 ) zurückgezahlt worden.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die im Jahre 1911 zum Handel an deutschen Börsen zugelassenen Wertpapiere.

Im 1 Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“, Jahrgang 1912, sind die Verzeichnisse der an deutschen Börsen im Jahre 19311 zum Börsenhandel zugelassenen Wertpapiere veröffentlicht. Diesen Verzeichnissen ist eine . Aufstellung über die in den Jahren 1902 bis 1911 zugelassenen Wertpapiere nach ihrem Nennwert beigefügt, soweit diese Papiere zum erften Male an einer deutschen Börse zur Zulassung gelangt sind, also unter Ausscheidung der in demselben oder einem vorhergehenden Jahre bereits an einer anderen Hörse zugelassenen Papiere derselben Emission.

Im Jahre 1911 sind im ganzen inländische Wertpapiere im Nennwerte von 27337 (im Vorjahre 2756,8) Millsonen Mark und gusländische im Nennwerte von 1208, (im Vorjahre 2242 0) Millionen Mark zum Börsenhandel zugelassen worden.

Die in ländischen Wertpapiere verteilen sich auf folgende Gattungen in Millionen Mark Nennwert: Staatsanleihen 518,0, Anleihen, von Provinzen, Städten usw. 415.8, Pfandbriefe von Land⸗ schaften usw. 169.3, Pfandbriefe von Hypothekenbanken 648,0, Bank⸗ aktien 192,9, Bankobligationen 12,5, Verkehrsgefellschaften. Aktien 26,5, Verkehrggesellschaften⸗Obligationen 37,3, Terraingesellschaften⸗Aktien 2W,0, Veisicherungs gejellschaften⸗Aktien 26,3, Industrieaktien 356. 5, Industrieobligationen 310,6.

Von den ausländischen Wertpapieren waren in Milltonen Mark Nennwert: Staatsanleihen 776,95, Stadtanleiben 48,5, Pfand⸗ briefe von Hypothekenbanken 16,2, Bankaktien 154,7, Eisenbahn⸗ obligationen 168,8, Industrieaktien 16,5, Industrieobligationen 26,5.

(Weitere . Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Bericht über den Stand der Feldfrüchte, Kleeschläge, Wiesen und Weiden in Oesterreich Anfang Aprik gz.

(Zusammengestellt im K. K. Ackerbauministerium.) Tabellarische Uebersicht.

Klassifikation des Standes der Feldfrüchte, Klee— schläge, Wiesen und Weiden) ö

Länder und Landesteile

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Niederösterreich. Oberösterreich .. Salzburg Steiermark Kärnten Krain Nordtirol und Vorarlberg Südtirol Küstenland . . .. Dalmatien . .. Böhmen Mähren Schlesien Westgalizien ... Astgalizien .... Butowina .... Gesamtdurchschn. ; z do. (April 191i) 83 . do. april 15; in l zi Anmerkung. ) Klassifikations note 1 sehr gut, 2 über—⸗ mittel, 3 mittel, 4 untermittel, 5 sehr schlecht. Die Roten für die einzelnen Länder beziehungsweise Landesteile fowie für den Gesamtdurchschnitt sind aus den Klassifikationsziffern für die einzelnen Berichtsgebiete, und zwar unter Zugrundelegung der durchschnittlichen Ernteerträge, berechnet. ) Der Stand der Gerste und des Hafers konnte der Jahres— zeit entsprechend mit Rücksicht auf die wenigen eingelangten Berichte

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nicht klassifiziert werden.

deren Chef, der Eisenbahnminister sein soll, verantwortlich sein? Witterungsverlauf in der Zeit vom November 1911 bi

Anfang April 1912.

.Der heurige Winter kann allgemein für alle Kronländer Oester— reichs als milde bezeichnet werden. Namentlich sind für den Vor— winter die abnorm hohen Temperaturen als charakteristisch hervor⸗ zuheben. Die häufigen aber nicht intensiven Niederschläge, die nur in Kärnten und in Südtirol ausgiebiger waren, fielen in dieser Zeit meistens in Regenform.

Auch im eigentlichen Winter herrschte fast durchwegs mildes Wetter. Bloß in der zweiten Hälfte des Januar sanken die Tempe⸗ raturen erheblich tief und hielt intenstver Frost, besonders in den nörd⸗ lichen und östlichen Kronländern, längere Zeit an; sonst kann von einer besonderen Kälte nicht gesprochen werden. Der Niederschlag, der auch im Winter selbst in den Niederungen fast du chweg als Regen fiel, blieb durchschnittlich etwas hinter den normalen Werten zurũck.

Allgemeine Bemerkungen.

Weizen und Roggen. Die fast überall gut überwinterten Herbstsaaten sind bis auf wenige spät angebaute und stellenweise durch Fel dmäuse erheblich geschädigte Winterungen kräftig bestockt und haben sich bei dem feuchtwarmen Märzwetter' namentlich soweit der Roggen in Betracht kom aut üppig entwickelt. In den Süd⸗ ländern äist auf den bereits in die Halme schleß nden Saaten schon vielfach Getreiderost aufgetreten.

Klee. Rotklee und Luzerne weisen trotz guter Ueberwinterung zufolge der vorjährigen Trockenhelt und Mäufepkage hauptsächlich in den Sudetenländern, ferner in Riederösterreich und Westgalizlen mehr⸗ fach schüttere und lückenhafte Bestände auf, woshalb vorjährige Klee⸗ sgatenschläge vielfach zur Einackerung gelangen. Im übrigen haben Rotklee und Luzerne träftig angetrieben und stehen in den südlichen Alpen, desglelchen in den Südländern zumeist sehr üppig.

Wiesen. Die durch milde Temperaturen und ausreichende Feuchtigkeit begünstigte Vegetation ist bereits sehr vorgeschritten; Tal⸗ und Wässerungswiesen zeigen eine dicht bestockte Graenarbe. Weniger befriedigend ist diese auf mehr trockenen und höher gelegenen Wiesen, besonders in den Sudetenländern.

Weiden entwickeln vermöge guter Feuchtigkeitsvmrhältnisse eine geschlossene Grasnarbe und begruͤnen sich zufehends. Auf Alp⸗ beziehungsweise Gebirgsweiden, soweit diese schneefrei sind, hat die Vegetation erst eingesetzt.

Ger ste und Hafer. Die zwar frühzeitig begonnene, aber durch öftere Niederschläge verzögerte Frühjahrsbestellung konnte in Niederungen und teilweise auch im Hügellande zumeist noch im März durchgeführt werden. Hingegen mußte man in Gebirgslagen der Alpen,, Sudeten und Karpathenländer den kaum begonnenen Anbau wegen Regen⸗ und Schneewetters wieder unterbrechen, während in den Sädländern große Bodenfeuchtigkeit die Beendigung der Bestellungsarbeiten erschwerte. Frühzeitige Saaten sind gleichmäßig und vollkommen auf egangen, jedoch durch die naßkalte Witterung an manchen Orten gefährdet.

Mais. Mit dem Anbau wurde, der Jahreszeit entsprechend, nur in den Sidländern vereinzelt begonnen. Die Bodenvorbereitung zur Saatbestellung befindet sich in den füdlichen Alpenländern im vollen Gange. =

Das Legen der Kartoffeln geht in den Südländern und zum Teil in den Tieflagen der südlichen Alpenländer dem Abschluß ent⸗ gegen, während in den übrigen Ländern bisher bloß Frühkartoffeln zum Anbau kamen. Dieselben sind in den Südländern schon hier und da aufgegangen.

Der Anbau von Zuckerrüben wurde wohl in besseren Lagen von Böhmen und Maͤhren anfangs April, in Angriff genommen, mußte jedoch infolge naßkalter Witterung wieder eingestellt werden.

Hopfen hat den Winter fast durchwegs gut überstanden. In Böhmen und Galizien wurde mit dem Auftecken und Schneiden ganz vereinzelt Ende März begonnen. (Wiener Zeitung.)

Saatenstand in Ungarn.

Der Saatenstandsbericht des ungarischen Ackerbauministeriums vom 8. d. M. besagt: Die seit dem letzten Berichte verflossenen vier Wochen können in zwei Witterungsperloden geteilt werden. In der zweiten Hälfte des Monats März, besonders aber gegen dessen Ende, herrschte allgemein mildes, im Verhältnis zur Jahreszeit sogar zu warmes Wetter. Andererselts trat Anfang April vorwiegend windige, stürmisches und kühles, sogar kaltes Wetter ein. Es fiel auch Schnee, besonders in den nördlichen Gegenden, in großen Mengen. Die Berichtsperiode war im übrigen reich an Niederschlägen, deren Menge zwischen 25 und 260 mm schwankte. Infolge der Regengüsse sind einzelne Flüsse und Bäche derart angeschwollen, daß größere Flächen überschwemmt wurden. Sollten sich die Gewitter nicht zurückziehen, so dürften in diesen Gegenden sowohl Winter- als auch Sommersaaten geschädigt werden. Infolge der übermäßigen Nässe und Kälte konnten auch die Feldarbeiten nur langsam fort⸗ schreiten. Sommerhalmfrüchte, wie Gerste und Hafer, sind noch nicht überall angebaut. Dagegen haben sich infolge der überaus günstigen Ueberwinterung die Wintersaaten von Weizen, Roggen und Gerste derart gestärkt, daß die windige und kalte Witterung nur belanglosen Schaden verursacht hat. Nur in fiefer gelegenen Strichen sieht man gelbe Flecken. Die Wintersaaten haben sich daher in allen Landesteilen sehr günstig zum Teil sogar sehr üppig, daß die kalte für die weitere Entwicklung der Saaten eh werden kann, indem zu üppige S gehalten werden. Vo und Hafer keimten gut, doch Saaten beschädigt zu haben.

Futter ist noch genügend vorh (Wiener Zeitung.)

Theater und Musik.

Konzerte.

Der Liederabend von Berta Goetz in der Singakadem ile fand am Mittwoch eine freundliche Aufnahme; der kräftige Mezzo⸗ sopran der Dame neigte, vielleicht infolge einer Indlsposition, in der Wöhe etwas zur Schätfe; im ganzen aber wußte die Künstlerin ihre Stimmittel gut zu verwerten und auch mit Ausdruck vorzutragen. Adelheid Schaer nack entwickelte, gleichfalls am Mittwoch, im Klindwerth-Scharwenkasaal auffallend geringe musikalische Etgenschaften; da außerdem das Organ der Dame scharf klang und nur eine mangelhafte Pflege verriet, konnten lediglich unzulängliche Leistungen geboten werden. Am Abend vorher fand im Choralionfaale ein Kammermusik⸗ konzert französischer Musik, das die Herren Professor Henri Marteau (Violine) und An gust Span uth (Klavier) veranstaltet hatten. Die aufgeführten Werke waren durchweg wertvolle, melodiöse und in vornehmem Stil gehaltene Kompositionen von echt französi⸗ schem rassigen Kolorit, die eine nachhaltige Wirkung hinterlleßen. Zu Anfang wurde freilich eine etwas umfangreiche und die Aufnahme—⸗ fähigkeit der Hörer reichlich in Anspruch nehmende G-⸗Moll-⸗Sonate ür Violoncello und Klabier von Guy Ropartz gespielt, bei der Herr Carlo de Guaitg den Streichpart durchführte. Es folgte fodann eine Sonate in derselben Tonart für Violine und Klavier von Louis Vierne, wobei die beiden Konzertgeber Gelegenheit hatten, ihr reiches Können zu entfalten und diese Musik in ihrer ganzen herjerfreuenden Frische wiederzugeben. Den Schluß bildete das A- Dur⸗Quartett des genialen Komponisten Ernest Chausson für Klavier, Violine, Viola und Cello, bei welchem sich noch Herr Licco Amar dem trefflichen Ensemble einreihte. Den Veranstaltern gebübrt für diesen

genußreichen und anregenden Abend volle Anerkennung, die ihnen ihre Zuhörer auch in reichem Maße zollten.