1912 / 99 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Apr 1912 18:00:01 GMT) scan diff

uns allen r n, Natur. Die sichtbare Wirklichkeit, nicht ein es Künstlers, ist Ausgangspunkt und Ziel der Dar⸗ Gluck

antasiegebil de

stellung. Es ist daher für den denkenden Beobachter der neueren Malerei nicht schwer, ö besondere Dor gg. zu würdigen, die Unmittel⸗ ar

barkeit und chlagkraft seiner Charakteristik,

und die Ausdruckékraft der k r a

einer Baumgruppe zum ersten Male dargestellt scheinen, die monumentale Wucht der körper⸗ Erscheinung in den Stilleben, die gerade bei dem Verzicht auf E kunstvolle Anordnung, auf jedes liebevolle Verweilen bei der

berfläche so stark zur Geltung kommt. Cézanne war, recht ver⸗ Er war noch mehr als die andern Mit dem Eigensinn sich seinen Weg und schafft Dinge, die schon in ihrer Schlichtheit und Eindeutigkeit das Merkmal großer Kunstwerke an i at ihn lange als Sonderling verlacht. Wir beginnen gerade seine Folgerichtigkeit zu bewundern und die Notwendigkeit einer solchen Erscheinung im geschichtlichen , Die

der Landschaften, in denen Dinge, wie spielen der herbsili en Blätter

lichen

standen, eine nüchterne Natur. Impressionisten Maler und nichts als Maler. des Genies bahnt er

tragen. Die Mitwelt

hang der impressionistischen Malerei zu begreifen.

In Venedt

ausstellung eröffnet. Zugegen waren, W. T

Beifall aufgenommene Reden.

Verkehrswesen.

Nach einer . Meldung des Po stamts il fällig gewesenen Briefposten von

Bahnposten Cöln⸗Vervieisß und Hannover⸗Boxtel sowie aus London nicht eingetroffen. Mit den fehlgemeldeten , deutschen abgesandt

Postabgang aus Cöln am 27. Fe⸗ den Tag

Apia sind dort die am 8. Apr den deutschen

Briefversanden von den sind die Briefsendungen für in Deutschland nach dem

amoa

bruar 1048 Abends (Postschluß für den Dampfer Wilhelm“ des Norddeutschen Lloyd, am 28. Februar ab Cheibourg nach New Jork) bis zu den Postabgängen am 8. März aus Hannover 336 Nachmittags und aus Cöln 642 Abends (Postschluß für den 26 ‚Lusstania“ der Cunard Linie, am 10. März ab Queenstown

nach New York) aufgekommen waren.

Anscheinend haben die erwähnten Briefposten unterwegs den An⸗ schluß an die planmäßige Dampferverbindung verfehlt und werden des mit der nächsten Gelegenheit, voraussichtlich am 6. Mai, in Apia ein—⸗

treffen.

Theater und Musik. Königliches Opernhaus.

Die italienische Aufführung von Rigoletto.? am Montag im Königlichen Opernhause stand, obgleich drei berühmte Künstler in Hauptrollen beschäftigt waren, unter keinem besonders günstigen Herr Jadlow ker, der uns aus Amerika Zurückgekehrte, gab den Herzog; es zeigte sich aber bald, daß der Künstler gegen eine heftige Indisposition anzukämpfen hatte, die sogar einen hohen Ton War seine hochentwickelte Gesangskunst trotz allem doch allgemein,

tern.

mißglücken ließ. zu erkennen, so war das Bedauern

Freude daran getrübt wurde. Die Partie

fang als Gast Herr d'Andrade, früher einer ihrer besten Vertreter. Selne Stimme hat zwar der Zeit ihren Tribut zollen müssen, aber mancher Ton zeigte noch den früheren Glanz, und sein Temperament Ganz auf der Höhe eine in jeder Hinsicht be , Leistung. Am Pult saß der Generalmustkoirektor

der, was einem Dirigenten ebenfalls begegnen kann, ent-⸗ schieden nicht gut disponiert war. Seiner Stabsührung fehlte diesmal der gewohnte Sonn g und auch die Rücksicht auf die Sänger

hatte noch das unverminderte Feuer von ehedem. war nur Fräulein Hempels Gilda,

Dr. Mu

wurde schmerzlich verm

Im Königlichen Opernhause findet morgen, . eine Aufführung von „Cavalleria rusticana“ in Veibindung mit Die Damen Rose, Andrejewa⸗Skilondz, von Scheele⸗ Müller sind mit den Herren Maclennan und Habich in den Haupt⸗ rollen der ersten Oper, Fräulein Artöt de 36 und die Herren n der Erstaufführung des

Bajazzi“ statt.

Philipp

Bischoff, Bronegeest, findet die

Berger, Am Freitag

beschäftigt.

wurde gestern die Internationale Kunst⸗ B.“ zufolge, u. a. der Herzog von Genug als Vertreter des Königs, der Unterrichts⸗ minister, die Staatssekretäre des Auswärtigen und der Justiz, das diplomatische Korps, die Behörden und Notabeln. meister Graf Grimani und Minister Credaro hielten mit großem Die Ausstellung ist prächtig gelungen. 70 000 Fremde sind zu den Festlichkeiten in Venedig eingetroffen.

beschäftigt.

Henke und Man 2 neu

den Reichtum Es t Großzügigkeit

Durcheinander⸗ gleichsam

In den Hauptrollen

Kapellmeister von Strauß. Leopold

liche Sittengemäͤlde Freund Damen Thimig und Butze

zwar nur gegen

Der Bürger⸗

In dem auf dem zwischen Frankfurt a.

Bahnposten

worden, die finden genesende und 0

und Frauen zur Hebung der Kronprinz

Heims III in elle.

n ,, Im traße 14) Schneidern,

einaktigen Schaferspiels Die. Maienköniginꝰ mit der Musik von in der Bearbeitung von Hauptrollen sind die Damen Ober, Dux, ; n Der Kapellmeister Blech dirigiert. einstudiert. Doktor

Lomische Oper in jwei Akten von Kar : wirken die Damen Andrejewa⸗Skilondz, Böhm⸗van Endert, von Scheele⸗Müller und die Herren Mang, Krasa, Lieban, Philipp, Habich, Dahn und Alma mit. Dirigent ist der Die Regie beider Opern führt Herr Droescher. Als Nachfolger des am 1. April d. J in den Ruhe⸗ stand getretenen Konzertmeisters Professor Fritz Struß ist Herr Premyslav aus Bremen für das Oichester der König⸗ lichen Oper zu Berlin verpflichtet worden. =

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das länd⸗ ritz von Erckmann⸗Chatrian, mit den owie den Herren Vollmer, Clewing, Pohl, Stange, Eichholz und Paris in den Hauptrollen wiederholt. Ausgabe der Abonnementskarten für den Monat Mai 1912 zu 31 Opern- und 30 Schauspielvorstellungen in den Königlichen Theatern findet am 27. und 29. April, Vormittags von 196 bis 1 Uhr, l hauptkasse im Königlichen Schauspielhause (Eingang Jägerstraße), und orlegung des Abonnementsbertrages, statt. Es werden am 27. April nur die Karten zum 1. und am 29. April diejenigen zum 2. Rang 3. Rang bezw. 2. Balkon verabfolgt. Gleichzeitig wird ersucht, den Geldbetrag abgezählt bereit zu halten.

Das Deutsche Opernhaus in Charlottenburg bat als erste Heldentenöre die Herren Alfred Goltz und Alexander Kirchner verpflichtet. Herr Alfred Goltz ist zurzeit Kammersänger in Coburg, vorher 6 ö. am . * , n nn j 5 ; s er in Nürnberg. Regensburg, Kohlenz, Rostock und Basel durch. . . . Alexander Kirchner ist gegenwärtig erster Heldentenor an der für Postsendungen vom Absender im voraus entrichtet werden. Ueber die Bestellgeldsätze erteilen die Postanstalten Auskunft.

öniglichen Hofoper in Stockholm.

Mannigfaltiges. Berlin, A. April 1912.

riorsberg bei Neuzelle i. d. M. (Bahnstation und Guben) unmittelbar am Hochwald ge⸗

legenen Walderholungsheim des Vereins , h im Erwerbsleben überarbeitete Mädchen

Verpflegung und Unterkunft. k nach hauswirtschaftlich und gärtnerisch geschulten Kräften, besonders von Besitzern kleinerer Villen in den Vororten der Großstädte, für die das Halten eines Gärtners oder einer Gärtnerin nicht in Frage kommen kann, rechtfertigen die vom Verein „Jugendschutz' ge Neueinrichtung eines zweijährigen Kurses zur Ausbildung von hauswirtschaftlich und gärtnerisch geschulten Stützen in der Haushaltungs- und Obst- und Gartenbauschule hen Um erst einmal einen größeren Schülerinnenkursus für eine derartige Ausbildung zu gewinnen, werden die Ausbildungskosten hierfür weil niedriger bemessen, als die für Gärtnerinnen; sie betragen für das 5 ö. ebenso viel wie für die eim in eginnen zum 1. Mai neue billige Unterrichtskurse für Wäschenähen und Putz. Geschäftsstelle des Vereins in Berlin (Kurfürstenstraße 114, Sprechstd. 33—41 Uhr, Tel. Kurfürst 8802), woselbst auch Anmeldungen ent— gegengenommen werden, zu erfahren.

In den

J. N. Fuchs, statt. . die Herren

ietrich,

und Apotheker“, Ul Ditters von Dittersdorf. zeug gewesen

Dampfers

Washington).

in der Königlichen Theater- sei.

Rang und Parkett bezw. Balkon und

Seine Lehrjahre machte

hätte decken können,

Jugendschutz“ fuͤr ihn an

für 3 60.

geminderten Kräfte Nachfrage

Die stete

der dänische

etroffene

Boston,

Berlin (Beuth⸗

Raheresz ift in ber heachten,

fornian“

daß die

des Rigoletto wurde gänzlich zertrümmert.

St. ,, Alexander Michailo Komitees, weist in Leistungen des Komitees hin,

zweite Stelle im Flugwesen.

zweiten Oper

Johannisthal bei Berlin, 24. April. ö einem Flugversuch mit einem Häfelineindecker stürzte der Gradepllot Gasser heute morgen in Johannisthal ab. Der Apparat Der Flieger erlitt innere Ver⸗

letzungen und wurde nach dem Kreiskrankenhause Britz gebracht.

23. April. witsch, der Präsident des Luftflotten⸗ einem Aufruf an die Bevölkerung auf die deren wesentlichste die Gründung einer Militärfliegerschule in Sebastop aol sei, die 102 Offiziere und 200 Untermilitärs beschäftige und 55 Flugmaschinen besitze. Binnen zwet Jahren seien 77 Flugzeuge teils im Auslande erworben, teils in Rußland gebaut worden. . ; t

teidigung überragten aber weit die Zahl der Flieger, die die Flieger⸗ schule in Sebastopol vorbereiten könne. opfer seitens der Nation unentbehrlich,

Odessa, 23. April. W. T. BJ) An verschiedenen Punkten der Küste des Schwarzen Meeres wurden durch Stürme große Verwüstungen angerichtet, besonders in Odessa, Eupatoria,

(W. T. B.) Bei

Kopenhagen, Meldung aus Wasphington, der zufolge der dänische Dampfer „Hellig Olav, das vom vierten Steuermann der sei, das die beachtet ließ, . De von dieser die Erklärung erhalten, daß mit der größten Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, daß der Da mpfer Augenblick der Titanie Katastrophe mindestens 350 Seemeilen westlich von der Unglücksstätte entfernt gewesen sei (s. u.

ein ungeheures Eisfeld und ließ sofort die bei Tagesanbruch fuhr sie welter. lose Telegraphie nicht in Tätigkeit waren, erfu von dem Unfall der ‚Titanie' erst am Morgen durch die „Virginian“, worauf sie an die Stelle des Unglücks eilte.

Theodosia und Kertsch. In Theodosia wurde der italienis Dampfer Cavour stark beschädigt. .

24. April. (W. T. B). Aus Anlaß der

der am 17. April in New Vork eintraf, „Titanie“ gesehene Fahr⸗ Notsignale der Titanie“ un⸗ sich an die Reederei des

Ritzaus Bureau gewandt und

Forenede Dampfkibsselskab“

Hellig Olav im

Washington, 23. April. (W. T. B.) Der dritte Offizier der Titante! Pittman sagte vor der Untersuchungs kom misston des Senats (gl. Nr. 938 d. Bl.) aus, er habe vor dem Eintreten des Unglücks kein Eis bemerkt, aber gewußt, daß Sonn— abend oder Sonntagfrüh durch Funkentelegramm Eis gemeldet Die Eiswarnungen seien aber nicht ernst genommen worden. Die Titanie“ sei auf der ganzen Reise mit der größten Geschwindigkeit gefahren. man dem Direktor Ismay begegnet, der ihm geholfen habe, Frauen und Kinder in Booten unterzubringen. Titanie' in einem Boot verlassen habe, das vierzig Insassen trug, während es sechzig hätte aufnehmen können. Als die Titanie“ sank, habe er heftige Explosionen gehört, die wahrscheinlich durch das Bersten der Schotten hervorgerufen worden seien. Untergang habe er herzzerreißende der Ertrinkenden vernommen, das ununterbrochen über eine Stunde angedauert habe. boot zurückrudern und den Ertrinkenden Hilfe leisten wollen, a die im Boot, befindlichen Geretteten hätten Wahnsinn, das Leben der 40 Bootsinsassen zu gefährden. den im Boot befindlichen Frauen habe ihn gebeten, zurückzurudern. Der Seemann dem Ausguck befand, erklärte, er habe den Auftrag gehabt, nach Eis auszuschauen und habe nach 10 Uhr Abends Eis gemeldet. Er den Eisberg

um auszubiegen, aber es Bord gewesen. Titanie“ erklärte, daß sich ein nicht festgestelltes Fahrzeug in Sichtweite der ‚Titanie“ befunden habe, von dem man aber auf.Notsignale keine Antwort habe erhalten können,. Schiff, dessen Lichter der vierte Offizier gesehen hat, ist vielleicht Dampfer 17. April in New Vork eingetroffen ist und gemeldet hat, daß er in der Nähe der Unglücksstelle einen Eisberg angetroffen habe.

24. Apiril. Dampfers „Californian“ erklärt, daß sein Dampfer weniger als zwanzig Meilen von der Titanic“ entfernt gewesen ist, als diese sank. Hätte er gewußt, daß die ‚Titanie“ sank, so hätten alle Reisenden gerettet werden können. f Dampfer „Californian“ derjenige gewesen ist, der innerhalb fünf Meilen an der Titanie“ ist, ohne die Notsignale zu

10 Uhr 30 Minuten Abends ann, die Californian“ in

Nach dem Zusammenstoß sel Pitt⸗ Pittman gab zu, daß er die

Sofort nach dem Hilferufe und das Gestöͤhne

Er habe mit seinem nicht voll besetzten . er

erklärt, es wäre Kelne von

Fleet, der sich im Mastkorb der ‚Titanie“ auf

genug ent⸗ ernglaß

mit einem Marineglas getz sei kein Der vierte Offtzier der

Dieses

Hellig Olav“ gewesen, der aum

(W. T. B.) Der Kapitän des

Er stellt in Abrede, daß der

kaschinen stoppen. Eist Da die Apparate 6 draht⸗ r die ‚Cali⸗

(W. T. B.) Der Großfürst

Die Bedürfnisse der Staatsver⸗

Deshalb seien neue Geld⸗

sonst verliere Rußland die verwalten.

Colomb Bechar, 24. April. geborene Eilboten, zwischen Beni⸗Abbes und Taberlabat besorgen, wurden von Marokkanern niedergemetzelt und ausgeplündert.

Kuldscha, 24. April. Telegraphenagentur“ .) chiang ist, da der Präsident der Provinz Ili zurückgetreten und kein Nachfolger vorhanden ist, für drei Monate au Präsidenten der Provinz Ili ernannt worden. diese Provinz nach dem Programm der Regierung in Kuldscha—

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depesch en.

(W. T. B.) Zwei ein⸗

welche den französischen .

(Meldung der „St. Petersburger Der Präsident der Provinz Hsin—

zum Er soll

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und

Zweiten Beilage.)

Theater.

Runigliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 1607. Abonnements vorstellung. Cavallerin cu sti cana. (Bauernehre,.) Oper in einem Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem leichnamigen Volksstück von G. Verga. Musi⸗ kill Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Bajazzi. Fagliacci.) Oper in zwei Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 111. Abonnementsvorstellung. reund Fritz. Ländliches Sittengemälde in drei kten von Erckmann⸗Chatrian. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 108. Abonnementsvor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise. Dienst⸗ und Frei⸗ hlätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Die Maientönigin. Neu einstudiert: Doktor und Apotheker. Anfang 75 Uhr.

Schauspielhaus. 117. Abonnementsvorstellung. 1812. Schauspiel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. Anfang 74 Uhr. .

Die Ausgabe der Sonderabonnementskarten für den . 3yklus heiterer Opern“ erfolgt im , am 27. und 29. April von

r.

Deutsches Theater. Donnerstag. Abends h uhr: George Dandin. Freitag bis Sonntag: George Dandin. ammerspiele.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Sumurün. Freitag bis Sonntag: Sumuruün.

2

Berliner Theater. Donnerstag, Abends 8 Uhr:

Große Nosinen. Originalposse mit Gesang und an , Akten (65 Bildern) von R. ,

.

Freitag: Große Rosinen. Sonnabend, Nachmittags zz Uhr: Der Talisman.

Abends: Große Rosinen.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bummielstudenten. Abends: Große Nosinen.

Theater in der Königgrätzer Straße.

n ma. Abends 8 Uhr: Die fünf Frank⸗ er.

Freitag und folgende Tage: Die fünf Frank⸗

furter. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Fallissement.

Donnerstag, Abends 8 Uhr:

Cessingtheater. Sedda Gabler.

Freitag: Das Friedensfest.

Sonnabend: Wenn wir Toten erwachen.

Nenes Schanspielhaus. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Alt⸗Heidelberg.

Freitag: Der Turm des Schweigens.

Sonnabend: Gyges und sein Ring.

Sonntag: Gyges und sein Ring.

ANomische Oper. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zar und Zimmermann.

Freitag: 2. Opernabend des Sternschen onservatoriums.

Sonnabend: La Traviata.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu kleinen Preisen: Rigoletto. Abends: Der Troubadour.

Aurfürsten ˖ per. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Oberst Chabert. Musiktragödie in drei Aufzügen von Hermann Wolfgang von Waltershausen.

Freitag: Oberst Chabert.

Sonnabend: Tiefland. ,. Emmy Destinn.)

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Schmuck den Madonna. Abends: Oberst Chabert.

Schillertheater. O. (Wallnertheater) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Kompagnon. Lustspiel in vier Akten von Adolf X'Arronge.

,, Die Jüdin von Toledo.

onnabend: Der scharfe Junker.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der scharfe Junker. Eine Komödie in vier Akten von Georg Engel.

g g. Lady Windermeres Fächer. onnabend: Der Kompagnon.

Charlottenburg.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die schöne Helena. Komische Operette in drei Abteilungen von Jacques Offenbach.

e an und folgende Tage: Die schöne Helena. onntag, Nachmittags 37 Uhr: Wiener Blut.

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Das lauschige Nest. Schwank in drei Akten von Julius Horst und Artur Lippschitz.

eg, Zum ersten Male: So 'n Windhund!

onnabend: So n Windhund!

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Damen des Regiments. Abends: So 'n Windhund!

Restdenzthenter. (Direktion: Richard Alexander. 5 Abends 8 Uhr: Alles für die Firma. Schwank in drei Akten von M. Hennequin und Georges Mitchell. In Szene gesetzt und für die ber g Bühne bearbeitet von Bolten⸗Baeckers.

Freitag und folgende Tage: Alles für die Firma.

Sonntag, Nachmittag 3 Uhr: Ein Walzer von

Chopin.

Thaliatheater. ( Dlreltlon: Kren und Schönfeld. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Autoliebchen. Left mit Gesang und Tanz in drei Akten von Jean Kren, Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Mustk von Jean Gilbert.

Freitag und folgende Tage: Autoliebchen.

Trianontheater. ( Seorgenstraße, nahe Bahnhof

Friedrichstr) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Che⸗ mann am Fenster. Hierauf: Ein angebrochener Abend. Freitag und . Tage: am Fenster. Hierauf: Ein angebrochener Abend.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Mein Baby.

Birkns Schumann. Donnerstag, Abends 71 Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Syezialitäten. Zum Schluß: Das neue Aus stattungsstück „Das Motorhferd“ in h. Akten. Hervorzuheben: Ve roße Schluß apotheose mit noch nie dagewesenen Effekten.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr und Abends 71 Uhr: 2 große Galavorstellungen. In beiden Vor⸗ stellungen: Das Motorpferd.

aeᷣᷣ—ᷣ· 0 x22 2

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Marie von Platen mit Hrn. Ober, forstmeister Christoph von Heydebrand und der Lasa (Magdeburg). Frl. Ilse Fischer mit Hm. Oberleutnant Werner Ramin (Bromberg).

Gestorben: Hr. Geheimer Justizrat Paul Herr (Leipzig).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Orud der Norddeutscken Buchdruckerel und Verlag Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. X.

Zehn Beilagen (einschließlich Börsen⸗Bellage).

Der Ehemaun

M.

Denutscher Reichstag.

44. Sitzung vom 23. April 1912, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der ersten Beratung der Gesetzentwürfe zur Abänderung des Reichs— militärgesetzes sowie zur Ergänzung des Gesetzes über die Friedenspräsenzstärte des deutschen Heeres vom XI. März 1911 und des Besoldungsgesetzes in Verbindung mit der ersten Beratung der Novelle zu den Flottengesetzen vom 14. Juni 1990 und 5. Juni 1906, der Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Feststel lung des Reichshaushaltsetats für das k 1912, und der Vorlage, betreffend die Beseitigung des Branntwein⸗ konting en ts.

Abg. Gans Edler Herr zu Putlitz (kons.) in seiner Rede, deren Anfan in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, fortfahrend: Die 1909 aufgestellten Grundsätze sind gewahrt worden, denn die Ausgaben für Heer und Flotte sollen aus laufenden Mitteln bestritten werden, namentlich auch die neuen Kriegsschiffe. Man ist über die damaligen Grundsätze noch hinausgegangen. Der frühere Staatssekretär Wer⸗ muth wünschte nun begreiflicherweise, daß man auch diejenigen Sachen, die schon angefangen waren, die Bauten, von der Anleihe fortzieht und mit den NUeberschüssen deckt, die vorhanden seien. Dieser Wunsch konnte erst kommen, nachdem das Jahr 1911 so große Ueberschüsse gebracht hat. Das geht zu weit, denn es müßten neue Steuern be— willigt werden. Wir können sagen, die Grundlagen auf denen die Denkschrift aufgebaut ist, sind solid und gesund. Ob nun die er— warteten Summen auch einkommen werden, ist zu prüfen. 1911 hat ja einen sehr hohen Ueberschuß gebracht. Wenn wir auch mit solchen lieberschüssen in Zukunft kaum rechnen können, so müssen wir doch anerkennen, daß die Unterlagen für die Zukunft vorsichtig aufgestellt worden sind. Nicht verhehlen kann ich, daß gegen die Aufhebung des Kontingents bei der Branntweinsteuer schwere Bedenken bestehen. Gleichwohl wollen wir den Versuch machen, der Regierung auf dem Wege zu folgen, die sogenannte Liebesgabe aufzuheben, unter der Vor— aussetzung, daß die Brennerei als landwirtschaftliches Nebengewerbe lebensfähig bleibt. Es handelt sich um die Erhaltung eines Ge— werbes, das für die Hebung der Landeskultur auf leichten Böden von der größten Bedeutung ist. Die Ausführungen des sozialdemokrati⸗ schen Redners haben klar vor Augen geführt, daß von den Sozial—⸗ demokraten unsere Wehrvorlagen nicht vom nationalen deutschen Standpunkt betrachtet werden, sondern von ihrem internationalen. Dem jetzigen Staat wollen sie nichts bewilligen. Das ist ganz konse⸗ quent. Inkonsequent ist nur, daß sie dagegen ankämpfen, daß man ihnen vorwirft, daß sie vaterlandslos seien, und sich bei einem Ueber⸗ fall wehren wollen. Bei vielen anderen Reden klingt es anders. Womit wollen sie sich denn wehren, wenn sie alle solche Vorlagen ablehnen. Vom Milizheer spreche ich nicht. Sie würden die ersten sein, wenn wir nicht gewappnet wären und eine Niederlage erlitten, der unvernünftigen Regierung die Schuld zuzuschieben. Sie haben nicht den deutschen Geist, sondern einen anderen Geist. Sie ver— suchen dauernd, im Heer den Geist zu bekämpfen, der uns unsere Siege hat erfechten lassen. (Fortdauernde Unruhe bei den Sozialdemo⸗ kraten. Zwischenruf: 1806) Reden Sie doch nicht von 1866. Die⸗ selben Offiziere haben auch in den Freiheitskriegen gefochten und wieder gut gemacht, was sie zum Teil verschuldet hatten. (Erneute Unruhe bei den Sozialdemokraten) Ich meine den Geist, der davon durchdrungen ist, daß alles für das deutsche Vaterland einzusetzen ist. Daran denken Sie nicht. Die Aeußerungen, daß die Militärvor⸗ lagen nur für die besitzenden Klassen gemacht werden, hören wir jedes Jahr. Wir machen solche Vorlagen doch nur für unser deutsches Vaterland und für unser deutsches Volk. Wo wären wir hinge⸗ kommen, wenn wir wehrlos geblieben wären? Wir wären als Staat wahrscheinlich gar nicht mehr vorhanden. Sie verleumden unser Heer, weil es nicht ein Heer ist, das Ihnen (zu den 9 ö. dienstbar ist. Gestern wurde hier gesagt, die Junker rufen nach Kriegen, um ihrer Ruhmsucht zu frönen. (Lebhafter Wider— spruch bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten; Abg. von Bieberstein ruft: Das ist gesagt worden) Ich pro⸗ lestiere dagegen. Es werden heute keine Kabinettskriege mehr geführt. Die Erkenntnis, daß wir um unserer Existenz willen abwehrbereit sein müssen, ist in immer weitere Kreise unseres Volkes gedrungen; diese Erkenntnis wird auch bei der Verabschiedung dieser Wehrvorlagen zum vollen Ausdruck kommen. Wir werden bewilligen, was not⸗— wendig ist, und uns auch nicht scheuen, dafür mit unserem Vermögen aufzukommen. Unsere Nachbarn wissen, daß wir friedliebend sind. Im Auslande wird der Eindruck einer möglichst einstimmigen An— nahme dieser Vorlage ein tiefer und nachhaltiger sein.

Abg. Bassermann (ul.): Wir sind bereit, auf den Boden der Vorlage zu treten. Die Wehrvorlagen beantrage ich, der Budget⸗ sommission, die, Branntwein Kontingentsporlage einer besonderen Kommission zu überweisen. Wenn die letztere Vorlage auch noch an die überlastete Budgetkommission verwiesen wird, wird die Erledi⸗ n der Vorlage sehr verzögert werden. Es wird dann eventuell die Deckungsfrage in der H vorausgenommen, und dann iegt die Gefahr nahe, daß auch die Wehrvorlagen vor Pfingsten ihre Erledigung nicht finden. Aus der einleitenden Rede des Reichs⸗ kanzlers greife ich die Aeußerung über die Erbschaftssteuer heraus. Der Reichskanzler wendet sich an die Anhänger der Erbanfallsteuer und beschwört sie, im Interesse der Erhaltung des Friedens unter den Li er ligen Parteien diese Frage nicht in die Erledigung der De un gef ag; hineinzugichen. Warum wendet sich der Reichskanzler nicht an die Rechte? Warum richtet er an sie nicht den . um des Friedens willen und um des Vaterlandes willen die Erbanfall⸗ steuer zu bewilligen? Statt deen rechnet er uns vor, daß es sich nur um 24 Millionen Differenz handelt. Zweifellos war im Anfang der Vorbereitung dieser Wehrvorlagen die Erbanfallsteuer und mit ihr der Schatzsekretär Wermuth. Man konnte damals auch annehmen, daß eine gewisse Verbindung der Wehrvorlagen und der Deckungs⸗ vorlagen vorhanden war; man braucht sich nur an die Ausführungen des Schatzsekretärs Wermuth und auch des Kanzlers vom 16. Februar 1l9l2 zu erinnern. Der Reichskanzler entgegnete damals dem Abg. Speck, daß hinter dem Worte Brüskierung mit Erbschaftssteuer! einem sehr en Worte, sich Machtansprüche verbergen, die er. nicht anerkennen könne. Der Reichskanzler hat selbst den Beweis geliefert, er den Zufammenhang anerkennt, der zwischen der Ablehnung 'iner volkstümlichen Forderung und dem Wachstum der Sozialdemo⸗ ratie besteht. Freiherr von Hertling, der Schöpfer des parlamentari⸗ chen Systems in Bayern, ließ die Erbschaftssteuer in der Versenkung derschwinden, und Herr Wermuth folgte ihr nach, der doch gestern so⸗ wohl vom Kanzler wie dom Reichsf atzsekretär so gelobt worden ist. Cs ist ein Verhängnis unseres Kurses, wie jetzt Staatssekretäre zu unde gehen. Der Abgang Wermuths muß, den Ein⸗ ruck hervorrufen, daß man von dem D n e. abgewichen ist, wo⸗ nach kein neues Gesetz ohne neue Einnahmequellen eingebracht werden surfe Man hat den Eindruck, daß die Deckung, die bei dieser Vor—= age vorgeschlagen wird, lange nicht ausreicht, um die nötigen Mittel . siefern. Wir haben ja das Satyrspiel erlebt, dg die offiziöse tesse immer betonte, daß die Crbschaftssteuer im Bundesrat ein⸗ immig zurückgewiesen worden ist, und . dann die Minister der

nielstaaten in den betreffenden Parlamenten verlauten ließen, daß

Er st zum Deutschen Reichsanzei 99.

e Beilage

Berlin, Mittwoch, den 24. April

sis sich gern, zur Erbschaftssteuer bekannt hätten. Die Darlegungen Wermuths in der „Deutschen Revue“, die er dort vor kurzem gemacht hat, müssen deshalb sehr nachdenklich stimmen. Seine Ausführungen, daß die Deckung, wie sie jetzt konstruiert ist, nicht genügt, deckt sich ja mit manchen Ausführungen zieses hohen Haufes. Man will die Ueherschüsse hier heranziehen. Der Abg. Speck hat sich seinerzeit über solche Finanzierung genügend ausgesprochen. Das deckt sich völlig mit dem, was von unserer Seite oft ausgeführt worden ist, wie es noch vor kurzem Goercks im Hannoverschen Courier“ getan hat. Zudem hat ja der Staatsfekretär Kühn gesagt, die Erbschaftssteuer wird kommen, bloß zurzeit nicht. Aus den Ausführungen des Staatssekretärs des Reichsmarineamts ersieht man, wie überall neue Ansätze zu neuen Forderungen vor— handen sind, so ganz besonders die . daß die Material⸗ reserve später wieder verlangt werden wird. Wenn man die Ueber⸗ schüsse bis zum letzten Rest auspreßt und sie für die laufenden Be— dürfnisse ausgibt, was soll dann mit den Dingen geschehen, die wir in den letzten Fahren uns vorgenommen haben. Die Zuckersteuer soll u. a. ermäßigt werden. Wenn man einen Vertreter der ver— bündeten Regierungen unter vier Augen sprechen würde, so würde wohl, der offene Zweifel ausgesprochen werden, ob, wenn es soweit ist, die Finanzlage es gestattet. So haben wir auch bewegliche Klagen darüber gehört, daß das Versicherungsalter nicht herabgesetzt worden ist. Wenn in dieser Weise die Ueberschüsse herangezogen werden, dann wird der Termin für die Herabsetzung des Rentenalters wohl nie eintreten. Auch werden manche Besoldungswünsche zurückgestellt werden müssen. Wenn man sich das alles ö dann wird man ein trübseliges Bild der Zukunft bekommen. So werden noch manche andere Wünsche nicht erfüllt werden können. Der Reichskanzler be⸗ handelt die Frage der Aufhebung der Liebesgabe doch etwas zu leicht. Wir sind gern bereit, auf, den Boden der Abschaffung der Liebes⸗ gabe zu treten, aber anderseits ist zu untersuchen, ob nicht in dem⸗ selben Verhältnis der Konsum lla tet werden wird. Was nun die Wehrvorlagen betrifft, so ist ohne weiteres anzuerkennen, daß das Ziel, das die Militärverwaltung hat, die Kriegsbereitschaft zu er— höhen, ein erstrebenswertes ist. Dies Ziel wird auf verschiedene Weise zu erreichen . Die Zahl der Mannschaften soll vermehrt, zwei neue Korps sollen gebildet werden. Es sollen neue Offiziersstellen gr ffn werden. Das sind Ausfüllungen von Lücken, und die Militärverwaltung ist dabei auf dem richtigen Wege. Daß starke Lücken vorhanden waren, hat der Kriegsminister schon beim Quin— quennat gefunden. Bedauerlich t es, wie sehr wir mit der Durch— führung der allgemeinen Wehrpflicht sogar in kritischer Zeit noch vom Ziel ö sind. Im Verhältnis zu Frankreich vollzieht sich diese Entwicklung doch zu langsam. Das ist ein Punkt, auf den die ö ihre volle Aufmerksamkeit wird lenken müssen, auch aus Gründen der Gerechtigkeit. Es ist unbillig, daß alle Reservisten und Landwehrmänner in den Krieg 1 müssen, während 70 000 waffenfähige junge Leute nicht in den Waffen ausgebildet werden. Es ist zu begrüßen, daß die kleineren Regimenter die dritten Bataillone bekommen, daß nur noch 18 mit 2 Bataillonen übrig bleiben. Zu e f, ist auch, daß von dem ö der Herabminderung der Etatsstärke abgegangen ist. Bernhardi hat in seinem Buch aus⸗ geführt, daß je stärker die Formationen im Frieden sind, um so besser sie für den Krieg sind. Die Kavallerie hat für die Aufklärung und für die Verschleierung des Anmarsches in den ersten Zeiten eines Krieges eine große Bedeutung; in dieser Beziehung enthält die Vorlage einen ö 4 Anerkennung verdient die Vorlage auch in der Vermehrung der Artillerie. In der Bespannung siad wir im Vergleich zu rn f zurückgeblieben. Wir haben da ein Hinus. von vielen tausend Pferden. Ich begrüße es ferner, daß die Vorlage der Be⸗ deutung der Luftschiffahrt 6 trägt, für die in Frankreich sehr viel geschieht. Es wird in der Vorlage eine Fliegertruppe ange— fordert für Heer und Marine. Die Franzosen legen auf diese Seite ihrer Wehrkraft ein besonderes Gewicht, wie aus ihren Etatsforde— rungen hervorgeht. Auf die Qualität 1 deutschen Offizierkorps sind wir stolz und hoffen, daß wir dieses Ruhmesziel werden festhalten können. Leider besteht noch ein Mißverhältnis zwischen den Leistungen unserer Offiziere und den Bezügen, die der Staat ihnen gibt. Dies Mißverhältnis findet seinen Ausdruck in dem Bestreben der Offi— ziere, in Privatbetrieben Stellungen zu finden, und in den Manque— ments. Ich habe schon früher den Kriegsminister ö der Frage der schlechten Grenzgarnisonen seine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn selbst ein pflichttreuer Offizier 20 Jahre seines Lebens in einer solchen Garnison zubringen muß, so muß sein Dienst— eifer erlahmen. Solche Offiziere bringen dann auch für die Aus— bildung der Mannschaften nicht mehr die volle Berufsfreudigkeit mit. Der Hauptpunkt ist die Verhütung der Veralterung des Offizier⸗ korps. Es ist sehr mißlich, wenn die Ernennung zum Hauptmann und zum Stabsoffizier erst in einem 2 vorgerückten Lebensalter erfolgt. Es war vorhin von Jena die Rede. Die Ur— sache für die Niederlage von Jena lag nach Feststellungen, die 1906 erfolgten, vor manchem anderen in dem zu hohen Alter der Kompagnie⸗ und Eskadronchefs. Die Armee darf nicht überaltern; das Springersystem, das jetzt eingeführt worden ist, ist not⸗ wendig, aber es hat anderseils auch seine Gefahren, indem hier und da Protektions- und Konnexionsrücksichten den Ausschlag geben können. In einigem Umfange wird ja durch die vorgeschlagene ö. von Offiziersstellen Abhilfe gebracht; auch die beiden neuen Land— wehrinspektionen haben unseren Beifall; alle diese Vorschläge werden nicht bloß ihre organisatorische Bedeutung haben, sondern auch in der Richtung der Verbesserung des Avancements wirken. Was die Novelle zum Flottengesetz betrifft, so heißen wir ihre Vorschläge gut. Wir werden unsere ? lottenpolitik, die keine aggressive ist, wie bisher nach unseren eigenen Bedürfnissen einzurichten haben. Unter die Frage der englisch-deutschen Beziehungen können wir jetzt einen Strich machen, nachdem der englische Marineminister erklaͤrt hat, daß die englische Flottenrüstung nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf die Maßnahmen anderer maritimen Mächte ückf t nehmen muß. Die Verdienste des Flottenvereins und des Alldeutschen Verbandes erkenne ich durchaus an, ebenso aber auch das historische Verdienst des Admirals von Tirpitz, des großen Organisators der deutschen Flotte, der es verstanden hat, als kluger Mann dem Ueberschwange dessen, was in jenen Verbänden zutage trat, zu steuern. Der Ausgangs— . für die Verstärkung der Flotte und des Heeres liegt ja in den

karokkowirren; blitzartig ist damals die internationale Gefahr vor unseren Augen erschlenen. Infolge der Entwicklung dieser Affäre ist zweifellos in ,, der, nationale Chaupinismus mächtig ge wachsen, wie selbst die „Leipziger Volkszeitung“ und der „Vorwärts“ haben anerkennen, müssen. Erkennt man das aber als richtig an, so muß man auch für Veutschland die Konsequenz ziehen und darf die Vorbereitungen für den Verteidigungskrieg nicht in sentimentaler Weise unterlassen. Die Entscheidung in einem Weltkrieg wird immer auf dem Kontinent fallen. Unsere Marokkopolitik war von dem Gedanken beherrscht, daß die Beseitigung dieser Wirren eine Zeit ewigen Friedens herbeiführen werde; wir haben . egen⸗ seitige . von kommunalen Behörden usw. ö en, und das Ende sind diese Wehrvorlagen! Wir stimmen für die Vor— lage, vorbehaltlich der Prüfung im einzelnen, und wir hoffen, daß die Erhöhung unserer Wehrkraft etwaige Kriegsgelüste anderer Natlonen dämpfen wird.

Abg. Dr, Mül Ler-⸗Meiningen (fortschr. ö In bepnj guf die geschäftliche Behandlung mig wir den Vorschlägen des 26 Bassermann zu. Wenn aber die Vorlage vor . nicht mehr sollte zu erledigen sein, so trifft die Schuld die ver—

ger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

1912.

bündeten Regierungen. Wir sind ja an die Behandlung seitens der eichsregierung gewöhnt. Bereits seit November vorigen Jahres wußte sie, daß derartig bedeutende Vorlagen kommen würden, sie hat Monate verstreichen lassen, und jetzt ö die Vor⸗ lagen gemacht. Und jetzt drängt man und treibt einen wahren Raub⸗ bau mit der Arbeitskraft des Reichstages nach dem Rezept: Friß . oder stirb! Fast sämtliche Parteien des Hauses öᷣ. mit dieser Behandlung durch die Regierung unzufrieden. Der Reichstag wird auf Mittel und Wege sinnen müssen, um eine derartige Behandlung abzustellen. Was nun die Vorlage selbst betrifft, so werden wir bereit n um mit dem 3 zu sprechen, in ruhiger und ernster J ohne jede taktische Parteispekulation die Vorlage zu prüfen und zu bewilligen, was notwendig ist. Diese Prüfung ist um so notwendiger, als die Motive das Mangelhafteste sind, was uns je vorgekommen ist. Den Standpunkt des Grafen Posadowsky und des Abg. Herzog, daß das hier einfach eine Frage des Vertrauens gegen die Militärverwaltung sei, können wir nicht einnehmen. Da wäre das Parlament auf dem wichtigsten Gebiet überflüssig, es könnte seine Tätigkeit auf 3 n Gebiete einstellen. Zwischen blindem Vertrauen und blindem Mißtrauen ist doch eine j ooh Kluft vorhanden, und die nennt eff i e, genaue und ö rüfung. Zuruf von rechts,) Es cheint ein Herr zu sein, der bis jetzt ge⸗ chlafen hat. Die Entwicklung hat unserem verstorbenen Eugen Richter recht gegeben, daß endlich mit dem alten Zopf der Bindung des Etats gebrochen werden muß, zumal sich doch die Regierung an sie niemals gekehrt hat und es auch jetzt nicht tut. i Bindung geht einfach aus dem Mißtrauen gegen den Reichstag hervor, und das ist vollständig falsch. Es ist ein Nachteil für eine Flotte, wenn man in einer derartigen Weise den Schiffsbau durch ein Gesetz festlegt. Der Staatssekretär don . wird mir zugeben, daß es . z wer ist, solche Bindung taktisch durchzuführen, weil die Technik so schnell fort⸗ schreitet. Ebenso ist es bei der Armee. Was soll man bei solcher Bindungspolitik von der Weitsichtigkeit der Regierung denken? Sogar der Präsident des Wehrvereins, Generalmajor Keim, hat gefragt, wie es möglich sei, daß schon binnen einem Jahre die Bindung über den Haufen geworfen werden muß. Entweder hat die militärische Ver⸗ waltung schwere Unterlassungssünden begangen, oder die Gefahr der jetzigen Situation wird unter dem Druck auswärtiger Momente allzu gewaltig übertrieben. Es 3. sich gar nicht leugnen, daß das Sicher⸗ heitsgefühl der Völker gewaltig und gewaltsam im Laufe der letzten Jahre erschüttert wurde. Die Erregung dieser internationalen Nervosi⸗ tät in allen Kulturländern wurde miterzeugt durch eine Agitation von Chauvinisten, der mit aller Schärfe entgegenzutreten eine ge⸗ meinsame Pflicht aller Parlamente und Regierungen ist. So sind internationale Taktlosigkeiten selbst von Mitgliedern dieses Hauses begangen worden. So sind über verbündete Armeen bedenkliche Aeußerungen gefallen. Sehen denn die Herren nicht ein, wohin sse uns damit treiben? (Zuruf: Wer ist 33 Ich will keine Namen nennen, der Herr wird so rot, daß man ihn ohne weiteres erkennt. Man stellt unsere Armee so hin, als ob sie nichts taugt, preist daber die französische und liefert dabei Wasser auf die Mühlen der französi⸗ schen Chauvinisten. Deshalb kann die „France militaire“ 6 r⸗ tikel schreiben, die auch in englische Blätter übergehen. ie Frage zu beantworten, ob sich im letzten Jahre die europäische Mächte⸗ konstellation so geändert hat, daß diese Vorlage nötig ist, wird durch derartige Dinge außerordentlich erschwert. Mit außerordentlicher Genugtuung muß konstatiert werden die Bemerkung eines hochange⸗ ehenen Mitgliedes des englischen Parlaments, die k— 3 wirkt. iemals hat der Kanzler ee Zustimmung gefunden hier im Parlamente, als er von den Verhandlungen mit England Mitteilung machte. Es wäre sehr *. bedauern, wenn sie jetzt auf den toten ,, sind. Die Völker in einen pathologischen ante uggestiven Zustand zu hetzen, ist verwerflich. Die lärmenden Minder heiten, die bei uns derartiges tun, sitzen dem Kanzler viel näher. Wir haben das Zutrauen zu der Vernunft der Völkär, daß sie diefe Krise überwinden. Wir freuten uns, als der Kanzler den Abg. von Heydebrand zurückwies, indem er erklärte, daß es ihm bitter 1 * mit anderen Völkern in Frieden zu leben. Die Nachrichten von chweren Unstimmigkeiten . einzelnen Ländern sind nicht neu, und von dem ,, aus ö. en wir betonen, daß wir die Tätigkeit der Presseabteilung des Reichsmarineamts für außerordent⸗ lich bedenklich halten. Man kann sie sogar als unerträglich bezeichnen. Was die materiellen Forderungen anlangt, so stehen wir den tech⸗ nischen durchaus sympathisch gegenüber. Das Beste und Zeit⸗ gemäßeste, was es an Ausrüstung gibt, ist für unsere Armee gerade gut genug. In dieser Beziehung sind wir uns der schweren Verant⸗ wortung vollständig bewußt. Auch wir legen größten Wert auf so⸗ fortige Kriegsbereitschaft. Ohne eine solche ist unser gewaltiges Instrument zu Wasser und zu Lande nur ein Messer ohne Klinge. Die Verpflichtung der gewissenhaftesten Prüfung ist um so größer, als wir uns darüber klar sind, daß es bei den 880 Millionen, die im anzen gefordert werden, nicht sein Bewenden haben wird. Man . bereits von einer stärkeren Heranziehung ö. Reserve zu lebungen, und das Beispiel, das uns Frankreich auf diesem Gebiete gibt, af nicht unbeachtet bleiben. Dann der dr gl ieee, und die Fortschritte der Technik, die Ergänzungen notwendig machen, der Ersatz der Bespannung für unsere Feldartillerie usw. Bit ö mehrung ist eine ganz ungeheuerliche, und um so mehr hat der Reichs⸗ tag die Pflicht, zu verlangen, ß der Schrei nach Sparsamkeit end⸗ lich gehoͤrt wird. Nur eine Reform der körperlichen Erziehung unserer männlichen Jugend wird es ermöglichen, die allgemeine Wehr— pflicht durchzuführen, ohne daß die Kosten steigen. Ohne den guten Willen der Militärverwaltung ist eine Sparsamkeitsaktion nicht möglich. Die Militärberwaltung muß uns darin mehr entgegen— kommen, als es in den letzten 10 Jahren geschehen ist. Es hat bei ihr an ,. Willen in dieser Beziehung gefehlt. Sie hält an dekora⸗ tiven Geschichten mit großer Zähigkeit fest. Wir haben ein ganzes Bündel von Wünschen, mit denen wir ganz bedeutende Ersparnisse einleiten könnten. 1908 war es Fürst Bülow, der dem Reichstage eine derartige Sparsamkeitsaktion von seiten der Reichsregierung versprochen Est. Die Regierung hat diesen Wechsel nicht eingelöst, andere Ressorts auch nicht. Wir können deshalb nicht in Bausch und Bogen diese Riesenbelastung des Volkes ohne weiteres annehmen. Se gert me eln wir die Erhöhung der Mannschaftslöhne und sind vollständig mit dem Vorschlag des ger urn, einverstanden, diese schon vom 1. Oktober ab eintreten zu lassen. Große Bedenken haben, wir nun aber bezüglich der wichtigsten, der Deckungsfrage. . ist erst recht die gllerpeinlichste Gewissenhaftigkeit notwendig. Wir haben auch keine . für Bewilligung von Steuern auf Vorrat, auch wir besitzen die Steuerscheu, von der der Schatzsekretär sprach; wir wollen aber auch nicht mit offenen Augen das alte Finanz⸗ elend des Reiches wieder heraufbeschwören. Die Streckung der Einnahmen mag ja f das Jahr 1913 stimmen, wenn auch die Zucker⸗ steuer zu hoch angesetzt ist; aber ist denn diese ganze Milchmaädchen⸗ rechnung eine mehr als momentane? Tatsächlich sind die Voraus- seckungen zafür schon jetzt nicht mehr vorhanden. ie sich doch die Verhältnisse und Menschen ändern können! Als Reklameschild für das Reichsschatzumt möchte ich vorschlagen: „Hier wird eine unüber= treffliche Stimmungsschnellmalerei getrieben! Weiß, schwarz, rot, je nach Bedarf. 3 sehe noch Herrn Wermuth die Hände ringen, als wir die 9 Millionen für die Herabsetzung der Altersgrenze für die Invalidität von 70 auf 65 Jahre , 2 die Verweigerung unserer Forderung für die armen Wöchnerinnen setzte man geradezu das kulturelle Nibeau Deutschlands herunter. 5 cher Wider spruch rechts und im Zentrum. Lebhafte Zurufe) Gerade weil man