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. che Regierung hätte sich mit ig hes et oder ein Reichsgesetz usdruck, der die Beleidigung einer . Tatsache sei, daß über den Ordengtãtigkeit enzen ö. der preußischen ischen Regierung beständen. r enthalte sich einer Lieußerung darüber, in welcher Weise die sächsische Regierung zu dem Begriff ber Ordenztätigkeit Stellung nehme, weil er das dem zusländigen Kultusminister zu überlassen habe. Er möchte nur zur formalen Stellung der 3 Regierung hier geltend machen, daß sie in durchaus loyaler Weise die Differenzen in der Aus⸗ legung über den Begriff der Ordenstätigkeit zum Anlaß genommen habe, beim Bundesrat einen Antrag zu feln daß der Bundesrat über den Begriff der Ordengtätigkeit eine authentische Interpretation erlafse. Sie baverische Regierung werde den Jesuitenerlaß nicht eher in Anwendung bringen, als bis der Bundesrat seine ,, etroffen habe. — Hierauf gab der Kultus minister Dr. He . Erklärung ab, daß, abgesehen von den Verschriften des Reichs⸗ gesetzes von 1872, wonach der Orden der Gesellschaft Jesu und ver⸗ wandte Orden vom Gebiete des Deutschen Reichs aus geschlossen seien und ihnen die Niederlassung versagt sei, für Sachsen noch die Vorschrift des 5 56 der saͤchsischen Verfassungsurkunde von 1831 in Betracht komme, wonach weder neue Klöster er⸗ richtet, noch Jesuiten oder andere geistliche Orden jemals im Lande aufgenommen werden dürften. Die sächsische Regierung habe dem⸗ nach die Autzübung jedweder Tätigkeit der Ordens mitgliedgr als uner⸗ laubt anzufehen. Nach alledem sej durch die sächsische Verfassungs⸗ urkunde nach wie vor in Sachsen nicht nur die Aufnahme des Jefujtenordens und anderer Orden, sondern auch einzelnen Jesuiten Die Ausübung jeder Ordenstätigkeit verboten. Die Regierung nehme alfo in dieser Frage eine durchaus klare Stellung ein. .
Braunschweig.
Seine Hoheit der Herzog⸗Regent hat, wie „W. T. B.“ meldet, ein Frauenverdienstkreuz in zwei Rassen, in Gold und Silber, gestiftet, das an weißem Seidenbande mit blauer Einfassung getragen wird. Es ist ein leicharmiges, mit feinem blauen Emaillestreifen umrandetes reuz mit der Inschrift: Wirke treu in Nächstenliebe.
Ruszland.
Die Reichsduma begann gestern die Beratung des Stats des Ministeriums des Aeußern. Nachdem der Budgetreferent Krupens ki den Etat, der mit 6 569 190 Rubeln balanciert, erläutert und erklärt hatte, daß es notwendi sei, das Konsulatswesen zu erweitern und baldigst die Quote Finn⸗ lands zu den Ausgaben des Ministeriums des Aeußern fest⸗ zustellen, ergriff der Minister des Aeußern Ss asonow das Wort und führte laut Bericht des „W. T. B.“ aus:
Die Giundlage der russischen auswärtigen Politik bleihe un—⸗ erschütterlich die den Weltfrieden sichernde Allianz mit Frankreich. Bei seinem Aufenthalte in Paris habe er sich überzeugt, daß die leitenden französischen Kreise ebenso wie Rußland feste Anhänger der Allianz seien und danach strebten, sie zu belderseitigem Vorteil sowie zur Sicherung des europätschen Friedens auszunutzen. Das Abkommen mit England vom Jahre 1907 habe die besten Früchte gezeitigt. Das gegen. seitige Vertrauen und die Sympathien beschränkten sich nicht auf bie leitenden Kreise, sondern ruhten auf breiter Grundlage, wie der jüängste Besuch der englischen Gäste bewiesen habe. Was Deutsch⸗ kand betreffe, so halte Rußland an der alten traditionellen Freund⸗ schaft und guten Nachbarschaft fest, die es aufrichtig schäßze, überzeugt, daß Deutschland dasfelbe tue. Diefen Eindruck habe die Pott damer Zusammenkunft befestigt, die das Fehlen von Gegensätzen in den beider⸗ seitigen politischen Interessen im nahen wie im fernen Osten klar⸗ gestellt habe. Beß dem Charakter der xufsisch deutschen Be⸗ jehungen könne der Besuch Haldanes in Berlin, wie überhaupt jeder ö die englisch-deutschen Beziehungen zu verbessern, nur begrüßt werden. Wenn es gelänge, den Boden einer Verständigung in für beide Staaten wichtigen Fragen zu finden, würde dies die russischen Bezlehungen zu Deutschland und England ö be⸗ einträchtigen. In der Zusammenkunft von Racconigi seien die freund- schaftlichen Beziehungen zu Italien zum Ausdruck gelangt, die sich weiter entwickelten und kräfligten. Ihre Festigkelt sei gesichert durch die Uebereinstimmung in den Anschauungen über die Lage auf dem Balkan. Rußland und Italien folgten wohlwollend der friedlichen Entwicklung der Balkanvölker. Die ru ssi schröste rreichischen Beztehungen hätten jüngst eine Prüfung zu bestehen
ehabt, aber es sei den beiden Regierungen gelungen, den 3 dadurch zu befestigen, daß man leitende Grundsätze geschaffen Fabe für den Fall, daß die beiderseitigen Interessen sich berührten. Diese Prinzipien seien die Wahrung des status quo auf dem Balkan, die Unabhängigkeit, Kräftigung und friedliche Entwicklung der kleinen Balkanstaaten und die Unterstützung und Festigung der Neuordnung der Türkei. Rußland habe seinerzelt die Großmächte und die öffent⸗ liche Meinung über diese Entschließungen unterrichtet. Der jüngst verstorbene österreichische Minister des Aeußern Graf Aehrenthal habe sie vor den Delegationen bestätigt. Aus autoritativer Quelle sei der rufsischen Regierung bekannt geworden, daß beabsichtigt sei, diese Grundlagen künftighin zu beobachten, und daß es ein fester Entschluß Oesterreich Ungarns sei, auf diesem Boden zu beharren. Dies könne die fernere Gestaltung der gegenseitigen Beziehungen nur gänstig beeinflussen. Die Lage im nahen Osten sei nicht voll befriedigend und gewinne infolge des italienisch-türkischen Krieges eine erhöhte Bedeutung. Es liege Grund zu der Hoffnung vor, daß die Ruhe auf dem Balkan nicht gestört werden und der Krieg keinen allgemeinen Konflikt hervorrufen würde. Bisher habe, die russische Regierung die Gefahr eines solchen Konflikts in der Kriegsweise der Italiener nicht erblickt und tatsächlich habe Italien bisher das Sperationsfeld auf entfernte Gegenden heschränkt, um die Interessen der neutralen Mächte nicht allzu fühlbar zu berühren. Das Bom⸗ bardement der Dardanellen sei nicht von Aktionen begleitet gewesen, die zum Beweis hätten dienen können, daß Italien von dieser Er— wägung abgewichen sei. Die Schließung der Dardanellen durch die Türken schädige die russischen Handelsinteressen wesentlich. Die russische Botschaft habe in diesem Sinne Vorstellungen in Konstanti⸗ nopel erhoben und darauf hingewiesen, daß neutralen Schiffen vertragsmäßig freie Durchfahrt gewährleistet sei. Gegenwärtig fei man zu der Annahme berechtigt, die freie Schiffahrt in den Dardanellen werde demnächst wieder eröffnet werden. Die jüngsten Ereignisse hätten die Intiigtive Rußlands gerechtfertigt, mit den interessierten Großmächten die Grundlagen der den Kriegführenden anzubietenden Vermittlung festzustellen. Die Verschiedenheit des Standpunktes Italiens von dem der Türkei sei aber so groß, daß eine unmittelbare Wirkung des Schrittes der Mächte für die nãchste Zeit nicht vorauszusehen wäre. Doch würden die Mächte die Ver⸗ söhnungsversuche möglichst bald erneuern. Ssasonow gab sodann seinem Bedauern Ausdruck, daß die Kreter auf revolutionärem Wege bie Einigung mit Griechenland durchzusetzen verfuchten und sich sowohl wie Griechenland äußeren Gefahren aussetzten. Die Verstärkung der Zahl der Kriegsschiffe b weise den Kretern die Entschlossenheit der Schutz= mächte, dies nicht zu gestatten. Wenn es erforderlich sein sollte, würden die Mächte noch entschtedener vorgehen. Was Bulgarien und Serbien betreffe, könne, ohne daß man fich einer Täuschung hingebe, die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die polttische Weisheit 6 errscher, die Besonnenhelt der Regierungen und der Patrio⸗ tismus der Bevölkerung diese Länder sogar im Falle einer Gärung auf dem Balkan vor der Gefahr politischer Abenteuer bewahren
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sei. Das am besten hierfür geeignete
ag der kulturellen und wirtschaftlichen Be- zikerung. Die Lage in Persjen, fuhr dank dem Abkommen mit England vom tlichen Verwicklungen hervorrufen. Die
a Ber rm em mfelen haunhsächlich as hl ö an , chen oder nationalistischen keit dieser Mehrheit
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rundsatz der offenen Tür für den ausländischen Handel in Persien anerkannt und versprochen worden, der Bagdadbahn keine Hindernisse entgegenzusetzen sowie deren Verbindung mit den künftigen noꝛrd⸗ perfischen Bahnen zuzulassen. Das Abkommen festige zweifellos die traditionellen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland und stelle die nern persischen Beziehungen auf einen festen Boden, was um so wertvoller sei, als das Abkommen Rußland keine außerordentlichen Opfer auferlege und die russischen Interessen ö so gut wie möglich wahre. Rußland habe seine Bereitwilllgkeit erklärt, sich nötigenfalls den Maßnahmen der übrigen Mächte zum Schutz der allgemeinen Interessen in China 3 Rußland vertrete die Ansicht, daß der . chlnesischer Anleihen von, der Zustimmung der interessierten Mächte abhängen müsse. Es sei der Viermächtegruppe beigetreten und habe dabei die von den befreundeten Mächten an⸗ genommene Bedingung gestellt, daß die Finanzoperationen der sich bildenden Sechsmächtegruppe in keiner Weise die russischen Sonderrechte und Interessen außerhalb der Chinesischen Mauer in der Mongolei und Nordmandschurei verletzen dürften. Nach dem Abfall des Chalcha genannten nördlichen Teils der Mongolei hätten die Mongolen Rußland um seine Unterstützung ge⸗ beten. Das Ziel der russischen Politik könne nicht die Erweiterung seiner Besttzungen in Asten sein, da dies seine Stellung in Europa auf der Balkanhalbinsel gefährden würde. Territoriale Erwerbungen in Asien seien nur zulässig, wenn sie wertvoll und notwendig wären. Die russischen Interessen verlangten nur, daß in der benachharten Mongolei sich nicht ein milttärisch starker Staat festsetze. Die Nach⸗ barschaft der Mongolen sichere die sibirische Grenze besser als Festungen und starke Garntsonen. Die Erhaltung dieses Zustandes sei die Aufgabe der russischen Diplomatie. Sie sei lösbar durch die Wahrung der Interessen der Mongolen, die eine nationale Verwaltungsform bewahren wollten. Die zweite Aufgabe der ö Diplomatie sei die Wahrung guter Beziehungen zu China. aher müsse Rußland auf einer Verständigung zwischen China und den Mongolen unter Teilnahme Rußlands bestehen und unterdessen die Mongolen bei der Schaffung einer autonomen Verwaltung unter⸗ slützen. Auf die Kündigung des Handelsvertzrags durch die Vereinigten Staaten übergehend, wies der Minister die Be⸗ hauptung zurück, daß Rußland den Vertrag nicht in vollem Umfange beobachtet habe. Sollte die Frage eines neuen Vertrags angeregt werden, so werde Rußland die Wünsche der interessierten russischen Kreise eingehend berücksichtigen und keine Eingriffe in die innere Gesetzgebung gestatten, die ausschließlich die Bedingungen des nationalen Lebens ch g g. müsse. Der Minister gab der Hoffnung Ausdruck, daß dieser Zwischenfall nicht verhindern werde, daß die früheren guten Beztehungen Rußlands zu den Vereinigten Staaten wiederkehren und daß, wo die beiderseitigen Interessen sich berührten, eine Uebereinstimmung erzielt würde. Der Minister schloß mit der Aufforderung, den umlaufenden Kriegsgerüchten keinen Glauben zu schenken. Dem . unter den Völkern drohe in der nächsten Zukunft keine Gefahr, und Rußland könne sich ruhig schöpferischer Arbeit im Innern hingeben.
In der Debatte erklärte der Oktobrist Kowalewski u. a., alle seien Augenzeugen des Anfanges der Liquidation derjenigen Be⸗ ziehungen, die durch den andauernden bewaffneten Frieden geschaffen worden wären. Wie der Auegang auch sein möge, Rußland dürfe dabei keine passive Rolle spielen. — Der Kadettenführer Miljuko w wies auf die schwere Lage hin, die durch die ernsten Fragen im nahen, mittleren und fernen Osten geschaffen worden set. Die versteckte Gegnerschaft Englands und Deutschlands bilde die Achse, um die die gesamte Weltpolitik sich drehe. Die Weltpolitik habe eine neue Phase in dem Augenblick begonnen, in dem Deutschland ner der un⸗ mittelbaren Einmischung Englands selne Forderungen habe mäßigen müssen. Das habe genügt, um den europäischen Frieden zu schützen, und die enorme Bedeutung der Tripleentente für die Erhaltung des Friedens innerhalb der Großmächte bewiesen, indessen nicht die Ent⸗ stehung offener Konflikte zwischen den Mächten zweiten Ranges ge— hindert. Zum Schluß folgerte der Redner in bezug auf die Lage auf dem Balkan, daß nur das Bestieben, die Balkanpolitik auf einen Bund der Balkanstaaten mit der Türkei an der Spitze zu richten, die mögliche Lösung der Balkanfrage bilde, die nicht zugunsten eines einzelnen Reiches, am allerwenigsten Oesterreich⸗ Ungarns dienen dürfe.
Hierauf wurde die Debatte auf heute vertagt.
In e . nahm die Reichsduma gestern das RKekrutenkontingent für 1912 an und bewilligte die Kredite für die Vervollständigung des Reservematerial⸗ bestandes der Artillerie und die Vervollkommnung der Landesverteidigung sowie für die Bildung von
Flieg erabteil ungen und Luftschifferkompagnien. Griechenland.
Siebzehn kretische Abgeordnete sind, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern in Athen angekommen, um ihren Sitz in der griechischen Kammer einzunehmen. Durch ein Königliches Dekret wurde die Eröffnung der Kamm er um dreißig Tage vertagt.
Amerika.
Nach einer Meldung des W. T. B.“ hat das amerikanische Waffentransportschiff „Crook“ Befehl erhalten, von San Francisco nach der Westküste Mexikos auszulaufen, um amerikanische Flüchtlinge aufzunehmen. Das Schiff ist auf Verlangen des Staatsdepartements abgesandt worden, welches dringende Bitten von Amerikanern erhalten hat.
Afrika.
Der „Agence Havas“ wird aus Tanger gemeldet, daß die Gärung im Gharbgebiete zunehme. Nach Arbaua seien dem Hauptmann Vary zwei Kompagnien Kolonialinfanterie und eine Maschinengewehrabteilung als Verstärkung geschickt worden. Doch sei es sehr fraglich, ob die Verstärkungen genügen würden, da auch die von Vary befehligten n Truppen deser⸗ tieren dürften. Einer Depesche des „W. T. BH.“ zufolge meldet der Hauptmann Vary vom 24. April, daß die Infanterie noch im Lager sei, sich aber eine lebhafte Unruhe bemerkbar mache. Die Instrukteure und Kaids hätten sich in sein Zelt geflüchtet, und es seien schon mehrere Gewehrschüsse
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— Die „Agencia Stefani“ meldet aus Buch ame, der Umgebung der Befestigungen vorgenommene . bestätigten, daß die Verluste des Feindes am B. d. M. 6 schwer gewesen seien, und daß die Zahl der Toten mehn under übersteige, was auch von den in diesem in, in n angenschaft geratenen Arabern zugegeben werde. Insbesond Kreuzfeuer der italienischen Batterien auf der r auf dem Festlande habe dem Feind große Verluste zugesin Aus allen Berichten gehe hervor, daß es sich am 2. n um einen ernsten Angriff gehandelt habe, der von türkist Offizieren und Regulären mit großen Massen von Arahn vorbereitet worden wäre und den Zweck gehabt hätte, die g ausgeschiffte Division ins Meer zu treiben. Der Feind ha sich nach Osten über Sebca hinaus zurückgezogen.
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Koloniales.
Das Aprilheft der Kolonialen RunLschau“, Monatescj für die Interessen unserer Schutzgebiete und ihrer Bewohner (Hemm geber: Ern st Voh sen, Schrift w enthält zwei längere Aufsätze über die bicher so gut wie unbelam Eingeborenenbevölkerung Neukameruns. B. Struck gibt eine sicht über die Sprachverhältnisse im Moyen Congo“ (mit einer Vj und einer Sprachenkarte), in der die in dem neuen deutschen Gh herrschenden Spracken im Zusammenhang mst den großen Spm familien Afrikas behandelt und besonders auf die fur den Vemh wichtigen Idiome, die für den Europäer in erster Linie in Bemm kommen, hingewiesen wird. Diese sind für den Süden das n Jaunde nahe veiwandte Tang und weiter nördlich das auch
belgischen Congo weit verbreitete Bangala. In dem Aufsatz. Geh
(mit 4 Abbildungen) gibt G. Teßmann eine lebhafte Schilderung! Eingeborenen im Süden des neuen deutschen Gebiets. Sowohl! wirtschaftlichen Zustände als auch das geistige, speziell das relig Leben dieser primitiven Völker hat Teßmann während eines jm langen Aufenthalts studiert, und er bringt sie in dem vorliegen Aufsatz in anregender Form zur Darstellung. Der frühere Benn geologe in Südwestafrika Dr. Lotz gibt in seiner Abhandlung „Rn glossen zur deutschen Diamantenproduktion“ wertvolle Mitteilum über den heutigen Stand der Schwierigkeiten und die Aussichten Diamantengewinnung in Südwestafrika.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reig tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich der Ersten und Zweiten Beilage.
In der heutigen (48.) Sitzung des Reichstey welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitt bach beiwohnte, wurde die zweite Beratung des Reichshn ö. beim Etat der Verwaltung der Reichs eis ahnen, und zwar bei den fortdauernden Ausgaben für Besoldung der Zentralverwaltung fortgesetzt.
Abg. Koßmann (8): Der Etat zeigt ein durchaus günsj Bild. Gestützt auf diese günstige Finanzlage, will ich ei Wünsche vortragen, die das Verkehrswesen und das Verkehrsperso betreffen. Beim Auebau des Eisenbahnnetzes mussen die landn schaftlichen Gegenden mehr berücksichtigt werden, auch muß sorge getroffen werden, daß die Arbeiterzüge nicht so überfüllt s diefe sind dann auch nicht genügend geheizt, woraus hä Krankheiten entstehen. Die Petition des Veresns der Reichsei bahnzivilsupernumergre ist sehr berechtigt. Das Gehalt der Bi steigschaffner und Pförtner muß auf jeden Fall aufgebessert wen Sie müssen häufig den Dienst anderer Beamten mit verseh erhalten aber nicht die entsprechenden Zulagen. Den Ku der Schaffnerdiätare muß durch Vermehrung der etatsmißl Schaffnerstellen abgeholfen werden. Wenn gegenüber den Petith der Arbeiterorganifationen auf Erhöhung der Löhne geantmon wird, diese seien erst kürzlich aufgebessert worden, so zeigt dien daß sie früher ganz unzureichend waren. Es wäre freudig n grüßen, wenn über die Lohnverhältnisse uns bald eine Stu vorgelegt würde. Den Bahnunterhaltungsarbeitern müßte holungßurlaub' gewährt werden, da ihr Dienst sehr strengend und für die Sicherheit des Betriebes sehr wichtig Das Eifenbahnpersonal steht treu zu seiner Verwaltung und hat volles Vertrauen zu seinem jetzigen Chef. Möge dieses Vertrat durch Entgegenkommen gegen seine berechtigten und erfillba Wünsche gerechtfertigt werden. Das liegt auch im nationalen Inter
Hierauf ergriff der Chef des Reichsamts für die waltung der Reichseisenbahnen, Minister der ö entli Arbeiten von Breitenbach das Wort, dessen Rede ih morgen im Wortlaut mitgeteilt werden wird.
(Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heut 68.) Sitzung, welcher der Minister des Innern Dr. Dall wiß beiwohnte, die zweite Beratung des Etats d Ministeriums des Innern für 1912 und zwar zunü die beim ersten Titel der dauernden Aus gaben, „Geh des Ministers“, übliche allgemeine Besprechung in bindung mit der Erörterung der zu diesem Etattitel gestell bereits mitgeteilten Anträge der fortschrittlichen Volkspt und der Sozialdemokraten fort.
Abg. Hammer (kons): Das Haus hat vor 2 Jahren einstim einen Antrag angenommen, den Wanderlagerbetrieb der Bedüůrfniys zu unterwerfen und auf eine entsprechende Abänderung der einschli⸗ Bestimmung der Gewerbeordnung hinzuwirken. Die Kaufleult allen Provinzen, namentlich im Osten, klagen außerordentlich über Gebahren der Hausierer. Die Bestimmungen über die Wandergemt scheine werden in der Praxiz nicht mehr genau beobachtet. Fi begrüßte man auf dem Lande den soliden Hausierer, bestehen in den kleinsten Orten Gewerbebetriebe, die alle Berl nisse der Bevölkerung befriedigen können. Die Kaufleute kl namentlich darüber, daß auch den bestraften Dau teren Gewerbescheine immer wleder erneuert werden; dle Hausierer sogar die Gepflogenheiten der Behörden. Ein erheblicher Tell Hausierer ist mit ansteckenden Krankheiten behaftet, aber au
esunden tragen zur Verbreitung von Epidemien und Viehseuchen Fer ehr unnüß machen sich die Haustererlnnen, die sich einen gleiter halten, der den sogenanten Packen trägt. Solche Bilder nicht schön auf dem Lande und in den kleinen Städten. Mt, sogenannten Marklschein lebt sich ein folcher junger Bursche en Gin Gendarm erzählte mir kürzlich, daß er einen Hausterer hätt haften mögen, weil er andere Waren führte, als sein en er n
erlaubte; aber er mußte erst zum Amtsvorsteher gehen, um die Er Mann über
aber
zur Verhaftung zu erwirken, und inzwischen war der ,. Pie Haͤusierer mlt Lebensmitteln, führen die Lehenkm tagelang guf Ihren Wagen mit sich. Ein solcher Hausie en Heringen fagte guf die Frage, woran er sich die Hände troch am Pferdeschweif. Die Lebensmittel werden auf diesen Wagen vielen Händen berührt, guch von den Händen kranker Persong werden J. B. Anzüge, Wäsche, Trikotwaren von Hunderten von Hin gu ehh, ehe sie gekauft werden. Dle Hausjerer gebrauchen Tricks um ihre Warc abzusetzen: sse verkausen ein Ha
i 6 im Werte von 60 A ige i
werden. Ihre Besonnenhelt könnte die Türkei überzeugen, daß die Sicherung deg inneren Friedens, namentlich in der euro2
gefallen, ohne indessen jemand zu verletzen.
zu billig ist, und läßt sich dann noch Tuch zu einem
rkundun]
für 10 3; die Landfrau weiß genau, daß
bis 30 M aufschwatzen, das 5 oder 6 M Wert hat. Ein
der Industrie und des Handels wird dadurch . auf uf Bahnen gelenkt, und wie in den Wagrenhäusern werden den kleinen Leuten Waren r, t, die sie gar nicht brauchen. Man darf allerdings das Kind nicht mit dem Bade ausschütten; die Heimarbeiter, die mit selbstgefertigten Waren umhergehen, mit Körben, Christbaumschmuck, Buͤrsten, Besen, Holzwaren ufw., müssen geschont werden. Der Handel mit Gewerbescheinen muß unmöglich gemacht werden; eingewanꝛ erte russische Juden zahlen bis zu 30 S für einen Wandergewerbeschein. Unter dieselbe Rubrik fallen die Detail. reisenden, die allerdings nicht gern sich mit den ö in einen Topf werfen lassen. Wenn man sieht, wie in Berlin und Vororten die Straßenhändler mit Lebensmitteln mit schmutzigen Händen Abst verkaufen und selbst gut gekleidete Leute diese Sachen von den Wagen nicht bloß kaufen, sondern sofort essen, ohne sie zu waschen, so erkennt man, wie wenlg die Hygiene in die Bevölkerung ein⸗
gedrungen ist. Diese Wagen der Straßenhändler halten zum Teil
gerade vor den Obstwarengeschäften, die ihre Steuer hohe Mieten zahlen müssen. Verschiedene Gemeinden haben . Straßenhandel eingeschränkt, aber in Berlin ist wenig dagegen geschehen. Eine Bundezratzverordnung verlangt jetzt, daß auf dem Wandergewerbeschein die Photographie des geh ben angebracht wird, und das ist gut, weil dadurch der Verkauf der Wandergewerbe⸗ scheine unterbunden wird. Ausländern sollte man lieber Wander— gewerbescheine überhaupt nicht erteilen. Die deutschen Juden empfinden die russischen jüdischen Hausierer sehr unliebsam. Ich möchte bitten, daß der Polizeipräsident von Berlin nicht zu fehr den Forderungen des Käuferbundes folgt. Ursprünglich hatten wir in Berlin 40 Ausnahmetage, an denen die Geschäfte länger offen hleiben konnten. Dann wurden es 15, und jetzt sind es nur 7. Darunter leiden die Geschäftsleute, die hohen Damen in diesem Verein haben gar keine Ahnung davon. Die Aufstellung der weißen Aten dieser Vereine wirkt außerordentlich gefährlich. Da sind nur die Geschäste angeführt, in die diese Damen gekommen sind. Aber die vielen anderen Geschäfte, die auch ihre Pflichten gegen die An— gestellten erfüllen, werden auf diese Weise geschädigt. Die Ueber⸗ wachung der Ausführung der sozialpolitischen Gesetze ist nicht Aufgabe derartiger Damen, dazu sind die Behörden da. In einem Regierungsbezirk in Schlefien hat, sich der Regierungspräͤsident an die Spitze seiner Beamten gestellt, um den Einkauf von Kohlen gemeinsam vorzunehmen. Die Kohlen händler sind durch die Konkurrenz dieser Behörde außerordentlich geschädigt. Ein Kohlenhändler hatte 1907 65 000 SC nun g 1911 aber nur 34 9000 S6. Der Munister muß darauf achten, daß die Sparkassen sich einem Revistons verbande anschließen. Haben die. Sparkassen eigene Revisoren angestellt, so sind diese von ihnen abhängig. Der Staat hat den Sparkassen Mündelsicherheit verliehen, da muß er auch darauf achten, daß die Geldanlagen sicher sind. In den 80er Jahren sind bei einer Kreissparkasse 2700 000 MS½ unterschlagen worden. Die Steuerzahler des Kreises haben die Summe wieder aufbringen müssen. In gewissen Gegenden der Stadt Berlin, wo das Zuhälkertum und Verbrechertum immer mehr überhand nimmt, dürften nie Schutzleute allein patrouillieren. Es müßten dort immer Doppel⸗ posten vorhanden sein. Erst vor kurzem ist wieder ein Schutzmann schlimm von Zuhältern zugerichtet worden. Zwei Schutzleute können sich aher gut mit ihren Revolvern 30 bis 40 Mann vom Leibe halten. Die Stadt Berlin muß mehr für die Anstellung von Schutzleuten tun. Beim Polijeikostengefetz ist der Minister zu nachgiebig gewesen. Die große Steuer⸗ kraft, die Berlin dadur erhalten hat, daß es Residenz ist, verpflichtet es auch, die Sicherheit auf den Straßen aufrecht zu erhalten. Die Wünsche verschiedener Gemeinden des Kreises Teltow, die an den Landtag gerichtet sind, sind vielleicht vom Standpunkte dieser Gemeinden aus berechtigt. Aber der Kreis Teltow wehrt sich mit allen Kräften dagegen, weil die Steuerkraft des Kreises durch Erfüllung jener Wünsche ver— ringert werden würde. Vielleicht läßt sich auf dem Wege des. Gesetzes ein Ausgleich finden, der für beide Teile eine Besserung hringt, vielleicht in der Weise, daß allen Gemeinden mit über 20 090 Einwohnern das Stäzterecht verliehen wird daß sie aber innerhalb des Kreises bleiben müssen. Vielleicht gelingt es der Initiative und der Sachkenntnis des Ministers, einen Ausweg zu finden. Wenn der Abg. Dr. Friedberg gestern für eine Reform des Wahlrechts eingetreten ist, so müßte er als erfahrener Politiker doch wissen, daß durch eine solche der Cinfluß der Sonal⸗ demokratie gestärkt wird. Das ist mit den Interessen des Vaterlandes nicht verträglich, das behaupte ich als konservativer Mann. Warum kommen die Nationalliberalen erst jetzt zu der Erkenntnis, daß das Wahlrecht geändert werden muß, warum nicht früher, als fie dle stärkste Partei im Hause waren? In dem gegenwärtigen Moment, in dem die Entscheidung über große Gedanken, über große Werke im Reichstage bevorsteht, ist es nicht richtig, daß die Führer sich gegen— seitig angreifen. Da werden wieder alle bürgerlichen Parteien einig ß müssen. Aber hat denn der Abg. Dr. Pachnicke ein echt, derartig gegen uns vorzugehen, wie er es gestern getan hat? Im Jabre 1967 haben unsere konservativen Leute den Abg. Gyßling in . herausgehauen, er hat es selbst anerkannt. (Abg. Hoffmann (So): Diesmal haben wir ihn herausgehauen.) Wir haben Sie bisher immer herausgehauen, weil wir Sie als das kleinere Uebel ansahen; wir sind aber dabel unter den Schlitten gekommen, das machen wir nicht mehr mit, wir sagen jetzt: Auge um Auge, Zahn um Zahn, wir lassen Sie einfach hineinschlittern. Das ist die politische Noblesse der freisinnigen Volkspartei. Es ist gut, daß das Stichwahlabkommen veröffentlicht worden ist. Das gilt aber für Sie; Wer von der Sozialdemokratie ißt, der stirbt daran. Die Sotialdemokratie will Sie nur an sich ketten, weil Sie blamsert sind, wenn Sie nur als ein Appendix der Sozialdemokratie angesehen werden. Die Entrüstung des Abg. Dr. Pachnicke über die Ausführungen des Freiherrn von Zedlitz waren weiter nichts als Schaumschlägerei. Sagen Ste doch offen; wir wollen mit den Roten zusammengehen, wir sind ein roter Block; dann sagen Sie wenigstens das, was Sie hinter den Kulissen tun. Die „Freisinnige Zeitung“ hat vor del Jahren geschrieben, daß die Sozlaldemokratle von Stufe zu Stufe herabsinkt, . sie eine Verleumdungspartei geworden ist, daß man es ablehnen muß, irgendwie. Bundeggenosse der Sozialdemokratie zu werden, daß man sich nicht zu Mitschuldigen dieser Partei machen will, daß die Sozialdemokratie die moralische Korrumpierung des deutschen Volkes will. Das war die Meinung des führenden Blattes der Freisinnigen. (Zurufe von der fortschritt= lichen Volkspartei und von den Sozialdemokraten. — Abg. Hoff⸗ mann (So.): Wo alles haßt, kann Hammer allein nicht lieben! — EGrregte Zurufe des Abg. Dr. Liebknecht (Soz). — Wiederholte Glockenzelchen des Präsidenten. — Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Herr Liebknecht, Sie hören doch, daß ich Uingke. Ich muß bitten, daß Sie dann ruhig sind; Sie follen die Zwischenrufe nicht bon hier born, sondern vom Platze aus machen. Erneute Zwischenrufe des Abg. Dr. Liebinecht. Stürmische. Rufe rechts: Ruhe! Ruhe! — Wiederholte Glockenzeichen des Präsidenten. — Präsident: Ser Liebknecht, ich bitte Sie, meinen Anordnungen zu folgenh Die 1g, Ströbel und Liebknecht gehören doch demselben Volke fi das Sie in dieser Weise heschimpft haben. (bg. Dr. Lieb—⸗ nhiecht: Das ist eine Luge) Jawohl, Sie haben Ihr Volk be— K f, (Lärm bei den Sozialdemokraten. — Präsident: Herr chnet, ich rufe Sie zur Ordnung.) Es gibt keinen Staat der elt, der eine bessere Verwaltung, elne bessere Schule besitzt als pin der höher in der Kultur steht als wir. Und da wagen Sie, erartige Dinge hier auszusprechen, in einem deutschen Parlament i (Lachen bel den Sozialdemokraten.) Abg. Liebknecht, es ist fuͤr uns ein Jammer, ᷣ Sie uns angehören.. (Lärm bei den Sozialdemokrgten.) Preußen eht nicht nur mit seiner Beamtenschaft an der Spitze, es steht h mit seiner Schule an der Spitze. Italien hat 30 oo Analphabeten Frankreich 3 osg, England 1 00, bei uns sind es god do. Ueber ein folches Volk erlauben sich diese Männer hier
demokraten sämtliche bürgerlichen Parteien einigen werden
eine HGeschãfts ordnung 6 und zwar auch . i tte . der Republik Frankreich übernehmen, die mir sehr gefällt. Wenn dort ein Redner ausfallend wird und dreimal zur Ordnung gerufen ist, so wird er nicht nur mit Gewalt von den Bienern aus dem Sgale befördert, sondern es werden ihm vier Wochen lang die Diäten . (Abg. Hoffmann: Standrechtlich erschossen muß er
Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Verband der Metallindustriellen in Frank- furt a. M. teilt der Frkft. Ztg. mit, daß von 4936 . den Streik freigewordenen Arbeit sstellen über 700 inzwischen wle ver 6. . . . , k ö,, zum weitaus
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Nr. ö. d. Bl. ückkehr der streikenden Arbelter. (Vgl.
um Ausstand der Heizer an Bord des Dampfers ‚Olympie“ vgl. Nr. 100 d. Bl) wird dem W. T. B.“ ö . telegraphiert: Als ein Bugsierdampfer mit nicht organifierten eizern aus Liverpool gestern an der ‚„Olympie“ anlegte, sprang eine ie, Matrosen der „Olympic“ an Bord des Dampfers und weigerte fich, mit nicht organisierten Leuten zusammen zu arbeiten. Die „Olympie unterrichtete den Kreuzer „Cochrane“ und setzte sich mit der Polizei in Portsmouth in Verbindung. Der Kommandant der . ging an Bord der ‚Olympie“ und erinnerte die aussfändigen Leute, daß sie vertraglich gebunden seien und daß ihr Verhalten daher einer Men terei gleichkomme. Die Polizei verhaftete 53 Mann der Besatzung, die heute vor dem Polizeigericht erschienen unter der Anklage des Ungehorsams gegen die Befehle ihres Kapitäns. Sle wurden gegen Bürgschaft freigelassen. Die Verhandlung wurde auf J — . . . . ist die Ausreise
. mpie, aufgegeben worden. Das ĩ
n,. na, n , 6. 89 .
er Hafengrbeiterstreik in Gent ist W. T. B.“ zufolge beendet. Die Docker erhalten vom J. Mai an eine Lohn ; von etwa 100½ (Vgl. Nr. 83 d. Bl.) ö aich
Kunst und Wissenschaft.
Die Ausstellung von Schülerzeichnungen im Licht hofg des Kunstgewerbe⸗Mu seums hat in i llrelsnh . Künstlern so vielseitige Teilnahme gefunden, daß sie auf wiederholt ausgesprochenen Wunsch noch um 14 Tage, und zwar bis einschließlich Sonntag, den 12. Mal, verlängert wird. Sie ist wochentags — außer . — von 10 bis 4, Sonntags von 12 bis 6 Uhr, unentgeltlich e bff net.
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe spricht am 1. Ma Abends 87 Uhr, im großen Festsaale des . n . straße 3, der Geheime Oberregierungsrat, Professor Dr. Ludwig Pallat über den Handfertigungtunterricht. Der Vortrag wird von einer reichhaltigen Ausstellung von Arbeiten begleitet sein, die aus den höheren deutschen Lehranstalten, aus den staatlichen Hand fertigkeitskursen in Berlin und aus den Werkstätten des Berliner Hauptvereins für Knabenhandarbeit hervorgegangen sind.
Literatur.
— Von der unter Mitwirkung hervorragender Fachleute v Ern st Lie und Robert ielke . n Viet h Reimer (Ernst Vohsen) in Berlin herausgegebenen Landeskunde der Provinz Brandenburg liegt, nachdem in den letztverflossenen Jahren die ersten beiden Baͤnde (die Natur und die 5 er⸗ schienen waren, nunmehr der dritte Band vor, der sich mit der Volks kun de der Provinz beschäftigt. Die Bearbeitung des reichen Stoffes, der einen mit, zahlreichen Abbildungen, mehreren Tafeln und einer Karte geschmückten, über 450 Seiten starken Band fuͤllt, haben vier Herren durchgeführt: Robert Mielke behandelte die äußere, W. von Schulenburg die innere Volkskunde; Dr. H. Lohre gibt eine Darstellung der Volksdichtung und Dr. A. Kiekebusch bearbeitete die Vorgeschichte der Mark. In dem Kapitel über äußere Volkskunde wird der Märker in seiner ethnographischen Stellung umgrenzt und die ö des Branden⸗ burgischen Volkstums, besonders die geistige Struktur des Berliner— tums, geschildert; die Lage der Siedelungen, ihre Formen und Ver— breitung, Haus und Hof, die Wohnung, Trachten, die verschiedenen Formen der Arbeit in Stadt und Land, Speise und Trank ziehen in Wort und Bild an dem Leser vorüber. Er lernt auch die eigenartigen, in elne weite Vergangenheit zurückweisenden Zuge kennen, die sich die märkische Bevölkerung bis in unsere Tage bewahrt und denen fie ein besonderes märkisches Gepräge gegeben hat. Im zweiten Kapitel, das sich mit, der inneren Volkskunde beschäͤftigt, wird u. a. eine wissenschaftliche Analyse märkischer Volkssagen geboten, die den Be— weis für das Fortbestehen altheidnischer . bis in die ,,, erbringt; an der Hand einer kartographischen Dar⸗ stellung wird ferner gezeigt, daß sich die Bevölkerung vor— , Ueherlieferungen auch, dann unterwirft, wenn sie ver— ältnismäßig spät eingewandert ist. Im Kapitel über die Vol ks— dichtung erfährt der Leser, daß der Wolksgesang in Brandenburg noch keineswegs erstorben ist. Zahlreich mitgeteilte Balladen, lyrische Ge— änge, Soldaten⸗, Jäger und Handwerkslieder, geistliche Volkslieder owie Kinderlieder und Spielreime liefern hierfür den Beweis. In dem Abschnitt über die Vorgeschichte sind zum ersten Male die Je— samten Ergebnisse der in den letzten Jahren mächtig geförderten wissenschaftlichen Arbeit berücksichtigt. Alle namhaften, in der Mark gemachten Funde aus der Steinzeit, der Bronzezeit, der frühesten Eisenzeit, der La Tone⸗Zeit, der römischen Kaiserzeit und der Wenden zeit sind in Wort und Bild mit eingehender Sachkenntnis geschildert. Den Schluß bildet eine Schilderung von Denkmälern aus der brandenburgischen Frühgeschichte bis zum 14. Jahrhundert. Die Reichhaltigkelt und treffliche Verarbeitung des in dem Bande gebotenen Materials sichert ihm eine Bedeutung auch für die Nachbarpropinzen, die teilweise den selben Ueberlieferungsstoff besitzen, der in ihnen aber eine so ein⸗ gehende wissenschaftliche Bearbeitung noch nicht gefunden hat. Der dritte Band kostet, wie die beiden vorhergehenden, geheftet 4 gebunden 5. 6. Zwei weitere Bände, in denen die Kultur und die Sprache der Provinz Brandenburg behandelt werden sollen, werden folgen. — Neue Briefe Wilhelm von Humboldts an Schiller aus den Jahren 1796 — 1803 hat Friedrich Clemens Ebrard be— garbeltet und im Verlage der Gebrüder Paetel in Berlin in Buch— form herausgegeben. ( 6, geb. H M.) Die 37 mitgeteilten Briefe, die bereits in der Deutschen Rundschau“ veröffentlicht waren, ge⸗ hören ö. kurzem der Frankfurter Stadtbibliothek. Schillers Sohn Ernst hatte die Driginalbriefe Humboldiß an feinen Vater, soweit sie sich im Befitze der Familie von Schiller befanden, im Jahre 1826 dem General von Wolzogen übergeben, der sie für Lie von Karollne von Wolzogen geplante Verffentlichung des Briefwechselz abschreiben ließ. Humboldt fand diefe Äbschriften un. genügend und ließ neue anfertigen. Die in dem vorliegenden Bande verzffentlichten neuen Briefe waren in jenen beiden re ,. aber nicht enthalten; da zugleich mit ihnen eine Anzabl auf den General von Woliogen bezüglicher Schriststücke an den Tag gekommen ist, muß man annehmen, daß unfere Briefe zwar von . von iller dem Heneral von Wolzogen init den Übrigen übergeben worden sind aber bereitz während der von dem General veranlaßten Äbschrift auf eine beute nicht mehr festzustellende Weise abhanden gekommen waren
derartiges auszusprechen. (Abg. Dr. Liebknecht: Dreiklassenwahl! Ich hoffe, daß die jetzten Keden und Zwischentufe . Gen
Wie Bedeutung der Briefe ergibt sich schon aus deren rein Kuß Wertung; mit ihnen besitzen . aus kn e re m ger gh,
46 Briefe Wilhelm von Humboldts an Schiller, und es fehlen . wenn wir 584 von Ernst Müller im Jahre 1853 k Kalender zu Rate ziehen, nur noch 22 . aus der Zahl derer. die der Dichter in henen acht Jahren von , oldt erhalten hat. Noch größer ist natürlich die inhaltliche Bedeutung der Briefe Wie in den früher bekannten, so bespricht Humboldt auch in diesen mit Vor⸗ liehe eigene Jliterarische Plane, bei denen ihm der Freund die höchsie kritische Instanz war; e ngehend aber verbreitet er sich auch über noch . edrugte Dichtungen Schillers, die ihm dieser zur Beurteilung zugesandt
akte. Von größter literarischer Bedeutung ist in diefer Beziehung der Brief 31, der eine eingehende Würdigung des Wallensteln enthält. Die Eigenart Humboldts, an die Besprechung irgend eines, oft nur nebenher erwähnten Gegenstandes allgemeinere, aber in die Tiefe gehende und philosophisch begründete Erörterungen anzuknüpfen, tritt auch in diesen Briefen oft zutage. In den Anmerkungen hat der Herausgeber u. a. Li r Stellen aus den Briefen anderer, namentlich Goethes . und Körners, zum Verftändnis oder zur Ergänzung heran⸗
— Professor Dr. Heinrich Krgeger hat im
Schulieschen Hofbuchhandlung in Oldenburg und Leipzig . Vortrage und Kritiken herausgegeben, der in überarbeiteter Form eine Auswahl aus den Aufsätzen, Vorträgen und Besprechungen des Verfassers aus alter und neuer, deutscher und fremder Literatur bietet. Die Kritiken befassen h meist mit dem jüngsten Schrifttum und suchen aus den Erzeugnissen der letzten Jahrzehnte Fruchtbares jedes in seiner Art, vor einem größeren Kreise zu kennzeichnen. Bei der Schnelligkeit, mit der die Gegenwart literarische Werke, die sie kurze Zeit über die Gebühr beachtete, vergißt, und bei der Flüchtigkeit, mit der sie oft über Wertvolles, das sich nicht vorzudrängen vermochte, hinweg⸗ geht, ist eine kritische Rückschau, wie sie das Buch bietet, durchaus dankenswert. Um so mehr, wenn ihr Verfasser ein gerelftes und durchgebildetes Urteil besitzt, das ihn befähigt, die Spreu vom Weizen zu sondern, eine Fähigkeit, die man dem Verfasser zusprechen darf. Seine verständigen Kritiken, die sich von lauten, vordringlichen Ein⸗ tagserscheinungen nicht heeinflussen und von Scheingrößen nicht blenden lassen, suchen einzig nach einem ernsten, künstlerischen Maßstab zu be⸗ werten; sie dürften auch rückwirkend einen aufklärenden und erziehe= rischen Einfluß ausüben. Wohltuend wirkt, im Hinblick auf die sich gegenwärtig in der Kritik breitmachende selbstgefällige Manieriertheit, ö sachliche Art, mit der der Verfasser seine Ansichten
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Saatenstand in Italien während des ersten Dri des Monats April 1912. sten Drittels
Die wesentlich niedrigere Temperatur, die während der Berichts⸗ Periode einsetzte, hat der schnellen und vorzeitigen kan n gde, Saaten einigermaßen Einhalt geboten, und auch hier und da den in Blüte stehenden Sbstbäumen geringen Schaden zugefügt. Der Siand der Feldfrüchte ist im weitaus größten Teile Italiens nach wie vor zufriedenstellend; nur aus den südlichen Gegenden am adrüatischen Meer wiederholten sich die Klagen über die anhaltende Trockenheit und ,, auf ö der Feldfrüchte. Die
rsaussaat dauerte an. eri es Kaiser = konsulats Genua vom 22. April 1912.) .
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Das Königliche Opernhaus, das demnächst einen klu heiterer Opern zu eröffnen gedenkt, führte geftern in . abend zwel älterr Werke auf, die den Zyklus einleiten werden, und jwar zunächst Glucks einaktiges Schäferspiel Die Maten⸗— königin (Les amours champöétres-. Glucks Werk, eine jener kleinen Operetten, die er für den Wiener Hof nach französischem Texte schrieb, stammt in der jetzigen musikalischen Faffung von dem Hofkapellmeister Fuchs her, der die Partitur um einige der wirk⸗ samsten Nummern aus anderen Singsplelen des Meisterg bereicherte; den deutschen i. verfaßte Max Kalbeck. Er schildert in schlichtten. Reimen das vergebliche Werben eines auf— geputzien Gecken, und eines groben Bauern um die Hand der schönen Schäferin Helene, die beiden den Laufpaß gibt, um dem Hirten Philint anzugehören. Diese Handlung inter⸗ essiert an und für sich gar nicht, aber sie stellt in gefälliger Form die Verbindung zwischen den verschiedenen mustkalisch feinen und an— mutigen Gesangsstücken her, unter denen ein Quartett in G⸗Dur, dem Singsplel ö ausse esclaver entlehnt, das reizvolle ist. Die Damen Ober, Dur, Dietrich, die Herren Henke und Mang hatten die . des Schäferspiels inne und führten sie an⸗ emessen durch. Besonders schön klang Frau Obers prachtvolle Alt= timme. Der Kapellmeister Blech hatie sich des Werkes mit Liebe angenommen, dessen zierliche Musik das Ohr umschmeichelte. — Als zweite Gabe folgte Karl Ditters von Dittersdorfs erfolg— reichstes Werk „Doktor und Apotheker. Dieses Singspiek, welches unter dem ursprünglichen Titel Der Apotheker und der Doktor“ am 11. Juli 1786 in Wien zum ersten Male in Szene ging, ist niemals ganz vom Spielplan der deutschen Theater verschwunden; auch die hiesige Königliche Bühne hat es ab und zu wieder in Er innerung gebracht; die letzte Neueinstudierung erfolgte im Jahre 1899 zum 100. Todestage des Komponisten. * Dittersdorf kein musikalischer Pfadfinder, sondern nur bestrebt war, sein Schaffen auf der Höhe der für seine Zeit geltenden Kunst⸗ formen und normen zu halten, tut seiner Arbeit auch heute keinen Abbruch; es ist vielmehr ganz lehrreich, darin die musikalischen Ueberlieferungen kennen zu lernen, auf denen Haydn, Mozart und Beethoven, welter bauend, Unsterbliches schufen. Namentlich mird man an den zweitgenannten Meister oft so stark erinnert, daß man, zumal in den Ensemblesätzen, Stellen aus den gelungensten seiner fomischen Opern zu hören vermeint. Ueberhaupt bilden diese Ensemblesätze und die überaus charakteristische Behandlung des Orchesters, durch das zuweilen zündend komische Wirkungen erzielt werden, die starke Seite des Singspiels, während die Soli don einer den ö Ansprüchen nicht mehr zusagenden Naivität sind. Der nach einem französischen Vorbild „„ Apothi- caire de Murecigr. von Stephanie verfaßte Tert hat zwar viele Längen und Schwächen, ist aber in seiner Art ebenfalls charak= teristisch für die Geschmacksrichtung der Zeit. Von Verwechslungen und Verkleidungen wird darin, wie auch in manchen späteren Werken, in ausgiebiger Weise Gebrauch gemacht. Die gestrige Aufführung brachte gerade diese possenhaften Szenen, in denen Herr Lieban als durchtriebener . Sichel seine vollsaftige Komik ent- falten konnte, am besten heraus, während für die Besetzung der beiden auptrollen des Doktors und des Apothekers die geeigneten äfte fehlten; denn weder Herr Krasa noch Herr Mang sind Baßbuffos im eigentlichen Sinne. 2 und Darstellung war bei ihnen zu nüchtern. Gut waren die weiblichen Partien mit den Damen von Scheele Müller, Andrejewa⸗Skilondz und Boehm van Endert und die kleinen Rollen mit den Herren Philipp und Habich besetzt. Auch der Kapellmeister von Strauß als mustkalischer Leiter und Ter Ober⸗ regisseur Droescher als Spielletter walteten mit vollem Verständnis fur . , . e . De n m an,. sich nament 39
eiten, lustigeren e ngspiels offenbar recht gu es an Beifall nicht fehlen. 2 .
Lu stspiel haus.
Mit dem dreiaktigen Schwank „ So'n Windhund“ Curt Kraatz und Arthur Hoffmann wurde . henden Lustspielhause ein starker Heiterkeit gerfolg erzielt. Die Verfasfer arbeiten mit ziemlich groben und durchaus nicht neuen eln; da gibt es Wahlmanöver mit drolligen Umzůgen und überraschende chen
Krelsen elner Kleinstadt eine erfolgreiche Rolle spielen
den St wie in Freytags Journaltsten“, da sind lustige Schauspielerinne nach bekannten Mustern als gelehrte ,, f n. ö 1
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