1912 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Apr 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Rochow als Führer außer Wettbewerb aufgestiegen war. Die Ballons nahmen die Richtung nach Süd Süũd⸗West. Eine Landung ist, günstiges Wetter vorausgesetzt, nicht vor Dienstag oder Mittwoch zu erwarten. Der Pilotballon Dresden“ dürfte dagegen voraussichtlich schon am Montag landen. Auch das Leipziger Aus scheidungsfliegen für das Gordon Bennett Rennen verlief bei günstiger Wirterung und gutem Besuch e, . glatt. Es starteten im ganzen sechs Ballons, und zwar; die Ballons Bromberg‘, Stuttgart 2., Nordhausen“, Münster“, Otto Lilienthal und Osnabrück. Außer Konkurrenz startete der Ballon „Graf Zeppelin. Die Ballons schlugen gleich⸗ falls die Richtung nach Süd⸗SüdWest ein.

Innsbruck, 28. April. (W. T. B.) In der Mühlauer Klamm stürzte ein Setzerlehrling beim Blumensuchen ab und blieb sofort tot. Im obern Teil der Arzeler Scharte wurden durch Rutschen einer Schneewächte zwei Personen schwer verletzt. Zwei Frauen erlitten einen Nervenchock. Eine der schwer verletzten Personen, ein Mann Namens Spazierer, erlitt einen

Schüdelbruch. s

Plymouth, 29. April. (W. T B.) 167 Matrosen der Titanic“ kamen gestern auf dem Dampfer Lapland“ hier an und wurden von Beamten des Handelsministeriums und Ver⸗ tretern der White Star Line empfangen, weil jeder Verkehr mit dem Publikum verhindert werden sollte. Ünter Bezugnahme auf die Be⸗ stimmungen der Handelsschiffahrtsakte erhielten die Gelandeten die Auf⸗ forderung, sich einem Verhör über die Umstände des Sinkens der Titanie“ zu unterwerfen. Das Verhör fand in den Deckgebäuden statt, wo die Wartesäle zu Speise⸗ und Schlafsälen für sie hergerichtet waren. Die Beamten der Gewerkschaften der Seeleute pro⸗ testierten telegraphisch beim Handelsamt gegen die zwangsweise Zurückhaltung der Leute. Der Vertreter des Handelsamts eiklärte, daß die Leute nur so lange zurückbleiben müßten, bis ihre Vernehmung über den . der,. Titanie ! beendet wäre. Die Aufnahme wurde . Möglichkeit beschleunigt, und der größte Teil der Leute am Abend mit Extrazug na ihrer Heimat Southampton befördert. Bei der Abfahrt wurde die Summe von 300 Pfd. Sterl., die von Amerika telegraphisch angewiesen war, unter die Mannschaft verteilt. Einer der Leute sagte aus, daß der Direktor der White Star Line Bruce Ismay tatsächlich, geholfen habe, Frauen in die Boote zu bringen, und daß er erst im letzten Augenblick in ein Boot gestiegen sei, in dem sich fast nur Frauen befanden, um beim Rudern zu helfen.

Paris, 28. April. (W. T. B.) Polizeibeamte um stellten in der vergangenen Nacht ein einzelnes Haus in Choisy⸗-le⸗Roi, das den Äutomobilbanditen als Zufluchtsort diente. Heute früh eröffneten die Banditen auf die Beamten und Pioniere, die hinzugezogen waren, um das Haus in die Luft zu sprengen, ein regelrechtes Feuer. Um 114 Uhr versuchten die Pioniere, das Haus mit zwei Dynamit⸗ patronen zu sprengen, ohne jedoch einen Einsturz der Mauern zu erzielen. Im Innern des uses ertönten mehrere Revolver⸗ schüfse, weshalb man annahm, daß die Banditen Selbst⸗ mord verübt hätten. Man drang in das Haus ein und fand dort Bonnot (vgl. Nr. 101 d. Bl) schwer ver⸗ letzt, den Eigentümer des auses Dubois tot auf. Ueber die Vorgänge werden folgende Einzelheiten berichtet: Nachdem die Pioniere, gedeckt von einem Strohwagen, sich dem Hause, in dem sich die Automobilbanditen befanden, genähert hatten, legten sie dort Dynamitpatronen nieder. Infolge der Entladung wurde das Mauerwerk beschädigt. Im Innern des Hauses wurde der Leichnam des Eigentümers Dubois aufgefunden. Bonnot selbst haite eine schwere Schußverletzung an der linken Schläfe und außerdem einen Schuß in der Herigegend. Eine große Menschenmenge versuchte in daö Haus einzudringen und die . zu lynchen. Bonnot ist bei seiner Ankunft im Kranken hause seinen Verletzungen erlegen. In seinem Anzuge fand man, von seiner Hand geschrieben, eine Art Testament, in dem er

mehrere seiner Mitschuldigen, besonders Gauzy, als unschuld stellen sucht und, ohne die lange Reihe seiner Verbrechen zu bedauern, doch durchblicken läßt, daß er in der letzten Zeit hauptsächlich aus Trotz handelte und um nicht zurückzuweichen. Die Leiche Dubols', dessen wahrer Name nicht bekannt ist und der in Rußland geboren sein soll, wies drei Wunden auf, von denen eine tödlich war. Bonnot und Dubois sollen Gift bei sich gehabt haben, dürften aber nicht mehr Zeit gefunden baben, Gebrauch davon zu machen. Als Bonnot zwischen Bett und Wand versteckt im ersten Stockwerk aufgefunden wurde, hatte er vier Revolver bei sich. Bei seiner Abführung nach dem Krankenhaus fielen mehrere Personen über ihn her, um ihn heftig zu schlagen, obwohl Polizeibeamte zu⸗ gegen waren.

Paris, 29. April. (W. T. B.) Die Sammlung für das Mil itärflugwesen hat gestern den Betrag von drei Millionen

Franes überschritten. 28. April.

Chälon⸗sur⸗Sasne, (W. T. B.) Drei deutsche Luftschiffer, Studierende aus Freiburg (Brelsgau), gingen mit ihrem Ballon in der Umgegend von Chälon-sur⸗Saöne nieder. Sie erhielten die Erlaubnis, Chalon nach Erlegung der Zollgebühren für ihren Ballon zu verlassen.

Dougi, 29. April. (W. T. B.) Der Flieger Vödrines, der heute früh 5 Uhr hier aufgestiegen war, ist bei Epinay⸗-sur⸗ Seine abgestürzt und ins Höpital Lariboisisre gebracht worden. Er hat einen Schädel bruch erlitten.

St. Petersburg, 28. April. (W. T. B.) Gegen 7000 Stu⸗ dierende und Hörerinnen der Frauenkurse veranstalteten heute nachmittag vor der Kasankirche eine Kundgebung aus Anlaß der Vorgänge in den Lenabergwerken (vgl. Arbeiter⸗ bewegung). Die Menge erschien mit einer roten Fahne und sang das Totenlied; Gendarm en und berittene Schutzleute zerstreuten sie. Währenddessen versuchten andere Teilnehmer an der Kundgebung, das Totenlied singend, zur Kasankirche zu ziehen, wurden jedoch gleichfalls von der Polizei zerstreut. Sie begaben sich nunmehr in kleinen Gruppen nach dem Petersburger Stadtteil. Dort ver⸗ einigten sie sich und zogen, revolutionäre Lieder singend, nach dem be⸗ lebten Kamenno Ostrowsky⸗Prospekt, bis sie abermals auf Gendarmen und berittene Schutzleute . Diese um⸗ ringten einen Teil der Demonstranten und verhafteten 123 von ihnen; unter den Verhafteten befinden sich 39 Hörerinnen der Frauen— kurse und 15 Arbeiter.

Brest-Litowsk, 27. April. (W. T. B) Als ein Zug, in dem sich ein Wagen mit Häftlingen befand, in den Bahnhof einfuhr, überfielen die Häftlinge in dem Wagen die erschienenen Wächter, entwaffneten sie und begannen auf sie zu schießen. Als die Häftlinge flüchten wollten, gab die inzwischen eingetroffene Schutz⸗ wache Feuer. Sieben Häftlinge wurden getstet, ein Häft⸗— ling und drei Soldaten verwundet.

Konstantinopel, 29. April. (W. T. B.). In den Räumen der Redaktion des Araberblattes Erravi! in Damaskus brach ein Feuer aus, das auf das Bgzarviertel übergriff und dieses zerstörte. Die große Moschee der Omajaden und die Regierungsgebäude sind unversehrt. Die ganze Garnison beteiligte sich an den Löscharbeiten. Der Brand dauerte 24 Stunden. Der Sach⸗ schaden wird auf ungefähr 15 Millionen Franes geschätzt; 13 Personen i ums Leben gekom men Der Ministerrat hat 23 000 Fr. ür die durch das Brandunglück in Damaskus Geschädigten angewiesen.

Washington, 27. April. (W. T. B.)) Der Kapitän des Dampfers Mount Temple“, Moore, sagte vor dem Senats⸗ ko mitee aus, er glaube, die Titanien habe ihre Lage ungenau an- gegeben. Der Zeuge bestritt, daß die Reisenden der Mount Temple“

h hinzu⸗

die Notsignale der Titanie“ gesehen hätten. Er verlas eine Fülle

aufgefangener drahtloser Meldungen aus der Unglücksnacht, darunter solche des Dampfers . die besagten, daß die Frankfurt zur Hilfeleistung herbeieile. Der Obersteward der Titanie“ Cunnlngham sagte aus, die Reisenden seien erst 50 Minuten nach dem Zusammenstoß geweckt worden. Der Direktor der White Star Linen Franklin bestrltt, daß die Gesellschaft versucht habe, die Titanie am 15. April neu zu versichern. (Vgl. Nr. 102 d. Bl.)

Oklahoma City, 28. April. (W. T. B.) Ein Tornado hat 6 nachmittag in verschiedenen Teilen Oklahomas mannigfache Verheerungen angerichtet. Aus dem Orte Lugert wird be⸗ richtet, daß der Wirbelsturm elnen vorüberfahrenden Eise nbahnzug von den Schienen warf. Eine Anzahl Reisender wurde getötet oder verletzt. Ein Hilfszug mit Aerzten ist nach Lugert e en. Es sind im ganzen z Menschen ums Leben ge—

ommen. z

Verdingungen.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs- und

Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen

Expedition während der Dienststunden von 9 3 Uhr 3 werden.) Türkei.

Drlttes Armeekorps in Kirk-Kilissa: Vergebung der Lieferung von a. 80 - 90 000 m amerikanischem Madapolam, 14 000 m Futter, 12 000 m Khakiband, 23 000 m Band, 165 009 großen matten Knöpfen, 91 000 kleinen Knöpfen, 260 090 kleinen beinernen Knöpfen, 33 000 großen beinernen Knöpfen (beide khakifarbig), 70 000 Paar großen und 20 000 Paar kleinen Schnallen, 70 0960 Stück Hosen⸗ knöpfen, 23 000 Stück Hosenschnallen, 24 000 Rollen khakifarbigen und 20 000 Rollen silberfarbigen Bindfaden, b. 12 000 ar Strümpfen, 4000 Wollgürteln, 3000 kleinen Teppichen und 1000 Okka Baumwolle; c. 12 000 Paar Kavalleriestiefeln, 12 000 Paar Artillerie- stiefeln, 11 000 Paar hellen Schnürschuhen und 30006 Paar gelben Sommerschuhen (Jemen h. Zuschlagsterminn zu a. am 8. Mai, zu b. am II. Mai und zu E. am 13. Mai 1912. Angebote bis zu den ge⸗

nannten Daten an die Generalintendantur des dritten Armeekorps

in Kirk⸗Kilissa, woselbst Näheres. Sicherheitsleistung von 10 9 sowie Kreditwürdigkeitzeugnis einer Handelskammer erforderlich.

Rumänien.

Generaldirektion der Königlich Rumänischen ECisenbahnen in Bukarest: Die Zeichnungen fuͤr die , ,, (Type Pacifique, deren Lieferung am 27. April / lo. Mai 1912 vergeben wird vergl. Reichsanzeiger Nr. 95 vom 19. April 1912 liegen beim Reichsanzeiger zur Einsicht aus.

Verwaltung der Stadt Botosani: Vergebung der Arbeiten zur Pflasterung der Stadt Botosani im Werte von 1 Million Lei. Der . für die Einreichung der Offerten ist noch nicht festgesetzt worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Simla, 29. April. (Meldung des „Reuterschen Bureaus“ ) Nach hier eingetroffenen Meldungen dauern die Kämpfe in Lhassa zwischen Tibetanern und Chinesen an. Die Tibetaner haben bis jetzt 900, die Chinesen 300 Tote verloren. In der südlichen 4 sind 1000 Chinesen von einer ann tibetanischen k eingeschlossen. Mehrere Gebäude stehen in Flammen, doch sind das Sera⸗Kloster, der große Tempel und der Palast des Dalai⸗Lama unbeschädigt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Freitag: Zum ersten Male: Gesamtgastspiel des

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236) Dienstag,

Mittwoch und folgende Tage. Der Gheniaun am Fenster. Hierauf: Ein angebrochener

Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. II2. Abonnementevorstellung. Die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Zyklus heiterer Opern, im Sonder⸗ abonnement. 1. Abend: Die Maienkönigin. Schäferspiel in J Akt. Frei nach dem Französischen des Favart von Max Kalbeck. Musik von Gluck in der Bearbeitung von J. N. Fuchs. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Hierauf: Doktor und Apotheker. Komische Oper in 2 Akten von Carl Ditters von Dittersdorf. Musikalische Leitung: Herr Kapell meister von Strauß. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Droescher. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 116. Abonnementsvorstellung. Weh dem, der lügt! Lustspiel in fünf Aufzügen von er , art In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 74 Uhr.

Peittwoch: Opernhaus. 113. Abonnementsvor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst⸗ und Frei⸗ lätze sind aufgehoben. Die Walküre in drei ie. von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaugß. 117. Abonnementsvorstellung. 1812. Schauspiel in fünf Aufzügen von Otto hon der Pfordten. Anfang 71 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag, Abends 71 Uhr:

Penthesilea. Mittwoch: Ein Sommernachtstraum. Donnerstag bis Sonnabend: George Dandin.

ammerspiele. Dienstag, Abends 8 Uhr: Sumur n. Mittwoch: Gawan. Donnerstag: Der Arzt am Scheideweg. Frettag: Frühlings Erwachen. Sonnabend: Lanval.

Gerliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Geoße Rostnen. Originalpofse mit Gesang und Tanz in drei Akten (5 Bildern) von R. Bernauer und R. Schanzer.

Mittwoch bis Freitag: Große Rosinen.

Sonnabend, Nachmittags 33 Uhr: Der Talisman. Abends: Große Rostnen.

Theater in der Käniggräher Straße. Dienstag, Abends 8 Uhr: Die füuf Frankfurter. t Mittwoch und folgende Tage: Die fünf Frank⸗ urter.

Cessingtheater. Dlenstag, Abends s uhr: Glaube und Heimat. Die Tragödie eines Volkes. Drei Akte von Karl Schönherr.

Mittwoch: Gespenster.

n, . Letzte Vorstellung vor den Ferien: . ;

„Wiener Johann Strauß⸗Theaters“ Heimliche Liebe. Operette in drei Akten von Jultus Bauer. Musik von Paul Ottenheimer.

Nenes Schauspielhaus. Dienstag, Abends 8 Uhr: Judith. Eine Tragödie in fünf Aufzügen von Friedrich Hebbel.

Mittwoch: Gyges und sein Ring. (

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: 3. Prüfungs⸗ aufführung der Schauspielschule: Minna von Barnhelm. Abends: um ersten Male: Titus und Salome bei Judith und Holo fernes. Zwei Possen von Johann Nestroy in einer.

Freitag: Titus und Salome bei Judith und Holofernes.

Sonnabend, Nachmittags 35 Uhr: Schüͤler⸗=, vorstellung: Unter dem Schwert. Abends Titus und Salome bei Judith und Holo⸗ fer nes.

Komische Oper. Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Freischũtz. Mittwoch: La Traviata.

Donnerstag: Undine. Freitag: 2. Opernabend des Sternschen

Konservatoriums. Sonnabend: Rigoletto.

Kurfürsten Oper. Dienstag, Abends 8 Uhr: Abonnementsvorstellung der Serie Rot: Oberst Chabert. Musiktragödie in drei Aufzügen von Hermann Wolfgang von Waltershausen.

Mittwoch: Zum ersten Male: Tosca. (Gast—⸗ spiel Emmy Destinn.)

Donnerstag: Abonnementsvorstellung der Serle Blau: Oberst Chabert.

6 . Tiefland. (Gastspiel Emmy Destinn.)

onnabend: Abonnementsvorstellung der Serie Gelb: Oberst Chabert.

Schillertheater. O. (Walln ertheater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der scharfe Junker. Eine Komödie in vier Akten von Georg Engel.

Mittwoch: Die Jüdin von Toledo.

Donnerstag: Die Jüdin von Toledo.

Charlottenburg. Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Kompagnon. Lustspiel in vier Akten von Adolf L Arronge.

Mittwoch: Lady Windermeres Zächer.

Donnerstag: Der Kompagnon.

Theater des Westens. (Statlon: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Dienstag, Abends 8 Uhr; Die schöne Helena. Komische Operette in drei Abteilungen von Jacques Offenbach.

Mittwoch und folgende Tage: Die schöne

24

Abends 8 Uhr: So 'n Windhund! Schwank in

drei Akten von Curt Kraatz und Arthur Hoffmann.

v . und folgende Tage: So 'n Wind⸗ u

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander. Dienstag, Abends 8 Uhr: Alles für die Firma. Schwank in drei Akten von M. Hennequin und Georges Mitchell. In Szene gesetzt und für die deutsche Bühne bearheitet von Bolten⸗Baeckers. . und folgende Tage: Alles für die

rma.

Thaliathenter. (Direktion: Kren und Schönfeld.

Dienstag, Abends 8 Uhr: Autoliebchen. . mit Gesang und Tanz in drei Akten von Jean Kren, Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von Jean Gilbert.

Mittwoch und folgende Tage: Autoliebchen.

Trianonthenter. ( Jeorgensfraße, nahe Bahnhof Friedrichstr) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Ehe⸗ . am Fenster. Hierauf: Ein angebrochener

*

Abend.

Birhus Schumann. Dienstag, Abends 71 Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. Zum Schluß: Das neue Aus- stattungsstück „Das Motorpferd“ in 6 Akten. Hervorzuheben: Die große Schlußapotheose mit noch nie dagewesenen Effekten.

Donnerstag, den 2. Mai: Große Abschieds⸗ vorstellung.

Jamiliennachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberleutnant Gufltav von Plehwe ( Danzig⸗Langfuhr). Eine Tochter: Hrn. Landrat R. von Pommer Esche (Grätz, Posen). Hrn. Hauptmann Joachim von Stüspnagel (Berlin),. Hrn. Professor Dr. Goebel Breslau).

Gestor ben: Hr. Legationsrat und Rittmeister a. D.

aul Georg Frhr. von Lüttwitz (Todtmoos).

r. Oberbrandinspektor Reinhardt (Berlin).

r. Hermann Ludwig Otto von Schroeter⸗Ringe—⸗ thal (Ringethal). t

Am 25. April 1912 verschied auf seinem Schlosse Sandfort Seine Excellenz der Königliche Wirkliche Geheime Rat

Herr Wilhelm Graf von Wedel

im 75. Jahre seines Lebens.

Der Verewigte war eines der ältesten Mitglieder unserer Landschaft und hat 33 Jahre lang dem Verwaltungsrate als Mülglled angehört und zwar zunächst als Stell⸗ vertretender Vorsitzender, bis er 1891 zum Vorsitzenden berufen und, seitdem ununterbrochen jedes Jahr durch éinstimmige Wiederwahlen in dieser Stellung bestätigt wurde,

Selbftlos und immer arbeitsfreudig, seinen Kollegen ein liebenswürdiger Freund und Berater, selnen Beamten ein wohlwollender Vorgesetzter hat er sein umfassendes Wissen und seine reichen Eifahrungen in den Dienst unserer Kredit⸗Anstalt gestellt. ö

Daz Andenken an den teueren Entschlafenen wird in unsern Kreisen treu be⸗

wahrt werden.

Münster i. Westf., den 27. April 1912.

Der Verwaltungsrat, die Direktion und die Beaunten der Landschaft der Provinz Westfalen.

109865

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗Anstalt Berlin 8W., Wilhelmftraße Nr. 32.

Dreizehn Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

(lool)

e 103.

Deutscher Reichstag. S8. Sitzung vom N. April 1912, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten ratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststel lung des eichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1912, d zwar „Etat der Verwaltung der .

Nach dem Abg. Koßm ann (Zentr.), dessen Rede in der ellen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, ergreift das wort der

Chef des Reichsamts für die Verwaltung der Reichseisen⸗ hnen, Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach;

Die beiden Herren Redner vom gestrigen Tage haben sich mit

Uheberschüssen der Reichseisenbahnen befaßt. Der Herr Abg. sching gab der Meinung Ausdruck, daß aus diesen Ueberschüssen ein gleichsfonds gebildet werde, und der Herr Abg. Dr. Weill meinte, se Ueberschüsse müßten mehr im Interesse des Landes verwendet den, und in Verfolg dieses Gedankens gab er eine Anregung wegen brweiter Regelung der Verhältnisse der Elsaß⸗Lothringischen Eisen⸗ hen zum Reiche.

Die Frage der Bildung eines Ausgleichsfonds ist zwelfellos von Fblicher Bedeutung; sie wird an erster Stelle von der Reichsfinanz⸗ waltung zu beantworten sein. Meinerseits habe ich mir bereits der Kommission erlaubt, darauf hinzuweisen, daß nach den Erträg—⸗ en der Reichseisenbahnen keine großen Aussichten vorhanden d, daß aus den Ueberschüssen ein Ausgleichsfonds gebildet den könnte, und heute vor acht Tagen habe ich geführt, daß diese Erträgnisse kaum ausreichen, um Verzinsung des Anleihekapitals zu decken. Es wurde mir damals 'eufen, daß das für einzelne Jahre gelten möge, daß aber eine he Aufmachung auf einen Durchschnitt von mehreren, etwa Jahren zurückgehen müsse. Ich habe eine derartige Rechnung ge— Ft, und da ergibt sich, daß in den Jahren 1902 bis 1911 durch— tttlich die Reichseisenbahnen eine Rente von etwa 31 0 verdient In. Diese Rente erhöht sich, wenn man dat Anlagekapital von nigen Beträgen entlastet, die für Landesverteidigunge zwecke vom che hergegeben sind und besonders gebucht werden, um 0, 22 0, bleibt

immer noch unter 4 64. Wenn Sie nun erwägen, daß von der ührung an einen Ausgleichsfonds erst dann die Rede sein kann, n das Anleihekapital verzinst und die Tilgungsquote heraus— ärtschaftet ist, so sind die Hoffnungen auf einen Ausgleichsfonds erordentlich gering, so gut der Verkehr sich auch im Lande ent⸗ elt hat. Aber es ist anzunehmen, daß die Rente der Reichseisen⸗ fen immer nur eine mäßige sein wird, weil das Anlagekapital crordentlich hoch zu Buch steht; denn der größte Teil der Strecken unter schwierigen Verhältnissen gebaut worden.

Nun meinte der Herr Abg. Dr. Weill, heute würden die erschüsse der Reichseisenbahnen der elsaß⸗lothringischen Bevölkerung gen, und um diesem Mißstande zu begegnen, wäre eine grund⸗ de Aenderung der jetzigen Verhältnisse vorzunehmen; zwar wäre

Reich die Eisenbahnhoheit zu belassen, aber die Verwaltung der

gzeisenbahnen wäre auf das Land zu übertragen. Dem Reiche

e er die Ueberschüsse zuweisen, das Land sollte aber für

Gtatsaufstellung verantwortlich sein. So habe ich ihn wenigstens

anden. Nun, meine Herren, damit würde eine societas leonina

indet: Dem Reich bliebe das nackte Eigentum und das ganze mielle Risiko. Ich glaube auch nicht, daß der Bundesrat und der shztag es hinnehmen würden, wenn die Ueberschüsse in einer mme überwiesen würden. Sie würden noch eine Nachprüfung ngen und würden wissen wollen, was an Einnahmen und nders an Ausgaben veranschlagt worden wäre. Es würde

im Reichstag und im Bundesrat zweifellos eine sorg⸗

ige Nachprüfung erfolgen müssen alles desjenigen, was mn im elsaß⸗lothringischen Landtag geprüft ist. Ich balte fin Gedanken nicht für erwägenswert. Ich glaube, er

auß der Idee entsprungen, daß man auf diese Weise, der Herr Abgeordnete meinte, dem starken preußischen Einfluß in

Reichgeisenbahnverwaltung einen Gegenpart entgegensetzen könnte.

ine Herren, die Reichseisenbahnverwaltung ist eine reine Reichs⸗

waltung. Die Spitze derselben ist freilich der preußische Minister öffentlichen Arbeiten. Sie wird in Personalunion geführt, und die ßen Verwaltungsgrundsätze Preußens warden, meine ich, sehr zum ken der Reichslande auf die Verwaltung der Reichseisenbahnen sttagen. (Sehr richtig! rechts, Zuruf von den Sozialdemokraten.)

Herr Abgeordnete hat in keiner Weise nachgewiesen, daß die

shklande unter dem jetzigen System irgendwelchen Schaden erlitten

en. Ich würde in der Lage sein, nachzuweisen, daß sie von der heutigen rung sehr erbeblichen Nutzen haben, daß sie nach denselben weit ;

4 Grundsätzen verwaltet werden wie die preußischen Staats⸗

ahnen.

Die Anregung des Herrn Abgeordneten Dr. Weill steht auch in

ktm Widerspruch init den Wünschen, die von der Linken sehr leb

bertceten werden, daß man eine Reichseisenbahngemeinschaft sde. Hier würde ja nach seinem Wunsche eine partlkulare Ver— ung entstehen, die fär sich wirkte (sehr richtig! rechts), mit allen

Mingeln und Schäden der kleinen Verwaltungen. Ich glaube

tn, daß dieser Gedanke nicht verfolgenswert ist. Er entspringt, wie herr Abgeordnete gestern wiederholt betonte, der Preußenfurcht. lle entschieden in Abrede, daß in Süddeutschland eine Preußen⸗ bt besteht. (Sehr richtig! rechts Wohl aber bestebt bel der Partei derm Abgeordneten Dr. Weill ein Preußenhaß lsehr richtig! rechte), man dadurch Ausdruck gibt, daß man diese grundlegende Aenderung sümaltung in Vorschlag bringt. (Sehr richtig! rechts.)

leine Herren, der Herr Abgeordnete Liesching meinte nun, daß

das Zurückgehen des Betriebskoeffizienten, wie es uz den von ihm selbst vorgebrachten Zahlen erkennbar ist, an sich afteulich wäre, daß aber dieses Zurückgehen in einer Zeit, wo heiwaltung durch die Besoldungsregelung mit starken Mehrkosten

Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

1912.

Berlin, Montag, den 29. April

belastet werde, darauf hindeute, daß eine unzulässige Sparsamkelt geübt werde. Ich glaube, daß diese Schlußfolgerung unzutreffend ist. Ich habe mir bereits heute vor acht Tagen erlaubt auszuführen, daß die auffallende Besserung des Betriebskoeffizienten auf ganz andere Um⸗ stände zurückzuführen ist, Umstände, die sich im gesamten Bereich der deutschen Eisenbahnverwaltungen, und zwar bel jeder einzelnen Verwaltung fast gleichmäßig gezeigt haben, übrigens auch in andern Ländern. Sie beruht darauf, daß die Verwaltungen in den Jahren 1906, 7 und 8 zu schwach waren, den gewaltig gestiegenen Verkehr zu bewältigen, und daß aus diesem Mangel an Leistungs⸗ fählgkeit eine erhebliche Erhöhung der Betriebsausgaben erwuchs. Es läßt sich dieß an einer großen Zahl von Beispielen nachweisen. Es ist auch zweifellos, daß eine Verwaltung, die nicht in der Lage ist, auf ihäen Rangierbahnhöfen ganze Züge zu bilden, die gezwungen ist, nur um die Bahnhöfe zu entlasten, die Züge zu teilen, mit einem großen Mehraufwand an personellen und sächlichen Kosten, an Kosten für die Heizung der Maschinen usw. arbelten muß.

Diese Mißstände zeigten sich damals in ganz Deutschland. In der Zwischenzeit, in den Jahren 1908, 9 und 10 haben sich fast die gesamten Verwaltungen zu diesen gehört auch die Reiche eisenbahnver⸗ waltung regeneriert. Sie haben ihren ganzen Betriebs park grundlegend umgeändert, namentlich die Leistungsfähigkeit der Maschinen auf das äußerste erhöht. Sie haben ihre Betriebsbahnhöfe ausgebildet, haben

Entlastungestrecken gebaut und arbeiten heute mit einem viel geringeren

Betriebsaufwand. Das Verhältnis zwischen Verkehrsleistung und Betriebsleistung ist außerordentlich günstig geworden. Ich glaube freilich, daß wir jetzt auf der Höhe angelangt sind, daß wir nichts weiter erreichen. Dieses günstige Ergebnis ist keinesfalls auf eine unzulässige Sparsamkeit zurückzuführen, etwa auf das Bestreben, das Personal stärker auszunutzen. J

Meine Herren, die drei Herren Vorredner haben sich auch jeder mit der Besoldungsfrage befaßt. Fast jeder von ihnen hat eine Gruppe unseres Personals herausgehoben, welche einer Auf⸗ besserung bedürftig sei. Diese Frage ist in der Kommission eingehend erörtert worden. Die Reiches finanzverwaltung hat Erklärungen von

grundsätzlicher Bedeutung abgegeben und darauf hingewiesen, daß,

wenn wir bei einer Beamtengruppe anfangen würden wieder an den Gehältern zu rütteln, sich daraus eine ganz allgemeine neue Be. soldungsregelung ergeben müßte. Das gllt selbstverständlich auch für die Beamten der Reichs eisenbahnen. Wenn Sie bel den Unterbeamten anfangen, dann werden Sie unbedingt zu den mittleren Beamten

übergehen und auch hier nachhelfen müssen. Es ist nicht meines Amtes,

auf die schweren Bedenken hinzuweisen, die sich gerade bei der jetzigen Reichs finanzlage hieraus ergeben würden, wenn neue schwere Lasten aus diesem Anlaß eintreten müßten.

Die Herren Vorredner haben auch samtlich die Arbeiterlohn⸗

frage erneut in den Kreis ihrer Erörterungen gezogen. Ich glaube, mich in der ersten Sitzung, in der mein Etat behandelt wurde, hierüber eingehend geäußert zu haben. Der Herr Abg. Koßmann meinte, es wäre ja anzuerkennen, daß die Aufbesserung der Arbeiterlöhne der Reichs⸗ eisenbahn nach den Zahlen, die ich mitgeteilt, eine nicht unerhebliche gewesen sei, aber die Löhne wären eben von Anbeginn absolut un⸗ genügend gewesen, und darum würde jede Aufbesserung immer noch einen unvollkommenen Zustand zurücklassen. Er verlangt Gleich⸗ stellung mit der Industrie. Ich halte dieses Verlangen an sich für berechtigt, und zwar nicht nur mit Beziehung auf die Industrie, sondern auch auf die anderen Erwerbsgruppen des Landes, namentlich die Landwirtschaft. Ich halte die Meinung, daß wir die Löhne unserer Rottenarbeiter mit denen der Landwirtschaft in der Umgegend in Ein⸗ klang zu bringen haben, an sich für richtig und notwendig. Aber, meine Herren, ich stehe auf dem Standpunkt, daß das, was hier ge⸗ wünscht wird, tatsächlich erreicht ist, namentlich wenn Sie noch in Ansatz bringen die besonderen Vorteile, die den Arbeitern der Relchs⸗ eisenbahn aus ihrer Zugehörigkeit zu der Verwaltung erwachsen. Der Herr Abg. Koßmann wünschte auch, daß wir die wirklich verdienten Löhne nachwiesen, nicht nur theoretische Tabellen hier vor⸗ legten. Ja, meine Herren, ich bitte nur die Anlage 5a unseres

Jahresberichts durchjusehen, die in umfänglichster Weise dasjenige

nachweist, was von jeder Arbeitergruppe verdlent worden ist.

Es ist gestern von den beiden Herren Rednern auch der Wunsch ausgedrückt worden, daß die Verwaltung der Reichseisenbahnen bei der Heranziehung ihres Personals auf Einheimische und Ein geborene vorwiegend Rücksicht zu nehmen habe. Ich habe mich ge⸗ freut, daß von beiden Rednern ausdrücklich anerkannt ist, daß man zwischen Einheimischen und Eingeborenen nicht unterscheiden solle. Ich halte jenen Wunsch für durchaus berechtigt und bin in der Lage, nachzuweisen, daß der Zuzug von Einheimischen oder Eingeborenen zur Reichseisenbahnverwaltung von Jahr zu Jahr zunimmt. Wir haben nicht den geringsten Anlaß, die Einheimischen und Eingeborenen von der Verwaltung der Reichseisenbahnen auszuschließen.

Der Herr Abg. Dr. Weill ist dann in sehr ausführlicher Weise eingegangen auf die Stellungnahme der Reichseisenbahnverwaltung zu den Wünschen ihrer Angestellten auf Vereinigung, auf Koalition, und hat auf das lebhafteste meine Stellungnahme gegenüber der Sosialdemokratle bekämpft. Meine Herren, ich habe mich sehr gefreut, daß der Herr Abg. Dr. Weill am gestrigen Tage alles dasjenige rekapituliert hat, was ich heute vor 8 Tagen als eine unerschütterliche Auffassung der Verwaltung bekanntgegeben habe. (Sehr gut! rechts und Zurufe bei den Sozialdemokraten) Er hat mich damit der Verpflichtung enthoben, nochmals die Grundsätze, die für mich fest⸗ stehen, hier auzeinanderzusetzen. Wir sind verpflichtet, aus Gründen des Gemeinwohls Stellung zu nehmen gegen die Bestrebungen der Sozialdemokratie, in der Verwaltung der Reichtelsenbahnen festen Fuß zu fassen. Wir sind verpflichtet, Stellung zu nehmen gegen alle diejenigen Vereinigungen, die unter sozial⸗ demokratischem Einfluß stehen, mögen sie heißen, wie sie wollen. (Sehr richtig! rechts und Zurufe bei den Sozialdemokraten.)

Ich stelle in Abrede, daß wir denjenigen Vereinigungen unserer Be⸗ diensteten, die die Voraussetzungen erfüllen, die wir aufstellen müssen, irgend welche Hindernisse in den Weg legen.

Ferner hat der Herr Abg. Schwabach in seiner neulichen Rede bei aller Anerkennung der Leistungen der Veiwaltung doch dem Wunsche Ausdruck verliehen, daß sie den nationalen Gedanken auf den Zusammenschluß in höherem Maße Rechnung tragen müßte; insbesondere solle sie bestrebt sein, materiell eine größ re Einheit herbeizuführen, nachdem die Hoffnung auf das Zustandebringen einer Betriebs- und Finanzgemeinschaft allem Anscheine nach in eine weite Ferne gerückt sei. Diesem Wunsche ist aber in der Vergangenheit entsprechen und es wird ihm auch in der Zukunft weiter entsprochen werden.

Ich habe mir bereits erlaubt, in bezug hierauf im preußischen Abgeordnetenhause des näheren nachzuweisen, daß wir tatsächlich das⸗ jenige, was vorausgesetzt werden konnte bei Begründung des Reichs, eine materielle Einheit in allen wesentlichen Fragen des Eisen⸗ bahnwesens, heute bereits besitzen und daß es sich heute nur noch darum handeln kann, nachzufeilen, wo sich Lücken zeigen. Die Ver- waltung der Reichseisenbahnen in Personalunion mit derjenigen der preußischen Staatseisenbahnen wird diesem an sich wünschenswerten und notwendigen Gedanken auch weiter überzeugt Ausdruck verleihen.

Der Herr Abg. Schwabach fragte mich, wie weit denn eine materielle Tarifeinheit erreicht worden sei. Daß eine formelle Tarifeinheit für die deutschen Eisenbahnen besteht, ist ja bekannt. Tatsächlich ist aber jetzt für den ordentlichen Tarif im großen und ganzen auch eine materielle Einheit vorhanden. Die Einheitesätze der deutschen Eisenbahnen sind für die ordentlichen Tarifklassen, soweit mir augenblicklich gegenwärtig, fast völlig gleich; es bestehen geringe Differenzen bezüglich der Abfertigungsgebühren.

Der Herr Abg. Schwabach fragte weiter, wie es mit dem Tarif⸗ auslegungs ausschuß stehe, der im vergangenen Jahre neu geschaffen ist, mit der Absicht, eine einheitliche Auslegung der Güter⸗ tarife für ganz Deutschland herbeizuführen Der Ausschuß besteht zu kurze Zeit, um schon sagen zu können, daß er mit Erfolg arbeitet.

Ich bin aber fest überzeugt, daß dieser Erfolg nicht ausbleiben kann.

(Abg. Schwabach: Bravo) Der Herr Abg. Schwabach hat mich

weiter nach dem Stande der Fahrkartensteuer gefragt. Ich stehe

auf dem Standpunkt und in dieser Auffassung bestärkt mich dle

Reichsfinanzverwaltung —, daß die Fahrkartensteuer mit ihrem Er⸗

trag für dag Reich zurzeit unentbehrlich ist. Ich stehe ferner auf dem

Standpunkt, daß die Fahrkartensteuer, wie sie geschaffen ist, als eine

empfindliche Verkehrsbelastung um deshalb anzusehen ist, weil sie die

Abgabe zu ungleichmäßig auf die verschiedenen Schultern verteilt.

(Abg. Schwabach: Sehr richtig) Wenn man an eine Revision der

Fahrkartensteuer herangeht, die ich sür erwünscht, ja für notwendig

erachte, dann wird man davon ausgehen müssen, daß wie bieher die vierte Klasse frei zu lassen ist (Abg. Schwabach: Sehr richtigh, daß die Steuer annähernd dieselben Erträge dem Reiche bringt, die sie heute ergibt, und daß der Ausgleich innerhab der drei oberen

Klassen erfolgen muß. Wenn ich ferner feststelle, daß zweifellos die Fahrkartensteuer die erste Klasse entvölkert hat, wenn ich weiter davon ausgehe, daß wir in Deutschland die erste Klasse nicht abschaffen

können und wollen, so kann der Ausgleich nicht anders erfolgen, als indem die zweite und dritte Klasse etwas mehr herangezegen wird, ein Gedanke, der nicht a limine abzuwelsen ist, da beide Klassen, be—= sonders die dritte Klasse, in nicht erheblicher Weise von der Steuer betroffen worden sind. Ob und wann an eine Revisten der Steuer herangegangen werden kann, wird sehr wesentlich von den Stimmungen abhängen, die in dem hohen Hause in der Frage herrschen.

Der Herr Abg Schwabach hat mich ferner gefragt, welche Ent⸗ wicklung die große Wohlfahrtseinrichtung der Abteilung B der Pensionskasse der Reichseisenbahnen genommen habe, und ob wir auch bestrebt gewesen seien, den großen Fortschritten, die Preußen auf diesem Gebiete gemacht hat, nachzufolgen. Diese Frage kann ich nur bejahen und kann erneut feststellen, daß wir gerade auf diesem Gebiete stets bestrebt sein werden, die Interessen unserer Arbeiterschaft zu fördern. (Beifall.) ö

Abg. Dr. Wil 1⸗Schlettstadt (Els.: Trotz der Erkläru

Ministers müssen die ne und ier . den großen 3 schüssen erhöht werden. Diese Erhöhung kommt ja indirekt wieder dem Lande zugute, 8 QOberelsaß hat nur eine Hauptbahn, die von Schlettstadt bis Basel. Diese ist sehr überlastet. Das kann im Kriegsfalle außerordentlich bedenklich werden. Es wäre deshalb zweck⸗ mäßig, eine zweite Bahn n bauen. Es ist eine Konzession für eine große elektrische Schnellbahn nachgesucht worden. Da man diefe aber verweigert hat, so ist es fi t der Verwaltung, selbst für Abhilfe zu sorgen. Dann ö t sich auch die Verlängerung der i Schlettstadt Sundhausen. Davon würde die Verwaltung Vorteile haben und vielen Arbeitern der Weg nach der Arbeitsstätte erleichtert. Wir hören, daß der Statthalter freie Fahrt hat und auch für seine gauze Familie Freikarten bekommt. Ja, ihm soll sogar ein Salon⸗ wagen in manchen Fällen eingeräumt werden. Wenn das ssimm so muß es sofort geändert werden, denn der Statthalter muß si ebenso wie jeder andere Fahrgast eine Fahrkarte kaufen. Die esolu⸗ tion der Budgetkommission, daß den angestellten Personen und Be— amten der ,, dieselben Verbesserungen gewährt werden, wie denen bei der ö bitten wir anzunehmen, da sie ein= . gefaßt ist. Diese. Wünsche sind ja hier oft geäußert worden. Es ist höchste Zeit, daß die Verwaltung dem endlich ent j der Revision der Gehalter muß k— 2 werden, daß die Beamten, die aus dem Handwerkerstande hervorgehen, für die aufgewandten Kosten der Ausbildungszeit entschädigt werden. All dag, was in . zu Ausstellungen Anlaß gibt, das wird bei den Reichgeisen· ahnen eingeführt, aber nicht das, was dort besser ist. Die Unter⸗ assistenten sind aus den Weichenstellern hervorgegangen, sie müssen vielfach Assistentendienste verrichten und bekommen dann nicht deren Gehalt. Sie werden vielmehr wie die gehobenen Unterbeamten be . und heziehen auch den Wohnungsgeldzuschuß der Unterbeamten. luf jeden Fall sollte man ihnen eine Zulage gewähren. Aehnlich liegt es bei den Oberassistenten, die auch dielfach höhere Dienste ver richten müssen und dann nicht danach bezahlt werden. Es wäre auch wünschenswert, daß eine Reihe von Arbeiterkategorien in das Be= amtenberhältnis einrückt. Dann dauert es . zu lange, bis manche Beamtenklassen etatsmäßig angestellt werden. So haben j. B. man Stationsdiätare dann schon eine Dienstzeit von 20 bis 25 Jahren

pricht.