Ministerium der geistlichen und Unterrichts— ang elegen heiten.
Der bisherige vortragende Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rat Dr. Alfred von der Leyen ist mit , r. Genehmigung Seiner Majestät des Königs zum ordentlichen ', , . in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin ernannt worden.
Finanzministerium.
Das Katasteramt Harburg im Regierungsbezirk Lüne⸗ burg ist zu besetzen.
Aichtamtliches. Deut sches Reich.
Preußen. Berlin, 2. Mai. ö
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ . vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr owie der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.
. des Vierteljahrs vom 1. Januar bis 31. März 1912 n en 8641 Schiffe (gegen 9836 Schiffe in demselben Vierteljahr 1911) mit einem Nettoraumgehalt von 1538 510 Registertons (1911: 1618453 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 734 575 S (igi1: 792123 S½ ) entrichtet. Der Minderverkehr gegen das Vorjahr ist auf die Eisverhält⸗ nisse im Januar und Februar zurückzuführen. Auf den Monat März entfielen 4100 Schiffe (1911: 4022 gif von 705168 . (1911: 595 775 Registertonsz und 339 757 S (1911: 296118 M66) Gebühren. Im Rechnungsjahre 1911 haben 52 817 Schiffe Segen 45 569 Schiffe im Rechnungsjahre 1910) mit einem ettoraumgehalte von 8 478 20 Registertons (1910: 7579 339 Registertons) den Kanal benutzt und, nach Abzug des Elblots⸗ 3 an Gebühren 3 882 190 A6 (1910: 3561 681 ) entrichtet.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltis“ am 3X0. April in Schanghai, S. M. S. „Tiger“ gestern in Nanking eingetroffen.
Bayern.
In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abge— ordneten führte der Ministerpräsident Freiherr von Hertling in Beantwortung der Interpellation der Abgg. Dr. Casselmann und Genossen, betreffend den Jesuitenerkaß, laut Bericht des „W. T. B.“ aus:
Hie Cnischließung, die den Gegenstand der vorliegenden Inter⸗
ellation bildet, war das Endglied längerer, bereits unter dem früheren inisterlum eingeleiteter Verhandlungen. Es ergab sich 6 die Ministerium ein Anlaß, der bisherigen Handhabun es und seiner ,, auf den Grun in. gehen. da van. ichlichen Srganen Vorstellangen ein gereicht wurden. Auf Grund der ein schlägigen Erwägungen glaubte der frühere Kultusminister eine Weisung dahin in Aussicht nehmen zu . daß zu der nach Ziffer ! der Bekanntmachung vom 5. Juli 1872 verbotenen Ordenstätigkeit der . weder die so⸗ genannten Konferenzvorträge in der Kirche noch jene priesterlichen . zu jählen sind, die zum . vorübergehender Aushilfe der Seelsorge in . keit vom zuständigen Pfarramt vorgenommen werden. Von dieser Absicht wurde den Bundesregierungen Mit⸗ teilung gemacht. So stand die Sache, als im Februar der Minsster⸗ wechsel eintrat. Wir hatten also eine Erbschaft übernommen und diese zu liquidieren. Doch möchte ich betonen, daß die neuen Minister, da sie mit der in Autsicht genommenen Maßnahme einverstanden waren, auch die volle Verantwortung für die Maßnahme trugen. Da die Entschließung vom 11. März nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt, sondern an die Vertreter der Vollzugsbehörden , . war, wurde sie als vertraulich behandelt. Doch hatte die Reglerung die Absicht, die Entschließung später zu veröffentlichen. Der verfügende Teil des Erlasses vom 11. Maͤrz ist in folgendem Satze zusammengefaßt: Demgemäß wird hiermit verfügt, daß fortan beim Volljuge des fieiche gesetz s vom 4. Juli 1872 und der dazu a, Aus⸗ ührungebestimmungen zu der Ordenstätigkeit, die den Ängehöͤrigen des dens der Gesellschaft Jesu und der mlt diesem Orden als verwandt erklärten religiösen Genossenschaften verboten ist, weder die soge⸗ nannten Konferenzvorträge noch solche priesterlichen Handlungen zu ählen sind, die zum Zwecke vorübergehender Aushilfe in der Seel 3 in Abhän igkeit vom zuständigen Pfarramt vorgenommen werden. Der Erlaß befaßt sich mit der Interpretation der vom Bundesrat zu dem Reichsgesetz erlassenen Vollzugsbekanntmachung vom b. Juli 1872. Das Wort Ordengtätigkeit, das vom Bundesrat nicht näher erläutert worden ist, stellt keinen eindeutigen klarumschrie⸗ benen Begriff dar. Es ist weiterer und engerer Auslegung fähig, e nachdem man entweder alle seelsorgerischen Funktionen ein⸗ zieht oder jene priesterlichen Handlungen ausschlleßt, bei denen der Ordensangehörige einer anderen Aufsichtsgewalt als der für die Ordensleitung unmittelbar untergeordnet ist. Beide Auslegungen sind nach der Anschauung der bayerischen Regierung an sich möglich und mit dem Wortlaut der reichsrechtlichen Vorschriften zu vereinbaren. Die bayerische Regierung ging bei dem Erlaß von der Auffassung autB, daß sie nur von der den Einzelstaaten zukommenden Bewegungs⸗ 6 für den Gesetzvollzug Gebrauch mache. Für die bayerische egierung war bei dem Uebergang zu einem milderen Vollzug die Erwägung bestimmend, daß in dem allgemeinen Urteil über den Jesuitenorden seit dem Erlaß des Reiche gesetzes vom 4. Juli 1872 ein Umschwung zugunsten des Ordens elngetreten ist. Dies erhellt schon aus der Aufhebung des § 2 des Jesuitengesetzes. Die bayerische ,,, glaubte, daß diese gesetzgeberische 3 . ohne Rückwirkung auf den administrativen Xollzug diefer Be⸗ stimmung und der zugebörlgen Ausführungsvorschresten bleiben könne. Gs handelte sich nun um die Frage, welche Handlungen der Ordens⸗ angehörigen als eine ein pri fferliche, von dem eigentlichen Aufgaben lomplex des Ordens losgelöste Tatigkeit anzusehen sind. Als solche Lätigkeit glaubte die bayerische Regierung jene seelsorgerischen ndlungen betrachten zu können, bei denen der Ordent priester als llfsorgan der Seelsorge einer von der Ordensleitung unabhängigen ufsicht gewalt, nämlich jener des zuständigen Pfarramts, unterworfen ist. Hierzu muß noch kommen, daß die seelsorgerische Aushilfsleistun als eine vorübergehende sich darstellt. Der Ordenztätigkeit sind n der Anschauung der bayerischen Regierung auch die sogenannten Kon“ ferenzen nicht juzuzählen, die sich von den Missionen schon dadurch unterscheiden, daß sie in der Hauptsache Vorträge apologetischen und sozialen Inhalts zum Gegenstand haben, und daß sich die Ordens priester auch hierbei in Abhängigkelt vom zuständigen Pfarramt besinden. Diese Konferenzworträge wurten in Bayern schon bisher als erlaubt angesehen, wenn sie außerhalb kirchlicher Räume abgebalten wurden. Diese Anordnungen halten sich nach der Ueberzeugung der
olgezelt für d e ,
des Chhosss unde ber SWöener llt
baverlschen Regierung im Rahmen der den Einzelstaaten zu⸗ kommenden Bewegunggfreiheit. Um allen Zweifeln an der Loyalität der bayerischen Regierung zu begegnen, und um auch nicht den ein einer Trübung des Verhältnisses der bayerischen Regierung zur Reichsleitung aufkommen zu lassen, hat sie vor kurzem beim Bundes- rat den Antrag auf authentische Interpretation des Begriffs Srdeng⸗ tätigkeit' eingebracht. Hierdurch hat die bayerische Regierung zu er— kennen gegeben, daß sie bereit ist, . Auslegung sich zu eigen zu machen, die das Organ, das allein zu elner ö tenden In ter⸗ pretation berufen ist, namlich der Bundesrat, für richtig erklärt. Der Ministerpräsident sprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß die öffentliche Meinung, die in einem Über die Bedeutung dieser An— gelegenheit weit hinausgehendem Maße gereizt worden 9 sich nun wieder beruhigen und der von Bayern selbst angerufenen Entscheidung des Bundesrats vertrauent voll entgegensehen werde. Am Schlusse der Sitzung kam es zu erregten Auftritten. Als der Abg. Quidde * einen Antrag auf Vertagung ,. erklärte der Vorsitzende der Zentrumsfraktion, Abg. Lerno, aß das Zentrum die Besprechung der Jesuiteninterpellation in dieser Sitzung zu Ende führen wolle. Es entspann sich eine lange, erregte Debatte über die Geschäftsordnung, in deren Verlauf die Abgeordneten Timm (Soz) und Hübssch (lib) dem Zentrum Vergewaltigung der Minderheit und Unanständig⸗ keit vorwarfen. Sie erhielten dafür Ordnungsrufe. Schließ— lich arteten die Lärmszenen derart aus, daß sich der Vize⸗ 1 Frank genötigt sah, die Sitzung für geschlossen zu erklären.
Oesterreich⸗Ungarn.
In der österreichischen und ungarischen Delegation wurde gestern das Bud getprovisorium beraten.
In der österreichischen Delegation erklärte der Dalmatiner Cingrija laut Bericht des W. T. B.“, daß die ungarische Dele—⸗ gation, da Kroatien in ihr nicht vertreten sei, nicht rechtsgültig zu— sammengesetzt sei; die österreichische Delegation könne daher nicht mit ihr in Verhandlung treten. Der Redner erhob sodann gegen die Tagung und die Beschlüsse dieser Delegation n n, und sagte, der Kampf, den Kroatien seit Jahrzehnten führe, sei ein Kampf gegen die unausgesetzten Angriffe auf kroatische Rechte von seiten der magyarischen Oligarchie. Es möchte der ehrliche Versuch gemacht werden, die nationalen Prinzipien in den Dienst der Staatsldee zu stellen. Dies sei durch die Autonomie möglich. Vor allem fei es notwendig, dem Lualistischen System ein Ende zu machen und zur Revisign der Verfassung zu schreiten. Die kroatische Frage müsse gelöst werden, weil der einheitliche starke Volkswille nach Erlösung schreie. Namens des gesamten kroatischen und serbischen Volkes klage er die gemeinsamen Minister wegen des neuen Attentats gegen die Rechte Kroatiens an. Er lehne selbst— verständlich das Budgeiprovisorium ab. — Der Delegierte Guggen⸗ 63 schristlich⸗sozsal) erklärte sich mit dem Expofé des Ministers des Aeußern einverstanden. Der Redner fand, was das Verhältnis der Monarchie zu Italien betrifft, nirgends Stoff zu einem Konflikt. Die einzige Gefahr — bezüglich Albaniens — liege zweifellos in weiter Ferne. Die weitere Gestaltung des tripolitanischen Krieges würde die österreichischen Interessen berühren, falls hier— durch auch Schwierigkeiten auf anderen Gebieten herauf⸗ beschworen würden. Guggenberg bedauerte die Hindernisse, die der Stärkung der Armee entgegenständen, and erklärte, Oesterreich müsse vom militärisch-politischen Standpunkte die in Ungarn auf die Per—⸗ songlunion hinzielenden Bestrebungen gufs schärfste bekämpfen. DOester= reich dürfte nicht infolge des oligarchischen Ränkespiels ins Verderben h werden. Beide Stagten müßten seinsam ihre Starke er⸗
öhen. Er werde für def kwisorlike stimmen 1 Bei der Meratung ee n. novisoriums in der Ungartschen Delegatio / stellte der Xse pa die allseitige Anerkennung ik fest und verlangte von dem emeinsamen Finanzminister Ritter von Bilinski die Achtung der echte Ungarns ö. Bosnien. — Der Delegierte Desy von der Kossuthpartei warf dem Kriegsminister Ueberschreltung seiner Kompetenz wegen seines Eingreifens in der Resolutions frage vor und stellte einen Beschlußankrag, durch den das Vorgehen des Kriegsministers wegen Einmengung in 6 des ungarischen Staatsrechts für unrichtig erklärt wird. — Der Delegierte Issekutz (Arbeitspartei) erklärte, durch die gestrige Erllärung des Kriegs— ministers sel alles ins Reine gebracht, der Beschlußantrag Defy würde nur zur Zuspitzung der Gegensätze beitragen. Der Redner erhob, gegen die inmengung der österreichischen Delegation in, die kroatische Frage Einspruch, die eine innere Angelegen⸗ heit Ungarns sei. — Der Delegierte Batthvansy Justh⸗ partei) beantragte wegen Miftrauens gegen die Regierung Ab—⸗ lehnung des Budgetpropisoriums. — Graf Tisza ersuchte Desy, seinen Beschlußantrag zurüg zuziehen, da die Resolutionsfrage in der ganzen ungarischen Oeffentlichkeit in befriedigender Weise ausgetragen worden sei. Er bedauerte die Aufrollung der Frage der Kompetenz der ungarischen Delegation in der österreichischen Delegation und erklärte, die einzige Wirkung des Festhaltens Oesterreichs an der 3 geäußerten Auffassung wäre, daß, wenn die österreichische elegation sich weigern würde, mit der ungarischen Delegation zu ver handeln, Ungarn gemäß dem A le chen fel selbständig seinen ihm nach der programmatischen Sanktion obliegenden Verpflichtungen nach⸗ kommen müsse. Da derartige Symptome nur eine Schwächung der Gemeinsamkeit und eine Untergrabung des 67er Ausgleichswerks herbeiführen könnten, richtete der Redner an die österreichischen 5 die ernstllch an der Gemeinsamkeit der staatsrechtlichen rundlage festhalten, die Mahnung, in dem eigenen Wirkungskreise zu trachten, solchen unbedachten Tendenzen einen in vorzuschieben. Der Delegierte Pejaeseyvich (Kroate) erklärte, die Mandate der kroatischen Abgeordneten dauerten fort trotz der Auflösung des kroatischen Land— tags. Die Kroaten seien nicht auf die Vormunzschaft der öster⸗ reichischen Delegierten angewiesen. Sie würden ihr Recht immer verteidigen, aber dort, wo dies am Platze sei, im allgemeinen Reichs⸗ tage Ungarns und Kroatiens.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurden ver— schiedene Anfragen an die Regierung gerichtet.
Nach dem Bericht des W. T. B. fragte der Abg. Byles (liberal, ob der Premierminister Asquith Mitteilung ma könne über den Fortschritt der freundschaftlichen Verhandlungen mit Deutschland infolge des Haldaneschen Besuches, ob die Be— sprechungen zwischen den beiden Ländern fortgesetzt würden und ob die neue deutsche Flottenvorlage auf diese Bemühungen einen störenden n, ausgeübt hätte. Hierauf erklärte Asquith, er bitte Byles, sich mit seiner gestrigen Antwort zu begnügen.
Auf eine Anfrage erklärte der Generalpostmeister Samuel, es werde im nächsten Monat in London eine Konferenz von Vertretern derjenigen Regierungen stattfinden, die dem inter⸗ nationalen Abkommen über die Funkente . beigetreten seien. Hierbei werde sich Gelegenheit finden zur Besprechung von Mitteln, um die rn, der Funkentelegraphie zur Reitung aus Seenot noch wirksamer als bisher zu gestalten. .
Auf eine andere Frage erklärke der ,, ., Aeland, Großbritannien sei an den Verlusten, die der Schiffahrt und dem Handel durch die unvorhergesehene Schließung der Dardanellen enwachse, stark interefsiert, und Sir Edward Grey habe dringende Vorstellungen erhoben, um ein Arrangement herbei⸗= zuführen, das den jetzt geschlossenen Verkehr wieder freigebe.
Nu ß land.
In der Reichs duma stand gestern die Interpellation über die Ereignisse an der Lena auf der Tagesordnung. .
Nach dem Bericht des. W. T. B. erklärte der Hanbelaminister Timaschewm, er sei von dem Minisserpräsidenten azu ermächti t, im Namen der Regierung entschieden die in der Piesse und der Puma geäußerte Befürchtung für unbegründet zu erklären, daß die Wahrheit über diese Ereignisse nicht zutage gefördert werde. Die Re ierung sel fest entschlossen, eine umfassende und eingehende Untersu ung uͤber diese traurige Angelegenheit zu veranstalten. Es sel notwendig, daz Per. halten aller beteiligten Beamten sowie die wirtschaftliche Lage und die Arbeitsbedingungen in den Lenagoldfeldern und die ganze Ent— wicklung des Strelks, der zu der furchtbaren Katastrophe vom 17. April führte, aufzuklären. Die Regierung werde dem Kaiser die Notwendigkeit unterbreiten, daß die Untersuchung in weitestem Un. ange vorgenommen und mit dieser Aufgabe eine unabhängige Per. önlichkeit betraut werde, die das. Vertrauen des Kakserg ge— nieße. Das Ergebnis der Untersuchung werde in weit 86 Maße veröffentlicht werden. Obwohl die Ungeduld der
effentlichkeit vollständig begründet sel, müsse der Regierung doch zu⸗ gestanden werden, daß es ihr unmöglich sei, die Untersuchung zu be— schleunigen, weil gegenwärtig jede Verbindung zwischen Irkutsk und dem Lenadistrikt unterbrochen sci. Sobald die Verbindungswege wieder hergestellt seien, werde sich die Untersuchungskommission an den Ort der Ereignisse begeben. Die Regierung werde von ganzem Herzen dem Wunsche des Hauses nach Ausarbeitung eines erer entwurfs entsprechen, der die Dingung der Arbeiter auf den Gol; und Platinafeldern, die Arbeite zeit und die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter regeln sowie die Arbeiterversicherung gegen Krankheit und Unglücksfälle auf Sibirien ausdehnen werde.
Spanien.
Das Parlament ist gestern wieder eröffnet worden. Wie „W. T. B.“ meldet, verlas der Finanzminister den Vor- anschlag des Budgets für 1913, der die Einkünfte auf 1167 400 000 Pesetas, die Ausgaben auf 1 146 900 000 Pesetas berechnet. Der Entwurf sieht insbesondere die Aufhebung der Stellung des Generalkapitäns in Melilla und des Großen Generalstabs der Armee sowie einen geringfügigen vorüber⸗ gehenden Zollaufschlag auf gewisse Artikel vor.
Türkei.
Der Ministerrat hat nach einer Meldung des, W. T. B.“ beschlossen, die Durchfahrt durch die Dardanellen unter der Bedingung wieder zu öffnen, daß die Pforte sich das Recht vorbehält, sie wieder zu schließen, wenn es sich als notwendig heraustzstellen sollte, und daß die Schiffe streng die früheren Vorschriften über die Benutzung von Lotsen befolgen. Eine entsprechende Note wird den fremden Vertretern übermittelt werden. Da zur Auffischung der Minen aus den Dardanellen eine, gewisse Zeit erforderlich ist, dürfte die Freigabe der Schiffahrt erst nach etwa zwei Tagen möglich sein.
Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, die Eisenbahn Mekka — Medina unverzüglich zu bauen.
Amerika.
Der Präsident Taft teilte gestern, wie W. T. B.“ meldet, dem Senat mit, daß die Regierung nicht den geringsten Be⸗ weis dafür habe, daß die japanische Regierung in Mexiko ö e Landerwerbungen gemacht hätte, oder daß sie die Absicht oder den Wunsch hege, dort direkt oder indirekt Land zu erwerben. Der Staatgsekretär Knox teilte dem Senat mit, die Gerüchte von einem derartigen Vorgehen der Japaner seien wahrscheinlich durch den erfolglosen Versuch
eines amerikanischen Syndikats entstanden, eine 22 im
Gebiete der Magdalenen⸗Bay an eine japanische Ge zu verkaufen.
ellschaft
Asien.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen— agentur“ haben zwei Fürsten der Inneren Mongolei dem Hutuktu durch zu ihm entsandte Vertreter die offizielle Er⸗ klärung überreichen lassen, daß sie sich der Nordmon golei anschließen wollten.
Parlamentarische Nachrichten.
Die J über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Haufes der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Veilage.
— In der heutigen (53 Sitzung des Reichstags welcher der , des Reichskolonialamts Dr. So lf beiwohnte, wurde die Spezialberatung des Etats für die Ene ebiete fortgesetzt mit dem „Etat für Südwest—⸗
ri ka.
Bei dem ersten Titel des Ordinariums der Ausgaben soll die Diamantenfrage vorweg gesondert erörtert werden-
Als erster Redner ergriff der Staatssekretär des Reichs⸗ kolonialamts Dr. Solf das Wort, dessen Ausführungen morgen werden mitgeteilt werden.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen 6a Sitzung, welcher der Minister des Innern Dr. von allwitz beiwohnte, zunächst die zweite Beratung des Etats des Ministeriums des Innern für 1912, und zwar die allgemeine Besprechung des Kapitels, Medizinalw esen“, fort. Zu diesem liegen die bereits gestern mitgeteilten Anträge der Abgg. Borchardt (Soz.) und Genossen vor, betreffend Vorlegung eines Gesetzentwurfs zur Reform des Irren— rechts und Einstellung von 3 Millionen Mark in den nächsten Etat zu Beihilfen für Veranstaltungen Dritter zwecks Säug—⸗ lings und Mutterschutz es und paritätische Verteilung dieses Betrages ohne Rücksicht auf die religiöse oder politische Ge⸗ sinnung der Veranstalter.
Abg. Rosengw (fortschr. Volksp ): Daz praktische Jahr hat die Aufgabe, die Aerzte auf ihren zukünftigen Beruf vorzubereiten. Aber auch schon auf der Universität muß durch Pflege der sozialen Medizin die Vorbereitung auf die Praxiß erfolgen. Es ist darum zu bedauern, daß der Berliner Lehrstuhl fi soꝛiale Medizin nicht besetzt ist. Ich möchte den Minister bitten, auf feinen Kollegen vom Kultusministerium einzuwirken, daß die soziale Medizin mehr als bisher auf den Untversitäten gepflegt wird. Wir wünschen auch nicht, daß das Spezialistentum überm gi ver größert wird; die ärztliche Wissenschaft hat sich aber so welt aus⸗ gedehnt, daß es kelnem Arjt, möglich ist, alles zu übersehen. Die Regelung des Spezialistentums kann man ruhig den Rerzte— kammern überlassen. Es ist nicht angezeigt, hier bon der Tribüne des Hauseg aus zu dem Streit zwischen Krankenkassen und KUerzte⸗ verband Stellung zu nehmen. Wir müssen hier ebenfo, wie die Re— gierung, einen neutralen Standpunkt einnehmen. Aber bas kann fest⸗ gestellt werden, daß die Aerzte zunächst die Angegriffenen waren. So wie das praktische Jahr jetzt organisiert ist, ift es weiter nichts als eine Zeitvergeudung; es muß so gestaltet werden, daß es wirklich elne Vorbereitung auf, die Praxis ist. Daß Medinnal⸗= praktikanten wegen ihrer Religion zurückgewlesen werden, ist ein
zu sorgen, da die
icher Zustand; eine solche Zurückweisung macht auf den . . geradezu niederschmetternden Lund. . Ministerialdirektor Dr. Kirchner: Die Frage der Lehraufträge r soßlale Medizin ist nicht Sache des Ministers des Innern; der Hi gl wird sich aber mit dem Kultusminister in Verbindung setzen. An der Hand der Perhandlungen, die hier geführt worden sind, werden wir ung Mühe geben, das praktische Jahr für die Mediziner anders zu gestalten. Der Abg. Rosengw kann überzeugt sein, daß alle Anregungen eingehend geprüft werden. Die Impf⸗ csetzebung ist Sache des Reichs. Die Frage, ob die Cu fung welter bestehen soll oder nicht, kann deshalb hier nicht erörtert werden, wohl aber ist eg Pflicht der Einzelstaaten, dafür Impfung sachgemäß ausgeführt wird. Gerade in letzter Zeit ist auf diesem Gebiete alles geschehen, was nach mensch⸗ lichem , möglich ist. Die Imvfanstalten sind zum Teil nen ausgerüstet worden. Wenn einzelne porübergebend geschlossen worden sind, so darf man daraus nicht schließen, daß die Regierung auf die Durchführung der Impfung verzichten will. Nur durch die Impfung ist es möglich gewesen, den Pocken entgegen⸗ jutreten. Solange bei uns Arbester aus Oesterreich und Rußland inwandern, können wir auf die Impfung nicht verzichten. Von der loyalen Gesinnung der Bevölkerung müssen wir erwarten, . sie sich mit dleser Maßnahme abfindet. In den vielen Fällen, in denen schädliche Wirkungen der In pfung behauptet worden sind, hat sich jedesmaj herausgestellt, daß sie entweder vollständig erfunden oder auf andere Gründe zurückzuführen waren. Es ist eine Unwahrheit, daß durch die Impfung die Bevölkerung durchseucht werde. . Abg. Dammer (kons.): Mit dem bezüglich der geschäftlichen Behandlung der Anträge Borchardt gemachten Vorschlage sind wir einverstanden. Was den Leipziger Aerzteverband und seine Differenzen mit den Krankenkassen betrifft., so wünscht die konservative Partei eine gütliche Einigung beider Teile. Sie erkennt die Berechtigung des 'm n fg der Aerzteschast gegen die mit der freien Entwicklung des Aerztestandes nicht zu vereinbarenden Forderungen der Krankenkassen an, hält aber auch dafür, daß die auf Verbesserung ihrer . Lage 6 berechtigten Bestrebungen der Aerzte sich im Einklang mit ihren sozialen Pflichten gegenüber der Gesamtheit halten müssen. Die Partei hofft, daß der Verband in dieser Richtung seine weitere Tätigkeit entfalten und damit zum sozialen Frieden beitragen wird. Die Erfindungen der deutschen Industrie auf dem Gebiete der Heilmittel haben die Grenze zwischen Apothekern und Drogisten wesentlich verschoben. Das hat auch die Reichsregierung anerkannt und einen darauf bezüglichen Gesetzentwurf vorgelegt. Dieser int aber im Reichstage gescheitert, und die Reform der Apotbeterordnung ist jetzt Sache der Landesgesetzgebung. Die Apothekerordnung für Preußen datiert aus dem Jahre 1801, sodaß es wohl an der Zeit wäre, hier einen Schritt vorwärts zu gehen. In dieser Richtung lag 1910 dem Hause eine Petition des deutschen Drogistenverbandes vor, die auch vom Hause erledigt wurde. Jetzt beschwert sich derselbe Petent darüber, daß die wiederholt in Aussicht gestellte Abänderung des Ministerial⸗ erlasses von 1910 noch immer nicht erfolgt ist. Inzwischen haben auch die Gerichte verschiedene Punkte des Erlasses angegriffen. Der Erlaß von Erläuterungen zu diesem Ministerialerlaß ist, obwohl dringend notwendig., immer noch nicht 2 Insbesondere be⸗ schwert sich der Drogistenstand über die Art der Handhabun und Ausführung der Revisionen. Die Revisoren nehmen au die gerichtlichen Entscheidungen keine Rücksicht, sondern erklären, diese gu ßen sie nichts an. Der Verkauf von unschuldigen Hausmüteln, wie Rhabarberwein, wird immer noch beanstandet, und die Geschäftsinhaber werden dadurch geschädigt. Vielfach wird seitens der Revisoren überhaupt übersehen, daß der Drogistenkleinhandel nicht gleichbedeutend ist mit dem Heilmittelhandel. Es ist seiner
J . in der Kommission für Handel und Gewerbe zur Sprache ge⸗
ommen, daß die Drogisten gewisse Stoffe wohl verarbeiten, aber nicht vorrätig halten durfen; über dieses Dilemma kommt weder die Regierung noch das Publikum hinweg. Immerhin haben die . gegenüber den Drogisten alle Ursache, hier aufzupassen. Die Drogisten wünschen endlich, daß bei den Revisionen, die von den Kreisärzten unter Zuziehung von Apothekern vorzunehmen sind, dlejenigen Drogisten, welche daz volle Examen gemacht haben, ö. grundsätzlich von der Teilnahme an der Revision ausgeschlossen werden.
Ministerialdirektor Dr. Kirchner: Die Revisionen haben einen erheblichen Prozentsatz von Beanstandungen ergeben, und der Abg. Hammer saßt ja selbst, man habe alle Ursache, aufzupassen. Dle gegebenen Anregungen werden aber in Eiwägung gezogen werden, auch diejenige hinsichtlich der Revision der Apothekengesetzgebung.
Abg. Hirsch⸗ Berlin (Soz.): Unser Antrag betreffs des Säuglings und Mutterschutzes muß der Budgetkommission überwiefen werden und wird dort eingehender zu besprechen sein. Wir müssen auf dem Wege weiter gehen, den bereits private Veranstaltungen zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit eingeschlagen haben.
Anser Antrag geht aber noch weiter und will auch einen Mutter—
schutz durchführen, denn beide ,. hängen eng zusammen. Die Zahl der Entbindungsanstalten ist noch viel zu gering. Wie der Kampf gigen die Säuglingssterblichkeit, so muß auch der Kampf gegen die Tuberkulose noch energischer fortgeführt werden. Erfolge sind ja schon erzielt worden, aber der en . der an Tuberkulose verstorbenen Personen ist noch immer sehr hoch. Die allgemeine Anzeigepflicht muß auf, die Tuberkulose ausgedehnt werden. Die Tuberkuiose findet ihre zahlreichen Opfer nicht nur in den Städten, nein, 3 auf dem Lande lassen die hygienischen Zustände so viel zu wünschen übrig, daß die Tuberkulose weit verbreitet ift. Der Luberkulose kann besonders mit einer Verbesserung der Wohnungs⸗ verhältnisse entgegengearbeitet werden, und wenn es nicht im Reiche zu einem Wohnungsgesetz kommen kann, so , , damit vorgehen. Daß die Aerzte von ihrem Koalttionsrecht Gebrauch machen, damit sind wir vollständig einverstanden; aber wir müffen verlangen, daß die Reglerung sich nicht in die wirtschaftlichen Kämpfe zwischen den Aerzten und den Krankenkassen einmischt. Unsern Antrag über das Irrenrecht bitten wir anzunehmen. Denn es ist a n r, notwendig, daß der Willkür auf diesem Gebiete eine Ende gemacht wird. Ich möchte an die Regierung die Anfrage richten, ob sie mit dem Vorgehen der Apotheker gegen die Herstellung der Arzneien durch Aerzte einderstanden ist; dieses Vorgehen hat nur den Zweck, die Preise zu steigern. Ver Minister muß . jeden Fall prüfen, ob nicht eine offenbare Begünftigung der Apotheken vorliegt.
Nach einer kurzen Erwiderung des Ministerialdirektors Dr. Kirchner bezüglich der Herstellung von Arzneien durch die Aerzte, die auf der Berichterstattertribüne nicht zu verstehen ift, wird die Debatte geschlossen.
Abg. Dr. Schepp. (fortschr. Volksp.) stellt fest, daß der Minister kelne Antwort bellt der jüdischen Medizinalpraktikanten gegeben hat.
Der Antrag bezüglich der Reform des Irrenrechts wird der Justizkommiffion, der Antrag betreffs des Säugling⸗ und Mutlerschutzes der Budgetkommission überwiefen.
(Schluß des Blattes.)
Nr. 17 der Versffentlichungen des Kaiserlichen Ge— und heit am ts? vom! 34. April 1512 hat folgenden Inhalt: erfanalnachrichten. — Gefundheitsstand und Gang der Volks aufheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Sterbefälle ze. n Preußen, 1916. — Gefesgehung usw. * (Deu isches Reich) Vieh= eEuchen. Tierkadaver. — (Deutsch Neugulnea.) Methylalkohol- lige Arineimittei. — (Preußen) Tierärzte. — HDebähren der ed zinalbeamten. — ö — ( Sachsen⸗Weimar.) ö eingefaͤhrliche Krankheiten. — Seuchenbekampfung. — eg infektion. — (Hamburg) Maße . in Äpoiheten. — Frankreich)
Kinder in Glashütten. — Glasbläferpfeife, — Zement⸗ arbeiten — (Norwegen.) IFleischeinfuhr. — (Australischer Bund) Quarantãne. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 15. April. — Rauschbrand⸗Schutzimpfungen in Bayern, 1911. — Tierseuchen im Auslande. — Desgl, in Belgien. 4. Vierteljahr 1911. Q Detgl in Aegypten. — Zeltweilige Maßregeln gegen Tierseuchen.
reuß. Reg. Bezirke Königsberg, Allenstein; Bavern, Schweiz.) — zermischtes. (Preußen) Selbstmorde ze, 1909. — Geheimmlttel.!— Baden) Sterbefälle 1c, 1961 bis 1910. — (Belgien. Hrüssel.) Gesundheitswesen ꝛc., 1910. — (Vereinigte Staaten von Amerika. Minnesota. ) Gefundheitsverhältnisse in St. Paul, 1919. — (New ) Anzeigepflicht bei Geschlechts krankheiten. — Geschenkliste. —
ochentabelle uber die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte.
— Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Etatiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Berliner Fleischerinnung hat, wie die „Deutsche Fleischerzeiung' meldet, in ihrer letzten Sitzung beschlossen, Mit⸗ glieder des ,,, Zentralverbandes von ihrem Arbeitsnachweis auszuschließen und kein Mitglied des genannten Verbandes mehr zu beschäftigen. Ferner soll den sozial⸗ demokratischen Gesellen das Betreten der Herbergen in der Mulack⸗ straße verboten werden. .
Dem Geschirrführerstreik in Leipzig (vgl. Nr. 105 d. Bl.) haben sich, wie die pz. Ztg.“ meldet, nun auch die ungefähr 1656 auf den dortigen Bahnhöfen arbeitenden Akkordauflader angeschlossen. Der Streik erstreckt sich auf 72 Betriebe mit 513 Geschirrführern und 96 Tagelöhnern, insgesamt 509 Arbeitern. Am Streik nicht beteiligt sind 149 Geschirrführer und 40 Tagelöhner, inggesamt 189 Arbeiter, so daß die Zahl der gegenwärtig ausständigen Arbeiter 520 beträgt. Arbeitswillige melden sich täglich.
Die Schneider und Schneiderinnen des Londoner West⸗ end sind, wie ‚W. T. B.“ 3 in den Ausstand getreten. Bis jetzt wird die Zahl der Ausständigen auf 6000 geschätzt; man be⸗ fürchtet, daß die Bewegung sich noch ausdehnen wird. ⸗
Aus St. Petersburg wird dem W. T. B. telegraphiert: Zum k gegen die Vorkommnisse an der Leng feiern ba 900
rbeiter in 148 Fabriken und Werkstätten (vgl. Nr. 105 d. Bl). In den Putilowwer ken streiken gegen zehntausend Arbeiter; in den Obuchowwerken sowie in den Fabriken hinter dem Newski⸗ Schlagbaum sind die Arbeiter nur teilwelse ausständig. Dagegen streiken im Wgssili⸗Ostrowstadtteil alle Arbeiter. In allen , hinter dem Moskauer Schlagbaum sowie in vielen
ruckereien der Innenstadt ruht die Arbeit vollständig. — In den inneren Höfen von mehreren Fabriken stimmten die Arbeiter das Totenlied zum Gedächtnis der erschossenen Arbeiter an, sodaß die Polizei eingreifen mußte. Der Polizeipräfekt hat 135 Arbeiter und Studenten beiderlei Geschlechts zu zehn Tagen bis drei Monaten Arrest verurteilt? wegen Teilnahme an den Straßenunruben der letzten Tage. . ; .
Die Lokomotivführer und die Direktionen der fünfzig Eisenbahnlinien östlich von Chieggo sind W. T. B. zu⸗ folge übereingekommen, wegen der schwebenden Lohnstreitigkeiten sich einem Schiedsgericht zu unterwerfen, um einen Ausstand ab⸗ zuwenden. (Vgl. Nr. 98 d. Bl.) ⸗
Der Ausstand der japanischen Heizer (vgl. Nr. 101 d. BI.) kst, wie der Frkf. Itg., aus Tokio gemeldet wird, beendet. Die meisten Gesellschaften billigten den Heizern eine monatliche Lohn⸗ erhöhung von drei Nen zu.
Wohlfahrtspflege.
Der Berliner in ,, für Leibesübungen und Jugendpflege hielt am 30. April im Landeshause der Provinz Brandenburg seine diesjährige Generalversammlung ab, zu der der Oberpräsident der ie n, Brandenburg von Conrad, der Landes⸗ direktor von Winterfeldt, Vertreter des hu nis n oll dunn! und der Königlichen Regierung in Potsdam, als Vertreter der Stadt Berlin die Stadtschulräte Geheimer Regierungsrat Dr. Michaelis und Dr. if sowie zahlreiche Vertreter der dem Hauptaus⸗ schusse angeschlossenen Verbände und Vereintgungen erschienen waren. Der Vorsitzende des Hauptausschusses, . Dr. Albrecht, er⸗ stattete den Jahresbericht. Er hob hervor, daß der Dauptautzschuß, der früher ausschließlich de Bestrebungen auf dem Gebiete der Körperpflege umfaßte, seln Arbeitsgebiet im Sinne des Ministerial⸗ erlasses vom 18. Januar 1911 erweitert habe und auf diesem erweiterten Arbeitsgebiete mit Erfolg tätig gewesen sei. Der Hauptausschuß hat begutachtend bei der Verteilung der Staatzmittel für die Jugendpflege gewirkt, ist seiner Aufgabe, ein Bindeglied zwischen Vereinen und Behörden zu sein, gerecht geworden, hat in der Angelegenheit der Vermehrung der Lief fan Einrichtung von Jugendheimen und auf vielen anderen Gebieten fördernd gewirkt. Besonders hervorzuheben ist der durch den , n, im Februar d. J. abgehaltene Kursus für Jugend⸗ pfleger, an dem 314 Hörer aus den verschiedensten Ständen teil⸗ nahmen. Mit einem Dank des Oberpräsidenten an die Mitglieder des Hauptausschusses für ihre verdienstvolle Tätigkeit wurde die Ver⸗ sammlung geschlossen.
Kunft und Wissenschaft.
A. F. Ein Königsgrab, ähnlich dem vor etwa 20 Jahren in der Ken; gefundenen Seddiner Grab sowie dem vor wenig Jahren erst bei Mansfeld aufgeschlossenen Prunkgrabe, sollte jüngst in der Nähe von Strausberg entdeckt worden sein. Auf seine Spur sollte man ganz in der gleichen Weise gekommen sein, wie damals in Seddin (und dem Vernehmen nach auc im Mansfeldschen), nämlich durch eine in der Gegend unverwüstlich sich fortpflanzende, gern für lagenhaft angesehene Ueberlieferung, die, wunderhar ef sich bei Seddin sogar in, den Einzelheiten, die berichtet waren, durch die Tatsachen bestätigt fand. So ähnlich liegt die Sache in Wirklichkeit bei Strausberg auch, Herr Bu sseWolters dorf, wohl⸗ bekannt als erfolgreicher Forscher in märkischer Vorgeschichte, dem diese interessante Feststellung gelungen ist, berichtete darüber rf in der Sitzung der ‚Deutschen Gesellschaft für Vor geschichte!“ etwa das folgende: Es gibt wenige Gegenden in der Mark. in denen sich auf einem geringen Umfang, auf wenig Quadratkilometer zusammengedrängt, * reichliche und hervorragend wichtige Spuren , in er Kultur finden, wie die Umgebung der Gielsdorfer Mühle im Kreise Ober⸗ baenim. Sie liegt etwa zwischen Strausberg und Werneuchen. Nördlich dieser Mühle, auf Wesendahler Gebiet am Kesselsee, begegnet man erstens den Resten zahlreicher Hügelgräber, von denen vor etwa 30 Jahren mehr als 500 Fuhren Steine zum Bau der Wesendahler Chaussee abgefahren worden sind. Mehrere Urnen und einige Ringe aus Bronze wurden damals gefunden; aber die Gräber sind durch jene Steinentnehmer so zerstört, daß man setzt
usammenhängendes nicht mehr ht wohl aber massen⸗ afte, bronzezeitliche Gefäßreste, wie Busse sich bei mehrfachen, mit rlaubnis des Besitzers von Wesendahl vorgenommenen Unterfuchungen überzeugte. Wohl erkennt man noch einige Rundungen von Hügeln, eh auch noch mehrere bis 1 m Durchmesser haltende Steine iegen, die einst den Kranz des Grabhügels bildeten, das ist aber alles! Noch zahlreichere, aber besser erhaltene Hügel fand zweitens . etwa J km noitdöstlich von der Muhle im Walde. Hier zählte er 1893 noch 23 Hügel, die Hälfte davon war damals noch vollständig unangerührt. Auch diese Hügel sind inzwischen allmählich verschwunden; denn im Jahre 1900 wurden aus eben diesen Hügeln mehr als 500 ebm allein zum Bau der
Gielsdorfer Chaussee fortgeschafft. Erwägt man, 39 diese Grabhügel 6 == 10 m im Durchmesser bei 1m Höhe hatten, daß jeder 30 Fuhren oder 60- 70 cbm Steine lieferte, so folgt hieraus, daß die Alt⸗ vordern vor 2 — 3009 Jahren mit dem aus einem weiten Umkreis hier zusammengebrachten Steinmaterlal eine riesige Arbeit geleistet haben, und es berührt seltsam, daß die Nachwelt jetzt daraus zu prak⸗ tischen Zwecken Nutzen zieht, die meisten Nutznießer wohl ohne eine Ahnung von dem Zusammenhange. An dieser Stelle hätte längst schon der Heimatschutz einsetzen sollen, um eine Erinnerung an die Vorwelt festzuhalten, die mehr und mehr verblaßt. Leider bat der Vortragende aus Mangel an Dit, . und Geldmitteln nicht rechtzeitig umfassende Ausgrabungen vornehmen können, immer⸗ hin jedoch neuerdings einige zusammenhängende Beisetzungen gefunden, wenn auch beschädigt und gänzlich zerdrückt. Nach den Gefäßscherben darin zu urteilen, waren die Gräber germanisch. Häufig ist an diesem Ort pon andern auch nach Schätzen gesucht worden, wobei u. a. ein durchlochtes Steinbeil, zwei bronzene Pfeilspitzen und einige bronzene Bruchstücke gefunden wurden. Noch vor wenig Wochen hat n. in Gesellschaft von zwei Studenten hier während zweier Tage Aus⸗ grabungen und photographische Aufnahmen, erstere mit einem kleinen Erfolge, ausgeführt. Bei dieser Gelegenheit glückte ein anderer Fund in einer benachbarten Kiesgrube hinter dem zur Mühle gehörigen Garten. Dort, am . nach der Chaussee zu, fielen jwei sich grell von dem hellen Sande abhebende dunkle Stellen auf. Die nähere Unter⸗ suchung ergab zwei rundliche Gruben, die nach ihrem Inhalt als uralte ,‚Wohngruben* anzusprechen sind. Denn man fand die Bruch⸗ stücke eines größeren gerauhten Topfes mit runden Knöpfen und eines ebensolchen mit gezacktem Rande, 2 Feuersteingeräte und einen runden Klopfer aus Stein. Nachher ergab sich auch, daß früher schon ganz in der Nähe der Gruben zwei ausgehöhlte Malsteine aus⸗ gehoben worden sind, die zeitlich zu den Funden in den Gruben passen würden. In geringer Entfernung von dem Sand⸗ abhange wurden beim Ackern noch 2 Flachgräber entdeckt, die Urnen bargen, deren eine, ein wohlerhaltenes Gefäß mit Deckel von Busse dem Museum für Völkerkunde übergeben worden ist. Drittens befindet sich 1 Km südlich der Gielsdorfer Mühle auf dem Acker des Besitzers der Wesendahler Mühle ein bronze⸗ zeitliches Urnenfeld, von dem beim Pflügen oftmals Gefäßstücke aus Steinpackungen herausgerissen wurden. Das wären also schon auf diesem engen Bezirk drei nachgewiesene ausgedehnte Begräbnis⸗ stätten. Es erklärt sich hieraus wohl, daß heute noch von den Landbewohnern der Nachbarschaft die ganze Landschaft als mit einem geheimnisvollen . umsponnen angesehen wird und daß mancherlei Sagen darüber von Mund zu Mund gehen. Eine davon, die mit wichtiger Miene von den Kindern von Generation auf Generation weitergetragen wird und die sie sich fürchten macht, nach Dunkel⸗ werden auszugehen, spricht von einem alten Häuptling, der mit einigen Getreuen umherwandle, und es namentlich auf die Kinder abgesehen habe. Vielfach verbreitet in der Gegend ist die Sage von einem alten König, der in einem goldenen Sarge oder einer goldenen Urne begraben sein soll, den Ort der Bestattung aber will niemand kennen. „Da oben im Strausberge Walde“ wird auf Fragen geantwortet, aber hinzugesetzt, den genauen Ort wisse kein Mensch, weil die bei der Bestattung beschäftigt Gewesenen sofort um⸗ gebracht worden seien, auf daß niemand den Ort verrate. Einer etwas abweichenden Darstellung begegnete Busse an einem anderen Ort. Danach sollte der König in einem großen, runden Sumpf⸗ loche in der großen Babe“ begraben liegen. Wer es dort aber wage, nach ihm zu suchen, der sei unrettbar verloren; denn das Sumpfloch sei so tief, daß schon Pferde und Wagen darin versunken seien. Die große „Babe“ i? Das Wort soll aus dem slawischen baba, d. i. das Weib, im verächtlichen Sinne, die Hexe“, stammen und kommt häufig in der Niederlausitz als Flur⸗ name vor, immer mit dem Nebensinn, daß die betreffende Gegend beim abergläubischen Volke als „verhext“ gilt, und tatsächlich liegt eine in der ierten so bezeichnete Stelle ganz in der Nähe der Giels⸗ dorfer Mühle. Ja noch mehr: Auf älteren Karten und auch auf der neuen Sylva⸗Karte des Kreises Niederbarnim und seiner Nachbarschaft ist ein runder, grundloser Morast in der roßen Babe als „Königsgrab“ verzeichnet. Die Stelle liegt etwa 7 km östlich vom Gielsdorfer Mühlenwege.
Man darf es Herrn Busse Dank wissen, daß er gegebenen Falles und nach den in Seddin und Mansfeld gemachten Erfahrungen die vielfach ihm zugetragenen Erzählungen nicht als törichtes Geschwätz einfach in den Wind schlug, sondern sich ernsthaft auf die Suche nach dem . machte. Die auf den Karten als Königsgrab“ bezeichnete Stelle schien ihm aber nicht die richtige, wogegen ihm ein gleichfalls in der großen Babe gelegener Hügel, 100 m westlich vom Gielsdorfer Mühlenwege, der Untersuchung wert dünkte. Der Hügel ist etwa 100 m lang, 40 m breit und 2 m hoch. Abgesehen davon, daß ihm auch dieser Punkt von mehreren alten Leuten als das „‚Königsgrab“ bezeichnet wurde, ergab die Sonde, daß namentlich die Mitte des Hügels Steinpackungen ent⸗ hielt, auch fanden sich bei dieser Untersuchung bronzezeit⸗ liche Tonscherben zwischen den Steinen, die darauf hindeuten, daß der Hügel ein Grab enthalten kann. Ferner ist die Umgebung in Betracht zu ziehen: Die Niederung der a Babe gehört dem Ackerbürger Freise in Strausberg, und 3 km ö ich von der Gielsdorfer Mühle, in die nordsüdlich streichende Seenkette des Kesselsees (nahe der Mühle), des Fänger⸗ und des Bötz-Sees einge schaltet liegt, auf der Landzunge zwischen ener und Bötz⸗See, ein der Stadt Strausberg gehöriger „Burgwall“, der leider seit einigen Jahren stark von allen Seiten angegraben ist, da man bedauerlicherweise gestattet hat, die Stelle als Kiesgrube zu benutzen. Der Wall war ursprünglich etwa 40 i lang, 25 m breit und à m hoch und merk⸗ würdig durch seinen mit Dornsträuchern bewachsenen, 30 m langen und 2—3 m breiten Aufgang. Dieser letztere ist heute leider ver⸗ schwunden. Das Grwachen des Interesses für den Heimatschutz kam für den Burgwall leider um ein Menschenalter zu spät, und wenn heute, etwas post festum, der Magistrat das weitere Abfahren von Sand an dieser Stelle verboten hat, so bleibt nur der , Trost, daß wenigstens versucht werden kann, ob sich für die Archäologie an dem 3 in dem verbliebenen Zustande noch etwas herausschlagen läßt. Busse hat ä diese Unter · suchung nicht verdrießen 3 Er fand noch meist germanisches Topfgerät, Schlacken und Kohle, und gleiche Tonscherben wie im Burgwall auch in der nahe gelegenen Spitzmühle. Ob sie von einer vorgeschichtlichen Siedlung oder won einem Begräbnisplatze herrühren, bleibt gegebenenfalls fraglich.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß sich nur 2 km westlich von diesem gent am Wege nach Buchholz, auf den Zwerg⸗ bergen“, ein viertes bronzezeitliches Urnenfeld befindet. Es zu unter⸗ suchen, war leider nicht möglich, weil es zur Königlichen Domäne Buchholz gehört, deren Pächter nach seiner e eren die Er⸗ laubnis zu Ausgrabungen nicht erteilen darf. (Bezieht sich doch wohl nur auf ürfrechte Doch kommen, wie 8. mitge⸗ teilt wurde, in jedem Jahre bei der Ackerbestellung Urnen zum Vor⸗ schein, nur werden sie, namentlich von der unwissenden Jugend, regel⸗ mäßig zertrümmert. Endlich fand Busse fünftens auch auf dem S e der am Wege von Buchholz nach Wesendahl liegt, vor⸗
geschichtliche Tonscherben.
Aus allem Vorstehenden geht wohl unzweifelhast das Eine hervor, daß das betreffende Gebiet des Oberbarnimer Kreises in vorgeschichtlicher Zeit dicht besiedelt war oder vielleicht als große gemeinsame Begräbnisstätte eines dicht besiedelten Gebietes in nächster Nähe diente. In beiden Fällen ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines Häuptlings oder Königsgrabes, wovon der Volksmund erzählt, nicht von der Hand zu weisen, um so weniger als auch die Lage des Burg⸗
walles im Verhältnis zu der ausgedehnten Begräbnigsst
etwa als elne Art von Grenzscheide oder Eingangepforte. ee n n , n n ,,,
Königsgrabe in der großen Babe, von den ü1ben an der . er Mühle und von dem Burgwall an der ö
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