1912 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 May 1912 18:00:01 GMT) scan diff

2) Für die Ermittelung der Fluggeschwindigkeit aus dem wehre (erforderlich minde nens 5 Schuß) für Büchsen und Flinten pro 75 3. i. wegen Inanspruchnahme der Anstalt sind an die Beschußanstalt in Suhl zu richten, von der auch die Gebühren erhoben werden. Berlin, den 17. April 1912. Der Minister für Handel und Gewerbe. Im Auftrage: deu mann.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Versetzt sind: die Qberregierungsräte Dr. 2 bisher in Elberfeld, als Oberregierungsrat, zur Eisen ahn⸗ direktion nach Cassel und Sabarth, bisher in Hannover, als Oberregierunggrat zur Eisenbahndirektion nach Elberfeld, der Regierungsrat Eduard Grunow, bisher in Magdeburg, als Mitglied der Eisenbahndirektion ch Hannover, die Re⸗ gierungsbaumeister des , es Prang, bisher in Dranienburg, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnbetriebs amts nach Neustettin, Wist, bisher in Herzberg, zum Eisen⸗ bahnbetriebsamt 1 nach Posen, Arnold Brandt, bisher in Cöln, als Vorstand der Eisenbahnbauabteilung nach Oranien⸗ burg, Strauch, bisher in Bremen, nach Lyck als Vorstand der daselbft neu errichteten Eisenbahnbauabteilung, . bisher in Cöln, nach Flensburg für die demnächst daselbst zu errichtende Eisenbahnbauabteilung, der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Fleck, bisher in Cassel, als Vorstand (auftrw. des Eisenbahnmaschinenants nach Hagen (Westf.).

Der Regierungsbaumeister Knoetzelein ist von Brieg nach Ruß versetzt worden.

Dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Katz in Breslau sind die Geschäfte des Vorstandes der daselbst neu errichteten Eisenbahnbauabteilung 6 übertragen.

Der Regierungsrat Albrecht, Mitglied der Eisenbahn⸗ direktion in Mainz, ist in den Ruhestand getreten.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Dem Dr. phil. Johannes Paetsch in Berlin ist die Stelle eines wissenschaftlichen Beamten bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin übertragen worden.

Finanzministe rium.

Zu Rentmeistern bei Königlichen Kreiskassen sind ernannt: In Liebenwerda der Steuersekretär Keller aus Halle a. S., in Schmiegel der Steuersekretär Orpky aus 9 in Wiedenbrück der Steuersekretär Beyer aus Halle a. S.

Aichtamlliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. Mai.

Am 3. Mai d. J. ist der Gouverneur a. D. und Ritt⸗ meister der Reserve des Königsulanenregiments elf von Bennigsen, Direktor der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika, an den Folgen eines plötzlich aufgetretenen schweren Halsleidens verstorben. .

Rudolf von Bennigsen, geboren am 12. Mai 1839 auf dem Stammgute seiner Familie als Sohn des Oberprãsidenten von Bennigsen, wurde, nachdem er die große Staatsprüfung 1887 bestanden hatte, 1889 zum Landrat in Peine ernannt. Im Jahre 1893 erfolgte seine Uebernahme in den Kolonial⸗ dienst. Zunächst wurde er kommissarisch mit der obersten Leitung der Finanzverwaltung in Deutsch Ostafrika betraut und im Juni 1895 daselbst endgültig als Chef der Finanzverwaltung, unter Beilegung des Titels eines Finanz- direllors, angestellt. Vom Mai 1896 bis zum Eintreffen des Gouverneurs Liebert im Januar 1897 leitete von Bennigsen die Geschäfte des Gouvernements. Dann kehrte er in die Heimat zurück, wo er bei der Kolonialzentralverwaltung tätig war. Im Jahre 1899 ging er als erster Kaiserlicher Gouverneur nach Deutsch Neuguinea. Er blieb in dieser Stellung bis zum Frühjahr 1905. Ein chronisches Malarialeiden nötigte ihn zu dieser Zeit, nach Europa r n, und seine Pensionierung nachzusuchen. Aber au nach dem Ausscheiden aus dem Reichsdienst war er als eifriger Förderer der kolonialen Sache tätig und hat der Verwaltung seine reichen Erfahrungen stets zur Verfügung gestellt. Im Juli 1906 wurde er als Mitglied in den Ausschuß der großen . Kolonialgesellschaft gewählt, im . ruar 190) zum Direltor der Deutschen Kolonialgesellschaft fur Südwestafrika berufen. Der Tod des Dahingeschiedenen, dessen Tätig⸗ keit in den deutschen Schutzgebieten Deutsch Ostafrika und Deutsch Neuguinea wie in der Heimat reiche Anerkennung gefunden hat, bedeutet auch für die Koloniglverwaltung einen schmerzlich empfundenen Verlust. In der Heimat und in den Kolonien betrauern ihn zahlreiche Freunde, die er sich in allen Kreisen erworben hatte. Das Andenken an ihn als eifrigen und erfolgreichen Förderer der kolonialen Sache wird von der Kolonialverwaltung stets in hohen Ehren gehalten werden.

Die vereinigten ien, des Bundesrats für gen. und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Aus⸗ schüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen fowie der AÜusschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind vorgestern S. M. S. „Panther“ in Porto Grande auf St. Vincent (Cap Ver⸗

dische Inseln) und S. M. Flußkbt. „Ts in gtau“ in Canton

eingetroffen.

Sachsen.

Seine Majestät der König empfing gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in der Villa zu Wachwitz den Stgats⸗ sekretär des Auswärtigen Amts von Kiderlen⸗Waechter

in Audienz. Im Anschluß hieran fand eine Königliche Tafel

tetär auch der Stggtsminister teußische Geschäftsträger waren.

statt, zu der außer dem Stat tese⸗ r Graf Vitzthum von Eckstaedt und der Preuß Legationssekretär Freiherr von Welczek

stalten sollen.

Oesterreich ungarn. In der Oesterreichischen Delegation wurde gestern

die Beratung des Bud ms fortgesetzt. erklärte der Delegierte age sei mit der Einverleibung nicht ch Angliederung der ein Slawonien und Der Redner kritisierie in sehr Vorgehen Ungarns gegen der Minister des Aeußern in dieser für die wichtigen Frage Ministerpräsident aufge⸗ Hoffnung aus, daß

getprovisoripu dem Bericht des W. T. B. Suster sie, die bosnische Fr Frage sei nur verleibten Länder an t Dalmatien oder an Serbien. abfälliger We bedauerte,

igreich Kroatien,

und die Dynastie nicht den der österrei bracht habe, und sprach zum Schlu f Augenhlick nicht werde versäumt werden, die südslawische Frage im Desterreichs, nicht gegen Oesterreich zu lösen. D ärnreither führse aus, daß der Friede heute weniger durch die Kabinette, die Herrscher oder die Dynastien, als viel⸗ Volksstimmungen sei. Sicherheit liege. nossenschasten und in elner alen n when Stellung. Der eierlichkeit, Bundesverhaͤltnis zu Deutschland in dem Exposs betont worden sei, und bekannte sich als steter Anbänger der Verständigung mit Ruß⸗ adden ee l een der friedlichen, wirtschaftlich 9 ob das Interesse Oesterr an der friedlichen, wirtschaftlichen un der Balkanstaaten hervor, wo Oesterreich

der bosnischen Politik und Einverleibung Stimmung

. nationalen süchteleien

ege entgegenkommen müsse.

kulturellen Entwicklung ausschließlich wirtschaftliche

sich eingehend bedauerte, ausgenũtzt, Desterreich Verfassung gegeben hab Der Redner wandte sich trat für die Abände⸗ gesetzes ein und betonte, daß der Ausbau nschlusses an die bosnische Ostbahn die Möglichkeit bieten würde, die Donau⸗Adriaverbindung auf eigenen Boden zu schaffen. Der Finanzminister Ritter von Bilinski er⸗ vollkommen bewußt, Verwaltung,

Bevölkerung und dem Lande eine schablonenha nur staatsrechtliche Bestrebungen weckte. f zu der Agrar⸗ und EGisenbahnfrage, rung des Kmetenablö des kurzen serbische

er nicht nur

einverleibten Ländern verantwortlich

ür die Freund⸗ ker Oesterreichs

daß die Ruthenen nicht für das Budget⸗ auf die inner⸗ Er stellte den Vorschlag zur Erwägung, riedens zwischen der T ripolis verzichten sollte und

Deleglerte Romanezuk provisorium stimmmen

politischen Verhältnisse.

daß zur baldigen Wie derberstellung des und Italien erftere auf Cyrcnaika und Italien dafür eine feiner afrikanischen Kolonien, Erythräa oder Somaliland hergeben solle. Darau Grabmayr der

mit Rücksicht

f gab der Berichterstatter Hoffnung Ausdruck, daß der neue

Minister des Aeußern die Friedenepolirik seines Vorgängers erfolgreich fortsetzen werde.

Das sechsmonatige Budgetprovisorium wurde hierauf an⸗ eststellung der Uebereinstimmung des Beschlusses mit dem Beschluß der ungarischen Delegation die Sitzung geschlossen.

genommen und nach F

Rußland.

Der Reichsrat hat gestern, wie „W. T. B. meldet, in nicht öffentlicher Sitzung die Vorlage über das Rekruten⸗ kontingent für 1912 angenommen.

In der gestrigen Abendsitzung der Reich sduma ge— langte die Gesetzes vorlage, betreffend Aufstellung neuer Pensionsstatuten ll Geistliche un , die an Schlachten teilgenommen haben, zur Ver⸗ handlung. nach 25 jähriger Dien des Gehalts vor, die t 35 jährige Dienstzeit erhöht die Pensien auf S0 Prozent des Bei Verabschiedung alls mindestens

Militãrãrzte,

eit eine Pension von 50 ienstalter steigt.

alber wird erde nm , . iche Besserung erfährt die Pensionsversorgung . Militärflieger erhalten besondere ensionsgesetz er⸗

ension gewährt, nd. Eine wesent militärischer

Pensionsvergü wachsen der Krone j

ien n, Durch das neue

14 Millionen Mehrausgaben.

gꝛiederlaude.

Die Regierung hat laut Mel entwürfe eingebracht, durch die die am

dung des W,. T. B.“ Geseßz 23. September 1910

abgeschlossenen Abkommen gutgeheißen werden, di ; Regeln über das Anrennen von Schiffen und für lie leistung und das Rettungswesen zur See einheitlich

Schweiz. Der nächste Weltfrieden skongreß soll laut des „W. T. B.“ im September in Genf stattfinden. Meldung

Amerika.

Der mexikanische Kongreß hat nach einer Mel

des .

unmittelbar mit den Aufständischen unterhandeln soll. Afrika.

Vom W. T. Z.“ verbreitete Meldungen besagen, daß de Sultan Mulay Hafid, der infolge der jüngsten Ereignss sehr niedergedrückt ist, abdanken wolle, falls man seine n von Fes nach Rabat verhindern würde. Er beruft sich darn daß der frühere französische Minister des Auswärtigen de Selme ihn im Oktober vorigen . im voraus ermächtigt habe sobald er wolle, abzudanken und sich in eine von ihm s wählende marokkanische Stadt zurückzuziehen.

Wie ferner berichtet wird, soll die e nnn, erifis⸗ n

Armee entlassen und sodann auf anderer lage nen gebil det werden. Insbesondere sollen die scherifischen Truppen nicht auf einem einzigen Punkt vereinigt bleiben, m sie dem Einfluß franzosenfeindlicher Agitatoren leicht zugãnglic seien, sondern auf verschiedene Gebiete verteilt und von fran, zösischen Truppenabteilungen umgeben werden.

Nach einer in Udschda eingetroffenen Meldung haben di Ghiata und die Beni Uarain den heiligen Krieg er— klärt. An der Kasbah von M'ssum und bei Buhacubt sammeln sich zwei Heerhaufen, um die Vereinigung der fran— zösischen Streitkräfte und ihren Vormarsch auf Tazza zu wer

indern. Einem Funkentelegramm aus Mogador zufolge macht ich unter den dortigen scherifischen Truppen und unter den Stämmen der Umgebung eine starke Erregung he merkbar. . .

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, griff der Genernl Reisoli, Kommandant der Truppen vor Homs, am 2. d. M. Morgens gegen 5 Uhr, das stark vom Feind besetzte Lebda an, das sich nach heftigem Kampf bald nach 6 Uhr in den Händen der Italiener befand. Der Feind floh, nachdem ihn beträchtliche Verluste beigebracht worden waren, die auf mindestenß dreihundert Tote geschätzt werden. Um diese Zeit ging de Major di Giorgio aus Margheb vor und griff den Feind, der offenbar im Begriff war, Lebda zu verstärken, an. Es gelang, ihn in ein Gefecht zu verwickeln und festzuhalten. Aif italienischer Seite sind 1 Offizier und 7 Soldaten gefallen, 3 Offiziere und 54 Soldaten sind verwundet. Die Stellungen um Lebda wurden . in Verteidigungszustand geseßz In der Nacht griff der Feind mit starken Streitkräften die von den Italienern besetzten Stellungen an. Der Angrif wurde mit Jufanterie⸗ und Artilleriefeuer zurückgewiesen. Zahl reiche Leichen wurden in der Nähe der Stellungen aufgefunden, welche das 89. Infanterieregiment besetzt hat. Die Italiener hatten zwei Tote und fünf Verwundete.

Aus Buchamez wird der „Agenzia Stefani“ gemeldet daß der General Garioni, um den Italienern die Be— herrschung der Karawanenstraßen von Tunis her zu sich ern, gestern früh ein Vorgehen nach Süden befahl wo sich Araber und Türken zu Fuß und zu Pferde befinden sollten. Ein Bataillon Infanterie, ein Bataillon Askaris mit Maschinengewehren und eine Abteilung Pioniere und Genietruppen nahmen an der Expedition teil. Nach kurzem Marsche trafen diese Truppen auf etwa 2000 Araber und Türken, die sch verschanzt hatten. Sofort eröffneten die Italiener ein Feuer gegen die Stellungen des Feindes, machten dam einen Bajonettangriff und bemächligten sich der Wu schanzung. Der Feind ergriff nach schweren Verlusth die Flucht. Der Kampfplatz war voll von Toten. Nach einen längeren Erkundungszuge auf der Karawanenstraße kehrten o Italiener ins Lager zurück. Auf Seiten der Italiener waren fünf Askaris gefallen und 40 verwundet worden.

Nr. 37 des -Zentralblatts der Bauverwaltung. heran, gegehen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 4. Mai Ihk, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nichtamtliche Das neue Empfangsgebäude auf dem Hauptbahnhof in Leipzig. ö, an Radreifenstoff nach dem Kohn-Brinelsscht Kugeldruckverfahren. Ueber die Größe des Menschengedränges an Brücken. Vermischtes: Wettbewerbe für Entwürfe zum Synagogen, neubau in Offenbach a. M. und zu einem Verbindungshaus de Burschenschaft Germania in Jena. Markusturm in Venedig.

m.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reicht tags und des Haufes der Abgeordneten befinden sich h der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten begann in d heutigen (64. Sitzung, welcher der Justizminister N Beseler, der Minister für Handel und Gewerbe d Sydow, der Minister der geistlichen und Unterricht, angelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz; ng Minister des Innern Dr. von Dallwitz und der Finn minister Dr. Len 6 beiwohnten, die dritte Beratung di Entwurfs des Staatshaushaltsetats für das Rec , ,. 1912 und der Entwürfe des Etatsgesetzes un des Anleihegesetzes.

Zu dem Spezialetat für das Abgeordnetenhaus habt Mitglieder sämtlicher bürgerlicher Parteien unter dem Namb des Abg. Strosser (kons) den Antrag eingebracht,

die Regierung zu ersuchen, geeignete Schritte zu tun, um du

an die Westseite des Grundstücks des Abge ordnet. haufes Prinz Albrecht⸗Straße 5 grenzende unbeban

Grundstück der e r etwalsfunz für die Zwecke d

Hauses zu erwerben.

Unter dem Namen des Abg., von Ditfurth (kon) hatt in Mitglieder aller bürgerlichen Parteien den Ant gestellt, .

die Regierung zu ersuchen, dem Hause der Abgeordneten baln

einen Gesetzentwurf . e. den 1) 6. Gesetz, bete die Relsekosten und Diäten der Mitglieder des Hauscs Abgeordneten, vom 24. Juli 18765 aufgehoben wird, die währung der Reisekosten und Diäten neu geregelt wird. und ö. nach dem Grundsatz von Fretfahrkarten und An wese heits geldern.

bl

eins Frie denskom mission eingefeßt,

Jahre geltender Tartfb ertrag vere

In der Generaldiskussion bemerkt

Äbg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons. : Ich habe heute uber die überaus wichtige Angelegenheit der Ueberlastung der Hemeinden, namentsich der ländlichen Gemeinden mit Kommunallasten einige prinzipielle Bemerkungen zu machen, . aber vorher noch auf ine Acußerung des Abg. Bell in der gestrigen Reichstagssitzung zurück⸗ kommen, in der er meinte, daß ich hier die kurzen Anfragen an die Regierung im Parlament empfohlen hätte. Ich habe es als ö r r cc angenommen, daß die kleinen Anfragen niemals in ein schwebendes Gert tsverfahren eingreifen können. Das ist eine un⸗ erläßliche Voraussetzung für die Zulassung solcher Anfragen, und ein Widerspruch zwischen meinen Freunden und mir besteht nicht. Dabei bemerke ich zugleich, daß gestern die Mehrheit des Reichstags gegen⸗ zber der Minderhelt ein sehr hohes Maß von Unduldsamkelt an den Tag gelegt hat. Wenn wir hier so verfahren würden, so würde dies in der demokratsschen Presse zweifellos als Vergewaltigung und Terrorisierung der Minderheit bezeichnet werden. Dieses Verfahren ist auf das ent⸗ schiedenste jzurückzuweisen. Die Ueberlastung der Gemeinden zeigt sich ö in der hohen Ueberbürdung mit Schullasten, die einen viel zu hohen Prozentsatz der Einkommensteuer der Ge— meinden in Anspruch nehmen. Es besteht die Gefahr, daß die Gemein den dadurch in ihrer wittschaftlichen Entwicklung immer nehr zurückgehen. Da aus manchen Gemeinden gerade reichere deute in die großen Städte ziehen, so sinkt die Steuerkraft und Leistungsfähigkeit dieser Gemeinden immer mehr. Auch die Beamten haben im Osten unter der hohen Besteuerung zu leiden. Wünschenswert wäre, daß den größeren Landgemeinden die freie Bewegung nicht so sehr eingeschränkt würde. Die Selbstverwaltung ist ein wesentliches Moment für die Stärkung der Kraft und die Gesundheit des Volkes. Naturgemäß wird es die erste Aufgabe sein, cinen Ausgleich zu finden zur Entlastung und Erleichterun der leistungsunfähigen Gemeinden. Von verschiedenen Seiten sin Versuche in dieser Richtung unternommen worden. Der beste Ausgleich wäre nach meiner Auffassung darin zu finden, daß die Krelse subsidiär für die nichtleistungsfählgen Gemeinden un der Staat für die nichtleistungsfählgen Provinzen einträte. Dieser

Gedanke hat neuerdings immer mehr Freunde gefunden. Die Staats⸗

regierung sollte die feste Absicht bekunden, in der Zwischenzeit bis zur Herbsttagung diese Frage auf das eingehendste zu studieren und wo— möglich dann geeignete Vorschläge zu machen. Vielleicht wäre es auch möglich, durch eine bessere und schärfere Veranlagung der Einkommen steuer Mittel zum Ausgleich der kommunalen Lasten zu finden. Die , dieser wichtigen Aufgabe darf nicht länger hinaus geschoben werden.

Abg. Hoffmann (Soz.): Unsere ganze zweite Beratung stand eigentlich unter dem Zeichen der Sozialistenvernichtung. Es sah so aus, als wenn die 4 Milliarden des Etats jur Vernichtung der Sozialdemokratie bestimmt seien. Nun, wir fühlen uns sehr wohl dabei, wir sind nicht vernichtet worden im Reichstage, als die Bachemsche Blechschmiede errichtet wurde, und auch nicht in den letzten Tagen, als der Blech⸗ kammer geschwungen wurde. (Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Herr Abg. Hoffmann, Sie dürfen diesen Ausdruck nicht gebrauchen.) Das Zentrum hat bei den diesmaligen Etatsberatungen versucht, die christlichen Gewerkschaften von ihrer Judastat bei dem letzten Streik reinzuwaschen. Daß es sich wirklich um eine Judastat gehandelt hat, bestätigen die gegnerischen Blätter selbst, z. B. die Tägliche Rundschau“. Diese fragt, welche Gegen⸗ rechnung das Zentrum im Reichstage aufstellen werde. In ähnlichem Sinne hat sich die Dortmunder Zeitung geäußert. Im Ruhrgebiet ist eine Schnellfeuerjustiz angewandt worden, von der die Zentrums⸗ vresse entzückt ist. Das muß doch allen die Augen öffnen. Eine Denunziantenseuche ekelhafter Art hat sich in den christlichen Kreisen breit gemacht, sodaß man nicht mehr von christlich“ sprechen kann. Dem Scharfmacherverband muß ja darüber das Herz im Leibe lachen. Wegen der Err fen Vergehen wurden die schärfsten Strafen verhängt. Die 2. eines Bergarbeiters hatte durch ein offenes Fenster Streikbrecher!“ gerufen; dafür eihielt sie zwei Monate Gefängnis. Ein junger wennn soll gerufen haben: „Jetzt drauf mit Steinen!“ Er behauptet aber, nur gesagt zu haben: 5 nicht mit Steinen!! Daß der Schutzmann sich verhört hat, ist sehr leicht möglich. So hat ein Angeklagter seinen Bruder Hugo gerufen; der Schutzmann behauptete, jener habe „Haut ihn!“ gerufen. Durch Zeugen ist nachher einwandfrei festgestellt worden, daß er tatsächlich Hugo“ gerufen hat. Für einen Pfuiruf gab es? Monate Gefängnis. Ein Bergmann hatte mit einem Stein nach einer Bogenlampe geworfen, hat aber weder die Lampe noch einen Menschen getroffen; er erhielt 4 Mongte Gefängnis. Ein Offizier, der in einem Hotel nachts die Fensterscheiben eingeschlagen batte, wurde mit einer geringen Geldstrafe belegt; in dem Urteil bieß es, „daß das Einwerfen von Fensterscheiben von dem Gerichtshof ür ein zweckwidriges Mittel zum Wecken des Hotelknechts erklärt wird?. Durch solche Urteile werden die Leute in die Arme des Anarchismus getrieben. Wenn wir nicht so viel Anarchisten baben, so ist dies der, Sozialdemokratie zu danken. Wir Sozialdemokraten weisen die Leute auf den Weg des Gesetzes. Das Zentrum hat in der Stellung des Kriegsministers zum Duell eine Verletzung der religlösen Gefühle gesehen. Wir würden auch gern zur pflegt der Religiositaͤt in den Kasernen beitragen und dazu Mittel bewilligen, allerdings unter der Bedingung, daß den Soldaten täglich das fünfte Gebot gepredigt wird: „Du sollst nicht töten! Die „Germania! bemerkte anläßlich der Rede des Kriegsministers, daß für unsere christlichen Offiziere mehr als Menschengebot der Befehl des Herrn gelte; dabei set es gänzlich gleichgültig, ob das Menschengebot vom Kriegèminister eder noch von etwas Höherem herrühre. Gott befiehlt: 1 sollst nicht töten?“. Wenn Sie (zum Zentrum) dieses Gebot auch halten wollen, wie können Sie da die ganzen Ausgaben für Heer und Flotte bewilligen! Der Krieg bleibt ein Hohn auf Gott, auf das Christentum und auf die Menschlichkeit.

Präsident Dr. Freiherr von Erffar Herr Hoffmann, ich habe Sie für diese Aeußerung bei der zweiten Lesung zur Ordnung gerufen, weil der Präsident zur Ordnung zu rufen nicht nur berechtigt ist, wenn Beleidigungen gegen Mitglieder des Hauses und Regierungs⸗ dertreter ausgesprochen werden, sondern auch dann, wenn die religiösen und patrigtischen Gefühle von Mitgliedern des Hauses verletzt werden. Ich sehe in dieser r ung und deshalb rufe ich Sie auch dies⸗ mal zur Ordnung eine Schmähung unseres großen Heldenkaisers, der uns in drei großen , geführt hat, eint Schmähung unseres obersten Kriegsherrn, der über Krieg und Frieden zu befinden hat, auch eine Schmähung der patriotischen Gesinnung unseres Volkes, das in einem Kriege feine nationale Freiheit errungen hat.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zwwischen dem Westdeutschen Arbeitgeberverband für az Baugewerbe sowie dem Rheinisch ⸗Westfäslischen Tischlerinnungs verband einerseits und den drei Organ isationen r Holzarbeiter ist, der Rh.⸗Westf. Ztg. zufolge, für eine Reihe von Orten des rheinisch⸗westfälischen Industriegebiets, wie Bochum, Dortmund, Cssen, Gelfenkirchen egen u. a. ein neuer auf inkart worden. Der neue

Tarif siehl eine Verkürzung der wöchentfichen AÄrbeltszelt um 1 bis 3 Stunden sowie Lohnerhöhungen von 3 bis 6 3 für die Stunde vor. Metallgrbeiterversammlungen in Frankfurt a. M. und Affenbach haben, wie FH. T. B. meldet, dem Vorschlage des

Metallarbelterverbandes, daß die resllichen 40 / 9 der nicht ausgesperrten

Arbeiter aus den Fabrlken üg genen werden sollen, zugestimmt. In den nächsten Tagen stellt daher dle ge samte Arbeiterschaft

der Metallindustrie die Arbeit ein. Im Bezirk Frankfurt⸗

Offenbach Hanau kommen etwa 12 000 bis 14000 Arbeiter in Frage

vgl. Nr. 107 d. Bl.). 24 5 ,, Schneider und Schneiderinnen im

Westend von London (vgl. Nr. 106 d. Bl.) breitet sich, wie

W. T. B. meldet, immer mehr aus. Man nimmt an, daß jetzt . der Maschinisten und Zeugpresser, die gestern die Arbeit niedergelegt haben, sich 15 000 Personen im Auetzstand befinden. Das Sohoviertel war heute früh so gut wie unpassierbar. Gruppen von Ausständigen stellten sich außerhalb der Hauptarbeitsstätten und an den Straßenecken auf. Die Streikenden verlangen Lohnerhöhung und bessere Arbeitsbedingungen.

Wegen der Vorgänge in den Lenagoldfeldern sind, wie W. T. B. erfährt, auch die Arbeiter der Maschinen fabrik Kolomna in Moskau und die der Fabrik Hartmann in Lugansk in den Ausstand getreten, 34 Nr. 107 d. Bl) Dagegen ist in den Sormowower ken in Nischni⸗Nowgorod, dem größten Eisen⸗ und Stahlwerk Rußlands, die Arbeit wieder auf⸗ genommen worden.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die Anthropologische Gesellschaft hat in letzter Zeit eine sehr lebhafte Taͤtigkelt entwickelt. In der vorgeschichtlichen Fachsitzung sprach Dr. Hubert Schmidt über „Funde aus Bulgarien“. Aus seinen durch zahlreiche ausgezeichnete Lichtbilder beglesteten Mitteilungen ging hervor, daß im ganzen westlichen Teil der Ballanhalbinsel, Serbien und Bosnien r lefg, in jung⸗ neolithischer Zeit die Kunst einer Buntkeramik blühte, Mattmalerei, mit silberwelßem Glanz, hellweißlich aber auch schwäͤrjlich —, die in enger Beziehung zur gleichzeitigen ägätschen Kultur stand, wie im Vergleich mit Funden auf den Cykladen, von Kreta (Knossos) und Mykene überzeugend nachgewiesen wurde. Ganz ähnlich verhalten sich die in ziemlicher Anzahl, z. B. in den Gräbern von Zafer Papoura, gefundenen Waffen, Schwerter und Dolche, sämtlich der Bronzezeit (Mitte des dritten bis Mitte des zwelten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung) angehörig. Sie überraschen durch die Schönheit ihrer Ausführung und stehen kaum den edelsten Arbeiten aus mykenischen Gräbern nach, wenn diese auch zuweilen mit kost⸗ bareren Stoffen (Alabaster, Gold) geziert sind. Die Mehr⸗ zahl dieser Waffen gehört wohl der dritten Phase der spätmykenischen Kultur na der erstörung der oßen kretischen Paläste an, was auch von manchen der in ihrer Mehrzahl älteren Vasen und , verschledener Art gilt, die überleiten zu den in großer Zahl in Olympia gefundenen keramischen Erzeugnissen (Gefäße aller Art, Dreifuße ꝛc. ). Zum Vergleich wurden vom Vor⸗ tragenden auch Bronzewaffen aus Italien, Ungain und ivon der unteren Donau vorgezeigt. Sie en eine merkwürdige Bestätigung zu dem Unterschiede, der gelegentlich bei Homer zwischen den n f Waffen, denen die kretischen stets als gleichwertig beigezählt sind, und den als minderwertig geschätzten tier en Waffen gemacht wird. Dr. Hubert Schmidt ist der Ansicht, daß den bulgarischen k auf dem Boden ihres schon im zweiten Jahrtausend einer

eachtenswerten Kultur erschlossenen Landes und des wenig oder gar nicht erschlossenen Macedoniens noch bedeutende Erfolge bevorstehen, sobald sie sich systematischer Forschung zuwenden, an der es trotz der Unterstützung der Regierung bisher gebricht. Einen interessanten zusammenfgssenden Bericht über die Ausgrabungen auf der Römerschanze bei Potsdam im Jahre 1911 lieferte Direktor, Professor Dr. Schuchhardt an der Hand von länen, die eine deutliche Vorstellung erweckten von dem ustande des ursprünglichen germanischen Baues und der späteren slawischen Aenderungen und Zutaten. Zahlreiche, sehr anschauliche Lichtbilder begleiteten den Vortrag: solche, die aus nächster Nähe die einzelnen Teile (Wallgraben, Tore, Erdwohnungen) erläuterten in Abwechslung mit solchen, die eine Vorstellung geben von den land- schaftlichen Ausblicken, die von der Höhe des Walles aug sich nach der Havel und darüber hinaus eröffnen. Auch über die keramischen Reste wurde ausführlich berichtet und zum Schluß noch vergleichend eine kleine Anzahl ähnlicher, in ferne Vergangenheit zurückgehender Anlagen innerhalb Deutschlands im Bilde vorgeführt, u. a. die Pipinsburg am Udder Meer in Oldenburg und der bewehrt gewesene Hügel in der Gemarkung Opperschonen bei Lehe (Reg.-Bez. Stade). Von der Römerschanze bel Potsdam wurde schließlich berichtet, daß sie als Burg noch zur sslawischen Zeit erloschen und nachher niemals der Verfuch gemacht worden ist, sie ihrer früheren Bestimmung zurück- zugeben. Von Dr,. Kiekebu sch wurden Mitteilungen über neue Aus⸗ grabungen des Märkischen Museums gemacht. Die erste betraf ein Bauernhaus aus dem 12. bis 13. Jahrhundert bei Nieder Görsdorf . Jüterbog Luckenwalde), dessen Fundamente und dann das Zu⸗ ehör eines ö nebst Krippen durch einen Zufall entdeckt wurden. Hierbei versagte das bisher bewährte Hilfsmittel der sich von der Umgebung durch die Farbe unterscheidenden Pfostenlöcher völlig; denn die Häuser waren . auf in die Fundamente eingestampftem Lehm errichtet. Die Seitenwände und zwei Zwischenwände waren ebenfalls aus Estrich, der sich nach dem Einsturz auf dem Boden aus⸗ gebreitet fand. Ein steinerner Herd von der Abmessung 1,30: 0, 65 m war auch vorhanden. Die übrige Ausbeute an Fundstücken war sehr gering: Knochen, einige mit Wellenlinien verzierte Tonscherben, Spinn⸗ wirtel aus bläulichem Ton, ein wendischer Holzkamm und ein uralter, eiserner Hausschlüssel. Diefer letztere gestattet die einleitend angegebene , Die zwelte Grabung bei Paulinenaue förderte den rundriß eines germanischen Hauses aus der späten Kaiserzeit (3. bis 4. Jahrhundert) zutage. Hier erlaubten wieder die Pfosten⸗ löcher die genaue Bestimmung. Am Herde fanden sich viele, die Zeit⸗ schaͤtzung wie oben erlaubende Scherben. Zu dem schon besprochenen Funde eines Reitergrahes am Windmühlenberge bei Neukölln gab Dr. Kiekebusch noch die Erklärung, daß der auf späte Völker⸗ wanderungszeit zu bestimmende Fund Reiter und Schlachtroß im selben Grabe beerdigt zwar selten, aber doch nicht einzig in seiner Art sei. Reitergräber dieser Art sind schon einige Male in ihn n gefunden worden. Sie sind in IJsland ziemlich häufig. Ueber Ergebnisse der Rethra⸗Forschung“ sprach der Hilmmge ner Gustav Oesten, der seit lange die noch ungelsste rage, wo das Heiligtum der Wenden zu suchen ist, zum Gegenstand einer Sonderforschung macht. Der Redner begann damit, die einzige uverlässige Nachricht, die wir über Rethra besitzen, aus der Chronik hietmars von Merseburg (verfaßt um 1915) zu verlesen. Danach war Rethra eine Burg von dreieckiger Gestalt mit dre Toren, von denen zwei ins , führten, das dritte auf einen langen Gang, der zu dem hölzernen Tempel des Wendengottes Radegast leitete, welcher mitten im See errichtet war. Sein Dach ruhte auf Hörnern, er enthielt Götzenbilder und war mit ebensolchen, aus Holz geschnitzten 66 verziert. Das ist alles, was wir wissen. r der Chronift Vertrauen verdient, werden wesentliche Züge

wohl zutreffen. Für die Oertlichkeit kann nur der Tollense⸗See in a kommen, der sich vor Neubrandenburg (Großherzogtum ecklenburg⸗Strelitz ) in südsüdwestlicher Richtung gegen Neustrelitz erstreckt und an dessen Südende, unterbrochen durch eine schmale, von einem Bach durchflossene Landzunge, sich der sehr viel kleinere Liepssee anschließt. Ganz in der Nähe des Südendes des Tollense⸗Sees, näher seinem West⸗ als seinem Ostufer liegt die Fischerinsel. Diese Insel vermutet Oesten als den Ort, auf dem Rethra stand, und bringt dafür eine Reihe sehr einleuchtender Beweise. Die 4 ha 16 Morgen große Insel war zweifellos mit dem nahen Ufer durch eine Brücke verbunden und diese Brücke setzte n. auf der Insel in einem durch Pfähle r, fade fort, den esten auf im ganzen 420 m Länge bestimmen konnte. Er siebt hierin den von Thletmar beschriebenen Pfad zum Tempel. erk-⸗ würdig ist nur, daß so gar nichts von wendischen Erinnerungen, über⸗ aupt von belangreichen Fundstücken, auch nichts von namhaften undamenten gefunden wird, oder früher eng zu sein scheint, mit Ausnahme vieler in den Boden der Insel eingerammter Pfähle. Im Jahre 1835 tauchte ein Idol auf, an dessen Echtheit lange geglaubt wurde, bis man es als eine in einer Werkstätte Neubrandenburgs hergeflellte Faischung erkannte. Jedenfalls hat die Fischerinfel, dle

auch in ihrer Gestalt mit der Ueberlieferung stümmt, daß das Gebiet um Rethra eine ciförmige Gestalt gehabt habe, die größte Anwart⸗ schaft darauf, der Boden von Rethrg rn Von anderen benachbarten Orten, wie Nonnenhof und Billwich, wo man bestenfalls nicht wendische Scherben aus dem 13. und 14. Jahrhundert kann keiner in Betracht gezogen werden. Der Redner machte auch noch darauf aufmerksam, daß , , , ,. der Gegend im be⸗ sonderen durch Verlandungen stattgefunden haben, da der Tollense⸗ See auf 5 km Länge 45 m Gefälle hat und sein Wasser dem schmalen Nonnenbach gegen den Liepssee abgibt. Wenn dem Zeugnis von Otto von Bamberg Glauben zu schenken ist, der um 1626 schrieb, hat sich seitdem auch der Spiegel des Tollense⸗ Sees um 16 m vesenkt. it sind große Flächen am Ufer bloßgelegt worden, und vielleicht taucht auch einmal der sagenhafte mpel des Radegast in seinen

undamenten aus dem Wasser auf. Hat man sene zahlreichen

fahlwerke im Boden. der Fischerinsel als die Fun⸗ damente großer, einst hier stehender Bauten anzuseben, was bei deren Errichtung aus Holz ja immerhin möglich ist, dann dürfte der Ort von Rethra mit einiger e,. jetzt bestimmt sein. - Nachdem sprach Herr Robert Mielke über Bie ethno— graphische Stellung der ostdeutschen Haustypen“, Cr⸗ gebnisse einer von Dr. James Simon veranlaßten Untersuchung. Der Redner hat mit großer Ausdauer den deutschen Norden und Osten durchwandert und mit Blienenfleiß gesammelt, verglichen und gesichtet, um dem Zweck seineßs Studiums gerecht zu werden; allein es ist, äußerst schwierig ihm ohne die er⸗ säuternden, in großer Fülle dargebotenen Lichtbilder auf seinem Pfade zu folgen: Auf der Halbinsel Hela sah er das in der Ent- wicklung zuruͤckgebliebene, städtische Haus mit charakteristischen Schorn= steinen. Eine zweite Gruppe, der Prüfung und Ursprungèunterfuchung sehr wert, war das ermländische Laubenhaus, in seiner weiteren Aus⸗ bildung das Vorhallenhaus. Man wäre versucht, es flawischen Ur⸗ sprungs zu schätzen, wenn es nicht auch an einer niederdeutschen Gestalt als das Vorläb⸗Haus vorhanden wäre und sich so als deutsch / erwiese. Merkwürdig ist das litauische Haus, in seiner ausgeprägtesten Form im Delta Lon Ruß und Gilge gesehen, ein Haus mit großem Mittel bau ohne Decke. Slawisch sind die Häuser um Lyck und in der Weichselniederung bei Graudenz. Man kann nicht sagen, daß das zweifellos deutsche, umfangreiche westfälische Haus von großer Kultur⸗ höhe Zeugnis ablegt; denn es hat, wie das slawische, die Ställe unter demselben Dach wie die Wohnungen. Viel empfehlenswerter dünkt das fränkische Haus, dag, mit seiner Vorderwand auf Pfeiler gestützt, der Zimmermanngtechnik Gelegenheit zur Bewährung gibt. Solche Häuser, auch mit Vorhallen versehen, findet man u. a. im säch sischen Vogtlande. Sehr schwierig ist es zu sagen, welche Haustypen da und dort die Regel, welche für den ländlichen Geschmack , n ist, aber es ist a. wichtig, die gegenwärtige Sachlage festzustellen, da es im Wesen unserer Zeit liegt, Städtisches und Stilloses auch in die Dörfer zu verpflanzen, und nach einiger Zeit eine Aufgabe, wie die hier gestellte, fast unausführbar sein wird. Man darf bei dieser Untersuchung auch nicht außer acht lassen, daß die meisten der gegenwärtigen Häuser auf dem Lande bestenfalls nicht älter sind als - 400 Jahre, und daß in die fer Zeit mit fremden Kolonisten auch andere Häuser ins Land gekommen sind, j. B. in die Mark durch die von den Hohenzollern während 150 Jahren eifrig betriebene Besiedelung. Kann es deshalb wunder nehmen, wenn man auf dem doch bel gzltiäonr ie engen Gebiet dieser Provinz die verschiedensten Typen von Bauern häusern sieht, z. B. in der Uckermark andere als hei Neuzelle, an der Havel andere als in der Neumark? Verhältnismäßig am gleichartigsten sind die Bauern⸗ häufser in Norddeutschland bis östlich zur Elbe, und wohl auch in der Mark bildet das niedersächsische Haus noch den Grundstock. Der Urahn aller Häuser auf dem Dorfe ist wohl das Giebelhaus in Verbindung mit einer Vorhalle. 3 auch auf diesem Gebiet eine Mode erobernd auftreten kann, beweist die allgemeine Uebernahme des skandinavischen Hauses durch die Russen. So haben sich zwar meist sehr langsam, aber doch stetig auch im ländlichen Hausbau Aenderungen vollzogen, und es ist nicht müßig, ihnen nachzugehen; denn auch an ihnen haften Spuren von der Ent⸗ wicklung des Volkstums, maßgebender Einflüsse und Einwirkungen der verschiedensten Art!

Nach längeren Untersuchungen ist es, wie W. T. B.“ aus Weimar meldet, dem Professor von ,, gelungen, den echten Totenschädel Schillers festzustellen. Er hatte vor Jahresfiist das alte Grabgewölbe öffnen lassen und hat unter 70 aufgefundenen Schädeln jetzt denjenigen Schillers mit Sicherheit festgestellt. Die Feststellung erfolgte vor allem durch Vergleiche mit der Totenmaske auf Grund der neuen wissenschaftlichen Methoden. Der Schädel ist dem Angtomenkongreß in München vorgelegt und von saäͤmtlichen Sachverständigen als Schillers Schädel erkannt worden. Der Groß⸗ herzog hat am 30. April einen , Professor von Froriep entgegengenommen. Seit 1883 war von Mrofessor Herrmann Welcker⸗ Halle einwandfrei nachgewiesen, daß der unter der Leitung des ehemaligen Weimarer Bürgermeisters Schwabe ausgewählte vermeintliche Schädel Schillers nicht der echte gewesen ist. Die Leiche Schillers war in einem allgemeinen Beisetzungen dienenden Kassengewölbe beigesetzt worden, aus dem angeblich die vorhandenen Reste beseitigt und in der Nordostecke des Weimarer Kirchhofs ver⸗ scharrt sein sollten. In jener Ecke hatte Schwabe den angeblichen Schädel des Dichters ausgegraben. Auf Grund aktenmäßiger Nach⸗ weise war Professor Froriep zu der Ueberzeugung gelangt, daß dag Gewölbe niemals ausgeräumt worden sei, und daß sich Reste von Schillers Schädel, wenn sie überhaupt noch vorhanden 6 in dem zugeschütteten Kassengewölbe befinden müßten. Diese Annahme hat sich als richtig erwiesen.

Technik.

Der Deutsche Fliegerbund schreibt einen ersten deu tschen Wettbewerb für Wasserflugmaschinen aus. Der Weit⸗ bewerb zerfallt in zwei Teile: einen Ausscheidungswettbewerb und einen Hauptwettbewerb. In dem Ausscheidungswettbewerb, der in ganz Deutschland stattfinden kann, . diejenigen fünf Maschinen je 000 M erhalten, die von einem bestimmten Platz auf dem Lande aufsteigen, 10 Minuten in der Luft bleiben und dann auf dem Wasser niedergehen. Nach dem Niedergehen auf dem Wasser muß der Motor abgestellt werden. Es ist 6 vom Wasser wieder aufzusteigen und nach dem Startplatz auf dem Lande zurückzukehren. Der Aug⸗

scheidungswettbewerb beginnt am 15. Juni und endigt am 20. August.

Für den Hauptwettbewerb ist die Zeit vom 29. August bis 5. September in Aussicht genommen; der Ort ist noch nicht fest⸗ it. Zugelassen ö dem Wettbewerb sind nur Flieger und Flug⸗ äste deutscher Reichtangehörigkeit und Flugzeuge, die in allen eilen, mit Ausnahme des Motors, in Deutschland gebaut sind. Als Hauptbedingungen für die an der e , , teilnehmenden Maschinen sind u. a. folgende zu nennen: Der Motor muß vem ieger⸗ oder Passagieisit aus angeworfen werden können. Die aschlne muß eine Vorrichtung besitzen, durch welche sie durch einen

Kran aus dem Wasser geheißt werden kann. Trag⸗ und Steuerflächen

und Streben müssen gegen Seewasser unempfindlich sein. An Gewicht worin ein

latz duft

ö

w