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linweg Na angestellt hat und ö. seine aus⸗ . be n gen ö tete, wurde in ostentatiwer
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dem sind Aeußer Kalsers bekannt geworden, in denen die 3 r . e nn , e , 3 leschlagen und das Land zn einverleibt würde. Wir begrüßen es als ein schwerwiegendes Geständnis, daß von kompetenter Stelle aus die Einverleibung in Preußen , wird, als die schwerste 8 die ein * wegen seiner Widerspenstigkeit treffen kann, als eine Strafe, die gewissermaßen dem ö. und die auch insofern mit der inklang steht, als d trafe, d. h. durch die Einverleibung Graf Westarp, Sie dürfen froh n Landtag sitzen und Sozialdemokrat
uchthaus gleicht, uchthausstrafe in der bürgerlichen Ehrenrechte erfolgt. e
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ob die berufenen Stellen, d. h Liner solchen Ausübung der nd. Zur Beruhigung der durch unverantwortliche eußerung erregten Bevölkerung in Elsaß-Lothringen kann hier erklären, daß der eine kalt! der Gesetzgebung, nämli der Reichstag, das, was i,, ist, nicht ö wird. Ob jene Aeußerung bei den Vertretern der füddeutschen Bundes. staaten große Begeisterung hervorgerufen hat, 4. ich nicht. Es wäre aber interessant, wenn einer der Herren vom Bundesrat, die sich dem Exodus angeschloffen haben, sagen würde, was stie sich dabei gedacht haben, Ich bedauere auch, daß auch der Mann, dessen Blatt an der Stirne die Worte „Treue für Kaiser und Reich“ trägt, mit hinausgegangen ist. Die „Deutsche Tages-Zeitung“ fand die Worte des Kaisers ganz ungeheuerlich, fie schrieb: „Das sind Lleuße⸗ rungen, die sich der Gewährsmann des deutschfeindlichen Blattes aus den Fingern gesogen hat.. Seine Entrüstung ist fehr deplaciert ge⸗ wesen. Ganz Elsaß Lothringen ist aufgeschreckt worden, und das ke die unerwünschte Erscheinung mit h gezogen, daß auch der Nationalismus in Frankreich aufgepeitscht worden ist. Es handelt sich um eines jener umgekehrten Meisterstücke der Diplomatie, durch die nirgends genützt wird, aber auf hundert Stellen geschadet wird. Die J,, ist doch ein schwierigeres Handwerk, als mancher glaubt. Im November 19068, als wir uns auch bedauerlicherweise mit der erson des Kaisers . mußten, sagte der Abgeordnete von eydebrand und der Lase: ‚„Man muß es ganz offen aussprechen, daß es sich hier um elne Summe von Sorgen, von Bedenken, und man kann wohl guch sagen, von Unmut handelt, der sich seit Jahren angesammelt hat, angesammelt hat auch in Kreisen, an deren Treue zu Kaiser und Reich bisher niemand gezweifelt hat.“ Der jetzige Kollege des Reichskanzlers, Freiherr von Hertling, hat damals igt daß der Träger der höchsten Macht es fich gefallen lassen muß, der Krifik der Volkzvertreter ausgesetzt u werden, wenn er durch seine Handlung dazu n, gegeben hat. . der ngtionalliberale Führer Bassermann sprach davon, daß in solchen Vorgängen von gewisser Seite willkommener Agitation stoff gegen die Monarchie gefunden werde, und auf den Geheimen Legationsrat Raschdau berief sich damals der Äbg. Bassermann, der a inzwischen zum Petroleur bon Mannheim avanciert ist. (Prä⸗ sident Dr. Kaempf rügt diesen Ausdruck) Ich habe diesen scherihaften Ausdruck einem konserhativen Blatte enknommen. Ver Präsident hätte mich gewiß nicht unterbrochen, wenn er den usdruck gekannt hätte. In der Post“ vom 8. Mai war etwa wörtlich zu . was der Kaiser 8 Tage späͤter in Straßburg gefagt t nur übrig die Aufhebung der Verfassun und die Einverleibung der Reichslande in den Macht. und Schutzbereich des Deutschen Reiches. Am 8. Mail ist dieser Artikel; am 11. Mai hält Herr von Zedlitz eine Rede, in der er dem Reichskanzler alle mö lichen Schmeicheleien sagt, auch, daß er sein Parteigenosse fei, alfo 33 gengosse der Herren bon der Post“. Mit diesen unheilvollen Zussänden wollen wir ein Ende machen durch Stärkung des Parlaments und durch Eroberung des Reichstagswahlrechts für Preußen. Wir wollen nicht, daß Preußen noch länger das deutsche Sibirien bleibe. (Große Un⸗ ruhe rechts; Prasident Dr. Kae mpf ruft den Redner zur Srdnung.) Ich werde mich gegen diese unberechtigten OSrdnungsrufe beschweren— Nicht in l gn ff? ng? zurück, sondern in Preußen vorwärts! Das muß die Losung sein. Das Eindringen der Polizei in den preußischen Parlamentssaal am 9. Mai ist die äußere Kennzeichnung eines ganz unhaltbaren Zustandes. Prãäsident Dr. Kaempf ersucht den Redner, preußische Angelegenheiten nicht in die Debatte zu iehen) Ich muß doch meine Verwunderung aussprechen Über eine , Geschäftsflhrung. Stets ist es zulässig gewesen, diese Dinge hier zu erörtern, und jetzt soll es plötzlich nicht mehr zu⸗ lässig sein, weil ich unangenehme Dinge vorbringen muß? Wir wollen doch den Reichstag nicht zum preußischen Abgeordneten⸗ haus erniedrigen! Wirkliche Volksvertreter hat man aus dem Dreillassenparlament mit Polizisten herausgebracht! Das ist das . wie es leibt und lebt. Die Handlungsweise des dortigen Präsidenten war die Handlungsweise einer „Autorität“, die jeden Boden unter den Füßen verloren hat. Das Eindringen der Polizei in das preußische Abgeordnetenhaus hat gewirkt wie ein Signalschuß. Wie ist dieses Eindringen mit den Sg 165 und 166 des Strafgesetzbuchs in Uebereinstimmung zu bringen? Wie kann man sich einbilden, durch eine Geschäftsordnungsbestimmung reichsgesetz liche Be⸗ stimmungen außer Kraft zu setzen? Auf Grund welches Gesetzes sind denn jene Leute, die da Parlament spielen, in dem Haufe? Neberhaupt nicht auf Grund eines 3. sondern guf Grund einer Verordnung, die vor 63 Jahren unter Bruch eines Königlichen Wortes ö. worden ist. In 19 deutschen bundesstaatlichen Landtagen itzen 180 Sozialdemo⸗ kraten; haben Sie von solchen Szenen außerhalb reußens schongehört? Was war das Vergehen des Abg. Borchardt ? Der Abg. Schifferer hatte den Abg. Borchardt auffordern lassen, sich feine Rede anzuhören. Die Akustik des ö. Abgeordnetenhauses ist außerordentlich schlecht.
Wenn da Zwischenrufe mehr von links als pon rechts erfolgen, erklärt sich das. wahrscheinlich daraus, daß auf der Unken mehr 66 und Verstand vorhanden ist als auf der Rechten. Die Krone ist der Angelegenheit dadurch gufgesetzt worden, daß nun auch noch der widerrechtlich hinaus gebrachte Borchardt einen Prozeß wegen Hausfriedensbruchs und wegen Widerftandes gegen die Staats⸗ walt angehängt bekommt. Den reaktionären Parteien möchte r zurufen: treiben Sie die Dinge nicht auf die Spitze; lernt, ihr seid gewarnt! Sperren Sie sich nicht gegen die notwendige Entwicklung, geben Sie dem Volke endlich die' Hechte, die ihm zuftehen, die. Rechte, die es stürmisch verlangt Sie pflegen immer mit Stol; zu sagen, daß der Appell an die . im deutschen Herzen keine Stätte findet. Dabel ist doch die Politik der Partei der Mechten weiter nichts als eine Spekulation guf die menschliche Schwäche. Wir haben kein Vertrauen zu dem Reichs. kanzler und zu dem System, das er vertritt. Wir werden nicht auf— . im schärfsten Kampfe zu seiner Politik zu stehen. Der Reichtz= anzler hekannte sich in feiner Einleitungsrede zu den Wehrvorlggen als ein Fanatiker der größten Zahl, aber nicht da, wo es das Volk aaubelangt, sondern nur da, wo es sich um Soldaten handelt. Die ukunft wird lehren, wer richtig gerechnet hat, Sie oder wir. (Präsident Dr. Kaempf: Aus dem Stenog amm Ihrer Rede geht
, ren . laldemokraten: Das Wahlrecht ist ein Ehrenrecht. . Wenn das der aße . Sie zur Ordnung.) Abg. Dr. Spahn f die Vorgänge im preußischen Abgeordnetenhause will t eingehen. Allerdings muß ich dem Abg. heid t geben, daß auch wir in Preußen fü eiheitliche scklung eintreten werden. Etwas anders I mit dem ange in Elsaß-Lothringen. Der Reichstag hat die Ve cht und ist auch allein nur in habe ich es bedauert, daß der Kaiserlichen Rede nicht mitgeteilt . nicht in der Lage ist, dies tun dem bedauern, wenn diese Aeußeru diese m zertrümmern will. rfassung seine Unterschrift gegeben. Elsaß - Lothringen betrifft, so werden ber einigen. Wir stehen nunmehr zu den neuen Handelsverträgen. Unser und die internationalen Beziehungen
zu können.
wirklich gefallen wäre, Er hat ja selbst zu die Was die inneren . wir uns hier schwerlich bereits vor den Vorbereit aller L sind derartig geworden, daß man sie dauernd im Auge behalten muß. möchte deshalb den Reichskanzler bitten, viellekht dabei daran zu den ken, ob es nicht möglich ist, internationale
Abkommen zustande zu bringen. Ich will nun auf den § 1 dez i n re, zurückkommen. Wir hatten ja die Absicht, einen neuen Antrag auf feine Aufhebung einzubringen. Aber bei dem Verhalten des Bundesrats sind wir doch dazu gekommen, einen derartigen Antrag jetzt ö Wir wisfen ja, daß bei der Zusammensetzung des Hauseg ein solcher Antrag hier eine große Mehr⸗ deit k würde, aber der Hundesrat würde ihm doch nicht bestreten.
bg. Dr. Graf von Schwerin Löwitz (okons. ): Auf die . des Abg. Scheldemann über die angeblichen Aeu erungen Seiner Majestät des Kaisers werde ich hier im Hause nicht eingehen, solange nicht der ,, dieser Aeußerungen vorliegt. Was die Sache selbst angeht, d. h. die innere Entwicklung Elsaß⸗ Lothringens, so kann ich nameng meiner Freunde erklären, daß uns diese innere at,, Elsaß⸗ Lothringens nur bestärkt in der Ueberzeugung, daß die im vergangenen Jahre an⸗ genommene Verfassung für Elsaß⸗Lothringen ein . war, und daß wir im Rechte waren, als wir diese Verfassung ablehnten. Sb und wie dieser Fehler . wieder gutzumachen sein wird muß der Zukunft vorbehalten bleiben. Ebenfowenig gehe ich auf die Ausführungen ein, die der Abg. Scheidemann' über die Handhabung der Geschäftsordnun im preußischen Abgeordnetenhause gemacht hat, denn auch diese Ausführungen scheinen mir nicht in den Reichstag zu gehören. Ich habe mich zum Worte gemeldet, um über unsere ganze wirtschaftliche Entwicklung seit inf gn, des Zoll⸗ tarifs und seit dem Abschluß von Handelsverträgen auf Grund dieses Zolltarifs zu sprechen. Die Prophezeiung des Abg. Gothein, daß es ganz ausgeschlossen sein würde, jemals guf Grund des Zoll⸗ tarifes Handelsverträge zustande zu bringen, hat fich als falsch erwiesen. Die Entwicklung seit Annahme des Zolltarif muß als geradezu glänzend bezeichnet werden. Der Wert unferer Ausfuhr betrug im Jahre 19065 rund 6 Milliarden, im Jahre 1911 dagegen s.25 Milliarden. Der Wert unseres gesamten Außenhandels betrug im Jahre 1905 13 Milliarden, im Jahre 1911 1835 Milliarden. Seit ö des * hat sich die Landwirtschaft gehoben und ebenso die ganze Lebenshaltung des Volkes. Wenn die Tebens— mittespreise gestlegen sind, o ist dies eine untrennbae Begleit. erscheinung des steigenden Wohlstandez. Wer billige Lebengmittel.— preise verlangt, verlangt i ein Zurückgehen der Landwirtschaft und des allgemeinen Wohlstandes. Die Landwirtschaft hat gar kein Interesse an besonderg hohen debengmittelpreisen, wir verlangen ledig⸗ lich Stetigkeit der Preise. Höhere Preise als 1660 für Roggen und 200 für Weizen wollen auch die Landwirte nicht. Das Ziel der Land- pwirtschaft ist, den ganzen inländischen Bedarf durch die heimische . zu decken, Uund wenn sie dieses Ziel erreicht hat, at sie auch, kein Interesse mehr an den Schutz. zllen. Tun wir alle, was wir können, um die Landwirischaft ö zu erhalten, *. tun , das Beste . unser olk zur Erhaltung seiner Gesundheit und feiner Wehrkraft. . ein Bauernlegen zu konstgtieren ist, muß . bestritten werden. Gerade eine Vermehrung des Kleingrund esitzes ist auf Kosten des Großgrundhesitzes eingetreten. In Bayern hat seit 1883 der Kleingrundbesitz auf Kosten des Großgrundbesitzes in den letzten 30 Jahren um 456 006 ha zugenommen. Das ist doch eine sehr er⸗ freuliche Erscheinung und beweist, ö. unsere Wirtschaftspolitik sich glänzend bewährt hat. Die Latifundienbildung ift eine Teil erscheinung von einer herabgehenden landwirtschaftlichen Entwicklung, höhere Getreidezölle führen dagegen eine Vermehrung der bäuerlichen Wirtschaften herbei, denn nur dann ist ein intensiver Ackerbau wirklich lohnend, wenn sich Bauern davon ernähren können. (Wider⸗ spruch links.) Das ist doch klar, Herr Gothein, das beweist uns doch England. (Widerspruch des Abg. Gothein. — Zuruf des Abg. vo n ulze⸗Gaepernitz: Und Dänemark?) Gerade in Dänemark haben wir eine hohe. Boödenrente. Deutschland ist imfstande, mehr als 9ö o der Futtermittel selbst zu decken. Von den 5. o, die ein- geführt werden, geht auch dazu noch der größte Teil zollfrei ein. Wir müssen dahin kommen, 3. wir unser Volk selbst ernähren, daß wir alles, was gebraucht wird, selbst erzeugen können, dadurch schaffen wir auch vermehrte Arbeitsgelegenheit. Diesen großen nationalen Gesichtspunkt soll man doch nicht vergesfen. (In einer der Türen, die zu der big jetzt ganz leer gebliebenen Bundesratzeftrade führen, erscheint der Bundesratsbepollmächtigte Dr. Klügmann, ö sich erstaunt um und verläßt unter schallender Heiterkeit der Linen fofort wieder den Saal.) Auf unser Vertrags verhältnis zu Amerika will ich nicht eingehen. Es genügt, wenn ich fefistelle, daß unsere Vertragspolstik Amerika gegenüber vollkommen autonom bleiben muß. Ich hoffe, daß auf Grund diefer allgemeinen Andeutungen es gelingen wird, ein grundsätzliches Ein⸗ berständnis über unsere zukünftige Wirtschaftspolitik zu erreichen. Wir müssen jetzt schon solche Maßnahmen treffen, daß wir, fowie die neuen Handelsverträge in Kraft treten, unsere althewährte Wirt⸗ schaftspolitik fortführen können. Es handelt sich dabei ja um gan schwerwiegende Interessen unseres Volkes. Wir müssen uns 36. unsere Kundschaft im Innern erhalten; deshalb haben wir ein großes Interesse an einer starken Industrie im eigenen Lande. Unsere Wirt- schaftspolitik ist auf dem richtigen Wege. Es bedarf nur eines ent— schlossenen Willens, um . festzuhalten. Unser Botschafterposten in
London hat eine neue Besetzung gefunden. Wir freuen unt alle, daß
dieser Posten von einem so hervorragenden Diplomaten besetzt worden ist. Und wir hegen alle den Wunsch, daß die lange Eifahrung dieses Herrn dazu beitragen möge, die an, zwischen den beiden großen germanischen Völkern so freundschaftlich wie möglich zu gesialten. Ich möchte aber davor warnen, an diesen Wechsel zu weitgehende Hoff nungen zu knüpfen. Unsere auswärtige Politik wird ja nicht von den Botschaftern gemacht, sondern bel unz von der Zentralstelle aus, durch den Reichskanzler. In der Politik gibt es allgemeine Richt · linien, bon denen man nicht abweichen kann, zudem muß auf die Büdnisse Rücksicht genommen werden, die die Völker untereinander haben und die ja alle einen rein defensiven Charakter bewahren wollen. (Präsident Kaempf unterbricht den Redner und, macht ihn darauf aufmerksam, daß die auswärtige Politik hier nicht zur Sprache gebracht werden darf) Ich glaubte solche Alen a un gen mgchen zu können, weil sie mit dem vorher Gesagten in einem ge— wissen Zusammenhang stehen. Ich behalte mir vor, auf die Ausführungen ö Reichskanzlers, die er bei den Wehrvorlagen gemacht hat, zurück⸗ zukommen.
Präsident Kgempf: Ich habe mir vorher schon elnmal die Rede des Abg. Scheidemann angef-hen und habe mir das Steno⸗ ö. kommen lassen. Nun sinde ich aber darin noch folgendes:
er Abgeordnete hat gesagt: „Wir meinen aber noch, daß man mit solchen Drohungen, wie mit der Verfetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes oder mit der Versetzung in die unterste Stufe eines
Staatsbũrgerz / in . doch etwas vorsichtiger sein soll. Durch diese Aeußerung wird Preußen auf das schwerfte verletzt, und ich rufe den Abg. Scheldemann deshalb nachträglich noch zur rdnung. e ee. der folgenden Rede des nationalllberalen Abg. van Calker etreten die Bundegratsmstglleder um 36 Uhr wieder den Saal, von den Sozialdemokraten mit Gelächter und ironischen Zurufen wie Arbeits willige begrüßt.)
Abg. Dr. van Calker (nl): Als ich mich heute nachmittag zum Wort gemeldet habe, da war meine Abficht, sowohl als All⸗ deutscher, wie auch als err fen heute zu sprechen, und zwar von Angelegenheiten über das Elsaß, die ganz Deutschland interessieren.
ch muß gestehen, durch die Worte des ersten Fedners habe ich ganz pergessen, daß ich Clsasser bin, und es kam in mir auf die Erinnerung an die Jugendzeit, in der ich einst als kleiner Knabe das erste Lied gelernt habe „Ich bin ein Preuße.“ ,, ,. unaufhörliches Bravo! rechts und ironisches Lachen ei den Soßialdemokraten) Ich bin sehr traurig daräher, daß Sie dazu lachen. Ich bin ein Deutscher aus vollent . (Zuruf bei den Sozialdemokraten: „Aber kein Preuße ) Ich. ühle mich auch als Preuße. Das kann ich fest versichern. Als. solcher fühle ich mich gerade in diesem Haufe. Mögen wir zu einem Bundesstaate gehören, zu welchem wir wollen. wir haben immer das Gefühl gehabt, daß wir die. Verpflichtungen haben, uns bewußt zu sein, was ger n für das Reich getan hat. Ich bin nicht der Ansicht, daß man hier etwa wie auf einem Schützenfest in nationaler Begeisterung schwärmen soll, aber bei der Fede! des Abg. Scheidemann haben wir das Gefühl gehabt, daß dagegen protestiert werden muß. (Allgemeines lebhaftes Bravo! rechts und bei den National liberalen. — Ironische fin bei den Sozialdemokraten.) Lassen Sie mich einmal ganz Professor sein. (Zuruf von den Sozial⸗ demokraten.) Ich bin ein deutscher Volksvertreier, auch wenn ich die Ehre Preußens von dieser Tribune verteidige. Obgleich in England auch Strafbestimmungen über die Majestätsbeleidigungen bestehen, wird doch drüben wegen Majestätsbeleidigung nicht verurteilt, weil nicht angeklagt wird, und es wird nicht angeklagt, weil ein Engländer seinen König als Vertreter des Staates nicht beleidigt, weil das dort nicht als gentlemanlike gilt. (Zuruf bei den Soztaldemo-⸗ kraten; Das ist die Auffassung, wie sie mir don einem englischen Anwalt mitgeteilt worden ist. (Abg. Ledebour: Sle haben ja keine Ahnung! Vizepräsident Dove ersucht, die ,,, Zwischenrufe zu unterlassen. Nochmaliger Zwischenruf des Abg. Ledebour. Stürmische Rufe rechts: Ruhe!) Die nationalliberale Partei will auch in der Frage der Wahlreform den Weg der Entwicklung gehen. Wir find auch gegen jede Ausbeutung des ö über das Vereins- und Verfamm lungsrecht, das zeigt Ihnen ja die von uns eingebrachte Resolution. Sie werden unsere Partei immer auf dem Wege einer gerechten Kritik sehen, aber einer Kritik, die ausgeht von einer heißen Liebe zum Vaterlande! (Ruf bei den Sozialdemokraten: Ra, weine man nicht 9) Die Anschauungen über Elsaß-Lothringen gehen ja ö auseinander. Als Neuelsässer wie ich hat man starke uosicht, auf der einen oder der anderen Seite Mißfallen zu erregen, wenn man sich darüber äußert. Ich freue mich, daß wir in Chia Lothringen die Verfassung haben, weil dadurch und durch das Wablrecht die Möglichkeit für eine fortschrittliche Entwicklung gegeben ist. Daß hier Ruͤckschläge eintreten würden, hat jeder erwarteß; aber daß die Vorgänge, die wir ö beklagen, anders verlaufen sein würden unter der Herrschaft des Reichs, muß ich bestreiten. Gerade in meiner Fraktion waren die Meinungen geteilt, ob man auf den Boden der Verfassungsvorschläge treten sollte; trotz mancher Bedenken haben wir es getan. (Der Reichskanzler erscheint wieder am Bundes⸗ ratstische; lautes Ah! bei den Sozialdemokraten; Ruf rechts: Politische Kinder) Damals tauchte auch die Auffassung auf, ob es nicht richtiger wäre, die Reichslande in Preußen einzuverleiben oder sie auf die süddeutschen Bundesstaaten zu verteilen. Ich bin der Auffassung, daß eine solche Gestaltung zu unserer Zeit nicht richtig und nicht gerecht sein wuͤrde, sondern daß Bismarck unt den richtigen Weg. gewiesen hat. Auf diefem Wege sind wir durch den Erlaß der Verfasfung vorwärts geschritten. Auch piele der früher Zwelfelhaften und Bedenklichen würden die Ver? fassung heute nicht gern wieder ziehen lassen. Was in Elsaß in den letzten Wochen gescheben ist, i man beklagen und bedauern. Als ich nach Elsaß, Lothringen kam, kam ich hinein als ein remder, der von vielen Leuten dort hörte: Sie werden sehen, es ist schwer, hier warm zu werden. Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Ich gebe zu, ich bin in dieses Land gekommen von vornherein mit dem Willen, ein neuer Elsässer zu werden, mit dem festen Willen, zu arbeiten für das Land, für sein Wohl und für seine Interessen. Die⸗ jenigen, die sich kritisch über die Verhältnisse in Eisaß - Lothringen äußern, machen vielleicht manchmal den Fehler, d sie nicht mit warmem Herzen an diese Fragen herantreten. Die Art und Weise, wie im Landtag manche Fragen behandelt worden sind, hat außerhalb des Landes und im Lande selbst zweifellos viel böses Blut ge— macht. Auch die Resolution, die der Landtag in der Gravenstadener Sache gefaßt hat, bedauere ich außerordentlich. Ich will gar nicht untersuchen, ob nicht auch vielleicht von seiten der Regierung manches nicht ganz richtig gemacht worden ist, ob nicht etwas ge⸗ schickter hätte verfahren werden können. Ich bin der Meinung, ganz offen gestanden, aber eine Volksvertretung muß außerordentlich auf ihre Autorität halten, muß sich ihrer Verantwortung in hohem 56 bewußt sein, auch dann, wenn sie in Oppofition steht. Ein . ament muß auch an die Wirkungen denken, die ein Beschluß haben ann. Jeder, der französische Zeitungen liest, weiß, was ich meine. In der französischen Presse herrscht die Auffassung, daß in Elsaß⸗ Lothringen ein Polk in Fesseln schmachtet, das darauf wartet, baldmöglichst wieder in die Arme der Mutter Frankreich zu eilen. Vor kurzer Zeit hat mir einmal ein guter Elfaffer gefagt: Herr Professor, Sie wissen ja so gut wie ich, daß 8 nur noch ein paar Narren sind, die heute noch französisch werden wollen. Auch ich bin der festen Ueberzeugung, daß derjenigen, die in fran⸗ zösischen Besitz zurückkehren wollen, ganz außerordentlich wenige sind. Es kommt darauf an, daß man das in Frankreich weiß. Auch von unserer Seite werden ja manche Fehler gemacht, Fehler, die ver⸗ mieden werden können und müssen. Bei meinem Äufenthast im Kreife Landau ⸗Neustadt in diesem ö habe ich die Empfindung eines französischen Einschlags in mancher Beziehung in höherem Maße ge⸗ habt, aber auch diese Kreise fühlen sich vollkommen als Bahern, von ganzem Herzen als Deutsche. (Zuruf von links: Preußen wollen sie doch nicht sein) Fürst Bülow hat einmal zu mir gesagt: Die Jache, die unseren Männern in Ostelblen ganz gut paßt, ist Euch im Elsaß und in Süddeutschland manchmal etwas zu knapp.“ Ich bin überzeugt von dem besten Willen unserer Organe, dafür zu sorgen, daß unser Land von Herzen ein deutsches Land wird, aber die Methode, in der das gemacht wird, ist manchmal nicht ganz richtig. Kleinigkeiten wirken manchmal viel stärker, als sie wirken sollen. So kam einmal, als ich von einer Reife von Paris zurückkam, an der deutschen Grenze ein deutscher Gendarm auf mich zu und sagte; Wie heißen Sie? — Wer sind Sie?“ Nachdem ich ihm meinen Namen gh, hatte, meinte er: Ich halte Sie für einen französischen
fizier'. Ich erwiderte ihm, daß ich ein deutscher Offizier sei. Da sah er mich groß an und sagte: „Ich sehe, 9 Sie einen deutschen Offizier markieren wollen!. Darauf wurde ich fehr deutlich mit Aus⸗
drücken, die jedem preußischen oder bayerischen Exerzierplatz zur
ierde gereicht haben würden, bis er dann endlich zu mir sagte: „Zu
efehl, Herr Hauptmann‘. Den Gehrauch der , Sprache sollte man nur verbieten, wenn sie in abfolut opposit ioneller Weise gebraucht wird, sonst sollte man wirklich Toleranz üben. Ich bin gestern an einem Laden vorbeigeraten, da stand: Aux cor- Zettes gracieuses. Das darf man im Elsaß nicht sagen, aber man darf wohl ein graziöses Korsett haben. Aber gerade diese kleinen Momente werden immer als große behandelt. Man muß alles tun, um die Tradition zu lassen. Ich achte das Wort Souvenir, well ich selher so innig alles fühle, was ich als Kind erlebt habe. Ich habe auch allemannisches Blut in meinen Adern. Der Elsässer stichelt gern ein wenig; das tut er heute, das hat er zur französischen Zeit ebenso
emacht. Wir müssen diese Verhältnisse richtig und gerecht betra ten. gen komme sz zu dem Gründgedanken er daß . draußen außerbalh, unserer Grenzen keine salsche Meinung en regen über die Stimmung unseres Landes. So fehr ich tolerant bin gegenüber dem Souvenir, so hin ich doch der Meinung, daß wir scharfe Stellung nehmen müssen gegen jede Maßnahme in Elsaß⸗Lothringen, die auf eine Annäherung an Frankreich hinzielt. Wenn gine solche Aeußerung eschieht, so ist unsere Regierung in vollem Recht, und es ist ihre Pflicht, sich gegen solche Aeußerungen zu wenden. (Zuruf von den Sozialdemokraten: In Scherben zer⸗ schlagen) Ich bin der Meinung, daß es nicht gut ist, Aeußerungen des Kalserg, namentlich wenn sie unverbürgt sind, hier zu erwähnen. Aber es ist geschehen, und ich scheue mich nicht, sie zu besprechen. Sind ö dieser Art geschehen, fo ist das natũrlich bedauerlich, weil die Wirkung nach viel schlimmer ist, als die Aeußerun vielleicht gewesen ist. Aber wir
— außen ihrem Inhalte na
er allem steht un deutsche Flotte, wir durfen nicht nach au falsch wären und die gerade in Frankrei erzeugen müssen, die falsch sind. W in dem Bewußtsein, daß Elsaß⸗Loth nach ein deutsches Land ist. Wi heutigen Tag, für morgen und übe miteinander arbeiten in heißer Lie alle und unsere Kinder.
Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg:
Meine Herren! Auf die Vorgänge, die mich und die Mitglieder des Bundesrats veranlaßt haben, eine Zeitlang den Saal zu ver⸗ lassn, gehe ich selbstverständlich nicht ein, nachdem von dem Präsidium ein Ordnungsruf wegen der Aeußerungen gefallen ist, die der erste Herr Vorredner gebraucht hatte. Meine Herren, ein Mann, der von seinem Lande so spricht, wie es geschehen ist, verurteilt sich selbst. (Lebhafter Beifall rechts. — Unruhe und Zurufe bei den Sozialdemokraten) Ihre Zwischenrufe, meine Herren, machen mich nicht irre in meinen Gefühlen als Preuße und als guter Deutscher, der weiß, was Deutschland Preußen verdankt. (ECebhafter Beifall rechts. — Unruhe bei den Sozialdemokraten.)
Ich will, wie ich das bereits in meiner Antwort auf die Anfrage des Herrn Abg. Colshorn gesagt habe, über die elsaß⸗Jothringischen Angelegenheiten sprechen. Vorweg muß ich mit einigen Worten auf die Grafenstadener Angelegenheit eingehen, da die Resolution, die zu ihr gefaßt worden ist, wie der Herr Abg. van Calker eben ausgeführt hat, eine gewisse Bedeutung erlangt hat.
Der Sachverhalt in der Grafenstadener Angelegenheit ist kurz folgender. Grafenstaden gehört der norddeutschen Lokomotivpereini⸗ zung an und hat deshalb Anteil an den Bestellungen für die Reichs⸗ eisenbahnen und für die preußischen Staatsbahnen. Der Wert der Bestellungen hat in dem letzten Jahrzehnt durchschnittlich 4 Millionen Mark pro Jahr betragen. Im Januar d. J. wurde die preußische Cisenbahnverwaltung durch Zeitungtartikel und durch ein mit Nameng⸗ unterschrift versehenes Schreiben darauf aufmerksam, daß von der Leitung des Grafenstadener Werkes behauptet werde, sie wirke in direkt deutschfeindlichem Sinne. Danach hat die Eisenbahn verwaltung im Benehmen mit der Landesverwaltung eine Untersuchung angestellt, deren Ergebnis der Unterstaatssekretär Mandel in der elsaß⸗ lothringischen Kammer mitgeteilt hat. Ich will aus den Mit⸗ teilungen kurz folgendes anführen:
Die elsaß⸗lothringische Regierung erklärte, es sei für sie notorisch, daß der leitende Direktor des Werkes die Seele aller deutschfeind⸗ lichen Bestrebungen sei, die sich in und um Grafenstaden bemerklich machten. Alle persönlichen Beziehungen zwischen der Fabrikleitung und den Behörden hätten aufgehört, und daran trage jener Direktor die Schuld. Er benutze jede Gelegenheit, um sich über deutsche Ver⸗ hältnisse in abfälliger und gehässiger Weise zu äußern. Er habe die geselligen Vereinigungen des Personals in französisches Fahrwasser gelenkt und bekämpfe auch in der Gemeinde alles, was deutsch ist. (Hört, hört! rechtz. — Lachen bei den Sozial⸗ demokraten.) Auf Grund dieses Ergebnisses stellte die Eisenbahnverwaltung dem Werke die Einstellung weiterer Aufträge n Aussicht, falls nicht binnen bestimmter Frist dieser Direktor von seinem Posten entfernt würde (Bravo! rechts. — Unruhe bei den Sozialdemokraten, und falls nicht bis zu seiner Entfernung Gewähr dafür geboten werde, daß er seine Tätigkeit in deutschfeindlichem Sinne in der Fabrik und in der Gemeinde einstelle. (Lebhafte Zurufe von den Sozialdemokraten. — Glocke des Präsidenten.) Neine Herren, das ist der Hergang. Es ist mir völlig unerfindlich, wie man daraus Vorwürfe gegen die Eisenbahnverwaltungen herleiten lann. (Sehr richtig! rechts Für die Verwaltung der Reichseisen⸗ behnen und der preußischen Staatsbahnen ist es ein Ding der Un⸗ möglichkeit, geschaftliche Beziehungen zu einem Werk aufrechtzuerhalten und ihm jährlich Millionenbestellungen zuzuwenden, dessen Leitung die Verachtung deutschen Wesens zur Schau trägt und in die Tat um— sett. (Sehr richtig! rechts. — Lebhafte Zurufe von den Sozial⸗ lemolraten — Ich habe Ihnen mitgeteilt, daß es sich nicht um eine anonyme Denunziation, sondern um eine Mitteilung mit Namens ⸗ mterschrift handelt. (Lebhafte Zurufe von den Sozialdemokraten. —
locke des Präsidenten.)
Ich würde den Herren dankbar sein — die Herren kommen ja ö zu Wort —, wenn sie meine Ausführungen nicht stören ollten.
Die deutschen Eisenbahnverwaltungen würden pflichtwidrig ge⸗ indelt haben, wenn sie diese Vorgänge ignoriert hätten. (Sehr ibtig rechts) Es ist nicht Gesinnungsschnüffelei gewesen — dieser . ist in der elsässischen Kammer gebraucht worden —, sondern le die Verwaltung durch Vermittlung der Landesregierung jene ue hung einleitete, so war das ein Gebot staatlicher und ni ur Notwendigkeit. (Sehr richtig! rechts) Kein Privatmann , geschäftliche Beziehungen ohne zwingende Notwendigkeit, er der andere Teil sich fortgesetzt darin ergeht, wichtige Inter⸗ . seines Auftraggebers zu schädigen. (Sehr richtig! rechts.) ö hier, meine Herren, sollte es der Staat tun, wenn . winnen Interessen angegriffen werden? Davon kann gar *. Rede sein. Der Staat ist dazu berufen, in allererster Linie die
vnalen Interessen zu schützen. (Sehr richtig! rechts.)
Dann ist auch der Vorwurf gemacht worden, die Eisenbahn⸗ berwaltung wäre von der rheinisch⸗westfalischen Großindustrie als Vorspann benutzt worden, um die Konkurrenz von Grafenstaden aus- zuschließen. Man hat dag daraus geschlossen, daß zufällig auch die Rheinisch⸗Westfaͤlische Zeitung; auf die Treibereien in Grafenstaden aufmerksam gemacht hat. Dieser Vorwurf ist absolut widersinnig. Ich habe bereits mitgeteilt, in welchem Umfange nicht nur die Reichs⸗ eisenbahnen, sondern auch die preußischen Cisenbahnen Grafenstaden mit Aufträgen bedenken. Preußen besitzt Fabriken genug, um den Bedarf an Maschinen bei sich selbst zu decken; es würde nicht auf die reichsländische Fabrik zu rekurrieren brauchen. Preußen sieht es aber als seine Aufgabe an, die reichsländische Industrie sopiel als möglich zu fördern, und ich setze mich dafür ein, daß das andauernd geschehen wird. (Bravo! im Zentrum.) Also, meine Herren, das Konkurrenzmotiv, das angeblich für das Vorgehen der Eisenbahnverwaltungen mitbestimmend gewesen sein soll, lebt nur in der Phantasie derjenigen Personen, welche die An⸗ gelegenheit politisch gegen Preußen ausbeuten wollen. (Sehr richtig! rechts Gegenwärtig hat Grafenstaden noch für die beiden Ver⸗ waltungen Maschinen im Werte von je etwas über einer Million, zusammen für zweieinhalb Millionen, zu bauen. Die Bestellungen sind für die erste Hälfte 1912 vergeben. Für die zweite Hälfte 1912 werden Bestellungen zum ungefähr gleichen Werte zurückgehalten für Gravenstaden, in der Hoffnung, daß noch eine Verständigung gelingt. Diese Verständigung ist bisher nicht zustande gekommen, weil das Werk sich weigert, den Direktor zu entlassen. Es ist selbstverständ⸗ lich, daß die Eisenbahnverwaltungen auf ihrer Forderung bestehen. (Sehr richtig) Wenn die Arbeiter der Fabrik Not leiden sollten, was ich nicht hoffe, weil das Werk die Forderung nicht erfüllt, dann wird es das Werk sein, welches die ausschließliche und alleinige Ver⸗ antwortung dafür trägt. (Sehr richtig) Denn, meine Herren, nichts Unbilliges wird von dem Werke verlangt, sondern nur das Selbstverständliche, daß ein geschäftliches Unternehmen, das Aufträge von deutschen Staatsverwaltungen haben will, nicht das im Staate repräsentierte Deutschtum bekämpfen darf. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen. Wenn man den Eisenbahnverwaltungen einen Vorwurf machen wollte, so könnte es vielleicht nur der sein, daß sie zu vorsichtig vorgegangen seien. (Sehr richtig! rechts) In manchem anderen Staate wäre die Ant⸗ wort auf ein Verhalten der Werksleitung, wie es hier vorliegt, die gewesen, daß einfach die Bestellungen aufhörten (sehr richtig! bei den Nationalliberalen), ohne daß man in Verhandlungen eintrat. Dann war die Angelegenheit erledigt, und es war kein Stoff zur Agitation gegeben. Hier ist man in Verhandlungen eingetreten. Zu wessen Gunsten? Zugunsten von Grafenstaden und der in Grafenstaden beschäftigten Arbeiter! Und aus diesen Verhandlungen hat man begierig Kapital zu schlagen versucht. In welcher Weise — dafür eine kurze Bemerkung! Seiten als vertraulich. Sie sollten vertraulich geführt werden im industriellen Interesse der Fabrik und im Interesse der Arbeiter, um Agitation und Beunruhigung zu vermeiden. Die Vertraulich⸗ keit ist auf seiten der Regierung auf das strengste ge⸗ wahrt worden, und auch dann noch, als vor einiger Zeit im preußischen Abgeordnetenhause die Sache zur Sprache kam, hat sich die Regierung auf eine ganz kurze Be⸗ merkung beschränkt. Der Herr Abg. Blumenthal war es, der in der Lage war, in der elsässischen Kammer zum ersten Male die Sache vor die Oeffentlichkeit zu bringen und in nationalistischem Interesse zu verwerten.
Damit komme ich auf die allgemein politische Bedeutung dieses Falles. Die elsässische Kammer hat, wie bekannt, für Grafenstaden und gegen die Regierung Partei genommen. Daraus und aus manchen anderen Vorkommnissen haben die Gegner der vorjährigen Verfassungsgesetzgebung den Schluß gezogen, daß diese Gesetzgebung verfehlt oder doch verfrüht gewesen sei.
Meine Herren, daß sich die neue Verfassung leicht und ohne Reibungen einleben würde, habe ich nicht erwartet. (Sehr richtig! bel der Fortschrittlichen Volkspartei) Ich möchte da auf Einzel⸗ heiten nicht eingehen, nachdem das hohe Haus die vortreffliche Rede des Herrn Abg. van Calker gehört hat. (Heiterkeit bei den Soꝛzial⸗ demokraten.)
Herr van Calker hat in ausgezeichneter Weise das schwierige Milieu Elsaß⸗Lothringens gezeichnet. In seiner ganzen Ver—⸗ gangenheit hat sich das Reichsland keiner Selbständigkeit zu erfreuen gehabt, wie die ist, die ihm jetzt gegeben ist. Die gesamte kulturelle, wirtschaftliche und politische Entwicklung, die Umwälzungen der letzten beiden Jahrhunderte aber hatten in Elsaß⸗Lothringen keinen einheitlichen Boden vorbereitet, der einem solchen selbständigen staatlichen Leben günstig wäre, weil bald der französische, bald der deutsche Einfluß überwog. Die Schwierigkeiten, die sich aus allen diesen Gründen, die ich heute nur andeute — wir haben ja vor einem Jahre sehr ausführlich darüber gesprochen —, die Schwierig⸗ keiten, die sich aus allen diesen Gründen für das Einleben der neuen Verfassungszustände ergaben, sind zuerst drastisch hervorgetreten bei den ersten Wahlen zur elsaß-lothringischen Kammer im vorigen Herbst. Damals mußten sich eigentliche politische Parteien im Lande erst bilden, sie mußten ihr gegenseitiges Verhältnis fesistellen. Charakteristisch für die verworrenen Zustände, die damals entstanden, waren auch die Gewissenskonflikte, in die eln Teil der deutschen Wählerschaft geriet, als sie vor die Frage gestellt wurde / ob sie mit Hilfe der Sozialdemokratie den Nationalismus überwinden (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten) oder ihm durch Stimmenthaltung zum Siege verhelfen sollten. Und alle diese Zustände — wie hätte es anders sein können — haben ihre Rückwirkung auch auf die Tätigkeit der Kammer ausgeübt.
Ob diese Vorgänge eine andauernde politische Bedeutung haben, ob aus ihnen der Schluß gezogen werden darf, daß die Verfassung unzweckmäßig gewesen sei, meine Herren, das kann heute nicht entschieden werden. Aber unzweifelhaft — und das hat auch der letzte Herr Vorredner zugegeben — haben diese Vorgänge das nationale Empfinden weiter deutscher Krelse tief verletzt (sehr richtig ) und einen verständlichen Unwillen hervorgerufen.
Nun, meine Herren, dieser Unwllle ist es, dem Seine Majestät der Kaiser in seinem Gespräch mit dem Oberbürger⸗ meister von Straßburg Ausdruck gegeben hat. Wegen dieses Gespräches sind in der Oeffentlichkeit heftige Angriffe gegen den Kaiser gerichtet worden. Ich lege gegen diese Angriffe Verwahrung ein. (3urufe von den Sozialdemokraten Wie war denn die Sache,
Die Verhandlungen galten auf beiden
meine Herren? In einem Kreise geladener Gãäste hat der Kaiser dem Unmute Worte geliehen, der in diesen Wochen viele deutsche Herzen erfüllt hat. Diese Worte sind durch eine bedauerliche, nicht auf⸗ geklärte Indiskretion (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten), an der, wie ich indessen ausdrücklich hervorheben möchte, der Herr nicht beteiligt war, an den die Worte gerichtet gewesen sind, in die Oeffentlichkeit geraten, und zwar, was peinlich ist und wag, wie ich annehme, auch von vielen Elsaß⸗Lothringern als peinlich empfunden werden wird (sehr richtigh, nicht in einer deutschen Zeitung, sondern im Pariser Matin“. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen Meine Herren, trotz dieser Veröffentlichung ist keine Situation geschaffen, für die ich nicht die Ver antwortung trüge. (Bravo! rechts) Solange ich an dieser Stelle stehe, trete ich vor den Kaiser (Bravo! rechts und im Zentrum); nicht, meine Herren, aus höfischen Rücksichten, wie sie mir draußen in der Presse angehängt worden sind — die kenne ich nicht — sondern aus staatlicher Pflicht. (Bravo! rechts und in der Mitte.) Und wenn ich dieser staatlichen Pflicht nicht gerecht werden kann, dann werden Sie mich nicht mehr an diesem Platze sehen. (Bravo! rechts und Zuruf bei den Sozialdemokraten.)
Meine Herren, mit der Berufung auf Bundesrat und Reichstag werden offene Türen eingerannt. Es hat dem Kaiser völlig fern ge⸗ legen, den Rechten von Bundesrat und Reichstag irgendwie zu nahe zu treten. (Surufe bei den Sozialdemokraten.) Wen will man es denn glauben machen, meine Herren, daß der Kaiser, wenn er von einer Beseitigung der Verfassung gesprochen hat, nicht an einen Akt der Reichsgesetzgebung gedacht hat (Sehr richtig! rechts und Zurufe bei den Sozialdemokraten), der doch nur als ultima ratio in Betracht kommen könnte?
Meine Herren, der Kaiser hat auch nicht davon gesprochen, daß jetzt an eine Revision der Verfassungezustände in Elsaß⸗Lothringen herangetreten werden solle. Das hat er nicht getan. Aber verwunder⸗ lich ist es, daß elsaß⸗lothringische Politiker die Zeit für gekommen erachten, um die Verfassungsgesetzgebung vom Reich auf das Land zu übertragen. Meine Herren, daran ist nicht zu denken. (Bravo! bei den Nationalliberalen.) Elsaß⸗Lothringen ist Reichsland. Bundesrat und Reichstag sind es gewesen, die dem Lande seine Verfassung gegeben haben, und nur Bundesrat und Reichstag werden darüber zu befinden haben, ob einmal die Zeit kommen sollte, wo die Verfassungszustände geändert werden müssen, und wie sie geändert werden müssen. Darum sind alle Konjekturen über die Richtung, in der sich Aenderungen bewegen könnten, völlig gegen⸗ standslos. Bundesrat und Reichstag werden, wenn ihnen solche Beschlüsse aufgenötigt werden sollten, sich nur von den Lebens- interessen des Reiches leiten lassen. (Sehr richtig! bei den National⸗ liberalen) Bei Elsaß⸗Lothringen steht es, ob diese Lebensinteressen die Erhaltung und Konsolidierung der dem Lande gegebenen Freiheit und Selbständigkeit oder ihre Einschränkung fordern werden. Das Land wird sich sein Schicksal selber schaffen. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen. — Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Das Land wird, wenn es den Prinzipien folgt, die der Herr Abg. van Calker hier eben angedeutet hat, das erreichen und das behalten, was es jetzt hat, und wird es sichern. Wenn es einen anderen Weg geht, — ja, meine Herren, niemand kann die Augen davor schließen, daß deutschfeindliche Bestrebungen im Lande vorhanden sind (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Wo denn ), welche aus dem Lande ein der Verbindung mit dem Reich widerstrebendes Grenzland machen möchten. Gegen diese Bestrebungen muß alles, was deutsch ist, zusammenstehen; dann werden sie überwunden werden. (Sehr richtig! bei den National liberalen, Das, meine Herren, und die Sorge für die Zukunft des Reichslandes ist Kern und Inhalt der ernsten Mahnungen des Kaisers gewesen. (Bravo! rechts. Abg. Ledebour: Eine faule Ausrede ). War es ein Unrecht, daß er diese Mahnung ausgesprochen hat? Nein, meine Herren, denn darüber ist sich die ganze Nation einig, Elsaß⸗Lothringen ist ein Land, das zu uns gehört wie jeder andere Teil des deutschen Vaterlandes. (Lebhaftes Bravo! rechts und in der Mitte) Sollten — ich glaube es nicht — Treibereien die Ueberhand gewinnen, welche diese Tatsache auch nur entfernt in Zweifel ziehen könnten, dann allerdings würde es Pflicht des Bundesrats und des Reichstags sein, nach Mitteln auszuschauen, um diese Treibereien zu schanden zu machen, und des bin ich gewiß, diese Pflicht würde dann erfüllt werden. Denn es wäre eine Pflicht deutscher Ehre. (Leb⸗ hafter Beifall, Zischen bei den Sozialdemokraten. Anhaltendes leb⸗ haftes Bravo! rechts, im Zentrum und links.)
Vizepräsident Dope: Ich muß den von dem Abg. dedebour ge⸗ machten Zwischenruf „Faule Ausrede ganz enkschlete r Cen
Abg. Dr. Haas. Baden (fortschr. Volkep.): Ich hätte ged
daß der Reichskanzler, der doch mitgeholfen 1 die . gis e Verfassung zu schaffen, sich über jenes Wort des Kaifers anders und schwerere Gedanken gemacht hätte. Er hätte sich die Frage vorlegen müssen, ob denn durch diese Aeußerung nicht schwerer hren im Elfaß und in ganz Deutschland entstanden fei. Seine zweite Frage hätte sein müssen: 66 sich denn in Elsaß⸗Lothringen irgendwelche Dinge ereignet, die im Ernst eine Aufhebung der Verfassung oder gar eine Ginverleibun von Elsaß⸗Lothringen n Preußen rechtfertigen könnten? Die allerschwerste Frage end ich wäre gewesen, ob es gut war, wenn der Kalser autokrakisch einen Gedanken ausgesprochen hat, zu dessen Durchführung auch noch andere gesetzgebende Faktoren nol⸗ wendig waren. Diese Gedanken müssen erwogen werden. auch dann, wenn man i daß jenes Kgiserwort durch eine au erordentlich be⸗ trübende Indiskretion an die Oeffentlichkeit gelangt ist. Es war eine Schamlosigkeit, daß dies Gespräch hi
eine doppelte Schamlosigkest, da gegeben wurde an die franz slsche resse. Aber das Wort ist gefallen und es war ein gefährliches Wort. Ganz Deutschland hat Ver⸗ wahrung einzulegen gegen d ö. Kaiserliche Wort. Am 9g. Mai 1902 hat der Kaiser die loyale . des elsässischen Volkes gan; anders beurtellt. Als die Bepesche des Kaiferg an den Statthalter von Elsgß Lothringen kam, die diefen erm ö. wegen Aufhebung
inausgetragen worden ist, und dieses Gespräch zunächst weiter⸗
des Diktaturparagraphen mit dem eichskanzler in Ver⸗ bindung zu treten, waren wir froh, daß man den Gffaß, Lothringern endlich gerecht geworden war, aber es wäre chöner gewesen, wenn der Wunsch des deutschen Volkes auch n,. dieser Angelegenheit früher beruͤcksichtigt worden wäre. Die Verhältnisse haben sich in i r . seit jener Zeit noch ganz erhebli gebessegß Gewiß sind französische Traditionen im Elsaß vorhanden. Wenn die Regterung mit dem . anderzn nicht sufrieden fein solste, liegt dann, nicht auch ein Tell der yr ni,, preußische Beamte nach Elsaß⸗Lothri zu da ste auf diesem schwlerigen Neuland unter Üm ien so arbeiten würden, daß Mißstimmungen entstehen müßten. Inzbe ondere die norddeutschen Beamten verstehen in vielen Fällen nicht die Art des el lothringischen Volkes. Bezüglich der Grafen Angelegenh stehe ich auf dem Standpunkte, daß es felbf as