1912 / 189 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Aug 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Zur Arbeiterbewegung.

In Frankfurt a. M. traten, wie die Köln. Ztg. berichtet, gestern früh in sechs bis sieben Fuhrunternehmungen die 1 in den Ausstand, weil ihre / von den Arbeitgebern nicht erfüllt worden sind. Im wesentlichen handelt es sich um die Fest⸗ legung der Arbeitszeit auf zwölf Stunden und weniger, während hin⸗ sichtlich der Lohnforderungen eine friedliche Verständigung in den meisten Fällen möglich gewesen wäre oder schon erfolgt ist. Die von dem Ausstand betroffenen Firmen halten ihre Betriebe durch Hilfs⸗ mannschaften aufrecht. (Vgl. Nr. 186 d. Bl.)

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Verdingungen.

Die näheren Angaben fler Verdingungen, die beim „Reichs- und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition wäbrend der Dienststunden von 9— 3 Uhr eingesehen werden.)

Belgien.

21. August 1912, 1 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung von 3000 m Samt, 1,B30 m breit, 6800 m rotes und 500 m blaues Tuch, 1640 m breit, 4060 Stück Einsätze aus Posamenterien mit Borden. 12 Lose. Eingeschriebene Angebole zum 17. August. Speziallasten⸗ heft Nr. 755 vom Bureau des adjudications in Brüssel, Rue des Augustins 15, zu beziehen.

Mannigfaltiges.

Essen a. d. Ruhr, 8. August. (W. T. B.) Der Festakt im Lichthofe des Hauptverwaltungsgebäudes zur Hundertjahrfeier der Kruppschen Werke (vgl. Nr. 188 d. Bl.) wurde durch das Vorspiel zu der Oper ‚Rienzi“ eröffnet. Hierauf hielt Herr Krupp von Boblen und Halbach eine Ansprache, in der er zunächst Seiner Majestät dem Kaiser und König den Dank der Firma für Allerhöchstsein Erscheinen aussprach, mit freudiger Genugtuung der Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich gedachte und die gesamten Festgäste willkommen hieß. Er betonte, daß durch diese Feier das neu erricheete Verwaltungsgebäude seine Weihe empfange, und schloß seine Rede nach einem Ausblick auf die Zukunft des Werks und dem Gelöbnis, dessen ferneres Gedeihen zum Besten des Gemeinwohls in Treue zu fördern, mit einem dreimaligen Hurra auf Seine Majestät. Die Versammlung erhob sich und sang die Nationalhymne, worauf Seine Majestät der Kaiser und König das Rednerpult bestieg und, während alle Anwesenden stehen blieben, folgende Ansprache hielt: Die Geschichte des Werks, dessen hundertjähriges Bestehen wir heute feiern, ist ein Stück preußischer und deutscher Ge⸗ schichte: seine Gründung fällt in das Jahr, mit dessen Schluß für Preußen und Deutschland die Morgenröte der Befreiung von der Fremdherrschaft anbrach und die Epoche begann, die von Leipzig bis nach Versailles zur Einigung Deutschlands unter preußischer Hegemonie führte. Die ersten Jahrzehnte mühseligen Ringens, durch die das Werk hindurch mußte, fallen in die Zeit, da in Preußen unter elner freien Gewerbegesetzgebung, lebhaft gefördert und unterstützt durch Meine Vorfahren, in stiller emsiger Arbeit eine Industrie entstand, die inzwischen in hundert— jähriger Entwicklung den heimischen Markt eroberte und auf dem Weltmarkt zum erfolgreichen Konkurrenten aller Kulturstaaten er⸗ wachsen ist. Die Annalen dieser politischen und wirtschaftlichen Entwicklung werden den Namen Krupp stets mit Ehren nennen. Kruppsche Geschütze haben in den preußischen Linien auf den Schlachtfeldern gedonnert, auf denen Deutsch— lands Einheit vorbereitet und erkämpft wurde. Kruppsche Geschütze werden auch heute noch vom deutschen Heere und der deutschen Marine geführt, auf Kruppscher Werft erbaute Schiffe führen die deutsche Kriegsflagge, Kruppscher Stahl bewahrt Schiffe und Forts. Zahlreiche Armeen des Auslandes bedienen sich Kruppschen Kriegsmaterials. Aber die waffentechnischen Leistungen des Werks werden fast noch übertroffen durch Leistungen auf Gebieten, die der friedlichen Entwicklung der Völker dienen. Die gesamte Technik des modernen Verkehrs, die Eisenbahnräder, achsen, ⸗schienen, die Wellen des Schiffs wie des Kraftwagens beruhen heute noch auf dem Gußstahl und den genialen Konstruktionen Alfred Krupps. So ist denn auch nicht ein kriegerisches, sondern ein kulturelles Fabrikat, der Rad⸗ reifen, in der Fabrikmarke und im Familienwappen versinnbildlicht. Das Kruppsche Werk war nicht nur der erste Großbetrieb Deutsch—⸗ lands, sein großer Leiter war auch der erste, der in Deutschland die sozialpolitischen Probleme erkannte und zu lösen versuchte, die aus der neuen Betriebsweise erwuchsen. Die Kranken-, Invaliden. und Hinterbliebenenfürsorge der Firma, ihre Kon⸗ fumanstalten und Fortbildungeschulen, ihre mustergültige Wohnungẽ⸗ politik haben in der deutschen Großindustrie bahnbrechend gewirkt und die sozialpolitische Gesetzgebung des Deutschen Reichs vorbereiten helfen. Was Alfred Krupp in einem langen, arbeitsrelchen Leben genial ersonnen und mit eisernem Willen in die Tat umgesetzt hat, ist inzwischen Gemeingut aller und die Grund— lage einer bedeutenden vaterländischen Industrie geworden, deren Entwicklung dem deutschen Können und dem deutschen Schaffens— drang zur hohen Ehre gereicht. Aber sein Werk ist noch immer führend nicht nur auf technischem Gebiete, die Konkurrenz hat es nur zu neuer Kraftentfaltung beflügelt sondern auch durch die hohe Auffassung von den Pflichten des Großunternehmers gegenüber den Angehörigen des Werkes wie gegenüber der All⸗ gemeinheit. So haben die in Krieg und Frieden dem Valerlande geleisteten Dienste für dies Werk eine besondere Siellung in Meinem Staate geschaffen und durch nunmehr drei Genergtionen seine Inhaber und ihre Familien zu Meinen Vorfahren und Mir in ein Verhältnis freundschaftlichen Vertrauens gesetzt. Es gereicht Mir zur freudigen Genugtuung, das Werk, seine Inhaber und Angehörigen zu dem heutigen Ehrentage persönlich beglückwünschen zu können, und Ich kann das Bekenntnis der Treue zu Kaiser und Reich, das Ich soeben vernommen habe, nur mit dem Wunsche beantworten, daß es den jetzigen Leitern des Hauses gelingen möge, es weiter zu führen, kreu den Traditionen des Hauses, zur Ehre des Namens Krupp, zum Ruhme unserer Industrie und zum Wohle des deutschen Vaterlandes. .

Nachdem sodann Wagners „Kaisermarsch“ verklungen war, hielt der Vorsitzende des Direktoriums, Geheimer Finanzrat Hugenberg die Festrede, die in längeren Ausführungen die Entwicklung des Werks zum Inhalt hatte. Ein Huldigungsmarsch schloß die Feler. Nach dem Festakt besichtigten Seine Majestät der Kaiser, Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich und die hervorragendsten Ehren⸗ gäste mit den Mitgliedern der Familie Krupp die anläßlich des Jubiläums errichtete Ehrenhalle, wobei Herr Krupp von Bohlen und Halbach über die Entwicklung der Gußstahlfabrik und der Stadt Essen Erläuterungen gab. Seine Majestaͤt der Kaiser nahm da⸗ nach an dem Frühstück im Hauptverwaltungsgebäude teil. Später fuhr Seine Majestät mit Herrn Krupp von Bohlen und Halbach und den anderen Herrschaften zu den Kolonien, wobei inebesondere der Alfredshof und die Gartenstadtkolonie Margarethenhöhe in Augenschein genommen wurden. Von da ging die Fahrt durch den Altenhof über dessen neueren Teil zum Hügel. Allenthalben wurden Seiner Majestät herzliche Kundgebungen bereitet.

Um 6 Uhr fand in der neuen großen Fest halle auf dem Hügel ein Festmahl statt, zu dem über 500 Einladungen ergangen waren. Seine Majestät der Kaiser und König führte Frau Krupp von Bohlen und Halbach zur Tafel, Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich Frau Geheimrat Krupp. Die vereinigten Kapellen des Pionierbataillons Nr. 7 und Nr. 24 empfingen Seine Majestät mit einem altpreußischen Fanfarenmarsch. Bald nach Beginn des Mahles brachte Herr Krupp von Bohlen und Halbach einen Trinkspruch auf Seine Majestät aus. Seine Majestät der Kaiser und König erwiderte mit folgender Rede:

Mein lleber Krupp von Boblen und Halbach! Bevor Ich Ihnen danke, möchte auch Ich der Trauerkunde gedenken, die an unser Ohr gedrungen ist. Es ist von dem Armeekorps der Kohle, das im Kampf mit der Erde steht, von Gefahren und Wettern umgeben, eine tapfere Schar wieder von bösen Wettern dahingerafft. Wir gedenken ihrer in Dankbarkeit, sie sind auf ihrem Felde der Ehre gefallen und werden dem Herzen der Provinz, der sie entstammen, und in der sie arbeiteten, unvergessen bleiben. Möge der Herr den Verwundeten und Leidenden belstehen und sie zur Ge— sundheit zurückführen. Ich danke Ihnen herzlich für die freundlichen Worte und Wünsche, die Ste Mir gewidmet haben. Mit großer Freude bin Ich der Einladung zur Feier des 100 jährigen Bestehens der Kruppschen Werke und des 100. Geburtstages von Alfred Krupp gefolgt. An einem so bedeutungsvollen Ehren⸗ und Gedenktage durfte der Landesherr und wenn Ich hinzufügen darf Freund des Hauses nicht fehlen. Die beiden Säkularfeiern, die uns hier zusammengeführt haben, bilden im Rückblick auf die Geschichte des Werkes und auf das Leben Alfred Krupps recht eigentlich ein Fest und einen Triumph der Arbeit. In welchem Geiste gearbeitet werden soll, lehrt uns Alfred Krupp mit seinem am Sockel seines Denkmals verewigten Wahl— spruch: „Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein“. An solcher Arbeit ist hier Außerordentliches geleistet von einem Friedrich Krupp, der das Fundament des Hauses gelegt, einem Alfred Krupp, der aus der kleinen Schmiedehuͤtte das größte Eisenindustriewerk des Erdballs geschaffen, und von einem Friedrich Alfred Krupp, der den Bau erfolgreich weiter geführt hat. Mit Stolz blicken wir auf diese deutschen Männer und danken Gott dem Herrn, der sie dem Vaterlande geschenkt und ihre Arbeit gesegnet hat. Wer könnte er⸗ messen, welche Fülle von Segen im Laufe der verflossenen 190 Jahre von hier ausgegangen ist für das Gemeinwohl, für die Tausende und Abertausende bon deutschen Arbeitern, für die Stadt und die Provinz, für die Industrie, für das Vaterland und die ganze Welt! Hier ist eine der Quellen für die kraftvolle nationale Aufwärtsbewegung und den Wohlstand des Vaterlandes. Was Mich aber bei Meiner Anwesenheit in Essen und auf dem Hügel stets am sympathischsten berübrt hat, das ist das —ᷣ. ideale Verhältnis der Krupps. und ihrer Familie zur Arbeiterschaft. Ein Mann wie Alfred Krupp, der für sich selbst von früher Jugend an nur harte Arbeit bei Tag und Nacht, Entbehrungen aller Art und rücksichts⸗ lose Hingabe seiner ganzen Person, Kraft und Gesundheit an seine Lebensaufgabe gekannt hat, vergaß nie, was er den Schulter an Schulter ihm zur Seite stehenden Mitarbeitern verdankte. Wie ein wahrhafter Freund sorgte er mit warmfühlendem Herzen für sie und ihre Familien auch in Zeiten der Krankheit und des Alters. Unerschütterliches gegenscitiges Vertrauen war die Folge und der Lohn. Und für Friedrich Alfred Krupp, Meinem Mir und uns allen leider so früh entrissenen treuen Freund, ist es ein unverwelkliches Ruhmesblatt, daß er in inniger Gemeinschaft mit seiner in Werken barmherziger Nächsten⸗ liebe unermüdlichen Gattin dem väterlichen Vorbilde gefolgt und immer neue Wege gesucht und gefunden hat, das Wohl seiner Ar— beiter zu fördern und ihr Weh zu lindern. Heute haben wir wieder Gelegenheit gehabt, die mustergültigen Wohlfahrtseinrichtungen in Augenschein zu nehmen und uns davon zu überzeugen, wie wohl es sich im Kruppschen Reiche auch unter der fürsorglichen Regierung Meines jüngsten Gesandten und bevollmächtigten Ministers und seiner liebenswürdigen Gattin leben läßt. Daß auch in Zukunft an dieser Tradition des Hauses nicht gerüttelt und das alle Werksangehörigen umschlingende Band gemeinsamer Arbeit und gemeinsamen Inter— esses weiter gepflegt und gefestigt werden soll, das haben wir vor— her aus dem Munde des jetzigen Chefs mit Freude und Befriedi⸗ gung vernommen. Ich selbst habe hier im Laufe der Jahre bei Meinen vielfachen Besuchen so manche wertvollen Eindrücke und Anregungen gewonnen für die Behandlung der großen und schwierigen Fragen der Arbelterfürsorge, mit denen Ich Mich in Meiner nun hald 2B jährigen Regierung eingehend und Ich denke nicht ohne Erfolg beschäftigt habe. Es war Mir daher eine besondere Freude, dem Danke, den Ich und das Vaterland der Firma und der Familie Krupp schulde, heute durch zahlreiche Gnadenbeweise Ausdruck geben zu können. Aus vollem Herzen wiederhole Ich mündlich diesen Meinen Königlichen Dank mit dem Wunsche, daß die Familie Krupp und die Firma mit allen ihren Direktoren, Angestellten und Arbeitern auch im kommenden Jahrhundert unter dem Segen Gottes wachsen, blühen und gedeihen möge. Ich bitte Sie alle, Ihr Glas zu leeren auf das Wohl des Hauses und der Werke Krupp! Hurra! Hurra! Hurra!

Gegen 8 Uhr wurde die Tafel aufgehoben und die Schar der Gäste, an der Spitze Seine Majestät der Kaiser, begab sich in den an die Festhalle anstößenden Garten, wo ein gus mehreren hundert Sängern bestehender Chor, der sich ausschließlich aus Werk—⸗

angehörigen zusammensetzte, dem Kaiser und den anderen hohen . 6 . Hauses eine Serenade darbrachte, die großen Beifall fand. ; .

9. August. Heute er, . von 9 Uhr ab besichtigte Seine Majestät' der Kaifer und König, und alle anderen auf Higel anwesenden Festgäste die neuen Werkstätt en, die Anlagen der G ußstahlfabrik und die anderen Werke der Firma Krupp. Die für heute nachmittag angesagt gewefenen Turni ex fest spiele werden auf Wunsch Seiner Majestät des Kaisers mit Rücksicht auf das schwere Unglück auf der Zeche Lothringen verschoben.

Bochum, 9. August. (W. T. B.. Das Unglüchguf der Zeche Lothringen (vgl. Nr. 183 d. Bl) ist bedeutend größer, als anfargz angenommen wurde. Amtlich wird darüber gemeldet: Cestern vormittag ereignete sich auf der Zeche „Lothringen / Lund 2 in Gertbe eine Schlag. werter. ünd Koöhlenstauberploston, der 193 Bergleute zum Opfer fielen. Ferner wurden zwei Bergarbeiter schwer und 23 leicht verletzt. Der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow und Ter Oberpräsident von Westfalen Prinz von Ratibor und Corvev baben in Begleitung des Berghauptmannz die Grube besucht und im besonderen Auftrage Seiner Ma jestät des Kaisers der Werksverwaltung und den Angehörigen der Verun— glückten das Beileid Seiner Majeftät ausgedꝛũckt Die Ber⸗ gungsarbeiten sind insofern schwierig, als die Unglücksstelle etwa 3 Rm von dem Schacht entfernt liegt. Unter den Toten befinden sich die Steiger Middelmann und Paßmann, In beiden Bezirken arbeiteten etwa 1206 Mann, von denen sich 30 bis 35 rechtzeitig retteten. Die Verletzten fanden Aufnahme im Krankenhaus . Bergmannsheil“ Die im besonderen Maße für den Rettungsdienst ausgebildete Mannschaft von, Hibernia' und, Sham rock, wurde zu Hilfe gerufen“ und das Rettungswerk, das schon am Morgen begonnen, mit verdoppeltem Eifer weiter geführt. Zuerst waren es die

Verletzten, die man herausbrachte, aber die Zahl der Verletzten ver—

mehrte sich nicht mehr, sondern die der Toten wurde immer größer. In dem Bergmannsdorf Gerthe herrschte große Aufregung. Auf dem Zechenplatz jammerten die Frauen und Kinder um ihre Er nährer, während die Rettungsmannschaften immer neue Leichen mit geschwärzten Gesichtern und berbrannten Körpern heraufbrachten, um sie in die schnell hergerichteten Totenkammern hineinzutragen. Un⸗ unterbrochen brachte der Förderkorb noch Leute zu Tage, die wpoll⸗ staͤndig verkohlt und wohl nur schwer zu erkennen sind. Die Menschenmassen vor der Zeche nahmen später ab, als ein heftiger Regen niederging. Der Berghauptmann, mehrere Vertreter der Bergbehörden, der Leiter der Rettungszentrale des Oberbergamtsbezirk; Dortmund, Oit— mann, und der von dem Bergwerks unglück in Courrières her bekannte Bergwerksdireltor Koch sind anwesend. Die Belegschaften sind gestern zur Mittagsschicht nicht angefahren. Die Urssache der Schlagwetter⸗ explosion ist vermutlich darin zu suchen, daß Gase, die in Fels— spalten eingeschlossen waren, durch einen Sprengschuß wieder frei wurden und sich entzündeten. Wahrscheinlich ist die Explosion an zwei verschiedenen Stellen entstanden. Mehrere kleine Brände wurden nach verhältnismäßig kurzer Zeit gelöscht. Die er rn in der Grube ist nur gering. Es steht nunmehr fest, daß 99 Tote und 25 Verletzte geborgen worden sind. Von den Verletzten find zwei im Krankenhause „Bergmann heil“ gestorben. 15 bis 16 Bergleute fehlen noch; doch ist es möglich, daß einige von diesen beim Beginn des Unglücks ausfuhren, ohne ihre Kontrollmarke abzugeben, sowie auch, daß sie hinter Brüchen einge⸗ schlossen sind und noch leben. .

Seine Majestät der Kaiser und König hat zur Linderung der ersten Not für die auf der Zeche „Lothringen“ ver⸗ unglückten Bergleute 15000 S bewilligt und dem Ober— präsidenten der Probinz Westfalen überwiesen. ö

Aus Anlaß des Grubenunglücks hat Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent von Bayern an Seine Majestät den Kaiser ein Beileidstelegramm gerichtet; ferner hat er die bayerische Gesandtschaft in Berlin telegraphisch beauftragt, der Bergwerksbevölkerung sein Beileid auszusprechen, und ihr zur Linderung der Not der vom Schicksal so hart betroffenen Familien 5000 ½Ʒ als Spende überwiesen.

Hannoser, 8. August. (W. T. B.) Der auf der Fahrt von Paris nach Berlin begriffene Flieger Brindejonc⸗des⸗ Moulinais, der um 11 Uhr Vormittags von Bonn zum Weiter⸗ fluge nach Hannover aufgestiegen ist, mußte wegen starker Gewitter⸗ böen bei Attendorf in Westfalen landen. Bei der Landung stieß der Eindecker heftig gegen einen Baum, wobei der Propeller zersplitterte und die Tragflächen stark beschädigt wurden. Der Flieger selbst blieb unverletzt. Das Flugzeug wird heute noch auseinandergenommen und nach Paris zurückgeschickt.

Konstanz, 9. August. (W. T. B.). Infolge zweitägigen heftigen Regens ist der Bodensee schnell von 430 auf 468 em gestiegen.

Melchtal, 8. August. (W. T. B.) Das seit Sonntag ver⸗ mißte Fräulein Kübler aus Berlin ist heute abend durch eine Rettungskolonne unter der Führung eines Polizeihundes zerschmettert am Fuß der Ebnetalp aufgefunden worden.

Moreni, 9. August. (W. T. B.) Ein Bohrloch, das täglich fast hundert Waggons Petroleum liefert, ist in Brand geraten. Das Feuer hat sich auf sechs Bohrlöcher und sechs Petroleumbehälter ausgebreitet. ehrere Menschen sind dabei getötet oder 3 worden. Der angerichtete Sachschaden ist groß, doch sind die Bohrlöcher versichert. Sie gehören den hol— ländischen Gesellschaften ‚Astra“ und ‚Van Sikle“.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

ö

Theater. Zerliner Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: 3 Uhr: Gastspiel Sylvester Schäffer. Vorher: Abends 8t Uhr; Ein Königreich m. b. S5. In

Große Rofinen. Originalposse mit Gesang und

und R. Schanzer. Sonntag und folgende Tage: Große Rosinen.

Theater in der Koͤniggrätzer Straße. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die fünf Frank⸗

urter. 8 1. . f Sonntag und folgende Tage: Die fünf Frank⸗ i . Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Tanz⸗ furter. Sonntag und

anwalt.

Lesstngtheater. Sonnabend, Abends 86 Uhr: Ense ablegastspiel der Direktion: Fritz Lebner und Gaon Jantsch. Die Vergnügungsreise. Posse mit Gesang und Tanz.

Sonntag' und folgende Tage: Die Ver⸗ Akten von Hermann Bahr. ö t Sonntag und folgende Tage: Das Konzert.

gnügungẽreise.

Neunes Schauspielhaus. Sonnabend, Abends

: . 2 August Neidhart. Tanz in drei Akten (5 Bildern) von R. Bernauer 2 . Hera he.

Sonntag und en,, Tage: Gastsviel Syl⸗ vester Schäffer. Hierauf: Ein wenig Mufsik.

Schillertheater. Charlottenburg. Sonnabend,

Der erkaufte Gatte. Komödie in einem Aft von drei Akten von Franz Wagenhoff. Din Sonntag und folgende Tage: Ein Königreich

Hierauf: Ein wenig Musik. m. b. S.

orber: Der erkaufte Gatte.

Thaliatheater. Direktion: Kren und Schönfeld)

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Autoliebchen. Posse mit Gesang . Tanz . . won en, 2 ⸗. v S 2 ö . Kurfürsten · Oper. Cnsenblegastsptel Direktion Krerg, Cel setette von Alfred Schönselß. Muf Sonntag und folgende Tage: Autoliebchen.

folgende Tage:; Der Tauss. . Famiilenna hrichten.

Verlobt: Frl. Ella Forst mit Hrn. Hauptmann

Abends 8 Uhr: Das Konzert. Lustspiel in drei ö va nn ,, h

leutnant James Douglas (Königsberg).

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236) Sonnabend, Geboren: Cine Tochter: Hrn. Oberstleutnant

von Auer (Hannober). Hrn. Landrichter Werner von Brünneck (Berlin-Lankwitz ). Hrn. Haupt⸗ mann Walther Arens (Münster i. W.). Hrn. Friedrich Wilbelm von Rettberg (Teistungenburg bei Duderstadt).

Gestorben: Verw. Fr. Christiane von Homeyer, geb. Borries (Murchin). Hedwig Freiin von Langermann⸗Erlencamp (Wernigerode).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.:: Weber in Berlin. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag? Anstalt Berlin 8sW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

(einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichen- beilage Nr. 65).

M 1HS9.

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Erste Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger. t

Berlin, Freitag, den 9. Aug

Bemerkungen. Die verkaufte Ein liegender Strich (—) in den

Berlin, den 9. Auzust 1912.

Menge wird auf volle Doppelzentner und der

7X

J. V

Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt.

Kaiserliches Statistisches Amt. : Koch.

mn —— 26 Qualitãt Außerd ĩ d 91? f 6 Hirn e e ds Am vorigen ußer dem wurden gering mittel Verkaufe; Durchfchnitts⸗ Yann am Markttage August Marktorte Preis . . 6 re en Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner ö 1 an vel Durch⸗ nach überschläglicher ö w ; ; j ppel⸗- schnitts⸗ Schätzung verkauft Tag niedrigster höchster niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelzentner zentner 61 w 16. lt 6 960. . H. 4. H. 4 (Preis unbekannt) Weizen. 8. Golday 1 ö . 3 . 20,00 20,00 20,50 20,50 2 ĩ Landsberg a. W. .. ö. . 39 31356 31,56 . ; kJ . 1820 1820 1830 20 20 30 36 313 . J V3 ö 19530 2636 26410 36. 5 31 66 3136 ü . ö Dirschberg i. Schl.. . 20, 36 26. 50 2656 30 50 31 36 31355 ̃ . ; . ö J . 20.60 20.900 21 69 21 60 . x Ill gen . ö 36 56 36. 56 21.25 21.25 ; . ö eltern. J 36, 56 36. 36 3116 3116 21960 2100 20 83 3 d 0 36 2363260 31 26 3126 165 318 zb 76 . 8 K,, 1956 19,10 19.60 20 6 J s Wargenau i. W. ö 21,20 2120 ö. . 2196 34 06 525 2l, 55 w, 22 6 22 66 2309 23 0y 33. 30 23 56 1212 33 6b 2620 ; 2 Chateau · Salins . 21,650 21,50 22,00 22,00 . ö - Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen). 8. J Langenau. 2320 23,80 24,00 24 00 zt. 60 24801 7 1862 24,18 . Roggen. 3 15,00 1500 J 1520 15,50 22 65 ; ö an dg w ö . . 16,30 1630 ö. ö . ; . 1690 16,90 ö 2 335 . 56 ; Hongthwi ö 16. ; 1690 1550 ' Vengrowitz . ö ö kJ 15.70 15,80 1600 6300 15,75 16 z J . J 11690 1840 1556 1h Oh it. 16 166 , ; ! k 15.66 i530 ig 9 1630 is 15 16. go ; ; Birschberg i. Schl. .. 15.66 ihßß6 is gh 1550 is 56 16. g ö k 16 66 J. S6 ö . . . Dl ngen . . 1635 16, 30 1650 . ö Gelkern.... 15,10 1840 i840 135576 1876 1900 1480 1850 1900 ? k J 16,90 1740 1740 6003 . 12716 ; ln : K 16. 6 16 6 16 76 . . 1 1666 1756 1750 8.6 8. ö 7 ? ö Chateau⸗Salins . 16 Zo 1 6b . . ö . . Ger ste. 8. ] Goldap. 1700 1720 1750 17350 7/ / voldexrr .. ö 00 2 , 5 103 23 1723 . Wongrewitz J J b . 15,50 15,70 15.80 16,00 787 1 74 ö . ire m, . 15,9 1620 15 39 16.60 is. 36 1760 ; . . J GSirigau--. ö 1670 17569 1720 1650 1776 1856 ; : . PFVirschberg i. Schl. ö 16 509 1650 1760 17 06 16 56 1750 . I Söttngen. . ö 1766 1769 jr 56 17 50 ö ; = Neuß? ö = 1536 1530 332 15339 1530 - ; k . . 1960 15725 1950 1950 526 15 25 195.50 ( fw. 8. Goldap . 0 10 7 ĩᷓ / ö an ders a. W.. J ö ö. 1920 1920 ö . ö . Lottbus. . 2940 2040 . 163 20 ö ö ö. . 17 90 1810 18520 1536 18 50 19.00 . ö N ö. Striegan 890 18,00 1330 18,50 18 80 1900 ; . . Firschterg i. Schl. . 20566: 2636 2365 26536 . . ; Ratibor? ... . . Il, 6 21 06 . . 3 14, 40 1440 1550 1560 . ö. ; ; ; Göttingen . ö. 26 60 260.60 2140 21 40 . ; ö Heldern 20, 00 20550 36, 566 21 60 31 660 21.56 1630 20 40 20 63 x teuß . zo 6 S0 31,60 i 66 . ö Tau sbeuren ; f 2400 24,08 168 24,03 24,26 - Döbeln... . (. J 19. 6 39 66 3. . wangenau 223 46 22410 90 22,40 ; ; Nastatt 16,50 16,60 1750 1750 15696 15895 96 17. . ö Chateau⸗Salins J ö 15 16666 225955 236 ö. . .

ö Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betceffende Peeis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Oesterreich.

Aeghpren.

Pwvälippinen. Todes fall an Beulenpest gemeldet.

China. In Packhoi sind seit Mitte Juni Pestfälle nicht mehr

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 32 vom 7. August 1912.)

Pest. . s In Triest ist auf einem am 4. Juli aus Klein—⸗ asien auf dem Wege über Port Said und Alexandrien eingetroffenen Dampfer des Oesterreichischen Lloyd etwa am 21. Juli ein Matrose 2 Spital für Intektionskrantheiten Bei der Reinigung und Desinfektion des Dampfers wurden viele an Pest verendete Ratten gefunden. Es erkrankten vom 13. bis 19. Juli 5 Personen, davon 2 in Port Said und je 1 in Alexandrien, Et sa und Minieh, ferner erkrankten (und starben) vom 20 bis 26. Juli 701), davon 4 (—) in Abu Kerkas, 1 (1) in Port Said und je 1 (= in Alexandrien und Zagazig.

Al erten. In Le Ruisseau 6. Pes kra fe gestorben, neue Erkrankungen sind zufolge Mitteilung vom 5. Jali dort nicht sestgestellt worden. In Manila wurde am 26. Juli ein zwelter

an Pest erkrankt; er wurde in geschafft.

ist am 17. Jali auch der

Cuba.

Rußland.

bekannt geworden; Anfang Juli galt die ganzen einige 50 Opfer gefordert hat, für

In Am oy sind vom 30. Juni bis 6. Jul erlegen; die Zahl der Pesttodesfälle in dieser Stadt im Juni wird auf 78 angegeben. Britisch Ostafrika. ist in Kisum u die Pest ausgebrochen. . In Hapana ist zufolge Mitteilung vom 15. Jult ein zweiter Pestfall festgestellt worden.

Porto Rico.

tin. Wie in Porto Rico sind vom 8. Juli auch in Curagao und La Guayra Pestfälle be— obachtet worden.

Cholera.

Oesterreich⸗Ungarn.

; st n ist am 11. Juli im städtischen Krankenhaus ein neuer Choleiafall bei einer ortsansässigen Perfon festgestellt worden.

Seuche, welche diesmal im

Chinesen der Pest

erloschen. 132

1—

Zufolge Mitteilung vom 22. Juni d. J.

Rie In San. Juan wurden am 13. Juli 2 Er—

krankungen, in Dorado aum 15. Juli 1 Erkrankung und 1 Todessall

festgestellt. Westindien.

] In einer Gemeinde des südöstlich von Budavest an der Theiß gelegenen ungarischen Komitats Csongrad ist am 17. Juli ein Tagelöhner, wie baktertologisch festgestellt wurde, an Cholera erkrankt; er ist am 22. Juli gestorben. Erkrankung konnte nicht ermittelt werden.

In Astrachan

zufolge Mitteilung

Die Uisache der

SBrötisch Ostindien. Aus Moulmein wurden vom 26. Mai bis 22. Juni 11 Choleratodesfälle gemeldet.

China. In Amoy sind vom 30. Juni bis 6. Juli 8 Chinesen an der Cholera gestorben; die Zahl der Choleratodesfälle im Juni

Gelbfieber.

betrug 19.

Es gelangten zur Anzeige in:

Mexiko. krankungen;

Venezuela.

Chile.

Oest erreich. Vom 21. bis 27. Juli 2 Erkrankungen in Prag. HBritisch Ostindien. In Moulmein sind vom 26. Mai bis 15. Juni 13 Personen an den Pocken gestorben.

4 Die Pockenepidemie in Hoihow und Umgegend hat seit Mitte Juni nachgelassen und soll zufolge Mitteilung vom 2. Juli

China

2. zue Am 1. Juni in Macuto und am 17. Juni in Maiquetia je 1 Erkrankung und 1 Todesfall;

Vom 1. bis 16. Mai

schon erloschen sein.

Am 14. Juli in San Juan Bautista 3 Er—

Pocken.

Fleckfieber.

Oesterreich. Vom 21. bis 27. Juli 45 Erkrankungen in Galizien.

1912.

ö 1. im Bezirke Toco 62 krankungen (17 Todesfälle) und in Tocopilla 237 (85).