1912 / 250 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Oct 1912 18:00:01 GMT) scan diff

daselbst, Justizrat Dr. Haarmann bei dem Amtsgericht in Leer, Justizrat Ling enbrinck bei dem Amtsgericht in Kreuznach, Köhrmann bei dem Oberlandesgericht in Cöln, Lamp bei dem Oberlandesgericht in Kiel, Dr. Urbanek bei dem Land⸗ gericht Lin Berlin, Dr. Reichard bei dem Landgericht in 5 a. M., Ludwig Rosenthal bei dem Amtsgericht Berlin⸗Schöneberg, Plato bei dem Amtsgericht in Treuen⸗ brietzen, Dr. Rohowsky bei dem Amtsgericht in Nikolai, Dr. Grühl bei dem Amtsgericht in Ohligs und Engels bei dem Amtsgericht in Wetzlar.

Mit der Löschung des Rechtsanwalts Lejeune in Kallies ksce Rechtsanwaltsliste ist zugleich sein Amt als Notar er⸗ oschen.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen die Rechts⸗ anwälte: Dr. Noch owicz aus Wreschen bei dem Oberlandes⸗ gericht in Breslau, Dr. Lucas vom Amtsgericht und Land⸗ gericht in Cöln bei dem Oberlandesgericht daselbst, Dr. Reichard vom Landgericht in ö a. M. bei dem Oberlandesgericht daselbst, Ludwig Rosenthal aus Berlin⸗-Schöneberg bei dem Amtsgericht in Charlottenburg und dem Landgericht II in Berlin, Dr. Urbanek aus Berlin bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Ratibor, Dr. Rohowsky aus Nicolai bei dem Amtsgericht in Kattowitz, Lejeune aus Kallies bei dem Amtsgericht in Dramburg, die Gerichtsassessoren: Oskar Appell, Dr. Justinus Gerschel, Dr. Richard Pauly, Hermann Pohrt, Fritz Ramien und Bernhard Stocke— brand bei dem Landgericht J in Berlin, Ernst k bei dem Landgericht in Berlin, Eugen Klein bei dem Lan gericht I in Berlin, Foerder und Rösner bei dem Amts⸗ gericht und dem Landgericht in Breslau, Wiechens bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Hanau, Georg Lindemann bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ ericht in Hannover, Hans Schröter und Wiedemann ei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Cöln,

Dr. Gottlieb, bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Düsseldorf, Beitz ke bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Elberfeld, Dr. Marchlewski bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Danzig, Dr. Hohmann bei dem Amts⸗ gericht und dem Landgericht in Graudenz, Reichenbach bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Posen, Berthold Müller bei dem Amtsgericht in Bärwalde i. N. M., Lins⸗ dorff bei dem Amtsgericht in Pritzwalk, Drost bei dem Amtsgericht in Kosel, Br. Georg Marx bei dem Amtsgericht in Oberglogau, Bleser bei dem Amtsgericht in Mayen, Erhard bei dem Amtsgericht in Langenschwalbach, Bumcke bei dem Amtsgericht in Wetzlar, Hugo Schmidt bei dem Amtsgericht in Ragnit und Giese bei dem Amtsgericht in Koschmin.

Der Landgerichtsrat Christ in Bonn, der Amtsgerichtsrat Fröhlen in Cöln, der Amtsrichter Dr. . in Sege⸗ herg, der Rechtsanwalt, Justizrat Eick in Barmen, bie Rechts⸗ anwälte und Notare, Justizräte Boas in Beuthen i. O. Schl. und Gyßling in Königsberg i. Pr. sind gestorben.

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Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Königlichen Geheimen Regierungs- und Gewerbe⸗ schulrat, Professor Arthur Kleinstüber in Oppeln ist die 9 für Verdienst um die Gewerbe in Silber ver⸗ iehen.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Ver fügung des Ministers der öffentlichen Arbeiten, betreffend die Verlegung des Grenzpunktes zwischen den Ver— waltungsbezirken der Königlichen Eisenbahndirek⸗ tionen in Elberfeld und Essen (Ruhr) auf der Strecke Unna Hamm.

Auf Grund des 5 1 Absatz 3 der gemäß dem Aller— höchsten Erlaß vom 25. März 1907 neu festgesetzten Ver⸗ waltungsordnung für die Staatseisenbahnen (Gesetzsamml. S. 82) bestimme ich, daß mit dem 1. November d. J. die Grenze wischen den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn⸗ irektionen in Elberfeld und Essen (Ruhr) auf der Strecke Unng = Hamm von Em 204,96 nach km 202,3 verlegt wird, sodaß die Station Wiescherhöfen aus dem Eisenbahndirektions“ bezirk Elberfeld in den Eisenbahndirektionsbezirk Essen (Ruhr) übergeht.

Berlin, den 15. Oktober 1912.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. von Breitenbach.

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Der Regierungs- und Baurat Brüstlein ist der Regierung in Köslin und der Regierungs- und Baurat Kohte Eugen) der Regierung in Posen zugeteilt worden.

Versetzt sind der Baurat Hoschke von Magdeburg an die Regierung in Stettin, die Regierungsbaumeister Lucht (Hans) von Cöln als Vorstand des Hochbauamts in Quedlinburg, Proetel von Saßnitz zur Weichselstrombauverwaltung in Danzig und Bgertz von Essen, Ruhr, zum Kanalbauamt in Herne (im Geschäftsbereich der Kanalbaudirektion Essen, Ruhr).

Der Regierungsbaumeister Vogel in Magdeburg ist zum Vorstand des Hochbauamts T odortselbst ernannt' worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der bisherige Seminarlehrer Otto Konopka aus

ö t ̃ osen ist zum Kreisschulinspektor in Tremessen ernannt worden.

Ministerium des Innern.

Dem Landrate von Stumpfeld ist das Landratsamt im Kreise Franzburg übertragen worden.

Bekanntmachung.

Die dem Schachtmeister Josef Hubert Schmitz aus Adengu am 3. Mai d. J. mit Gültigkeik bis 3. November d. Y. gemäß 51 Abs. 1 des Reichsgesetzes gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen vom 2. Juni 1884 erteilte Genehmigung zum Befitz und zur Verwendung von 10 kg Dynamit bei einem Brunnen— neubau auf Bahnhof Niederehe, Kreis Daun, habe ich zur ück⸗ gezogen.

Adenau, den 15. Oktober 1912.

Der Landrat. Scherer.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. Oktober 1912.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Die Verkehrseinnahmen deutscher Eisenbahnen für September 1912 betrugen nach der im Reicheisenbahn⸗ amt aufgestellten Uebersicht:

ge ö 6 mehr, weniger

ganzen 1 Rm] im ganzen , 1œRm M M6 M Proz.

für alle Bahnen im Monat September 1912: Personen⸗

9 verkehr. 79 741 2851 15364 2872 955 4 . 2,47 üter⸗

verkehr. 174 730 135 3 28514 6760 0764 6 4 2,69

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre April März in der Zeit vom 1. April 1912 bis Ende September 1912:

im auf

Personen⸗

9 verkehr. 135 550 510 9597 4 2279 041 4 380 4 4, 12 üter⸗ verkehr. S88 000 424 19 10514 58 652 840 4 10134 51,60

für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre er ee, er in der Zeit vom 1. Januar 1912 is Ende September 1912: Personen⸗ , S7 9M 583 137234 3081 1394 3754 2381 üter⸗

verkehr. 157 649 604] 23 8954 71341464 8464 3,67

Gesamtlänge der Bahnen: 53 527,31 kmn, gegen das Vor⸗ jahr 4 716,07 km.

Laut Meldung des W. T. B. sind am 17. d. M. S. M. S. „Hertha“ in Valencia und S. M. S. „Panther“ in Fernando⸗Po eingetroffen.

Samburg.

Seine Mazestät der Kaiser und König ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh in ing eingetroffen und auf dem Dammtorhahnhof vom preußischen Gesandten und den Herren der Gesandtschaft m in worden.

Die Bürgerschaft hat in der gestrigen Sondersitzung den Antrag einer Senats und Bürgerschaftskommission, be⸗ treffend Einsetzung eines Rechnungshofes, genehmigt.

ö

Desterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph hat, wie, W. T. B.“ meldet, gestern den österreichisch- ungarischen Botschafter in Berlin Grafen von Szögysny⸗Marich in halbstündiger Audienz

empfangen. Frankreich.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ ist der Abschluß des französisch-spanischen Abkommens über die marokkanische Frage binnen kurzem zu er— warten. Zwei Punkte waren bis zuletzt noch in der Schwebe geblieben. Sie bezogen sich auf die finanzielle Frage und auf die Abgrenzung des Muluyg. Ueber die finanzlelle Frage ist man sich einig geworden. Was die Meinungsverschiedenheiten betrifft, die bezüglich des Muluya entstanden waren, so sind sie Haup chk auf die Verschiedenheit des geographischen Kartenmaterials zurückzuführen, welches die französlschen und spanischen Unterhändler vorlegten. Die Meinungsverschieden⸗ heiten sind . beseitigt, und es braucht nicht mehr befürchtet zu werden, daß die Besprechungen scheitern könnten.

Nußland.

Dem Parlament ist der Etat für 1913 zugegangen. Die

ordentlichen Einnahmen werden laut Meldung des . auf 3 169 142 828 Rbl, veranschlagt und übersteigen die ordent⸗ lichen Ausgaben um 181 3658 623 Rbl. Die außerordentlichen Einnahmen werden auf 19 Millionen Rubel geschätzt, die außer⸗ ordentlichen Ausgaben auf 220 622 756 Rbl. Zur Deckung der letzteren sind Anleihen in Höhe von 29 264 133 Rbl. geplant. Der Voranschlag weist im . folgende Zahlen auf: . Bei den ordentlichen Einnahmen: Direkte Steuern 249 865 738, indirekte 657 424 200, Zölle 218 2657160, Regalien 92h 303 075, Kroneigentum und Kapitalien 986 849 769, Enteignung von Staats“ eigentum 1 625 680, Ablösungszahlungen g09 700, erstattung von Ausgaben an die Staatsrentei 113 115772, verschiedene Einnahmen 15791 734, zusammen 3 169 142 328 Rubel. Die außerordentlichen Einnahmen betragen: Ewige Einlagen der Staatsbank zwei Millio⸗ nen. Rückzahlung der Schulden des Staatsperpflegungskapitals an die Stagtskasse acht Millionen, zusammen zehn Millonen. Aus dem freien Barbestand der Staatzrentei 29 264 133. Die ordentlichen Ausgaben betragen: Hofressort 16359 595, höchste Staats. einrichtungen 9 213 2141, Synod 44219759, Ministerium des Innern 182 z0z 77, Finanzen 45 369 9565, Juftiz 39 450 491, Auswärtiges 7279 255, Volktzaufflärung 136 732 476, Wegebauten 649 609 650, Handel und Industrie 55 539 776, Landorganisation und Ackerbau 135 813 118, Verwaltung des Gestütswesen 2693 4590, Kriegsministerium 546 58 763, Marine 230 374 400, Reichs kontrolle 13 094 9064, Zahlungen für Staatsanleihen 407 go7 086, unvorhergesehene Ausgaben zehn Millionen, jusammen 2987784 205 dubel: Außerordentliche Auegaben. Rußsisch⸗ japanischer Krieg 101 950, für Wirtschaftsoperationen des f, 90 112 569, Bahnhau 1109775 1357, Zahlung an Bahngefellschaften 1 635 165, Hafenbau 18 000 000, zusammen 220 622 756.

In einem Exposc zur Budgetvorlage spricht der Finanz— minister, obiger Quelle zufolge, die Ueberzeugung aus, daß Rußland mit seinen großen natürlichen Hilfsmitteln einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung nehmen werde. Innere und äußere. Ruhe und intensive Arbeit aller Klassen des Volkes würden Rußland die ihm gebührende Stellung unter den anderen Ländern sichern.

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Italien.

Der Friedensvertrag zwischen Italien und der Türkei ist gestern nachmittag in Ouchy unterzeichnet worden. Der Vertrag besagt im Eingange, wie „W. T. B. meldet, daß der König von Italien und der Kaifer der Oth— manen, von dem gleichen Wunsche nach Beendigung det Kriegszustandes zwischen ihren Ländern befeelt, folgende Be= vollmächtigte ernannt haben: der König von Italien den De putierten k. Bertolini, den Staatsrat Guido Fusinato und Guiseppe Volpi, der Sultan die außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Mehemed Naby Bey, Rum Bey Oglu und Farr Eddin 23 Diese Bevollmächtigten sind über folgende Punkte übereingekommen:

Artikel 1. Die beiden Kegterungen verpflichten sich, unmittelbar nach Unterzeichnung gegenwärtigen Vertrages die notwendigen Ver fügungen zu treffen zu einer sosortigen und gleichzeitigen Einstellung der Feindseligkeiten. Sondergesandte werden in die betreffenden Ort ie gt , um die Ausführung der eben genannten Verfügungen icher zu stellen.

Artikel 2. Die beiden Regierungen verpflichten sich, sogleich nach der Unterzeichnung des vorliegenden Vertrages ihren Offizieren und Truppen den Rückherufungsbefehl zu geben und ebenso ihren Zivn— beamten; die ottomanische Regierung für die Cyrenalka und die slalie⸗ nische Regierung für die besetzten Inseln im Aegäischen Meere. Die tatsächliche Räumung der genannten Inseln von den italienischen Offizieren, Truppen und Zibilbeamten wird sogleich erfolgen, wenn seitens der Türkei die Räumung Tripolitaniens und der Cyrenalka durchgeführt ist.

Artikel 3. Die Kriegsgefangenen und Geiseln werden möglichst bald ausgetauscht werden.

Artikel 4. Die beiden Regierungen verpflichten sich, voll. kommene Amnestie zu gewähren, und zwar die Königliche Regierung den Bewohnern von Tripolitanien und der Cyrenalka und die Kaiser⸗ liche Regierung den Bewohnern der Inseln des Aegäischen Meeres, die Untertanen der ottomanischen Herrschaft sind und an den Feind⸗ sellgkeiten teilgenommen oder sich in ihrer Stellung bloßgestellt haben sollten, abgesehen von gemeinen Verbrechern. Infolgedessen soll niemand, welcher Klasse oder welchem Stand er auch angehören mag, in seiner persönlichen Freiheit oder seinem Besitz oder in feinen Rechten verfolgt oder beunruhigt werden wegen seiner politischen oder militärischen Handlungen oder wegen seiner während der Feindselig⸗ keiten ausgesprochenen , nn Die aus diesem Anlaß ver, ., oder deportierten Personen werden sogleich in Freiheit gesetzt werden.

Artikel 5. Alle Verträge und Uebereinkünfte jeder Gattung, Art und Natur, die zwischen belden vertragschließenden Teilen vor der Kriegserklärung geschlossen oder in . waren, werden unver⸗ züglich wieder in Kraft gesetzt, und beide Regierungen werden, die eine gegenüber der anderen, ebenso wie die beiderfeitigen Untertanen, in dieselbe Lage versetzt, in der sie sich vor den Feindfeligkeiten be? funden haben. .

„Artikel 6. Italien verpflichtet sich, zu derselben Zeit, wo die Türkei ihre Handelsverträge mit den anderen Mächten erneuern wird, mit der Türkei auf der Grundlage des europäischen Völkerrechts einen Handelsvertrag abzuschließen, d. . Italien ist bereit, der Türkei ihre volle wirtschaftliche Unabhängigkeit zu lassen und das Feecht, in Handels⸗ und Zollangelegenheiten wie alle anderen europälschen Mächte zu handeln und ohne durch Kapitulationen und andere bis zum heutigen Tage geschlossenen Akte gebunden zu sein. Dabei versteht es sich, daß der genannte. Handelsvertrag nur insoweit in Kraft treten wird, wie von der . mit anderen Mächten auf gleicher Grundlage abgeschlossene Handelsperträge. Außerdem willigt Italien in eine jl- bis 15prozentige Erhöhung der Zölle ad valorem in der Türkei. Ebenso stimmt es der Einführung neuer Monopole oder der Erhebung von Verbrauchssteuern auf folgende fünf Arhikel zu: Fer n, gente rern Streichhölzer, Alkohol und Spiel⸗ karten. Alles dieses unter der Bedingung, daß diefelbe Behandlung ehen und ohne Unterschied auf die Einfuhr auch der anderen

änder angewandt wird. Insoweit es sich um Artikel handelt, die einem Monopol unter— liegen, ist die Verwaltung dieser Monopole gehalten, Artikel italienischer Herkunft nach einem Verhältnis zu beziehen, das der bis— herigen jährlichen Ein hr der gleichen Artikel entspricht, vorauß— gesetzt, daß der Preis, zu dem die Monopolartfkel angeboten werden, der Marktlage im Augenblick des Kaufs entspricht. Dabei soll die Qualitt der zu liefernden Ware sowie der Durchschnittspreis der der Kriegserklärung vorangegangenen drei Jahre in Betracht gezogen werden. Außerdem versteht es sich dabei, daß, wenn die Türkei, anstatt neue Monopole auf die obengenannten fünf Artikel zu legen, sich entschlösse, sie mit Verbrauchssteuern zu belegen, diese Verbrauchs⸗ steuern in derselben Weise auf die gleichen Produkte der Türkei und j der anderen Natlon gelegt werden müßten.

Artikel 7. Die italienische Regierung verpflichtet sich, ihre im ottomanischen Reich bestehenden Postanstalten zu derselben Zeit auf— zulösen, wo die anderen Mächte, die in der Türkel eigene Postanstalten besitzen, diese auflösen werden.

Artikel 8. Da die Pforte beabsichtigt, auf einer europäischen Konferenz oder anderweitig mit den beteiligten Großmächten Ver⸗ handlungen anzuknüpfen, uin das System der Kaplfulationen in der Türkei aufzuheben und sie durch das Regime des Völkerrechts zu er—= setzen, erklärt Italien, indem es diese Absicht der Pforte als wohl— begründet anerkennt, der Türkei vom jetzigen Augenblick an in dieser Hinsicht seine volle und aufrichtige Unterstützung leihen zu wollen.

Artikel 9. In der Absicht, ihre Zufriedenheit mit den guten und loyalen Diensten zu bezeugen, die ihr von den in ihrer Ver— waltung angestellten italienischen Untertanen geleistet worden sind, zu deren Entlassung. sie sich aus Anlaß der Feindfeligkeiten gezwungen gesehen hat, erklärt sich die Pforte bereit, sie in den Stellungen, die sie verlassen hatten, wieder anzustellen. Für die Monate, die sie beschäftigungslos waren, wird ihnen ein Wartegeld gezahlt; aus diefer Dienstunterbrechung wird den Angestellten, die ein Anrecht auf Pension hatten, kein Nachteil erwachsen. Im übrigen verpflichtet sich die türklsche Regierung, ihren Einfluß bei den Einrichtungen, mit denen sie in Beziehung steht (öffentliche Schuld, Eisenbahngesellschaften, Banken usw), geltend zu mgchen, daß gegenüber den italienischen Untertanen, die in deren Diensten standen und sich in ähnlicher Lage befinden, eben fo verfahren wird.

Artikel 10. Die italienische Regierung verpflichtet ch, jährlich an die Kasse der Dette publique für Rechnung der 1 Regierung eine Summe zu zahlen, die durchschnittlich den Summen entspricht, die in jedem der drei Jahre, die der Kriegs⸗ erklaͤruing vorherglngen, für den Dienft der Oeffentlichen Schuld aus den Einnahmen der beiden Provinzen bestimmt waren. Der Betrag der besagten Jahressumme wird überein⸗ stimmend von zwei Kommissaren festgefetzt, von denen einer bon der Königlichen, der andere von der Kaiserlichen Regterung ernannt wird. Im Falle von Meinungsverschiedenhelten . die Entscheidung einem Schiedsgericht übertragen, das aus den oben genannten Kommissaren und einem Oberschiedsrichter besteht, der von den beiden Parteien gemeinsam ernannt wird. Wird darüber keine Einigung erzielt, so bezeichnet jede Partei eine andere Macht, und die Wahl des Oberschiedsrichters wird gemeinschaftlich durch die so bezeichneten Mächte vollzogen. Die Königliche Re ierung wie die Verwaltung der Dette publique sollen durch Hr finn, der Kaiserlichen Regierung das Recht haben zu verlangen, daß die oben erwähnte Jahretztente durch die Zahlung einer Summe ersetzt wird, die dem kapitalisierten Betrage zum Zinsfuß von 409 ent⸗ spricht, Was den vorhergehenden Absatz betrifft, so erklart die König liche Regierung, schon jetzt anzuerkennen, daß die Jahresrente nicht . sein darf als zwei Millionen Lire, und sie ist berelt, der

erwaltung der Dette publique die entsprechende kapitallsierie Summe zu zahlen, sobald es verlangt wird.

Artikel 11. Der vorliegende Vertrag wird am Tage seiner Unterzeichnung in Kraft treten. Urkundlich dessen haben die Bevoll⸗ mächtigten den vorliegenden Vertrag unterzeichnet und ihre Siegel beigefügt.

Lausanne, 18. Oktober 1912.

(gez) Pietro Bertolini. Guido Fusinato. Guiseppe Volpi. Mehemmed Naby. Rum Bay Oglu. Far Eddin.

Belgien.

Die Kommission der Internationalen Zucker⸗ konferenz ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, auf den 9. Dezember nach Brüssel einberufen worden.

Türkei.

Der Sultan hat vorgestern eine Irade zugunsten der Bewohner der Inseln des Aegäischen Meeres unterzeichnet, in dem laut Meldung des „W. T. B.“ versichert wird, daß Reformen der Rechtspflege und der Verwaltung eingeführt werden sollen, um den Bewohnern Gerechtigkeit und Wohlergehen ohne den Unterschied des Kultus und der Religion zu gewährleisten. Zu Beamten und Richterin sollen nur Personen ernannt werden, die die Landessprache beherrschen und volle Befähigung besitzen. Volle und unbegrenzte Amnestie wird denjenigen Bewohnern gewährt, die an den Feindseligkeiten teilgensommen und sich bei dieser Gelegenheit bloßgestellt haben mit Ausnahme derer, die sich gemeiner Verbrechen schuldig gemacht haben. Infolgedessen soll niemand, welcher Klasse er auch angehöre und in welcher Stellung er sich befinde, verfolgt oder in seiner Person, in seinem Besitz oder in der Ausübung seiner Rechte beeinträchtigt werden auf Grund von politischen oder militärischen Akten oder von Meinungen, die er während der Feindseligkeiten geäußert hat. Die aus diesem Grunde festgenommenen oder verbannten Per— sonen sollen unverzüglich in Freiheit gesetzt werden.

Der bulgarische, serbische und griechische Ge— sandte sind ,. mit dem l , von Kon⸗ stantinopel abgereist. Die Provinzialbehörden haben die K und serbischen Konsuln aufgefordert, die Türkei zu verlassen.

Zur Deckung der Ausgaben für drei Monate Mobili⸗ sierung sind durch ein vorläufiges Gesetz Kredite in Höhe von 6526 116 Pfund bewilligt worden.

Nach amtlichen Veröffentlichungen hat der Kampf an allen Grenzen begonnen. Die bulgarischen Truppen haben, wie „W. T. B.“ meldet, Kourkkale, einen strategisch wichtigen Punkt auf türkischem Boden in der Nähe von Mustafa Pascha, ö und letzteres gestern eingenommen, ferner die türkischen Blockhäuser bei Palanka sowie die bei Nalbend Tschepeler und Teberet angegriffen. „Alemdar“ meldet eine Niederlage der Bulgaren bei Karabunar. Die Bulgaren sollen sich unter großen Verlusten eine halbe Stunde ins Innere zurückgezogen haben.

Das Gefecht bei Podujewo und Prepolatz an der serbischen Grenze hat einen größeren Umfang angenommen. Auf beiden Seiten sind Verstärkungen eingetroffen. Die Türken haben alle Angriffe der Serben zurückgeschlagen, Man kämpft auf beiden Seiten mit größter Erbitterung; die Verluste sind noch unbekannt. Privatmeldungen aus Nisch besagen, daß e h Banden die serbische Grenze südwestlich von Kruschewaßz überschritten und in drei serbischen Dörfern Metzeleien verübt hätten. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht liegt nicht vor.

Vorgestern früh haben drei griechische Regimenter in der Nähe von Elassong die türkische Grenze über— schritten, ohne Widerstand zu finden.

Griechenland.

In der Deputierten kammer machte gestern der Minister des Aeußern Mitteilung von der Kriegs⸗— erklärung und verlas die von dem Gesandten Gryparis über⸗ reichte Note, deren Text dem der bulgarischen Kriegserklärung entspricht. Der Minister erklärte, bis zum letzten Augenblick habe die Türkei nicht aufgehört, Schritte zu unternehmen und Versprechungen zu machen, um Griechenland von der Entente der Balkanstaaten abwendig zu machen. Der Minister⸗ präsident Venizelos verlas eine Königliche Bot— schaft, die besagt, daß die Leiden der unterdrückten Brüder die Balkanstaaten gezwungen hätten, zu den Waffen zu greifen, und weiter ein Telegramm des Kronprinzen, worin dieser den griechischen Einmarsch in türkisches Gebiet meldet. Der Marineminister gab die Abfahrt der griechischen Flotte kund, deren einziger Wunsch sei, die türkische Flotte ihren Ankerplatz verlassen zu sehen. Der Präsident der Kammer erbat unter begeistertem Beifall die Genehmigung, den Ver⸗ bündeten einen neuen brüderlichen Gruß der Kammer in dem gegenwärtigen Augenblick zu entbieten, wo im Namen der christ⸗ lichen Zivilisation die Geschütze gegen die Barbarei donnern unter der Begeisterung von ganz Griechenland.

Serbien.

Die serbische Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, ihren Gesandten in Konstantinopel beauftragt, dem türkischen Minister des Aeußern im Namen der serbischen Regierung eine Mitteilung zu machen, die mit der von dem bulgarischen Gesandten gemachten gleichlautend ist.

Gestern früh en in allen Kirchen Serbiens Gottes⸗ dienste für den Erfolg der Heere Serbiens und seiner Ver— bündeten stattgefunden.

Gestern nachmittag hat der König Peter ein Kriegs⸗ manifest an das serbische Volk erlassen, in dem er die un⸗ erträgliche Lage der Serben in der Türkei und das feindliche Verhalten des neuen türkischen Regimes gegenüber den Christen schildert und die Eröffnung des heiligen Befreiungskrieges verkündet.

Bulgarien.

Der Ministerpräsident Geschow hat an die Minister— präsidenten von Griechenland, Serbien und Montenegro Tele⸗ gramme gerichtet, in denen er ihnen mitteilt, daß gestern für den Sieg über den gemeinsamen Feind K ab⸗ gehalten und vom Metropoliten in Sofia inbrünstige Gebete für die Gesundheit der vier verbündeten Souveräne und des Kaisers von Rußland, des Schutzherrn der orthodoxen Völker, owie für den Erfolg der vier verbündeten Armeen und

ationen gesprochen worden seien.

Ich. freue mich“, so heißt es laut Meldung des W. T. B. in der Depesche, „Ihnen von dieser ergreifenden Zeremonie Mitteilung machen zu können, durch die unsere heilige Kirche ein Ereignis segnete, das zum ersten Male in der Geschichte der Balkanvölker zu ver— zeichnen ist. Ich bitte Sie, meine Glückwünsche entgegenzunehmen sowie meine aufrichtigsten Wünfche, daß unfer Werk von einem guten

und glücklichen Ende gekrönt werden möge. Ich flehe zum All— n hi fr daß die erb enn Heere sie 63 aus dem Kampfe her⸗ vorgehen, in den wir für eine Sache eintreten, die nur groß und erhaben sein kann, da sie vier erleuchtete Souveräne und vier arbeitsame und fortschritts freundliche Völker zu verbinden im⸗

stande war. Asien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist Salar ed Dauleh in schnellem Anmarsch gegen Teheran begriffen; zum Schutze der Stadt werden schleunigst Truppen und Geschütze zusammengezogen. .

Der Landtag der Fürsten der inneren Mongolei hat seine Sitzungen geschlossen, nachdem er die neue Staatsform Chinas anerkannt und den Vorschlag der Regierung über die Beziehungen der inneren Mongolei zu China angenommen hatte.

Statistik und Volkswirtschaft.

Der deutsche auswärtige Handel im September und in den 9 Monaten Januar bis September 1912.

Wie . W. T. B. berichtet, betrug die Einfuhr in das deutsche Zollgebiet im Monat September d. J. 6194175 t Waren, außer⸗ dem 13 385 Pferde und 76 Wasserfahrzeuge (gegen 6085 449 t, ooh Pferde und 103 . im September 1911), die gleichzeitige Ausfuhr aus dem deutschen Zollgebiet 5 Soc 53s t, außerdem 425 Pferde und 91 Wasserfahrzeuge (gegen 5 054 627 t, 412 . und 65 Wasserfahrzeuge im September 1911).

n. den neun Monaten Januar bis Septem ber d. J. wurden zz 146 808 t, 110 610 Pferde und 772 Wasserfahrzeuge gegen 49 793 26 t, 123 743 Pferde und 665 Wasserfahrzeuge im gleichen Zeitabschnitt von 1911) e inge führt und 48 038 182 t, 5974 Pferde und 27 Wasserfahrzeuge (gegen 43 0866 570 t, 4843 Pferde, und 660 Wasserfahrzeuge im gleichen Zeitraum von 1911) ausgeführt.

Die Werte erreichten Millionen Mark: im September d. J. in der Einfuhr 789, an Waren und 35,5 an Edelmetallen (gegen 786,z und 165,8 im September 1911), in der Aus fuhr 766,1 an Waren und h, an Edelmetallen (gegen 718,8 und 18,7 im Sep⸗ tember 1911). in den neun Monaten Januar bis Sep⸗ tember d. FJ. in der Einfuhr 7576,55 an Waren und 278.5 an Edelmetallen (gegen 7008,57 und 232,0 im entsprechenden Zeitraume von 1911), in der Ausfuhr 6401,5 an Waren und 84,3 an Edel metallen (gegen 909,6 und 87,8 im entsprechenden Zeitraum von 1911).

Zur Arbeiterbewegung.

In Plauen sind, wie die Lpz. Ztg.“ berichtet, die Appretur-⸗ arbeiter in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie verlangen eine Lohnerhö hung bis zu 15 09. In der Plauener Ba umwoll⸗ spinne rei haben gegen 300 Arbeiter wegen Lohnkürzungen gekündigt.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Jagd.

Mittwoch, den 23. d. M. findet Königliche Parforce— jagd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 45 Minuten am Dyrotzer Schafstall.

Wohlfahrtspflege.

Die Groß Berliner Auskunftsstelle für Frauenberufe 6 am 1. Oktober d. J. ihre Tätigkeit begonnen. Die Auskunfts⸗ telle sieht ihre Aufgabe darin, Frauen und Mädchen jedes Alters und Standes, besonders aber der schulentlassenen weiblichen Jugend Groß Berlins, bei der schwierigen Frage der Berufgwahl helfend zur Seite zu stehen. Hier will die Auskunftsstelle, die von einer volkswirtschaftlich geschulten Frau geleitet und mit ausreichendem Material zu einer sicheren Beurteilung der Berufs— fragen laufend versehen wird, mit ihrer Wirksamkeit einsetzen. Ihr Zweck ist, . zu geben und Rat zu erteilen. Mit der Stellen⸗ vermittlung befaßt sie sich nicht. Die mündliche Auskunft wird unentgeltlich erteilt. ie Geschäftsstelle befindet sich Genthinerstraße 19, Gartenhaus, parte rre. Die Sprech— st un den sind am Montag, Donnerstag und Sonnabend von 4— 7 Uhr, am Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10—1 Uhr.

Bauwesen.

Das Inhaltsverzeichnis der Jahrgänge 1901 bis einschl. 1910 vom Zentralblatt der Bauverwaltung“, heraus⸗ ee, im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, ist erschienen (Ver⸗ ag von Wilhelm Ernst u. Sohn in Berlin).

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Saatenstand in Italien im letzten Drittel des Monats September.

Die ungünstige Witterung hat in vielen Gegenden die Wein⸗ trauben nicht zur vollen Relfe kommen lassen und die Lese beein⸗ trächtigt. Das Ergebnis der Maisernte ist im allgemeinen ziemlich wan. Der Schnitt des Reises dauert an. Die Felder werden, strichweise unter guten Bedingungen, für die neue Aussaat bestellt. k 13 Kaiserlichen Generalkonsulats in Genua vom 14. Ok⸗ tober 1912.

Flachsernte in Belgien.

Der Kaiserliche Generalkonsul in, Antwerpen berichtet unterm 12. d. M.: Die Flachsernte in Belgien wird sowohl nach Menge als nach Beschaffenheit als sehr gut bezeichnet. Der Flachs ist lang, i stark und von schöner Farbe. Die Faser ist genügend weich und chmiegsam und im Durchschnitt besser als diejenige im Frühjahr.

Erntebericht aus Bulgarien.

Im Amtsbezirk Varna wurde im Monat September die Maisernte in Angriff genommen. Mit der Aussaat der Winterhalm— früchte wurde hier nicht angefangen.

Ueber den Ertrag der Mals- und Bohnenernte konnten dies— seits keine Ziffern ermittelt werden, da auf die Moßhilisierung Bul— gariens hin auch die Kanzlei des hiesigen staatlichen Agronomen und die Getreidebörse geschlofsen wurden. ;

Nach Angabe der monatlichen Bulletins der Generaldirektion für . Königreichs Bulgarien betrugen die Anbauflächen im

ahre ?

L., für den Kreis Varna; Win terweizen 150 791 ha, Frühjahrsweizen 27777 ha, win ;, 1569 ha, Früh⸗ jahrsroggen 164 ha, Wintergerste 675 ha, Frühfahrs⸗ , 46 64 ha, Ha fer 17 226 ha, Hir se 1317 ha, Mais 40 482 ha.

avon entfielen: auf den Bezirk Baltschik; Winterweizen 22 365 ha, Frühjahrsweizen 22 439 ha, n,, 323 ha, Frühjahrsroggen 30 ha, Frühjahrsgerste 15 576 ha, Hafer 4964 ha, Hirse 5h ha und Mals 27761 ha; auf den Landbezirk Varna: Winterweizen 22332 ha, Frühjahrsweizen 1103 ha, Winterroggen 454 ha, Früh⸗— jahrsroggen 104 ha, Wintergerste 656 ha, gin se gtd 3549 ha, Vafer 26564 ha, Hirse 20 hr und Mals 6527 ha; auf den Bezirk Döobritsch: Winterweizen 46 089 ha, Frühjahrsweizen 3490 ha, Winterroggen 284 ha, Frühjahrsroggen 7 ha, Wintergerste 412 ha,

Frühjahrsgerste 22 979 ha, Hafer 6195 ha, Hirse 877 ha und Mais 10 400 ha

II. für den Kreis Burgas: Winterweizen 144 082 ha, Früh⸗ jahrsweizen 5475 ha, Winterroggen 17 544 ha, Frübjahrsroz gen äl45 ha, Wintergerste 16 049 ha, Frühjahrsgerste 12 655 ha, Hafer 25 550 ha, Hirse 1635 ha und Mals 33 gö2 ha.

III. für den Kreis Schum la: Winterweizen 87 257 ha, Früh⸗ jahrsweizen 95 ha, Winterroggen 4054 ha, Frübjahrsrongen 185 ha, Wintergerste 13 214 ha, Frühjahrsgerste 2452 ha, Hafer g3954 ha, Hirse 472 ha und Mais 39 129 ha.

Die Zufuhren waren sehr schwach und blieben gegen Monats⸗ ende fast aus. Das Getreidegeschäft konnte sich nicht entfalten und littt unter der am Platze herrschenden, infolge der politischen Lage hervorgerufenen allgemeinen Stockung. Zudem war die Ausfuhr nach den westeuropäischen Häfen wegen der hohen Frachten sehr erschwert;

egen Schluß des Monats stiegen dieselben auf 17 sh. für die Tonne ür Antwerpen, während sie 14 Tage vorher nur 12 sb. aus machten und in der nämlichen Zeit des Vorjahres 9 sh. 3 d. Weijen wurde zumeist von den einheimischen Mühlen aufgekauft, zum Export kamen einige Partien nach Griechenland und Antwerpen. In Roggen, Gerste und Bohnen war der Ausfuhrhandel ein ganz unbedeutender.

An Preisen notierten für den Doppelzentner in Varna und in Burgas:

Weizen je nach Qualität. lI6, 00 18,70 Fr. Wei jen J. Qalität, Burgaser Export 21,50 ö Gerste je nach Qualitãt .. . . 15,8018, 00, Gerste J. Qualität, Burgaser Export 21,00 ; 1 1439 Ih io, Roggen J. Qualität, Burgaser Export 17,75 z Bohnen J a g,

Mit der Mobilmachungsorder vom 30. September d. J. wurde gleichzeitig auch ein Ausfuhrverbot für Zerealien, Viehfutter und Ge⸗ treideprodukte erlassen, das die in Südosten gegen die türkische Grenze

elegenen bulgarischen Zollämter u. a. auch des Kreises Burgas eh fft. Inzwischen wurde durch einen weiteren Ukas der Viehexport aus Bulgarien verboten.

Durch die allgemeine Mobilisierung, sowie durch das dreimonat⸗ liche Moratorium ist jeder Handel lahmgelegt; hierdurch werden die Häfen Varng und Burgas sehr schwer betroffen; in Sonderheit wird von einem Getreidegeschäft in der nächsten Zukunft nicht die Rede sein dürfen, da Zufuhren unmöglich sind und Bargeld von den Banken nicht ausgezahlt wird; außerdem kann eine Neubestellung der Felder nur in ganz beschränktem Umfange vorgenommen werden. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Varna vom 8. Oktober 1912)

St. Petersburg, 18. Oktober. (W. T. B.) Nach der Schätzung des Statissischen Zentralkomitees beträgt der voraus⸗ sichtliche Ernteertrag in 73 Gouvernements Rußlands an Winterroggen 1 599 996 und an Winterweizen 406149 Tausend Pud.

Verkehrswesen.

In der Deutsch-Asiatischen Gesellschaft sprach am Freitag der Gouverneur a. D. und Admiral z. D. von Truppel über Ostasigtische Eisenbahnpläne und Tsingtau“. Der Vortragende knüpfte an einen Besuch in Dalni vor 16 Jahren an, das nach den damaligen russischen Plänen vermöge der Süd agen und Sibirischen Bahn eln Mittelpunkt des Welthandels werden sollte als Brückenkopf der Eisen⸗ bahnverbindung zwischen Europa und Ostasien, zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean. Nachdem 1965 Dalni und die Mandschurische Bahn japanisch geworden, hoffte Tsingtau einmal dieser Pacificendhafen der Kontinentalbahn zu werden, sobald er erst durch die Tsin⸗Pu⸗Bahn Anschluß nach Peking und über Kiachta an die Sibirische Bahn habe. Denn der große Umweg der jetzigen Bahn über Charbin—Mukden könne nicht als eine so direkte Europaverbindung Pekings angesehen werden, um dem Handels— und Güterverkehr genug neue Wege zu weisen und einen solchen Pacifichafen zu erfordern. Dagegen sei durch Er— öffnung der Tsin⸗Pu⸗-⸗Bahn bereits jwischen Tsingtau und Tientsin der Wetibewerb um das Hinterland dieser Bahn, und damit eine Art Kampf um Peking brennend geworden. Der Vortragende verglich nun beide Häfen und sprach Tsingtau, dem besten Hafen Ost— asiens von Singapore bis Wladiwostok“, die größeren natürlichen Vor⸗ züge, Tientsin eine Reihe eg ie g gewordener Vortetle zu, die sich die Wage hielten. Wenn nach Bau der Kiachta⸗Bahn der Streit sich einmal über die Brückenkopfstellung am Stillen Ozean drehen sollte, dann würden Tsingtaus natürliche Vorzüge an Bedeutung gewinnen. Es folgten nun einige Angaben über den Plan der Klachta⸗Babn und über ihre berelts ausgeführte Südstrecke die Kalgan⸗Bahn Nach einer Schilderung des bunten Völkertreibens auf dieser Jahr— tausende alten Karawanenstraße, dem die Bahn allmählich ein Ende bereitet, ging der Vortragende auf andere Eisenbahnpläne über, die von vorneherein eine Verbindung Europas mit dem Herzen Chinas beabsichtigten. Er tat es mit Anknüpfung an einen. Vortrag, den der verstorbene Professor Freiherr von Richthofen schon im Jahre 1874 in der Geographischen Gesell⸗ schaft zu Berlin gehalten. Es hestand damals ein sogenanntes englisches Projelt mit dem Umweg über Indien, das unaus geführt blieb und dessen östlichen Teil, die Verbindung von Indien mit der ost⸗ asiatischen Ebene, Richthofen wegen der wilden Gebirgsformen Sibiriens für ungus führbar erklärte; und ein russisch⸗deutsches Projekt, das Meskau durch Sibirien mit Irkutsk und von da über Kiachta mit Peking verbinden wollte. Ein deutscher Fachmann, Dr Meissel, behandelte diesen Plan in einem 1871 in Berlin erschienenen Werkchen: Die europaͤisch⸗ asigtische Eisenbahnlinie Rotterdam Tientsin“. Die Bahn ist zwar nicht als Hauptbahn gebaut worden, wie Meissel sie forderte, mit 5 Tagen Reisedauer von Rotterdam nach Peking, aber die von ihm bezeichnete Linie ist ein Menschenalter später von der Sibirischen Bahn ziemlich genau gefolgt worden. Richthofen dagegen hielt den Eisenbahnbau durch Slbirien für eine ‚„Chimäre noch auf Generationen hinaus und befürwortete mit guten Gründen, die auch heute noch als zutreffend anerkannt werden müssen, eine Linienführung aus dem Alluvialland zwischen Jangtze⸗ und Hoangho⸗ Mündung hinaus durch Zentralasien. Die e r. dazu, im Durchbruchstale des Hoangho von der Pei⸗ Han⸗Bahn bis Singanfu, ist heute fast fertig. Von Singanfu sollte die Richthofensche Trace der alten Karawanenstraße bis Kuldscha folgen und von hier aus Anschluß nach Europa finden durch ein sibirisches Bahn— netz oder eine direkte Bahn durch das Kirgisengebiet. Ein ganz neuer Plan, der jüngst in den Grenzboten“ besprochen wurde, will wieder Moskau mit Peking herbinden, aber nicht in südlicher Umgehung der Grenz⸗ gebirge, sondern in südlicher um den Altai: von Moskau nach Semspala⸗ tinsk, dann durch ein geeignetes Tor zwischen Altai und Schienschan nach, der Oase Chami und dann in gerader Linie östlich quer durch die Wüste Gobi nach Galgan und Peking. Ber Vortragende besprach die Einzel- heiten dieses groß angelegten Plans, der als internationale Aktiengesell. schaft eine Interessengemeinschaft der Alten Welt schaffen und diefe durch den mächtigen Schienenweg wie mit einem Reifen umschließen sollte, Er kam an der Hand von ECinzeichnungen der kürzesten Verbindungen in einer Karte zu dem Ergebnis, daß Peking nicht der geeignete östliche Zielpunkt für diese Weltbahn sei und feine Bedürf⸗ nisse nach schnellerer Verbindung mit Europa auch in aller Zukunft vorteilhafter auf dem Wege über Kiachta und Sibhrien gedeckt würden. Nach des Vortragenden Ansicht ist die gegebene Linienführung für eine solche Trangkontinentalbahn: Mot kau= = Semipalatinsk um den Altai nach Chami, dann ziemlich genau nach ,, und auf der jetzigen Bahnstrecke nach Chencheu an der Pei Han- Bahn., Von hler gehen bereits straßenförmige Verbindungen nach allen wichtigen Orten der Alluvialebene und des Stillen Ozeans; es brauchen nur Pei⸗Han und Tsin⸗Pu⸗Bahn miteinander in Verbindung gebracht zu werden.

(Weitere Nachrichten über ‚Verkehrswesen“ befinden sich in der Ersten Beilage.)